Wunschschloss von Lily_Toyama (SpeedwichtelOS -Sammlung für den Harry Potter Wichtelzirkel) ================================================================================ Kapitel 1: [RG] Lilien für Lily ------------------------------- Durch die Liebe bekommmen unsere Augen ein Strahlen, unser Antlitz ein Leuchten, unsere Bewegungen eine Leichtigkeit und unser Lachen einen erfüllten Klang. Achim Schmidtmann Erstaunt hob Lily auf die Blumen auf, sah auf die Karte, die ihren Namen trug. Lilien. Fast zärtlich hob sie die Blumen hoch, strich über die Blüten und roch den intensiven Geruch. James. Er mühte sich ab, kämpfte und berührte ihr Herz – langsam. Die Mädchen ihres Schlafsaals kicherten, als sie die Blumen sahen und wirkten so wie zwölf oder dreizehn und nicht wie erwachsene junge Frauen. „Das war sicher James.“ „Er ist so süß.“ „Geh doch mit ihm aus.“ „Jeder kann sehen, wie gern er dich hat.“ Lily zuckte nur mit den Schultern. „Mal sehen.“ Doch als sie nochmals an den Blumen roch, lächelte sie – verliebt. „Lilien?“ fragte Ann-Kathrin verwundert, als Lily ihr von den Blumen erzählte. „Dann sind sie sicher nicht von James.“ „Wie kommst du denn darauf?“ Lilys Stimme klang verwundert, enttäuscht. „Weil einer Lily Lilien zu schenken einfallslos ist.“ Lily musste ihr Recht geben. James Art zu flirten war charmant, draufgängerisch, selbstbewusst und manchmal schamlos, aber niemals langweilig. „Er würde ihr ein Meer aus Gänseblümchen schenken, einen bunten Strauß mit allen Rosenfarben, die es gibt.“ Ann-Kathrin dreht sich im Kreis und lachte. „Eine Blume, die du noch nie in deinem Leben gesehen hast. Das ist James.“ Lily lächelte über Ann-Kathrin, ihren Enthusiasmus und James. „Aber von wem sind dann die Blumen?“ Ann-Kathrin hatte mit ihrem Herumwirbeln gestoppt um Lily ernst anzusehen. Die zuckte mit den Schultern und fing an ihrer Unterlippe an zu kauen. Ein Zeichen, dass sie angestrengt nachdachte. Namen und Gesichter kamen ihr in den Sinn, doch keinem von ihnen traute sie zu, ihr Blumen zu schicken. „Und wenn sie doch von James sind?“ Hoffnung. Aber auch jetzt Verwundern über die Blumenwahl. Ann-Kathrin schüttelte den Kopf. „Niemals, dann sind sie eher von Sirius, der schenkt manchmal seinen Freundinnen fantasielose Blumen.“ Lily lachte spöttisch. „Warum sollte ich von Black Blumen bekommen?“ „Remus?“ „Ann, jetzt wird es lächerlich.“ „Peter, dann hätten wir die Einzigen in Hogwarts, die James nicht umbringen würde.“ Jetzt lachte Lily richtig, alle drei Namen klangen so falsch, wenn es darum ging, wer ihr Blumen geschenkt hatte. „Slughorn. Er vergöttert dich.“ Lily verdrehte wortlos die Augen. „Oh, Miss Evans, das haben Sie großartig gemacht. Sie sind die beste Hexe, die ich jemals gesehen habe, und ich kenne viele begnadete Hexen. Sie werden unsere Zauberwelt revolutionieren, wie einen Zauberstab, der einen dunklen Raum erleuchtet.“ Jetzt seufzte Lily. „Du bist doch eine Klasse unter mir, woher willst du wissen, was er sagt?“ Sie brauchte ihr nicht zu sagen, dass sie Recht hatte – leider, peinlicher Weise. „Sirius Black ist der beste Menschennachmacher den ich kennen.“ konterte Ann-Kathrin. „Wie er Kesselbrand nachmacht, zum totlachen.“ Wenn Ann-Kathrin nicht Ann-Kathrin gewesen wäre, sondern ein Mädchen aus Lilys Schlafsaal, hätte sie ihr nicht geglaubt, denn die fanden alles toll, was Sirius tat – Er siehst so sexy aus, wenn er sich an der Nase kratzt. „Sirius ist nicht bei allem großartig, was er macht.“ Ann-Kathrin schien zu wissen, was sie gerade gedacht hatte. „Ich kann dir ohne zu überlegen fünf gute und fünf schlechte Charaktereigenschaften auszählen.“ „Und von Potter?“ Ann-Kathrin tat als müsste sie kurz überlegen. „Fünf gute und drei schlechte.“ „Nein.“ Lily würde nicht mit James ausgehen, egal was Ann-Kathrin sagte und tat. Ann-Kathrin seufzte und betrat, einen Schritt hinter Lily, die große Halle. „Morgen.“ sie lächelte Remus an, als sie sich ihm gegenüber setzte. Remus hob den Kopf und lächelte zurück. „Gute Morgen, ihr zwei.“ Er war der einzige Rumtreiber in der großen Halle und so setzte sich auch Lily gern zu den beiden. Remus war nett. Nicht schleimig nett und schüchtern nett. Sondern freundlich nett und vernünftig – einen Charaktereigenschaff, die ihn von seinen Freunden unterschied, fand Lily. „Lily hat Blumen bekommen.“ Remus runzelte die Stirn. „Ich wusste nicht, dass James Blumen besorgt hat.“ „Lilien.“ „Wer ist nicht bei klarem Verstand, James' Lily Blumen zu schenken? Und dann Lilien, einer Lily. Wie ideenlos.“ „Ich bin nicht James' Lily.“ brauste Lily auf. Im Inneren war sie enttäuscht, dass es wirklich nicht James gewesen war, der ihr die Blumen vor die Tür gelegt hatte. „Ich mag keine Lilien.“ Remus war klug genug nicht auf Lilys Aussage einzugehen. „Warum nicht? Sie sind doch hübsch.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich finde Lilien stinken.“ „Mein Herzblatt stinkt doch nicht.“ James war zusammen mit Sirius und Peter aufgetaucht. „Wie kannst du so etwas sagen?“ Anhand seiner Haare hätte man nicht sagen können, ob er gerade aufgestanden war oder nicht, sie standen immer in alle Himmelrichtungen ab. Sirius' Haare lagen stattdessen glatt und glänzend auf seinen Schultern – Ann-Kathrin behauptete des Öfteren, er würde länger im Bad brauchen als sie und dies läge sicher nicht an ihr. „Ich sagte nicht, dass...“ „Ich bin nicht dein Herzblatt.“ fuhr Lily dazwischen und stand auf, um mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu sein, was aber daran scheiterte, dass Lily gut einen halben Kopf kleiner war als James. „...Lily stinkt...“ „Gehst du mit mir aus?“ „...sondern Lilien.“ „Nein Potter.“ „Die Blumen.“ „Er hört dir nicht zu.“ informierte Sirius Remus unnötigerweise. „Er ist beschäftigt.“ „Warum nicht? Komm schon, Evans, nächstes Hogsmeadwochenende.“ „Nein.“ Lily griff nach ihrer Tasche. „Vielleicht habe ich schon ein Date, Potter?“ James Blick wurde dunkel. „Mit wem?“ „Mit meinem Rosenkavalier.“ Sie wirbelte herum, um sich an einer anderen Stelle am Gryffindortisch niederzulassen. „Das waren Lilien.“ Auch Ann-Kathrin stand auf, um Lily zu folgen. Manchmal war es für sie schwer, sich für eine Seite zu entscheiden, denn sie mochte James. Aber Lily war eine ihrer besten Freundinnen. „Also ist er ein Lilienkavalier.“ „Welcher fantasielose Idiot schenkt einer Lily Lilien?“ „So was von lahm.“ stimme Sirius James zu. Ein Ton von Genervtheit kam über Lilys Lippen. Warum mussten denn alle darauf rumreiten? Nicht das Lilien ihrer Lieblingsblumen gewesen wären, aber dennoch... „Du hast deiner Cousine Narzissa Narzissen zum Geburtstag geschenkt.“, erinnerte Remus Sirius. Der zuckte nur mit den Schultern. „Die wollte ich ja aber auch nicht rumkriegen.“ „Und sie hat wirklich ein Date?“ fragte James Ann-Kathrin, als sie nach dem Quidditchtraining in Richtung Schloss liefen. „Nein.