Something that I want von moonlight_005 (Alice & Albus) ================================================================================ Teil 5: She is gonna come to her own conclusion ----------------------------------------------- Teil 5: She is gonna come to her own conclusion ~ ♥ ~ „Du kannst meinen Besen putzen und, wenn du damit fertig bist, möchte ich ein Butterbier haben- und, wenn du schon mal dabei bist, bring noch ein oder zwei Kürbispasteten mit, ich habe Hunger. – Hey, sei vorsichtig mit den Zweigen! Der Besen war teuer, Alice!“ Albus Potter lag gemütlich auf einem Sofa im Gemeinschaftsraum der Slytherins, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und kommandierte sie schon seit mindestens einer Stunde herum. „Und vergiss ja nicht meinen Kräuterkundeaufsatz noch einmal durchzulesen. Ich kann es mir nicht leisten, dass ich noch einmal etwas Schlechteres als Annehmbar bekomme!“ Alice ballte wütend die Hände zu Fäusten. „Worauf wartest du noch?“, wollte Albus wissen, „soll ich hier verhungern?“ „Na schön!“, fauchte Alice und verließ den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Verfluchter Potter! Mit einer mörderischen Miene stapfte Alice durch die Gänge in Richtung Küche. Albus Severus Potter hatte ihr freundlicher Weise genauestens erklärt, wie man dort hinein kam und sie mit den Worten losgeschickt: „Frag nach einer Hauselfe namens Winky, sie kennt mich und wird nur zu begeistert sein, dir zu helfen.“ Alice fand die Elfe namens Winky, die mittlerweile sehr alt und faltig geworden war, sich aber mit der Zeit von ihrer selbst ernannten Schande erholt hatte. Sie lächelte leicht, als Alice ihr erklärte, warum sie da war. „Nehmen Sie das, Miss“, quiekte Winky und drückte Alice ein paar Kürbispasteten, einige Flaschen Butterbier und andere verlockend riechende Süßigkeiten in die Arme. „Und das auch… nur das Beste für Mr Potter, so ein netter Junge. Er hat Winky so gut behandelt und war nett zu ihr wie ihr alter Meister… genauso wie Meister Barty. Nehmen Sie noch das, Miss.“ Die Elfe handelte so überstürzt, dass Alice gar nicht so schnell reagieren konnte, wie Winky ihre Arme mit Essen belud. Gerade schnürte die Elfe ein letztes Päckchen mit warmen, noch dampfenden Brötchen zu, als sie endlich abwimmeln konnte und sich wieder auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machte. „Wo warst du so lange?“, begrüßte Albus sie, als sich Alice mit der schweren Last durch das Portrait quetschte. „Essen-Winky-zu schwer“, keuchte Alice, als sie die ganzen Päckchen, Tütchen und Schachteln auf dem kleinen Tisch neben Albus‘ Sofa abstellte. Albus nahm sich eine Kürbispastete. Dieser Mistkerl! „Schöne Grüße von Winky“, knurrte Alice, als Albus keine Anstalten machte, sich auch nur im Entferntesten zu bedanken. „Manke“, mampfte Albus. „Ist sie nicht entzückend?“, grinste er dann nachdem er den Bissen herunter geschluckt hatte, „Dad hat gesagt, ich soll mal nach ihr schauen, wenn ich in der Küche bin. Hab‘ sie von ihrer Sucht geheilt. Seitdem ist sie mir treu ergeben.“ „Ha! Du nutzt sie vollkommen aus!“ „Sie ist bloß dankbar!“, beharrte Al, „du kannst bloß nicht glauben, dass ich auch nett sein kann.“ „Nett? Wo warst du in der letzten Stunde nett zu mir?“ „Oh, das… nun Alice, würde du mir die Schokofrösche reichen. … Bitte?“ „Du bist so ein Heuchler, Albus Potter.“ Aber Albus lachte nur und Alice gab ihm widerstrebend einen Schokofrosch. „Oh, Dad… schon wieder“, sagte er, als er die Karte auspackte. „Einziger Zauberer, der den Todesfluch überlebte … blabla… tötete Lord Voldemort im zweiten Zaubererkrieg… blabla… Mann von Ginny Potter, geborene Weasley, hat drei Kinder: James Sirius, Albus Severus - das bin ich - und Lily Luna.“ Er schob sich den Schokofrosch in den Mund. Alice starrte auf die Karte in Albus Hand, von der ihr Harry Potter zuwinkte. „Solltest du nicht ein bisschen mehr Respekt haben?“, fragte Alice vorwurfsvoll, „dein Dad hat so viel geschafft.“ „Ja, aber er ist mein Dad, alle beten ihn an, aber ich sehe bloß Dad, der nicht mal kochen kann und ohne Mum völlig verloren wäre. Geht es dir mit Onkel Neville nicht auch mal so? ‚Widersetzte sich Voldemort und tötete die Schlange, den letzten Horcrux‘?“ Albus grüne Augen fesselten sie für einen Moment. Kurz war Alice überrascht, wie ernst er plötzlich war und so widerwillig sie es auch zugeben mochte: Diesmal hatte er irgendwie Recht. Ihr Dad und Al’s Dad und Rose‘ Eltern hatten Dinge geschafft, die sie sich gar nicht richtig vorstellen konnte. Die Menschen verehrten sie, waren ihnen unendlich dankbar, dass sie im richtigen Moment den Mut gefunden hatten zu kämpfen, aber letztlich… letztlich waren auch sie nur Menschen. Und ihr Dad blieb ihr Dad, egal was er auch in seinem Leben geschafft hatte. „Dad ist Ehrenmitglied im internationalen Verband der Kräuterkundler“, murmelte Alice schließlich. „Siehst du“, sagte Albus, „er ist auch ein großer Held, aber tollpatschig ist er wie kein Zweiter.“ Alice musste wider Willen lächeln. „Al!“ Alice sah auf und erkannte Scorpius und Lorcan, die gerade durch das Portrait kamen. „Da ist eine Hufflepuffspielerin, sie sucht Alice-oh.“ Lorcan sah von Albus, der immer noch sehr entspannt auf dem Sofa lag, zu ihr, die ihm gerade ein Brötchen schmierte. „Hab‘ ich was verpasst?“, fragte Lorcan und grinste breit, „seit wann ist sie deine persönliche Sklavin?“ Alice schnaubte nur und der kurze Moment, in dem ihr Albus‘ reifer vorgekommen war, war verschwunden. „Seit gestern“, winkte Al ab, „was will sie denn?“ „Das ist Camilla Brooks, die Kapitänin der Hufflepuffs.“, schaltete sich nun auch Scorpius ein, „sie sucht dich“, wandte er sich dann an Alice. „Nun, dann lass sie nicht warten, ich bin sicher, wir können alles hören, was sie Alice zu sagen hat, habe ich nicht Recht?“ „Sicher.“, knurrte Alice. Einen Moment später stürmte Camilla in den Raum. Sie war ein kleines, stämmiges Mädchen mit schulterlangen blonden Haaren und hübschen blauen Augen. „Alice Longbottom, oder?“, strahlte sie, als sie sich neben Alice in einen Sessel fallen ließ. „Ich bin Camilla Brooks, Quidditchkapitän der Hufflepuffs, ich habe dich gestern fliegen sehen. Unglaublich! Absolut unglaublich!“, plapperte sie drauf los und schüttelte dabei Alice Hand. „Ähm“, machte Alice. „Ich brauche einen Sucher“, platzte Camilla heraus, bevor Alice auch nur ein weiteres Wort sagen konnte: „Du musst mir helfen, Alice, sonst werden wir wieder verlieren, so wie immer… aber mit dir hätten wir eine Chance, du bist ein echtes Naturtalent.“ „Was?!“, riefen Lorcan und Scorpius im gleichen Moment in dem Albus: „Aber natürlich wird sie das!“, rief. Camilla warf allen dreien einen giftigen Blick zu. „Entschuldigt, Jungs, aber das hier ist eine Angelegenheit für Hufflepuffs.“ „Du bist im Gemeinschaftsraum der Slytherins“, warf Lorcan ein. „Und wenn schon“, winkte Camilla ab und strahlte dann Alice an: „Na, was sagst du?!