Träume nicht dein Leben - Lebe deinen Traum von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Mein Name ist Amelia, doch früher nannte man mich einfach nur Mia. Damals war alles anders gewesen. Ich hatte eine schöne Kindheit, mit Höhen und Tiefen und war sehr zufrieden mit der Familie, die ich hatte. Mein Leben verlief normal – einfach so, wie es verlaufen sollte. Doch eines Tages änderte sich alles. Von heute auf morgen hatte ich eine Bestimmung - eine Mission. Mittlerweile zähle ich schon weitaus mehr als 100 Jahre, habe eine Familie bestehend aus zwei Töchtern, einem Sohn und vier Enkeln. Mein Mann verstarb vor einem Jahr, genau an seinem Geburtstag. Und hiermit erzähle ich euch meine Geschichte... Kapitel 1: Ein ganz normaler Tag -------------------------------- Kapitel 1 - Ein ganz normaler Tag In einer großen Sporthalle ging etwas vor sich, was jeden Tag Routine war. Ein braunhaariges, zierliches und dennoch nicht gerade kleines Mädchen verteidigte sich mit allen Mitteln gegen einen großen, stämmigen, blonden Mann, welcher wild mit den Fäusten nach ihr schlug. „Gibst du etwa schon auf, Mia?“, fragte der Mann und verzog seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. „Mikel? Wovon träumst du nachts? - Stopp, das will ich gar nicht wissen“, kam es von der 17-jährigen, während sie sich duckte und hinter dem 26-jährigen verschwand. Dieser jedoch hatte diesen Zug vorausgesehen und trat nach ihr, während er sich um seine eigene Achse drehte. Ein harter Tritt traf Mia in der Magengegend und sie fiel nach hinten auf den harten Hallenboden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie sich ihren Bauch und sah zu dem Mann auf, welcher sich neben sie kniete. „Alles in Ordnung?“, kam es besorgt von ihm und ehe er sich versah, hatte Mia sich seine Hand geschnappt und ihn nach unten gezogen, sodass nun er auf dem Boden lag und sie auf ihm saß. „Bei mir ist alles bestens. Aber du solltest besser acht geben. Schließlich will ich noch was von meinem Brüderchen haben“, sagte sie mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. „Du bist ein ganz schön hinterlistiges Stück“, sagte er lachend und schmiss seine Schwester von sich runter, welche sich mit einem „Autsch“ bedankte. Dann standen beide wie durch ein geheimes Kommando auf und verbeugten sich leicht. „Dann treffen wir uns in einer Stunde am Bistro um die Ecke, ok?“, fragte Mikel und Mia nickte eifrig, während sie sich einen kalten Schluck aus ihrer Wasserflasche gönnte. Mit dieser noch an den Lippen verließ sie die Halle und betrat den Umkleideraum. Dort schnappte sie sich ihre Tasche, kramte ein paar Sachen raus (Shampoo, Duschgel, Badetuch und Waschlappen) und verschwand damit unter die Dusche, wobei sie das Tuch über die Duschwand hing. Wie neugeboren schlüpfte sie – nachdem sie sich ordentlich eingeschäumt, abgespült und abgetrocknet hatte – in ihre schwarze Röhre und zog sich das rote, kurzärmelige Longshirt über und die roten Sneakers an. Die Haare steckte sie sich zu einer Art Dutt hoch, da sie keine Lust hatte diese noch zu föhnen und verließ somit das Gebäude. Dann machte sie sich auf den Weg zu ihrer Tante, um dort ihre Tasche abzustellen, da sie bis nachhause 1 ½ Stunden zu Fuß brauchen würde. Nachdem sie geklingelt hatte, was einen grässlichen Ohrwurm mit sich brachte, öffnete eine Frau Mitte 40. „Ah Mia, komm doch rein“, begrüßte sie ihre Nichte und die 17-jährige trat ein. „Hallo Tante Ada. Ich wollte fragen, ob ich meine Sachen hier unterstellen kann, solange Mikel und ich was spachteln gehen“, kam Mia sofort auf den Punkt und ihre Tante bejahte dies. Mia stellte ihre Tasche ab und unterhielt sich noch eine Weile mit Ada über sämtliche Themen wie z.B. den Abschlussball der anstand und auch über das Fußballspiel, welches zugunsten der Engländer ausging, ehe die 17-jährige sich verabschiedete und aus der Wohnung ging. Sie stieg die Treppen des Flurs hinunter und verließ das mehrstöckige Haus. Mit einem Blick nach rechts und einem nach links überquerte sie die Straße. Dann hörte sie ihre Tante rufen und drehte sich noch einmal zu dem grauen Haus um. „Nimm meinen Schlüssel mit, falls ich nachher nicht da bin“, rief sie und warf Mia den Schlüssel hinunter. Diese lief ein Stück vor und fing ihn auf. Zum Abschied winkte sie ihrer Tante noch, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und das Bistro ansteuerte. Sie musste nur noch über eine Kreuzung und dann wäre sie da gewesen, doch als sie auf dem Zebrastreifen angelangt war, durchzuckte Mia ein Schmerz. Sie merkte, wie sie gegen hartes Metall prallte und dann den robusten Asphalt ansteuerte. Auch spürte sie, wie das Blut aus ihrem Mund lief und wie bei dem Aufprall mehrere Knochen brachen. Sie hustete und hustete und jemand rief im Krankenhaus an: „Ja, schicken sie schnell einen Krankenwagen! Warwick Lane 22. Eine junge Frau ist schwer verletzt!