Im Lebensstrom nichts Neues, Teil 2 von SmilingMana ================================================================================ Prolog: -------- Der Lebensstrom – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2153. Dies sind die Abenteuer des bösen Silberlings, der mit seinen zwei schmierigen Komplizen drei Jahre lang unterwegs ist, um dem Lebensstrom zu entkommen und unsere Zivilisation und das Leben zu zerstören. Vor Jahren schon verstorben, dringen die drei Bösewichte in Bereiche des Lebensstroms vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Das geheimnisvoll-heroische Serienthema setzte ein, als der ewig gleich bleibende, von Spoilern durchzogene Vorspann der neumodischen Anime-Serie in Gang kam. Das war der Moment, in dem Yazoo seufzend nach der Fernbedienung griff und dem Gedudel ein Ende setzte. Der schwarze Bildschirm konnte ihn nicht lange fesseln, und so schweifte sein Blick automatisch zu seinen beiden Brüdern. Kadaj saß auf dem Boden vor dem Himmelblauen Immergrün und blätterte lustlos in einem schlecht gezeichneten Dōjinshi, der sich um ihn und seine Brüder drehte. Auf dem Cover befand sich etwas, was man mit einem gewissen Maß an Fantasie als einen gefesselten und geknebelten Kadaj deuten konnte. Und Loz? Der saß neben Yazoo zusammen mit Aerith auf dem Sofa in der Mitte des bunt eingerichteten Wohnzimmers und ging mit ihr gemeinsam ein paar Zeitungsartikel über das Chaos in Edge durch. Angestrengt versuchte sie, und das schon seit Stunden, Loz zu erklären, warum Menschen ganz, ganz traurig sind, wenn man ihnen die Kinder entführt und die Städte verwüstet. Doch Loz jammerte nur darüber, dass sie doch 'Mutter' gesucht hätten und das alle Verbrechen rechtfertigen würde. „So wird das nie was!“, rief sie auf einmal aus, „Du musst schon ein wenig Einsicht zeigen, wenn du in den Lebensstrom übertreten willst.“ „Aber du hast mir doch gesagt, der Lebensstrom mag keine Lügner! Und wenn ich dir gehorchen würde, dann würde ich lügen! Aber das macht sowieso nichts. Mir gefällt es hier.“ Aerith seufzte resigniert und tätschelte Loz den Rücken. „Gut, gut. Ich bin dir ja nicht böse. Früher oder später wirst auch du schon verstehen, worauf ich hinaus will.“ Zufrieden mit dem Ausgang der Diskussion wandte Loz sich den restlichen Artikeln zu, die er – wie sein Grinsen verriet – scheinbar ganz witzig fand. Aerith wischte sich unauffällig die ersten Schweißperlen aus dem Gesicht. Ihr Blick traf den Yazoos, und einen Moment lang lächelten sie einander an; ihre Augen glänzten voll warmer Fürsorge, seine vor ehrlicher Bewunderung. Noch vor kurzer Zeit hätte Yazoo sich nicht träumen lassen, dass es solche Wesen wie Aerith überhaupt gibt. Sie faszinierte und imponierte ihm ungemein. In ihrer Nähe fragte er sich manchmal, ob die ewige Suche nach der 'Mutter', die er und seine Brüder immer haben wollten, mit Aerith' Bekanntschaft nicht endlich ein Ende gefunden hat. Zwar war es Jenova, die sie aufgrund ihrer Zellen mental angezogen hat, doch die wesentliche bessere Muttergestalt war zweifelsohne Aerith. Er bewunderte sie einfach. Er bewunderte ihre Geduld, ihren Charme und ihre Hilfsbereitschaft, die es ihr ermöglichten, gleichzeitig Kadaj' Mutter, Loz' große Schwester und Yazoos beste Freundin zu sein. Vielleicht war es an der Zeit, sich etwas anderes zum Angucken oder Lesen zu suchen, damit auch Yazoo ein bisschen vorankam – doch als er sich gerade fragte, ob er sich lieber mit einem bereits von Kadaj ausgelesenen Hentai-Dōjinshi oder dem von Aerith als 'komisch' und 'unrealistisch' titulierten Film 'Advent Children' befassen sollte, flog die Tür auf, die eigentlich ins zweite Wohnzimmer führte, und Zack trat ein. An sich nichts Verwunderliches, schließlich betraten ihre Betreuer immer so oder so ähnlich ihre Wohnung (eine Eingangstür gab es aus 'Sicherheitsgründen' nicht) – doch die Art, wie Zack die Tür aufknallte, sein gehetzter Gesichtsausdruck und das Papier in seinen Händen... das reichte, um die Aufmerksamkeit des ganzen Raumes auf sich zu ziehen. „Zack? Ist was passiert?