Even if the morrow is barren of promisses von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Contentio (Einsatz) ------------------------------ Kapitel 1: Contentio (Einsatz) Es war eine Mission wie viele andere davor. Ein Problem, dass ShinraInc. lösen will. Oder vielmehr muss, da sich der Konzern so stark im Alltag der Menschen manifestiert hat, dass eine Reaktion auf Missstände im Land geradezu von der Leitung erwartet wurde. Aber es handelte sich eher um ein kleines Problem. Eine Gruppe Aufständischer, deren Intentionen Shinra unbekannt waren, hat es sich offenbar zum Ziel gesetzt, das Land und seine Leute zu terrorisieren. Bisher glichen die Aktionen der Aufständischen eher denen pubertärer Jugendlicher, die sich auf gewaltsame Weise Gehör verschaffen wollten: Denkmäler wurden zerstört, Scheunen in Brand gesteckt, einzelne Leute überfallen. Doch nun nahm die Gewalt ein neues Ausmaß an: die Rebellen sind in ein Dorf westlich des Landes eingedrungen, jagten die Bewohner aus ihren Häusern und beanspruchten diese für sich. Sie forderten Geld und Nahrungsmittel von den Familien ein, doch viele konnten nicht geben, was die Eindringlinge forderten. Es war eine ländliche Gegend, bewohnt von Bauern, die davon lebten, was die Felder und Obstbäume hergaben. Laut Einsatzbericht soll es auch schon Tote unter den Bewohnern geben. So schlimm es für die Bauern auch sein mag, für Shinra ist es ein kleines Problem. Daher war Sephiroth mehr als verwundert, dass er an dieser Mission teilnehmen sollte. „Wir schicken eine Gruppe von Infanteristen hin, 12 Mann, das müsste ausreichend sein, um diesen Aufständischen das Handwerk zu legen.“, antwortete Direktor Lazard auf Sephiroths Nachfrage, „Ich möchte, dass jemand von den Erfahrenen das Geschehen im Auge behält und die Männer anführt. Du kannst mir danach Bericht erstatten, ob sich vielleicht jemand besonders durch seine Leistungen hervorgetan hat...Es ist Zeit, neue SOLDIER-Anwärter auszubilden.“ Nun, das klang plausibel. Der darauffolgende Morgen war klar und kühl. Sephiroth machte sich auf zum Sammelplatz, wo die für den Einsatz bestimmten Infanteristen schon bereit und geordnet warteten. Gerade wurden mehrere Hubschrauber fertig gemacht und bereitgestellt. Während er das Geschehen beobachtete, hörte Sephiroth Schritte hinter sich. „Nun mein Freund, es scheint, als würde uns diesmal eine gemeinsame Mission erwarten.“ Sephiroth drehte sich um und blickte in das Gesicht von Angeal. Es war ernst aber freundlich, wie immer. Hinter ihm folgte Genesis, der sich nach einem kurzen kontrollierenden Rundblick, ebenfalls an den General wandte: „Nun sag bloß, du stehst auch auf der Einsatzliste? Warum schickt Shinra uns drei, zusammen mit den Infanteristen, um in einem einzigen Dorf für Ordnung zu sorgen?“ Sephiroth hob die Schultern. „Nun, Lazard meinte, ich solle die Organisation des Einsatzes übernehmen...“ „...und die Augen nach neuen SOLDIER-Anwärtern offen halten, jaja, das haben Angeal und ich auch gesagt bekommen.“, unterbrach Genesis, „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich für meinen Teil kann das nicht nachvollziehen.“ „Im Moment sind es erst mal unsere Befehle. Es ist nicht unsere Aufgabe, sie zu hinterfragen. Freut euch doch lieber, dass wir mal wieder gemeinsam im Einsatz sind.“, lenkte der Schwarzhaarige ein. Sephiroth und Genesis gaben ihrem Freund recht. Gemeinsam teilten sie die Männer in drei Gruppen ein, die jeweils einer von ihnen anführen sollte, und gaben erste Anweisungen. Die jungen Infanteristen folgten sehr aufmerksam den Instruktionen ihres jeweiligen Befehlshabers, stolz, zusammen mit diesen drei erfahrenen 1st class SOLDIERn kämpfen zu dürfen. Nacheinander hoben die Hubschrauber ab und flogen in Richtung Westen. *** Nach etwa einer Stunde erreichten sie den Einsatzort. Obgleich sie ein ganzes Stück abseits des Dorfes gelandet waren, wird ihr Kommen sicher nicht unbemerkt geblieben sein. Es war also Vorsicht geboten. Sephiroth studierte während des Fluges noch einmal genau den Einsatzplan und gab nun genauere Informationen. „Bei den Aufständischen handelt es sich um einfache Zivilisten, von denen die wenigsten eine Ausbildung mit Waffen erfahren haben dürften. Ihre größten Mittel zum Zweck sind Terror und Einschüchterung. Wir rechnen mit etwa dreißig feindlichen Individuen. Dennoch sollten sie nicht unterschätzt werden, denn offensichtlich gibt es unter ihnen Experten, die die Fäden in den Händen halten. Beobachter berichten von einem Gebrauch an Sprengstoff; hauptsächlich um Angst zu verbreiten. Laut unseren Erkundungsfliegern sind sämtliche Bewohner in einer Art Höhle ganz in der Nähe des Dorfes gesammelt worden und werden dort festgehalten. – Gibt es bis hierhin Fragen?“ Angespanntes, stilles Warten bekam Sephiroth als Antwort. „Gut, unsere Ziele sind folgende: a) Entkräften und Eliminieren der feindlichen Einheit, b) Beschützen der Zivilisten. Die Mission gilt als beendet, wenn von den Aufständischen keine Gefahr mehr für die Bewohner oder jemand anderen ausgehen kann. Verstanden?“ Ein geschlossenes „Ja, Sir!“ ertönte. „Wir werden in drei Gruppen agieren.“, fuhr Angeal fort, „Einheit 1 steht unter dem Befehl von General Sephiroth, Einheit 2 wird angeführt durch Commander Genesis, Einheit 3 wird mir folgen. Wir nähern uns dem Dorf von drei Richtungen. Einheit 1 und 2 kümmert sich um die Aufständischen, das Hauptziel von Einheit 3 ist das Orten und Beschützen der Zivilisten.“ „Ja, Sir!“ Alles war bereit für den Einsatz. Die drei 1st class SOLDIERs kamen noch einmal zusammen. „Wir werden die Situation sicher bald unter Kontrolle haben.“, sagte Sephiroth. „Das hoffe ich doch sehr“, antwortete Genesis, „Angeal und ich hatten gerade ein großartiges Gespräch darüber, wo Werte wie Treue und Ehrgefühl in Loveless einfließen, als der Einsatzbefehl kam.“ Er blickte linkisch zu dem Schwarzhaarigen. „Das müssen wir unbedingt fortführen, wenn wir wieder da sind.“ „Dacht ich mir doch, dass ich mich dem nicht werde entziehen können.“, entgegnete Angeal lächelnd, „Naja, nun seht aber erst mal zu, dass wir die Mission erfüllen und ihr heil wiederkommt.“ „Das steht außer Frage, mein Freund.“ Sephiroth nickte den beiden Commandern zu und verließ mit seiner Einheit den Platz. „Auf geht’s; dieser Morgen ist wie geschaffen, um Helden hervorzubringen.“, sagte Genesis und klopfte Angeal auf die Schulter. Der Schwarzhaarige blickte der roten Gestalt seines Freundes nach, eher er sich seiner eigenen Einheit widmete. ********************************************************************************* Nun, ihr Lieben, das war das erste Kapitel. Über Kommentare bin ich sehr dankbar, neben meiner Fantasie stellen sie den Quell meiner Motivation dar.^^ Kapitel 2: Impedimentum (Hindernis) ----------------------------------- Kapitel 2: Impedimentum (Hindernis) Seit kaum einer viertel Stunde tobte nun der Kampf in dem kleinen Dorf. Genesis hatte sich mit seinen Männern am nördlichen Dorfrand gesammelt und gewartet, bis auch die anderen in Position waren. Seitdem mischten sie die Aufständischen regelrecht auf, seine Einheit von Norden und Sephiroth von Süden her kommend. Es waren in der Tat teilweise sehr junge Leute, gegen die sie da kämpften. Mit offensichtlich wenig Waffenerfahrung und daher gut im Schach zu halten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Angeal fast unbemerkt von den Feinden mit seinen Männern Richtung Höhle vorstieß. Bei dem Gedanken an seinen Freund musste er lächeln. Der gute Angeal! Genesis schätzte ihn für seine Verlässlichkeit, für seine unerschütterlichen Werte und Moralvorstellungen. Er war sorgsam nicht nur im Umgang mit seinen Pflichten, sondern auch was seine Mitmenschen betrifft. Wie oft hatten sich die beiden in endlosen Gesprächen ausgetauscht, über die Welt, über ihr Leben und auch über ihre Sorgen. Ja, Angeal war der einzige, der Genesis’ Seelenleben ein wenig kannte. Ihm vertraute er sich an, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag. Hin und wieder wurde Genesis auch des Silberhaarigen gewahr, der sich zusammen mit ihm und den Infanteristen im zwar ungeordneten, aber überschaubaren Kampfgetümmel befand. Er bewunderte Sephiroth. Für seinen Kampstil, seine Kraft, seinen Status als Helden, seine überlegene Ausstrahlung. Sie trainierten oft zu dritt und Genesis war es möglich, anhand Sephiroths seine eigenen Taktiken zu verbessern. Dies kam ihm nun sehr zu gute, obgleich die unerfahrenen Rebellen kaum kämpferische Rafinesse erforderten. Zumindest nicht für die drei 1st class SOLDIERs. Die Männer, die sie anführten, hatten mehr damit zu tun, die Oberhand zu behalten. Aber er konnte sehen, dass einige mit der Überzeugung eines Jungen kämpften, dessen Ziel es ist, einmal Heldenhaftes zu vollbringen. *** Dank Sephiroth und Genesis nebst ihren Einheiten, war es Angeal bisher gut gelungen, Richtung Höhle vorzudringen. Er ging mit seinen Männern in einem natürlichen, kleinen Graben am Rande des Dorfes in Deckung, um sich zu Orientieren. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf den Höhleneingang. Drei Feinde standen mit Schusswaffen vor dem Eingang, ihre Körperhaltung und die unruhigen Bewegungen verrieten, dass sie alarmiert waren. Wieviele Bewohner mochten in dieser Höhle gefangen sein? Warum reichten drei Rebellen aus, um sie im Schach zu halten? Plötzlich vernahm er ein leises Knarren und wirbelte herum. Das Geräusch kam von einer nahegelegenen Scheune, wo sich zögerlich eine Tür öffnete. Die Männer machten sich bereit zum Kampf, doch Angeal hob die Hand um zu signalisieren, dass sie abwarten sollten, wer oder was da kam. Die Tür öffnete sich ein Stück weiter, dann erschien ein kleiner, blonder Kopf. Ein Mädchen? Das Kind blickte angstvoll umher und starrte dann die Reihe bewaffneter Soldaten an, die sich alle in ihre Richtung gedreht hatten. Wer war dieses Mädchen? War sie allein? Wo kam sie plötzlich her? Womöglich hatten sie es hier mit einer Ablenkung oder Falle zu tun. Angeal beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Er lächelte leicht und winkte die Kleine zu sich. Als diese sich nicht rührte, bedeutete er den Männern, die Waffen sinken zu lassen und zeigte seine eigenen Handflächen hervor, um zu zeigen, dass er ihr nichts böses wollte. Nun machte das Kind einen zögerlichen Schritt hinaus, dann rannte es so schnell es seine Beine trugen zu dem Graben. Atemlos hockte sie sich vor Angeal hin und plapperte darauflos. „Bist du einer von den Guten? Es sind böse Männer in unser Dorf gekommen und haben uns alles weggenommen. Dann haben sie alle in die Höhle da eingesperrt, auch Mama und Papa, nur mich nicht, ich habe mich im Heu versteckt, das war schlau, oder?“ Angeal hob eine Augenbraue und musste lächeln. „Ja, das hast du sehr gut gemacht, Kleines. Nun kannst du uns nämlich helfen, deine Eltern und auch die anderen Dorfbewohner zu befreien. Wie heißt du denn?“ „Eolie“, kam die prompte Antwort. „Gut, Eolie. Weist du denn, wieviele Leute in deinem Dorf wohnen?“ „Oh, nicht sehr viele. Ich habe...“ – sie nahm ihre Finger zur Hilfe und schien zu zählen – „...nur drei Freunde, die so alt sind wie ich. Ich hätte gerne viel mehr! Aber so kennt wenigstens jeder jeden und wenn jemand Geburtstag hat, dann feiert immer das ganze Dorf!“ Angeal versuchte sich einen Reim auf das Gesagte zu machen. Er schloss, dass sich wohl kaum mehr als fünfundzwanzig Menschen in der Höhle befinden. „Die bösen Männer haben alle hinein getrieben, ich habs genau gesehen, von der Scheune aus. Weist du, die Höhle haben wir angelegt, um da alles einzulagern, was wir so ernten. Weil es da nämlich kühl drin ist, hält sich das Obst besser und das Gemüse, das sagt Papa zumindest.“ Angeal fühlte sich kurz an seine Heimat Banora erinnert. Ja, auch die Dummäpfel wurden in kühleren Räumen gelagert, allerdings nicht in einer Höhle, sondern unterirdisch. „Diese Männer haben irgendwas, was ganz furchtbaren Krach macht und Staub aufwirbeln lässt. Das hat mir Angst gemacht, deshalb habe ich mich versteckt.“ Nun wurde Angeal hellhörig. „Meinst du vielleicht Sprengkörper? Die sind meistens rot und länglich, oder sind rund. Die werden mit Feuer angezündet...“ „Ja, ja, genau so was. Die haben schon ganz viel kaputt gemacht, damit. Unser Haus zum Beispiel...“, das Mädchen musste schluchzen, „Und am Eingang von der Höhle haben sie auch solches Zeugs angebracht. Ich habe gehört, wie einer geschrien hat, dass sie alles in die Luft jagen, wenn jemand versucht zu entwischen. Stell dir vor, dann würde der ganze Höhleneingang einstürzen. Und Mama und Papa kämen nie wieder raus.“ Nun begann die Kleine hemmungslos zu weinen. Angeal fühlte einen Stich im Herzen. Er wollte das Mädchen so gut es ging trösten und streichelte über ihren kleinen Kopf. „Hab keine Angst, Eolie. Wir sind hier, um für Frieden zu sorgen und deine Eltern und die anderen Bewohner zu retten. Ich verpreche dir, dass du deine Mama und deinen Papa gesund wiedersehen wirst. Du bleibst am besten hier und versteckst dich wieder in der Scheune. Ich lasse auch jemanden da, der auf dich aufpasst. Ok?“ Eolie schniefte und sah Angeal mit großen, nassen Augen an. „Ok.“ Der Commander wandte sich wieder der Höhle zu. Sprengsätze am Eingang, so war das also...ein gutes Mittel, um die Gefangenen davon abzuhalten, einen falschen Schritt zu tun. Irgendwo musste es jemanden geben, der die Drähte für die Detonation in den Händen hielt. Dieser jemand musste das nächste Ziel sein...sonst könnte es schlimme Folgen haben. ************************** So langsam kommt das Geschehen ins Rollen.... Kommentare werden dankbar angenommen. Kapitel 3: Alea (Wagnis) ------------------------ Kapitel 3: Alea (Wagnis) Sephiroth und Genesis war es in der Zwischenzeit gelungen, sämtliche Aufständische in ihren Bereichen unschädlich zu machen. Viele mussten getötet werden – das gehörte zu ihrem Job. Die Sicherheit der unschuldigen Zivilisten war entscheidender – die anderen wurden gefangen genommen und werden sich einem Gericht stellen müssen. Sie wurden bereits von einem Hubschrauber abgeholt, der sie nach Midgar in die Hände von Shinra liefern wird. Sephiroth und Genesis begaben sich nun zum östlichen Dorfrand, wo Angeal immernoch mit seinen Männern in dem Graben in Deckung lag. Offenbar hatte er auf sie gewartet. „Wie ist die Lage, Angeal?“, fragte Genesis. „Passt auf: die Zivilisten befinden sich allesamt in dieser Höhle. Da stehen nur drei Feinde davor. Aber der Eingang ist mit Sprengkörpern versehen...“ „Und wenn jemand Mätzchen macht, macht es *booom*?“, schloss Genesis. „Also müssen wir zusehen, dass niemand an den Auslöser rankommt, wenn wir die Bewohner befreien wollen.“, sagte Sephiroth. „Naja, die Gegend ist gut zu überblicken, ich sehe weder ein Kabel, dass von der Höhle wegführt, noch sonst irgendwas Verdächtiges.“, entgegnete Angeal, „Womöglich wird die Detonation per Fernsteuerung ausgelöst. Wer auch immer diese Fernsteuerung bei sich trägt, er könnte überall sein.“ Kurzes nachdenkliches Schweigen umgab die drei Freunde. Genesis musterte die Infanteristen. Die meisten waren müde vom Kampf oder verletzt. „Wir sind zu wenige, um die Umgebung nach irgendeinem Drahtzieher zu durchkämmen.“ „Aber wir müssen es versuchen, eine andere Lösung fällt zumindest mir nicht ein. Wir haben ja auch noch die Erkundungsflieger.“, sagte Angeal. „Negativ, die sind abgezogen. Haben scheinbar einen neuen Auftrag erhalten und hier war ja eigentlich auch alles roger, deshalb haben wir unser Einverständnis gegeben. Wir konnten ja nicht ahnen, dass es hier Schwierigkeiten gibt.“, gab Genesis zu bedenken. Angeal gab ein Brummen von sich. „Trotzdem müssen wir es versuchen, wer weiß wie lange die Menschen schon dort drin ausharren müssen. Es ist unsere Pflicht, sie zu befreien.“ *** Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und brannte auf die Erde und ihre Bewohner nieder. Es war mühsam, die Umgebung nach weiteren versteckten Feinden abzusuchen. Sephiroth ärgerte sich sehr, dass er die Luftkräfte hatte abziehen lassen. Sie wären eine immens große Hilfe gewesen. Nun hatten sie nur eine Handvoll müder Soldaten und ihren Instinkt, um mögliche Gefahren zu orten und unschädlich zu machen. Aber so sehr er auch alle seine Sinne schärfte – ihm viel nichts Verdächtiges auf, er begegnete weder einem fremden Menschen, noch passierte sonst irgendetwas, was Anlass zur Sorge gewesen wäre. Insgeheim hatte er gehofft, jemanden zu finden, der die Detonation hätte auslösen sollen. Sein Tot oder zumindest seine Festnahme hätte ihnen die Sicherheit liefern können, dass alles in Ordnung war. So aber trafen sich er, Angeal und Genesis nach einiger Zeit wieder am natürlichen Graben vor dem Höhleneingang, ohne irgendwelche Ergebnisse vorweisen zu können. Die drei feindlichen Wächter am Höhleneingang schienen sich unterdessen unschlüssig über ihr weiteres Vorgehen zu sein. Sie hatten sehr wohl bemerkt, dass die restliche Gruppe aufgerieben worden war...und sie nun zu dritt drei erstklassigen Kämpfern nebst dazugehöriger Infanterie gegenüber standen. „Alter, das isses echt nicht wert.“ „Aber der Chef wird ganz schön sauer sein.“ „Das ist mir egal, Mann. Wenn er was will, soll er seinen Arsch selber hinhalten. Ich habe keine Lust, hopp genommen zu werden! Außerdem – welche von den Versprechen, die er uns gegeben hat, hat er denn bisher erfüllt?“ „Naja...“ „Eben, keine! Ich hab da keinen Bock mehr drauf, lasst uns zusehen, dass wir verschwinden.“ „Und die Technik?