Even if the morrow is barren of promisses von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Memoria (Erinnerung) ------------------------------- Kapitel 7: Memoria (Erinnerung Im Inneren der Höhle wurde es immer dunkler. Der Tag neigte sich dem Ende zu und die Sonne bewegte sich allmählich gen Horizont. Der Lichtstrahl, der durch die Decke fiel, wurde schwächer. Es war empfindlich kalt und feucht. Die eingeschlossenen Dorfbewohner hatten sich dicht zusammengedrängt. Seit der Unterhaltung mit Feby hatte niemand mehr etwas gesagt. Den SOLDIERs sollte es recht sein. Angeal hatte sich wieder gegen die Wand gelehnt. Den Kopf seines verwundeten Freundes hatte er behutsam in seinen Schoß gelegt. Die damit einhergehende Aufrichtung des Oberkörpers lies Genesis ein wenig freier Atmen. Doch es war nach wie vor eher ein Röcheln als alles andere. Immer wieder musste er husten oder es war ein gurgelndes Geräusch in seinen Atemzügen zu hören. Aber er machte bis jetzt einen stabilen Eindruck. Angeal seufzte tief. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. Keiner der hier Eingeschlossenen hatte Ahnung von Medizin. Die SOLDIERs hatten zwar einige Fortbildungen in Sachen Erster Hilfe und Versorgung von Verletzten im Feld erhalten, aber das hier war etwas anderes. Das Einzige, was sie ganz sicher wussten war, dass der Pfahl am besten da bleiben sollte, wo er war, um die Wunde verschlossen zu halten. Andernfalls wäre es Genesis’ sicherer Tod. Allein der Gedanke daran lies sie beide frösteln. Angeal musterte den jungen Mann in seinem Schoß, den er seit seiner Kindheit kannte. Selbst hier in der Dunkelheit schien sein rostbraunes Haar zu leuchten. Seine eleganten Gesichtszüge waren nun etwas verkrampft, aber immer noch schön. Hell und makellos wie Porzellan bedeckte seine Haut Sehnen und Muskeln, gestählt von etlichen Kämpfen und Trainingseinheiten. Angeal hatte Genesis’ Oberkörper ein Stück weit von jeglichen Stoffen befreit, damit er besser atmen konnte. Mit jedem schnellen Atemzug hob und senkte sich seine Brust und diese Bewegung nahm Angeal gefangen. Obgleich sie so unphysiologisch war, gab es ihm ein beruhigendes Gefühl. Genesis atmete. So lange er atmete, lebte er! Gedankenverloren strich Angeal ihm über den Kopf und blickte ins Leere. Sie waren miteinander aufgewachsen, in Banora. Er lebte zusammen mit seiner Mutter in einem kleinen, baufälligen Haus und sie mussten sich jeden Tag aufs Neue fragen, woher sie Lebensmittel erhalten konnten, um nicht am Abend mit leeren Mägen ins Bett gehen zu müssen. Daher arbeitete er auf dem Anwesen der Familie Rhapsodos und half mit, die Dummapfelbäume zu pflegen und die Früchte zu ernten. Herr Rhapsodos besaß ein großes Stück Land und hunderte dieser Bäume. Der Größte und Ertragreichste aber stand genau neben seinem Anwesen. Unter diesem Baum saß er oft, Genesis, und las oder zeichnete. Angeal sah ihn jeden Morgen auf dem Weg zur Plantage und jedes mal begleitete der Rothaarige ihn. Sie redeten über ihren gemeinsamen Traum, irgendwann der Eliteeinheit Shinras anzugehören. Dann würde sich so vieles ändern! Angeal könnte für seine Mutter sorgen, er würde ihr Essen kaufen und vielleicht sogar ein Haus, in das nicht der Wind hinein pfiff. Er könnte jene Beschützen, die ihm lieb und teuer waren! Und Genesis würde endlich die Anerkennung finden, die ihm von seinen Eltern verwehrt wurde. Nach der Arbeit trafen sie sich immer auf einer Wiese, etwas abseits des Dorfes, und kämpften oft stundenlang mit Stöcken gegeneinander; sponnen sich Szenarien zurecht, in denen sie als Helden hervortraten. Dann fielen sie lachend nebeneinander ins Gras, liesen sich von der Sonne bescheinen und dösten vor sich. „Du, Angeal?“, hatte Genesis einmal gesagt, „Du bist der beste Freund, den es gibt! Lass uns immer Freunde bleiben und uns gegenseitig helfen, wenn jemand in der Klemme steckt!