Red Days von Varlet (Rote Sehnsucht) ================================================================================ Kapitel 1: Nur mit dir ---------------------- „Shuichi, ich liebe dich“, noch immer hallten diese vier Worte durch den Gehörgang des jungen FBI Agenten. Immer und immer wiederholte es sich. Er lag nachts im Bett und hörte ihre Stimme. Er arbeitete und hörte ihre Stimme. Er langweilte sich und hörte ihre Stimme. Dabei waren sie Kollegen. Nur Kollegen. Gut, früher waren sie einst ein Paar, doch die Zeiten waren lange vorbei. Zwei Frauen konnte er nicht lieben, weswegen er sich entschied. Für die Andere und nicht für sie. Doch jetzt, wo bereits so viel passierte, gestand sie ihm erneut ihre Gefühl. Shuichi fühlte sich überfordert. Normalerweise konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen - außer diese Frau. Normalerweise konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Nach außen ihn cool und innen… Darüber dachte er nicht nach. Selbst ihr Geständnis erwiderte er nur mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht. Was sollte er auch sagen? ‚Hey, ich dich auch, also komm lass uns ein Paar werden‘. Wahrscheinlich war es sogar das, was sich die Blonde am meisten wünschte. Oder hätte er lieber sagen sollen ‚Weißt du, ich bin immer noch nicht über Akemi hinweg. Ich möchte noch nichts Neues anfangen, auch wenn so viel Zeit herum ist. Tut mir leid, ich würde dir nur weh tun‘. Das wäre wohl genau das, was sie sich am wenigstens erhoffte. Mit seiner Antwort oder eher seiner Nicht-Antwort, tat er das einzig Richtige. Damit gab es sowohl Hoffnung dafür, als auch dagegen. Besser als nichts. In der letzten Zeit ging der FBI Agent andere Wege – weit weg von ihr. Immer noch wusste er, wie es damals war, die ganze Trennung von ihr. Ein weiteres Mal wollte er es ihr nicht antun. Er konnte es nicht. Auch, wenn er es nie zugab, sie war eine gute Freundin. Und Freunden tat man nicht weh. Aber was er dann tat – dafür gehörte man bestraft. „Hey, Shuichi“, die Blonde schaffte es natürlich ihn abzufangen. Was hatte er auch anderes erwartet? „Was gibt’s?“, wollte er kühl wissen. „Hast du morgen Abend schon was vor?“ „Nein“, wieder eine Kalte Antwort. „Hast du dann Lust mit mir auszugehen?“, fragte sie nach. „Ja.“ Wie es über seine Lippen kam wusste der Agent nicht. Normalerweise antwortete er auf solche Fragen mit ‚Nein‘. Und nun das. Wahrscheinlich überrumpelte sie ihn ausgerechnet in diesem Moment. Genau, das war es. Den ganzen Samstag war Jodie aufgeregt. Die ganze Zeit über. Sie freute sich wie ein kleines Schulmädchen, welches gerade erst ihr erstes Date hatte. Mit Shuichi. Kichernd zog sie sich ein Kleid nach dem Anderen an. Keines war zufriedenstellend. In dem Einem sah sie heiß aus, aber zu heiß. So schnell wollte sie ihn ja nicht wieder ran lassen. Das andere Kleid zeigte sie viel zu prüde. Und wenn man ehrlich war, dann war sie alles andere als prüde. Erst eine Stunde später und gefühlte 100 Kleider danach, fand sie das passende Outfit. Nicht zu sehr und auch nicht zu wenig. Eine schöne Bluse und ein knielanger Rock. Perfekt. Damit es nicht zu sehr nach einem Date für ihn aussah, trafen sie sich vor der Bar, die Jodie vorschlug. Grinsend griff die Blonde nach ihrer Tasche und ging aus ihrer Wohnung nach draußen. Innerlich hoffte sie schon, dass der Agent sie abholte. Aber das war bei dem Schwarzhaarigen viel zu viel verlangt. Eigentlich tat er nur das Nötigste. Jodie überlegte, ob er wirklich zum Treffpunkt kommen würde, oder aber ob er sie sitzen ließ. Unglücklicherweise konnte sie, das war das Schlimme, ihn nicht mehr so gut einschätzen wie früher. Er hatte sich verändert. Das konnte sie ihm nicht einmal verübeln. Die Blonde versuchte sich über den Abend keine Gedanken zu machen, auch wenn es schwer war, da sie immer abschweifte. Würden sie danach zu ihr gehen oder zu ihm? Würde er sie nach Hause bringen oder trennten sich ihre Wege schon bald? Jodie schüttelte den Kopf, was dazu führte, dass sie nicht mehr darauf achtete, wo ein Mensch war und wo nicht. Prompt war sie in eine junge Frau gelaufen. „Entschuldigung“, kam es von dieser. „E…“, gerade wollte Jodie dieses erwidern, da stockte ihr der Atem, als sie die Frau erblickte. Diese braunen Haare, lang und das Gesicht. Gesehen hatte sie es schon einmal. „D-du b-bi-st“, murmelte die Blonde. „Bitte?