Competition - My Ass! von Shoot_the_puppy (written by crazypark & me) ================================================================================ Kapitel 15: Umgekehrte Wagenreihung ----------------------------------- Kapitel 15 Und schon wieder eine Woche rum :) Vielen Dank wieder an die fleißigen Kommischreiber Als Belohnung gibt es daher das bisher längste Kapitel ^^ Viel Spaß damit :D *** Umgekehrte Wagenreihung Jin Es war wohl das erste Mal in meiner Karriere, dass ich vollkommen konform mit der Entscheidung der Manager ging. Wenn die jedoch gewusst hätten, dass sie mir einen Gefallen damit tun, hätten sie sicher nicht ihre Zustimmung für etwas gegeben, was nur auf dem Mist unseres geisteskranken Regisseurs gewachsen sein konnte. Ich glaubte, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen. Aber ich machte auch viel von dieser Kussszene abhängig, denn wenn ich mich nicht gut anstellte, könnte ich es gleich vergessen, Kame zu überzeugen. So versuchte ich, tief durchzuatmen und wünschte mir selbst Hals- und Beinbruch, als es endlich an den letzten Akt des Dramas ging. Alles andere hatten wir mittlerweile im Kasten. Wir wurden nebeneinander auf ein Sofa verfrachtet und ich erhielt die Anweisung, Kame verliebt anzusehen. Nicht unbedingt die beste Methode, meine Aufregung einzudämmen. Ich gab mein bestes, sah Kame fest in die Augen und versuchte, meinen Drang zur Flucht und meinen hüpfenden Adamsapfel unter Kontrolle zu bringen. Scheinbar gelang mir das nicht sehr gut, denn Regisseur und Kameramänner schrien andauernd "Cut!" und ließen uns die Szene neu drehen. Ich konnte doch auch nichts dafür, aber unter solchem Druck hatte ich meine Gesichtsregungen nicht unter Kontrolle. Ich bewunderte Kame für seine Geduld und war froh, dass er nicht in Gelächter ausbrach. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, aber er war ja schon immer gut im Schauspielern gewesen. Unser Regisseur hatte irgendwann jedoch die Schnauze voll, als er frustriert meinte, dass ich Kame wenigstens normal und weniger verzweifelt ansehen sollte. Das war schon eher etwas, was ich umsetzen konnte, also tat ich wie geheißen und sah ihn einfach nur an. "Ja! Genau diesen Ausdruck wollte ich sehen", schrie unser Regisseur auf einmal. Ich war ja auch zufrieden, wenn wir das ordentlich im Kasten hatten, allerdings sollte nun auch Kame wissen, wie ernst es um meine Gefühle für ihn stand. Heiliger Bimbam, wenn ich immer so schaute, während ich mit ihm redete, war es ein Wunder, dass dies bislang niemandem aufgefallen war. Nachdem ich nun diesen Erfolg erzielt hatte, ging es an die eigentliche Aufgabe: Den Kuss. Wie besprochen, rückte ich näher an meinen Kollegen, platzierte meine rechte Hand in seinen Nacken und sah ihm ein letztes mal in die Augen, bevor ich meine eigenen schloss, Kame zu mir heranzog und seine Lippen mit meinen versiegelte. Diese kleine Berührung löste wie das letzte Mal ein gewaltiges Kribbeln in meinen Eingeweiden aus und mir schwirrte der Kopf. Wie automatisch legte sich meine verbliebene Hand an Kames Hüfte und zog seinen warmen Körper noch etwas näher zu mir. Zwar stand nichts davon im Drehbuch, aber ich konnte es nicht verhindern, dass meine Zunge ihren Weg in die fremde Mundhöhle fand. Und bei Gott, es hatte sich definitiv gelohnt. Einmal angefangen, wollte ich am liebsten nicht mehr aufhören und intensivierte den harmlosen Kuss. Etwas verzögert begann auch Kame mich zurückzuküssen und meine Gefühle fuhren gerade Achterbahn. Ich bekam um mich herum nicht mehr wirklich etwas mit, als er zaghaft meine Zunge mit seiner umkreiste. Von weit her glaubte ich ein "Cut!" gehört zu haben und etwas wie "alles geschafft", aber das interessierte mich herzlich wenig, weil ich immer noch damit beschäftigt war, all meine Sinne auf Kame zu fokussieren. Offensichtlich war mein Kollege aber noch bei Verstand, denn ich fühlte kurze Zeit später seine Hände an meiner Brust, die mich