Competition - My Ass! von Shoot_the_puppy (written by crazypark & me) ================================================================================ Kapitel 16: Emotionen zwischen Monstern und Sumpfkühen ------------------------------------------------------ Kapitel 16 Hallo ihr :D So wir haben offiziell die 50.000 Wörter geknackt XD Irgendwie ist das Ding leicht ausgeartet :D und wir sind noch lange nicht am Ende XD Vielen Dank an Kamenashi_Kazuya für den lieben Kommi Viel Spaß beim lesen *** Emotionen zwischen Monstern und Sumpfkühen Jin Ich brauchte eine Weile, bis Kames Botschaft zu mir durchgedrungen war. Als dies jedoch geschehen war, grinste ich sicherlich wie ein Honigkuchenpferd. Er wollte wirklich mit mir ausgehen, so richtig. Ich hatte keine Ahnung, wie es zu seinem Sinneswandel nach dem ganzen letzten Scheiß gekommen war, aber das war mir auch egal, als ich dem Vorschlag freudestrahlend zustimmte. Kurzzeitig hatte ich den Gedanken, dass er dies nur aus Mitleid tat, aber dann wäre er nicht so nervös gewesen. Ganz offensichtlich lag ihm doch etwas an mir und das machte mich gerade unglaublich glücklich. „Was wollen wir machen?“, fragte ich völlig angetan. „Ähm, weiß nicht. Darüber hab' ich nicht so genau nachgedacht“, kam es schüchtern und ich musste ein entzücktes Aufseufzen unterdrücken. Der sonst so selbstsichere Kame verhielt sich gerade wie ein ängstlicher Schuljunge, der vor einer neuen Klasse stand. „Wollen wir in den Freizeitpark in Yokohama gehen?“ Ich wollte schon seit langem mal dahin, hatte aber nie die Gelegenheit gehabt. Mit Kame würde das sicherlich Spaß machen. „Okay“, stimmte er mir zu, ohne die Miene zu verziehen. Ich hatte den Eindruck, dass ihm alles recht war, solange nur jemand anderes die Entscheidungen für ihn übernahm. Allem Anschein nach war dies kein Gebiet, auf dem er viel Erfahrung hatte. Um so mehr Gelegenheiten gab es für mich, mich von meiner besten Seite zu zeigen! „In zwei Tagen haben wir einen freien Tag, wäre es dir da recht?“ „Klingt gut“, meinte er immer noch leise und sah mich dann doch mal wieder an. „Ich muss dann auch wieder los. Wir labern noch mal“, sprach's und schon trat er die Flucht an. Den sollte noch mal wer verstehen. Aber egal. Ich war einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Und es ging noch nicht einmal von mir aus, wenn das mal kein gutes Zeichen war. Ein Date war für mich eine Verabredung mit der Option, dass eine Beziehung daraus entstehen könnte. Das war meine Definition davon und mir wurde gerade etwas anders zumute. Irgendwie war das die Aussicht auf etwas Ernstes und das rief unliebsame Erinnerungen an Amerika zurück. Dies teilte ich dann auch Kyo mit. „Freu dich doch, dass mein Plan letztlich doch funktioniert hat.“ Ich wies ihn mal lieber nicht darauf hin, dass es sicher nicht sein Plan gewesen war, der Kames Vorschlag herbeigeführt hatte. Auf die Diskussion hatte ich keine Lust, denn dafür war ich viel zu gut gelaunt. „Ja, aber das letzte Mal lief es anfangs ähnlich“, erinnerte ich ihn an meine Beichte. „Ich glaube nicht, dass er zu der Sorte Mensch gehört.“ „Du kennst ihn doch gar nicht.“ „Bei wem tut man das schon?“ Guter Punkt. Damals dachte ich auch, ich würde meinen Partner kennen und dann kam das dicke Ende. Man kannte jemanden nur so weit, wie es die gemeinsam erlebten Situationen erlaubten und das waren bei mir und Kame noch nicht allzu viele. Daher war es dringend an der Zeit, dies zu ändern. Es war soweit: Mein erstes Date mit Kame stand an und mir wurde das erst so richtig bewusst, als ich vor meinem Kleiderschrank stand und mich mit der Frage auseinandersetzte, was ich denn anziehen sollte. Das Wetter versprach, gut zu werden, also konnte ich getrost ein ärmelloses Shirt anziehen. Bis dahin war ich schon gekommen, das Problem war nur, dass ich immer noch zu viel Auswahl hatte. Ich merkte, dass ich von Kame gar nicht so viel wusste. