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Juli

von

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Kaffeebrause

Die Sache im Schwimmbad ist jetzt schon ein paar Tage her. Seitdem war ich nicht mehr dort. Ich habe einfach zu große Angst davor, irgendwie. Außerdem möchte ich nicht wie ein Stalker rüber kommen oder so, wenn ich immer wieder nach Craig und seiner Clique Ausschau halte, würde ich doch dorthin gehen. Denn ohne einen von den dreien, auch wenn mir Craig – oder auch Clyde – am liebsten wären, fühle ich mich im Schwimmbad einfach nicht mehr sicher. Sowas wie neulich möchte ich auf keinen Fall wieder mit machen! Ich dachte wirklich, ich müsse sterben! Wobei es nicht mal meine Mutter interessiert hat..!

 

Heute ist Donnerstag. Das heißt: Einkaufstag. Ich begleite meine Mutter eigentlich immer zum Einkaufen, weil ich nichts Besseres zu tun habe. Und außerdem darf ich mir immer irgendwas Süßes aussuchen und mitbestimmen, was es die Woche zu Essen geben soll. Darüber bin ich immer sehr froh, weil es sonst manchmal total komische Sachen bei uns zu essen gibt.

 

Heute hat Mom aber keine Zeit – warum auch immer – also hat sie mich alleine losgeschickt. „Du bist ja schon ein großer Junge“, hatte sie gesagt. Sowas hasse ich..! Ich bin 16! Sechzehn und nicht mehr sechs! Sowas sagt man nicht zu einem 16-jährigen! Natürlich kann ich alleine einkaufen, ich werd‘ schon keine Drogen oder sonst was davon besorgen. Denke ich jedenfalls… Wenn mir jemand mit Schläge drohen würde, würde ich die Drogen nicht nehmen, dann vielleicht… Oder mir könnte das Geld gestohlen werden oder die Lebensmittel…

 

Seufzend blicke ich hinab auf den Einkaufszettel, den mir Mom vorhin in die Hand gedrückt hatte. Butter steht dort in ihrer nicht grade leserlichen Handschrift. Aber okay, ich kenne sie schon so lange ich denken kann, also entziffer ich dieses Gekritzel im Handumdrehen und mache mich auf den Weg zum Kühlregal. „Butter, Butter, Butter“, murmel ich vor mich hin und suche die Abteilung nach der Butter ab, die wir sonst immer kaufen. „Ah“, mache ich, als ich die bekannte Packung entdecke. Schnell greife ich danach und lasse sie in den Einkaufskorb fallen.

 

„Hey, Tweek.“ Ich erschrecke mich furchtbar, als mich plötzlich jemand – von hinten!!! – einfach so anspricht, und schreie fast den ganzen Laden zusammen. Dass die Leute hier mich nicht richtig kennen, wundert mich nicht im Geringsten. „Alter, kein Grund sich so zu erschrecken!“ Ich wende mich um und vermeide es diesmal in diese großen Saphire zu blicken. „C-Cra-gah-Craig!“, stottere ich nervös. Wie peinlich!

 

Wie neulich lacht Craig kurz und lächelt mich schließlich ungewöhnlicher Weise an. „Auch einkaufen?“, fragt er ganz normal. „J-ja“, antworte ich und bringe nur ein karges Lächeln zustande. Plötzlich kommt er mir näher, oh Gott, was soll das?! Was will er von mir? Ich bin innerlich fast am Durchdrehen! Aber Craig greift an mir vorbei ins Regal. Ich kann wieder diesen Geruch-Mix von neulich wahrnehmen. Meine Wangen färben sich rot. Als ich es bemerke, erschrecke ich – mal wieder.

 

Als er die Butter, die er sich grade neben mir aus dem Kühlregal genommen hatte, in seinen Einkaufskorb gelegt hat, sieht Craig mich etwas verwirrt an. „Alles klar?“, fragt er, sein Tonfall klingt für mich besorgt, aber gut möglich, dass er es nicht ist. Ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Ich starre ihn mit meinen großen, kaffeebraunen Augen an und bringe erst mal kein Wort mehr raus, außer den Lauten, die ich eigentlich immer von mir gebe. Craig sieht mich nun wartend an. „Ä-äh... J-ja!“, stotterte ich schließlich als Antwort und versuche mich zu einem Lächeln durchzuringen. Gott, der Kerl bringt mich nochmal um den Verstand! „Na dann“, grinst er und wendet sich ab.

