Never [Hijikata X Reader] von gluecklich (Anger Management) ================================================================================ Kapitel 2: Niemals ------------------ »Ähm… Könntest du … mir die Mayonnaise reichen…?« Kalte, argwöhnische Augen betrachten dich von oben herab, und er bewegt sich nicht. »Bitte?« Ein Seufzer. Eine schnelle Bewegung seiner Hand. Verschränkte Arme. »Nimm dir ja nicht zu viel.« Du lächelst. »Keine Sorge, werd ich nicht.« Wirst du wirklich nicht. Du isst Pommes Frites, also schadet ein klein wenig Mayonnaise sicherlich nicht. Doch seit du Hijikata Toushirou kennst, gibst du peinlich genau Acht darauf, nicht zu viel davon zu essen. Erstens, weil du den begründeten Verdacht hast, dass du zu einem chronisch schlechtgelaunten, schwertschwingenden, lauten Kettenraucher werden könntest, wenn du zu viel Mayonnaise isst. Zweitens, weil du den begründeten Verdacht hast, dass du von einem chronisch schlechtgelaunten, schwertschwingenden, lauten Kettenraucher getötet werden könntest, wenn du zu viel Mayonnaise isst. Und drittens, weil dir, immer, wenn du diesem Mann beim Essen zusiehst, beim Gedanken an Mayonnaise ein bisschen schlecht wird. Jetzt gerade jedoch ist es okay, weil Pommes Frites und Mayonnaise einfach zusammengehören. Bescheiden tauchst du ein paar von ihnen in deinen kleinen Tropfen der gelblichen Substanz und führst sie zu deinem Mund, während du verzweifelt versuchst, nicht darauf zu achten, dass Hijikatas Reisschüssel nicht einmal sichtbar ist unter dem gigantischen Berg Mayonnaise. Das Hijikata-Special. So nennen sie es. Ein Mindrape aller Beteiligten. So nennst du es. Schweigend sitzt ihr auf der Terrasse des fürchterlichen Restaurants, das dem Shinsengumi-Vizekommandanten dieses Verbrechen gegen den menschlichen Geschmackssinn verkauft, und seht dem Sonnenaufgang zu. Moment, isst du Pommes zum Frühstück? Wow, du musst gerade reden. Obwohl es vielleicht falsch ist, es als dein Frühstück zu bezeichnen. Denn normalerweise ist Frühstück ja die Mahlzeit, die man isst, nachdem man aufgestanden ist, richtig? Und Aufstehen ist diese Sache, die man nach dem Schlafen macht. Du hast nicht geschlafen. Du warst die ganze Nacht wach, bis jetzt, also ist es nicht wirklich dein Frühstück. Es ist nur etwas, was du isst, damit deine Hände beschäftigt sind. Du brauchst immer irgendwas zu tun, wenn Hijikata bei dir ist und ihr zwei nicht … na ja, das tut, was ihr meistens tut. Denn Hijikata analysiert alles, was du machst, selbst, wenn du denkst, dass du eigentlich gar nichts machst. Wenn du nur herumsitzt und in die Gegend starrst, fangen früher oder später deine Finger an, sich zu bewegen, an deinen Klamotten herumzufummeln oder in deine Handflächen zu trommeln, oder irgendetwas in der Art – einfach nur, weil du irgendwie nicht fähig dazu bist, stillzuhalten, wenn du in der Nähe dieses Mannes bist. Er macht dich nervös. Er scheint generell diesen Effekt auf Leute zu haben. Und jedes Mal fragt er dich, was in aller Welt du da tust, oder wieso du so unruhig bist, oder einfach nur, was zur Hölle mit dir los ist. Und jedes Mal weißt du nicht, was du antworten sollst. Also isst du, schweigend, und schielst immer mal wieder zu ihm herüber, nur um dir zu denken, dass er sogar gut aussieht, wenn er diese Schüssel des Schreckens herunterschlingt. Aber er ist nicht dein, nicht dein. Du selbst hast tiefe, schwärzliche Augenringe, während Hijikata völlig in Ordnung aussieht. Nun, er hat geschlafen. Das weißt du, weil du eine ganze Nacht damit verbracht hast, neben ihm zu liegen und ihn anzustarren. Nicht dein. Ihr hattet Sex gehabt – wie immer. Du warst zu Hause, als