“ „Was soll mit der sein? Die lassen wir hier, natürlich. Ist eh keiner mehr da, um sie zu bedienen. An das Steuerpult kommen wir jetzt eh nicht mehr ran, oder wie willst du an den Shinra-Typen dort vorbeikommen? Zwar schade um das ganze Dynamit, das war ´n halbes Vermögen, aber meine Haut ist mir allemal wichtiger!“ Möglichst unauffällig versuchten die drei Rebellen, sich langsam aber sicher von der Höhle weg und in Richtung eines Pfades zu verkrümeln, der aus der Mulde, wo das Dorf lag herausführte. „Hey, die wollen türmen.“, rief Genesis. „Hinterher!“ Vier Infanteristen und Sephiroth setzten sofort die Verfolgung an. Weit kamen die drei Flüchtlinge nicht. Der erste wurde, noch bevor er den Pfad erreichen konnte von einem der Soldaten mit einer Schusswaffe niedergestreckt. „Stop, wir brauchen sie lebendig, sie haben womöglich wichtige Informationen!“, warf Sephiroth ein, ’Zum Beispiel darüber, was nun mit diesen elenden Sprengkörpern ist.’, fügte er in Gedanken hinzu. Mit ein paar wenigen Sätzen war der General den zwei verbliebenen Feinden nun dicht auf den Fersen. Doch was er nicht ahnen konnte: der Pfad führte zu einer kleinen Aussicht oberhalb des Dorfes. Dahinter verlief die Felswand steil abwärts, es müssen mindestens 20 Höhenmeter sein. Hier nun endete die Flucht der beiden Rebellen und sie drehten sich erschrocken zu ihren Verfolgern um. Sephiroth vor sich, den Abgrund im Rücken. „Alter, scheiße!“ Die Soldaten hinter Sephiroth holten nun sehr schnell auf und stürmten ungebremst auf die Flüchtlinge zu. In einem Anflug purer Panik wichen diese noch einen Schritt zurück... und auf einmal sprangen beide von dem Felsvorsprung. „Verdammt!“ Sephiroth schaute über den Abgrund und konnte unten die beiden aufgeschlagenen Körper erkennen. Er wirbelte zu den Männern herum. „Ich sagte doch, wir brauchen sie lebend!“ „E-entschuldigung, General, wir wollten nur schnell sein...“, versuchte einer der Infanteristen einzulenken. „Es gibt noch sehr, sehr vieles, das ihr lernen müsst!“, donnerte der 1st class Kämpfer und augenblicklich erschienen die vier Soldaten noch viel unerfahrener und kleiner. Mit gesenkten Blicken kehrten sie zu den anderen zurück. „Das darf doch alles nicht wahr sein!“, wetterte Sephiroth auch noch, während er schon wieder bei Angeal und Genesis stand, „Wozu gibt man denen überhaupt Anweisungen, wenn sie sie ohnehin nicht befolgen können?“ „Sie sind unerfahren, so wie wir es einmal waren.“, versuchte Angeal ihn zu beruhigen, „Daran, was geschehen ist, können wir nun auch nichts mehr ändern.“ „Außerdem scheinen wir doch alle feindlichen Einheiten dingfest gemacht zu haben. Zumindest die von denen wir wissen, dass sie da waren.“ Genesis schnalzte mit der Zunge. „Nun lasst uns aber endlich mal die Zivilisten da rausholen, damit wir zu einem Ende kommen.“ *** Die drei SOLDIERs näherten sich langsam dem Höhleneingang. Sie waren auf der Hut, aus purer Gewohnheit. Die Felswand warf einen schmalen Schatten vor dem Eingang, wo die Hitze durch ein wenig Kühle gemildert wurde. Aus der Höhle selbst wehte ein kalter Luftstrom den Freunden entgegen. „Sag mal, Angeal, woher wusstest du das eigentlich mit den Sprengsätzen?“, fragte Genesis, nachdem die Installation rund um den Eingang sichtbar geworden war. Vier Sprengkörper waren in gleichmäßigem Abstand im Fels befestigt und durch Kabel miteinander verbunden. „Ein Mädchen hat es mir gesagt. Sie hatte sich in der Scheune versteckt und alles beobachten können.“, antwortete Angeal. „Aha. Und wo ist dieses Mädchen jetzt?“ „In habe sie zurück in die Scheune geschickt und einen der Männer dort gelassen. Sie ist in Sicherheit.“ Genesis musste lächeln. Wenn es ihm möglich wäre, würde sich Angeal wahrscheinlich um jeden einzelnen Bewohner persönlich kümmern. Soviel Mitgefühl und Ehrfurcht vor dem Individuum in einem einzigen Menschen... Manchmal wirkte der Schwarzhaarige fast zu perfekt, um menschlich zu sein. Er warf einen Seitenblick auf seinen Freund. „Ich habe kein gutes Gefühl.“, sagte Angeal plötzlich. Sephiroth nickte. Sie hatten in all den Jahren Kampferfahrung einen guten Instinkt entwickelt, der meist zuverlässig Alarm schlug, wenn Gefahr im Verzug war. Aber diese Mission musste beendet werden. Auf einmal ertönte von drinnen eine weibliche Stimme. „Was geschieht da draußen? Ist da jemand?“ „Wir sind SOLDIERs, geschickt von ShinRa.“, gab Sephiroth zurück, „Wir sind hier, um Sie in Sicherheit zubringen.“ „Den Göttern sei dank!“, kam es zurück. Langsam betraten die drei nun die Höhle. Sie war hoch genug, um aufrecht zu gehen. Genesis verengte die Augen zu Schlitzen, als sie den Eingang passierten. Der pessimistische Teil in ihm erwartete, dass just in diesem Moment alles um sie herum in die Luft fliegen würde... Aber nichts geschah. Auch Angeal atmete hörbar aus. Im Zwielicht nahmen sie Fässer und Säcke wahr, die an den Wänden deponiert waren. Offensichtlich wurde in ihnen die Ernte gelagert. „Genau wie in Banora.“, sagte Genesis leise an Angeal gewandt. Dieser gab ein antwortendes Grinsen zurück. Einige Meter vom Eingang entfernt erkannten sie eine Gruppe von Menschen. Sie waren eng zusammen gedrängt und starrten den SOLDIERn mit großen Augen entgegen. Sie waren einfache Leute, tagein, tagaus den Anblick weiter Felder und ihrer Nachbarn im Dorf gewohnt. Die Erscheinung der drei Kämpfer mit ihren Schwertern nun trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich sicherer fühlten, obgleich die Gefahr von draußen gebannt schien. „Bitte, haben Sie keine Angst.“, begann Angeal zu sprechen, „Wir haben den Rebellen draußen das Handwerk gelegt. Es ist vollkommen sicher. Vor der Höhle warten weitere Soldaten und werden für Ihre Sicherheit sorgen.“ „Sie sind wirklich alle weg?“, fragte einer der Männer. Er hielt seine Frau fest im Arm, welche wiederum ein kleines Kind an sich drückte. „Sie haben Dynamit am Eingang installiert.“ „Im Dorf und in der näheren Umgebung ist kein einziger Feind mehr auffindbar gewesen.“, entgegnete Sephiroth, „Das Gebiet dürfte als sicher erklärt werden.“ „Eolie. Haben Sie zufällig meine kleine Tochter gesehen? O Gott, sie muss irgendwo da draußen sein...“ „Beruhigen Sie sich, ich habe sie bereits getroffen. Sie hat sich in der Scheune versteckt und wird dort nun zusätzlich von einem unserer Männer bewacht.“, sagte Angeal ruhig. Sephiroth wurde ungeduldig. „Nun aber Schluss mit dem Geplänkel und raus hier!“ Er hatte immernoch ein seltsames Kribbeln im Nacken. Obwohl er wusste, dass kein Feind mehr da war, der die Sprengsätze auslösen konnte, machten sie ihn mehr als nervös. Sie hatten ja nicht in Erfahrung bringen können, wo sich die Zündung befand. Genesis nickte seinem silberhaarigen Gefährten dankbar zu. Auch er fühlte sich unbehaglich. Er machte eine einladende Bewegung Richtung Ausgang, um die Zivilisten endlich zum gehen zu bewegen. Sie rührten sich nur langsam aus ihrer Starre. Der Commander gab ein leicht genervtes Seufzen von sich und wandte sich selbst nach draußen. ’Womöglich nimmt es ihnen die Angst’, dachte er, ’wenn sie sehen, wie wir nicht nur unbeschadet herein, sondern auch heraus kommen’. Angeal sah, wie Genesis sich aufmachte, die Höhle wieder zu verlassen. Anscheinend wollte er den Leuten zeigen, dass es ungefährlich war. Als er die schlanke Gestalt seines Freundes gegen das Licht betrachtete, stellten sich ihm plötzlich die Nackenhaare auf. „Genesis!“ In dem Moment, wo der Angesprochene sich um wandte, ertönte ein heller Piepton. Dann ein zweiter, ein dritter, ein vierter. Dann Stille... ...die jäh unterbrochen wurde von vier ohrenbetäubenden Knallen! Der Schall wurde förmlich von den Felswänden hin und her geworfen, potenzierte sich, mischte sich mit den Schreien der Bauern und dem Geräusch einstürzender Felsens. Dann eine weitere Detonation, nicht am Eingang, sondern kurz dahinter. Holz und Staub flog durch die Luft, vermischt mit zerfetztem Obst und Gemüse. Angeal spürte wie Holzsplitter und Steinchen auf seinen Körper einprasselten, dann wurde er von einer Druckwelle erfasst und gegen die Wand geworfen. Er schlug hart auf dem Felsen auf, dann auf dem Boden und verlor völlig die Orientierung. ***************************** Hier endet Kapitel drei. Jetzt freu ich mich darauf, in den nächsten Kapiteln meine sadistische Seite rauszulassen! Har, har, ich habe das Gefühl, hier muss bald jemand arg leiden!... Ich würde mich über Kommentare freuen. Kapitel 4: ----------- Kapitel 4: Accidens (Unfall) *Rückblick* Das Heu roch wunderbar würzig und warm. Eolie liebte diesen Geruch. Er war ihr einfach so vertraut, dass sie sich gleich wieder viel sicherer fühlte, als sie zurück in die Scheune lief. Dicht hinter ihr folgte der Soldat, den Angeal beauftragt hatte, für die Sicherheit des Kindes zu sorgen. Mit der Leichtmütigkeit eines kleinen Mädchens akzeptierte sie einfach den Umstand, dass sie jetzt mit diesem Fremden allein war. Yoris seufzte, als er die Scheune betrat. ’Na vielen Dank.’, dachte er bitter. Während die anderen nun mit den SOLDIERn die Zivilisten befreien, wurde er hier ins Abseits geschickt. Wie sollte er denn nun zeigen, dass er was drauf hatte? Wie sollte er die Aufmerksamkeit der Befehlshaber auf sich ziehen? Yoris lies die Schultern hängen. Aufmerksamkeit, das wollte er! Sie sollten sehen, dass Potenzial in ihm steckte! Wie oft hatte er die drei 1st class Kämpfer mit Bewunderung beobachtet... Sei es bei ihren privaten Trainingseinheiten, oder wenn sie zufällig seinen Weg kreuzten. Er wollte so gerne von ihnen lernen. So wie Zack Fair! Dieser Glückspilz! Er war genauso ein Infanterist wie Yoris gewesen. Dann waren sie einmal im Einsatz zusammen mit Commander Hewly und dem war er aufgefallen, warum auch immer. Nun war er der persönliche Schüler dieses erstklassigen SOLDIERs und hatte die Chance, selbst einer zu werden. Unterrichtet von Angeal Hewly persönlich... ein Traum! Yoris konnte nur hoffen, dass Zack sich bewusst war, was für ein Glück er hatte. Im Geheimen hatte er gehofft, vielleicht bei dieser Mission Eindruck zu machen. Er hatte extra viel trainiert mit seinem Schwert und auch schießen geübt, jeden Tag, von morgens bis abends, wenn nicht andere Pflichten ihn davon abhielten. Vor einem Monat passierte dabei etwas Großartiges! Er duellierte sich gerade mit einem Kameraden in der Trainingshalle, als Commander Rhapsodos eintrat. Yoris beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er an der Wand lehnte, die Arme verschränkt, und ihnen zusah. ’Mach jetzt bloß keinen Fehler’, dachte er und holte alles aus sich raus, jede kampftechnische Raffinesse, die er kannte und machte seinem Kumpanen damit das Leben schwer. Er schaffte es tatsächlich, seinen Gegner so unter Druck zu setzen, dass dieser kurz zurückweichen musste. Yoris atmete schwer und konnte nicht anders, als einen Blick zu seinem Beobachter zu werfen. Genesis schritt langsam auf ihn zu. Manche sagten, er hätte etwas Arrogantes an sich. Aber Yoris erkannte in diesem Moment nur ein ehrliches, leichtes Lächeln und konnte es nicht fassen, als der 1st class SOLDIER das Wort an ihn richtete. „Gib mir dein Schwert.“ Yoris tat es ohne zu Zögern und gleichzeitig wie in Trance. Genesis trat einen Schritt zurück. „Sieh her.“ Er machte einige Kampfbewegungen. Sie sahen nicht schlecht aus, wirkten aber etwas plump. „So führst du dein Schwert.“ Nun begann er mit weitaus dynamischeren Bewegungen die Waffe durch die Luft zu wirbeln, drehte sich um die eigene Achse, parierte eine imaginäre feindliche Klinge. Es war ein einziger Fluss aus Bewegungen, jede Handlung präzise ausgeführt, jede Muskelkontraktion genau im richtigen Moment. „Siehst du? Wenn du dich fließender und ganzkörperlich bewegst, kannst du deine Waffe flexibler einsetzen. Nutze die Energie und den Schwung deiner vorangegangenen Handlung, dann ermüdest du nicht so schnell.“ Der Commander reichte das Schwert zurück. „Alles klar?“ „Ja...ja, Sir!”, antwortete Yoris und nickte, immernoch gefesselt von der kleinen Vorstellung, die er gerade gesehen hatte. „Sehr gut. Weitermachen!“ Genesis nickte den Zweien zu... und schickte an Yoris ein aufmunterndes Blinzeln. Der junge Soldat stand noch lange in der Halle, das Schwert in der Hand, das soeben von einem seiner Vorbilder höchstpersönlich geführt wurde. Wow... er hatte ihm zugeblinzelt! Was sollte das bedeuten? Hatten die Obersten vielleicht doch schon ein Auge auf ihn geworfen? Die ganze Nacht über lies Yoris das Licht in der Halle brennen und trainierte wie besessen, versuchte die Ratschläge des Commanders umzusetzen. Sein Herz war gefüllt mit der Zuversicht, dass er vielleicht doch nicht auf ewig ein einfacher Infanterist bleiben würde. Tja... und nun war ihm der Zugang zum Kampfgeschehen verwehrt und er musste auf ein kleines Gör aufpassen. Ärgerlich lies er sich auf einen Strohballen fallen. „Du passt jetzt also auf mich auf?“, fragte die Kleine und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ja, so wurde es mir vom Commander befohlen.“ „Was ist ein Commander?“ ’Ein militärischer Führer. Meister der Kampfkunst. Er befehligt einen militärischen Verband vom Bataillon bis zur Division. Hauptsächlich gestellt durch die SOLDIER –Abteilung...’,schoss Yoris die Definition des Begriffs in den Sinn, wie er sie schon so oft gehört hatte. Stattdessen antwortete er: „Das ist ein besonders guter Kämpfer, der anderen Kämpfern sagt, was sie machen sollen.“ „Hm.“ Eolie schien über Yoris Worte nachzudenken. „Und ähm, warum brauchen diese...Kämpfer...jemanden, der ihnen sagt, was sie machen sollen? Können sie nicht selber denken?“ Yoris stutzte. „Doch natürlich können sie das. Aber jemand, der Commander wird oder sogar General, hat schon sehr viel Erfahrung und kann meistens am besten wichtige Entscheidungen treffen.“ „Ach so.“ Eolie schien bereits wieder das Interesse am Thema verloren zu haben. Während ihres kurzen Dialogs kletterte sie eine hölzerne Leiter zum Dachboden hinauf. „Guck mal, ich zeig dir jetzt was, was total viel Spaß macht!“ Sie nahm Schwung und sprang kurzerhand vom Dachboden hinunter in das Heu. Es war hoch aufgetürmt und fing sie weich auf. „Huiiiii! Gleich nochmal!“ Yoris grinste unwillkürlich und sah zu, wie das Mädchen ein zweites mal die Leiter empor kletterte. ’Wenigstens einer hat hier seinen Spaß.’, dachte er. Eolie holte wieder aus zum Sprung. „Und jetzt ein Superhüpf!“, quietschte sie und flog mit wedelnden Armen abermals hinunter ins Heu. Plötzlich gab es ein rumpelndes Geräusch. „AUA!!!“ Yoris sprang auf. Jetzt war der Kleinen doch wohl nicht etwa was ernsthaftes passiert? Oh Mann, was sollte Commander Hewly denken, wenn er nicht mal dafür sorgen konnte, dass ein kleines Mädchen unverletzt blieb?! „Hey, geht’s dir gut? Wo bist du denn?“ Ein Schniefen entwich aus der Mitte des riesigen Heuhaufens. „Ich bin auf was Hartes gefallen!“, schluchzte Eolie. So schnell es ihm möglich war kämpfte Yoris sich durch das Heu zu dem Mädchen durch. Sie saß weinend neben einem grauen Kasten und hielt sich die Knie. Als der Soldat kam, stand sie auf und presste ihr kleines Gesicht an sein Bein. Er tätschelte etwas unbeholfen den kleinen blonden Kopf. ’Ein Glück, sie scheint sich nicht schlimm verletzt zu haben.’, dachte er und blickte nun zu dem grauen Ding. Es war gar kein Kasten. Eher eine Art Pult mit allerlei Anzeigen und Knöpfen. ’Was macht denn so ein technisches Gerät in einer Scheune?’ Yoris kam nicht dazu, seine Gedanken zu beenden, als plötzlich ein lautes Geräusch wie ein Donnerschlag von draußen ertönte. Dann hörte er ein Poltern und das aufgeregte Rufen seiner Kameraden. Er erstarrte und drückte die vor Schreck nun noch viel heftiger weinende Eolie an sich. Was war das denn? „Klang wie eine Explosion... .“, sagte er zu sich selbst. Stirnrunzelnd dachte er nach. Dann auf einmal wurde ihm heiß und kalt zugleich. Eine Explosion?! Er erinnerte sich daran, was das kleine Mädchen erzählt hatte: „Diese Männer haben irgendwas, was ganz furchtbaren Krach macht und Staub aufwirbeln lässt. Und am Eingang von der Höhle haben sie auch solches Zeugs angebracht.“ Der Höhleneingang! War diese graue Apparatur, versteckt im Heu, etwa die Zündung für die Sprengsätze? Hatte Eolie durch ihre Landung auf den etlichen Knöpfen...die Detonation ausgelöst?! *Rückblick Ende* *** Als Angeal wieder zu sich kam, wusste er...gar nichts. Sein Kopf war leer. Stattdessen herrschte ein konstanter Pfeifton in seinen Ohren, der nur langsam, sehr langsam, abebbte und eine dumpfe Klangwelt zurücklies. Sein Körper war taub und folgte nur widerwillig Angeals Bestreben, den Kopf zu heben. Er öffnete die Augen, wollte einen Versuch der Orientierung machen, aber sah nichts. Nur einen kleinen hellen Flecken über ihm. Drumherum absolute Schwärze. Die Bewegung erschien ihm wie in Zeitlupe, als er den Oberkörper aufrichtete und sich gegen die Wand in seinem Rücken lehnte. Er fühlte nichts und wusste nichts. Eine Schockreaktion seines Körpers. Angeal hob, wieder sehr langsam, die Hand. Er fuhr sich über die Augen. Es war mehr eine Geste, die sein Unterbewusstsein bei Stresssituationen gewohnt war, als eine wahre Intention. Als er die Hand wieder sinken lies, vernahmen seine Ohren, dumpf wie durch Watte gehört, einen metallischen Klang und er fühlte die Kühle... seines Schwertes. Sein Schwert... Mühsam setzte sich sein Denken in Bewegung, angeregt durch das Ertasten der Klinge, die er so oft bei sich trug. Es war ihm, als kämen die Gedanken einzeln, wie in Tropfen und sie landeten plätschernd in seinem Bewusstsein. Warum trug er dieses Schwert?...weil er Kämpfer war...weil er SOLDIER war...Angeal Hewly, Commander, im Dienste Shinras...Warum ist er hier?...die Mission, ja...die Dorfbewohner...in der Höhle...Was war...passiert?...Technik, Sprengsätze, Eingang...es riecht nach...Schwarzpulver...ja, es hatte eine Detonation gegeben...eine...Explosion...also doch...Sie wollten die Zivilisten retten...und aus der Höhle bringen...er und...und...SEPHIROTH!...GENESIS! Es war, als hätte jemand eine Lampe in seinem Hirn angeknipst. Angeal war mit einem mal hellwach, so wach, dass er bei dem Gedanken an das, was passiert war leicht in Panik geriet. Nun spürte er auch seinen Körper, den Schmerz tief in seinem Inneren, an manchen Stellen dumpf und subtil, an anderen Stellen heftig pochend und brennend. Er betastete sich flüchtig und stellte keine größeren offenen Wunden fest, nichts verheerendes, nichts bedrohliches im Moment. Sephiroth und Genesis. Wo waren sie? Ging es ihnen gut? Angeal öffnete den Mund um zu rufen. Es gelang ihm erst beim dritten Versuch, den Namen seines silberhaarigen Kampfgefährten auszusprechen. „Seph...iroth?