Bloody Rituals von KaiaUchiha (SebyxCiel, UndertakerxGrell) ================================================================================ Prolog: Der Brief der Königin ----------------------------- Kapitel 1 Der Brief der Königin Der junge Earl Phantomhive schaute gelangweilt aus dem Fenster in seinen Garten. Heute war sein 18. Geburtstag und ein leichter Schneefall hatte eingesetzt. Seitdem Ash versucht hatte, London zu reinigen, waren nun mehr als vier Jahre vergangen. Sebastian, sein immer noch treu ergebener Butler, hatte sich mehr oder weniger geweigert, ihm seine Seele zu nehmen. „Es ist noch nicht an der Zeit“, sagte er zu ihm. Diese Worte hatten ihn Jahre lang beschäftigt. Es gab also noch andere. Die englische Königin war nicht die einzige, die ihm seine Familie genommen und die Peiniger zu ihm geschickt hatte. Seufzend lehnte er seinen Kopf auf seine Hand und schaute den Schneeflocken zu, wie sie langsam gen Boden fielen. Er hatte keine Ahnung, wo er noch suchen sollte. Vier Jahre lang hatte er versucht, einen Anhaltspunkt zu bekommen, doch alle Spuren endeten im Nichts. Von der jetzigen „falschen“ Königin bekam er immer noch Aufträge, die ihn bei seiner Suche aufhielten. Genauso ein Brief lag auf seinem Schreibtisch, noch ungeöffnet. Warum hatte er noch keinen Anhaltspunkt? Wieso tappte er immer noch im Dunkeln? „Bocchan?“, riss ihn eine Stimme aus seinen trübseligen Gedanken. Ciel drehte sich zu seinem dämonischen Butler um und blickte ihn fragend an. „Ich habe euch einen Earl-Grey zubereitet“, sagte Sebastian und stellte ihm eine Tasse hin. Der junge Herr nickte nur und nahm sich seine Tasse. „Darf ich fragen, was Euch an so einem besonderen Tag bedrückt?“, fragte der Schwarzhaarige und lächelte leicht. Ciel schickte einen bösen Blick zu seinem Butler und antwortet nicht sofort. Er stellte zuerst die Tasse wieder auf dem Untertasse ab. „Heute ist ein Tag wie jeder andere, dass müsstest du langsam begriffen haben“, sagte er. Die roten Augen blitzen kurz auf, was Ciel etwas stutzig werden ließ. „Wenn ich mir erlauben darf, glaube ich nicht, dass es nur ein gewöhnlicher Tag ist, denn immerhin werdet ihr heute erwachsen. Ist es nicht so in der Welt der Menschen, dass ab dem 18. Lebensjahr das Erwachsenenleben beginnt und geheiratet werden sollte?“, das Lächeln auf Sebastians Gesicht wurde zu einem süffisanten Grinsen. Ciel wusste nun, worauf der Dämon hinaus wollte. Am liebsten hätte er ihn geradewegs in den Abgrund der Hölle zurückgeschickt. „Ich werde mich schon noch darum kümmern“, sagte der junge Earl und trank seine Tasse Tee aus. Es reichte schon aus, wenn ihm Elizabeth ständig in den Ohren lag mit der Heirat, jetzt musste nicht auch noch sein Butler damit anfangen. Verstimmt dreht Ciel seinem Butler den Rücken zu und schaute wieder nach draußen. „Ich werde mich, wenn Ihr mich nicht länger braucht Bocchan, in die Küche begeben und das Abendessen vorbereiten“, sprach Sebastian und nahm die leere Tasse vom Schreibtisch, um sie auf seinen Servierwagen zu stellen. Ciel antwortete nicht, was der Butler als Zustimmung auffasste und den Raum verließ. Seufzend schloss das Familienoberhaupt der Phantomhives die Augen. In manchen Momenten wünschte er sich doch, dass Sebastian den Vertrag als erfüllt angesehen hätte und er nun seine Ruhe hätte. Leider war es nicht so und seine Ruhe wurde erneut gestört als Geschirr zu Boden ging und zerbrach. Seine Hausangestellten waren auch zu nichts zu gebrauchen. Seufzend drehte er sich um und wollte sich gerade erheben, als er den noch ungeöffneten Brief der Königin bemerkte. Er ließ sich wieder sinken und nahm den Brieföffner. Schnell war das Siegel gebrochen und Ciel hatte den Brief in der Hand. Seine Augen flogen über das Papier und mit jedem Satz wurde seine Stimmung ein klein wenig besser. Der Königin machte eine Untergrundorganisation Sorgen, die junge Mädchen entführen ließ, die nackt und völlig orientierungslos aufgesammelt wurden. Keine von ihnen konnte sich mehr an das Geschehene erinnern. Ciel legte den Brief beiseite und stand nun auf. Er zog kurzerhand an einem Seil, worauf ein Glöckchen in der Küche läutete. Sebastian legte das Messer weg und band sich die Schürze ab. Er zog sich schnell sein Sakko wieder an und stand dann wenig später erneut vorm Arbeitszimmer. Mit einem kurzem anklopfen kündigte er sein Kommen an und trat dann hinein. „Ihr habt mich gerufen, Bocchan?“, sagte er und sah zu seinem Herren, der am Fenster stand. „Wir reisen morgen früh nach London!“, gab Ciel kurz den Befehl. Sebastian verneigte sich und antwortet: „Sehr wohl, Bocchan.“ Kapitel 1: Katastrophaler Abend ------------------------------- Kapitel 2 Katastrophaler Abend Als Ciel am Abend nach unten ging um zum Speisesaal zu gelangen, ahnte er schon, dass dort etwas auf ihn wartete. Er fand es den ganzen Tag schon recht ruhig. Sebastian hatte merkwürdigerweise auch nur gesagt, dass das Essen nun bereit stand und war dann wieder gegangen. Sonst blieb der Schwarzhaarige immer und geleitete ihn zum Essenssaal. Vorsichtig legte Ciel die Hand an die Klinke und öffnete die Tür. „Ich hab es gewusst!“, dachte er noch bevor ihm ein, „ÜBERRASCHUNG!“ entgegengebrüllt wurde. Auf den ersten Blick erkannte er seine Hausangestellten mit albernen Hüten, Elizabeth, ihre Mutter Mrs. Middleford und Sebastian, der etwas abseits der Gruppe stand. Dann entdeckte er eine in grau gekleidete Gestalt. Ciels Augenbraue wanderte in die Höhe, was den Entdeckten kichern ließ. Es war der Undertaker. Sebastian stand plötzlich neben ihm. „Wollt Ihr nicht Eure Gäste begrüßen?“, flüsterte er und schob ihn sanft am Rücken etwas in den Raum. Am Liebsten hätte er mit „Nein“ geantwortet, doch dies würde kein gutes Licht auf ihn werfen. Er trat näher und begrüßte die anwesenden Gäste. Die Damen mit einem leichten Handkuss und den Undertaker mit einem kurzen Blick. Dieser grinste wieder. „Ihr wundert Euch sicherlich, warum ich hier bin, junger Earl“, sagte er. „Allerdings, das tue ich“, antwortete der Angesprochene. „Nun, ich war gerade in der Gegend und habe ein paar neue Kunden abgeholt und da ich wusste, dass Ihr heute Geburtstag habt, dachte ich, dass ich mal vorbeikomme und da bin ich“, um seine Worte noch zu untermalen, verbeugte er sich tief vor Ciel. Irgendetwas war faul an der Sache. „Wo sind denn Ihre Kunden, wollen Sie nicht an dem Essen teilhaben?“, fragte Finnian leichtgläubig. Undertaker kicherte. „Ich bin sicher, dass unser Gastgeber meine Kunden nicht mit an seinem Tisch haben möchte, nicht wahr?“, antwortet der Leichenbestatter und kicherte weiter. Ciel nickte und wandte sich ab. Sebastian öffnete nun eine Flasche Champagner und füllte den edlen Tropfen in verzierte Gläser. „Auf Ciel!“, rief Elizabeth, worauf hin die Gäste mit einstimmten und ihre Gläser erhoben. Ciel bedankte sich kurz und trank einen Schluck. „Und auf die Hochzeit“, fügte Mrs Middleford hinzu, worauf der Earl sich heftig verschluckte. Sebastian war sofort an seiner Seite und klopfte ihm auf den Rücken. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sich Ciel wieder gefasst hatte. Elizabeths Mutter sah ihn gekränkt an. „Ihr seid wohl überrascht, dass ich das erwähne, wobei Ihr schon seit Eurer Geburt meiner Tochter versprochen seid!“, sagte sie schnippisch. Ehe Ciel Luftholen konnte, um zu antworten, sprach Sebastian: „Ich bin sicher, mein Herr hat sich nicht deswegen verschluckt, sondern lediglich, weil er im ungünstigen Moment Luft geholt hat.“ „Das möchte ich auch hoffen“, sagte sie und trank noch einen Schluck zur Beruhigung. „Wollen wir Ciel nicht langsam mal unser Geschenk übergeben, Mama?“, frage Elizabeth und zog an ihrer Mutter. „Ich werde mich in der Zeit um das Essen kümmern“, sagte Sebastian und war kurz darauf aus dem Raum verschwunden. Ciel schaute ihm kurz hinterher und im nächsten Moment hielt er auch schon ein kleines Päckchen in der Hand. Er dreht sich um und schaute in das breit lächelnde Gesicht von Elizabeth. „Das ist für dich, von mir“, grinste sie. Schnell löste er die Schleife, um es bald hinter sich zu bringen. Ihm ging das Ganze jetzt schon schrecklich auf die Nerven. Er öffnet die Schachtel und holte ein Bild heraus. Auf ihm waren Elizabeth und er zusammen zusehen, als sie noch Kinder waren. Ciel betrachtete das Bild eine Weile, dann hob er den Blick und schaute seine Verlobte an, die abwartend zurück blickte. „Danke“, sagte er nur, worauf Elizabeth die Miene verzog und gerade etwas sagen wollte, als es an der Tür klingelte. Meirin machte sich sofort auf den Weg und öffnete dem weiteren Gast die Haustür. Undertaker kam zu dem Gastgeber und drückte ihm sein Geschenk in die Hand. „Selbstgemacht“, grinste der Weißhaarige. Ciel betrachtet die Kekse, die aussahen wie Knochen und legt sie gleich beiseite auf einen Beistelltisch, wo er auch das Bild deponierte. Mit einem Mal wurde er herumgerissen und in eine feste Umarmung gezogen, die ihm die Luft fast abschnürte. „Ciel! Ich hab dich so vermisst“, rief die unverkennbare Stimme von Prinz Soma. Ernst nach ein paar Minuten wurde er aus der Umarmung frei gelassen, worauf er erst mal kräftig Luft holte. „Prinz Soma, habt Ihr nicht etwas vergessen?“, sagte Agni lächelt. „Ja stimmt!“, sagte Soma und schwupps befand sich Ciel wieder in einer beinahe todbringenden Umarmung. „Alles Gute zum Geburtstag“, sagte der Prinz und dreht sich mit ihm ein paarmal im Kreis. Zu der Luftnot kam nun auch noch ein Drehwurm. Der Abend wurde immer besser. Als auch diese Umarmung überstanden war, wurden alle Gäste von einem klirrenden Glas abgelenkt. „Das Essen ist angerichtet, bitte setzten Sie sich doch“, sagte Sebastian und verneigte sich. Der Aufforderung kamen alle sofort nach und suchten sich einen Platz. Die Hausangestellten zählten natürlich nicht dazu. Ciel war der letzte, der Platz nahm. „Wollen Sie noch etwas sagen, Bocchan?