“ Alice sah sie überrumpelt an. Die kleine Camilla war wie ein Orkan über sie herein gefegt und hatte ihr nicht mal die Möglichkeit gegeben, etwas zu sagen. Das kam so plötzlich, so unerwartet. Wie konnte es sein, dass man jemanden wie sie für ein Quidditchteam haben wollte. Aber wollte sie das? Wollte sie Quidditch spielen? Etwas, wofür sie sonst nur ein Schulterzucken übrig gehabt hatte? Alice hatte unzählige Unfälle bei dem Spiel gesehen und sich irgendwann nur noch Rose zuliebe mir ihr die Spiele angesehen. Und es war völliger Wahnsinn! Sie, die kleine Streberin eine Sucherin?! Absurd! Außerdem… hatte sie viel zu viel Angst zu fliegen. Gestern, als sie Albus in die Luft gefolgt war, hatte sie nicht nachgedacht. Sie war einfach nur so verzweifelt gewesen, weil Albus sie die ganze Zeit ignoriert hatte, dass sie diesem verrückten Impuls gefolgt war. Wen kümmerte es, dass sie sich anscheinend ganz gut dabei angestellt hatte? Sie wollte doch gar nicht Quidditch spielen. „Tut mir Leid, Camilla, aber ähm… ich möchte das nicht und-“ „Oh, doch das möchtest du, Alice“, sagte Albus, „ich habe genau gesehen, dass du Spaß hattest.“ „Nein, ich will das nicht!“, rief Alice erneut, „ich kann das doch gar nicht und ich bin auch gar nicht der Typ für sowas!“ „Beim Quidditch zählt nicht, wo du herkommst, sondern nur wie du spielst“, sagte Camilla. „Aber-“ „Nichts, aber“, unterbrach Albus sie, „sonst könnte mir vielleicht herausrutschen, dass…-“ Professor Sheffield. Albus, der ihr verzieh unter der Bedingung dass sie vorerst alles tun musste, was er wollte… Sie hatte gar keine Wahl! Verfluchter Potter! „Du bist ein mieser Erpresser Albus Severus Potter!“, rief Alice. „Na also“, grinste Albus, „da hast du deine neue Sucherin, Brooks. Aber das wird dir auch nicht helfen. Gegen uns habt ihr nicht die geringste Chance!“ „Träum' weiter, Potter!“, entgegnete Camilla, „unsere Chancen standen noch nie so gut. Training ist Montag um sechs, Alice. Warte nur, bis ich den anderen das erzählt habe!“ „Aber, ich-“ Doch Camilla war schon zur Tür hinaus und hörte nicht mehr, was immer Alice zu sagen hatte. Einzig Albus schien höchst zufrieden mit sich, schnappte sich das Brötchen, das Alice für ihn geschmiert hatte, und grinste fröhlich vor sich hin. Alice konnte es nicht fassen. Wieder hatte Al es irgendwie geschafft, dass sie genau das tat, was sie eigentlich nicht tun wollte. Das war doch verrückt! Ihr Blick streifte ihn. Was war der Grund, dass Al sie immer wieder in diese Situationen brachte? Irgendwo am Rande ihres Bewusstseins hörte sie, wie Scorpius Lorcan zu murmelte: „Schon mal was davon gehört, dass man sich auch sein eigenes Grab schaufeln kann?“ ~ ♥ ~ „Du bist Sucherin im Team der Hufflepuffs?“, fragte Rose. In all den Jahren ihrer Freundschaft, hatte Alice ihre beste Freundin noch nie so überrascht gesehen. „Das ist alles Al’s Schuld, Rosie!“, heulte Alice, „ich wollte doch gar nicht mitmachen, aber weil ich so bescheuert war, ihm nachzufliegen, denken die jetzt, ich wäre ein Fliegerass – habe ich erwähnt, dass mich das eigentlich gar nicht interessiert?! – und Al wollte nur wieder mit mir befreundet sein, wenn ich alles mache, was er sagt! Ich hatte überhaupt keine andere Wahl-“ Rose hob die Hand und Alice hielt darin inne, sich zu beklagen. „Alice, du hast mir nie gesagt, dass du überhaupt fliegen kannst.“ „Das wusste ich bis gestern ja auch gar nicht. Ich habe das blöde Ding nur irgendwie hinter Al her gelenkt!“ Rose starrte sie an. „Dann bist du tatsächlich ein Naturtalent?“ Mittlerweile konnte sich Rose das Grinsen nicht mehr verkneifen und Alice dachte kurz daran, dass sich das Ganze tatsächlich wie ein schlechter Witz anhörte. Die ehrgeizige Rose, die ihr Quidditchteam bis zur Erschöpfung trainieren ließ, um jeden noch so kleinen Spielzug zu perfektionieren, und sie, die beste Freundin, die lieber in Ruhe Zauberkunst geübt hätte, anstatt auch nur in die Nähe eines Besens zu bekommen, ließ sich einmal zu solch einer Verrücktheit herab und war prompt ein Naturtalent. Welch Ironie. „Na, dann sehen wir uns wohl demnächst nur bei Quidditchspielen. Wenn ich bedenke, dass du sowohl Al, als auch Lily und dann noch meinen Sucher schlagen musst...“ In Alice Kopf schlich sich das Bild des verwegenen Mark Phelps, einem Siebtklässler, der ein ziemlich guter Sucher war, und ein sehr einnehmendes Auftreten besaß. Rose kicherte mittlerweile, was Alice doch ein wenig unpassend fand, da sie ihr gerade ihr Herz ausgeschüttet hatte. „Schönen Dank auch, Rosie, und ich dachte du bist die Einzige, die auf meiner Seite ist.“ „Wer ist auf deiner Seite?“ Wie aus dem nichts tauchten James, Lily und Al auf. „Nicht ihr auch noch!“, stöhnte Alice und vergrub den Kopf in ihren Armen. Doch James blieb hartnäckig: „Ich habe da so was läuten hören, Alice-Schätzchen.“ Lily verdrehte die Augen. „Er hat jeden einzelnen Zeugen ausgequetscht, kaum, dass er Wind von der Sache hatte.“ „Man muss die Konkurrenz im Auge behalten, liebste Schwester.“ „Dann fang bei Al an.“ „Der ist keine Konkurrenz.“ „Hey!“, rief Al dazwischen. „Oh schon gut“, beschwichtigte James, „vielleicht eine minimale Bedrohung – Alice hingegen. Sag mal, wann fliegst du wieder?“ „Nie mehr!“, heulte Alice. „Heute Abend“, sagte Al und alle Köpfe, inklusive Alice‘, die ihren erhoben hatte, drehten sich zu ihm um. „Was?“, fragte Albus, „ich habe sie entdeckt. Bis ich selbst gegen sie antreten muss, werde ich sie in einen absoluten Überflieger verwandeln, der euch allesamt vorführen wird wie billige Anfänger.“ Stille. Dann fingen Rose und Lily an zu kichern und James grinste breit. „Mach nur Al, gib‘ alles, aber, wenn sie dich am Ende fertig macht, lache ich dich aus. Will jemand wetten?“ Und zu Alice maßloser Fassungslosigkeit begannen Lily und Rose lautstark mit James zu diskutieren, zu feilschen und die groben Richtlinien ihrer Wette abzuschließen. „Kommst du?“ Al hörte sich beinahe zaghaft an und Alice ging auf, dass es das erste Mal war, dass er irgendwie an einer misslichen Situation teil hatte. Alice, die wusste, dass sie sowieso nicht um dieses merkwürdige Training herum kam, das Al soeben angesetzt hatte, stand seufzend auf. „Viel Glück bei dem Training, Al, ich bin sicher du bist ein super Lehrer!“, rief James zum Abschied und brüllte vor Lachen. Al zeigte ihm den Stinkefinger, woraufhin James sich vor Lachen den Bauch halten musste. Keiner von ihnen sagte ein Wort, als sie durch die große Halle gingen. Einige Schüler, die wohl von dem Streit zwischen ihnen gehört hatten, warfen ihnen verwunderte Blicke zu, aber niemand sprach sie an. Alice schielte zu Al, der zwar dicht neben ihr ging, den Blick aber stur geradeaus gerichtet hatte. Die Überraschung traf sie wie ein Blitzschlag. Al war rot geworden und versuchte niemanden anzusehen. War… war ihm das etwa unangenehm? Gar peinlich, dass er so offensichtlich gegen jegliche inneren Grenzen Hogwarts verstieß und mit ihr trainieren wollte? Oder lag es an ihr? „Das Quidditchfeld sollte heute frei sein“, riss Al sie aus den Gedanken. Verwundert sah Alice auf und stellte zu ihrer Verblüffung fest, dass sie ohne es bemerkt zu haben, bereits den halben Weg hinter sich gebracht hatten. Al öffnete die Tür zu den Umkleidekabinen. „Irgendwo müssten hier noch alte Trainingsklamotten von mir rumliegen“, murmelte er und riss eine Spindtür auf, auf der ‚Potter‘ und ‚Nummer 7‘ zu lesen war. Während Al auf der Suche nach brauchbarer Trainingskleidung seinen Spind ausräumte, sah Alice sich im Raum um. Die Umkleidekabine der Slytherins bestand aus drei langen Bänken, sieben verschiedenen Spinden, einem gewaltigen Slytherinbanner an der Wand und einer großen Tafel auf der strategische Spielzüge abgebildet waren. „Na also!