Étoile noire et blanche von Aoiyuki (OC x ???) ================================================================================ Prolog: -------- Marilyn Connell. Das ist mein Name. Kurz Lyn. Und ich bin das arroganteste und hochnäsigste Mädchen. Immer die neuste Mode, neusten Handys und die neusten Frisuren. Ich kenne mich einfach überall aus. Aber damals war alles anders. Da ich immer mit Jungs gespielt habe und mich ähnlich wie sie gekleidet habe, mochten mich die meisten Mädchen nicht. Ja, bei mir in der Grundschule war alles an mir „out“. Na und? Was interessierten mich diese dummen Tanten? Naja, aber bald bekam ich das zu spüren. Oft saß ich Zuhause nur herum und war alleine. Als dann noch mein Dad uns verlassen hatte, wurde alles anders. Ich dachte, er verließ uns wegen mir. Weil ich das „uncoolste“ Mädchen der Schule war. Also änderte ich mich. Ich begann, wie die anderen zu sein. Ich spielte nicht mehr mit den Jungs und zog nur noch Röcke an. Als ich dreizehn war, habe ich bereits mit mehreren Typen auf einer Party rumgeknutscht. Und danach eiskalt abblitzen lassen. Auch hatte ich stets auf mein Aussehen geachtet, das heißt mehrere Diäten absolviert und mich perfekt geschminkt. Viele waren meine kleinen „Anhängsel“, aber die interessierten mich nie. Ich war ein Einzelgänger. Die „Eisprinzessin“, so hieß es. Ich habe mich von ihnen abgewandt. Niemand interessierte mich. Auch jetzt nicht. Sie sollen mir alle gestohlen bleiben. Auch meine Mum kennt mich nicht. Nein, die erst recht nicht. Sie ist lediglich ein Schatten ihrer Selbst. Die hängt nur noch von ihrem reichen Typen ab, den sie drei Jahre nachdem Dad uns verlassen hat, geheiratet hat. Dad war Engländer, deswegen hab ich auch einen englischen Namen. Naja, deshalb hat er uns auch verlassen. Weil er in England seine doofe Geliebte hatte. Kann ich nicht nachvollziehen, ehrlich gesagt. Was soll’s. Meine ganze Familie ist besteht aus Losern. Alle sind Loser. Außer ich. Das ist meine Einstellung. Ich habe sie bis heute erhalten. Ich lasse niemanden an mich heran. Keinen. Und so sollte es auch eigentlich bleiben. Nun, sollte. Bis ich an die Duellakademie kam. Kapitel 1: It's no Catwalk -------------------------- *Marilyns Sicht* Ich zog hastig meine 14cm hohen High-Heels an und warf einen Blick auf die Uhr. In einer Stunde würde die Fähre kommen. Ich warf einen letzten Blick auf den Spiegel. Ich sah direkt meinen kühlen grauen Augen entgegen. Meine lockigen blonden Haare, die ich aufwendig wie Ashley Tisdale gestylte habe, fielen mir perfekt über die Schultern. Auch meine Schminke passte zu meinem kurzen Jeansrock und meinem rosa Top, das meine schlanke Figur sehr gut betonte. Ihr fuhr mir ein letztes Mal durch die Haare und schnappte meinen Koffer. Ich hatte ein Taxi gerufen, das mich zum Hafen bringen sollte. Ich öffnete die Haustür, als auf einmal meine Mutter nach mir rief. Ich drehte mich kurz zu ihr um. „Lyn! Du gehst schon? Wolltest du dich nicht verabschieden?“ Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und musterte sie. Die Frau, welche vor mir stand, hatte dunkle Ringe unter den Augen und war abgemagert. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Ihre einst hell leuchtenden grünen Augen waren trüb. Ein kleines Häufchen Elend. Ich rümpfte meine Nase. Eigentlich nicht, dachte ich mir leise, sprach es jedoch nicht aus. Im Hintergrund hörte man Schritte. Ich verdrehte meine Augen. Uääh. Hiro. Der Lebensgefährte meiner Mutter, der sehr reich ist. Aber ich hasse ihn. Er ist sowas von streng und penibel. Seit wir mit ihm zusammengezogen sind, hat er sich noch nie um mich gekümmert. Ich war ihm regelrecht egal. Er behandelte mich meistens wie Luft. Aber wenn es dann um Mum geht, dann ist er direkt zur Stelle. Doch ich wusste, dass die Liebe zwischen Mum und ihm einseitig ist. Sie ist nur zu ihm gegangen, weil er Geld hat. Nicht mehr und nicht weniger. Sie hängt regelrecht von ihm ab. „Du solltest dich von deiner Mutter verabschieden, Lyn“, meinte er streng. Seine schwarzen kurzen Haare waren ordentlich zurückgekämmt. Ich stöhnte auf. „Sorry..“, sagte ich und tat so, als ob es mir leid tun würde. Ich riss mich zusammen und ging auf meine Mutter zu, umarmte sie kurz und winkte Hiro zum Abschied. Danach verschwand ich so schnell wie möglich aus unserem modernen Haus, das sehr viel gekostet hatte. Mal wieder ging alles auf Hiro. Ich lehnte mich an den Reling und blickte auf das blaue Meer. Seit bereits einer Stunde war diese verdammte spartanische Fähre unterwegs. Und immer noch kein Land in Sicht. Ich sah neben mir zwei Mädchen, die sich über ihre Uniform unterhielten. Die Rothaarige von ihnen sagte: „Meine Obelisk Blue Uniform steht mir, oder?“ Ihre Freundin, welche braune Haare hatte und ebenfalls zu Obelisk Blue gehörte, nickte. „Ja, sie ist super an dir.“ „Wann hält eigentlich die Fähre an?“, fragte die andere wieder. Die mit den roten Haaren wandte sich an mich. „Hey! Weißt du, wann das Schiff ankommt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Sorry, keine Ahnung. Ich finde es aber eine Frechheit, dass das so lange dauert. Ich meine, wir gehören immerhin zu Obelisk Blue. Die Elite.“ Die beiden nickten heftig. „Stimmt! Du hast recht. Ich bin übrigens Ayumi“, stellte sich die Rothaarige vor. „Und ich Midori.“ Ich setzte mein typisches süßes Lächeln auf. „Mein Name ist Marylin. Ich werde aber lieber Lyn genannt.“ Ayumi deutete auf meine weißen Stiefeletten. „Die sehen aber toll aus! Wo hat du die her?“ Ich grinste überlegen. „Aus New York. Bei Saks, Fifth Avenue.“ Die Mädchen rissen ihre Augen auf. „Wow! Wie geil! Das Paradies!!“ Ich nickte. „Wirklich. Überall gab die reinsten Designerschuhe.“ Mit nur einem kleinen Kommentar wurde ich zum Mittelpunkt. Ab heute waren die beiden nur noch in meiner Nähe zu sehen. Zu Dritt würden wir den ganzen Laden aufmischen, bestimmt. Nach langem Warten erreichten wir endlich die Akademie. Ich stieg aus der Fähre aus und musste auf dem Weg aufpassen, dass ich nicht mit meinen Absätzen auf dem dreckigen Boden stecken blieb. Ich sah mich um. Die Insel bestand zu 70% aus Wald. Ansonsten gab es nur ein Hauptgebäude und die Unterkünfte. Am Ende der Insel befand sich ein riesiger Krater. Ziemlich naturgetreu. Im Augenwinkel sah ich, wie einige Slifer Red Mädchen ihre Koffer nahmen und zu ihrer Unterkunft gingen. Ich lächelte in mich hinein. Was für Loser. Die Akademie war in drei Klassen unterteilt: Slifer Red, Ra Yellow und zuletzt Obelisk Blue, die Elite, wo auch ich hingehörte. War aber auch klar, ich war schließlich auf einer Privatschule. Gleich nach unserer Ankunft wurden wir Studenten in die Eingangshalle gebeten, wo der Schulleiter seine Anfangsrede hielt. Während er auf uns einredete, holte ich meine Nagelfeile heraus. Ayumi und Midori beobachteten mich aufmerksam. Hah, wie ich das liebte! Hinterher durften wir zurück in unsere Unterkünfte gehen, in denen das Willkommensessen stattfand. Auf dem Weg nach draußen fiel mir ein braunhaariger Slifer Red Junge auf. Hm, war das nicht der, welcher dieses Weiblein Chronos besiegt hatte? Wieso war der denn in Slifer Red? Ayumi bemerkte meinen Blick. „Das ist Yuki Judai. Er hat Chronos-Sensei im Aufnahmeduell geschlagen. Aber er ist eine Niete, nicht?“ Ich nickte. Sie hatte recht. Ein Slifer war ein Slifer. Offenbar war es nur Glück, dass er gewonnen hatte. Tja, trotzdem. Ich würde ihn gerne noch einmal duellieren sehen. Midori riss mich aus meinen Gedanken: „Schaut mal! Die Einkaufsmeile!! Die hat morgen geöffnet! Sieht die nicht klasse aus?“ Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. „Das werden wir ja noch sehen. Wir wär’s, morgen ’ne Shoppingtour?“ Die beiden waren von meiner Idee begeistert. „Ja, lass uns das machen, Lyn-san!“ Gemeinsam machten wir uns zu unserer Unterkunft auf. Dort angekommen, sah ich mich genau um und erkannte sofort, aus welchem Material der Boden gemacht wurde und aus welcher Epoche die Freskomalerei stammte. Ich habe viel darüber gelesen. Aber das sage ich mal lieber nicht. Alles in allem war die Obelisk Blue Unterkunft ganz in Ordnung. Wir hatten große Einzelzimmer, in denen wir unsere Privatsphäre hatten und auf äußerst edlen Möbeln Platz nehmen konnten. Man konnte sich nicht beschweren. Sofort zog ich meine High Heels aus und warf sie in irgendeine Ecke. Sie knallten gegen meine George Gina & Lucy Tasche. Danach warf ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Eigentlich muss ich zugeben, dass ich ziemlich froh war, in diesem Kaff zu sein. Denn so war ich von dieser vermaledeiten Familie weg. Wenn man sie so überhaupt nennen kann. Ich seufzte. Das würde ich natürlich nie zugeben. Schön alles für mich behalten. Ich will zu keinem schwachen Weichei werden, das ich einst war. Dazu habe ich mich schon zu sehr an meinen jetzigen Charakter gewöhnt. Ich blickte auf die Uhr. Ich schätzte, es war Zeit, zu dieser komischen Begrüßung zu gehen. Ich öffnete meine Tür und holte Midori und Ayumi ab, sodass wir zusammen dort hingehen konnten. Unsere Hauslehrerin, Ayukawa Emi, hieß uns mit einem strahlenden Lächeln willkommen. „Ich wünsche euch einen guten Anfang!“ Ich schüttelte innerlich den Kopf. Das sagte jeder. Doch es traf nie zu. Realistisch gesehen hat der größte Teil der Schüler, also mehr als 50%, Schwierigkeiten, sich an einer neuen Schule mit neuen Regeln einzufinden. Die Umstellung auf die Lehrer und ihre Unterrichtswiese fällt vielen nicht leicht. Nun ja, ich schweife ab. In nur innerhalb ein paar Minuten hatte ich bereits einige Mädchen um mich herum. Die meisten hatten reiche Eltern und unterhielten sich mit mir über den teuren Schmuck von Tiffany. Hach, ich genoss es, im Mittelpunkt zu stehen! Wir waren eigentlich eine ganz schöne Gruppe. Doch als ich zu einem blondhaarigen Mädchen sah, verfinsterte sich mein Blick. Tenjouin Asuka. Das Mädchen war sehr beliebt. Der größte Teil der Mädchen stand um sie herum. Allerdings würde ich mir das nicht gefallen lassen. Die Blondine bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn fest. Mir schien es eine Ewigkeit, bis wir uns wieder den anderen zuwandten. Pah! Fühlte die sich etwa besser als ich? Dumme Ziege..Damit würde die nicht durchkommen. Das würde ich, Marilyn Connell, die zu der Elite gehörte, niemals zulassen. Auf keinen Fall. Irgendwann wurde es immer leerer in der großen Halle und die Willkommensfeier wurde beendet. Auf dem Gang, welcher mit einer luxuriösen Dekoration ausgestattet war, starrte ich nach draußen. Es war dunkel und das matte Mondlicht schien auf den Wald. Ich erschrak, als zwei kleine Gestalten zum Vorschein kamen. Als ich blinzelte, waren sie wieder verschwunden. Nur Einbildung, redete ich mir ein. Doch die ganze Nacht über zerbrach ich mir den Kopf, was diese zwei auf dem Schulgelände zu solch später Stunde gemacht haben. Vor allem war es dumm, da die Nachtwache unterwegs war. Aber es war ihr Pech, nicht meins. Am nächsten Morgen wurde ich von einem lauten Klingeln geweckt. Ich schlug meine Augen auf und schaltete meinen Wecker aus. Ich richtete mich auf und wollte zu meinem gewohnten begehbaren Kleiderschrank gehen. Doch statt mein Zimmer zu sehen, sah ich den Raum der Obelisk Blue Unterkunft. Stimmt ja, ich war nun an der Duellakademie! Ich musste mich wohl noch an alles gewöhnen… Ich nahm eine frische Morgendusche, stylte meine Haare und zog meine Obelisk Blue Uniform an. Danach schminkte ich meine Augen und verwendete roten Rouge für meine Wangen. Ein wenig Lipgloss und Make-up dazu und schon war ich fertig. Zufriedene betrachtete ich mich im Spiegel. Alles saß perfekt. Wie gut, dass die Uniform so kurze Röcke hatte. Bei der Privatschule, auf der ich war, waren die Röcke ziemlich lang gewesen. Daher bin auch zum Schneider gegangen, der ihn für mich umgeändert hatte. Mir war egal, was die Lehrer dachten, solange es mir gefiel, reichte es. Im Speisesaal war bereits ein reger Betrieb. Ich blickte zum Buffet. Eine reichliche Auswahl, das musste man sagen. Ich nahm mir eine halbe Schale Cornflakes und setzte mich an einen Tisch am Fenster. Kurz darauf kamen auch Ayumi und Midori in den Raum, die sich augenblicklich zu mir setzten und mir aufgeregt das Programm des heutigen Tages mitteilten. Ich nickte lediglich und aß seelenruhig mein Müsli zuende. Nach dem Frühstück machten wir drei uns zum Unterricht auf. Wir hatten die meisten Kurse zusammen, außer Sport, Mathe, Geschichte und Kartenlehre. Wir betraten den Hörsaal, in dem sich schon ein paar Studenten befanden. Zusammen setzten wir uns in die fünfte Reihe. Während wir auf unseren Lehrer warteten, holte ich meinen Spiegel heraus und kämmte mir die Haare. Dabei redeten die beiden wild auf mich ein und erzählten mir, wo sie alles im Urlaub gewesen waren. Ich tat so, dass ich zuhören würde, doch in Wirklichkeit war ich in Gedanken ganz woanders. Ich musste unbedingt herausfinden, wer diese zwei Typen gestern Nacht waren – sofern ich mir nichts eingebildet habe. Hm. Also von uns Mädchen war es, glaube ich, niemand gewesen. Keine hat die Eingangstür verlassen. Ein heimliches Treffen? Unwahrscheinlich. Es war gerade der erste Tag der Akademie, es war unlogisch, dass man sich bereits mit Schülern treffen würde, man kannte sich noch gar nicht. Folglich blieb nur noch ein Duell. Mit einem aus Obelisk Blue. Denn wäre es einer aus dem gleichen Haus gewesen, hätte niemand die Unterkunft verlassen müssen. Aber wer war dort gewesen? Wer hat sich mit wem duelliert? Wie gern ich das wissen würde… in dem Moment traten zwei Obelisk Blue ein. Neben mir waren noch Plätze frei, daher setzten sie sich neben mich. Sonst war alles nur in der Nähe der Loser. Die beiden waren aufgeregt in einem Gespräch verwickelt. Der Blauhaarige sagte: „Manjoume-san hätte sicher gewonnen, oder, Mototani? Wenn nur nicht diese Typen gekommen wären…“ Schlagartig spitzten sich meine Ohren. Aha! Duellant Nummer 1 erkannt. Manjoume oder wie auch immer der hieß… Ich schenkte dem Blauhaarigen ein nettes Lächeln, welches er verwundert erwiderte. „Hey. Ich bin Marilyn Connell“, sagte ich. Der Junge nickte. „Ich bin Taiyou Torimaki. Und das ist Raizou Mototani“, stellte er seinen Kumpel und sich vor. Wir kamen ein wenig ins Gespräch, bis unser Englischlehrer hereinkam und sich vorstellte. Er erklärte, wo genau seine Maßstäbe lagen, bzw. was er von uns erwartete. Er schrieb daraufhin das Vokabular an, das wir für die nächste Zeit brauchen würden. In der Zwischenzeit lehnte ich mich gelangweilt zurück und holte eine Modezeitschrift heraus. Die meisten englischen Wörter kannte ich, weil mein Dad mit mir Englisch gesprochen hatte. Meine Mum hat derweil Japanisch gesprochen. Nach einer öden ersten Unterrichtsstunde machten wir uns zum nächsten Klassenraum auf. Dabei musste ich mich von den beiden Mädchen trennen. „Wir sehen uns nachher, Mädels. Vor der Einkaufsmeile.“ Wir umarmten uns kurz und brachen zum Unterricht auf. Ich musste mich beinahe übergeben, als ich wieder diese Tunte Chronos sah. Wie konnte man… violetten Lippenstift tragen?!! Das war… out! Out!! Solch einen grässlichen Sinn für Mode hatte ich noch nie gesehen!! Ich schüttelte meinen Kopf. Das ging einfach gar nicht. Ich nahm mein iPhone heraus und spielte damit ein paar Spiele. Eigentlich waren Handys hier ja verboten. Wir bekamen sogenannte PDAs, mit denen wir Schüler uns miteinander verständigen konnten. Ich schrieb damit auch meine Nachrichten, doch auf mein Handy konnte ich selbstredend nicht verzichten. Ich sah auf, als eine gewisse Tenjouin Asuka sich auf seine Frage meldete. „Duellmonsterkarten werden unterteilt in Monsterkarten, Fusionsmonsterkarten, rituelle Monsterkarten, Effektmonsterkarten, Fallenkarten und Zauberkarten. Fallenkarten…“ Ich gähnte. Bla, bla, bla. Rede ruhig weiter. Es interessiert auch jeden. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und hörte Chronos‘ Kommentar: „Perfekt Gute Arbeit! Für jemanden von Obelisk Blue war das eine leichte Aufgabe, oder, Signora Asuka?“ „Danke, Chronos-Sensei.“ Ich verdrehte meine Augen und äffte sie leise nach: „Danke, Chronos-Sensei. Es war doch klar, dass so jemand Tolles wie ich das alles kann!“ Die fühlte sich wohl toll oder wie? Der Junge neben mir schmunzelte. „Was ist denn mit dir los? Neidisch?“ Ich wandte mich wütend zu ihm. Dabei sah ich direkt in seine stahlgrauen, dessen intensiven Glanz ich noch nie zuvor gesehen habe. Durch seine strubbligen schwarzen Haare wurde sie besonders betont. Ich hob eine Augenbraue, nachdem ich mich wieder gefasst habe. „Vergiss es“, antwortete ich knapp. In diesem Augenblick hatte Chronos sich ein neues Opfer ausgesucht. „Signore Marufuji!“ Der kleine blauhaarige Junge stand verschreckt auf. „Erkläre der Klasse bitte, was eine Spielfeldzauberkarte ist!“ „Ähm..äh, also e-e-eine Spielfeldzauberkarte, das ist… ähm.. also…eine Sache, die.. äh..“ Ich lachte auf und rief: „Selbst Kindergartenkinder wissen darauf die Antwort, du Slifer-Niete!“ Alle brachen daraufhin in ein Gelächter aus. Der Typ neben mir setzte ein überhebliches Grinsen auf. „Das war ja wohl nichts“, meinte der Lehrer. „Setz dich. Kann mir wer anderes die Frage beantworten? Vorzugsweise jemand, der kein Rot trägt, danke.“ Wir lachten. Eins musste man ihm lassen: Der kann diese Nieten wirklich gut vor den anderen blamieren. Jäh sagte eine Stimme: „Hören Sie mal, Sensei. Theorie und Praxis sind doch zwei unterschiedliche Dinge, nicht?“ Wir alle schauten auf. Hm, war das nicht… Yuki Judai? „Ich meine, Sie machen sich über uns Slifer lustig, dabei habe ich Sie in einem Duell geschlagen. Und ich bin ein Slifer.“ Es herrschte kurze Stille. Bis alle, aber auch wirklich alle, anfingen laut zu lachen. Dieser Yuki Judai war in der Tat sehr selbstbewusst und schlagfertig. Und gut aussehen tat er ebenfalls. Doch… er war ein Slifer. Und Slifer gleich Niete. Niete gleich Versager. So war es eben. Chronos versuchte, sich wieder zusammenzureißen und den Unterricht einigermaßen weiter fortzuführen. „Yuki Judai…!“, kam es aus dem Mund meines Sitznachbarn. Ich drehte mich zu ihm um. „Du kennst ihn?“ Der Schwarzhaarige schnaubte abfällig. „Diese Niete hat hier nichts zu suchen!“ Ich nickte. „Stimmt, hierhin gehört nur die Elite.“ Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich neugierig. Der Obelisk Blue erwiderte: „Das weißt du nicht?! Ich bin niemand anderes als Manjoume Jun!“ „Manjoume??