“, fragte sein Butler. Leicht genervt erhob sich der Angesprochene wieder. „Ich danke euch allen für euer Kommen und wünsche nun einen guten Appetit“, daraufhin setzte sich Ciel wieder und der Schwarzgekleidete begann mit dem Verteilen des ersten Ganges. Bis zum Nachtisch unterhielten sich die Gäste untereinander und die Stimmung war friedlich und ausgelassen. Der Earl freute sich innerlich auch, denn er hoffte dass die Gäste ihn nach dem Essen in Frieden lassen würden. Zum Nachtisch gab es gefüllte Blätterteigtaschen mit einer Wildbeerensoße. Soma nahm sein Stück in die Hand und biss gleich hinein. Allerdings wurde der Druck auf den Teig zu groß und die Füllung spritzte heraus. Diese landete, wie sollte es auch anders sein, auf Undertakers Kleidung. „Ey, was soll das“ rief dieser und nahm eine Beere auf die Gabel. Noch ehe irgendjemand hätte reagieren können, entbrannte zwischen Soma und Undertaker eine wilde Essensschlacht. Finnian versuchte dazwischen zu gehen, doch bekam eine Beere ins Gesicht geschossen. Daraufhin nahm er einen der vollen Teller und warf ihn zu demjenigen, der geworfen hatte. „Sebastian, bring Lizzy und Mrs. Middleford hier raus”, befahl Ciel und duckte sich unter einem Teller weg. „Yes, my Lord“, antwortete der Diener und nahm ein Tablett. Eilig ging er dann zu den beiden Damen, die Schutz unter dem Tisch gesucht hatten. Sebastian beugte sich zu ihnen herunter und lächelte höflich. „Ich werde Sie zur Tür geleiten, wenn Sie das möchten“, sagte er. Die beiden Damen nickten und standen auf. Unter persönlichem Schutz des Tabletts wurden sie aus dem Saal geleitet. Schnell hatte der Butler ihnen ihre Mäntel geholt und half den beiden hinein. „Richten Sie bitte Ciel aus, dass wir ihn in den nächsten Tagen aufsuchen werden damit wir über die Hochzeit reden können“, sagte Mrs. Middleford. Sebastian verneigte sich. „Das werde ich gerne tun, ab dem morgigen Tag wird mein Herr sich im Stadthaus in London aufhalten“, erwähnte der Schwarzhaarige pflichtbewusst. „Das trifft sich sehr gut“, sagte Elizabeths Mutter und ging mit ihrer Tochter nach draußen zu ihrer Kutsche. Der Dämon schaute ihnen mit einem ernsten Blick noch kurz hinter und schloss dann die Tür. Kurz hielt er inne. „Niemand wird mir meinen Bocchan wegnehmen“, dachte er. Kapitel 2: Sebastians Geschenk ------------------------------ Kapitel 3 Sebastians Geschenk Ciel versuchte in der Zwischenzeit die Streithähne zum Aufhören zu bewegen. Jedoch hörten die mittlerweile vier Personen gar nicht. Diese standen nun mittlerweile auf dem Tisch und bekämpften sich mit den übrig gebliebenen Essensresten. Undertaker griff nun in seinen Ärmel und holte seinen Knochen heraus, woraufhin Soma ein Messer nahm, um sich ihm entgegen zu stellen. „Nimm das!“, rief er und stach zu. Undertaker parierte den Schlag und beförderte das Besteck aus Somas Hand. Überrascht über das verlieren seiner Waffe passte er nicht auf und bekam einen vollen Teller Kartoffelpüree ins Gesicht. Wütend wischte sich der Prinz das Essen aus dem Gesicht und griff nach dem übrigen Geschirr. Dem Hausherrn reichte es langsam aber sicher. Schnell stieg er ebenfalls auf den Tisch und hielt Bards Hand fest der gerade den nächsten vollen Teller werfen wollte. „Hört sofort auf!“ rief er. In dem Moment wurde von Soma eine Tasse geworfen, Undertaker duckte sich weg und das Geschirrteil landete in Ciels Gesicht und zerbrach. Das Gleichgewicht verlierend, stolperte er nach hinten und fiel vom Tisch, wo er von zwei starken Armen aufgefangen wurde. Die vier Streitenden hatten erschrocken innegehalten und schauten zu Sebastian der seinen Herren aufgefangen hatte. Ein tödlicher Blick genügte und alle vier erstarrten. „Ich rate euch so schnell wie möglich den Tisch zu verlassen und anzufangen aufzuräumen“, zischte der Butler. Die vier überlegten keine Sekunde und machten sich ans Werk. Der Blick des Schwarzhaarigen wanderte nun zu seinem Herren, der noch etwas überfordert in seinen Armen hing. Ein Blutrinnsal bahnte sich bereits seinen Weg über Ciels Gesicht nach unten. Schnell hob Sebastian ihn auf seine Arme und trug ihn aus dem Saal. „So schlimm ist es nicht“, sagte Ciel nun, doch war innerlich froh, dass es vorbei war. „Ihr seid verletzt, Bocchan und das ist allein meine Schuld. Ich war nicht da, um Euch vor der gefährlichen Tasse zu beschützen“, ein leichtes Grinsen breitete sich auf den Lippen des Dämons aus. Mit einem Murren antwortet Ciel nur, da er keine Lust hatte auf die Sticheleien seines Butlers einzugehen. Sebastian brachte ihn schnell zum Schlafzimmer und setzte ihn auf dem Bett ab. Kurz darauf verschwand der Dämon und tauchte mit dem Sanitätskasten wieder auf. Die kleine Platzwunde an Ciels Stirn wurde nun gereinigt und mit einem Verband geschützt. „Ich sehe aus als wäre ich schwer verletzt“ meinte Ciel, als er sich im Spiegel betrachtet. „Es hat auch Vorteile so aus zu sehen“ sagte Sebastian, woraufhin er fragend angesehen wurde. „Seht es doch mal so, die übrigen Gäste werden ein schlechtes Gewissen bekommen und sich so schnell wie möglich verabschieden oder Ihr bleibt gleich hier und ich berichte ihnen, dass Ihr euch aufgrund der Verletzung nicht wohl fühlt und Euch deswegen zur Ruhe begeben habt. Danach werden sie sicher auch gehen“ erklärte Sebastian sein Argument. Ciel nickte und ging zur Tür. „Ich nehme an Ihr habt euch für die erste Variante entschieden“, sagte der Diener und folgte seinem Herren anschließend. Beide kamen wieder im Speisesaal an, der inzwischen glänzte. Als Soma Ciel entdecke, kam er gleich auf ihn zugestürzt. „Geht es dir gut?! Das wollte ich nicht. Bitte, bitte verzeih mir!“ rief er den Tränen nahe und kniete sich vor ihn. „Es schmerzt ein wenig und ich bin ehrlich gesagt nicht gerade erfreut, wie der heutige Abend verlaufen ist“, sagte Ciel und verschränkte die Arme. Soma brach in Tränen aus und verbeugte sich immer wieder. „Es tut mir Leid. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid!!“, sagte er immer wieder. „Ich werde nun den Moment nutzen und meine Kunden in Ihr neues zu Hause bringen, wir sehen uns bald wieder Earl“, meldete sich Undertaker dazwischen, während Soma sich weiter entschuldige. Ciel nickte und realisierte Undertakers Bemerkung im ersten Moment nicht. Viel mehr hatte er damit zu tun, die aufkommenden Kopfschmerzen zu unterdrücken die durch das Jammern langsam aufkamen. „Okay, okay ich verzeih dir!“, sagte er und stoppte den Prinzen in seinen Verbeugungen. Agni kam zu ihnen und legte eine Hand auf die Schulter seines Herrn. „Es wird nun Zeit, dass wir gehen“, bemerkte er, worauf Ciel bestätigend nickte. Doch der Prinz wäre nicht er, wenn er nicht einen anderen Plan gehabt hätte. „Nein! Ich bleibe solange bei Ciel, bis ich meine Schuld beglichen habe!“ verkündete er. Ciel hatte zu tun seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Gerade wollte er dagegenreden, als sich Sebastian zu Wort meldete. „Ich persönlich finde es eine gute Idee, wir könnten noch jemanden gebrauchen der hier für Ordnung sorgen kann“, sagte Sebastian, woraufhin er einen bösen Blick seines Herren bekam. „Ich sorge dafür, dass ihr hier im Haus Aufgaben bekommt, bis mein Herr sagt, dass Eure Schuld beglichen ist“, fügte Sebastian hinzu und betonte dabei „hier im Haus“. Nun verstand Ciel was der Dämon beabsichtigte. Sie würden morgen früh nach London reißen, somit wäre sein Stadthaus nicht mehr von dem vor ihm knienden Prinzen bewohnt, sondern dieser wäre hier und er hätte seine Ruhe. „Ich stimme dem zu, was Sebastian sagt!“, sagte er und schaute auf Soma herab. „Alles, alles was du von mir verlangst“, antwortete dieser. „Gut, ich werde mich nun zurückziehen“, sagte der Earl und ging aus der Tür nach oben zu seinem Arbeitszimmer. Sebastian übertrug in der Zwischenzeit alle Aufgaben die ihm in den Sinn kamen und die für mindestens 3 Jahre reichen würden. Natürlich mit der Auflage das Agni ihm unter keinen Umständen helfen durfte. Ciel setzte sich in seinen Sessel und lehnte sich zurück. Der Brief der Königin lag immer noch auf seinen Schreibtisch. „Wir sehen uns bald wieder, Earl“, erinnerte er sich plötzlich an die Worte Undertakers. Natürlich würde er ihn bald wiedersehen, immerhin hatte er ja einen neuen Fall auf zu klären. Bis jetzt war er nie drum herum gekommen ihn um Rat zu fragen. Jedoch hatte Ciel die Vorahnung dass Undertaker etwas ganz anderes mit diesen Worten gemeint hatte. Er nahm noch mal den Brief in die Hand und las ihn erneut durch. Die Opfer wurden nicht getötet, allerdings waren sie wahrscheinlich so sehr unter Schock, das sie nicht darüber reden konnten. Es gab bereits 4 Opfer, alle aus verschiedenen Bezirken Londons, jedoch von adligem Stand. Ciel legte den Brief wieder weg und machte sich schon Gedanken darum, was er noch alles herausfinden musste. Es klopfte an der Tür und sein Butler trat hinein. „Möchtet ihr ins Bett, Bocchan?“, fragte er. „Nein“, sagte der angesprochene und unterdrückte noch rechtzeitig ein gähnen. „Darf ich mir eure Wunde noch einmal ansehen?“, frage der Rotäugige. Ein nicken, brachte ihn dazu näher zu kommen und den Verband seines Herren zu lösen. Dieser zuckt kurz weil das Ende am getrockneten Blut hing und Sebastian es mit einem Ruck lösen musste. „Nun, es ist schon gut verheilt, ich denke nicht das es genäht werden muss“, sprach der Butler und stricht sanft über die Wunde. Ciel sah zu seinem Dämon hoch und errötete leicht. Fast liebevoll sah der Schwarzhaarige auf die Wunde herab, so als wäre er in Gedanken bei etwas anderem. Schnell drehte sich der junge Hausherr zur Seite. Etwas verwundert blickte der Dämon auf seinen Herren, doch hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Ich werde ein Pflaster holen“, sprach er noch und war auch schon verschwunden. Ciel seufzte. Dieser Dämon machte ihn noch wahnsinnig. Tief atmete er ein und musste gähnen. Natürlich tauchte in dem Moment Sebastian wieder auf und auf seinen Gesicht bildete sich ein leichtes Grinsen. „Ihr seid also doch müde, Bocchan?