 

Gut, er sieht mich nicht mehr an! Also versuche ich diese Gelegenheit zu nutzen und mich schnell aus dem Staub zu machen. Craig muss ja nicht merken, dass ich wegen ihm so nervös bin, wenn man es überhaupt bemerkt, da ich immer nervös bin.

 

Als ich wieder auf meine Liste sehe, steht dort Cola. „Cola“, kommt es auch plötzlich aus der Richtung, in der Craig eben noch stand. Ich drehe mich um und sehe, wie sich genannter zu mir umwendet, da die Getränkeabteilung in dieser Richtung liegt. Oh Gott!, denke ich nur wieder und flüchte. Schnell die Cola holen und weg!

 

„Hey, Tweek!“, ruft er mir verwundert hinterher, aber ich werde nicht darauf reagieren! Was will der Kerl eigentlich?! Plötzlich kommt mir ein Gedanke: Er will, dass ich mich dafür revanchiere, dass er mir das Leben gerettet hat! Ich soll sicher sein Sklave werden! Oh Gott, nein!!! Ich kann nicht anders, als auf zu quieken, schnappe nach einer Packung Cola-Flaschen, will sie mitreißen, aber sie ist zu schwer für mich! Ich werde dadurch, dass ich die Flaschen nicht mit einem Ruck hatte hochziehen können, zurückgerissen und lande auf meinem Arsch. Der Inhalt meines Einkaufskorbes verteilt sich dabei schön um mich herum im Gang. Mein Arm tut ganz schön weh, wenn ich Pech habe, ist er womöglich ausgekugelt oder verstaucht, juhu…! Außerdem zwiebelt mein Arsch ganz schön! Scheiße, wieso passiert sowas eigentlich nur mir?!

 

„Mann, Tweek!“, schreit auf einmal jemand am anderen Ende des Ganges. Ich brauche mich gar nicht umzudrehen, um mich zu erkundigen, wer es wohl sein könnte, denn ich weiß es: Es ist Craig. Woran ich das erkannt habe? Seine Schritte, seine Stimme, einfach alles hat mir verraten, dass es nur Craig sein kann! Er kommt zu mir gelaufen, stellt seinen Korb beiseite und kniet sich zu mir, um sich meinen Arm anzusehen. „Alles klar?“, fragt er wieder, ich nicke nur. „Ich brauche deine Hilfe nicht, okay?“, fauchte ich und blicke sauer in seine dunkelblauen Augen. Das ist doch alles nur seine Schuld! Wenn er nicht wäre, ginge es mir gut! Ich wär nicht so durcheinander und… und tot! Aber was soll‘s? Mich hätte eh niemand vermisst! Nicht mal meine Mom!

 

„Alter! Was ist dein Problem?“, knurrt Craig nun zurück. Er scheint jetzt wirklich sauer zu sein. Sein Blick lässt mich augenblicklich in die Wirklichkeit zurückkehren. Ich realisiere, was ich grade gesagt habe. Oh Gott! Er wird mich umbringen! „AH!“, schreie ich auf, das ist alles zu viel Druck für mich! Ich würde am liebsten aufspringen und wegrennen, aber ich muss doch einkaufen..!

 

Jetzt zittere ich nur noch, starre einfach geradeaus, sage nichts mehr, hoffe, dass Craig einfach weggeht und mich alleine lässt! Bitte geh! Bitte geh!, schreit es immer und immer wieder in meinem Kopf. Aber Craig macht keine Anstalten auch nur aufzustehen. Ebenso hat sich sein Blick wieder normalisiert. Gott, was soll das denn alles?!