zurück drückten. Nur langsam öffnete ich meine Augen und sah in die schockgeweiteten meines Gegenübers. Verstohlen linste ich zum Team und stellte erleichtert fest, dass alle damit beschäftigt waren, aufzuräumen. Scheinbar hatte es jeder eilig, nach Hause zu kommen, nachdem alles gedreht war und niemand hatte mehr auf uns geachtet. Zum Glück! Scheinbar hatte ja auch keiner Notiz von unserer etwas ausführlichen Einlage genommen zu haben. Der Regisseur war auch nirgends mehr zu sehen. Ich fragte mich nur, ob das jetzt positiv oder negativ zu deuten war. Negativ fasste wohl Kame meine Darbietung auf, denn er stand schnurstracks auf und verließ die Räumlichkeiten. So viel also zu Kyos Theorie in der Praxis. Aber so schnell würde ich nicht aufgeben, also flitzte ich ihm hinterher. Wie ich ihn kannte, war er in der Umkleide und sah zu, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Ich platzte einfach in den Raum hinein und siehe da, er war bereits dabei, sich umzuziehen. Verdammt noch eins. Mein werter Herr Kollege hatte gerade nur noch seine Hosen an und hatte sich erschrocken zu mir herumgedreht, als ich so hereingepoltert war. Sein Anblick ließ mich alles andere als kalt und außerdem war ich immer noch total aufgewühlt von unserer kleinen Knutscherei. Das reichte meinem Gewissen, um mit schnellen Schritten bei ihm zu sein, ihn an mich zu ziehen und ihn erneut zu küssen. Zuerst machte er auch mit, stieß mich dann jedoch wieder von sich. „Bist du auf Drogen oder was soll das?“, fauchte er mich beinahe an. Klar war ich das und sie hatte den Namen desjenigen, der diese saudämliche Frage gestellt hatte. „Müsste ich eher dich fragen. Du warst doch derjenige, der mich das erste Mal geküsst hat.“ „Ja und du hast mir deutlich gesagt, dass du darauf keinen Bock hast.“ Gutes Argument, ich musste schon sagen. Aber ich hatte hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, also griff ich in meine Trickkiste: „Hab's mir halt anders überlegt.“ Ja, ich war eindeutig verzweifelt und Kames Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch total irre. „Was soll das jetzt wieder heißen?“ Irgendwie tat er mir schon richtig leid. Ich verwirrte ihn sicher bis ins Mark, aber das war mir egal, schließlich hatte ich einen Plan, ihn für mich zu gewinnen. „Dass ich gerne dort weitermachen würde, wo wir aufgehört hatten“, raunte ich und hakte meine Daumen unter den Bund seiner Jeans, um ihn wieder näher zu ziehen. Es folgte ein entsetzter Blick, zwei Hände, die meine ruppig wegflitschten und der Spruch: „Kannst du, fang' bei deinem damaligen Handjob auf der Couch an.“ Und weg war er. Nur ich blieb zurück mit sperrangelweit geöffnetem Mund. Also entweder hatte Koki recht und ich war wirklich eingerostet oder Kame lag doch mehr an mir, als ich dachte. Heute würde ich das jedenfalls nicht mehr herausfinden und ich brauchte dringend Ablenkung für meine Libido. Komasaufen wäre da eine Möglichkeit und so rief ich kurzerhand Kyo an. Leider war dieser schon einen mit Kaoru heben, aber ich konnte mich gerne dazu gesellen. In Anwesenheit des Gitarristen konnte ich zwar nicht unbedingt mein Lieblingsthema zur Sprache bringen, aber besaufen war allemal drin. So begab ich mich direkt vom Studio aus zu den beiden Suffnasen. Die Zwei waren wohl schon ein Weilchen dabei, wie ich aufgrund ihrer ausgelassen Stimmung annahm. Kyo lachen zu sehen kam nur vor, wenn er schon einen im Tee hatte oder sich ein Kind weh getan hatte. Als mich mein Kumpel erkannte, winkte er mich freudig an den Tisch heran. Etwas skeptisch setzte ich mich dazu, grüßte Kaoru mit einem Nicken und wurde sofort zugetextet: „Ich hatte Karoru gerade erzählt, dass ich deine Kollegin Yukie von eurem Drama flach gelegt hatte und wahrscheinlich für die bösen Schlagzeilen zuständig war und jetzt sagte er mir, dass er sie zwei Tage später auch geknallt hat. Nun haben wir keine Ahnung, von wem in der Presse die Rede war.