“, fragte er noch scheinheilig. „Hm, ein wenig“, antwortete Ciel. Schnell hatte der Schwarzhaarige die Wunde erneut versorgt, woraufhin Ciel sich erhob. „Ich werde zu Bett gehen“. Der Butler grinste. „Sehr wohl, Bocchan“, sagte er und folgte ihm. Im Zimmer angekommen wechselte Ciel seine Kleidung. Sebastian ließ er das nicht mehr machen, denn er war nun schon alt genug. Lediglich seine Kleider durfte er aufsammeln und ordentlich zusammenlegen oder zur Wäsche bringen. Ciel schloss den letzten Knopf seines Hemdes und setzt sich auf die Bettkante. „Ich habe euch noch gar nicht mein Geschenk für Euch gegeben“, sagte Sebastian während er die Sachen aufsammelte. Überrascht blickte der Angesprochene zu ihm. „Von dir ein Geschenk? Bist du dir sicher?“, fragte Ciel ungläubig. „Ja Bocchan“, sagte der Butler und stellte sich vor Ciel. Der Earl hob den Kopf und schaute zu ihm hoch. Sebastian beugte sich nahe zu ihm. „Alles Gute!“, raunte er und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ciel riss die Augen auf, aber noch ehe er reagieren konnte, war der Dämon aus dem Raum verschwunden. Kapitel 3: Der Unfall --------------------- Kapitel 4 Der Unfall Ciels Blick war starr nach draußen gerichtet. Es reichte ja nicht, dass der Dämon ihm gegenüber in der Kutsche saß, dieser musste ihn auch noch süffisant angrinsen. Er wusste genau, was Sebastian dachte, doch er würde es unter keinen Umständen ansprechen. Unter keinen Umständen! Im Moment sollte er sich wahrlich andere Gedanken machen, zum Beispiel um seinen bevorstehenden Fall und die anstehenden Ermittlungen. Immerhin wurden in London Frauen entführt und misshandelt. Taten, die die König nicht weiter billigen wollte. „Bedrückt Euch etwas, Bocchan?“, fragte Sebastian scheinheilig. Am liebsten hätte Ciel ausgeholt und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Als er das Klatschen vernahm, bemerkte er erst, dass er seinen Gedanken tatsächlich in die Tat umgesetzt hatte. Sebastians Wange war nur kurz von einem leichten Rotton durchzogen. Kurz erschrocken, sich doch dann wieder fassend, schaute er seinen Diener an. „Ich sage es dir nur ein einziges Mal: Ich will nie wieder, so wie gestern Abend, von dir berührt werden!“, sagte Ciel, betont ruhig. Der Schwarzhaarige nickte. „Verstanden?!“, herrscht ihn Ciel an. „Yes, my Lord“, sprach der Dämon und senkte den Kopf etwas. Mit einem zufriedenen Nicken, schaute der Kleinere dann wieder aus dem Fenster. Er bemerkte dadurch das Grinsen nicht, was sich erneut auf Sebastians Gesicht bildete. Die Handlung des Earls bewies nun, dass er vollkommen richtig gelegen hatte. Wenn es ihm egal gewesen wäre, hätte Ciel sicherlich das Gespräch gesucht, doch dadurch, dass er den Jungen gestrige Nacht noch beobachtet hatte, wusste er, dass es ihm nicht egal war. ~Flaschback~ Schweigend stand der Butler im Schatten des Zimmers. Ciel dachte sicherlich, dass er bereits gegangen war, doch so war es natürlich nicht. Still und regungslos stand er im Schatten. Er beobachtet wie der Jüngere sich über die Lippen fuhr, wo seine kurz vorher gelegen hatten. Seine Augen leuchteten kurz auf, als dieser auch noch dabei seufzte. Vorsichtig stand der Jüngere auf und ging zum Fenster, um nach draußen zu sehen. Augenscheinlich dachte er über die Sache nach, denn auf seiner Stirn bildeten sich kleine Denkfältchen. Immer öfter fuhr er sich durch die Haare und auch landeten seine Finger wieder auf seinen Lippen und strichen darüber. Der Dämon grinste, während er ihn weiter beobachtet. Am liebsten wäre er sofort über ihn hergefallen. Er sah jedoch auch ein, dass es noch viel zu früh dafür war. Würde er jetzt einen falschen Schritt wagen, würde seine Seele sich wohl nicht so entwickeln, wie er es wollte. Es verging schon einige Zeit , wo sich Ciel keinen Zentimeter rührte. Jedoch fiel Sebastian auf, dass sich eine kleine Gänsehaut auf der Haut des Nachdenkenden gebildet hatte. Entweder war ihm kalt oder das Geschehene ließ ihn erschaudern. Ein erneutes Seufzen erklang im Raum. Daraufhin schüttelte der junge Earl den Kopf und ging zum Bett. Er blies die Kerze aus und kletterte in das Bett. Es dauert wieder einige Stunden, ehe sich der Atem des Jungen beruhigte und gleichmäßiger wurde. Grinsend ging er zum Bett und betrachtet ihn in der Dunkelheit. Es verlief alles nach seinem Plan. Er durfte nur nicht alles verspielen, sonst wäre von seiner Seele, die er sich schon so hervorragend geformt hatte, kaum noch etwas übrig. Das wollte er (auf keinen Fall?) am allerwenigsten riskieren. Vorsichtig strich er eine verwirrte Strähne aus Ciels Gesicht, wendete sich dann ab und ging aus dem Raum. ~Flaschback Ende~ Nach einiger Zeit erreichten sie das verregnete London. Ciel hatte in der ganzen Zeit kein einziges Wort mehr gesprochen, sondern Schaute nur aus dem Fenster, was mehr und mehr beschlagen wurde. Bald würde er draußen nichts mehr erkennen können. Mit einem leichten Anflug von Genugtuung schaute der Dämon zu, wie der Kleinere den Blick abwenden musste und stattdessen zu ihm sah. Seine Augen sprachen das aus, was er wohl gerade dachte. Sebastian kannte ihn nun schon lange genug, um jede auch noch so kleine Gefühlsregung bei dem jungen Earl zu deuten. Dieses mal lag ein Hauch von Verwirrung in seinem Blick. Gerade als er ihn fragen wollte, sprach bereits der junge Earl zu ihm. „Warum?“ Jetzt war es an Sebastian, verwirrt zu ihm zu sehen. „Was meint Ihr Bocchan?“, fragte Sebastian. Augenscheinlich musste Ciel seine Frage erst noch mal überdenken, denn es dauert doch wieder eine Weile, ehe er sich durchringen konnte. „Warum bist du mir letzte Nacht so nahe gekommen?“, fragte er schließlich. Der Dämon verkniff sich ein Lächeln und schaute ihn an. „Ich sagte Euch, dass es Euer Geburtstagsgeschenk von mir an Euch war.“ Ciels Miene verdunkelte sich. Das war wohl nicht die richtige Antwort. Aber was hatte er denn erwartet. Die Wahrheit? „Ich weiß ganz genau, dass es nicht wegen meines Geburtstages war, also was führst du im Schilde, Dämon?“, sagte Ciel etwas aufgebracht. Er musste nun doch alles auf eine Karte setzen. „Hat es Euch denn nicht gefallen?“, fragte er. Perplex blinzelte der junge Earl und ein leichter Rotton schlich sich auf seine Wangen. Volltreffer. „Natürlich hat es mir nicht gefallen!“, schrie Ciel fast. „Ihr braucht nicht schreien, ich verstehe Euch hier drüben bestens“, sagte Sebastian leicht amüsiert. Ciel knurrte leise und drückte somit sein Missfallen aus. Wenn es Sebastians Art gewesen wäre, hätte er jetzt gekichert. Jedoch beließ er es dabei, seinen Triumph zu genießen. Die Kutsche macht plötzlich eine Vollbremsung, worauf Ciel nach vorn viel und in Sebastians Schoß landete. Schnell biss sich der Dämon auf die Zunge, um erstens den aufkommenden Kommentar zu unterdrücken und zweitens das angenehme leichte Ziehen, was sich durch den Druck in seiner Lendengegend bemerkbar machte, zu unterdrücken. Wer konnte denn ahnen, dass das Schicksal ihm so sehr in die Hände spielte. Beziehungsweise in den Schoß. So schnell wie der Jüngere in seinem Schoß gelandet war, hatte er sich wieder aufgerichtet, nun mit einem noch kräftigerem rot im Gesicht als vorher. „Ist alles in Ordnung mit Euch, Bocchan?“, fragte er und rückte Ciels Kleidung zurecht. Der aufkommende Tumult auf der Straße lenkte allerdings ab vom gerade eben Passierten. Ciel öffnete ohne eine Antwort die Kutschentür und schaute nach draußen. Sich an seine Butlerpflichten erinnernd spannte Sebastian schnell einen Schirm über Ciel auf und folgte ihm vor die Kutsche. Ein paar Leute hatten sich über eine Person gebeugt, die auf der Straße lag. Sebastian brauchte nicht mal eine Sekunde, um zu erkennen wer dort lag. „Bocchan, es ist besser Ihr wartet in der Kutsche“, sagte er und versucht den Jüngeren zurückzudrängen. „Ich hab schon weit Schlimmeres gesehen“, sagte Ciel und ging näher heran. Da war sich der Dämon nicht ganz so sicher. Jetzt erkannte Ciel auch, wer dort blutüberströmt lag und erstarrte. Erstaunlich schnell fasste er sich jedoch wieder und drehte sich wieder zu Sebastian um. „Hilf ihr“, sagte er mit ruhiger Stimme. Ciel überraschte ihn auch immer wieder. Jeder andere Mensch wäre bei dem Anblick in Panik geraten. Ein kurzes lächeln huschte über das Gesicht des Dämons und er ging zu der am Boden liegenden Person. Leider konnte er allerdings nicht mehr viel tun. Ciel schaute abwartend zu ihm, genauso wie die Menschtraube, die sich nun gebildet hatte. „Tut mir leid, ich kann nichts mehr tun“, sagte er und schaute zu dem jungen Earl. Auf dessen Gesicht war keine Regung zu sehen. Schon etwas merkwürdig, denn diejenige, die nun tot vor ihm auf den Boden lag, war seine Verlobte. Dem Dämon konnte es nur recht sein, immerhin war sie sowieso nur ein störendes Objekt. Kapitel 4: Bestrafung --------------------- Kapitel 5 Bestrafung Nichts. Er fühlte nichts. Elizabeth war tot und ihm war es egal. War er wirklich schon so gefühllos geworden? Ciel wandte sich ab und stieg wieder in die Kutsche. „Wir fahren weiter“, sagte er und setzte sich. Sebastian folgte ihm sofort. „Herr, sollten wir nicht warten?“ Ciel sah ihn an und anders als vorhin konnte der Dämon keinerlei Emotionen in den Augen seines Herrn erkennen. „Sie wird bald von ihrer Familie geholt und in nächster Zeit wird die Beisetzung stattfinden, wofür ich eine Einladung erhalten werde. Also sage mir, worauf ich bitte warten sollte?“, antwortete Ciel. Nickend nahm Sebastian das zur Kenntnis und stieg nun auch in die Kutsche. Jedoch schien der Kutscher keine Anstalten zu machen, weiter zu fahren. Manche Menschen waren doch einfach zu schwach, um so einen Anblick ohne weiteres zu verkraften. „Entschuldigt mich Bocchan“, sagte Sebastian, worauf er wieder ausstieg. Die restliche Fahrt zur Stadtvilla verbrachte Ciel nun allein in der Kutsche, was ihm auch recht war. Dieser Dämon zeigte ihm gegenüber in letzter Zeit eine immense Respektlosigkeit, was er sicherlich nicht auf sich sitzen lassen wollte. Er gehörte bestraft. Die Stadtvilla kam in Sicht und kurze Zeit später stand der junge Earl in der Eingangshalle. Pflichtbewusst nahm der Butler ihm seinen Mantel ab. „Ich werde ins Arbeitszimmer gehen, bring mir den Nachmittagstee, wenn du fertig ausgepackt hast!