Puzzlestücke von abgemeldet (OS Sammlung für den Harry Potter Wichtelzirkel) ================================================================================ Kapitel 4: Sometimes... ----------------------- Liebe = Freundschaft, die Feuer gefangen hat. „Ich hätte gern noch eins.“ Damit deutet Lysander Scamander etwas verstimmt auf das leere Guinessglas vor sich. Der Barkeeper registrierte seine Bestellung mit einem Nicken und der Ravenclaw konnte nicht anders als seine Stirn auf seiner Handfläche abzustützen. Eigentlich kannte er sein Alkohollimit ganz genau, hörte immer auf bevor es zu viel für ihn wurde und war keiner dieser Draufgänger, welche dem Alkohol frönten. Doch heute war es ihm egal, er wollte der berauschenden Wirkung des Alkohols erliegen und vergessen und konnte bereits spüren wie diese Wirkung einsetze. Der Barkeeper stellte einen neuen Pint Guiness vor dem jungen Mann ab, jener gab ihm einige Münzen, der – auf Lysander befremdlich wirkenden – Muggelwährung und wurde dann wieder sich selbst und seinen Gedanken überlassen. Warum nochmal gab es so etwas wie die Liebe? Ach ja, um die Personen, welche sich unglücklicherweise einmal verlieben sollten zu demütigen, anders konnte es doch nicht sein. Andererseits hatte ihn ja keiner gezwungen sich in seine beste Freundin zu verlieben. Sie kannten sich schon ewig, waren ihre Eltern doch gut miteinander befreundet, man konnte fast schon behaupten sie wären zusammen aufgewachsen. Hatten alle Geheimnisse miteinander geteilt, die höchsten Bäume erklommen und selbst im strömenden Regen Fußball gespielt. Damals noch als Trio, gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Lorcan. Doch mit der Zeit veränderte sich alles, sie wurden älter, kamen nach Hogwarts und in unterschiedliche Häuser. Lily, wie zu erwarten, nach Gryffindor; er selbst nach Ravenclaw. Noch immer verbrachten sie viel Zeit miteinander, wenn auch weitaus weniger, als früher. Mehr und mehr gingen sie ihre eigenen Wege und der junge Ravenclaw merkte wie sehr er die Rothaarige vermisste, dass sie im Laufe der Jahre mehr und mehr Verabredungen mit irgendwelchen Typenhatte machte es nicht gerade leichter für ihn. Denn in einem ihrer wenigen, aber noch stattfindenden, Treffen war Lysander bewusst geworden, dass nichts mehr so war wie früher, sie hatten Geheimnisse voreinander und es war so als hätte sich eine Wand zwischen ihnen gebildet, die immer größer und unüberwindlicher wurde. Doch das war es nicht was ihn am meisten störte, viel mehr war es die Ungewissheit über seine eigenen Gefühle. Es versetzt ihm einen Stich Lily mit einem anderen zu sehen und verbrachten sie Zeit miteinander wurde er aufgeregt und seine Handflächen feucht, dabei war er doch immer die Ruhe selbst gewesen… Langsam schüttelte er den Kopf um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, genug Trübsal geblasen für heute. Er dachte noch eindeutig zu viel nach dafür, dass er doch eigentlich zu viel getrunken hatte. Er lehnte sich auf seinem Holzhocker ein Stück zurück um die kleine Ecke des Pubs, welche kurzerhand zur Bühne umfunktioniert worden war, im Blick zu haben. Dort saß ein Mann, etwa Mitte vierzig mit seiner Gitarre und schmetterte einige der bekanntesten irischen Volklieder. Wenn Lysander in Dublin an etwas Gefallen gefunden hatte, dann waren es die kleinen, gemütlichen Pubs in denen jeden Abend Livemusik gespielt wurde. Vom Guiness einmal abgesehen. Der Sänger trällerte gerade „Galway Girl“ und begeistert sang ein Großteil seines Publikums mit. Ein Seufzen entwich Lysander, wunderbar, ein Song über einen Mann dem das Herz gebrochen wurde, unheimlich passend… Einen Schluck Bier später fühlte er sich doch Recht benommen und wollte nach draußen gehen um frische Luft zu schnappen, was jedoch leichter gesagt als getan war. Denn aufstehen und laufen war in seinem Zustand keine gute Idee, er schwankte und drohte hinzufallen, als jemand nach seinem Arm griff und ihm zu neuem Halt verhalf. „Da hatte wohl jemand ein Guiness zu viel, mmh?“ Lily. Ihre aufmerksamen, braunen Augen musterten ihn forschend und doch sanftmütig. Eigentlich hatte er Abscheu erwartet da sie Betrunkene alles andere als guthieß, doch davon strahlte Lily nichts aus. Seinen verwirrten Blick schob sie auf den Alkoholkonsum. „Wir sollten vielleicht besser einen Spaziergang machen, damit du wieder klar im Kopf wirst.“ Mit diesen Worten stellte sie ihren Pina Colada, an welchem sie lediglich genippt hatte, auf den Tresen und zog Lysander mit sich. „Wo gehen wir hin?“ „Ich dachte St. Stephens Green wäre eine gute Idee?