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, was seine Lieblingsfarbe war. Und mit diesem mickrigen Wissen hatte ich vorgehabt, ihn zu einer Beziehung zu überreden. Gut, dass wir es nun doch langsam angehen ließen. Und das sollte ich auch mal tun, meine Güte. Ich benahm mich gerade so, als ob daraus wirklich ernsthaft etwas werden könnte. Nicht nur, dass die Gegebenheiten für uns mehr als schlecht waren, es war auch ein kleines Weltwunder, dass sich mein Kollege überhaupt für ein Date bereiterklärt hatte. Ich sollte ihn keinesfalls mit solchen Planungen verschrecken. Also hieß es wie immer schön die Klappe zu halten und zu lächeln. Ich würde ihn schon überzeugen und diesmal nicht auf Kyos sondern auf meine Art. Mit diesem Leitspruch traf ich mich mit meinem Date, nachdem ich mich für ein schlichtes Outfit entschieden hatte. Vielleicht wäre ein wenig mehr Aufwand doch ratsam gewesen, denn Kame sah wie immer unverschämt gut aus. Entweder lag es an meiner rosaroten Brille, die ich permanent trug, oder er hatte sich tatsächlich für unsere Verabredung herausgeputzt. Was es auch war, meine Nervosität minderte es so oder so nicht. „Hi“, versuchte ich es mit einem Lächeln und hoffte, dabei nicht kläglich zu versagen. „Hey“, kam es zögerlich zurück und ich konnte sehen, wie er sich bemühte, die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Sonderlich glücklich sah er dabei nicht aus, eher so, als wünschte er sich dringend von hier weg und als bereute er seinen Vorschlag längst. „Wollen wir?“, fragte ich bemüht euphorisch und schwang die Eintrittskarten hin und her, die ich schon vorsorglich gekauft hatte, um die Stimmung aufzulockern. Wenn wir uns nicht beide bald entkrampften, würde unser erstes Date in einer Katastrophe enden. Von Kame erntete ich nur einen Laut, der nach einem „hmpf“ klang und entweder so viel bedeutete wie: „Ist mir doch kackegal“ oder „Lass es uns bloß schnell hinter uns bringen“. Ich konnte indessen nur hoffen, dass seine Zurückhaltung daher rührte, dass er einfach nervös war. Ich fragte mich ja immer noch, warum er mit mir ausgehen wollte. Ob er eine Wette verloren hatte? Diesen Gedanken verbot ich mir jedoch. Ich würde es schon noch erfahren und jetzt galt es erst einmal, das Gruselhaus zu entern! Es war die erste Attraktion, an der wir vorbeikamen, die unser Interesse weckte. Ein Geisterhaus war eben noch die beste Mutprobe, immerhin waren wir echte Kerle und dies galt es nun zu beweisen. „Ganz schön dunkel hier“, murmelte Kame und stieß sich prompt an irgendetwas. Zumindest entnahm ich dies seinem gefluchten Schmerzensschrei. „Hm-hm“, machte ich und bekam langsam so etwas wie Schiss. Sollte hier nicht bald mal etwas passieren? Wir waren schon einige Schritte durch die stockdusteren Gänge gelaufen und kein Monster war uns bisher begegnet. Nicht, dass ich unbedingt scharf darauf war, aber je länger so etwas dauerte, desto mehr würde ich mich am Ende erschrecken. Ich kannte mich doch. Wenn ich schon so etwas erwartete, war der Schock, wenn es dann passierte, umso größer. Wir wanderten noch eine Weile herum, als mich etwas am Arm berührte. „Warst du das?“, fragte ich Kame. „Was?“, sagte er noch verwirrt, als er dann plötzlich los kreischte. Panikartig drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah irgendetwas Großes, Unförmiges und stimmte in Kames Gekreische mit ein. Ich wollte gar nicht wissen, was das war. Dasselbe dachte sich wohl auch mein Kollege, als er losrannte und ich sah zu, hinterherzukommen. Stehen blieben wir keuchend an der nächsten Abbiegung. Man, waren wir ein paar Schisser. „Alter, kannst du hoch schreien. Meine Ohren tun weh“, moserte er nach einer Weile. „Hast wohl vergessen, dass du zuerst losgebrüllt hast“, erwiderte ich grinsend. „Ok, der Punkt ging an dich.“ „Führst du etwa Protokoll?“ „Klar, was denkst du denn?“ „So einiges und im Moment vor allem, dass ich hier wieder raus will.