Rest in Peace and fly away von Awkward-Penguin ================================================================================ Kapitel 1: Bitterkalte Nacht ---------------------------- Das Feuer prasselte leise in der Dunkelheit und spendete ein wenig Licht. Es war sehr dunkel für eine Vollmond-Nacht. Um das Feuer hatten sich die vier Abenteurer versammelt, eng aneinander gerückt, um nichts von der kostbaren Wärme entweichen zu lassen. Es war wirklich kalt in der Nacht. Keiner sagte ein Wort. Sie waren alle zu niedergeschmettert von den Schrecken der letzten Tage. Es war Jessica, die das Schweigen brach. „Wir hätten früher da sein müssen. Wir hätten sie retten können.“ Yangus seufzte. „Wir hätten nichts tun können. Sie wollte es so. Sie hat dem Chef hier doch extra dieses Schlüssel-Dings-Bums gegeben!“, antwortete er, doch dann sah er wieder ins Feuer. Hero seufzte nur. Er wandte schon seit geraumer Zeit nicht mehr den Blick vom Feuer ab und dachte scheinbar nach. Angelo wunderte sich, wie er so lange in das Feuer starren konnte, ohne dass ihm die Augen weh taten. Normalerweise würde er ja abseits stehen und die anderen beobachten, doch dazu war es ihm zu kalt, viel zu kalt. Darum blieb er lieber am Feuer sitzen, rechts Schulter an Schulter mit Hero und links mit Jessica. Es drohte wieder zu einem unangenehmen Schweigen zu kommen, als Angelo die Stimme hob. „Ich halte es nicht für richtig, jetzt weiter darüber zu diskutieren. Es ist spät und wir müssen Morgen früh weiter.“, seufzte er und nahm sein Cape ab, um es der leicht bekleideten Jessica um die Schultern zu legen. Die Rothaarige nahm dankend an. „Schon klar, worauf du hinaus willst“, nickte Yangus zustimmend, „aber sieh dich doch mal um... weit und breit nur Feld, keine Stadt, keine Kirche, kein Garnichts!“ „Nun“, begann König Trode, der etwas abseits beim Wagen und Medea saß, „im Karren sind zwei Zelte. Die können wir hier aufbauen, um ein wenig zu schlafen.“ Jessica grummelte leicht. Der Gedanke, auf freiem Feld in einem Zelt zu schlafen, missfiel ihr sehr, doch noch schlimmer war die Vorstellung, ungeschützt auf freiem Feld schlafen zu müssen. „Die Idee ist gut. Ich kann wach bleiben und Wache schieben. Die Kälte macht mir nichts aus. Außerdem sind die Monster hier schwach, mit denen werde ich alleine fertig. Aber natürlich muss der Chef die Entscheidung treffen.“ Alle Augen richteten sich gespannt auf Hero, der selber wohl nicht ganz mitbekommen hatte, dass er angesprochen worden war. „Nun, mein Junge? Was sagst du?“, hackte der König nach. Hero brauchte noch einige Sekunden, um zu begreifen, dass er es war, der angesprochen wurde und um sich die Frage nochmal vor Augen zu führen. Dann nickte er knapp, stand auf und ging zum Karren, um die Zelte zu holen und aufzubauen. Die anderen halfen ihm dabei. In kürzester Zeit standen die beiden Zelte und die Kameraden wünschten sich eine Gute Nacht. Dann gingen Angelo und Hero in das eine, und Jessica in das andere Zelt, während Yangus der Kälte trotzte und tapfer am Feuer ausharrte. Im Zelt der Jungen breitete Angelo eine große Decke auf dem Boden aus, auf der genug Platz war für Hero und ihn zusammen. Der junge Templer musste schmunzeln. Unbewusst hatte er angefangen, die junge Leibgarde des Königs „Hero“ zu nennen, da niemand seinen richtigen Namen kannte oder nannte. Er war schon ein mysteriöser Typ, dieser „Chef“. Seine Schweigsamkeit machte es nicht einfacher, ihn einzuschätzen. Einen Moment lang sah Angelo seinen Kameraden noch schmunzelnd an, dann reichte er ihm eine der beiden dünnen Decken, die sie noch im Wagen gefunden hatten. Mit der anderen legte er sich selber auf den Boden, und versuchte, das Beste daraus zu machen, was im Endeffekt allerdings nicht viel war. Dazu war es einfach zu kalt und die Decken zu dünn. Nichts desto trotz gelang es Angelo doch recht schnell, einzuschlafen. ~ Der Schlaf hielt nicht lange an. Nach nur etwa einer Stunde schreckte der Templer aus einem Albtraum hoch, in dem Dhoulmagus ihn angrinste, nachdem er Marcello niedergestreckt hatte. Das war unmöglich, redete Angelo sich ein und wischte sich den Schweiß von der stirn. Dhoulmagus war tot und Marcello hatte nichts mit den Erben der Weisen zu tun, dieser Traum war also schlichtweg