“ Ann-Kathrin schüttelte den Kopf. „Sie weiß noch nicht mal, von wem die Blumen sind.“ Wenn Lily gewusst hätte, wie viel Ann-Kathrin James schon erzählt hatte, hätte sie ihr sicher einen Fluch auf den Hals gehetzt. Doch sie wusste es nicht und Ann-Kathrin fand, die beiden wären ein schönes Paar und wollte sie zusammenbringen. „Also von mir nicht. Ich würde ihr sicher keine Lilien schenken.“ „Das habe ich auch gesagt, als sie mir davon erzählte. Du bist eindeutig einfallsreicher.“ Ann-Kathrin kickte mit dem Fuß Schnee weg, sodass er durch die Luft wirbelte. Der Nebel hatte sich teilweise verzogen, sodass man endlich wieder etwas sehen konnte, auch wenn Remus meinte, es würde bald wieder dichter werden, er spüre so etwas in seinem linken Knie. Sie hoffte nicht, denn in so einem Nebel war es schwer Quidditch zu spielen und Ann-Kathrins Traum war es, als Quidditchkapitän den Pokal für Gryffindor zu holen. „Natürlich.“ „Dann beweise es ihr doch.“ „Wir können keine drei Sätze sagen, ohne zu streiten.“ Wenn es nicht James gewesen wäre, mit dem sie hier sprach, hätte Ann-Kathrin gesagt, er klang hoffnungslos, doch James gab niemals die Hoffnung auf. „Wie soll denn da Romantik aufkommen?“ „Dann redet nicht.“ James runzelte die Stirn und dachte über ihren Vorschlag nach. „Potter, wo gehen wir hin?“ Lily war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. „Unseren Job als Schulsprecher nach gehen?“ James lächelte auf eine Art und Weise, die Lily sagte, dass er einen Plan hatte und von diesem sehr überzeugt war. „Und warum müssen wir dafür aus dem Schloss raus?“ „Das wirst du schon sehen.“ „James Potter.“ Lily blieb stehen. „Ich werde nicht weiter gehen, bis du mir sagst, wo wir hingehen.“ James seufzte und griff nach ihrer Hand. „Vertrau mir einfach mal.“ „Warum sollte ich?“ „Nur einmal. Bitte.“ Vielleicht war es dieses Gefühl, das sie hatte, der Blick in seinen Augen, dass er sie zum ersten Mal um etwas gebeten hatte oder eine Mischung von alle dem, die Lily nicken lies. „Du wirst es nicht bereuen, versprochen.“ Er zog sie weiter, seine Hand umschloss immer noch die ihre, doch Lily machte keine Anstalten das zu ändern. „Ist dir kalt?“, wollte James fürsorglich wissen, als sie durch den Schnee stampften. Lily schüttelte den Kopf. „Es geht noch, wenn wir nicht mehr lange durch diese Brühe rennen.“ Denn Remus hatte Recht behalten, der Nebel war wirklich wieder dichter geworden und Lily hatte Mühe zu erkennen, wo sie hin liefen. James nicht und so zog er sie zielstrebig in Richtung der Gewächshäuser. „Zwei Sekunden die Augen zu, bitte.“ und wieder half James' Bitte, dass Lily tat, was er wollte. Sie liefen noch drei, vier Schritte und dann blieb James stehen, sodass Lily in ihn hineinrannte. „Kannst du mich nicht vorwarnen?“, fragte sie ärgerlich und öffnete die Augen. Weitere Kritik blieb ihr im Munde stecken, als sie sah, wo sie waren. Eigentlich befanden sie sich zwischen Gewächshaus fünf und sechs, doch James hatte einen zehn Meter breiten Kreis geschaffen, in dem Gras und Wildblumen wuchsen, als wäre es Frühling und nicht mitten im Winter. „Komm.“ James zog sie in den Kreis und schlagartig wurde es warm. „Wie hast du das gemacht?“ Lily bückte sich, strich über das Gras und merkte, dass es echt war. „Zauberei?“ James lächelte wie ein kleiner Junge, der sah, dass ihn seine Überraschung gelungen war. „Gefällt es dir?“ Obwohl sie sich in der vierten Klasse, als James Annäherungsversuche begannen, geschworen hatte, nicht weich zu werden, musste sie jetzt zu geben, dass sie es doch geworden war. „Sieht toll aus.“ „Hunger?“ James schwenkte mit dem Zauberstab und ein großer Picknickkorb flog in seine Hand. Während er die Decke in der Mitte der Wiese ausbreitete und Essen und Trinken aus dem Korb holte, ging Lily auf der Wiese umher und nahm jede Blume mit ihren Sinnen auf. Sie roch den süßen Duft von Wildraps und fühlte die fast seidige Struktur von Gänseblümchen und betrachtete die leuchtenden Farben von Klatschmohn und Löwenzahn. „Ich mag Wildblumen“, riss James sie aus ihren Gedanken. „Sie erinnern mich an dich.“ Erstaunt hob Lily den Kopf. „Warum dann das?“ Langsam kam sie näher und setzte sich zu James auf die Decke. Das Machogetue, was er öfters an den Tag legte und was sie so verabscheute, schien heute nicht zu existieren. „Sie sind wild und lassen sich nicht bändigen. Sie brauchen niemanden der sie verhätschelt um groß und stark zu werden und so ein kleiner Sturm kann ihnen nichts angaben. Und dann sind sie wunderschön, auch wenn das nicht alle sehen können.“ Lily lächelte, errötete. Für einen klitzekleinen Moment trat ein überhebliches Lächeln auf seine Lippen. „Das ist doch wirklich besser als Lilien, oder?“ Doch es war so kurz, dass Lily ihn vergab. „Du bist ein Idiot, James.“ James nicht Potter. „Sagt mal Ann, müssen wir ihnen erzählen, dass wir die Lilien Lily geschenkt haben?“ Ann-Kathrin hob den Kopf und sah Remus für einen Moment an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Man muss nicht immer alles wissen.“ Kapitel 2: [NG] Apfelscheiben ----------------------------- Freunde muss man bedingungslos lieben, mit all ihren Ecken und Kanten. Charlie reichte an Lucy die Salbe weiter. „Der hat uns dieses Mal beide ganz schön erwischt, was?“ Lucy seufzte leise. Übermorgen war Oma Weasleys Geburtstag und sie und Charlie hatten versprochen, zu kommen. Wenn ihre Eltern die Wunde sehen würden... „Deine Oma war früher noch viel schlimmer als Percy heute.“ Charlie schien ihre Gedanken gelesen zu haben. „Sie machen sich einfach nur Sorgen. Wir hätten auch etwas viel weniger Gefährliches lernen können.“ Er grinste. „Wie Quidditch.“ Lucy lächelte, denn ihre Leidenschaft für Quidditch war gering, anders als bei Charlie, der ein hervorragender Sucher war. Sie kamen einen Tag vor Molly Weasleys Geburtstag in England an, da Charlie noch eine Jugendfreundin besuchen wollte. Wenn Lucy wie ihre Schwester gewesen wäre, hätte sie viele Fragen bestellt, um diese Jugendfreundin. So lächelte sie nur und wünschte ihm viel Spaß. Denn wenn es um Beziehungen ging, war sie nicht neugierig, sie brauchte ihre ganze Neugier für das Entdecken neuer Tiere. Erst vor zwei Wochen hatte sie ein Tier entdeckt, dass sie alle für eine ganz gewöhnliche Schlange gehalten hatten, bis es seine kleinen Flügelchen ausbreitete. Lucy klingelte an der Tür von Scorpius' und Albus' Wohnung, zumindest bewohnte offiziell zwei Menschen diese Wohnung, doch Lucy wusste, dass Rose hier öfters war, als bei sich zuhause. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie und Albus zusammen ziehen würden. Wohl nach der Hochzeit, die Rose sich so sehr wünschte, aber Albus mit seiner Frage auf sich warten ließ. „Lu?“ Scorpius hatte die Haustür geöffnet und sah seine Gegenüber erst erstaunt und dann freudig an. „Wir dachten, du kommst erst morgen.“ „Charlie musste noch etwas erledigen.