“ Al hielt leicht zerknitterte, etwas verblichene Trainingskleidung in der Hand. „Danke.“ Alice nahm es ihm ab. „Zieh es an“, grinste Al, „mir sind sie zu klein, also müssten sie dir passen. Solange du noch keine eigenen Quidditchsachen hast, sollte das hier genügen.“ Er blickte sie erwartungsvoll an, machte aber keine Anstalten wegzugehen. „Ähm“, machte Alice nach einer sehr unangenehmen Stille, „würde es dir etwas ausmachen, draußen zu warten?“ „Wa…was? Oh, natürlich!“, stotterte Al, wurde knallrot und stürmte nach draußen. Die Tür schlug zu und Alice seufzte tief. Verspätet spürte sie wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Draußen, so wusste sie, lehnte Al vermutlich ebenso peinlich berührt an der Wand zur Umkleidekabine. Alice streifte ihre Schuluniform ab und schlüpfte in Al’s alte Sachen, die immerhin gewaschen waren. Der Stoff war rau auf ihrer Haut. Vermutlich hatte Al seinen Quidditchumhang bei jedem Wetter getragen. Trotzdem fühlte es sich merkwürdig an, plötzlich Grün und Silber zu tragen. Alice betrachtete sich in dem Spiegel an der Wand. Da war sie. Immer noch die gleichen hellbraunen, langen Haare, die gleiche Brille auf der Nase und der unsichere Blick. Aber irgendetwas war nicht wie sonst. Alice zwinkerte einmal und betrachtete dabei verblüfft, wie ihre ganze Haltung entspannter wirkte. Das da war eine andere Alice. Eine Alice, die plötzlich erwachsener war, Fehler gemacht hatte und daran gewachsen war. Sie streifte sich die Haare aus der Stirn und band sie in einem festen Zopf zusammen. Ihr Spiegelbild lächelte sie an. Dies war eine Alice, die ein Quidditchstar sein konnte, wenn sie wollte. Eine Alice, die Al’s Freundschaft zurück gewonnen hatte und nicht länger die Professorentochter sein wollte, als die sie alle ansahen. „Alice?“, tönte Al’s Stimme durch die Tür, „bist du fertig?“ Alice erschrak, zupfte ein letztes Mal an den Sachen herum und öffnete dann die Tür. „Tschuldige“, sagte sie, „es… es fühlt sich ein bisschen seltsam an.“ Al grinste. „Man gewöhnt sich dran. Warte ab, bis du mal im Schneesturm geflogen bist.“ „Ich meinte eigentlich, dass ich die Farben der Slytherins trage.“ „Oh, ach das.“ Al fuhr sich einmal durch die schwarzen Haare. „Sieh es positiv: So wird niemand Verdacht schöpfen, wenn er zwei Slytherins trainieren sieht. Zwei Potters.“, grinste Albus: „Ich habe Lily zu einem freundschaftlichen Wettstreit eingeladen und sie hat ihre Sachen vergessen. Von so weit weg sieht man den Unterschied nicht.“ Al’s Grinsen wurde breiter und Alice sah ihn verdutzt an. Er hatte wirklich an alles gedacht. Plötzlich musste sie lachen. Sie war tatsächlich dabei, einigermaßen motiviert bei Al’s Schwachsinn mitzumachen. „Du bist verrückt, Albus Potter.“ „Verrücktheit und Genialität liegen nahe beieinander, Longbottom.“ „Spinner“, kommentierte Alice. Aber Al tat die Bemerkung mit einem Lachen ab und drückte ihr dann einen Besen in die Hand. „Das ist einer der Schulbesen“, erklärte er, „ein Stardust Sieben, aber was Besseres habe ich nicht gefunden.“ „Ist der denn schlecht?“, fragte Alice und strich über den Stiel des Besens. Er vibrierte sanft. „Na ja“, sagte Al, „er ist in Ordnung, aber Lily und Mark Phelps haben beide einen sehr guten.“ „Und du?“ „Meiner ist okay. Mittelmaß, aber ich möchte keinen anderen. Auf dem bin ich schon so oft geflogen… Dad ist der Einzige, der das versteht. Er hatte auch mal einen Nimbus, aber James und Lily sagen ständig, ich soll auf einen besseren sparen.“ Al betrachtete seinen Besen gedankenversunken und für einen Moment konnte Alice den anderen Albus Potter in ihm erkennen. Der, der sich Gedanken über die Dinge machte, der ihr gegen ihren Willen irgendwie half und an einem Besen hing, selbst, wenn der mehr oder weniger ein Auslaufmodell war. „Wenn er dir gefällt, ist er doch gut, oder?“, sagte Alice und lächelte. Al sah sie überrascht an und erwiderte dann zaghaft das Lächeln. „Komm“, sagte er dann und öffnete eine Kiste mit Quidditchbällen, die er in der Zeit, in der sie sich umgezogen hatte, geholt haben musste. Gemeinsam schlürften sie die Kiste aufs Quidditchfeld und Al erklärte Alice die Funktionen der einzelnen Bälle. Alice stellte erstaunt fest, dass er eine ganze Menge wusste und schon bei diesen elementaren Dingen mit einigen Tricks und Ratschlägen aufwarten konnte. Allerdings stellte sich auch bald heraus, warum Alice dem Sport bislang immer ferngeblieben war. Die Klatscher waren ihr nicht geheuer und sie fröstelte, als Al sie ihr vorführte und mit dem Schläger versehentlich fast ihr Ohr erwischte, ehe er den Ball wieder an seinem Platz festgemacht hatte. Bei den Spielzügen der Jäger ging es vor allem koordiniert zu, doch das Spiel war ziemlich schnell und manchmal auch brutal. Alice sah vollkommen ein, wieso Rose ideal für diese Position in Frage kam. Sie war schnell, clever und scheute nicht davor, ein paar blaue Flecke abzubekommen. Doch es war nichts für sie. Ebenso wenig der Job des Hüters, der vor allem auf die Nerven ging (wovon sie leider herzlich wenig besaß). Erst als Al ihr die Aufgaben des Suchers beziehungsweise der Sucherin erklärte, verstand sie seine Leidenschaft. Der winzige Schnatz, dessen filigrane Flügelchen so schnell wie bei einem Kolibri schlugen, war hübsch und nur mit einem Blick für das Verborgene zu sehen. Camilla hatte recht gehabt. Wenn ihr eine Position lag, dann war es die der Sucherin. „Und jetzt-“, verkündete Al, „fliegen wir.“ Innerhalb eines Augenblicks wurde Alice aschfahl. Fliegen? „Jetzt sofort?“, hakte Alice nach. „Natürlich“, sagte Al, „du fliegst kurz und kommst wieder runter. Keine große Sache.“ „Aber-“ „Nix aber. Du hast mir versprochen-“ „Schon gut!“ Äußerst widerwillig beäugte Alice ihren Besen. Nichts war mehr von ihrer freudigen Erregtheit zu spüren. Sie war schlicht und einfach nervös. Als sie Al in der Stunde ihrer Verzweiflung in die Luft gefolgt war, hatte sie nicht darüber nachgedacht. Da waren keine Konsequenzen gewesen, kein ‚Ich-kann-das-nicht-!‘, da waren nur Al und sie und die Jagd in der Luft. Jetzt… war es anders. Sie dachte darüber nach und hatte Angst davor. Angst zu fallen, Angst alles falsch zu machen… „Nur eine kleine Runde, Alice, ich passe auf dich auf.“ Sie sah auf. Al grinste sie an und schwang sich dann in die Luft. Zehn, elf Sekunden und er schwebte weit über ihr. „Komm schon, Alice, zeig mir, dass du es kannst!“ Und obwohl sie Angst hatte, umklammerte sie ihren Besen und schwang mit pochendem Herzen ein Bein über den Stiel. Sie spürte Al’s abwartenden Blick, doch da war auch die Angst. Angst zu versagen. Zu enttäuschen. „Alice! Ich fange dich auf, wenn du fällst.