Unvergessliche Sommerferien von xXSasukeUchihaXx (Yami x Yugi) ================================================================================ Prolog: Die Macht eines einzelnen Wunsches ------------------------------------------ Nach nur wenigen Minuten klingelte sein Wecker, den er jedoch sofort wieder ausschaltete. Mit Mühe und einem flauen Gefühl in der Magengegend, stieg er aus dem Bett und lief auf das gekippte Fenster zu, um es gänzlich zu öffnen. Tief atmete er die Morgenluft ein, versuchte dabei seine angespannten Muskeln ein wenig zu entspannen, aber der kühle Hauch ließ Yugi erschaudern und ihn vor Kälte erzittern. Schüttelfrost auch noch, war sein nächster Gedanke und ging zum Stuhl, welcher vor seinem Schreibtisch stand und ergriff seine feinsäuberlich gefaltene Schuluniform, mit der er sein Zimmer verließ und das Bad aufsuchte. Seine morgendliche Katzenwäsche kaum erledigt, gerade noch sein dunkelblaues Halsband umgelegt und das Milleniumspuzzle um seinen Hals gehängt, wurde er von einem Schwindel ergriffen, mit welchem er nun gar nicht gerechnet hatte. Seine zittrigen Hände ergriffen gerade noch das Waschbecken, um nicht den Halt zu verlieren, doch seine ebenso zittrigen Beine konnten sein Gewicht nicht für lange halten und somit war er gezwungen, auf seine Knie zu sinken. Hatte es ihm wirklich so schlimm erwischt, dass er nicht mal die Kraft aufbringen konnte, um sich für die Schule fertig zu machen? Wie sollte er erst den Schulweg bewältigen? "Bist du schon wach, Yugi? Das Frühstück ist fertig" hörte Yugi seinen Großvater rufen und allein bei dem Wort 'Frühstück', stieg ihm erneut die Übelkeit den Rachen hinauf, ließ den Jungen kaum merklich würgen, ehe er sich mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, auf seine zittrigen Beine kämpfte. Nein, an Frühstück war im Moment nicht zu denken und außerdem durfte sein Großvater nicht bemerken, dass er eigentlich ins Bett gehörte. "Ich habe keinen Hunger" rief er nach weiteren Atemzügen und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Abgesehen von seiner fiebrigen Röte, die sich auf seinen Wangen gebildet hatte, war sein Gesicht von einer unnatürlichen Blässe vereinnahmt worden und ließ ihn wahrlich krank erscheinen. Seine Augen wirkten zudem klein und ziemlich erschöpft, während bereits die nächsten Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. "Komm schon, Yugi. Drei Stunden wirst du doch wohl schaffen" spornte er sich leise an, straffte seine Gestalt und ging zurück in sein Zimmer, um sich seine Schultasche zu schultern. Hoffentlich machte er auf dem Schulweg nicht irgendwo schlapp, sonst käme er wahrscheinlich noch in ernstere Schwierigkeiten. Vor der offen stehenden Küchentür blieb er kurz stehen, um seinen Großvater einen guten Morgen zu wünschen und unterdrückte erneut einen weiteren Hustenanfall. "Yugi, warte...". "Ich habe keine Zeit, Großvater. Ich treffe mich mit Joey. Bis später" unterbrach Yugi seinen Großvater überhastet und stieg die wenigen Stufen zum Spieleladen hinab, welches er auch nach wenigen Sekunden hinter sich ließ. Das er sich mit Joey treffen würde, war eine reine Notlüge gewesen, denn Yugi wusste um die Sorge seines Großvaters und wollte ihn nicht beunruhigen. Was hätte er denn tun sollen? Großvater hätte ihn in seinem Zustand niemals gehen lassen. Einige Schritte lief der Junge mit der Igelfrisur, natürlich in seinen Gedanken versunken, die Straße hinauf, konzentrierte dabei all seine Kräfte, die er noch besaß und wischte sich mehrmals mit seinem linken Ärmel über seine bereits wieder verschwitzte Stirn. Keuchend und nun auch wieder hustend, blieb er bei der nächsten Abzweigung stehen, blickte sich müde um und warf einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Kein Wunder, dass er völlig allein durch die Straßen schlenderte, denn es dauerte noch knappe zwei Stunden, bis die Schule beginnen würde. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er aus die Wohnung gestürmt war? Er hätte sich wenigstens noch für eine Stunde ins Bett legen können, doch nun stand er hier und zu seinem Leidwesen brachen die Wolken auch noch auf, ehe er im Regen stand und nicht einmal wusste, wo er sich um diese frühe Uhrzeit unterstellen sollte. Nochmals atmete er einige Male tief durch, bevor Yugi seinen Weg fortsetzte, denn ihm blieb wohl nichts erspart, jedenfalls schien das Glück heute Morgen nicht auf seiner Seite zu sein. Nach nur wenigen Schritten verschwomm seine Sicht gänzlich, doch der Fall auf den nun feuchten Boden blieb aus. Zwei Arme hielten ihn auf seinen Beinen, während seine verschwitzte Stirn an die Brust der Person lehnte, die ihn noch hatte auffangen können. Unsicher sahen die müden Augen auf, ehe ein dankbares Lächeln auf seinen Lippen erschien, als er die Person erkannte. "Yami..." hauchte Yugi und bemerkte sehr wohl die Sorge in dem Gesicht seines Freundes. "Deine Stirn ist ganz heiß" murmelte der Pharao, ehe der Kleinere die Augenlider sinken ließ und vor Erschöpfung in seinen Armen zusammen sackte. "Yugi... Hey, du kannst doch nicht einfach..." wendete Yami ein und ging mit dem Jüngeren in die Hocke, erstmal, da er seine Gedanken ordnen musste. Warum hatte er den Kleineren nicht an seinem Vorhaben gehindert? Wieso hatte er tatenlos zugesehen? Yami wusste es nicht und blickte sich auf den leeren Straßen um, doch keine Menschenseele konnte er erblicken, die ihm vielleicht hätte helfen können. "Und jetzt? Ich kann ihn schlecht zurück nach Hause tragen. Sein Großvater würde den Schock seines Lebens erleben, weil sein Enkel durch eine unsichtbare Macht durch die Luft schwebt" murmelte der Ältere und sah sich erneut um, denn Yugi konnte unmöglich im Regen bleiben. Er brauchte dringend ein Unterschlupf und eine gute Idee, wie er den Kleineren ohne Aufsehen nach Hause bringen konnte. Entschlossen ein Unterschlupf zu finden, hob er Yugi auf seine Arme, nicht ohne noch ein weiteres Mal die Gegend zu erkunden, denn er musste eventuellen Begegnungen aus dem Weg gehen. Als er sich sicher war, setzte er sich langsam in Bewegung und nur zwei Häuserblocks weiter entdeckte er einen Spielplatz, den er wohl um diese Uhrzeit benutzen konnte. Mit eiligen Schritten bezog er mit Yugi eines der hölzernen Häuser und setzte sich auf eine ziemlich kleine Bank, aber was hatte er erwartet? Dieses Haus war für kleine Kinder gedacht und nicht für Jugendliche, gar Erwachsene. Seufzend blickte er zu Yugi hinab, dessen Körper unter der Kälte immer wieder erzitterte und erneut überlegte Yami, wie er ihm bloß helfen könnte. Nicht einmal Wärme konnte er dem Jüngeren zukommen lassen, war er doch nichts weiter als ein Geist, welcher ohne Yugi in dieser Welt nicht existieren konnte. Im Moment fühlte sich der Pharao einfach nur hilflos und verzweifelt, weil er nichts weiter tun konnte, als den Regen abzuwarten und zu hoffen, dass irgendeine bekannte Person, vielleicht sogar Joey, an dem Spielplatz vorbei käme und Yugi finden würde. "Ich wünschte, ich könnte dir Wärme geben, aber ich kann es nicht. Verzeih mir, Yugi" murmelte der Pharao verzweifelt vor sich her und verfluchte sein verdammtes Schicksal. Sicher, oftmals hatte er dem Kleineren bei Duellen unterstützt, sogar dessen Part übernommen, doch nun ging es um die Gesundheit seines besten Freundes. Der fiebrige Schimmer auf den Wangen des Kleineren nahm zu, ebenso die Blässe und allmählich kroch eine gewisse Angst in Yami hoch, denn er wollte nicht länger warten und nur zusehen. Plötzlich, völlig unerwartet, reagierte das Milleniumspuzzle um seinem Hals und auch das von Yugi strahlte ein helles Licht ab. Irritiert blinzelte Yami einige Male, als das Licht verschwunden war und hob seine linke Hand, die er einige Sekunden wundernd betrachtete. Seine Hand, dachte er sich und blickte nun an seinen Körper hinab. "Was geht hier vor? Das..." sprach der Ältere leise, verstummte jedoch im nächsten Moment, da seine Stimme plötzlich so real wirkte. Wie konnte das sein? War er nicht länger ein Geist? Auf all seine Fragen vermochte er keine Antworten finden, denn noch immer betrachtete er seinen nun eigenen Körper, unabhängig davon, dass er sich diese Situation einfach nicht erklären konnte. Bevor er sich wieder auf Yugi konzentrieren konnte, welcher sich nun an seine warme Brust schmiegte, erklang eine weibliche Stimme über den Älteren, weswegen Yami seine Augen auf die Frau richtete, die über seinem Kopf schwebte. "Du bist doch das schwarze Magiermädchen" murmelte Yami ungläubig und versuchte noch immer zu verstehen, was hier eigentlich vor sich ging. Erst das helle Leuchten des Milleniumspuzzles, im nächsten Moment spürte er deutlich das Blut durch seine Adern fließen und nun tauchte auch noch das schwarze Magiermädchen auf. Was zum Teufel ging hier nur vor? "Seid unbesorgt, mein Pharao. Durch Euren Wunsch, Yugi zu beschützen und ihm die Wärme zu geben, die er braucht, war ich in der Lage, Euch Euren Wunsch mit meiner Magie zu erfüllen" sprach das blondhaarige Mädchen lächelnd und begutachtete den Jüngeren, welcher sein fiebriges Gesicht an die Brust des Pharao schmiegte. "Was? Ich dachte, ich könnte nur durch Yugi in dieser Welt existieren" erwiderte Yami und betrachtete erneut seinen Körper. Er war wirklich nicht länger ein Geist, spürte deutlich seine eigene Wärme und seinen regelmäßigen Herzschlag erfolgen. "Ihr unterschätzt die Macht Eurer Wünsche, mein Pharao. So lange Ihr Yugi beschützen wollt, besitzt Ihr diese außerordentliche Macht. Kümmert Euch um Euren Freund" entgegnete die Magierin, bevor sie von dem hellen Licht umhüllt wurde und vor den Augen des Pharao verschwand. "Warte... Wie lange wird mein Zustand anhalten?" wollte er noch in Erfahrung bringen, jedoch erhielt er auch nach weiteren Sekunden nicht die gewünschte Antwort, die er sich erhofft hatte und seufzte angestrengt aus. Wieder zu Yugi hinab sehend, drückte er den Kleineren an seine Brust, um ihm nun die Wärme zu geben, die Yugi bei ihm suchte. Gut, er hatte keine Antworten bekommen, doch nun war auch nicht die Zeit, sich über seinen Zustand irgendwelche Gedanken zu machen, denn nun konnte er seinen kleinen Freund nach Hause bringen. Ja, Yugi musste unbedingt ins Warme, denn seine Körperwärme allein reichte nicht aus, da die Glieder, die gesamten Muskeln des Jüngeren, angespannt waren und immer wieder erzitterten. Seufzend legte er Yugi auf die gegenüber liegende Bank ab, ehe sich Yami seines blauen Jackettes entledigte und den Jüngeren in den warmen Stoff einhüllte. "Keine Sorge, ich kümmere mich um dich, Yugi. Drück mir die Daumen, dass dein Großvater nicht zu sehr erschrocken wegen meines Auftauchens ist" lächelte Yami zaghaft und hob den Kleineren erneut auf seine Arme. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört, aber er konnte unmöglich noch länger warten, weswegen er das kleine Haus verließ und eiligen Schrittes die Straße hinab lief. Hoffentlich rief Herr Muto einen Arzt, denn es konnte sich unmöglich um eine normale Erkältung handeln, sonst wäre Yugi wohl kaum in seinen Armen zusammen gebrochen. Warum war Yugi nur so leichtsinnig gewesen? Nur wegen dem Zeugnis? Wahrscheinlich, aber auch diese Fragen mussten warten. Ja, wenn der Jüngere wieder wach geworden war, würde Yami wohl erstmal erklären müssen, wieso er nun einen eigenen Körper besaß und wie ihre Zusammenarbeit in der Zukunft aussehen sollte. Kapitel 1: Der erste und garantiert auch letzte Schultag -------------------------------------------------------- Die Türklingel ertönte und der alte Ladenbesitzer blickte verwundert von seiner Bestellliste auf, ehe er einen prüfenden Blick zur Wanduhr hinter sich warf. Sein Spieleladen öffnete doch erst um neun Uhr, also wer kam um diese frühe Uhrzeit hierher? Als er seine Augen wieder auf die nun zugefallene Tür richtete, blinzelte der alte Mann ungläubig, denn er glaubte tatsächlich seinen Enkel in doppelter Ausführung zu sehen. Doch auch nachdem er sich einige Male über seine alten Augen gerieben hatte, sah er seinen Enkel immer noch deutlich in den Armen eines jungen Mannes, welcher Yugi so erschreckend ähnelte. "Ich... Herr Muto, ich..." stammelte Yami unbeholfen, denn er wusste einfach nicht, wie er die momentane Situation erklären sollte. Erst als er einen kurzen Blick zu Yugi warf, sammelte er sich wieder und sah entschlossen zum Ladenbesitzer auf. "Ich erkläre Ihnen alle Einzelheiten, aber zuerst müssen wir einen Arzt rufen. Yugi hat hohes Fieber und... Ich hätte ihn gar nicht erst gehen lassen sollen, aber...". "Nun beruhige dich erstmal, mein Junge. Wenn ich die Situation richtig verstehe, bist du der Pharao, der im Milleniumspuzzle lebt. Bring Yugi ins Bett und ich bemühe mich sofort um einen Arzt" unterbrach der alte Mann den aufgebrachten Jungen und deutete auf die Tür neben der Theke, die zur Wohnung hinauf führte. "Es kam mir gleich komisch vor, weil mein Enkel sonst immer frühstückt, aber er ist so schnell verschwunden, dass ich mir kein Bild über sein Befinden machen konnte" fügte der ältere Herr noch hinzu, ehe er zum Telefonhörer griff und eine Nummer wählte. Yami nickte überrascht, denn scheinbar nahm der Großvater des Kleineren sein Auftauchen gelassen auf und erklärte sogar, was er zutun hatte. Mit gemischten Gefühlen, machte er sich doch wahnsinnige Sorgen um Yugi, stieg er die Stufen empor, um in den zweiten Stock zu gelangen. Nachdem er umständlich die Tür mit dem linken Ellenbogen geöffnet hatte, legte er Yugi aufs Bett ab und zog ihm das umgeschlungene Jackett von den Schultern, dessen eigenes Jackett, die Schuhe und schließlich folgten auch die Schuhe, die er neben dem Bett abstellte. Yugi zudeckend, seufzte Yami leise aus und setzte sich auf den Bettrand, streckte seine Hand nach der Stirn des Jüngeren aus und überprüfte die viel zu hohe Temperatur. Was sollte er nur gegen das ansteigende Fieber unternehmen? "Der Arzt ist bereits auf dem Weg, Pharao" hörte er plötzlich die Stimme des Ladenbesitzers und blickte zur Tür, die er offen gelassen hatte. "Nennen Sie mich doch bitte, Yami. Yugi und unsere Freunde nennen mich auch so" erwiderte der Pharao, wollte er doch nicht wie eine hohe Persönlichkeit behandelt werden, denn im Moment war auch er nur ein Mensch, welcher einfach nur nicht wusste, wie seine Vergangenheit verlaufen war. Der Großvater von Yugi lächelte leicht und konnte noch immer die Sorge in den Augen des jungen Mannes erkennen, trat auf ihn zu und seufzte leise aus. "Mach dir keine unnötigen Sorgen. Yugi ist ein Kämpfer und wird sicherlich schon bald wieder auf den Beinen sein. Erkläre mir lieber, wieso du einen eigenen Körper besitzt?". Yami seufzte nun ebenfalls und wartete, bis sich der ältere Herr gesetzt hatte, ehe er das Ereignis von heute Morgen erläuterte. Er selbst hatte noch unzählige Fragen, auf die er Antworten suchte, aber er musste sich wohl mit seinem jetzigen Wissen zufrieden geben. Während Yami kein einziges Detail ausließ, hörte der alte Mann neben ihm zu und schien selbst auch einige Fragen zu haben, die der Pharao jedoch nicht beantworten konnte. Nur durch seinen tiefen Wunsch hatte das Milleniumspuzzle reagiert, welches der Kleinere nach wie vor um den Hals trug und auch er trug nach wie vor diesen wertvollen Gegenstand. Wie lange durfte er seinen Körper behalten? Wenigstens diese eine Frage hätte das schwarze Magiermädchen beantworten können, oder etwa nicht? "Äußerst interessant... Die Macht der Milleniumsgegenstände sind noch weitaus mächtiger, wie mir scheint" gab der alte Mann nachdenklich von sich und betrachtete nun seinen jungen Enkel, welcher sich auf die Seite wälzte und einige Male hustete, ehe es wieder ruhig im Zimmer wurde. "Yugi wird Augen machen, wenn er dich in Fleisch und Blut sieht" fügte der Ladenbesitzer grinsend hinzu, erhob sich jedoch im nächsten Moment, da er die Klingel der Haustür gehört hatte. Er schenkte Yami noch ein aufmunterndes Lächeln, da er dessen Sorge noch immer in den violetten Augen erkennen konnte und stieg die Stufen hinab, um den Arzt zu begrüßen. "Dein Großvater ist viel stärker, als ich zu Anfang angenommen habe, Yugi. Ich habe mir wirklich ernsthafte Sorgen gemacht, aber..." murmelte Yami und ergriff die schmale Hand seines besten Freundes. Leise Schritte, die die Stufen erklommen, hatten ihn verstummen lassen, ehe er in das Gesicht eines alten Mannes mit einem Vollbart blickte. Ein weißer Kittel zeichnete seinen Beruf aus und noch bevor er den Arzt hätte begrüßen können, wurde der Pharao aufgefordert vom Bett zu steigen, damit die Untersuchung beginnen konnte. "Ihr Enkel hat sich eine Sommergrippe eingefangen, Herr Muto. Nichts Ungewöhnliches, also kein Grund, um sich große Sorgen zu machen. Ich schreibe Ihnen ein Fieber senkendes Mittel und etwas gegen den Husten auf. Ihr ältester Enkel hat vollkommen richtig reagiert" erklärte der Arzt nach nur wenigen Minuten und überreichte das Rezept, welches Herr Muto in der nächsten Apotheke abgeben sollte, um die Medizin zu erhalten. Yami seufzte erleichtert aus, hatte er sich wahrlich grundlose Sorgen um Yugi gemacht, aber er hatte mit dieser Situation eben nicht umgehen können. Nur eine Tatsache versetzte ihn ins Staunen, denn er hatte sich eben sicherlich nicht verhört. Er soll der älteste Enkel des Ladenbesitzers sein? "Er sollte sich in den nächsten Tagen ausruhen und genügend Flüssigkeit zu sich nehmen. Sollte Ihr ältester Enkel auch noch krank werden, rufen Sie mich an". Der Großvater seines besten Freundes nickte den Anweisungen zu, ohne auf die Behauptung einzugehen. Warum? Es störte Yami zwar nicht, aber wieso verschwieg der Ältere die Wahrheit? Noch bevor er ein Wort an Herr Muto richten konnte, verließen die beiden Älteren des Zimmer und der Pharao blieb allein neben dem Bett stehen, unfähig, einen klaren Gedanken fassen zu können. Diese verwirrenden Gedanken vertreibend, setzte er sich wieder auf den Bettrand und blickte aus dem Fenster. Bei all der Aufregung hatte er nicht bemerkt, dass der Regen aufgehört hatte und das die Sonnenstrahlen die feuchten Straßen zu trocknen begannen. In seiner Gedankenwelt versunken und die Schritte neben sich nicht hörend, zuckte er unter der Stimme zusammen, welche seinen Namen gerufen hatte. "Der Arzt muss der festen Überzeugung gewesen sein, dass du mein ältester Enkel bist. Die Idee finde ich nicht schlecht und außerdem habe ich mir immer einen zweiten Enkel gewünscht" lächelte der Ladenbesitzer amüsiert, ließ den noch sehr jungen Pharao erst gar nicht zu Wort kommen und redete unbeirrt weiter. "So lange du einen eigenen Körper besitzt, solltest du in diese Rolle schlüpfen, zumindest für Außenstehende, die diese Situation nicht verstehen würden und...". Der ältere Herr unterbrach sich, schien kurz überlegen zu müssen und reichte Yami schließlich die Schultasche von Yugi. "Du könntest für Yugi in die Schule gehen und sein Zeugnis entgegen nehmen. Den Unterschied wird kein einziger Lehrer bemerken, also