“ Gegen meinen Vorschlag hatte er nichts einzuwenden und ich war froh, dass unser Date sich langsam entspannte. Zumindest was die Stimmung anging, denn unsere Nerven wurden noch eine Zeitlang strapaziert, bis wir endlich diesen blöden Ausgang gefunden hatten. „Als nächstes etwas harmloses?“ „Hab nix dagegen“, stimmte Kame zu und blinzelte geblendet von der plötzlichen Helligkeit. „Auf gehts“, meinte ich und lotste den halb Blinden durch den Park. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Aber als ich mich nach allen Seiten umschaute, konnte ich niemanden entdecken, der uns anstarrte. Wahrscheinlich litt ich seit dem Drama einfach nur unter Verfolgungswahn. Ich war wirklich froh, dass wir das überstanden hatten. Nur fragte ich mich, was jetzt mit unserem Wettbewerb werden würde. Bislang waren alle Abstimmungen zu knapp gewesen, um einen von uns zu feuern. Theoretisch müsste das den Managern ja Grund genug sein, uns beide in der Band zu behalten, aber ich bezweifelte, dass deren Horizont so weit reichte. Ich sollte mir wirklich dringend etwas deswegen einfallen lassen und wo konnte man besser darüber nachdenken als im Riesenrad? Scheinbar fand aber nur ich das entspannend. Irgendwie machte mein Kollege nicht den Eindruck, dass er sich in der Gondel sonderlich wohl fühlte. Ich hatte eher das Gefühl, je höher wir stiegen, desto schlimmer wurde es. „Hast du etwa Höhenangst?“, äußerte ich daher meine Vermutung. „Ein bisschen“, murmelte er leicht blass um die Nase. „Warum sind wir dann bitte eingestiegen?“ „Um die Aussicht zu genießen?“, versuchte er zu scherzen. Dieser Kerl war wirklich unverbesserlich. Kurzerhand tauschte ich den Platz ihm gegenüber mit dem neben ihm. "Was wird das?", fragte er skeptisch. "Ablenkung", erklärte ich und griff mir seine Hand. Sein Gesichtsausdruck war danach wirklich unbezahlbar und erinnerte mich stark an ein erschrockenes Eichhörnchen. Als ich mich genug daran ergötzt hatte, schaute ich demonstrativ aus der Fensterscheibe und tat das, wonach wir Kames Meinung nach im Riesenrad saßen. Der Anblick der Umgebung aus dieser Höhe war wirklich atemberaubend, auch wenn er keinesfalls mit dem von meinem Kollegen mithalten konnte. Aber ich wollte ihm nicht mehr abverlangen, als ich es ohnehin tat, indem ich in anstarrte. So neben ihm zu sitzen, machte mich im Grunde schon sehr glücklich. Nach einer Weile verschränkte er jedoch seine Finger mit meinen und auf meine Züge schlich sich ein zufriedenes Grinsen. Vielleicht war das nur eine Panikreaktion aufgrund seiner Höhenangst, aber das änderte nichts an der Gesamtsituation. Er hätte sich ja immerhin auch in die Sitzbezüge krallen können. „Ich will nicht, dass einer von uns die Band verlassen muss“, gestand ich leise. „Ich auch nicht“, war die Antwort und die restliche Fahrt schwiegen wir uns an und hingen unseren Gedanken nach. Als wir wieder ausstiegen, schien Kame noch erleichterter zu sein als erst beim Gruselhaus. Ich sollte wirklich dringend etwas tun, damit er sich wohl fühlte, nur hatte ich keinen Plan, was ihm gefallen könnte und so schlenderten wir ziellos umher, bis wir an einer Schießbude vorbeikamen. Kame blieb stehen und inspizierte ausgiebig die Teddys, als hätte er noch nie welche gesehen. „Soll ich dir einen schießen?“, grinste ich breit. „Als ob du treffen würdest“, kam es schnippisch. War ihm doch nicht etwa peinlich? Aber hey, das ging gerade gegen mein Ehrgefühl. „Hast du 'ne Ahnung“, meinte ich und ging daran, meine Männlichkeit zu verteidigen, wie so oft seit ich meinen Kollegen kannte. Ich brauchte fünf Versuche, aber dann hatte er endlich sein heißgeliebtes Präsent. Ich freute mich immer, wenn ich Kinder glücklich machen konnte. Und genau das war er in diesem Moment für mich. Ein kleines Kind, das mit leuchtenden Augen sein neues Spielzeug betrachtete. Ich konnte nur hoffen, dass er es nicht genau so schnell wieder satt hatte und in die nächstbeste Ecke warf. Die restliche Zeit hatten wir jedenfalls