“ Ich hatte doch gewusst, dass ich hier gut aufgehoben war. Ein wenig Heterogesellschaft und ein paar flache Witze würden mich schon wieder aufheitern. Und dazu würde ich etwas mit östrogener Wirkung trinken. Passte nicht so ganz, aber galt trotzdem als männlich. Als die gut gebaute Kellnerin meine Bestellung aufgenommen hatte, erkannte ich sofort, dass die beiden Bandkollegen heute vorhatten, sie mit nach Hause zu nehmen. Ich war sogar etwas interessiert, wer mehr Chancen hatte. Ich würde es ja Kaoru gönnen, zumal mir Kyo immer die Weiber wegschnappte. Als mein Bier endlich kam, stießen wir an und Kyo erkundigte sich sogleich, ob sein Plan schon funktioniert hätte. Genau das Thema, das ich eigentlich vermeiden wollte, aber wo er es schon mal ansprach, konnte ich mich auch beschweren: „Nein, er hält mich jetzt wohl nur für einen Psycho.“ „Wer so blöd ist, sich bei einem Psycho Tipps zu holen, braucht sich dann nicht zu wundern“, lachte Kaoru mich aus. „Du hast dich bestimmt nur wieder dämlich angestellt“, meinte Kyo dazu und ignorierte den Spruch seines Kollegen. Wahrscheinlich hatte er damit sogar recht, aber es war zu spät, diesen Fehler zu korrigieren. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht endgültig aus seinem Leben verbannte. „Egal, ich bin zum Trinken hier und nicht zum Philosophieren.“ „Das ist doch mal ein Wort“, stimmte mir mein bester Kumpel erfreut zu und wir waren die nächste Zeit damit beschäftigt, uns die Lichter auszuknipsen. Im Verlaufe des Abends hatten die beiden sogar vergessen, dass sie noch eine Kellnerin rumkriegen wollten. Wir amüsierten uns wirklich gut, bis Kao auf sein Handy sah und eine SMS von Toshiya laut vorlas: „Sorry, kann nicht mehr kommen, bin zum Vögeln mit meinem Lieblingssänger verabredet.“ „Ich glaub, der meint deinen Kollegen“, grunzte Kao vergnügt und hatte keine Ahnung, was er damit für eine Lawine ins Rollen brachte. „Oh, oh“, war das letzte, was ich Kyo sagen hörte, als ich mir meine Sachen schnappte und aus der Kneipe stürmte. Ich war extrem angepisst, wenigstens bis ich in der Bahn saß. Denn die Fahrt bis zu Kames Wohnung dauerte 40 Minuten und in der Zeit hatte ich Gelegenheit nachzudenken und das mit abnehmendem Pegel. Nicht die besten Voraussetzungen, vor allem nicht, wenn man ohnehin eine sentimentale Stimmung an den Tag legte. Kame hatte mit seiner Drogenvermutung gar nicht mal so unrecht. Ich benahm mich wirklich wie gestört. Und jetzt wie ein eifersüchtiger Hammel zu ihm zu fahren, um Toshiya abzufangen, zeigte, dass ich eindeutig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Wir waren schließlich kein Paar. Ich hatte also kein Anrecht auf solche Aktionen. Aber wenn ich schon mal unterwegs war, konnte ich etwas anderes tun: Mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Mit diesem festen Vorhaben klingelte ich schließlich an seiner Wohnungstür, da die Haustür unten offen gewesen war. Es dauerte auch nicht lange, bis mir geöffnet wurde, was ich als positiv wertete. Immerhin konnte er nicht am ficken mit Toshiya sein. Vielleicht war er auch noch gar nicht da. Leider ging mein Glück nicht so weit, als ich in das dumme Schnabeltiergesicht blickte. „Was willst du hier?“, blaffte er mich nicht sehr begeistert über meinen Besuch an. „Nichts, was ich mit dir besprechen würde“, erwiderte ich ebenso frostig. „Tja dann, Pech gehabt“, meinte er und schlug mir doch tatsächlich die Tür vor der Nase zu! Dieses kleine, miese...Kame! Eben dieser hatte die Tür wieder geöffnet und schaute mich verwundert an. „Kann ich mit dir reden?“, fragte ich, bevor ihm einfallen konnte, genau wie der Bassist zu reagieren. „Okay“, stimme er zu und trat zu mir auf den Flur. „Ich wollte mich entschuldigen“, fing ich an. „Aha und wofür genau?“, kam es prompt. „Für mein Verhalten heute.“ „Jetzt tut es dir also wieder leid, was? Du machst mich wahnsinnig.“ „Na ja, zum Teil schon.“ „Und das bedeutet was?