was hältst du von meinen Vorschlägen?". "Was? Ich soll für Yugi in die Schule gehen? Ich soll...". Eine kurze Pause trat ein, in der Yami angestrengt über die Vorschläge des alten Mannes nachdachte. "Ich soll Ihr zweiter Enkel sein, der ältere Bruder von Yugi? Ich... Ich bin doch weder mit Ihnen, noch mit Yugi verwandt und außerdem...". "Die Blutsverwandtschaft spielt keine große Rolle, Yami. Wirf nur einen Blick in den Spiegel und schau dir Yugi an. Du musst doch zugeben, dass ihr euch vom Aussehen her sehr ähnelt, oder nicht?" unterbrach Herr Muto den jungen Mann, welcher wohl noch immer um die nötige Fassung kämpfte, um die eben gesagten Worte zu verarbeiten. "Tu mir bitte diesen Gefallen und geh für Yugi zur Schule. Heute findet kein Unterricht statt. Die Lehrer und auch die Schüler sprechen über das vergangene Jahr und anschließend werden die Zeugnisse verteilt. Ich würde selbst zur Schule gehen, wenn ich die Zeit hätte, aber ich muss den Spieleladen öffnen und ich möchte ein Auge auf Yugi halten". Einige Minuten herrschte Stille und nur die leise, sehr keuchend klingende Atmung des Jüngsten im Raum drang an die Ohren des Pharao. Nur ein einziger Tag, dachte er sich insgeheim und erhob sich schließlich vom Bett, nur um sich sein blaues Jackett über seine Schultern zu legen. Es war Sommer und da brauchte er Luft, auch wenn Yugi einst gemeint hatte, die Schulordnung sei sehr streng. "Einverstanden... Ich gehe zur Schule und werde die Zeit, in der ich einen eigenen Körper besitze, Ihr ältester Enkel sein" stimmte Yami schließlich zu und schulterte sich die Schultasche. Irgendwie fühlte er sich unwohl in seiner Haut, aber er musste sich immer wieder vor Augen halten, für welche Person er in den sauren Apfel biss. Nur für Yugi, seinen besten Freund, denn von ihm hatte er in dem vergangenen Jahr schon eine Menge lernen können. "Das freut mich und... Oh je, du solltest dich auf dem Weg machen. In weniger als zehn Minuten wird das Schultor geschlossen" erwiderte der ältere Herr lächelnd, wobei ihm das Lächeln verging, als er einen kurzen Blick auf den Wecker geworfen hatte. "Das Schultor wird geschlossen? Ich verstehe nicht, Herr Muto" entgegnete Yami fragend, während ihm noch eine Frage beschäftigte. "Ich kenne den Weg zur Domino-High nicht. Yugi geht doch immer mit unseren...". "Du musst mich nicht länger siezen. Meine Enkel sollen mich Großvater nennen und nun hör mir zu..." unterbrach der Ladenbesitzer den jungen Mann ein weiteres Mal, ehe er ihm den Weg zur Schule erklärte und in noch weniger Worten schilderte, was es bedeutete, wenn er vor den verschlossenen Toren der Schule stehen würde. Nur wenige Minuten später rannte der Pharao die Straße hinauf, die zu der Abzweigung führte, die er heute Morgen schon einmal mit Yugi auf seinen Armen hinter sich gelassen hatte. "An der Abzweigung folgst du dem rechten Weg. Das Schulgebäude kommt dann in Sichtweite. Nur ein Blinder würde die Domino-High tatsächlich übersehen" kamen ihm die Worte des Älteren in den Sinn und endlich erreichte er die Abzweigung, wollte gerade den rechten Weg einschlagen, wurde jedoch im nächsten Moment mit voller Wucht von den Füßen gefegt und machte eine unliebsame Bekanntschaft auf dem Betonboden. "Entschuldigung, ich habe dich nicht..." hörte er eine weibliche, jedoch vertraute Stimme, welche abrupt stoppte, ehe das minimale Gewicht auf seinem Rücken verschwand. "Yugi... Hast du dich verletzt? Ich habe dich wirklich nicht gesehen". Yami erhob sich allmählich, klopfte sich den Schmutz von seinen Klamotten und schüttelte seinen Kopf. Zugegeben, mit diesem Zusammenstoß hatte er nicht gerechnet und noch weniger mit einer guten Freundin, welche nun einige Male tief durchatmete. "Du bist wohl auch spät dran, oder?" wollte der Pharao wissen, denn sie schien auch einen morgendlichen Spurt hinter sich gebracht zu haben. "Ja, beim Frühstück ist mir..." erwiderte die junge Dame mit den braunen Haaren, stockte abermals, trat nun näher an den Jungen mit der Igelfrisur heran und musterte ihn. "Was ist denn, Téa? Habe ich etwa Schmutz im Gesicht?" fragte der Ältere verwundert, ehe er das Läuten der Schulglocke ertönen hörte. Verdammt, er hatte bei all der Aufregung die begrenzte Zeit vergessen und wenn er nicht bestraft werden wollte, musste er sich nun unbedingt beeilen. "Du bist doch..." murmelte Téa, konnte jedoch ihren Satz nicht beenden, da ihre Hand ergriffen wurde und sich gezwungen sah, die überhasteten Schritte ihres Freundes zu folgen. Ach ja, die Schule, dachte sie sich insgeheim und konnte bereits das Schulgebäude erkennen. Auch das Läuten der Glocke fiel ihr nun auf, welches sie zuvor wohl überhört haben musste. Ihre Musterung und ihr Verdacht verstärkte sich bei den eiligen Schritten, denn Yugi war noch nie so schnell gewesen. Nein, neben ihr rannte nicht Yugi, sondern der Pharao. Stellte sich Téa nur die Frage, warum Yugi in den Hintergrund verschwunden war? Doch diese Frage schob sie zur Seite, als sie vor dem bereits verschlossenem Schultor standen und hastig nach Atem rangen. Yami umfasste nach nur wenigen Atemzügen die Gitterstäbe und versuchte das ungefähr drei Meter hohe Schultor zu bewegen, aber da das Läuten vor wenigen Sekunden nicht mehr ertönt war, schien es tatsächlich abgeschlossen worden zu sein. Sein erster Schultag fing wirklich super an und wenn er jetzt noch daran dachte, dass er wegen lächerlichen Minuten, die er zu spät käme, bestraft werden würde, sank seine Laune geradewegs in den Keller. Ohne Téa neben sich zu beachten, trat der Pharao einige Schritte zurück und studierte nochmals die Höhe des Tores, die es zu überwinden galt. Ohne das Zeugnis seines besten Freundes würde er nicht gehen, also musste er über das Tor springen. "Pharao, ich meine... Du bist doch Yami, oder?". Verwundert und aus seinen Überlegungen gerissen, warf er einen prüfenden Blick zu Téa, welche ihre Augen auf den Boden gerichtet hielt. Woher wusste sie nur, dass er der Pharao war? "Ich bin mit Yugi schon so lange befreundet, musst du wissen. Ich kenne seine Stärken und Schwächen, daher fällt mir der Unterschied zwischen euch auf" erklärte die Braunhaarige verlegen, ehe sie ihre Augen wieder auf das verschlossene Schultor richtete. Auf den Lippen des Älteren erschien ein zaghaftes Lächeln, war Téa doch die einzige Person, welche immer den Unterschied zwischen Yugi und ihm bemerkte. Vielleicht weil sie eine Frau war? Yami wusste es nicht so genau, lief wieder auf das Tor zu und überlegte nochmals, ehe ihm die rettende Idee in den Sinn kam. Sich gegen die Gitterstäbe lehnend, faltete er seine Hände vor der Brust ineinander und blickte entschlossen zu Téa. "Nimm genügend Anlauf, Téa. Durch die Geschwindigkeit wirst du über das Tor springen können. Ich helfe dir beim Absprung mit den Handflächen". Die blauen Augen der Schülerin weiteten sich, ehe sie lautlos schluckte und den Blick des Pharao verunsichert erwiderte. Seine Idee könnte funktionieren, aber wie wollte dann Yami über das drei Meter hohe Schultor kommen? "Und du?" fragte die Braunhaarige zweifelnd, doch als er ein zuversichtliches Lächeln auflegte, verflüchtigten sich ihre Zweifel. "Bereit?" entgegnete Yami fragend, nachdem sie ungefähr vier Meter zurück getreten war. "Ich denke schon, aber...". "Vertrau mir... Ich weiß mir schon zu helfen" unterbrach er sie und forderte Téa ein weiteres Mal auf, nun endlich zur Tat zu schreiten. Noch einmal schluckte Téa, ehe sie auf Yami zulief. Der Pharao konzentrierte sich derweil, wollte er die Braunhaarige auch nicht verletzen und als sie ihren rechten Fuß auf seine Handflächen stützte, nahm er genügend Schwung und verhalf Téa durch die Geschwindigkeit über das verschlossene Tor. Als sie hinter dem Tor auf dem Boden aufsetzte, hörte er deutlich ihren erleichterten Seufzer und drehte sich zu ihr um, um ihr seine Schultasche durch die Gitterstäbe zu reichen. "Trete zurück. Ich habe nur einen einzigen Versuch" erklärte er ihr sachlich und trat nun selbst einige Meter zurück. Entweder, er brach sich nun all seine Knochen oder er überstand seinen Versuch unbeschadet, aber er musste es zumindest versuchen. "Sei vorsichtig" hörte er noch Téa rufen, ehe Yami auf das Tor zulief, zwei Schritte auf einem der Gitterstäbe schaffte und sich mit Mühe abstieß, um im nächsten Moment auf dem Tor zu hocken. "Das ist und wird mein letzter Schultag sein" murrte er und sprang hinunter, seufzte leise und erleichtert aus und nahm seine Schultasche entgegen. "Zu welcher Klasse müssen wir?" wollte Yami schließlich wissen und blickte sich auf dem Schulgelände um. Er hatte wirklich keine Ahnung, was noch auf ihm zukommen würde, vor allem wenn er an die kommende Strafe dachte, die er durch seine Verspätung bekäme. "Wir müssen zur Aula. Wenn wir Glück haben, ist der Direktor noch nicht da. Er hält vor den Sommerferien immer eine langweilige Rede" erwiderte Téa und setzte sich in Bewegung, da Yami offensichtlich den Weg nicht zu kennen schien. Warum fragte er nicht einfach Yugi? Der Kleinere wusste doch den Weg, aber scheinbar wollte Yugi dem Pharao nicht helfen. Hatten sie sich wohlmöglich zerstritten? Nein, Yugi ging Streitereien aus dem Weg und mochte es auch nicht, sich zu streiten, fühlte er sich doch immer gleich schuldig. Wieso lief also Yami neben ihr her und nicht Yugi? Vor der Aula blieb die Braunhaarige stehen und warf einen vorsichtigen Blick durchs Fenster hinein, konnte die zahlreichen Schüler auf den Stühlen sitzen sehen, aber der Direktor schien noch nicht anwesend zu sein. "Und?" fragte der Ältere und folgte ihr durch die offene Tür in den Gang, ehe sie vor der geschlossenen Tür, die in die große Aula führte, stehen blieb und einmal tief durchatmete. "Der Direktor ist noch nicht da, also..." lächelte Téa, stockte jedoch, als sie eine kräftige Hand auf ihrer Schulter spürte und nur vorsichtig warf sie einen Blick auf die Person, welche wohl hinter ihr stand. "Guten Morgen, Herr Direktor" grinste sie verunsichert, doch die Miene des alten Mannes, welcher einen gräulichen Anzug trug, veränderte sich nicht. Schade, dachte sich Téa, hatte sie doch gehofft, der Strafe entgehen zu können, aber ihr Direktor blieb sogar am letzten Schultag, auch noch vor den Sommerferien, sehr streng. "Téa Gardner und Yugi Muto, ihr schnappt euch jeweils einen Eimer mit Wasser und werdet bis zur großen Pause genau hier stehen" ertönte die strenge Stimme des Direktors, ehe er die Aula betrat und zwei nicht gerade freudig gestimmte Schüler auf dem Gang stehen ließ. Yami folgte der Braunhaarigen, wusste sie scheinbar, woher sie die Eimer bekämen und nun, nach dieser Aufforderung, hatte seine Laune endgültig den Tiefpunkt erreicht, denn dieses Leben lag ihm einfach nicht, also durfte Yugi ruhig die Schule besuchen. Hoffentlich vergingen die Stunden schnell, denn auch wenn er nun schlechte Laune verspürte, machte er sich immer noch Sorgen um seinen kleinen Freund, welcher mit einer Sommergrippe das Bett hütete. Ja, nach der Schule würde er noch die Apotheke aufsuchen und dann war der Tag für den Pharao gelaufen. Kapitel 2: Endlich Sommerferien ------------------------------- Der Pharao wusste schon gar nicht mehr, wie lange er nun im Gang neben Téa stand und diesen Eimer, gefüllt mit Wasser, in seiner rechten Hand hielt. Eine halbe Stunde oder war bereits eine ganze Stunde vergangen? Yami seufzte angestrengt, stellte den auf Dauer zu schweren Eimer neben sich ab und betrachtete seine Handinnenfläche, in welche sich eine leichte Röte und der Abdruck der Halterung gebildet hatte. Was für eine dämliche Strafe, dachte er sich und zudem konnte er den Sinn dieser Strafe nicht einmal verstehen. "Warum?" fragte Téa leise, war ihnen doch der Mund verboten worden, aber Yami schuldete ihr immer noch eine Erklärung. Der Pharao sah die Braunhaarige erst fragend an, ehe er seine Hände in den Hosentaschen vergrub und sich lässig an die Wand lehnte. "Weil meine Hand schmerzt und ich den Sinn dieser sinnlosen Strafe nicht verstehe" erwiderte er ebenso leise, hob jedoch seine linke Augenbraue, da Téa leise zu lachen begonnen hatte. Warum? Hatte er sich missverständlich ausgedrückt? "Entschuldige... Ich möchte wissen, warum du neben mir stehst? Hast du dich etwa mit Yugi gestritten?" präzisierte die junge Dame ihre Frage, stellte nun auch den Eimer ab und seufzte erleichtert, während sie sich ihr schmerzendes Handgelenk rieb. "Ich muss dir wohl die Wahrheit sagen, aber könnten wir vielleicht bis zur Pause warten? Joey und Tristan wollen bestimmt auch wissen, wieso ich die Schule besuche" entgegnete der Ältere und rieb sich über seinen Bauch. Verdammt, seit Jahrtausenden hatte er kein Hungergefühl mehr verspürt, doch nun, da er einen eigenen Körper besaß, verlangte sein Magen nach etwas Essbarem. Téa war das leise Magenknurren keineswegs entgangen, schmunzelte über seinen gequälten Gesichtsausdruck und öffnete ihre Schultasche. "Möchtest du mein Bento essen?" fragte sie und hielt ihm eine kleine Box entgegen. Nicht wissend, was ein Bento sein könnte, nahm er die Box und die dazu gehörigen Stäbchen entgegen und nahm den Deckel ab. "Oh... Hast du das selbst zubereitet?" wollte Yami in Erfahrung bringen und betrachtete den Reis, über dem eine gut riechende Sauce gegeben worden war. "Ähm... Ja, es ist zwar nur ein einfaches Curry, aber lass es dir trotzdem schmecken. Ich habe schon gefrühstückt, also bediene dich" lächelte die Braunhaarige und beobachtete den Pharao neugierig, wollte sie doch wissen, ob es ihm schmecken würde. Yami nickte ihr zu, wollte auch endlich dieses Curry probieren, doch als er Schritte hörte, sah er instinktiv auf und in blaue Augen, welche einen verächtlichen Ausdruck angenommen hatten. "Sieh an. Der kleine Yugi und seine Freundin sind zu spät gekommen" erklang auch schon die belustigte Stimme, jedoch ließ sich der Pharao nicht aus der Ruhe bringen und probierte nun endlich den Reis mit der köstlichen Sauce. Ein zaghaftes Lächeln schenkte er Téa, um ihr somit zu zeigen, dass es ihm schmeckte, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Neuankömmling richtete. "Du bist auch zu spät, Kaiba. Du darfst dir gern meinen Eimer nehmen und dich zu uns gesellen" erwiderte Yami unbeeindruckt und schob den vollen Eimer mit seinen linken Fuß zu Seto rüber, welcher jedoch über diese Bemerkung sarkastisch lachte. "Ich soll mich mit dem Kindergarten abgeben? Lächerlich... Unser Direktor weiß von meiner Verspätung und...". "Seto hatte einen wichtigen Termin, Yugi. Er hat eine glaubhafte Entschuldigung, aber warum steht ihr hier auf dem Gang? Du bist doch sonst auch immer pünktlich" fuhr Mokuba fort und trat hinter seinem großen Bruder hervor. "Glaub mir, die Wahrheit würdet ihr mir nie glauben" entgegnete Yami, wusste er doch, dass Kaiba weder an Magie glaubte, noch an Übernatürliches. "Komm, Mokuba. Wir haben Wichtigeres zutun" murmelte Seto ebenso unbeirrt und setzte seinen Weg fort. Téa verschränkte ihre Arme vor der Brust, stierte dem arroganten Mistkerl hinterher und seufzte, als er zusammen mit seinen kleinen Bruder die Aula betreten hatte. Wo waren nur seine Manieren? Würde Kaiba je sein Verhalten ändern oder blieb er für den Rest seines Lebens ein eingebildeter Kerl? Bevor die Tür ins Schloss hätte fallen können, murmelte Seto noch einige Worte, weswegen Yami die Box an Téa zurück reichte und den Eimer wieder zur Hand nahm. "Wenn ihr keinen Ärger wollt, solltet ihr eure Strafe absitzen. Der Direkter hat soeben seine Rede beendet". Die Worte bewahrheiteten sich, denn im nächsten Moment öffnete sich die Tür zur Aula erneut und der Direktor betrat den Gang. Sein Gesicht wirkte nicht mehr so streng, wie bei ihrer letzten Begegnung und als er die beiden Bestraften erblickte, welche noch immer einen, mit Wasser gefüllten, Eimer in den Händen hielten, seufzte er. "Ihr könnt nun die Aula betreten. Die Zeugnisausgabe wird vorgezogen und dann könnt ihr eure Sommerferien genießen" erklärte der ältere Herr, räusperte sich gekünstelt und lief geradewegs und pfeifend auf sein Büro zu. "Er hat uns die Strafe erlassen. Ich habe gehört, er lässt nur Gnade walten, wenn er wirklich gute Laune hat. Komm, bevor er es sich noch anders überlegt" grinste die Braunhaarige und stellte den Eimer ab, ehe sie an die Tür klopfte und nach weiteren Sekunden die große Aula betrat. Yami folgte ihr stumm, blickte sich in den wirklich großen Saal um und spürte unzählige Blicke auf sich ruhen. "Hey, wir sitzen hier hinten" hörte er eine vertraute Stimme rufen und erblickte sofort Joey in den hinteren Reihen neben Tristan sitzen. Gut, würde er sich erstmal setzen und für einige Minuten verschnaufen. "Was ist denn los? Du siehst total gestresst aus" bemerkte der Blonde, als sich Yami neben ihm auf dem freien Platz gesetzt hatte, während sich Téa neben Tristan nieder ließ. "Frag lieber nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass die Schule so anstrengend sein kann" entgegnete der Pharao leise und bettete seinen Kopf auf seine Arme, die er auf den Tisch gelegt hatte. Er wollte doch nur für einige Minuten seine wohl verdiente Ruhe haben, denn er wusste nicht, was noch an diesen Tag geschehen würde. "Hä? Wie meinst du..." begann der Blonde, doch die Hand der jungen Frau in ihrem Freundeskreis legte sich auf seinen Mund und somit wurde er zum Schweigen gebracht. "Das ist der Pharao. Ich weiß auch nicht, wieso sich Yugi im Hintergrund aufhält, aber gönne ihm eine kleine Pause" erklärte Téa flüsternd und deutete auf den jungen Mann, welcher seine Augenlider hatte sinken lassen und nun ein wenig vor sich hin döste. Oh ja, er schien total erschöpft zu sein, weil er sonst nur Duelle bestritt und mit dem normalen Leben eines Schülers nichts zutun hatte. Erst das beständige Rütteln einer Hand auf seiner Schulter riss Yami aus seinem Dämmerzustand, ehe er müde blinzelte zu seiner Rechten zu Joey aufblickte. "Dein Name wurde aufgerufen" wisperte der Blonde und nun erst richtete Yami seine Aufmerksamkeit zum Podest, ehe der Direktor erneut 'Yugi Muto' rief. Super, dachte er sich und rechnete schon mit einer weiteren Strafe, doch Tristan erklärte ihm, dass er aufstehen und sein Zeugnis entgegen nehmen sollte. Nickend und sich wundernd, wo eigentlich Téa war, erhob er sich von seinem Platz und lief langsamen Schrittes auf das Podest zu. Das weiße Dokument entgegen nehmend, wurde er auch gleich aus dem Saal geschickt, mit der Begründung, dass er nun Heim gehen könne. Deswegen war Téa also nicht mehr anwesend? Der Pharao wusste es nicht, lief den Gang hinunter und betrat schließlich das Schulgelände. "Yami, ich sitze hier" hörte er plötzlich die Stimme der Braunhaarigen und entdeckte sie auf einer Bank sitzen, während sie auch ihr Zeugnis in ihren Händen hielt. Sich neben ihr auf die Bank setzend, lehnte er sich zurück und genoss die warmen Sonnenstrahlen, welche sein Gesicht beschienen. "Und? Wie sieht dein... Wie sieht das Zeugnis von Yugi