Even if the morrow is barren of promisses von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Sitis (Durst) ------------------------- Kapitel 10: Sitis (Durst) Obgleich sie ihre Leute zur Ruhe aufgerufen hatte, lauschte auch Feby gespannt den Geräuschen, die nun leise, aber doch deutlich vernehmbar zu ihnen drangen. Sie begann, die Dunkelheit um sich herum zu hassen. Oh ja, sie hasste jedes kleine Staubkorn, jedes Steinchen in dieser elenden Grotte. Missmutig lehnte sie sich an die kalte Felswand. Sie fühlte sich von Stunde zu Stunde schwächer. Sie hatte Durst. Sie alle hatten Durst. Besonders die Kinder unter ihnen hatten unter der Dehydrierung zu leiden. Sie quengelten und jammerten ununterbrochen. Mittlerweile aber waren sie eher still. Manche der Leute versuchten durch Tasten das eine oder andere Stück der nach allen Seiten versprengten Lebensmittel zu entdecken. Aber die Männer, die ihr Dorf überfallen hatten, haben zum Einen vieles bereits aus dem Lager geschafft und zum anderen den Rest nahe dem Eingang abgestellt, wo das Dynamit angebracht war. Mehr als mit Staub vermischtes Mus und Fetzen von Gemüse- und Obstschalen war nicht zu finden. Gerade der Wassermangel war es, der sie alle hart an ihre Grenzen stoßen ließ. Feby wurde sich mit Erstaunen gewahr, dass trotzdem niemand in Panik geraten war bisher. Sie schrieb es dem starken Rückhalt zu, den jeder einzelne unter den anderen Dorfbewohnern fand. Sie kümmerten sich untereinander. Alleine Marion war unruhiger als alle anderen. Sie hatte sich den Arm gebrochen, als die Druckwelle der Detonation sie zu Boden geworfen hatte. Aber der Schmerz kümmerte sie wenig, denn sie sorgte sich um ihre Tochter. Feby setzte sich neben sie. „Eolie geht es sicher gut. Sie ist ein kluges Mädel.“ Marion nickte leicht. Zu einem Lächeln schien sie aber nicht fähig zu sein. „Wenn wir nur bald hier rauskommen...“, sagte sie leise, „Ich weiß nicht, wie lange wir das noch aushalten können. Die Dunkelheit und die Kälte hier drinnen...und wir haben kein Wasser...“. „Damit magst du Recht haben.“, entgegnete Feby. „Aber ich bin zuversichtlich, dass uns der Konzern hilft... Shinra Inc....“, fügte sie leise und eher zu sich selbst hinzu. Sie schwiegen eine Weile. „Mir tut es leid um den Jungen.“, sagte Marion auf einmal und bewahrte damit Feby davor, in eine seltsame Gedankenspirale über den Konzern zu geraten. „Was meinst du?“ Marion wies mit ihrem Blick zu den drei SOLDIERN. „Oh, du meinst den Rothaarigen?“ „Denkst du, er schafft’s?“ Feby zuckte mit den Schultern. „Schwer zu sagen. Seit wann machst du dir denn Sorgen und fremde Soldaten?“ „Du weißt doch, dass ich einen Sohn in ungefähr demselben Alter habe.“, sagte Marion verwundert. „Oder hast du Mikael schon vergessen?“ „Nein, natürlich nicht.“, lächelte Feby. Mikael hatte vor zwei Jahren das Dorf verlassen und ist in die nächste Stadt gezogen um zu arbeiten. Er wollte unbedingt etwas mit Technik machen. Da kam er hier auf dem Lande natürlich nicht sehr weit. Seine Besuche waren für das ganze Dorf eine große Freude, weil er immer viele Interesse Geschichten und Neuigkeiten mitbrachte. Aber jetzt liegt der Großteil der Häuser in Schutt und Asche und sie waren hier eingesperrt. Sephiroth begann, sich wieder schlechter zu fühlen. Sein Kreislauf war jetzt wieder so instabil wie kurz nach der Explosion. Sein Körper zeigte eine Schwäche, die Sephiroth nicht gewohnt war. In