Hijikata einfach hereinplatzte, ohne zu klopfen oder sowas in der Art, die Tür zuschlug, dir das Buch, das du gelesen hattest, aus den Händen riss und dich in die Couch drückte. Du konntest den Geruch von Zigarettenrauch, Blut und Explosionen überall an ihm riechen – während du nicht einmal überprüfen konntest, ob er auch Blut auf seiner Uniform hatte, weil er so aufdringlich und stürmisch war, dass er dir dafür gar keine Zeit ließ. Alles, was du sehen konntest, war sein wütendes Gesicht, seine undurchdringlichen Augen und Strähnen schwarzen Haares, und bevor du es überhaupt realisieren konntest, hatte er den Großteil seiner Uniform gar nicht mehr an. »W-Was zur Hölle ist… Was machst… Hi-Hijikata-san! Was ist passiert?«, brachtest du mühsam hervor, während du halbherzig versuchtest, ihn wegzudrücken. Du hörtest ihn etwas knurren, was nach »Später.« klang, und als du ihn noch beleidigen wolltest, begannen seine Hände schon, eine Reihe von Dingen zu tun, die dich davon abhielten, vollständige Wörter oder Sätze zu bilden. Er ließ sich Zeit. Der Himmel war bereits tiefschwarz und du fühltest dich irgendetwas zwischen erschöpft und völlig zerstört, als er mit dir fertig war. Du warst still in dein Schlafzimmer gehuscht, um dir frische Unterwäsche anzuziehen (und die größtenteils feuchten Kleidungsstücke zu beseitigen, die du unter dem Fernsehtisch gefunden hattest), und nun standest du im Wohnzimmer und betrachtetest den Rücken des Mannes auf deinem Balkon. Er hatte seine Hosen wieder angezogen, aber nicht sein Hemd. Arschloch. Er musste doch wissen, dass er es dir damit nicht besonders leicht machte. Und natürlich rauchte er. Auf dem Balkon. Deine Mundwinkel zuckten zu seinem schmalen Grinsen. Ja, doch, du warst ziemlich stolz darauf. Vielleicht war es so etwas wie dein Lebenswerk. Ein Meisterstück. Auch, wenn du nicht wirklich wusstest, wie in aller Welt du das geschafft hattest, wusstest du sehr wohl, dass du Hijikata Toushirou erfolgreich dazu erzogen hattest, nicht in deiner Wohnung zu rauchen. Letztendlich sind es die kleinen Dinge im Leben, die die Menschen glücklich machen sollten… Schweigend tratst du in den Türrahmen, der nach draußen führte, und versuchtest, ihn anzulächeln. »Hungrig?«, fragtest du seinen Hinterkopf. »Nee«, antwortete er. »Gib mir einfach was zu trinken.« Es war immer dasselbe. Er wollte nie etwas zu essen, aber du fragtest ihn immer, weil du immer hungrig warst. Ja – Sex mit Hijikata machte dich hungrig. Vielleicht aß er nur deshalb nicht mit dir, weil er wusste, dass Essen nachts nicht besonders gesund war. Aber da du kein perfekt trainierter Polizist sein musstest, war dir das ziemlich egal. Du wusstest, dass er Kaffee gewollt hätte, aber du gabst ihm nie welchen. Erstens, weil Kaffee zu dieser Tageszeit genauso ungesund war wie Essen und du nicht wolltest, dass er die ganze Nacht über wach in deiner Wohnung herumhing – aus mehreren offensichtlichen Gründen. Und zweitens, weil du ihn einmal dabei beobachtet hattest, wie er Mayonnaise in seinen Kaffee geschüttet hatte. Das war etwas, was du nicht nochmal sehen wolltest. Nicht noch ein einziges Mal. Also reichtest du ihm eine Wasserflasche, als du neben ihn auf den Balkon tratst. Er beschwerte sich nicht. Stattdessen trank er fast die halbe Flasche in einem, nahm dann einen weiteren Zug an seiner Zigarette und drehte schließlich seinen Kopf zur anderen Seite – um zu rülpsen. Du gluckstest. Männlich. »Also…«, begannst du langsam, immer darauf achtend, nicht ihn anzusehen, sondern den klaren Himmel über euch. »Willst du mir von deinem fürchterlich schlechten Tag erzählen?