 

„Weißt du, es ist ganz schön schwer, nett zu dir zu sein, wenn du so scheiße bist“, murmelt er, wohl in der Hoffnung, ich verstände ihn nicht, und fängt an, die Sachen, die sich auf dem Gang verteilt hatten, wieder in meinen Korb zu packen. „Du hattest echt Glück, ist nichts kaputt“, meint er schließlich, als alles verstaut ist. Ich blicke zu ihm auf, da er sich erhoben hatte. Er hält mir die Hand hin. Was soll ich nur machen?! Langsam stehe ich alleine auf, Craigs übertriebene Nettigkeit macht mir echt Angst! Er zuckt kurz mit den Schultern nach dem Motto: Wenn du nicht willst, dann eben nicht.

 

Craig hält mir meinen Einkaufskorb hin, ich sehe ihn kurz an, dann nehme ich ihn entgegen. „Ngh... D-danke“, stottere ich mal wieder. Warum fällt es mir eigentlich so schwer mal nicht zu stottern, wenn ich nervös bin? Das nervt mich langsam echt, aber sowas von!

 

In diesem Moment bemerke ich, dass mein Körper übermäßig zittert, wohl schon seit einer Weile. Kaffee!, schießt es mir durch den Kopf. Sofort greife ich nach meiner Thermoskanne, die ich immer und überall mit habe. Mit zittrigen Fingern drehe ich den Deckel auf und schenke mir ein. Fast hätte ich etwas verschüttet! Aber eben auch nur fast! In wenigen Schlucken ist der nur noch lauwarme Kaffee getrunken. Ich seufze. Das tat echt gut! Irgendwie beruhigend. Das Zittern reduziert sich wieder auf das gewohnte Niveau, das ich eigentlich kaum mehr spüre, schließlich lebe ich schon seit Jahren damit.

 

„Oh Mann, du bist wirklich süchtig nach dem Zeug!“, höre ich plötzlich eine bekannte Stimme sagen und schrecke auf. Craig hatte ich ja total vergessen! Sofort blicke ich auf und sehe in sein verdattert dreinblickendes Gesicht. „I-Ich- was? Gah! N-na und?“, stammle ich als Antwort. Weißt du, wie egal mir das grade ist?!, denke ich genervt. Ja, so bin ich, wenn ich Kaffee-Entzug habe: genervt, aggressiv… Craig hebt nur beschwichtigend die Hände vor seinen Oberkörper. „Alter, kein Grund aggro zu werden! War doch nur ‘ne Feststellung!“

 

Ich seufze nur wieder. Mein Kaffee ist alle! Und auf Craigs Aussage werde ich nichts weiter sagen. Wozu auch? Ich will einfach nur noch Heim zu unseren Kaffeemaschinen – ja, wir haben drei Stück zu Hause stehen! – und mir einen heißen, schwarzen Kaffee brühen!

Langsam bücke ich mich, greife nach dem Griff der Cola-Flaschen-Packung und nehme sie auf. Ganz schön schwer, so 9 Liter, was ja praktisch 9 Kilogramm entspricht… Ob ich das bis nach Hause schaffe? Gott, sonst sind wir immer mit dem Auto gefahren! Mom ist echt gemein! Die Flaschen sind viel schwerer als der Einkaufskorb und ziehen mich auf der Seite, wo ich die Packung trage, ganz schön runter. Wenn ich mir da mal keinen Bruch hole!

Da fällt mir ein, dass ich Craig jetzt ja völlig ignoriert habe. Naja, was soll’s?

 

Endlich an der Kasse angekommen, wo Gott sei Dank nur zwei Personen stehen, kann ich das Gewicht schließlich abstellen. Gott, tut das gut! Ich ziehe kurz die Schultern zurück, um meinen Rücken zu entkrampfen. Natürlich knackt es ein-zweimal richtig laut. Die Frau, die vor mir steht, dreht sich für einige Sekunden zu mir um und sieht mich mit einem angewiderten Blick an. Ich lächle nur verlegen, bis sie sich wieder umdreht. Dann seufze ich lautlos.

