Truths and lies von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Es wurde Tag und es wurde Abend 9 -------------------------------------------- „Hey,“, er kam vor ihr zum Stehen und ihr drehte sich der Magen um: „Hast du mich nicht wiedererkannt?“ „Wie kommst du darauf?“, sie verstellte ihre Stimme und hoffte, dass er ihre Nervosität nicht bemerken würde. Er sah sie verwirrt an. Mist, es hatte nicht geklappt: „Ich dachte eben, du wolltest gehen, obwohl du mich gesehen hast. Ist wirklich alles in Ordnung? Wir haben uns zwar lange nicht gesehen, aber du wirkst trotzdem irgendwie anders, als sonst.“ „Ach was.“, sie klopfte ihm mit einem ihrer riesigen Flügel auf die Schulter: „Ich bin nur überrascht, dass du heute unser Gast bist.“ Jetzt war seine Verwunderung über deutlich zu erkennen: „Das hast du nicht gewusst? Wie ist das möglich? Es wurde doch schon in der Sendung letzte Woche angekündigt.“ Verdammt! Sie atmete tief ein und versuchte sich zu sammeln: „Weißt du, ich war in letzter Zeit seltener hier. Ich werde vermutlich bald aufhören. Deshalb weiß ich es nicht.“ „Wieso hörst du auf? Gefällt es dir nicht mehr?“, er wirkte irgendwie enttäuscht. „Nein, das ist es nicht ganz. Aber wenn, könntest du es mir dann verübeln?“, sie stemmte die Flügel in ihre Seiten, was in dem Kostüm einen merkwürdigen Anblick bieten musste, denn er unterdrückte offenbar ein Grinsen: „Ich meine, das Kostüm ist oft ganz schön unbequem und jetzt im Sommer ist es sogar echt warm.“ „Warum nimmst du dann nicht den Kopf?“ Oh nein. Dumme Kyoko, dumme Kyoko! „Öhm, weil wir gleich anfangen und ich mich so besser einfinden kann.“, gut, dass war knapp. „Achso.“, er wirkte wieder etwas enttäuscht: „Schade, denn ich habe dich noch nie ohne diesen Kopf gesehen.“ „Das macht auch nichts.“ „Wieso denkst du das?“, er sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Nun ja, wenn wir uns so unterhalten, fühl ich mich frei genug, alles sagen zu können, was ich möchte und wie ich es möchte. Ich kann absolut ehrlich sein, verstehst du? Aber wenn ich jetzt damit rechnen müsste, dir irgendwann auf dem Flur zu begegnen und du würdest mich erkennen, dann würde mich das verunsichern, wenn wir reden.“, ob er ihr das wirklich glaubte? Okay, es entsprach vor Jahren schon der Wahrheit und irgendwie auch jetzt noch, doch inzwischen war es irgendwie doch leichter, als sie selbst mit ihm zu reden. Zumindest empfand sie es augenblicklich so. „Ich verunsichere dich also so sehr?“ „Ich hab dich als BJ gesehen. Ja, das tust du.“ „Du hast mich erkannt?“ Sie gingen nebeneinander her in Richtung des Sets: „Ja, allerdings. Du hast mich bei unserer ersten Begegnung auch so angesehen, dass vergisst man nicht so schnell.“ Das war schon wieder so knapp. „Oh.“, er seufzte: „Aber du hast es keinem gesagt?“ „Nein.“, sie sah ihn von der Seite her schel an: „Warum sollte ich auch.“ Er gluckste. Okay, die erste Hürde hatte sie überstanden, doch sie musste sich immer noch irgendwie mit den anderen unterhalten, ohne dass er etwas mitbekam, damit sie sie nicht mit „Kyoko“ ansprachen. „Ren, ich müsste noch mal kurz mit dir sprechen.“, und augenblicklich mochte sie Yashiro noch mehr! Er war ja so ein toller Manager! „Bis gleich.“, sie klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und ging zum Set, wo die Jungs von Bridge Rock schon auf sie warteten. Sie blieb nervös vor ihnen stehen und unterbrach ihre Begrüßung: „Hört mal, könntet ihr mir vielleicht einen Gefallen tun?“ „Was gibt’s?“ „Nun ja, ihr wisst doch, dass ich diesen Film mit Tsuruga-san mache.“ „Ja.“ „Öhm, er weiß nicht, dass ich auch den Hahn für euch spiele. Ich würde es gerne dabei belassen. Könntet ihr mich vielleicht in der nächsten Zeit einfach nur „Bou“ nennen?“ Sie starrten sie an, sie sah verzweifelt zurück und ihre Mienen wurden irgendwie mitleidig: „Na gut. Aber du weißt, dass es nicht so gut ist, wenn du dich dafür schämst, oder?