“ Scorpius trat einen Schritt zur Seite. „Freut mich, dass du da bist, komm doch rein.“ Rose oder Albus hätte sie jetzt umarmt und dann ins Haus gezogen, aber Scorpius war nie ein Freund von Berührungen gewesen, doch Lucy macht das nichts aus. „Al und Rose sind nicht da, frag mich nicht wo, aber sie sind irgendwo zusammen hin.“ Seit Lucy das letzte Mal da gewesen war, hatte sich einiges verändert. Die Himbeerroten Steifen im Flur war sicher Rose Idee gewesen, genau wie das Bild des verbotenen Wald, das in der Küche hing. Sie beiden hatten diesen Wald, in dem es so viel zu entdecken gab, faszinierend gefunden - Rose die Pflanzen, Lucy die Tiere. „Ich wollte mir gerade etwas zu essen machen, möchtest du auch etwas?“ Lucy schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht hungrig, aber vielleicht einen Apfel.“ Scorpius sagt nichts darauf, sondern tippte mit seinem Zauberstab einen Apfel an, der sich daraufhin schälte und sich dann so schnitt, dass der äußere Teil genau einen Finger dick war. „So magst du es doch am liebsten, oder?“ Scorpius war schon immer ein guter Zuhörer gewesen, der sich alles merkte, wie zum Beispiel Lucy Abneigung gegen Apfelschalen, was dazu führte, dass sie sie immer schälte und dann fingerdick schnitt. So passte ein Stück genau in den Mund. „Danke.“ Für ein paar Minuten breitete sich eine Stille zwischen ihnen aus, während Lucy genüsslich ihren Apfel aß und Scorpius vor dem Herd herumhantierte. Lucy sah ihm zu, wie sich seine Schultern anspannten, als er den Zauberstab schwang, damit das Messer zwei Karotten kleinschnitt. Dabei musste sie an all die negativen Geschichten denken, die ihre Familie ihr früher von den Malfoys erzählt hatte, als sie noch klein gewesen war. Scorpius sah vielleicht aus wie ein Malfoy - mit den blonden Haaren und der geraden Nase -, aber er handelte nicht wie einer. Denn Lucy konnte sich nicht vorstellen, dass die Malfoys in ihrem riesigen Anwesen selbst kochten, auch wenn sie nicht viel darüber nachdachte. Scorpius liebte seine Familie, doch er erzählte immer wenig von ihnen. „Wir haben vor zwei Wochen eine Schlange entdeckt. Zumindest haben wir es anfangs für eine Schlange gehalten.“ Da Scorpius immer noch am Herd hantierte, erzählte Lucy ihre Entdeckung seinem Rücken, doch sie wusste, dass er ihr zuhörte. „Aber dann hat sie ihre Flügel ausgebreitet, die vorher ganz eng um dem Körper geschlungen war. Sie kann zwar nicht mehr damit fliegen, auch trotzdem sieht sie fast so ein bisschen aus wie ein Drache ohne Füße. Wir haben leider nichts in der Literatur gefunden.“ „Und jetzt soll ich nachschauen, ob so etwas schon mal in der Geschichte erwähnt worden ist.“ „Ja, bitte. Wir sind uns nämlich nicht sicher, ob es dieses Tier schon länger gibt oder ob es sich erst vor kurzem entwickelt hat.“ Scorpius war fertig und stellte einen dampfenden Teller auf dem Tisch, bevor er sich gegenüber von Lucy setzte. „Ich glaube, so etwas wird in der Antiken Muggelgeschichte erwähnt. Ich schaue nach und schreibe dir eine Eule. Wenn es diese Tier noch nicht gab, bekommt sie dann den Namen Serpens Luchiae?“ Scorpius grinste. Lucy lachte. „Ich glaube nicht. Und glücklich in deinem Job?“ Es hatte lang Zeit und viele Praktika gebraucht, bis Scorpius gewusst hatte, was er nach der Schule hatte tun wollen, doch jetzt fühlte er sich in der Historiologie richtig. „Es macht Spaß und ist interessant.“ Auch hier hatte er mit dem Namen Malfoy zu kämpfen, doch er kannte diesen Kampf schon und er würde ihn wieder kämpfen. Lucy schien zu merken, was er dachte. Viele hielten sie für eine Träumerin, vielleicht war sie das auch, aber sie besaß auch viel Empathie. „Du wirst auch sie überzeugen können, dass du ein netter und liebenswerter Mensch bist.“ Da Lucy keine Komplimente macht, nur um jemanden aufzumuntern, sondern nur, wenn sie das auch wirklich so meinte, taten Scorpius ihre Worte gut. „Mit ein paar Kollegen verstehe ich mich schon ganz gut. Zum Beispiel Sam. Mit seinem Freund Alex waren wir schon Essen, die sind total nett und nicht so ein Klischeepaar. Zumindest haben sie es noch nicht ihren Familien gesagt, und Sam würde gern und Alex will es nicht. Irgendwas stimmt mit ihren Familien nicht. Sam sagt immer, wie Romeo und Julia.“ Doch Lucy kannte diese Geschichte nicht. „Das ist ein Muggeldrama, zwischen zwei Liebenden, die nicht zusammen leben dürfen und sich am Schluss umbringen. Sie haben mich um Rat gefragt, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Scorpius hatte schneller gesprochen als gewöhnlich und Lucy dabei nicht in die Augen gesehen. Die legte den Kopf schief. „Bist du in der Geschichte Sam oder Alex?“, fragte sie ohne um den heißen Brei zu reden. Für einen kurzen Augenblick erstarrte Scorpius und die Gabel blieb auf halben Weg stehen. Dann fing er sich wieder. „Es geht doch nicht um mich.“ Lucy hob eine Augenbraun. „Sicher?“ Scorpius antworte nicht auf diese Frage. „Sollen sie es ihren Familien sagen?“ „Hätte den die anderen Familie etwas gegen dich, weil du ein Malfoy bist?“ „Ich habe doch gesagt, dass nicht ich gemeint bin.“ antwortete Scorpius heftig, zu heftig, zu wenig Scorpius. Das merkte auch er, als er Lucy wissendes Gesicht sah. „Willst du es nicht sagen oder er?“ Scorpius seufzte, er wusste, dass er verloren hatte. Er war noch nie gut darin gewesen, Dinge zu verschleiern oder gar zu lügen. Lucy schob sich das letzte Apfelstück in den Mund. „Ist es jemand den wir kennen.“ Keine Frage, eine Feststellung. „Denn würden wir ihn nicht kennen, hättest du mit Rose oder Al darüber gesprochen.“ Lucy klang nicht beleidigt, weil Scorpius sie nur ausgewählt hatte, weil er mit den anderen beiden nicht darüber sprechen konnte. Sie war so wieso nie schnell beleidigt - ein Charakterzug, den Scorpius an ihr schätzte. Scorpius antwortete wieder nicht. Lucy lächelte, legte den Kopf schief und wartete. Scorpius würde schon wieder reden, wenn er wollte. „Ich glaube, seine Familie mag mich nicht wirklich, sie sind höflich zu mir, aber...“ Scorpius zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, ich könnte diese Ablehnung nicht ertragen. Und dann noch meine eigene Familie, da weiß ich es noch weniger, wie sie regieren würden. Wobei doch - bei Opa - er würde toben.“ Lucy selbst hatte nicht so viel Ahnung von Beziehungen, aber in dieser Hinsicht waren ihre Eltern ihr ein Vorbild. „Wenn du ihn liebst, dann ist es dir egal. Was soll seine Familie schon machen?“ „Lucy, ich liebe einen deiner Cousins.“ Wenn er jetzt ein erschrecktes Gesicht oder einen Ausruf des Erstaunens erwartet hätte, wurde er enttäuscht, denn Lucy lächelte. „Wenn es nicht Al ist, dann verspreche ich dir, dich mit offenen Armen aufzunehmen.“ „Es macht dir nichts aus?“ „Warum sollte es? Wir sind Freunde, Scorpius.“ Lucy sah ihm tief in die Augen. „Ich möchte, dass du glücklich wirst, und wenn dein Glück in einer Beziehung mit einem meiner Cousins besteht, dann werde ich nichts dagegen haben.