“, sagte Ciel und war schon dabei, die Treppe empor zu steigen. „Sehr wohl“, sagte Sebastian und verschwand. Angekommen im Zimmer nahm er gleich die Tageszeitungen der letzten Tage und suchte nach dem entsprechenden Artikel zu den entführten Mädchen. Mit einem Stift und Zettel bewaffnet machte er sich zu jedem Bericht einige Notizen. Gerade als er die letzte Zeitung beiseitelegte, kam Sebastian herein und brachte ihm den Tee. „Hast du verlernt anzuklopfen?“, fragte Ciel und sah seinen Butler schneidend an. Leicht verwundert stellte der Schwarzhaarige die Tasse ab und verbeugte sich dann leicht. „Verzeiht mir, Bocchan. Es war nur eine Unachtsamkeit, die nicht wieder vorkommen wird“, sagte er und richtete sich dann wieder auf. Ciel nickte und winkte ihn dann fort. Sebastian folgte der Geste und verließ den Raum mit einem Grinsen wieder. Anscheinend holte sein Herr zum Gegenschlag aus. „Das könnte Interessant werden“, murmelte er zu sich und ging zu Küche. In Ruhe nahm Ciel den Tee zu sich und dachte über den Fall nach. Jedenfalls versuchte er es. Seine Gedanken wanderten jedoch in eine andere Richtung. Wie konnte er einem Dämon nur Manieren beibringen? Ihm war es die letzten 5 Jahre nicht gelungen, warum dann jetzt? Ciels Blick schweifte nach draußen und er lehnte sich zurück. Zu allererst musste er wissen, ob Sebastian ihn geküsst hatte nur weil er ihn wieder ärgern wollte oder ob wahre Gefühle dahinter steckten. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Sebastian und Gefühle? Niemals. Jedoch sah er ihn als seinen Besitz an, was in gewisser Weise auch zutraf. Allerdings nur seine Seele und nicht sein Körper. Anscheinend wollte Sebastian jetzt plötzlich beides. Warum sonst sollte er sich ihm sonst so offensichtlich nähern? Seufzend stütze Ciel seinen Kopf auf seine Hand. Er kam zu keinem Ergebnis, was seine Laune nicht gerade steigerte. Er stellte die leere Tasse ab und stand auf. Das Wetter sah zwar nicht gerade einladend aus, doch trotzdem begab sich der junge Earl in den Garten hinter dem Haus. Agni schien sich in seiner Abwesenheit auch ein wenig um den Garten gekümmert zu haben, denn alles sah gepflegt aus und ein paar Rosenbüsche standen in voller Blüte. Vorsichtig nahm Ciel eine der Blüten in die Hand und vergrub seine Nase in der herrlich duftenden Blüte. Der Dämon wollte ihn besitzen. Plötzlich überkam Ciel die zündende Idee, die ihm seine Rache brachte. Mit deutlich besserer Laune richtete er sich auf und ließ die Blüte los. Einen kleinen Haken gab es bei seinem neu gefassten Plan allerdings. Er hatte in solchen Dingen absolut keine Erfahrung. „Seid Ihr wirklich sicher, dass ich die Informationen nicht doch alleine in Erfahrung bringen sollte?“, fragte Sebastian seinen Herren, der ein wenig vor ihm lief. Ciels Kleidung war für Außenstehende eher normal, niemand würde vermuten, dass hier einer aus einem Adelshaus entlanglief. Ebenfalls hatte sich der Fragende leger eingekleidet. „Ja, ich bin mir sicher und selbst wenn mir Gefahr drohen sollte, habe ich dich immerhin dabei. Außerdem hör jetzt endlich auf zu reden, wir kennen uns nicht!“, sagte Ciel bestimmt und hielt auf eine weniger beleuchtete Straße in London zu. Verärgert nickte der Dämon und ließ den Abstand zwischen ihm und dem Earl größer werden. Ihm gefiel es absolut nicht, dass Ciel immer noch so verärgert war und ihn so sehr auf Abstand hielt. Seine verärgerte Stimmung löste sich jedoch sofort in Rauch auf, als er das vollkommene Geschöpf entdeckte, was gerade in eine Gasse lief. Er blieb stehen und sah in die Dunkelheit hinein. Kurz darauf hockte er sich hin. In fröhlicher Erwartung streckte er die Hand der Schönheit hin. Die besagte Katze schaute kurz zu ihm und lief langsam und misstrauisch auf ihn zu. Anscheinend vermutete sie Futter in Sebastians Hand, denn als sie nichts riechen konnte, wandte sie sich gleich wieder ab. Der Dämon war jedoch schneller und schnappte sich das Tier. Vorsichtig strich er ihr über die Pfoten und das Fell. Die Zeit völlig vergessend machte er solange weiter, bis es der Katze reichte und sie ihm einen Hieb mit ihren Krallen verpasste. Die wiedergewonnene Freiheit nutzend verschwand sie schnell in der Gasse. Nun wieder verärgert richtete sich Sebastian auf und schaute die Straße entlang. Sie war leer. Nun mit schnellen Schritten folgte der Dämon seinem Herren, der schon längst am Zielort angekommen war. Er öffnete die Tür des Pubs und betrat den rauchigen, nach Alkohol stinkenden Raum. Ciel entdeckte er recht schnell an der Bar sitzend. Seine Augen leuchteten bedrohlich auf als er sah, wo die Hand des neben ihm sitzenden Mannes lag, die offensichtlich noch mehr vorhatte, als an dortiger Stelle ruhig zu liegen. Ciel bemerkte, dass sein Diener stehen geblieben war und sah kurz über die Schulter. Er sah die Katze und schaute mit einem Augen verdrehen wieder nach vorn. Immerhin verschaffte es ihm einen Vorsprung, der schon viel entscheiden konnte. Am Zielort angekommen, öffnete er die Tür des Pubs und ging hinein. Seine Nase kräuselte sich sofort unter dem ungewohnten Geruch und er hatte die ersten Atemzüge Probleme, nicht anzufangen zu husten. Seine Lunge gewöhnte sich jedoch schnell an die stinkende, sauerstoffarme Luft. Schlendernd ging er zum Tresen, nahm auf einem der Barhocker Platz und bestellte sich etwas zu trinken. „Ein neues Gesicht hier“, sagte eine dunkle Stimme und es setzte sich jemand neben Ciel. Der Angesprochene sah zu dem Mann neben sich. Er war recht gut gebaut und man könnte ihn auch als hübsch bezeichnen, wenn man denn an Männern interessiert war. Dieser deutet Ciels Mustern anscheinend in die völlig falsche Richtung, denn er grinste. „Was führt dich denn hier her, Schönheit?“, fragte dieser und eine Hand schob sich auf Ciels Bein. Gerade wollte Ciel in der für seine Klasse üblichen Ton antworten, als er sich jedoch daran erinnerte, dass es hier nicht angebracht war. „Mein alter Pub hat dicht gemacht. Das Schuften jeden Tag strengt an und ein bisschen entspannen bei einem Bier tut gut“, sagte er und nahm einen kräftigen Schluck des alkoholhaltigen Getränkes. Wegen der Hand sagte er absichtlich nichts. Der junge Earl hatte jedoch nicht bedacht, dass er absolut nicht an solche Getränke gewöhnt war und verschluckte sich prompt. Der Mann neben ihm lachte und schlug ihm hart auf den Rücken. Als sich Ciel wieder beruhigt hatte, wanderte die Hand wieder auf sein Bein, etwas höher als vorher. „Ich kann dir auch gerne beim Entspannen behilflich sein“, gurrte Ciels Gegenüber. Hatte er sich geirrt und er war in ein Bordell gelaufen? Seit wann waren die Männer hier so schamlos, vor allem da die Liebe zwischen zwei gleichen Geschlechtern sehr verpönt war. Auch in der Unterschicht. Jedoch war es genau das, was Ciel vorhatte. Zwar eigentlich nicht so schnell, aber es war ihm Recht, weswegen er sein Gegenüber anlächelte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sebastian den Pub nun betreten hatte. Mit einer inneren Zufriedenheit bemerkte Ciel das gefährliche Aufblitzen seiner Augen, als er ihn und den Mann und vor allem die Hand, die sich seinen Weg weiter nach oben bahnte, entdeckt hatte. Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, beugte sich der Earl nach vorn. „Für so was brauch ich aber mindestens noch drei Bier“, flüsterte er in des Mannes Ohr. Dieser lachte daraufhin, worauf seine Hand sich von Ciels Bein löste und um seine Hüfte schlang. Als sie sich wieder ein Stück zu Bar drehten konnte er Sebastians wütenden Blick im Nacken spüren. Ciel grinste. Sein Plan war perfekt. Kapitel 5: Ein Fehler? ---------------------- Kapitel 6 Ein Fehler? Sebastian vergrub seine Nägel in den Handinnenflächen, als er sie zur Faust ballte, doch dann begriff er. Das war alles geplant gewesen. Ciel wollte sich rächen und spielte das Ganze nur. Er wollte ihn eifersüchtig machen, weil er genau wusste, dass er ihm gehörte. Niemals hätte er gedacht, dass der Junge soweit gehen würde. Ein Schauer überlief ihn. Das war ganz und gar seine Seele die er so begehrte. Seine Wut verflog schnell und ein bösartiges Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Dämons aus. Das konnte noch lustig werden. Mit etwas Abstand ließ er sich auf einen Barhocker fallen und bestellte sich einen Drink. Da nun Sebastian in Hörweite war, musste sich Ciel nun auf das konzentrieren, weswegen er eigentlich hier war. „Hör mal. Ich hab gelesen, dass es in letzter Zeit hier ein paar Zwischenfälle mit ein paar Weibern aus der Oberschicht gegeben hatte. Weißt du was darüber?“ fragte er und schaute den Mann nun an. Dieser grinste. „Weißt du eigentlich wie schön du bist“, antwortete dieser. Die Augenbraue des jungen Earls zuckte. Hatte er ihm überhaupt zugehört?! „Aber um deine Frage zu beantworten: Ja ich weiß etwas darüber“ sagte er dann schließlich und zog den Jüngeren näher an sich heran. Ciel atmete ungewollte dessen Geruch ein. Eine Mischung zwischen Alkohol, Rauch und Schweiß. Er hatte Mühe sein Abendessen drinnen zu behalten und beschloss nur noch durch den Mund einzuatmen, jedoch konnte er nicht verhindern, dass er das Gesicht verzog. Zum Glück bemerkt das der Stinkende nicht, da er einen großen Schluck aus seinem Bierkrug nahm. Amüsiert, registrierte Sebastian den angewiderten Gesichtsausdruck seines Herrn und trank sein Glas Whiskey aus. Der Alkohol der Menschen machte ihm zwar überhaupt nichts aus, jedoch brannte es herrlich in der Kehle, wenn die Flüssigkeit diese hinunterrann. „Und was genau?“, fragte Ciel als er sich wieder gefangen hatte. „Das sag ich erst, wenn du mir eine Gegenleistung versprichst“, grinste sein Gegenüber. Am liebsten hätte er gar nicht gefragt. „Was willst du?