 

Nach einer kurzen Weile ist das Laufband der Kasse soweit geleert, dass ich nun meine Sachen darauf legen kann. Mit aller Mühe hebe ich die schweren Flaschen auf das Band. Gott! Das muss doch echt schrecklich bescheuert aussehen, was ich hier mache! Nachdem ich es nun endlich geschafft habe, die Flasche auf das Band zu hieven, lege ich noch schnell die restlichen Produkte dabei und stelle den Korb vor der Kasse in einen Halter dafür. Kaum habe ich dies getan, schon bin ich dran. Das ging doch mal echt schnell! Die Kassiererin zieht meine Waren über ihr Lesegerät, es piept und piept und piept…

ICH WILL KAFFEE!!!, schreit es plötzlich in mir. Mein Körper zittert schon wieder heftiger. Ich wünsche mir nur, dass diese Frau sich mehr beeilen soll! Ich will doch einfach nur Heim zu einem schönen frischen Kaffee! Ich merke kaum, wie ich auf das Lesegerät der Kasse starre, bis die Frau mir den Einkaufspreis nennt, was mich aufschrecken lässt. „Äh…“, machte ich und schaue verlegen von der Kassiererin zur Preisanzeige der Kasse.

„38,59 $“, murmel ich den zu bezahlenden Betrag vor mich hin, während ich in meinem Portemonnaie nach den Scheinen suche, die passe könnten. Ich lege ein paar ab, mein Kopf rattert, da ich nun auch noch rechnen muss, obwohl mein Körper so stark nach Kaffee verlangt. GOTT!!!

Schnell lege ich den letzten Dollar in die Geldschale und warte, bis die Frau endlich abkassiert und mir mein Wechselgeld gegeben hat. SCHNELLER!!!

 

Zunächst zählt die Kassiererin die Scheine und tippt den Betrag, den ich gegeben habe, in ihrer Kasse ein. Nun legt sie jeden Schein – EINZELN wohl bemerkt – in das passende Geldfach ab. Mein Körper zittert heftiger, Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn, das spüre ich. Langsam nimmt die Frau schließlich das Wechselgeld aus der Kasse und reich es mir. „1,41$ zurück. Möchten Sie eine Tüte?“, meint sie überfreundlich, mit einem ebenso überfreundlichen Grinsen im Gesicht. Eigentlich habe ich ihr kaum zugehört, während ich das Wechselgeld in mein Portemonnaie tat, nicke aber nur, als ich das mit der Tüte höre. Sie reicht mir eine große weiße Plastiktüte, auf dem der Name des Supermarktes gedruckt ist.

Schnell nehme ich sie entgegen und verstaue die Sachen darin, als die Kassiererin noch „Vielen Dank für Ihren Einkauf. Beehren Sie uns bald wieder“, zu mir meint. „Jaja, tschüss“, murmel ich darauf nur mit einem genervten Unterton in der Stimme. Ich will einfach nur schnell nach Hause, mehr nicht.

Übereilt habe ich alle Sachen beisammen, die Flaschen sind immer noch genauso schwer wie eben, und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Jetzt muss ich aber immer noch 10 Minuten Heim laufen, was mit den schweren Flaschen sicher mindestens 20 Minuten länger dauern wird, da sich mein Arm jetzt schon anfühlt, als würde er jeden Moment abbrechen wollen.

 

  *

 

Es kommt mir vor, als wäre ich schon Stunden gelaufen, aber hätte grade mal ein Drittel des Weges geschafft. Nach einem Blick auf die Uhr muss ich feststellen, dass ich schon 15 Minuten unterwegs bin. Ich habe bereits mindestens vier oder fünf Pausen eingelegt, da die Flaschen einem echt den Arm ausreißen. Einmal wären sie mir sogar fast runtergefallen. Oh Mann…

 

„Hey, Tweek!“, ruft plötzlich jemand und ich schrecke auf, zucke zusammen, schreie. Gut, dass ich die Flaschen grade im Moment abgestellt hatte, sonst hätte ich sie 100%ig fallen gelassen! Schnell wende ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und aus der ich grade gekommen bin. „C-Craig…“, murmel ich seufzend. Diesmal versuche ich nicht wegzurennen, da ich die Cola-Flaschen hätte stehen lassen müssen.