“ Kame schien offensichtlich bald der Geduldsfaden zu reißen. Ich fühlte mich indessen wie ein reumütiger Hund, der die neue Couch seines Besitzers vollgesabbert hatte und nun die volle Breitseite dessen Zorns zu spüren bekam. „Den Kuss bereue ich nicht, nur das, was ich damit bei dir angerichtet hab.“ Meine Fresse, ich hasste es, so über meine Gefühle sprechen zu müssen. Das war absolut nicht mein Gebiet und so starrte ich lieber meine Füße an, als auf Kames Reaktion zu achten. Von dem hörte ich ein entnervtes Schnaufen. „Wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte ich kleinlaut. "Lass uns das drinnen besprechen", murmelte er. "Und was ist mit Toshiya?" Allein der Gedanke daran, was die beiden heute noch vorgehabt hatten, ließ sich meinen Magen umdrehen. Es machte mich rasend, dass er diesen Idioten rangelassen hatte und mich nicht. "Der hat eine eigene Wohnung", sagte er schlicht und warf ihn dann tatsächlich raus. Das verwirrte mich irgendwie noch mehr. Wenn er solche Dinge tat, hatte ich das Gefühl, dass ich ihm wichtiger war und dann stieß er mich wieder von sich. Ich würde noch mal durchdrehen. "Bier?" "Nein danke, ich hatte heute schon genug gehabt." Ich würde lieber an anderen Dingen als an Flaschenhälsen nuckeln, zum Beispiel an Kames Lippen, deren geschwungene Form regelrecht dazu einlud. Ich musste wirklich aufpassen, ihn nicht unentwegt anzustarren. Wie hatte ich es nur geschafft, mich so dermaßen abhängig von ihm zu machen? Nachdem wir die Getränkefrage geklärt hatten, setzten wir uns auf sein Sofa und schwiegen uns an. Vorsichtig sah ich neben mich und entdeckte, dass Kame auf seine im Schoß liegenden Hände starrte. Beruhigend zu wissen, dass ich nicht der Einzige war, der nicht mit der aktuellen Situation umzugehen wusste. Auch wenn mir der Grund bei meinem Kollegen nicht so ganz klar war. Ich konnte wie üblich nur vermuten, was in seinem Kopf vorging und seine Reaktionen auslöste. Der Drang, ihn zu berühren, wurde fast übermächtig. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und ihm versichert, dass an meiner Seite alles gut werden würde. Aber da ich wusste, dass er so einen Schmalz nicht hören wollte, hielt ich mich krampfhaft zurück. "Meine Frage von vorhin ist noch nicht geklärt", versuchte ich ein Gespräch zu starten. "Ich hab auch keine Antwort darauf", erwiderte er ebenso leise. "Sinnlos", seufzte ich und legte meinen Nacken in die Sofalehne. Es könnte so einfach sein, warum sträubte er sich nur so gegen eine Beziehung? Da vögelte er lieber nur sporadisch mit Toshiya, obwohl er das mit mir regelmäßig haben könnte und ich ging jede Wette ein, dass ich besser war als das Schnabeltier. Während ich vor mich hin philosophierte, hatte ich gar nicht bemerkt, dass sich mir Kame klammheimlich genähert hatte. Erst als er seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mein Herz fing augenblicklich an, schneller zu schlagen. So nahe war er mir im Privaten überhaupt noch nie gewesen. Kurze Umarmungen zählten hierbei nicht rein. Das gerade war weitaus intimer. Ich hätte jetzt die beste Gelegenheit für meine Umarmung, stattdessen war ich völlig paralysiert und saß stocksteif daneben. Als ich mich endlich traute, zumindest meinem Kopf ihm zuzuwenden, fiel mir auf, dass der Grund für sein Kuschelbedürfnis ein ganz einfacher war: Er war eingepennt. Ich hätte jetzt sehr gerne meine Stirn mit der Tischplatte bekannt gemacht, aber leider ging das nicht, weil ich zu sozial war, um Kame zu wecken. Stattdessen seufzte ich erneut und trug meinen Kollegen in sein Bett. Der Gute war wohl zu fertig, denn er grummelte nicht einmal im Schlaf. Ich selbst war auch zu fertig, um noch irgendwohin zu fahren und so machte ich es mir auf der Couch gemütlich und versuchte einzuschlafen. Kame Ich war reif für die Klapse, ganz ehrlich und die Rechnung würde ich an das Haus Akanishi schicken. Das wäre nur mehr als fair, wenn man bedachte, was dieser Kerl heute abgezogen hatte. Ich dachte ja mir pfeift mein