Catch you if I can. von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 9: won't go back to this place, i called my only home ------------------------------------------------------------- Hallo Und mein Laptop ist immer noch nicht ganz. Vielleicht bekomme ich ihn aber Mitte/Ende der Woche zurück und das ganz ;) Zwei meiner Onkel wollen sich nämlich darum kümmern. Hofft mit mir :D Jedenfalls habe ich das Kapitel auch so auf den Laptop von Mamas Freund bekommen und kann es nun hochladen, was ich eig. schon heute Mittag hab machen wollen, aber das Kino war wichtiger :D So, dann wünsche ich euch viel Spaß und verschwinde gleich mal ins Bettchen, denn diese Woche wird heftig... zwei Abschlussprüfungen. Wünscht mir Glück :D Liebe Grüße Jessi ;) Kapitel 9: won't go back to this place, i called my only home Trees fight about light and life. Birds, animals an human, they're all fighting. And this fighting takes them more and more to completness. - Zane Grey „Hey", machte Itachi und schloss die Tür zwischen Hotelzimmer und Hotelflur leise. Er sah Sasuke, der bäuchlings auf dem Schlafsofa lag, eine kleine Weile lang an. Der Junge hatte seinen Gruß durch die Kopfhörer in seinen Ohren wohl nicht vernommen und gesehen hatte er ihn auch nicht, da dessen Gesicht weg von der Tür, in die andere Richtung gerichtet war. Der Ipod lag neben dem Jungen auf dem Sofa und etwas weiter wegen lagen zwei Schulhefte, ein Schulbuch, die geöffnete Federmappe und der Füller, der nicht in selbiger verstaut war. Sasuke trug eine lange Stoffhose, die er auch zum Schlafen anzog und das T-Shirt, welches er heute Morgen zur Schule aus der Reisetasche gezogen hat. Itachi glaubte nicht, dass Sasuke schlief. Er schien viel mehr zu dösen und das fand Itachi eigentlich ziemlich gut. Es war nur natürlich und zudem sehr verständlich. Sasuke war, seelisch, noch immer nicht auf der Höhe. Die Briefe seines Vaters hatten ihn arg berührt und die Denkweise über dessen Freitod, von dem er auch erst kurz zuvor er fahren hatte, nocheinmal über den Haufen geworfen. Itachi verstand, dass er dann ein wenig Ruhe brauchte. Ruhe die er sich in olchen Momenten am besten gönnen konnte. Itachi war vor mehr als drei Stunden nochmal in die Kanzlei gefahren. Es war Mittwoch, einen Tag nachdem Sasuke die Briefe seines Vaters geöffnet hatte und Itachi sollte heute nicht wie in den vergangenenen zwei Tagen vormittags antanzen, sondern Nachmittags. So hatte er Sasuke, der noch Hausaufaben auf hatte, nur am Hotel absetzten, sich kurz dort frisch machen und noch ein paar Unterlagen schnappen können, bevor er wieder los musste. Am Samstag war schon die Verhandlung, für die er gebraucht wurde und danach hatte er keinen legitimen Grund mehr in England zu bleiben. Aber das wollte er. Natürlich wollte er das, denn - und das hatten Alessio, der als sein Anwalt fungierte, und er heute von der Dame vom Jugendamt erfahren - die Verhandlung die um Sasuke und das Sorgerecht ging, war schon für den Donnerstag darauf angesetzt. Der Brief - die Benachrichtigung, die zugleich eine Vorladung an Sasukes Großelten war - ging schon am Morgen raus und wird mit der morgigen Post zugestelltwerden. Ein sanfter Ausdruck erschien auf Itachis Gesicht. Um diesen Jungen würde er sich kümmern, wenn alles glatt lief. Er glaubte, er hatte noch nie zuvor etwas so sehr gewollt. Nicht mit dieser Intensität. Itachi stellte die Plastiktüte, die er mitgebrachte, auf die Kommode an der Wand und trat zum Schlafsofa. Er berührte Sasuke leicht, um ihn, falls er wirklich schlief oder so, nicht zu sehr zu erschrecken, leicht an der Schulter. Der Junge wandte ihm, nachdem er kurz zusammen gezuckt war, den Kopf zu. Er hob eine Hand um sich einen der Kopfhörer zu entledigen. „Alles okay?", fragte Itachi und lies sich auf sein bett sinken. Als Sasuke nickte und sich, auch den anderen Kopfhörer rausziehend, aufsetzte, beugte Itachi sich hinunter, um seine Schuhe aufzuschnüren. „Fertig mit Hausaufgaben?" „Ja." Sasukes Stimme war leise. Er schaltete den Ipod aus und band den Kopfhörer locker drum. das Gerät beiseite legend, schwieg er eine Weile und fragte dann gedankenlos: „Kannst du mal... bei Bio drüber gucken?" Er zögerte nur kurz und fuhr dann, entschuldigend, fort: „Vergiss es. Ich war... unhöflich. Du... kommst gerade von der Arbeit." „Quatsch", meinte Itachi leichthin. Er freute sich über die Fortschritte, die Sasuke, trotz der Entschuldigungen machte. Unachtsam schob er die nicht ganz billigen Schuhe mit dem Fuß beiseite, griff an Sasuke vorbei nach dem Bioheft und schlug es auf. „Aufbau der DNA und identische Verdopplung, aha." Las und kommentierte und runzeltedie Stirn. „Sicher das das so sein soll?" Sasuke schüttelte den Kopf. Zögerte kurz und fügte an: „Ich bin... so gut in Bio." „Nein, Nein. Das mein ich nicht. Ich mein die Kopie an sich. Da steht: >Sie ist spiralförmig gewunden<, aber auf der Zeichnung - hier, siehst du - ist nichts gewunden." Sasuke schaute auf die Kopie, die sie heute morgen in der Stunde von ihrer Biologielehrerin bekommen hatten und einkleben mussten. „Ich glaube... das ist schon richtig", murmelt