Spaß, aber irgendwann war auch der schönste Tag vorbei und ich brachte Kame noch Gentlemanlike nach Hause. "Willst du noch mit rauf kommen?", fragte er und ich war mir nicht ganz sicher, was er mit dieser Frage bezweckte. Im Normalfall lief so etwas auf Sex hinaus, nur konnte ich mir das schwerlich vorstellen. Trotzdem ging ich kein Risiko ein, als ich antwortete: "Ein anderes mal. Ich muss morgen früh raus." Kame nickte nur verständnisvoll und wir standen uns etwas unbeholfen gegenüber. "Ich fand's heute sehr schön", sagte ich aufrichtig. "Hat's dir denn auch gefallen?" Nachdem ich das gesagt hatte, kam ich mir reichlich dämlich vor. Ich hasste es, wenn ich nicht wusste, wie ich mich verabschieden sollte. Vielleicht hätte ich doch mit rauf kommen und wenigstens noch ein paar Bier zischen sollen. Aber es war zu spät, den Fehler zu korrigieren, ohne wie der letzte Spaten dazustehen. Ich hatte das Gefühl, in Kames Nähe alles falsch zu machen. Kame Jins letzte Frage ließ mich breit grinsen. Es erinnerte mich ein wenig an die berüchtigte "War ich gut"-Frage nach dem Sex. Es beruhigte mich, dass nicht nur ich Stuss redete, wenn ich nervös war. "Es war wirklich ein schöner Tag." Den ich erst einmal verdauen musste. Aber diesen Zusatz behielt ich lieber für mich. Bei meinem Talent verstand mein Gegenüber das noch völlig falsch. "Wir sehen uns dann morgen beim Training." Ein letztes Lächeln und schon machte ich mich samt Teddy auf den Weg in meine Wohnung. Dort angekommen setzte ich das mittelgroße Plüschtier auf meinem Bett ab und flüchtete mich regelrecht unter die Dusche, den Ort wo ich am besten nachdenken konnte. Heute morgen war ich noch kurz davor gewesen, alles abzublasen. Was wäre, wenn ich Jin einfach nur falsche Hoffnungen mit meiner Aktion machte oder noch schlimmer, was war, wenn ich wirklich feststellte, dass ich einfach mehr für ihm empfand als nur Freundschaft? Durch diese Gedanken war ich mehr als nur verkrampft gewesen und hatte es ihm sicher nicht einfach gemacht. Dabei wurde es ein wirklich schöner Tag, auch wenn sich mein Herz und Magen erst einmal davon erholen mussten. Ob das nun an der Nähe zu meinem Kollegen oder an dem Gruselhaus bzw. dem verdammt hohen Riesenrad lag, vermochte ich nicht zu sagen. Im Grunde war ich keinen Schritt weiter. Ich hatte seine Anwesenheit genossen, aber das war ja nichts neues. In meine Schlabbersachen gehüllt ging ich wieder zurück in mein Schlafzimmer und betrachtete den Bären, welcher mich vom Bett aus anstarrte. Er hatte hellbraunes Fell und große braune Kulleraugen. Er erinnerte mich sogar ein wenig an Jin, daher verpasste ich ihm auch spontan den Namen Bakanishi. Seufzend ließ ich mich neben dem Stofftier nieder. "Du kannst mir auch nicht helfen, was?“ Keine Antwort, dafür klingelte mein Handy im Nebenzimmer kurz. Eine Nachricht von Koki, ob ich denn noch lebte und wenn ja, wo ich Jin verscharrt hätte. Eine entsprechende Antwort bekam er natürlich zurück, dieser Sack. Aber da ich gerade das Telefon in der Hand hielt, könnte ich Jin noch etwas schreiben. Die Verabschiedung vorhin war irgendwie seltsam gewesen. Ich hatte mich nicht einmal richtig bedankt. Fünf Versuche später und ich gab es auf. Egal, was ich tippte, alles klang furchtbar. Frustriert schmiss ich das Stück Plastik in die Ecke und ging lieber ins Bett, wo ich ja dank Bakanishi nicht mehr alleine schlafen musste. Offiziell stand heute Tanztraining an, aber es sollte zumindest für mich vollkommen anders kommen. Kaum war ich aufgestanden, klingelte auch schon das Telefon aus der Ecke, wo es ja seit gestern Abend verweilte. In der anderen Leitung war die Sekretärin irgendeines oberen Futzis des Sklavenvereins, welche mir nicht gerade freudig mitteilte, dass ich mich doch gefälligst so schnell wie möglich bei ihnen einzufinden hatte. Das Training wäre abgesagt. Mir rutschte das Herz in die Hose. Das klang nicht gerade nach einem netten Kaffeekränzchen. So schnell, wie nur irgend möglich machte ich mich fertig und schaffte es tatsächlich in Rekordzeit, in dem Gebäude anzukommen. Erneut ging es in einen dieser kleinen, stickigen Konferenzräume. Mir wurde mit wenigen Worten ein Platz angeboten. Die meisten Leute kannte ich nur vom kurzen Sehen. Zum Großteil arbeiteten sie in der PR- oder Rechtsabteilung. Da wurde es mir gleich noch flauer im Magen zumute. Keine zwei Minuten später hechtete auch schon Jin in das kleine Zimmer. Verwirrt blickten wir einander an, bis der Ältere dazu aufgefordert wurde, neben mir Platz zu nehmen.  „Dann sind wir ja endlich vollzählig“, donnerte die Stimme von einem der Manager durch die Räumlichkeit und ließ mich regelrecht zusammen zucken. Der war scheinbar mit dm falschen Bein heute morgen aufgestanden. Mir schwante Schlimmes und auch meinem Sitznachbarn schien es da nicht wirklich besser zu gehen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, während das Licht gedämpft wurde, damit die Bilder, welche an die Wand projiziert wurden, deutlicher zu sehen waren. Oh shit, und was für Bilder. „Heute morgen klingelte unsere Hotline Sturm. Reporter fragten natürlich, was diese Bilder, welche seit gestern Abend im Internet kursierten, zu bedeuten haben“, fuhr der Oberfutzi streng fort und ich versuchte, mich schon mal so klein wie möglich auf meinem Stuhl zu machen. Scheiße noch eins. Es handelte sich um Fotos von mir und meinen Kollegen im Freizeitpark. Eins muss gerade geschossen worden sein, als wir aus dem Gruselhaus kamen, das andere zeigte uns an irgendeinem Imbissstand und auf dem letzten saßen wir lachend nebeneinander auf einer Bank. Das war das schlimmste von allen, denn wir strahlten uns gegenseitig fast schon wie ein frisch verliebtes Pärchen an. „Würdet ihr mir das Ganze vielleicht erklären?“ Neben mir ertönte ein genervtes Schnauben.  „Können zwei Freunde nicht einmal gemeinsam in einen Freizeitpark gehen? Wo ist das Problem?“ Ich beneidete Jin wirklich. Mir ging hier die Pumpe und der Kerl schaffte es, so verdammen ruhig zu bleiben. Er war gerade echt mein Held.  Der alte Knacker lief bei den Worten rot an, schluckte aber jegliche Antwort runter. Ich konnte schon alleine an seinem Blick erkennen, was er dachte. Wir hätten gefälligst zu ordentlichen Sportveranstaltungen gehen oder uns gegenseitig mit Kautabak bespucken sollen, wie das echte Kerle nun mal taten, als in einen verdammen Pärchenpark zu latschen. Wenn der wüsste.  „Schadensbegrenzung“, hörte ich es nur noch und schon fingen die Vertreter der Rechtsstellung an, wild zu diskutieren.  „So schnell können wir für die Bilder keine Verfügung erwirken. Der Schaden ist schon angerichtet“, fasste Anwalt Nummer eins trocken zusammen, während alle anderen nur zustimmend nickten. Ich fühlte mich langsam wirklich wie auf der Anklagebank. Nun meldete sich doch einmal die PR-Fraktion zu Wort: „Wir können die Bilder auch zu unseren Vorteil nutzen.“ Damit erregte die fleißige Arbeitsdrohne dann doch die Aufmerksamkeit der alten Säcke.  „Wie das?“ „Die Fans wünschen sich, dass sich die beiden gut verstehen. Wir geben eine entsprechende Pressemitteilung heraus und nutzen die Bilder zu unserem Vorteil. Somit zeigen wir, dass sich die Mitglieder auch in ihrer Freizeit viel miteinander beschäftigen und können gleich gegen die Gerüchte ankämpfen, dass die beiden sich als Konkurrenten sähen und sich unsympathisch wären.“ Ich wusste nicht einmal, dass es solche Gerüchte überhaupt gab. Hatten die Menschen keine anderen Probleme? Auf der anderen Seite, wir waren nun mal Konkurrenten, wenn auch nicht offiziell. Konkurrenten, die gerade zufällig aufeinander scharf waren. Wenn das mal nicht eine gute Story wäre. Scheinbar sahen das unsere Chefs anders. „Es ist schwer, nach dem neuen Ende des Dramas Gerüchte zu vermeiden und nun auch noch diese Bilder. Ich denke nicht, dass das von Vorteil sein kann“, merkte Arbeitsdrohne Nummer zwei an. „Dann brauchen wir den beiden nur eine weibliche Begleitung für das Screening an die Seite zu stellen und zumindest die Presse hätte nichts mehr in der Hand.