Schwein, nachdem er mir erst die Zunge vor allen Leuten und der laufender Kamera in den Hals steckte, aber dann auch noch in der Umkleide weiter machen wollen? War der Mensch schizophren oder was? Erst mir Hölle heiß machen wegen einer kurzen Berührung der Lippen und dann so etwas abziehen. Es war ja nicht so, dass es mir nicht gefiel, aber hier ging es eindeutig ums Prinzip. Ich war wirklich auf 180, als ich zu Hause ankam. Was bildete sich dieser dumme Affe eigentlich ein? Zuerst machte er mich nieder und nun tat er so, als wäre ich sein kleines Betthäschen. Ich brauchte dringend Ablenkung, sonst würde ich meine Wut noch an meinem Inventar ablassen. Da fiel mir doch glatt jemand ein, der sich noch darüber freuen würde, wenn ich mich an ihm abreagierte.  Ohne groß weiter nachzudenken, schrieb ich Toshiya eine Nachricht, ob er nicht Lust hätte, mir den Abend zu versüßen. Keine zwei Minuten später kam die Antwort, dass er sich gleich auf den Weg machte. Wenigstens auf einen war Verlass.  Es dauerte etwas, bis er es endlich zu mir geschafft hatte. Tja, das war das Problem, in einer so riesigen Stadt zu wohnen. Hinzu kam um diese Uhrzeit noch der Feierabendverkehr. Ebenso genervt war auch das Schnabeltier, als es endlich bei mir vor der Tür stand.  "Ich brauch erst mal ein Bier", war sein erster Satz, welchen er nach unserer innigen Begrüßung verlauten ließ. Ich kam seinen Wunsch natürlich gerne nach und setzte mich anschließend zu dem Älteren, welcher es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. Ich war fast etwas irritiert, dass er sich nicht gleich wieder ins Schlafzimmer verzogen hatte.  "Ich hätte nicht gedacht, dass du dich melden würdest." Vielleicht sollte ich ihm mitteilen, dass ich heute so gar keine Lust auf reden hatte. Reden bedeutet denken und denken wollte ich jetzt gerade wirklich vermeiden.  "Falsch gedacht", antworte ich daher schnell, rückte ein Stück an den Bassisten ran und hoffte, dass dieser endlich anfing, seinen verdammten Job zu machen und mich abzulenken, aber er schien gar nicht daran zu denken.  "Du siehst echt scheiße aus, wenn ich mal so ehrlich sein darf. Ich will ja nicht einen auf Seelenklempner machen, aber..." "...dann lass es doch einfach", fuhr ich ihm etwas forsch ins Wort und bis mit sogleich auf die Lippe. Das ging ja gut los. Toshiya legte kurz den Kopf schief, lächelte dann aber. "Dann sollten wir lieber zur Tat schreiten." Meine Worte. Gerade wollte sich das Entlein zu mir beugen, als es an der Tür klingelte. So langsam glaubte ich wirklich, dass der da oben sich heute gegen mich verschworen hatte. Seufzend wollte ich mich gerade erheben, als mir Totchi seine Hand auf mein Knie legte.  "Bleib sitzen. Ich geh schon." Hatte ich nichts dagegen. Wirklich wichtig konnte es um die Zeit ja eigentlich nicht sein. Ich bekam nicht mit, wer vor der Tür stand, nur dass Toshiya diese schnell wieder hinter sich zuschmiss, verwunderte mich doch. "Was ist los?", wollte ich wissen und erntete nur ein entnervtes Schnaufen. "Geh einfach nicht hin." Was sollte das denn? Jetzt war ich erst recht neugierig und schaute sicherlich nicht schlecht, als ich plötzlich Jin vor meiner Haustüre entdeckte. Sofort kam die Wut zurück und ich war kurz davor, ihm einfach auch wieder das Stück Holz vor der Fresse zuzuschlagen.  Nach unserem kurzen Disput war ich im Grunde nur noch am Resignieren. Ich verstand Jin einfach nicht mehr. Der Kerl war mir gerade definitiv zu hoch, aber wie er so unglaublich süß die weiße Fahne schwenkte, ließ mich sofort die blöde Ente in meinem Wohnzimmer vergessen. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, aber wer wusste schon, was ich mir dann wieder morgen anhören durfte, also ließ ich es lieber gleich.  