gewisser Weise machte es ihn wütend auf sich selbst. Aber er musste sich eingestehen, dass er selbst dann nichts hätte tun können, wenn er im vollen Besitz seiner Kräfte gewesen wäre. Diese tonnenschweren Steine vor dem Eingang kann man nun mal nicht eben mit dem Finger wegschnippen. Keine Frage, es war gut zu wissen, dass draußen daran gearbeitet wurde, sie zu befreien. Aber jede einzelne Minute schien sich unglaublich in die Länge zu ziehen. Auch Angeal fiel es zunehmend schwerer, seinen Körper und dessen Bedürfnisse zu ignorieren. Schließlich waren sie beide durch die Explosion nicht gerade wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein starkes Brennen in der Kehle war dem Durstgefühl gewichen. Allmählich bekam Angeal das Gefühl, als würde es sich im ganzen Oberkörper ausbreiten. „Es ist schon seltsam, oder?“, sagte er mit rauer Stimme, „Da ziehen wir jahrelang in den Krieg, gehen auf Missionen und kämpfen, wo immer es nötig ist. Immer sind wir gut durchgekommen. Und nun sitzen wir hier und müssen fürchten, am Wassermangel zugrunde zu gehen.“ Sephiroth brummte und sah den Schwarzhaarigen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Angeal schien dabei zu sein, tatsächlich den Mut zu verlieren. „Hey, sag doch sowas nicht.“, flüsterte er etwas unbeholfen. Sephiroth war noch nie gut darin gewesen, andere zu trösten. Im Grunde genommen konnte auch er nicht leugnen, dass die Situation begann, arg an seinem Nervenkostüm zu zerren. Aber er hatte – sie alle drei hatten – schon ganz andere Dinge erlebt und überstanden. Gut, diesmal brauchten sie wirklich Hilfe. „Aber die ist ja schon so gut wie da.“, vervollständigte er seinen Gedanken laut. „Hm?“, fragte Angeal. Sephiroth winkte ab. Sein Mund war viel zu trocken, um weiter zu sprechen. Groteskerweise war Genesis der einzige, der nicht über eine ausgetrocknete Kehle zu klagen hatte. Mittlerweile floss unaufhörlich Blut in einem dünnen Rinnsal zwischen seinen Lippen hervor. Sephiroth legte eine Hand auf die kühle Stirn ihres Freundes. Er hatte keine Ahnung, ob dieser die Berührung überhaupt noch wahrnahm. Seine Augen, glanzlos und trüb, standen nach wie vor offen und starrten ins Leere. „Dieser Blick verheißt nichts Gutes.“, sagte Angeal plötzlich und sprach damit aus, was Sephiroth dachte. Überhaupt hatten sie das Gefühl, dass sich die Gestalt ihres Gefährten immer beängstigender veränderte. Das sonst so kupfern strahlende Haar war spröde und vom Staub ergraut. Seine Wangen schienen immer mehr einzufallen, was die Wangenknochen unnatürlich stark hervortreten ließ. Die linke Seite des Oberkörpers hob und senkte sich schnell in kurzen Abständen, während sich die rechte Seite, wo nach wie vor der Pfahl steckte, nicht einen Millimeter mit bewegte. Sie wirkte seltsam aufgebläht. Plötzlich durchfuhr ein Zucken den ganzen Körper des Rothaarigen. Sein hektischer, aber mehr oder weniger konstanter Atemrythmus kam jäh zum Stillstand. Er schien einatmen zu wollen, doch keine Luft konnte seine Lungen erreichen. „Genesis, was ist?!“, rief Sephiroth, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen konnte. Dieser krallte sich mit einer Hand am steinigen Boden und der anderen an Angeals Arm fest, die Augen panisch aufgerissen. Klägliche, hohe Laute entwichen seiner Kehle bei dem Versuch, neuen Sauerstoff aufzunehmen. Angeal spürte den Schmerz in seinem Arm und staunte über die Kraft, die Genesis’ Körper noch aufbringen konnte. Seine Gedanken rasten. Was sollten sie bloß tun? „Gen, bitte!