“ Zustimmend nickte der Blonde. Ja, der weitläufige Park war eine gute Idee, fand man dort schließlich immer eine Rückzugsmöglichkeit und um diese Uhrzeit war im Park selbst kaum noch etwas los. Also verließen die Beiden das „Farringtons“ bogen rechts ab und liefen dann gerade aus, vorbei an anderen Pubs, Restaurants und dem Hard Rock Café. Es war kurz vor 12 und brechend voll, egal wohin man blickte, doch sie schienen die Einzigen zu sein, die das Kneipenviertel verließen. In der Ferne war ein Polizeiauto zu hören, doch sie liefen weiter. Raus aus Temple Bar und wenig später vorbei an dem imposanten Gebäude des Trinity Colleges. Erst als sie auf Höhe der Molly Malone Figur waren, sprach Lysander seine Freundin an: „Was tust du eigentlich hier?“ Die Grafton Street war wesentlich leerer als man sie an einem normalen Nachmittag vorfand, nur eine handvoll Menschen begegnete ihnen und einige Straßenmusiker hofften selbst zu der späten Stunde etwas zu verdienen. „Hier in Irland? Also soweit ich weiß, stellt das ganze hier eine Art Schulausflug dar, organisiert von meinem Bruder James und in Christophers Augen eine Art Quidditchtrainingslager, sonst hätten wir wohl kaum mit gekonnt.“ Mit wir meinte Lily das Gryffindor Quidditchteam, Christopher Wood war ihr Kapitän, ein wenig verrückt, zu fanatisch und somit ein Ebenbild seines Vaters. Sofern man Harrys Erzählungen glauben durfte. „Haha, was haben wir wieder gelacht. Das der Ausflug nach Irland von McGonagall organisiert wurde um internationale Erfahrungen zu machen und dass dieser Quidditchnarr euch zum fast permanenten Training zwingt weiß ich selbst, mich interessierte eigentlich was du in Temple Bar machst, ich dachte du hasst die Pubs weil dort deiner Meinung nach zu viele Betrunkene sind?“ Die Potter seufzte. „Hass ist ein sehr starkes Wort und trifft nicht ganz zu. Willst du die Wahrheit oder eine Ausrede hören warum ich da war? Glaub mir, die Ausrede ist die bessere Wahl, da sie nicht halb so lächerlich klingt wie die Wahrheit.“ Lily hakte ihren Arm bei Lysander unter, gemeinsam verließen sie die Grafton Street, überquerten die Straße und bogen gerade in den Park ein, als der vorletzte Luas die Station Stephens Green verließ um Richtung Brides Glen zu fahren. Im Stephens Green Park war es trotz einiger Laternen recht dunkel, man konnte die Enten quaken hören und kurze Gesprächsfetzen Vorbeilaufender auffangen. „Mmh, ich weiß nicht recht. Die Wahrheit wäre mit lieber, egal wie lächerlich sie vielleicht klingen mag in deinen Ohren.“ „Also gut...“ Lily nahm ihren Löwenmut zusammen und begann zu erzählen: „Ich bin dir gefolgt, sag jetzt bitte nichts und lass mich ausreden! Nachdem ich mit Fred einige neue Spielzüge ausdiskutiert hab, konnte ich sehen wie du schnell aus der Herberge abgehauen bist, mit so einem gequälten Gesichtsausdruck und irgendwie hat es mir wehgetan dich so zu sehen. Da hielt ich es für eine gute Idee dir zu folgen und dich im Auge zu behalten, damit du nichts dummes tust. Aber dann hast du dich volllaufen lassen und ich hab mich so hilflos gefühlt, wollte dir aber eine Hilfe sein, also bin ich zu dir gegangen und den Rest kennst du ja…“ „Ich finde nicht, dass das lächerlich klingt.“ Eine fein gezupfte, rote Augenbraue schoss in die Höhe. „Nicht?“ „Nein, du hast dir halt Sorgen um mich gemacht, das ist alles.“ „Naja, nicht ganz…“ „Was soll das denn schon wieder heißen?“ Mittlerweile hatten sie den kleinen Teich im Herzen des Parks erreicht. Blieben stehen und betrachteten das rege Treiben von Enten, Schwänen und teils auch Möwen. „Als du neulich mit Lucy aus warst hatte ich ein ganz mieses Gefühl bei der Sache, ich meine sie ist meine Cousine und ich hab sie sehr gern, aber die Vorstellung von dir und ihr, von euch...ich hab mich wirklich unwohl gefühlt, irgendwie eifersüchtig. Ich wollte nicht, dass sie dich bekommt.“ In Gedanken fügte sie noch hinzu: Ich will nicht, dass dich überhaupt eine andere bekommt... Während dieser Wortschwall aus der jüngsten Potter herausgebrochen war, hatte sie das Gesicht von Lysander abgewandt, sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen, wenn sie etwas so peinliches offenbarte. Ihre Wangen glühten wie Feuer, wahrscheinlich hatten sie die Farbe weasleyroter Haare angenommen. Wie peinlich. Ihr Gegenüber wollte jedoch Lilys Gesicht sehen, also griff er nach ihrem Kinn und drehte das Gesicht der jungen Frau zu sich, seine Augen waren neugierig, aber auch irgendwie verträumt und verklärt, wie die seiner Mutter. Lily konnte nicht wegsehen, auch wenn es ihr schwer fiel seinem Blick Stand zu halten. „Das mit Lucy, das war nichts. Sie ist mir viel zu naiv und hochnäsig noch dazu. Aber es gibt da schon jemanden den ich sehr gern habe.“ Ein Kloß bildete sich in Lilys Hals, jetzt würde er ihr also von seiner Traumfrau erzählen, konnte es denn noch schlimmer werden? „Wen denn?“ Ihre Stimme klang kratzig und irgendwie fremd in ihren eigenen Ohren. „Bist du denn wirklich so blind? Du bist die, die ich will.“ Seine Worte waren nur gemurmelt, doch jedes einzelne hatte sie verstanden. Freudentränen liefen über ihre Wangen als sie Lysander um den Hals fiel. Das Blatt kann sich wenden. And sometimes dreams come true... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)