Kiss all Frogs, one may be your Princess von Bellathea ================================================================================ Kapitel 1: Von Fröschen mit weißen Pferden ------------------------------------------ Die Musik spielte laut, die Ozkothek war zum Bersten voll mit Schülern. Draußen vor der Tür hatte sich schon eine lange Schlange gebildet. Eine Schlange aus Studenten, die hofften vielleicht doch noch hineinzukommen, obwohl sie wussten, dass keinen ihrer Kommilitonen den Saal vor dem Morgengrauen verlassen würde. Vor allem nicht, weil Galinda heute ebenfalls auf der Tanzfläche war. Die Scheinwerfer, die das bunte Licht in wilden Mustern auf die Tanzfläche warfen, die ohrenbetäubende Musik, das Gedränge der tanzenden Menschen, all das machte Galindas Leben aus. Ein kleiner Flirt hier, eine wilde Romanze dort, so manche Herzen hatte Galinda schon brechen gesehen und nicht wenige davon hatte sie selbst gebrochen. Wie oft ihr eigenes Herz schon gebrochen worden war, ließ die Blonde sich nicht anmerken. Ausgelassen wirbelte Galinda über die Tanzfläche, sie ließ keine Gelegenheit aus, um sich in Szene zu setzten, Jungen auf sich aufmerksam zu machen. Elphaba war da ganz anders. Grundsätzlich betrat sie die Ozkothek nicht. Erst ein paar Mal hatte Galinda sie so lange genervt, bis sie schließlich nachgegeben hatte. Doch zum Tanzen hatte Galinda sie noch nicht gebracht. Sie würde es auch nicht schaffen, dachte die Grüne bei sich. Elphaba saß immer in der äußersten Ecke des Saals, so weit wie möglich von der Tanzfläche entfernt. Auch heute hatte Elphaba sich von ihrer Zimmergenossin breitschlagen lassen und war ihr in die überfüllte Ozkothek gefolgt. „Alle Prüfungen sind geschrieben!“, hatte Galinda gesagt und Elphaba mit einem Hundeblick angesehen. Sie hatte ja recht, übermorgen würden die Semesterferien beginnen. „Komm schon, Elphie!“, schon den ganzen Tag hatte Galinda von nichts anderem gesprochen, bis die Grüne endlich zugestimmt hatte mitzukommen. Elphaba bereute die Entscheidung immer noch, eine halbe Ewigkeit saß sie nun schon auf einem Stuhl an der Bar und starrte auf die Tanzfläche. Niemand hatte sie zum Tanzen aufgefordert, und niemand würde es tun. Doch selbst wenn, hatte Elphaba sich geschworen, die Aufforderung abzulehnen. Galindas Locken hüpften um ihr Gesicht, während sie tanzte. Ein gutaussehender, braunhaariger Student tanzte gegenüber von ihr. „Wenn ich bitten dürfte?“, hatte er Galinda aufgefordert und Elphaba hätte am liebsten ‚Nein, darfst du nicht!‘ geschrien, doch wie immer war sie stumm geblieben. Solche Gefühle waren nicht angebracht. Die Blonde schritt langsam auf den Braunhaarigen zu und legte ihre Arme um seinen Nacken. Galinda verstand sich darauf, Männer zu verführen. „Komm raus hier“, flüsterte sie ihm ins Ohr und zog ihn quer über die Tanzfläche hinter sich her, hinaus aus dem Gedränge in das kleine Umkleidezimmer neben der Toilette. Elphaba hatte Galinda schon oft beobachtet und sah sie jedes Mal das Gleiche tun. Immer wieder zerrte sie Studenten in den kleinen Raum. Die Grüne hielt nicht viel davon und spürte jedes Mal einen kleinen Stich, wenn Galinda einen neuen Jungen hinter sich her zog. Es war eng in der Kabine, man konnte kaum 3 Schritte gehen, doch hier waren sie sicher vor neugierigen Blicken, so dachte Galinda sich jedenfalls. Eine altersschwache Lampe tauchte den Raum in ein schummriges Licht, gerade hell genug, um sein Gegenüber noch zu erkennen. Galinda verschloss die Tür, bevor sie sich erneut dem Studenten zuwandte. Sie sah in seine schokoladenbraunen Augen und lächelte verführerisch. Galinda tat kleine Schritte auf ihn zu. Der junge Mann schlang seine Arme Galinda und drückte sie in einem leidenschaftlichen Kuss gegen die Wand. Im Raum nebenan spielte die Musik noch genauso laut wie zuvor, also brauchten sie sich auch keine Sorgen machen, dass ungehörige Laute nach draußen dringen