Problem an der weiteren Abendplanung belegte ja immer noch meine Wohnung, also sagte ich Jin, dass dieser kurz warten sollte, wahrend ich besagtes Problem vor die Tür setzte. Wahrscheinlich würde Toshiya jetzt nie wieder ein Wort mit mir reden, aber wenn ich zwischen ihm und meinem Affen wählen musste, würde Jin immer gewinnen. Daher war auch er es, der nun wenig später hier in meiner Wohnung saß. So richtig wussten wir beide nicht, was wir sagen sollten. Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu koordinieren. Sein Duft lullte mich regelrecht ein und langsam fiel der ganze Stress der letzten Tage von mir ab. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, mich in seiner Gegenwart einfach verdammt gut zu fühlen. Zu gut vielleicht, denn wenige Augenblicke später fielen mir einfach nur noch die Augen zu. Als ich diese das nächste Mal öffnete, war es hell in meinem Schlafzimmer. Ich wunderte mich kurzzeitig, warum meine Augen erneut brannten wie Hölle. Ich Depp hatte einmal mehr vergessen, die Kontaktlinsen herauszunehmen und dabei hatte ich nicht mal etwas getrunken. Verschlafen grabschte ich diese verdammten Dinger heraus und schmiss sie auf den Boden. Der Staubsauger würde irgendwann den Rest erledigen. Da mein Wecker sich noch nicht zu Wort gemeldet hatte, ging ich davon aus, noch ein wenig Zeit in meinem Bett verbringen zu können. Also kuschelte ich mich tiefer in die Decke und döste noch etwas, bis ich stutzig wurde. Warum zum Teufel war ich noch angezogen? Man, es war definitiv noch zu früh, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen, aber es ließ mir auch keine Ruhe. Kaffee wäre jetzt genau das Richtige, also schnappte ich mir meine Brille und machte mich ab in die Küche.  Okay, zum Thema gestern: Ich kam nach Hause, Toshiya war da, bis Jin kam und dann? Wir saßen auf der Couch, danach hörte es bei mir auf. Nachdenklich machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer und bekam den Schreck meines Lebens. Auf dem Sofa lag ein schlafender Jin. Gott, sah der süß aus. Ich kam nicht drum herum, mich zu ihm zu beugen und ihm eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Ich sollte definitiv meine Griffel von ihm lassen, aber das war schwerer als es klang. Die Teile waren jedenfalls wie festgeklebt, bis plötzlich Jin seine Augen öffnete. Gleich der zweite Schock am frühen Morgen. Ich ging mich bald irgendwo eingraben, wenn das nicht bald aufhörte.  "Äh, Kaffee ist fertig" stammelte ich verlegen und macht mich sofort wieder ab in die Küche. Der Ältere folgte nur wenig später. Seine Haare standen widerspenstig von seinem Kopf ab und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht verzückt aufzuseufzen. Was war auf einmal los? Ich sah ihn ja nicht zum ersten Mal früh am Morgen. Warum fiel mir so etwas plötzlich auf? Und warum war er noch hier? Scheinbar schaute ich ihn fragend genug an, dass er schon von alleine anfing, dieses Mysterium aufzuklären.  "Du bist gestern auf der Couch eingeschlafen, also hab ich dich ins Bett geschafft. Ich war einfach zu fertig, deswegen hab ich dein Sofa missbraucht. Sorry." Seine Stimme war noch total kratzig. Alleine davon wurde mir ganz anders. "Kein Problem. Ich sollte mich entschuldigen. Ich hatte nicht sonderlich viel Schlaf die letzte Zeit." Er grinste nur als Antwort, aber wohl aus einem anderen Grund. "Du siehst mit dem Ding aus wie zwölf", feixte er und ich steckte ihm daraufhin nur die Zunge raus. Nichts gegen meine Brille hier.  "Keine pädophilen Fantasien der Herr." Da war er ruhig und guckte nur bedröppelt.  