“, entfuhr es mir überrascht. Er blickte mich verwirrt an, doch ich winkte ab. Aha, es war also klar: Manjoume hatte sich gestern um Mitternacht mit Yuki Judai duelliert. Wahrscheinlich war die zweite Gestalt dieser Marufuji Sho gewesen. Interessant. Als es klingelte, streckte ich ausgiebig meine Arme. Jetzt hatten wir noch in diesem Raum Alchemie, Mathe und Geschichte. Wie ätzend. Während des gesamten Unterrichts spielte ich mit meinem Spiegel oder schminkte mich. Das musste Manjoume ganz schön nerven, da er nach einer Weile sagte: „Sag mal kannst du dich nicht woanders schminken??“ Ich zuckte lediglich mit den Schultern. „Wer nur sowas im Kopf hat, ist hier fehl am Platz“, zischte er. Ich atmete tief durch und lehnte mich lässig zurück. Sollte er doch nur reden! Als die Schule endlich vorbei war, erhob ich mich erleichtert von meinem Platz. Das war alles sowas von…eintönig! Aber naja, wir redeten hier von Unterricht. Ich ging aus dem Raum und traf prompt auf Torimaki und seinen Kumpel. Ich begrüßte die beiden mit einem breiten Grinsen. „Hey! Wie geht’s?“ „Ganz gut, dir?“ Ich seufzte theatralisch auf. „Auch. Aber zu blöd, ihr hättet in meinem Unterricht sein müssen!“ Der Blauhaarige runzelte die Stirn. „Das war zu geil! Chronos eine Slifer-Niete fertig gemacht hat!“ Sein Blick veränderte sich. Er lachte schadenfroh auf. „Geschieht denen recht!“ Ich lehnte mich locker an die Wand. „Aber das war noch nicht alles! Am Ende wurde….“ „…Chronos von niemand anderen als Yuki Judai vor der Klasse bloßgestellt“, unterbrach mich eine Stimme hinter mir. „Manjoume-san!“, riefen seine Freunde. Ich kniff meine Augen zusammen und blickte ihn argwöhnisch an. „Was?“ „Ehem.. ich hasse es, unterbrochen zu werden, mein Lieber!“ Manjoume verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Aha.“ Er wandte sich zu Torimaki. Und das Schlimmste war: Er ignorierte mich!! „Woher kennt ihr euch?“ „Seit der ersten Stunde“, antwortete der Obelisk Blue. Ich stemmte empört meine Hand in die Hüfte. „Hallo?! Du kannst mich doch nicht einfach ignorieren!“, fauchte ich Manjoume an. Dieser stöhnte bloß genervt auf. „Lyn-saaaan!!“ Wir vier drehten uns um. Mein Blick erhellte sich, als ich Ayumi und Midori sah. „Hey, Mädels. Ist es schon Zeit?“ Die beiden wollten gerade etwas erwidern, doch als sie die drei Jungs sahen, zwinkerten sie ihnen mit einem unwiderstehlichen Lächeln zu. Mototani ließ sich darauf ein: „Wohin wollen denn solche süßen Mädchen wie ihr hin?“ Ayumi kicherte. „Kommt doch mit!“ Oh. Mein .Gott. Was. War. Das. Denn. Mit denen ein Date? Und vor allem.. Torimaki und Mototani wirkten nicht sehr…intelligent. Um es noch nett auszudrücken. Manjoume war genauso wenig wie ich davon begeistert. „Nein, danke. Kein Interesse.“ Midori warf sich an seinen Arm. „Ach komm schoon, Manjoume-sama!!“ „Manjoume-san da!“, korrigierte er die Brünette. Er entwand sich von ihrem Klammergriff und verließ uns. „Dann kommen eben nur ihr zwei mit uns“, meinte Ayumi und schleifte Torimaki und Mototani zum Einkaufszentrum. Ich schlenderte nachdenklich neben ihnen her. Die ganze Zeit musste ich an Yuki Judai denken. Ich weiß, es war reine Zeitverschwendung, an eine Niete wie ihn zu denken, allerdings hatte ich immer noch sein Duell gegen Chronos im Kopf. War es Glück oder Können? Strategie oder Zufall? Während sich die beiden Mädchen mit den Jungs vergnügten, lief ich nur neben ihnen abwesend her. Am frühen Abend verließen wir die Einkaufsmeile mit großen Taschen. Nach einer Weile hatte ich es aufgegeben, über Yuki Judai weiter nachzudenken und hatte mir folglich auch etwas gekauft. Die Jungs begleiteten uns bis zu unserer Unterkunft und setzten danach ihren Weg fort. „Also ich fand den Blauhaarigen ganz süß“, schwärmte Ayumi. Midori blies ihre Backen auf. „Was? Du auch?!“ Die Rothaarige fuhr sich elegant durch ihre Haare. „Ja und? Wir könnten ja wieder wetten, wer als Erstes gewinnt.“ Ich grinste. „Hm, das klingt doch nicht schlecht. Wer von euch beiden Torimaki zuerst rumkriegt, hat gewonnen.“ Midori klatschte in ihre Hände. „Super! Und was ist mir dir, Lyn-san? Machst du auch mit?“ Ich schüttelte den Kopf. „Danke, hab aber kein Interesse an ihm. Generell muss ich mir noch was Gutes raussuchen.“ Die beiden nickten verständnisvoll. Am folgenden Tag saßen wir wieder neben Torimaki und Mototani. Manjoume nahm ganz außen Platz, um so weit wie möglich von uns entfernt zu sein. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Alles nur Nieten, die vor mir saßen. Vor allem fiel mir ein kleines Mädchen aus Slifer Red auf. Sie hatte ihr Haar zu einem Zopf gebunden und trug eine Brille. Ich wandte mich an Ayumi. „He, Ayu-chan. Schau dir mal diese Nulpe da vorne an.“ Sie reckte ihren Kopf zur Seite, bis sie das Mädchen sah. Ihre Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Grinsen. „Mein Gott, wie die aussieht! Potthässlich!“ Ich nickte. „Jep. Wer weiß, die hat wohl ziemlich fettige Haare, wenn sie die zu einem Zopf gebunden hat.“ Wir beide lachten laut auf, sodass uns alle anstarrten. „Connell-san, möchtest du uns nicht etwas von eurer Konversation mitteilen?“, fragte unser Japanischlehrer. Ich lächelte süß. „Oh, das tut mir sehr leid, Sensei. Es kommt nicht wieder vor. Außerdem glaube ich, dass Megumi-chan lieber nichts davon mitbekommen will.“ Mir fiel wieder der Name der Niete ein, weil ich sie auf der Aufnahmeprüfung gesehen habe. Ich bin wirklich gut. Alle neben mir lachten. Ich bemerkte, wie die Niete rot anlief. Haha, Pech gehabt. Unser Sensei schüttelte lediglich den Kopf. „Ihr solltet euch lieber auf das Lernen konzentrieren, statt über eure Mitschüler zu reden. Ihr seid hier immerhin auf der besten Schule Japans.“ Ich verdrehte meine Augen. Wenn das die beste Schule wäre, dann wären hier keine Nieten. Als es klingelte, packten wir unsere Sachen. Gerade als ich zur Tür stapfte, stellte sich mir niemand anderes als Tenjouin Asuka in den Weg. Mit ihren zwei Freundinnen, keine Ahnung, wie die hießen. „Was willst du?“, fragte ich arrogant. Sie verschränkte ihre Arme. „Hör mal! Du bist hier nicht am Catwalk. Du bist an der Duellakademie, klar? Und hier geht es ums Duellieren, nicht um das Niedermachen von Mitschülern.“ Ich schnaubte. „Ach wirklich? Nun, dich braucht das gar nichts anzugehen, Asuka-senpai.“ Das letzte war ironisch gemeint. Die Blondine starrte mich eindringlich an. Auf einmal kam Yuki Judai und legte eine Hand auf Asukas Schulter. „Vergiss sie, Asuka. Sie versteht es sowieso nicht.“ Das Mädchen seufzte, ehe sie mitsamt ihren Freunden endlich abzog. Ich stemmte meine Hände in die Hüfte. „Dumme Göre! Als ob ich das nicht selbst wüsste! Diese blöden Nieten!“ Neben mir erschien Manjoume. Er grinste gehässig. „Na, bist du sauer?“ Ich rümpfte meine Nase. „Die halten sich alle für was Besseres! Als ob sie das Ordnungsamt wären! Und dieser Yuki Judai…“ Bevor ich aussprechen konnte, stampfte Manjoume zornig mit seinem Fuß auf. „Dieser verdammten Slifer-Niete! Ich werde es ihm zeigen!!“, rief er laut. Ich merkte, wie die meisten Schüler bei uns auf Abstand gingen. Erstens wegen Manjoume und zweitens wegen mir. Keiner wollte mit uns in Berührung kommen. Tja, es war mir aber auch ehrlich gesagt egal. Sollten sie denken, was sie wollten. Kapitel 2: You arrogant girl ---------------------------- So, hier ist wieder ein neues Kapitel, diesmal aus Manjoumes Sicht. Viel Spaß! _________________________________________ *Manjoumes Sicht* Diese eingebildete Ziege! Noch nie habe ich jemanden gesehen, der so wählerisch und aufgeblasen war. Ich meine, wer denkt die, ist sie?? Paris Hilton?? Wohl kaum. Das einzige Positive an ihr ist, dass sie diese Nieten genau wie ich hasst. Das ist die einzige Gemeinsamkeit, die wir haben. Mehr nicht. Denn wer ist so dumm und schminkt sich mitten im Unterricht? Wir waren hier an der Duellakademie und in keinem Nagelstudio oder so. Das Schlimme war auch noch, dass Torimaki und Mototani total auf sie und ihre Freundinnen stehen… Es waren bereits einige Wochen vergangen. Und wir waren bisher immer zusammen gewesen. Zu meinem Leidwesen. Denn jeden Tag unterhielten sie sich über Mode und so’n Scheiß. Diese verdammten Weiber! Die konnten wohl alles, nur nicht das Duellieren. Verschwendeten ihre Zeit für das Aussehen statt aufzupassen. In deren Noten würde sich das wohl ziemlich schlecht auswirken. Ich wunderte mich sowieso, warum die Zicke mit ihren Tanten in Obelisk Blue war. Vielleicht Beziehungen oder Geld? Wahrscheinlich beides. Ich sah zu dem blondhaarigen Mädchen, Marilyn Connell. Obwohl sie zur Elite gehörte, wäre ich tausendmal froh, wenn sie auf eine Schule zur Ausbildung von Models gegangen wäre. Dann würde sie mich nicht mit ihren Freundinnen nerven. Mann, es regte mich ehrlich auf, dass die auf der Akademie waren! Wie sehr ich mir wünschte, dass die verschwinden würden. Solche dummen und untalentierte Menschen konnte ich ohnehin nicht leiden. Vor allem, wenn es Mädchen waren. Die hatten eh nur Augen für Jungs und achteten nicht auf ihre eigenen Duellfähigkeiten. Ich schüttelte den Kopf. Ich, Manjoume Jun, war anders als dieses einfältige Volk. Ich war in der Lage, allen von meinem Talent zu beweisen und ihnen zu zeigen, wer der Boss war. Ich trage nicht umsonst den Namen „Manjoume“. Ich hatte eine strenge Erziehung hinter mir und wusste nun, was richtig und falsch war und wo genau die Stärke lag. Nämlich nicht in Aussehen, sondern in der Intelligenz und im Talent. „Warum müssen diese Nieten überall sein?!“, meckerte Connell, die wie ein Model durch den Gang stolzierte. „Irgendwann werden sie verschwinden“, versicherte ich ihr. Sie nickte lediglich. „Hoffentlich. Die haben hier gar nichts zu suchen. Verbreiten sich wie Ungeziefer.“ Woa, sie war ja fast genauso schlimm wie ich! Selbst Torimaki und Mototani regten sich nicht die ganze Zeit über die Nieten auf. Wie gesagt, in dem Punkt waren wir uns wohl ähnlich. „Aber ich werde niemals vergessen, wie Tenjouin gegen Yuki Judai verloren hat. Das war zu klasse!“ Ich zuckte mit den Achseln. Sie redete fast jeden Tag davon, wie sie vor einer Woche Yuki Judai und Asuka hat duellieren sehen. Irgendwie hatte das mit einem Liebesbrief oder so zu tun gehabt. Ich persönlich ärgerte mich, dass diese Slifer-Niete mal wieder gewonnen hatte, vor allem gegen jemanden wie Asuka, doch das spornte mich mehr dazu an, ihm eins auszuwischen. Wenigstens war sie seit diesem Tag ein wenig angenehmer und nur noch selten launisch gewesen. Ich sah vom Augenwinkel heraus, wie Ayumi, eine ihrer Freundinnen, sie am Arm packte und auf einen Obelisk Blue Jungen zeigte. Die beiden fingen direkt an, dumm zu kichern. Wie toll, anscheinend hatten sie wieder einen Typen gesichtet, der ihnen gefiel. Das interessierte auch jeden. Nach dem Unterricht hatten wir endlich frei. Connells Freundinnen wollten wieder einmal mit Torimaki und Mototani weggehen. „Ich gehe in unsere Unterkunft, wir sehen uns nachher“, meinte ich zu den beiden. Ich hatte nämlich keine Lust, mir das Geschwätz dieser Möchtegern-Models anzuhören. Außerdem hatte ich eh vor, mein Deck umzubauen, da morgen der Feldtest anstand. Immerhin war ich die Nummer eins und musste meine Position beibehalten, auch wegen meiner Familie. Denn meine Brüder wollten, dass ich der Beste in Duellmonsters wäre und somit musste ich an der Spitze bleiben. So war es eben und ich wollte sie nicht enttäuschen. „Ich muss mich leider entschuldigen, Mädels. Hab noch was zu tun“, verabschiedete sich Connell. Ich hob eine Augenbraue. Seit wann war die denn nicht mit ihren Freundinnen zusammen? Komisch. Vor allem, dass sie das jetzt so kurz vor der Prüfung sagte. Normalerweise ging sie gerne mit den Jungs shoppen und nutzte daher jede Möglichkeit dafür. Naja, ich blickte bei ihr nicht durch. Sie winkte ihren Freunden zu und stolzierte mit ihren extrem hohen High Heels davon, welche einen äußerst dünnen Absatz hatten. Also ich könnte niemals auf solchen Dingern laufen und würde mich sofort damit auf den Boden legen. Aber wenn sie meinte, sie könne damit laufen, bitteschön. In meinem luxuriösen Zimmer nahm ich auf meiner Couch Platz und holte mein Deck heraus. Ich musste unbedingt Yuki Judai besiegen! Denn dann wäre ich der Beste. Keiner wäre mir mehr im Weg. Meine Karten breitete ich auf einen kleinen Tisch aus und studierte jede Einzelne, um eine gute Kombination zusammenzustellen. Morgen gab es seltene Karten. Sie würden mein Deck ungemein verbessern. Meine Siegeschancen würden sich drastisch erhöhen. Vielleicht habe ich Glück und bekomme ein paar. Ich grinste hämisch. Yuki Judais Schicksal wäre dann besiegelt und seine Glückssträhne würde aufhören. Nach einer Stunde war ich mit meiner Arbeit zufrieden und begann, mich um die Theorie zu kümmern. Dabei fiel mir dummerweise ein, dass ich ein Buch im Klassenraum vergessen hatte, in dem alles ausführlich und einwandfrei erklärt war. Ts, wie lästig. Jetzt extra noch mal zum Hauptgebäude gehen…leider lief mir auch kein Student über den Weg, den ich hätte hinschicken können, sodass meine Wenigkeit sich dorthin begeben musste. Wobei ich eigentlich gedacht hatte, dass ich das Buch eingesteckt habe, wahrscheinlich wurde ich zu sehr vom Gequatsche dieser Tanten abgelenkt. Ich stieg die Treppen zum zweiten Stock hinauf. Gerade als ich den leeren Raum betreten wollte, hörte ich einen so schrillen Schrei, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Kurz darauf hörte ein dumpfes Geräusch. Okaay… was war das jetzt? Der Schrei klang eindeutig nach einem Mädchen. Ich seufzte auf und schnappte mir erstmal mein Buch, das glücklicherweise noch auf meinem Tisch lag. Hinterher betrat ich das Treppenhaus und blickte mich um. Ich meine, es kam aus dem dritten Stock, auf dem die Bibliothek und sonstige Fachräume lagen. Also hier war niemand. Und oben? Auch keiner mehr da. Ich war mir doch so sicher gewesen, jemanden gehört zu haben! Und nein, ich litt nicht unter Wahnvorstellungen oder ähnlichem. Ich zuckte mit den Schultern. War auch egal, ich musste mich jetzt ums Lernen kümmern! Am folgenden Tag begannen die Prüfungen. Während den anderen der Schweiß über das Gesicht lief, blieb ich cool, da ich mich bestens darauf vorbereitet hatte. Ich saß bereits mit Mototani und Torimaki, welche von Ayumi und Midori schwärmten, an meinem Stammplatz. Auf einmal hörte ich das Klackern von Schuhen. Meine Augen weiteten sich, als ich eine gewisse Marilyn Connell sah, die völlig durch den Wind war. Das Auffälligste jedoch war, dass sie an ihrem linken Arm einen Gips trug! Ungläubig starrte ich sie an, während sie humpelnd mit ihren Freundinnen neben mir Platz nahm. Auch die Blicke der anderen Schüler lagen auf ihr. Manche kicherten. Klar, dass jemand wie sie ein Gips trug… unvorstellbar. Ich fasste mich langsam wieder und deutete auf ihren Arm. „Du bist doch nicht von der Treppe runtergefallen, oder?“, fragte ich. Sie errötete schlagartig. „Das… das… n-natürlich nicht“, murmelte sie. „Bist wohl mit deinen zu hohen Absätzen ausgerutscht, was?“, spöttelte ich. Ihr Kopf wurde rot wie eine Tomate. „D-das verstehst du nicht! Ich hab mich erschrocken und dann hab ich mich eben auf die Fresse gelegt.“ „Erschrocken?“, hakte ich nach. Was soll denn da gewesen sein? Sie winkte ab. „Schon gut.“ Ich verschränkte meine Arme. Ich hatte gestern also recht gehabt! Sie war also diejenige, die so laut vom dritten Stock aus geschrien hatte. Aber… auf dem dritten Stock lag die Bibliothek. Dort waren eigentlich weder Nieten, noch Topmodels. Denn wer von denen ist so gebildet und liest ein Buch? Keiner. Folglich war es unlogisch, dass Connell dort gewesen war. Das war so unmöglich, wie als wenn ich gegen eine Slifer-Niete verlieren würde, haha. „Jedenfalls“, sagte sie, „hat meine Hauslehrerin Ayukawa gesagt, dass ich mich heute nicht duellieren darf.“ „Wie bitte?“, rief ich verblüfft. Die durfte sich nicht duellieren?? Was war das denn?! Jetzt bekam die Schonfrist, während wir uns alle abhetzen mussten. Das war unfair! „Warum warst du nur nicht bei uns gewesen, Lyn-san?“, warf ihre Freundin ein. „Dann wär das alles nicht passiert. Denn ein Gips sieht scheiße aus.“ Die Blondine nickte abwesend. Ich hörte, wie sie leise sagte, sodass nur ich es hören konnte: „Das ist nicht das schlimmste Problem.“ Aha, vielleicht ärgerte sie sich, dass ihr wunderschöner Knochen beschädigt war. Komisches Kind. Nun kam Daitokuji-sensei herein und verteilte die Prüfungsbögen. Ich lehnte mich lässig darüber und fing an, zu schreiben. Heute würde ich bestimmt erfolgreich sein, das war sicher. ____________________ Ich hoffe, es hat euch gefallen.^^ Würde mich auf Kommentare freuen! Kapitel 3: Duel Exam -------------------- Hier ist wieder ein neues Kapitel.^^ Würde mich über Reviews freuen. *Marilyns Sicht* Nun, ich weiß, das mit meinem Arm war wirklich eine…blöde Sache. Zum Glück war es der Linke. Aber wie hätte ich auch wissen können, dass ich mich so heftig erschrecken würde, dass ich mit meinen Absätzen die Treppe runterfallen würde? Ich KANN damit laufen, damit das klar war. Doch die meisten dachten anscheinend, dass dem nicht so war. Dummes Volk. Ich strich mir eine blonde Strähne zurück und füllte die Fragen des Prüfungsbogens aus. Mir war aufgefallen, dass die Niete Marufuji Sho alleine kam, ohne Begleitung von seinem braunhaarigen Kumpel. Anscheinend hatte er sich mal wieder verspätet, wie im…. „Ich wusste gar nicht, dass das eine mündliche Prüfung ist, Sho“, hörte ich vor mir sagen. Verblüfft blickte ich auf. Huch? Yuki Judai! War der eben reingekommen? 30 Minuten zu spät! „A-aniki!!“ „Warum hast du überhaupt gelernt, wenn du eh ein Nickerchen hältst?“ Die hatten Nerven. Unterhielten sich einfach so in einem Test. Manjoume rastete aus. „Haltet eure Klappe, ihr Slifer-Nieten!! Wenn ihr nicht in Test machen wollt, haut ab!!“, fuhr er die beiden an. „He, immer mit der Ruhe! Ich kam immerhin extra hierher!“ Daitokuji-sensei unterbrach den Streit. „Yuki Judai-kun, es wäre gut, wenn du dir deine Prüfungsaufgaben holen würdest.“ Der Slifer Red sah auf. „Schon unterwegs!!“ Ich schüttelte amüsiert den Kopf. Entweder er machte sich über die anderen lustig oder er war bloß naiv. Eins von beiden. Im Hintergrund hörte ich die Nieten aufgeregt tuscheln. Hm, also dieser Judai war schon recht interessant. Ich widmete mich wieder meinen Aufgaben. In letzten fünf Minuten sah ich noch über meine beantworteten Fragen, bis er klingelte. „Die Zeit ist abgelaufen. Gebt jetzt bitte eure Prüfungsbögen ab. Der praktische Teil findet um zwei Uhr mittags statt“, verkündete unser Sensei. Sofort standen alle auf und gaben ihren Test ab, danach rannten alle wie die Irren aus dem Klassenraum. Ich verdrehte dabei die Augen. Ayumi und Midori kamen auf mich zu. „Wir treffen uns gleich im Café, ja?