“, brachte er hervor. Er konnte es einfach nicht fassen, er konnte überhaupt nichts tun für seinen besten Freund. Noch nie hatte er so viel Schmerz in seinen Zügen gesehen und gleichzeitig eine solche Hilflosigkeit. Überhaupt hätte er sich nie vorstellen können, solche Regungen in dem Maße an ihm zu beobachten. Es war ein ganz anderer Genesis, der da um Luft rang, einer, dem die Panik ins Gesicht geschrieben stand und der den Tod auf sich zukommen sah. Genesis unterdessen schien das letzte bisschen Kraft aufzubringen um sich zu bewegen. Er bäumte sich auf, immer wieder, und immer fester gruben sich seine Nägel in den Arm des Schwarzhaarigen. Sephiroth war es, der diese Bewegungen schließlich richtig interpretierte. „Ich weiß!“, rief er knapp, während er eine Hand unter Genesis’ Rücken, die andere möglichst sanft auf dessen Oberkörper ablegte und den Verletzen schließlich auf die Seite drehte. Abrupt löste sich ein gewaltiger Schwall Blut und schwappte zwischen Genesis Lippen hervor. Zitternd und schwer lag er nun in Sephiroths Armen, hustete und würgte, aber schaffte es endlich, einzuatmen. Die Augen nunmehr geschlossen, schien er langsam zu einem Atemrythmus zurückzufinden. Die beiden Männer neben ihm atmeten hörbar aus. „Das...war knapp.“, sagte der Silberhaarige stockend. Er und Angeal starrten sich fassungslos an. „Er wäre um ein Haar...“. „Bitte, sag es nicht“, unterbrach Angeal leise. Sie fielen in ein schweres Schweigen. Der Schock saß ihnen tief in den Gliedern. Nun begannen beide in der Tat, wenn auch jeder für sich im Stillen, die Hoffnung auf Rettung für ihren Gefährten aufzugeben. *** Als das Dorf durch das Fenster sichtbar wurde, suchte Zack auch gleich die Umgebung nach der Höhle ab. Aber wirkliche Anhaltspunkte konnte er nicht finden. Wahrscheinlich war sie nur von ebener Erde auszumachen. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und drippelte unruhig mit den Fingern. Die vergangene Nacht war doch noch turbulenter geworden, als erwartet. In der gesamten Abteilung war eine unglaublich Unruhe und eine subtile Spannung zu Spüren, die jeden der Kämpfer dazu veranlasste, irgendwas tun zu müssen. Am Ende sind sie zu den Technikern dazu gestoßen und halfen mit, die Maschinerien auseinander zu bauen und zu verladen. Zwar hatte keiner von ihnen viel Ahnung von Technik, weshalb die Experten auch mehr als argwöhnisch jeden ihrer Handgriffe beobachteten, aber zumindest Muskelkraft um die schweren Teile fortzubewegen. Es war ihrem Enthusiasmus zu verdanken, dass das Luftschiff nun zeitgleich mit den übrigen Rettungskräften am Ort des Geschehens eintreffen konnte. Jeder nur verfügbare Mann war Feuer und Flamme, behilflich zu sein, schon allein, weil der Name Sephiroths überall auftauchte – der Inbegriff für SOLDIER schlechthin. Zack indessen war mit den Gedanken vielmehr bei seinem Mentor gewesen. So langsam begann er die täglichen Trainingseinheiten und Lehrstunden zu vermissen. Sogar die etlichen Predigten über Stolz und Ehre...Wenn es Zack genau bedachte, waren sie es sogar, die ihm mehr fehlten. Die Wiese unter ihnen kam nun langsam immer näher. Zack beobachtete fasziniert, wie der Wind, den die Hubschrauber verursachten, das Gras Wellen schlagen ließ. Dann setzen sie auf. „Na endlich!“, stieß der Schwarzhaarige aus. „Na endlich!