“ „Hm. Einen Kuss“, gurrte der Mann und wanderte mit seine Hand tiefer, bis sie aus Ciels Hinterteil lag. Sich um Beherrschung bemüht, versucht der Jüngere ruhig zu bleiben. Wenn er jetzt ablehnen würde, entgingen ihm wohlmöglich wichtige Informationen, auch wenn ihm bei dem Gedanken daran speiübel wurde. „Gerne“, sagte Ciel und lächelte etwas. Neben ihnen splitterte plötzlich Glas und beide wandten die Köpfe nach hinten. Sebastian ließ die Scherben in seiner Hand fallen und der Wirt sah dieses verwirrt an. „Sorry, hab nen kräftigen Griff“, sagte Sebastian und lallte dabei etwas. Niemand, außer ihm natürlich, sollte es je wagen seinen Bocchan zu küssen. Er musste jedoch seine Wut noch zügeln. Das gerade hatte schon zu viel Aufmerksamkeit erregt. Der Wirt schaute ihn, nicht gerade erfreut über die Zerstörung, an und sagte: „Das wirst du bezahlen!“ Sebastian nickte und holte ein paar Scheine aus seiner Tasche. „Reicht das? Und krieg ich n neues?“ säuselte er. Immer noch wütend knallte ihm der Wirt ein neues Glas hin und füllte neuen Whiskey ein. „Dein letztes“, knurrte er und bediente als andere Gäste. //„Musste Sebastian unbedingt solche Aufmerksamkeit auf sich lenken“//, dachte Ciel. Innerlich freute er sich allerdings darüber. Er hatte es zumindest ein wenig geschaffte dem Teufel rein zu legen. Plötzlich schlossen sich ein paar Finger um Ciels Kinn und sein Kopf wurde wieder zu dem Mann neben ihm gedreht. „Hier bin ich, mein Hübscher“, grinste dieser und blies dem Earl seinen stinkenden Atem entgegen. Ciel lächelte verkrampft. „Nun dann werde ich dir mal erzählen was ich weiß“, sagte der Mann. „Eines Abends war ich auf dem Weg hierher, als ich sah wie eine Frau in eine Gasse gezogen wurde. Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht und bin weiter gegangen. Am nächsten Morgen habe ich dann in der Zeitung gelesen das die Frau völlig orientierungslos durch die Straßen gelaufen ist und so weiter. Das war so ziemlich der erste Vorfall, wenn ich mich recht erinnere. Seitdem bin ich auch nicht noch mal dort lang gegangen. Ziemlich gruselig, findest du nicht?“ „Ich finde das eher spannend. Könntest du mir die Stelle zeigen?“, fragte Ciel und lächelte dabei charmant. Der Ältere zog eine Augenbraue nach oben und schaute den Jüngeren verwundert an. „Du stehst wohl auf solche Schauergeschichten“, grinste dieser und streichelte über Ciels Hintern. Ciel zwang sich zu einem Grinsen und nickte. Der Mann hob seinen Krug und leerte diesen in einem Zug. „Na dann los, aber dafür erwarte ich mehr als nur einen Kuss.“ sagte er, legte Geld auf die Theke und stand auf. „Kein Problem“, antwortete Ciel und wurde mitgezogen. Ob das noch kein Problem war, wenn er es einfordern würde, musste der junge Earl abwarten. Er hatte ja zur Not noch Sebastian. Mit einem kurzen Blick zu diesem folgte er dem Mann nach draußen in die Dunkelheit. Der Angesehene zögerte. Ciel sollte eigentlich wissen, dass man mit einem Teufel nicht spielen sollte, andererseits konnte er es nicht zulassen, dass jemand anderes, außer ihm, seinen Bocchan küsste, geschweige denn andere Sachen mit ihm anstellen durfte. „Isch werde ma nah Hause gehen“, sagte Sebastian zu dem Wirt und legte reichlich Geld auf den Tresen. Danach verließ er das Lokal und verschmolz mit der Dunkelheit. Ciel fröstelte es etwas. Er wusste nicht ob es die Kälte war oder die Tatsache, dass ihn der andere immer wieder ansah, als würde er ihn gleich auffressen. Sie gingen gemeinsam über die Hauptstraße, bis der Mann in eine dunkle Gasse einbog. „Hier?“ fragte Ciel und sah sich um. „Genau“, antwortete der Mann. Der junge Earl kniete sich hin und untersuchte den Boden. Der Überfall war sicherlich schon eine Woche her, doch ein paar Spuren musste es noch geben. Der Mann beobachtete jede Bewegung des Jüngeren und leckte sich über die Lippen. Ciel fiel das nicht auf, er war zu sehr damit beschäftigt den Tatort zu untersuchen. Er ging etwas weiter in die Gasse hinein. Vermutlich wusste die Polizei noch nicht einmal von diesem Ort. Im schwachen Licht, welches von der Straßenbeleuchtung in die Gasse drang, funkelte etwas unter einem vergilbten Stück Zeitung. Ciel bückte sich danach und hob es auf. Sofort waren zwei Augen auf sein Hinterteil gerichtet, als er sich gebückt hatte und ein Schauer der Erregung durchfuhr den Mann. Ohne dies zu bemerkten suchte der junge Earl in seinen Hosentaschen, nach der Packung Zündhölzer, die er sich eingesteckt hatte. Plötzlich schlangen sich zwei Arme um seinen Körper. „Soll ich dir helfen?“, fragte der Mann, der hinter Ciel stand und ihn festhielt. Seine Hände wanderten über Ciels Körper, aber keineswegs um ihm zu helfen die Hölzer zu finden. „Ich denk ich schaff das schon“, antwortete der Kleinere und versuchte sich möglichste galant aus dem Griff zu befreien. Der Andere sah das anscheinend nicht so, sondern drehte Ciel um und drücke ihn gegen die Wand der Gasse. „Ich glaube es ist Zeit für meine Bezahlung.“, sagte der Mann und schob eine seiner Hände unter Ciels Hemd. Schnell ergriff der Jüngere die Hand und zog sie von sich weg. „Ich will mir das hier erst ansehen!“, sagte er bestimmt, doch eigentlich überkam ihn langsam die Angst. „Das kannst du danach auch noch, jetzt will ich deine Stimme hören“, grollte der Mann, hielt Ciels Hände zusammen mit einer Hand fest und drückte sie über ihn gegen die Mauer. „Hören Sie auf“, sagte der Earl noch mal mit Nachdruck und versuchte den Mann zu treten. Leider gelang es ihm nicht ihn da zu treffen wo es wehtat. Um es noch schlimmer zu machen, presste der Mann seinen Körper gegen Ciel, sodass dieser auch nicht mehr nach ihm treten konnte. Angewidert drehte er den Kopf zur Seite, was sein Gegenüber gleich ausnutzt und über seinen Hals küsste. „Aufhören!“, schrie Ciel ihn nun an, doch der Mann machte das Gegenteil. Dessen freie Hand suchte sich wieder einen Weg unter sein Oberteil und strich über seine Haut darunter. Ciel wurde übel und es reichte ihm nun. „Sebastian!“ schrie er in die Nacht hinaus. Der Mann grinste. „So heiße ich zwar nicht, aber meinetwegen kannst du den Namen auch stöhnen“, raunte der Mann in das Ohr des Jüngeren. Abwartend sah Ciel in die Dunkelheit, aber es passierte nichts. Sebastian kam nicht. Hatte er es mit seiner Rache für den Kuss übertrieben? Kapitel 6: Er kommt nicht ------------------------- Kapitel 7 Er kommt nicht Ciel war wie erstarrt. Sebastian erschien nicht. Der Mann stand immer noch in einem Stück vor ihm und grinste gierig. War das wieder einer seiner kranken Lektionen, oder konnte er gar nicht kommen? Wenn ja, was hielt ihn auf? Er war ein Teufel, ihn konnte nichts aufhalten! Oder war es ihm egal, was der Mann mit ihm anstellen wollte? Würde das nur noch die restliche Würze zu seiner Seele sein? In Ciels Kopf rasten die Gedanken und verzweifelt versuchte er einen Weg zu finden, wie er von dem Mann vor ihm loskommen konnte. Wenn er doch nur an die Waffe käme, die er bei solchen Aufträgen immer bei sich trug. Unbemerkt hatte sein Gegenüber ihm den Mantel abgestreift, den er zum Schutz gegen das kalte Wetter trug. Jetzt holte die Kälte, Ciel wieder in die Wirklichkeit zurück. In eine Wirklichkeit, die er sofort wieder entfliehen wollte. Die Hand des Mannes schlug nun einen ganz anderen Weg ein und fuhr über seinen Rücken immer weiter nach unten bis zum Bund der Hose, wo sie versuchte hineinzugleiten. Leise fluchend zog der Mann seine Hand zurück. Ciel’s Hose saß eng genug, sodass er nicht hineinkam und sich dabei noch einen Finger eingeklemmt hatte. „Du bist so still, hast du es aufgegeben dich zu wehren und gibst dich mir hin?“, raunte der Größere in sein Ohr. Schnell fasste sich der junge Earl wieder und schaute seinen Gegenüber mit einem eisigen Blick an. Es widerte ihn an, wie er mit ihm sprach, als wäre er nur eine billige Hure vom Straßenrand. „Niemals!“, knurrte er als Antwort. Leicht verärgert verzog der Mann das Gesicht, aber grinste dann umso schmutziger. „Na gut, dann bleib eben stur! Umso besser ist es, denn dann bist du nur noch enger als du sicher so schon bist und ich kann mich richtig an dir austoben.“, sagte er und fuhr mit seiner Hand über Ciels Hintern. Sofort begann sich dieser wie wild zu winden und versuchte wenigstens seine Arme wieder zu befreien. Er trat um sich und stemmte sich dabei an der Wand hinter sich. Dabei traf er seinen Gegenüber mehrmals an sicherlich schmerzhaften Stellen, und trotzdem war er viel zu schwach Auch wenn er schon 18 ist, war, so war sein Körper immer noch recht schmächtig und dünn. Durch die Anstrengung war er nun auch noch außer Atem geraten und die kalte Luft brannte in seinen Lungen. Er hoffte nun, dass er nicht wieder einen Astmahnfall erlitt, denn die einzige Person die ihm helfen konnte war nicht hier. Der Mann lachte nur über die Bemühungen und festigte seinen Griff, sodass Ciels Handgelenke schmerzten. Plötzlich fuhr die Hand nach oben zu dem Halsausschnitt seines Shirts und riss es mit einem Ruck von seinem Körper. Geschockt über die plötzliche Blöße bekam Ciel erst zu spät mit, dass der Kerl mit den Stofffetzen seine Hände zusammenband. Noch dazu lähmte ihn die Kälte nun umso mehr. „Nein! Lass das!“, keifte er und versucht seine Hände wieder auseinander zu ziehen, doch der Stoff saß fest und schien auch nicht wieder nachgeben zu wollen. Schmerzhaft rieb der fest zugebundene Stoff nun an seinen ohnehin schon geschundenen Handgelenken. „So ist es doch viel besser, da kann ich dich besser erkunden“, und sogleich streichelte wieder die Hand des Mannes über seine Brust. Fast zärtlich fuhr er mit einem Finger ein paar unsichtbaren Linien nach, bis zu seiner Schulter, die er packte und Ciel zu Boden stieß. Der Jüngere konnte sich gerade noch mit seinen Unterarmen abfangen, sodass er nicht mit dem Gesicht auf dem Bürgersteig landete, wobei diese aber nun schmerzhaft brannten. Schnell rollte er sich auf die Seite, um seine Arme zu entlasten und den Schmerz wenigstens etwas zu lindern. Sein Peiniger duldete allerdings das eigenmächtige Handeln seines Opfers nicht und drückte ihn wieder in die ursprüngliche Position, sodass sich nun auch noch der Dreck der Straße in seine aufgeschürften Unterarme bohren konnte. Noch dazu kam, dass ein leichter Schneefall eingesetzt hat und die Nässe es noch kälter machte als es ohnehin schon war. Ein Schauer lief über Ciels Rücken und er erzitterte kurz, um die Kälte ansatzweise zu vertreiben. „Na, bist du schon so erregt, dass du vor Vorfreude zitterst?