“ Er hatte gewusst, dass sie es verstehen würde. Dass es leichter war, ihr seine Gefühle zu erklären als Rose und Albus. Nicht das die beiden es nicht verstanden hätten - immerhin standen sie zu ihrer Beziehung - trotz ihrer Verwandtschaft, aber Lucy hatte die Gabe, Dinge zu sehen wie sie waren, nicht wie man sie gerne hätte. „Trotz dieses Problems, wie geht es dir?“ Scorpius lächelte. „Gut, ich bin glücklich.“ „Dann wird doch alles gut.“ „Bist du eigentlich gar nicht neugierig, welchen deiner Cousins ich meine?“ Kapitel 3: [HG] Hochzeit ------------------------ Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst. „Was bist du für ein Freund?“ Das Geräusch, das über Pansy Lippen kam, war eine Mischung aus Lachen und Seufzten. „Hast Sex auf der Hochzeit deines besten Freundes.“ „Erstens.“ hauchte Blaise gegen ihren Hals. „Nicht mit der Braut, also kann es ihm egal sein. Zweitens, noch haben wir keinen Sex und drittens bist du auch mit Draco befreundet.“ Er drückte sie fester gegen die Wand und küsste ihren Hals abwärts. „Ich bin seine Exfreundin, das ist ein kleiner Unterschied.“ Sie zog ihn zu sich hoch und küsste ihn leidenschaftlich. Er grinste nur und ersparte sich eine Antwort, denn die Luft brauchte er. Erst erwiderte er den Kuss, dann wanderten seine Lippen wieder abwärts, von ihrer Wange zu ihrem Ohrläppchen. Er hauchte leichte Küsse auf die Stelle hinter ihrem Ohr, denn er wusste, wie empfindlich sie an dieser Stelle war. „Blaise.“ Pansys Hände wanderten zu seinem Hosenbund, doch ergriff er ihre Hände und drückte sie ebenfalls an die Wand, bevor sie seine Hose öffnen konnte. Jetzt würde er erst einmal sie verwöhnen, denn auch wenn sie sagte, es würde ihr nichts ausmachen, dass Draco heute heiratete, Blaise wusste es besser. Pansy war nicht mehr in ihn verliebt, aber langjährige Beziehungen ließen immer Spuren zurück, auch wenn man sie nicht wahr haben wollte. Seine Lippen wanderten weiter und saugten sich an ihrem Hals fest. „Du bist wunderschön.“ Er ließ ihre rechte Hand los, die sich sofort in seine Seite krallte. Ihre Augen waren geschlossen und sie stöhnte leise. Es erstaunte Blaise immer wieder, wie leicht man sie mit Küssen auf den Hals erregen konnte. Seine jetzt freie Hand wanderte nach hinten zu ihrem Kleid und er öffnete langsam den Reißverschluss. „Kaninchen sind nichts gegen euch.“ Die beiden zuckten zusammen und als Blaise sich umdrehte sah er in Theodores grinsendes Gesicht. „Was willst du?“ fragte Blaise genervt. Vielen wäre die Situation, in der sie erwischt worden waren, peinlich. Blaise aber nicht und schon gar nicht vor Theodore, immerhin hatten sie sich sieben Jahre lang einen Schlafsaal geteilt und Anklopfen hatte nicht zur Tagesordnung gehört. „Daphne schickt mich. Als Trauzeuge musste du in ungefähr fünfzehn Minuten eine Rede über das Brautpaar halten.“ „Das hatte ich vollkommen vergessen.“ Er schloss wieder Pansys Reißverschluss. „Es scheint als müsstet ihr das ganze Unterbrechen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Schon wieder diese Auswirkungen des Muggelkundeunterrichts. „Hast du denn eine Rede?“ Pansy zupfte an ihren Haaren, um sie ungefähr in den Zustand zu versetzten, in dem sie gewesen waren, bevor sie in diesen Gang gegangen waren. Theodore zog seinen Zauberstab aus seinem Umhang und reichte ihn ihr. Denn Pansy hatte ihren in ihrer Handtasche gelassen, die immer noch am Essenstisch stand. „Danke.“ Pansy flüsterte etwas und ihrer Haare verwandelte sich zurück in eine Hochsteckfrisur. „So ungefähr.“ Blaise zuckte mit den Schultern. Reden war schon immer seine Stärke gewesen, ihm würde sicher etwas einfallen. „Am besten du erwähnst, wie hübsch die Braut ist und ihren ruhigen und ausgeglichen Charakter.“ riet ihm Theodore. „Ruhig und ausgeglichen?“ Pansy lachte. „Das ist aber eine nette Umschreibung dafür, dass sie schlicht und ergreifend schüchtern und den Eltern hörig ist.“ „Es kann halt nicht jeder so eine große Klappe haben wie du.“ Blaise lächelte und küsste sie auf die Schläfe. „Ich habe keine große Klappe.“ Pansy warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Ich bin nur Selbstbewusst. Aber lass lieber die Party- und Sexgeschichten weg. Ich wüsste nicht, für wen es am peinlichsten wäre, für die Braut, ihre Mutter oder ihre Schwiegermutter.“ „Mrs Greengrass.“ Theodore kannte seine Schwiegermutter. „Ich glaube, die wird ohnmächtig, wenn sie das Wort Sex nur hört.“ „Damit droht sie doch andauernd.“ Pansy hatte Daphne während der Sommerferien des Öfteren besucht und kannte Mrs. Greengrass Eigenheiten. Besonders diese Momente waren es gewesen, die sie lernten, dankbar für ihre Mutter zu sein. Sie unterbrachen ihr Gespräch, hatten sie doch fast den Festsaal erreicht und kurz darauf ließen sich Pansy und Theodore neben Daphne nieder. „Das seid ihr ja.“ Daphne sah kurz hoch und lächelte, danach fixierte sie wieder Theodores Weinglas. „Wenn ich nicht schwanger wäre, ich würde mich hemmungslos betrinken.“ Trotz des dicken Bauches – oder vielleicht gerade wegen dem – ihrer geschwollen Füße und des missmutigen Ausdruckes auf ihrem Gesicht, war Daphne für Pansy immer noch eine der schönsten Frauen der Welt, genau wie ihre Schwester Astoria. Früher hatte es Pansys Selbstbewusstsein zerstört, dass Draco eine so schöne Frau statt ihrer heiratete, doch jetzt hatte sie Blaise und der war ihr viel mehr wert als Draco. Sie konnte so sein wie sie war, weil Blaise sie sah. „Das würde dir auch nichts bringen“, sagte Theodore leicht genervt, diese Diskussion hatte er schon öfters mitgemacht. „Sie ist doch noch ein Kind.“ „Sie ist siebzehn und damit erwachsen.“ „Als wäre das ihre Entscheidung gewesen.“ „Sie ist in Draco verknallt.“ mischte sich Pansy ein. „Sie schaut ihn an, wie ich ihn damals angeschaut habe. Er hat einen bestimmten Charme“, fügte sie auf Daphnes zweifelnden Blick hinzu. „Ja, den eines Waschlappens.“ Daphne verschränkte die Arme. „Daphi.“ Theodores Stimme war tadelnd. „Sag so was nicht, es ist seine Hochzeit. Das gehört sich nicht.“ Daphne verdrehte die Augen. „Heirate nie einen Korintenkacker, der dir Widerworte gibt, dass wird nach der Hochzeit noch viel schlimmer.“ Pansy lachte leicht und sah zu Blaise rüber, der sich mit Draco unterhielt. Nein, er war sicher kein Besserwisser, doch in Widerworte geben übertrumpfte er Theodore um Längen. Und doch, sie war sich sicher, dass sie ihn und keinen anderen wollte. Die Hochzeit und auch Kinder konnten warten. Sie waren zweiundzwanzig und hatten das Leben noch vor sich, nicht wissend, was die Zukunft bringen würde. „Ich werde es mir merken.“ Doch eins war klar, in dieser Zukunft gab es ein wir. Kapitel 4: [HG] Sieg? --------------------- Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Reinhard Mey „Happy Birthday, lieber Neville, happy birthday to you.