“ Ich glaubte wirklich, mich verhört zu haben. Hallo, wir waren auch noch da. Und für meinen Teil wurde dieses Gespräch gerade zu intim. Ich konnte mir meine Begleitungen immer noch selber aussuchen. „Sehr gut. Ich will einen ausgearbeiteten Bericht und Vorschläge für geeignete Kandidatinnen in zwei Stunden auf meinem Tisch“, sprach der Chef und alle wuselten aufgeregt durcheinander und stürmten von dannen. Wir wurden ja schon während des Meetings nicht mehr beachtet. Spontan benutzte ich meine Stirn mit der Holzplatte des Tisches und grummelte begeistert vor mich hin. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich spürte wie mir Jin kurz auf die Schulter klopfte. Wahrscheinlich sollte mir diese Geste Mut machen, aber helfen tat es nicht wirklich. „Warum immer ich?“, jammerte ich also drauf los, ohne meinen Kopf wieder vom Tisch zu lösen. „Hey, ich steck' da genauso drin“, beschwerte sich der Ältere sogleich. „Du kannst wenigstens mit Weibern umgehen.“ „Ich kann mir trotzdem eine nettere Beschäftigung denken, als mich um irgendeine Triene zu kümmern.“ Jetzt schielte ich doch mal zu ihm und blickte in ein verschmitztes Grinsen. Mir fiel da sofort auch die eine oder andere Sache ein, die ich dann auch lieber machen würde, aber das war leider alles nicht jugendfrei und für solch eine Veranstaltung geeignet. Am nächsten Tag standen unsere zwei Kandidatinnen fest. Meine Wenigkeit hatte das Vergnügen, mit einer gewissen Niigaki Risa auf dem Screening, welches übermorgen stattfinden würde, zu erscheinen. Wer auch immer. Vielleicht sollte ich die Sumpfkuh mal googeln, aber um ehrlich zu sein, interessierte mich weder wie sie aussah noch irgendwelche Details. Am liebsten hätte ich den ganzen Scheiß schon hinter mir. Brennend interessieren würde mich eher die Wahl für Jin. Der Frau könnte ich jetzt schon die Augen auskratzen, bevor es überhaupt soweit war. Leider fehlten mir dazu die benötigten Kontaktinformationen, weil das Management kurzfristig unseren gesamten Tagesablauf bis zur Party abgesagt hatte, damit wir auch ja die Füße still hielten. Mehr Skandale wollten sie auf keinen Fall riskieren. Also saß ich hier alleine in meiner Bude und langweilte mich zu Tode, weil ich nicht die Eier hatte, Jin anzurufen. Man, war ich erbärmlich. Die Klingel läutete und man konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich an der Tür war. Es hätte ja Herr Akanishi sein können, aber leider stellte sich mein Besuch nur als Koki heraus, der mir mit irgendwelchen Zetteln wild vor der Nase herumfuchtelte, nachdem er endlich oben in meiner Wohnung angekommen war. „Alter, warum kriegst du die scharfen Bräute?“, beschwerte er sich sogleich und pflanzte sich direkt auf mein Sofa. „Ich kann mein Glück selber kaum glauben“, erwiderte ich ohne jegliche Begeisterung und schaute dann doch neugierig auf die Zettel, welche er nun auf den kleinen Couchtisch ausgebreitet hatte. Auf dem einem war eine brünette, junge Frau in Bikini zu sehen. Wenn mich das jetzt vom Hocker reißen sollte, verfehlte es leider seine Wirkung. Alles andere hätte mir auch Angst gemacht. „Ist sie das?“, fragte ich unnötiger Weise nach und erntete ein kurzes Nicken. „Mit der würde ich auch gerne mal weggehen, aber nein, jetzt schnappst du mir schon die Weiber weg. Was ist nur aus der Welt geworden?“ „Sicherlich kein Ponyhof. Was soll der Rest?“, wiegelte ich das Thema schnell ab und zeigte auf die restlichen beschriebenen Blätter, „Grundinformationen über die Gute. Ich dachte, die solltest du vielleicht drauf haben.“ War ja nett gemeint, aber sah ich so aus, als würde mich die Schnepfe auch nur einen Funken interessieren? Das teilte ich ihm dann auch mit und stieß, wie zu erwarten, auf Unverständnis. „Und was willst du den Reportern erzählen, falls Fragen kommen?