“ lachte der Mann und beugte sich über den Jüngeren, sodass er ihm seinen, nach Bier stinkendem Atem entgegen blies. Als Antwort bekam er nur ein Knurren und einen bösen Blick über die Schulter geworfen. Grinsend drückte der Größere seine Hüfte gegen Ciels Hintern und rieb sie leicht an ihm. Die Erregung des Anderen war deutlich spürbar. Ein Gefühl von Übelkeit stieg in dem jungen Earl hoch und am liebsten hätte er sich übergeben. Nichtsdestotrotz musste er einen kühlen Kopf bewahren. Irgendwann würde sein Peiniger einen Fehler machen, dann könnte er nach der Waffe greifen und dieser Demütigung ein Ende setzten. So hoffte er jedenfalls. Natürlich war noch die andere Möglichkeit, dass Sebastian endlich auftaucht und kurzen Prozess machte. Aber Wohlmöglich stand er in irgendeiner Ecke mit einer Tüte Popcorn und schaute ihnen zu. Leicht schüttelte er den Kopf, da seine Vorstellungen viel zu Abstrakt wurden und er sich doch lieber auf das Kommende konzentrieren sollte, denn immerhin war es wohl kaum möglich, dass Sebastian Popcorn aß. Plötzlich wurde er wieder an den Schultern gepackt und mit dem Rücken auf die kalten Steine gepresst, was ihm wieder einen Kälteschauer über den Rücken laufen ließ. „Sieh mich wenigstens an, damit du mein hübsches Gesicht nicht mehr vergisst.“, sagte der Mann und wollte damit auch gleichzeitig Ciels Aufmerksamkeit auf sich lenken. Dieser Blickte ihn auch wieder an und unterdrückte die Versuchung dem Kerl einfach ins Gesicht zu spucken und anzuschreien. Sein Gegenüber grinst und winkelte seine Beine an. Danach wanderte die Hand des Älteren zu Ciels Hosenbund um diesen zu öffnen. Da war die Gelegenheit auf die Ciel gewartet hatte. Schnell zog er sein Bein, an dem seine Waffe befestigt war, zu sich ran und griff mit seinen zusammengebundenen Händen danach. Er zog an dem kalten Griff, doch sie steckte fest in der Halterung. Mit einem starken Ruck zog er die Waffe heraus und wollte sie gerade entsichern und auf dem Mann richten, als sie ihm auch schon wieder entrissen wurde. Eine heftige und schmerzhafte Ohrfeige war die Folge, welche seinen Kopf zur Seite fliegen lies. „Das wolltest du jetzt nicht wirklich tun, oder?“ fragte der Mann knurrend. Ciel konnte nicht antworten. Er war zu geschockt über den Verlust seiner letzten Hoffnung und das Brennen in seiner Wange. Der Mann packte Ciels Schultern und drückte ihn unsanft gegen den Untergrund. „Eigentlich wollte ich ja doch noch sanft sein, aber als Strafe für diesen Versuch werde ich dich ohne Vorbereitung nehmen, damit es dir auch so richtig schön weh tut“, sagte sein Gegenüber immer noch verärgert. Schnell stieß Ciel ihm seinen Fuß gegen die Brust und versuchte wegzurutschen, immerhin konnte er sich immer noch hoch kämpfen und wegrennen. Leider beeindruckte der Tritt den Mann eher weniger und er ergriff seinen Knöchel. „Wage es noch einmal“, knurrte er und drückte schmerzhaft zu, lies dann aber nach kurzer Zeit wieder los. Resignierend schloss Ciel die Augen und atmete hörbar aus. Ein Klicken nahe an seinem Ohr ließ ihn, sie aber schnell wieder öffnen. Seine eigene Waffe wurde ihm an die Schläfe gehalten. „Ich werde jetzt weiter machen. Wenn du auch nur schreist, dich wehrst oder ich ein Zucken deiner Muskeln registriere, wird dein Gehirn hier auf den Steinen kleben, verstanden?“, sagte der Mann gefährlich ruhig. Die Situation wurde langsam immer auswegloser für Ciel. Das Einzige was jetzt noch helfen würde, wäre das Auftauchen eines gewissen, schwarzen Butlers, der geschworen hatte ihn zu beschützen. Wenn er jetzt aber noch mal nach ihm rufen würde, wusste er nicht ob dieser Teufel rechtzeitig genug käme, ohne dass ihm sein Kopfinhalt weggepustet wurde. Ciel sah zu dem Mann der sich nun nach unten beugte und seinen Oberkörper mit seinen Lippen erkundete. Ihm wurde wieder übel und er würgte leicht. Als Antwort auf das Geräusch bekam er einen Schlag mit dem Griff der Waffe gegen die Schläfe, was zur Folge hatte das kurze Zeit später sein Blut auf den Bürgersteig tropfte. Kurz benommen von dem Schlag, blinzelte der junge Earl und versuchte den aufkommenden Schwindel wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Lass das gefälligst!“, knurrte der Mann, dem es nun reichte und er sich wieder dem Öffnen von Ciel’s Hose widmete. Ciel schloss die Augen mit einem letzten Gedanken: „Er kommt nicht.“ Kapitel 7: Aufgehalten ---------------------- Aufgehalten Als er das Lokal verlassen hatte, folgte Sebastian sofort dem Geruch von Ciel die Straße entlang. Für ihn als Teufel war es nicht schwer diesem zu folgen, der Vertrag verband sie mit einem unsichtbaren Band. Er spürte die kühle Luft, die seinen Atem in kleine Wolken verwandelte und stellte fest, dass es wohl bald anfangen würde zu schneien. Das Laufen wurde Sebastian mit der Zeit lästig. Er hatte sich zwar schon lange mit diesem menschlichen Körper arrangiert, doch Einiges war sehr Hinderlich für sein Wirken: zum Beispiel konnte er den Körper in Kämpfen nicht vollends nutzen, da dieser durch den Verlust von Körperteilen und den hohen Blutverlust meistens unbrauchbar wurde. So war es auch in dem Kampf mit dem Engel, sodass er seine wahre Form benutzen musste um diese fliegende Ratte vom Himmel zu holen. Sebastian verschwand in einer Gasse und verschmolz mit der Dunkelheit und nur wenig später bewegte er sich bereits über die Dächer der Häuser hinfort. Aus den Schornsteinen quollen dicke Rauchfahnen, eine Folge des herannahenden Winters mit seinen eisigen Temperaturen. Im Augenwinkel bemerkte er einen roten Schimmer in einer dieser Rauchfahne und dachte erst, dass es ein Funke war, der es bis nach oben in die klare Nachtluft geschafft hatte. Dies erwies sich jedoch als Irrtum, denn als eine Motorsäge dicht neben ihm einschlug, wusste er, dass es noch viel Schlimmer war. Schnell sprang er ein Stück nach oben und landete in einiger Entfernung von dem rothaarigen Shinigami auf dem Dach. Grell grinste ihn an. „Schönen Abend, Sebas-chan“, trällerte er und tänzelte ein Stück näher zu ihm, wobei er seine Hüften leger bewegte. „Grell, welch eine furchtbare Überraschung, ich hab nur leider keine Zeit für Sie“. „Oh doch das haben Sie, Teufel“. Grell war also nicht allein gekommen, sondern hatte zudem gleich noch seinen Chef William T. Spears mitgebracht, wie der Dämon mit einem kurzen Seiteblick registrierte. „Ich hätte ja wirklich gerne das Date allein mit dir verbracht, aber wenn sich gleich zwei wundervolle Männer darum reißen mit mir auszugehen können wir doch auch zu dritt etwas Nettes unternehmen.“, grinste der Rothaarige und leckte sich über die Lippen. „Wir sind hier nicht zum Vergnügen, Grell Sutcliff!“ bellte William seinen Untergebenen an, welcher zwar daraufhin dreckig grinste, sich eine Antwort jedoch ersparte „Und was verschafft mir die Ehre, Eures Überfalles?“, fragte Sebastian und blickte abwechselnd die zwei Shinigami an. „Nun, der Jahresabschluss unserer Seelenbilanz hat ergeben, das wir ein Differenz von 545 Seelen zum eigentlichen Soll haben. Es wurde beschlossen, dass die Verursacher schnellstmöglich ausgeschaltet werden müssen.“, erklärte Will und klappte ein kleines Buch zu, aus dem er die Zahl abgelesen hatte. „Und ich allein bin dafür verantwortlich?“, fragte der Schwarzhaarige. „Aber nein Sebas-chan, du bist nur der mit dem Highscore“, sagte Grell, der sich langsam herangeschlichen hatte, nahe am Ohr des Dämonen. „Wobei ich dich auch gerne auf meine Art bestraft hätte“, fügte er mit einer verführerischen Stimme an und kicherte bei den Bildern, die diese Gedanken in seinem Kopf erzeugten. Nur durch ein Blitzen im Augenwinkel bemerkte der Dämon den heranschnellenden Greifer und entwich diesem durch einen eiligen Rückwärtssalto. Statt ihm hatte es nun Grell getroffen, der zurückgeschleudert wurde und gegen einen Schornstein prallte, wie der Schwarzhaarige mit Genugtuung registrierte. „Was soll denn das?!“, keifte der Rotschopf Will an und betrachtet seinen blutenden Arm. „Wir sollten anfangen unsere Arbeit zu erledigen“, gab dieser nur kühl zurück. Sogleich starrtet der Rothaarige seine ‚Sense’ und griff nun seinerseits den Teufel an. „Sebastian!“, hallte Ciels Stimme durch deinen Kopf und das Mal des Vertrages begann zu brennen. Geschickt wich er dem Angriff aus und wollte sogleich dem Ruf folgen, doch William schnitt ihm den Weg ab. Solange er die beiden Shinigami im Rücken hatte konnte er nicht zu ihm. Er wollte sich vorerst keine Gedanken darum machen, warum sein Herr ihn rief, denn er wusste schon eins, dass es ihm nicht gefallen würde. Aber zuerst musste er die Nervensäge und William loswerden. Die Angriffe der Shinigami waren unkoordiniert und nicht aufeinander abgestimmt. Das war ein Vorteil, den der Teufel gleich nutzte und Grells Angriff gegen den anderen Seelenfänger richtete. „Pass auf was du machst!“ zischte William und stieß den Rothaarigen von sich. Grell zog darauf einen Schmollmund. „Ich dachte ich soll kämpfen? Wenn du nicht genug aufpasst kann ich doch nichts dafür.“ Sebastian nutze die Unaufmerksamkeit der Beiden und sprang zum nächsten Dach und verfolgte nun weiter seinen eigentlichen Weg. Er musste unbedingt zu Ciel, denn das leicht flaue Gefühl welches er verspürte konnte nichts Gutes bedeuteten. Seine Wettervorhersage wurde wahr, kleine Schneeflocken begannen vom Himmel zu schweben und legten sich sanft auf die Dächer. Kurz hielt der Teufel inne, nicht um sich den Anblick des reinen Weißes vom Himmel zu verfolgen, sondern um sich kurz orientieren. Ciel finden. Seine Konzentration widmete Sebastian nun der Energie von Ciel, um ihn zu finden, sodass er den Angriff zu spät bemerkte und der Greifarm seine Schulter durchbohrte. Schnell riss er sich los und dreht sich zu seinen Feinden um. „Jetzt haben Sie meine Sachen ruiniert“, sagte Sebastian verärgert und schlug die Waffe beiseite. „Versuch nicht noch einmal zu fliehen, Teufel!