aus?" durchbrach sie die Stille, ehe ihr das Dokument gereicht wurde. "Im Sport war er noch nie der Beste, aber sein Zeugnis kann sich sehen lassen" lächelte die Braunhaarige, wobei sie Yami erneut musterte und nun erst bemerkte, dass er wohl noch immer seine Ruhe suchte. "Was ist denn los? Ich verstehe nicht, warum du dir die momentane Situation noch länger antust?". "Ich habe keine Wahl, Téa. Du wirst meine Situation verstehen, wenn Joey und Tristan zu uns stoßen. Gedulde dich noch ein wenig" erwiderte er ihr und steckte das Zeugnis in die Schultasche. Ja, nur noch einige Minuten warten und wenn ihr Freundeskreis schließlich komplett war, würde er seinen Freunden die ganze Wahrheit erzählen. Nach nur wenigen Minuten, in denen schon zahlreiche Schüler das Schulgelände verlassen hatten, erschienen endlich Tristan und Joey, wobei Letzterer ein Gesicht zog, als sei für ihn eine Welt untergegangen. "Mein Alter verprügelt mich, wenn er das Zeugnis in die Finger bekommt" murmelte der Blonde vor sich her und sah Hilfe suchend zu Tristan auf, welcher dessen Lage natürlich verstehen konnte. "Nur heute Nacht, denn ob du willst oder nicht, du musst ihm dein Zeugnis zeigen" erwiderte Tristan, wusste er um die Angst seines Freundes, doch auch wenn Joey diese Nacht bei ihm unterkommen könne, musste er dessen Vater früher oder später unter die Augen treten. Yami wusste ebenso von der Angst, die Joey deutlich zeigte, hatte Yugi ihm einst erzählt, dass der Vater des Blonden jeden Tag unter Alkoholeinfluss stand und das ihm auch des Öfteren die Hand ausrutschte. Einer der Gründe, warum sein kleiner Freund noch nie bei Joey zu Hause gewesen war. Diese Gedanken jedoch abschüttelnd, erhob er sich und folgte seinen Freunden, die wohl auch endlich die Schule hinter sich lassen wollten. Dem Himmel sei Dank, er würde diese Schule verlassen und nie wieder einen Fuß auf das Schulgelände setzen. "Yami, ich... Ich möchte dich nicht mit meiner Fragerei nerven, aber...". "Tust du nicht, Téa. Alles begann heute Morgen..." unterbrach er die Braunhaarige lächelnd, ehe er von dem Ereignis heute Morgen erzählte, warum nicht Yugi, sondern er in der Schule erschienen war und das der Jüngere mit einer Sommergrippe im Bett lag. Kein einziges Detail ließ der Pharao aus und versetzte somit seine Freunde ins Staunen, wobei Joey das Milleniumspuzzle um seinem Hals mit leuchtenden Augen musterte. "Abgefahren... Wenn Yugi wieder gesund ist, hauen wir auf den Putz und zeigen dir das schöne Leben bei uns. Bisher hast du dich nur duelliert und musstest diese grausame Erfahrung in der Schule machen, aber jetzt beginnen erst die Sommerferien" grinste der Blonde und schmiedete bereits Pläne. Tristan war immer noch erstaunt, aber ihn erreichte die Erkenntnis, dass durch dieses Ereignis ihr Freundeskreis gewachsen zu sein schien. Nun war Yami ebenfalls ein vollständiges Mitglied ihrer Gruppe und konnte ohne Bedenken das Leben in der modernen Welt kennenlernen. "Ähm..." wendete Yami ein, doch die einzige Frau in ihrem Freundeskreis fuhr wütend fort. "Hast du nicht zugehört, Joey? Yugi ist krank und der Pharao muss zur Apotheke, um Medizin zu holen". Joey verstummte, seufzte leise aus und nickte Téa zu. Gut, er hatte sich von seiner Euphorie vielleicht hinreißen lassen, aber war seine Freude nicht auch ein wenig verständlich? Nicht nur, dass Yugi nun eine Art großen Bruder besaß. Nein, viele Ausflüge konnten sie nun zusammen unternehmen, ohne das der Pharao oder eben Yugi im Hintergrund bleiben mussten. "Worauf warten wir dann noch? Auf zur Innenstadt" rief Joey voller Elan, wobei Tristan und Téa seufzten und anschließend ihre Köpfe verständnislos schüttelten. Yami lächelte leicht, hatte er sich die Reaktionen seiner Freunde anders vorgestellt, aber allein Joey schien die nun neue Situation zu begrüßen. Er musste ihm zustimmen, denn nun konnte er, wenn Yugi wieder auf den Beinen war, die ihm gegönnte Zeit zusammen mit seinen Freunden genießen. Blieb jedoch noch immer die Frage, wie lange dieser Zustand anhalten würde? Etwa eine halbe Stunde später stand die kleine Gruppe in der Stadt und Yami sah sich interessiert um. Er konnte sich noch vage an seine gezwungene Verabredung mit Téa erinnern, war er aber zur damaligen Zeit zu sehr mit sich selbst und seiner vergessenen Vergangenheit beschäftigt gewesen. Den Tag hatte er nur zum Teil genießen können, doch nun stand er ohne Yugi im Hintergrund in der Einkaufsstraße. Ein Gefühl der Einsamkeit machte sich in ihm breit, denn nie zuvor hatte er ohne den Kleineren an seiner Seite irgendwelche Dinge unternommen. Außerdem machte er sich immer noch Sorgen um Yugi, welcher sicherlich noch immer viel zu hohes Fieber hatte und vermutlich auf seine Rückkehr wartete. Ob er es schon bemerkt hatte? Hatte der Jüngere gemerkt, dass er nicht anwesend war? "Hey, jetzt setz doch mal ein Lächeln auf und zeig ein bisschen mehr Begeisterung" murrte Joey, welcher die traurige Miene des Pharao sehr unpassend fand. Tristan schüttelte erneut seinen Kopf, während Téa wütend schnaubte. Merkte der Blonde denn nicht, dass der Älteste von ihnen in seinen Gedanken nicht im Hier und Jetzt war? "Du bist so taktlos, Joey. Yami macht sich unheimliche Sorgen um Yugi und du denkst vermutlich an ein Eis" murrte sie und schenkte dem Jungen mit der Igelfrisur ein aufmunterndes Lächeln. Yugi würde bald wieder auf den Beinen sein und wenn sich der Pharao rührend um den Kleineren kümmerte, würde sich der Heilungsprozess sicherlich noch etwas mehr beschleunigen. "Ja, ich weiß... Dort ist eine Apotheke" entgegnete der Blonde, seufzte leise aus und lief mit seinen Freunden auf die besagte Apotheke zu. Er machte sich auch Sorgen um seinen besten Freund, aber sollte er jetzt die ganze Zeit eine Trauermiene ziehen? Yugi würde nicht wollen, dass er sich nun die Zeit solche Sorgen machte, aber er konnte Yami durchaus verstehen. Schließlich hatte sich der Pharao bis zum heutigen Morgen einen Körper mit Yugi geteilt und stand ihm somit weitaus näher. Doch nun, da er durch diesen tiefen Wunsch einen eigenen Körper besaß, wollte er dem Kleineren unbedingt helfen, koste es, was es auch immer wolle. Bevor Yami die Apotheke hätte betreten können, blieb er verwundert stehen und betrachtete das Leuchten, das Licht, welches vom Milleniumspuzzle zu kommen schien. "Was hat dieses Licht zu bedeuten?" wollte die Braunhaarige unsicher wissen und trat einen vorsichtigen Schritt zurück. Yami konnte ihre Frage nicht beantworten, nahm das Puzzle in seine Hände und betrachtete es eingehend. Die Frage, warum er ebenso das Milleniumspuzzle um seinen Hals trug, hatte er sich schon einige Male gestellt, aber auch auf diese Frage hatte er bisher keine Antwort finden können. Plötzlich war ihm so, als höre er eine leise und auch vertraute Stimme seinen Namen rufen und instinktiv warf Yami einen Blick über seine Schulter, in die Richtung, in die er den Spieleladen vermutete. Hatte er nun eine Antwort auf eine seiner Fragen erhalten? War es im Bereich des Möglichen, dass die zwei Puzzle in Verbindung miteinander standen? Konnte er deswegen Yugi hören, welcher erneut seinen Namen rief? "Was ist los, Alter?" durchbrach Joey die Stille und legte seine Hand auf die Schulter des Älteren. Yami schreckte aus seine Gedanken, schüttelte seinen Kopf und warf erneut einen unsicheren Blick auf das uralte Artefakt in seinen Händen. Er vergeudete seine kostbare Zeit, sollte nun die Medizin holen und sich auf dem Weg zu seinem neuen Zuhause machen. "Entschuldigt... Ich mache mir unheimliche Sorgen um Yugi, also nehmt es mir nicht übel, aber...". "Wir verstehen deine Sorge. Würdest du dich bei uns melden, wenn es Yugi besser geht? Wir kommen euch dann besuchen, oder, Jungs?" erwiderte Téa lächelnd und blickte den Blonden und Tristan an. "Klar" erwiderten die beiden Jungen synchron und noch bevor Joey eine seiner Ideen hätte aussprechen können, verabschiedete sich Téa beim Pharao und zerrte ihre beiden Freunde hinter sich her. Natürlich wäre sie gern mit zu Yugi gegangen, aber in den nächsten Tagen würde sich auch noch oft genug die Gelegenheit bieten, um den Pharao und auch Yugi getrennt voneinander betrachten zu können. Yami sah seinen Freunden noch wenige Sekunden hinterher, ehe er seufzend die Apotheke betrat, um endlich dieses Fieber senkende Mittel und diesen Hustensaft zu holen. Nur wenige Minuten später trat er auf die Straße und versuchte sich zu orientieren. Aus welcher Richtung war er noch mal mit seinen Freunden gekommen? Domino City war nicht gerade eine Kleinstadt und allein die Einkaufsstraße war riesig, während er von seiner jetzigen Position aus die Kaiba Corporation und auch das alte Museum erkennen konnte. "Soll ich etwa Kaiba fragen? Nein, wenn ich ihn nach dem Heimweg frage, hält er Yugi für einen kompletten Idioten" murmelte er leise für sich und blickte sich erneut um. Noch nie war er derart auf sich alleine gestellt gewesen und nun erst wurde ihm schmerzlich bewusst, wie sehr er den Kleineren wirklich brauchte. Ja, ohne Yugi war auch Yami in gewisser Hinsicht ein Niemand, welcher den Heimweg nicht mehr finden konnte. Seine verunsicherten Augen erhellten sich jedoch, ehe er in seine linke Hosentasche griff und ein Handy hervor holte. Herr Muto hatte ihm dieses Handy in die Hand gedrückt, natürlich war es das Handy von Yugi, wenn er richtig zugehört hatte und gemeint, wenn er ein Problem hätte, solle er einfach anrufen. Nächstes Problem, welches Yami allein bewältigen musste, wie bediente er ein Handy? Allein bei der Deaktivierung der Tastensperre brauchte er einige Minuten, ehe er das Menü endlich aufrufen konnte. Die Kontaktliste war ebenso nach einigen Minuten gefunden, ehe er auf den grünen Hörer drückte und sich das Handy ans Ohr hielt. Während er ungeduldig wartete und dabei das Freizeichensignal hörte, ging er in Gedanken schon einmal die Fragen durch, die er unbedingt stellen musste und endlich meldete sich die vertraute Stimme, auf die er gewartet hatte. "Herr Muto... Ja, ich meinte doch, Großvater... Nein, ich habe die Medizin bekommen... Auch das Zeugnis... Hören Sie, ich meine... Ich stehe hier in der Einkaufsstraße... Nein, ich will kein Eis essen, ich will einfach nur... Großvater, hör mir doch endlich zu...". Während Yami sein Prolem zu schildern versuchte, lief er vor der Apotheke auf und ab. Wieso hörte der alte Mann ihm nicht zu und stellte so viele Fragen? Er wollte doch nur den Heimweg in Erfahrung bringen, aber auch nach weiteren Minuten bohrte Herr Muto mit Fragen, die Yami im Moment nicht zu beantworten gewillt war. "Wie kann ein alter Mann nur so viele Fragen auf einmal stellen?" fragte sich der Pharao insgeheim, steckte das Handy zurück in seine Hosentasche und überquerte die Straße. Zumindest hatte Herr Muto ihm den Heimweg beschrieben und nun, da er all seine Aufgaben erledigt hatte, würde er sich endlich um Yugi kümmern können. Wieso hatte er vorhin nur dessen Stimme gehört? Ob sich der Kleinere wohl wunderte, warum er ihm keine Antwort gegeben hatte? Yami wusste es nicht und beschleunigte seine Schritte. Yugi brauchte nach ihn wie vor und der Ältere brauchte den Kleineren ebenso sehr. Hoffentlich hatte sich dessen Zustand nicht noch zunehmend verschlechtert, aber vermutlich waren all seine Sorgen erneut unbegründet, denn Yugi war nicht allein und dessen Großvater umsorgte ihn im Moment. Dennoch wollte der Pharao nicht länger der Unwissende sein, weswegen er den Rest des Weges rennend hinter sich brachte. "Yugi..." dachte er sich insgeheim und obwohl er sich zur Ruhe zwingen sollte, überrollte ihn eine weitere Welle der Sorge. Kapitel 3: Liebevolle Fürsorge ------------------------------ Das laute Donnergrollen drang an die Ohren des Kranken, welcher sich auf die Seite wälzte und sich die Decke über seinen Kopf zog. Die immer wieder zu hellen Blitze störten seinen Schlaf, aber noch mehr störte Yugi ein anderes Geräusch, dass er schon seit einer halben Stunde hören konnte. Es hörte sich an, als würde irgendeine Person leise vor sich hin schnarchen, aber er glaubte seinen Ohren nicht, denn welcher Mensch würde wohl während der Schulzeit einschlafen? Vielleicht Joey, weil er in der vorherigen Nacht wieder zu lange ein Computerspiel gespielt hatte? Nein, er würde wohl kaum am letzten Schultag einschlafen. Moment, dachte sich Yugi und öffnete blinzelnd seine müden Augen, ehe er hustete und sich vor Schmerz krümmte. Seine Brust tat schon unheimlich durch den Husten weh, aber zumindest waren die Kopfschmerzen und der Schüttelfrost verschwunden, doch dafür schmerzten seine Glieder umso mehr. Verwundert und auch irritiert blickte er sich vorsichtig um und erkannte endlich die Umrisse seines Zimmers. Wie war er denn hierher gekommen? War er heute Morgen nicht aufgestanden und war auf dem Weg zur Schule gewesen, um sein Zeugnis zu holen? Ja, er war trotz der Übelkeit, die dem Himmel sei Dank ebenso gewichen war, auf dem Weg zur Domino High gewesen, also warum lag er nun in seinem Bett? Zudem dämmerte es bereits, als er zum Fenster schaute, weswegen ihm die Erkenntnis erreichte, dass der Abend allmählich anbrach. Langsam setzte er sich auf, rieb sich über seine immer noch müden Augen und warf einen prüfenden Blick zu seinen Wecker. "Kurz nach neun Uhr..." dachte er sich und schlug die Bettdecke zurück, da er dringend ein Glas Wasser benötigte. Ein heller Blitz erhellte sein Zimmer für einen Sekundenbruchteil und der Jüngere glaubte, sich die schlafende Person, welche auf einem Stuhl neben dem Bett saß, nur eingebildet zu haben. Wahrscheinlich war er noch so benommen und tatsächlich so krank, dass er nun schon Geister sah, welche nun einen eigenen Körper besaßen. Bei diesen Gedanken huschte ihm ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen, ehe er seine Beine aus dem Bett schwang und nochmals tief durchatmete. Ja, für einen kurzen Moment war er wirklich erschrocken gewesen. Schließlich erhob sich Yugi, lief auf wackeligen Beinen auf seine geschlossene Zimmertür zu und sackte auf die Knie, als ihm die Sicht vor seinen Augen verschwamm. An der Zimmertür lehnend, blinzelte er einige Male, begann erneut zu husten und krümmte sich ein weiteres Mal vor Schmerz zusammen. Er wollte doch nur ein Glas Wasser holen, weil er schrecklichen Durst hatte, aber wie sollte er in seinem Zustand nur die Stufen in den ersten Stock hinunter überwinden? Vielleicht sollte er einfach seinen Großvater rufen, bevor er noch die Stufen hinab fiel und schließlich durch seine Dummheit im Krankenhaus erwachte. Bevor er jedoch seinen Großvater hätte rufen können, wurde die Nachttischlampe eingeschaltet, ehe Yugi vor lauter Erstaunen, auch ein wenig geschockt, den Atem anhielt. Nein, er träumte bestimmt nur, oder? Die Person, welche sich vom Stuhl erhob und sich vor ihm auf die Knie sinken ließ, nur um seine Stirn zu befühlen, konnte nicht in einem eigenen Körper in seiner Welt existieren. "Du hast immer noch Fieber, Yugi. Leg dich wieder hin und ruh dich aus" hörte er diese vertraute Stimme sagen, doch noch immer war er zu geschockt, um zu begreifen, was nun der Realität entsprach. Hatte er wohlmöglich Fieberträume? Ja, eine andere Erklärung konnte er im Moment nicht finden, auch wenn sich die kühle Hand auf seiner Stirn täuschend echt anfühlte. "Befinden wir uns in einer Vision, Yami? Ich...". "Nein, du träumst nicht und eine Vision durchleben wir ebenso wenig. Bitte, leg dich wieder hin und ich erkläre dir, warum ich einen eigenen Körper besitze" unterbrach der Pharao den Kleineren, half ihm auf die Beine, zurück ins Bett und deckte Yugi anschließend zu. Yami wollte sich gerade auf dem Stuhl setzen, denn seine Erzählung würde einige Zeit in Anspruch nehmen, doch die leise Stimme des Jüngeren hielt ihn auf. "Könntest du mir ein Glas Wasser aus der Küche holen? Sei aber vorsichtig, mein Großvater ist nicht mehr der Jüngste und ich möchte nicht, dass er sich zu Tode erschreckt". Yami schmunzelte leicht, nickte Yugi zu und verließ dessen Zimmer. Der Jüngere blieb liegen, konnte immer noch nicht begreifen, warum der Pharao einen eigenen Körper besaß und wieso er in seinem Zimmer aufgewacht war. Er war sich so sicher gewesen, heute Morgen aufgestanden zu sein, aber vermutlich hatte er nur geträumt. Weitere Gedanken konnte sich Yugi allerdings nicht machen, da die Zimmertür leise ins Schloss gezogen wurde und sich der Ältere mit einem erfrischenden Glas Wasser zu ihm aufs Bett setzte. "Dein Großvater sitzt im Wohnzimmer und schaut sich eine Dokumentation im Fernsehen an. Ich habe ihm gesagt, dass du wach bist, aber er schien mich nicht wirklich gehört zu haben" erklärte Yami und half Yugi beim Aufsetzen, damit er trinken konnte. Beinahe das ganze Glas geleert, hatte Yugi wirklich schrecklichen Durst verspürt, reichte er dem Pharao das Glas zurück, welcher es auf dem Nachttisch neben dem Bett abstellte und Yugi noch einmal in Augenschein nahm. Gut, er hatte nicht mehr so hohes Fieber und auch das beständige Zittern hatte aufgehört, aber der Kleinere sollte sich dennoch in den nächsten Tagen noch schonen und im Bett bleiben. Seufzend fuhr sich Yami durch sein Haar, fiel ihm wahrlich ein Stein vom Herzen, weil er doch den ganzen Tag über gewartet und über Yugi gewacht hatte. Irgendwann schien er wohl eingeschlafen zu sein, doch nun, da Yugi halbwegs munter neben ihm saß und ihn fragend anstierte, ging es Yami auch ein Stück weit besser. "Großvater ist meist beim Fernsehen abwesend. Er sagt 'Das ganze Leben ist eine Schule und du lernst nie aus'. Er möchte jeden Tag etwas Neues lernen und lässt sich dabei nicht stören" lächelte Yugi und befühlte nun selbst seine Stirn, die seiner Meinung nach viel zu warm war. Yami behielt recht, denn er hatte noch Fieber und als er so darüber nachdachte, fielen ihm doch die fehlenden Erinnerungen wieder ein, die den heutigen Morgen betrafen. Er war auf dem Weg zur Schule gewesen und es hatte zu regnen begonnen. Ja, er war einige Schritte nach dieser Erkenntnis gegangen und dann, ganz plötzlich, war ihm so schwindelig geworden. Er konnte sich noch schemenhaft daran erinnern, dass er Yami gesehen hatte, aber in seinem Zustand hatte er die Realität nicht von einer Spinnerei unterscheiden können. "Heute Morgen, da... Hast du mich nach Hause gebracht? Ich bin verwirrt und...". Der Jüngere unterbrach sich, erhob seine linke Hand und befühlte das Haar des Pharao, fuhr mit seinem Zeigefinger eine der goldenen Haarsträhnen entlang und erreichte schließlich dessen Wange. Deutlich konnte er die Wärme spüren, die von Yami ausging und weitere Fragen keimten in Yugi auf, auf die er unbedingt Antworten brauchte. "Du besitzt tatsächlich einen eigenen Körper, aber wie ist das möglich? Ich dachte, du könntest nicht ohne mich existieren und dennoch spüre ich deine Wärme, deine Haut unter meinen Fingern und...". Yugi brach seinen Satz ab, zog seine Hand zurück und wartete auf eine Erklärung, die etwas Licht ins Dunkel bringen würde. "Du hast mir heute Morgen einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Ich konnte dich nicht einmal nach Hause bringen, dich vor der Kälte bewahren und ich war mit dieser Situation überfordert gewesen. Es hätte nicht dazu kommen müssen, aber... Ich weiß auch nicht, wieso ich dich nicht aufgehalten habe" entgegnete der Pharao leise und senkte seinen Kopf. Nach wie vor gab er sich die Schuld, machte sich Vorwürfe, weil er einfach geschwiegen hatte, auch wenn er letzten Endes hatte helfen können. "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich wollte unbedingt mein Zeugnis bekommen, aber... Ich muss wohl bis zum neuen Schuljahr warten. Ach... Unsere Freunde machen sich bestimmt auch Sorgen um mich oder waren sie nach der Schule etwa bei uns? Haben sie dich gesehen, Yami?". Yugi sprach so viele Fragen auf einmal aus, weswegen der Pharao schmunzelte und nicht wusste, wie er dem Kleineren verständlich machen sollte, dass alles in bester Ordnung war. Vielleicht sollte er erst einmal erklären, wie es hatte dazu kommen können, dass er nun einen eigenen Körper besaß. "Nur die Ruhe, Yugi. Ich werde dir all deine Fragen beantworten, sofern ich selbst eine Antwort weiß. Wenn ich ehrlich bin, tappe auch ich im Moment im Dunkeln, aber ich habe mich bereits mit dieser neuen Situation angefreundet. Es war schließlich mein Wunsch, dir irgendwie zu helfen" erwiderte Yami und dachte einige Sekunden nach, ehe er mit seiner Erzählung begann. "Ich konnte dich nicht einfach nach Hause bringen, weil nur du in der Lage bist, mich zu sehen. Ich bin mit dir, als du in meinen Armen zusammen gebrochen bist, zu einem Spielplatz gelaufen und... Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt. Du hattest hohes Fieber und hast gefroren, aber ich konnte dir nicht helfen, bis...". Der Ältere holte Luft, während er sich seiner Schuhe entledigte und sich gänzlich neben Yugi aufs Bett setzte. Sich in die Kissen lehnend, sah er den Kleineren weiterhin an, welcher auf die Fortsetzung seiner Erzählung wartete. "Unsere Milleniumspuzzle fingen an zu leuchten und ich war erstaunt, schockiert und verwirrt, weil ich plötzlich einen eigenen Körper besaß. Dann... Das schwarze Magiermädchen ist erschienen und sagte, dass ich die Macht meiner Wünsche nicht unterschätzen solle und... Durch ihre Magie konnte sie mir meinen Wunsch erfüllen. Ich wollte wissen, wie lange ich einen eigenen Körper besitzen darf, aber diese Antwort blieb mir verwehrt" fuhr Yami fort und betrachtete den erstaunten Gesichtsausdruck seines besten Freundes. Würde Yugi nicht an Magie glauben, wäre er nun belächelt worden, aber der Kleinere hatte schon die Bekanntschaft mit den Mächten der Finsternis gemacht. "Mh... Weiß mein Großvater von deiner Anwesenheit? Ich meine, er muss dich doch gesehen haben und du hast eben selbst gesagt, dass du mit ihm gesprochen hast" entgegnete Yugi nachdenklich, musste er die Glaubwürdigkeit des Pharao gar nicht in Frage stellen, denn sonst säße er nicht in einen eigenen Körper neben ihm. Die Macht seiner Wünsche? Was hatte sich Yami denn nur gewünscht, dass solche Mächte freigesetzt worden waren? "Natürlich weiß er von mir. Als ich mit dir im Spieleladen aufgetaucht bin, muss er an seine Sehfähigkeit gezweifelt haben, aber er nahm mein Auftauchen gelassen auf und wusste auch sofort, wer ich bin". Oh ja, er konnte sich noch erinnern, wie Herr Muto mit der gesamten Situation umgegangen war. Yami selbst war aufgebracht und total krank vor Sorge gewesen, während der alte Mann die Ruhe selbst geblieben war. "Dein Großvater musste mich erst beruhigen, Yugi. Glaub mir, ich war wirklich überfordert, aber als der Arzt sagte, dass du eine Sommergrippe hast, ging es mir wesentlich besser. Trotzdem habe ich mir unheimliche Sorgen um dich gemacht, den ganzen Tag über, sogar in der Schule habe ich die ganze Zeit an dich gedacht und mich gefragt, ob sich dein Zustand verbessert oder verschlechtert hat" fuhr der Ältere fort und seufzte leise aus. Sollte er vielleicht seine Verspätung und die Strafe verschweigen? Er wusste es nicht, wollte den Kleineren auch nicht beunruhigen und ihm stattdessen erzählen, dass er dessen Zeugnis erhalten hatte. "Entschuldige... Ich wollte dir wirklich nicht so viele Sorgen... Moment, du warst in der Schule? Heißt das etwa, dass du mein Zeugnis bekommen hast?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und noch bevor er eine weitere Frage hätte stellen können, zog Yami die Schublade des Nachttisches auf und holte besagtes Dokument hervor, um es dem eigentlichen Besitzer zu geben. "War ich und wie du sehen kannst, habe ich dein Zeugnis bekommen. Du kannst stolz auf dich sein, hat zumindest dein Großvater gemeint, als er dein Zeugnis begutachtet hat" erwiderte der Pharao und betrachtete Yugi, welcher sich sein Zeugnis besah. Er schien erleichtert zu sein, sein Zeugnis doch noch vor den Sommerferien erhalten zu haben, doch als seine Augen auf die Sportnote fielen, seufzte er enttäuscht. "Meine Sportnote ist wie immer ziemlich schlecht. Ich kann doch nichts dafür, dass ich so klein bin und deswegen so langsam sprinte. Klettern kann ich auch nicht sonderlich gut und wenn wir Softball spielen, bin ich meist der Letzte, der in eine Gruppe eingeteilt wird". Yami schüttelte seinen Kopf, während er dem Jüngeren das Zeugnis aus der Hand nahm und es zurück in die Schublade legte. Sich wieder in die Kissen kuschelnd, denn bis er die Couch im Wohnzimmer beziehen konnte, würde es wohl noch eine Weile dauern, sah er Yugi an, welcher wohl noch immer über seine Sportnote nachdachte. "Du besitzt andere Stärken und solltest dich wegen einer Schulnote nicht entmutigen lassen. Mich hat deine Körpergröße noch nie gestört und außerdem bin ich auch für mein eigentliches Alter sehr klein" murmelte Yami schließlich lächelnd und schaffte es sogar dem Jüngeren ein zaghaftes Lächeln zu entlocken. Na also, dachte sich der Pharao und verschränkte zufrieden seine Arme hinter seinen Kopf. "Ach ja, unsere Freunde wissen übrigens auch, dass ich von nun an einen eigenen Körper besitze. Du hättest Joey sehen sollen. Er war total begeistert und scheint bereits Pläne mit uns zu schmieden" fügte der Ältere nach einer Weile der Stille grinsend hinzu und nun legte sich auch endlich Yugi hin. An die Zimmerdecke starrend, welche hin und wieder von einigen Blitzen und von der Nachttischlampe beleuchtet wurde, herrschte erneut Stille zwischen ihnen, doch Yami sah im Augenwinkel sehr wohl, wie der Kleinere über seine Bemerkung schmunzelte und vermutlich versuchte, sich Joey total begeistert vorzustellen. "Yami, ich freue mich" murmelte Yugi und drehte sich auf die Seite, um den Pharao besser ansehen zu können. "Durch meine Dummheit, wenn ich dich richtig verstanden habe, besitzt du jetzt deinen eigenen Körper und wir können einander noch besser kennenlernen, denkst du nicht auch?" fuhr der Jüngere lächelnd fort, musste jedoch im nächsten Moment husten, weswegen er sein Gesicht im Kissen vergrub. Wenn er doch nur nicht so krank wäre, dachte er sich insgeheim und erschrak, als er eine Hand auf seinem Rücken spürte, welche ihn behutsam streichelte. "Du solltest noch den Hustensaft nehmen, Yugi" hörte er die besorgte Stimme des Älteren sagen, setzte sich auf und beobachtete Yami bei seinem Treiben. Schließlich wurde ihm ein Becher, gerade mal so groß wie ein Fingerhut, gereicht, in welches der besagte Hustensaft gefüllt worden war. Yugi hatte derartige Medizin noch nie gemocht, aber er wollte wieder gesund werden und den Sommer genießen, weswegen er den Becher leerte und sich anschließend angewidert schüttelte. Widerliches Zeug, dachte er sich insgeheim und legte sich wieder hin, während der Pharao plötzlich Anstalten machte, sein Zimmer zu verlassen und sogar die Nachttischlampe ausschaltete. "Schlaf ist die beste Medizin, hat dein Großvater gesagt. Gute Nacht, Yugi und...". "Und du? Wo wirst du schlafen?" unterbrach der Jüngere den Pharao, setzte sich erneut auf und schwang seine Beine aus dem Bett. Aufstehen durfte er jedoch nicht, wurde stattdessen zurück in die Matratze gedrückt und von Yami besorgt gemustert. "Bleib im Bett. Ich schlafe auf der Couch im Wohnzimmer, also...". Yami brach seinen Satz ab und begutachtete die Hände, welche sich um seine Handgelenke gelegt hatten. Offensichtlich wollte Yugi nicht, dass er ihn alleine ließ und der Pharao konnte sich auch erklären, warum Yugi dermaßen reagierte. Bisher waren sie noch nie voneinander getrennt gewesen, hatten sich in den Nächten noch lange unterhalten, bis der Kleinere irgendwann müde eingeschlafen war. Dennoch war Yami immer auf eine gewisse Art und Weise präsent gewesen und diese Nähe schien sein kleiner Freund nicht verlieren zu wollen. "Meinst du, dein Bett reicht für uns aus?" wollte Yami wissen und studierte die Breite des schmalen Bettes. Auf dem harten Boden wollte er ungern schlafen und wenn Yugi unbedingt wollte, dass er in dessen Nähe blieb, würde er sich wohl zu dem Kleineren ins Bett gesellen müssen. "Mein Bett mag klein aussehen, aber wenn selbst Joey einen Platz finden konnte, warum dann nicht auch du?" erwiderte Yugi schmunzelnd, konnte er sich noch an die erste Nacht erinnern, in der zum ersten Mal ein Freund bei ihm übernachten hatte dürfen. Joey und er hatten ein Computerspiel gespielt und während des Spieles war der Blonde unerwartet eingeschlafen. Yugi hatte ihn ungern wecken wollen und sich deswegen mit Joey sein viel zu kleines Bett geteilt. Er hatte sich auch nichts dabei gedacht, war Joey doch einer seiner besten Freunde und außerdem hatte der Kleinere eine wertvolle Erfahrung gesammelt. Joey redete nämlich im Schlaf wirres Zeug und sabberte zudem auch noch. "Stimmt" entgegnete Yami und zog sich seine Hose und sein schwarzes Shirt aus, ehe er, nur in einer dunkelblauen Shorts bekleidet, unter die Bettdecke krabbelte und feststellen musste, dass das Bett doch nicht so klein zu sein schien, wie es optisch den Eindruck machte. Yugi lächelte leicht und war zufrieden, drehte sich auf die andere Seite und kehrte Yami seinen Rücken zu. "Gute Nacht und... Danke" murmelte er müde, gähnte leise und ließ seine Augenlider sinken. So ungewohnt die Situation auch erschien, er war froh, dass der Ältere bei ihm geblieben war und auch jetzt nicht von seiner Seite wich. "Keine Ursache, Yugi..." erwiderte Yami und rutschte nahe an den Rücken des Kleineren heran, legte seinen linken Arm um Yugi und vergrub sein Gesicht in dessen Haaransatz. "Weißt du, es war einfach mein Wunsch, dich zu beschützen und auch wenn ich noch viele Fragen habe, auf die ich Antworten suche, bereue ich es nicht, nun einen eigenen Körper zu besitzen" fügte er noch leise hinzu, ehe sich Yugi zu ihm drehte und zu ihm aufblickte. "Mh?" fragte Yami leise und erwiderte den Blick des Jüngeren, welcher sich nun nahe an seine Brust kuschelte und einen leisen Seufzer ausstieß. "Das war also dein Wunsch?" entgegnete Yugi leise, ließ seine Augenlider erneut sinken und legte ein zaghaftes Lächeln auf, als er die Hände des Pharao auf seinem Rücken spürte. "Ja... Du bist doch mein bester Freund" hörte er den Älteren ebenso leise sagen, während die Hände über seinen Rücken fuhren und Yugi auf eine gewisse Art und Weise beruhigten. Es dauerte auch nicht lange, bis er in den Armen des Pharao eingeschlafen war, während Yami weiterhin über den bläulichen Schlafanzug, welchen er dem Jüngeren vor einigen Stunden angezogen hatte, fuhr. Seufzend senkte er seinen Kopf auf den Schopf seines besten Freundes, schloss ebenfalls seine Augen und schlief letzten Endes ebenso mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen ein. Kapitel 4: Die schöne Seite des Lebens -------------------------------------- Die Sonnenstrahlen kitzelten die Nase des Pharao schon eine ganze Weile und auch wenn er allmählich nach Yugi sehen sollte, war er einfach noch zu müde, um nun seine Augen zu öffnen. Zudem war sein Traum im Moment zu interessant, als das er nun wirklich erwachen wollte, war er doch gerade auf das Ende seines Traumes schon sehr gespannt. Er zog die Bettdecke ein wenig höher, auch wenn ihm unheimlich warm war und versteckte sein Gesicht, um den hellen Sonnenstrahlen zu entkommen. Yugi schmunzelte über den nicht so erfreuten Gesichtsausdruck des Älteren, war er vor einigen Minuten wegen eines lästigen Hustenanfalles aufgewacht und vertrieb sich nun die Zeit, da auch er noch nicht aufstehen wollte. Zugegeben, er hatte sich für einen kurzen Moment erschrocken, weil Yami neben ihm lag, aber er hatte sich ebenso schnell an die gestrige Erzählung erinnert und freute sich nun umso mehr, den Pharao am frühen Morgen zu sehen. "Ich opfere zwei meiner Sündenböcke, um den schwarzen Magier zu rufen. Außerdem lege ich noch eine Karte verdeckt ab und spiele die Zauberkarte 'Axt der Verzweifelung'. Diese Karte verstärkt meinen schwarzen Magier um..." nuschelte Yami vor sich her, dennoch verständlich genug, damit es Yugi verstehen konnte. Schmunzelnd betrachtete er das nun zufriedene Gesicht des Älteren, schien er in seinem Traum wohl im Vorteil zu sein, aber mit wem duellierte sich Yami? Das auch er im Schlaf redete, erstaunte Yugi zunehmend und er konnte gar nicht anders, als seinen Freund zu belächeln, welcher nun mit seinen linken Arm ausholte. Zum Glück lag Yugi noch immer dicht an dessen Brust gekuschelt, sonst hätte Yami ihn wahrscheinlich mit dem Arm getroffen. Wirklich, dieser Morgen wurde zunehmend amüsanter. "Kaiba... Du hast meine Fallenkarte 'Macht des Spiegels' aktiviert, also verabschiede dich von deinem blauäugigen Ultradrachen und das war noch lange nicht alles. Ich decke meine verdeckte Karte auf und hole mir deinen blauäugigen Ultradrachen von deinem Friedhof zurück" fuhr der Pharao nuschelnd fort und schien noch nicht zu bemerken, dass er all seine Züge unverblümt erklärte. Zumindest wusste Yugi nun, mit wem sich Yami im Traum duellierte und schmunzelte über diese Erkenntnis. Selbst im Traumland hatte Kaiba schlechte Karten und musste einsehen, dass er gegen den König der Spiele keine Chance hatte. Nur wenige Minuten später öffnete Yami seine Augen blinzelnd und wurde mit einem Lächeln begrüßt. "Guten Morgen, Yugi. Wie geht es dir?" wollte der Ältere wissen und befühlte die Stirn des Kleineren. Dessen Fieber war offensichtlich verschwunden und auch so sah der Jüngere etwas munterer aus, zumindest hatte er nun etwas mehr Farbe im Gesicht. "Besser... Meine Glieder schmerzen noch ein wenig und meine Brust tut durch den Husten weh, aber ich denke, dass ich das Schlimmste überstanden habe" erwiderte Yugi noch immer lächelnd und sah weiterhin zum Pharao auf, welcher sichtlich erleichtert zu sein schien. "Denke ich auch, aber du solltest dich trotzdem noch in den nächsten Tagen ausruhen" entgegnete Yami, drehte sich nun auf den Rücken und streckte sich ausgiebig. Die ganze Nacht über hatte er nur in dieser einen Liegeposition geschlafen, weswegen auch seine Glieder ein wenig schmerzten, aber er brauchte nur ein wenig Bewegung, um seine Gliedmaßen weitgehend zu lockern. "Glückwunsch... Du hast es Kaiba gezeigt, nicht wahr?" hörte er Yugi sagen, ehe er seinen Kopf in dessen Richtung drehte und den Kleineren fragend musterte. Wann? Seit dem Battle City Turnier hatte er sich nicht mehr mit Kaiba duelliert. "Du hast dich doch mit ihm duelliert, oder nicht? Ich meine, du hast im Schlaf gesprochen und deine Züge erläutert" fügte Yugi grinsend hinzu und endlich reagierte Yami auf seine Frage. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf den Wangen des Pharao, während er seine Augen auf die Zimmerdecke richtete und kaum merklich nickte. Wie peinlich, dachte er sich insgeheim, denn natürlich konnte er sich noch sehr genau an seinen Traum erinnern. Wieso hatte er nur im Schlaf gesprochen? Yami wollte lieber nicht wissen, was nun der Kleinere über ihn dachte, war der Ältere doch meist beherrscht, sehr nachdenklich und überwiegend still. Leise kicherte Yugi, hatte er zwar nur ein Nicken als Antwort auf seine Frage erhalten, aber die Röte auf den Wangen des Älteren verriet ihm, wie peinlich ihm diese Erkenntnis sein musste. Scheinbar konnte auch ein Pharao in Verlegenheit geraten und erneut wurde dem Jüngeren bewusst, dass neben ihm auch nur ein einfacher Mensch lag, völlig gleich, was auch immer er für eine wichtige Persönlichkeit in der Vergangenheit gewesen war. Seufzend setzte sich Yugi schließlich auf, streckte sich ebenfalls ausgiebig und warf einen prüfenden Blick zum Fenster. Die Sonne schien und die Temperatur in seinem Zimmer würde im Laufe des Tages noch rapide steigen, weil er nun mal genau unter dem Dach wohnte. Die Decke zurück schlagend, schwang er seine Beine aus dem Bett, wollte er endlich das Bad aufsuchen, aber zwei kräftige Arme um seinen Oberkörper verhinderten sein Vorhaben, ehe er zurück in die Kissen gedrückt wurde. Zwei violette Augen tauchten vor seinem Gesicht auf, wirkten fragend und strafend zugleich, doch Yugi ließ sich nicht beirren und drehte den Spieß um. Ruckartig erhob er sich, erschreckte den Älteren mit seiner Handlung und brachte Yami unter sich, während er sich auf dessen Becken setzte und dessen Handgelenke fest mit seinen Händen im Griff hielt. "Wo willst du hin, Yugi?" wollte Yami wissen, versuchte seine Handgelenke aus dem festen Griff zu befreien und hob sogar mehrmals sein Becken an, um Yugi von sich runter zu werfen, aber so schwach und kraftlos war der Kleinere nicht und zudem war er tatsächlich überrumpelt worden. "Ich möchte nur ins Bad, aber ich glaube, ich kann noch warten. Du solltest dein erstauntes Gesicht sehen" schmunzelte der Jüngere, gab jedoch im nächsten Moment einen erschrockenen Laut von sich, da Yami all seine Kraft aufgebracht und Yugi unter sich befördert hatte. "Ich glaube eher, dass du einen Blick in den Spiegel werfen solltest. Ich gebe zu, du hast mich eben überrascht, aber ich bin trotzdem ein klein wenig stärker". Nun war es Yami, welcher schmunzelte und den Kleineren triumphierend musterte. Die schmalen Handgelenke des Kleineren mit der linken Hand festhaltend, nutzte er die freie Hand und grinste Yugi an. "Das wagst du nicht. Ich muss wirklich ins Bad, also...". Yugi schaffte es nicht einmal seinen Satz zu beenden, prustete los und begann sich unter dem Pharao zu winden. Er wurde tatsächlich gekitzelt und dabei war er so äußerst empfindlich an den Seiten, aber das konnte der Ältere natürlich nicht wissen. Das Gelächter durch die Kitzelei verwandelte sich jedoch in einen heftigen Hustenanfall, weswegen Yami seine Tätigkeit unterbrach und den Kleineren in die aufrechte Position zog und ihm auf dem Rücken klopfte. Hätte er gewusst, dass dieser Husten nur von Yugi vorgetäuscht worden war, hätte er keine Gnade walten lassen, doch nun lag der Pharao wieder auf dem Rücken und betrachtete das amüsierte Grinsen des Jüngeren, welcher sich erneut auf sein Becken gesetzt hatte und seine Handgelenke neben seinen Kopf festhielt. "Du hast meine Sorge ausgenutzt" murrte Yami beleidigt und machte nun keinerlei Anstalten mehr, sich aus seiner jetzigen Lage zu befreien. Nein, dieses Spiel würde zu lange andauern und da Yugi wirklich ein Kämpfer war, wie der Pharao selbst auch, würde es keinen Gewinner geben. "Entschuldige... Ich bin schrecklich kitzelig und da habe ich nur diese eine Chance gesehen, um mich zu befreien" erwiderte der Jüngere, ließ die Handgelenke des Pharao los und stieg von ihm runter. Ein Fehler, wie sich im nächsten Moment heraus stellte und ehe er den Älteren hätte warnen können, fiel er mit Yami aus dem Bett. Eine ganze Weile herrschte Stille im Zimmer, während Yami einige Male blinzelte und nun erst registrierte. dass seine letzte Aktion wohl etwas übertrieben gewesen war. Seufzend suchten seine Augen den Blickkontakt zu Yugi, welcher auf seinen Oberkörper gelandet war und noch immer erschrocken durchatmete. "Hast du dich verletzt, Yugi?" wollte Yami in Erfahrung bringen und legte seine linke Hand unter das Kinn des Kleineren, um ihn ansehen zu können. Noch immer ruhte ein amüsiertes Lächeln auf dessen Lippen, während sich Yugi mit seinen Armen neben den Kopf des Älteren auf dem Boden abstützte. "Nein, keine Sorge. Jetzt hast du mich überrascht" grinste der Jüngere und warf einen Blick auf die Milleniumspuzzle, die sowohl er, als auch Yami um ihre Hälse trugen. Gestern Abend war es ihm schon aufgefallen, aber er hatte diese Frage wegen der neuen Umstände wohl verdrängt. "Ähm... Wieso existieren eigentlich zwei Milleniumspuzzle und welches ist das Original?" wollte Yugi wissen, setzte sich auf und blieb einfach auf dem Becken des Älteren sitzen. Warum hätte er auch von Yami herunter steigen sollen? Damit der Pharao ihn erneut überfiel und demonstrierte, dass er ein klein wenig stärker war? "Gute Frage, Yugi. Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht so genau, aber mir fällt da eine Sache ein, die gestern Morgen vor der Apotheke passiert ist. Bist du vielleicht wach gewesen und hast nach mir gerufen?" erwiderte Yami, denn er konnte sich noch sehr genau an den leisen Ruf des Kleineren und das plötzliche Leuchten des Puzzles erinnern. Es musste einen Grund geben und noch immer hegte der Ältere die Vermutung, dass die zwei Puzzle in Verbindung standen. Blieb jedoch die Frage offen, wie er und auch Yugi diese Macht, diese scheinbare Verbindung zueinander, nutzen sollten? "Ich... Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich im Fieberwahn nach dir gerufen, aber wieso fragst du? Was ist denn passiert und wieso warst du bei einer Apotheke?". Yami setzte sich nun ebenfalls auf, schob den Kleineren von sich runter und nahm das Milleniumspuzzle in seine Hände. Er hatte sich eine andere Antwort erhofft, wenn er ehrlich zu sich selbst war, denn nun tappte er noch immer im Dunkeln. Zuerst sollte er vielleicht Yugi erzählen, was gestern Morgen im Beisein ihrer Freunde mit dem Milleniumspuzzle geschehen war. "Herr Muto, also unser Großvater, gab mir das Rezept für deine Medizin, deswegen war ich mit unseren Freunden nach der Zeugnisausgabe in der Stadt. Vor der Apotheke hörte ich plötzlich deine Stimme und das Milleniumspuzzle leuchtete. Weißt du, ich vermute, dass die beiden Puzzle in Verbindung stehen, aber... Ich bin wirklich überfragt, Yugi. Ich weiß weder, wie lange ich meinen Körper behalten darf, noch weiß ich, wie die Puzzle zueinander stehen" erklärte Yami und blickte zu Yugi auf, welcher seinen Kopf fragend neigte. Er schien ebenso überfragt zu sein, aber im gleichen Moment bildete sich eine leichte Röte auf dessen Wangen, die sich der Pharao jedoch nicht erklären konnte. "Unser Großvater? Ich... Ich habe mir immer einen großen Bruder gewünscht, der mich beschützt, aber... Es sollte wohl nicht sein und als letztes Jahr vor Weihnachten meine Mutter starb... Jetzt habe ich nur noch Großvater" erwiderte Yugi, wobei sein Gesichtsausdruck beim letzten Satz sehr traurig wurde, da er sich noch sehr gut an die Trauerzeit erinnern konnte. Fast einen ganzen Monat hatte er sein Zimmer nur verlassen, wenn er auf die Toilette hatte gehen müssen. Gegessen hatte er sehr selten und nur durch gutes Zureden war er hin und wieder in der Küche erschienen, um mit seinen Großvater zu essen. In dieser Zeit war Yami wie ein großer Bruder für ihn gewesen, hatte tröstende Worte verwendet und hatte Yugi nicht gänzlich der Einsamkeit überlassen, auch wenn der Kleinere oftmals gemeint hatte, er wolle alleine sein. Der Pharao war dennoch an seiner Seite geblieben und hatte ihm die Hand gereicht, die er immer wieder ergreifen hätte können. "Yugi..." murmelte der Ältere und erhob sich vom Boden, ehe er dem Kleineren ebenfalls auf die Beine half. Yugi auf die Matratze drückend, setzte sich Yami zu ihm aufs Bett, legte seinen linken Arm tröstend um dessen Schulter und seufzte bekümmert. Dieses Thema war ein rotes Tuch, denn auch Yami konnte sich noch sehr genau an die Trauerzeit erinnern. In dieser Zeit hatte Yugi sehr oft geweint, war unter Tränen irgendwann eingeschlafen und hatte keinen einzigen Menschen in seiner Nähe geduldet. Nicht ihre Freunde und auch nicht Herr Muto, welcher oft vor der verschlossenen Zimmertür gestanden war, um Yugi etwas Essbares zu bringen und um mit ihm zu reden. Letzten Endes war es Yami gewesen, welcher jeden Tag und jede Nacht für den Kleineren da gewesen war. "Yugi... Dein Großvater und ich, wir werden immer für dich da sein. Ich werde dir ein großer Bruder sein, wenn du möchtest und... Na ja...". Der Pharao unterbrach sich, musste er sich die nächsten Worte noch einmal überlegen, während er Yugi noch etwas mehr an sich drückte. "Ich beschütze dich, Yugi. Du hast mein Wort und ich werde dich niemals im Stich lassen" fügte er schließlich aufrichtig hinzu und ließ seine freie Hand durch das zerzauste Haar seines besten Freundes gleiten. Der Jüngere legte ein zaghaftes Lächeln auf, schmiegte seine Wange an die Schulter des Pharao und ließ seine Augenlider sinken. "Ich muss dich aber nicht großer Bruder nennen, oder? Irgendwie... Du warst und bist mein erster und bester Freund und ohne dich... Ohne dich wären Joey und Tristan nie meine Freunde geworden" murmelte Yugi, denn es bereitete ihm schon Unbehagen, den Pharao vor ihren Freunden seinen großen Bruder zu nennen. Sicher, Yami und er waren sich sehr ähnlich, aber dennoch konnte der Kleinere nicht von jetzt auf gleich so tun, als wäre er der kleinere Bruder von Yami. "Nein, musst du nicht. Großvater... Ehrlich, dein Großvater hat wirklich geduldig auf mich eingeredet. Unser Großvater sagte, dass wir uns wie Brüder benehmen sollen, zumindest für Außenstehende, die unsere Lage nicht verstehen können" entgegnete der Pharao schmunzelnd und ließ seinen Kopf auf den Schopf des Jüngeren sinken. An diese Rolle könne er sich glatt gewöhnen, denn er war Yugi schon immer so verdammt nahe gewesen. Körperlich zwar nicht, aber ihre Gedanken waren meist miteinander verbunden gewesen. Er kannte Geheimnisse von Yugi, die er keiner Menschenseele anvertrauen würde, kannte die Sehnsüchte, Ängste, Stärken und Schwächen des Kleineren und wusste, dass Yugi auch all seine intimsten Gedanken kannte. Yugi erwiderte nichts, denn er machte sich nun Gedanken dazu, wie die Milleniumspuzzle zueinander standen. Natürlich war er es gewesen, welcher das Thema unerwartet gewechselt hatte, aber Yami hatte ihn auch völlig aus dem Konzept gebracht und ihm war schmerzlich in Erinnerung gekommen, dass er nur noch seinen Großvater hatte. "Was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?" wollte der Pharao in Erfahrung bringen und wartete auf eine Antwort. Yugi löste sich von ihm, schüttelte seinen Kopf und besah sich die Milleniumspuzzle, während er sich nun auch unzählige Fragen stellte. "Es ist nichts, wirklich nicht. Hey... Vielleicht weiß Großvater etwas. Er hat mir schließlich das Milleniumspuzzle aus Ägypten mitgebracht" lautete die Antwort des Kleineren, wollte sich schon erheben, aber Yami legte seine Arme um Yugi, beförderte ihn zurück aufs Bett und lächelte amüsiert. "Du, mein kleiner Bruder, wirst im Bett bleiben und dich ausruhen" grinste Yami, ignorierte den gequälten Laut einfach, den Yugi von sich gab und deckte den Kleineren mit der Decke zu. Nur wenige Minuten später stand der Ältere angezogen vor dem Bett, nur um Yugi erneut zu ermahnen, sollte er wirklich im Bett bleiben, ehe Yami das Zimmer verließ, um mit Herr Muto zu sprechen. "Ich muss aufs Klo" maulte Yugi, schlug die Bettdecke zur Seite und schwang seine Beine aus dem Bett. Er würde schon den Weg zum Bad schaffen, lag das Bad doch genau gegenüber seines Zimmers. Die Tür öffnend, hörte er bereits Yami, welcher sich mit Großvater unterhielt und scheinbar nicht die Antworten erhielt, die er sich erhofft hatte. Den Kopf schüttelnd, betrat Yugi das Bad, um seine morgendliche Katzenwäsche zu erledigen, denn in der Nacht hatte er durch das Fieber geschwitzt und demnach fühlte er sich wirklich unwohl in seiner Haut. "Jetzt habe ich also einen großen Bruder. Der ganze Morgen war so ungewöhnlich gewesen, aber irgendwie hat es Spaß gemacht, mit Yami im Bett zu toben". Yugi grinste sein Spiegelbild an, war er doch erfreut darüber, dass selbst ein Pharao gern Späße trieb, auch wenn sie schon längst aus diesem Alter waren. Dennoch hatte er Spaß verspürt und Yami offensichtlich auch, sonst wären sie vermutlich nicht auch noch aus dem Bett gefallen. Vielleicht konnte er dem Pharao die schöne Seite des Lebens zeigen, wenn er wieder gesund war? Ja, die Sommerferien hatten erst begonnen und Yugi war sich sicher, dass Yami seine moderne Zeit lieben lernen würde. Kapitel 5: Neid und Eifersucht ------------------------------ Eine ganze Woche war nun schon ins Land gezogen und so sehr Yugi auch immer wieder beteuert hatte, dass es ihm blendend ging, war Yami bis zum heutigen Tag hartnäckig geblieben und hatte gemeint, er solle sich noch schonen. Selbst sein Großvater war dieser Meinung gewesen und auch als seine Freunde ihn am dritten Tag besuchen gekommen waren, hatte Yugi nicht das Bett verlassen dürfen. Jedoch erinnerte er sich noch sehr gut an die staunenden Gesichter seiner Freunde, hatten sie doch Yami und auch ihn in getrennten Körpern gesehen, während Joey, wie der Pharao zuvor bereits erzählt hatte, sichtlich begeistert zu sein schien und Pläne schmiedete. Einer dieser Pläne sollte heute Abend in die Tat umgesetzt werden und Yugi atmete erleichtert aus, weil er nun endlich sein Bett verlassen durfte. "Und es geht dir wirklich gut, Yugi? Vielleicht solltest du noch...". "Yami... Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen und ich bin dir dankbar, dass du Großvater im Laden ausgeholfen hast, aber es geht mir besser und der Husten ist auch nicht mehr ganz so schlimm" unterbrach Yugi den Älteren, während er, nur mit einem Handtuch bekleidet, vor seinem Kleiderschrank stand, um sich passend für den Abend einzukleiden. Seufzend erinnerte er sich an einen Tag, den er wahrscheinlich noch eine ganze Weile in Erinnerung behalten würde und Yugi konnte von sich behaupten, noch nie im seinen Leben so herzhaft gelacht zu haben. "Ich mache mir nur Sorgen und... Wieso grinst du so? Denkst du etwa immer noch an die Sache im Bad?" entgegnete Yami, wobei er beim letzten Satz eine beleidigte Miene zog. Im Gegensatz zu Yugi war er schon lange angezogen, war er vor einigen Tagen mit Herr Muto einkaufen gewesen, denn er konnte unmöglich die Klamotten des Kleineren tragen, da sie eine Nummer zu klein waren. Dementsprechend trug er nun eine schwarze, bis zu den Knien reichende, Hose und ein ebenso schwarzes Muskelshirt. Violette Stulpen bedeckten seine Unterarme, während natürlich ein schwarzes Halsband seinen Hals beschmückte und das Milleniumspuzzle um seinem Hals hing. Nur die Schuhe besaßen eine andere Farbe, waren in einem dunkelbraunen Farbton gehalten, aber dennoch war das Gesamtbild zufrieden stellend. "Na ja... Du hättest Großvater oder mich fragen können, wie die Dusche funktioniert, oder? Du hättest dich nicht verbrennen müssen und du wärst auch nicht vor Schreck aus der Duschkabine gefallen, als das Wasser plötzlich eiskalt wurde" schmunzelte der Jüngere und konnte sich noch sehr wohl an den lauten Aufschrei erinnern, war er selbst vor lauter Sorge aus dem Bett gesprungen und zum Bad geeilt, nur um zu sehen, wie Yami total entblößt aus der Duschkabine fiel, dabei Halt beim Duschvorhang gesucht zu haben schien und letzten Endes auf die kalten Fliesen gelegen hatte. Wie hätte Yugi denn reagieren sollen? Dieses Bild war so ungewöhnlich gewesen, dass er in schallendes Gelächter ausgebrochen war, auch wenn sein Großvater den Duschvorhang neu befestigen hatte müssen. "Das hätte jeder Person passieren können" erwiderte Yami noch immer beleidigt, neigte seinen Kopf zur Seite und verschränkte seine Arme vor der Brust. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Yugi nun in eine dunkelblaue Shorts schlüpfte und sich ein weißes Hemd, mit schwarzen vertikalen Streifen, aus dem Schrank nahm und dazu eine hellblaue, sehr kurze, Jeans. Nachdem Yugi angezogen war, warf er einen Blick in den Spiegel, welcher an der Schranktür befestigt war und betrachtete sein Erscheinungsbild. Konnte er wirklich so gehen? Yugi wusste es nicht, legte sich sein dunkelblaues Halsband um und natürlich durfte das Milleniumspuzzle nicht fehlen. Ja, dieses Outfit musste für diesen Abend reichen. "Was ist das eigentlich? Eine Diskothek?" wollte der Pharao in Erfahrung bringen und warf einen prüfenden Blick zum Wecker. Um neun Uhr würden ihre Freunde auftauchen, damit sie zusammen zu dieser Diskothek gehen konnte. Joey war auf diese Idee gekommen und Yami konnte sich erinnern, dass der Kleinere zu Anfang auch nicht hatte gehen wollen, aber der Blonde hatte so lange auf ihn eingeredet, bis er schließlich doch eingewilligt hatte. War eine Diskothek etwa ein gefährlicher Ort? Yami wusste es nicht und musterte den Jüngeren von Kopf bis Fuß. Er musste zugeben, dass Yugi in diesem Outfit ungewöhnlich toll aussah, auch wenn dessen Gesichtsausdruck ein wenig verunsichert wirkte. "Ähm... Also eine Diskothek ist ein Ort, da... Dort kannst du zur passenden Musik tanzen und... Weißt du, ich war auch noch nie in einer Diskothek und ich fürchte mich ein bisschen. Ich weiß auch gar nicht, wie ich mich verhalten soll und tanzen kann ich auch nicht" murmelte der Kleinere verlegen und blickte nochmals prüfend an sich hinab. Joey hatte gemeint, er solle sich in Schale werfen, aber wollte er überhaupt soviel Aufmerksamkeit? Was wäre, wenn er seinen Mitschülern begegnete? Nicht all seine Mitschüler konnten ihn leiden, waren neidisch auf ihn, weil er das Battle City Turnier gewonnen hatte, aber selbst der Meistertitel gehörte ihm nicht. Nein, der eigentliche Sieger saß auf seinem Bett und hatte sich in der vergangenen Woche rührend um ihn gekümmert. "Mh... Tanzen kann ich auch nicht, Yugi. Vielleicht sollten wir uns einfach überraschen lassen und fürchten musst du dich auch nicht. Ich bin doch da und passe auf dich auf" erwiderte der Pharao zuversichtlich lächelnd und erhob sich. Ihre Freunde warteten sicherlich schon vor dem Spieleladen, also sollten Yugi und er runter gehen, um Herr Muto zu sagen, dass sie nun gehen würden. Yugi nickte den zuversichtlichen Worten zu, war jedoch noch immer verunsichert und folgte Yami die Stufen in den ersten Stock hinab, da sein Großvater im Wohnzimmer saß und sich die neuesten Nachrichten im Fernsehen ansah. "Großvater, Yami und ich gehen jetzt. Wie lange haben wir Ausgang?" fragte Yugi und erlangte die Aufmerksamkeit des alten Mannes, welcher sich aus dem Sessel erhob und seine Brieftasche öffnete. Dem Pharao drückte er genügend Geld in die Hand, wobei Yami einen fragenden Blick aufsetzte und das Geld, dass er soeben bekommen hatte, in Augenschein nahm. "Um Mitternacht seid ihr wieder zu Hause. Yami, da du der Ältere bist, pass mir auf Yugi auf und keine alkoholischen Getränke, sonst gibt es mächtigen Ärger" erwiderte Herr Muto streng, war Yugi doch erst vor einem knappen Monat siebzehn Jahre alt geworden und sollte noch keinen Alkohol trinken. Jedoch wusste er auch, dass er sich auf den Pharao verlassen konnte, aber er wusste eben nicht, wie stark die Einflüsse dessen Freunde auf ihn waren. "Natürlich, Sie... Du kannst dich auf mich verlassen" entgegnete Yami, war es zwar immer noch sehr ungewohnt, den älteren Mann zu duzen, aber inzwischen wusste er, wie wertvoll ihre familiäre Beziehung zueinander war. Er hatte nun auch einen Großvater, mit welchem er über all seine Probleme reden konnte, auch wenn natürlich Yugi seine engste Vertrauensperson blieb. Jedoch hatte Herr Muto direkt zu Anfang deutlich gemacht, er hätte immer ein offenes Ohr für den Pharao und Yami wusste diese Worte zu schätzen. "Nun geht euch amüsieren" lächelte der Herr Muto und schob seine beiden Enkel zur Treppe, die in den Laden hinunter führte. "Bis später, Großvater" rief Yugi noch, ehe er mit Yami die Stufen hinab stieg und durch den dunklen Laden lief. Kaum hatte er die Türe aufgeschlossen, wurde er von Joey begrüßt, welcher sich ebenso in Schale geworfen zu haben schien. Der Blonde trug eine weiße Weste, darunter ein grünes Hemd und eine blaue Jeans mit unzähligen Fransen. "Na? Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf. Wir gehen in die neue Diskothek 'Moonlight' und der Laden soll der Hammer sein" strahlte Joey und begrüßte nun auch den Pharao, welcher hinter Yugi die Tür ins Schloss gezogen hatte. "Es ist immer noch erstaunlich. Ihr wirkt wie Brüder, ist euch das eigentlich bewusst?" warf Tristan ein und musterte Yugi und Yami. Abgesehen von dessen Kleidung und der minimale Größenunterschied, glichen sie sich bis aufs letzte Haar. Yugi grinste verlegen, musterte nun aber auch Tristan, dessen kurze Jeans ihn verwunderte. Der Braunhaarige trug sogar im Sportunterricht eine Jogginghose, um seine Beine zu bedecken und nun wusste er auch den Grund. Tristan rasierte sich die Beine, jedenfalls wiesen die vereinzelten Schnittwunden darauf hin. Schämte er sich etwa wegen des starken Haarwuchses? Yugi wusste es nicht, betrachtete nun das braune Shirt, welches Tristan trug und lächelte den Braunhaarigen verunsichert an. "Yami, Yugi, wie findet ihr mein Kleid? Joey hat gesagt, ich würde auf dem Weg zu einem Ballsaal sein" erklang pötzlich eine weibliche Stimme, ehe der Pharao das einzige Mädchen in ihrem Freundeskreis bestaunte. Er wusste nicht so genau, ob er die Behauptung des Blonden teilen sollte, aber Téa sah wirklich sehr schön in ihrem weinroten Kleid aus, welches ihr bis zu den Knien reichte. Zudem beschmückte eine rote Rose ihr braunes Haar, während sie ein rotes Tuch um ihren Hals trug. Was sollte er ihr antworten? Er hatte absolut keine Ahnung, weswegen er, nach Hilfe suchend, zu Yugi blickte. "Du bist wunderschön, Téa" erwiderte der Kleinere und auch Yami stimmte dem zu, ergriff somit das rettende Seil, welches ihm zugeworfen worden war, um sich aus dieser ungewöhnlichen Situation zu ziehen. "Wie weit ist es denn bis zu dieser Diskothek?" wollte Yugi schließlich wissen, um das Gemüt des Pharao zu beruhigen und sah nun fragend zu Joey auf. Er schien einen Moment überlegen zu müssen, ehe sich dessen Gesichtsausdruck erhellte und Yugi seine Antwort erhielt. "Ungefähr zehn Minuten zu Fuß, schätze ich. Lasst uns gehen und Party machen, Freunde" rief Joey noch immer begeistert und lief vor, während sich die Gruppe ebenso in Bewegung setzte. Es dauerte auch wirklich nur zehn Minuten, bis die Diskothek in Sichtweite kam, aber Tristan blieb vor einer schwarzen Limousine stehen, die ihm verdächtig bekannt vorkam. "Hey Leute... Wird Kaiba nicht meist von einer schwarzen Limousine durch die Stadt kutschiert?" wollte er wissen, versuchte durch die abgedunkelten Scheiben zu schauen, aber er konnte beim besten Willen nichts erkennen. Joey kehrte, lief einmal um die Limousine herum und nickte Tristan missmutig zu. Dieser Schnösel hatte ihm gerade noch gefehlt. "Ja, sieht nach seiner Limousine aus. Stellt sich mir die Frage, was der reiche Pinkel in der Stadt will? Hat er etwa Ausgang bekommen?". Beim letzten Satz lachte Joey herzhaft, denn in letzter Zeit war Seto kaum in der Schule anwesend gewesen. Ja, eigentlich war er nur zum Unterricht erschienen, wenn Prüfungen geschrieben worden waren, ansonsten schien er von einem Privatlehrer unterrichtet zu werden. "Keine Ahnung, Joey. Mich irritiert eher die Tatsache, dass Roland als Türsteher arbeitet und elegant gekleidete Gäste in die Diskothek lässt. Ihr wisst schon, der Angestellte von Kaiba" murmelte Yugi und deutete auf den Eingang der Diskothek. Der Kerl war sicherlich Roland, welcher immer wieder ein Buch überprüfte, vermutlich die Gästeliste und die Gäste freundlich begrüßte. Eine Erwiderung erhielt er jedoch nicht und ehe er sich versah, rannte Joey auf den Angestellten zu und verwickelte ihn in eine lautstarke und sehr peinlich erscheinende Diskussion. "Joey, du kannst doch nicht einfach...". "Komm, wir folgen ihm, bevor Joey noch größeren Ärger veranstaltet" unterbrach Yami den Kleineren und hielt ihn bei der Schulter fest. Yugi nickte diesen Worten zu, lief Téa und Tristan nach, welche den Blonden ebenso beruhigen wollten und konnte nun wirklich das Zeichen der Kaiba Corporation auf dem Jackett von Ronald erkennen. Yami blieb hinter Yugi stehen, verfolgte die lauten Worte des Blonden aufmerksam und beobachtete Tristan, welcher Joey bei den Schultern ergriffen hatte, um ihn zur Ruhe zu zwingen. "Wo ist dieser Lackaffe? Der feine Herr soll uns sofort erklären, warum wir nicht rein dürfen" rief Joey aufgebracht und sein Wunsch wurde im nächsten Moment erhört, da eine bekannte Person im Türrahmen erschien und die Arme vor der Brust verschränkte. "Wheeler, du verscheuchst mir die geladenen Gäste, also verschwinde und nimm den Kindergarten mit" erklärte Seto in einem scharfen Ton und begrüßte zwei junge Mädchen, welche höchstens vierzehn Jahre alt waren. Was für eine Veranstaltung fand hier statt und was meinte Kaiba mit geladene Gäste? Yugi trat nun endlich vor, denn er war vermutlich der Einzige, welcher vernünftige Antworten erhalten würde. "Findet hier etwa eine Feier statt, Kaiba?" wollte Yugi schließlich in Erfahrung bringen und drängte sich vor Joey, welcher wieder einmal etwas sagen hatte wollen. Seto blickte zu Yugi hinab, blinzelte einige Male, ehe er wieder den etwas größeren Jungen musterte, der Yugi so verdammt ähnlich sah. Vielleicht träumte er auch wieder wirres Zeug? Vermutlich, denn wenn Yugi in seiner Nähe war, passierten meist merkwürdige Dinge, die nicht der Realität entsprechen konnten. "Mokuba feiert seinen 14. Geburtstag. Ich habe die Diskothek für den heutigen Abend gemietet und da ihr nicht auf der Gästeliste steht, fordere ich euch ein letztes Mal auf, zu ver...". "Seto, es gibt ein technisches... Yugi, ich habe mich schon gefragt, ob du nicht zu meiner Geburtstagsfeier kommen willst?" wurde Kaiba von seinen kleinen Bruder unterbrochen, während Mokuba seine Gäste freudig anlächelte. Natürlich hatte er Yugi und dessen Freunde eingeladen, denn mit ihnen hatte er sich schon immer sehr gut verstanden. "Ähm... Äh... Doch, natürlich wollten wir zu deinem Geburtstag kommen. Herzlichen Glückwunsch und... Entschuldige, wir haben gar keine Geschenke dabei. Sehr unhöflich, oder?" grinste Yugi verunsichert und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf. Toll, in was für eine Sache war er nun schon wieder geraten? Er war eingeladen worden? Seltsam, er hatte keine Einladung erhalten und seine Freunde offensichtlich auch nicht. Ob Kaiba etwas damit zutun hatte? Möglich, aber er würde ihn nun nicht verpetzen. Nein, so ein Mensch war Yugi nun wirklich nicht. "Das macht nichts, Yugi. Auf meiner Einladung habe ich doch vermerkt, dass ich mich allein über euer Kommen freue. Tretet ein und amüsiert euch. Heute Abend gehen alle Kosten auf uns" erwiderte Mokuba lächelnd und trat zur Seite. Seto blickte verstimmt zum Himmel auf, denn sein Plan hatte wohl nicht funktioniert, aber er war Yugi insgeheim doch sehr dankbar, ihn nicht verraten zu haben. Mokuba wäre wahrscheinlich sauer gewesen, weil er der Kindergartengruppe keine Einladung hatte zukommen lassen, aber Yugi war schon immer ein sanftmütiger Mensch gewesen, welcher anderen Leuten nie schaden mochte. "Moment... Wir wurden eingeladen und..." rief Joey noch immer aufgebracht, denn er hatte keine Einladung erhalten und Yugi vermutlich auch nicht, aber er konnte dem Übeltäter, denn er vermutete ebenso Kaiba hinter der ganzen Sache, keine Vorwürfe machen, weil Téa ihre Hand auf seinen Mund legte und ihn somit zum Schweigen brachte. "Reiß dich zusammen, Joey. Mokuba hat Geburtstag, also verdirb ihm nicht die Stimmung" hörte er die Braunhaarige leise sagen, ehe er durch den Eingang geschoben wurde, dicht gefolgt von Tristan, welcher über die kostenlosen Getränke mehr als erfreut zu sein schien. Yugi blieb mit Yami vor Mokuba und Seto stehen, warf dem Pharao einen unsicheren Blick zu und seufzte leise aus. Es war wohl an der Zeit, Yami vorzustellen, auch wenn er ungern lügen wollte. "Ähm... Also... Das ist Yami Muto, mein älterer Bruder. Yami... Das sind Seto Kaiba und sein kleiner Bruder, Mokuba Kaiba. Ich habe dir doch schon von ihnen erzählt und Seto leitet die Kaiba Corporation". Yugi kam sich so dämlich vor, errötete auch ein wenig und trat hinter den Pharao, welcher seine Hand begrüßend ausstreckte. "Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen" lächelte Yami und kam sich ebenfalls dämlich vor, weil er doch Kaiba und Mokuba schon so lange kannte. Trotzdem musste er dieses Spielchen mitspielen, denn Seto würde die Wahrheit sowieso nicht glauben. "Die Freude ist ganz unsererseits, Yami. Yugi hat dich noch nie erwähnt, also stellt sich mir doch die Frage, wo du bisher gelebt hast, denn auf der Domino High habe ich dich auch noch nie gesehen. Seto, wusstest du etwa, dass Yugi einen älteren Bruder hat?". Mokuba hatte die Hand des Jungen ergriffen, war aber immer noch erstaunt und wollte nun von seinem großen Bruder wissen, ob er wenigstens etwas gewusst hatte. "Nein, Yugi hat nie einen älteren Bruder erwähnt und es hätte mich sowieso nicht interessiert" erwiderte Kaiba und behielt den Jungen, welcher sich der ältere Bruder von Yugi schimpfte, im Auge. Er konnte sein derzeitiges Gefühl nicht erklären, aber ihm war so, als wäre er diesem Yami schon einige Male begegnet. Im nächsten Moment schüttelte er jedoch seinen Kopf, kehrte Yugi und auch Yami den Rücken zu und ging zurück in die Diskothek. Unmöglich, dachte er sich und vertrieb diese Bilder aus dem alten Ägypten aus seinen Gedanken. "Nimm es meinen Bruder nicht übel. Er ist trotz seines Verhaltens im Grunde ein guter Mensch. Er zeigt das nur so selten" lächelte Mokuba und bat die beiden Brüder ebenfalls rein. Yugi belächelte die Aussage des Geburtstagskindes, wusste er doch, dass Kaiba im Grunde ein guter Kerl war und ebenso dachte sicherlich auch Yami, welcher vor ihm durch einen langen Gang neben Mokuba lief und ihm erklärte, wo er zuvor gewohnt hatte, ehe sie eine große Halle, wenn er es so nennen konnte, betraten. Mokuba verabschiedete sich lächelnd, lief auf seinen großen Bruder zu und berichtete ihm vermutlich, woher Yami kam und warum er bisher nie in Erscheinung getreten war. Diese Gedanken abschüttelnd, denn Mokuba konnte Seto erzählen, was auch immer er wollte, sah er sich in der großen Halle um. Auf der linken Seite war eine große Bar zu sehen, während zu seiner Rechten unzählige Tische und Sitzgelegenheiten platziert worden waren. An einen der Tische saßen ihre Freunde, welche offensichtlich schon in bester Partylaune waren und sich köstlich amüsierten. Inmitten des großen Raumes war die Tanzfläche und der Pult für den DJ, der die Musik für die zahlreichen Gäste auflegte. Hauptsächlich waren es Jugendliche und aus dem reichen Kreis, wenn Yugi das so auf den ersten Blick beurteilen durfte, aber auch einige Schüler aus der Domino High waren eingeladen worden, denn einige bekannte Gesichter konnte er unter den Gästen erkennen. "Die hohe Decke erinnert mich an den Sternenhimmel" erläuterte Yami, welcher sich zu ihm vorgebeugt hatte, um ihm diese Worte ins Ohr zu sagen, denn die Musik war einfach zu laut, um sich auf normalen Wege verständigen zu können. Neben den Lichteffekten, die passend zur Musik erfolgten, glich die hohe Decke wirklich dem Sternenhimmel und selbst ein Sichel ähnlicher Mond wanderte über den abgedunkelten Hintergrund. Eine Projektion, vermutete Yugi und betrachtete den Mond, welcher bei seiner Wanderung wuchs und schließlich zum Vollmond wurde. Deswegen also der Name 'Moonlight', dachte sich der Kleinere und legte ein zaghaftes Lächeln auf, ebenso Yami, welcher sich die Diskothek sicherlich weitaus schlimmer vorgestellt hatte. "Das ist also eine Diksothek" murmelte Yami dem Jüngeren ins Ohr und sah sich interessiert um. An dieser Theke auf der linken Seite gab es Getränke, die von dem Personal dieser Diskothek ausgeschenkt wurde. Kaiba musste wirklich viel Geld durch seine Firma besitzen, wenn er sogar eine Diskothek mieten konnte, nur damit Mokuba seinen Geburtstag feiern konnte. Dennoch war seine Idee eine liebenswerte Geste und mit dieser Feier wurde Yami nur erneut bewiesen, dass Kaiba ein gutes Herz besaß und alles Erdenkliche für seinen kleinen Bruder tun würde. "Wollen wir uns auch ein Getränk holen, Yugi? Hey, du wirkst so nachdenklich. Was ist denn los?". Yugi schreckte aus seine Gedanken, die sich um die Lüge drehten und blickte zu Yami auf, welcher ihn besorgt musterte. "Ich... Es ist nichts, Yami. Es ist nur so, dass ich Mokuba und Seto belügen musste. Ich wäre gern ehrlich gewesen, aber Kaiba glaubt uns sowieso kein Wort. Ich finde es irgendwie schade, aber...". Yugi verstummte, als der Pharao seinen Arm um seine Schultern legte und den Kopf schüttelte. "Wegen dieser Notlüge musst du dich nicht schlecht fühlen. Glaube mir, ich hätte Kaiba auch gern die Wahrheit erzählt, aber er ist eben ein Sturkopf und verschließt seine Augen vor der Wahrheit. Es ist gut so, wie es nun ist, also mach dir keine weiteren Gedanken" entgegnete Yami und zog den Kleineren mit zur Theke, damit sie sich auch ein erfrischendes Getränk aussuchen konnten. Mit einem Glas Orangensaft für Yugi und einem Glas Wasser, dass sich Yami ausgesucht hatte, gesellten sich die beiden Brüder, wie es für Außenstehende sicherlich wirken musste, zu ihren Freunden an den Tisch. Téa wirkte im Moment wenig erfreut, während Joey und Tristan ausgelassen lachten und schon unzählige Gläser geleert hatten. "Joey, trinkst du etwa Alkohol? Tristan, bitte sei nicht so laut. Ihr zieht die ganze Aufmerksamkeit auf uns" rief Yugi laut, um die Musik zu übertönen, aber der Blonde schien ihn nicht hören zu wollen und erhob sich, um für sich und Tristan neue Getränke zu sichern. Wenn Yugi das gewusst hätte, wäre er mit Yami zu Hause geblieben, aber nun saß er hier mit dem Pharao und Téa an einem Tisch und musste eben hoffen, dass Joey und auch Tristan zur Vernunft kämen. "Yami, würdest du vielleicht mit mir tanzen? Also... Ich würde mich sehr darüber freuen". Yami und auch Yugi sahen sofort zu Téa rüber, welche mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen auf die Tischplatte stierte. Der Kleinere wusste um ihre Gefühle, hatte es schon immer gewusst und würde sich ihr nicht in den Weg stellen. Nein, Yami konnte tun und lassen, was auch immer er wollte, aber Yugi konnte dieses seltsame Gefühl, welches sich in seinem Körper ausbreitete, nicht wirklich deuten. War es der Neid, weil der Pharao bessere Chancen bei Mädchen hatte oder gar Eifersucht, weil sich die Braunhaarige nicht eher für ihn interessierte? Der Jüngere wusste es nicht und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, ehe er ein Lächeln auflegte. "Geh schon, Yami. Téa wird dir das Tanzen zeigen" redete er auf seinen engsten Freund ein, welcher nicht so begeistert zu sein schien. Warum? Bemerkte der Ältere etwa nicht, dass er einen der Träume von Téa erfüllen könnte? Bemerkte er ihre reinen Gefühle nicht oder war er etwa blind? "Aber... Ich möchte dich nicht einfach alleine lassen und...". "Der Nachschub ist da" rief Joey und stellte ein Tablett mit mindestens zehn Gläsern in die Mitte des Tisches ab. Die beiden angeheiterten Jungs setzten sich wieder und tranken munter weiter, was natürlich daran lag, dass die Getränke kostenfrei waren. Kaiba konnte also auch sehr großzügig sein. "Ich bin kein kleines Kind mehr, Yami und außerdem bin ich nicht allein. Joey und Tristan sind bei mir, also mach dir keine Sorgen um mich" erwiderte Yugi noch immer lächelnd und drängte den Pharao dazu, sich endlich zu erheben, um Téa den nächsten Tanz zu schenken. Nur widerwillig kam Yami dieser Aufforderung nach, wäre er doch viel lieber bei Yugi geblieben, aber offensichtlich wollte der Jüngere unbedingt, dass er mit Téa tanzte. Er hatte nichts gegen Téa, wenn das nun so aussehen mochte. Nein, im Gegenteil, er mochte sie sogar sehr, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn Yugi ihn um einen Tanz gebeten hätte. Keine Ahnung, warum ihm das lieber gewesen wäre, aber sein Bauchgefühl sagte ihm deutlich, dass er bei Yugi bleiben sollte. Kaum waren Yami und Téa zur Tanzfläche gegangen, fingen die beiden angeheiterten Jungs auch schon an, dumme Witze zu reißen. "Yugi, trink mit uns, damit du auch ein bisschen lockerer wirst" grinste Tristan und schob dem Kleineren ein kleines Glas Wodka vor die Nase. Die violetten Augen betrachteten das kleine Glas nur für wenige Sekunden, ehe er entschieden seinen Kopf schüttelte. "Großvater hat gesagt...". "Nur ein kleines Glas, Yugi. Du bist doch deprimiert, weil Yami die besseren Chancen bei Mädchen hat, oder? Du hättest doch viel lieber mit Téa getanzt" hörte Yugi nun Joey sagen und traf damit genau den Punkt. Ja, er war irgendwie neidisch auf Yami, wäre gern an seiner Stelle, aber in allen Punkten war er ihm unterlegen. "Ich bin ein selbstsüchtiger Mensch, der sich nicht einmal für seine Freunde freuen kann. Ja, ich bin neidisch auf Yami und... Wisst ihr, nicht mir gebührt der ganze Ruhm, sondern ihm. Nicht ich bin der beste Duellant, sondern Yami. Ich bin nur Yugi Muto, ein kleiner Niemand, der ohne Yami nicht einmal Freunde gefunden hätte". Yugi erhob sich von seinen Stuhl und lief durch die Menschenmenge, um die Toiletten zu erreichen. Er hörte zwar noch Joey, welcher etwas rief, aber im Moment brauchte er einfach einen Moment für sich. "Oh je, er scheint wirklich verzweifelt zu sein und dabei dachte ich, er und Yami seien wie ein Herz und eine Seele. Das Yugi so von sich selbst denkt, wäre mir nie im Traum eingefallen" erklärte Joey und nun war ihm der Spaß an der Feier vergangen. Auch Tristan stellte sein fast leeres Glas ab, blickte zu Téa und Yami, welche auf der Tanzfläche zu sehen waren, rüber, wobei sich Letzterer wie ein Stock bewegte und seufzte beunruhigt. Vielleicht hätten sie doch lieber zusammen ins Kino gehen sollen, doch nun war Yugi frustriert abgehauen und vermutlich schon auf dem Weg nach Hause. Yugi besah sich ein weiteres Mal seine verheulten Augen im Spiegel, wusch sein Gesicht erneut mit kaltem Wasser und verfluchte sich für seine Schwäche. Wieso war er einfach ohne ein Wort gegangen? Was würde Yami über ihn denken, wenn er erstmal bemerkte, dass er einfach abgehauen war? "Egal... Er hat Téa und braucht meine Hilfe nicht länger. Was habe ich denn schon getan? Ich war meist nur im Hintergrund und habe ihm Ratschläge erteilt" brachte er mit weinerlicher Stimme hervor, zuckte jedoch im nächsten Moment zusammen, als sich eine der Türen zu den Toiletten öffnete. Er hatte gar nicht gesehen, dass eine der Toiletten besetzt gewesen war, war er doch zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Seine violetten Augen weiteten sich, als ein schwarzhaariger Junge mit ebenso schwarzen Augen hinter ihm auftauchte und auf ihn zutrat, um sich die Hände zu waschen. "Na? Warum heulst du hier auf dem Männerklo rum? Ich habe dich doch gar nicht verprügelt. Ist auch schon eine ganze Weile her, nicht wahr, kleiner Yugi?" hörte der Kleinere diese tiefe und zugleich beängstigende Stimme sagen, trat einen Schritt zurück und wollte sich unter die Menge mischen, doch er kam gerade mal einen Schritt weit, bevor er hart an die geflieste Wand gepresst wurde. "Wollen wir uns nicht ein klein wenig unterhalten? Ich denke, dass du mir sehr viel Geld schuldest, denn du weißt doch sicherlich noch, was mit den Schülern passiert, die mich nicht bezahlen, oder?". Yugi brachte kaum eine Antwort hervor, denn die Hand um seinem Hals, die ihn in der Luft baumeln ließ, raubte ihm den nötigen Atem. "Keito... Ich... Ich kriege keine Luft" keuchte Yugi, doch die Hand drückte nur noch fester zu, weswegen er glaubte, in den nächsten Augenblicken das Bewusstsein zu verlieren. Keito Satuka, er war eine Stufe über ihm und erpresste die schwächeren Schüler mit Schläge, wenn sie ihm nicht ihr Pausengeld gaben. Auch Yugi war vor einigen Jahren noch dessen Opfer gewesen, war des Öfteren verprügelt worden, wenn er kein Geld bei sich gehabt hatte und war in dieser Zeit auch sehr ungern zur Schule gegangen. Bis zu jenem Tag, als Joey und Tristan seine Freunde geworden waren. Ab diesem Zeitpunkt war seine Schulzeit angenehmer geworden und Keito hatte sich nie mehr in seine Nähe gewagt. Plötzlich lockerte sich der Griff um seinen Hals, aber dafür wurden seine Handgelenke ergriffen und über seinen Kopf an die Wand gepresst. Keuchend und auch hustend holte Yugi Luft, öffnete seine Augen, die er zuvor aus Angst geschlossen hatte und blickte Keito an. Er trug seine Schuluniform und hatte ein Veilchen unter dem