“ „Ich schäme mich nicht dafür, ich will nur, dass ich es ihm selbst sagen kann, auf meine Weise, wenn ich soweit bin.“ Sie seufzten im Chor. Es klang irgendwie merkwürdig. „Und öhm, noch etwas... könntet ihr es vielleicht den anderen am Set auch erklären? Ich lenke ihn in der Zwischenzeit ab, ja?“ „Wir sollen also alle lügen.“ „Nun ja, ihr lügt ja nicht direkt. Ihr sprecht mich nur mit meinem Charakter an, den ich gerade darstelle.“, sie klang wirklich wenig überzeugend. Obendrein war sie auch noch extrem nervös. Es war nicht fair alle dazu anzustiften für sie zu lügen und zeugte auch von wenig Respekt der Show gegenüber. Sie seufzte. So konnte, nein, so durfte sie es nicht stehen lassen: „Wenn er es einfach so erfährt, wird es wirklich unangenehm. Nicht wegen der Show, sondern wegen meiner kollegialen Beziehung zu ihm.“ „Was ist denn passiert?“, sie wirkten aufrichtig besorgt und ganz schön neugierig. Sie seufzte erneut, sie log schon wieder... nun ja, so ganz gelogen war es ja dann doch nicht: „Ich hab ihm mal offen gesagt, dass ich ihn nicht leiden könnte. In diesem Kostüm konnte er mich ja nicht erkennen.“, sie redete sich um Kopf und Kragen: „Das soll nicht heißen, dass es immer noch so wäre und auch nicht, dass er nachtragend wäre, aber.... es wäre mir unangenehm, wenn er wüsste, dass ich als kleiner Neuling so aufbrausend und unhöflich war.“ „Das beschäftigt dich ganz schön, was? Du bist ja richtig nervös.“, sie sahen sie nun wirklich besorgt an: „Na gut, Bou. Lenk ihn ab, wir reden mit den anderen.“ „Danke.“, sie wollte sie umarmen, musste aber feststellen, dass sie sie eher umwerfen würde, also ließ sie es doch bleiben: „Fühlt euch gedrückt. Ich schulde euch was.“ „Tsuruga-san, wenn Sie reinkommen, setzten Sie sich bitte hier her.“, Kyoko machte einen Satz in die Luft, als sie diesen Satz hinter sich hörte. Sie wandte sich um, unsicher ob er etwas mitbekommen hatte. Er stand mit dem Regisseur an einem freien Platz, der gar nicht so weit von ihr entfernt war. „Unsere“, setzte der Regisseur an und deutete auf sie, als ihn einer der Jungs von Bridge Rock unterbrach: „Ja und Bou begleitete Sie zu uns herein.“ Der Regisseur sah die Jungs verwundert an: „Ähm, ja genau.“, er wandte sich an sie: „Wärst du so nett und würdest schon mal mit ihm rausgehen und ihm zeigen, wo ihr gleich entlanggehen werdet?“ „Klar.“, sie hatte wieder ihre Stimme verstellt, was den Regisseur nun ganz offen iritierte. Sie ließ sich nichts anmerken und verließ so schnell wie möglich das Set: „Also wir gehen dann hier entlang hinein.“ „Geht es hier immer so zu?“, Ren wandte sich noch einmal um und sah, wie die Jungs eindringlich auf den Regisseur einredeten, der sich offenbar geschlagen gab und in das Mikrofon an seinem Revers sprach. Was er sagte, konnte er allerdings nicht verstehen. „Ja.“, sie seufzte. Nicht lügen, das tat sie heute immerhin schon genug: „Nun ja, sie sind alle etwas nervös, weil du da bist.“ „Oh, das tut mir Leid.“ Sie wandte sich aprubt zu ihm um: „Nein, das muss es nicht.“ „Okay, jetzt machst du mir wirklich Sorgen.“, er ging auf sie zu und fasste sie bei den Schultern ihres Kostüms: „Was ist eigentlich los mit dir? Rede doch endlich mal mit mir. Ich vertrau mich dir ja auch oft genug an.“ Was sollte sie tun? Sie konnte es ihm doch unmöglich einfach so sagen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht kurz vor Drehbeginn! Sie war noch nicht soweit. Das ging nicht! Auf keinen Fall! Sie sah zur Seite und erblickte die Badmintonschläger, die noch immer hier gelagert wurden. Bei ihrer ersten Sendung hatte sie sich mit Sho beim Federballspiel duelliert. Danach hatte sie immer irgendwelche Aktionen mit den Besuchern machen müssen. Daran zu denken, versetzte sie in noch größeres Unbehagen. „Nun ja,“, sie fixierte weiterhin die Schläger: „Wenn ich ehrlich bin, bin ich ziemlich nervös.“ Was ja noch nicht mal gelogen war. „Und warum das?