Sasuke, woraufhin Itachi die Augenbraue hochzog. Natürlich würde Sasuke niemals das kritsieren was ein Lehrer - eine Respektperson - tat oder sagte. Und dann eben auch nicht die Zeichungen die diese austeilten. Dabei konnte sich Itachi, obwohl Bio nie zu seinen Stärken in der Schule gehört hatte - während dem Abi hatte er es dann schlussendlich abgewählt - daran erinnern, dass sie immer andere Zeichungen zu diesem Thema gehabt hatte. Zeichungen, wo die Stränge wirklich gewunden waren. Zeichnungen, mit denen man was anfangen konnte. „Ähm... also, ich glaube, das bezieht sich hierauf", meinte Sasuke schüchtern und zeigte auf einen anderen Satz, den Itachi aufmerksam las. Er kam zu dem Schluss, das das auch möglich sein konnte und wenn Sasuke seine Antworten danach geschrieben hatte, würde die Hausaufgabe keinesfalls komplett falsch sein. „Das kann sein", gab Itachi deswegen zu und legte das Heft Beiseite. Er schaute wieder zu Sasuke, der mit gesenktem Kopf auf dem Sofa saß. Er wirkte niedergeschlagen. Itachi glaubte in der kurzen Zeit, in der er und Sasuke gemeinsam im Hotel wohnten, festgestellt zu haben, dass Sasuke sehr unsicher im Bezug zur Schule war. Aber er glaubte auch, dass er das gar nicht sein musste. Er hatte eine wirklich gute Englischarbeit gehabt, einen etwas schlechteren Biotest und der unangekündigte Test von gestern würde wohl auch keine Glanzleistung sein, aber er machte immer gewissentlich seine Hausaufgaben. Sasuke lernte viel und selbst wenn er, wie Itachi vermutete, in der mündlichen Benotung nicht so gut war, würde er durch sein lernen einen akzeptablen Schnitt auf dem Zeugnis erreichen konnte. Denn Sasuke war nicht dumm, auch wenn er sich vielleicht dafür hielt. So jedenfalls wirkte es immerzu. Aber Itachi wusste, dass Sasuke ein kluger Kerl war. Er war selber recht intelligent. Logisch, sonst hätte er das Abi ja nicht bestanden und käme nicht so leicht durch das Studium, wie er es zur Zeit tat, aber ihm war schulisch wirklich viel in den Schoß gefallen. Er hatte nie viel lernen müssen; die Dinge hatte er meistens einfach so verstanden. Aber es war auch immer förderlich gewesen, dass die Lehrer ihn hatten gut leiden können und das es Spickzettel gab, wenn ihm mal etwas nicht in den Schoß fiel und er zu faul zum lernen gewesen war. Es war also nicht richtig, dass Sasuke sich für dumm hielt. Jeder Jugendliche schrieb mal einen schlechten Test und noch nie war die Welt davon untergegangen. „Wir haben... heute den Physiktest... schon zurück bekommen." Fleißiger Lehrer, musste Itachi zugeben, aber ihn interessierte, was Sasuke für eine Note hatte. Er rechnete nicht mit einer Guten, da Sasuke sich gestern sicherlich nicht auf einen unangekündigten Test hatte konzentrieren können. Außerdem war er gestern, als er von dem Test erzählt hatte, ziemlich niedergeschlagen gewesen. Aber Itachi sah es als einen großen Vertrauensbeweis an, dass Sasuke mit ihm über solche Themen sprach. „Und?", hakte er deswegen vorsichtig nach. „Ich... ähm... kannst du... könntest du den... unterschreiben?", stotterte Sasuke daher. Itachi nickte ohne groß darauf einzugehen. Sasuke hatte mit seiner Unsicherheit schon genug zu kämpfen, als das Itachi ihn da auch noch drauf hinweisen musste. Eigentlich durfte Itachi nicht unterschreiben. Das musste der Erziehungsberechtigte, also in diesem Fall noch Sasukes Großmutter übernehmen, aber Itachi wusste auch, dass Schulen das nicht so eng sahen. Und er verstand, dass Sasuke mit dem Test nicht daheim aufkreuzen wollte. Deswegen nahm Itachi den Zettel, den Sasuke ihm unsicher entgegen hielt, und setzte seine Unterschrift unter die Sechs. Es war okay, befand Itachi. Es würde alles gut werden. Er würde das Sorgerecht bekommen - er glaubte wirklich daran - und dann wäre es absolut kein Beinbruch, wenn Sasuke die Zehnte Klasse wiederholen musste. Itachi entschloss sich, Sasuke in dieser Richtung bei allem zu unterstützen. Er nahm sich vor mit ihm zu lernen, ihm Mut zuzusprechen und sobald sie zurück in Irland waren, würde Itachi ihm sagen, dass er keinerlei Angst vor schlechten Leistungen zu haben brauchte, aber dass sie alles tun würden - wenn Sasuke das denn wollte - was in ihrer Macht steckte um ihn gut durch das Schuljahr zu bringen. Doch jetzt hieß es erstmal den niedergeschlagenen Sasuke aufzumuntern. Ihm zu beweisen, dass er nicht dumm war. „Es ist nicht so leicht, wenn man von ein auf den anderen Tag, nach so vielen Monaten, wiede in dei Schule geht, hm?", machte Itachi und sah Sasukes zögerliches Nicken. Irgendwie hatte Itachi, dass Gefühl Sasuke sagen zu müssen, dass das hier keine Falle war. Dass sie beide zusammen okay sein würden. Aber er ließ es. Es gab noch genug andere Dinge zu sagen und die würden Sasuke gleich schon - Itachi versuchte es ein wenig hinaus zu zögern, dafür zu sorgen, dass Sasukes nicht mehr so traurig war - genug zu schaffen machen, denn Itachi hatte vor Sasuke davon in Kenntnis zu setzten, dass er das Sorgerecht beantragt hatte. Er befand, dass Sasuke das Recht auf dieses Wissen hatte. Wahrheiten sollte man diesem Jugendlichen nicht mehr vorenthalten. Jedenfalls nicht