könnten. Galinda schnurrte leise und der Braunhaarige öffnete seine Hose während Galinda ihr Beine um sein Becken schlang. Die Blonde krallte sich in seine Haare und er begann, ihren Hals und ihre Brüste zu küssen. Sie wartete darauf, dass sich ein Gefühl einstellte, so etwas wie Liebe, doch es tat sich nichts. Galindas Atem ging stoßweise und ihr Stöhnen wurde immer lauter. All das hier beschaffte ihr Befriedigung, doch es blieb die Leere in ihr. Das Wissen, wieder nicht den Richtigen gefunden zu haben, denn Galinda hielt noch immer verzweifelt an ihrer Vorstellung eines Prinzen auf einem weißen Pferd fest, der Kuss der wahren Liebe. Sie hatte Angst davor, niemals ihren Prinzen zu finden, Angst vor dem Gerede der Leute. Galinda war nach wie vor oberflächlich, warum auch nicht? Bisher hatte sie es nicht anders gelernt. Elphaba wandte sich zu Boq, der neben ihr saß. „Tanzt du gar nicht?“, fragte die Grüne, vielmehr schrie sie, da der Munchkin sie sonst nicht verstanden hätte. Elphaba hasste laute Musik. Boq wurde rot, „Nein, ich habe noch keine entdeckt, die mit gefällt.“ Elphaba lachte, „Du meinst, du traust dich nicht, eine zu fragen.“, stellte sie ernüchternd fest. Erst schien es, als wollte Boq wiedersprechen, doch dann klappte er den Mund beschämt wieder zu und nickte traurig. Elphabas Grinsen verging ihr, als sie Galinda und den jungen Mann aus dem Nebenraum kommen sah. Galinda lachte und versuchte, unbeschwert zu wirken, fröhlich, wie immer, doch es gelang ihr nicht und Elphaba sah es. Die Grüne drehte den Kopf schnell weg, als sie sah, dass Galinda zu ihr schaute. Elphaba hatte die Traurigkeit, den verstörten Blick Galindas entdeckt und es tat ihr weh, die Blonde so zu sehen. Trotzdem unternahm Elphaba nichts wie immer, aus Angst Galinda lächerlich zu machen. Hilflos beobachtete die Grüne ihre Zimmergenossin. Sie würde sie erst später auf dem Zimmer im Arm halten und sie trösten. Galinda tanzte noch eine Weile, bis sie die Kraft und auch der Mut verließ und machte sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Elphaba sah, wie die Blonde die Ozkothek verließ und wandte sich zu Boq. „Ich denke, ich gehe nun“, doch ihre Worte blieben ungehört, denn der kleine Munchkin tanzte mit einem hübschen, rothaarigen Mädchen, das sogar noch ein Stück kleiner war als er. Elphaba lächelte, sie freute sich für Boq, doch ehe sie näher über ihn nachdenken konnte, eilte sie schon Galinda hinterher. Die Blonde fror, sie wünschte sich nichts sehnlicher als starke Arme, die sie hielten und wärmten. Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich nicht um. Sie stapfte weiter, sie wollte einfach nur fort. „Galinda!“, immer wieder rief Elphaba nach ihr, doch die Blonde wollte nicht stehen bleiben. Die Grüne beschleunigte ihr Tempo. Galinda lächelte Elphaba schwach an, als diese ihren Arm um sie legte. „Es ist früher als sonst.“, bemerkte Elphaba nur, sonst sprachen sie kein Wort. Als Galinda sich schließlich in ihrem Zimmer auf ihr Bett fallen ließ, konnte Elphaba sich nicht mehr zurückhalten. „So geht das nicht, Galinda! Du zerstörst dich!“, die Grüne hatte nicht schreien wollen, doch die Angst um Galinda hatte ihre Stimme immer lauter werden lassen. Die Antwort, die Elphaba erhielt, war nur ein leises Schluchzen. Seufzend setzte die Grüne sich neben Galinda auf das Bett und hielt sie im Arm, während sie leise weinte. Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, half Elphaba Galinda beim Umziehen und deckte sie zu. „Gute Nacht“, sagte die Grüne und gab der Blonden einen Kuss auf die Stirn. Galinda hielt Elphabas Kopf fest, sah ihr in die Augen und küsste sie verzweifelt. Die Grüne ließ sich auf den Kuss ein und erwiderte ihn, doch als die Blonde Elphaba zu sich ins Bett ziehen wollte, löste die Grüne sich aus Galindas Klammergriff. „Nicht jetzt…“, hauchte Elphaba ernst, „Nicht so…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)