“, fragte Aerith vorsichtig an. Seit vor mittlerweile mehr als zwei Wochen die drei Brüder ihre Patienten wurden, hatte er nicht mehr so angespannt ausgesehen. „Und wie!“, rief er ihr entgegen und stolzierte mit großen Schritten zur Couch. Er warf Aerith das Papier entgegen. „Hier, schau dir das mal an!“ Aerith las die erste Zeile und erbleichte. „Unsere Protokollantin... will kündigen?!“ Geschockt blickte sie Zack an, viel zu aufgebracht, um weiterzulesen. „Ja. Das hat sie mir vor zwei Stunden gegeben. Sie sagt, ihr sei langweilig – sie habe keinen Bock mehr, irgendwelche random Alltagsszenen mit uns und unseren Schützlingen zu protokollieren, das würde sie unterfordern und zudem niemanden interessieren. Sie will ihren Job aufgeben und stattdessen die Gedanken der Lebenden aufschreiben, hat sie angedroht.“ „Dann bekommen wir vielleicht eine neue Protokollantin, die mich als 'Braunhaarige', dich als 'Schwarzhaarigen' und unsere drei Kinder als 'Silberlinge', oder, noch schlimmer, als 'Silberhaare' bezeichnet! Das ist eine Katastrophe!“, sprach Aerith ihre größte Angst aus. „Können wir denn gar nichts dagegen tun?“ Zack seufzte und ließ sich langsam neben Aerith auf der Couchlehne nieder. „Nun, eine Möglichkeit gibt es...“, begann er gedehnt und Aerith klebte ihm an den Lippen. „Was denn nur? Ich will sie nicht verlieren, wir haben doch schon zu Sephiroths Zeiten mit ihr zusammengearbeitet!“ „Wir sollen uns endlich den FanFiction zuwenden“, erklärte er. „Das ist unsere einzige Möglichkeit, sie zu halten. Sie behauptet, sie habe Entzugserscheinungen, die sie inzwischen schon körperlich beeinträchtigen – Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und manchmal sogar Halluzinationen und Albträume, in denen sie sich für ein Meerschweinchen hält! Wir sollen dem entgegenwirken, indem wir mit unseren Patienten ein paar FanFiction MST-, äh, durcharbeiten. Sonst ist sie weg.“ Aerith stöhnte auf und schlug sich ungläubig die Hände vor den Mund. „Aber die drei sind noch nicht so weit... Sie würden genauso scheitern wie Sephiroth. Es ist noch zu früh! Na gut, sag ihr, dass wir ihrem Drängen nachgeben werden. Wir werden die Brüder vernünftig auf ihre neue Aufgabe vorbereiten, und in einer Woche...“ Zack schüttelte den Kopf und Aerith' ohnehin schon leise Stimme verlor sich mitten im Satz. „Morgen. Ihre Frist läuft morgen ab. Wenn wir morgen keine FF behandeln, haben wir übermorgen eine neue Protokollantin. Hier, sie hat vor lauter Entzug sogar schon selbst FFs gelesen und uns eine kürzere und angeblich ganz harmlose für den Einstieg rausgesucht...“ Er kramte zwei zusammengefaltete Zettel aus seiner Hosentasche und reichte sie Aerith. „'Killing me softly'? Morgen??“, flüsterte sie und atmete tief durch. Sie konnte immer noch nicht fassen, was hier eigentlich vorging. „Also gut... Geh zu ihr und sag ihr, dass wir einverstanden sind. Wir werden morgen diese FanFiction durchnehmen. Aber sie soll sich bloß nicht einbilden, dass es ab jetzt Schlag auf Schlag so weitergeht wie beim letzten Mal mit Sephiroth! Wir machen es nur für ihre angeschlagene Gesundheit. Frag sie, ob sie mit einer FF pro Woche zufrieden wäre; mehr will ich den Dreien einfach nicht zumuten.“ Zack nickte und verließ die Wohnung durch die Tür, die in Yazoos Schlafzimmer führte. Dass er selbst ihre unzufriedene Protokollantin erst auf diese Idee gebracht hatte, weil auch er endlich mal wieder etwas Spannenderes machen wollte als den Babysitter für die drei zu spielen... Nun, er wusste schon, warum Aerith DAS besser nicht erfuhr. Lächelnd spazierte er den eintönigen Gang im Bürobereich des Lebensstroms entlang und klopfte an die Tür der Protokollantin, kaum dass er sie erreichte. Über beide Ohren grinsend trat er ein. „Hey, freu dich – Mission erfolgreich abgeschlossen!“ Das Klappern der Schreibmaschine stoppte. Eine Sekunde lang herrschte vollkommene Stille, ehe ein schriller Freudenschrei sie gellend durchbrach. Ich hab nicht viel zu sagen... Nur eine Sache: Protokollantin IS BACK!! Auf geht's zum ersten Kapitel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)