“ Ich nickte. Danach ließ mir Zeit, die Treppe hinunterzugehen, da es mir schwer fiel zu laufen, bis ich am Pult war und abgab. Im Hintergrund hörte ich einen Ra Yellow, der versuchte, Yuki Judai zu wecken. Meine Güte, die Niete hatte also wirklich den Test verschlafen! Der musste aber SEHR selbstbewusst sein, wenn er glaubte, zu bestehen. Ich blickte mich um. Der Raum war leer, außer, dass Manjoume gerade seinen Bogen abgab. Die anderen wollten sich wohl die seltenen Karten sichern. Ich wartete vor dem Klassenraum auf ihn. „Kommst du? Die anderen sind schon alle am Kartenstand.“ Er nickte knapp. Ich ging recht vorsichtig, denn mein Fuß schmerzte wegen des Sturzes immer noch. Glücklicherweise hatte Manjoume mein lahmes Tempo angenommen, sodass ich mich nicht abhetzen musste. An der Kreuzung der Gänge trafen wir auf einen völlig aufgeregten Torimaki und empörten Mototani. Wir liefen nebeneinander her. „Dieser verdammte Typ hat alle Karten gekauft! Für wen hält der sich?!“ „Was machen wir denn jetzt mit dem Test?“, fragte sich Mototani. Manjoume blieb stehen. „Beruhigt euch. Wegen so einem dummen Test braucht ihr keine Karten. Es gibt sowieso keinen einzigen Duellanten, der mich schlagen kann. Es spielt keine Rolle, welche Karten er hat.“ Ach ehrlich?, fügte ich in Gedanken hinzu. Auf einmal ertönte hinter uns eine Stimme. „Außer vielleicht, wenn der Duellant Yuki Judai heißt.“ Wir drehten uns überrascht um. „Wer ist das?!“ Am Ende der Treppe stand eine Gestalt mir einem schwarzen Umhang. Hm, irgendwoher kannte ich doch die Stimme! „Kannst du Judai mit dem Deck, was du hast, besiegen?“ „Das ist der Typ, der die Karten gekauft hat!“, rief Torimaki entrüstet. „Karten? Meint ihr etwa…“, er schlug seinen Mantel auf, „…DIESE hier?“ Vor Schock wäre ich beinahe umgefallen. Der hatte… wahrhaftig ein Ass im Ärmel! „Die seltenen Karten!“ „Was bringt es, diese Karten alle zu kaufen?!“ Er lachte auf. „Immer noch keine Idee, Signore Manjoume?“ Er riss seine Verkleidung ab. „Chronos-Sensei!“, riefen wir gleichzeitig. „Also ohne Mantel sahen Sie besser aus, Chronos-Kyoju!“, merkte Manjoume an. Ich bekam beinahe einen Lachkrampf, beherrschte mich aber. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Manjoume darauf leicht lächelte. Chronos fasste sich wieder. „Jedenfalls muss eine Slifer-Niete wie Yuki Judai von der Elite bis in die Knochen vor allen Leuten blamiert werden! Deshalb will ich, dass du gegen ihn kämpfst!“ Er zeigte auf Manjoume. „Aber das geht nicht! Nur die Schüler aus dem gleichen Haus Unterkunft treten gegeneinander an!“ Das war richtig. Was hatte Chronos vor? Der Lehrer grinste hämisch. „Überlass das mal mir!“ Was? Und sowas sagte ein Lehrer? Ich meine, ich würde auch gerne gegen Yuki Judai kämpfen und ihm zeigen, wer der Bessere war, aber auf solch eine Weise? Wie unfair. Eine reinste Verschwörung. „Und wir werden diesen Nieten zeigen, wer hier das Sagen hat!“ Er lachte teuflisch. Ich runzelte die Stirn und sah zu Manjoume hinüber. Mir gefiel das alles irgendwie nicht. „Du nimmst doch nicht die Karten, oder, Manjoume?“, hakte ich nach. Der Schwarzhaarige sah mich entgeistert hat. „Äh… doch? Natürlich nehme ich sie!“ Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Wirklich? Das ist doch absurd! Wie kann man sich auf solche seltenen Karten verlassen! Meine Karten sind nämlich viel zu gut für..“, ich zeigte abwertend auf Chronos‘ Karten, „…DAS da.“ Manjoume schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, was mit dir los ist.“ Er nahm die seltenen Karten von Chronos. „Wir sehen uns nachher. Nämlich bei meinem Sieg.“ Damit verschwand er mit den beiden. Ich sah Manjoume ungläubig hinterher. Das hätte ich niemals von ihm erwartet. Ich dachte, er wüsste, wie man mit seinen Karten umging. Er nahm einfach so seltene Karten an und stellte sie über sein eigenes Deck, das er höchstwahrscheinlich schon seit mehreren Jahren verwendete. Ich konnte es nicht fassen. War er nicht ein guter Duellant? Ich schüttelte hastig meinen Kopf. Was ging mich der Kram anderer Leute an? ICH hätte eben an seiner Stelle lieber ehrlich gewonnen. Wenn es Manjoumes Entscheidung war, bitte. Und das mit Yuki Judai? Dass es unfair war, dass Manjoume all die seltenen Karten bekam? Dass Chronos alles geplant hatte, um ihm eins auszuwischen? Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund. Ach du Schande! Erst jetzt realisierte ich, dass alles so rüber kam, als ob ich mich für die Niete einsetzen wollte. Ich, eine Obelisk Blue! Hallo?! Seit wann tat Lyn Connell denn sowas? Ich hab mich doch die ganzen Jahre über nur um meine Sachen gekümmert. Ich hörte leise Stimmen. Erschrocken drehte ich mich um. Der Flur war leer. Keine Menschenseele war dort. Ich lachte leicht über mich selbst. Jetzt bekam ich schon Paranoia. Lyn, Lyn, du wirst noch verrückt. Ich traf verspätet am Café ein, wo Ayumi und Midori bereits warteten. „Da bist du ja!“, begrüßten sie mich. Ich winkte den Kellner zu mir und bestellte einen Latte Macchiato. Nach sehr langem Warten (zwei Minuten) bekam ich ihn endlich. Ayumi durchblätterte die Speisekarte. „Oh, sieh mal! Soll ich mir den Schokokuchen bestellen?“ Ich verschluckte mich. „Du willst was…?“ Die Rothaarige sah mich unsicher an. „Hör mal, Ayu-chan, das geht nicht! Kuchen macht DICK, klar? Das ist absolut tabu!“ Sie stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab. „Aber…“ „Lyn-san hat recht, Ayu-chan. Das tut deiner Figur nicht gut.“ Ich nickte ihr unterstützend zu. Midori seufzte. „Ich hab keine Lust auf den Test… ich will lieber mit Torimaki was unternehmen…“ Ich grinste. „Wegen der Wette, richtig?“ Die Brünette nickte, wobei Unsicherheit mitschwang. Ayumi fiel nichts auf und legte ihrer Freundin einen Arm um die Schulter. „Das wird lustig, Midori-chan! Suuper amüsant.“ Das Mädchen setzte ein Lächeln auf. „Ja, klar.“ Ich lehnte mich zurück und starrte aus dem Fenster. Komisch, seit ich hier war, hab ich noch keinen Typen angegraben. Vielleicht sollte ich mich langsam mal beeilen. Ayumi bemerkte, zu meiner Verwunderung, meine nachdenkliche Miene. „Weißt du noch nicht, an wen du dich ranschmeißen willst?“, fragte sie. Ich bejahte. „Wie wär’s mit Mototani?“, schlug Midori vor. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht gleich loszulachen. „Nee, zu hässlich.“ „Dann Manjoume!“ Ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen, wenn ich mich nicht beherrscht hätte. „Niemals!“ „Warum denn nicht? Ihr scheint euch doch zu verstehen.“ Manjoume? Nein, niemals! Der Grund? Nun… das war… „Und Kaiser Ryo?“, fragte Ayumi weiter. Ich hob eine Augenbraue. „Der? Der Schulschwarm aller Mädchen?“ Ich hatte ihn bisher einmal gesehen und… nein. Das war irgendwie bescheuert. „Das ist doch langweilig, der Schulschwarm.“ Ich tat so, als ob ich mir ernsthaft darüber Gedanken gemacht hätte. „Wisst ihr, Mädels, es sollte etwas Interessantes sein. Aber jetzt auch nicht sooo bekannt“, äußerte ich meine Vorstellungen. Die Rothaarige legte einen Finger auf ihre Lippen. Dann sah sie nach rechts. „Schau mal! Der da!“ Ich wandte mich um und sah zu einem gutaussehenden Obelisk Blue, der kurze braune Haare hatte, welche verstrubbelt in seinem Gesicht hingen. Er kam lief am Café entlang und wollte dort gerade rein gehen. Ich wiegte meinen Kopf. „Hm… schon besser.“ Daraufhin erhob ich mich, humpelnd selbstverständlich, und fing ihn an der Tür ab. Ich setzt einen unschuldigen Blick auf. „Ähm.. entschuldige, aber könntest du mir helfen, mich in die Unterkunft zu bringen? Ich habe Schmerzen beim Gehen…“ Dabei zeigte ich auf meinen Fuß. Der Junge sah mich verwundert an, grinste aber dann schelmisch. Dann kam er mir näher. „Aber kein Problem, Süße. Wenn ich dafür eine Gegenleistung bekomme…“ Oha, ein Draufgänger. Mal was anderes. Ich ließ mich darauf ein und lächelte verführerisch. „Erst, wenn du mir geholfen hast, mein Lieber.“ Er legte seinen Arm um meine Taille. Ich zwinkerte meinen Freundinnen zu, die zufrieden nickten. Doch wir beide kamen nicht weit, da er mich, sobald wir in der Halle des Hauptgebäudes waren, in die nächstliegende Mädchentoilette zog und ich meine Lippen auf den seinen spürte… Eine Stunde später lag ich auf meinem Bett und las eine Zeitschrift. Wow. Also er war schon nicht schlecht. Gut küssen konnte er und wir haben die ganze Zeit über auf dem Klo verbracht, bis er dann los musste. Zu einem Date? Keine Ahnung. Naja, er und ich hatten unseren Spaß und das reichte. Mehr war da nicht wirklich. Ich holte mein Macbook hervor und suchte ein wenig in der Schuldatei herum. Aha, er hieß Soma Shigeru. Student des zweiten Jahrgangs. Noten? Mittelmaß, aber sehr beliebt bei den Mädchen. Auch als Playboy bekannt. Ich lehnte mich zurück. Obwohl ich es nicht zugeben würde, aber es störte mich, dass ich eine von vielen war. Ich wollte etwas Besonderes sein. Denn war der Mensch nicht ein Individuum? Wie konnte man dann genau wie die anderen sein? Ich drehte mich auf die andere Seite. Hm. Schon wieder eine dieser sonderbaren Fragen, die mir durch den Kopf spukte. Jemand wie ich beschäftigte sich eigentlich nicht mit solchen Sachen! Naja, eigentlich. Ich musste wahrhaftig an meinem Verstand zweifeln… mein Blick fiel auf die Uhr. Bereits drei Uhr. Die Prüfung war voll im Gange. Ich erhob mich von meinem Bett. Es war sooo langweilig. Und zum Lesen hatte ich auch nichts mehr. Daher beschloss ich, mir ein paar Bücher zu holen. Wie gut, dass noch alle bei der Prüfung waren, denn wenn sie vorbei war, würde es ziemlich eng auf den Gängen sein. Ich ging vorsichtig die Treppen hinunter. Wunderbar. Das würde sehr, sehr lange dauern… wieso konnte keiner hier sein, um mir zu helfen?! Irgendwann erreichte ich den Campus. Mir liefen ein paar Schüler über den Weg, die bereits fertig waren. Und das, worüber sie sich unterhielten, war sehr interessant. Die neusten News des Tages. Nachdem ich genug gehört hatte, marschierte ich in den dritten Stock und betrat die Bibliothek. Ja, richtig. Bücher. Und ja, ich wusste, wie man las. Ich mochte sogar Literatur und sowas. Nur wusste das eben keiner, hehe. Ich marschierte zu einem Mann, der eine Ra Yellow Uniform trug. Er hatte schwarze Haare, einen kurzen Schnurrbart und einen leicht traurigen Gesichtsausruck. Seltsam, ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Ich sagte schroff: „Hoi! Oji-san! Wo sind die Bücher von der Kategorie Philosophie?“ Er schaute perplex auf. „Mein Name ist Kabayama-Sensei, junge Dame.“ Ich errötete. Scheiße! War der Lehrer?! Wieso wusste ich das nicht! Sofort setzte ich ein entschuldigendes Lächeln auf. Typisch für mich. „Ähm, Kabayama-Sensei, können Sie mir zeigen, wo ich Bücher zur Kategorie Philosophie finde?“ Er lächelte. „Selbstverständlich. Hier entlang, bitte.“ Während er mich dort hinführte, sagte er: „Es ist schön, dass jemand mal hier vorbei kommt. Meistens ist es hier sehr ruhig.“ Ich nickte. Oha! Wohl sehr einsam, was? Er deutete auf ein Regal. „Hier, viel Spaß.“ Danach verschwand er hinter einer Ecke. Okaay… sollte er sich nicht mal darum kümmern, etwas auffälliger zu werden? Dann würden auch mehr Leute hierhin kommen. Ich schüttelte verständnislos den Kopf und sah durch die Reihen. Aha, da war mein Buch ja: Francisco Suárez, Über die Individualität und das Individuationsprinzip. Ich zog das in grün eingebundene Buch aus dem Regal heraus und setzte mich an einen Tisch. Meiner Meinung nach war das alles sehr interessant, aber auch schwer zu verstehen. Wenn hier Philosophie angeboten werden würde, dann hätte ich es sofort gewählt. Dann würde ich wenigstens ein wenig mehr, wie man an so etwas rangehen konnte. Ich bemerkte nicht, wie schnell die Zeit verging. Erst als das orangene Licht der Sonne mich blendete, sah ich auf. Es war bereits sieben Uhr und ich war überhaupt nicht weit gekommen!! Ich seufzte. Vielleicht mit ein wenig mehr Übung… „Du liest Bücher?“ Erschrocken fuhr ich auf und ließ das Buch aus der Hand fallen. Vor mir stand niemand anderes als.. „Manjoume!“, rief ich überrascht. Der Schwarzhaarige Obelisk Blue ließ sich auf einen leeren Stuhl neben mir nieder. Er deutete auf den Buchtitel. „Du liest echt, was hochgebildete Philosophen geschrieben haben??“, fragte er erstaunt. „Hätte nicht gedacht, dass das gemeine Volk so etwas liest.“ Ich starrte ihn böse an, ehe ich das Buch zu seiner Verwunderung zuklappte. Ich wandte mich zu ihm. „Mal was anderes: Ich habe gehört, du hast gegen niemand anderen als Judai verloren.“ Schlagartig veränderte sich seine Stimmung. Er ballte zornig seine Fäuste und sah weg. Offenbar wollte er daran nicht erinnert werden. „Halt die Klappe! Das..das war nur Glück! Einfaches Glück!“ Ich hob eine Augenbraue. „Judai hat dann wohl viel Glück, wenn er schon gegen Chronos, Asuka-senpai und Manjoume Jun gewonnen hat“, meinte ich sarkastisch. Manjoume erhob sich wütend und schlug auf den Tisch auf. „Du hast leicht reden!! DU musstest nicht gegen ihn antreten! Du weißt ja gar nicht, wie hart das ist!“ Es herrschte Stille. Man hörte das Ticken der Uhr. Er ließ sich Wut schnaubend auf seinen Stuhl nieder. Ich saß trotzig nur da, mit verschränkten Armen. „Die seltenen Karten…“, begann ich, hörte aber mitten im Satz auf und schwieg. Wenn ich jetzt wieder was Falsches sagen würde, dann wäre Manjoume wieder am Ausrasten. Doch wo lag sein Problem? Konnte er sich seine Niederlage nicht eingestehen? Das war alles seine Schuld! Ich blickte unauffällig zu ihm rüber. Vor allem Manjoume hatte die Ehre des Obelisk Blue Hauses verletzt. Außerdem auch noch Chronos‘ Vertrauen. Er hatte nicht seinen Erwartungen entsprochen… Wie wohl die anderen davon dachten? Besonders Torimaki und Mototani. Ihr Anführer hatte verloren, gegen Judai, einen Slifer. Mit seltenen Karten. Irgendwie sehr lächerlich. Doch..obwohl…wenn ich das mal ganz objektiv betrachten würde, wäre ich an Manjoumes Stelle auch in die Bibliothek gegangen. Immerhin würden mir dort keine Mitschüler über den Weg laufen. Wie er sich fühlen musste? Argh, was sollte das denn jetzt? Was gingen mich seine Gefühle an?! Auf einmal schaute Manjoume direkt in meine Augen. „Woran denkst du gerade?“, fragte er mich. Ich schluckte. Was sollte ich denn sagen? „Nun…äh… über… dich?“ Er runzelte die Stirn. Ich blickte in seine stahlgrauen Augen, die im Licht schimmerten. Sie waren so wunderschön. Ich musste an das Gespräch mit Ayumi und Midori denken. „Dann Manjoume!“ Ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen, wenn ich mich nicht beherrscht hätte. „Niemals!“ „Warum denn nicht? Ihr scheint euch doch zu verstehen.“ Der Grund, warum ich mich nicht an ihn ranschmeißen wollte, war, weil… weil… weil… Nun..das war so.. weil.. ich….wollte ihn niemals verletzen. Ich wusste nicht wieso. Er war anders als die anderen. Er war eigentlich… genau wie ich. Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Sie umschloss seine Hand. Niemand von uns bewegte sich. Keiner tat etwas. Wir saßen so die ganze Zeit da. Ich wusste es, dass wir uns ähnlich waren. Es konnte nicht abgestritten werden. Ich drückte noch einmal fest seine Hand und erhob mich. „Bis dann“, verabschiedete ich mich und nahm das Buch zum Ausleihen mit. Am Ausgang der Bibliothek blieb ich erst einmal stehen und atmete tief aus. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass ich genau wusste, was in Manjoume vorging. Doch ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Einerseits hatte er den Stolz von Obelisk Blue geschädigt. Andererseits konnte ich ihn auch verstehen. Oh Mann. Seit wann konnte ich mich in andere Menschen hineinversetzen? Vielleicht nur, weil Manjoume und ich uns ähnelten. Wie oft ich das heute auch realisieren musste. Ich schüttelte den Kopf. Es war lächerlich, darüber weiter nachzudenken. „Oh, hey, Süße!“, hörte ich eine bekannte Stimme sagen. Ich drehte mich um. „Soma Shigeru“, sagte ich erstaunt. Was machte DER denn hier? Er legte seinen Arm um mich. „Weißt du, ich musste den ganzen Nachmittag an dich denken. Überall hab ich nach dir gesucht.“ Ich verzog spielerisch meinen Mund. „Den ganzen Nachmittag nur?“ Er grinste. Danach beugte er sich vor und küsste mich. So konnte ich wenigstens alles um mich herum vergessen… Kapitel 4: Haunted House ------------------------ Hier ist wieder ein neues Kapitel. :) Ich würde mich außerdem SEHR über eine Rückmeldung freuen, damit ich weiß, was ich beispielsweise verbessern kann.^^ *Marilyns Sicht* Ich umarmte Shigeru noch einmal und verabschiedete mich von ihm. Danach ging ich in den Klassenraum. Seit ein paar Tagen trafen Soma Shigeru, der zu Obelisk Blue gehörte, und ich uns jeden Morgen vor der Schule. Man konnte sagen, dass wir zusammen waren. Ayumi und Midori waren begeistert, als ich ihnen von Shigeru erzählt hatte. Die beiden waren auch noch bei ihrer Wette, wobei ich immer mehr merkte, dass es für Midori wohl mehr bedeutete. Aber das sollte Ayumi schön selbst herausfinden. Ich sah auf meinen Gips. Unsere Hauslehrerin Ayukawa, die auch Krankenschwester war, meinte, dass ich ihn noch zwei Wochen tragen müsse. Wie lästig! Das war der reinste Horror für mich, denn jemand wie ich und ein dicker, hässlicher Gips? Nein, danke. Ich ließ mich seufzend neben Manjoume nieder. „Morgen“, begrüßte er mich. Ich nickte ihm zu. Ja, richtig, Manjoume. Seit dem Tag mit der Bibliothek verstanden wir uns recht gut. Er war eigentlich der Einzige, der wusste, dass ich mich auch für andere Sachen als für Styling interessierte und dass ich sogar Bücher (!) über Philosophie las. Daher saßen wir auch immer nebeneinander und trafen uns ab und zu mal. Zudem bemerkten wir immer mehr, wie viel wir gemeinsam hatten. Zum Beispiel waren wir beide der gleichen Ansicht, dass die Slifer-Nieten hier gar nichts zu suchen hatten. Oder er mochte auch Literatur und sowas. Es war gut, jemanden zu haben, der einen verstand. Mit Ayumi und Midori könnte ich nicht darüber reden. Sie wussten auch gar nicht, dass ich mich mit Philosophie beschäftigte, Shigeru auch nicht. Nur Manjoume eben. Auf der anderen Seite war ich die Erste gewesen, die es mit seiner Niederlage jetzt nicht so eng sah. Ich wusste schon, dass er den Erwartungen von Chronos-Sensei nicht entsprochen hatte, aber ich habe ihm keine Vorwürfe oder so gemacht. Die anderen Schüler unterhielten sich nach wie vor manchmal über das Duell. Doch trotzdem waren Mototani und Torimaki immer noch an seiner Seite. Jedoch bemerkte ich, wie sie langsam in Zweifel kamen, ob Manjoume wirklich so gut war, wie er immer meinte. Gestern hörte ich zum Beispiel Torimaki zu einem Obelisk Blue sagen: „Komisch, Manjoume-san verliert in letzter Zeit. Vielleicht sollte ich mir jemand anderes suchen, mit dem ich rumhängen kann.