solche. Nicht nach den Dingen, die er kürzlich mit so vielen Jahren Verspätung hatte erfahren müssen. „Es ist wirklich sehr löblich, dass du dir so große Mühe für die Schule gibst. Du schlägst dich nicht schlecht und daran ändert auch ein versemmelter Physiktest nichts, okay?" Wieder nickte Sasuke, doch dieses Mal blickte er hoch und fragte leise: „Meinst du... ich schaffe das... das Schuljahr?" Sasuke hoffte, dass Itachi verstand, was er meinte. Er wollte keine Berechnung seiner Noten, an denen man das noch gar nicht festmachen konnte, denn das Schuljahr hatte gerade erst vor knapp einem Monat begonnen. Notenmäßig war noch alles drin, aber er wollte schlicht wissen, ob Itachi an ihn glaubte, doch so konnte er die Frage nicht aussprechen. So mutig war er nicht. War er nie gewesen. Vielleicht aber - und darauf hoffte Sasuke nun - verstand Itachi ihn auch so ganz gut. Und das tat er. Das tat er wohl. „Du solltest wissen, dass ich der Meinung bin, dass du ein kluger Junge bist. Ich wüsste also nicht, warum du das Schuljahr nicht schaffen solltest." „Und... wenn ich es... nicht schaffe?" „Dann versuchst du es einfach nochmal." Itachi sah, dass Sasuke seine Unterlippe wieder malträtierte, aber dieses Mal verstand er nicht wieso. Es war ja nicht so, dass er Sasukes Gedanken lesen konnte. Nur manchmal war Sasuke eben wie ein offenes Buch. Jetzt gerade war er es nicht. Itachi grübelte ob Wiederholen solch ein großes Problem sein könnte. Ob er wohl fürchtete, den Ansprüchen der Großeltern nicht gerecht zu werden? Oder waren das Sasukes eigene Ansprüche, die er an sich selber stellte. Vielleicht, glaubte Itachi, wollte Sasuke beweisen, dass er nicht dumm war, indem er einen tollen Abschluss hinlegte. Doch dann fiel es Itachi wie Schuppen von den Augen. Hier ging es sich nicht darum, jemanden irgendwas zu beweisen oder irgendwelchen Anforderungen zu ensprechen. Hier ging es sich darum, dass Sasuke eigenes Geld verdienen wollte. So bald wie möglich. Er wollte, und das glaubte Itachi, auf keinen Fall eine Ehrenrunde drehen, weil es ein Jahr wäre, in dem er schon arbeiten könnte, um Itachi und Sasukes Großeltern Gelder zurückzuzahlen. Itachi schüttelte zu sich selber den Kopf. Ob es wirklich das war, was Sasuke beschäftigte? „Genug davon, okay?", versuchte Itachi das Thema abzuwenden. Er stand auf und nahm die Plastiktüte vom Schränkchen. „Jetzt gibt es erstmal was zu Essen. Ich hoffe du hast großen Hunger, denn ich habe den Italiener um die Ecke geplündert." Sasuke sah, wie Itachi zwei Nudelgerichte, einen Salat und eine große Packung Pizzabrötchen. Aus dem kleinen Schränkchen neben der Minibar holte Itachi zwei Teller, Gabeln und Messer und zwei Gläser, sodass das kleine Schränkchen bald leer war. Dann schob Itachi den Nachtisch zwischen Schlafsofa und Bett, sodass sie fast so etwas wie einen Esstisch hatten, auf dem so gerade das Geschirr samt Besteck Platz fand. Die Brötchen samt Kräuterbutter fanden auch noch Platz auf dem Tischen, aber dann war es wirklich absolut voll und sie mussten die Getränkeflaschen auf dem Boden daneben abstellen. Itachi verteilte den Salat und die Nudelgerichte auf ihrer beiden Teller und wünschte Sasuke einen guten Appetit. „Du... musst das Essen nicht immer bezahlen. Ich kann dir... das Geld zurückgeben... ich meine..." „Ich weiß, was du meinst", unterbrach ihn Itachi. „Aber ich möchte nicht, dass du von deinem Taschengeld selber Essen kaufen musst, während du bei mir bist." Nickend entschied sich Sasuke nicht dagegen anzusprechen. Sowas konnte er einfach nicht. Innerlich aber würde er es nur richtig finden, wenn er das Essen selbst zahlen musste. Von Geld, dass er gar nicht selbst verdient hatte. Aber so würde er es wenigstens nicht für unsinnige Sachen ausgeben, was er aber eh nicht tat. Er hatte noch beinahe das ganzes Taschengeld, was er bisher von den Großeltern bekommen hatte. Er wusste gar nicht, wofür er es ausgeben sollte. Er brauchte ja nichts. Beide schwiegen sie eine Zeit lang; ihre Teller waren schon fast leer, doch Itachi wurde sich erneut klar, dass er irgendwann mit dem Thema um das Sorgerecht anfangen musste. Es war Sasukes Recht das zu erfahren. Es zu erfahren, bevor die Großeltern am Morgen Bescheid mussten und es sein konnte, dass sie verlangten, dass Sasuke bis zum Prozess bei ihnen lebte und nicht im Hotelzimmer bei dem Mann, der ihnen den Enkel wegnehmen wollte. „Sasuke", sagte er um die Aufmerksamkeit des Jungen zu erlangen. Er legte sein Besteck zur Seite und trank einen Schluck. Sasuke blickte hoch, hatte seinerseits auch im Essen inne gehalten. „Ich muss mir sicher sein, dass du mir die Wahrheit sagst, zu den Fragen, die ich dir gleich stelle. Kannst du mir den Gefallen tun, einfach das zu sagen, was du denkst?" „Ich glaube... ich verstehe nicht", murmelte Sasuke. Innerlich aber wusste er, dass er nicht mehr wollte. Keine so schweren Gespräche mehr. Das waren doch mal genug Steine für die letzten paar Tage. Er wollte keine schwerwiegenden Fragen mehr. Aber er würde natürlich antworten. Würde versuchen so ehrlich wie möglich zu sein. So wie er es immer versuchte. „Deine Großeltern", begann