“ Alice lachte. „Alles Gute zum ersten Geburtstag, mein Schatz.“ Sie küssten den kleinen Jungen auf ihrem Schoß. „Jetzt musst du nur noch deine Geburtstagskerze auspusten.“ „Das kann er doch nicht.“ Alice verdrehte vor so viel Vernunft ihres Mannes die Augen. „Du Spaßbremse. Natürlich kann er das. Mein kleiner Neville ist ein Superbaby und das hat er sicher von mir.“ Sie lachte wieder und beugte sich vor, um Frank zu küssen. „Ich liebe dich trotzdem.“ „Da bin ich aber froh.“ Auch Frank grinste. „Noch etwas Tee Mama?“ Augusta schüttelte den Kopf. „Ich habe noch.“ „Jetzt pusten, Neville.“ Alice legte ihre Wange auf die ihres Sohnes und pustete. Die Kerze erlosch. „Siehst du, er kann die Kerze auspusten. Mein Sohn wird ganz sicher ein Held.“ „Unser Sohn wird ein Held.“ Es gab wenige frohe Stunden in der Familie Longbottom, umso kostbarer war jede einzelne. Als sie ihm erneut sah, war er allein. „Wo hast du denn deine Fans gelassen?“ Sie humpelte, die Schmerzen im Bein waren stärken geworden, denn der Kampf hatte an ihrem Kräften gezerrt. Neville hob den Kopf und lächelte seine Großmutter an. „Ich wollte kurz alleine sein.“ Er war erwachsen geworden. Sein rundliches Kindergesicht war verschwunden, war nun hart, markanter, mehr wie das seines Vater. Doch es war nicht das Aussehen, was ihm zum Mann machte, es war mehr der Ausdruck in seinen Augen, diese Entschlossenheit und sein Handel. „Ich kann gehen, wenn du möchtest.“ „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Du kannst ruhig bleiben.“ Schwerfällig setzte sich Augusta. „Was fühlst du?“ Neville verstand, was sie meinte. „Ich dachte, ich würde mich befreiter fühlen“, gab er zu. „Nun ist sie doch tot.“ Ihrer beider größes Feindbild war tot, vielleicht war es Schicksal, dass Bellatrix Lestrange gerade durch die Hand einer Frau starb, für die Familie das Wichtigste auf Erden war. „Es ändert nichts. Mom und Dad werden davon auch nicht mehr gesund.“ Auch Augusta hatte das gewusst und doch hatte sie gehofft, dass sich irgendetwas ändern würde, wenn die Hexe starb, die das ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter angetan hatte. Unmöglich und unrealistisch, doch Hoffnung war voller Wünsche und unrealistisch. „Sie wären stolz auf dich.“ Sie strich Neville übers Haare, wie sie es früher manchmal getan hatte. Nicht oft, hatte sie doch Sorge gehabt, er könne verweichlichen, wenn sie allzu gluckenhaft ihm gegenüber war. „Und ich bin es auch.“ Er war anders als sein Vater, dass hatte sie schon lange einsehen müssen, nicht nur was die schulische Laufbahn anging. „Man muss wohl kein Verwandlungsgenie sein, um in einem Krieg ein Held zu werden.“ Sie lächelte grimmig, stolz. Neville lachte leicht, er hatte die liebevolle Spitze verstanden. „Danke, Oma.“ Doch den berühmten Gryffindormut hatten beide, Vater und Sohn. „Letztes Jahr hat Hermine mir ein Buch in der Bibliothek gezeigt, es hieß Verdrängte Erinnerungen“, fing er unvermittelt ein scheinbar neues Thema an. „Ich weiß gar nicht, was das in unsere Bibliothek zu suchen hat, es geht nämlich gar nicht um Zaubern und es ist von einem Muggel, der nichts von Zauberei weiß, aber...“ Sein Mut schien verschwunden. „Gryffindormut, Neville.“ Augusta spürte, dass er etwas auf dem Herzen hatte, etwas, was mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. „Glaubst du, wenn Mom und Dad normal wären, wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich die ganz normalen Anzeichen gezeigt, die ein magisches Kind zeigt?“ Vielleicht hätte sie ihn damals später damit konfrontieren sollen, doch sie hatte ihn nicht anlügen wollen, als er fragte, wo seine Eltern waren und warum sie so anders waren, als die der anderen Kinder. „Ich wollte dir keine Angst vor der Zauberei machen.“ „Das warst nicht du, sondern die Menschen, die Schreckliches damit tun. Du warst immer ehrlich zu mir, wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn du mich belogen hättest, um mich zu schützen.“ „Wir würden nicht hier sitzen. Im schlimmsten Fall wärst du auch dem Blutwahn verfallen.“ Doch daran konnte sie nicht glauben, er war doch so ein gutherziger Mensch. „Glaubst du, wenn es keine reinblütigen Zauberern, sondern nur noch Halbblute und Muggelstämmige gibt, hört das alles auf?“ Augusta lächelte, manchmal war Neville doch noch ein Kind, so naiv. „Sie würden sich was Neues suchen.“ Das Alter hatte sie weise gemacht und auch etwas verbittert. Aus der Idealistin der Jugend war eine Realistin geworden, mit einem Hang zum Negativen. „Heute ist es das Blut, von dem sie denken, dass es sie unterscheidet. Wenn es das nicht mehr gibt, wird es etwas anders sein. Die Augenfarbe, Körpergröße, das Land aus dem du kommst. Es geht ihnen darum, sich zu unterscheiden, besser zu sein als die anderen.“ „Warum?“ „Das weiß ich nicht. Angst?“ „Fehlende Intelligenz.“ Für ihn waren dies Menschen ohne Herz und Verstand einfach grausam. Sie schüttelte den Kopf. „Wenn sie dumm wären, wären sie nicht so gefährlich gewesen. Es ist ein schmaler Grad zwischen Genie und Wahnsinn. An diesem Satz ist viel Wahres dran.“ „Dann können wir froh sein, dass ich nicht so intelligent bin.“ Neville lächelte schief. „Oh, Neville“ Sie nahm ihn in den Arm und küsste sein Haar. „Oma?“ nuschelte Neville in die Umarmung. „Mmh?“ „Besuchen wir morgen Mum und Dad?“ „Natürlich.“ Kapitel 5: [NG] Unheil angerichtet ---------------------------------- Eine Freundschaft ist ein aus vielen Strängen der gemeinsamen Erfahrung gewobenes Band. Achim Schmidtmann Lucy liebte Mittwoche. Die Mitte der Woche eben. Man hatte noch genug Zeit, die Dinge zu tun, die man sich für diese Woche vorgenommen hatte und es war nicht mehr zu früh, um das Wochenende zu planen. Planen. Das tat Lucy gerne, es war ihr Lieblingsteil, wenn Lily, Hugo und sie einen Streich durchzogen. Das Grübeln davor, wer machte was, wo, wie und wann? Die Vorfreunde, wenn man einen genialen Einfall hatte. Lilys Lieblingspart war der Streich an sich, wenn es geklappt hatte und die Gesichter der anderen sich verzogen, ob vor Freunde, Spaß, Ekel oder Ärgernis. Und von Hugo wusste sie, dass er das Nicht-entdecken, am besten fand. Das Adrenalin das einem durch die Adern schoss, wenn jemand fast dahinter kam. „Miss Weasley, wäre Sie so freundlich dem Unterricht zu folgen, oder langweilen wir Sie?“ Die Stimme war freundlich, fast schon honigsüß, doch der dazugehörige Blick sprach Bände. „Entschuldigung, Professsor Clearwater.“ Lucy versuchte es mit einem lieblichen Lächeln. Die Professorin mochte sie nicht und das sagte Lucy nicht nur, weil sie einfach schlecht in Verwandlung war, denn sie hatte auch Molly nicht gemocht, die bei allen Lehrer beliebt gewesen war und gut in Verwandlung. Man sollte meinen Lucys Vater hätte ihr das Herz gebrochen, dabei war sie es doch damals gewesen, die wegen einem anderen Schluss gemacht hatte – Lucy war genaustens informiert. Geschah Professor Clearwater ganz Recht, dass der Kerl sie wieder verlassen hatte und sie allein war, während ihr Vater mit ihrer Mutter glücklich war. Denn so sehr Lucy sich von ihrem Vater unterschied, so sehr liebte sie ihn auch. „Wachen Sie endlich aus Ihren Tagträumen auf. Wenn das noch mal diese Stunde vorkommt, ziehe ich Gryffindor Punkte ab.