“ Mia lag noch eine Weile regungslos da, bis man die Sirene des Krankenwagens hörte. Die Türen sprangen auf und zwei Männer holten eine Trage hervor. Ganz vorsichtig betteten sie Mia auf die Liege und schoben sie in den Wagen. Die Türen knallten zu und das letzte, was Mia mitbekam, war, wie eine Frau einstieg (ihre Tante) und die Hand des Mädchens drückte. Dann wurde alles still und Mia versank in einem dunklen Loch. Kapitel 2: Eine neue Bekanntschaft ---------------------------------- Anmerkung der Autorin: Alle Figuren - obgleich Menschen, Elben, Zwerge, Pferde usw. - die euch aus den Herr der Ringe Filmen & Büchern bekannt vorkommen gehören J.R.R Tolkien.! Bisher gehören nur Mia, Tante Ada und Mikel mir. Ich verdiene mit dieser FF kein Geld.! Kapitel 2 - Eine neue Bekanntschaft Geflügel...Der Duft von Geflügel lag in der Luft. Ich blinzelte und öffnete langsam meine Augen. Zu schnell wollte ich mich aufsetzen und spürte daher einen stechenden Schmerz. Ich hätte gerne gesagt wo genau ich diesen Schmerz verspürte, doch es fühlte sich an, als sei mein ganzer Körper eine einzige Wunde. Nachdem ich mich einigermaßen aufgerichtet hatte, ließ ich meinen Blick umherschweifen. Es war nicht viel zu sehen, außer ein paar Bäumen, Büschen, einem alten Mann, ein paar Felsen un- Moment! Wer war denn dieser alte Zattergreis dort? Also bekannt kam der mir nicht vor. Ich glaube, dass ich mich an einen Opa mit langem grauen Bart und den dazu passenden langen, grauen Haaren erinnert hätte – oder? „Wie ich sehe seid Ihr wach. Wie fühlt Ihr Euch?“, hörte ich ihn sagen und musste mir ein Lachen verkneifen. Gott, der redete so geschwollen wie mein Urgroßvater immer. Verwirrt schaute ich den Fremden an. Erwartete der jetzt wirklich eine Antwort? Wusste der nicht, dass jede geistig gesinnte Mutter ihren Kindern jeden Tag auftischte, dass man nicht mit Fremden sprechen sollte? Anscheinend nicht, denn er wiederholte seine Frage. Nur diesmal sprach er langsamer, so als dachte er, ich hätte ihn nicht verstanden. Jetzt war es an mir den Mund aufzumachen, doch ich wusste nicht, ob ich nun auch so mittelalterlich reden sollte. Hmm...neee. „Mir geht’s den Umständen entsprechend ganz gut, danke der Nachfrage. Aber jetzt würde ich gerne wissen, wo um Gottes Willen, ich mich befinde!“, sprudelte es aus mir heraus und der Opa sah mich nachdenklich an. „Wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt in der Nähe der großen Oststraße. Auch sind wir nicht weit entfernt von Amon Sûl, der Wetterspitze.“ „Was für ein Suhl?“, fragte ich und dachte über den Erdkundeunterricht nach. Hatte ich etwa so schlecht aufgepasst, dass ich noch nie etwas über...dieses Suhl-Dingens gehört hatte? „Aber wir sind schon noch in England, ja?“ Jetzt sah mich der alte Mann verwirrt an. „England? Wo liegt das? Ich habe noch nie von solch einem Ort gehört“, antwortete er und ich schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Schließlich lebe ich doch in England und welcher Mensch kennt nicht das vereinigte Königreich-“, weiter kam ich nicht, denn der Mann unterbrach mich. „VereinigtesKönigreich?" Unsere Königreiche sind nicht vereint – nicht mehr. Arnor, das Königreich der Dúnedain zum Beispiel wurde schon im Jahre 861 des dritten Zeitalters in drei Reiche aufgeteilt: Arthedain, Cardolan und Rhudaur und in dessen Mitte liegt Amon Sûl. Zudem befindet sich ein Reich in Angmar, welches von dem Anführer der Nazgûl errichtet wurde.“ Nachdem ich meine Gedanken geordnet hatte, welche ich noch nicht einmal zum Teil verstand, runzelte ich die Stirn und leichte Panik durchflutete meine Seele. „Seit wann hat nasser Gulasch einen Anführer? Ist das nicht was zu futtern?“ Diese Worte versetzten dem grauhaarigen einen fragenden Blick. „Ich habe Euch nie von..nassem Gulasch erzählt. Ich habe lediglich die Nazgûl erwähnt.“ „Und was sind das?“ „Ringgeister, weder lebendig noch tot. Einst waren sie Menschen, durch die Gier nach Macht getrieben bekamen sie von Sauron jeweils einen Ring – neun an der Zahl. Und alle waren an den Einen Ring gebunden.