“ Als Alice aufblickte, war sein Blick voller Vertrauen, voller Glauben an sie. So hatte sie noch nie jemand angesehen. Sie war einsortiert worden. Sie war eine Hufflepuff. Sie war die Tochter des Kräuterkundeprofessors. Sie war Mittelmaß. Sie war Rose Weasleys beste Freundin. Sie war die schüchterne Schülerin, für die sich Jungs nicht interessierten. Sie war nicht mutig oder clever oder besonders klug, aber loyal. Sie war Alice Longbottom und sie wollte nicht mehr einsortiert werden. Sie wollte, dass man sie mochte und, dass sie ihre Mitschüler überraschte. Ich kann das. Alice konnte nicht sagen woher der Gedanken gekommen war, aber er gab ihr Kraft. Kraft, die sie schon immer gehabt hatte, die sie aber tief in sich verschlossen hatte. Und dann stieß sie sich vom Boden ab, vergaß alles andere, bis sie nichts mehr fühlte außer des unbändigen Gefühls der Freiheit als sie auf Al zuflog. . . . Camilla war überrascht, dass Alice in dem ersten richtigen Training mit dem Team der Hufflepuffs bereits ohne Probleme einige Spielzüge beherrschte. Der Rest des Teams, zwar überrascht, dass sie plötzlich ihre Sucherin war, fiel schnell in ihren Enthusiasmus ein, als sie Alice fliegen sahen. Anfangs war Alice zwar sehr nervös gewesen, aber ihr Team war sehr nett. Nicht so sehr aufs Gewinnen konzentriert, sondern darauf Spaß zu haben. (Trotzdem konnte Alice sehen, dass der Großteil doch enttäuscht war, seit vier Jahren nicht mehr gewonnen zu haben.) Zu Alice Überraschung war die kleine Camilla Treiberin. (Als Alice ein Klatscher nur um Millimeter verfehlte, tauchte in ihrer Erinnerung eine Szene auf bei der es Rose fast vom Besen geschlagen hatte.) Dann gab es noch Nathaniel Bradley, Alexander Prewett und Chloe Miller, die als Jäger spielten. An ihrer Abstimmung mussten sie allerdings noch arbeiten, was die vielen hitzigen Diskussionen zwischen Alex und Nathaniel bewiesen, die sich stets gegenseitig die Schuld gaben. (Chloe hielt sich geschickt im Hintergrund.) Außerdem gab es noch Charlie Clarks, einen stämmigen Siebtklässler, der Alice mit verschränkten Armen unter die Lupe nahm und ihr dann schlussendlich die Hand zu einem stillen Einverständnis reichte. Er war der Hüter. Zuletzt gab es noch Camillas Partner. Zu Alice Überraschung war Dylan Adams erst dreizehn Jahre alt und grinste Alice an, als Camilla sie vorstellte und zur größten Quidditchhoffnung Hufflepuffs seit drei Jahren erklärte. (Vor drei Jahren war Camilla ins Team gewechselt, worauf Dylan sie hinwies und der Rest des Teams in schallendes Gelächter ausbrach.) Insgesamt waren sie ein so verrückter Haufen, dass Alice sich sofort wohl fühlte. Die tonangebende Camilla, über die sich die anderen fortwährend lustig machten, die sie aber alle respektierten, sorgte für die nötige Disziplin. Alex und Nathaniel sorgten mit ihren Zankereien dafür, dass das Training ein wenig lockerer wurde. Charlie und Chloe schienen immer ein offenes Ohr für Probleme zu haben und der kleine Dylan war einfach süß. Alice konnte Al fast keinen Vorwurf machen, dass er das für sie gewollt hatte. Langsam, ganz langsam begann sie sich zu öffnen. Ihr Zeitplan wurde zwar noch enger, da sie auch noch ihren Vertrauensschülerpflichten nachgehen musste, aber irgendwie klappte es doch. Und da Rose sie in der restlichen Zeit dazu nötigte zu lernen, waren auch ihre Noten in Ordnung. Professor Sheffield hatte mit ihnen den Orchideus-Zauber abgeschlossen und hatte die letzte Stunde eingehend mit der Klasse ihre Hausarbeiten besprochen, wobei Alice mehr als gut weg kam und der junge Professor ganz aus dem Häuschen geriet, als er aus ihrem vorlas. Zwar plagte sie noch immer das schlechte Gewissen, aber es sah ganz danach aus, als hätte Professor Sheffield den Vorfall vergessen. Und dann war da noch Al. Vor allem Al. Er war zwar immer noch durch und durch Slytherin und ließ sie stets und ständig seine Kräuterkundehausaufgaben machen (Wie wollte er bloß durch die Prüfungen kommen?!), doch bei ihren Treffen war er charmant, lustig und einfallsreich. Wieder merkte Alice, wie sehr sie ihn brauchte, wie sehr es sie stören würde, wenn er nicht mehr da war. Irgendwann vergaß sie beinahe, dass er sie noch immer erpresste, so selbstverständlich war es, dass sie sich nach dem eigentlichen Training noch zu Zusatzstunden trafen. Sie wurde besser, Al’s Begeisterung steckte sie an und sie fühlte sich, als könnte sie schier platzen vor neuentdecktem Selbstbewusstsein. Hufflepuff gegen Ravenclaw? Ha! Die würden sie wegputzen! Und als Alice das erste Mal den goldenen Schnatz fing, fühlte sie sich einen kurzen Moment so euphorisch, dass sie Al beinahe umarmt hatte. (Sie wurde knallrot, ehe sie das Vorhaben in die Tat umsetzen konnte und grinste ihn stattdessen nur verlegen an.) „Du siehst glücklich aus.“, sagte Rose irgendwann einmal und Alice konnte nicht umhin, ihr recht zu geben. Sie verstand, dass sie sich manchmal alles selbst schlecht geredet hatte und versäumt hatte, das zu ändern, was ihr nicht gefiel. Nur manchmal verfiel sie noch in die alte Rolle zurück. Schließlich stand das erste Quidditchspiel ihres Lebens vor der Tür. Hufflepuff gegen Ravenclaw. Sie hatte die Aufregung nie verstehen können, aber als James ihr freundlicherweise erläuterte, dass Hufflepuff seit einem Jahrzehnt nicht mehr gegen die Ravenclaws gewonnen hatte, wurde ihr zunehmend mulmiger. Außerdem gab es da die plötzliche Berühmtheit, der Alice äußerst entsetzt gegenüberstand. Camilla hatte ihr Team zwar eisern darauf eingeschworen, dass das Geheimnis um die neue Hufflepuff-Sucherin geheim gehalten wurde, aber irgendwie war doch etwas durchgesickert. Alice hatte James im Verdacht, der ihr jedes Mal so merkwürdig zugewinkt hatte, als sie sich begegnet waren. Und so wusste zu Camillas Ärger und Alice‘ Panik bald die ganze Schule, dass Professorentöchterchen Longbottom neuerdings Quidditch spielte. Doch das brachte Alice nicht nur Bewunderung oder gar Anerkennung ein. (Eine Erstklässlerin aus Hufflepuff hatte Alice zu ihrem großen Vorbild erkoren.) Wie es im Quidditch nun mal Tradition war, waren die Gemüter bald aufgewühlt und dem ersten Spiel wurde mit fiebriger Erregung entgegen gesehen. Die Slytherins (außer Al, Scorpius und Lorcan, die um ihr Naturtalent wussten) machten sich in den Gängen über sie lustig, James und seine Kumpane aus Gryffindor riefen ihr fortwährend übertriebene Bemerkung zu („Demnächst spielst du in der Nationalmannschaft, Longbottom!“) und die Ravenclaws schienen Mark Phelps neue Konkurrentin nur zu belächeln. Alice trottete nach einem nervenaufreibenden Tag von ihrer Wahrsagestunde den Gang entlang. Es war die letzte Stunde gewesen und den ganzen Tag über hatte sie sich blöde Bemerkungen anhören, von Camilla über die neueste Strategie belehrt werden (Denk, dran, dass Phelps mit Köpfchen spielt, Alice! Der wird dauernd versuchen, dich reinzulegen!) und Al in Kräuterkunde vor ausschlagenden Disteln retten müssen. (Scorpius hatte sich vor Lachen den Bauch gehalten – gemeiner Verräter!) Kurz gesagt: Alice hatte schon mal bessere Tage erlebt und der allgemeine Erwartungsdruck, der nun auf ihr lastete, machte es nur noch schlimmer. „Das nimmst du zurück!