“ Es war ein leiser Ruf, dennoch echote er durch die Höhle. Ein ebenso leises Fluchen, gefolgt von einem Husten kam als Antwort zurück. „Bist du...bist du in Ordnung? Ist Genesis bei dir?“, fragte Angeal weiter. Das Sprechen strengte ihn unglaublich an. Diesmal kam ein undefiniertes Brummen zurück, aus dem der Schwarzhaarige nicht schlau wurde. Also versuchte er es nochmal mit rufen. „Genesis?“ Keine Antwort. „Genesis!?“ Wieder Stille. Ihm entwich ein gequältes Stöhnen, als er sich weiter aufrichtete, denn das Pfeifen in den Ohren war einem stechendem Kopfschmerz gewichen. Die Wucht des Aufpralls war heftig gewesen. Er machte einen zweiten Versuch der Orientierung. Die Augen hatten sich nunmehr ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt. Den hellen Flecken über ihm erkannte er jetzt als ein Loch, oben in der Felsdecke. Es war kaum zweihand-breit, lies aber einen dünnen Lichtstrahl hinein, der sich weiter unten etwas streute. So konnte Angeal vage die Umrisse der Höhle ausmachen: den nunmehr gerölligen Boden, die Wand ihm gegenüber. Zu seiner rechten vermutete er den –ehemaligen- Höhleneingang. Nichts wies jetzt darauf hin, dass kürzlich noch mehrere Menschen nebeneinander aufrecht hindurch gehen konnten. Es war einfach ein flach abfallender Berg aus Schutt und Felsen. Zu seiner linken musste also das Innere der Höhle sein. Dort erkannte Angeal vorerst immer noch nichts als Schwärze. Nur zaghaft taten sich hier und da einige schemenhafte Bewegungen und Umrisse hervor. ’Die Dorfbewohner’, schoss es ihm durch den Kopf. Es sollte ihre Pflicht sein, sie in Sicherheit zu bringen. Stattdessen hat sich die Situation nun verschlimmert. Angeal stöhnte wieder auf und trieb sich selbst mit einiger Willenskraft dazu an, sich zu bewegen. Die Beine...schienen ok. Sie schmerzten, wie jedes andere Körperteil auch, aber sie funktionierten. Langsam und an die Wand gestützt kam der SOLDIER zum Stehen, schwer atmend ob der Anstrengung. Nun machte er schwankend ein paar Schritte zur gegenüber liegenden Wand. Er stolperte über Steine und Holz und es dauerte eine Weile, bis er die Balance fand. Auf der anderen Seite angekommen, stand er nun eine Körperlänge von Sephiroth entfernt. Dieser saß aufrecht und schaute in Angeals Richtung. Sie fanden nicht sofort ihre Blicke, doch dann lächelten sie einander an. Sehr zaghaft, denn selbst diese Bewegung schmerzte. „Geht es dir einigermaßen gut?“, fragte der Schwarzhaarige nochmal. Ein dunkler Fleck war auf Sephiroths Schläfe zu erkennen, seine Ausläufer liefen über das halbe Gesicht und benetzten die langen silbernen Strähnen seines Haares. Angeal kam nicht umhin sich die Szene bei Tageslicht vorzustellen, das tiefe Rot zusammen mit dem hellen Silber... „Du bist verletzt.“, stellte er fest. „Ach?“, gab Sephiroth ebenso nüchtern zurück, „Du siehst nicht gerade besser aus.“ „Bist du..also..meinst du, es geht?“ „Mach dir keine Gedanken, es ist nichts Schlimmes. Ein paar Kratzer hier, ein paar... – er wurde von einem kleinen Hustenanfall unterbrochen - ...Prellungen da...,himmelherrgott nochmal!...also...ja, es geht schon.“ Aus der Richtung, wo Angeal das Höhleninnere vermutete, drang nun leises Gemurmel und Jammern. „Die Bauern.“, sagte er, „Ich schau mal nach ihnen.“ „Ja, mach das mal...“, entgegnete Sephiroth, „Ich...muss mich noch ein bisschen...ordnen.“ ’Also geht es ihm doch nicht so gut’, dachte Angeal bei sich während er sich wieder etwas schwankend nun den Umrissen der Menschengruppe näherte,’Stolz kann man manchmal sehr hinderlich sein...’. Die Dorfbewohner waren ein Stück weit tiefer in die Höhle gewichen. Manche saßen verstört am Boden. Einige Mütter versuchten, ihre Kinder zu beruhigen. Ein paar Männer jedoch standen aufrecht und starrten Angeal entgegen. „Wie geht es Ihnen? Hat jemand Schaden genommen?“, fragte dieser. „Sie sagten doch, es wäre sicher!“, schleuderte einer der jüngeren Männer ihm entgegen. Seine Stimme war so laut und energisch, dass er wohl kaum verletzt sein konnte. „Jetzt ist alles noch viel schlimmer, der einzige Weg nach draußen ist versperrt!“ Angeal rieb sich wieder die Augen. Er war zu schwach für irgendwelche Machtspielchen mit den Zivilisten. „Können...wir das nicht später ausdiskutieren? Sagen sie mir, ob jemand verletzt ist, bitte, mehr will ich im Moment nicht wissen.“ „Mein Gott, was hätte alles passieren können...-„ „Ist jemand verletzt, JA oder NEIN?!“, unterbracht der Commander so laut, wie es ihm möglich war. Der Schmerz hinter seiner Stirn pochte unerbittlich. Dennoch schien es ausreichend gewesen zu sein, um die Männer zu beeindrucken. Sie wurden still. „Nein...nichts...Ernsthaftes. Marion dort drüben hat sich was gebrochen, glaube ich – er zeigte auf eine junge Frau – aber sonst...ist alles Ordnung.“ Angeal musterte die Menschen selber nochmal. Vielen bluteten, aber nur oberflächlich. In den meisten Fällen handelte es sich um Schürfwunden, weil sie durch die Druckwelle niedergeworfen wurden. „Und es ist auch niemand getroffen worden? Von Steinen oder...was weis ich?“ „Nein, wir sind schon beim ersten Knall hier nach hinten gerannt, der Schutt kam nicht bis hierher.“ „Gut, dann hatten Sie Glück. Danke für die sachliche Antwort. Wir...sprechen uns gleich noch mal.“ Von der anderen Seite war ein klägliches, gurgelndes Husten zu hören. Dann ein Röcheln, das bald wieder verstummte. Angeal entfernte sich und kam zurück zu Sephiroth. Das Laufen ging nun schon etwas besser. Er hockte sich vor den General hin, der immer noch an der Wand lehnte. „So, nun sei bitte ehrlich und sag, ob dir was ernhaftes passiert ist. Das eben klang nicht gut.“ „Angeal, ich sagte doch, es geht... Das eben war ich nicht. Das klang nach...-“ „GENESIS!“ Angeal fuhr hoch, was in seinem Körper neue schmerzhafte Empfindungen auslöste. Sie waren so heftig, dass er sich krümmen musste. „Hast du ihn gesehen?“, fragte Angeal stöhnend. „Nein, es ist so dunkel. Aber er müsste doch irgendwo dort vorn sein.“ Sephiroth wies zu dem Schutthaufen, wo eben noch der Eingang gewesen war. „Er war doch im Begriff, diese elende Höhle zu verlassen... Angeal, ich komm nicht hoch im Moment...“. „Ich schau nach, mach dir keine Sorgen.“ „Ich soll mir keine Sorgen machen? Es sind fünf Sprengsätze über und neben ihm in die Luft gegangen, verflucht noch mal!“ Er musste wieder husten. Da war es wieder, dieses Gefühl von...Panik. Angeal gab keine Antwort, wandte sich um und lauschte. Er erkannte nur den Eingang ein wenig. Rechts und links davon war völlige Dunkelheit. „Genesis?“ Im hinteren Teil murmelten die Dorfbewohner durcheinander. „Ruhe!“, rief Angeal und er wurde lauter, als er es sich zugetraut hatte. Deshalb fügte er ein leises „Bitte.“ hinzu. Dann lauschte er wieder angestrengt... Und vernahm ein ganz, ganz zartes Geräusch...Atemgeräusche! Langsam bewegte er sich in die Richtung, aus der er sie hören konnte, rechts vom Eingang. Bald befand er sich an der Stelle, wo absolut kein Licht mehr war. Er streckte die Arme nach vorn um nicht irgendwo anzustoßen. Dann sties er aber doch gegen etwas...jedoch mit dem Fuß. Augenblicklich hockte er sich nieder und tastete mit den Händen. Er fühlte Leder und metallene Schnallen. „Genesis! Hier bist du.“, sagte er leise. Ein schwaches Ächzen kam als Antwort. Angeal tastete weiter nach oben...-und erstarrte! ********************* So, das war das vierte Kapitel. Ich hoffe, es gefällt. So im Nachhinein betrachtet ist es natürlich ein absurder Gedanke, dass der Spieltrieb eines kleinen Mädchens drei gestandene SOLDIERS mitsamt einer ganzen Dorfgemeinschaft in arge Schwierigkeiten bringt... Was unsere drei Helden betrifft, so habe ich versucht zu ignorieren, dass sie ja eigentlich schon übermenschliche Fähigkeiten besitzen (wenn man sich mal die Spiele und Filme so anguckt). Aber ich mag ihre menschliche Seite. Deshalb nix Magie, nix Substanz, nix Superkräfte.^^ Das nächste Kap lade ich am Sonntag abend hoch. Sind schon ein ganz paar Kapitel fertig, aber ich will die Admins nicht mit 'nem riesigen Upload umhauen...^^ Kapitel 5: Accidens (Unfall) ---------------------------- Kapitel 5: Accidens (Unfall *Rückblick* Das Heu roch wunderbar würzig und warm. Eolie liebte diesen Geruch. Er war ihr einfach so vertraut, dass sie sich gleich wieder viel sicherer fühlte, als sie zurück in die Scheune lief. Dicht hinter ihr folgte der Soldat, den Angeal beauftragt hatte, für die Sicherheit des Kindes zu sorgen. Mit der Leichtmütigkeit eines kleinen Mädchens akzeptierte sie einfach den Umstand, dass sie jetzt mit diesem Fremden allein war. Yoris seufzte, als er die Scheune betrat. ’Na vielen Dank.’, dachte er bitter. Während die anderen nun mit den SOLDIERn die Zivilisten befreien, wurde er hier ins Abseits geschickt. Wie sollte er denn nun zeigen, dass er was drauf hatte? Wie sollte er die Aufmerksamkeit der Befehlshaber auf sich ziehen? Yoris lies die Schultern hängen. Aufmerksamkeit, das wollte er! Sie sollten sehen, dass Potenzial in ihm steckte! Wie oft hatte er die drei 1st class Kämpfer mit Bewunderung beobachtet... Sei es bei ihren privaten Trainingseinheiten, oder wenn sie zufällig seinen Weg kreuzten. Er wollte so gerne von ihnen lernen. So wie Zack Fair! Dieser Glückspilz! Er war genauso ein Infanterist wie Yoris gewesen. Dann waren sie einmal im Einsatz zusammen mit Commander Hewly und dem war er aufgefallen, warum auch immer. Nun war er der persönliche Schüler dieses erstklassigen SOLDIERs und hatte die Chance, selbst einer zu werden. Unterrichtet von Angeal Hewly persönlich... ein Traum! Yoris konnte nur hoffen, dass Zack sich bewusst war, was für ein Glück er hatte. Im Geheimen hatte er gehofft, vielleicht bei dieser Mission Eindruck zu machen. Er hatte extra viel trainiert mit seinem Schwert und auch schießen geübt, jeden Tag, von morgens bis abends, wenn nicht andere Pflichten ihn davon abhielten. Vor einem Monat passierte dabei etwas Großartiges! Er duellierte sich gerade mit einem Kameraden in der Trainingshalle, als Commander Rhapsodos eintrat. Yoris beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er an der Wand lehnte, die Arme verschränkt, und ihnen zusah. ’Mach jetzt bloß keinen Fehler’, dachte er und holte alles aus sich raus, jede kampftechnische Raffinesse, die er kannte und machte seinem Kumpanen damit das Leben schwer. Er schaffte es tatsächlich, seinen Gegner so unter Druck zu setzen, dass dieser kurz zurückweichen musste. Yoris atmete schwer und konnte nicht anders, als einen Blick zu seinem Beobachter zu werfen. Genesis schritt langsam auf ihn zu. Manche sagten, er hätte etwas Arrogantes an sich. Aber Yoris erkannte in diesem Moment nur ein ehrliches, leichtes Lächeln und konnte es nicht fassen, als der 1st class SOLDIER das Wort an ihn richtete. „Gib mir dein Schwert.“ Yoris tat es ohne zu Zögern und gleichzeitig wie in Trance. Genesis trat einen Schritt zurück. „Sieh her.“ Er machte einige Kampfbewegungen. Sie sahen nicht schlecht aus, wirkten aber etwas plump. „So führst du dein Schwert.“ Nun begann er mit weitaus dynamischeren Bewegungen die Waffe durch die Luft zu wirbeln, drehte sich um die eigene Achse, parierte eine imaginäre feindliche Klinge. Es war ein einziger Fluss aus Bewegungen, jede Handlung präzise ausgeführt, jede Muskelkontraktion genau im richtigen Moment. „Siehst du? Wenn du dich fließender und ganzkörperlich bewegst, kannst du deine Waffe flexibler einsetzen. Nutze die Energie und den Schwung deiner vorangegangenen Handlung, dann ermüdest du nicht so schnell.“ Der Commander reichte das Schwert zurück. „Alles klar?“ „Ja...ja, Sir!”, antwortete Yoris und nickte, immernoch gefesselt von der kleinen Vorstellung, die er gerade gesehen hatte. „Sehr gut. Weitermachen!“ Genesis nickte den Zweien zu... und schickte an Yoris ein aufmunterndes Blinzeln. Der junge Soldat stand noch lange in der Halle, das Schwert in der Hand, das soeben von einem seiner Vorbilder höchstpersönlich geführt wurde. Wow... er hatte ihm zugeblinzelt! Was sollte das bedeuten? Hatten die Obersten vielleicht doch schon ein Auge auf ihn geworfen? Die ganze Nacht über lies Yoris das Licht in der Halle brennen und trainierte wie besessen, versuchte die Ratschläge des Commanders umzusetzen. Sein Herz war gefüllt mit der Zuversicht, dass er vielleicht doch nicht auf ewig ein einfacher Infanterist bleiben würde. Tja... und nun war ihm der Zugang zum Kampfgeschehen verwehrt und er musste auf ein kleines Gör aufpassen. Ärgerlich lies er sich auf einen Strohballen fallen. „Du passt jetzt also auf mich auf?“, fragte die Kleine und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ja, so wurde es mir vom Commander befohlen.“ „Was ist ein Commander?“ ’Ein militärischer Führer. Meister der Kampfkunst. Er befehligt einen militärischen Verband vom Bataillon bis zur Division. Hauptsächlich gestellt durch die SOLDIER –Abteilung...’,schoss Yoris die Definition des Begriffs in den Sinn, wie er sie schon so oft gehört hatte. Stattdessen antwortete er: „Das ist ein besonders guter Kämpfer, der anderen Kämpfern sagt, was sie machen sollen.“ „Hm.“ Eolie schien über Yoris Worte nachzudenken. „Und ähm, warum brauchen diese...Kämpfer...jemanden, der ihnen sagt, was sie machen sollen? Können sie nicht selber denken?“ Yoris stutzte. „Doch natürlich können sie das. Aber jemand, der Commander wird oder sogar General, hat schon sehr viel Erfahrung und kann meistens am besten wichtige Entscheidungen treffen.“ „Ach so.“ Eolie schien bereits wieder das Interesse am Thema verloren zu haben. Während ihres kurzen Dialogs kletterte sie eine hölzerne Leiter zum Dachboden hinauf. „Guck mal, ich zeig dir jetzt was, was total viel Spaß macht!“ Sie nahm Schwung und sprang kurzerhand vom Dachboden hinunter in das Heu. Es war hoch aufgetürmt und fing sie weich auf. „Huiiiii! Gleich nochmal!“ Yoris grinste unwillkürlich und sah zu, wie das Mädchen ein zweites mal die Leiter empor kletterte. ’Wenigstens einer hat hier seinen Spaß.’, dachte er. Eolie holte wieder aus zum Sprung. „Und jetzt ein Superhüpf!“, quietschte sie und flog mit wedelnden Armen abermals hinunter ins Heu. Plötzlich gab es ein rumpelndes Geräusch. „AUA!!!“ Yoris sprang auf. Jetzt war der Kleinen doch wohl nicht etwa was ernsthaftes passiert? Oh Mann, was sollte Commander Hewly denken, wenn er nicht mal dafür sorgen konnte, dass ein kleines Mädchen unverletzt blieb?! „Hey, geht’s dir gut? Wo bist du denn?“ Ein Schniefen entwich aus der Mitte des riesigen Heuhaufens. „Ich bin auf was Hartes gefallen!“, schluchzte Eolie. So schnell es ihm möglich war kämpfte Yoris sich durch das Heu zu dem Mädchen durch. Sie saß weinend neben einem grauen Kasten und hielt sich die Knie. Als der Soldat kam, stand sie auf und presste ihr kleines Gesicht an sein Bein. Er tätschelte etwas unbeholfen den kleinen blonden Kopf. ’Ein Glück, sie scheint sich nicht schlimm verletzt zu haben.’, dachte er und blickte nun zu dem grauen Ding. Es war gar kein Kasten. Eher eine Art Pult mit allerlei Anzeigen und Knöpfen. ’Was macht denn so ein technisches Gerät in einer Scheune?’ Yoris kam nicht dazu, seine Gedanken zu beenden, als plötzlich ein lautes Geräusch wie ein Donnerschlag von draußen ertönte. Dann hörte er ein Poltern und das aufgeregte Rufen seiner Kameraden. Er erstarrte und drückte die vor Schreck nun noch viel heftiger weinende Eolie an sich. Was war das denn? „Klang wie eine Explosion... .“, sagte er zu sich selbst. Stirnrunzelnd dachte er nach. Dann auf einmal wurde ihm heiß und kalt zugleich. Eine Explosion?! Er erinnerte sich daran, was das kleine Mädchen erzählt hatte: „Diese Männer haben irgendwas, was ganz furchtbaren Krach macht und Staub aufwirbeln lässt. Und am Eingang von der Höhle haben sie auch solches Zeugs angebracht.