 

Langsam kommt Craig auf mich zu, ich sehe ihn an. Auch er trägt eine Einkaufstüte aus dem Supermarkt in der einen und eine Packung Cola-Flaschen in der anderen Hand. Als er bei mir ist, stellt er die Flaschen ebenfalls ab und streckt sich kurz. „Ganz schön schwer was?“, meint er und deutet hinunter zu den nun 12 Flaschen Cola. Ich antworte darauf nur mit einem Nicken. Er lächelt. Schon wieder. Warum muss dieser Kerl eigentlich dauernd lächeln und dabei so verdammt gut aussehen?! Das tut er doch sonst auch nicht oder irre ich mich?

 

Ich seufze lautlos auf, da ich nun wirklich endlich nach Hause möchte! So beuge ich mich also nach unten, um meine Packung Cola-Flaschen aufzuheben. Craig aber greift nach meiner Hand, was mich zusammenzucken lässt. Meine Wangen glühen wieder heiß auf. Gott, was soll das jetzt schon wieder?! „Lass mich die Flaschen für dich tragen und du trägst meine restlichen Einkäufe“, schlägt er vor. Warum um Himmels Willen ist dieser Typ so übertrieben freundlich zu mir? Sonst hatte er mich doch auch auf dem Kieker!

 

„W-wa-ack- Was i-ist mit dir l-los? Gah!“, frage ich irritiert, meine Stimme bebt noch mehr als sonst, was kaum verwunderlich ist, da mein Körper gerade noch heftiger zittert. Craig allerdings zuckt nur mit den Schultern als Antwort und drückt mir seine Einkaufstüte in die freie Hand. Ich nehme sie, aber was bleibt mir auch anderes übrig? Craig würde sich nicht davon abbringen lassen…

Abermals seufze ich nur und lasse ihn auch meine Packung Cola-Flaschen tragen. Wenn er meint dies tun zu müssen, dann bitte. Hauptsache ist doch, dass ich so schnell wie möglich nach Hause zu einem frischen Kaffee komme!

 

Craig geht nun neben mir her. Er trägt die beiden Packungen Cola-Flaschen, als wären es zwei Tüten Federn, dabei entspricht das Gewicht insgesamt fast 18 Kilo! Aber warum wundere ich mich überhaupt? Craig hat Muskeln – ein klasse Sixpack! – man sieht es im Schwimmbad oder jede Woche im Sportunterricht, jedenfalls wir Jungs. Wenn ich meinen Körper mit seinem vergleiche, komme ich mir noch hässlicher vor, als sonst schon. Craigs Körper ist perfekt! Er ist etwa 1,75m groß, das entspricht etwa einem halben Kopf größer als ich. Er ist schlank und sehr sportlich, was seine Muskeln ja beweisen. Ich bin total dürr und mega unsportlich. Sein langes pechschwarzes Haar glänzt in der Sonne immer so schön und ich bin mir fast schon sicher, dass es furchtbar weich sein muss. Dagegen sind meine Haare total glanzlos und spröde. Ich frage mich, was er für ein Shampoo benutzt. Seine Züge sind leicht feminin, aber auch nur ein ganz kleines bisschen, das passt sehr zu ihm. Und natürlich seine saphirblauen Augen. In denen könnte ich mich stundenlang verlieren!

Ja, Augen, die mag ich an mir auch am meisten. Sie sind groß und so dunkelbraun wie Kaffeebohnen. Wenn ich mich nach dem Duschen im Spiegel betrachte, finde ich mich hässlich. Außer meine Augen. Ich sehe mir im Spiegel in die Augen und stelle mir vor jemand anderes zu sein. Ich wünsche mir nur halb so gut gebaut zu sein wie Craig. Ich wünsche mir schönes Haar. Und ich wünsche mir meine Sucht weg. Aber diese Wünsche werden nie in Erfüllung gehen, auch wenn das mit der Koffeinsucht schnell beendet werden könnte. Aber das will ich nicht. Das Koffein gehört zu meinem Leben, zu mir! Tweek ohne Kaffee? Das geht einfach nicht! Wäre ich hingegen jemand anders, dann wäre ich nicht nach Kaffee süchtig. Kaffee passt zu Tweek Tweak – und eben nur zu Tweek Tweak!