“, seufzte Yoris, als sich die Türen der Flugmaschinen öffneten und die Insassen einer nach dem anderen ins Freie traten. Er und seine Kameraden waren in angemessener Entfernung stehen geblieben, sodass sie das Geschehen überblicken konnten. Die meisten trugen die SOLDIER-Uniform. Yoris vermutete, dass es sich um Zweite und Dritte handeln musste. Er beobachtete nun interessiert, wie sich alle Helfer nach bewährter Manier in Reihen und Gruppen organisierten. Es mochten etwa zwei Dutzend Soldaten sein, dazu mehrere Techniker und Mediziner. Genau wie Zack es gesagt hatte. Wie auf ein Kommando setzte sich dann die ganze Mannschaft in Bewegung. Einige begannen die Felswand zu inspizieren, die meisten aber blieben und gingen den Technikern dabei zur Hand, die schwere Maschinerie zusammenzusetzen. Yoris wollte unbedingt mit anpacken und steuerte auf das wohlorganisierte Treiben vor ihm zu. Zack war der Erste, der ihn kommen sah. „Hey Yoris!“, sagte er und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, „Da sind wir. Ich glaube wir liegen ganz gut in der Zeit.“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. „Natürlich“, antwortete dieser. Allerdings lag weniger Hoffnung in seiner Stimme, als er erwartet hatte. Dass sie in der Lage sein sollten, den Höhleneingang frei zu räumen, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Nur was würde sie im Inneren erwarten? Er beobachtete Zack, wie er leichtfüßig irgendwelche Ausrüstungsgegenstände auslud. Ja, Pessimismus ist in der Tat fehl am Platze. Schon manches Mal hatte er sich gewünscht, einen Teil von Zacks Frohmut zu haben. Er war irgendwie spontaner, agiler, immer präsent und nie um einen guten Spruch verlegen. Er sprühte einfach vor Energie. Dementsprechend festen und schnellen Schrittes kehrte der zu Yoris zurück. „So, nun lass uns schon mal mit den anderen zumindest das kleine Geröll wegschaffen, während die Spezialisten dieses Monster da zusammenbauen.“ Er deutete mit dem Kopf auf die Teile der schweren Gerätschaft, die dazu bestimmt sein sollte, tonnenschwere Felsbrocken mühelos zu bewegen. Yoris nickte und so machten sie sich an die Arbeit. *** Eolie erschrak fürchterlich, als sie von dem Lärm der Hubschrauber überrascht wurde. Sie hatte sich entschlossen, zurück zum Dorf zu gehen. Nun konnte sie nicht anders als starr zu stehen und diese fliegenden Maschinerien zu beobachten. Sie hatte schon einige Hubschrauber gesehen, der Anblick war für sie nichts Neues, aber war doch immer wieder aufregend. Außerdem konnte sie auch etwas am Himmel ausmachen, das sie noch nie gesehen hatte: ein Luftschiff. Es war unvorstellbar riesig, gerade für so ein kleines Persönchen wie Eolie. Sie sah, dass die ganze Formation im Begriff war, auf der Wiese neben dem Dorf zu landen und machte sich auf, den restlichen Weg nach unten rennend zurückzulegen. ’Die kommen bestimmt, um den Höhleneingang wieder frei zu machen und Mama und Papa und alle anderen rauszuholen.’ In ihrem Übermut konnte sie das zwar schmale aber tiefe Erdloch nicht sehen, dass sich vor ihr unter dem Gras befand. Und schwubbs, war sie auch schon mit einem Bein komplett drinnen gelandet. „Aua!“ Das tat weh. Sehr sogar. Aber die Aufregung über die Ankunft der Helfer und ihre Neugier ließen sie dies schnell vergessen. Als sie sich wieder aufrappelte und ihr zartes Bein aus dem Loch zog, sah sie, dass es gar keinen Boden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)