“ Der Höhleneingang! War diese graue Apparatur, versteckt im Heu, etwa die Zündung für die Sprengsätze? Hatte Eolie durch ihre Landung auf den etlichen Knöpfen...die Detonation ausgelöst?! *Rückblick Ende* *** Als Angeal wieder zu sich kam, wusste er...gar nichts. Sein Kopf war leer. Stattdessen herrschte ein konstanter Pfeifton in seinen Ohren, der nur langsam, sehr langsam, abebbte und eine dumpfe Klangwelt zurücklies. Sein Körper war taub und folgte nur widerwillig Angeals Bestreben, den Kopf zu heben. Er öffnete die Augen, wollte einen Versuch der Orientierung machen, aber sah nichts. Nur einen kleinen hellen Flecken über ihm. Drumherum absolute Schwärze. Die Bewegung erschien ihm wie in Zeitlupe, als er den Oberkörper aufrichtete und sich gegen die Wand in seinem Rücken lehnte. Er fühlte nichts und wusste nichts. Eine Schockreaktion seines Körpers. Angeal hob, wieder sehr langsam, die Hand. Er fuhr sich über die Augen. Es war mehr eine Geste, die sein Unterbewusstsein bei Stresssituationen gewohnt war, als eine wahre Intention. Als er die Hand wieder sinken lies, vernahmen seine Ohren, dumpf wie durch Watte gehört, einen metallischen Klang und er fühlte die Kühle... seines Schwertes. Sein Schwert... Mühsam setzte sich sein Denken in Bewegung, angeregt durch das Ertasten der Klinge, die er so oft bei sich trug. Es war ihm, als kämen die Gedanken einzeln, wie in Tropfen und sie landeten plätschernd in seinem Bewusstsein. Warum trug er dieses Schwert?...weil er Kämpfer war...weil er SOLDIER war...Angeal Hewly, Commander, im Dienste Shinras...Warum ist er hier?...die Mission, ja...die Dorfbewohner...in der Höhle...Was war...passiert?...Technik, Sprengsätze, Eingang...es riecht nach...Schwarzpulver...ja, es hatte eine Detonation gegeben...eine...Explosion...also doch...Sie wollten die Zivilisten retten...und aus der Höhle bringen...er und...und...SEPHIROTH!...GENESIS! Es war, als hätte jemand eine Lampe in seinem Hirn angeknipst. Angeal war mit einem mal hellwach, so wach, dass er bei dem Gedanken an das, was passiert war leicht in Panik geriet. Nun spürte er auch seinen Körper, den Schmerz tief in seinem Inneren, an manchen Stellen dumpf und subtil, an anderen Stellen heftig pochend und brennend. Er betastete sich flüchtig und stellte keine größeren offenen Wunden fest, nichts verheerendes, nichts bedrohliches im Moment. Sephiroth und Genesis. Wo waren sie? Ging es ihnen gut? Angeal öffnete den Mund um zu rufen. Es gelang ihm erst beim dritten Versuch, den Namen seines silberhaarigen Kampfgefährten auszusprechen. „Seph...iroth?“ Es war ein leiser Ruf, dennoch echote er durch die Höhle. Ein ebenso leises Fluchen, gefolgt von einem Husten kam als Antwort zurück. „Bist du...bist du in Ordnung? Ist Genesis bei dir?“, fragte Angeal weiter. Das Sprechen strengte ihn unglaublich an. Diesmal kam ein undefiniertes Brummen zurück, aus dem der Schwarzhaarige nicht schlau wurde. Also versuchte er es nochmal mit rufen. „Genesis?“ Keine Antwort. „Genesis!?“ Wieder Stille. Ihm entwich ein gequältes Stöhnen, als er sich weiter aufrichtete, denn das Pfeifen in den Ohren war einem stechendem Kopfschmerz gewichen. Die Wucht des Aufpralls war heftig gewesen. Er machte einen zweiten Versuch der Orientierung. Die Augen hatten sich nunmehr ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt. Den hellen Flecken über ihm erkannte er jetzt als ein Loch, oben in der Felsdecke. Es war kaum zweihand-breit, lies aber einen dünnen Lichtstrahl hinein, der sich weiter unten etwas streute. So konnte Angeal vage die Umrisse der Höhle ausmachen: den nunmehr gerölligen Boden, die Wand ihm gegenüber. Zu seiner rechten vermutete er den –ehemaligen- Höhleneingang. Nichts wies jetzt darauf hin, dass kürzlich noch mehrere Menschen nebeneinander aufrecht hindurch gehen konnten. Es war einfach ein flach abfallender Berg aus Schutt und Felsen. Zu seiner linken musste also das Innere der Höhle sein. Dort erkannte Angeal vorerst immer noch nichts als Schwärze. Nur zaghaft taten sich hier und da einige schemenhafte Bewegungen und Umrisse hervor. ’Die Dorfbewohner’, schoss es ihm durch den Kopf. Es sollte ihre Pflicht sein, sie in Sicherheit zu bringen. Stattdessen hat sich die Situation nun verschlimmert. Angeal stöhnte wieder auf und trieb sich selbst mit einiger Willenskraft dazu an, sich zu bewegen. Die Beine...schienen ok. Sie schmerzten, wie jedes andere Körperteil auch, aber sie funktionierten. Langsam und an die Wand gestützt kam der SOLDIER zum Stehen, schwer atmend ob der Anstrengung. Nun machte er schwankend ein paar Schritte zur gegenüber liegenden Wand. Er stolperte über Steine und Holz und es dauerte eine Weile, bis er die Balance fand. Auf der anderen Seite angekommen, stand er nun eine Körperlänge von Sephiroth entfernt. Dieser saß aufrecht und schaute in Angals Richtung. Sie fanden nicht sofort ihre Blicke, doch dann lächelten sie einander an. Sehr zaghaft, denn selbst diese Bewegung schmerzte. „Geht es dir einigermaßen gut?“, fragte der Schwarzhaarige nochmal. Ein dunkler Fleck war auf Sephiroths Schläfe zu erkennen, seine Ausläufer liefen über das halbe Gesicht und benetzten die langen silbernen Strähnen seines Haares. Angeal kam nicht umhin sich die Szene bei Tageslicht vorzustellen, das tiefe Rot zusammen mit dem hellen Silber... „Du bist verletzt.“, stellte er fest. „Ach?“, gab Sephiroth ebenso nüchtern zurück, „Du siehst nicht gerade besser aus.“ „Bist du..also..meinst du, es geht?“ „Mach dir keine Gedanken, es ist nichts Schlimmes. Ein paar Kratzer hier, ein paar... – er wurde von einem kleinen Hustenanfall unterbrochen - ...Prellungen da...,himmelherrgott nochmal!...also...ja, es geht schon.“ Aus der Richtung, wo Angeal das Höhleninnere vermutete, drang nun leises Gemurmel und Jammern. „Die Bauern.“, sagte er, „Ich schau mal nach ihnen.“ „Ja, mach das mal...“, entgegnete Sephiroth, „Ich...muss mich noch ein bisschen...ordnen.“ ’Also geht es ihm doch nicht so gut’, dachte Angeal bei sich während er sich wieder etwas schwankend nun den Umrissen der Menschengruppe näherte,’Stolz kann man manchmal sehr hinderlich sein...’. Die Dorfbewohner waren ein Stück weit tiefer in die Höhle gewichen. Manche saßen verstört am Boden. Einige Mütter versuchten, ihre Kinder zu beruhigen. Ein paar Männer jedoch standen aufrecht und starrten Angeal entgegen. „Wie geht es Ihnen? Hat jemand Schaden genommen?“, fragte dieser. „Sie sagten doch, es wäre sicher!“, schleuderte einer der jüngeren Männer ihm entgegen. Seine Stimme war so laut und energisch, dass er wohl kaum verletzt sein konnte. „Jetzt ist alles noch viel schlimmer, der einzige Weg nach draußen ist versperrt!“ Angeal rieb sich wieder die Augen. Er war zu schwach für irgendwelche Machtspielchen mit den Zivilisten. „Können...wir das nicht später ausdiskutieren? Sagen sie mir, ob jemand verletzt ist, bitte, mehr will ich im Moment nicht wissen.“ „Mein Gott, was hätte alles passieren können...-„ „Ist jemand verletzt, JA oder NEIN?!“, unterbracht der Commander so laut, wie es ihm möglich war. Der Schmerz hinter seiner Stirn pochte unerbittlich. Dennoch schien es ausreichend gewesen zu sein, um die Männer zu beeindrucken. Sie wurden still. „Nein...nichts...Ernsthaftes. Marion dort drüben hat sich was gebrochen, glaube ich – er zeigte auf eine junge Frau – aber sonst...ist alles Ordnung.“ Angeal musterte die Menschen selber nochmal. Vielen bluteten, aber nur oberflächlich. In den meisten Fällen handelte es sich um Schürfwunden, weil sie durch die Druckwelle niedergeworfen wurden. „Und es ist auch niemand getroffen worden? Von Steinen oder...was weis ich?“ „Nein, wir sind schon beim ersten Knall hier nach hinten gerannt, der Schutt kam nicht bis hierher.“ „Gut, dann hatten Sie Glück. Danke für die sachliche Antwort. Wir...sprechen uns gleich noch mal.“ Von der anderen Seite war ein klägliches, gurgelndes Husten zu hören. Dann ein Röcheln, das bald wieder verstummte. Angeal entfernte sich und kam zurück zu Sephiroth. Das Laufen ging nun schon etwas besser. Er hockte sich vor den General hin, der immer noch an der Wand lehnte. „So, nun sei bitte ehrlich und sag, ob dir was ernhaftes passiert ist. Das eben klang nicht gut.“ „Angeal, ich sagte doch, es geht... Das eben war ich nicht. Das klang nach...-“ „GENESIS!“ Angeal fuhr hoch, was in seinem Körper neue schmerzhafte Empfindungen auslöste. Sie waren so heftig, dass er sich krümmen musste. „Hast du ihn gesehen?“, fragte Angeal stöhnend. „Nein, es ist so dunkel. Aber er müsste doch irgendwo dort vorn sein.“ Sephiroth wies zu dem Schutthaufen, wo eben noch der Eingang gewesen war. „Er war doch im Begriff, diese elende Höhle zu verlassen... Angeal, ich komm nicht hoch im Moment...“. „Ich schau nach, mach dir keine Sorgen.“ „Ich soll mir keine Sorgen machen? Es sind fünf Sprengsätze über und neben ihm in die Luft gegangen, verflucht noch mal!“ Er musste wieder husten. Da war es wieder, dieses Gefühl von...Panik. Angeal gab keine Antwort, wandte sich um und lauschte. Er erkannte nur den Eingang ein wenig. Rechts und links davon war völlige Dunkelheit. „Genesis?“ Im hinteren Teil murmelten die Dorfbewohner durcheinander. „Ruhe!“, rief Angeal und er wurde lauter, als er es sich zugetraut hatte. Deshalb fügte er ein leises „Bitte.“ hinzu. Dann lauschte er wieder angestrengt... Und vernahm ein ganz, ganz zartes Geräusch...Atemgeräusche! Langsam bewegte er sich in die Richtung, aus der er sie hören konnte, rechts vom Eingang. Bald befand er sich an der Stelle, wo absolut kein Licht mehr war. Er streckte die Arme nach vorn um nicht irgendwo anzustoßen. Dann sties er aber doch gegen etwas...jedoch mit dem Fuß. Augenblicklich hockte er sich nieder und tastete mit den Händen. Er fühlte Leder und metallene Schnallen. „Genesis! Hier bist du.“, sagte er leise. Ein schwaches Ächzen kam als Antwort. Angeal tastete weiter nach oben...-und erstarrte! Kapitel 6: Sanguis et Lutum (Blut und Staub) -------------------------------------------- Kapitel 6: Sanguis et Lutum (Blut und Staub) „Angeal? Hast du ihn gefunden?“ Sephiroth bemühte sich, irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen. Er hatte mehrmals versucht, aufzustehen. Aber jede zu schnelle Bewegung rief ein sofortiges Schwindelgefühl hervor. Ihm war im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen. Irgendein Gegenstand war ihm gegen die Schläfe geschlagen, als die Explosion Steine und Fässer nur so umher fliegen lies. So konnte er im Moment nur warten, bis sich das dumpfe Gefühl im Kopf verflüchtigte. Er hätte auf seinen Instinkt vertrauen sollen. Das hätten sie alle. Aber ihr Stolz als SOLDIERs und ihr Pflichtbewusstsein lies sie dennoch so handeln, wie sie eben gehandelt hatten. Was machte Angeal da? Offensichtlich hatte er etwas gefunden – oh Gaia, lass es bitte Genesis sein... Dann auf einmal hörte er den Schwarzhaarigen etwas sagen, oder vielmehr flüstern. „Scheiße.“ Sephiroth kannte Angeal lange. Sie hatten oft zusammen gekämpft und auch viele ...unschöne... Situationen erlebt. Aber dass er fluchte, das kam extrem selten vor. Eigentlich gar nicht. Nun aber hatte er dieses Wort hervorgebracht, mit zitternder Stimme und einer Spur von Entsetzen. „Angeal, was ist-“ „Scheiße...SCHEISSE! Oh Gott, das darf nicht WAHR sein!“ Angeal hatte nur seine Hände um sich ein Bild von Genesis’ Befinden zu machen. Aus irgendeinem Grund ging es ihm sehr schlecht. Er hatte behutsam den Oberkörper seines Freundes betastet und fühlte eine warme Flüssigkeit. ’Blut?!’ Mit zitternden Fingern fuhr er weiter hinauf und stieß plötzlich auf etwas Hartes. Genesis gab einen gequälten Laut von sich. So sachte wie möglich tastete er den Fremdkörper entlang. Das war...Holz! Bei der Explosion sind die meisten Fässer mit dem eingelagerten Obst zerfetzt worden. Durch die Druckwelle hatte ein größeres, spitzes Bruchstück Genesis getroffen – und hatte sich tief in seine rechte Brust gebohrt. Dort stak es nun zwischen den Rippen und war offensichtlich in den Lungenflügel eingedrungen. Angeal konnte Genesis atmen hören, sehr schnell und flach. Es war eher ein Hecheln, ein verzweifeltes Ringen um Luft, hin und wieder gemischt mit einem hohem, gequälten Laut, der unwillkührlich seiner Kehle entsprang. Angeal schlug das Herz bis zum Hals. Sein eigener Schmerz, die ganze Situation um ihn herum war vollkommen vergessen. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: ’Genesis wird sterben! Das darf nicht wahr sein! Das darf...einfach nicht sein!’ „Ich brauche Licht!“, rief er. „Sephiroth! Hilf mir!“ Der Angesprochene hatte es mittlerweile geschafft, auf die Beine zu kommen. Irgendwas lag sehr im Argen mit ihrem Mitstreiter, soviel konnte er sich zusammen reimen. Sephiroth eilte zu den beiden hin. In Wahrheit aber war er recht langsam und er konnte auch dann nichts erkennen, als er schon bei den beiden angekommen war; es war schlichtweg zu dunkel. Aber die kläglichen Atemgeräusche waren dafür umso besser zu hören... „Lass ihn uns da drüben hinbringen, wo das Licht durch die Decke fällt.“, sagte Angeal schnell, „Aber vorsichtig, bei Gaia, er hat was in der Brust stecken.“ „Er hat was???“, entfuhr es dem Silberhaarigen. Aber Angeal sagte nichts mehr. Gemeinsam manövrierten sie den schlaffen Körper zum Tageslicht. Sie mussten beide die Zähne zusammenbeißen, denn ihre Kraft reichte gerade so aus. Genesis war eigentlich nicht schwer, aber sie befanden sich ja selber nicht im besten Zustand. Angeal befürchtete, durch das Tragen noch mehr Verletzungen herbeizurufen, oder die Bestehenden zu verschlimmern...aber etwas in ihm trieb ihn instinktiv zum Licht. „Hier ist gut, denke ich.“, sagte Sephiroth außer Atem. Angeal nickte nur. So sachte wie möglich legten sie Genesis ab. Sephiroth lies sich nieder und musterte seinen rothaarigen Freund mit Entsetzen. Der Holzsplitter war nicht sehr breit. Aber es schien, als steckte er tief. Angeal war dabei, den Oberkörper um den Pfahl herum so gut es ihm möglich war, freizulegen. Das Leder von Genesis’ Mantel war schwer – nichts aber sollte jetzt seinen Brustkorb unnötig belasten. Um den Fremdkörper herum war zwar Blut zu sehen , aber es schien kein frisches Rot nachzusickern. Der Einstich war also scheinbar verschlossen. Genesis hatte die Augen zu. Sephiroth versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Die Stirn war vor Anstrengung in Falten gelegt, die Haut blass und staubig. Heftige, aber sehr kleine, flatterhafte Atemzüge liesen seinen ganzen Körper sich rythmisch bewegen. Der zusammen mit der Brust leicht auf- und abwippende Splitter gab ein groteskes Bild ab. Sephiroth sah auf und blickte Angeal an. Dieser hatte den Kopf gesenkt. Mit einer zitternden Hand berührte er Genesis’ Stirn, strich eine Haarsträhne fort, streichelte unsicher über den Kopf. „Gen...“, flüsterte er mit erstickter Stimme. Eine Regung zeichnete sich in Genesis Augen ab. Im matten Zwielicht kaum zu erkennen, hob er die Lider ein wenig und blickte ins Leere. Als er das erkannte wurde Angeal aufgeregt. Er nahme eine Hand seines Freundes. „Genesis.“, sagte er diesmal fester. Der Angesprochene lies sein Blick suchend umher schweifen. Zuerst war es Angeal, als sähe er durch ihn hindurch. Dann aber schien Genesis ihn erkannt zu haben, denn seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten, schiefen Lächeln. Dann schaute er auch Sephiroth in die Augen. Der Blickkontakt wurde jäh unterbrochen, als der Rothaarige seinen absurd schnellen Atemrhytmus aussetzten und heftig husten musste. Der Anblick ihres Freundes versetzte den beiden SOLDIERn einen heftigen Stich ins Herz. Sie hatten oft miteinander gekämpft und hin und wieder ist es auch zu kleineren Verletzungen gekommen. Aber nie wurde jemand in einem solchen Ausmaß verwundet, dass tatsächlich sein Leben gefährdet gewesen wäre. Der kurze Blickwechsel mit Genesis aber hatte ihnen Mut gegeben. Wenn sie nur rechtzeitig aus der Höhle kommen und ihren Gefährten in professionelle Hände geben konnten... Sephiroth tastete nach seinem Handy. Glücklicherweise hatte es bei seinem Sturz keinen Schaden genommen. Doch er stellte sehr bald fest, dass er kein Funknetz erreichen konnte. „Angeal, hast du Empfang?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Meins hat den Aufprall nicht überlebt.“ „Heißt das, wir haben keinen Kontakt nach draußen?“ „Offenbar nicht.“ Die Dorfbewohner indes hatten der Szene mit Schrecken zugesehen. Sogar jene, die gerade noch sauer gewesen waren auf die von Shinra geschickten Männer, weil diese ihrer Meinung nach Schuld an der Explosion waren, fühlten Mitleid. Und alle wurden sich ihres Glücks bewusst, halbwegs unverletzt geblieben zu sein. Dennoch breitete sich eine subtile Unruhe aus, je länger die Leute dort im Dunkeln saßen und niemand wusste, ob und wie sie hier wieder rauskommen sollten. „Hey ihr!“ Eine Frau löste sich aus der Gruppe, trat ins Licht und richtete sich an die SOLDIERs. Sie war nicht besonders groß, aber stämmig. Ihre Augen strahlten Selbsbewusstsein und Findigkeit aus. Die Hände in die Hüfte gestemmt, räusperte sie sich, als von den Kämpfern keine Reaktion kam. Angeal hatte die Frau sehr wohl gehört. Aber er wartete, bis Genesis aufhörte, zu husten und sich den Umständen ensprechend wieder beruhigte. Dann erst nickte er Sephiroth zu und erhob sich. Dabei merkte er wieder, dass auch sein Körper nicht unverletzt geblieben war und atmete scharf ein, als sich ein Stechen in seiner Seite bemerkbar machte. Eine Hand an die schmerzende Stelle pressend, lief er zu der Frau hinüber. „Ich bin Feby“, sagte sie, „Ich bin die Frau des Dorfvorstehers.“ Angeal unterdrückte die Frage nach dem Verbleib ihres Mannes. Womöglich war er bei dem Angriff der Aufständischen getötet worden. „Sprichst du für die anderen?“, fragte er. Feby nickte und wies dann mit dem Kinn in Richtung Genesis. „Sieht schlecht aus, he?“ Angeal hob eine Augenbraue. ’Wahrhaftig, die Einfühlsamkeit in Person...“, dachte er bei sich. Er spürte Regungen die ihm zwar nicht fremd waren, aber die er seit seiner Zeit bei Shinra sehr gut beherrschen lernte: Ärger, Missgunst, Gereiztheit. Ohne Zweifel war es die Sorge um seinen verletzten Freund, die es ihm schwer machte, auch an seine Pflichten als 1st class SOLDIER zu denken. Zumal ihn das Sprechen nach wie vor anstrengte. Dennoch bemühte er sich um ein ruhiges Auftreten. „Ja“, sagte er nüchtern und wechselte das Thema. „Kennst du dich hier in der Höhle aus? Weist du, ob es irgendwo weitere Ausgänge gibt?