Itachi, „Bist du gerne bei ihnen?" Itachi sah, dass Sasuke sich wieder auf die Lippe biss. Er mochte das nicht, aber jetzt wollte er ihn nicht dafür ermahnen. All das hatte bis später Zeit. „Sie... geben mir ein Zuhause. Ich... hab halt einen Platz... einen Platz zum Schlafen." „Ja", meinte Itachi. Aber das war nicht das, was er hatte hören wollen. Was er hatte wissen wollen. Aber es sagte ihm eigentlich genug. Sasukes Bedürfnisse waren immer noch die Grundbedürfnisse: Einen warmen Platz zum Schlafen, etwas zu Essen, frische Kleidung, eine Dusche, die er nutzen durfte. Vielleicht gehörte Schuldbildung schon dazu und ein kleines bisschen was, um die Langeweile zu vertreiben. Aber das alles hatte doch nichts damit zu tun, ob man gerne bei jemandem war. „Fühlst du dich wohl dort?" „Es ist... das einzige Zuhause, was ich hab, Itachi... Was willst du hören?" „Genau das. Nein, meine Güte. Ich weiß es nicht, aber...", er verstummte kurz und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Okay, hör zu. Die Fragen sind dämlich. Ich bin einfach nur unsicher, verstehst du?" Nein, Sasuke verstand nicht, wenn er ehrlich war. Er hatte keinen blassen Schimmer, warum Itachi unsicher war. Er konnte sich nicht mal vorstellen, was der Grund für dessen Unsicherheit sein konnte. Aber er war ein guter Zuhörer. Also hörte er zu. „Ich hab was gemacht und ich weiß nicht, ob es ein großer Fehler war. Also, für mich war es kein Fehler", beteuerte Itachi, damit Sasuke später ja nicht auch falsche Gedanken kam. „Nur ich weiß nicht, ob du damit einverstanden bist und deswegen die dummen Fragen." Als Sasuke nichts erwiederte, erhob Itachi sich erneut und ging zu der Umhängetasche, die er mit in die Kanzlei gehabt hatte. Er hockte sich vor dieser und fischte nach den Unterlagen zu dem Prozess um das Sorgerecht, in dem er kein Anwalt sein würde. Mit den Zetteln ging er zurück zum Bett und setzte sich, Sasuke gegenüber, wieder hin. „Ich war beim Jugendamt", sagte er so ruhig wie möglich und schob Sasuke einen Zettel hin, der kurz und knapp, und sehr verständlich - auch für einen Fünfzehnjährigen - erklärte, was er getan hatte. Er konnte sehen, wie Sasuke las; ein paar Minuten lang und dann aufblickte. Sasuke wollte den Mund öffnen, um was zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder. Ganz zu sich selbst schüttelte er den Kopf. Er spürte seine Augen feucht werden, aber die Tränen schluckte er hinunter. Das Blatt legte er Beiseite. „Morgen bekommen deine Großeltern Bescheid", sagte Itachi leise und dann: „Ich konnte nicht anders." „Ich... muss nach... Hause", brachte Sasuke stockend hervor. Und es fiel ihm so unendlich schwer, diesen Ort so zu nehmen, aber verdammt, es war nun mal wirklich das einzige Zuhause, das er hatte. Itachi hatte es gut gemeint. Das wusste er. Das wusste er wirklich. Aber er hatte Sasuke sein Zuhause weggenommen. Die enzige Familie, die er noch hatte. Wenn seine Großeltern morgen den Brief bekamen, würden sie ihn hassen, aber sie würden ihn niemals mit Itachi gehen lassen. Und Itachi würde das Sorgerecht auch niemals bekommen. Sasuke machte sich da nichts vor. Itachi war ein junger, alleinstehender Mann, mitten im Studium und weit davon weg, eine Familie zu gründen. Und dann vorallem nicht mit ihm, der vor knapp zweieinhalb Monaten noch ein Straßenbengel gewesen war. Und wenn seine Großeltern ihn nicht mehr wollten und Itachi das Sorgerecht nicht bekam, musste er vielleicht in ein Waisenhaus oder Jugendheim oder was auch immer. An einen Ort, der niemals sein Zuhause sein könnte. Das wollte Sasuke nicht. Deswegen musste er nach Hause, bevor er Brief kam. Er musste klar stellen, dass er von nichts gewusst hatte, um nicht den letzten Ort zu verlieren, den er noch hatte. „Ich verstehe." Itachis Ausdruck verhärtete sich, aber er war nicht wütend auf Sasuke. Es war dessen eigene Entscheidung und er hatte entschieden, nach Hause zu wollen. „Dann sollten wir fahren." Sasuke zog, ungeachtet, dass er immernoch die lange Stoffhose trug, Chucks an und schob seine Schulsachen in den Rucksack. Er ging ins Bad, schnappte sich die Zahnbürste und Zahnpaste und schmiss sie in seine Reisetasche, ehe er eilig seine Jacke anzog - immernoch die, die Itachi ihm damals gekauft hatte. Auch Itachi trug schon wieder seine Schuhe. Auf Jacke verzichtete er; sein Pullover war warm genug. Gemeinsam gingen sie den Flur entlang, fuhren mit dem Aufzug hinunter und gingen durch die Lobby nach draußen vor das Hotel. Das Auto stand unweit von ihnen am Bürgersteig und Itachi öffnete per Funk. Doch bevor er sich auf zu seinem Sitz hat machen können, spürte er wie Sasuke sich an ihn drückte und sein Gesicht an seinem Pullover vergrub. Auf offener Straße stand Itachi nun da und legte seinerseits seine Arme um Sasuke, um dem Jungen Sicherheit zu geben. „Schhs", machte er und strich über den dunklen Haarschopf, als er spürte, wie Sasukes Schultern bebten. Wahrscheinlich weinte der Junge. „Ganz ruhig, ich erklär deiner Großmutter alles. Sie wird nicht böse auf dich sein." „Darum... darum gehts doch gar nicht", schniefte Sasuke, obwohl es vor ein paar Minuten