“ Sicherlich konntet ihr euch denken, wie mein Gesicht aussah → fragend und die Panik sah man mir nun auch an. „Geister? Sauron? Ringe? Ich verstehe gerade gar nichts“, gab ich ihm zu verstehen und er fuhr mit seiner Erklärung fort. „Mir ist nicht bewusst, wieso Ihr so wenig wisst, dennoch will ich Euch weiteres erklären. Nach langer Zeit verstarben die neun Könige, doch ihre Seelen lebten weiter, durch die Macht der Ringe getrieben. Sie unterjochten unzählige Königreiche im Auftrag des dunklen Herrscher, Sauron. Dieser war einst ein Maia und wurde von einem Valar namens Morgoth dazu verleitet, seine Gefährten zu verraten. Im Jahre 3429 des zweiten Zeitalters griff Sauron Gondor an und wurde bei dieser Schlacht vernichtend geschlagen - da Isildur, der Sohn Elendils, ihm den Ring vom Finger schnitt. Elrond, einer der ersten Halb-Elben, riet Isildur den Ring in den Flammen des Schicksalsberges zu vernichten, doch durch die dunkle Macht des Einen nahm sich Elendils Sohn seiner an. Durch diese Tat wurde der dunkle Herrscher nicht vom Tode eingeholt und somit verweilt er noch immer auf Erden.“ Ahja...Ich sah mich suchend um. „Vermisst Ihr etwas?“ Ich sah ihn an. „Ich suche nach den Kameras. Das ist doch ein schlechter Scherz“, gab ich als Antwort und der Mann sah mich verwundert an. „Mir vermag nicht das Wissen gegeben zu sein, wieso Ihr das glaubt und auch weiß ich nicht, was Kameras für eine Bedeutung hegen. Und daher möchte ich Euch bitten, mir zu erzählen, wer Ihr seid und woher Ihr kommt.“ Ist klar. Ich erzähl jedem daher gelaufenen Kerl, wer ich bin und wo ich wohne. Ich sagte ihm im gespielt geschwollenen Ton: „Nennt mir erst Euren Namen, dann erfahrt Ihr den meinen.“ Wow, hörte sich gar nicht mal so schlecht an. Der Mann begann zu schmunzeln und antwortete mit: „Mein Name ist Gandalf. Gandalf der Graue um genau zu sein.“ Was für ein Name war das denn? Ich schüttelte leicht den Kopf und nannte ihm meinen Namen. „Mia? Ein recht ungewöhnlicher Name für eine Menschenfrau.“ „Was heißt denn für eine Menschenfrau? Außerdem ist dies nur ein Spitzname. Mein voller Name lautet Amelia.“ Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Das wiederum ist ein Name, der eines Menschen ebenbürtig ist.“ Der und sein Fachchinesisch. Da sollte doch einer über die Sprache der Jugend meckern. 20 Minuten mit dem komischen Kauz hier und man hatte nen Sprachfehler. Da stieg mir auch wieder der Duft von gebratenem Geflügelfleisch in die Nase und ich musste mich beherrschen, nicht zu sabbern. „Habt Ihr Hunger?“, fragte mich der Opa noch überflüssiger Weise und ich nickte. Gandalf – so hieß der Kerl doch, oder? - griff nach dem...Truthahn oder so und riss eine Keule ab, welche er mir in die Hand drückte. Ich bedankte mich und langte dann ordentlich zu. Ich fühlte mich, als hätte ich seit Tagen nichts gegessen und das sah man auch. „Ihr habt einen ordentlichen Appetit“, bemerkte Gandalf und ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. „Dafür müsst Ihr Euch doch nicht schämen“, sagte er lachend und ich senkte den Blick. Wie peinlich. Nachdem ich den letzten Bissen tat, streckte ich mich unter weiteren Schmerzen und dann fiel mir der große Wagen des Herrn auf. Doch nirgends war ein Pferd oder ein Esel zu sehen. Es sei denn, es wurde von etwas unsichtbarem gezogen, was mich nicht gewundert hätte. „Ähm...Herr Gandalf?“, begann ich und als er mich ansah fuhr ich fort. „Zieht Ihr den Wagen etwa selbst?“ Er begann zu lachen. „Nein, nein. Mein treuer Begleiter streunt hier nur irgendwo umher. Wieso fragt Ihr?“ „Ach, nur aus reiner Neugierde.“ Einen Moment lang sah er mich noch an, ehe er sich seinem Essen zuwand. Der aß vielleicht langsam. Naja, sollte ja nicht meine Sache sein. Ich stand auf und klopfte mir den Dreck von den Klamotten, was zu weiteren Schmerzen führte – welche aber sofort verebbten. Komisch. Es tat alles gar nicht mehr so weh, wie eben. Als hätte mir das Essen neue Kraft gegeben oder so. „Wo wollt Ihr hin?“ „Nachhause, oder zumindest nach einem Weg suchen, der mich zurück bringt. Denn dies ist sicherlich nicht mein zuhause.“ „Ich kann Euch versichern, dass es einen Weg zurück gibt. Doch es ist noch nicht die Zeit.“ „Und wann bitteschön soll die Zeit sein?“, fragte ich verzweifelt und Gandalf legte die Stirn in Falten. „Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht, doch werdet Ihr es erkennen, wenn es so weit ist.“ Tolle Aussichten waren das und so ließ ich mich zu Boden sinken, nicht ohne das ein Seufzer meine Lippen verließ. Ob meine Familie mein Verschwinden bemerkt hatte? Oder lag ich vielleicht im Koma und dies spielte sich nur in meiner Phantasie ab? Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das nicht. „Lasst den Kopf nicht hängen. Ich werde Saruman, den weißen Zauberer um Rat fragen. Er kann Euch vielleicht helfen, da er der Oberste des weißen Rats ist.