linken Auge. Hatte Kaiba ihn etwa eingeladen oder hatte sich der Schwarzhaarige selbst Zutritt verschafft? Der Jüngere wusste es nicht und konnte auch keine weiteren Gedanken an seine unausgesprochenen Fragen verschwenden, weil Keito in seine Hosentasche griff und ein kleines Fläschen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit hervor holte. "Weißt du, wie es sich anfühlt, jede Nacht von deinem eigenen Vater missbraucht zu werden? Meine Mutter ist direkt nach meiner Geburt gestorben und ich wuchs bei meinem Vater auf. Bis zu meinem 4. Geburtstag war meine heile Welt in Ordnung, aber schon sehr bald änderte sich mein Leben auf grausamste Art und Weise. Eigentlich lebe ich nur noch, weil ich jeden Tag Drogen nehme". Yugi war verwirrt, denn er hätte niemals angenommen, dass Keito so sehr unter seinen Vater leiden musste, aber war das denn gleich ein berechtigter Grund, seine Mitschüler zu verprügeln? Wieso erzählte Keito ihm überhaupt von seinem Pein zu Hause? "Ich werde dir zeigen, wie schmerzvoll so etwas ist. Trink das aus, sonst lernst du die Trachtprügel des Jahrhunderts kennen" fügte Keito hinzu und zwang den Kleineren, diese Flüssigkeit in dem kleinen Fläschen zu trinken. Sich windend, spürte Yugi plötzlich einen harten Schlag in der Magengrube und wäre vermutlich auch in die Knie gegangen, wenn der Ältere nicht noch immer seine Handgelenke über seinen Kopf festhalten würde. "Was...Was war das für ein Zeug, Keito? Ich habe kein Geld bei mir, also lass mich in Ruhe" keuchte Yugi vor Schmerz und wartete auf eine glaubwürdige Antwort. Das eben Gesagte konnte er doch nicht ernst meinen, oder? Hoffentlich machte Keito nur einen üblen Scherz und was war das für ein Mittel gewesen, welches ihm zwanghaft eingeflößt worden war? Hoffentlich keine Drogen, aber bei Keito hatte er ohnehin ein mieses Gefühl. "Tja... Wenn du kein Geld hast, wirst du wohl oder übel mit deinem Körper bezahlen müssen, mein kleiner Yugi. Bist du denn nicht neugierig? Willst du nicht wissen, wie es sich anfühlt, völlig wehrlos und hilflos, missbraucht zu werden?" entgegnete Keito und ließ seine freie Hand über die Brust des weitaus Kleineren gleiten, welcher sich erneut zur Wehr setzte und dem Schwarzhaarigen mit dem Knie in den Magen trat. Nur für wenige Sekunden konnte Yugi seine errungene Freiheit genießen, hätte es auch beinahe bis zur Tür geschafft, aber erneut wurde er grob an die Wand gepresst, während sich seine Augen erschrocken weiteten. Dieses seltsame Gefühl in seinem Lendenbereich. Verspürte er tatsächlich Lust oder bildete er sich dieses intensive Gefühl nur ein? Yugi keuchte plötzlich erregt, als er das Knie des Älteren in seinem Schritt spürte und setzte sich ein weiteres Mal zur Wehr, doch dieses Mal schien er sich nicht aus dem Griff befreien zu können. "Wie fühlt sich dein Körper an? Erhitzt? Verbrennst du bereits vor Lust? Es ist sicherlich ein ungewohntes Gefühl für dich, weil du doch solche Erfahrungen nie machen konntest" grinste Keito und fuhr mit seiner freien Hand unter das weiße Hemd des Jüngeren, um dessen Haut zu erkunden. Yugi neigte seinen Kopf angewidert zur Seite, wusste keine Erwiderung und wünschte sich, nie auf die Männertoilette gegangen zu sein. Warum wurde so etwas ausgerechnet mit ihm gemacht? "Was wünschst du dir, Yugi? Soll ich es dir vielleicht mit der Hand besorgen oder noch besser, mit meinen Mund?" fügte Keito hinzu und öffnete den Hosenknopf der kurzen Jeans, weswegen Yugi schluckte und seinen Kopf verneinend schüttelte. Nein, er wollte das definitiv nicht. Er wollte zurück zu seinen Freund und auch zurück zu Yami, welcher sicherlich noch immer mit Téa tanzte. Seine Jeans wurde ihm ausgezogen, fiel lautlos zu Boden und eine gewisse Panik breitete sich in Yugi aus, als der Schwarzhaarige mit der Hand über seine dunkelblaue Shorts wanderte. "Bitte... Hör auf... Ich gebe dir Geld, versprochen" wimmerte der Kleinere und konnte seine aufkommenden Tränen nicht länger zurückhalten, während ihm erneut ein erregter Laut über die Lippen glitt, als die Hand über seine, noch von der Shorts bedeckt, Erregung streichelte. Dieses verdammte Mittel schien für seinen Zustand verantwortlich zu sein, keinen einzigen Zweifel möglich, aber diese Gewissheit half ihm im Moment auch nicht aus seiner aussichtslosen Lage. Plötzlich fiel ihm doch eine rettende Idee ein, die ihm aus seine Lage helfen könnte, denn die Tür war nicht abgeschlossen worden und es würde garantiert irgendeine Person kommen, wenn er nur laut genug schrie. "Kaiba..." schrie er voller Panik, spürte jedoch im nächsten Moment die Hand des Älteren auf seinen Mund und keuchte in die Handfläche, als ihm in die Magengrube getreten wurde. Kaiba hätte helfen können, besaß er doch ein ganzes Sicherheitsteam, aber vermutlich war sein lauter Schrei durch die laute Musik ungehört geblieben. Aus verheulten Augen sah er wieder zu Keito auf, welcher ihm drohend sagte, dass er gefälligst still sein sollte. Yugi ließ seine Augenlider sinken, ergab sich seinem Schicksal, denn es gab kein Entkommen und weinte seinen Schmerz, den Pein, diese Demütigung, aus sich heraus. Nur ein einziger Gedanke blieb ihm, nur eine einzige Person kam ihm jetzt noch in den Sinn. Yami, sein bester Freund. "Hilf mir, Yami... So sehr ich dich auch beneide, so eifersüchtig und selbstsüchtig ich auch sein mag... Hilf mir" dachte er sich insgeheim und unterdrückte einen lauten Schluchzer. "Mh?" gab Kaiba von sich und sah sich in der Menge um. Hatte er nicht eben seinen Namen gehört oder hatte er sich diesen leisen Ruf nur eingebildet? Schließlich zuckte er mit seinen Schultern und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Yami, welcher mit Téa zum Tisch ihrer Freunde zurückkehrte. Wo war eigentlich Yugi? Vor einigen Minuten war er doch noch bei den bereits angeheiterten Wheeler und Tristan gesessen, oder nicht? War der Kleine etwa nach Hause gegangen? Die Lautstärke von Yami holte ihn aus seine Gedanken zurück und da er möglichen Ärger auf der Geburtstagsparty seines kleines Bruders unterbinden wollte, setzte er sich in Bewegung und wohnte der lauten Diskussion zwischen Wheeler und Yami bei. "Was sagst du da? Yugi hätte keinen Grund, auf mich neidisch zu sein und warum hast ihn einfach gehen lassen?" brüllte der Pharao aufgebracht und stützte sich mit seinen Händen auf der Tischplatte ab, während er Joey weiterhin mit seinen wütenden Blick durchbohrte. Yugi wäre neidisch auf ihn? Der Pharao käme besser bei Mädchen an? So ein Schwachsinn, doch leider kannte er Yugi gut genug, um zu wissen, dass er manchmal tatsächlich so von sich selbst dachte. Dennoch war Yami ohne den Kleineren ebenso ein Niemand, ob er nun ein besserer Duellant war oder nicht. Ohne Yugi an seiner Seite hätte er so manches Duell nicht durchstehen können, denn nur gemeinsam waren sie wirklich stark. Seine Wut auf Joey ließ im nächsten Moment nach, ehe er das Gefühl verspürte, ein Déjavú zu durchleben. Das Milleniumspuzzle um seinem Hals leuchtete, zeigte sogar in eine bestimmte Richtung, während er die weinerliche Stimme von Yugi in seinen Gedanken hören konnte. Ein leiser, dennoch beunruhigender Hilferuf. Steckte der Jüngere etwa in Schwierigkeiten? Ohne eine Antwort auf die Frage von Tristan zu geben, welcher besorgt aufgestanden war, kämpfte sich Yami rennend durch die Menschenmenge, der Richtung folgend, in welches das Puzzle deutete. Kaiba folgte dem Jungen mit der Igelfrisur, nicht ohne vorher Ronald darüber in Kenntnis zu setzten, einige Männer seines Sicherheitsteams in die Diskothek zu beordern. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht stimmte und die Tatsache, dass Yami offensichtlich keine Nachbildung des Milleniumspuzzles um den Hals trug, beunruhigte ihn ebenso. Wieso war es ihm nicht schon viel früher aufgefallen? Er hätte gleich auf sein Gefühl hören sollen, denn mit Yami stimmte etwas nicht und erneut war ihm so, als würde er den Jungen bereits sehr gut kennen. Yami blieb vor der Männertoilette stehen, atmete überhastet durch und betätigte die Klinke. Er glaubte seinen Augen nicht, denn Yugi war nicht zu Hause, wie Joey vermutet hatte, sondern sackte kraftlos zu Boden, die Jeans herunter gelassen und verbittert weinend, während ein schwarzhaariger Junge einen Schritt zurück trat. Was hatte dieser Kerl mit Yugi angestellt? Er wurde in seinen gedanklichen Fragen unterbrochen und zur Seite geschoben, ehe er die herrische Stimme von Kaiba deutlich hörte. "Keito Satuka, ich kann mich nicht daran erinnern, dass du auf der Gästeliste stehst und wenn ich mir diese Situation so anschaue, wirst du ein gewaltiges Problem bekommen" zischte Seto und nur einen Augenblick später traten die Männer vom Sicherheitsteam ein und ergriffen den ungebetenen Gast. "Schafft mir dieses widerliche Etwas aus den Augen und sorgt dafür, dass er seine gerechte Strafe erhält" rief Kaiba und warf einen prüfenden Blick zu Yugi hinab, welcher seine Knie an seinen Oberkörper gezogen hatte und noch immer verbittert weinte. Yami war noch immer unfähig, sich aus seiner Starre zu lösen, konnte keinen klaren Gedanken fassen und konnte nicht verstehen, was dieser Kerl, Seto hatte ihn Keito genannt, mit Yugi angestellt hatte. Ein leichter Stoß in die Seite holte ihn aus seiner Starre, ehe er zu Kaiba blickte, welcher auf den kleinen Yugi deutete. Ja, er musste sich um den Kleineren kümmern, auch wenn er nach wie vor verwirrt und schockiert über diese Angelegenheit war. Vorsichtig ging er vor dem Jüngeren auf die Knie, umfasste dessen Gesicht mit seinen Händen und blickte in die geröteten und verweinten Augen. "Yugi..." hauchte Yami und plötzlich spürte er die Arme des Kleineren um seinen Oberkörper, wurde umarmt, während Yugi noch immer weinte. Auch ihm kamen allmählich die Tränen, denn er war nicht da gewesen, als der Jüngere ihn gebraucht hätte. Hätte das Milleniumspuzzle nicht geleuchtet und ihm nicht den Weg gezeigt, er wollte gar nicht wissen, was dieser Kerl noch getan hätte. Schluchzend und sich Vorwürfe machend drückte er Yugi noch fester an sich und vergaß Kaiba vorerst, der die Tür ins Schloss gezogen hatte und sich mit verschränkten Armen gegen das Holz lehnte. Im Moment wurde Yami nur ein Detail bewusst. Das Milleniumspuzzle diente zum Schutz und es stimmte, die beiden Puzzle standen in Verbinden, auf eine erschreckende Art und Weise. Kapitel 6: Eine ungewöhnliche Situation --------------------------------------- "Ich störe euch ungern, aber ich würde euch den VIP-Bereich anbieten, damit sich Yugi von diesem Schock erholen kann" durchbrach Kaiba die Stille, welche nur hin und wieder durch die Schluchzer der beiden Brüder unterbrochen wurde. Yami atmete tief durch, wischte sich mit der linken Hand über seine Augen und blickte zu Seto auf. "Was... Was hat dieser Kerl nur mit Yugi gemacht? Du weißt es, oder?" erwiderte Yami mit brüchiger Stimme und strich dem Jüngeren immer wieder beruhigend über den Kopf. Allmählich schien sich Yugi zu beruhigen, aber dessen Körper zitterte noch immer wie Espenlaub und deutlich konnte der Pharao die Angst in den violetten Augen erkennen. Unter normalen Umständen hätte Seto den Jungen vermutlich ausgelacht, aber die Situation war einfach zu ernst und außerdem konnte er in den violetten Augen von Yami erkennen, dass er keinerlei Ahnung hatte, was der Kerl mit Yugi hatte tun wollen. Bevor er jedoch antworten hätte können, kam Yugi ihm mit leiser Stimme zuvor. "Keito wollte... Er wollte mich vergewaltigen und... Er hat... Er hat mir ein merkwüdiges Mittel gegeben und ich... Mein ganzer Körper sträubt sich gegen meinen Willen und... Ich schäme mich so sehr. Ich konnte mich nicht wehren und... Dann... Dann habe ich aus Angst nach Kaiba gerufen, weil ich dachte... Ich dachte, sein Sicherheitsteam würde Keito aufhalten, aber... Aber...". Yugi verstummte wieder, biss sich auf die Unterlippe und presste seine Beine zusammen, um seine immer noch existierende Erregung vor Kaiba und auch Yami zu verstecken. Seto zuckte kaum merklich zusammen, hatte er sich seinen gerufenen Namen also doch nicht eingebildet. Verdammt, er hätte sofort reagieren müssen, aber wer hätte ahnen können, dass Yugi in solch eine Lage gebracht worden war? Ein Mittel? Hatte Keito dem Kleinen etwa Drogen verabreicht, um sich dessen Körper leichter bemächtigen zu können? Seto knurrte ungehalten, denn wenn dieses Vergehen das Tageslicht erblicken würde, wäre sein guter Ruf gefährdet. Er musste etwas unternehmen und diesen Keito aus den Verkehr ziehen, um einerseits seine Mitschüler zu schützen und andererseits um seinen guten Ruf zu wahren. "Yami, hilf deinem Bruder auf die Beine und folgt mir". Es klang beinahe wie ein Befehl, aber der Pharao folgte der Aufforderung und erhob sich, während er Yugi ebenfalls auf die Beine half. Als nächstes zog er ihm die Jeans über den Po, wollte gerade den Reißverschluss ergreifen, aber seine Hände wurden ergriffen und somit wurde auch Yami an sein Vorhaben gehindert, während der Kleinere seinen Kopf senkte. "Ich... Entschuldige..." murmelte Yugi und ließ die Hände des Älteren wieder los, hatte er sich doch nur schützen wollen, auch wenn er vor Yami keinerlei Angst haben musste. "Nein, ich muss mich bei dir entschuldigen, Yugi. Ich hätte bei dir bleiben sollen, aber... Das wäre nie passiert, wenn ich...". "Mit solchen Worten hilfst du Yugi auch nicht. Niemand hätte ahnen können, dass Derartiges geschehen würde. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen und sei stattdessen für Yugi da. Sei ihm ein großer Bruder und hilf ihm, dieses Erlebnis zu verarbeiten" unterbrach Kaiba den Pharao, stand nun mit dem Rücken zu Yami und öffnete die Tür. Yami befestigte noch den Knopf der Jeans seines besten Freundes und begutachtete nochmals die Miene des Kleineren. Ja, er musste Kaiba beipflichten, auch wenn er sich dennoch Vorwürfe machte. Im Moment musste er sich einzig und allein um Yugi kümmern. Yami zögerte einen kurzen Moment, ergriff dann aber doch die Hand des Jüngeren und folgte Kaiba durch die Menschenmenge. Yugi hielt seinen Kopf gesenkt, wollte er nicht, dass die Gäste seine Tränenspuren sahen und blieb schließlich neben Yami vor einer Treppe stehen, die in den ersten Stock zu führen schien. Ebenso stumm erklomm er die Stufen und betrachtete dabei seine leichte Beule in seiner Hose, welche allmählich schmerzte. Verdammt, dieses Mittel hatte ihn in diese Situation gezwungen und dazu hatte sein Körper auch noch auf die Streicheleinheiten des Schwarzhaarigen reagiert. "Hier... Setzt euch auf die Couch. Ich werde dafür Sorge tragen, dass ihr ungestört bleibt" erklärte Kaiba, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte. Yugi nickte dem Braunhaarigen zaghaft zu, lief auf die große Ledercouch zu und setzte sich, während er sein Gesicht in seinen Händen vergrub. "Danke..." murmelte der Pharao, doch Kaiba erwiderte nichts, sondern schloss die Tür und ließ die beiden Brüder allein. Mehr konnte er wirklich nicht tun und außerdem war er seiner Meinung nach sowieso viel zu freundlich gewesen. Nur eine einzige Sache würde er noch erledigen. Keito Satuka aus den Verkehr ziehen und dessen Leben zu einer wahren Hölle machen. Yami nahm zwar im Augenwinkel wahr, dass die schwarze Ledercouch nicht die einzige Sitzmöglichkeit war, standen noch unzählige Sessel im Raum, während kleine Tische ordnungsgemäß zwischen den Sitzgelegenheiten platziert worden waren, doch interessieren tat es den Pharao im Moment nicht, denn sein Weg führte ihn zu einer kleinen Theke, auf welches unbenutzte Gläser standen. Die Schranktür öffnend, entdeckte er schließlich eine Flasche Wasser und öffnete den Verschluss, um das Glas zu füllen. Sein derzeitiges Gefühl vermochte er kaum in Worte fassen, denn er war schockiert, fühlte sich schuldig und wusste nicht so genau, wie er nun mit Yugi umgehen sollte. Vor dem Jüngeren ging er auf die Knie, atmete angestrengt durch und löste die Hände des Kleineren von dessen Gesicht. "Hast du Durst, Yugi? Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" wollte der Ältere wissen und reichte Yugi das Glas, welcher es entgegen nahm und einige Schlücke trank, bevor er es neben sich auf einem kleinen Tisch abstellte. Eine Antwort erhielt Yami nicht, stattdessen sahen die violetten Augen ausdruckslos zu ihm hinab, während Yugi des Öfteren einen unsicheren Blick zu seinem Schritt riskierte. Yugi schämte sich, dessen war sich Yami bewusst, aber wie könnte er dem Kleineren nur helfen? "Yugi... Sprich mit mir. Wieso bist du nicht bei Joey und Tristan geblieben?" fuhr der Pharao mit seinen Fragen fort und obwohl er die Antwort natürlich kannte, wollte er, dass Yugi mit ihm redete, aber auch nach weiteren Minuten der Stille glitt kein einziges Wort über die Lippen des Jüngeren. Der Verzweifelung nahe, legte Yami seine Hände auf den Schultern seines besten Freundes und sah Yugi eindringlich an. "Yugi, ich... Warum denkst du nur so schlecht über dich selbst? Ich brauche dich und... Ich hätte viel lieber mit dir getanzt und ich... Warum? Nenn mir einen Grund, warum du so neidisch auf mich bist?". Yugi erhob schließlich seinen linken Daumen, um den ersten Grund zu nennen, denn Yami würde nicht aufhören zu fragen. "Du bist der König der Spiele und hast bis jetzt fast jedes Duell allein gewonnen". Yami wollte seinen besten Freund schon unterbrechen, aber der Zeigefinger folgte und Yugi redete unbeirrt weiter. "Du hast bessere Chancen bei Mädchen und ich weiß, dass Téa dich sehr gern hat. Ich weiß es schon lange, aber ich habe mich bereits mit diesem Gedanken abgefunden". Der Mittelfinger folgte und dem Pharao wurde einfach nicht die Zeit gegeben, um Yugi zu widersprechen. "Nicht mir gebührt der Ruhm, sondern nur dir allein. Ich habe nicht die Welt gerettet, sondern du. Nicht ich besitze die Kraft, mich zu behaupten, sondern nur du. Du hättest meinen Platz für immer einnehmen sollen und ich wäre für immer dein Schatten geblieben" endete Yugi und er hätte noch unzählige Gründe aufzählen können, aber er war mit seinen Nerven am Ende. "Das ist nicht wahr, Yugi. Du warst mir immer eine große Hilfe und bei jedem Duell war ich froh, dass du mir den Rücken stärkst. Vielleicht mag es stimmen und Téa hat mich sehr gern, aber ich empfinde nicht so. Ich mag sie als Freundin, mehr aber auch nicht. Ich weiß doch ganz genau, wie sehr du sie magst und ich wollte mich auch nie zwischen euch stellen, aber vorhin... Du hast mich einfach in diese Lage gezwungen, obwohl ich bei dir bleiben wollte. Ich... Ich...". Der Pharao nahm den Kleineren in seine Arme, stützte sein Kinn auf dessen Schulter und fuhr mit seiner linken Hand über dessen Rücken. "Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn dieser Kerl dir ernsthaftes Leid zugefügt hätte. Du bist mir so verdammt wichtig, Yugi und ich will dich um jeden Preis beschützen, sonst wäre es mir niemals möglich gewesen, einen eigenen Körper zu bekommen" murmelte Yami leise