« Er seufzte und schnipste einen kleinen Ascheregen herunter in die dunkle Straße. »Sie sind ein Haufen lausiger Idioten. Keiner von ihnen ist fähig dazu, irgendeine Arbeit zu erledigen, selbst wenn es nur darum geht, die verfickte Toilette zu putzen. Und sobald ich nicht da bin, schmeißen sie Partys als seien sie gottverdammte Teenager, und dann heulen sie natürlich rum, ›Oooh, neeein, bitte niiicht‹, wenn ich ihnen sage, sie sollen gefälligst Seppuku begehen…« Eine Sekunde lang schlosst du die Augen und versuchtest, nicht zu lachen. »Hijikata-san, das ist kein schlechter Tag«, sagtest du. »Das ist ein normaler Tag. Du erzählst mir jedes Mal solches Zeug und ich glaube wirklich nicht, dass du so wütend warst, nur weil alles so ist wie immer. Komm schon…« Du riskiertest einen raschen Blick in die Seite seines Gesichts, nur um direkt darauf deine sehr interessierte Analyse des Mondes fortzuführen. Dennoch konntest du dein kleines, weises Lächeln nicht verstecken. »Was hat Sougo diesmal gemacht?« Er gab ein leises, frustriertes Schnauben von sich und starrte seine Zigarette an. »Kam irgendwie in mein Zimmer, während ich gearbeitet hab.« »Und?« »Hat meinen Kleiderschrank in die Luft gejagt.« »Oh.« »Und meinen Futon.« »Oh.« »Ich weiß nicht mal, wieso. Normalerweise versucht er nur, mich umzubringen, aber ich war ja nicht einmal da. Er wusste das. Was zur Hölle sollte das?« »Na ja, ich schätze, er hasst dich wirklich sehr.« »Du versuchst nicht mal, hilfreich zu sein, oder?« »‘Tschuldige… Also, wann kriegst du neue Sachen?« »Keine Ahnung. Ich hab’s Kondou-san noch nicht mal erzählt.« »Lass mich raten – du hast dein Zimmer gesehen, hast dich umgedreht und kamst direkt hierher, um mir eine verdammte Heidenangst einzujagen.« »Hab ich dir Angst eingejagt?« »Ein bisschen. Du bist immer sauer, wenn du hierherkommst, aber normalerweise schaffst du es noch, wenigstens anzuklopfen und hallo zu sagen, wenn du reinkommst.« »Hmh. Ich musste einfach nur irgendwas tun, um mich selbst davon abzuhalten, Amok durch die gesamte Stadt zu laufen.« »Na ja, es ist immer eine Ehre, wenn es mir erlaubt ist, so eine große Hilfe zu sein, Edo zu beschützen… Schätze ich.« »Lass den Sarkasmus; Ich bin immer noch angepisst –« »Du bist immer angepisst.« »– weil ich keine Klamotten für morgen habe. Einen neuen Futon hab ich bis morgen Abend auf jeden Fall, aber ich werde in der stinkenden Uniform von heute arbeiten müssen, nur wegen diesem Bastard… Was machst du?« »Du müsstest in deiner stinkenden Uniform arbeiten, weil du dir nicht die Zeit genommen hast, irgendjemandem zu sagen, dass du eine neue brauchst«, korrigiertest du ihn, während du dich wegdrehtest und zurück in deine Wohnung tratst. »Aber mach dir keine Sorgen. Du kannst hier schlafen, solang du keinen eigenen Futon hast, und ich mach jetzt deine Wäsche.« Und während du tatsächlich mitten in der Nacht eine Shinsengumi-Uniform wuschst, ging er schlafen. So läuft es immer. Der Captain der ersten Division der Shinsengumi tut irgendetwas, was Hijikata anpisst, also besucht er dich, um Aggressionsbewältigungssex zu haben. Er bleibt für den Rest der Nacht in deiner Wohnung und verzieht sich am Morgen, um zur Arbeit zur gehen. Ja, in gewisser Hinsicht behandelt er dich wie eine Prostituierte, und manchmal denkst du, dass du ein bisschen Geld für diese Dienstleistung verlangen solltest, oder ihm einfach nur sagen solltest, dass er sich ins Knie ficken kann und aufhören soll, dich so zu benutzen, aber na ja – du kannst nicht. Du magst ihn zu sehr. Ehrlich, du magst ihn viel zu sehr. Du erinnerst dich nicht, wann genau du ihm verfallen bist, aber du weißt sicher, dass du es getan hast. Du kannst