“ Bei dem Wort Zauberer schaltete ich mein Gehör aus. Ganz ehrlich, das alles wurde mir langsam zu bunt. Erst war die Rede von Geistern und irgendwelchen Ringen und jetzt kam der mit einem Zauberer an. Noch absurder konnte es doch gar nicht mehr werden, oder? Kapitel 3: Ein Gasthof und ein Gnom ----------------------------------- Kapitel 3 - Ein Gasthof und ein Gnom Ein schriller Pfiff ging durch den Wald. Der alte Mann und ich standen neben dem Karren und warteten. Nach gefühlten 10 Minuten kam ein dunkelbraunes Pferd mit schwarzer Mähne und einer weißen Blesse hinter den Bäumen hervor. „Das ist aber ein schönes Tier“, sagte ich erstaunt und Gandalf strich ihm behutsam über den Kopf. „Ja das ist sie in der Tat. Ihr Name ist Samhraidh.“ Er spannte das Ross vor die Kutsche und lud dann etliche Sachen auf die Ladefläche. Mit einem Nicken bedeutete er mir, dass ich mich setzen solle. Also tat ich wie er es befahl und setzte mich. Als er sich neben mir niedergelassen hatte, nahm er die Zügel in die Hand (wortwörtlich) und spornte sein Pferd zum Laufen an. Ich hatte jetzt schon den Namen vergessen. Es war auf jeden Fall etwas mit ''S'', oder? Ach, auch egal. Wir mussten ein ganzes Stück durch den Wald fahren, was sich als ziemlich holprig herausstellte. In fünf Minuten war ich bestimmt zweimal beinahe heruntergefallen. Dann kam sie endlich. Meine Rettung. Eine Straße. „Dies ist die Oststraße. Wenn wir nach rechts reisen würden, würde uns der Weg nach Imladris führen. Doch wir schlagen den Weg nach Bree ein, wo ich Euch in einem Gasthof unterkommen lasse.“ Bree? Na endlich mal ein Name, den man sich merken kann. Und was war der erste Ort? Im..Im..Im..Im-irgendwas. Moment! „Was soll das heißen? Wollt Ihr mich etwa abschieben?“, fragte ich mit vor Schreck aufgerissenen Augen. „Natürlich nicht, aber ich möchte jemanden besuchen und kann Euch nicht mitnehmen. Es wäre unverantwortlich.“ „Unverantwortlich? So schlimm kann derjenige, den Ihr besucht, doch gar nicht sein.“ Er lachte. „Es ist schwierig. Mein Freund hat Geburtstag und es wäre nicht richtig eine Fremde mitzubringen. Auch wenn Ihr vielleicht ein hübsches Geschenk wärt.“ „Wie soll ich das denn jetzt verstehen?“, fragte ich, doch Gandalf winkte nur ab. Komischer Kauz. Jetzt machte ich mir langsam Sorgen. Aber als Sklavenhändler ging er nicht durch. Es war ein wirklich langer Weg, doch da sah ich in der Ferne schon eine große Mauer- oder sollte ich sagen eine lange Mauer? - worauf eine Hecke wuchs. Ja wirklich. Auf dem Wall war Grünzeugs. „Das ist Bree. Das größte Dorf im Breeland. Da die Oststraße und der Grünweg von vielen Leuten genutzt werden, kehren viele Wanderer, Waldläufer und andere Gesellen ein, um sich auszuruhen oder mit Waren zu handeln.“ „Also ist es so was wie eine Handelsstadt?“ Ich sah ihn fragend an und er nickte nur, als das Pferd zum Stehen kam. Gandalf stieg ab und klopfte an das große Tor. Es öffnete sich eine Luke und ein alter Mann schaute durch das kopfgroße Loch. Er besah sich Gandalf und öffnete dann. „Seid Willkommen, Gandalf.“ Der Opa nickte ihm zu, nahm die Zügel der Stute und führte sie – samt Kutsche – in das Dorf. Der seltsame Torwächter musterte mich und schloss währenddessen das Portal. „In Bree seid Ihr in guten Händen. Es gibt zwar ein paar zwielichtige Gestalten, doch die Bewohner sind alle sehr freundlich und aufgeschlossen.“ „Na das beruhigt mich doch“, sagte ich und sah mich um. Wie im Mittelalter kam ich mir vor. Die Häuser, die Menschen, alles sah so alt aus. Also nicht die Personen an sich, sondern deren Kleidung. So 17. Jahrhundert und so. Oh nein! Mein Blick traf den von Gandalf. „Sagt, muss ich etwa auch solche..Kleider tragen?“ Damit deutete ich mit einem Nicken auf eine Gruppe von Frauen. Gandalfs Kehle entfloh ein Lachen und damit nickte er. „Ich werde dem Wirt des Gasthofes, wo ich Euch hinbringen werde, anordnen, dass er Euch ein paar Kleider zur Verfügung stellt.“ „Na gut“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und lehnte mich zurück. Das konnte ja heiter werden. „Da wären wir“, kam es von Gandalf und ich las auf dem Schild des Gasthofes: „Zum tänzelnden Pony“. Sonderbarer Name für ein Wirtshaus. Geruhsam krabbelte ich von dem Karren und hielt neben dem Grauhaarigen in meiner Bewegung inne. „Und Ihr wollt mich wirklich alleine lassen?