“ „Es wird sicher nicht wieder vorkommen.“ Lily drückte ihr die Hand. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie eine Grimasse geschnitten, um Lucy aufzuheitern, doch leider schien Professor Clearwater Augen am Hinterkopf zu besitzen. „Mach dir nichts draus, sie ist eine Schreckschraube.“ Hugo tätschelte ihr den Rücken. „Du hast auch gut reden, du bist ja gut in Verwandlung.“ Lucy war sonst keine schlechte Schülerin und Verwandlung ruinierte ihr jedes Jahr das Zeugnis. „In welchem Fach ist unser kleiner Hugo denn nicht gut?“ Lily lachte und tätschelte seine Wange. Früher, als sie noch kleiner gewesen war, war Hugo wirklich der Kleinste von ihnen gewesen, doch seit die Pubertät da war, hatte er die die beiden nicht nur eingeholt, sondern überragte sie um einen guten halben Kopf. Lucy kicherte. „Sport?“ Sie tat, als würde sie über ihre Füße stolpern. „Alles was mit Koordination zu tun hat.“ „Das ist nicht lustig.“ Hugo verdrehte die Augen. Wenn er die beiden nicht so lieben würde, hätte er sich längst neue Freunde gesucht, welche die nicht so kindisch waren. Doch er liebte sie eben... Lily wurde wieder ernst und legte verschwörerisch ihre Arme um die Schultern der andern beiden, auch wenn sie sich so auf die Zehnspitzen stellen musste. Ohne dass sie etwas sagen musste, wussten die beiden, was sie dachten. Telepathie oder so. „Diese Stunde schrie förmlich nach einem Streich.“ In Lilys Augen trat ein glitzern. Jetzt drehte Hugo den Spieß um. „Sie sollte sich wirklich untersuchen lassen.“ Lucys schlechte Laune wegen Professor Clearwater war verschwunden, die beiden schafften es einfach immer, sie aufzuheitern. „Weil sie Stimmen hört?“ „Ja.“ Sein Gesicht war ernst. „Vielleicht ist sie mal beim Quidditch auf den Kopf gefallen.“ „Wenigsten traue ich mich auf einen Besen.“ „Ich traue mich auch auf einen Besen.“ erwiderte Hugo ungerührt. „Es ist nur für meine Umwelt besser, wenn ich es nicht tue.“ „Kommt“ Lucy sah auf ihre Uhr. „Wir müssen zu Zauberkunst.“ Ihr Lieblingsfach. „Klar.“ Lily wirbelte herum und die Sonnenstrahlen ließen ihr dunkelrotes Haar aufleuchten. Kaum zu glauben, wie ähnlich sie der verantwortungsbewussten Lily Evans sah, hatte sie doch nur Flausen im Kopf. „Und denk dran Lu: Deine Rache, dein Streich.“ Ihre Rache, ihr Streich, ihr Plan. Lucy lag auf ihrem Bett und starrte auf den Baldachin. Heute wollten die Ideen einfach nicht sprudeln. „Etwas Gutes, mit dem Keiner rechnet. Etwas was besonders sie ärgert.“ „Kommt morgen nicht eine Kiste von Onkel George?“ Hugo lag diagonal auf Lilys Bett und ließ den Kopf nach unten hängen. Eigentlich konnten Jungs den Mädchenschlafsaal nicht betreten, doch James hatte es Hugo sozusagen als Weihnachtsgeschenk verraten, denn der Quidditchkapitän kannten den Tick oder Zauberspruchoder was auch immer es war. Doch Hugo weigerte sich strikt, ihn den beiden Mädchen zu verraten. Seine Begründung war: „Und dann schleppt ihr noch Jungs hier rein und ich bin Schuld. “ „Stimmt, vielleicht ist ja was cooles dabei.“ Lucy legte sich so wie Hugo auf ihr Bett und lies ebenfalls den Kopf baumeln, dass ihre Augen auf einer Höhe waren. „Er und Onkel Ron versuchen ja immer wieder neue Sachen. Hatten sie nicht vor, einige Streichartikel der Muggel zu verbessern und dann auch in Laden zu verkaufen?“ „Ich sage euch jetzt nicht, wie affig ihr ausseht.“ Lily liebte Muggelbegriffe und Sprichwörter und setzt sie zu jeder sich ihr bietenden Gelegenheit an. Besonders affig und Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt hatten es ihr angetan. „Du bist doch nur sauer, weil du noch Zauberkunsthausaufgaben machen musstest, während wir hier faulenzen konnten.“ Die beiden hatten sie gemacht, während Lily im Quidditchtraining gewesen war. „Nein, aber ihr könntet mir ruhig helfen.“ „Mmh... Nein keine Lust.“ Lucy schüttelte den Kopf. „Daran erinnere ich mich, wenn du das nächste Mal wegen Verwandlung jammerst.“ grollte Lily und schüttelte die rechte Hand zur Faust geballt. „Zum Glück ist Lucy meist für die Ablenkungsmanöver zuständig, du ist keine besonders gute Schauspielerin.“ Hugo rollte sich auf den Bauch und richtet sich auf. „Zeig mal her, Miss Drama.“ Lily strahlte ihn an und schob das Pergament in seine Richtung. „Ich finde irgendwie keinen richtigen Anfang.“ So war es meistens: Hugo gab nach. Er war von ihnen dreien den Gutmütigste, ihre Stimme der Vernunft, die aber nachher nicht mit “Hab ich dir doch gleich gesagt“ kam, sondern einfach nur den Kopf schüttelte und dann alles tat, um sie wieder aus ihren Schwierigkeiten rauszuholen. Hugo bemerkte ihren Blick. „Was ist?“ „Nichts.“ Lucy lächelte weiter. „Ich denke nur gerade, jeder sollte einen Hugo haben.“ An ihrem Blick sah er, dass sie es liebevoll und positiv meinte. „Danke.“ „Die Kiste.“ Lucy zeigte nach oben. „Da.“ „Ist gut Lu.“ Hugo sah nicht mal von seinem Müsil hoch, er war kein Morgenmensch und brauchte mindestens zwei Stunden und ein gutes Frühstück, um wach zu werden. „Nicht so auffällig.“ Die zwei Eulen landeten zwischen Lily und Lucy. Lea Thomas neben ihnen schüttelte den Kopf. „Ich frage mich ernsthaft, warum noch nie ein Lehrer auf die Idee gekommen ist, die Kisten, die ihre geschickt bekommt, zu konfiszieren.“ „Warum denn das?“ Lucy sah sie mit großen Augen an. „Wollen sie die Schokolade von Oma Weasley selber essen?“ Lea lachte. „Da ist nie im Leben Schokolade drin.“ „Doch.“ Lucys Blick war immer noch Ernst und vor allem Treu. „Was denkst du nur von uns, Lea?“ „Nur das Beste, nur das Beste.“ „Zum Glück haben wir vor dem Unterricht noch etwas Zeit.“ Lily sah auf ihre Uhr. „Komm Hugo, gehen wir.“ „Ich habe doch noch gar nicht fertig gefrühstückt.“ jammert dieser, doch er erhob sich. „Du weißt doch, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist.“ „Ist klar.“ „Viel Spaß mit eurer Schokolade.“ Lea winkte grinsend. Lucy zwinkerte ihr zu. „Das wirst du auch haben.“ „Das bezweifele ich nicht.“ „Schaut euch das an.“ Lucy hob etwas hoch. „Sie haben wirklich Muggelsachen verändert.“ „Was ist das?“ „Ich würde sagen künstliches Blut.“ Lily las sich den Zettel durch, der dabei lag. „Wenn es mit menschlicher Haut in Berührung kommt, klebt es fest und es gibt nichts, was die Verbindung lösen könnte. “ „Gar nichts?“ Lucy drehte die durchsichtige Dose und betrachtet das Blut darin. „Nein. Nach vierundzwanzig Stunden löst dieser Schleim sich von selbst.“ „Cool.“ Lucy legte das Blut zurück und griff nach einem anderen Gegenstand. „Meine Dame, mein Herr, ich glaube, ich habe den Streich.