“ Meiner Meinung nach ziemlich hart. Nur habe ich es Manjoume nicht erzählt, denn der hatte ja andere Probleme als sich jetzt über seine „Freunde“ Gedanken zu machen. Mir persönlich wäre es egal gewesen, wenn das jemand über mich gesagt hätte. „Gehen wir heute nach der Schule zur Strandbar?“, fragte ich ihn. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Triffst du dich nicht mit deinem Freund?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nee, der hat heute keine Zeit, meinte er.“ „Na dann.. aber ich muss später noch Hausaufgaben machen.“ Ich schmunzelte. „Lass sie dir doch von irgendeinem Slifer machen.“ Er legte nachdenklich seine Hand ans Kinn. „Keine Ahnung, mal schauen…“ Dann begann der Unterricht und ich musste gelangweilt dem Gelaber der Lehrer zuhören. Was brachte das denn, denen zuzuhören? Die geben sowieso nur einen Haufen von Hausaufgaben auf und schreiben mit uns viele Prüfungen. Ich meine, es ist klar, dass wir unsere Leistung zeigen mussten, aber der Unterricht war manchmal sowas von öde. Als es klingelte, erhob ich mich erleichtert von meinem Platz und packte meine Tasche. „Bis nachher, Lyn-san!!“ Ayumi und Midori winkten mir zu und gingen auf Torimaki zu. Ich fragte mich, wie lange diese stupide Wette noch andauern würde. Es wurde langsam echt langweilig. Sie sollten sich mal was Neues ausdenken. „Gehen wir?“, fragte Manjoume neben mir. Ich lächelte und machte mich mit ihm zusammen zur Strandbar auf. Heute schien die Sonne des Spätsommers hell auf den Strand. Man musste die letzten Tage noch nutzen, da bald der Herbst anbrechen würde. Wir beide setzten uns an einen freien Tisch und bestellten etwas Kühles zu trinken. „Hoffentlich kommt bald dieser verfluchte Gips von meinem Arm ab! Ich bin es bald leid, so herumzulaufen!“ „Hmm…“, murmelte er. Der Kellner brachte uns die Getränke und zwinkerte mir dabei zu. Ich ignorierte ihn kalt und führte das Gespräch mit Manjoume weiter. „Ich wär so gerne schwimmen gegangen, bei diesem schönen Wetter, aber das geht eben nicht.“ Manjoume stocherte lediglich in seinem Glas herum, als mir zu antworten. Ich runzelte die Stirn. „Manjoume!“ Er schien tief in Gedanken versunken zu sein. „Huhu, Jun! Hörst du mir zu??“ Erstaunt blickte er auf, da ich ihn mit seinem Vornamen genannt hatte. Ich seufzte. „Was ist los, Manjoume? Du wirkst nicht sehr… anwesend.“ Er sah genervt zur Seite. „Das bildest du dir nur ein! Was soll schon sein?“ Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und beobachtete das Spiel der Wellen. „Von wegen… irgendwas ist doch.“ Der Obelisk Blue schüttelte heftig den Kopf. „Du siehst Gespenster! Alles ist Bestens.“ „Aha…Na wenn du meinst…“ Ich sah mich ein wenig um. Ein paar gut aussehende Jungs marschierten in Begleitung von ein paar Mädchen zur Bar und holten sich etwas zu trinken. Ich sah ihnen zu, wie sie ihre Handtücher im Sand ausbreiteten und sich dort drauf setzten. „Interessant?“, fragte mich Manjoume sarkastisch. Ich hob eine Augenbraue. „Na und? Für jemanden wie mich ist das eben sehr ansprechend. Man bekommt nicht immer die Gelegenheit, solche Typen zu sehen.“ Manjoume schnaubte abfällig und stützte seinen Arm auf dem Tisch ab. „Lern mal lieber was, so wie ich!“ Ich grinste in mich hinein. Er war wohl wieder der alte, arrogante Manjoume. „Mach dir darüber mal keine Sorgen, mein Guter. Sag das mal lieber den Nieten.“ Er setzte ein abfälliges Lächeln auf. „Das stimmt. Man sollte ihnen mal zeigen, wo’s langgeht.“ Ich nickte. „Wär viel besser, wenn es hier nur Obelisk Blues geben würde. Man hätte alle aussieben sollen, jeden Einzelnen. Doch Chronos ist das offenbar nicht gelungen.“ Wir beide lachten, obgleich ich merkte, dass Manjoume ein wenig unsicher war. Ungern wollte er an Chronos erinnert werden. „Ich denke, die hätten eher einen Grundschüler da hinstellen sollen.“ „Das wäre eine Sensation geworden! Ein kleines Kind ist besser als ein Lehrer!“ Auf einmal hörten wir laute Stimmen. Ich blickte auf. Niemand anderes als Slifer-Niete Judai mit seinem Gefolge erschien am Horizont. „Judai…“, knirschte Manjoume. „Beachte ihn einfach nicht“, beschwichtigte ich ihn. Tatsächlich gelang es mir, dass er sich wieder beruhigte und den Slifer Red ignorierte. Dieser setzte sich zwei Tische neben uns und unterhielt sich mit seinen Freunden. Bei dem Wort „Verlassene Unterkunft“ wurde ich plötzlich hellhörig und hörte ihnen aufmerksam zu. „Also gut, wir gehen dann heute in die Verlassene Unterkunft, okay?“ Sein blauhaariger Freund schluckte. „N-n-na gut, Aniki… a-a-aber nicht allzu lange, ja?“ „Mal sehen. Also um elf Uhr geht’s los!“ Aha, das klang doch äußerst interessant. Von der Unterkunft habe ich mal gehört, seit irgendeinem Vorfall ist sie ein abgesperrtes Gebiet geworden. Mich wunderte es, dass diese Loser so viel Mumm aufbrachten, dieses Gebäude zu erkunden. Also gut, elf Uhr, das musste ich mir merken. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit Manjoume, bis es langsam Zeit war, aufzubrechen. „Wie schnell die Zeit verging… ich muss noch Hausaufgaben machen“, fluchte der Schwarzhaarige. „Naja, sieh’s doch positiv: Du hattest ein wenig Freizeit und was vom Tag gehabt.“ Er wandte sich zu mir. „Machst du keine Hausaufgaben?“ Ich lächelte. „Nö. Keinen Bock.“ Wir erreichten meine Unterkunft. Manjoume schüttelte den Kopf. „Und wenn wir einen Test schreiben, hast du ein Problem.“ Ich zuckte mit den Schultern und machte eine Abschiedsgeste. „Bis morgen dann!“ Damit stiefelte ich mit hoch erhobenem Haupt in meinen Schlafsaal. In der Eingangshalle saßen ein paar Obelisk Blue Mädchen und unterhielten sich. Sie sprachen gerade über die neuste Mode-Kollektion. Mein bestes Thema. Ich gesellte mich zu ihnen und gemeinsam tauschten wir uns über die neusten Trends aus. Viele hörten mir interessiert zu und nickten bei meinen Aussagen immer wieder kräftig mit ihren Köpfen. „Ja, in dem Laden in New York war ich auch schon“, meinte ein schwarzhaariges Mädchen, die mit ihrem Bettelarmband von Tiffany spielte. „Die haben sehr schöne Artikel von Gucci! Ich musste mir gleich eine Tasche kaufen“, sagte ich. „Kann ich verstehen! Es gibt sehr viel Auswahl, nicht?“ Nach einer Stunde begaben wir uns zum Abendessen, wo Ayumi und Midori auf unsere Gruppe stießen. Das Thema wechselte von Mode zu Jungs und wir diskutierten, wer denn am besten aussah. Ein Mädchen namens Missy war ganz scharf auf Kaiser Ryo. Sie holte eine Kette hervor, in der ein Bild von ihm war. „Mein Ryo-sama ist der Beste! Er ist soo wunderschön“, schwärmte sie. „Jaa, er ist wirklich toll!“ „Also Misawa ist besser!“ „Ist das nicht der Ra Yellow? War der nicht der Beste im Examen oder so?“ „Ich meine schon! Deswegen ist der doch so toll!“ „Naja, aber kein Obelisk Blue…“ „Manjoume-sama ist süß!“, meinte ein anderes Mädchen. „Seine Augen sind so hübsch!“ So ging es während des Essens weiter, bis alle fertig waren. Ich war bereits ziemlich früh fertig, da ich nur ein wenig Obst gegessen hatte. Danach gingen die meisten in ihre Zimmer. Ayumi und Midori hingen noch ein wenig bei mir herum, bis bald Nachtruhe war. Diese war sowieso sehr lästig, ich hasste immer solche Vorschriften. Nachdem die beiden weggegangen waren, holte ich eine kleine George Gina & Lucy Tasche heraus und packte dort das Wichtigste ein, was ich brauchen würde. Naja, duellieren konnte ich mich nicht, daher brauchte ich keine Dueldisk oder so. Danach sah ich auf die Uhr, es war gleich elf Uhr. Die Tore waren bereits geschlossen, also musste ich einen Umweg durch das Gebüsch nehmen. Wie mühsam! Warum konnten die diese blöden Tore nicht einfach auflassen? Wenigstens für mich, Marilyn Connell! Naja, auch egal. Ich warf einen letzten Blick in mein Zimmer und machte mich auf den Weg. Dieser verfluchte ekliger und dreckiger Weg! Hab ich schon eklig gesagt? Also meine armen Schuhe! Glücklicherweise hatte es die letzten Tage nicht geregnet, sodass ich beruhigt mit meinen High-Heels auf dem Weg gehen konnte. Außerdem war es verdammt dunkel und unheimlich. Glücklicherweise hatte ich eine gute Taschenlampe. Für das viele Geld lohnte sie sich, fand ich. Ich blieb kurz stehen und sah auf mein PDA, welches eine Karte anzeigte. Gut… also noch weiter geradeaus und ich würde da sein. Endlich. Ich setzte meinen Weg fort und erblickte tatsächlich hinter den Bäumen eine verlassene, alte Bruchbude. Neugierig kam ich näher heran. Dabei bemerkte ich drei Slifer-Nieten, darunter Yuki Judai. Sie bemerkten mich noch nicht. „He, seht euch das mal an!“, sagte der Brünette. „Uaah.. das ist unheimlich, Aniki!“ „Wir haben gefunden, was wir suchen.“ „Da gibt’s bestimmt ’ne Menge Geister!“ „Ganz ruhig, Leute, hier ist niemand!“ „Wenn du Schiss hast, geh nach Hause! Das hier ist kein Spielplatz.“ Alle drei drehten sich erschrocken zu mir um. Der kleine Blauhaarige schrie auf. Ich hob eine Augenbraue. Was war denn mit dem los? „Du.. bist doch…“ „Marilyn Connell“, unterbrach ich ihn genervt. „Ach ja! Stimmt, du hängst doch immer mit Manjoume rum!“ „Was macht jemand wie du hier?“, fragte der kleine Slifer. Ich schnaubte abfällig. „Na was wohl? Dieser Ort ist doch verlassen, oder nicht?“ Meine Augen funkelten. „Und an solchen Orten…gibt es eben Schätze… ja, Schätze!“ Yuki Judai blickte mich fragend an. Ich brach ab. „Vergiss es, Loser. Ihr versteht das nicht. Geht lieber nach Hause spielen oder so. Dieser Ort ist nichts für euch.“ Um nicht noch weiter meine Zeit zu verschwenden, ließ ich die Versager einfach stehen und machte mich auf den Weg ins Unbekannte. Die Türe knarrte, als ich sie öffnete. Die Luft war stickig und der Raum lag in Dunkelheit. Ich musste wegen des vielen Staubes husten. „Wie kann man nur sowas verkommen lassen?“, murmelte ich. Angewidert verzog ich mein Gesicht. Ich sah mich ein wenig im Raum um. Über den Möbeln waren weiße Laken, auf denen eine dicke Staubschicht lag. An der Wand entdeckte ich ägyptische alte Tafeln. Neugierig kam ich mit meiner Taschenlampe näher heran. „Die sieben Milleniumsgegenstände…“ Was machte solch eine Tafel hier? Diejenigen, die hier gewohnt hatten, mussten sich vielleicht mit so etwas beschäftigt haben. Doch das war alles Hokuspokus. Als mein Blick nach links wanderte, weiteten sich meine Augen. In einem vermoderten Bilderrahmen war ein Bild von einem gutaussehenden Jungen zu sehen, der zu Obelisk Blue gehörte. Doch das war nicht alles. „10 Jouin… moment, Tenjouin Asuka!! Und der Typ sieht ihr sogar ähnlich!! Aber ich habe ihn noch nie gesehen… das bedeutet…“ Er war verschwunden. Spurlos. Wahrscheinlich hier. Das habe ich jedenfalls gehört. Es waren nur Gerüchte, doch warum sonst war dieses Gebäude hier abgesperrt? Alles hatte seinen Grund. Ich wusste auch gar nicht, dass Tenjouin einen Bruder hat. Sie verschwieg es wohl. Ich sah noch das letzte Mal auf das Foto und ging dann die Treppe hinauf. Sie knarrte beim Gehen. Ein wenig mulmig wurde mir schon dabei, aber als ich an Schätz dachte, ging es mir wieder besser. Im Hintergrund hörte ich die Schritte der Loser, offenbar wollten sie das Gebäude wohl doch betreten. Doch sie sollten nicht nachher heulend weglaufen. Im ersten Stockwerk sah es sogar noch schlimmer aus als im Erdgeschoss. Ich konnte kaum atmen, so drückend war es. Ich betrat einen Raum, in dem ein halb zerfallenes Bett und sonst ein paar wertvolle Möbel standen, deren Zustand jedoch grauenvoll war. Das Mondlicht schien durch das Fenster. Es wirkte beinahe gespenstisch. Auf einmal hing vor mir etwas Schwarzes. Ich unterdrückte einen Schrei und wich einige Schritte zurück wobei ich eine Vase umstieß, die sofort in tausende Scherben zersprang. Der Lärm hallte durch das ganze Gebäude. „Uah.. hab ich mich erschrocken“, seufzte ich. Es war glücklicherweise „nur“ eine Spinne. Die war aber auch schon schlimm genug. Dummes Vieh. Sollte sie mich noch einmal so erschrecken, dann…. In dem Moment hörte ich einen gellenden Schrei. Hastig rannte ich zum Fenster. Das Einzige, was ich sah, war eine riesige Gestalt, die eine Kleinere bei sich trug. Sie verschwand augenblicklich. Ich schluckte. Ich bekam Gänsehaut. Bald würde noch ICH diejenige sein, die heulend hier raus rennen würde. Denn langsam wurde es echt unheimlich. Ich hatte das Gefühl, ich wäre in einer Geistervilla oder so. Und irgendein Irrer würde mich heimsuchen… Ich atmete tief durch und sah mich rasch im Raum um. Ich wollte so schnell wie möglich hier raus. Also noch kurz schauen, ob es hier etwas Schönes gab und danach sofort abhauen. Ich ging eiligen Schrittes an einem Regal vorbei, wodurch Blätter hinunter flogen. Ich blieb abrupt stehen. Auf den Blättern waren verschiedene Zeichnungen und Texte, alles handgeschrieben. Nach dem Zustand des Papiers zu urteilen war es ungefähr zwei Jahre her, dass alles niedergeschrieben wurde. Erwartungsvoll las ich den Text, doch je weiter ich kam, umso unlogischer klang das alles. „Schattenduelle….Seele…“ Ich runzelte die Stirn. Wer schrieb denn solch einen MÜLL??? Schattenduelle? Seele? Also bitte! Hatte die Person, die das geschrieben hatte, einen Hirnschaden oder so? Ich meine, wer glaubt denn bitte an Schattenduelle? Das waren nur Ammenmärchen… genauso eben die Milleniumsgegenstände. Irgendein Idiot hatte sich das ausgedacht und dann mit stumpfen Tricks den Menschen weismachen wollen, dass es sowas gab. Die Zeichnungen waren genauso verwirrend. Ich verstand kein einziges Wort. Konnte das nicht auch in „normaler Sprache“ geschrieben werden? Anscheinend nicht. Das alles war wirres Zeug… Allerdings ich kannte mich zu gut. Letztendlich würde ich noch bereuen, diesen Mist nicht mitgenommen zu haben. Ich seufzte. Ich nahm die zerfledderten Blätter und steckte sie in meine Tasche. Danach sah ich zum Regal hoch und inspirierte die Bücher. Sie handelten ebenfalls von dieser nichtssagenden Gaukelei. Jedoch waren sie bereits sehr alt, ich schätzte nach meinen Kenntnissen so auf 150 Jahre. Lange würden sie wohl wegen des sauren Papiers nicht mehr halten. Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass es solche Bücher an diesem Ort hier geben würde. Naja. Gab es hier auch anderes? Außer der Bericht dieser Dunkelheit-was-auch-immer-Spiele? Mein Blick wanderte nach rechts. Auf einer alten Kommode war eine halb verschlissene Schatulle. Ich trat heran und öffnete sie neugierig. Dort lag ein Foto, auf dem mehrere Schüler von unserer Schule abgebildet waren. Sie trugen Obelisk Blue Uniformen. Neben ihnen stand ein Mann mit einem weißen Hemd. „Die hab ich noch nie gesehen“, murmelte ich. Auf der Rückseite stand ein Datum. Das Foto wurde vor zwei Jahren aufgenommen. „Also ist es doch wahr! Es sind mehrere Schüler verschwunden… darunter Tenjouins älterer Bruder Fubuki.“ Nun, das war doch interessant. Ich hätte nie gedacht, dass diese Akademie ein solch dunkles Geheimnis verbarg. Hm, ich fühlte mich schon fast wie eine kleine Detektivin. Dann hatte sich wenigstens die kleine Erkundungstour gelohnt. Theoretisch war es sowieso unwahrscheinlich, dass ich wertvolle Schätze gefunden hätte. Immerhin war das hier mal eine Unterkunft. Mit einem Mal bebte es unter meinen Füßen. Ich hielt mich am nächst ergreifbaren Gegenstand fest. Die Möbel um mich herum wackelten. Ich bemerkte, wie meine Hände leicht zitterten. Angst überkam mich. Hastig griff ich nach dem Foto, stand auf und lief im schnellen Tempo die Treppen hinunter. Danach rannte ich so schnell wie ich konnte aus dem Gebäude heraus und blieb erst wieder stehen, als es aus der Sichtweite war. Keuchend hielt ich mich an einem Baum fest und legte den Kopf in den Nacken. Was zum Teufel war passiert? Wer hatte geschrien? Und wieso hatte plötzlich die Bruchbude gewackelt? Fragen über Fragen. Nicht zu vergessen Tenjouin Fubuki. Sowie die anderen Schüler. Diese ganzen Gerüchte um diese Geistervilla stimmten anscheinend wirklich. Nur fragte ich mich, was die Ursache war, warum alle verschwunden waren. Mir lief es bei diesen Gedanken kalt den Rücken runter. Bloß nicht daran denken! Das Wichtigste war erst mal, dass ich sicher in meine Unterkunft kam und mich hinlegen konnte. Es war inzwischen ein Uhr morgens. Der Mond wurde von den dunklen Wolken der Nacht bedeckt. Mit klopfendem Herzen marschierte ich den Waldweg entlang. Es gab doch keine Werwölfe, oder? Wenn ja, hätte ich ein großes Problem. Ich meine, ich hatte nicht wirklich was zum Wehren. Ich sollte wohl demnächst daran denken, mich besser vorzubereiten. Durch diesen Schrei bekam ich tausende Wahnvorstellungen, was alles passieren könnte. Ich schüttelte den Kopf. Konzentrier dich auf den Weg, Lyn!, beruhigte ich mich selbst. Es war nicht mehr weit laut meinem PDA. Als ich die Silhouette der Mädchenunterkunft erblickte, atmete ich erleichtert auf. Ich beschleunigte meine Schritte, nahm einen kleinen Umweg und gelangte schließlich in das Haus durch einen Hintereingang hinein. Tja, normalerweise könnte ich da gar nicht mehr rein, doch ich hatte einen Stein dazwischen gestellt, sodass ich einfach hinein konnte. Einen Schlüssel hatte ich nicht, also musste ich mir so helfen. Ich hatte eben an alles gedacht. Auf leisen Sohlen schlich ich mich in mein Zimmer hinein und warf mich sofort auf mein Bett. Ich starrte noch lange an die leere Decke und dachte über die heutige Nacht nach. Bis ich einschlief. So, das war's. Freue mich wie immer auf Kommentare.^^ Kapitel 5: Completely Down -------------------------- Hier ist wieder ein neues Kapitel :) *Marilyns Sicht* Am nächsten Morgen riss mich mein Wecker aus meinem wunderbaren Schönheitsschlaf. Ich packte den Wecker und warf ihn gegen die Wand, sodass er verstummte. Danach mummelte ich mich wieder in meine Decke ein. Wieso musste ich bereits um halb sieben aufstehen? Das war doch absolut verrückt… Ich hatte sowas von keinen Bock auf den Unterricht. Mit halb geöffneten Augen schlug ich meine Bettdecke zur Seite und erhob mich mühsam von meinem Bett. Ich streckte mich ausgiebig und blickte aus dem Fenster. Die gestrige Nacht war ganz schön anstrengend gewesen. Huch, meine Güte! Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch komplett geschminkt und angezogen war. Ich musste wohl sehr müde gewesen sein, denn normalerweise ging ich so dreckig NIE in mein Bett. Meine müden Augen wanderten zu meiner Tasche hinunter. Dort waren alle Dokumente von gestern drin. Ich griff hinein und überflog noch einmal die Blätter. Allerdings verstand ich genauso wie vorher immer noch nichts. Seufzend warf ich die Zettel achtlos auf den Bogen, sodass sie sich über den ganzen Boden verstreuten. Blöd, dass es keine Putzfrau hier gab. Ich seufzte und beschloss, mich fertig zu machen, denn hier dumm herumsitzen brachte auch nichts. Nach einem warmen Bad, das meinen armen verspannten Muskeln gut tat, kümmerte ich mich um meine Frisur und schmierte mir ausgiebig viel Makeup in mein Gesicht, um die dunklen Augenringe zu kaschieren. Das gelang mir einigermaßen, auf den ersten Blick konnte man wenigstens nichts sehen. Laut gähnend bückte ich mich nach meiner Tasche und ging in den Speisesaal. Ich begrüßte all meine Mädels aus meinem Kreis und nahm mir mein Frühstück. Ich war einer der Letzten, da ich heute etwas spät dran war. Ich meinte zu Ayumi und Midori, dass sie bereits vorgehen konnten. Danach setzte ich mich müde an den Tisch. Gott, hatte ich vielleicht Hunger! Ich hätte gestern Abend mehr essen sollen, bevor ich zu Verlassenen Unterkunft gegangen war, aber naja. Ich genoss mein Brot mit Käse und Marmelade. Rechtzeitig erreichte ich den Klassenraum und sah mich nach Manjoume um. Ich entdeckte ihn schließlich in der letzten Reihe und setzte mich neben ihn hin. „Du siehst aber müde aus“, merkte er nach der Begrüßung an. Ich lächelte matt. „Hm…naja…also…“, murmelte ich. Sollte ich ihm von meiner kleinen Erkundungstour erzählen? Was war schon so schlimm daran? „Weißt du.. äh.. gestern Abend…“ Plötzlich stürmte ein Ra Yellow herein. „Habt ihr das schon gehört? Yuki Judai und Marufuji Sho waren gestern in der Verlassenen Unterkunft!!“ Waaas? Wer wusste das denn?! Ich war ziemlich überrascht. Sofort brach Unruhe unter den Schülern aus. Alle diskutierten wild durcheinander. Seltsam…Keiner war doch dort gewesen außer die Nieten und ich. Irgendwer musste davon anscheinend Wind bekommen haben. Vor allem, ich war auch da gewesen und wenn das rauskommen würde… Manjoume grinste hämisch. „Tss.. nur ein Idiot geht zu Verlassenen Unterkunft und bricht die Schulregeln.“ Autsch. Volltreffer. „Bestimmt fliegen diese Nieten von der Schule… aber wie kann man auch so dumm sein?“ „Haha…“, sagte ich leise. Wenn du wüsstest… Der Schwarzhaarige wandte sich wieder an mich. „Ach ja, was du wolltest du mir eben sagen?“ „Hä? Ich? Gar nichts!“ Ich drehte mich nach vorne um. Ich sagte besser wohl nichts. Wer weiß, sonst würde ich auch noch von der Schule fliegen. Und das kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Ich konnte nur hoffen, dass mich keiner gesehen hatte. Als der Lehrer hereinkam, begann der Unterricht, doch noch immer waren die Schüler unruhig. Welche Strafe den beiden wohl blühte? Ich fragte mich auch, ob sie von der Schule fliegen würden. Erleichtert stand ich auf, als es klingelte und wir machten uns zu Mathe auf. Unser Sensei begann damit, uns über Funktionsgleichungen und irgendwelches anderes Zeug abzufragen. Ich runzelte angestrengt die Stirn. Danach schrieb er mehrere Aufgaben an, die wir abschreiben und lösen sollten. Ich seufzte. Liebes Mathe, werde bitte erwachsen und löse deine Probleme selber. Denn warum mussten wir das tun? Ich kaute auf meiner Lippe herum und sah mir die ersten Aufgaben an. Meine Güte… ich hatte keine Lust, das zu rechnen… ich schielte zu Manjoume, der neben mir saß, hinüber und schrieb seine Lösungen ab. Hauptsache, ich hatte was. Innerhalb von fünf Minuten war ich fertig und spielte mit meinem Handy ein wenig. Manjoume überprüfte nochmals seine Lösungen. „Ich finde, es ist Zeitverschwendung, hier herumzusitzen“, sagte ich an ihn gewandt. „Naja, es gehört leider zur Schule. Wobei es jemand wie ich am wenigsten nötig habe.“ „Vor allem Mathe…“ Ich gähnte. „Das macht mich noch müder…“ Nach einer langweiligen weiteren Stunde war endlich Mittagspause. Ich streckte mich ausgiebig. „Gehen wir uns kurz was an der Cafeteria holen?“, fragte ich ihn. Manjoume zuckte mit den Schultern. „Können wir machen.“ Zu zweit schlenderten wir durch die Schulgänge. Draußen war es ein wenig bewölkt, doch trotzdem schien die Sonne auf die Insel. In der Cafeteria angekommen kaufte Manjoume zwei Colas und überreichte mir eine. „Was wollen wir machen?“, fragte ich ihn ratlos. „Ein wenig rausgehen oder so? Da fällt mir ein, wolltest du mir nicht noch ein Buch in der Bibliothek zeigen?“ „Stimmt ja. Dann gehen wir eben in die Bibliothek“, meinte ich. „Hast du eigentlich die anderen gesehen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich mit Ayumi und Midori unterwegs…“ „Sag mal, was läuft da zwischen denen?“, fragte er mich, während wie die Stufen hinaufgingen. Ich hob meine Schultern. So recht wusste ich nicht, wie ich ihm das erklären sollte. „Naja, also Ayumi und Midori sind beide an Torimaki interessiert…“ Der Obelisk Blue hob eine Augenbraue. „Und Ayumi, beziehungsweise Midori weiß das?“ Ich nickte. „Heißt es dann, die Schnellere gewinnt oder wie?“ „Nun… du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, hehe.“ „Oh mein Gott…“ Er schüttelte den Kopf. Wir betraten die Bibliothek, wo ich zu einem Bücherregal ging und nach dem Buch suchte, was ich Manjoume zeigen wollte. „Hm.. wo war es denn….. ah, hier!“ Ich reichte ihm ein Buch mit dem Namen „Der Verdacht“ von Friedrich Dürrenmatt. Die Augen von ihm weiteten sich. „Du liest auch solche Arten von Büchern?“ Ich nickte eifrig. „Nun, ich muss schon sagen, du hast genau meinen Geschmack getroffen.“ Ich grinste. „Irgendwie hab ich mir schon sowas gedacht. Du kennst doch sicherlich auch ‚Der Richter und sein Henker‘, nicht?“ „Ja, klar. Das ist eben ein klassischer Kriminalroman, aber der Roman kann auch als Kritik an andere Kriminalromane gerichtet werden. Nur lese ich auch gerne Sherlock Holmes. Ich liebe es, wie er seine Fälle löst.“ „Sherlock Holmes!? Ich liebe diese Bücher! Davon habe ich schon sehr viele Romane gelesen. Und es stimmt, Holmes ist ein sehr guter Detektiv. Nur ist es auch gut, dass er den praktisch veranlagten Dr. Watson bei sich hat.“ Wir tauschten uns nun tatsächlich über Sir Arthur Conan Doyles Romane aus und erzählten jeweils unsere Eindrücke. „Es ist einfach unglaublich, wie gut seine Kombinationsgabe ist“, schwärmte ich. „Würdest du mal gerne solche Fälle lösen?“ Ich musste an die Verlassene Unterkunft denken. „Hm.. vielleicht schon?“ Ich bemerkte, wie ein kleines Lächeln Manjoumes Lippen umspielte. Und es war wirklich ein echtes! „Weißt du, als ich dich das erste Mal gesehen habe, da…“ Er brach ab. „Oh, die Mittagspause ist bald zuende….!“ Manjoume machte eine Geste und verließ vor mir den Raum. Ich beeilte mich, um ihm aufzuschließen. Dabei fragte ich mich, was er mir hatte sagen wollen. Er hatte den Satz einfach abgebrochen… „He, Manjoume, nicht so schnell!“ Ich hatte ihn endlich eingeholt. „Wir haben viel zu lange gequatscht…“ „Hey, Schatzi!!“ Wir drehten uns beide um. „Oh, Shigeru!“ Er kam mitsamt seinen Freunden. Sein Blick verfinsterte sich sofort, als er Manjoume sah. Er musterte ihn abfällig. Dieser wiederum warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Was machst du denn mit DEM hier? Warum bist du nicht bei mir?“ Ich sah ihn perplex an. „Eh? Also…Hey…!“ Er nahm mich am Handgelenk. „Du gehörst zu MIR, klar? Und nirgendwo anders!! Und Scheiß auf den Unterricht! Komm mit UNS!“ Bevor ich etwas weiter erwidern konnte, zog er mit mir und seinen Freunden von dannen. Ich konnte gar nichts mehr sagen. Ich hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, mich zu Manjoume umzudrehen. Als wir draußen waren, sagte ich: „Shigeru! Was war das denn, ich…“ Er versiegelte seine Lippen mit meinen in einem leidenschaftlichen Kuss, sodass ich verstummte. Wir lösten uns voneinander. „Versteh doch, Süße! Du gehörst MIR. Keinem anderen.“ Er wandte sich an seine Freunde. „Lasst uns ein wenig hier abhängen.“ Er strich mit seiner Hand über meine Wange. „Ist doch viel besser hier mit uns, nicht, Süße?“ Ich erwiderte nichts. Er lächelte und legte einen Arm um meine Taille. „Bei so ’nem geilen Wetter muss man einfach draußen sein..“ Ich kam erst am Abend in meine Unterkunft wieder. Draußen wurde es bereits langsam dunkel. Die letzten vier Stunden hatten Shigeru, seine Freunde und ich geschwänzt und stattdessen ein wenig was am Strand unternommen. Ich ging an meinen Spiegel und nahm meine Kontaktlinsen heraus. Ja, ich war leider kurzsichtig und trug deshalb immer Kontaktlinsen. Aber leider hatte ich die falsche Kontaktlinsenlösung mitgenommen, sodass mein Auge oft brannte. Wie froh ich war, als ich die Dinger endlich raus hatte. Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Morgen würde ich mir ein Neues besorgen. War kaum auszuhalten… Ich legte mich auf die andere Seite. Plötzlich saß ich kerzengerade. Ich blickte auf mein rechtes Handgelenk. Ach du Scheiße! Ich hatte mein Armband verloren!! Und es war nicht irgendein Armband. Nein, es war ein sehr wichtiges. Keins, das man sich einfach mal für 1000 Dollar oder so kaufen konnte. Ich hatte es mal vor mehreren Jahren geschenkt bekommen. Es bedeutete mir sehr viel. Sofort stand ich auf und wühlte in meiner Tasche herum. Ich holte ein dunkelblaues Brillenetui heraus. Da es bereits recht spät war, würde mich sowieso keiner sehen. Ich hatte weder Lust darauf, als Blindfisch herum zu laufen noch mit brennenden Augen. Ich setzte meine schwarze Brille auf. Ich trug sie auch meistens, wenn ich noch ein Buch las oder so, denn Kontaktlinsen musste man eine Stunde bevor man ins Bett ging ausziehen, was ich sehr lästig fand. Ich musste mir mal demnächst meine Augen lasern lassen. Leise schlich ich mich aus dem Haus heraus. Es wurde wohl bald Routine, dass ich außerhalb der erlaubten Zeit wegging. Ich nahm wieder den Umweg durch das Gebüsch und befand mich nun auf dem Schulgelände. Also, mal überlegen… wir waren am Strand… vielleicht dort? Ich rannte im Dunkeln den kleinen Waldweg entlang. Ich bog gerade in einen kleinen Weg ein, als jemand um die Ecke gerannt kam. Ich war so sehr erschrocken, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Wir stießen zusammen, sodass ich fluchend auf den Boden fiel. „Oops, sorry!“ Ich blickte auf. Vor mir war niemand als Yuki Judai. Die Niete lächelte mich entschuldigend an. „War nicht meine Absicht! Übrigens, kennen wir uns?“ Ich stutzte. War dieser Trottel dumm oder tat er nur so? Er erkannte mich nicht?? Das lag wohl an meiner Brille… naja, auch gut. Ich beobachtete ihn, wie er seine Karten aufsammelte, die beim Zusammenstoß in alle Richtungen verstreut wurden. Eigentlich wollte ich ihn auf der Stelle anfahren, was er sich denn dabei dachte und er gefälligst ein schlechtes Gewissen haben solle. Doch ich sagte nichts. Ich starrte lediglich auf eine seiner Karten und hob sie auf. „Diese Karte“, murmelte ich. Er sah mich fragend an. „Huh? Was ist damit?“ „Geflügelter Kuriboh….“ Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Irgendetwas sagte mir, dass diese Karte ein Teil von Judai war. Wie in Trance überreichte ich ihm die Karte. „Ich weiß nicht, das klingt ja jetzt irgendwie verrückt und dass ich nicht richtig im Kopf bin, nur… Äh, ich glaube, die Karte mag dich.“ Oh mein Gott. Was sagte ich denn da?! Das klang sowas von furchtbar… ich war total aus der Fassung geraten. Hatte das etwa mit dieser Karte zu tun? Der Junge grinste. „Hehe, danke! Wir kennen uns seit der Aufnahmeprüfung!“ Ich hob meine Augenbraue. Okaaay… wer von uns beiden war durchgeknallter? Er oder ich? Ich hatte keine Ahnung. Er erhob sich. „Naja, man sieht sich!“ Er winkte mir kurz zu und verschwand er hinter den Bäumen. Ich sah ihm nach. Ein schräger Vogel. Nur wie gesagt: er ging offenbar gut mit seinem Deck um. Von einem Slifer war das sehr erstaunlich. Ich schüttelte meinen Kopf und klopfte den Dreck von meiner Schuluniform. Dabei bemerkte ich eine auf dem Boden liegende Karte. Neugierig hob ich sie auf. „Elementarheld Tempest… Der Holzkopf hat ihn wohl vergessen.“ Ich schüttelte belustigt den Kopf und steckte die Karte ein. Danach widmete ich mich nun wieder dem eigentlichen Grund, warum ich hier in der Dunkelheit stand und nichts Besseres zu tun hatte, als auf dem Boden nach etwas zu suchen. Seufzend setzte ich meinen Weg fort und gelangte zum Strand. Dort ging ich in die Nähe der Klippen, wo wir gestern herum hingen, und suchte nach meinem Armband. So ein Mist aber auch! Ich hätte besser aufpassen sollen… es musste doch irgendwo sein! Beinahe verzweifelt suchte ich zum dritten Mal den Strand ab. Nur war ich weiterhin erfolglos. Niedergeschlagen sah ich zum Meer hinaus. Es bedeutete mir wirklich viel… wenn ich es nicht finden würde… Ich seufzte und kehrte um. Dann musste ich eben morgen noch einmal suchen. Womöglich hatte ich dann mehr Chancen, es zu finden, immerhin war es dann heller. In meiner Unterkunft angekommen ging ich duschen, zog mich um und kuschelte mich dann in mein Bett ein. Ich hoffte so sehr, dass ich morgen mehr Glück haben würde… Tags darauf brach ein neuer Morgen an. Schlecht gelaunt machte ich mich gemeinsam mit Shigeru und seinen Freunden zur Schule auf. Dieser fragte mich, was mit mir los sei, dabei antwortete ich lediglich, dass ich nichts mehr Gutes zum Anziehen hatte. Mit dieser oberflächlichen Erklärung, die theoretisch jeder durchschaut hätte, gab er sich zufrieden und fragte nicht weiter nach. Vor dem Klassenraum trennten wir uns voneinander mit einem leidenschaftlichen Kuss und einer innigen Umarmung. Danach betrat ich grimmig den Raum. Ich nahm zwischen Manjoume und Ayumi Platz. Ich begrüßte ihn knapp. „Morgen…“ Jedoch erhielt ich keine Antwort. Er starrte weiter nach vorne. „Manjoume??“ War er etwa sauer?? „Wenn du wegen der Sache mit Shigeru gestern sauer bist, dann habe ich es nicht so gemeint, ehrlich…. Shigeru kam eben nur so und…“ „Hm? Ach das, nein… ich bin nicht sauer oder so.“ Er setzte ein Grinsen auf. „Hat DICH das etwa beschäftigt?“ Ich atmete auf und überging seinen Kommentar. „Na dann…“ Ich hatte mir ehrlich gesagt schon Sorgen gemacht, dass er wütend wäre. Immerhin war ich einfach so weggegangen, ohne weiteres zu sagen.. aber wie Shigeru Manjoume angestarrt hat… „Hey!! Hallo!!“ Ich sah verwirrt auf. „Huh?“ Manjoume seufzte. „Ich habe gefragt, ob du schon gehört hast, dass Yuki Judai und Marufuji Sho sich in einem Tag Duel duellieren müssen?“ Ich blickte verwirrt zu Manjoume. „Hm? Achso…Oh Mann, wer hätte gedacht, dass die Strafe ein Tag Duel ist! Das ist sich doch sehr ‚mild‘ an, oder? Ich meine, die waren an der Verlassenen Unterkunft, oder? Naja, wobei Marufuji ein ziemlicher Versager ist, haha…!“ Ich wandte mich danach direkt ab und sah nach vorne. Als Nächstes kam unser Lehrer herein und der öde Unterricht begann. Jedoch sah ich auf, als Judai hinein kam und sich für seine Verspätung entschuldigte. Unauffällig griff ich in meine Tasche hinein und fasste nach seiner Karte. Nach einer Stunde meinte ich zu den anderen, dass sie schon mal vorgehen sollten. Ich wartete, bis von den anderen Schülern keiner mehr da war. Danach ging ich auf Judai zu, der gerade seinen Kumpel wecken wollte. Dabei war mir bewusst, dass er nicht wusste, dass ich es war, die ihn gestern getroffen hatte. „Hey, Loser!“ Er sah auf. „Ach! Du warst ja auch in der Verlassenen Unterkunft, oder?“ Ich nickte. „Und, deine ‚Schätze‘ gefunden?“ Ich schnaubte abfällig. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Er hob seine Hand. „Schon gut, musst ja nicht so zickig sein...“ Ich trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Er sah mich fragend an. „Was ist? Willst du nicht zu den anderen gehen?“ Ich schüttelte den Kopf und holte die Karte „Elementarheld Tempest“ heraus. Schlagartig riss er seine Augen auf. „Meine Karte!!“ Er starre mich wütend an. „Hast du sie etwa gestohlen?!!“ Ich schmunzelte. „Beruhig, dich mal, Niete! Ich habe kein Interesse daran, die Karten anderer Leute zu stehlen, klar?!“ Judai hob eine Augenbraue. „Und woher hast du sie dann?“ Ich grinste und drückte sie ihm in die Hand. „Die hast du doch gestern Abend beim Zusammenstoß verloren. Oder erinnerst du dich nicht?“ Er schaute mich erstaunt an. „Dann warst du das gestern mit dem Geflügelten Kuriboh? Ich habe dich gar nicht erkannt!!“ „Das hatte ich auch ehrlich gesagt nicht von dir erwartet.“ Ich warf meine Haare nach hinten und drehte mich um. „Egal. Jedenfalls hab ich was gut bei dir, klar?! Man sieht sich, Loser.“ Damit verschwand ich aus dem Raum und hinterließ eine verwirrte Slifer-Niete. Auf dem Flur atmete ich tief aus. Ich sah traurig aus dem Fenster. Wenigstens hatte der Slifer wieder seine Karte. Aber er würde sich bald darauf gefasst machen müssen, dass ich auch etwas im Gegenzug erwarten würde. Ha, wie er dann schauen würde… Das Einzige, was einigermaßen amüsant sein würde. Denn mein Armband hatte ich immer noch verloren. Ich seufzte wehmütig. Sicherlich war es schon vom Meer hinfort getragen worden. Eigentlich war es sinnlos, nach ihm zu suchen. Dennoch wollte ich noch nicht aufgeben. Vielleicht, aber nur vielleicht, hatte ich ein wenig Glück und es würde irgendwo am Strand verloren herumliegen… Daher nutzte ich nun die Mittagspause und machte mich zum Strand auf. Die kühle Luft strich durch meine Haare. Ich fröstelte. Dunkle Wolken zierten den Himmel. Ich merkte, wie die ersten Regentropfen auf den Boden fielen. Es fing auf einmal an zu regnen. Meine schönen Haare wurden ganz zerzaust. Jedoch wollte ich nicht umkehren. So sehr ich auch wollte. Ich rannte zum Strand, der einsam und verlassen da lag. Meine Kleidung war völlig durchnässt. Ich gab aber nicht auf und suchte weiter. Vergeblich. Nichts lag im Sand. Nichts war zu sehen. Ich ließ mich niedergeschlagen auf einen der Stühle der Strandbar nieder. Mir war es nun egal, wie sehr ich auch nass war. Das Einzige, woran ich denken konnte, war mein Armband. Es war nämlich… ein Andenken an meinen Dad. Er schenkte es mir zu meinem Geburtstag, ein Jahr und zwei Tage bevor er uns verlassen hatte. Ich biss mir auf die Lippe. Trauer überkam mich. Es war doch das Einzige, was ich noch von ihm hatte! Meine Mutter hatte alles von ihm weggeworfen… ich verstand es nicht. Er war doch mein Vater gewesen! Daher hatte ich das Armband auch die ganze Zeit über bei mir behalten. Es bedeutete mir viel. Sehr viel. Und es dann verloren zu haben… Ich dachte an damals zurück. Wir gingen oft in den Park spazieren. Wir waren eine wunderbare Bilderbuch-Familie gewesen. Alles schien für mich gut zu sein, außer eben die Schule. Doch das war mir egal. Nur als er uns dann verlassen hatte… einerseits verstand ich ihn nicht, andererseits vermisste ich ihn auch heute noch. Er war immerhin mein Vater! Wobei ich wusste, dass er niemals zurückkehren würde. Ich war ihm nicht wichtig. Melancholisch sah ich zu Boden. So elend wie heute habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Irgendwie war alles zum Heulen. Plötzlich vibrierte mein iPhone. Reflexartig griff ich danach und nahm ab. Ich hätte es nicht tun sollen, doch es war bereits zu spät. „Ja?