Nach einem Kaffee verabschiedete sich Jin dann auch. Es war seltsam. Wir versuchten auf Krampf, uns beide wie vorher zu verhalten, sodass es für Außenstehende wirklich sehr amüsant aussehen musste. Ich atmete erst einmal tief durch, als ich wieder alleine war. Wenn ich nicht bald mit irgendjemandem über die ganze Scheiße reden konnte, würde ich tatsächlich noch wahnsinnig werden. Ich schrieb Koki eine Nachricht, ob er heute Abend Zeit hätte. Er war der Einzige, welcher mir noch einfiel. Vorher musste ich jedoch den täglichen Stundenplan abarbeiten. Zum Glück stand bei mir nur ein belangloses Einzelshooting für irgendeine Kaugummisorte an. Das Zeug schmeckte wie Käsefüße und ich hätte es den Werbefutzis am liebsten auch direkt vor ihre gekotzt, aber leider gehörte so etwas nicht zum Job. Also immer schön in die Kamera lächeln und an etwas Schönes denken, während ich das Zeug in mich stopfen musste. Ich bekam netterweise gleich ein paar Packungen geschenkt. Dieses Stück Pappe würde ich nicht einmal meinen schlimmsten Feinden anbieten, aber vielleicht taugte es ja als Dichtungsmasse. Ich hatte eh das Gefühl, dass es durch mein Küchenfenster etwas zog.   „Schmeckt das so, wie es riecht?“, fragte Koki skeptisch, während er den gräulichen Streifen unsicher betrachtete. „Schlimmer.“ Ich versuchte immer noch, den ekelhaften Geschmack loszuwerden. Mein Kollege wollte scheinbar auch kein Risiko eingehen und legte das Ding sofort wieder aus der Hand. „Arme Sau“, bekundete er gleich noch sein Mitleid, welches ich zu gerne annahm. Wir trafen uns diesmal in seiner Wohnung. Ich hatte echt verdrängt, wie chaotisch es hier immer aussah. Ein Saustall war nichts dagegen, aber was sollte man auch anderes von Koki erwarten? Es passte zu ihm. Man musste nur aufpassen, wo man hintrat, aber mein Kollege war immerhin so schlau, ein paar Schneisen zu bauen, wo man sich gefahrlos bewegen konnte. „Also, was ist los?“ Was für eine dumme Frage. „Jin“, antwortete ich daher kurz und knapp. Eigentlich hätte er sich das auch denken können. „Habt ihr euch immer noch nicht vertragen?“ „Doch, ich denke schon.“ Irgendwie zumindest. „Wo liegt dann das Problem?“ Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte oder eher wie. Augen zu und durch hieß es da nur. „Er ist in mich verliebt.“ Das auszusprechen war verdammt seltsam. Ich hätte es vielleicht anders formulieren sollen. „Kame, diese Kaugummis tun dir eindeutig nicht gut.“ Koki lachte sich schlapp und ich schaute wie ein überfahrenes Auto. Das war verflucht noch mal ein ernstes Thema. „Sehr witzig“, grummelte ich deshalb und verpasste diesem Trottel einen Hieb in die Seite. „Gut, dann: Wie viel hast du heute schon gesoffen?“ Der Kerl nahm mich nicht ernst. Ich fasste es nicht. „Gar nichts. Es ist so!!!“ „Vielleicht kommen daher deine Wahnvorstellungen. Liegt am Entzug.“ Es war ein Fehler gewesen, gerade mit Koki darüber zu reden. Ich hätte es einfach lassen sollen. „Ach vergiss es. Du kannst mich mal.“ „Danke für das Angebot, aber lass mal.“ Erst grinste der Ältere noch, aber scheinbar sagte mein Gesichtsausdruck mehr als 1000 Worte. „Du meinst das echt ernst? Kame, Jin ist so hetero wie der Papst.“ „Katholiken stehen auf kleine Jungs“, klärte ich meinen Freund auf und konnte mir ein kleines Kichern bei dem Vergleich nicht verkneifen. „Verdammt! Ach, du weißt, was ich meine.“ Ja wusste ich, immerhin dachte ich am Anfang das Gleiche. „Ich denk mir das nicht aus und nein, es sind auch keine Wunschvorstellungen“, seufzte ich und hoffte, dass es dieser dämliche Hammel bald mal begriffen hatte. „Und wie kommst du da drauf?“ „Er hat es mir gesagt.“ Hätte ich vielleicht eine Aufzeichnung davon machen sollen, damit ich glaubhafter wirke? Wieso war ich bitte schön in der Beweispflicht? „In deinen Träumen oder auch in der Realität?“ Okay, es reichte langsam wirklich. „Boah, beschwer' dich nochmal, dass ich dir nichts erzählen will. Man sieht ja, was bei rauskommt.“ Ich war sackig und brauchte dringend etwas zu trinken. Also stapfte ich schnaufend in die Küche und versuchte, mich zum Kühlschrank vorzumüllen. Ich fand sogar noch eine Dose Joghurt-Soda darin, welche ich mir sogleich schnappte. „Okay, er hat es dir also gesagt. Was willst du jetzt tun?“ Scheinbar war mein Kollege nun zu mir gestoßen. So richtig überzeugt klang er immer noch nicht, aber meine Ansage schien wenigstens etwas Wirkung gezeigt zu haben. „Deswegen bin ich hier. Ich habe keinen blassen Schimmer.“ „Mh“, machte er nachdenklich und kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart. „Also bist du auch? Ich meine...