“, fragte ich ihn nervenschwach und er bedachte mich mit einem besorgten Blick, ehe er bejahte. Dann traten wir über die Türschwelle und kamen in einen stickigen, großen Raum. Gandalf steuerte auf eine Theke zu und ich folgte ihm, als sei ich nur sein Schatten. „Gandalf! Wie schön Euch zu sehen.“ Ein Mann um die 50 mit kurzen, lockigen, schwarzen Haaren und einem roten Gesicht stand dahinter und bedachte Gandalf mit einem freundlichen Blick. „Habt Dank. Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten“, während er dies vorbrachte, legte er ungefähr 30 Münzen aus Silber auf den Tresen, ehe er fortfuhr. „Meine junge Freundin hier“, damit deutete er auf mich, weswegen ich dem Wirt entgegen lächelte. „braucht ein neues Gewand. Daher möchte ich, dass Ihr ihr ein paar Kleider kauft und diese ihr zeigt. Zudem braucht sie ein Zimmer für die nächsten Tage.“ Der Wirt war ganz Ohr und nickte immer wieder. „Gut, gut. Die junge Dame bekommt eines der Gemächer mit Einzelbetten und ich werde Kunz delegieren, um die Besorgung zu machen.“ Gandalf nickte und wand sich mir zu. „Nun, Amelia-“, begann er und ich fiel ihm mit einem einfachen „Mia!“ ins Wort. „Verzeiht. Mia. Nun muss ich aufbrechen und Euch in der Obhut dieses Gasthofes lassen. Doch seid nicht betrübt. Ein Abschied führt zu einem Wiedersehen“, sprach er mit rauer und dennoch sanfter Stimme und legte seine rechte Hand auf meine Schulter. „Es herrschen sinistere Zeiten. Drum verlasst Bree nicht.“ Mit einem vorerst letzten Lächeln ließ er mich stehen und verließ das Gasthaus. Jetzt war ich allein. Allein mit wildfremden Menschen. Ein Räuspern ließ mich herumfahren und ich stand dem Wirt gegenüber, der hinter der Theke hervor gekommen war. „Mia, ich werde Euch nun Euer Zimmer zeigen.“ Ich folgte ihm eine kleine Treppe nach oben, vorbei an ein paar übelriechenden Männern. Vor einer hellbraunen Holztür blieben wir stehen und der Wirt öffnete die Tür. „Das ist die gute Stube“, sagte er und kurze Zeit später folgte ein „KUNZ!“. Mir die Ohren reibend sah ich, wie ein kleines, rothaariges Kind angelaufen kam. „Ihr habt gerufen, Herr“, kam es von ihm und ich merkte, dass dies kein Kind war, sondern ein..zu klein geratener Mann. Nannten wir ihn einfach mal Gnom. „Geleite die Dame zur Schneiderin und danach gehe zu Herrn Stechdorn und bring ihm seine Tasche vorbei.“ Der Gnom nickte und sah mich an. „Wollt Ihr vorher noch etwas essen oder trinken, Herrin?“ Hatte der mich Herrin genannt? Wie geil war das denn? Ich verneinte und so verließen wir den Bau, nachdem Kunz eine Tasche geholt hatte – anscheinend die, die dieser Stechdorn vergessen hatte. Wenn er sie überhaupt vergessen hatte. Immer wieder warf der Gnom mir einen verstohlenen Blick zu und dachte anscheinend, dass ich es nicht merkte. Also wies ich ihn auf das Gegenteil hin: „Sprecht, was liegt Euch auf dem Herzen?“ Ertappt blieb der kleine Kerl stehen und senkte sein Haupt. „Mir steht es nicht zu, Euch dies zu fragen.“ „Fragt ruhig. Ich werde Euch schon nicht den Kopf abschlagen“, ermutigte ich ihn und er lächelte leicht. „Könnten wir zuerst den Menschen besuchen und uns dann auf den Weg zur Schneiderin machen? Die Nacht bricht bald herein und ich möchte Herrn Stechdorn dann nicht so gerne besuchen.“ Ich musste schmunzeln. „Natürlich. Ist überhaupt kein Problem.“ Mit leuchtenden Augen lief er voran. Genauestens studierte ich die ganzen Wohnhäuser, Läden, Stallungen und Gärten. Von den komischen Blicken der Leute mal abgesehen, fand ich es hier recht nett. Weiter folgte ich dem kleinen- WO ZUM HENKER WAR DER DENN JETZT? Suchend sah ich mich nach ihm um, doch konnte ich ihn nirgendwo entdecken. Och nö, so was konnte ja nur mir passieren. Was sollte ich denn bloß machen? „Wir können weiter!“ „Wuah!“, vor lauter Schreck machte ich einen Satz nach vorne. Dann drehte ich mich um und sah den Gnom vor mir. „T-tut mir leid, H-Herrin“, entschuldigte er sich und das ging den ganzen Tag über. Von dem komischen Stechdorn bis zur Schneiderin hin, bekam ich gefühlte 100 Entschuldigungen zu hören. Leicht genervt betrat ich mit Kunz den Laden und eine kleine, zierliche Frau begrüßte uns. Nein, sie war kein Gnom. „Guten Tag, was kann ich für Euch tun?“, fragte sie und der Gnom antwortete: „Meine Herrin braucht neue Kleider.