“, brüllte jemand und Alice stoppte überrascht. „Aber es ist doch die Wahrheit! Mit der könnt ihr nicht gewinnen. Hör auf zu träumen, Kleiner, Hufflepuff hatte schon seit Jahren keine Chance, warum sollte es diesmal anders sein!?“ Auf der anderen Seite des Ganges war Dylan kurz davor sich auf den riesigen Mark Phelps zu stürzen, der mindestens zweieinhalb Köpfe größer war als er. Um sie herum hatte sich eine Menge schaulustiger Schüler gebildet, die dem Geschehen gebannt folgten. „Alice ist richtig gut!“, rief Dylan und fuchtelte mit seinem Zauberstab vor Phelps Nase herum. Der Anblick rührte ihr Herz. Da stand der kleine Drittklässler und setzte sich so wehmütig gegen einen viel größeren Mitschüler für sie ein. „Longbottom Quidditch spielen zu lassen ist nichts weiter als ein einziger Witz! Ich frage mich, warum Rose überhaupt so ein Drama daraus macht, dass wir-“ Er war zu weit gegangen. Alice sah wie sich Dylans Miene veränderte, er den Zauberstab hob und- „Dylan!“, rief Alice. „Petrifikus Totalus!“, schrie Dylan. Ein gelber Funkenregen brach aus der Spitze seines Zauberstabes hervor und Phelps schaffte es nur mit einem Hechtsprung dem Zauber zu entkommen. Kreischend stob die Menge in alle Richtungen auseinander und Alice hörte einige Schutzzauber murmeln. Phelps hatte nun auch seinen Zauberstab gezogen und Dylan, der angerempelt worden war, reagierte zu spät, als Phelps den Zauberstab hob. „Expelliarmus“, keuchte Phelps noch, während er wieder hoch kam und Dylans Zauberstab segelte aus dem Fenster in genau dem Moment, in dem der Entwaffnungszauber Dylan gegen die Wand krachen ließ. Alice kreischte erschrocken auf, zückte nun ihrerseits ihren Zauberstab und stürmte auf Dylan zu. Sie ließ sich auf die Knie fallen und beugte sich vorsichtig über ihn. Er war bewusstlos. Mochte Dylan noch so mutig sein, gegen den größeren, erfahreneren Siebtklässler hatte er keine Chance. „Bist du wahnsinnig?!“, fauchte sie Phelps an, der mittlerweile wieder auf die Beine gekommen war. „Er hat mich angegriffen!“, erwiderte dieser. Die Wut traf sie mit einer Wucht, die sie von sich nicht kannte. Plötzlich wollte sie Phelps ebenfalls einen Fluch auf den Hals schicken, wollte, dass er Dylan auf Knien um Vergebung bat… „Er ist ohnmächtig, du Mistkerl! Wie kannst du ihn wegen dem verdammten Quidditch nur so runtermachen!?“ „Ich hab‘ nur die Wahrheit gesagt!“ Alice spürte, wie sich nun auch in ihm der Ärger sammelte. Sie musste vorsichtig sein, aber sie war so wütend, dass die Hand, mit der sie ihren Zauberstab hielt, heftig zitterte. „Die Wahrheit?“, wollte sie fassungslos wissen, „die Wahrheit, dass ich eine Flasche bin und wir überhaupt keine Chance gegen euch haben?“ „Ja, genau das“, sagte Phelps mit bebender Stimme. „Schön!“, explodierte sie, „du glaubst, wir haben keine Chance gegen Ravenclaw? Glaub daran, solange du noch kannst, aber beim nächsten Spiel werde ich den Schnatz fangen!“ Und damit wuchtete sie sich Dylan auf die Arme, drehte Phelps den Rücken zu und machte sich, ohne sich umzusehen, auf den Weg zum Krankenflügel. . . . „Al!“ Der Slytherin sah überrascht auf, als er sie auf sich zustürmen sah, aber darauf konnte Alice keine Rücksicht nehmen. Immer noch war sie innerlich so aufgewühlt. Sie war wütend auf Phelps, gerührt über Dylans Loyalität und verwirrt über sich selbst, dass sie so heftig reagierte. Sie fühlte sich, als wäre sie aus einem langen Schlaf erwacht, so sehr pulsierte das Leben in ihr. „Alice?“, fragte Al überrascht und hielt auf dem Weg zum Slytheringemeinschaftsraum inne. Doch Alice ließ ihm keine Gelegenheit zu fragen, was sie so aufwühlte. „Du musst mir helfen, Al!“, platzte sie heraus, „ich muss gewinnen. Wir müssen gewinnen. Ich muss jeden Abend trainieren! Ich muss-“ Al hob die Hand und sie verstummte. „Geht es um diese Auseinandersetzung, die du mit Phelps hattest?“ Alice starrte ihn an. „Keine Panik“, winkte er ab, „ich mache es dir nicht zum Vorwurf. Ich bin richtig stolz auf dich. Wenn du es nicht gemacht hättest, hätte ich bei unserem Spiel gegen Ravenclaw den Boden mit ihm aufgewischt. Wird Zeit, dass ihn jemand von seinem hohen Ross herunter holt.“ „Heißt das du hilfst mir?“, wollte Alice wissen. Al seufzte. „Ich habe dich da rein geritten, Alice, ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden, wenn ich dich jetzt hängen lassen würde.“ Er grinste. „Allerdings gibt es da noch andere Mittel und Wege sich zu rächen. Ich hab‘ da so eine Idee…“ Und wenn Albus Severus Potter eine seiner Ideen hatte, verhieß das nichts Gutes… ~ ♥ ~ Alice konnte nicht glauben, dass sie sich zum wiederholten Male von Al’s Irrsinn mitreißen ließ. Es waren drei Tage vergangen, die Al zur Vorbereitung brauchte. Nach dem privaten Quidditchtraining, das Al noch strenger überwachte und in das sie sich mit einer nie da gewesenen Euphorie stürzte, hatte der Slytherin jedes Mal mit ihr die Strategie durchgekaut. Dazu kam noch der Unterricht, der immer intensiver wurde. Während sie sich in Zaubertränke mit immer schwierigeren Gebräuen abquälten, bestand Professor McGonagall auf der exakten Verwandlung von einem Stoff wie zum Beispiel Erde in einen anderen wie Wasser, was all ihren Schülern heftiges Kopfzerbrechen bereitete. Professor Trelawney hielt eine dramatische Rede über düstere Gestalten, die sie immer näher kommen sah. („Die hat doch bloß ihren eigenen Schatten gesehen!“, sagte Lorcan wütend.) Und Professor Sheffield hielt die merkwürdigste und zugleich peinlichste Unterrichtsstunde in Alice ganzem Leben ab, als er augenzwinkernd verkündete, dass sie nun die Bedeutung all der Blumen lernen würden, die sie nun durch den Orchideus-Zauber zustande brachten. „Passen Sie gut auf, meine Herren, Sie sollten nie das Wissen unterschätzen, mit dem Sie die richtigen Blumen für Ihre Angebetete auswählen, um ihr Herz zu gewinnen.“ Daraufhin hatten Lorcan, Scorpius und Al die ganze Stunde lang lächerliche Liebesbekundungen und dergleichen von sich gegeben. Von Rose (Ich liebe dich), über Lilie (Reinheit) bis hin zur gelben Akazie (Du bist meine heimliche Liebe) lernten sie sämtliche Bedeutungen und Alice tuschelte mit Molly darüber, ob Professor Sheffield wohl selbst von diesem Wissen Gebrauch gemacht hatte. Doch jetzt, wo sie zitternd mit Al in einem Geheimgang kauerte, begannen ihre Nerven zu versagen. Alice kaute nervös auf ihrer Lippe herum, während Al etwas aus seinem Umhang zog. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein zerschlissenes Blatt Pergament, aber zu Alice maßlosem Erstaunen tippte Al dagegen und murmelte: „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.“ Auf dem Papier erschienen Linien, die sich zu Wörtern zusammen schlossen, und feierlich verkündeten: „Die hochwohlgeborenen Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone präsentieren stolz: die Karte des Rumtreibers.