100-Storys von Remy ================================================================================ Kapitel 1: 1 Freiheit (InuYasha/Drabble) ---------------------------------------- Was hatte sie nun von ihrer Freiheit? Nichts! Naraku hatte sie einfach getötet, nachdem er ihr ihr geliebtes Herz wiedergegeben hatte. Danach wäre sie nicht mehr von ihm abhängig gewesen, aber dafür auch auf einmal so verletzlich geworden. Sonst hatte ihr kein Hieb oder Schlag etwas ausgemacht. Und jetzt? Jetzt war sie tot. Oder? Ein kurzes, knappes Lächeln huschte über mein sonst so ausdrucksloses Gesicht und eine sanfte Böe wehte mir durchs lange, weiße Haar. Nein, Kagura war nicht tot. Sie war frei. Frei wie der Wind, der sie war. ~~~ Eigentlich hatte ich zu diesem Thema zuerst einen OS geschrieben, aber dann hab' ich die InuYasha-Folge gesehen, in der Kagura stirbt und fand' das hier passender (und ehrlich gesagt auch schöner). Kapitel 2: 5 Zigarette (eigene Serie) ------------------------------------- Morgens kurz nach dem Aufstehen steckt sie sich erst einmal eine an. Erst dann geht es ans Frühstück und an den ersten Kaffee. Raus aus dem Haus auf dem Weg zum Auto die zweite. Tut fast so gut, wie der angenehm kühle Wind. Der Kollege nervt wieder am frühen Morgen, kaum das man im Büro ist. Idiot. Muss er einen immer zutexten. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm. Bis der Pc hochfährt geht noch eine. Das Mittagessen war lecker. Vor der Kantine steht man noch zusammen, unterhält sich über die Arbeit. Wieder eine zwischen den Fingern. Ein genüsslicher Zug noch, bevor man sich wieder ans Werk macht. Ein regnerischer Feierabend. Im Fernsehen läuft auch nichts. Die Freunde kommen erst später vorbei. Und es steckt, wie so oft, eine im Mundwinkel, während man sich langweilt. Endlich Party. Lachen, quatschen, Alkohol in Strömen. Immer mal steht man vor der Bar im leichten Nieselregen. Man möchte mit dem Rauch die anderen Gäste ja nicht belästigen. Einen süßen Typen abgeschleppt und jetzt bei ihm zu Hause. Im Bett. Keuchend. Stöhnend. Lust. Nur noch ein Augenblick, dann die Erfüllung. Er liegt jetzt neben mir und hält mir eine hin. Ich nehme sie dankend. Noch eine letzte für heute auf dem Balkon. Eigentlich wollte ich längst mit dem Zeug aufhören. Seufze laut und drücke die Zigarette aus. Morgen hör ich sicher auf. ... Kapitel 3: 21 Kaffee (eigene Serie) ----------------------------------- „Wieso hast du das getan…?“ Luke stellte seine Kaffeetasse, die er gerade – scheinbar – zum Trinken genommen hatte, ungenutzt zurück auf den Tisch und sah sein Gegenüber fragend an. Dieser wandte den Blick ab. Kein Wunder, bei dem was er gestanden hatte. „Könntest du mir vielleicht zumindest antworten?“ Luke hatte erneut seinen Kaffee zur Hand genommen, starrte nun aber nur starr auf das braune Gebräu. Er bekam seine ersehnte Antwort trotzdem nicht. Stattdessen holte sich auch Kai eine Tasse Kaffee. Schweigend saßen sie sich schließlich gegenüber. „Ich weiß nicht…“, murmelte Kai nach Minuten. Langsam hob Luke wieder den Blick. Noch immer hatte er von seinem Kaffee nicht getrunken. Man könnte meinen, dass er ihm noch zu heiß war. „Tse…“ Mehr fiel Luke dazu nicht ein. Es reichte aber auch schon, dass Kai den Blick wieder reumütig abwandte. Verdienterweise. Luke erhob sich schließlich. Ließ seine Kaffeetasse auf dem Tisch stehen und ging ans Küchenfenster. Er lehnte sich auf die Fensterbank und blickte hinaus. Wenn, dann müsste es wohl jetzt ausdiskutiert werden. Später könnte es nur ihrer Beziehung schaden, obwohl es darum jetzt auch schon schlecht stand. „Luke… Es tut mir wirklich Leid… Aber… Ich war betrunken.“ Natürlich. Jetzt war der Alkohol schuld gewesen. Wie es so oft war. Eigentlich sogar immer. Egal wie oft er mit einem anderen Typen geflirtet hatte, immer war er zumindest angetrunken gewesen. Und dieses Mal wieder. „Soll das jetzt deine Standardausrede werden?