“ Sofort zog die Frau mich hinter sich her, als sie sich als „Bertrâdis“ vorstellte. Dann ließ sie mich auf einen kleinen Hocker steigen und verschwand in einem Nebenraum. Wenige Sekunden später kam sie mit einem Maßband zurück . Nachdem sie alle bedenklichen Körperteile gemessen hatte, verdünnisierte sie sich wieder. Diesmal dauerte es länger, bis dass sie zurück kam. Mittlerweile saß ich auf dem Schemel, als die Frau das Zimmer betrat. In den Händen hielt sie verschiedene Kleider. Ich nahm sie an mich und sie ließ Kunz eintreten, der die Kleider und die dazu passenden Schuhe mit 12 Silberstücken bezahlte. Es waren anscheinend die, die Gandalf dagelassen hatte. Irgendwie vermisste ich den alten Knaben. Mit einem „Habt vielen Dank“ verabschiedete ich mich von der Schneiderin und ging zusammen mit Kunz zurück zum Wirtshaus. Dort angekommen ging ich auf mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Jetzt besah ich mir zum ersten Mal die Kleider. Es waren drei an der Zahl, also so gesehen 3 Silberstücke pro Kleid und eines pro paar Schuhe. Ich entledigte mich meiner Kleidung und zog das erste über. Vor dem Spiegel betrachtete ich mich. Das Kleid war schlicht und in einem dunklen blau. Die Ärmel waren weiß und es sah aus, als sei es eine Bluse, die unter dem Kleid getragen wurde. Oben sah man einen viereckigen Ausschnitt und es ging in der Länge weit über den Boden hinaus. Wie gesagt, es war einfach und schlicht. Ich zog dieses aus und stülpte mir ein smaragdgrünes Kleid über. Dieses hatte denselben Ausschnitt wie das vorherige, doch sah es wesentlich schicker aus und berührte nicht ganz den Boden. Es hatte eine Corsage, die durch dunkelgrüne Schnüre zugehalten wurde und Verzierungen in derselben Farbe besaß. Zudem wurden die Ärmel nach untenhin weiter und waren auf der Seite des Ellenbogens länger als vorne. In das letzte Kleid hüllte ich mich ein, nachdem ich das grüne abstreifte. Und somit hatte ich das Kleid gefunden, was ich von nun an tragen würde. Mein Kleid. Es war anders als die anderen, das fiel mir schon auf, bevor ich es an hatte. Und ich musste erwähnen, dass es nach einem weinroten Rock mit einer weißen Bluse aussah. Der Rock ging bis zu den Fußknöcheln und man konnte sich gut drin bewegen. Die Corsagen-Bluse, welche von weißen Schnüren gehalten wurde und einen Coeur-Ausschnitt besaß, ragte über das rot, weswegen es wie ein Zweiteiler aussah. Sie hatte lange Ärmel, die nach untenhin weiter wurden. Ich drehte mich einmal im Kreis und beließ es dabei. Da ich die Corsage nicht zuschnüren konnte, zog ich das Kleid wieder aus und schlüpfte in meine eigenen Sachen. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass es mittlerweile später Abend geworden war und ich beschloss nach unten zu gehen und noch etwas zu essen. Nachdem ich dem Wirt Bescheid gegeben hatte, setzte ich mich an einen Tisch und wartete und wartete und wartete, bis schließlich ein prallgefüllter Teller vor meiner Nase stand. „Lasst es Euch schmecken“, sagte der Wirt und ich bedankte mich, ehe ich anfing zu essen. Und ich musste zugeben, dass es wirklich gut war. Nachdem ich auch den letzten Bissen hinunter geschluckt hatte, legte ich das Besteck auf den Teller und brachte es dem Mann zurück. Dieser bedankte sich und erinnerte mich, dass ich Gast sei und deswegen nichts wegräumen brauchte. Ich winkte ab und verschwand wieder auf mein Zimmer, wo ich ein weißes Nachthemd vorfand. Wer hatte sich denn da in mein Zimmer geschlichen? Na egal. Ich machte mich Bett fertig und legte mich schlafen. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen. Kapitel 4: Ein kurzes Wiedersehen --------------------------------- Kapitel 4 - Ein kurzes Wiedersehen Es war noch fast völlig dunkel, als ich mit einem Schaudern erwachte. Skeptisch schaute ich mich um und musste erkennen, dass das alles mit diesem Gandalf kein Traum war, sondern die Realität. Das wiederum machte mir Angst. Das machte mir wirklich Angst. Hätte ich nicht einfach in meinem Bett aufwachen können? Danach dann einfach den normalen Tagesablauf erleben? Wieso musste eigentlich immer ich in solche Sachen geraten? Nicht, dass ich schon einmal in einer anderen Welt gelandet wäre, aber trotzdem. Wieso musste ich hierher gelangen? Wieso konnte es nicht jemand anders sein? Ich mein...England war eines von sehr vielen Ländern auf der Erde und es konnte Zufall gewesen sein, dass jemand von dort hierherkam. Doch war es bestimmt kein Zufall, dass ausgerechnet ich einen Unfall hatte und dann hier aufwachte. Irgendwas hatte das doch zu bedeuten. Oder etwa nicht? Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf. Auch fragte ich mich, ob ich nicht wirklich im Koma lag. Und wenn wirklich, wollte ich so schnell wie möglich aufwachen. Denn ich hasste Abschiede. Auch wenn es diese ganze Welt hier nie wirklich geben sollte. Mit einem Ruck schlug ich die Bettdecke weg und setzte mich auf. Ob schon jemand wach war? Hm, das sah ich wohl, wenn ich nachgeschaut hatte. Ich schwang meine Beine über die Bettkante, schlüpfte in meine Sneakers und verließ mein Zimmer – nicht ohne einen Blick in den Spiegel geworfen und meine Haare etwas zurecht gemacht zu haben. Die Tür schloss ich hinter mir, was ein leises Quietschen verursachte. Dann ging ich hinunter in die Schenke. Dort saßen der Wirt, Kunz und ein anderer kleiner Gnom am Tisch und frühstückten. Der kleine Gnom Nummer 2 winkte mich herüber, als er mich erblickte und ich folgte seiner Geste. „Morgen“, murmelte ich leicht verschlafen und setzte mich auf einen der wackeligen Stühle. „Guten Morgen, Herrin. Habt Ihr gut geschlafen?“, fragte mich Kunz, der kleine Gnom Nummer 1 und ich nickte. „Und Ihr, Herr...Gnom?“ Bei dieser Frage brach der Wirt in schallendes Gelächter aus und ich wusste gar nicht wieso. Hatte ich was falsches gesagt? Ich ging meine Frage noch mal im Kopf durch und blieb an dem Wort ''Gnom'' hängen. Oh. Das wollte ich eigentlich gar nicht laut aussprechen. „Ich bin kein Gnom, sondern ein Hobbit, Herrin.“ „Ein was?“ „Ein Hobbit. Halbling. Gnome sehen ganz anders aus. Sie sind sehr groß und schlank“, klärte Kunz mich auf. „Und Gnome und Hobbits haben rein gar nichts gemeinsam“, sagte der Wirt, während er sich eine Scheibe Brot in den Mund schob. Naja, jetzt war ich wenigstens schlauer und wusste, dass die Gnome gar keine Gnome waren. Ist doch auch nicht schlecht. „Und auch wird die Bezeichnung ''Gnom'' nicht mehr verwendet. Heute heißen sie Noldor.“ Noldor? Hm...Ich blieb bei Gnom. Zumal ich ja auch nicht die Gnome meinte, die Kunz meinte. Seit wann waren denn Gnome groß? Was für eine verrückte Welt. Zusammen mit den dreien saß ich also da und kaute auf einem „Wie hieß das Brot noch gleich?“ „Arán cruithneachta Iomlána*“, antwortete der kleine Gnom Nummer 2, der sich mittlerweile als Hinz vorgstellt hatte. Was für ein komplizierter Name für ein dämliches, aber sehr schmackhaftes Brot. Der heutige Tag und auch die drei folgenden vergingen ziemlich schnell. Am fünften Tag (den Tag meiner Ankunft nicht einbezogen) stand ich in den Stallungen und half Hinz dabei, die Pferde, Ponys und Esel zu striegeln. All das musste der kleine Gnom sonst alleine machen. Schon mies. Ich kämmte einem der Ponys gerade den Schweif, als ich ein Wiehern von draußen hörte. „Das könnte ein neuer Gast sein“, bemerkte Hinz und drückte mir seine Pferdebürste in die Hand, ehe er durch die Stalltür nach draußen verschwand. Ich zuckte mit den Schultern und machte da weiter, wo ich aufgehört hatte. Als Hinz auch nach 15 Minuten nicht wieder auftauchte, legte ich die Sachen beiseite, führte Gaoithe zurück in seine Box und trat ebenfalls aus dem Stall. Das Bild, was sich mir bat, war nicht sehr rosig. Vier großgewachsene Männer standen um Gerstenmann Butterblume, den Wirt, herum und schubsten ihn in alle Richtungen. Am Boden lagen bereits Hinz und Kunz – schwer atmend. Dann gesellte sich auch Herr Butterblume mit einem schmerzhaften Stöhnen zu den Beiden und blieb am Boden liegen. Ich schluckte. Hatte Gandalf nicht gesagt, hier seien alle freundlich? Nein, hatte er nicht. Er hatte gesagt, dass die Bewohner freundlich waren. Leise ging ich immer weiter zurück, um unbemerkt jemanden zur Hilfe zu holen, doch so tollpatschig wie ich war, stieß ich gegen einen Eimer, der scheppernd umkippte. In meiner Bewegung innehaltend, sah ich die Männer an, die mir nun ihre ganze Aufmerksamkeit schenkten. „Na sieh einer an. Wen haben wir denn hier?“, kam es von dem großen, bulligen Typen, der so aussah, als sei er der Chef der Truppe. Er war größer und breiter als die anderen und hatte dunkle Haare und eine Hakennase. Seine Klamotten waren verdreckt und eingerissen, wie die der anderen auch. Ich trat noch einen Schritt zurück und hatte nun eine Wand im Rücken. Mist. Die Kerle kamen auf mich zu. Mit jeder Sekunde waren sie einen Schritt näher an mich heran getreten und ich schluckte erneut. Was hatten die vor? „Herr, die könnten wir mitnehmen und im nächsten Dorf für ein, zwei Goldstücke verkaufen“, sagte der Kleinste der Bande. Er hatte blonde Haare und trug eine Brille. „Sei still, Andrebis. Ich weiß genau, was ich mit dem Weib vorhab“, entgegnete der Chef grinsend und ich begann vor Angst zu zittern. Mit so etwas hätte ich als letztes gerechnet. Wer verschwendete auch einen Gedanken an eine solche Tat, wenn man in eine neue Welt kam? Wahrscheinlich 95% derjenigen, denen dies widerfuhr. Und ich gehörte zu den 5 restlichen Prozent. Was machte ich eigentlich hier? Ich kauerte in dieser Ecke wie ein getretenes Hündchen, dabei hat mir mein Bruder doch alles wichtige beigebracht. Nicht umsonst trainierte ich seit meinem zehnten Lebensjahr jegliche Kampftechniken. Ich ließ den Kerl noch näher auf mich zu kommen, bevor ich ihm mein Knie in seine edelsten Teile rammte. War zwar nicht die feine englische Art, aber was sollte ich machen? Damit er auch liegen blieb, schlug ich ihm mit meinem Ellenbogen auf den Hinterkopf, sodass er ins Land der Träume glitt. Dann sah ich zu den anderen drei Männern. Was kam jetzt? Andrebis, der Kleine, stellte sich hinter die anderen beiden und sagte: „Hunold! Reichel! Seht, was sie mit unserem Herrn gemacht hat!