“ „Nein, es geht nur noch ein paar Meter weiter in den Fels hinein, dann ist Sense. Dort war der einzige Weg nach draußen.“ Feby zeigte auf den Schutthaufen. „Wir dachten kurzzeitig daran, den Eingang von Hand wieder freizuräumen. Aber da sind ein paar ganz schöne Brocken dabei. Das schaffen wir nicht...“. Sie legte den Kopf schief und musterte Angeal. „Oder habt ihr ’ne Lösung? Irgendwelche Technik oder so?“ Der Commander schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht hier zumindest.“ „Ha, wozu ist die sogenannte Eliteeinheit Shinras eigentlich gut?!“, empörte Feby sich plötzlich und warf energisch die Hände in die Luft. „Wir sind zum Kämpfen ausgebildet, nicht zum Steine wegzaubern.“, gab Angeal entnervt zurück. „Ja und scheinbar auch nicht zum Denken. Sonst wäre das mit der gottverdammten Explosion nicht passiert!“ Sephiroth hatte genug gehört. So flink es ihm möglich war bei seinen nach wie vor schwachen Beinen, trat er neben Angeal. „Jetzt hör’ mal zu.“, sagte er energisch zu Feby, „Hättest du es lieber, hier in der Höhle zu sitzen und zig verrückt gewordene Rebellen davor hocken zu haben? Ohne unser Einschreiten hätten die sonstwas mit euch angestellt, ohne dass jemand was dagegen unternommen hätte, wenn ich mir den Haufen Bauern dort hinten so ansehe! Es hätte euch alle viel schlimmer treffen können, klar? Weis der Geier, weshalb der Eingang doch noch in die Luft geflogen ist, aber ich weigere mich, die Verantwortung dafür zugeschoben zu bekommen!“ Hinter ihm hörte er Genesis wieder husten. Er zwang sich zur Ruhe. „Für Schuldzuweisungen ist das ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Hör’ zu, wir hatten ein Dutzend Infanteristen mit dabei. Die werden ja wohl kaum im Gras sitzen und Däumchen drehen. Sicherlich haben sie den Konzern bereits kontaktiert und Hilfe geordert. Bis die eintrifft müssen wir zusehen, wie wir zurecht kommen. Ich bitte euch inständig, zu kooperieren! Alles andere macht unsere Situation nicht besser.“ Feby nickte grimmig. „Du hast recht. Tut mir leid.“ Sie wandte sich um, zögerte dann aber und richtete noch mal das Wort an Sephiroth. „Wir mögen vielleicht nur Bauern sein...aber auch wir verstehen uns darauf, unser Leben und Gut zu verteidigen. Diese...Verrückten...waren schlichtweg zu zahlreich.“ „Ja.“, antwortete der Silberhaarige, „Ich habe mich in der Wortwahl vergriffen. Entschuldige.“ „Wir warten also auf Hilfe von außen?“ „Richtig. Ich bin zuversichtlich, dass sie bald kommen wird.“ Feby nickte wieder. Diesmal ein wenig resigniert. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren gesellte sie sich zu den anderen Dorfbewohnern. Sephiroth und Angeal indes begaben sich auf die andere Seite der Höhle. Beiden atmeten hörbar aus. *** Yoris zog die etwas verstörte Eolie hinter sich her, hinaus aus der Scheune, über den Graben und Richtung Höhle. Atemlos erreichte er seine Kameraden, die ziellos an der Felswand entlang hin und her liefen. Ihre Kleidung und Gesichter waren staubig. „Was ist passiert?“, warf Yoris in die Runde, obgleich er die Antwort doch kannte. „Die SOLDIERs sind in die Höhle gegangen um die Zivilisten rauszuholen. Auf einmal flog uns die halbe Felswand um die Ohren!“ Yoris sah, dass Letzteres wohl ein wenig übertrieben sein musste. Keiner seiner Kumpanen war verletzt. Sie hatten sich wahrscheinlich weit weg genug aufgehalten. Er lies hastig seinen Blick schweifen. Tatsächlich waren weder General Sephiroth, noch Commander Angeal oder Genesis zu sehen. Sollten sie etwa wirklich in dieser Höhle gefangen sein, zusammen mit den Dorfbewohnern? Dann fiel ihm das Mädchen an seiner Hand wieder ein und ihr Sprung auf das Steuerpult. „Oh Gott, Eolie...“, stöhnte er auf und blickte auf sie herunter. Diese wiederum sah mit großen Augen zu ihm herauf. „Was denn?“ Yoris lies Eolie los und ballte seine Hände zu Fäusten.’Du bist Schuld, dass drei 1st class SOLDIER Shinras - dass meine drei großen Vorbilder - verschüttet wurden und von der Außenwelt abgeschnitten sind!’, rief er für sich im Stillen. Stattdessen presste er ein „Nichts.“ hervor. Im wurde heiß bei dem Gedanken, dass drinnen jemand verletzt sein könnte. So eine Explosion ist nicht ohne. Er musterte das Treiben der übrigen Infanteristen. Manche hockten einfach nur auf dem Boden, andere wuselten weiterhin sinnlos durcheinander. Sie schienen ihm wie eine Herde Schafe, denen der Hirte abhanden gekommen war... Yoris lief nun selber zum Eingang am Felsen, beziehungsweise dorthin, wo er mal gewesen war. Steine, von feinem Sand bis hin zu riesigen Brocken, waren aufgetürmt. Das würden sie nie alles wegräumen können... Panik kroch in ihm hoch. Ihm fiel nichts anderes ein, als Hilfe zu holen. Sie mussten schnellstens Verstärkung bekommen und die nötigen Vorrichtungen, um so schweres Geröll beiseite zu schaffen! Hastig durchsuchte er seine Taschen nach dem Handy. Wo war dieses verdammte Ding bloß...Ach hier! Er atmete noch einmal tief durch um sich selbst zu beruhigen. Dann wählte er. Bereits nach dem ersten Piepton meldete sich eine Frauenstimme. „ShinRa Cooperation, Abteilung SOLDIER. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ „Hier Yoris, Infanterie. Wir haben ein Problem mit der Mission, wir brauchen Hilfe!“ „Welche Mission meinen Sie?“ „Die gegen die Aufständischen!“ „Wie bitte?“ Yoris hätte sich die Haare raufen können! „Die, die von General Sephiroth geführt wird!“ „Sagen Sie das doch gleich, antwortete die Frauenstimme. Einen Moment, ich stelle Sie zum Direktor durch.“ Yoris vernahm ein Knacken in der Leitung, dann wieder einen Piepton...und noch einen...und einen dritten. „Komm schon, geh ran!“, presste er zwischen den Zähnen hervor. Dann endlich ertönte eine Stimme: „Hier Direktor Lazard. Was gibt’s?“ „Sir, wir brauchen dringend Hilfe, wir sind in Schwierigkeiten geraten! Es hat eine Explosion gegeben und die Ersten...also die 1st class SOLDIERs...sind in einer Höhle verschüttet, zusammen mit den Zivilisten.“ „Alle drei?!“ „Ja!“ „Verstehe.... Ich werde umgehend Verstärkung senden. Was wird gebraucht?“ „Gerätschaften, mit denen man den Eingang freilegen kann!“ „Gut. Ist das Gebiet sicher?“ „Was? Ähm...ja! Die Gegner wurden beseitigt.“ „Alles klar. Aber es braucht Zeit, die Maschienen zu euch hinauf zu bringen. Richtet euch auf bis zu 24 Stunden ein.“ „Ja Sir!...Warten Sie!“ „Was?“ „Bitte schicken Sie auch medizinische Versorgung. Wir wissen nicht, ob drinnen jemand verletzt ist.“ „Natürlich. Bewahrt solange Ruhe und tut was ihr könnt, um Ordnung zu wahren.“ „Ja Sir, danke Sir!“ Der Direktor legte auf. Yoris steckte das Handy in seine Tasche zurück. Jetzt, da er Hilfe angefordert hatte, war ihm etwas leichter zu Mute. Und doch... bis zu 24 Stunden mussten sie nun ausharren ohne auch nur das Geringste tun zu können. Das war eine lange Zeit. Die Menschen dort drinnen waren ohne Wasser, ohne Lebensmittel und ohne ärztliche Hilfe. Wenn nun doch jemand verletzt war...Was konnte alles in dieser langen Zeit passieren. Yoris versuchte, diese Gedanken abzuschütteln. Er wollte sich irgendwie ablenken. Kurzerhand zog er sein Schwert und begann Hiebe, Paraden und Drehungen zu üben. Er dachte an seine Träume, an seinen Wunsch, SOLDIER beitreten zu können. Er stellte sich vor, wie es wäre der Schüler eines Ersten zu sein...Angeal hatte schon einen, Zack, dieser Glückspilz! Wenn er zurückgekehrt war, musste er unbedingt mal wieder mit ihm sprechen. Sephiroth wirkte immer beschäftigt. Womöglich hatte der gar keine Zeit, sich um eine individuelle Ausbildung zu kümmern. Aber...Commander Genesis...ja, Yoris wünschte sich, Genesis als Mentor zu haben! Er konnte ihm sicher helfen, seinem Ziel ein exzellenter Kämpfer zu werden, näher zu kommen! Außerdem war er ein bemerkenswerter Charakter. Yoris hatte ihn schon oft mit einem Buch in der Hand gesehen. Ein Kämpfer mit Sinn für Literatur und Poesie...Was für eine Mischung! Bei diesen Gedanken wurde er ganz aufgeregt. Immer schneller schwang er seine Klinge und bemühte sich dabei um flüssige Bewegungen und einen leichten Kampfstil... So wie es Genesis ihm gezeigt hatte! Kapitel 7: Memoria (Erinnerung) ------------------------------- Kapitel 7: Memoria (Erinnerung Im Inneren der Höhle wurde es immer dunkler. Der Tag neigte sich dem Ende zu und die Sonne bewegte sich allmählich gen Horizont. Der Lichtstrahl, der durch die Decke fiel, wurde schwächer. Es war empfindlich kalt und feucht. Die eingeschlossenen Dorfbewohner hatten sich dicht zusammengedrängt. Seit der Unterhaltung mit Feby hatte niemand mehr etwas gesagt. Den SOLDIERs sollte es recht sein. Angeal hatte sich wieder gegen die Wand gelehnt. Den Kopf seines verwundeten Freundes hatte er behutsam in seinen Schoß gelegt. Die damit einhergehende Aufrichtung des Oberkörpers lies Genesis ein wenig freier Atmen. Doch es war nach wie vor eher ein Röcheln als alles andere. Immer wieder musste er husten oder es war ein gurgelndes Geräusch in seinen Atemzügen zu hören. Aber er machte bis jetzt einen stabilen Eindruck. Angeal seufzte tief. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. Keiner der hier Eingeschlossenen hatte Ahnung von Medizin. Die SOLDIERs hatten zwar einige Fortbildungen in Sachen Erster Hilfe und Versorgung von Verletzten im Feld erhalten, aber das hier war etwas anderes. Das Einzige, was sie ganz sicher wussten war, dass der Pfahl am besten da bleiben sollte, wo er war, um die Wunde verschlossen zu halten. Andernfalls wäre es Genesis’ sicherer Tod. Allein der Gedanke daran lies sie beide frösteln. Angeal musterte den jungen Mann in seinem Schoß, den er seit seiner Kindheit kannte. Selbst hier in der Dunkelheit schien sein rostbraunes Haar zu leuchten. Seine eleganten Gesichtszüge waren nun etwas verkrampft, aber immer noch schön. Hell und makellos wie Porzellan bedeckte seine Haut Sehnen und Muskeln, gestählt von etlichen Kämpfen und Trainingseinheiten. Angeal hatte Genesis’ Oberkörper ein Stück weit von jeglichen Stoffen befreit, damit er besser atmen konnte. Mit jedem schnellen Atemzug hob und senkte sich seine Brust und diese Bewegung nahm Angeal gefangen. Obgleich sie so unphysiologisch war, gab es ihm ein beruhigendes Gefühl. Genesis atmete. So lange er atmete, lebte er! Gedankenverloren strich Angeal ihm über den Kopf und blickte ins Leere. Sie waren miteinander aufgewachsen, in Banora. Er lebte zusammen mit seiner Mutter in einem kleinen, baufälligen Haus und sie mussten sich jeden Tag aufs Neue fragen, woher sie Lebensmittel erhalten konnten, um nicht am Abend mit leeren Mägen ins Bett gehen zu müssen. Daher arbeitete er auf dem Anwesen der Familie Rhapsodos und half mit, die Dummapfelbäume zu pflegen und die Früchte zu ernten. Herr Rhapsodos besaß ein großes Stück Land und hunderte dieser Bäume. Der Größte und Ertragreichste aber stand genau neben seinem Anwesen. Unter diesem Baum saß er oft, Genesis, und las oder zeichnete. Angeal sah ihn jeden Morgen auf dem Weg zur Plantage und jedes mal begleitete der Rothaarige ihn. Sie redeten über ihren gemeinsamen Traum, irgendwann der Eliteeinheit Shinras anzugehören. Dann würde sich so vieles ändern! Angeal könnte für seine Mutter sorgen, er würde ihr Essen kaufen und vielleicht sogar ein Haus, in das nicht der Wind hinein pfiff. Er könnte jene Beschützen, die ihm lieb und teuer waren! Und Genesis würde endlich die Anerkennung finden, die ihm von seinen Eltern verwehrt wurde. Nach der Arbeit trafen sie sich immer auf einer Wiese, etwas abseits des Dorfes, und kämpften oft stundenlang mit Stöcken gegeneinander; sponnen sich Szenarien zurecht, in denen sie als Helden hervortraten. Dann fielen sie lachend nebeneinander ins Gras, liesen sich von der Sonne bescheinen und dösten vor sich. „Du, Angeal?“, hatte Genesis einmal gesagt, „Du bist der beste Freund, den es gibt! Lass uns immer Freunde bleiben und uns gegenseitig helfen, wenn jemand in der Klemme steckt!“ Angeal schien es, als wäre es gestern gewesen. Doch es waren inzwischen Jahre vergangen, in denen sie zu SOLDIERn der ersten Klasse wurden und Sephiroth, den Held ihrer Kindheit trafen. Gemeinsam hatten sie viele Schlachten geschlagen und immer wieder neue Orte und Menschen kennengelernt. Ihr Versprechen aber, aufeinander Acht zu geben, hatte allzeit einen besonderen Platz in ihren Herzen behalten. „Ach Gen...“, sagte Angeal halblaut, „Was soll denn werden, wenn du nicht mehr da bist? Wie könnten Sephiroth und ich weitermachen, als wäre nichts passiert? Du musst mir versprechen, nicht aufzugeben. Bitte.“ – Er nahm die Hand seines Freudes und drückte sie sanft. – „Bitte, halt durch!“ Als er spürte, wie sich die Hand ein wenig bewegte und über seine eigene strich, fühlte Angeal neuen Mut aufsteigen. Sein Freund hatte ihn verstanden. Seine eigene Erschöpfung aber zwang ihn schließlich dazu, den Kopf gegen die Wand zu lehnen und die Augen zu schließen. Genesis fühlte anfangs nichts als Schmerz. Er strahlte von seiner Brust aus in jede einzelne Faser seines Körpers. Mit jedem Einatmen stieg der Schmerz ins Unermessliche! Aber er konnte nicht schreien. Er konnte nicht einmal stöhnen. So sehr er auch wollte, er schaffte es nicht, die Kapazitäten seiner Lungen voll auszuschöpfen. Nicht einmal zur Hälfte...es war, als würde der Atem blockiert werden. Von Zeit zu Zeit spürte er, wie sein eigenes Blut die Kehle hinaufkroch und einen metallischen Geschmack hinterlies. Dann erfasste ihn jedes mal Panik, denn darauf folgte immer ein Hustenanfall, der ihn wertvolle Luft kostete. Er wurde von der lähmenden Angst erfasst, ersticken zu müssen und verlor jedes mal fast das Bewusstsein, bis die Luftröhre endlich wieder frei war und er gierig neuen Sauerstoff einsaugen konnte. Er wusste nicht, wie lange er das durchhalten konnte. Während eines Moments, wo sein Kopf vom Sauerstoffmangel nicht ganz so benebelt war, spürte Genesis, dass er in jemandes Schoß lag. Er musste nichts sehen um zu wissen, um wen es sich handelte. Er kannte den Geruch, den Atemrhytmus, die Stimme seines Freundes allzu gut. Die kräftigen Beine unter seinem Rücken, der starke Arm in seinem Nacken, die Hand, die ihm sanft über den Kopf streichelte...das alles gab ihm ein beruhigendes Gefühl der Geborgenheit. Geborgenheit, die seine Eltern ihm nie gegeben hatten. Genesis versuchte, Bilder ihrer gemeinsamen Kindheit in Banora vor sein geistiges Augen zu rufen. Aber das Denken fiel ihm schwer und die Erinnerungen waren bruchstückhaft und ungeordnet. Dennoch waren sie ihm ein Trost, denn es waren Bilder voll von Zuversicht und Träumen. ’Angeal, ich bin so froh, dass du da bist’. Er hätte es so gerne ausgesprochen, aber es ging beim besten Willen nicht. Genesis fröstelte. Umso mehr genoss er die Wärme, welche von Angeal ausging. „Bitte, halt durch“, hatte er leise gesagt. Genesis sammelte das bisschen Kraft, dass er hatte und streichelte kurz über seine Hand. Anders konnte er nicht antworten. Dafür waren die Gedanken in seinem Kopf umso lauter. All ihre gemeinsamen Träume drohten zu Zerbersten und sich in Scherben vor ihren Füßen zu verteilen. Erneut wurder er von Angst gepackt. ’Bei Minerva...Ich will…leben!’, dachte er verzweifelt. Doch dann fühlte er wieder das Blut in seinem Rachen aufsteigen...’Ist das...deine Antwort, oh Göttin?’ Genesis spürte wieder den Hustenreflex, doch er hatte kaum noch Kraft, um das Blut aus der Lunge zu befördern. Mit aller Energie, die er noch aufbringen konnte, schaffte er es, zumindest einen Teil abzuhusten. Der Rest blieb wo er war und verursachte nun mit jedem Atemzug ein Rasseln. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut und Genesis fiel in einen unruhigen, traumlosen Dämmerzustand. Kapitel 8: Expectare (Abwarten) ------------------------------- Kapitel 8: Expectare (Abwarten) Es war Nacht geworden. Die Luft war klar und frisch, fast ein bisschen zu kühl. Der Sommer neigte sich langsam dem Ende zu. Es war eine sternklare Nacht. Hunderte kleine silberne Punkte zierten das samtene Schwarz des Himmels. Es hätte eine schöne, vielleicht sogar romantische Nacht sein können. Aber nichts wäre unpassender gewesen in diesem Moment, an diesem Ort. Eolie war lange, sehr lange gelaufen, ehe sie nun endlich auf dem Plateau, unterhalb des Dorfes und auch direkt unterhalb der Höhle zum Stehen kam. Es dauerte etwas länger, bis ihr kleiner Kopf alle Informationen und Eindrücke verarbeiten und sie wie ein Puzzle zusammensetzen konnte. Das Bild, welches sich ergab, hatte das kleine Mädchen so sehr erschreckt, dass es fortgelaufen war, nachdem Yoris seine Hand losgelassen hatte. Nun, da es zu dunkel geworden war, um noch genügend sehen zu können, setzte sich Eolie auf einen Stein. Sie hätte sich lieber ins Gras fallen lassen, aber es war vom Tau zu nass. Ein kleiner, kindlicher Seufzer entfleuchte ihren Lippen und sie musste schniefen. Die Hände im Schoß, die Augen gen Himmel gerichtet hing sie ihren trüben Gedanken nach. Sie bemühte sich sehr, das, was passiert war, zu verstehen. Aber es gelang ihr nur zum Teil. Über eines war sie sich jedoch auf schmerzhafte Weise im Klaren: ’Ich bin schuld! Ich bin schuld, dass die Höhle eingestürzt ist. Weil ich auf dieses...dieses Ding da gefallen bin.’ Sie zog ihre Beine heran und schlang die Arme um ihre Knie. ’Ich bin schuld, dass Mama und Papa jetzt gefangen sind. Und die anderen Menschen aus dem Dorf. Und auch dieser nette...Co...Commander...was für ein komisches Wort.’ Eolie seufzte wieder tief. Dass in der Höhle jemand verletzt oder zu Tode gekommen sein könnte, kam ihr nicht in den Sinn. Das war auch gut so, denn das Mädchen hatte genug mit ihren Schuldgefühlen zu tun. Sie hatte sich in ihrem kurzen Leben noch nie so sehr geschämt. Nicht einmal, als sie letztes Jahr einen großen Teil der Maiskolben, die die Familie geerntet hatte, an die wildlebenden Rehe verfüttert und danach sehr großen Ärger bekommen hatte. Eine einzelne Träne kullerte ihre kleine Wange hinab. Jetzt waren sicher alle böse auf sie. Wie ein kleines Häufchen Elend kauerte sie auf ihrem Stein und nicht einmal das freundliche Funkeln der Sterne konnte sie trösten. *** „Yoris, es ist schon spät. Lass es gut sein!“, rief einer der Infanteristen seinem Kameraden zu. Der Angesprochene ließ sein Schwert sinken. Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren, als er mit der Klinge übte. Während er sich auf die Präzision seiner Bewegungen konzentrierte und dabei seinen Träumen, einmal ein SOLDIER zu werden, nachhing, hatte er sogar für eine Weile vergessen können, dass die Mission schief gelaufen war. Nun aber winkten ihn seine Kumpanen zu sich. Sie hatten an der Felswand ein Lager aufgeschlagen und ein kleines Feuer entfacht. Yoris gesellte sich zu ihnen und genoss die Wärme der Flammen. Er war schweißnass und der Wind, obgleich nur sehr lau, ließ in frösteln. Einer der jungen Soldaten richtete das Wort an ihn. „Was hatte Lazard-“ „Direktor Lazard, bitte.“, unterbrach Yoris. „Hach, mein Gott, sorry, ich hab vergessen, wie überkorrekt zu bist! Also was hatte DIREKTOR Lazard gemeint, wie lange es dauert, bis die Hilfe kommt?“ „24 Stunden.“, antwortete er einsilbig. „Alter, das ist verflucht lange. Wieso brauchen die eine halbe Ewigkeit, um ein paar Leute mit dem Hubschrauber hierher zu fliegen?“ „Weil sie nicht nur Leute schicken, sondern auch Maschinen. Oder willst du den Eingang mit bloßen Händen freischaufeln?“ „Nee, natürlich nicht. Ich meinte nur, wir können hier ja eh nichts machen. Da hätten sie ruhig mal jemanden vorbeischicken können, der uns zurück bringt...“ Yoris traute seinen Ohren nicht. Mit einem Satz war er auf den Beiden und packte seinen Gegenüber am Kragen. „DU SPINNST WOHL?! Hast du überhaupt VERSTANDEN, was hier abgeht?! Die ERSTEN sind dort drinnen zusammen mit etlichen unschuldigen Zivilisten! Keiner weiß, wie es ihnen geht und ob sie überhaupt noch LEBEN! Und DU hast nichts Besseres zu tun, als zu murren, dass du nicht NACH HAUSE KANNST???“, brüllte er. „Hey, Yoris, lass ihn doch!“, versuchte ein anderer die Situation zu entschärfen. Yoris wandte sich mit einem Ruck um und stand wieder am Feuer. „Ihr seid mir schöne SOLDIER-Anwärter! Habt ihr schon mal was von Ehre gehört? E-H-R-E!“ “Ja doch, Yoris nun beruhige dich wieder! Er hat’s nicht so gemeint. Wir sind alle ein bisschen gestresst. Komm, setzt dich wieder hin. Bringt jetzt nichts, sich zu streiten.“ Wiederwillig ging er der Aufforderung nach. Er seufzte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Wahrscheinlich hatten sie Recht, sie waren alle aufgewühlt. Da fällt schnell mal ein unüberlegtes Wort. Wer hätte auch ahnen können, dass eine simple Mission derart aus dem Ruder läuft. „Entschuldigung“, nuschelte er zwischen seinen Händen hervor. In der Tat war er so aufgeregt, wie selten zuvor. Dieser Zustand des Nichts-tun-Könnens machte ihn krank. Der Gedanke, einer der Kämpfer die er so verehrte, könne Schaden genommen haben, machte ihn krank. Die Erkenntnis, mal wieder nicht gezeigt zu haben, was in ihm steckte, machte ihn krank. Alles irgendwie... Resigniert ließ Yoris die Hände wieder sinken. Seine Kampgefährten legten sich einer nach dem anderen auf den harten, staubigen Boden, um etwas zu schlafen. Aber er konnte es nicht! Langsam erhob er sich wieder und ging ein paar Schritte in die Nacht hinaus. Er betrachtete den klaren Himmel und verlor sich kurz in der unvorstellbaren Anzahl an Sternen, die dort draußen im Universum sein mussten. Dann fiel ihm etwas ein! Er zückte sein Handy und wählte einer Nummer, die er eigentlich schon längst mal wieder anrufen wollte. *** Zack war gerade auf dem Weg in sein Quartier, als das Handy klingelte. Er war außer Atem und gestresst. Hier bei SOLDIER war die Hölle los, seit Direktor Lazard regelrecht Alarm geschlagen hatte. Eigentlich wollte er nur noch seine Ruhe und nichts konnte er gerade weniger gebrauchen, als ein nervendes, klingelndes Handy. Aber aus Pflichtbewusstsein ging er ran. „Zack Fair?“, meldete er sich verstimmt. „Hallo Zack. Hier ist Yoris.“, kam es aus dem anderen Ende der Leitung. „Yoris? Wow, ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben. Aber hey, muss das unbedingt jetzt um diese Zeit sein? Ist gerade viel los hier, weißt du.“ „Das hoffe ich doch!“ Zack hatte mittlerweile sein Quartier erreicht und ließ sich auf dem Bett nieder. „Wie meinst du das?“ „Naja, ich hoffe, ihr arbeitet daran, so schnell wie möglich Hilfe zu schicken.“ „Moment mal!“, jetzt erst fiel bei dem Schwarzhaarigen der Groschen, „Bist du etwa auch dort? Bei dem Dorf?!“ „Ja, ich war es, der den Direktor informiert hat...-“ „Weist du irgendwas Genaueres? Bist du nicht mit eingesperrt? Wie konnte das überhaupt passieren? Weißt du, wie es den SOLDIERn geht?!“, quollen die Fragen förmlich aus seinem Mund heraus. Er hatte mehrmals versucht, Angeal zu erreichen. Aber sein Handy war aus oder funktionierte nicht. Das war mehr als beunruhigend, schließlich war sein Mentor immer zuverlässig gewesen und immer für seinen Schüler erreichbar. „Ich weiß so gut wie gar nichts. Wir sitzen draußen vor der Höhle und es ist absolut kein Durchkommen für uns. Der Eingang ist gesprengt worden...aus Versehen... also... unplanmäßig... ist ja auch egal! Jedenfalls haben wir keine Ahnung, wie’s den Leuten da drinnen geht. Wir können nur warten, bis ShinRa mit schwerem Geschütz auffährt, um das Geröll zu beseitigen.“, antwortete Yoris. „Aha...“ Zack fühlte das bisschen Hoffnung, was er sich gerade aufgebaut hatte, wieder verschwinden und ließ die Schultern hängen. „Zack?“ „Ja?“ „Geht es voran? Ich meine, mit der Hilfe? Ich mach mir Sorgen um die Ersten. Ich meine, die kommen sicher klar, sind ja gestandene Kämpfer... Aber... keine Ahnung. Man weiß ja nie.“ „Ich mach mir auch Sorgen, Yoris. Aber falls es dich beruhigt, hier in der Abteilung ist ganz schön Bewegung. Lazard hat uns die Hölle heiß gemacht! Die aus der Technik-Abteilung sind gerade noch dabei, irgendwelche Bulldozer oder was weiß ich für Maschinen, auseinander zu nehmen, damit sie verladen werden können. Das sind echt Riesendinger, die passen nicht mal in das Größte unserer Luftschiffe.“ „Das klingt gut. Red’ weiter, bitte.“ Zack stutzte. „Du machst dir wirklich Sorgen, oder?“ „Ja, natürlich.“ Der Schwarzhaarige lächelte, denn Yoris fühlte genau wie er. Er sann nach, was er noch Beruhigendes erzählen könnte. Denn in gewisser Weise beruhigte es aus den Schwarzhaarigen. „Außerdem sind ein Dutzend Zweiter und Dritter aktiviert worden, wir werden die Aktion begleiten.“ „Wir? Heißt das, du kommst auch?“ „Ja, ich wollte unbedingt mit. Schließlich muss ich meinem Lehrer aus der Patsche helfen!“, versuchte Zack zu scherzen. Aber er schalt sich gleich wieder dafür, hier war falscher Humor mehr als unangebracht. Stattdessen beschrieb er weiter die Lage bei ShinRa. „Lazard kommt auch mit. Die Sache scheint ihn ganz schön zu beschäftigen. Ach ja, und die Krankenstation ist auch mobilisiert worden! Es sind etliche Helfer auf Achse, um einen der Notfallhubschrauber für alles Nötige auszurüsten. Es werden ganz hochkarätige Ärzte mitkommen, sag ich dir! Ein Kardiologe, einer der sich mit Knochenbrüchen und Verrenkungen auskennt, ein Lungen-Spezialist, ein Psychologe...-“ „Wow, das klingt sehr gut. Danke Zack, du hast mich sehr beruhigt. Ich hoffe nur, diese ganze Riege an Medizinern wird nicht gebraucht werden..“ „Ja...Hey, mach dir keine Gedanken. Was unsere Ersten angeht, die sind hart im Nehmen! Was sie nicht umbringt, macht sie stärker. Wir werden morgen früh ausrücken. Die Flieger mit den Maschinenteilen brauchen etwas länger, aber solange können wir schon mal tun, was in unserer Macht steht.“ „Alles klar. Danke, Zack. Bis bald!“ „Ja, bis bald, Yoris. Mach's gut.“, antwortete Zack und legte auf. Nachdem er das Handy weggesteckt hatte, ließ er sich rücklings auf sein Bett fallen. „Was sie nicht umbringt, macht sie stärker...was für ein blöder Satz.“, murmelte er halblaut. Zack war sich sehr wohl bewusst, dass auch ein 1stClass SOLDIER nicht unverwundbar war und dass durchaus auch ein Erster sterben konnte. Bei diesem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er dachte an Angeal, seinen Mentor mit dem Buster-Schwert, der ihm immer wieder predigte, was Ehre und Stolz und Träume für eine immense Bedeutung haben. An General Sephiroth, den Helden schlechthin, der mit seinem Masamune so ziemlich jeden Gegner in die Flucht schlagen konnte. Und an Genesis, den LOVELESS-Liebhaber, der unglaublich elegant mit seinem roten Rapier umzugehen wusste. Zusammen schienen diese drei unbesiegbar. Zusammen entwickelten sie eine Kraft, die wohl nur Freunde so hervorbringen konnten. Denn ihre gemeinsamen Handlungen basierten auf Vertrauen und Achtung vor dem Anderen. Zack konnte und wollte sich einfach nicht vorstellen, dass einem von ihnen oder noch schlimmer, allen dreien etwas zugestoßen sein könnte. Er konnte es kaum erwarten, bis der Befehl zum Aufbruch kam. Dann konnte er endlich selbst vor Ort sein. Hoffentlich fühlte er sich dann nicht mehr so hilflos. Kapitel 9: Corpus imperat Mens (Körper über Verstand) ----------------------------------------------------- Corpus imperat Mens (Körper über Verstand) Es dauerte etwas, bis es Sephiroth gelang, sich zu orientieren. Er hatte wie alle anderen versucht, etwas zu schlafen. Es war ihm nur zum Teil gelungen und er hatte gehofft, sich nach dem Aufwachen etwas besser zu fühlen. Doch zu der allgemeinen Erschöpfung kamen nun auch eindeutige Anzeichen einer beginnenden Dehydrierung dazu. Er hatte nichts getrunken, seit sie zu der Mission aufgebrochen waren. Und das war einen Tag und eine Nacht her. Der Silberhaarige atmete tief durch, um seine verbliebenen Kräfte zu vitalisieren. Er sah sich in ihrem Gefängnis um, zum hundertsten Male wie ihm schien. Das Loch in der Decke ließ wieder schwaches Licht hinein. Offenbar begann es zu dämmern. Die Dorfbewohner waren im hinteren Teil der Höhle kaum auszumachen. Sie mieden die Kämpfer ShinRas und hofften gleichzeitig, ShinRa würde kommen und sie befreien. Manche von ihnen schliefen, andere unterhielten sich leise. Hin und wieder schaute einer zu ihnen rüber und ließ die Augen schnell wieder sinken, wenn er Sephiroths Blick kreuzte. Der SOLDIER beschloss, sich so gut es ging, die Beine zu vertreten. Er hatte nach mehr als einem Tag Gefangenschaft in diesem gottverdammten Loch einen unglaublichen Drang, sich zu bewegen. Mit einem leichten Ächzen kam er zu stehen und wartete kurz, bis sich sein Kreislauf eingestellt hatte. Dann lief er ein paar Schritte bis zu der Aussparung an der Decke, diesem kleinen natürlichen Oberlicht, und stellte sich direkt darunter. Warme Luft strömte ihm entgegen. War es hier drinnen also tatsächlich kälter, als draußen? Als er hinauf blickte, erkannte er ein paar Grashalme, die sich über den Rand bogen. Ansonsten sah er nur den Himmel, der in ein helles, morgendliches Orange getaucht war. Was wohl draußen vor sich geht? Sephiroth erinnerte sich, dass die Infanteristen nicht mit in die Höhle gegangen waren. Also mussten sie in Ordnung sein. Was taten sie? Hatten sie ShinRa verständigt? Mit bloßer Manneskraft war dem verschlossenen Eingang nicht beizukommen, soviel war sicher. Und er sah ein, dass ihnen nichts übrig blieb, als zu warten und zu hoffen. Sephiroth atmete hörbar aus. Er hatte sich noch nie in einer solchen Situation befunden. Und er war weiß Gott schon lange im Dienste der Armee, genau genommen, soweit er zurück denken konnte. Er hatte bisher auch nie das Verlangen danach gehabt, sich zu fragen, was davor gewesen war. Wo er herkam. Es war immer in Ordnung so gewesen, SOLDIER werden, Feinde eliminieren, Missionen anleiten. Das Hinzukommen von Genesis und Angeal, nahezu zeitgleich, bereicherte sein Leben jedoch mehr, als er sich es je hätte vorstellen können. Er war sich nicht sicher, ob er wusste, was Freundschaft war. Keine Frage, er fühlte sich den beiden verbunden und nannte sich auch seine Freunde. Aber eine Beziehung derart, wie sie die zwei Commander miteinander verband, hatte er bisher weder zu dem einen noch zu dem anderen aufbauen können. Mittlerweile war er sich auch sicher, dass es nicht nur etwas damit zu tun haben könnte, dass Angeal und Genesis sich schon seit ihrer Kindheit kannten. Sephiroth hatte das Gefühl, einfach nicht dafür geschaffen zu sein, komplexere Beziehungen aufzubauen. Es gab Momente, in denen ihm das großen Verdruss bereitete. Jetzt gerade zum Beispiel. Sephiroth wandte sich um schritt auf seine Kampfgefährten zu. Er ging vor ihnen in die Hocke und war still und beobachtete einfach nur. Angeal schien zu schlafen. Der Silberhaarige konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob ihm nicht schon längst die Beine eingeschlafen sein mussten. Schließlich lag Genesis schon seit gestern Abend in seinem Schoß, nach wie vor schwer und rasselnd atmend. Genesis...Während er seinen rothaarigen Freund musterte, dachte er daran, wie schlimm es erst für ihn sein musste, ohne Wasser. Ihm war, als hätte sich der Zustand des Verletzten seit der Nacht verschlechtert. Seine Haut war nunmehr aschfahl und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Im Kontrast dazu leuchteten seine Lippen rot. Blutrot. Mit Erschrecken erkannte Sephiroth ein dünnes Rinnsal Blut, das sich von einem der Mundwinkel über den Hals hinab zog. Er hielt es für besser, Angeal zu wecken und schüttelte ihn sanft an der Schulter. „Hey, wach auf.“, flüsterte er. Angeal wurde aus seinem flachen Schlaf gerissen. Das erste, was er wahrnahm, waren seine schmerzenden Beine. Er war lange in dieser einen Position verharrt. Und er hatte fürchterlichen Durst. „Sephiroth? Was...was ist?” „Ich glaube, es geht im schlechter.“ „Was, wem?“, entgegnete Angeal. Es kostete ihm Mühe, in einer geraden Linie zu denken, er fühlte sich benommen. „Genesis, wem sonst?“ Wie ein Reizwort durchzuckte dieser Name seinen ganzen Körper und ließ ihn endlich hellwach werden. Er schaute auf seinen Freund hinunter und sah sofort, was Sephiroth gemeint hatte. „Das war gestern Abend noch nicht!“, sagte er erschrocken. Sephiroth wies auf die Wunde, wo der Pfahl steckte. „Das auch nicht?“ Angeals Blick wanderte tiefer und er hob die Augenbrauen. Um den Splitter herum hatte es wieder zu bluten begonnen. Angst legte sich um sein Herz, als er sah, dass das Rot kleine Blasen schlug. Die Wunde war nicht mehr luftdicht verschlossen! Jetzt, beim genaueren Hinschauen konnte er auch erkennen, dass sich die rechte Brustseite nicht mehr mit hob und senkte! Er versuchte sich zu erinnern, was der Arzt damals zu Pfahlverletzungen gesagt hatte, während ihrer Fortbildung. Sephiroth kam eher darauf und sprach es aus: „Der Unterdruck im rechten Lungenflügel ist vermutlich durch die offene Wund verloren gegangen. Hatte der Arzt nicht irgend sowas gesagt, damals? Dass...dass die betroffene Lungenseite kollabieren kann, wenn der Unterdruck fehlt...und sich beim Einatmen nicht mehr weitet?“ Angeal nickte langsam, wie in Trance. Es ist genau das eingetroffen, weswegen man unter keinen Umständen Fremdkörper vorzeitig entfernen durfte, die in die Brust eingedrungen waren. „Wie konnte das passieren?“, flüsterte er ungläubig, „Sephiroth...“, Angeal sah den Silberhaarigen mit glänzenden, geweiteten Augen an. Es war ein Blick, der dem General durch Mark und Bein ging. So hatte er Angeal noch nie erlebt; sein Gesicht spiegelte pure Angst und Verzweiflung. „Er hat sich so gut wie gar nicht bewegt und ich mich auch nicht! Wie konnte das PASSIEREN?!“ „Shhh, Angeal, ich weiß es nicht, ich bin kein Arzt.“, versuchte der Angesprochene ihn zu beruhigen, „Angeal, hör mir zu!“ Sephiroth nahm das Kinn des Schwarzhaarigen und erzwang somit Blickkontakt. Er wollte gerade weitersprechen, als ein Geräusch sie alle verstummen ließ. ... Es war ein Geräusch, das die SOLDIER gut kannten. Sie hatten es oft gehört . Doch noch nie hatte es eine so befreiende, geradezu erleichternde Wirkung auf sie gehabt. Sie erkannten ganz deutlich die Motoren mehrerer Hubschrauber! Das waren Rettungskräfte ShinRas, es konnte gar nicht anders sein! Auch die Dorfbewohner sprangen auf, lauschten angestrengt und vielen sich sogleich in die Arme. Mit einem Mal schien sich eine immense Spannung gelöst zu haben. „Endlich!“, sagte einer. „Wir kommen doch noch raus!“, rief ein anderer. Nur Feby, die gestandene Frau des Dorfvorstehers, hob beschwichtigend die Arme. „Nun wartet’s erst mal ab!“, rief sie. „Dass Hilfe kommt ist das Eine. Dass die Leute auch zu uns durchdringen, das Andere! Oder habt ihr den riesigen Schutthaufen vergessen?“ Jäh aus ihrem Freudentaumel gerissen, mussten die Menschen ihr widerwillig recht geben. Wo gerade eben noch Erleichterung zu lesen war, spiegelte sich nun Enttäuschung in den Gesichtern. ’In der Tat die Einfühlsamkeit in Person’, dachte Angeal zum nunmehr zweiten Male. Dann richtete er sich an Sephiroth. „Entschuldige...ich...habe mich vergessen. Ich weiß, dass es niemandem hilft, wenn ich die Ruhe verliere.“ „Das ist schon in Ordnung. Nichts ist in deiner Situation legitimer.