“ Al entfaltete das Papier ohne weiter auf die Botschaft zu achten und Alice klappte der Mund auf. Was vorher ein leeres Blatt Pergament gewesen war, entpuppte sich nun als detaillierter Plan von Hogwarts, den Al eifrig studierte. „Na also“, sagte er plötzlich und deutete mit dem Finger auf einen schwarzen Tintenpunkt, der mit Mark Phelps beschriftet war, „da ist er. Sitzt mitsamt Anhang in Zaubereigeschichte und müsste genau auf uns zu kommen. Jetzt müssen wir nur noch den passenden Zeitpunkt erwischen, um-“ „Al, was ist das?“, unterbrach Alice, die immer noch fasziniert auf die Karte sah. „Das? Oh, du meinst die Karte. Hat Rose dir nie davon erzählt?“ Alice schüttelte den Kopf. „Das“, sagte Al stolz, „ist die Karte des Rumtreibers, die mein Großvater und seine Freunde erfunden haben, als sie zur Schule gegangen sind.“ „Dein Großvater?“ „James Potter. Er nannte sich Krone und die anderen waren Remus Lupin, Teddys Dad, Sirius Black, Dad’s Pate und Peter Pettigrew. Ich glaube Dad weiß gar nicht, dass wir sie haben. James hat sie ihm mal aus seinem Arbeitszimmer geklaut und Lily hat sie mir für unsere heutige Mission besorgt.“ Al grinste und Alice wurde schlagartig bewusst, dass die Karte des Rumtreibers sowie der Tarnumhang sämtliche Streiche von Al, Scorpius und Lorcan erklärten. Doch noch bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, schellte es und in ihrer Nähe öffnete sich eine Klassenzimmertür, aus der ihre Mitschüler auf den Gang strömten. Alice war Al einen angespannten Blick zu. „Bist du sicher, dass das gut geht? Wir könnten quasi jeden treffen.“ „Nur keine Panik, ich habe seine Gewohnheiten genau studiert und in der Menge können wir perfekt untertauchen. Phelps wird gar nicht wissen wie ihm geschieht.“ „Aber… Al meinst du nicht, dass das ein bisschen zu weit geht?“ Al, der zuvor noch immer über die Karte gebeugt war, faltete sie zusammen und sah sie durchdringlich an. „Alice Longbottom“, erklärte er, „erstens lasse ich dir gar keine Wahl-“ Alice öffnete ihren Mund zum Protest. „Und zweitens“, unterstrich Al, „kannst du mir vertrauen.“ Sie starrte ihn an, doch Al sah nicht weg. Der Blick aus den grünen Augen war ehrlich, fast hypnotisierend und für eine Sekunde glaubte sie noch, etwas darin zu sehen. Aber der Moment verging ohne, dass sie wusste was es war. „Da ist er!“, flüsterte Al, der den Wandteppich, der ihren Geheimgang verdeckte, ein Stück zur Seite geschoben hatte. Alice rutschte an ihn heran und spähte ebenfalls durch den Schlitz. Phelps kam gerade um die Ecke. Neben ihm ging ein kleinerer asiatischer Junge, den sie als Liang Zhang erkannte und ein muskulöser schwarzhaariger Junge, Noah Hastings, der Präsident des Koboldsteinclubs war. „Ich kann nicht glauben, dass wir Binns immer noch ertragen müssen“, beschwerte sich Phelps gerade, als er eine Tüte Bertie Botts Bohnen aus seiner Tasche zog und sie seinen Freunden reichte. Alice sah wie Al’s Augen aufleuchteten und er den Zauberstab hob. „Das kannst du laut sagen, Mann“, gab Liang ihm recht, „kaum zu glauben, dass McGonagall keinen Ersatz für ihn besorgt.“ „Ach“, mischte sich nun auch Noah ein, „die alte McGonagall macht doch selber ihr letztes Jahr, würdet ihr euch da noch bemühen?“ „Diffindo“, flüsterte Al und zielte genau. Phelps Süßigkeitentüte riss auf und sämtliche Bohnen ergossen sich auf den Boden. „Verflucht!“, rief Phelps. „Was war das?“, wollte Noah wissen. „Pigmentum“, setzte Al nach und sämtliche blaue Bohnen nahmen unbeobachtet eine andere Farbe an. „Miese Verpackung“, knurrte Phelps, der nichts bemerkt hatte, „man könnte meinen, die würden ihre Waren vorsichtiger verpacken. Helft mir mal.“ Al grinste sie an, hielt gut sichtbar eine blaue Bohne in die Luft und warf sie mit der Zielsicherheit eines Suchers genau vor Phelps Füße, der sie prompt aufsammelte. „Was machst du?“, flüsterte Alice. „Phelps und seine Freunde essen die Dinger immer, wenn sie Zaubereigeschichte hatten. Phelps isst nur die blauen und da das die einzige blaue ist, wird er sie essen.“ Al grinste verschlagen und fuhr fort: „Aber ich versichere dir, so eine wie meine hat er noch nicht probiert.“ Und zu Alice Verblüffung steckte sich Phelps tatsächlich Al’s Bohne in den Mund, nachdem er und seine Freunde die üblichen fluchend mit einem Aufrufezauber wieder eingesammelt hatten. Alice hielt den Atem an. Zuerst geschah nichts. Phelps, Zhang und Hastings gingen den Gang entlang und unterhielten sich. Dann stolperte Phelps plötzlich, keuchte und wurde so blass, dass man meinen konnte, er würde sich gleich übergeben. „-Hoffe nur, Weasley nimmt dich heute beim Training nicht so hart ran, du musst mir unbedingt noch Verwandlung erklären und- Hey Mark! Was ist los!?“ Noah und Liang merkten zu spät, dass Phelps ihnen nicht mehr folgte und stattdessen auf die Knie gesunken war. „Al?“, flüsterte Alice alarmiert, „was hast du da rein getan?!“ „Pssst!“, machte Al, „du verpasst noch die ganze Show.“ Sie warf ihm einen panischen Blick zu und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder dem Geschehen auf dem Gang zu. „Mark!“, rief Liang und rüttelte seinen Kumpel, „was ist mit dir?“ Doch Phelps würgte nur und lief langsam grün an. Dann – von einer auf die andere Sekunde – fiel er in sich zusammen. Mittlerweile waren auch einige Schaulustige stehen geblieben und beobachteten das Geschehen. „Ich hole Professor Sheffield!“, hörte Alice ein Mädchen rufen. „Was ist hier los?!“, übertönte eine tiefe Stimme das allgemeine Gemurmel. „Mr Watson!“, antwortete Liang, „es ist Mark, er ist plötzlich einfach so zusammen gebrochen!“ „Shit!“, murmelte Al, „warum ist Watson hier?“ „Was machen wir jetzt?“, zischte Alice ihm zu. „Bleib ruhig“, mahnte Al, „wenn wir jetzt abhauen, ist es viel zu offensichtlich.“ „Mr Phelps! Kommen Sie zu sich!“, drängte nun auch der Hausmeister, der sich vor den Ravenclaw gekniet hatte und das Augenlid des immer noch zitternden Phelps‘ herunter zog. „Hat er irgendwas gegessen?“, hakte der Ex-Auror bei Hastings und Zhang nach. „Nur Bertie Botts Bohnen, aber die isst er immer…“ „Darf ich mal sehen-“ Ein lautes Quaken unterbrach den Hausmeister. Im nächsten Augenblick ging Mark Phelps in die Hocke und hüpfte einen Frosch imitierend ein Stück den Gang hinauf. Der Hausmeister, Hastings, Zhang und sämtliche Schüler sahen ihm entgeistert nach. Alice konnte nicht glauben, was sie da sah. Mark Phelps imitierte vor halb Hogwarts einen Frosch. „Du bist verrückt, Al“, flüsterte Alice. „Verrücktheit und Genialität liegen nah beieinander“, gluckste Al, während er sich bemühte, sein Lachen zu unterdrücken. „Was ist denn hier los?“, ertönte auf einmal die Stimme von Professor McGonagall, die die Professoren Sheffield und Cole im Schlepptau hatte. „Mr Phelps, können Sie mir vielleicht mal verraten, was Sie da tun?“ „Ich kann das nicht kontrollieren, Professor!