“ Die beiden genannten sahen sich an und nickten sich zu. Was heckten die aus? Dann gingen beide langsam auf mich zu und plötzlich zogen beide Dolche aus ihren Gürteln. Wie unfair war denn das, bitte? Den Kerl am Boden immer im Blick entfernte ich mich von den Stallungen und ließ so auch die beiden unfairen Typen in mein Sichtfeld. Jetzt hieß es handeln, oder ich hatte verspielt. Ich nahm Anlauf und rannte wie ein wild gewordener Stier auf die beiden zu. Diese waren so überrascht, dass sie ziemlich spät reagierten. Doch sie reagierten früher als ich gedacht hatte und einer erwischte mich an der Seite, als ich zwischen den beiden durch rannte. Schwer atmend blieb ich stehen und entdeckte den Dolch, der oberhalb meiner Hüfte steckte. Das musste ja passieren. Das Blut tropfte, wie Wasser aus einem Wasserhahn, auf den Boden, ehe ich den Dolch herauszog. Dies war ein großer Fehler. Der Schmerz breitete sich jetzt im gesamten Bauchbereich aus und die rote Flüssigkeit bahnte sich nun nicht mehr als Tropfen den Weg von meinem Körper zum Boden - es floss regelrecht meine Hüfte und das Bein hinunter. Ich musste mit der Ohnmacht kämpfen – zu viel Blut hatte ich bereits verloren. Meine Sicht verschwamm, doch ich hielt mich wacker auf den Beinen. Dann jedoch spürte ich einen harten Schlag im Gesicht und ich fiel in die Bewusstlosigkeit. Das letzte, an das ich dachte, war: Gandalf, hilf mir! Blinzelnd und mit einem leisen Stöhnen erwachte ich. Wo war ich? Ich fasste mir an den Kopf, der ziemlich dröhnte und fühlte einen Verband. Hatten diese Kerle etwa doch Manieren? Kaum zu glauben. „Da lässt man Euch alleine und schon nach ein paar Tagen seid Ihr in Gefahr“, hörte ich eine Stimme sagen. Diese Stimme kannte ich mittlerweile nur zu gut und ich war froh sie zu hören. Ich wendete meinen Kopf nach links und sah dem alten Mann ins Gesicht. „G-Gandalf, Ihr?“, fragte ich mit zitternder Stimme und er bejahte dies mit einem Lächeln. „Ihr könnt von Glück reden, dass ich bereits im Dorf war, als diese Missetat geschah.“ „Wo...wo sind-“, begann ich meine Frage auszusprechen, doch Gandalf unterbrach mich. „Sie sind unter Arrest gestellt worden. Auch hier werden solche Taten bestraft.“ „Eigentlich meinte ich...Gerstenmann, Hinz und Kunz.“ „Oh. Den dreien geht es den Umständen entsprechend gut und sind auch schon wieder an der Arbeit. Nur Ihr wurdet schlimmer erwischt und müsst noch eine Weile liegen bleiben.“ Ich wendete den Kopf und schaute an die Decke. „Gandalf?“ „Hm?“, kam es nur von ihm. „Werdet Ihr wieder weggehen?“ Stille. Nach gefühlten Stunden begann er zu sprechen. „Ich habe einen Auftrag. Ich muss nach Isengart reiten und den weißen Zauberer um Rat erfragen.“ „Wegen meinem ''Problem''?“ „Nein, aber dies werde ich auch ansprechen. Es geht um etwas, was mehr von belang ist. Es könnte um Leben und Tod gehen.“ Bei den Worten Leben und Tod wurde ich hellhörig und sah ihn aus den Augenwinkeln her an. „Was meint Ihr damit?“ „Das wiederum kann ich Euch nicht sagen. Ich muss erst einiges mehr in Erfahrung bringen, als reine Spekulationen“, entgegnete er und dann erhob er sich von dem Stuhl, welcher an meinen Bett stand. „Eile ist geboten. Ich muss Saruman noch heute aufsuchen, sonst könnte es schon zu spät sein.“ Ich sah ihn traurig an. Nickte aber dann und wendete mich von ihm ab. „Aber dass Ihr mir heil wieder kommt, ja?“ Wieder Stille. „Gandalf?“ Mein Blick fiel zu dem Stuhl. Dieser stand noch da, wo er vorher auch stand. Doch von Gandalf war keine Spur. Er war gegangen. Gegangen ohne ''auf Wiedersehen'' zu sagen. Hatte das etwas zu bedeuten? Sah ich den alten Herrn vielleicht nie wieder? Nein, daran wollte ich nicht denken. Ich hatte den alten Zattergreis nämlich bereits richtig ins Herz geschlossen, auch wenn wir uns noch nicht so lange kannten. Erklärungen: * ''Arán cruithneachta Iomlána'' ist irisch und bedeutet Vollkornbrot. (ja, ich weiß: seeehr einfallsreich. xD) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)