“ „Ich wage mir nicht vorzustellen, was wäre...wie ich reagieren würde, wenn Genesis...“. Angeal stockte urplötzlich, als er eine Bewegung in seinem Schoß wahrnahm. Genesis war wach! Seine Lider flatterten und kurz darauf öffnete er die Augen. Auf der Stelle beugte sich auch Sephiroth über den Verletzten. Hatte er den ganzen vorangegangenen Wortwechsel mitbekommen? Der Silberhaarige legte eine Hand auf die Stirn seines Freundes. „Hey, Kleiner.“, sagte er leise und sanft. Für Sephiroth war Genesis schon immer der „Kleine“ gewesen. Jünger als er war er allemal. Und in einigen Situationen wirkte er auch jünger als Angeal...ein bisschen ungestüm, manchmal etwas leichtsinnig... Aber vor allem erschien er von ihnen auch am zerbrechlichsten. Gerade jetzt. Womöglich war diese Bezeichnung aber auch schlichtweg der Ausdruck freundschaftlicher Fürsorge. Sephiroth war von sich selbst etwas überrascht. Genesis war schon lange eher wach als schlafend gewesen. Nachdem die Erschöpfung ihn übermannt hatte, wurde er immer wieder durch seine eigenen Atemgeräusche geweckt. Im Laufe der Nacht ging das Luftholen immer schlechter. Dann auf einmal kam ein Punkt, wo er sehr deutlich merkte, dass irgendetwas in ihm drin...kaputt gegangen war. Mit Mühe versuchte er die aufkommende Panik zu unterdrücken, versuchte sich nur aufs Atmen zu konzentrieren, sich zu beruhigen, sich irgendwie einzureden, dass immer noch die Möglichkeit der Rettung bestand. -Herzschlag, Atemzug. Herzschlag, Atemzug...- Das konnte doch nicht das Ende sein? Wenn er schon sterben sollte, dann im Kampf! Nicht hier in diesem dunklen Loch. Er wollte nicht elendig verrecken wie aufgespießtes Wild. Er wollte leben, verdammt! Er wollte seine Träume nicht aufgeben. IHRE Träume. Sie waren soweit gekommen...das alles konnte doch hier nicht einfach vorbei sein! Genesis vernahm Stimmen und Bewegung um sich herum. Aber er konnte dem Gespräch nicht folgen, sein Hirn war zu langsam, zu träge vom Sauerstoffmangel. Aus dem tiefen Wunsch heraus, bei sich, bei seinen Freunden zu bleiben, zwang er sich die Augen zu öffnen. Es war ihm ein großer Trost, dass sich beide Gesichter die er suchte, direkt über ihm befanden. Wenn er ihnen nur sagen könnte, wie dankbar er war, dass sie hier waren. Doch ein einziger Gedanke, ein einziger Satz begann nun langsam sein Denken auszufüllen. Er spürte, wie sein Körper und sein Instinkt zunehmend die Kontrolle übernahmen und den Verstand vernebelten. Sein Körper wollte überleben! Sein Körper diktierte ihm diesen einen Satz, wie ein immer wiederkehrendes Mantra und Genesis konnte nichts anderes, als zu folgen: -Herzschlag, Atemzug. Herzschlag, Atemzug...- „Genesis, hast du gehört? Lazard hat Hilfe geschickt. Sie sind vor der Höhle! Du wirst bald ärztliche Hilfe bekommen! Genesis!“ -Herzschlag, Atemzug. Herzschlag, Atemzug...- „Halt’ durch Genesis, hörst du uns?! Gen?!“ -Herzschlag Atemzug! Herzschlag! Atemzug! – Sephiroth und Angeal registrierten mit Angst, dass Genesis nicht mehr auf ihre Worte reagierte. Seine Augen standen nach wie vor offen, aber sein Blick ging ins Leere. Dennoch atmete der Rothaarige nun kräftiger und energischer als vorher. Sie wussten beim besten Willen nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Alles was ihnen blieb, war zu beten, die Hilfe möge nicht zu spät kommen. Kapitel 10: Sitis (Durst) ------------------------- Kapitel 10: Sitis (Durst) Obgleich sie ihre Leute zur Ruhe aufgerufen hatte, lauschte auch Feby gespannt den Geräuschen, die nun leise, aber doch deutlich vernehmbar zu ihnen drangen. Sie begann, die Dunkelheit um sich herum zu hassen. Oh ja, sie hasste jedes kleine Staubkorn, jedes Steinchen in dieser elenden Grotte. Missmutig lehnte sie sich an die kalte Felswand. Sie fühlte sich von Stunde zu Stunde schwächer. Sie hatte Durst. Sie alle hatten Durst. Besonders die Kinder unter ihnen hatten unter der Dehydrierung zu leiden. Sie quengelten und jammerten ununterbrochen. Mittlerweile aber waren sie eher still. Manche der Leute versuchten durch Tasten das eine oder andere Stück der nach allen Seiten versprengten Lebensmittel zu entdecken. Aber die Männer, die ihr Dorf überfallen hatten, haben zum Einen vieles bereits aus dem Lager geschafft und zum anderen den Rest nahe dem Eingang abgestellt, wo das Dynamit angebracht war. Mehr als mit Staub vermischtes Mus und Fetzen von Gemüse- und Obstschalen war nicht zu finden. Gerade der Wassermangel war es, der sie alle hart an ihre Grenzen stoßen ließ. Feby wurde sich mit Erstaunen gewahr, dass trotzdem niemand in Panik geraten war bisher. Sie schrieb es dem starken Rückhalt zu, den jeder einzelne unter den anderen Dorfbewohnern fand. Sie kümmerten sich untereinander. Alleine Marion war unruhiger als alle anderen. Sie hatte sich den Arm gebrochen, als die Druckwelle der Detonation sie zu Boden geworfen hatte. Aber der Schmerz kümmerte sie wenig, denn sie sorgte sich um ihre Tochter. Feby setzte sich neben sie. „Eolie geht es sicher gut. Sie ist ein kluges Mädel.“ Marion nickte leicht. Zu einem Lächeln schien sie aber nicht fähig zu sein. „Wenn wir nur bald hier rauskommen...“, sagte sie leise, „Ich weiß nicht, wie lange wir das noch aushalten können. Die Dunkelheit und die Kälte hier drinnen...und wir haben kein Wasser...“. „Damit magst du Recht haben.“, entgegnete Feby. „Aber ich bin zuversichtlich, dass uns der Konzern hilft... Shinra Inc....“, fügte sie leise und eher zu sich selbst hinzu. Sie schwiegen eine Weile. „Mir tut es leid um den Jungen.“, sagte Marion auf einmal und bewahrte damit Feby davor, in eine seltsame Gedankenspirale über den Konzern zu geraten. „Was meinst du?“ Marion wies mit ihrem Blick zu den drei SOLDIERN. „Oh, du meinst den Rothaarigen?“ „Denkst du, er schafft’s?“ Feby zuckte mit den Schultern. „Schwer zu sagen. Seit wann machst du dir denn Sorgen und fremde Soldaten?“ „Du weißt doch, dass ich einen Sohn in ungefähr demselben Alter habe.“, sagte Marion verwundert. „Oder hast du Mikael schon vergessen?“ „Nein, natürlich nicht.“, lächelte Feby. Mikael hatte vor zwei Jahren das Dorf verlassen und ist in die nächste Stadt gezogen um zu arbeiten. Er wollte unbedingt etwas mit Technik machen. Da kam er hier auf dem Lande natürlich nicht sehr weit. Seine Besuche waren für das ganze Dorf eine große Freude, weil er immer viele Interesse Geschichten und Neuigkeiten mitbrachte. Aber jetzt liegt der Großteil der Häuser in Schutt und Asche und sie waren hier eingesperrt. Sephiroth begann, sich wieder schlechter zu fühlen. Sein Kreislauf war jetzt wieder so instabil wie kurz nach der Explosion. Sein Körper zeigte eine Schwäche, die Sephiroth nicht gewohnt war. In gewisser Weise machte es ihn wütend auf sich selbst. Aber er musste sich eingestehen, dass er selbst dann nichts hätte tun können, wenn er im vollen Besitz seiner Kräfte gewesen wäre. Diese tonnenschweren Steine vor dem Eingang kann man nun mal nicht eben mit dem Finger wegschnippen. Keine Frage, es war gut zu wissen, dass draußen daran gearbeitet wurde, sie zu befreien. Aber jede einzelne Minute schien sich unglaublich in die Länge zu ziehen. Auch Angeal fiel es zunehmend schwerer, seinen Körper und dessen Bedürfnisse zu ignorieren. Schließlich waren sie beide durch die Explosion nicht gerade wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein starkes Brennen in der Kehle war dem Durstgefühl gewichen. Allmählich bekam Angeal das Gefühl, als würde es sich im ganzen Oberkörper ausbreiten. „Es ist schon seltsam, oder?“, sagte er mit rauer Stimme, „Da ziehen wir jahrelang in den Krieg, gehen auf Missionen und kämpfen, wo immer es nötig ist. Immer sind wir gut durchgekommen. Und nun sitzen wir hier und müssen fürchten, am Wassermangel zugrunde zu gehen.“ Sephiroth brummte und sah den Schwarzhaarigen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Angeal schien dabei zu sein, tatsächlich den Mut zu verlieren. „Hey, sag doch sowas nicht.“, flüsterte er etwas unbeholfen. Sephiroth war noch nie gut darin gewesen, andere zu trösten. Im Grunde genommen konnte auch er nicht leugnen, dass die Situation begann, arg an seinem Nervenkostüm zu zerren. Aber er hatte – sie alle drei hatten – schon ganz andere Dinge erlebt und überstanden. Gut, diesmal brauchten sie wirklich Hilfe. „Aber die ist ja schon so gut wie da.“, vervollständigte er seinen Gedanken laut. „Hm?“, fragte Angeal. Sephiroth winkte ab. Sein Mund war viel zu trocken, um weiter zu sprechen. Groteskerweise war Genesis der einzige, der nicht über eine ausgetrocknete Kehle zu klagen hatte. Mittlerweile floss unaufhörlich Blut in einem dünnen Rinnsal zwischen seinen Lippen hervor. Sephiroth legte eine Hand auf die kühle Stirn ihres Freundes. Er hatte keine Ahnung, ob dieser die Berührung überhaupt noch wahrnahm. Seine Augen, glanzlos und trüb, standen nach wie vor offen und starrten ins Leere. „Dieser Blick verheißt nichts Gutes.“, sagte Angeal plötzlich und sprach damit aus, was Sephiroth dachte. Überhaupt hatten sie das Gefühl, dass sich die Gestalt ihres Gefährten immer beängstigender veränderte. Das sonst so kupfern strahlende Haar war spröde und vom Staub ergraut. Seine Wangen schienen immer mehr einzufallen, was die Wangenknochen unnatürlich stark hervortreten ließ. Die linke Seite des Oberkörpers hob und senkte sich schnell in kurzen Abständen, während sich die rechte Seite, wo nach wie vor der Pfahl steckte, nicht einen Millimeter mit bewegte. Sie wirkte seltsam aufgebläht. Plötzlich durchfuhr ein Zucken den ganzen Körper des Rothaarigen. Sein hektischer, aber mehr oder weniger konstanter Atemrythmus kam jäh zum Stillstand. Er schien einatmen zu wollen, doch keine Luft konnte seine Lungen erreichen. „Genesis, was ist?!“, rief Sephiroth, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen konnte. Dieser krallte sich mit einer Hand am steinigen Boden und der anderen an Angeals Arm fest, die Augen panisch aufgerissen. Klägliche, hohe Laute entwichen seiner Kehle bei dem Versuch, neuen Sauerstoff aufzunehmen. Angeal spürte den Schmerz in seinem Arm und staunte über die Kraft, die Genesis’ Körper noch aufbringen konnte. Seine Gedanken rasten. Was sollten sie bloß tun? „Gen, bitte!“, brachte er hervor. Er konnte es einfach nicht fassen, er konnte überhaupt nichts tun für seinen besten Freund. Noch nie hatte er so viel Schmerz in seinen Zügen gesehen und gleichzeitig eine solche Hilflosigkeit. Überhaupt hätte er sich nie vorstellen können, solche Regungen in dem Maße an ihm zu beobachten. Es war ein ganz anderer Genesis, der da um Luft rang, einer, dem die Panik ins Gesicht geschrieben stand und der den Tod auf sich zukommen sah. Genesis unterdessen schien das letzte bisschen Kraft aufzubringen um sich zu bewegen. Er bäumte sich auf, immer wieder, und immer fester gruben sich seine Nägel in den Arm des Schwarzhaarigen. Sephiroth war es, der diese Bewegungen schließlich richtig interpretierte. „Ich weiß!“, rief er knapp, während er eine Hand unter Genesis’ Rücken, die andere möglichst sanft auf dessen Oberkörper ablegte und den Verletzen schließlich auf die Seite drehte. Abrupt löste sich ein gewaltiger Schwall Blut und schwappte zwischen Genesis Lippen hervor. Zitternd und schwer lag er nun in Sephiroths Armen, hustete und würgte, aber schaffte es endlich, einzuatmen. Die Augen nunmehr geschlossen, schien er langsam zu einem Atemrythmus zurückzufinden. Die beiden Männer neben ihm atmeten hörbar aus. „Das...war knapp.“, sagte der Silberhaarige stockend. Er und Angeal starrten sich fassungslos an. „Er wäre um ein Haar...“. „Bitte, sag es nicht“, unterbrach Angeal leise. Sie fielen in ein schweres Schweigen. Der Schock saß ihnen tief in den Gliedern. Nun begannen beide in der Tat, wenn auch jeder für sich im Stillen, die Hoffnung auf Rettung für ihren Gefährten aufzugeben. *** Als das Dorf durch das Fenster sichtbar wurde, suchte Zack auch gleich die Umgebung nach der Höhle ab. Aber wirkliche Anhaltspunkte konnte er nicht finden. Wahrscheinlich war sie nur von ebener Erde auszumachen. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und drippelte unruhig mit den Fingern. Die vergangene Nacht war doch noch turbulenter geworden, als erwartet. In der gesamten Abteilung war eine unglaublich Unruhe und eine subtile Spannung zu Spüren, die jeden der Kämpfer dazu veranlasste, irgendwas tun zu müssen. Am Ende sind sie zu den Technikern dazu gestoßen und halfen mit, die Maschinerien auseinander zu bauen und zu verladen. Zwar hatte keiner von ihnen viel Ahnung von Technik, weshalb die Experten auch mehr als argwöhnisch jeden ihrer Handgriffe beobachteten, aber zumindest Muskelkraft um die schweren Teile fortzubewegen. Es war ihrem Enthusiasmus zu verdanken, dass das Luftschiff nun zeitgleich mit den übrigen Rettungskräften am Ort des Geschehens eintreffen konnte. Jeder nur verfügbare Mann war Feuer und Flamme, behilflich zu sein, schon allein, weil der Name Sephiroths überall auftauchte – der Inbegriff für SOLDIER schlechthin. Zack indessen war mit den Gedanken vielmehr bei seinem Mentor gewesen. So langsam begann er die täglichen Trainingseinheiten und Lehrstunden zu vermissen. Sogar die etlichen Predigten über Stolz und Ehre...Wenn es Zack genau bedachte, waren sie es sogar, die ihm mehr fehlten. Die Wiese unter ihnen kam nun langsam immer näher. Zack beobachtete fasziniert, wie der Wind, den die Hubschrauber verursachten, das Gras Wellen schlagen ließ. Dann setzen sie auf. „Na endlich!“, stieß der Schwarzhaarige aus. „Na endlich!“, seufzte Yoris, als sich die Türen der Flugmaschinen öffneten und die Insassen einer nach dem anderen ins Freie traten. Er und seine Kameraden waren in angemessener Entfernung stehen geblieben, sodass sie das Geschehen überblicken konnten. Die meisten trugen die SOLDIER-Uniform. Yoris vermutete, dass es sich um Zweite und Dritte handeln musste. Er beobachtete nun interessiert, wie sich alle Helfer nach bewährter Manier in Reihen und Gruppen organisierten. Es mochten etwa zwei Dutzend Soldaten sein, dazu mehrere Techniker und Mediziner. Genau wie Zack es gesagt hatte. Wie auf ein Kommando setzte sich dann die ganze Mannschaft in Bewegung. Einige begannen die Felswand zu inspizieren, die meisten aber blieben und gingen den Technikern dabei zur Hand, die schwere Maschinerie zusammenzusetzen. Yoris wollte unbedingt mit anpacken und steuerte auf das wohlorganisierte Treiben vor ihm zu. Zack war der Erste, der ihn kommen sah. „Hey Yoris!“, sagte er und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, „Da sind wir. Ich glaube wir liegen ganz gut in der Zeit.“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. „Natürlich“, antwortete dieser. Allerdings lag weniger Hoffnung in seiner Stimme, als er erwartet hatte. Dass sie in der Lage sein sollten, den Höhleneingang frei zu räumen, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Nur was würde sie im Inneren erwarten? Er beobachtete Zack, wie er leichtfüßig irgendwelche Ausrüstungsgegenstände auslud. Ja, Pessimismus ist in der Tat fehl am Platze. Schon manches Mal hatte er sich gewünscht, einen Teil von Zacks Frohmut zu haben. Er war irgendwie spontaner, agiler, immer präsent und nie um einen guten Spruch verlegen. Er sprühte einfach vor Energie. Dementsprechend festen und schnellen Schrittes kehrte der zu Yoris zurück. „So, nun lass uns schon mal mit den anderen zumindest das kleine Geröll wegschaffen, während die Spezialisten dieses Monster da zusammenbauen.“ Er deutete mit dem Kopf auf die Teile der schweren Gerätschaft, die dazu bestimmt sein sollte, tonnenschwere Felsbrocken mühelos zu bewegen. Yoris nickte und so machten sie sich an die Arbeit. *** Eolie erschrak fürchterlich, als sie von dem Lärm der Hubschrauber überrascht wurde. Sie hatte sich entschlossen, zurück zum Dorf zu gehen. Nun konnte sie nicht anders als starr zu stehen und diese fliegenden Maschinerien zu beobachten. Sie hatte schon einige Hubschrauber gesehen, der Anblick war für sie nichts Neues, aber war doch immer wieder aufregend. Außerdem konnte sie auch etwas am Himmel ausmachen, das sie noch nie gesehen hatte: ein Luftschiff. Es war unvorstellbar riesig, gerade für so ein kleines Persönchen wie Eolie. Sie sah, dass die ganze Formation im Begriff war, auf der Wiese neben dem Dorf zu landen und machte sich auf, den restlichen Weg nach unten rennend zurückzulegen. ’Die kommen bestimmt, um den Höhleneingang wieder frei zu machen und Mama und Papa und alle anderen rauszuholen.’ In ihrem Übermut konnte sie das zwar schmale aber tiefe Erdloch nicht sehen, dass sich vor ihr unter dem Gras befand. Und schwubbs, war sie auch schon mit einem Bein komplett drinnen gelandet. „Aua!“ Das tat weh. Sehr sogar. Aber die Aufregung über die Ankunft der Helfer und ihre Neugier ließen sie dies schnell vergessen. Als sie sich wieder aufrappelte und ihr zartes Bein aus dem Loch zog, sah sie, dass es gar keinen Boden hatte. Kapitel 11: Auxilium (Hilfe) ---------------------------- Kapitel 11: Auxilium (Hilfe) Feby und die anderen Dorfbewohner indes hatten die schlimmen Szenen um die drei SOLDIERs mit verfolgt. Aber keiner wusste einen Rat und so rührte sich auch niemand. Im Grunde waren alle einer starren Lethargie verfallen und harrten der Dinge, die da kommen mögen. Umso durchdringender war der dumpfe Schlag oberhalb ihrer Köpfe, gefolgt von einer hohen Stimme. „Aua!“ Sie alle blickten instinktiv hinauf zum Loch in der Decke, wo das Tageslicht in einem schmalen, silbernen Strahl bis auf den Boden reichte. „Was war das denn?