“ Okay, der Punkt ging eindeutig an ihn. Eine halbe Stunde später hatte ich zumindest die Basics drauf: Alter, Lieblingsfarbe und -essen, Mitglied der Hupfdohlenband Morning Musume und Brustumfang. Nach letzterem würde mich sicher keiner fragen, aber Koki hielt diese Information für lebenswichtig. Der Tag der Wahrheit war gekommen, oder eher der Abend. Ich saß in dem gestellten Wagen, herausgeputzt im Anzug starrte aus dem Fenster. Mir gegenüber hockte besagte Sumpfkuh, welche ebenso begeistert wirkte wie ich. Na das konnte ja ein Abend werden. Der Wagen hielt und schon wurde die Tür von irgendeinem Hilfsgehilfen aufgezehrt. Jetzt hieß es nur noch, das gekonnte Lächeln aufzulegen und sich schnell an den gierigen Reportern an der Seite vorbeizumogeln. Beinahe hätte ich noch meine herzallerliebste Begleitung vergessen, welche angestrengt versuchte, hinter mir her zu stöckeln und dabei nicht über die Schleppe ihres Kleides zu stolpern. Drinnen angekommen, atmete ich erst einmal tief durch und versuchte irgendwo ein bekanntes Gesicht auszumachen. „Du hättest ruhig etwas langsamer gehen können“, meckerte Sumpfkuh sofort los, als sie neben mir zum stehen kam. „Was kann ich dafür, wenn du mit deinen kurzen Stummelbeinen nicht hinterher kommst?“, erwiderte ich ebenso zickig, worauf wir uns die nächsten Minuten versuchten, mit Blicken zu erdolchen. Wahrscheinlich wären den Blicken demnächst Taten gefolgt, wenn uns nicht Junno entdeckt hätte und uns an einen Tisch heran winkte. „Jin ist auch schon hier irgendwo“, informierte mich mein Kollege, worauf ich natürlich sofort versuchte, ihn in der Menge zu finden. Und tatsächlich, nicht weit von der Bar entfernt stand er und unterhielt sich angeregt mit einer weiteren aufgetakelten Tussi, welche ja schon quasi an seinen Lippen hing. Wenn die nicht gleich ein paar Zentimeter mehr auf Abstand ging, würde es heute noch Tote geben! „Ich hab Durst“, ertönte die nervige Stimme meiner Begleitung neben mir. „Ist das mein Problem?“ „Du könntest etwas dagegen tun.“ Ihr Blick sprach Bände, aber ich sah es gar nicht ein, den Laufjungen für diese dumme Pute zu spielen. Schlimm genug, dass morgen unser gemeinsames Foto in der einen oder anderen Zeitung zu sehen sein würde. „Ich kann es aber auch lassen. Du weißt ja wo alles ist.“ Nach diesem Kommentar erhob sie sich empört und stiefelte davon, während ich mit einem seltsamen Blick von Junno bedacht wurde. „Was denn?“, zischte ich gereizt und mein Blick hing sofort wieder an Jin, welcher immer noch in seine Konversation vertieft zu sein schien. So viel zum Thema, er kann sich bessere „Beschäftigungen“ denken. Wahrscheinlich macht er dieses dämliche Weib gerade für heute Nacht klar. Nötig genug hatte er es ja. „Deine neue Freundin hätte uns beinahe umgerannt.“ Koki und Ueda grinsten nur beide dreckig und setzten sich ebenfalls zu uns an den Tisch. „Könnt euch gerne um sie streiten.“ „Man, ich versteh dich nicht. Ist doch ein geiles Gerät. Wenigstens einmal drüber rutschen sollte drin sein. Jin nutzt zumindest seine Chance“, faselte Tatsuya und wusste natürlich nicht, was er damit anrichtete. Als ob ich das nicht selbst gesehen hätte. Ich überlegte mir schon, ob vielleicht Punktsprengung eine gute Alternative war, um dieses Weib von Jin zu lösen. „Lass uns mal was trinken gehen“, meinte Koki nur und schleifte mich regelrecht davon. Trinken war eine gute Idee. Am besten sollte ich mich gleich vollkommen zulöten. Dann musste ich wenigstens dieses Elend nicht mehr mit ansehen. Leider war das mit dem Trinken wohl nur eine Ausrede gewesen, um mich von den anderen wegzulocken, denn Tanaka steuerte gerade nicht die Bar an, sondern genau das andere und somit weniger bevölkerte Ende des Raumes an. „Wie läuft es mit deinem Herzblatt?“, war seine erste Frage, nachdem er endlich stehen geblieben war. „Welchem? Das mit Brüsten oder ohne?