 

Plötzlich bemerke ich, dass ich Craig furchtbar anstarre. Aber er scheint es nicht bemerkt zu haben! Ein Glück! Schnell sehe ich vor mir auf den Boden, meine Wangen glühen. Schlagartig wird mir bewusst, was ich grade über Craig gedacht habe! Oh Gott! Wieso nur?! Wieso denke ich so viel über Craig nach und dann auch noch über sowas? Was ist nur mit mir los?

 

Auf einmal bleibt Craig stehen. Ich bemerke es, erschrecke aber trotzdem kurz und wende mich zu ihm. „U-uhm?“, mache ich und sehe wohl recht komisch drein, da mein Gegenüber anfängt zu schmunzeln und schließlich zu lachen. „Was?!“, schreie ich gekränkt. Das ist wirklich nicht lustig! Aber Craig lacht noch eine Weile weiter, dann grinst er mich an. Ich bin immer noch total verwirrt. Erst langsam realisiere ich, dass wir schon vor unserem Haus stehen. „Oh…“, murmel ich verlegen. Meine Wangen färben sich rot vor Scham. Peinlich! So verdammt peinlich!

 

Craig lächelt weiter, er hat so ein schönes Lächeln – schon wieder! Ich denke schon wieder über etwas nach, das Craig macht, worüber ich eigentlich nicht nachdenken sollte!

Schließlich stellt er eine der Packungen vor unserer Haustür ab und greift nach der Einkaufstüte, die ich für ihn getragen hatte. Ich sehe nur hinter ihm zu der Packung Cola-Flaschen, als ich ihm die Tüte überlasse. „Alles okay?“, fragt er. „Ja-ah, w-was soll –ngh- sollte sein?“, entgegne ich, starre weiter auf die Cola-Flaschen vor unserer Haustür. „Naja, du- Ach schon gut“, antwortet er, winkt aber doch schließlich ab. Jetzt muss ich ihn doch ansehen, da ich den Sinn dieser Antwort nicht verstehe. Natürlich schaue ich verwirrt, aber ich belasse es dabei. „Danke für deine Hilfe“, murmel ich dann nur und schenke ihm ein ungewöhnlich ruhiges Lächeln. Er lächelt auch wieder. „Kein Ding.“

 

Langsam gehe ich an ihm vorbei zur Haustür, um sie aufzusperren und den Einkauf rein zu tragen. Und natürlich um mir einen schönen schwarzen Kaffee zu brühen

 „Uhm, Tweek?“, kommt es plötzlich von Craig, als ich mit zitternden Fingern versuche den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ich erschrecke leicht, zucke zusammen und wende mich langsam wieder zu dem Schwarzhaarigen um. „J-ja?“, fragte ich verwirrt und gucke mindestens genauso verwirrt drein. Eigentlich hatte ich gedacht, er würde gleich verschwinden. Wäre jedenfalls besser gewesen, finde ich. Er tritt ein paar Schritte zu mir vor, ich frage mich, was das soll, aber er bleibt Gott sei Dank etwas weg von mir stehe. „Am Samstag steigt ‘ne Party drüben bei Token. Da wollte ich fragen, ob du vielleicht auch kommen möchtest“, meint er nun.

Ich sehe einen Moment zu ihm runter, da ich auf der obersten Stufe der Treppe vor unserer Haustür stehe, bin ich ein Stück größer als er. Seine saphirblauen Augen sehen mich mit einem Blick an, den ich nicht zu deuten weiß. „Ähm…“, bringe ich nach gefühlten zehn Stunden Überlegzeit heraus. „Ich weiß nicht.“ Craigs Augen zeigen Enttäuschung auf, aber nur für eine Sekunde, in der ich es trotzdem bemerkt hatte. Er wendet dies jedoch schnell in einen neutralen Blick und lächelt. „Naja, bis Samstag sind es ja noch zwei Tage. Ruf mich einfach an, wenn du dir sicher bist“, sagt er mit einer eher monotonen Stimme. Ich denke, ich habe mir den leicht enttäuschten Unterton dabei nur eingebildet. Warum sollte er auch enttäuscht sein? Ich meine: Wir sind keine Freunde. – Oder? Plötzlich kommt Unbehagen in mir auf. Scheiße, was soll das denn alles? So viele Bilder erscheinen vor meinem inneren Auge, die ich so schnell versuche zu verdrängen, wie sie gekommen sind.