“, brachte Phelps verzweifelt zwischen einem Quaken und einem Hüpfer hervor. Mittlerweile hatten einige Schüler zu kichern begonnen und Fred Weasley, der die Gelegenheit beim Schopfe packte, machte eilends ein paar Aufnahmen mit einer Zauberkamera. „Mir scheint Sie sind Opfer eines wohldurchdachten Streiches geworden, Mr Phelps“, sagte Professor Sheffield, „ich fürchte, da können wir leider nur warten bis es aufhört.“ „Aber das geht nicht! Samstag ist das Spiel! Ich muss spielen! Ich werde dieser unfähigen Longbottom-Streberin nicht die Genugtuung geben zu glauben, ich würde kneifen!“ Augenblicklich hob das Gemurmel an und Alice fühlte sich auf einmal, als würde sie zu Eis erstarren. „Alice? Alice?“, flüsterte Al eindringlich, „hör nicht auf ihn, er hat keine Ahnung.“ Doch seine Worte erreichten sie nicht mehr. Jedes einzelne von Phelps Worten bohrte sich in ihr Herz und bevor sie wusste, was sie tat, hatte sie ihren Zauberstab gezückt. „Nun hören Sie aber auf, Mr Phelps!“, herrschte McGonagall den Ravenclaw an, „in meiner Gegenwart gestatte ich niemandem einen anderen Schüler zu beleidigen.“ „Alice?“ Al’s Stimme schien von weit entfernt zu kommen. „Hey! Was hast du vor?“ Aber Alice hob schon ihren Zauberstab. „Flagrate voluntatis!“ Phelps quakte panisch auf und hüpfe in eine Gruppe Zweitklässler. Die kreischten auf und deuteten aufgeregt auf einen Schriftzug über Phelps Kopf, der in grellroter Schrift verkündete: Alice Longbottom’s No. 1 Fan. Phelps starrte voller Fassungslosigkeit nach oben. „Es kommt vom Geheimgang!“, rief Watson, „der Täter ist noch hier!“ „Verflucht!“ Al packte ihre Hand, zerrte sie mit sich und schaffte es gerade, sie zum Ende des Ganges zu bugsieren, bevor der Hausmeister den Wandbehang, von dem aus sie zuvor spioniert hatten, beiseite riss. „Komm mit!“, rief Al ihr zu, begann zu rennen und zog sie hinter sich her. Hinter sich hörte Alice, wie Mr Watson den Wandbehang auf der anderen Seite des Geheimganges weg riss und ihnen nachsetzte. Im Laufen tippte er die Karte an und murmelte: „Unheil angerichtet.“ Die Karte wurde blank. Nun nichts mehr als ein altes Stück Pergament. Mit Mühe und Not schafften sie die Kurve zum nächsten Gang ohne sich hinzulegen und schlitterten auf eine Treppe zu. Al verschwendete keine Zeit, steuerte direkt darauf zu und zog sie mit sich. Im Eiltempo erklommen sie die Stufen und fanden sich zu Alice Verwunderung im siebten Stock wieder. „Stehen bleiben, ihr Halunken!“, befahl Watson hinter ihnen als er die Treppe hinauf polterte. „Al, was jetzt?“, rief Alice panisch. Völlig hysterisch lief sie hin und her und das Gefühl in der Falle zu sitzen bemächtigte sich ihrer vollkommen, denn der Gang führte unweigerlich zum Gryffindorgemeinschaftsraum, in den sie nicht hinein konnten, da keiner von ihnen das Passwort kannte. Sie würden also unweigerlich davor stehen, bis Watson sie erwischte. „Halt doch mal still, Alice!“, zischte Al, auf dessen Stirn sich Schweißtropfen gebildet hatten, „ich muss nachden-“ Die Worte blieben ihm im Halse stecken und er starrte hinter sie. „Du bist genial, Alice.“, hauchte er und noch ehe sie registriert hatte, dass hinter ihr plötzlich eine Tür war, hatte Al sie auch schon in die winzige Besenkammer dahinter geschubst und sie fand sich zwischen einem Eimer und einem Wischmob Schulter an Schulter mit Al wieder, gerade als der Ex-Auror keuchend am Ende der Treppe auftauchte und sich misstrauisch umsah. Alice wagte nicht zu atmen. Sie und Albus passten nur gerade so in den kleinen Raum und waren gezwungen dicht aneinander gepresst stillzuhalten. Alice spähte mit flatternden Nerven durch das Schlüsselloch. Watson, der mittlerweile zu Atem gekommen war, sah sich aufmerksam um, ging nach und nach am Gang entlang und öffnete eine Tür nach der anderen. Nichts. Aber wie sie panisch feststellte, kam er ihrem Versteck immer näher. Gerade als sie sich schon die Erklärung für ihren Vater zurecht legte, drückte Al sanft ihre Hand, die er noch immer hielt. Alice drehte leicht den Kopf und sah, dass Al sie leicht anlächelte. „Was auch immer passiert“, flüsterte er ihr zu, „das war der beste Streich, den ich je gemacht habe.“ Wider Willen musste Alice auch lächeln. Watson hatte soeben vor ihrer Tür angehalten und machte nun Anstalten, sie zu öffnen. Gleich musste er merken, dass sie verschlossen war… Innerlich bereitete sie sich darauf vor, enttarnt zu werden und Nachsitzen für den Rest des Schuljahres zu bekommen, als auf einmal Schritte zu hören waren. Den Geräuschen zufolge, mussten es mindestens zwei Personen sein. Alice hielt den Atem an. „Entschuldigen Sie, haben Sie hier eben jemand lang kommen sehen?“, hörte Alice Watson dumpf durch die Tür. „Tut mir Leid“, erwiderte eine Mädchenstimme, „wir wollen eigentlich nur zum Treffen des Schachclubs.“ „Was passiert da?“, flüsterte Al, der natürlich nichts sehen konnte. „Das ist Rose“, erwiderte Alice verblüfft, „mit Scorpius.“ „Was?“, fragte Al, „mir hat er gesagt, er wolle in der Bücherei lernen.“ „Wir haben niemanden gesehen, Mr Watson“, vernahm Alice nun auch Scorpius Malfoys Stimme, „und, wenn, dann wären sie vermutlich durch den Geheimgang ganz am Ende des Korridors abgehauen, da hätten wir sie nicht gesehen, selbst, wenn sie uns entgegen gekommen wären.“ „Nun gut“, klang Watson’s Stimme gedämpft durch die Tür, „dann werde ich dort mal nachsehen.“ Seine Schritte entfernten sich und Alice atmete erleichtert auf, während Al schnell den Alohomorazauber sprach, die Tür öffnete und durch den Spalt herausspähte. Rose und Scorpius sahen Watson ebenfalls nach. „Endlich ist er weg“, hörte Alice Scorpius murmeln. „Also wirklich, Malfoy. Bist du so ungeduldig?“, erwiderte Rose kokett. Scorpius trat näher auf sie zu und strich Rose zu Alice Verblüffung sanft über die roten Locken. Rose und Scorpius hatten Watson eine glatte Lüge aufgetischt. Nie im Leben waren die zusammen unterwegs zum Zauberschachclub. „Lass mich auch mal sehen“, flüsterte Al neben ihr, verlagerte sein Gewicht und nahm eine andere Position ein, sodass sie beide durch den Spalt das Geschehen verfolgen konnten. „Ich musste die ganze Woche warten, Rose“, sagte Scorpius, „hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, dass Lorcan und Al nichts mitkriegen. Die glauben noch, ich mutiere zum Streber, so oft wie ich angeblich in der Bibliothek bin.“ „Ich wusste es!“, flüsterte Al. „Ich habe nichts gegen Streber“, sagte Rose und lächelte. „Auch nichts gegen gutaussehende, charmante, clevere Slytherins?“ „Jetzt übertreibst du aber“, lachte Rose. „Dann muss ich dich wohl mal wieder daran erinnern, was?