“ „Keine Ahnung. Ich weiß überhaupt nichts mehr.“ So war es ja auch. Mein Hirn lief nur noch auf Sparflamme. Erst recht, wenn Jin in meiner Nähe war. Kein Wunder, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekam. „Dann finde es halt heraus.“ Haha, wenn das so einfach wäre, hätte ich es ja schon längst getan. Das teilte ich ihm dann auch mit, worauf er nur mal wieder dämlich grinste. „Versuch es doch auf die klassische Tour. Wie findet man heraus, ob man jemanden mag? Man dated ihn.“ Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo ich meinen Kumpel für völlig bescheuert erklärte. „Du hast sie ja nicht mehr alle.“ „Hast du eine bessere Idee?“ Nein hatte ich nicht, daher war ich auch so blöd, mich zu dieser Aktion überreden zu lassen. Als ob das irgendetwas bringen würde. Abgesehen davon, dass ich mein letztes Date im vorherigen Jahrhundert hatte und schon damals total versagte, waren das ja tolle Aussichten. Jin würde mich wahrscheinlich einfach nur auslachen oder mich gleich einweisen. Nächster Tag und ich hatte mich auf meine peinlichste Aktion im Leben noch kein bisschen vorbereitet. Von Ueda wusste ich, dass Jin heute Abend nichts auf dem Plan stehen hatte und so zwang ich mich, direkt nach dem Interview mit Junno und meiner besagten Informationsquelle zu seiner Wohnung zu fahren, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Mehr als schiefgehen konnte es ja nicht. Zögerlich betätigte ich die Klingel, worauf irgendetwas undeutliches aus der Sprechanlage kam, aber gleich darauf der Summer betätigt wurde. Am liebsten wäre ich einfach wieder umgedreht, aber das brachte mich ja auch nicht weiter. Tapfer erklomm ich die Stufen bis zu Jins Wohnungstür, an welcher auch schon jener wartend stand. „Hey“, versuchte ich halbwegs neutral zu klingen, aber meine Stimme versagte schon mal kläglich. Kein guter Anfang. Ein kurzes „Hey“ kam auch nur von meinem Gegenüber zurück, welcher mich skeptisch musterte. „Hallo Fanboy“, ertönte es plötzlich aus dem Inneren der Wohnung, aus welcher Kyo kurz winkte und Jin zu verstehen gab, dass er sich nun dem gekühlten Bier widmen wollte. Mir sank das Herz gleich noch drei Etagen tiefer. Vor dem blonden Sänger würde ich mich nie und nimmer so blamieren. Was also tun? Mein Fluchtreflex schlug ziemlich stark aus. „Ich ähm…wollte nicht stören.“ Ein Wunder, dass ich noch einen ganzen Satz herausbekam. Eigentlich wollte ich mich damit auch wieder verabschieden, als sich Jin von drinnen nur schnell einen Schlüssel schnappte und die Tür dann hinter uns schloss. „ Also, was gibt es?“ Verdammt, meine Fluchtpläne waren dahin. „Ich wollte dich was fragen“, murmelte ich todesmutig und inspizierte fleißig den Holzboden. „Und deswegen kommst du extra her?“ Ich nickte kurz und versuchte verzweifelt, die richtigen Worte auf dem Boden zu finden. Scheinbar wurden diese aber samt Dreck mit weggekehrt. „Ich…nun ja…die Sache ist die...“ Gott, ich machte mich gerade zum Vollidioten, aber wenigstens hielt mein Gegenüber die Klappe und ließ sich nichts anmerken. Den Lachanfall bekam er bestimmt erst später. „Würdest du mit mir ausgehen?“ Okay, es war raus und ich lebte noch. Wenigstens etwas! „Klar, was Trinken oder so. Heute ist es jedoch schlecht:“ Über meinem Kopf bildeten sich imaginäre Tropfen. War ich in letzter Zeit so schwer zu verstehen? „Nein, ich meine...ein Date…so richtig.“ Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass ich schon den metallenen Geschmack von Blut in der Gusche hatte. Jin schwieg ebenfalls plötzlich. Wenigstens lachte er mich nicht gleich aus. Im Boden versinken wollte ich trotzdem. Mein Kopf hatte wahrscheinlich schon die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Ich traute mich gar nicht, wieder aufzusehen. Ich sollte Koki dringend für diese beschissene Idee eine runterhauen. TBC Feedback? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)