„Ähm… okay“, antworte ich nun schnell auf seine Aussage hin. Es muss doch bescheuert aussehen, wenn ich immer einen Moment dastehe und ihn anstarre, bevor ich etwas antworte. Oh Mann..! Craig lächelt weiter. „Alles klar“, antwortet er, dann hebt er die Hand. „Wir seh‘n uns.“ Ich nicke darauf nur als Antwort.

 

Ich sehe Craig noch einen Moment nach, dann öffne ich die Tür. Zwar brauche ich dafür noch etwas, da mein Körper immer noch so stark zittert, aber als ich es geschafft habe, bringe ich schnell die Einkäufe in die Küche. Ich verstaue nicht ein Teil im Kühlschrank oder der Speisekammer, sondern mache mir sofort einen Kaffee.

Kaum ist er durchgelaufen, schnappe ich die Tasse und trinke, nein, schütte das schwarze Getränk meine Kehle hinunter. Es stört mich nicht, dass es noch kochend heiß ist, solange es mich beruhigt! Der bittere Geschmack des Kaffees liegt noch auf meiner Zunge, so wunderbar. Mein Körper nimmt das Suchtmittel sofort auf und ich beruhige mich langsam, ganz langsam. Das leichte Zittern spüre ich nun nicht mehr. Schön..! Jetzt kann ich mich daran machen, die Einkäufe zu verstauen. Und dann mache ich mir nochmal ernsthafte Gedanken über Samstag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Tweeky
2017-09-26T13:13:53+00:00 26.09.2017 15:13



Argh, meine letzten Tage waren so vollgestopft, eigentlich wollte ich schon viel früher weiterlesen!! ;A;
Na ja, egal, jetzt hab ich es halt auf der Arbeit gelesen, muaahaha :‘>
Jetzt aber zum Kapitel!

Es hat mir genauso gut gefallen wie das erste, meine Erwartungen wurden also NICHT enttäuscht!! >u<
Tweeks Begründung, warum er so gerne mit seiner Mutter einkaufen geht, erinnert mich voll an meine Kindheit, ich hab es auch immer geliebt, weil ich mir jedes Mal ein Eis aussuchen durfte XD
Und ich bin übrigens genauso schreckhaft, wenn mich jemand plötzlich von hinten anquatscht, ich kann seinen Schock sehr gut nachvollziehen ;w;

Und OMG, ICH FIND ES SO SÜß WIE OFT CRAIG IHN ANLÄCHELT!!! ;//u//;
Ich liebe die Vorstellung, das Craig sonst immer betont cool und emotionslos ist und bei Tweek dann so reagiert <3

Aaaaah, Tweek hat in deiner Vorstellung auch Kafeebraune Augen?? BEI MIR AUCH!! XD
Ich hab das Gefühl, die meisten verpassen ihm eher grüne Augen (vor allem bei Fanarts), aber ich finde auch, dass Kaffeebraun viel besser passt!! Schön, dass das jemand anderes auch mal so sieht!! ;w;

Aber der arme Craig… der tut mir voll leid X’D Will nur nett sein und Tweek ist voll aggro zu ihm XD Aber man kann Tweek ja verstehen, er ist immerhin auf Kaffee-Entzug, der Arme :<

„man sieht es im Schwimmbad oder jede Woche im Sportunterricht“
Dieser Satz!! X’D JEDE WOCHE!! Damit hat Tweek sich verraten!! Er glotzt jede Woche hin!!! XD (zumindest interpretiere ich das als eifriges Creek-Fangirl jetzt mal hinein, so! XD)

Mir hat es übrigens voll gefallen, dass Tweek so abgelenkt ist, dass er glatt an seinem Haus vorbeispaziert wäre XD Das war so eine süße und lustige Szene!! >u<

„Ähm, ich weiß nicht“ ist übrigens auch meine Standard-Antwort, wenn ich mit sozialen Events konfrontiert werde X’D Ich hab aber so das Gefühl, dass Tweek sich noch umentscheiden wird (ich bin genial, ich weiß hahaa XD)

Und ich find es so cute, dass Craig so leeeiiiicht enttäuscht ist… (bzw wenn man es Craig schon anmerkt, dann ist er SO WAS VON enttäuscht!!)