noch genau darum gegangen war. „Was ist es dann?", wollte Itachi einfühlsam wissen. Er hörte nicht auf, über Sasukes Rücken zu fahren. „Ich möchte... nicht weg." Sasukes Stimme war leise, aber Itachi verstand ihn. Und um sein Herz herum wurde es warm. Sasuke wollte bei ihm bleiben. Sasuke gab ihm vielleicht sogar eine Chance. Die Chance, dass zu tun, was er für richtig hielt. ~~ Den Rest des Essens hatten sie weggekippt. Keiner von beide hatte noch Lust darauf gehabt sich wieder hinzusetzten und die kalten Nudeln zu essen. Außerdem hatten sie noch genug Süßkram da, falls einer von ihnen noch was naschen wollte. Aber auch das wollten sie nicht. Sie schwiegen beide eine Weile, Itachi ging duschen, dann ging Sasuke und schon bald war es abends und so spät, dass Sasuke schlafen sollte, weil er morgen zur Schule musste und Itachi auch, weil die Kanzlei ihn morgen wieder vormittags brauchte. Sasuke rief noch kurz Zuhause an. Er sagte nichts von dem Brief der morgen kommen sollte und nichts davon, was er über seinen Vater wusste. Im Grunde hatte er seiner Großmutter nie irgendwas zu sagen gehabt und sie ihm auch nicht. Sie war nur zufällig mit ihm verwandt und durch seine eigene Mutter, die sich nach dem Tod des Vaters nicht mehr um ihn gekümmert hatte, hatte er früh germerkt, dass Verwandtschaft gar nichts hieß. Seine Großmutter wollte schließlich wissen, wann er wieder Heim käme und er sagte, er wüsste es noch nicht. Dann legten sie auf, weil es wieder nichts mehr zu sagen gab. Itachi saß unterdess auf dem Bett und kritzelte auf einem Blatt herum. Sasuke wusste nicht was er tat. Vielleicht arbeitete er; vielleicht war ihm aber auch nur langweilig. Weil Sasuke ihn nicht stören wollte, ging er Zähne putzen und das Gesicht waschen. Er ließ sich Zeit dabei, hing ein bisschen seinen Gedanken nach und als er wieder ins Hotelzimmer kam, lag Itachi schon im Bett und nur noch die kleine Nachttischlampe war an. Sasuke ging zum Sofa, setzte sich drauf und blickte den Uchiha einen Moment lang an. Dieser Mann musste verrückt sein. Sasuke konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Itachi das Sorgerecht wirklich bekam. Er war doch selbst noch so jung, war ein Student, alleinstehend. Er hatte ja nicht mal kleine Geschwister, um die er sich hatte hin und wieder kümmern müssen. Lediglich ein Patenkind das auf einem anderen Kontinent lebte. „Worüber grübelst du?" Sasuke zuckte zusammen. Er konnte ja jetzt schlecht: Über dich, sagen. Wie hörte sich das denn an. Und das er Zweifel daran hatte, ob Itachi das Sorgerecht zugesprochen bekam, konnte er auch nicht sagen. Nicht nachdem er ihm zuvor gesagt hatte, dass er nicht weg wollte. Denn das stimmte ja. Er wollte nicht weg. Eigentlich würde er gerne zurück nach Irland. In Itachis Wohnung hätte er zwar wieder kein eigenes Zimmer, aber das Sofa reichte ihm. Die Kleider die er hatte passten locker in eine Reisetasche und die paar Bücher und die Kamera samt Album, das beinahe noch leer war, würde er auch schon irgendwo unterbringen können. Er brauchte eben gar nicht viel Platz. „Hey, was ist los?", wollte Itachi wissen, der keine Antwort auf seine vorherige Frage bekommen hatte. „Nichts", murmelte Sasuke, und dann: „Ich... denke nur nach." „Okay, aber was hältst du von Schlafen gehen, weil du morgen früh raus musst?" Sasuke nickte, murmelte ein leises Entschuldigung, obwohl es nichts gab, wofür er sich entschuldigen musste und schlüpfte unter seine Decke. Es war schwer nicht weiterzugrübeln. Vorallem weil Itachi schon bald nachdem Sasuke sich auf die Seite gerollt hatte, das kleine Licht löschte. In der Dunkelheit, wenn er kaum etwas sah, außer das was durch das Mondlicht noch zu erahnen war, war es noch schwieriger nicht seinen Gedanken nachzuhängen. Und so sehr er auch versuchte einzuschlafen, es klappte nicht, weil er einfach die ganze Zeit darüber nachdenken musste, wie der heutige Tag und die Entscheidung bei Itachi im Hotel zu bleiben, schon ab Morgen sein Leben ändern wird. Sasuke rollte sich auf die andere Seite. Die Decke raschelte Laut in seinen Ohren, weil sonst alles ruhig war. Er fragte sich, was sein Vater getan hätte in so einer Situation oder was er ihm raten würde. Ob er wohl verstehen würde, dass sein Sohn einen Mann den er erst vor ein paar Monaten kennenlernte, seiner Familie vorzog? Bestimmt würde er das, denn er selbst war es ja, der in jungen Jahren von Zuhause weg war, um die Welt kennen zu lernen und um, aber das wusste er da ja noch nicht, schon ziemlich jung, gerade Anfang zwanzig, mit einem Mädchen das noch nicht ganz volljährig war, eine Familie zu gründen. Und die ersten Jahre hatte sie zu dritt ja gut gemeistert. Obwohl seine Eltern noch so jung gewesen waren. Sein Vater war viel cooler gewesen, als die ganzen älteren Väter der anderen Kinder im Kindergarten und der Grundschule und seiner Mutter viel hübscher. Verdammt, wenn er über seine Eltern nachdachte, wurde er gleich traurig. Und es half ihm auch nicht wirklich dabei zu entscheiden ob er das Richtige tat. Denn sein Vater war tot und konnte ihm in Wirklichkeit gar nichts mehr raten und seiner Mutter, die... ja, dass