“ sagte William und griff erneut an. Grell hielt sich diesmal nur im Hintergrund, wahrscheinlich hatte William ihm nun verboten am aktiven Kampfgeschehen teilzunehmen, um zu verhindern, dass noch mal so ein Zusammenstoß passierte. „Ich hatte nicht vor zu fliehen, ich wollte nur Euer Gespräch nicht stören“, antwortete der Angesprochene und wich den Angriffen des Shinigamis aus. Er hatte langsam genug und erst recht keine Zeit mehr. Beim nächsten Vorstoß des Greifarms, griff er sich diesen und sprang nach vorn, um William einen Fastschlag ins Gesicht zu verpassen. Überrascht stolperte der Brillenträger nach hinten und hatte kaum noch Zeit sich zu fassen, als Sebastian schon zum nächsten Schlag ausholte. Noch Rechtzeitig wich er der todbringenden Kettensäge aus, die sich in die Dachziegel bohrten und ihr eigentliches Ziel verfehlte. William wischte sich über die aufgeplatzte Lippe und sah zu Sebastian herüber. „Ich wusste gar nicht, dass Teufel mit so primitiven Mittel kämpfen?“, sagte er leicht spöttisch, doch der Angesprochene ließ sich nicht provozieren. Gelassen wartete Sebastian mit genügend Abstand auf die nächste Aktion der Beiden. „Wir könnten auch einfach die Vereinbarung treffen, das ich Eure Bilanz nicht mehr beeinflusse und ihr zufrieden und glückliche Euren Job nachgehen könnt“, sagte Sebastian spöttisch, woraufhin William leicht knurrte. „Daran würdest du dich sowieso nicht halten!“ „Das könnte stimmen“, antwortete Sebastian grinsend und wich dem impulsiven Angriff aus. In schneller Abfolge von Schlägen versuchte William seinen Gegner zu treffen, jedoch blieb es bei dem Versuch. Er hielt kurz inne und musste sich beruhigen. Solche Angriffe brachten nichts, sondern kosteten nur Kraft. Beherrscht schaute er den verhassten Butler an und holte zum nächsten Schlag aus, als Grell ihm in den Weg sprang und seinerseits den Teufel angriff. /Was stellte dieser rothaarige Idiot jetzt wieder an?/, fragte sich William und brach seinen Angriff ab. „Habe ich dir nicht gesagt du sollst im Hintergrund bleiben?“ brüllte er seinen Kollegen an, worauf sich dieser zu ihm umdreht. „Ich hab keine Lust dir nur den ganzen Spaß zu überla…!“, fauchte er ihn an aber brach mitten im Satz ab. Eine behandschuhte Hand ragte aus seiner Brust, woraufhin Grell die Augen schmerzerfüllt aufriss. Sebastian zog ruckartig die Hand zurück und wandte sich zu William. Derweil ging der rot bekleidete Shinigami zu Boden und schlang die Arme um sich selbst. Den beschmutzten Handschuh ausziehend kam der Schwarzhaarige auf William zu. „Ich hatte bereits gesagt, dass ich keine Zeit habe! Also beenden wir das hier nun.“, sagte er und verschwand aus dem Blickfeld des Brillenträgers. Den Rauch eines Kamins nutzend griff er William wieder an und entwaffnete ihn kurzerhand. Er spürte die abnehmende Energie seines Herrn, dass er von irgendetwas entkräftet wurde war kein gutes Zeichen. Er musste zum letzten Mittel greifen, um den Shinigami auszuschalten. Ruckartig riss er William die Brille vom Gesicht und schleuderte sie weit von sich. Kurz verwirrt über seine plötzliche Blindheit, blinzelte Spears. „Du dreckiger Teufel!“, brülle er einen Kamin an, den er wohl für Sebastian hielt, doch dieser hatte bereits das Dach verlassen und eilte davon. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Kapitel 8: Der Entschluss ------------------------- Der Entschluss Die furchtbare Kälte kroch in Ciels Körper hinein und lies ihn unentwegt zittern. Seine Beine spürte er schon gar nicht mehr und seine Lippen hatten einen hellblauen Schimmer. Die Tatsache, dass er nun auch noch nackt vor seinem Peiniger lag machte die Sache auch nicht besser. Er versuchte jede Berührung der rauen Hände, jedes Streicheln auszublenden, welches er auf seiner gepflegten Haut spürte. Sein Blick wanderte in den wolkenbedeckten Himmel, beobachtet wie die weißen Flocken auf ihn herab sanken, sich auf seine ohnehin schon ausgekühlte Haut setzten und sich in reines Wasser verwandelten. Er spürte etwas Nasses an seinen Wangen, das seitlich herunterrann und von seinem Hals auf den Boden tropfte. Es waren Tränen. Ob die salzigen Tropfen aus Angst oder aus Enttäuschung liefen wusste Ciel nicht, sein Kopf war wie leer gefegt, wartete nur noch ab, wann endlich der Schmerz beginnen würde, der unweigerlich bald folgen würde. Es war zwar schon lange her, doch die Erinnerungen quälten ihn noch immer, als sei es gestern gewesen. Seine Peiniger wurden dafür von dem Mann getötet, der eigentlich jetzt auch an seiner Seite sein sollte. „Wo bist du?“ hauchte er leise und schloss die Augen. Sebastian landete lautlos in der Gasse. Seine Augen funkelten bedrohlich vor Zorn. Ärger den er auch gegen sich selbst richtete, da er seinen Schwur gebrochen hatte, dass er seinen Herrn beschütze egal wann und wo. Der Mann der über Ciel gebeugt war, hatte ihn noch nicht bemerkt, aber das Tat er, als Sebastian seinen Kopf packte und mit einem Ruck das Genick brach. Für seinen Geschmack ein viel zu schneller und überraschender Tot, immerhin hat er Folter verdient, wenn er sich so den zerschundenen Körper vor sich ansah. Schnell warf er den Toten achtlos beiseite und hob Ciels zitternden Leib vom dreckigen Boden auf. „Verzeiht mir, Bocchan“, flüsterte Sebastian ihm zu. Sofort nach diesen Worten schlug der junge Earl seine Augen auf und schaute erleichtert zu seinem Retter hoch. Eilig griff der Ältere nach dem am Boden liegenden Mantel und hüllte ihn ein. Geschickt löste er die Fesseln und strich über die wunden Handgelenke. „Bitte verzeiht mir“, sagte er erneut und stand auf. Ciel wusste nicht was er sagen sollte und schwieg lieber. Er war zu aufgewühlt und viel zu erschöpft um die richtigen Worte zu finden. Sebastian drückte ihn sanft an sich und verschwand mit ihm aus der Gasse. Schnell waren sie ins Anwesen zurückgekehrt und der Butler setzte ihn auf einen kleinen Hocker im Bad ab. Die Badewanne wurde nun mit angenehm, warmen Wasser gefüllt und wenig später befand sich Ciel darin. Es erwärmte seine ausgekühlten Glieder, ließ ihn langsam entspannen und schläfrig werden. Er zuckte zusammen als eine Hand seine nackte Haut berührte und sah auf. Ein leicht besorgter Blick begegnete ihm, was ihn mehr als stutzen ließ. Seit wann machte sich der Teufel Sorgen um ihn? War es vielleicht doch nicht Absicht gewesen, dass er fast zu spät gekommen war? Jetzt erst bemerkt er das rot an Sebastians Hemd und sah die Wunde an seiner Schulter. „Du bist verletzt“, sagte Ciel sachlich. Sebastian nickte leicht. „So schlimm ist es nicht, nur ein kleiner Kratzer“. Mit seinen blauen Augen musterte Ciel seinen Butler und versuchte irgendetwas aus seinem Blick herauszulesen, doch dieser war wieder verschlossen wie immer. „Wie fühlt Ihr Euch?“ fragte der Schwarzhaarige nun und strich mit einem Schwamm behutsam über die misshandelte Haut. „Es ist auszuhalten“, antwortet Ciel. „Verzeiht, dass ich nicht rechtzeitig da war, dieser Fehler wird mir nicht noch einmal passieren“, sagte Sebastian und tupfte vorsichtig über die Wunde an seiner Schläfe. „Als wenn es dir nicht recht gewesen wäre“, schnaufte der Jüngere und entriss ihm den Schwamm um sich selbst weiter zu waschen. Stumm sah der Butler seinen Herrn an. Glaubte er wirklich er hätte ihn absichtlich fast vergewaltigen lassen? Am Ende dachte er noch er hätte den Kerl dazu angestiftet. Ciels Gesichtsausdruck ließ allerdings keinen Zweifel darüber, dass dieser so dachte. Sebastian verspürte den Drang sich zu rechtfertigen doch schwieg lieber. Ungerührt schaute der zu wie der Schwamm über die Haut glitt und den Schmutz und das Blut abwusch. In seinem Inneren erweckte es wieder die leichte Gier, die er schon seit Tagen verspürte. Nicht nach seiner Seele, sondern diese irdischen Gelüsten nach Hautkontakt und Lust. Als sich der junge Earl erhob, breitete er pflichtbewusst ein Handtuch aus und wickelte ihn darin ein. Während sich Ciel abtrocknete, holte Sebastian den Medizinkasten und versorgte die Wunden, nachdem er ihn in ein Nachthemd gekleidet hatte. Der Junge ließ sich seine Schmerzen nicht anmerken, wobei die Handgelenke schon bei der kleinsten Bewegung schmerzen müssten. Gerade als Ciel das Badezimmer verlassen wollte, um zu Bett zu gehen, kniete sich Sebastian vor ihn und nahm vorsichtig und sanft die Hände des jungen Earls in seine. „Bitte verzeiht mir. Ich kann Euch versichern, dass es unter keinen Umständen meine Absicht war Euch mit diesen Mann allein zu lassen oder das Geschehene rechtzeitig beendet hätte, wenn ich anwesend gewesen wäre. Ich habe Euren Ruf gehört, doch ich wurde leider aufgehalten“, sagte Sebastian und legte demütig die Stirn an Ciels Hände. Überrascht hob der Angesprochene die Augenbrauen und ließ sich Zeit mit einer Antwort. Dieses Bild wollte er auf jeden Fall länger genießen, denn der Teufel hatte sich noch nie so aufrichtig bei ihm entschuldigt. „Mich würde interessieren, was es geschafft hat dich aufzuhalten?“, fragte Ciel nach einer langen Minute des Schweigens. Sebastian hielt den Blick gesenkt und verharrte in der Position in die er gegangen war. „Die Shinigami“. Ciel nickte zuerst und runzelte dann jedoch die Stirn. Was wollten die Seelenfänger nun schon wieder? „Erhebe dich, du bist mein Butler und solltest nicht so auf den Boden rumrutschen wie ein Hund!