“ Luke hatte sich herumgedreht und es war weder Wut noch Trauer in seinen Augen zu erkennen. Wollte er es hinnehmen? „Nein… Aber…“ Ihm fiel einfach keine anständige Antwort ein. So wanderte sein Blick hinunter zu seinem Kaffee. Der blickte ihn zumindest nicht so an. Doch es würde ihm wohl auch nichts helfen, irgendwie aus dieser misslichen Lage zu kommen. Luke sah stattdessen wieder aus dem Fenster, nachdem er einen herablassenden Laut von sich gegeben hatte. Es war für ihn einfach unverständlich, wieso Kai das getan hatte. Ihre Beziehung war doch die ganze Zeit so gut gelaufen. Wenn es wenigstens eine Krise zwischen ihnen gegeben hätte, dann hätte er es verstehen können. Das wäre wahrscheinlich dann auch ein besserer Grund gewesen, sich zu trennen. Kai wusste nicht, dass Luke mit dem Gedanken spielte sich zu trennen, vielleicht weil er es selber noch nicht tat. Viel lieber wäre es ihm, wenn sie die ganze Sache einfach vergessen könnten und jetzt alles so weiter gehen könnte, wie vor seinem Geständnis. Wenn sie hier einfach wie jeden Morgen ihren Kaffee trinken könnten, sich dann verabschieden und zur Arbeit gehen. Abends würde dann Luke schon mit dem Essen auf ihn warten, sie würden zusammen essen und schließlich, wenn sie dann im Bett wären, vielleicht noch Sex miteinander haben. Aber das alles war nur Wunschdenken. Nie wieder würde es Kaffee für sie zusammen geben. „Kai… Das war zu viel…“ Luke hatte es nur geflüstert, doch der andere hatte es trotzdem gut genug gehört. Langsam hob er den Blick und sah zu seinem Gegenüber auf. Lukes Blick war von einigen Tränen verschleiert, als er den Raum verließ in dessen Mitte immer noch sein Kaffee stand. Nun kalt und einsam. Wie Kai. Kapitel 4: 26 Mitternacht (eigene Serie) ---------------------------------------- Nur noch wenige Momente und die alte Turmuhr würde Mitternacht verkünden. Jede Nacht wartete ich wieder hier, dass das Glockenschlagen erklang. Und immer wieder war es derselbe Klang, schon seit Jahrhunderten. Wie viele Nächte wartete ich jetzt nur schon? Eigentlich wusste ich es gar nicht mehr so genau, aber über so eine Zeit hinweg konnte man doch mal vergessen. Aber zumindest wusste ich noch, wieso ich jede Nacht bis weit nach Mitternacht hier war. Ja, eigentlich war es ja die einzige Zeit in der wir uns treffen konnten. Doch bis jetzt hatte er mich warten lassen. Eine leichte Windböe wirbelte mein kurzes schwarzes Haar auf, als mich ein Jaulen aus meinen Gedanken riss. Ein Wolfsjaulen oder nur gewöhnliches Hundjaulen? Ich war mir nicht genau sicher. Obwohl mir Ersteres irgendwie eher zusagen würde. Immerhin könnte es ein Anzeichen sein, dass er zurückkam. „Na, kleine Fledermaus…“ Ich erkannte die Stimme auf Anhieb. So lange war es her, dass ich sie das letzte Mal gehört hatte. Und wie sehr ich sie - und vor allem ihrem Besitzer - vermisst hatte. Ich drehte mich um und schlang die Arme um ihn. Wie lange hatte ich hier wohl nun Nacht für Nacht auf seine Rückkehr gewartet? Wie oft hatte ich die Turmuhr Mitternacht ankündigen hören? Langsam hob ich den Blick und schaute in die dunklen Augen des Werwolfes. Es war so unglaublich lange her, dass ich sie gesehen hatte. Meine Finger glitten über seine Wange, es hatte sich dort ein leichter Bartflaum gebildet. Früher hatte er sich den immer mit Mühe und Not abrasiert. Ja keinen Drei-Tage-Bart aufkommen lassen. Es bildete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen, als er mich küsste. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen.“ Er fuhr mir durch das kurze Haar, als nun auch endlich Mitternacht angekündigt wurde. Kapitel 5: 29 Regen (eigene Serie) ---------------------------------- Ein Regenschauer hatte gerade eingesetzt, als ich das Schulgebäude verlassen hatte. Zu meinem Glück war das Wetter schon heute Morgen nicht recht gut, weswegen ich einen Schirm mitgenommen hatte. Aber trotzdem störte mich der Regen. Ich war einfach eher ein Sonnenschein-Mensch. Regen machte mich aber auch immer irgendwie so traurig. Für einen Moment blickte ich in den Himmel hinauf, von dem unentwegt das Wasser zu kommen schien, als ob es nie wieder aufhören wollte. Manchmal konnte man aber auch schon meinen, dass es wirklich so war. Dann hörte der Regen aber auch nur schlagartig wieder auf, so wie er angefangen hatte. Leise seufzte ich. Doch da hörte ich auf einmal ein erfülltes Lachen. Etwas verwirrt sah ich mich um. Wer könnte sich schon über so ein Wetter freuen? Eigentlich doch nur kleine Kinder, die ihren Spaß daran hatten in den Pfützen zu plantschen. Aber es gab noch mindestens eine weitere Person, die sich darüber freute. Und diese stand nicht weit von mir entfernt. Es war ein Junge in meinem Alter, ja, er ging sogar in meine Parallelklasse. Unter den Mädchen war er wegen seines Lächelns, bei dem man – angeblich – dahin schmelzen konnte, bekannt. Er hielt seinen Schirm nicht über sich, sondern ließ dem Regen freien Lauf sich über sein Haar und seine Kleider zu ergießen. Eigentlich war er schon klitschnass und er müsste frieren, doch es störte ihn überhaupt nicht. Auf einmal wandte er sich zu mir um. Scheinbar hatte er mich die ganze Zeit nicht bemerkt, zumindest drückte das sein Gesichtsausdruck aus. Doch da lächelte er auch schon und es war wirklich zum Dahinschmelzen. Genau wie die Mädchen es immer behaupteten. Als er mir dann auch noch die Hand hinhielt, bildete sich ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen. Wollte er mir das zeigen, was er so wunderschön am Regen fand? Ich ließ langsam den Schirm sinken, schloss die Augen und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Der Regen durchnässte mich, doch überraschenderweise störte es mich jetzt auch nicht mehr. Ja, es war geradezu erfrischend. Mein Blick fiel wieder auf ihn. Auf sein sanftes Lächeln. Es zog mich an. Ich legte eine Hand auf seine Wange und spürte, wie er zusammen zuckte, trotzdem ließ er die Berührung zu. Für einen Moment senkte er den Blick, sah mir dann aber fest in die Augen. Da kam es aber auch schon über mich. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf die seinen, geradezu darauf wartend, dass er mich wegstoßen würde. Doch er tat es nicht. Nein, er erwiderte den Kuss ja sogar und legte die Arme um meine Schultern. So zeigte selbst der Regen auch mir seine schöne Seite. Und sie war wunderschön. Kapitel 6: 60 Blut (Aishiteru) ------------------------------ Das konnte einfach nicht sein. Nein! Mein Tomoya konnte doch so etwas gar nicht getan haben. Er war doch gar nicht dazu im Stande. Immerhin war er doch erst zehn Jahre alt. Wie könnte er denn so einen anderen Jungen umbringen. Nein, das war einfach nicht möglich! Das Blut an seiner Jacke musste einfach von irgendetwas anderem kommen. Ganz bestimmt war es nicht von diesem Jungen. Es musste einfach so sein. Sicherlich hatte sich Tomoya einfach irgendwo geschnitten und wollte es nicht zugeben, weil er ein tapferer Junge sein wollte. Mein Tomoya würde doch nie jemanden umbringen. Aber wieso sagte er dann, dass er es getan hatte? Wieso? Tomoya, wieso redest du nur nicht mit mir? Was ist überhaupt los mit dir? Wie konnte das alles nur passieren? Ich will und kann das einfach nicht verstehen. Wenn er es wirklich getan hat, dann will ich den Grund wissen, wieso! Was hätte ihn denn zu so einer Tat treiben können? Wie hätte er nur das Blut eines anderen Kindes vergießen können? Ich erkannte ihn einfach nicht wieder. Wo war mein Tomoya nur hin? ~~~ Ich hoffe doch sehr, dass es überhaupt noch jemand auf Mexx gibt, der dieses Dorama kennt. Zumindest habe ich hier einmal versucht, die Gedanken von