“ „Hallo, Marilyn!!“ Ich kannte diese Stimme. Mir wurde speiübel. „Mum…“, krächzte ich. Sie war die Letzte, mit der ich heute reden wollte!! Das hatte mir gerade so gefehlt! Wieso hatte ich auch nur abgenommen?? „Endlich erreiche ich dich mal!! Es ist schön, dich wieder zu hören! Ist hier auf diesem Internat etwa kein Empfang?“ Ich schwieg. Nun, ich hatte schon Empfang, nur bin ich zufälligerweise nie rangegangen, wenn sie angerufen hatte. „Nun, ist ja auch egal.“ Ihre Stimme klang glücklich. „Weißt du, ich habe Neuigkeiten!!“ Ich horchte auf. „Heißt das etwa…“, sagte ich hoffnungsvoll, „…dass du dich von Hiro getrennt hast?“ „Was? Ach nein, auf keinen Fall!! Das Gegenteil!!“ Eine kleine Pause. „Ich bin schwanger!!“ ----------------------------------------- Das war's^^ Würde mich übr Reviews freuen! :) Kapitel 6: To Console --------------------- Hier ist wieder ein neues Kapitel. :) Hoffentlich ist Jun mir nicht zu OOC geraten ^^" *Manjoumes Sicht* Ich saß gelangweilt im Unterricht und starrte müde an die Tafel. Daitokuji-Sensei schrieben einige Formeln an, die wir auswendig lernen sollten. Draußen regnete es, wobei es mich nicht wirklich störte. Ich blickte zur Seite. Der Platz neben mir war leer. Wo war sie nur? Mit ihrem Freund unterwegs? Nein, das konnte nicht sein, da ich ihn in der Pause ohne sie gesehen hatte. Und heute Morgen war Lyn da gewesen… Zudem schwänzte sie eigentlich sehr selten. Das beim letzten Mal war im Grunde eine Ausnahme, denke ich, weil ihr Freund, dieser Playboy, bei ihr ankam. Ich konnte diesen Typen nicht leiden! Denn wie konnte er es wagen, mich, Manjoume Jun, so anzustarren! Es gefiel ihm wohl nicht, dass Lyn mit mir herumhing. Ha, Pech für ihn. Ich meine auch, dass er gar nicht wusste, dass Lyn und ich uns regelmäßig in der Bibliothek trafen. So ein Idiot. Irgendwie passte er auch gar nicht zu ihr. Denn inzwischen kannte ich sie schon recht gut und sie war jedenfalls schlauer als dieser arrogante Playboy. Dieser Typ ging mir sowas von auf die Nerven! Da fiel mir auch ein, ich wollte ihr heute doch einen Sherlock Holmes Roman zurückgeben, den ich mir vor ein paar Tagen von ihr ausgeliehen hatte. Dann konnte ich gleich mal bei ihr vorbei schauen. Wie gesagt, normalerweise schwänzte Lyn nicht… da spielte sie lieber tausendmal mit ihrem Spiegel im Unterricht anstatt alleine draußen herumzusitzen. Neben mir hörte ich ihre komischen Freundinnen kichern. Wie die nervten!! Die quatschten gerade mal wieder über Torimaki… Gott, wenn ich schon diesen Namen höre! In letzter Zeit sprach ich immer weniger mit ihm und Mototani. Seit dem Vorfall mit Yuki Judai… ich durfte mir solch eine Blamage nicht noch einmal erlauben. Ich gehörte zu der Manjoume Familie. Wie dann meine Brüder von mir denken würden… Ich schüttelte den Kopf. Das würde schon klappen. Schließlich lernte ich die ganze Zeit nur noch. Abgesehen davon, wenn ich mich manchmal mit Lyn traf. Naja, ich würde ihr es zwar niemals sagen, jedoch hatte sie schon manchmal recht, dass man ein wenig raus gehen sollte. Ich hielt mich als Kind oft im Haus auf und musste lernen, während andere Kinder draußen spielten. Doch eigentlich habe ich mich damit abgefunden, denn die Kinder waren sowieso dumm. Man konnte nämlich nicht von ihnen erwarten, dass sie bereits Romane und sowas lasen. Umso mehr wunderte es mich eben, dass Lyn sich für solche Kriminalgeschichten interessierte. Oft meinten meine Brüder, ich solle meine Zeit damit nicht verschwenden, aber ich fand diese Bücher schon recht sinnvoll. Nur würde ich es nie zugeben. Mir wurde bewusst, dass Lyn eigentlich mehr über mich wusste, als ich es jemals wollte. Denn ich brauchte niemanden und Torimaki und Mototani wussten so gut wie gar nichts über mich. Nur Lyn eben… aber bei ihr war es auch irgendwas anderes… keine Ahnung, ich hoffte nur, dass ich nicht zu weich werden würde. Wobei sie eben die Einzige war, mit der ich ‚normal‘ redete… Das Klingeln ließ mich zusammenschrecken. Endlich war die Schule vorbei. Viele Schüler gingen zum Freizeitgebäude, da es draußen wie es Eimern schüttete. Doch mir war es regelrecht egal, ich mochte sogar den Regen. Er war so beruhigend und je stärker es regnete, umso weniger Leute waren draußen. Ich mochte es, allein zu sein ohne jegliches nerviges Gesindel. Ich trat aus dem großen Gebäude und genoss die frische Luft. Der kühle Regen prasselte auf mich nieder. Ich spazierte den kleinen schlammigen Weg entlang. Hm, ich musste unbedingt jemanden finden, der meine Schuhe putzte… mal sehen, vielleicht würde irgendeine Niete mir über den Weg laufen und ich hätte heute Abend nichts zu tun. Das war eben das Praktische, wenn man ein Obelisk Blue und reich war. Man konnte sich von vorne bis hinten von den Versagern bedienen lassen. Ein wunderbares Gefühl! Inzwischen war ich vollkommen durchnässt, als ich die Mädchenunterkunft erreichte. Meine schwarzen Haare hingen mir nass ins Gesicht. Ich öffnete die große Eingangstür und trat hinein. Es sah hier fast genauso wie bei uns aus, eben nur ein wenig, naja, sagen wir mal ‚mädchenhafter‘. Ich sah mich um, weder ein Lehrer noch Mädchen lief mir über den Weg. Umso besser. Denn eigentlich brauchte man als Junge eine Erlaubnis, um in die Unterkunft zu dürfen, die ich aber nicht hatte. Ich ging die Marmortreppe hinauf und suchte nach ihrem Zimmer. Nach einer Weile hatte ich es endlich gefunden. Ich klopfte an der Tür, jedoch erhielt ich keine Reaktion. Also klopfte ich erneut, doch es kam wieder nichts. Also öffnete ich vorsichtig die Tür. Der Raum war in Dunkelheit gelegt. Die Vorhänge waren zugezogen. Der Regen klopfte gegen die Fenster. Im Zimmer herrschte Unordnung, überall lagen Taschen und Zettel verstreut. Ich zog meine Schuhe aus und trat hinein. „Lyn? Bist du da?“, fragte ich leise. Ich hörte ein Schluchzen. Ich ging näher zu ihrem Bett. Soweit ich mich entsinnen kann, war ich noch nie im Zimmer eines Mädchens… mir war ein wenig unwohl. Außenstehende konnten gleich was Falsches denken. „Lyn, du…“ „Was?!“, hörte ich ein kaum vernehmbares Zischen, das sofort wieder unter dem Schluchzen verstummte. Ich war nun direkt neben ihrem Bett. Dort eingemummelt saß ein junges Mädchen, das ihren Rücken zu mir gekehrt hatte. „Lyn…“ „Geh weg….“ Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. Danach drehte ich sie zu mir und sah ihr geradewegs ins Gesicht. Bei ihrem Anblick verschlug es mir die Sprache. Sie sah einfach schrecklich aus. Das Mädchen hatte dunkle Ringe unter den Augen und ihre ganze Wimperntusche war verschmiert. Überall hingen ihr Strähnen ins Gesicht. Ihre grauen Augen waren leer und ihr Gesicht kreidebleich. War das… Lyn? War sie das sonst so selbstbewusste und von sich selbst überzeugte Mädchen? Sie wirkte… so verletzlich. „Jun…“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. Ehe ich reagieren konnte, warf sie sich an mich und weinte laut. Ihre Tränen rannen an ihren Wangen hinunter und tropften auf meine Uniform. Ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen. Automatisch legte ich eine Hand auf ihren Rücken und drückte sie an mich. Sie umklammerte mich fest. Sie weinte und weinte. Sie ließ nicht von mir ab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also verweilte ich in dieser Position und strich ihr sanft über den Rücken. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, also wartete ich ab. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich wieder beruhigte, jedoch Lyn schluchzte immer noch ein wenig. „Ich… t-tut… mir leid…“, murmelte sie abwesend. Ich erwiderte nichts und hielt sie weiterhin in meinen Armen. „Schon… okay.“ Es herrschte Schweigen. Bis ich sie leicht von mir wegdrückte und aufstand. Sie sah mich verwirrt an. „Was…?“ Ohne auf sie zu achten sah ich mich im Raum um, bis ich eine kleine Küchenzeile erblickte. Ich ging darauf zu. „Wo ist dein Wasserkocher?“ „Äh… v-vorne im… Schrank..ganz…rechts.“ Ich fand ihn und begann, Kamillentee zu kochen. Nach ein wenig Warten war der Tee fertig. Ich ging zu ihrem Bett und drückte ihn ihr in die Hand. Sie nahm ihn dankbar an und trank aus der Tasse einen kleinen Schluck. Ich ließ mich neben ihr nieder. „So… und jetzt sagst du mir mal, was passiert ist. Denn dass jemand wie du so niedergeschlagen ist, kommt schon selten vor.“ Lyn atmete tief durch. „Nun… Also… mein… Dad…“ Sie schluchzte erneut auf. Ich legte sofort einen Arm um sie. „Keine Sorge, beruhig dich! Wenn du nicht willst, dann…“ Sie schüttelte hektisch ihren Kopf. „N-nein, schon gut… Ich… also mein Dad hat uns vor sechs Jahren verlassen… er ist wegen seiner Geliebten nach England zurück gegangen… ich war damals neun Jahre alt….“ Sie starrte in ihre Tasse. Ich hörte ihr still zu. „Jedenfalls.. meine Mum hat daraufhin nur noch getru…“ Sie brach ab. „Jedenfalls hat sie einen Mann namens Hiro geheiratet. Ich konnte ihn von Grund auf nicht leiden. Er war arrogant und ignorierte mich die ganze Zeit über. Er beachtete mich nicht, egal was ich tat, und sah auf mich herab. Nur meine Mutter war ihm wichtig. Sie hatte ihn auf der Arbeit in einer Kneipe kennen gelernt.. und er hatte viel Geld, weißt du? Und… ehrlich gesagt habe ich immer geglaubt, dass sie ihn nur wegen des Geldes geheiratet hat…aber…“ „Aber..?“ Eine Träne rannte über ihre Wange. „….Aber jetzt… ist sie sogar von ihm SCHWANGER!!!“ Lyn vergrub ihren Kopf in ihren Händen. „Was soll der Scheiß.. ich will ihn nicht als Stiefvater haben… ich hasse ihn… ich..ich…“ Sie schluchzte auf. „…ich will meinen Dad zurück… nur… das ist unmöglich… er ist fort… weil er uns gehasst hat… vor allem mich…“ Ich schluckte. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich sie aufmuntern konnte. Außerdem hatte sie einige Details ausgelassen. Ich war mir sicher, dass sie es sehr schwer gehabt haben musste. Tröstend umarmte ich sie erneut. „Und… ich hab… sogar noch das Armband von ihm verloren, das er mir geschenkt hat!!“ Ich hielt inne. „Moment… sagtest du gerade Armband?“ Sie sah mich mit ihrem verheulten Gesicht überrascht an. „Äh… ja…?“ Ich stand auf und ging zu meiner Tasche. Ich hielt ein kleines rosa Perlenarmband hervor. Daran hingen silberne kleine Würfel, die den Namen „Lyn“ bildeten. Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich schlagartig in Fröhlichkeit um. Sie stellte die Teetasse beiseite und fiel mir um den Hals, sodass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. „Juuun-chan! Du bist der Beste!!! Ich liebe dich!!“ Plötzlich stieg mir die Röte ins Gesicht. ‚Ich liebe dich‘… klar, es war nicht ernst gemeint, aber trotzdem…das von ihr zu hören… Himmel, was dachte ich da? Sie hatte doch ihren Freund! Apropos Freund… „Sag mal, weiß dein Freund von deiner… äh, Familiensituation?“ Noch immer ihre Arme um meinen Hals geschlungen blickte sie auf und schüttelte den Kopf. „Nein… ich habe es ihm nicht erzählt und werde es auch nicht.“ Die letzten Worte klangen ein wenig bitter. „Achso…“ Ich war etwa der Einzige, der davon wusste? Diese Tatsache löste wohlige Wärme in mir aus. Lyn sah mich eindringlich an. „Alles okay?“ „Hm? Ja…“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie du aussiehst.. bist du echt durch den Regen gelaufen? Warte mal…“ Sie verschwand kurz im Bad und kam mit einem großen Haufen von Handtüchern wieder. Eines warf sie über meinen Kopf. „Ich wundere mich nicht, wenn du morgen mit ’ner Grippe im Bett liegst, mein Lieber.“ Ich überging ihren Kommentar und rubbelte meine Haare trocken. Dabei musterte ich sie unauffällig. Die Blondine lächelte leicht. Und zum ersten Mal sah ich sie ganz natürlich. Ohne jegliche Schminke. „Ungeschminkt siehst du viel besser aus“, hörte ich mich sagen. Sofort biss ich mir auf die Lippe. Scheiße, was sagte ich da?? Lyn sah perplex zu mir auf. „Was?“ Ich wandte mich von ihr ab. „Ach, nichts…“ Wir hörten Gekicher und Schritte. „Ich glaube, ich gehe dann mal…“, durchbrach ich das unangenehme Schweigen. Denn es wäre ungünstig, wenn jemand wie Ayumi oder Midori reinkommen würde. Sie nickte. „Ich würde ja mitkommen, nur wie ich aussehe...“ Ich grinste. „Bleib du mal besser hier. Ach, übrigens“, ich überreichte ihr das Buch mit Sherlock Holmes, „hier ist dein Buch. Wir sehen uns morgen.“ Ich hob zum Abschied meine Hand und ging aus ihrem Zimmer heraus. Glücklicherweise begegnete ich keinen Mädchen oder Ayukawa-Sensei, sodass ich beruhigt in meine Unterkunft gehen konnte. Ich marschierte den matschigen Weg entlang. Dabei traf ich auf einen Obelisk Blue, der mich begrüßte: „Hallo, Manjoume-san!“ Doch ich ging starr an ihm vorbei, seine Worte drangen nicht bis zu mir hindurch. Mein Kopf war voll anderer Gedanken. Ich konnte nicht mehr klar denken. Endlich kam ich in meinem Zimmer an. Ich knallte die Tür hinter mir zu. „Scheiße!“ Zornig schlug ich mit meiner Faust gegen die Wand. Was war nur in mich gefahren? Wie konnte ich nur so emotional, nein, gar feinfühlig sein? Wieso hatte ich sie getröstet und mir das alles angehört?? Wieso hatte ich sie besucht?? Warum wurde mir so warm, als ich sie in meinen Armen hatte? Ich stampfte noch einmal mit meinem Fuß auf dem Boden auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Nur die Schule war wichtig… nur ich selbst als Person war mir wichtig.. nichts anderes! Doch wieso war ich nur so verwirrt? Ich spürte Wut auf mich selber, aber auch Zufriedenheit und Wärme. Ich konnte meine Gefühle gar nicht mehr richtig zuordnen. Tief atmete ich durch. „Beruhige dich, Jun“, flüsterte ich mir zu. Ich legte meine Hand an meine Stirn. Mein Kopf wurde schon ganz heiß, je weiter ich darüber nachdachte. Was war nur mit mir los? Am besten sollte ich mich zunächst mal ablenken, sonst würde ich noch einen Ausbruch erleiden. Also zog ich mir erst mal frische Anziehsachen an, die aus einem schwarzen Hemd und einer Jeans bestanden. Danach setzte mich an meinen Schreibtisch und begann, meine Alchemie-Hausaufgaben zu machen. Doch wie sehr ich auch versuchte, mich darauf zu konzentrieren – es funktionierte nicht. Andauernd musste ich an Lyn denken… wie sie in meinen Armen lag… noch immer erinnere ich mich an ihren Duft… wie frische Blumen… und ihr Lächeln… Ich ballte meine Hände zu einer Faust. Woran zum Teufel dachte ich gerade? Das Einzige, was mir, Manjoume Jun, wichtig war, waren Sieg und Stärke. Nichts anderes. Vor allem.. wieso war ich heute so ‚nett‘? Eigentlich interessierten mich die anderen nie und mir war es egal, was sie dachten. Aber bei ihr… Ich schüttelte den Kopf. Es war einfach töricht, über sowas nachzudenken. Besonders, da Lyn ihren Freund hatte… außerdem hatte ich gegen jemanden wie Yuki Judai verloren. Und wenn sich das weiter fortsetzen würde, dann wäre ich ihr bestimmt egal… ich wollte auf keinen Fall ein Versager sein. Und über sie nachzudenken, war ebenso dumm. Ich sollte mich jetzt lieber ums Lernen kümmern, das war tausendmal wichtiger als dieser andere sentimentaler Quatsch… Am nächsten Morgen ging ich mit meiner üblichen, gleichgültigen Miene den Gang entlang und hielt nach Chronos-Kyoju Ausschau. Vor mir liefen einige Slifer-Nieten in den Klassenraum. Als alle drin waren, sah ich meinen Sensei. „Aber das wird er mir schon bald büßen..nicht mehr lange und er wird der Narr sein, nach dem, was ich für ihn geplant habe…“ „Chronos-Kyoju!“ Er wandte sich um. „Womit kann ich dir helfen, Signore Manjoume?“ „Das kann ich Ihnen sagen: Bitte erlauben Sie mir, im Tag Duel von Judai und seinem Freund zu kämpfen.“ „Erlauben?“ „Dieses Mal werde ich dieser Niete mit meinen eigenen Händen das Handwerk legen!“ „Nun, das wird nicht nötig sein…“ Ich sah überrascht auf. „Nun, Signore Manjoume, ich habe bereits Gegner mit außerordentlichen Fähigkeiten hierhin bestellt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, aber ich möchte dieses Mal eben kein Risiko eingehen!“ Wie bitte? War ICH etwa nicht gut genug? Zweifelte er etwa meine Duellfähigkeiten an?! Er machte eine kleine Pause und grinste gehässig. „Aber an deiner Stelle würde ich mich lieber um mich selbst kümmern. Denn so wie du jetzt weiter machst, sehe ich dich bald schon in Ra Yellow.