Ich hatte wieder total viel Spaß beim lesen!! >v<
Du schreibst wirklich, wirklich toll, das muss ich an dieser Stelle noch mal erwähnen <3

Und zum Abschied muss ich dich noch eine Sache fragen:
HAST DU AUCH DIE NEUSE FOLGE LETZTE WOCHE GESEHEEEEEEN!!!!?????
Ich bin AUSGEFLIPPT vor Begeisterung!! X’D Na ja, ich will nicht nerven, ich hab das Gefühl, mein Kommentar ist eh wieder voll lang geworden… tut mir leid xD

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!! >u<

HAVE A NICE DAY!!
Antwort von: Niche
26.09.2017 17:09
Oh stop it! Ich werd noch ganz rot bei den ganzen Komplimenten!!! >///<"
Ahahahaha /D"
Ich stell mir grade so gut vor, wie du halb am verrecken bist, weil dir die FF so gut gefällt und das an der Arbeit... Niemals an der Arbeit FFs lesen. Niemals... Hab ich neulich auch gemacht und das war schrecklich peinlich /D"

UND JA ICH BIN BEI DIESER FOLGE FAST GESTORBEN!!!!
*fangirmodus off*
Von:  Eleven
2011-05-23T20:57:30+00:00 23.05.2011 22:57
Endlich bin ich auch mal dazu gekommen, es zu lesen :D
Also dein Schreibstiel gefällt mir wie beim ersten Kapitel wunderbar. Ich mag es echt gerne wie du Tweek beschreibst, ein wneig anders, als gewohnt, wie ich finde. Also er kommt Craig geegnüber sehr reserviert rüber, der Arme Typ, der hat es mit Tweek echt nicht leicht :'D
Aber das Ganze ist gar nicht mal so schlimm, also Tweek sMisstrauen Craig gegenüber, weil du ja auch immer wieder erwähnst, wie gerne er Craigs Lächeln mag und generell, dass er so angetan von dem Aussehen von ihm ist. Das lässt nicht nur Tweek niedlich naiv wirken sondern rückt Craig gleichzeitig auch noch in einen ziemlich tolles Licht. Auch seine Art mag ich bei dir gerne. Dieses typische... Craig mäßige halt :'D
Dass er Tweek hilft und eigentlich an sich total freundlich ist, aber trotzdem noch mit dieser monotonen Art, dass er nicht weicheiartig wirkt, sondern einfach... hach~ xD
Ich bin ziemlich gespannt was bei der Party rauskommt, irgendwie scheint dieses Thema ja echt Bestandteil einer jeden FF zu sein, also hoffe ich du machst was Besonderes draus, obwohl ich davon eigentlich stark ausgehe... auch so entspricht deine FF ja nicht unbedingt nem Klischee, ich finde bei dir hören sich diese eigentlich 'alltäglichen' Situationen sehr schön an und haben etwas Besonderes an sich :) so wie der Einkauf eben.
Bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel und warte sehnsüchtig :'D
Greezes. <3
Von: abgemeldet
2011-05-22T19:43:13+00:00 22.05.2011 21:43
grrrrrrr~ samstag ;D
bin mal gespannt was da so passiert! ich gehe mal davon aus, dass tweek hingeht *hust* xD bitte schreib schnell weiter! ich saug das zeug auf wie sonst was xD!!!

LG kioki <3
Von:  Via-chan
2011-05-22T15:14:59+00:00 22.05.2011 17:14
Endlich ist Kapitel 2 draußen XD hab schon gewartet
aber dass Tweek nicht versteht, dass Craig nur nett sein will XD
Aber Tweek macht es ihm auch nicht leicht.. wehe er geht am samstag nicht hin lol
schön geschrieben, gut verständlich. irgendwo hattest du einen Rechtschreibfehler, weiß leider nicht mehr wo aber vielleicht find ich den ja noch ^^
bin auf jedenfall gespannt wie es weitergeht
lg via-chan


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