es nicht mehr abstreiten, du weißt es ganz genau. Und du weißt ebenfalls ganz genau, dass er dir nicht verfallen ist. Er wird nie irgendwem verfallen, das ist dein Verdacht. Nie wieder. Er ist nett zu dir. Und du weißt, dass das durchaus eine Ehre ist, wenn es um einen dämonischen Vizekommandanten geht. Er behandelt dich nicht wie Dreck oder sowas. Er benimmt sich tatsächlich ganz zivilisiert, wenn er bei dir ist (na ja, abgesehen vom Aggressionsbewältigungssex, aber egal) und du kannst den Gedanken nicht verscheuchen, dass das wohl seine Art sein muss, dir für das zu danken, was du für ihn tust. Aber das ist alles. Du gibst es ungern zu, obwohl du weißt, dass es die Wahrheit ist. Mehr wird es nie geben. Ihr werdet nicht einmal Freunde werden. Gott, ihr schlaft nun schon seit einer ganzen Weile miteinander und du nennst ihn immer noch beim Nachnamen. Es wir nie mehr geben als Sex, ein warmes Bett und manchmal Frühstück. Weil er nicht dein ist. Ihr beendet euer Essen, er bezahlt deines kommentarlos und dreht sich dann der Straße zu. Du willst nicht, dass er geht. »Also, ähm…«, sagst du und trittst kurz von einem Bein aufs andere. »Du weißt, dass du wiederkommen kannst, wenn immer noch kein Futon da ist, ja?« »Es wird einer da sein«, sagt er. Vielleicht solltest du versuchen, Okita zu kontaktieren und ihm sagen, dass er den neuen auch in die Luft jagen soll. »Klar«, murmelst du. Heilige Scheiße. Natürlich musstest du dich in ein Arschloch verlieben, das so sensibel wie ein Backstein ist. Wer zur Hölle tut sowas? »Gibt es … noch irgendwas, was ich für dich tun kann?« Du versuchst, es so zu sagen, dass du nicht wie eine Hure klingst, und sagst es am Ende so, dass du wie ein Teenager klingst, dem gerade das Herz gebrochen wurde. Deshalb blickt er dich kurz stirnrunzelnd an und zuckt dann einfach mit den Schultern. »Nee«, sagt er. »Die Arbeit ruft.« »Sei vorsichtig«, sagst du. Er zieht eine Augenbraue hoch und du glaubst, gleich in Ohnmacht zu fallen, bloß, weil er tatsächlich gluckst und dich flüchtig angrinst. »Klar.« Erst, als er langsam den Platz verlässt (natürlich ohne irgendetwas wie eine Verabschiedung von sich zu geben; er ist zu cool für sowas), fühlst du, wie die Müdigkeit von einer Nacht ohne Schlaf über deinen Verstand und deinen Körper rollt. Du beobachtest noch für ein paar Meter, wie er die Straße herunterschlendert, bis du dich fühlst, als würdest du gleich all die Pommes Frites wieder auskotzen, und dich dann abwendest, um nach Hause zu gehen. Du liebst es, wenn er ohne Vorwarnung in dein Heim platzt. Du liebst es, wenn er wirkt, als versuche er, jeden Zentimeter deines Körpers zu fressen. Du liebst es, wenn er über seine Kollegen schimpft und flucht und du die einzige bist, die würdig ist, all diesen Hass zu ertragen. Du liebst alles, was er tut. Und dennoch hasst du alles, was du über ihn weißt. Es ist nicht viel. Ja, es gibt wenige Fakten, die du über Hijikata Toushirou kennst, und trotzdem bist du fähig, all diese Fakten zu hassen. Hijikata Toushirou ist der Vizekommandant der Shinsengumi. Er liebt diese Position, diese Polizeieinheit und diese Arbeit. Er ist seinem Kommandanten furchtbar treu und widmet sich bedingungslos allem, was mit ihm zu tun hat. Einst verliebte er sich in ein Mädchen, über das er fast nie spricht. Dieses Mädchen ist ein Grund für seinen Krieg gegen Okita Sougo. Dieser Krieg wird nie enden, weil er nie von diesem Mädchen wegkommen wird. Du bist nicht dieses Mädchen – was zum letzten Fakt führt, den du kennst, und den du von allen am meisten hasst. Er ist nicht dein. Er wird niemals dein sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)