“ Entsetzt riss ich die Augen auf. Das traf mich wie ein harter Schlag. Ohne mich weiter zu beachten, setzte er seinen Weg fort. Ich starrte ihm ungläubig hinterher. Was?! Nach Ra Yellow?? Ich?! Was fiel dem ein?! Ich knirschte mit meinen Zähnen und verzog wütend das Gesicht. Die Schüler um mich herum machten ängstlich Platz. Ich ballte meine Hand zu einer Faust. Ich konnte, nein, durfte es mir nicht erlauben, nach Ra Yellow zu kommen! Das ließ der Stolz meiner Familie nicht zu! Ich musste das mit allen Mitteln verhindern! Meine Brüder durften das alles erst recht nicht erfahren… Gott, wenn sie das mitbekommen würden! Ich wäre dann sowas von erledigt… das schwarze Schaf der Familie… Nein, das durfte ich nicht zulassen!! Ich schloss meine Augen. Es wäre wenigstens ein guter Anfang, wenn Judai von der Akademie fliegen würde… Kapitel 7: Judai & Sho: Tag Duel -------------------------------- *Marilyns Sicht* Müde stand ich vor meinem Spiegel und machte mir meine Frisur. Seit gestern Nachmittag ging es mir ein wenig besser, doch ich fühlte mich immer noch schlecht. Meine Augen waren müde und ich war blass im Gesicht, da ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Ich seufzte. Ich konnte es nicht fassen. Meine Mutter war tatsächlich schwanger! Von Hiro! Diesem… arroganten Mistkerl. Ich hasste ihn. Ich konnte es nicht beschreiben. Er ist so wichtigtuerisch und überheblich. Er beachtete mich nie. Nie würde er mich akzeptieren. Das tat er von Anfang an nicht. Und meine Mum? Die heiratete ihn. Sie achtete nur noch auf sich und Hiro. Ich wurde ihr immer mehr egal. Sie vernachlässigte mich und ihr neuer Mann stand im Mittelpunkt. Wahrscheinlich, weil ich sie an Dad erinnerte. An denjenigen, der uns verlassen hatte. Doch trotzdem liebte ich ihn immer noch. Nur sie nicht. Sie empfand Hass gegenüber ihm, da er uns sitzen gelassen hatte. Natürlich war es rücksichtslos von ihm. Doch er war mein Vater!! Wir hatten so viel gemeinsam unternommen… wir waren wie Pech und Schwefel. Daher fehlte er mir umso mehr. Inzwischen musste ich mich wohl oder übel abfinden. Eine andere Wahl hatte ich nicht. Ich musste plötzlich an Manjoume denken. Er war wirklich die erste Person, der ich die Sache mit meiner Familie erzählt hatte. Nicht einmal Shigeru wusste davon. Außerdem hätte ich mir niemals solch eine Blöße vor ihm gegeben. Schon komisch… nur ärgerte ich mich auch über mich selbst. Es hätte nie dazu kommen dürfen, dass ich so deprimiert und niedergeschlagen war. Was war nur in mich gefahren? Mich hatte das alles mitgenommen, ja, nur hätte ich niemals vor seinen Augen weinen dürfen… Wie bin ich nur aus der Fassung geraten?! Ich kam doch sonst mit allem klar. Wie arm… nur schwache Menschen weinten. Ich wollte keinesfalls dazu gehören. Niemals. Es zeigte dann nur, wie verletzlich Menschen doch waren. Einfach erbärmlich von mir. Und wieso musste Manjoume auch unbedingt in DEM Moment vorbei kommen? Das war so peinlich… wie ich aussah! Kein Makeup, verschmierte Augen, zerzauste Haare… Es klopfte an meiner Tür. „Morgen, Lyn-san!“, begrüßten mich Ayumi und Midori. Sofort lächelte ich wie auf Knopfdruck zuckersüß und umarmte die beiden. Ich ließ mir nichts anmerken. „Hey, Mädels! Einen Moment…“ Ich ging kurz in mein Zimmer rein, nahm meine Tasche und schloss die Tür ab. Heute begann ein ganz normaler Tag… ich hoffte, so wie immer zu sein. Nachdem wir gefrühstückt hatten, trafen wir uns mit Shigeru, Torimaki, Mototani und deren Freunde und gingen zur Schule. „Heute Nachmittag ist das Duell der Slifers…schaut ihr euch das an?“, fragte Shigeru. Stimmt, beinahe hätte ich das vergessen. Ayumi meinte: „Hm.. es wär schon geil zu sehen, wie die verlieren. Aber vielleicht gibt es auch tolle Typen in der Nähe.“ „Ich schau es mir nicht an…denn die Nieten verlieren sowieso“, erwiderte mein Freund. Das weiß man nicht, dachte ich mir. Langsam musste bald auch ich einsehen, dass Yuki Judai etwas Besonderes war. Aber bei Marufuji Sho sah es anders aus.. der war ein totaler Versager und war sowas von uncool. Der war bestimmt ein Klotz am Bein. Würde es Judai schaffen, trotzdem zu gewinnen? Also ich fand das sehr interessant. Außerdem würde ich auf andere Gedanken kommen und abgelenkt werden. Wir erreichten das Hauptgebäude, wo sich unsere Wege trennten. „Naja, bis nachher!“, verabschiedete sich Shigeru von mir mit einem Kuss und machte sich mit den anderen zum Unterricht auf. Ich sah ihm nachdenklich hinterher. „Kommst du, Lyn-san?“, fragte mich Ayumi. „Hm, ja, klar…“ Wir erreichten pünktlich den Klassenraum. Schlagartig wurde mir leicht mulmig. War zwischen Manjoume und mir weiterhin alles wie bisher? Oder doch anders? Ich schaute mich um, sah ihn aber unter den Schülermassen nicht. Ich würde einfach nach dem Unterricht nach ihm sehen… Die erste Stunde hatten wir Chronos-Sensei in Duelltheorie, danach folgte Kunst. Wir sollten Graffiti-Schrift entwerfen, aber ein Monster-Attribut sozusagen als Vorlage der Farben nehmen. „Was nehmt ihr?“, fragte ich Ayumi und Midori. „Hm… also auf jeden Fall etwas Helles.“ „Ich werde LICHT nehmen“, sagte ich. „Es ist eben hell und die meisten niedlichen Monster haben das Attribut.“ Die beiden nickten mir zustimmend. „Dann nehmen wir das auch.“ Somit begannen wir zu zeichnen. Ich liebte es, Graffiti zu machen. Das war so das Einzige, worin ich in Kunst gut war. Natürlich bewertete der Lehrer auch die Kriterien, die man erfüllt hatte, nur zählten 50% auch das Aussehen… und wenn ich versuchte, süße Monster zu malen, sah das grässlich aus. Und wer hatte schon Lust auf einen bescheuerten Zeichenkurs? Genau, niemand. Schließlich klingelte es. In der Menge suchte ich nach Manjoume und fand ihn endlich. „Hey!“, ich winkte ihm ein wenig zögernd zu. Er sah mich kurz an und drehte sich dann um. „Morgen“, murmelte er. Der Schwarzhaarige war alles andere als gut gelaunt. Sein Gesichtsausdruck war angespannt. „Alles klar bei dir?“, fragte ich, ein wenig unsicher. „Mhm…“, murmelte er abwesend. Wir erreichten den Ausgang. „Naja… wir sehen uns dann!!“, sagte ich knapp und ging zu den anderen zurück. War alles in Ordnung mit ihm? Wohl kaum. Hatte das mit der Schule was zu tun? Oder wegen gestern? Wegen mir? Aber nein… ausgeschlossen! Er war gestern immerhin gut gelaunt… Ich seufzte. Eigentlich wollte ich mir mit ihm das Duell anschauen, doch ich sollte ihn lieber in Ruhe lassen. Jemand wie Manjoume wollte vielleicht für sich alleine sein. Also verbrachte ich eben mit Ayumi und Midori die Pause. Wir unterhielten uns ein wenig über Jungs und Mode und hängten draußen ein wenig ab. „Ich kaufe mir heute noch eine neue Zeitschrift! Da sollen Flirt-Tipps drinstehen“, sagte Ayumi. „Echt? Aber die sind nicht wirklich gut, oder?“, warf ich skeptisch ein. Sie zuckte mit den Schultern. „Mal schauen. Sonst werf ich sie eben weg, ist ja nur eine Zeitschrift.“ „Ich brauche auch unbedingt wieder ein neues Oberteil!“, nörgelte Midori. „Immerhin will ich sexy aussehen.“ Ich lachte auf. „Bestimmt können die Jungs dann nicht mehr den Blick von dir abwenden!“ Sie kicherte dumm. „Das werde ich doch schwer hoffen!“ „Hoffen wir mal, dass es gute Jungs bei diesem Duell gibt!“, sagte Ayumi. Wir lachten noch ein wenig und begaben uns langsam in den Unterricht. „Mann, ich hab sowas von keinen Bock“, meckerte Ayumi. „Keine Sorge, ich hab genug Zeitschriften von Jungs dabei“, beruhigte Midori sie. Ich grinste. „Na dann lässt es sich ja ertragen.“ Die Japanischstunde begann und unser Sensei stellte uns mehrere Fragen zum Text. Wir quatschten ein wenig mit den Mädchen hinter uns und kicherten laut. „Hey, Midori, sei leise! Schon zum fünften Mal!“, ärgerte sich der Lehrer. Sie erhob empört Einspruch. „Ich hab nichts gemacht! Die da haben auch geredet!“ Er schüttelte den Kopf. „Also wirklich, ich habe es doch gesehen!“ „Haben Sie nicht!“ „Ruhe!“, meinte er erneut. Kurz danach drehte er sich wieder zur Tafel. Sie schüttelte den Kopf. „Und der will Lehrer sein?!“ Ich wandte mich zu Ayumi und Midori, welche eine Star-Zeitschrift lasen. Sie blätterten um. Ayumi und ich kicherten laut, als wir das Foto eines eklige Typens sahen. „Bah!“ Unser Sensei drehte sich um. „Marilyn, sei leise!“ Ich sah ihn an. „Ich mach doch gar nichts!“ „Immer wieder gibt es diese Nebengeräusche!“, beklagte er sich. Alle Blicke der Schüler lagen auf uns Drei. „Aber ich mach doch gar nichts!“, beharrte ich. „Ha, jetzt wirst du auch mal ermahnt, denn du bist auch immer laut“, meinte Midori neckend. „Nur diesmal hab ich nichts gemacht!“ „Sie hat echt nichts gemacht“, sagte ein Mädchen hinter uns. Der Lehrer seufzte. „Dann nehm ich das zurück und reiche es einen Platz nach rechts weiter.“ „Da bedanke ich mich aber!“, beschwerte sich die Brünette. Ayumi und ich lachten. „Du bist eben seine Lieblingsschülerin!“ Manche hatten diese Szene amüsant beobachtet, andere, vor allem Asuka-senpai, hielten das für kindisch. So eine Spielverderberin. Es musste doch ein wenig Schwung in den Unterricht kommen! Sonst wäre alles todlangweilig… Nach dem Unterricht warf ich einen Blick auf meine rosa Tiffany-Uhr. Noch eine Stunde bis zu dem Duell. Da ich nicht in meinem Zimmer allein sein wollte und an meine Mutter und Hiro denken wollte, beschloss ich, in das Freizeitgebäude zu gehen und ein paar Läden auszukundschaften. So konnte ich ein wenig auf andere Gedanken kommen und mir die Zeit vertreiben. Ich durchstöberte ein paar Läden und sah mich auch nach neuem Schmuck um, wobei nichts Schönes im Angebot war. Bei einem Geschäft überlegte ich lange hin und her, ob ich mir das Kleid nun kaufen sollte oder nicht. Letztendlich entschied ich mich nach langem Überlegen und ging zur Kasse, wo es jedoch sehr voll war, da nur eine offen war. Gerade als ich an der Reihe war, funktionierte die Kasse plötzlich nicht mehr und der Verkäufer musste nach seinem Chef rufen, um ihm Bescheid zu geben. Das ging alles von meiner kostbaren Zeit ab, sodass ich dem Typen erst einmal eine große Standpauke verpasste, ehe ich bezahlte. Danach hastete ich eilig zur Duellarena. Wegen dieser bescheuerten Verzögerung kam ich fast zu spät zum Duell! So ein Mist aber auch! Ich ging den Gang entlang, der zur Arena führte. Es war bereits sehr voll. Ich suchte mir nicht einen Platz in den Zuschauern, sondern hielt mich unbemerkt am Geländer auf. So hatte ich eine viel bessere Sicht auf das Duell. Ich stützte dort meine Arme ab und sah auf das Feld hinab. In dem Moment traten Yuki Judai und Marufuji Sho in die große Halle ein. Ich runzelte die Stirn. Die beiden waren doch totale Gegensätze… Der Unterschied zwischen den beiden war ein ganzes Universum! Während Judai selbstbewusst an die Sache heranging, war Marufuji unsicher. Schlimmer ging’s nicht! Und der wollte ein Duellant sein? Dass ich nicht lache! Chronos-Sensei hielt die Ansprache. Nun folgte die Bekanntgabe der Gegner. Neugierig wartete ich. Jäh tauchten in diesem Moment zwei sehr bekannte Gestalten auf. Oh mein Gott! Die Paradox-Brüder! Damit war das Schicksal der Slifers besiegelt… ich meine, wären es Schüler von unserer Schule gewesen, hätte ich Judai zugetraut, zu gewinnen. Nun, gehen wir sogar noch ein wenig weiter: Hätte Judai einen guten Partner, würde er sogar eine kleine Chance haben, gegen die beiden zu siegen. Aber so… mit einem unbegabten Duellanten wie Marufuji Sho… Mein Blick wanderte nach rechts. Ein wenig weiter von mir entfernt lehnte eine weitere Gestalt am Geländer: Kaiser Ryo. Der ältere Bruder von der Niete. Unglaublich, dass die miteinander verwandt waren… Kaiser Ryo war ein attraktiver Typ, doch sein kleiner Bruder? Nun… „Das Tag Duel begint!“ „Duell!“, riefen alle vier. Marufuji begann das Duell. „Ich bin dran! Draw!“ Er sah auf seine eben gezogene Karte. „Ich spiele Gyroid (1000/1000) im Angriffsmodus!“ Auf dem Feld erschien ein Helikopter, der blau-gelb angestrichen war. Er hatte kleine schwarze Augen, die angriffslustig auf die Gegner starrten. Ich prustete los. Wie konnte man ein solch schwaches Monster im Angriffsmodus spielen? Konnte mir das mal jemand verraten? Nun war der mit dem orangenen Gewand an der Reihe, Para. „Ich rufe Jirai Gumo (2200/100), und zwar im Angriffsmodus!“ Ich unterdrückte einen Schrei, als eine riesige, eklige, orangene Riesenspinne auf dem Feld erschien. Ich schluckte. Hoffentlich gab’s solche Viecher nicht in echt! Ansonsten wäre das eine Katastrophe für mich, auf dem gleichen Planeten mit solchen Ungeheuern zu leben. Als Nächstes war Judai am Zug. „Ich spiele Elementarheld Burstinatrix (1200/800) im Verteidigungsmodus!“ Eine junge Frau kam hervor und machte einen Salto, bevor sie ihre Position einnahm. Zu guter Letzt spielte Dox Seepferd Kaiser (1700/1650) im Angriffsmodus. Doch statt seinen Zug zu beenden, spielte er die Zauberkarte Tributpuppe. Geschickt nutzte er die Karte seines Partners und beschwor ein Level sieben Monster: Kazejin (2400/2200). Sobald ich diese Karte sah, wusste ich, welche Strategie die beiden hatten: Sie wollten die legendäre Karte Torwächter beschwören. Ob Judai mehr entgegen zu bieten hatte? Das stellte sich in dem Duell heraus… Doch direkt im nächsten Zug passierte dem kleinen Marufuji ein fataler Anfängerfehler. Er fusionierte Steamroid mit Gyroid und erschuf Steamgyroid (2200/1600). „Los, greif Para direkt an!!“ Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. „Wie dumm…“ Kazejin stellte sich schützend vor Para und seine besondere Fähigkeit wurde aktiviert. Die Angriffspunkte von dem Fusionsmonster wurden auf null gesetzt und Para nahm keinen Schaden. Nun, ich konnte nur eins sagen: Pech gehabt. Hätte er besser aufgepasst, wäre das nicht passiert. Marufuji hatte seinen Zug vollkommen verschwendet. Wie erwartet. Ich beobachtete gespannt den Verlauf des Duells weiter. Staunend sah ich auf das Feld, als Kazejin, Suijin und Raijin auf dem Feld geopfert wurden, um niemand anderes als den Torwächter (3750/3400) zu rufen. Noch nie hatte ich dieses Monster gesehen! Es war in der Tat gigantisch und furchteinflößend. Ich grinste bitter. Das war’s. Wer könnte ihm schon die Stirn bieten? Außerdem waren das Profis. Die beiden Slifers waren dagegen nichts. Nur kleine Fliegen, die zerquetscht werden würden. Genauso verliefen auch die nächsten Züge. Egal, was sie versuchten, immer wieder wurde alles niedergeschlagen. Die Lebenspunkte beider Nieten betrugen nur noch 1700. Sie hatten keinerlei Karte auf dem Feld. Ich seufzte gelangweilt. Dass es so schnell vorbei gehen würde, hätte ich nicht gedacht. Jedoch anscheinend nicht für Judai. Für ihn gab es immer noch Hoffnung. Das sah ich an seinem Blick. Er spielte Elementarheld Sparkman und rüstete ihn mit der Karte Sparkpistole aus. Damit versetzte er den Torwächter in den Verteidigungsmodus. Eine passable Vorarbeit, da Marufuji die Karte Drillroid spielte, welche jegliche Karten, die sich im Verteidigungsmodus befinden, zerstören kann. Trotzdem wurde aber nicht der Torwächter zerstört, sondern nur die Verteidigungsmauer, welche ihn beschützte. Doch ich wusste, dass alles Teil von Judais Plan war. Denn nun aktivierte Marufuji die Karte Schildeinschlag. Eine riesige Donnerwelle traf auf den Torwächter. Beim Aufprall entstand eine gewaltige Explosion, die das große Monster in Einzelteile zersprengte. „Unser Torwächter…“, begann Para, „…wurde zerstört…“, vollendete Dox. Das Publikum brach in Jubel aus. Ich lehnte mich weiter nach vorne. Die beiden Nieten hatten in diesem Zug tatsächlich eine einigermaßen mittelmäßige Teamarbeit geleistet! Wobei ich es selbstredend besser gemacht hätte, war doch klar! Nur gaben die Paradox-Brüder nicht so leicht auf. Sie beschworen ein noch stärkeres Monster - Finsterer Wächter (3800/3450). Hinzu kam zu diesen starken Angriffspunkten, dass dieses Monster von jeglichen Zauber – und Fallenkarten unberührt blieb. Da passte gut der Spruch: Was dich nicht umbringt, macht dich nur noch stärker. Neugierig wartete ich auf Judais Zug ab. Ob er hierzu auch eine Lösung finden würde? Dem Typen traute ich bald alles zu… „Ich bin am Zug! Draw!“, rief der Brünette. „Ich spiele zunächst die Karte Topf der Gier, wodurch ich zwei Karten ziehen darf! Und jetzt aktiviere ich die Karte Fusionstor!“ Er legte die Karte auf die Dueldisk. „Ich kann Monster miteinander fusionieren, ohne Gebrauch von meiner Fusionskarte zu nehmen! Und jetzt…“ Er hob seine Hand mit drei Monsterkarten empor. „Ich fusioniere Sparkman, Avian und Bubbleman miteinander!“, rief er. Die drei Monster verschmolzen in einem Strudel zu einer Karte, die ich zu gut kannte. „Elementarheld Tempest!“, stieß ich aufgeregt aus. Die Karte, die ich gefunden hatte! Hah, ohne mich hätte er sie nicht rufen können! Ich war sowas von gut! Mit einem graziösen Auftritt erschien Tempest und schlug mit seinen Federflügeln. Judai spielte Wolkenkratzer und ließ Tempest gegen Finsterer Wächter antreten. Ich hob überrascht eine Augenbraue. Was bezweckte er damit? In diesem Zug hat er den Angriff verschwendet… war seine Lage schon so aussichtslos, dass er einen Verzweiflungszug gemacht hat? Dox aktivierte die Karte Einer gegen Einen Kampf, sodass Judai seinen Wolkenkratzer opfern musste, damit Tempest auf dem Feld bleiben konnte. Nichtsdestotrotz sanken ihre Lebenspunkte um 1000. Mit nur jämmerlichen 200 Punkten hielten sie sich auf dem Feld. Konnte das Blatt noch gewendet werden? Oder wäre das nun das Ende? Marufuji zog seine Karte, die wohl die Letzte sein würde – für das gesamte Duell. „Ich opfere Drillroid, um UFOroid (1200/1200) zu rufen!“ Ein graues Ufo in Form einer Comicfigur erschien auf dem Feld. „Und nun aktiviere ich von meiner Hand die Zauberkarte Kraftbündnis!!“ Ich riss erstaunt meine Augen auf. Kraftbündnis? Besaß er solch eine mächtige Karte? Das bedeutete nur eins… „Dann verschmelze ich UFOroid mit Tempest! Dadurch erhalte ich UFOroid Kämpfer!!“ Seine Angriffspunkte betrugen 4000. Erstmals. „Durch Kraftbündnis werden die Angriffspunkte meines Monsters verdoppelt!“ Ungläubig sahen die Paradox-Brüder den kleinen Jungen an. „Das war es, was Aniki mir an einem Beispiel klar gemacht hat: Selbst wenn ein Monster nicht zerstört werden kann, den Kampfschaden erhaltet ihr trotzdem!“ Er hob seine Hand. „Los, Angriff!“ Tempest schoss einen blauen Energiestrahl auf das Monster ab, welcher dort hindurch ging und auf die Gegner traf. LP: 0 Die Hologramme verschwanden vom Duellfeld. Ich war immer noch über den letzten Zug überrascht. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass Slifers es geschafft haben, Profiduellanten zu besiegen. Nun, letztendlich lag es sowieso an mir. Denn ohne mich hätte er niemals Tempest spielen können, haha. Ich drehte mich um und ging die Treppen hinunter, die zum Gang führten. Dort lehnte ich an der Wand und wartete, bis Judai und Marufuji zu sehen waren. Als ich sie erblickte, stieß ich mich leicht mit meinem rechten Fuß ab, die Arme immer noch verschränkt. Der Brünette hob seinen Kopf. „Ach, hey! Wo ist Manjoume? Etwa nicht bei dir? Ihr seid doch wie Pech und Schwefel!“ Ich schüttelte leicht irritiert den Kopf. Waren wir wirklich so oft zusammen zu sehen? „Nein“, antwortete ich kühl. Danach setzte ich ein Grinsen auf. „Übrigens… es ist doch immer überraschend, wie man mit einer einzigen Karte das Duell wenden kann.“ Der blauhaarige Freund von ihm meldete sich zu Wort. „Ja, wir haben mit Kraftbündnis gewonnen“, sagte er stolz. Ich schnaubte verächtlich. „Nun, ich meinte eigentlich eher Tempest…nicht, Judai?“ Der Slifer Red lächelte leicht. „Ach ehrlich?“ Ich nickte. „Wenn ich dir nicht die Karte gegeben hätte, hättet ihr das Duell verloren. Kraftbündnis wäre dann völlig nutzlos gewesen.“ „Haha, na dann noch vielen Dank, dass du sie mir gegeben hast!“ Er wollte gerade gehen, doch ich hielt ihn am Arm fest. Perplex sah er mich an. „Nicht so schnell… ich erwarte immerhin eine Gegenleistung.