Tomoya-kuns Mutter zusammenzufassen, was mir als jemand, der noch keine Kinder hat, nicht unbedingt so leicht gefallen ist. Kapitel 7: 71 Unsichtbar (Naruto/AU) ------------------------------------ Wieso sieht er mich nur nicht? Dauernd renne ich doch vor seiner Nase herum. Eigentlich kann er mich doch gar nicht übersehen. Will er mich vielleicht nicht sehen? Bin ich so abstoßend? Ein tiefer Seufzer verlässt meine Kehle, während mein Blick über den Schulhof wandert. Da drüben steht er. Mein Angebeteter. Er scheint so nah und ist doch so unerreichbar für mich. Wie lange wir es dauern bis er mich einmal sieht. „Kommst du, Sakura?“ Ich wende mich zu meiner besten Freundin und besten Feindin Ino um, die mich mit leicht gehobener Augenbraue ansieht. Ich nicke knapp und folge ihr. Gerade hat es zur nächsten Stunde geläutet und wir mussten wieder ins Klassenzimmer. Ich gehe mit ihm nicht in eine Klasse, also werde ich ihn wohl bis zum Schulende nicht mehr sehen. Irgendwie hat das auch etwas Gutes, denn so kann ich mich zumindest etwas auf den Unterricht konzentrieren, auch wenn meine Gedanken immer wieder zu ihm abschweifen. Es gibt ziemlich viele Mädchen an meiner Schule, die auch auf ihn stehen, doch nur wenige kommen an ihn heran. Er hängt aber auch immer nur mit Jungs rum, wodurch sich nur ein kleiner Teil seiner weiblichen Fangemeinde je an ihn herangetraut hat. Man wollte sich einfach nicht vor seinen Freunden blamieren. „Sakura!“ Ich ziehe missmutig die Schulter leicht hoch, als ich das Schulgebäude verlasse. Wieso muss dieser Blondschopf eigentlich immer auf mich warten. „Sakura, wie geht es dir?“, fragt er mich und strahlt mich dabei an. Naruto eben. Manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass er mit ihm befreundet ist. Sie sind so verschieden. „Es geht so“, antworte ich knapp und blicke mich schon nach ihm um. Manchmal habe ich das Glück und erwische ihn noch. Doch dann ist meistens auch schon Naruto bei ihm und ich kann ihn wieder nicht ansprechen, wie auch heute. „Hey! Sasuke!“ Wie gerne wäre ich auch so gut mit ihm befreundet. Aber wahrscheinlich wird es nie so weit kommen. Schließlich mache ich mich dann mit Ino und Hinata auf den Heimweg. „Mann“, seufzt Ino, als wir zusammen in meinem Zimmer sitzen, „mein Vater will mich einfach morgen nicht auf die Party gehen lassen. Dabei wird Sasuke vielleicht auch da sein!“ Ino steht genauso wie auch ich auf ihn. Aber – wie gesagt – das tun viele Mädchen auf unserer Schule. „Ja, sicher auch…“ Hinata bringt ihren Satz nicht zu Ende, da Ino wütend mit der Faust auf den Fußboden, auf dem wir saßen, schläg. „Ich hasse ihn dafür so sehr!“, faucht sie. Manchmal ist Ino schon etwas sehr reizbar. Gerade wenn sie etwas nicht darf, kann sie ganz schön ausrasten. Aber wir sind daran gewohnt und wissen damit umzugehen. „Schleich dich doch einfach raus… Hat doch bis jetzt auch immer ganz gut geklappt“, meine ich schließlich um sie zu besänftigen. Doch da seufz sie nur herzzerreißend. „Leider passt er in letzter Zeit besser auf…“ Ich habe schon längst die Erlaubnis meiner Eltern und so weit ich weiß selbst Hinata. Ohne Ino wird es auf der Party recht langweilig werden. Aber irgendwie kann ich mir vorstellen, dass sie es doch wieder schaffen wird, hinzugehen. Und so ist es dann auch schließlich. Mit ihrem Charme kann sie einfach selbst ihren Vater um den Finger wickeln. Wir stehen an der Bar und mein Blick schweift schon seit einiger Zeit immer wieder langsam hin und her. Ist es möglich, dass er doch nicht da ist? Eigentlich habe ich von einigen Mädchen in der Schule gehört, dass er ganz bestimmt kommt. Und wo ist er dann jetzt? Missmutig verschränke ich die Arme vor der Brust und wie es aussieht, geht es Ino nicht anders als mir. „Also irgendwie sind wir verarscht worden“, meint sie gerade so laut, dass ich sie über die Musik hinweg noch hören kann. „Nein, nein“, widerspricht Ino jedoch, „Sasuke kommt sicher noch!