wusste er auch nicht so recht. Entnervt von seinen eigenen Gedanken, atmete Sasuke lauter als gewollt auf und legte einen Arm über die Stirn. Das war doch wirklich zum Haare raufen. Er wollte doch nur schlafen und nicht mehr nachdenken. „Okay, was ist los?", hörte er dann Itachis Stimme. Und ein Klick dahinter, mit dem der Uchiha die Nachttischlampe neben seinem Bett anknipste. „Entschuldige", murmelte Sasuke nur, der verstand, dass Itachi durch sein Deckenrascheln, entnervtes Atmen und hin und her rollen nicht schlafen konnte. Wenn er Itachi wäre, würde er es sich noch dreimal überlegen, ob er so jemanden wie sich aufnehmen wollte. Und Itachi wollte ihm ja nicht nur aufnehmen. Er wollte die Verantwortung für ihn tragen. Sie selbst verantwortlich für Sasuke machen. Nicht einfach irgendein Typ sein, der ihn auf dem Sofa pennen lies, sondern auch der Typ, der ihm ein Zuhause gab, an dem er sicher sein konnte, nicht beim ersten falschen Wort rausgeschmissen zu werden. Auch wenn Sasuke sich hüten würde, Itachi irgendwann zu wiedersprechen oder so. „Nein, keine Entschuldigungen, Sasuke", meinte Itachi. Er setzte sich auf und blickte den Jungen auf den Sofa an. „Was ist los?" „Ich..." Sasuke setzte sich ebenfalls und blickte auf die Decke über seinen Beinen. Er wusste einfach nicht wie er Itachi erklären konnte, was los war. Im Reden war er immernoch nicht so gut. Seine Gefühle in Worte zu fassen war einfach nicht sein Ding. „Mein Kopf... hört nicht zu denken auf." Es war ein ganz leises Lachen; ein warmes Lachen, dass Sasuke aus seinen Gedanken schrecken ließ. Er hatte das nicht ernsthaft gerade laut gesagt oder? Wie peinlich! Mein Kopf hört nicht zu denken auf - was lächerlicheres gab es doch kaum! „Und worüber denkt dein Kopf nach, Sasuke?" Ärgerlich auf sich selbst, fuhr Sasuke sich durch die dunklen Haare. Itachi musste ihn jetzt für vollkommen bescheuert halten. Seine Wangen färbten sich leicht rötlich, weil ihm die ganze Sache so peinlich war. Erst konnte Itachi wegen ihm nicht schlafen und dann erzählte er auch noch solch einen Müll. „Hast du dich umentschieden?", wollte Itachi dann wissen. „Willst du doch nicht bei mir wohnen? Du musst ehrlich zu mir sein. Ich möchte nichts tun, dass du nicht möchtest, verstehst du?" Sasuke nickte und aus Angst, dass Itachi sein Nicken falsch verstand, fügte er an: „Ich hab mich nicht umentschieden." „Was ist es dann? Hast du Angst, dass es nicht klappt?" Wieder nickte Sasuke und dieses Mal gab es nichts falsch zu verstehen. „Gut, hör zu", meinte Itachi dann. Er schaute Sasuke an, doch als der Junge keinen Blickkontakt mit ihm hielt beugte Itachi sich vor, schnappte sich Sasukes Unterarm und zog ihn daran vorsichtig näher, sodass er auf seinem Bett zu sitzten kam. Nur ganz kurz versteifte Sasuke sich. Er mochte es eigentlich nicht, wenn man so mit ihm umging. Ihn am Arm igrendwo hin zog. Und schon gar nicht auf ein Bett. Aber er verstand, warum Itachi dass getan hat und was er erreichen wollte. Und das, was das war, das war weit entfernt, von dem was Männer ihm bei solchen Gesten, sonst angetan hatten. „Ich mach so was nicht zum esten Mal, Sasuke. Um ein Sorgerecht kämpfen. Nur saß ich sonst immer einen Stuhl weiter links. Ich hab die Leute vertreten, die das Sorgerecht für ein Kind haben wollten. Da waren Großeltern, Mütter und Väter, Tanten und Onkel, mal waren es die große Schwester oder der große Bruder, Adoptiveltern und seltener waren es Leute wie ich. Junge Frauen und junge Männer, denen etwas an einem ganz bestimmten Kind lag. Den verschiedensten Leuten wurde der Antrag aufs Sorgerecht nicht bewilligt und anderen, wo man gedacht hat, das klappt doch nie, die haben das Sorgerecht bekommen. Weil Dinge rauskommen, die den Richter dazu bringen, zuzustimmen und weil es eben die Kinder gibt, die hinter den Leuten stehen, die das Sorgerecht haben wollen. Ich habe bisher kaum eine Verhandlung miterlebt, in denen nicht dem Wunsch der Kinder entsprechend gehandelt wurde. Und da war es dann egal, ob neben mir der zwanzigjährige Bruder saß, die sechzigjährige Großmutter, Pflegeeltern, die das Kind erst paar Wochen kannten oder die Mom der besten Freundin." „Also... liegt es an mir?", murmelte Sasuke fragend. Er fand es sehr beeindrucken, wie Itachi sprach. Er musste wissen, was er tat. Er war selbst Anwalt, obwohl er noch ein Student war. Er war unheimlich klug und er kannte sich aus. Vielleicht hatte er nur deswegen den Mut gehabt, diesen Schritt zu gehen. Weil er wusste, dass es klappen konnte. „Es liegt an uns Beiden. Bei dieser Verhandlung und danach. Dann liegt es an uns, was wir aus der Entscheidung machen." Sasuke nickte. Er hatte Mut geschöpft. Itachi hatte ihm Mut gegeben und Sasuke glaubte, dass wenn alles klappte - und eigentlich musste es einfach klappen, wenn sie es genug wollten - dann könnte Itachi ihm soviel Mut mit auf den Weg geben, dass es für ein ganzes Leben reichte. Und eigentlich war das doch der Sinn, von Leuten, die das Sorgerecht hatten oder um es kämpften: Nämlich, dem Kind, um das man sich kümmerte, soviel von Dingen mit auf den Weg zu geben, dass es für ein