“ „Es ist noch keiner in der Halle.“ Lily betrachtete die Karte des Rumtreibers. „Kein Wunder, wir haben halb vier am Morgen.“ Hugo war einfach kein Morgenmensch. „Jammer nicht, komm.“ Lucy griff nach seiner Hand und zog ihn weiter. Dieses Mal würde der Streich harmlos sein und nur für eine einzige Person peinlich. „Ja ja.“ Hugo ließ sich mit ziehen. „Keine Geister?“ versichert er sich. „Auch keine Geister.“ Lily betrachtete immer noch die Karte, während sie weiter gingen. „Doch. Schnell. Da.“ Alle drei versteckten sich hinter zwei Rüsten, gerade noch rechtzeitig, denn die Graue Dame schwebte an ihnen vorbei. „Jetzt ist die Luft rein.“ „Hättest du James nicht auch den Tarnumhang abluchsen können?“ „Nein.“ Lily schüttelte den Kopf. „Er sagt, der wandert immer von der Hand des Ältesten zu dessen ältesten Kind, also James.“ „Blöde Tradition.“ Lucy malte sich aus, wie viel einfacher es mit dem Umhang wäre. „Onkel Fred und Onkel George hatten auch keinen.“ erinnerte Hugo sie. „Und jetzt kommt, schnell in die Halle, damit ich noch etwas schlafen kann.“ Freitagmorgen, die meisten Schüler waren schon in der großen Halle und frühstückten. „Gibst du mir bitte die Milch?“ „Klar.“ „Noch einer Toast?“ „Weasley, das ist aber viel Marmelade für das bisschen Toast.“ „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ „Häh?“ „Lil mein, schau dir deinen Tee an, trinkst du Tee mit Zucker oder Zucker mit Tee?“ Lucy drückte Lilys Hand. Wortlos. Doch es hieß: sie kommt. Professor Clearwater ging an ihnen vorbei in Richtung Lehrertisch. David Miller stöhnte. „Sie erinnert mich daran, dass ich diesen blöden Verwandlungsaufsatz noch schreiben muss.“ „Du hast doch den ganzen Samstag und Sonntag dafür Zeit.“ Als Professsor Clearwater sich setzte, passierte nichts. „Das ist mir eine unglaubliche Erleichterung Lily.“ „So bin ich eben.“ Lily zuckte mit den Schultern und musterte Hugo. „Hey Cousin, aufwachen.“ „Mmh.“ Auf einmal gab es ungewöhnliches Geräusch aus Richtung des Lehrertisches, alle Schüler schauten auf und die Lehrer blickten ihre Kollegin an. Professor Clearwater wurde immer röter, während in der Halle das Gelächter ausbrach. „Ich glaub es nicht.“ Lea kicherte. „Professor Clearwater hat einen Fahren lassen.“ „Viel heiße Luft um nichts.“ Lily war stolz, dass ihr noch dieser Spruch einfiel, während sie lachte. Hugo war aus seinem Dämmerschlaf erwacht und er und Lucy lachten ebenfalls. Manchmal war die einfach Dinge die Lustigsten. Kapitel 6: [NG] Ich wünsche mir ------------------------------- Weihnachten ist eine sehr schöne Zeit, sie soll Euch bringen Freude, Glück und Zufriedenheit. „Ma-ama, Abby ärgert mich schon wieder.“ „Tu ich gar nicht, Fay ist so ein Weichhase.“ Hannah seufzte. Alle erzählten ihr immer, wie wohlerzogene sie ihre Kinder fanden, wenn die wüssten was zu Hause los war... „Schau mal Mama.“ Der kleine Augustus interessierte sich wenig für den Streit seiner Schwestern, seine Mutter sollte sich seinen Wunschzettel anschauen. „Das wünsche ich mir.“ Er streckte beide Arme nach Hannah aus, die ihn hoch hob. „Glaubst du, der Weihnachtsmann bringt mir einen Besen?“ Da er noch nicht schreiben konnte, hatte er seine Wünsche aufgemalt. „Ich weiß es nicht Liebling. Da musst du dich noch etwas gedulden.“ „Und mit den Besen bin ich schnell wie der Wind, genauso wie Tante Ginny.“ Ginny hatte ihn vor einiger Zeit mit auf den Besen genommen und war mit ihm durch die Luft geflogen. Seitdem gab es kein anderes Thema mehr als Quidditch, fliegen, Besen, Tante Ginny und die Holyhead Harpies – seine neue Lieblingsmannschaft. „Da bin ich sicher.“ Zum Glück flogen diese Besen nicht schnell und schweben auch nur Handbreit über den Boden. „Gib mit den Stift.“ Faylinn versuchte über den Tisch, den Stift in die Finger zu bekommen. „Ich brauch ihn aber selber, ich will Santa ein Bild unter meinen Wunschzettel malen.“ beharrte Abigail. Faylinn warf einen Blick auf den Wunschzettel ihrer kleinen Schwester. „Pegasi gibt es doch gar nicht, das sind Fabelwesen.“ „Das stimmt nicht, Mama? Es gibt Pegasi, außerdem ist Fabelwesen ein Muggelwort.“ Hannah dreht sich zu ihren Töchtern. „Da hat Abby recht. Abigail!“ ermahnte sie, als diese Faylinn die Zunge rausstreckte. „Entschuldigung.“ kam es sofort von Abigail, doch wirklich schuldbewusst wirkte sie nicht. „Also, Fabelwesen ist ein Wort, dass Muggel für die Lebewesen verwenden, die sich nicht wahrnehmen können oder wollen, zum Beispiel Drachen und Einhörnern. Aber es stimmt auch, was Faylinn sagt, man hat nämlich lange schon keinen Pegasus mehr gesehen, sie sind wohl leider schon sehr lange ausgestorben.“ „Mmh.“ Abigail legte den Kopf schief und zog die Nase kraus, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie darüber nachdachte, was sie da machen konnte. „Mama?“ „Ja.“ „Wenn ich groß bin, dann suche ich die Pegasi an den abgelegensten Orten den Welt. Ich werde Pegasisucherin.“ Hannah lächelte nur und strich ihrer Tochter durch die Haare. „Wenn sie einer findet, dann du.“ Faylinn dagegen verdrehte nur die Augen, sagte aber nichts. Denn Abigail hatte mit ihren acht Jahren schon viele Berufswünsche gehabt. Die Klassischen wie Quidditchspielerin oder Fluchbrecherin, aber auch ungewöhnliche wie Feuerwehrfrau oder Angestellte bei Gringotts – dann haben ich so viel Geld wie ich will. Keiner der Wünsche hatte länger als einen Monat gehalten, doch jeder wurde mit viel Elan in seiner Zeit vollzogen. „Und was wünscht du dir Fay?“ „Einen Brief aus Hogwarts.“ Der Wunsch vieler Zehnjähriger. „Und eine Eule. Und eine Schmuckkästchen, mein Altes ist an der Seite kaputt und Sachen, die man ins Schmuckkästchen tun kann.“ Sie sah lächelnd zu ihrer Mutter hoch. „Ich meine, es soll nicht leer bleiben.“ Einen Moment wartet sie noch. „Und das neun Buch von J. Rowling.“ „Du wünscht dir ganz schön viel.“ mischte sich Abigail ein. „Zumindest wünsche ich mir kein Pferd mit Flügeln, was seit hunderttausend Jahren ausgestorben ist. Wo soll der Weihnachtsmann dass den herbekommen?“ Faylinn wusste, dass es keinen Weihnachtsmann gab, doch für Augustus tat sie immer noch so, als ob. „Ich wünsche mir einen Besen.“ Längst von Hannah wieder auf seine eigenen Beine gestellt, zog er Abigail am Ärmel. „Du kannst dir also ein normales Pferd von Santa wünschen und du darfst ab und zu auf meinen Besen fliegen. Du musst mich aber immer vorher fragen.“ „Das ist sehr lieb von dir, Gus.“ Sie brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass dies etwas vollkommen anderes war. Es knirschte im Schloss und bevor Neville die Tür aufgeschlossen hatte, war seine Kinder schon aufgesprungen und liefen zur Tür. „Papa.“ „Schau mal was ich gemalt habe.“ „Wir haben heute mit Mama Wunschzettel gemacht.“ „Willst du mal meinen sehen?“ „Ich will eine Besen.“ „Abby war gemein zu mir.“ „War ich gar nicht. Fay schwindelt, frag Mom.