“ Judai schaute mich zuerst ratlos an, grinste aber dann. „Achso! Hehe, sag das doch gleich! Willst du ein Duell? Oder ein Sandwich?“ Ich winkte ab. „Nun, eigentlich…“, ich trat näher an ihn heran und klimperte mit meinen Wimpern. *Manjoumes Sicht* Wütend stampfte ich mit meinem Fuß auf den Boden auf. Nein! Das konnte nicht wahr sein! Diese Nieten… hatten tatsächlich gewonnen! Gegen Profis! Wie hatten die das nur geschafft? Wieso hätten sie nicht einfach verlieren können? Ich erhob mich zornig von meinem Platz. Torimaki rief mir nach, doch ich ignorierte ihn. Was sollte ich nur tun? Wie konnte es jetzt weitergehen? Yuki Judai war immer noch auf der Akademie… durch diese scheiß Niete hatte ich mein hohes Ansehen verloren! Alles lief, seitdem er hier aufgetaucht ist, schief! Zuerst verlor ich mein Vertrauen bei Chronos-Kyoju und dann noch meinen Stolz! Warum konnte dieser Volltrottel nicht verlieren und von der Akademie fliegen? Wieso hatte er so viel Glück? Ich ging erzürnt den Gang entlang, der aus der Duellarena führte. Ich war so in Gedanken verloren, dass ich beinahe die Stimmen vor mir nicht bemerkt hätte. Abrupt blieb ich stehen und sah vorsichtig um die Ecke. Meine Augen weiteten sich ungläubig, als ich Lyn zusammen mit der Niete sah. Ein stechendes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Ich verspürte Hass gegenüber dem Slifer, schlimmer als je zuvor. Am liebsten wäre ich zu ihm hingegangen und hätte Judai eine reingehauen. Doch ich war nicht in der Lage, mich auch nur ein kleines bisschen zu bewegen. Ich starrte lediglich auf das Geschehen. Meine Hand formte sich zu einer Faust. Lyn lächelte ihn an. „Nun, eigentlich…“ Ich schluckte. „…wollte ich, dass du mit mir ausgehst.“ Es herrschte plötzlich Stille. Ich sah mit weit aufgerissenen Augen zu Lyn. Mein Kopf schmerzte. Wie sie ihn ansah… dieses Lächeln…so hatte sie mich noch nie angesehen… war ich etwa so erbärmlich, dass sie lieber zu einem Slifer ging? Dass ich ein Versager war? War Yuki Judai ihr lieber? Wie konnte ich nur so tief sinken.. Mein Herz schmerzte. Ich konnte das nicht mehr länger aushalten. Schlagartig machte ich kehrt und rannte hinaus. Ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Meine Gefühle spielten verrückt. Ich wollte nur noch weg von dieser schrecklichen Szene. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Meine Füße trugen mich nach draußen. Außer Atem lehnte ich mich an einen Baum. Ich fuhr mir mit meiner Hand über die Stirn. Mein Kopf war heiß. Meine Hand zitterte. Nach wie vor konnte ich nicht fassen, was sich da eben abgespielt hatte. Ich wünschte, es wäre nicht die Realität, sondern irgendein Traum. *Marilyns Sicht* Marufuji hielt den Atem an. Judai sah mich verwirrt an. Ich grinste immer noch. „Schluss jetzt!! Was soll das?“, ertönte hinter uns eine Stimme. Wir drehten uns alle um. Vor uns stand eine blondhaarige Obelisk Blue. Tenjouin. „Oh, Asuka-senpai ist wohl eifersüchtig!“, meinte ich breit grinsend. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Wie war das? Du denkst wohl, du darfst hier alles?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Na das das gerade die Richtige. Was geht dich denn an, was ich tue?!“ Sie stemmte ihre Arme in die Hüfte. „Ganz einfach: Du gehst mir sowas von auf die Nerven mit deiner Oberflächlichkeit!“ „Ach du meine Scheiße! Musst du immer alles so ernst nehmen?!“ Sie hob eine Augenbraue. Ich kicherte. „Das mit eben war doch nur ein Scherz! Ich würde mich doch niemals mit einer Niete abgeben!“ Judai sah mich mit großen Augen an. „Äh? Wie…?“ „Das ist ja sowas von jämmerlich!“, stieß Tenjouin wütend aus. „Wie kannst du sowas als Scherz bezeichnen?! Wolltest du nur herumspielen?“ „Kümmer dich doch um deine eigenen Probleme!“, keifte ich zurück. „Wie war das noch? Ich meine mich zu erinnern, dass du dein Brüderchen vermisst. Wie hieß er noch gleich? Hm…“ Ich musste wohl einen wunden Punkt bei ihr getroffen haben. Sie verzog zornig ihr Gesicht. „Halt die Klappe, ja?! Das geht dich nichts an!“, fauchte sie außer sich vor Wut. „Wieso bist du überhaupt auf der Akademie?! Mit deinem Duellstil…“ Diesmal war ich diejenige, die davon betroffen war. „Nimm das gefälligst zurück!!“, schrie ich erbost. „Wenn du auch nur einmal was gegen meinen Duellstil sagst….“ „LEUTE!“ Judai stellte sich zwischen uns. „Chillt mal, okay? Es ist nichts Schlimmes, worüber man sich aufregen muss… was hast du eigentlich gegen Asuka?“ Ich rümpfte meine Nase. „Wen interessiert das schon? Und noch etwas…“ Ich sah Tenjouin eindringlich an. „Urteile nicht über Menschen, du kennst ihren Weg nicht.“ Damit drehte ich mich elegant auf dem Absatz um und ließ die anderen einfach stehen. Ich hoffe, es hat euch gefallen.^^ Nur leider musste ich Asuka ein wenig zickig darstellen. wobei ich sie eigentlich mag. Naja, ist aber leider von Lyns Sicht, daher... Aber das wird sich im Laufe der Geschichte hoffentlich ändern. :) Übrigens, die Szene mit dem Lehrer in der Klasse entspricht der Realität.^^ Ein paar Leute in meiner Klasse waren so zu unserer Lehrerin..tja.. Kapitel 8: Friend? ------------------ So, hier wieder ein neues Kapitel.^^ Viel Spaß, würde mich über Reviews freuen! *Marilyns Sicht* In den nächsten Tagen schien hatte die Sonne sich kaum noch blicken lassen und es wurde kühler. Manchmal musste ich mir sogar schon meine braune Gucci-Jacke anziehen, da ich sonst frieren würde. Ansonsten war Sommerschlussverkauf und man konnte noch schöne Anziehsachen kaufen. Doch was mich am meisten beschäftigte war, dass ich Manjoume immer seltener sah. Wann immer ich ihm begegnete, es endet in einer knappen Begrüßung und er ging weiter. Auch mit Torimaki und Mototani hing er nicht mehr rum. Zu jedem zeigte er sich abweisend und kühl. Was war nur mit ihm los? Ich machte mir ein wenig Sorgen um ihn (ja, kaum zu glauben). Schließlich sind wir sonst in die Bibliothek gegangen und haben uns über tollpatschige Nieten amüsiert. Ich hatte beinahe das Gefühl, dass er mir aus dem Weg gehen wollte. Nur wieso? Hinzu kam, dass zwischen Tenjouin und mir selbst in der weitesten Entfernung eine angespannte Atmosphäre herrschte. Wir waren eben wie Feuer und Wasser – sie war mit Slifers befreundet und setzte sich für sie ein, während ich nur die Elite akzeptierte. Statt wie sie im Unterricht aufzupassen, schrieb ich eher SMS an Ayumi oder Midori, die im anderen Raum waren. Und statt Jungs anzubaggern beschäftigte sie sich lieber mit dem Duellieren, wobei ich das gar nicht nötig hatte. Größere Gegensätze konnte es nicht geben. Jedenfalls bekam ich übermorgen endlich meinen grässlichen Gips ab und könnte dann wieder Sport mitmachen. Wobei ich dort Ballsportarten hasste, denn ich wollte mir meine Nägel nicht abbrechen. Lieber joggte ich oder machte Leichtathletik. Dadurch konnte man ohnehin mehr abnehmen, fand ich. Dummerweise hatte ich heute Morgen ein wenig verschlafen und musste mit meinen hohen High Heels zum Unterricht rennen. Besonders hasste ich es hierbei, durch den ekligen Boden zu rennen. Meine schönen Schuhe wurden völlig versaut! Nach fünf Minuten erreichte ich völlig außer Atem das Hauptgebäude. Letztendlich hatte ich mich um zehn Minuten verspätet, was soll’s, war eh nur bei Chronos. Gerade als ich in den Gang einbog, rannte plötzlich jemand an mir vorbei. „Wa….?“ Jäh hielt ich inne und drehte mich um. „Manjoume?“, rief ich verwirrt. Doch er blieb nicht stehen, sondern rannte weiter, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war. Was war denn passiert? Wieso schwänzte er den Unterricht? Die einzige Möglichkeit, um das herauszufinden, war, in den Klassenraum zu gehen. Als ich den Raum betrat, bemerkten mich die anderen nicht, da alle immer noch lachten. Verblüfft blickte ich durch die Reihen und gelangte schließlich zu Ayumi und Midori, welche neben Torimaki saßen. „Was ist denn hier los?“, fragte ich neugierig. Ayumi kicherte. „Hach, das war zu lustig! Weißt du, Manjoume soll gegen Misawa-kun antreten. Und wenn Manjoume verliert, muss er nach Ra Yellow! Und Misawa-kun würde ein Obelisk Blue sein! Wäre das nicht toll?“ Ich starrte sie sprachlos an. Manjoume sollte sich duellieren? Torimaki mischte sich in unser Gespräch ein. „Das Beste war immer noch, wie er aus dem Raum gerannt ist. Wie ein Loser.“ Ich stand abrupt auf. Die Vier blickten mich fragend an. „Was ist, Lyn-san?“, erkundigte sich Midori. „Ich..“ Doch ich konnte nichts tun. Kein weiterer Laut kam über meine Lippen. „..Nun, mir geht es nicht sehr gut…“, sprach ich benommen weiter. Ayumi verzog mitleidig ihr Gesicht. „Och, du Arme…“ Sie wandte sich an Chronos. „Chronos-Sensei! Lyn-san geht es nicht gut!“ Der Professor sah auf. „Dann kann sie sich im Krankenflügel ausruhen“, sagte er knapp. „Soll ich mitkommen?“, fragte Ayumi. Ich schüttelte den Kopf und stolperte so schnell wie möglich aus dem Klassenraum. Danach hielt ich mich erst mal an der Wand fest und atmete tief durch. Ich musste mich wieder beruhigen! Der Raum erschien verschwommen vor mir. Ein wenig durcheinander ging ich vorsichtig zum Krankenflügel und passte dabei auf, nicht umzukippen. Ayukawa-Sensei war im Raum nicht anwesend, was mich etwas erleichterte. Ich ließ mich auf ein Bett fallen und schloss meine Augen. Ich wachte irgendwann schläfrig auf. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war, bis ich realisierte, dass ich im Krankenzimmer lag. Ich setzte mich aufrecht und schlug die Bettdecke beiseite. Ich hatte höllische Kopfschmerzen und mein Kopf war heiß. „Bist du wieder wach?“ Erschrocken wandte ich mich um. Vor mir stand die Krankenschwester, Ayukawa. „Ähm.. ja…“, murmelte ich und war dabei, wieder aufzustehen, doch sie hielt mich zurück. „Du siehst gar nicht gut aus. Du solltest hier liegen bleiben. Ich messe erst mal deinen Blutdruck.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, mir geht es…gut. Wirklich.“ Wobei mein Kopf dabei stark rebellierte. „Von wegen. Bleib hier liegen. Keine Widerrede.“ Sie sah mich eindringlich an. So musste ich mich wohl oder übel ergeben und mich von ihr untersuchen lassen. „Niedriger Kreislauf und Übelkeit. Hattest du Stress heute gehabt?“ Ich schüttelte hastig den Kopf. Stress? Nein, ich doch nicht! „Du solltest bis heute Abend hier liegen bleiben. Das wäre das Beste. Wenn etwas ist, sag mir Bescheid.“ Damit ging sie wieder zurück an ihren Schreibtisch. Ich konnte also leider nicht unbemerkt verschwinden. Seufzend legte ich wieder die Decke um mich. Heute war ein beschissener Tag. Ich hatte eigentlich keine Lust, wie ein armseliger Patient hier herumzuliegen. Dennoch wusste ich, dass ich jeden Moment wieder umkippen würde, so übel ging es mir. Nur wie kam Ayukawa auf Stress? Das Einzige war vielleicht meine Familie, aber die war mir egal. Sollten sie nur tun, was sie wollten. Es interessiert mich schon seit langem nicht mehr. Hoffentlich würde ich nur bald Manjoume wiedersehen. Er benahm sich so abwesend. Auch war er noch abwertender gegenüber den Slifers als sonst. Sobald ich ihn sehen würde, wollte ich mit ihm reden. Nur das hatte noch Zeit. Ich ruhte mich noch ein wenig aus, bis ich es nicht mehr aushielt und mich vorsichtig aufsetzte. Inzwischen dämmerte es draußen. Bald würde der Herbst anbrechen. Meine absolute Hass-Jahreszeit. Am liebsten mochte ich den Sommer, denn das bedeutete Pool Partys, Strand und Feiern. Der Herbst stattdessen war trostlos und trist. Meistens regnete es draußen und es war neblig. Da hatte man immer schlechte Laune, besonders wenn man dann noch Unterricht haben würde. Ich wollte gerade aufstehen, als es klopfte. Ich sah verwundert auf. „Lyn-saaan!“ Eine fröhliche Midori trat in den Krankenflügel ein. Sofort legte ich ein breites Grinsen auf mein Gesicht und versuchte dabei, nicht müde zu wirken. „Hey, Midori-chan!“, begrüßte ich sie umarmend. Wir sahen auffordernd zu Ayukawa-sensei. Sie nickte mir zu. „Gut, du kannst gehen. Ruh dich aber in deiner Unterkunft aus!“ Damit verließen wir beide den Raum. Wir ginge ein paar Schritte nebeneinander, bis sie plötzlich stehen blieb. „Hach… ich muss dir unbedingt was erzählen! Selbst Ayumi weiß es nicht!!“, platzte es aus ihr heraus. Ich starrte sie verwundert an. „Nun… ich liebe Torimaki-san!“ „Ehrlich?“, stieß ich erstaunt aus, obwohl ich es eigentlich bereits geahnt hatte. Sie nickte freudig. „Ja! Und… ab heute sind wir zusammen.“ Ehe sie weitersprechen konnte, umarmte ich sie kreischend. „Ooooh, das ist sooo süß!! Ihr passt so gut zusammen!“ Sie errötete leicht verlegen. „Er ist so toll… wir haben richtig viel gemeinsam! Morgen gehen wir shoppen.“ Ich lächelte ihr glücklich zu. „Ich freu mich so für dich!“ „Wir können doch mal was mit dir und deinem Freund unternehmen?“, schlug Ayumi vor. Beim Gedanken an Shigeru wurde mir schlecht. „Was? Hm, ja…“ Die Braunhaarige kicherte. „Wohl nichts mehr Besonderes mehr, was?“ „Tja…“, meinte ich abwesend. Wir erreichten schließlich unsere Unterkunft. Midori ging noch etwas essen, während ich mich in mein Zimmer verzog. Ich hatte keinen Hunger, sonst würde mir noch übel, wenn ich etwas essen würde. Mir wurde wieder etwas schwindelig, sodass ich mich erschöpft auf mein Bett fallen ließ. Was war heute nur mit mir los? So schlecht wie heute ging es mir lange nicht mehr… seit der Sache mit Manjoume ging es mir schlecht. Es passierten aber auch zu viele Ereignisse auf dieser Insel. Vielleicht sollte ich mich morgen ein wenig ausruhen und lieber in der Unterkunft bleiben. Ich schrieb Ayumi schnell eine SMS, dass ich morgen nicht kommen würde, und zog mir mein kurzes, lila Nachthemd an. Danach kuschelte ich mich in meine Bettdecke ein und schlief ein. Am nächsten Tag weckte mich das Licht, das durch die Vorhänge meines Zimmers schien. Ich blinzelte mit meinen Augen und richtete mich auf. Als ich auf die Uhr sah, war es bereits 14 Uhr. Ich hatte wirklich den gesamten Morgen verschlafen! Nur glücklicherweise hatte es mir wirklich geholfen, ich fühlte mich viel besser als gestern. Ich schritt zu meiner kleinen Küchenzeile und wollte mir einen Tee machen. Doch schlagartig ließ ich die Teetasse fallen. Sie prallte auf den Boden und zersprang laut klirrend in tausend Scherben. Ich beachtete es nicht weiter. „Verdammt“, fluchte ich. Manjoume! Sein Duell hatte ich vollkommen vergessen! Ich rannte auf der Stelle zu meinem Kleiderschrank, zog mir die Schuluniform an, kämmte meine Haare und band sie zusammen und rannte zum Hauptgebäude. Wieso hatte ich daran nur nicht gedacht? Wie dumm von mir! Nach Luft ringend stand ich auf dem Gang der Duellarena. Tief atmete ich durch und schritt gemütlich in die große Halle. Ich erblickte zu meinem Leidwesen Judai und seinen Kindergarten. Außer natürlich Kaiser. Durch meine High-Heels wurden die anderen auf meine Schritte aufmerksam gemacht. Sie drehten sich zu mir um. Auf der Plattform stand irgendein Ra Yellow. Gegenüber von ihm war Manjoume. „Ah, hey!“, begrüßte Judai mich sofort. Asuka-senpai schenkte mir einen missbilligenden Blick. Ich ignorierte sie kalt und sah mich im Raum um. Mein Blick fiel auf Manjoume, der auf dem Boden kniete. Seine Augen waren nach unten gerichtet. Als er mich bemerkte, schrak er auf. In seinen Augen waren Zorn und Wehmut zu sehen. Ich schluckte. Hatte er tatsächlich das Duell verloren? Ich schrak auf, als er den Raum verließ. Ich konnte nicht still stehen bleiben und zuschauen, wie schlecht es ihm ging. Entschlossen folgte ich ihm hinaus. Er war fast aus meinem Blickfeld verschwunden. Gerade als ich nach seinem Namen rufen wollte, kam Shigeru um die Ecke gerauscht. Abrupt blieb ich erschrocken stehen. „Shigeru!“, sagte ich perplex. Sein Blick war wütend, doch ich hatte Wichtigeres zu tun. „Sorry, das ist gerade ein schlechtes Timing, ich…“, setzte ich an. „Nein, warte!“ Er stellte sich vor mir in den Weg. „Stimmt es, dass du mit der Slifer-Niete ausgehst??“, fragte er vorwurfsvoll. Ich starrte ihn erstaunt an, musste aber dann ein Lachen verkneifen. „Ich mit der Niete? No Way!“ Er runzelte die Stirn. „Sagst du auch die Wahrheit? Es haben einige Schüler gesehen, dass du ihn gefragt hast, ob er mit dir ausgeht.“ Ich seufzte innerlich. Wie konnte man nur so blöd sein? „Denkst du echt, ich würde mich mit einer Niete abgeben?!“ „Du hast aber mit ihm gesprochen!“, widersprach er mir. Langsam merkte ich, wie die Geduld in mir verschwand. „Boa, Shigeru, du nervst! Echt mal! Ich dachte, du würdest mich besser kennen! Ich habe Judai nu-“ „Jetzt nennst du ihn auch noch beim Vornamen!“ Ich verdrehte die Augen. „Du kapierst es echt nicht… such dir doch ’ne andere, wenn du denkst, dass ich dich betrogen habe!“ „Wa…“ Damit ging ich kalt an ihm vorbei und marschierte genervt nach draußen. Dieser Typ zerrte an meinen Nerven! Sollte er doch denken, was er wollte. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass er sich mit anderen dummen Flittchen traf. Und nein, ich war nicht dumm, dass ich sowas nicht bemerkte. Der sollte mich die nächsten Tage gefälligst in Ruhe lassen! Auf dem Schulgelände angekommen blickte ich mich um. Wegen Shigeru hatte ich Manjoume verloren! Wo war er nur hingegangen? Sollte ich ihm überhaupt folgen? In letzter Zeit wollte er nur für sich alleine sein. Vielleicht sollte ich ihm den Spielraum auch lassen und ihn nicht weiter bedrängen. Ich atmete tief durch und legte meinen Kopf in den Nacken. Wieso musste alles auch so kompliziert sein? Hoffentlich konnte ich bald wieder normal mit ihm reden. Merkwürdig nur, dass ich mir Sorgen um ihn machte. Wobei er eben der Einzige war, der von meiner Familiensituation wusste. Das machte ihn besonders. Es war lange her, dass ich mich bei einer Person wohl gefühlt habe. Konnte oder durfte ich ihn als ‚Freund‘ bezeichnen? Wir waren uns sehr ähnlich und wir verstanden uns wirklich gut. Ich hatte ihm viel über mich erzählt. Bestimmt würde er mir auch mehr über sich erzählen, schließlich fingen wir an, uns gegenseitig zu vertrauen. Irgendwie vermisste ich bereits die Tage, die wir an der Strandbar oder in der Bibliothek gemeinsam verbrachten. Doch das würde sich ändern. Ich beschloss, mit ihm morgen zu sprechen. Dann würde ganz sicher alles geklärt sein. Damit machte ich mich zu unserer Unterkunft auf und unterhielt mich ein wenig mit den anderen Mädchen über Jungs. Nach dem Abendessen legte ich mich früh schlafen, da ich wusste, dass morgen ein anstrengender Tag werden würde. Nur wie anstrengend, konnte ich nicht ahnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)