“ Angeal schien es, als wäre es gestern gewesen. Doch es waren inzwischen Jahre vergangen, in denen sie zu SOLDIERn der ersten Klasse wurden und Sephiroth, den Held ihrer Kindheit trafen. Gemeinsam hatten sie viele Schlachten geschlagen und immer wieder neue Orte und Menschen kennengelernt. Ihr Versprechen aber, aufeinander Acht zu geben, hatte allzeit einen besonderen Platz in ihren Herzen behalten. „Ach Gen...“, sagte Angeal halblaut, „Was soll denn werden, wenn du nicht mehr da bist? Wie könnten Sephiroth und ich weitermachen, als wäre nichts passiert? Du musst mir versprechen, nicht aufzugeben. Bitte.“ – Er nahm die Hand seines Freudes und drückte sie sanft. – „Bitte, halt durch!“ Als er spürte, wie sich die Hand ein wenig bewegte und über seine eigene strich, fühlte Angeal neuen Mut aufsteigen. Sein Freund hatte ihn verstanden. Seine eigene Erschöpfung aber zwang ihn schließlich dazu, den Kopf gegen die Wand zu lehnen und die Augen zu schließen. Genesis fühlte anfangs nichts als Schmerz. Er strahlte von seiner Brust aus in jede einzelne Faser seines Körpers. Mit jedem Einatmen stieg der Schmerz ins Unermessliche! Aber er konnte nicht schreien. Er konnte nicht einmal stöhnen. So sehr er auch wollte, er schaffte es nicht, die Kapazitäten seiner Lungen voll auszuschöpfen. Nicht einmal zur Hälfte...es war, als würde der Atem blockiert werden. Von Zeit zu Zeit spürte er, wie sein eigenes Blut die Kehle hinaufkroch und einen metallischen Geschmack hinterlies. Dann erfasste ihn jedes mal Panik, denn darauf folgte immer ein Hustenanfall, der ihn wertvolle Luft kostete. Er wurde von der lähmenden Angst erfasst, ersticken zu müssen und verlor jedes mal fast das Bewusstsein, bis die Luftröhre endlich wieder frei war und er gierig neuen Sauerstoff einsaugen konnte. Er wusste nicht, wie lange er das durchhalten konnte. Während eines Moments, wo sein Kopf vom Sauerstoffmangel nicht ganz so benebelt war, spürte Genesis, dass er in jemandes Schoß lag. Er musste nichts sehen um zu wissen, um wen es sich handelte. Er kannte den Geruch, den Atemrhytmus, die Stimme seines Freundes allzu gut. Die kräftigen Beine unter seinem Rücken, der starke Arm in seinem Nacken, die Hand, die ihm sanft über den Kopf streichelte...das alles gab ihm ein beruhigendes Gefühl der Geborgenheit. Geborgenheit, die seine Eltern ihm nie gegeben hatten. Genesis versuchte, Bilder ihrer gemeinsamen Kindheit in Banora vor sein geistiges Augen zu rufen. Aber das Denken fiel ihm schwer und die Erinnerungen waren bruchstückhaft und ungeordnet. Dennoch waren sie ihm ein Trost, denn es waren Bilder voll von Zuversicht und Träumen. ’Angeal, ich bin so froh, dass du da bist’. Er hätte es so gerne ausgesprochen, aber es ging beim besten Willen nicht. Genesis fröstelte. Umso mehr genoss er die Wärme, welche von Angeal ausging. „Bitte, halt durch“, hatte er leise gesagt. Genesis sammelte das bisschen Kraft, dass er hatte und streichelte kurz über seine Hand. Anders konnte er nicht antworten. Dafür waren die Gedanken in seinem Kopf umso lauter. All ihre gemeinsamen Träume drohten zu Zerbersten und sich in Scherben vor ihren Füßen zu verteilen. Erneut wurder er von Angst gepackt. ’Bei Minerva...Ich will…leben!’, dachte er verzweifelt. Doch dann fühlte er wieder das Blut in seinem Rachen aufsteigen...’Ist das...deine Antwort, oh Göttin?’ Genesis spürte wieder den Hustenreflex, doch er hatte kaum noch Kraft, um das Blut aus der Lunge zu befördern. Mit aller Energie, die er noch aufbringen konnte, schaffte er es, zumindest einen Teil abzuhusten. Der Rest blieb wo er war und verursachte nun mit jedem Atemzug ein Rasseln. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut und Genesis fiel in einen unruhigen, traumlosen Dämmerzustand. Hosted by Animexx e.V. 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