100-Storys von Remy ================================================================================ Kapitel 5: 29 Regen (eigene Serie) ---------------------------------- Ein Regenschauer hatte gerade eingesetzt, als ich das Schulgebäude verlassen hatte. Zu meinem Glück war das Wetter schon heute Morgen nicht recht gut, weswegen ich einen Schirm mitgenommen hatte. Aber trotzdem störte mich der Regen. Ich war einfach eher ein Sonnenschein-Mensch. Regen machte mich aber auch immer irgendwie so traurig. Für einen Moment blickte ich in den Himmel hinauf, von dem unentwegt das Wasser zu kommen schien, als ob es nie wieder aufhören wollte. Manchmal konnte man aber auch schon meinen, dass es wirklich so war. Dann hörte der Regen aber auch nur schlagartig wieder auf, so wie er angefangen hatte. Leise seufzte ich. Doch da hörte ich auf einmal ein erfülltes Lachen. Etwas verwirrt sah ich mich um. Wer könnte sich schon über so ein Wetter freuen? Eigentlich doch nur kleine Kinder, die ihren Spaß daran hatten in den Pfützen zu plantschen. Aber es gab noch mindestens eine weitere Person, die sich darüber freute. Und diese stand nicht weit von mir entfernt. Es war ein Junge in meinem Alter, ja, er ging sogar in meine Parallelklasse. Unter den Mädchen war er wegen seines Lächelns, bei dem man – angeblich – dahin schmelzen konnte, bekannt. Er hielt seinen Schirm nicht über sich, sondern ließ dem Regen freien Lauf sich über sein Haar und seine Kleider zu ergießen. Eigentlich war er schon klitschnass und er müsste frieren, doch es störte ihn überhaupt nicht. Auf einmal wandte er sich zu mir um. Scheinbar hatte er mich die ganze Zeit nicht bemerkt, zumindest drückte das sein Gesichtsausdruck aus. Doch da lächelte er auch schon und es war wirklich zum Dahinschmelzen. Genau wie die Mädchen es immer behaupteten. Als er mir dann auch noch die Hand hinhielt, bildete sich ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen. Wollte er mir das zeigen, was er so wunderschön am Regen fand? Ich ließ langsam den Schirm sinken, schloss die Augen und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Der Regen durchnässte mich, doch überraschenderweise störte es mich jetzt auch nicht mehr. Ja, es war geradezu erfrischend. Mein Blick fiel wieder auf ihn. Auf sein sanftes Lächeln. Es zog mich an. Ich legte eine Hand auf seine Wange und spürte, wie er zusammen zuckte, trotzdem ließ er die Berührung zu. Für einen Moment senkte er den Blick, sah mir dann aber fest in die Augen. Da kam es aber auch schon über mich. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf die seinen, geradezu darauf wartend, dass er mich wegstoßen würde. Doch er tat es nicht. Nein, er erwiderte den Kuss ja sogar und legte die Arme um meine Schultern. So zeigte selbst der Regen auch mir seine schöne Seite. Und sie war wunderschön. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)