“ Ich zucke nur leicht mit den Schultern. So recht glaube ich ihr nicht. Es ist schon recht spät um jetzt noch auf einer Party zu erscheinen, zumindest ist es schon nach ein Uhr, wenn mich meine Uhr kurz zuvor nicht angelogen hatte. „Ino, ich muss langsam nach Hause, sonst werden meine Eltern nur sauer.“ „Kannst du ja, ich bleib’ noch etwas hier und warte auf ihn!“ Somit mache ich mich dann schlussendlich alleine auf den Heimweg, da ich Hinata nicht finden konnte. Aber wahrscheinlich ist die auch schon längst nach Hause. Ein kalter Wind weht mir um die Nase und irgendwie fühle ich mich verfolgt. Immer wieder drehe ich mich um, doch nie ist jemand hinter mir. Bilde ich mir das wirklich alles nur ein? Ich atme einmal tief durch, dann gehe ich weiter. Doch immer noch habe ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich meine, dass ich jeden Moment in eine dunkle Gasse gezogen werden könnte. Aber da passiert es auf einmal. Ich will schreien, doch mir wird der Mund zugehalten. Panisch versuche ich um mich zu schlagen, ohne zu treffen. Mir bricht der kalte Angstschweiß aus. Nur reißt mich da auf einmal jemand los. „Fass sie ja nicht mehr an!“ Ich kenne diese Stimme. Viel zu gut. Er wendet sich zu mir und hält mir die Hand hin, um mir hoch zu helfen. Danken stehe ich auf und spüre dabei, wie sich ein zarter Rotschimmer auf meinen Wangen abzeichnet. „Du solltest etwas besser auf dich aufpassen… Sakura.“ Bin ich vielleicht doch nicht so unsichtbar für ihn, wie ich die ganze Zeit dachte. Kapitel 8: 73 Lotusblüte (Digimon) ---------------------------------- „Hier…“ Es nutzte eines seiner Ohren als Hand und hielt dem ihm so ähnlich sehendem Lopmon eine rosa Blüte hin. Etwas verwirrt blickte dieses darauf und nahm sie trotzdem entgegen. „Danke“, murmelte Lopmon und wandte sich Terriermon ab, das ihm etwas enttäuscht hinterher sah, als das braune Digimon wegging. Terriermon wollte Lopmon mit der Lotusblüte, die es ihm gegeben hatte, eine Freude machen, da es wusste, dass es diese mochte. Sogar sehr. Schon lange beobachtete Terriermon Lopmon und hatte sich so einige seiner Gewohnheiten und Vorlieben gemerkt. So hatte es auch bemerkt, wie das andere Digimon immer wieder die rosa Blüten bewunderte, die es auf dem kleinen See sah, wenn es durch einen nahe liegenden Park ging. Heute Morgen hatte sich nun Terriermon daran gewagt und eine dieser Blüten aus dem Wasser geholt. Es war nicht unbedingt ein Leichtes und schon gar keine angenehme Tat, doch für Lopmon tat es Terriermon gerne. Dann so abgewiesen zu werden, fiel ihm nicht unbedingt leicht. „Terriermon…?“ Das grünliche Digimon wandte sich um und blickte etwas verwirrt Lopmon an, von dem es nun angelächelt wurde. „Du hättest nicht unbedingt in den See fallen müssen, nur um mir die Blüte zu holen…“ Zärtlich küsste Lopmon Terriermon auf die Wange, das darauf hin rot wie eine Tomate anlief. „Ach, dass war doch gar nichts!“, meinte das grünliche Digimon mit den langen Ohren schließlich übermütig. „Wenn das so ist…“ – Lopmon machte eine kurze Pause. – „Dann kannst du mir ja öfters eine bringen.“ Abrupt entglitten Terriermon die Gesichtszüge. Was machte man nicht alles für seine Angebetete. Kapitel 9: 77 EMP (elektromagnetische Impulsbombe) -------------------------------------------------- Es ist mittlerweile mehrere Jahre her, dass sich in einem einzigen Moment das ganze Leben auf der Erde verändert hat. Elly hat längst aufgehört, die Tage zu zählen und weiß schon gar nicht mehr, wie lange es wirklich her ist. Eine Rakete war an jenem Tag gen Himmel geschickt worden und hatte die Menschheit binnen Sekunden zurück ins Mittelalter versetzt. Sämtliche Elektrogeräte waren im Bruchteil eines Augenblicks unbrauchbar. Nichts ging