“ Er legte Rose eine Hand an die Wange, zog sie zu sich herunter und Alice konnte ihren Augen nicht trauen, als sie ihre beste Freundin mit Malfoy knutschen sah. Neben ihr, gab Al ein überraschtes Geräusch von sich und ihr wurde mit einem Mal schlagartig bewusst, wie nah sie Al war. Seine schwarzen Haare kitzelten sie am Hals, sein Arm war an ihren gepresst und eine seiner Hände war in der Nähe ihrer Taille. Alice wurde heiß und kalt, sie lief knallrot an und spürte wie ihr Herz schneller klopfte. Doch sie konnte nicht sagen, ob das an Rose und Scorpius lag, die sich innig küssten, oder an Al, der, wie ihr schlagartig bewusst wurde, ebenfalls ein Junge war, der sich langsam für Mädchen interessierte und nun dicht an sie gepresst war. Die plötzliche Intensität der Nähe zwischen ihnen raubte ihr den Atem. Kurz schielte Alice zu Al, doch der war völlig von dem Geschehen zwischen Rose und Scorpius gefesselt. Alice spähte ebenfalls nach draußen. Scorpius strich Rose beim Küssen sanft über den Rücken, während ihre beste Freundin beide Hände an seine Wangen gelegt hatte und ihn sanft zu sich hin zog. Die Intimität zwischen beiden war beinahe greifbar und Alice wunderte sich über sich selbst, dass sie das nicht bemerkt hatte. Rose hatte sich zwar immer tierisch über Malfoy aufgeregt, aber in letzter Zeit hatte sie bei diesen Aussagen immer häufiger gelächelt und war sie nicht in letzter Zeit selbst für ihre Verhältnisse ein bisschen zu oft Quidditch trainieren gegangen? Die Puzzleteile fügten sich in ihrem Kopf zusammen. Rose war in Scorpius verliebt. Ausgerechnet! Und wie es aussah, beruhten diese Gefühle auf Gegenseitigkeit. Die beiden wirkten so… glücklich zusammen. So trunken von ihrer neu entdeckten Liebe, dass sie nicht mal bemerkten, dass sie und Al alles beobachteten. Doch irgendwie machte der Anblick sie auch traurig. Sicher, sie gönnte Rose dieses Glück, aber ein Teil von ihr fragte sich, warum sich nicht auch einmal ein Junge für sie interessierte. Warum waren es immer die anderen, die sich verliebten und jemanden fanden, mit dem sie ausgingen? „Du solltest mich nie in Frage stellen, Rose“, sagte Scorpius und riss Alice aus ihren Gedanken. „Wie könnte ich?“, fragte Rose, „es ist ja nicht so, dass du mir keinen Grund geben würdest, oder so. Nicht wahr, Mr Malfoy?“ „Natürlich nicht.“ Dann wurden ihre Stimmen leiser und Alice erhaschte ein letztes Bild auf Rose, die händchenhaltend mit Scorpius um die nächste Ecke verschwand. Neben ihr atmete Al hörbar aus. „Rose und Scorpius, was? Ich wusste immer, dass Scorp was für Rosie übrig hat, aber- hey Alice, hörst du mir eigentlich zu?“ Sie schrak zusammen und fand sich Auge in Auge mit Al gegenüber. Das Grün seiner Augen war beinahe hypnotisierend und wieder war da diese Intensität in seinem Blick, die sie schon vorhin gesehen hatte. „Alice?“, fragte er sanft. „J-ja?“, stotterte sie. „Ist irgendwas? Du sahst plötzlich so traurig aus.“ Auf einmal wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Wieso sah er sie so an? „Ich-“ „Du musst mir das nicht sagen, wenn du nicht willst“, sagte Al rasch und für eine Sekunde glaubte sie, ihn erröten zu sehen. Al errötete nie. Er würde sie nicht zwingen, etwas preiszugeben, aber seine gesamte Haltung kündete von Abwarten, ja Neugier, obwohl er sich alle Mühe gab, es zu verbergen. Bevor sie sich aufhalten konnte, platzten die Worte aus ihr heraus. „Na ja…“ Alice spürte wie ihre Stimme zitterte. „Es ist wirklich lächerlich und überhaupt totaler Quatsch und-“ Wieder kreuzten sich ihre Blicke. „Ach“, unterbrach sie der Slytherin, „ich habe den besten Streich meines Lebens hinter mir, wurde von Watson durch die halbe Schule gejagt und habe meine besten Freund dabei erwischt, wie er mit meiner Cousine rumknutscht. Ich glaube, ein bisschen Schwachsinn mehr oder weniger macht auch nichts mehr aus.“ Sie musste gegen ihren Willen lächeln. Und plötzlich waren da wieder Al’s Worte von vorhin. „Du kannst mir vertrauen.“ Da wusste sie, dass er sie nicht auslachen würde, egal wie albern das Ganze war. „Ich..ich bin neidisch auf Rose“, begann Alice zögernd, „ich weiß, ich habe eigentlich keinen Grund. Vielleicht… Vielleicht habe ich es geahnt, dass sie verliebt ist, aber ich habe nicht weiter nachgehakt. Aber ich bin nicht wie Rose. Ich bin nicht cool oder mutig, noch besonders hübsch. Mein Dad ist Professor und mein Bruder Schulsprecher und… noch nie hat sich ein Junge wirklich für mich interessiert.“ Hier machte sie eine Pause, aber Al unterbrach sie nicht. „Aber…“, machte sie weiter, „aber ich will das auch! Ich will auch verliebt sein und Dates haben und Liebesbriefe bekommen, aber… es passiert einfach nicht. Ich bin einfach zu unscheinbar und-“, Alice brach ab, „ich habe dir ja gesagt, dass es lächerlich ist.“ Zögernd sah sie zu ihm auf, aber Al sah sie nicht an. Irgendwie war es eine surreale Situation mit Albus Potter – ausgerechnet mit Al Potter! – in einer winzigen Besenkammer fest zu sitzen und ihm von ihren Gedanken zu erzählen, die sie noch nicht mal Rose anvertraut hatte. Plötzlich spürte sie wie Al sich bewegte. Und dann tat er etwas, das sie nie erwartet hatte. Zögernd, fast schüchtern, zog Al sie an sich heran und umarmte sie. Alice spürte wie die Wärme seines Körpers auf ihren überging. Sie konnte seinen Herzschlag spüren. Ein sanftes stetiges Klopfen, das sie auf eine eigenartige Weise zur Ruhe kommen ließ. Dann war da seine Stimme, nicht viel mehr als ein Hauch, ein sanftes Flüstern, vorsichtige Worte, aber sie hörte sie trotzdem. Und sie berührten ihr Herz… „Ich finde das nicht lächerlich“, sagte er. ~ ♥ ~ Hallihallo :) Es geht weiter~! Endlich könnte man sagen, aber dafür ist dieses Kapitel auch länger und ich schreibe bereits den letzten Teil. Außerdem habe ich auch endlich eine Lösung für ein Problem, das ich noch hatte, gefunden. Dank gilt Dahlie, die sich diese ganzen verrückten Ideen anhören musste, und ein klein wenig zur Lösung beigetragen hat. Und natürlich wie immer an AyaPapaya, meine grandiose Betaleserin. :) Dieses Kapitel liegt mir ganz besonders am Herzen, weil ich mir wirklich den Kopf zerbrochen habe, wie ich diesen Streich hinkriege. (Letzlich finde ich ihn ziemlich gut *muhahahahaha*) Und es gibt auch einige neue Charaktere, die mit rein mussten. Sie sind nicht besonders wichtig, aber ich find' sie trotzdem liebenswert und sie tragen zur Handlung bei. Alice muss natürlich auch ein Team mit Gesichtern, statt 'irgendwelchen' anderen Schülern haben ;) - Und ja... es wird auch ein Quidditchspiel geben. Ein paar andere werden leicht angerissen oder kurz erwähnt ^^ Genauere Infos gibt es auch in der Charakterübersicht. Damit ihr nicht den Überblick verliert. Den Rose & Scorpius - Part konnte ich mir nicht verkneifen, aber wie man sieht trägt er auch zur Handlung bei, da Alice und Al sich jedenfalls ein klein wenig näher kommen. Außerdem habe ich die Zaubersprüche recherchiert und teilweise neue erfunden. Dabei habe ich mich aus dem latainischen inspirieren lassen, da J.K.Rowling auch viele Begriffe aus dieser Sprache hat. (Ich kann kein Latein, aber ich habe einfach auf die Bedeutung geachtet und, dass sie schön klingen :) ) Hier eine kleine Übersicht: Verwendete Zauber & Flüche: ● 'Petrifikus Totalus' - Ganzkörperklammer ● 'Expelliarmus' - Entwaffnungszauber ● 'Pigmentum' - Einfärbezauber (lat. "einfärben") ● 'Flagrate voluntatis' - Kennzeichnungszauber: lässt einen willentlichen Schriftzug über dem Kopf eines anderen erscheinen (lat. "Wille") Das war's auch schon ;) Ich hoffe, ihr schreibt mir viele Kommentare *grins* Dieses Kapitel war nämlich ein hartes Stück Arbeit. alles Liebe moony Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)