ganzes Leben da draußen reichte. ~~ Am nächsten Tag ging Sasuke zur Schule. Er bemühte sich gut am Unterricht teilzunehmen. Er ging nach der Schule mit zu Suigetsu, weil Karin, Juugo und er ihn gefragt hatten. Itachi sagte er per SMS Bescheid. Dieser musste eh bis zum Abend in der Kanzlei arbeiten. Am Abend, Suigetsu hatte sich grad in die Küche gestellt um für sich und seine Freunde zu kochen - nur Nudeln mit Tomatensoße, nichts Aufwendiges, aber er konnte kochen, schließlich lebte er größtenteils mit seinem großen Bruder alleine - klingelte Sasukes Handy und zeigte an, dass er eine SMS hatte. Itachi würde ihn abholen, er wollte nur wissen, wo Suigetsu wohnte. Also schrieb Sasuke ihm dass und Itachi versprach, in einer Stunde oder so da zu sein. Und er war in einer Stunde oder so da. Das wusste Sasuke selbst nicht genau, denn sie hatten noch zusammen gegessen, er und seine neuen Freunde, und dann hatten sie ein wenig fern gesehen, bis es an der Tür leutete. Suigetsu ging aufmachen und bat Itachi rein, während Sasuke sich schon die Chucks band, um den Älteren nicht zu lange warten zu lassen. Er bekam nicht wirklich mit, dass seine Freunde sich Itachi vorstellten. „Auf jeden Fall wirken Sie netter als seine Tante", grummelte Suigetsu und Karin stimmte kichernd zu. „Seit nicht so unverschämt", brummte Juugo, der am Rahmen der Küchentür lehnte, in der sie standen. „Ach, das ist schon in Ordnung", tat Itachi das ab und Sasuke wusste genau, dass das Lob Suigetsus bei Itachi runter ging wie Öl, denn der konnte seine Tante Anko genauso wenig leiden, wie Suigtetsu, der sie bisher etwa genauso oft, und das war ziemlich selten, gesehen oder gehört hatte. Sie fuhren zurück ins Hotel und da sie beide schon gegessen hatten, gingen sie nacheinander duschen. Während Sasuke noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen hatte, ging Itachi ein paar Unterlagen durch. Aber eigentlich wunderten sich beide den ganzen Abend lang, warum sie nichts von Sasukes Großeltern hörten. Dennoch gingen sie früh ins Bett. Morgen mussten sie wieder um halb sieben raus und die letzte Nacht war auch nur kurz gewesen. Am nächsten Morgen waren sie wenigstens ausgeschlafen und Itachi brachte Sasuke zur Schule und holte ihn am Nachmittag wieder ab. Sie gingen wieder in das deutsche Restaurant, weil Itachi es so mochte und später, um sie davon abzulenken, dass die Großeltern immer noch nicht angerufen hatten und auch beim Telefonat das Sasuke heute von der Schule aus mit ihnen geführt hatte - er musste sich immernoch täglich melden - nichts erwähnt hatte, gingen die beiden ein wenig durch die londoner Innenstadt. Itachi besorgte sich einen Anzug, samt Hemd und Krawatte, weil er das morgen für die Verhandlung brauchte und, da er bei seiner Abreise aus Irland nicht gewusst hatte, dass eine Verhandlung stattfinden würde. Außerdem fand er eine Jeans, die ihm gefiel und die er kaufte und Sasuke zwang er praktisch dazu, sich ein Buch auszusuchen, weil er immernoch nicht wusste, was der Junge sonst gerne tat. Im Grunde wusste Sasuke das nämlich selbst noch nicht so genau. Am Abend als sie wieder im Hotel war, ging alles so, wie am Abend zuvor. Sie gingen duschen, Sasuke machte Hausaufgaben, sie redeten ein wenig miteinander und irgendwann gingen sie schlafen. Morgen war zwar Samstag, aber damit kam gleichzeitig die Verhandlung der Bankraubgeschichte und da musste Itachi wieder früh raus. Am nächsten Morgen band Itachi sich grad die Krawatte, als zum ersten Mal an diesem Tag, sein Handy ging. „Ich bin wütend, Itachi." Shizune! Wie hatte er sie vergessen können? Er hatte sich kurz aus London gemeldet, um zu sagen, wo er war und dass er in ein paar Tagen zurückkäme und sich wieder melden würde, aber das hatte er nicht. „Dazu hast du dein Recht, aber ich konnte nicht früher zurückkommen und ich werde noch was bleiben müssen." „Aha. Und warum? Heute ist die Verhandlung. Und jetzt sag nichts, okay? Ich bin nicht blöd. Natürlich habe ich mit deinen Eltern gesprochen." Itachi warf einen Blick zur Badezimmertür, hinter der Sasuke unter der Dusche stand. Er zog die halb gebundene Krawatte vom Hals und schmiss sie auf Bett, ehe er zum Flur hinaus ging. „Ich hab hier Dinge zu erledigen, Shizune." „Dinge also. Was für Dinge?" Sei keine Zicke, wollte er ihr an den Kopf schmeißen, aber im Grunde hatte sie alles Recht eine solche Zicke zu sein. Er war ein schlechter Freund. Er hatte viele Fehler gemacht, ihr gegenüber. Zuletzt die Sache mit dem Sorgerecht von dem sie nichts wusste und nichts würde wissen, bis er mit Sasuke heimkam. Er sagte gar nicht mehr, wenn es denn klappte. Denn er war sich sicher, dass er klappen musste. „Ich muss gleich los. Können wir ein anderes Mal darüber reden?" „Nein, Itachi. Es tut mir Leid, falls ich dich aufhalte," Ihre stimme wirkte so traurig und so entgültig, „Aber ich muss wissen, was zwischen uns ist. Das ist keine Beziehung, wenn du mir nicht einmal sagst, wo du hingehst und welche Dinge du zu erledigen hast, wenn es doch so wichtig ist, dass du mich vergisst." „Shizune", sagte Itachi, weil er sonst nichts zu sagen wusste. Sie hatte ja