“, er ließ seine Hände wieder sinken und legte den Kopf schräg, sein Blick war ernst. „Also, wenn jemand hier als Gast in die Show kommt, muss ich immer irgendeine Atkion mit ihm machen. Das kann Badminton sein oder eine kleine Schlacht mit Wasserpistolen oder auch was ganz anderes.“, sie machte eine Pause, sie war wirklich nervös deshalb. War es dann dennoch eine Lüge? Sie wollte ihn nicht anlügen. Sie wusste genau, dass es immer böse auf sie zurück fiel, wenn sie ihn anlog. Und außerdem fühlte es sich nicht gut an. „Und jetzt bist du nervös, weil ich zu Gast bin.“, schloss er nach einem Moment des Schweigens. „Ja.“ „Das musst du doch nicht sein.“, er sah sie liebevoll an: „Du machst doch nur deinen Job. Ich werde dir nicht böse sein, egal was wir machen müssen. Versprochen!“ „Danke.“ „Gut, dann können wir ja jetzt wieder ganz normal miteinander umgehen.“ „Ja.“, sie klopfte ihm auf die Schulter: „Klar!“ Ihr Gewissen ließ ihr dennoch keine Ruhe. Was hatte sie getan, dass sie so schlechtes Karma verdiente? „Weißt du denn schon, was auf uns zukommt?“ „Nein.“, gestand sie offen: „Und wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen.“ Er wirkte überrascht: „Wieso nicht?“ „Weil es Teil der Show ist, dass die Gäste überrascht werden. Du wirst genauso reagieren müssen, wie alle anderen auch, nämlich spontan.“ „Das ist aber schade.“ „Find ich nicht. Dann habe ich immerhin eine Chance.“ „Denkst du nicht, dass du dein Licht ganz schön unter den Scheffel stellst?“ Sie überlegte kurz gespielt: „Vielleicht.“ Er lächelte sie an. „Tsuruga-san, Sie müssen aber doch nicht hier warten. Sie können gerne in ihre Umkleide gehen. Wir holen Sie dann, wenn es soweit ist.“, der Regisseur war wieder zu ihnen gestoßen. „Ist schon in Ordnung. Es klingt ohnehin so, als hätten sie schon angefangen.“ In der Tat waren im Hintergrund schon die Fanrufe zu hören. „Es wird aber noch einige Minuten dauern, bis wir bereit sind für Ihren Auftritt.“, der Regisseur verzog sich wieder ins Studio und ging an die Arbeit. Ren wandte sich wieder dem eigenartigen Hahn zu: „Woher genau wissen wir denn, wann wir raus müssen?“ „Oh, ich komme Sie holen.“ „Und wann musst du raus?“ „BOU.“, erklang ein Ausruf aus dem Studio. „Jetzt.“, sie winkte ihm zum Abschied, während sie gut gelaunt in Richtung Studio lief und dort dann wie ein Klaun vor die Kameras hüpfte. Ren blieb einen Moment alleine in dem Raum zurück, bis die Maskenbildnerin kam, um auszubesser, was ihr an ihrer Arbeit zuvor nicht mehr so gut gefiel. „Der Hahn scheint ja richtig beliebt zu sein.“ „Kennen Sie die Sendung denn nicht?“, sie wirkte überrascht. „Ich muss gestehen, ich komme selten dazu, mir eine Sendung im Fernsehen anzusehen. Also habe ich Bridge Rock noch nie gesehen.“ „Oh, das ist schade.“, sie machte eine Pause und steckte ihr Werkzeug wieder ein: „Aber ja, unser Bou ist in der Tat ein echter Star hier. Sie macht es ja nun auch schon recht lange.“ Ren horchte auf. Sie? Er war immer davon ausgegangen, dass ein Mann in dem Kostüm steckte. „Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem sie sich verabschiedet und ich sie zurecht machen kann. Wissen Sie, so als Hahn schaut sie natürlich selten bei mir herein. Aber ich denke, in der letzten Sendung, die sie mit uns macht, was ja bestimmt irgendwann der Fall sein wird, werden wir sie sicher auch mal ohne diesen Kopf zeigen.“, senierte die Maskenbildnerin weiter. „Sagen Sie, heißt sie hier eigentlich immer nur „Bou“?“, er hatte ein merkwürdiges Gefühl, dass ihm den Rücken hinauf kroch. Die Maskenbildnerin sah ihn überrascht an. Sie dachte einen Moment nach, offenbar unsicher, was sie sagen sollte oder bildete er sich das nur ein? „Hab ich was falsches gefragt?“ „Nein.“, sie lächelte ihn wieder an: „Ich überlege nur gerade, ob wir sie noch anders nennen. Ich hab wirklich selten mit ihr zu tun.“ „Achso.“ „Ja.