mehr. Nicht einmal so banale Dinge, wie elektrisches Licht. Das, was das ausgelöst hatte, nannte man EMP. Eine elektromagnetischen Impuls. Es sollte 'nur' ein weiterer Schlag der USA gegen den Terrorismus sein, doch es ging alles kläglich nach hinten los. Mittlerweile nahm die Anzahl der Menschen immer weiter ab. Kaum jemand konnte - und wollte - noch ohne elektrische Geräte leben. Elly war eine der Letzten. Einsam wanderte sie durch verlassene Städte. Längst hatte die Natur sich einen großen Teil ihres Territoriums zurück erobert. Überall wo noch vor Jahren Menschen lebten, hatten sich wieder Tiere angesiedelt und überall sprießten Pflanzen. Vor der Katastrophe hätte sich Elly nicht vorstellen können, selbst Tiere zu töten. Ja, sogar zu jagen. Jetzt konnte sie schon relativ gut mit einem Speer ihre Beute erlegen. Anfangs hatte sie noch eine Pistole benutzt, um sich zu verteidigen, doch es gab längst keine Kugeln mehr. So musste sie sich umstellen. Lange war sie keinem Menschen mehr begegnet. War sie vielleicht die Letzte? Starben jetzt die Menschen aus? 7,1 Millarden Menschen einfach weg? Haben sie sich jetzt entgültig selbst ausgelöscht? Kapitel 10: 81 Krieg (eigene Serie)(gehört zu 26 Mitternacht) ------------------------------------------------------------- Heute Nacht würde ich mich endlich wieder mit ihm treffen können. So selten hatten wir die Zeit und vor allem die Chance, dass wir das konnten. Aber es war eben unser Schicksal. Schon seit Jahrhunderten waren unsere beiden Rassen im Krieg, da war es nicht leicht, wenn man sich verliebte. Doch wir wollten unsere Liebe nicht daran zerbrechen lassen, auch wenn wir uns dadurch nicht oft treffen konnten. Er, weil er einfach tagsüber nicht raus konnte, und ich, weil mir seine Artgenossen nicht unbedingt freundlich gesonnen waren. Immer wieder hatte ich mich zwar wegschleichen können, konnte dann aber nicht sicher hierher kommen. Vampire hatten wohl eine Art siebten Sinn dafür, Werwölfe aufzuspüren. Heute hatte ich endlich einmal wieder das Glück, dass ich unentdeckt hier her zum alten Kirchturm kam. Nicht mehr lange und es würde Mitternacht schlagen. Das Zeichen für ihn, dass er gehen sollte und erst in der nächsten Nacht wiederkommen sollte und weiter auf mich warten. Also müsste ich mich wohl beeilen. Ein Jaulen riss mich aus meinen Gedanken. War ich vielleicht von einem meiner Artgenossen verfolgt worden? Ich blickte mich um, doch ich konnte nicht erkennen, dass irgendwo noch ein anderer Werwolf wäre und es lag auch nicht der Geruch von einem in der Luft. Vielleicht nur ein gewöhnlicher Hund? Endlich sah ich ihn vor dem alten Kirchturm auf mich warten. Auch er schien sich – von dem Jaulen aufgeschreckt – umzusehen. Dachte er wohl über das Gleiche nach, wie ich? „Na, kleine Fledermaus…“, hauchte ich ihm ins Ohr. Ich sah es ihm an, wie erleichtert er war, als er sich nach einem kurzen Moment zu mir umdrehte. Wie lange hatte er wohl auf mich gewartet? Wie oft war er hierher gekommen und hatte sich die Beine in den Bauch gestanden? Wirklich wissen, tat ich es nicht. Irgendwann hatte ich aufgehört, die Tage zu zählen, wie lange ich ihn schon nicht gesehen hatte. Er schlang die Arme um mich und sah zu mir auf und drückte sich an mich. Ich hatte seine Nähe die ganze Zeit vermisst. Langsam hob er schließlich den Blick und fuhr mit den Fingern vorsichtig über meine Wange. Sicherlich passte ihm der leichte Bartansatz, der sich dort mit der Zeit gebildet hatte so gar nicht. Doch da bildete sich auch schon ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, die ich vorsichtig mit den meinen verschloss. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen.“ Ich fuhr ihm langsam durchs kurze Haar, als die Turmuhr auch schon zum Schlagen begann. Ein neuer Tag in diesem verfluchte Krieg, der uns wohl immer wieder so lange trennen wird. ~~~ Vielleicht beantwortet das ein paar Fragen, die in "26 Mitternacht" ungeklärt geblieben sind. Zumindest hoffe ich es doch einmal. Kapitel 11: 83 Stau (eigene Serie) ---------------------------------- Stehen. Fahren. Wieder stehen. Und wieder ein Stück fahren. Über mehrere Kilometer geht das jetzt schon so. Mit der Zeit fangen auch die Kinder an zu quengeln. "Wann sind wir endlich da?" - "Ich hab' Durst." - "Ich hab' Hunger." Immer wieder das Gleiche. Jedes Jahr das Selbe. Wieso tut man sich das eigentlich freiwillig an? Staus? Quengelnde Kinder? Die Hitze. Die Enge im Auto? Alles für ein paar Tage am Meer oder in den Bergen mit der Familie? Wieder geht es ein Stück weiter, doch nach wenigen Metern steht das Auto auch schon wieder. Genau so auch Dutzende andere vor, hinter und neben ihm. "Ich muss mal!" Tiefes Seufzen aus der vorderen Reihe des PKWs. Es dauert noch eine Weile bis der erholsame Urlaub beginnt. Und was ist dann, wenn man wieder zu Hause ist, die Erholung nach dem Stau? Kapitel 12: 90 Überdimensionaler Fruchtspieß (Death Note) --------------------------------------------------------- Ein riesiger Fruchtspieß. Nein, überdimensional traf es wohl schon fast besser. Raito verzog das Gesicht, während sich L nach und nach immer mehr der in schokoladegetauchten Früchte in den Mund schob. „Was denn“, wollte L wissen, als er Raitos Gesichtsausdruck bemerkte, „willst du auch einen? Wir haben noch genügend!“ Eigentlich waren gesunde Lebensmittel ja nicht wirklich Ls Ding, doch durch die zarte Schokoladenschicht konnte er sich wohl sogar zu ein paar Früchten hinreißen lassen. „Nein, danke“, erwiderte Raito nur kühl und wandte sich einigen Akten über Kira zu. Da wurde er aber auch schon von etwas in die Seite gestochen. Es war L mit seinem Spieß. „Ach komm schon Raito, schau nicht so grimmig. Ich kann dir von Watari auch einen holen lassen.“ „Nein, danke!“, wiederholte Raito nun mit etwas mehr Nachdruck. Doch es half nicht viel. „Zucker ist nicht nur gut für’s Gehirn, sondern auch für’s Gemüt.“ Um seine Aussage noch zu betonen, wedelte der geniale Detektiv noch belehrend mit dem Finger. Etwas misstrauisch hob Raito eine Augenbraue. „Och, schau doch nicht so! So ein Fruchtspieß ist doch was Leckeres!“ L redete noch eine ganze Weile auf den längst ziemlich genervten Raito ein, bis dieser sich schließlich dazu herab ließ und die Aufforderung von L annahm. Mürrisch knabberte er nun an den Früchten. „Na ja, dein Gemüt hebt es wohl doch nicht.“ Kapitel 13: 95 Vater (eigene Serie) ----------------------------------- Es war lange her, dass ich zu Hause bei meinen Eltern gewesen war. Aber irgendwie hatte mir die Zeit gefehlt mich in den Flieger zu setzen und von Amerika zurück nach Europa zu fliegen. Eigentlich hatte ich aber wohl auch einfach nicht den Mumm dazu mich meinem Vater gegenüber zustellen. Damals, als ich entschieden hatte, im Ausland zu studieren, hatten wir uns im Streit getrennt und seit dem kein Wort mehr miteinander gesprochen. Anfangs hatte ich ein oder zwei mal in der Woche mit meiner Mutter telefoniert, doch auch das war mit der Zeit zur Seltenheit geworden, bis es ganz wegfiel. Irgendwann hatte es mich aber auch nicht mehr gestört. Heute war ich nun nach langer Zeit wieder einmal zurückgekehrt. Eigentlich nur aus reiner Höflichkeit, war ich überhaupt vorbeigekommen. Immerhin war ich in der Nähe und Mutter würde sich sicher freuen. Bei meinem Vater war ich mir da nicht ganz so sicher. Langsam schlurfte ich die Einfahrt endlang. Wie oft war ich sie in meiner Kindheit nach der Schule hinauf gerannt, nur um meiner Mutter mitzuteilen, dass ich bei einem Freund zu Mittag essen und ich erst später heim kommen würde. Mein Vater war dann oft nicht zu Hause, manchmal kam er ja sogar noch nach mir daheim an, obwohl ich meistens auch nicht