unrealistisch. Nachdem er dieses Problem durch pure Logik gemeistert hatte, kam er zum nächsten, das sich allerdings nicht so einfach beheben ließ. Die Kälte war beinah unerträglich geworden. Seine Glieder bibberten wie Espenlaub und auch die dünne Decke schien rein gar nichts von der Wärme, die sein Körper abgab, zu speichern. Doch nicht nur ihm ging es so. Wenn Angelo ruhig atmete, konnte er hören, wie Heros Zähne vor Kälte klapperten und sein Atem nur Stoßweise ging. Einen Moment lang wagte es Angelo nicht, sich zu bewegen. War Hero wach? Wenn nicht, wollte er ihn auch nicht unbedingt wecken. Auch wenn diese Kälte grausam war. Nach einigen weiteren Momenten der unerträglich niederen Temperaturen fasste der junge Mann den Entschluss, der Quälerei ein Ende zu bereiten und rutschte ein Stück näher an Hero ran. Dann legte er seine Eigene über Heros Decke und zog beide so zurecht, dass die beiden Männer unter beiden Decken lagen. Hero drehte schnell und erschrocken den Kopf. Fragend und verwirrt sag er sein Gegenüber an. Er war also doch wach. „Keine Sorge, gleich wird uns beiden wärmer!“, versicherte Angelo ihm und lächelte. Der junge Soldat nickte offensichtlich verschlafen und lächelte zurück. Es war wirklich schon um einiges wärmer geworden. Dann drehte er sich wieder auf die Seite, so konnte er am besten schlafen. Seltsamer Weise war es bei Angelo ganz ähnlich, nur dass er es bevorzugte, auf der anderen Seite einzuschlafen. So lagen die beiden Rücken an Rücken und schläferten sich gegenseitig mit dem hypnotischen Klang ihrer ruhigen Atemzüge ein. ~ Yangus saß draußen am Feuer und dachte nach. Es kam nicht oft vor, dass er so in sich hinein horchte, da der oft so impulsive Ex-Bandit normalerweise rein emotionell und impulsiv handelte. Aber nun dachte er an die vergangenen Wochen, die er mit dem Chef und dem König verbracht hatte. Und er dachte zurück an seine Zeit in Pickham, die Zeit mit der Roten Elster und die ganzen Überfälle, die er begangen hatte. Es war wohl besser so, wie es jetzt war. In den letzten Wochen hatte Yangus gelernt, wie viel besser es war, ein ehrliches Leben zu führen. Er hatte dem Chef viel zu verdanken. Ein leises Rascheln zog Yangus Aufmerksamkeit auf sich. Schnell drehte er sich um und sah, wie Jessica aus ihrem Zelt kam und sich streckte. Langsam legte er seine Keule wieder weg. „Was machst du denn hier draußen?“, fragte er verwundert und legte noch ein Scheit ins Feuer, damit es nicht aus ging. Jessica setzte sich zu ihm. „Es ist kalt im Zelt und ich wollte mich ein wenig ans Feuer setzen.“, antwortete sie und schlang die Decke enger um sich. Yangus nickte leicht. „Ja, es ist wirklich sehr kalt. Aber dauert ja nicht mehr lange, bis die Sonne aufgeht!“, antwortete er und sah in den Himmel. Am Horizont war schon ein heller Streifen zu erkennen. Jessica nickte. Auch sie sah zum hellen Streifen am Himmel. „Dann machen wir uns auch bald auf den Weg!“, seufzte der Ex-Bandit. Er sah einen Moment zum Zelt der beiden Jungen und rieb sich die Augen. „Auch wenn ich müde bin!“ „Du solltest auch ein wenig schlafen, sonst bist du morgen nicht fit!“, murmelte Jessica müde und rieb sich ebenfalls die Augen. „Ich muss wach bleiben. Der Chef und Angelo brauchen den Schlaf dringender.“ „Dann bleibe ich eben wach! Ich kann sowieso nicht schlafen.“ Yangus seufzte. Er wusste, wie stur Jessica sein konnte, und sie würde sich nicht mehr davon abbringen lassen, wach zu bleiben. Außerdem war sie eine starke Schwarzmagierin. „Na gut“, gab er sich geschlagen und stand auf, „dann gehe ich jetzt zum Chef und Angelo ins Zelt!“ Jessica nickte und rieb sich die Finger vor dem Feuer. Yangus ging zum Zelt und öffnete die Stofftür, um mitten in der Bewegung zu erstarren. Dann drehte er sich wieder rum. „Was ist?“, fragte Jessica und stand auf, um zu ihm zu kommen, doch Yangus schüttelte den Kopf. „Nichts!“, winkte er ab. „Es ist nichts!“ Doch nun war die Neugier der Magierin geweckt. Sie kam zu ihm und sah an ihm vorbei. Trotz der Abwehrversuche des Ex-Banditen gelang es Jessica nach kürzester Zeit, einen Blick in das Zelt zu werfen. Was sie sah, überraschte sie. Angelo und Hero lagen eng aneinander gekuschelt, Arm in Arm und schliefen. Sie musste lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)