“, sie dachte immer noch nach. Dann schien es ihr plötzlich einzufallen. Sie öffnete den Mund, um ihm seine Frage zu beantworten, dass konnte er deutlich sehen, doch in diesem Moment rannte auch schon der Hahn auf sie zu und blieb neben ihm stehen. Sie sahen ihn beide überrascht an, während von draußen eine erneute Ansage kam: „Begrüßen wir unseren Gast, Ren Tsurugaaaa.“ Der Applaus und das Getöse seiner Fans drang ihm laut an die Ohren und der Hahn verschwand hinter seinem Rücken und begann ihn hinaus zu schieben. „Sie müssen schon laufen. Was macht das sonst für einen Eindruck.“ Ren schreckte auf. Verdammt, er hatte es so gerne wissen wollen. Egal, er musste sich nun wieder konzentrieren! Er machte einen Schritt vor den Anderen, bis er in einen leichten Trapp verfiel und im Studio zum stehen kam. Er winkte dem Publikum zu und konnte viele Banner mit irgendwelchen Sprüchen erkennen, die ihn nicht halb so sehr interessierten, wie die Frage zuvor. Er ging zu dem Platz hinüber, schüttelte Hände und ließ sich schließlich lächelnd auf seinem Platz nieder. Ein weiterer Blick hinüber zu dem Durchgang aus dem er gekommen war und er erblickte den Hahn, der offenbar angstrengt atmete und sich die Flügel in die Seiten stemmte. Sein Gewissen regte sich. Er hätte daran denken müssen, dass der Vogel nicht so schnell laufen konnte. Oder viel mehr die Frau, die in dem Kostüm mit den kurzen Beinen steckte und mit ihm mithalten sollte. „Bitte beruhigt euch wieder.“, einer der Jungs lachte ins Publikum, das nach und nach wieder ruhiger wurde, sodass man nun einzelne Zwischenrufe verstehen konnte. Es waren die üblichen Sachen, die er sich nun schon seit Jahren anhören musste und die vermutlich auch zu einem Klischee mutiert waren. Aber eines war sicher, er würde gewisse keinem dieser Kinder ein Kind machen! „Ich danke euch. Und nun bitte noch ein Glas Wasser für unseren lieben Bou.“, das lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf den Hahn. Hier und da brach Gelächter los ob seinem Anblick. Bou nahm das Glas und versuchte es zwischen seinen Flügeln zu halten, was aber offenbar nicht wirklich so leicht war, wie es vielleicht wirkte, und watschelte wieder hinaus. Ren beantwortete aufmerksam Fragen zu dem Film, den er nun mit Kyoko drehte. Dann wurden Publikumsfragen zugelassen, die eher auf sein Privatleben zielten. Es waren Fragen über sein Liebesleben, seine Lieblingsspeisen, seine favorisierten Lokale, seine liebsten Filme und Bücher, seine Vorstellungen einer perfekten Frau für ihn, seiner Beziehung zu Kyoko, seinen Beziehungen zu anderen Darstellern und und und. Es waren immer die gleichen Fragen, aber er beantwortete sie geduldig und verstand es der Einen oder Anderen auszuweichen. Schließlich kam der Hahn neben ihm mit einem Tablett zum stehen und reichte ihm Gebäck und Wasser. Das Wasser nahm er dankbar an, denn vom vielen Reden war seine Kehle trocken geworden, doch das Gebäck lehnte er mindestens genauso dankend ab. Der Hahn torkelte hinüber zu den Moderatoren und reichte auch ihnen etwas, bevor er das Tablett auf einem kleinen Tischen in ihrer Mitte abstellte. „Nun, wie Sie sicherlich schon gehört haben, lassen wir unsere Gäste immer eine Kleinigkeit für uns tun. Bou wird Ihnen vielleicht helfend vielleicht aber auch als Behinderung zur Seite stehen, beziehungsweise im Weg sein.“, sagte einer der Jungs, während der nächste dem letzten einen Beutel hinhielt. Der Dritte im Bunde zog einen Zettel hervor: „Nun, was Sie für uns heute tun sollen, steht auf diesem kleinen Zettel hier, den ich gerade zufällig aus dem Beutel gezogen habe,“ er faltete den Zettel auf und las kurz. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht: „Ihre Aufgabe, Tsuruga-san, ist“, er sah noch mal nach, während das Publikum gespannt zusah und er konnte förmlich spüren, wie aufgeregt seine Fans waren. „Sie werden...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)