gerade früh dran war. Eigentlich hatte mein Vater allgemein nicht sehr viel von meiner Kindheit mitbekommen. Oft war er viel zu lange auf der Arbeit oder wegen irgendetwas anderem nicht zu Hause. Die Familie war ihm nie wirklich wichtig. Erst als es darum ging, wo und was ich studieren sollte, wurde ich auf einmal interessant, doch bis dahin hatte ich schon längst meinen eigenen Kopf und ließ mir gerade von ihm gar nichts sagen. Wegen der Frage, auf welche Uni ich gehen sollte, haben wir uns dann zerstritten und bis jetzt nicht versöhnt. Ich wollte dazu einmal den ersten Schritt tun. Ich drückte auf die Klingel und hoffte sehr, dass nicht unbedingt gleich mein Vater öffnen würde. Meine Gebete wurden scheinbar sogar erhört. Denn als die Tür aufging, war es meine Mutter, die dort stand. Verwirrt sah sie mich an, als ob sie ihren eigenen Sohn nicht erkennen würde. „Mark, was machst du denn hier?“ Ja, unser Abschied damals, war nicht unbedingt so perfekt verlaufen, wie er verlaufen hätte können. Aber war dass dann die richtige Begrüßung? „Ach Gottchen, tut mir Leid… Komm doch erst mal rein…“ Es wunderte mich etwas, dass Vater nicht schon längst wissen wollte, wer den an der Tür wäre. Aber womöglich war er – einmal mehr – nicht zu Hause. Eigentlich war er schon längst über siebzig, aber das hielt ihn wohl nicht davon ab, noch fleißig anderen bei der Arbeit zu helfen. Schon früher hielt ihn nichts ab, irgendwo mit zu arbeiten. Ich durfte es mir in der Küche bequem machen, an meinem alten Platz neben dem Kamin. Gut konnte ich mich noch an die kalten Winter erinnern, wenn schön warm eingeheizt war. Dann war das hier der beste Platz. Doch irgendetwas stimmte nicht. Nur konnte ich einfach nicht feststellen, was es war. „Möchtest du ein Glas Orangensaft? Ganz frisch gepresst“, fragte mich meine Mutter und blickte mich mit ihren treuen Augen an. Aber auch an denen Stimmte etwas nicht. Irgendwie lag eine gewisse Trauer darin. „Gerne“, antwortete ich, während ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Nichts wirkte verändert. „Wo ist denn Vater?“, wollte ich schließlich wissen, als mir meine Mutter das Glas Saft hinstellte. Sie blickte mich an, als ob sie ein Gespenst gesehen hätte. „Deine Schwester hat doch gesagt, sie wollte dir bescheid sagen…“ - Ich sah, wie Tränen über ihre Wangen hinunterliefen. – „Bist du deswegen nicht zur Beerdigung gekommen?“ Ich war verwirrt. Könnte es sein, dass…? Nein. Das würde er mir nicht antun! Zwar hatten wir nie so ein gutes Verhältnis, wie ich und meine Mutter, aber so grausam wäre er nicht zu mir. Er würde doch nicht einfach sterben, ohne dass wir uns verziehen hätten. Kapitel 14: 99 Straßenkreuzung (Eigene Serie) --------------------------------------------- Ein Morgen wie jeder andere. Eigentlich. Etwas gelangweilt stehe ich hier an der Kreuzung und warte wie jeden Morgen auf den Bus mit dem ich zur Schule fahre. Mein Blick wandert hin und her. Einige andere Kinder tollen miteinander herum. Ich will gar nicht erst fragen, ob sie mich mitspielen lassen, viel zu oft haben sie schon abgelehnt. So recht weiß ich gar nicht was sie gegen mich haben. Ich bin ein Kind wie sie auch, habe normale Sachen an, habe normale Eltern, die relativ normal verdienen und normalen Berufen nachgehen. Aber was ist schon normal. Ich kicke einen Stein weg und blicke wieder zu Boden. Es wird wieder derselbe langweilige Tag wie immer werden. So ist es zumindest geplant. Da spüre ich auf einmal einen Stoß von hinten und taumle auf die Straßenkreuzung. Ich höre sie lachen. Nicht mehr lange. Ein Auto kommt von rechts. Der Fahrer will noch bremsen, aber es ist längst zu spät dazu. Der Pkw erfasst mich und schleudert mich ein Stück durch die Luft. Sie lachen nicht mehr oder höre ich sie einfach nur nicht mehr? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)