“ „Du bist Akemi, hab ich Recht?“, sofort bekam sie ein ungutes Gefühl. Die Braunhaarige nickte. „Kennen wir uns?“ Jodie schluckte. „Du mich nicht, aber ich weiß, wer du bist. Ich bin…“, was sollte sie jetzt sagen? „…ein Freundin und Kollegin von Shu.“ „Du kennst ihn?“, die Augen von Akemi weiteten sich. „Wo ist er? Wie geht es ihm?“, wollte sie sofort wissen. „Ganz gut…Aber wie kann das sein? Wie kannst du leben?“ „Das ist eine lange Geschichte“, sprach sie ruhig. „Ich würde gerne zu Shuichi. Kannst du mich zu ihm bringen? Ich weiß nicht wo er wohnt und…ich würde ihn gerne sehen.“ „Eh…ja gut…Komm mit“, murmelte die Blonde. Jodie ging zu ihrem Wagen. Eigentlich wollte sie nicht fahren, aber jetzt war es die richtige Entscheidung. Nachdem die Türen auf waren, stieg sie ein. Eine Träne glitt über ihre Wange. Shuichi hatte sie definitiv verloren, wenn er die Braunhaarige wiedersah. Und dann war sie noch eine der Guten. Also konnte sie Akemi nicht vor dem Agenten verstecken. „Wir fahren jetzt eine Weile. Du kannst mir die Geschichte schon erzählen“, sprach die Blonde. Jodie startete den Motor und fuhr los. „Eigentlich ist es ganz einfach. Ich wollte abtauchen und an jenem Tag spielten sie mir auch noch zu“, erzählte die junge Frau. Unter meinen Sachen trug ich eine schusssichere Weste. Und aus dem Labor der Organisation stahl ich einen Katheter mit Blut. Ich positionierte ihn unter meiner Brust, sodass es nicht auffiel. Als Gin schoss, zerplatzte der Katheter und ich spielte ihm vor zu sterben. Nachdem Gin weg war, bemerkte ich, dass der kleine Junge mir gefolgt war. Als er die Polizei und einen Krankenwagen für mich rief, nahm ich eine kleine Tablette ein. Die Organisation entwickelte sie. Dadurch wird für einige Minuten der Tod simuliert…als ich im Leichenschauhaus wieder aufwachte, wurde ich von einem panischen Arbeiter niedergeschlagen“, sie seufzte. „Ich verlor meine Erinnerungen und lebte ein ganz anderes Leben weiter, bis heute.“ „Jetzt weißt du wieder wer du bist?“ „Ja, genau. Deswegen musste ich zurück kommen und…“, wisperte sie leise. „Ich verstehe“, nickte Jodie. „Wir sind bald da.“ Jodie parkte ihren Wagen, ihr Blick ging zu Akemi. „Warte hier“, wies sie die Braunhaarige an. Danach stieg die Blonde aus dem Wagen. Sie ging zum Eingang der Bar. Akai war noch nicht vor Ort, aber das war typisch. Sicherlich schwirrte er in der Gegend herum, war schon länger hier, und wartete nur darauf, dass sie auftauchte. Keine fünf Minuten später bewegte sich der junge Agent auf Jodie zu. „Auch mal da“, sprach er. Die Blonde nickte. Sofort fiel sie ihm in die Arme. Dabei liefen die Tränen in Strömen über ihre Wangen. Ehe Shuichi auch nur ein Wort sagen konnte, versiegelte sie seine Lippen mit ihren. Überrumpelt davon erwiderte der Agent für mehrere Sekunden den Kuss. „Danke“, wisperte die Blonde. Verdutzt blickte Shuichi sie an. Jodie schüttelte den Kopf. „Schon gut“, lächelte sie dann gestellt. „Vergiss bitte nie, wie viel du mir bedeutest.“ Sofort nahm sie ihn an der Hand. „Jodie? Was ist los mit dir?“, normalerweise war Jodie ein offenes Buch. Man konnte in ihr Lesen und wenn man gut war, auch manipulieren. Aber jetzt. „Das wirst du dann sehen.“ Kaum das sie an dem Wagen der Blonden standen, klopfte diese an das Fenster. Sogleich ging Jodie an die Beifahrerseite und öffnete diese. „Komm raus.“ Die Frau drinnen nickte. Langsam stieg sie aus dem Wagen. Shuichi fixierte Jodie und die ganze Tat mit seinen tief grünen Augen und dann sah er sie. Sofort weitete sich sein Blick, die Augen starr auf die vermeidlich Tote gerichtet. Jetzt hatte es ihm die Sprache verschlagen. Zum ersten Mal. „Lange ist es her…“, fing sie an. Shuichi nickte. „…ich bin am Leben“, fügte Akemi an. Wieder nickte der Agent. „Wenn du mir die Chance gibst, dann würde ich es dir gerne erklären.“ „Gehen wir zu meinem Wagen“, sprach Shuichi. Seinen Arm legte er um Akemis Schulter und drückte die Braunhaarige an sich heran. Sein Blick blieb an Jodie haften. „Danke.“ Jodie nickte während sie den Blick abwand. Es war zu viel…aber jetzt war er wenigstens glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)