“, fragte Feby ungläubig. Sie richtete sich etwas mühsam auf und ging zu der Öffnung. Die Decke war an dieser Stelle schätzungsweise fast fünf Meter hoch. Blinzelnd spähte sie in das Licht, wo jäh ein kleines Gesicht zum Vorschein kam. Feby erschrak kurz und stutzte, bis sie endlich erkennen konnte, wer sie von da oben anschaute. „Ich GLAUBE es nicht!“, rief sie, „Eolie!“ „Eolie?“ Marion war mit einem Satz bei ihr und blickte nun ihrerseits hinauf. „Tatsächlich, Eolie, du bist es. Mein Gott, ich bin so froh, dich heil zu sehen!“ „Mir geht’s gut, Mama.“, antwortete das Mädchen, „Ich habe da einen netten Soldaten kennengelernt, weißt du, der heißt Yoris und...“ „Das ist schön, meine Kleine.“, intervenierte Marion, „Aber hör mir jetzt bitte gut zu, ich habe eine Aufgabe für dich. Sie ist sehr wichtig.“ „Was denn?“, fragte Eolie. „Du musst jetzt ganz schnell runter zum Dorf laufen, wo die Leute sind, die mit den Hubschraubern kamen. Erzähle ihnen, dass es hier oben dieses Loch gibt und dass wir dringend Wasser brauchen.“ „Das mach’ ich, Mama. Du wirst sehen, ich bin ganz flink!“ „Und noch etwas: sage bitte auch, dass hier unten jemand schwer verletzt ist und dringend ärztliche Hilfe gebraucht wird!“ Eolie schien kurz zu überlegen. „Du, Mama? Geht es denn auch dem Commander gut?“ „Dem Commander? Wen meinst du denn?“ „Ich glaube, sie meint mich“, warf Angeal ein. Mit einem Arm an die Wand gestützt, kam er auf die Öffnung zu und blinzelte kurz darauf in das Licht. Er richtete sich auf und versuchte zu lächeln. „Hallo Eolie.“ „Hallo Commander!“, quietschte das Mädchen. Dann wurde sie auf einmal sehr ernst. „Oh nein, bist du etwa der Verletzte, du siehst ja ganz schlimm aus?!“ „Nein, nein, ich bin halbwegs in Ordnung.“ „Aber du blutest doch!“ „Das ist nicht mein Blut...sondern das meines Freundes.“, Angeal stockte und musste schlucken. Eolie legte den Kopf schief. „Du, hast du geweint?“, fragte sie, „Das hast du doch, oder? Ich seh’s an deinem Gesicht.“ Mit so einer Frage hatte Angeal nicht gerechnet. „Ich weiß nicht so genau, kann schon sein, ja.“, antwortete er leise. Was für ein bemerkenswertes Mädchen. Nun allerdings war es Eolie, die schluchzte. „Ich bin an allem schuld.“, jammerte sie. „Nicht doch, du kannst doch gar nichts dafür!“, sagte Marion sanft. „Eolie!“, rief Angeal nun, „Bitte tu, was deine Mama gesagt hat und laufe schnell zu den Helfern. Weißt du, der Verletzte ist mir ein sehr wichtiger Freund. Wenn du jetzt ganz schnell bist, kannst du uns helfen, damit es ihm vielleicht besser geht. Am besten fragst du nach einem Pneumologen. Kannst du dir das merken?“ Er rang sich zu einem Lächeln durch. „Was ist denn ein...Dings?“, fragte Eolie zaghaft. Sie hatte das Wort noch nie gehört. „Ist schon in Ordnung. Sag einfach, wir brauchen jemanden, der sich mit Lungen auskennt.“ „Ist gut!“, antwortete das Mädchen und ihr kleiner Kopf verschwand. „Jetzt wird alles gut.“, sagte Marion. Angeal wagte es nicht, diese Aussage zu bejahen. Er nickte Marion und Feby knapp zu und schleppte sich zurück zu seinen Gefährten. Er ließ sich neben Sephiroth nieder, der noch immer Genesis seitlich stützte. Nach einer kurzen Pause richtete er das Wort an das Silberhaar. „Gib ihn mir bitte.“ Sephiroth blickte ihn fragend an. „Ich will etwas tun, irgendwas, verstehst du? Und wenn es nur das ist, dass ich ihn halte.“ Sephiroth nickte und legte Genesis so behutsam wie möglich in Angeals Arme. Den kupfernen Kopf lehnte er an die Brust des Schwarzhaarigen. Dann saßen sie einfach nur beieinander. Eine seltsame Art von Ruhe überkam sie. Der Rothaarige war jetzt sehr still, hatte die Augen geschlossen. Sein Atem war langsamer geworden und seine Gesichtszüge begannen sich zu entspannen. Sie beide bemühten sich in ihrem Innern, dies als gutes Zeichen zu werten. Aber ihr Verstand sagte ihnen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Sephiroth hatte noch nie geweint. Wahrscheinlich wird er es auch nie tun; aus irgendeinem Grund waren seine Gefühle noch nie so stark gewesen, dass sie ihn übermannt hätten. Etwas in ihm wünschte sich jedoch, es zu können, jetzt in diesem Moment. Nichts wäre ihm passender erschienen. Denn Genesis, ihr langjähriger Gefährte, Freund und Mitstreiter, lag im Sterben. „Gen“, flüsterte Angeal. Er spürte heiße Tränen aufsteigen, die er mit Mühe unterdrückte „Wir haben...seit wir uns kennen...immer gegenseitig unsere Wünsche und Bedürfnisse...respektiert...ich kann dir nichts verbieten...ich kann dir auch nicht verbieten...zu gehen...“. Er hob die Hand und strich seinem Freund über den Kopf, fuhr durch die roten Haare, streichelte über die Wange und das nun verkrustete Blut an den Lippen. Schließlich legte er seine Rechte auf Genesis’ blutiger Brust ab, aus einem unerklärlichen Instinkt heraus und besann sich auf die ruhige, flache Atembewegung unter seiner Hand. „Aber ich kann...nicht umhin, dich zu bitten...hier bei uns...zu bleiben. Bitte...halte durch. Es dauert nicht mehr lange...bis du Hilfe bekommst...du wirst hier gebraucht, Gen...wir haben doch noch so viele...Träume...bitte...du musst leben.“ Herzschlag.........Atemzug..............................Herzschlag................................................Atemzug......... Genesis war wieder bei sich selbst. Er nahm sich wahr. Er fühlte, dass sein Körper das Kommando wieder an den Verstand abgab. Sein Körper...hatte keine Energie mehr. Es ist keine Kraft mehr da zum Kämpfen. Er spürte, wie das Blut seine Lungen blockierte. Aber es störte ihn nicht. Er spürte, wie sein Körper begann, immer kälter zu werden. Aber es störte ihn nicht. Er spürte, wie sein Herz schwächer schlug. Aber es störte ihn nicht. Sein Kopf war nahezu leer. Nur die eine Erkenntnis war da: er wird sterben. Und es war in Ordnung. Er fühlte nur Frieden, sonst nichts. Denn er dachte an nichts, was ihm hätte Verdruss bereiten können. Wie in Trance nahm er eine Bewegung war...er wurde bewegt und kurz darauf wieder abgelegt. Es war...schön...warm...und irgendwie vertraut...an seinem Ohr hörte er einen dumpfen, regelmäßigen Rhythmus...das war unglaublich beruhigend. Die Angst war wie weggeblasen, auch der Schmerz. Es war alles gut. Wenn er denn sterben musste, dann sollte es eben so sein. Dann auf einmal...diese Stimme. Ihr Klang sickerte langsam in sein Bewusstsein und ebenso langsam kam eine Erinnerung...Banora...die Apfelbäume, die weiten Wiesen...und Angeal. Er nahm eine Berührung war. Eine warme Hand strich über seinen Kopf. Er erinnerte sich...an ihre gemeinsamen Träume...SOLDIER...Stolz, Ehre und Ruhm...an Sephiroth. Die Hand ruhte nun auf Genesis’ Brust und blieb dort. Sie blieb dort so warm und schützend, dass er sich wünschte, sein ganzes Dasein würde nur aus diesem Gefühl bestehen. Wieder diese Stimme. Genesis konnte nur schwer die Bedeutung der Worte erfassen. Aber allein der Klang weckte etwas in ihm. Ganz zart zuerst, dann behutsam stärker werdend. Es war...Sehnsucht...nach Licht...nach...Leben! Stark und regelmäßig hört er den Rhythmus an seinem Ohr, das Schlagen eines Herzens, das Herz von Angeal. Ihn überkam auf einmal der Wunsch, genauso einen Rhythmus in sich zu tragen. Stark und...lebendig. Schlagartig kam es ihm in den Sinn: er durfte nicht sterben. Er wollte nicht sterben! Er war kurz davor gewesen, aufzugeben. Nein, er musste kämpfen! Diese Hand auf seiner Brust, ihr Gewicht, gab ihm eine Richtung vor. Sie erinnerte ihn daran, was er tun musste, um zu leben: atmen! Luft aufnehmen, so viel wie eben möglich, den Brustkorb spannen, immer dieser Hand entgegen. ‚Bei Gaia. Ich will bleiben!’ Jetzt war er es, der seinem Körper das Mantra vorgeben wollte. Mit immer neuem Atem das Herz antreiben, schlagen soll es! Auf einmal fühlte er sich im Geiste wach, präsent. Aber es kostete ihn unsägliche Kraft, seinem Körper zu befehlen. Mit dem wiedererwachten Bewusstsein war auch der Schmerz wieder da, die Kälte, der Durst. Auch die Angst kam wieder. Er musste, er wollte dagegen ankämpfen. Aber er war so schwach...Das Atmen tat so weh...Zu wenig Luft. Er zwang sich, wach zu bleiben. Denn ihm war klar, sollte er jetzt das Bewusstsein verlieren, wäre es sein sicherer Tod. *** „Sehr gut, noch ein Stück nach links!“ – „Weiter...weiter...!“ – „Und absetzen!“ – „Passt! Ihr könnt es anschrauben!“ Yoris beobachtete die Techniker der ShinRa Inc., wie sie flink, aber präzise ihre Maschinen zusammenbauten und für den Einsatz vorbereiteten. Es ging recht schnell voran. Er, Zack und viele weitere junge Männer arbeiteten mit glühendem Eifer daran, zumindest die leichteren Brocken von Hand beiseite zu schaffen. Den Rest aber konnten nur die Spezialisten machen. Deren Chefingenieur trat nun in ihre Mitte. „Ich bitte um Aufmerksamkeit! Die Maschinerie ist so weit fertig. Allerdings sind da ein paar ganz schön große Dinger dabei.“ Der stämmige Mann ließ seinen Blick über den Geröllhaufen schweifen. „Wir werden vorher hier und da eine kleine Sprenginstallation einsetzen, um die Steinchen etwas handlicher zu machen. Danach ist es eine Frage weniger Minuten, bis der Höhleneingang frei ist.“ Yoris legte die Stirn in Falten. „Aber eine Sprengung ist doch genau der Grund für diese besch... heikle Situation gewesen!“, gab er zu bedenken. „Ja, weil da jemand am Werk war, der keine Ahnung hatte. Ich aber weiß, was ich tue Kleiner, also mach dir nicht ins Hemd. So und nun möchte ich alle höflichst auffordern, einen gebührenden Abstand zum Schauplatz zu nehmen!“ Yoris schluckte seinen Ärger über die Unfreundlichkeit des Ingenieurs hinunter. Gemeinsam mit Zack entfernte er sich von der Felswand. Ihre Kräfte wurden jetzt nicht mehr gebraucht. Nun hieß es abwarten. Sie setzen sich also etwas jenseits des Tumults ins Gras. Es war ein klarer, sonniger Tag und angenehm warm. Aber die beiden jungen Männer taten sich schwer, sich einfach so niederzulassen und Däumchen zu drehen. ‚Aber uns bleibt im Moment halt nichts anderes übrig.’, dachte Yoris. „Tja.“, richtete Zack das Wort grinsend an ihn, „Nun haben wir in der Tat mal wieder Zeit zum Plaudern. Wie läuft’s denn so bei dir?“ Yoris schien recht verdutzt drein zu schauen, deshalb fügte er hinzu: „Hey, ich mache mir auch Sorgen. Immerhin ist Angeal da drinnen. Ich wüsste gar nicht mehr so recht, wie ich auskommen sollte, ohne seine Lektionen und Trainingseinheiten. Ich habe unglaublich viel dazu gelernt, seit er mein Mentor ist.“ „Hach, du Glückspilz, du.“, seufzte Yoris. Zack lachte. „Naja, inwieweit mir da das Glück oder aber mein Talent geholfen hat...“, entgegnete er und zwinkerte Yoris zu. „Aber nun sag schon, wie sieht es aus mit deinen Plänen? Du willst doch SOLDIER werden, oder nicht?“ „Darauf kannst du wetten!“, rief dieser. Dann zögerte er und fügte hinzu: „Ich muss eben nur irgendjemandem mal auffallen...“. Er ließ den Kopf hängen. „Nana.“, sagte Zack aufmunternd, „Gut Ding’ will Weile haben, hat mein Opa immer gesagt. Ich hab dich doch schon öfter kämpfen gesehen – du bist echt gut!“ „Wirklich?“ „Ja doch! Habe doch mal etwas mehr Selbstvertrauen, Mann! Ich prophezeie dir, ehe du dich versiehst, wird einer der Ersten auf dich aufmerksam. Es gibt ja nicht nur Sephiroth und Angeal...“ „Oder Commander Rhapsodos.“, ergänzte Yoris. „Ja, du hast es erfasst. Diese drei mögen vielleicht besonders berühmt sein bei ShinRa. Aber sie sind bei weitem nicht die Einzigen, von denen man etwas lernen kann.“, fuhr Zack fort. „Trotzdem“. „Was trotzdem?“ „Trotzdem...habe ich so meine Träume.“, murmelte Yoris und blinzelte trotzig in die Sonne. Zack hob eine Augenbraue und grinste linkisch. „Ah, ich weiß schon.“, sagte er verschwörerisch. Dann wurde er ernst. „Genesis ist einer der besten Kämpfer, die ich je gesehen habe. Er ist vielleicht manchmal ´n bisschen abgehoben. Aber er hat einen edlen Charakter, glaube ich. Zumindest ist er so gut mit Angeal befreundet, wie niemand sonst und das will was heißen.“ Yoris fragte gar nicht erst, woher Zack wusste, dass er den roten Commander so sehr bewunderte. „Stell dir vor!“, spann Zack die Idee weiter, „Angeal und ich. Genesis und du. Wir würden zusammen ein großartiges Quartett abgeben! Zwei Meister und zwei Schüler, die selbst einmal Meister werden würden...“ „Hm“, antwortete Yoris halbherzig, denn seine Aufmerksamkeit wurde soeben von etwas anderem gefordert: da kam eine Gestalt den Hang herunter gerannt. Er kniff die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können. Moment mal, das ist doch... „Eolie!“, rief er aus und war mit einem Satz auf den Beinen. Er eilte dem schwer atmenden Mädchen entgegen und ließ den verdutzen Zack ohne ein weiteres Wort im Gras sitzen. Eolie! Du liebe Zeit, die hatte er komplett aus den Augen verloren.! Er war gedanklich so sehr mit den Ersten und seinen eigenen Träumen beschäftigt, dass er gerade den Befehl eines 1st Class vollkommen vergessen hatte... ’Na super Yoris, du bist echt der blödeste SOLDIER-Anwärter aller Zeiten.’, dachte er und seufzte. Dann fiel ihm die Szene in der Scheune wieder ein...es war dieses kleine, nun etwas keuchende Mädchen vor ihm, dass in gewisser Weise Schuld an der Explosion war. Aber inwieweit kann man in so einem Fall von Schuld sprechen? Er hatte am Anfang einen kurzen Groll gegen sie verspürt, bis ihm jedoch sehr schnell einfiel, wie er in dem Alter war: doppelt so bewegungsfreudig und dreimal so übermütig. Nein, der Kleinen konnte man wirklich keinen Vorwurf machen. Yoris ging vor Eolie in die Hocke. „Wo um alles in der Welt hast du denn gesteckt?“, fragte er sie. Eolie tippelte nervös hin und her, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sah verlegen auf ihre Füße. „Ich bin weggelaufen“, sagte sie leise. „Warum das denn?“ „Weil ich schuld bin.“, antwortete das Mädchen noch leiser und schien immer mehr in sich zusammen zu sinken. Yoris hob die Augenbrauen. Eolie hatte verstanden, dass es ihr Sprung auf das Schaltpult gewesen war, der für die Detonation gesorgt hatte? Damit hatte er nicht gerechnet und wurde etwas verlegen. Die Unsicherheit wuchs noch viel mehr, als er sah, wie Eolie den Kopf zwischen die Schultern zog, offensichtlich in Erwartung einer ordentlichen Schelte. „Ähm...also...Ja, es stimmt schon, dass die Landung von deinem >Superhüpf<“, - er versuchte lustig zu klingen – ,„ein bisschen fehlgeschlagen ist... Aber es konnte doch niemand ahnen, dass unter dem ganzen Heu der Auslöser versteckt ist. Schau mal, sogar die SOLDIERs sind nicht drauf gekommen. Du hast es doch nicht mit Absicht gemacht. Niemand wird dir die Schuld geben.“ Eolie hob ein bisschen den Kopf und lugte zwischen ihren Haaren hervor. So richtig glauben konnte sie das nicht, was Yoris da sagte. Der richtete sich indessen wieder auf und bot der Kleinen seine Hand an. „Komm, ich bringe dich zu jemandem, der auf dich aufpasst.“ „Warte, warte, zuerst muss ich dir noch was wichtiges erzählen!“, rief Eolie aus. „Was denn?“ „Ich habe Mama gesehen. Und Feby auch. Und den Commander“ Jetzt blieb Yoris ungläubig stehen. „Du hast was? Wie...“ „Ich habe ein Loch entdeckt“, unterbrach die Kleine, „Von da kann man runter in die Höhle gucken. Ich hab mit ihnen gesprochen.“ Yoris wurde ganz aufgeregt. Er ging wieder zu Eolie auf Augenhöhe und umfasste ihre Schultern. „Was haben sie gesagt? Wie geht es ihnen? Eolie, du musst alles erzählen, was du weißt!“ „Mama sagte, dass sie Durst hätten. Und dass es einen gibt, der sich wohl besonders weh getan hat. Der Commander hat nach einem Arzt gefragt, nach einem Pneudings...ähm...einem, der sich mit Lungen auskennt.“ „Wirklich nur ein Verletzter?“ „Naja, das haben sie gesagt. Aber die haben alle nicht so gut ausgesehen.“, antwortete die Kleine leise. In diesem Moment kam Zack dazu. „Hey, was geht denn hier ab? Und wer bist denn du?“ „Ich erklär’s dir später, Zack. Wir haben wichtige Neuigkeiten. Das Mädchen nickte und gemeinsam eilten sie zu den Hubschraubern zurück, zwischen denen sich die übrigen Soldaten, Techniker und Mediziner tummelten. Yoris führte Eolie direkt in ihre Mitte. „Wir haben Informationen!“, rief er so laut es ihm möglich war und lenkte somit alle Aufmerksamkeit auf sie. Yoris vergewisserte sich, dass alle zuhörten und fuhr dann fort. „Es gibt eine schmale Verbindung, zwischen draußen und der Höhle, eine Art Spalte oder Loch. Das Mädchen hier hat es gefunden. Sie hat mit einigen drinnen gesprochen, es scheint nur einen Verletzten zu geben. „Dafür aber besonders schlimm.“, hakte Eolie ein, „Der Commander sagte, ich müsse ganz fix sein.“ „Sie brauchen dringend Wasser und einen Lungenspezialisten!“, fuhr Yoris fort. „Unser Stichwort!“, drang eine männliche Stimme aus dem Gemenge. Kurz darauf lösten sich eine junge Frau und ein ergrauter, älterer Herr und traten nach vorn. Augenscheinlich Mediziner. „Mein Name ist Doktor Viraux, dies ist meine Kollegin Doktor Yulin. Zeigt uns, wo dieses Loch ist. Je schneller wir etwas tun können, umso besser.“ „Gut.“ sagte einer der Befehlshaber und wies in Richtung der SOLDIERs dritten Ranges. „Du, du und ihr zwei. Ihr geht mit und lasst euch vom Versorgungsflugzeug Wasserkanister geben. Bringt in Erfahrung, ob es weitere Verletzte gibt und informiert die Menschen dort drinnen, dass es weitere Sprengungen geben wird, vor denen sie sich aber nicht zu fürchten brauchen. Wir werden Funkkontakt haben. Tut alles, um Ruhe und Ordnung zu bewahren. Ich will, dass dann einer zurückkommt und mir Bericht erstattet.“ „Ja, Sir!“ Sofort machte sich die Gruppe auf den Weg, Eolie sprang vorneweg. Yoris blieb zurück und konnte nicht anders, als ihnen hinterher zu starren, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)