Recht, dass wusste er. Von seiner Seite aus, bemühte er sich nicht eine Beziehung zu ihr zu halten, die über Sex und Freundschaft hinaus ging. Er bemühte sich nicht um sie. „Ich denke einfach", meinte sie dann und Itachi wusste, dass sie gerade den Kopf schüttelte und beinahe weinte,„dass wir beide mehr verdient haben, als das hier." Er schwieg und so sprach sie weiter, obwohl ihre Tränen bald fließen mussten. So gut kannte Itachi sie dann doch: „Ich will damit nicht sagen, dass alles aus ist zwischen uns. Wir sollten nur warten bis du Heim kommst und dann sollten wir reden, Itachi. Lange und ehrlich und dann können wir entscheiden, wie es mit uns weitergehen soll." Itachi wusste, dass sie wahrscheinlich von ihm verlangte, dass er jetzt kämpte. Um sie kämpte, um ihre Liebe. Aber das konnte er nicht. Das wäre nicht ehrlich gewesen, deswegen schwieg er zuerst, aber nicht zulange und sagte dann: „Ich fürchte, du hast Recht." „Dann sollten wir auflegen", meinte sie. Er hörte sie leicht schniefen, aber er merkte, dass sie so tat, als würde sie erkältet sein und nicht weinen. „Ja." Er wartete einige Sekunden. Beide hatten sie das Gespräch noch nicht beendet. Und als sie leise: „Tschüss", sagte, sagte er noch: „Es tut mir Leid, Shizune." Er hoffte sie würde nie vergessen, dass sie seine beste Freundin war. Und dass er ihr dankbar war. Aber das mit ihnen als Paar war zum Scheitern verurteilt gewesen, bevor sie begonnen hatten, miteinander zu schlafen und so zu tun, als könnten sie diejenigen aus ihrem Freundeskreis sein, die als nächstes vor dem Traualtar ständen und irgendwann ein Haus voller lauter, glücker Kinder hätten. Gerade als Itachi das Handy in seine Hosentasche stecken wollte, klingelte es erneut und er nahm ab. Dieses Mal war es nicht Shizune, sondern Sasukes Großmutter, die ohne eine Begrüßung verlangte, ihren Enkel nach Hause zu bringen. „Wenn Sie ihn nicht sofort herfahren, werde ich mich mit dem Jugendamt in Verbindung setzten und Sasuke per gerichtlichen Beschluss von Ihnen fort holen. Noch habe ich das Sorgerecht für meinen Enkelsohn." Um sich zu beruhigen, atmete Itachi heftig aus. Anscheinend war der Brief endlich angekommen. Samstagmorgens, was für eine verrückte Stadt! Was für ein bescheuerter Tag! es würde ihn nicht wunden, wenn die Verhandlung heute total den Bach runter ging. Gott sei Dank war heute nicht die Verhandlung die über Sasukes Zukunft entschied. „Sasuke möchte nicht zurück. Ich kann ihn zu Ihnen bringen. Der Rest entscheidet sich dann am Donnerstag, aber ich sehe keinen Sinn darin, dass wir Sasuke zu irgendwas zwingen." „Sie verstehen nicht. Sie möchten nicht verstehen, Mr. Uchiha. Vielleicht können Sie auch ganz einfach nicht verstehen, aber es ist das Kind meines Sohnes und er hat keinerlei Verbindung zu Ihnen. Vielleicht fühlt er sich Ihnen zum Dank verpflichtet, weil Sie ihn von der Straße aufgelesen haben, aber ein Kind gehört zu seiner Familie." „Nein, der Meinung bin ich nicht." Er hatte nie geglaubt, dass gerade er das einmal sagen würde. Aber es stimmte. Ein Kind brauchte viel eher jemanden, der sich sorgte. Der sich wirklich um die Person bemühnte und nicht darum, welches Blut durch welche Adern floss. „Falls sie Ihre Entscheidung nicht ändern werden, werde ich Sasuke heute Nachmittag zu Ihnen bringen. Früher habe ich keine Möglichkeit, da ich beruflich in London zu tun habe. Schönen Tag." Er rieb sich über die Stirn und steckte das Handy in die Hosentasche. Er hoffte so sehr, dass die Frau es sich anders überlegte. Er hoffte, dass er Sasuke nicht würde nach Hause bringen müssen. Denn in vier Tagen, bis zur Verhandlung am Donnerstag, konnten diese Leute Sasuke eine Menge Schuldgefühle einreden. Und im Grunde, das wusste Itachi, kam es im großen Maße auch auf Sasukes Wille an. Der Wille, bei wem er leben wollte. Itachi öffnete die Tür zum Hotelzimmer und band sich die Krawatte. Sie mussten bald los. Er öffnete noch einmal seinen Zopf, kämpfte seine Haare neu und band sie wieder zusammen, als Sasuke aus dem Bad kam und dabei gerade ebenfalls sein Handy wegsteckte. „Mein Onkel hat mich gerade angerufen", sagte er und blickte vom Boden hoch in Itachis Augen, die sich weiteten. „Was wollte er?" „Dass ich bei dir bleibe." Sasuke fuhr sich durch die Haare und erklärte: „Er... hat sich entschuldigt, dass er... das mit meinem Vater nicht... nicht früher gesagt hat und dann, meinte er, ich solle bei dir bleiben. Also, du sollst mich nicht nach Hause bringen, heute Abend... Er meint, er klärt das mit... mit meiner Großmutter und er sagt, wir.., sollen uns keine Sorgen machen. Es sei an ihm... seine Schuld zu begleichen." „Dein Onkel ist ein guter Kerl, Sasuke", meinte Itachi und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Er hat viel verloren. Seinen Bruder, seine Frau und das Baby. Du bist der letzte der Menschen, die er beschützten sollte undder geblieben ist. Deswegen beschützt er dich nun." „Ja, ich weiß", murmelte Sasuke und erneut war er es, der den letzten Schritt tat und Itachi umarmte: „Ich will nicht zurück." to be continued by Jessa_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)