“ Neville lachte und hob Augustus auf seinen Arm. „Zeig mal deinen Besen.“ Gleichzeitig zerstrubelte er Abigails Haar. „Mein kleiner Frechdachs, man ärgert seine Geschwister doch nicht, außer sie haben es verdient. Lass mich raten, Fay: Ein Brief aus Hogwarts?“ Er küsste seine älteste Tochter auf die Stirn. „Klar.“ Faylinn zeigte ihm ihren Wunschzettel, wo gleich der erste Punkt besagter Brief war. „Papi, ich werde Pegsisucherin.“ „Ja?“ „Ja.“ Abigail zog an seiner freien Hände. „Ich wollte mit nämlich einen wünschen, aber Mom meint, die wären schon ausgestorben. Aber daran glaube ich nicht, ich werde sie suchen, wenn ich groß bin.“ „Wenn sie einer findet, dann du.“ „Das hat Mom auch gesagt.“ „Deine Mama und ich sind halt Seelenverwandte. Deswegen bringt es auch nichts, den einen zu fragen, wenn der andere schon nein gesagt hat. Was riecht hier denn so lecker?“ „Karotten-Erbsen Eintopf. Hallo Schatz.“ Hannah küsste ihn und nahm ihm dann Augustus ab. „Wie war dein Tag?“ „So wie immer. In Hogwarts liegt noch mehr Schnee als hier.“ Neville löste sich von Abigail, um Schuhe und Umhang auszuziehen. „Ich dachte ja immer, es gebe keinen grusligen Hausmeister als Filch, doch der Neue ist echt angst einflößend. Der tauchte einfach aus dem nichts auf, heute habe ich mich mit zwei Schülern unterhalten und als ich mich umdrehte, um zu gehen, stand er direkt vor mir.“ „So furchtbar war Filch gar nicht.“ „Was? Er hatte Ketten, an denen er Schüler einfach aufhängt hat. So.“ Er packte Abigails Knöchel und zog sie in die Luft, dass sie Kopf über baumelte. „Und dann konnten sie nicht mehr fliehen und mussten tagelang so ausharren.“ Abigail quietschte vor Vergnügen. „Neville, mach den Kindern doch keine Angst.“ „Die haben doch keine Angst, oder? Wer ist der Mutigste? Wer kommt wie sein Vater nach Gryffindor?“ Abigail und Augustus riefen beide: „Ich, Ich.“ „Was ist mir dir Fay?“ fragte Neville sie, da sie nur lächelte, aber nichts sagte. „Hältst du dich nicht für mutig?“ „Vielleicht will sie ja in ein andres Haus, als in trotzköpfige Gryffindor.“ Hannah hatte das Gefühl, ihre älteste Tochter in Schutz nehmend zu müssen. „Papa, du weißt doch, dass meine Geschwister viel mutiger sind als ich.“ Faylinn lächelte ihn breit an. „Aber ich bin die Tapferste.“ Kapitel 7: [NG] Vorsätze ------------------------ Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur noch anzuwenden. Blaise Pascal Victoire seufzte. Wenn sie so ordentlich wie ihre Mutter wäre, wäre ihre Wohnung schon längst aufgeräumt. Die Dekoration, in Kisten verstaut, läge auf dem Dachboden, der Weihnachtsbaum schon aus der Wohnung verschwunden und die Spuren der Weihnachtsfeier mit ihrer Freundinnen längst beseitigt. Doch sie war nicht ihre Mutter. Und so sah ihre Wohnung aus, als hätte eine Krieg statt gefunden – mit Weihnachtsdeko und dreckigem Geschirr als Munition. „Ich sollte wirklich ordentlich werden.“ Victoire schwang den Zauberstab. Denn auch wenn sie gerne arbeitet, sich um den Haushalt zu kümmern war eine Sache, die ihr nicht besonders lag. Eine Tatsache, die sie selbst ärgerte, genoss sie es doch, wenn die Wohnung perfekt aufgeräumt war. „Das wäre doch ein guter Vorsatz fürs neuen Jahr.“ „So wie jeden Tag Sport machen, keine Fleisch mehr essen und 365 Geburtstagskarten verschicken“. Sie zuckte zusammen und drehte sich zur Tür, in dessen Rahmen Teddy gelehnt stand und sie angrinste. „Du bist doof.“ Aber natürlich hatte er Recht. Im Alter von fünf Jahren hatte sie auf Fleisch verzichten wollen, nachdem sie erfahren hatte, dass es sich dabei um Tiere handelte. Sie hatte drei Wochen bis zu Oma Weasleys Schmorbraten ausgehalten. „Ich habe die Karten verschickt.“ Teddy grinste noch breiter. „Wie viele denn?“ „Hundertzwölf.“ „Hey, das sind mehr, als du Tage Sport gemacht hast“, zog er sie auf. Sie hatte es genau zehn Tage durchgezogen, bis sie am elften Januar – einem sehr kalten und regnerischen Tag - beschloss, dass sie es gar nicht nötig hatte, jeden Tag Sport zu machen. Victoire schmiss das Kissen, das sie gerade in der Hand gehalten hatte, nach ihm. Er hatte es kommen sehen und duckte sich rechtzeitig, sodass das Kissen gegen die Garderobe im Flur flog. „Es gibt auch Dinge, die ich durch gezogen habe.“ Sie reckte das Kinn, denn sie hasste es, wenn man sie auf ihre Fehler aufmerksam machte. Als Beste ihres Jahrgangs in Hogwarts abschließen, sich das affektierte ist das süß abgewöhnen und – worauf sie wirklich stolz war – sie hatte aufgehört zu versuchen, jeden Schritt ihrer Geschwister zu lenken. Das führte zwar dazu, dass die beiden Fehler machten, die Victoire hätte verhindern können, doch waren der Frieden zwischen den Geschwistern diese wert. „Und was ist mir dir? Hast du schon einen Vorsatz fürs neue Jahr?“ Denn sie wusste, dass auch er sich Dinge vorgenommen hatte, die er nicht bis zum Ende des Jahres durchgehalten hatte. „Wie war das noch einmal mit 'jeden Tag eine gute Tat'?“ Teddy lachte und kam auf sie zu. „Das war auf Dauer echt anstrengend.“ „Du hast nicht einmal drei Wochen durchgehalten.“ „Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte Heather Whitehead geküsst?“ „Nein, wobei das wirklich eine gute Tat gewesen wäre.“ Victoire lächelte und beugte sich vor um ihn zu küssen. „Ich bin aber froh, dass du es nicht durchgezogen hast.“ „Ich bin auch froh, dass ich stattdessen dich geküsst haben.“ „Was heißt stattdessen?“ Er ging nicht darauf ein. „Ich habe übrigens schon einen Vorsatz fürs neue Jahr und ich werde auch gleich anfangen.“ Sie runzelte die Stirn. „Wir haben erst den dreißigsten Dezember.“ „Ich weiß, es ist auch mehr jetzt schon ein Versprechen, dass ich es tun werde. Und ich weiß auch, dass wir uns eigentlich nichts schenken wollten.“ „Ted Remus Lupin, das hatten wir so ausgemacht.“ Victoire stemmte die Hände in die Hüfte, sie hatte doch auch nichts für ihn. „Wir wollten das Geld für eine gemeinsame Wohnung sparen.“ „Ich weiß, aber es war auch echt nicht so teuer. Ein Arbeitskollege wollte es eigentlich seiner Freundin schenken.“ „Wollte?“ „Sie hat zwei Wochen vor Weihnachten Schluss gemacht.“ „Der Arme, aber ich bekomme dich jetzt nicht ernsthaft ein Geschenk aus zweiter Hand?“ „Nein. Also mein Vorsatz für nächstes Jahr ist, jeden Monat jemanden einen Wunsch zu erfüllen und das ist auch mein Geschenk für dich, also dass ich da mit dir hingehe.“ Er zog zwei Karten aus seiner Gesäßtasche. Victoire starrte ungläubig auf die Karten. „Du hasst Musicals.“ „Aber du findest sie großartig, also gehen wir beide da hin.“ Auf ihrem Gesicht bereitete sich ein Lächeln aus und sie küsste ihn stürmisch. „Du bist der großartigste Freund, den man sich vorstellen kann.“ Und während sie ihn so anstrahlte, wusste er, warum sie seine Traumfrau war. Und für seine Traumfrau konnte man sich auch einmal das stundenlange Gejaule von Tarzan anhören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)