“ „Beiden“, amüsierte er sich über meine Frage. „Nummer eins kann mich nicht ausstehen, was seit der ersten Sekunde auf Gegenseitigkeit beruht und Nummer zwei macht scheinbar gerade was für diese Nacht klar.“ „Eifersüchtig?“ Scheiße. Ja, ich war eifersüchtig und kam mir vor wie eine alte Gewitterziege, äh -bock. „Scheint so“, gab ich also kleinlaut zu und wünschte mir endlich ein Glas mit hochprozentigen Inhalt. Das konnte ich langsam wirklich vertragen. „Ist doch gut?“ Hä? „Was ist daran bitte gut?“ Das musste er mir jetzt mal erklären. „Gegenfrage: Wärst du eifersüchtig, wenn da nicht mehr als nur Freundschaft wäre?“ Ich öffnete den Mund, um irgendetwas zu erwidern, schloss ihn aber gleich wieder. Das war eine echt gute Frage. „Siehst du“, kam es nur noch und Koki zog wieder von dannen und ließ mich mit meinen Gedanken alleine. Tolles Kino, jetzt war ich auch noch verwirrt. Frustriert machte ich auf dem Rückweg einen kurzen Abstecher zur Bar. Herr Akanishi war mit seiner Schnepfe sonst wohin verschwunden, zumindest konnte ich sie nirgends mehr entdecken. Zurück am Tisch fand ich nur noch Ueda vor, welcher ebenso gut gelaunt wirkte, wie ich mich fühlte. „Alles scheiße“, seufzte er und nahm einen großen Schluck von seinem undefinierbaren Getränk. „Da sagste was“, bestätigte ich seine Aussage und lehnte mich mit dem Bier zurück. Ich brauchte heute definitiv etwas, was schnell wirkte, vor allem, als sich meine heißgeliebte Begleiterin auch wieder zu uns gesellte. Bevor ich noch gezwungen war, mich mit der zu unterhalten, hörte ich mir lieber Tatsuyas Gejammer an. „Was ist denn los?“, fragte ich daher schnell in seine Richtung und erntete nur ein erneutes Schnaufen. „Ich hasse Weiber“, zischte er und ich musste ihm doch zustimmen. Das Gefühl kannte ich zu gut. „Und ich hasse Kerle“, kam es sofort aus dem Mund der Sumpfkuh, welche mich daraufhin bitter böse anfunkelte. Scheinbar war ich nicht der Einzige in diesem Raum mit Mordgelüsten. „Ähm, dann passt ihr ja super zusammen.“ Nur schnell hier weg. Das Glück war diesmal sogar auf meiner Seite, denn nur Sekunden später erfolgte die Durchsage, dass sich alle Gäste in dem Kinosaal einzufinden hatten, da die Vorstellung in wenigen Minuten starten würde. Es herrschte eine strenge Sitzordnung. Ganz hinten durfte die Band beieinander sitzen und musste zum Glück niemanden um sich herum ertragen. Ich wurde zwischen Koki und Jin platziert, während der Rest eine Reihe hinter uns saß. Vor uns ließ sich dann das gewöhnliche Volk nieder. „Hey“, begrüßte mich Jin lächelnd und erntete nur ein verstimmtes „Hmpf“ von mir. Der brauchte sich jetzt gar nicht erst einzuschleimen. Es wurde dunkel und los ging es. Mal ehrlich, ich fand es immer wieder komisch, mich selbst im Fernsehen oder auf der Leinwand zu sehen. Ich fand meine Stimme scheußlich und mein Spiel laienhaft. Mal davon abgesehen, schien der Regisseur echt was drauf gehabt zu haben. Ich erkannte, dass sich die Szenen langsam dem Ende zu wandten und wurde zusehends nervöser. Ich musste erneut an den Kuss denken, wie es sich angefühlt hatte und konnte nur froh sein, dass es hier so verdammt dunkel war und man eventuelle Regungen in unteren Bereichen nicht sehen konnte. Dann war es soweit. Wir beide auf diesen Sofa und los ging es. Gott, ich glaubte, noch nie in meinem Leben war mir ein Filmkuss so unangenehm gewesen wie in diesem Moment. „War das da gerade eine Zunge?“ Für diesen Kommentar hätte ich Koki eine latschen können. „Was? Wo? Echt mit Zunge?“, ertönte es plötzlich aus der hinteren Reihe, während sich die drei neugierig zu uns vorbeugten. „Krass, da war wirklich eine Zunge“, kam es nun auch von Junno und ich merkte, wie ich den Sitz immer weiter nach unten rutschte, sodass mein Arsch beinahe auf dem Boden schleifte. Möge sich doch bitte ein schwarzes Loch auftun und mich verschlucken. Warum war ich nur so gestraft? TBC Wir würden uns sehr über Feedback freuen ^___^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)