“, sagte der junge Earl und war versucht seine Hände zu lösen. Doch der Angesprochene hielt sie noch einen Moment länger fest und hauchte einen kleinen Kuss auf diese, ehe er sich erhob und wieder aufrichtete. Etwas verblüffte über diese Geste blickte Ciel ihn an, doch konnte wie immer nicht den Grund für sein Handeln erkennen. Sebastian konnte in diesem Moment allerdings auch nicht sagen, was in ihn gefahren war. Leicht kopfschüttelnd begab der junge Earl sich zu seinem Bett und legt sich hin. Die Erschöpfung suchte ihn schnell heim und er nahm nur im Unterbewusstsein wahr, wie Sebastian ihm eine gute Nacht wünschte. Leise schloss der Butler die Tür und lehnt sich dagegen. Er war eindeutig schon viel zu lange ein Mensch und in diesem Körper gefangen. Niemals hätte er sich solchen Gefühlen hingegeben, wie Sorge, Trauer oder ähnlich Nutzloses. Doch dieser menschliche Körper verleitete ihn dazu, solche Gefühle zu spüren. Sein eigentliches Ziel war es doch, die Seele des Herrn schmackhaft zu machen und sie sich dann einzuverleiben, was schon vor Jahren hätte passiert sein müssen. Wieso hatte er damals gezögert? Wieso hatte er Ciel angelogen und gesagt, dass die Königin nicht die einzige Drahtzieherin war die hinter dem Ganzen steckte. Müsste er sich jetzt entscheiden, ob er Ciels Seele nimmt oder ob er an dessen Seite weiterleben würde, würde er sich für die zweite Option entscheiden und das war nicht richtig. Er war ein Dämon, ein Teufel, dem ein Leben in der Hölle bestimmt ist und nur dazu da ist die Menschen zu quälen und ihnen die Seelen zu rauben. Wenn man zu lange unter den Menschen lebte ist es wie Gift, dieses Handeln nach Gefühlen, wo man nicht mehr die Kontrolle über seinen Körper behielt. Es wurde Zeit, dass er zu seiner alten Form zurückfand und dieses Spiel beendete. Lautlos stieß sich der Butler von der Tür ab, hinter der sein Herr friedlich schlief. Sebastian ahnte jedoch noch nicht, dass sein Vorhaben schwerer sein würde, als er es sich dachte… Kapitel 9: Nicht bei der Sache ------------------------------ Kapitel 10 Nicht bei der Sache Ein paar Tage waren ins Land gezogen, in welchen Ciel sich langsam von seinen Blessuren erholte. Seine Alpträume hielten sich auch in Grenzen, sodass es ihm relativ gut ging. Die weiteren Ermittlungen hatte er Sebastian übertragen, der in den letzten Tagen besonders auf Abstand zu ihm bedacht war. Am Tag war er lange unterwegs und nur zu den Essenszeiten pünktlich zu servieren des Essens da. Jeder Kontakt war nur auf die Arbeit konzentriert und auf nichts anderes. Sebastian versuchte nicht, seine Haut auf andere Art und Weise zu berühren. Doch wollte er das denn überhaupt? Sein Kopf sagte eindeutig Nein, doch sein Herz... Der junge Earl stand am Fenster seines Arbeitszimmers und schaute in den rot-violett schimmernden Abendhimmel. Die Akten, die der Butler zusammengetragen hatte, lagen unangetastet auf dem Schreibtisch und warteten nur darauf gelesen zu werden. Er hatte keine Lust dazu. Lieber schaute er aus dem Fenster und hing seinen Gedanken nach. Diese drehten sich einzig und alleine nur um den einen. Sebastian war derweilen in der Küche und knetet den Teig für das heutige Dessert. Die nachdenkliche Stimmung des Earls hatte sich anscheinend auch auf ihn übertragen. Schon ein paar Minuten länger als es nötig war, wurde die weiche Masse bearbeitet und der Dämon hatte noch nicht beschlossen damit auf zu hören. Stattdessen starrte er auf den Tisch vor sich und hing seinen eigenen Gedanken nach. Seine Vorsätze, sich nicht mehr seiner menschlichen Denkweise hinzugeben hatten insoweit geklappt, dass er nach außen hin kühler und gleichgültiger wirkte. In ihm allerdings brodelte es weiter. Ertappt hatte er sich bereits, als er beim Verbandswechsel oder Baden, den jungen Herren etwas zu lange gemustert hatte und an ein paar bestimmten Regionen länger hängen geblieben war. Für den Jungen war das natürlich verborgen geblieben. Noch schlimmer wurde es allerdings, als er sich vorstelle was er alles mit dem zierlichen, wunderschönen und zerbrechlichen Körper anstellen könnte. Wie wohl seine Haut schmeckte wenn sie vor Erregung erbebte? Ob er diese weichen Lippen noch einmal kosten dürfte? Und erst sein.... Abrupt hörte Sebastian mit dem Kneten auf. Er machte es schon wieder! Seine Augen flackerten bedrohlich auf. Wütend auf sich selbst pfefferte er die Schüssel in die nächste Ecke, wo sie jämmerlich zerbrach und in vielen Einzelteilen zu Boden ging. Den Teig hatte der Butler natürlich vollständig in den Händen. Wieder auf seine Arbeit konzentrierend, bestäubte er die Arbeitsfläche mit Mehl und begann die Masse in die dafür vorgesehene Form zu bringen. Ciel hatte sich nun doch wieder an den Schreibtisch gesetzt. Die Sicht nach draußen war durch die hereinbrechende Dunkelheit und das Licht im Zimmer eingeschränkt gewesen und so hatte er sich wieder entschieden seiner Arbeit nachzugehen. Diese bestand darin in den Akten zu blättern, lesen tat er aber nicht. Er war in den letzten Tagen schon recht lustlos gewesen. Niemand nervte ihn, was eigentlich gut war, doch es gehörte zu seinem Alltag dazu und dies fehlte nun. Die Abwesenheit des Teufels machte es auch nicht besser. Ihn allerdings zu bitten, hier zu bleiben, würde sein Stolz nicht zulassen. Lieber starb er vor Langweile. Gerade wollte er die Akte schließen, als er ein Bild bemerkte. Ciel nahm es aus der Akte und musterte es. Es zeigte das letzte Opfer, welche erst gestern verwirrt und wie die anderen nackt gefunden wurde. Das keine von Ihnen gestorben war, in dieser Dezemberkälte war fast schon ein Wunder, doch schien der Täter es darauf abzusehen, dass sie schnellstmöglich gefunden wurden. Es war auf jeden Fall keines der üblichen Täterbilder, denn wer würde denn auf die Sicherheit seiner Opfer bedacht sein? Sollte ihm auch nur ein Fehler unterlaufen und die Frau, wie auch immer, war nicht verwirrt, dann würde sie ihn sicherlich unter Tausenden wieder erkennen. Es sei denn er war verkleidet oder maskiert. Seufzend stützte Ciel den Kopf auf die Hand. Jedes Mal, wenn er eine Frage scheinbar gelöst hatte, stellten sich dann wieder mehr neue Fragen. Es ist wie bei dem Drachen aus der Mythologie, dem zwei Köpfe nachwachsen, wenn man ihm einen abgeschlagen hatte. Der Verbrecher bevorzuge nur einen bestimmten Typen Frau. Schön, schlank, lange Haare und aus Adligem Haus. Das letztere wurde allerdings durch das jüngste Opfer erschüttert. Diese Frau stammte aus der Mittelschicht, hatte aber die gleichen Merkmale wie die anderen. Der Fall wurde immer undurchsichtiger. Ciel steckte lieber das Bild zurück in die Akte und schob sie beiseite. Solange hatte er bei einem Fall noch nie im Dunkeln getappt und Sebastian ist mit den Ermittlungen wahrscheinlich auch noch zu keinen fruchtbaren Ergebnissen gekommen. Anscheinend war er auch nicht recht bei der Sache, so schien es ihm jedenfalls. Plötzlich machte sich sein Magen bemerkbar. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Sebastian heute ziemlich spät mit dem Abendessen dran war. Er schob den Stuhl zurück und machte sich auf den Weg in die Küche. Ein seltener Gang, wenn man bedachte, dass der Dämon eigentlich nie zu spät kam. Schon als er in den Flur zur Küche einbog, kam ihn ein köstlicher Duft entgegen. Das Essen war also schon fast fertig. Sein Magen verlangte erneut lautstark nach diesem lecker riechenden Speisen. Er legte die Hand an die Küchentür und wollte sie gerade öffnen, als er einen unterdrücken Fluch wahrnahm. Sebastian Fluchte? Unmöglich. Vorsichtig und bedacht darauf kein Geräusch zu machen, schob Ciel die Tür auf und spähte in den Raum. Der Teufel bemerkte ihn allerdings sofort und hielt in seiner Bewegung inne. „Bocchan, was führ Euch hier herunter?“, fragte dieser. Der Angesprochene nahm Haltung an und öffnete die Tür vollständig, um einzutreten. „Es ist schon spät“, bemerkte Ciel nur und ließ den Blick durch die Küche schweifen. Sebastians Augen wanderte zu Uhr, ließ sich jedoch nichts weiter anmerken. „Verzeiht, ich werde das Abendessen sofort servieren. Ich bitte Euch, schon mal in Speisezimmer Platz zu nehmen.“ Ciel nickte zustimmend und ging zur Tür. Mit einem kurzen Husten, versuchte er schnell das erneute Magenknurren zu übertönen und ging dann eilig zu dem Zimmer. Der Küchenchef indessen knurrte, wütend auf sich selbst. Ihm war ein Fehler passiert. Einem Teufel passieren keine Fehler, sollten zumindest nur äußerst selten vorkommen. So ein banaler Fehler durfte erst recht nicht vorkommen. Wieder fand ein weiteres Küchenutensil an der Wand sein Ende. Bevor er allerdings die Küche noch zerlegte, beschloss sich der Schwarzhaarige, sich seiner Aufgabe zu widmen. In Sekundenschnelle hatte er den Servierwagen bestückt und schob ihn dann in den Saal, gerade als sich Ciel setzte. Mit einer neutralen Stimme, erkläre er, was es zu essen gab und befüllte den Teller des jungen Herrn. Hungrig aber auf seine Manieren bedacht begann Ciel zu essen. Es schmeckte wie immer vorzüglich. „Ich werde mich dann gleich zu Bett begeben“, sprach Ciel nach dem Essen und stand auf. Sebastian verneigte sich in seiner Butlermanier und wollte ihm zum Schlafzimmer folgen, um ihm wie jeden Abend, beim Umkleiden zu helfen. „Ich kümmere mich selbst darum, du kannst in der Küche aufräumen“ Ertappt ballte der Teufel die Hände zu Fäusten und starrte mit glühenden Augen die Tür an. Er musste unbedingt in der Nacht irgendwo etwas niederbrennen. Ihm war aber auch, das leichte süffisante Grinsen auf Ciels Gesicht aufgefallen. Wollte der junge Earl etwa spielen? Spürte er etwa die Unruhe und den Zwiespalt in Sebastian? Oder war das nur das alltägliche Necken der beiden, welches der Teufel eigentlich versuchte zu umgehen, da es seine Gefühlswelt weiterhin durcheinander brachte. Allerdings spielte man nun mal ein Spiel zu zweit und Sebastian würde diese Blöße nicht auf sich sitzen lassen. Die Küche war in weniger als einer Sekunde wieder sauber und alles an seinem Platz. Zufrieden trocknete sich der Teufel die Hände ab und zog sich seine Handschuhe wieder über. Er hatte einen Entschluss gefasst. In dieser Nacht, sollte es sich entscheiden ob er diesen absurden menschlichen Gefühlen nachgeben sollte oder nun endlich seinen Preis für den schon längst beendeten Vertrag einfordern würde. Alles hing von der Reaktion von Ciel ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)