und endlich wurde seine Umarmung erwidert. "Ich hätte nicht wie ein Feigling verschwinden sollen, aber...". "Schon gut, Yugi. Ich verstehe dich und ich werde mich in naher Zukunft auch nicht duellieren können. Von nun an gebührt der Ruhm allein dir" unterbrach er den Kleineren und sah ihm nun in die Augen. Vorsichtig fuhr er mit seiner Hand die Wange des Jüngeren entlang, legte ein zaghaftes Lächeln auf und seufzte erleichtert. Nur eine Frage brannte ihm noch auf der Seele, auf die er unbedingt eine Antwort brauchte. "Wieso hast du nach Kaiba gerufen? Ich wäre dir sofort zur Hilfe geeilt, ich meine... Ich habe deinen Hilferuf gehört und bin der Richtung gefolgt, in die das Milleniumspuzzle gedeutet hat". "Du... Du hast meinen Hilferuf gehört? Dann stimmt es und...". "Ja, die beiden Puzzle stehen miteinander in Verbindung. Es dient wohl zu deinem Schutz, denn ohne dich kann ich nicht existieren, aber... Ich hätte dir trotzdem geholfen, weil ich dich mag und weil ich dich an meiner Seite brauche" unterbrach Yami seinen besten Freund, auf dessen Wangen ein leichter Rotschimmer erschien. Den Grund konnte sich der Pharao nicht erklären, doch im nächsten Moment wurde dieser Grund überflüssig, da Yugi ein Gesicht zog, als habe er starke Schmerzen, während er erneut einen unsicheren Blick zu seinen Schritt warf. "Kann ich denn wirklich nichts für dich tun? Bitte, ich mache mir unheimliche Sorgen um dich" murmelte Yami und beobachtete die Miene des Jüngeren. Der leichte Rotschimmer breitete sich über dessen Wangen aus, während Yugi seine Lippen aufeinander presste und seine linke Hand zu seinen Hosenknopf gleiten ließ. Er fühlte sich in der engen Jeans eingeengt und auch wenn er sich gegenüber Yami fürchterlich schämte, blieb ihm keine andere Wahl, als auch noch den Reißverschluss zu öffnen. Wann ließ die Wirkung dieses Mittels nur nach? "Vielleicht sollte ich Großvater anrufen, denn er weiß sicherlich, was zutun ist". Yugi schüttelte seinen Kopf, ergriff die Hände des Pharao, welcher ein altes Handy aus seiner Hosentasche hatte ziehen wollen, um seinen Plan in Tat umzusetzen und sah ihn nun selbst eindringlich an. "Nein... Großvater darf nichts erfahren. Er würde sich nur unnötige Sorgen um mich machen und... Es geht schon, Yami. Ich... Ah...". Yugi errötete nur noch mehr bei seinem letzten Laut, senkte seinen Kopf, um dem Älteren nicht länger in die Augen sehen zu müssen und atmete tief durch. Jede noch so kleinste Bewegung wirkte sich auf seine Erregung aus, welche schmerzlich in seiner geöffneten Hose pochte und immer lauter nach Erlösung schrie. "Aber... Okay, aber ich sollte dich trotzdem nach Hause bringen. Die kühle Nachtluft wird dein erhitztes Gemüt bestimmt beruhigen" erwiderte Yami und erhob sich. Auf der gegenüber liegenden Seite der Couch war ein großes Fenster, statt einer Wand und somit war es ihm möglich, einen Blick auf die Tanzfläche und auch auf die Tische zu werfen. Joey konnte er ganz allein an dem Tisch sitzen sehen, aber von Téa und Tristan fehlte jede Spur. Auch Kaiba war nirgendwo zu sehen, aber Yami ahnte, dass sich der Braunhaarige um Keito kümmerte. Wenn er nicht so geschockt gewesen wäre, hätte der Pharao selbst eine Strafe verhängt. Ja, er hätte die Seele des Schwarzhaarigen für alle Zeit ins Reich der Schatten verbannt, aber ebenso wusste der Pharao, dass Yugi so etwas nie gewollt hätte, völlig gleich, was auch immer Keito mit ihm getan hätte. "Du... Du wolltest mit mir tanzen?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und lehnte sich ins Polster zurück, während er seine Augenlider sinken ließ. Vielleicht musste er sich einfach nur genügend ablenken, aber das Gefühl der Lust blieb dennoch bestehen, so sehr er sich auch auf eine normale Unterhaltung konzentrierte. Leise Schritte ertönten, ehe das Polster neben ihm nachgab und er den Kopf des Pharao auf seiner Schulter ruhen spürte. "Ja... Ich habe keine Ahnung, warum mir ein Tanz mit dir lieber gewesen wäre, aber ich kann dir sagen, dass ich mich unwohl bei Téa gefühlt habe. Wie schon gesagt, ich mag sie und sie gehört zu unseren Freunden, aber... Ich weiß einfach nicht, wie ich dir mein Befinden erklären soll". Yugi lächelte leicht, denn Yami musste ihm keine vernünftige Antwort geben, wenn er selbst die passenden Worte nicht wusste. Der Kleinere wusste nun jedoch mit Sicherheit, dass Yami keine tiefgründigeren Gefühle für Téa hegte und auch wenn er wieder einmal bemerkte, wie selbstsüchtig er war, glitt ihm ein erleichterter Seufzer über die Lippen. Die Augen wieder öffnend, riskierte er einen Blick zum Älteren, dessen violette Seen seinen Blick neugierig erwiderten. Diese Situation war schon wieder so ungewöhnlich, saß er doch total erregt neben Yami, dem es scheinbar nicht einmal zu stören schien und freute sich insgeheim, dass der Pharao lieber seine Nähe suchte, statt die Nähe von Téa. Oh ja, er war wirklich selbstsüchtig, musste sich Yugi eingestehen. Yami schenkte dem Kleineren ein aufrichtiges Lächeln, konnte er doch nun die Freude und auch die Erleichterung in den Augen seines besten Freundes erkennen und fuhr mit seiner Hand über dessen Kopf, bis er die zarte Wange erreichte. Schon vor einigen Tagen war ihm aufgefallen, wie zart und weich die Haut des Jüngeren war und das Yugi es scheinbar sehr mochte, wenn er ihn streichelte. Auch jetzt schien er es zu mögen, ließ er doch seine Augenlider erneut sinken und schmiegte sich der Hand entgegen, welche ihm diese zaghaften Berührungen zukommen ließ. "Yugi?" murmelte Yami, setzte sich wieder in einer aufrechten Position und sah dem Kleineren weiterhin an. "Komm, wir gehen nach Hause. Dieser Ort gefällt mir nicht und außerdem ist mir die Musik zu laut. Bei dir im Zimmer ist es weitaus gemütlicher und wenn du magst, schauen wir uns noch einen Film" fügte der Ältere lächelnd hinzu, stand auf und ging vor die Couch in die Hocke, damit Yugi auf seinen Rücken steigen konnte. Die Stufen hinauf hatte Yami bereits bemerkt, wie schwer dem Kleineren das Laufen fiel, also würde er ihn Huckepack nehmen und ihn tragend nach Hause bringen. Yugi zögerte einen kurzen Moment, blickte erneut hinab zu seinem Schritt und wieder zu Yami auf, welcher immer noch wartete, dass er auf dessen Rücken stieg. "Aber... Ich bin doch total... Ich will nicht, dass du denkst... Du weißt schon" haspelte Yugi verlegen vor sich her und versuchte seine aufkommende Röte zu verstecken, indem er seinen Kopf senkte. "Mach dir keine Sorgen, Yugi. Ich will dir nur helfen und ich werde schon nichts Falsches über dich denken" erwiderte der Ältere und endlich schlangen sich die Arme des Kleineren um seinen Hals, während sich die Beine spreizten und Yami seine Arme unter den Kniekehlen legen konnte, ehe er sich aufrichtete. Natürlich spürte er über seinen Po das eigentliche Problem und er wusste auch, warum sich Yugi so sehr schämte, aber wieso sollte es ihn stören. Yugi konnte nichts für seinen derzeitigen Zustand, also musste er sich auch nicht schämen. Den ersten Schritt Richtung Tür machend, entfleuchte dem Jüngeren ein Laut, für welchen er sich gleich noch mehr schämte, während nun auch Yami leicht errötete. Solche Töne von Yugi zu hören war ungewöhnlich, aber er würde seinen Weg vorsichtig fortsetzen, völlig gleich, wie oft Yugi noch keuchen würde. Yami musste ihn nach Hause bringen, musste sich eine glaubwürdige Ausrede einfallen lassen, warum er Yugi trug und seinen Zustand verheimlichen. Ja, Großvater durfte unter keinen Umständen erfahren, was auf der Männertoilette vorgefallen war, sonst würde sich Yugi im Grund und Boden schämen. Nun musste er erstmal die Diskothek verlassen und den Weg nach Hause bewältigen. Hoffentlich ohne Zwischenfälle, denn er hatte heute Abend wirklich genug erlebt und der Kleinere sicherlich auch. Kapitel 7: Unverblümte Neugier ------------------------------ Die frische Nachtluft tat einerseits gut, war es doch so stickig und warm in der Diskothek gewesen, aber noch immer fühlte Yugi die Lust, die mit jeder weiteren Minute und mit jedem Schritt stärker wurde. Zum Glück hatte Yami ihren Freunden eine glaubwürdige Geschichte erzählen können, denn die Wahrheit wäre vermutlich sehr peinlich geworden. "Ein Rückschlag der Grippe" dachte sich Yugi und achtete auf den Gehweg, während er immer wieder versuchte, seine Lustlaute zu unterdrücken. Diese beständige Reibung, die durch das Laufen des Pharao verursacht wurde, raubte ihm allmählich den gesunden Verstand. "Bist du noch wach, Yugi?" ertönte die Stimme von Yami, war es doch seit einer Weile so still, während er sich darauf konzentrierte, sich nicht zu schnell zu bewegen. Der Heimweg musste für seinen besten Freund die Hölle sein, spürte er doch bei jedem Schritt die Beule des Kleineren, während Yugi immer wieder angespannt durchatmete. "Ja, ich bin noch wach. Wie könnte ich denn auch einschlafen, wenn... Gott, Yami, achte auf deine Füße und... Ha...". Sofort vergrub Yugi sein Gesicht in der Halsbeuge des Älteren, um seine Röte zu verbergen. Wäre Yami nicht über einen Stein gestolpert, hätte er solche Laute sicherlich nicht ausgestoßen, aber das Schicksal meinte es wohl nicht gut mit ihm. Zu seiner Verwunderung, Yugi war sich nicht einig, ob er schockiert oder verwundert über sich selbst sein sollte, gefielen ihm allmählich die Gefühle, die durch die Reibung verursacht wurden. Wie es wohl wäre, wenn Yami noch einen Schritt schneller gehen würde? Nein, solche Gedanken gehörten verboten, auch wenn seine Körpermitte wohl anderer Meinung war. "Entschuldige, Yugi... Ich... Weißt du... Du keuchst mir ständig ins Ohr und bringst mich aus dem Konzept. Nicht nur du befindest dich in einer merkwürdigen Situation, sondern auch ich und... Ich weiß auch nicht. Ich... Du bringst mich total in Verlegenheit" erwiderte Yami leise und auch unsicher, während er seine Konzentration neu sammelte. Auch auf seinen Wangen war nun eine leichte Röte erschienen, wobei die Röte im nächsten Moment noch ein wenig zu zunehmen schien, als er den warmen Atem des Kleineren auf seiner Haut spürte. Wie von selbst beschleunigte der Ältere seine Schritte, versuchte seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen, aber je schneller er lief, desto mehr beschleunigte sich auch die Atmung des Jüngeren, dessen Finger sich in dem schwarzen Stoff seines Muskelshirts verkrallten. "Yami... Ha... Bleib stehen, ich... Bitte, lass mich runter, bevor noch ein Missgeschick geschieht" keuchte Yugi und endlich verlangsamten sich die Schritte, ehe er von dem Rücken des Pharao hinunter gelassen wurde. Angestrengt atmete der Kleinere einige Male durch, war dieses Gefühl wirklich intensiv und berauschend gewesen, aber ebenso machte ihm seine Vernunft klar, dass er nicht so fühlen durfte. Er durfte es nicht, weil er seinen besten Freund für sein eigenes Vergnügen benutzen würde. Verzweifelt und noch immer nach Erlösung verlangend, blickte Yugi aus verklärten Augen zu Yami auf, auf dessen Wangen eine ebenso starke Röte zu erkennen war, wie wohl in seinem eigenen Gesicht. "Yugi, ich... Darf ich dir eine sehr persönliche Frage stellen?" durchbrach der Pharao die Stille und konnte nicht verhindern, dass seine Hände vor Nervosität zitterten. Natürlich wusste er, warum er den Kleineren runter hatte lassen sollen, doch nun erwachte auch seine Neugier, die er unbedingt stillen wollte. Kurz sah er sich um, erblickte eine dunkle Gasse und ergriff die Hand seines Freundes, um mit ihm in die Dunkelheit zu flüchten. Kein einziges Wort, kein einziger Laut und keine einzige Miene oder Geste sollte gehört oder gesehen werden. Das folgende Gespräch sollte ihr kleines Geheimnis bleiben. Unter einer Laterne, die die dunkle Gasse beleuchtete, blieb der Ältere stehen und ließ die Hand des Kleineren los. Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, ehe er sich gegen die Hauswand lehnte und Yugi mit einen merkwürdigen Glanz in den Augen betrachtete. "Ich habe keinerlei Erinnerungen an meine Vergangenheit, wie du sicherlich weißt. Ich frage mich, ob ich vielleicht eine Freundin besessen habe, weil... Derartige Gefühle, wie Lust oder Liebe sind mir völlig fremd" begann Yami und blickte Yugi weiterhin neugierig in die Augen. "Du empfindest ungewollt Lust und ich... Ich wollte dich fragen, ob du mir dieses Gefühl beschreiben kannst. Vielleicht trete ich dir mit meiner Neugierde auch zu nahe, aber...". Der Pharao konnte seine Röte nicht einmal verhindern, war er sich doch so unsicher und wusste nicht einmal, ob er nun eine Grenze überschritten hatte. Auch bei Freundschaften gab es sicherlich Grenzen. Yugi blinzelte einige Male, war er sich nicht sicher, ob Yami eben wirklich eine derartige Frage gestellt oder ob er sich vielleicht verhört hatte. Sollten ihn derartige Fragen verwundern oder war es nicht natürlich, dass Yami bei ihm Antworten suchte, weil er sich im Moment nun mal in einer ungünstigen und auch sehr peinlichen Lage befand? Yugi wusste es nicht, errötete nun selbst und suchte nach den passenden Worten, um das Gefühl der Lust beschreiben zu können. "Also... Du trittst mir nicht zu nahe, Yami" erwiderte der Kleinere, um Zeit zu schinden, weil er noch immer nicht wusste, wie er dieses intensive Gefühl mit Worten beschreiben sollte. "Ich... Ich kann dir dieses Gefühl nicht in einfachen Worten erklären. Du musst dieses intensive Gefühl selbst erfahren und... Jetzt bringst du mich in Verlegenheit". Zum Ende hin lächelte Yugi unsicher, während er sich am Hinterkopf kratzte. Er konnte seine Empfindungen einfach nicht in Worte fassen, zuckte im nächsten Moment jedoch erschrocken zusammen und richtete seine violetten Augen auf Yami, dessen Hände ihn gegen die Hauswand gedrückt hielten. Nicht fest, aber dennoch würde er dem Pharao nun nicht entkommen können. "Ich... Wenn du mir dieses Gefühl nicht beschreiben kannst, dann... Dann löse es in mir aus. Vermutlich verlange ich zuviel von dir, aber vorhin... Was wäre geschehen, wenn ich dich nicht runter gelassen hätte?" murmelte der Ältere und ging ein wenig in die Hocke, um Yugi besser in die Augen sehen zu können. Er wollte dieses Gefühl auch empfinden, um somit das Leid seines besten Freundes teilen zu können. Vielleicht würde ihm sogar eine Möglichkeit einfallen, um Yugi zu helfen. "Was? Yami, hast du etwa... Du hast doch nicht etwa Alkohol getrunken? Ich meine... Du weißt doch genau, was passiert wäre, wenn diese Reibung... Ich... Du bist doch nicht etwa schwul, oder?" entgegnete der Jüngere mit einer beachtlichen Röte auf den Wangen, während er einige Male tief durchatmete. Der Pharao hatte sicherlich keinen Alkohol in seiner Abwesenheit angerührt, aber was sollte er nun von dessen unverblümte Neugier halten. Wie sollte er ihm dieses Gefühl überhaupt bescheren? Er würde ihn bestimmt nicht in den unteren Regionen anfassen, wenn Yami das von ihm erwartete. Yugi hatte nicht einmal Erfahrungen mit Mädchen gemacht und nun sollte er einen Jungen in seine peinliche Lage bringen? Ehrlich, er hatte keine Ahnung, hatte er doch noch nicht einmal einen einfachen Kuss erlebt. "Schwul? Was bedeutet dieses Wort? Ist es etwas Schlimmes?". Nun wurde Yugi erneut bewusst, dass er solche Worte nicht einfach verwenden durfte, denn obwohl Yami seine Erinnerungen an sein damaliges Leben verloren hatte, waren ihm solch moderne Wörter einfach fremd. Vermutlich hatte es dieses Wort vor 5000 Jahren nicht einmal gegeben, also musste er dem Pharao wohl erklären, was er mit diesem Wort meinte. "Schwul bezeichnet man Jungs, die auf das gleiche Geschlecht stehen. Es wird auch Homosexualität genannt, also... Stehst du auf Jungs?" erklärte der Kleinere sachlich, zumindest versuchte er es, wobei ihm der neugierige Blick des Älteren ein zaghaftes Lächeln abverlangte. Er hatte wirklich nicht gewusst, dass Yami so neugierig sein konnte, aber irgendwie konnte er ihn auch verstehen. "Auf einen Jungen stehen? Du meinst, ob ich mich für Jungs interessiere?" fragte Yami, nur um sicher zu gehen, dass er die Erklärung des Kleineren auch richtig verstanden hatte. Inzwischen hatte er vollkommen vergessen, warum er Yugi in die dunkle Gasse gezerrt hatte, stellte er sich doch nun völlig andere Fragen. "Ja... Vor einigen Jahren waren solche Beziehungen noch verboten, aber inzwischen dürfen sogar zwei Männer heiraten. Allerdings gibt es immer noch viele Menschen, die derartige Beziehungen abstoßend finden, aber wenn du mich nach meiner Meinung fragst, ich finde, jeder Mensch sollte sich sein Glück selbst aussuchen dürfen. Ich meine, homosexuelle Jungs sind auch nur Menschen, oder?" fuhr Yugi mit seiner Erklärung fort, wobei es ihm natürlich wichtig erschien, seinen Standpunkt zu diesem Thema zu erläutern. Der Pharao erwiderte nun das zaghafte Lächeln seines besten Freundes, während er seine Hände von dessen Schultern gleiten ließ und sich nun doch daran erinnerte, warum er mit Yugi in dieser düsteren Gasse verschwunden war. "Ich muss mich bei dir entschuldigen, Yugi. Ich war so versessen darauf, meine Neugier zu stillen, dass ich... Ich wollte dich nicht bedrängen, aber genau das habe ich getan. Ich war genauso wie dieser Kerl" murmelte der Ältere bedrückt, wurde ihm doch nun klar, was er eigentlich getan hatte. Wegen seiner Neugierde hatte er Yugi in Bedrängnis gebracht, welcher doch vor einer Stunde so etwas Schreckliches hatte erleben müssen. "Nein, du bist nicht Keito, sondern mein Freund und ich vertraue dir. Ich weiß, dass du mir nie etwas Böses antun würdest und... Du bist eben neugierig und für deine Neugier habe genügend Verständnis" lächelte Yugi und erhob seine Hand, um das Gesicht des Pharao in seine Richtung zurück zu drehen. "Ich, an deiner Stelle, wäre wahrscheinlich auch so neugierig" fügte der Jüngere noch hinzu, ehe er ein verblüfftes Gesicht aufsetzte und einen vorsichtigen Blick zu seinen Schritt riskierte. "Hey... Dieses Mittel scheint seine Wirkung zu verlieren. Langsam lässt mein erregter Zustand nach". "Das freut mich, Yugi. Ich... Danke, dass du soviel Verständnis für mich aufbringst" entgegnete Yami und seufzte erleichtert aus. Jedoch fiel ihm noch eine Frage ein, die Yugi ihm vor wenigen Sekunden gestellt hatte. "Du hast mich gefragt, ob ich schwul bin, also... Ob ich auf Jungs stehe, nicht wahr? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht". Verlegen kratzte sich Yami am Hinterkopf, ehe er nun selbst eine Frage beantwortet bekommen wollte. "Und du, Yugi? Stehst du nicht auf Jungs oder hast du nur Interesse an Mädchen?" fragte der Pharao interessiert, sah den Kleineren ebenso fragend an und erwartete eine ebenso ehrliche Antwort. "Ähm... Ich habe noch nie darüber nachgedacht, Yami. Keine Ahnung, ob ich es tue, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in der Yugi angestrengt nachdachte und die Hand des Älteren ergriff, um mit ihm diese düstere Gasse zu verlassen. "Ich weiß nicht einmal, wie sich ein Kuss anfühlt. Klar, mich haben schon einige Mädchen auf die Wange geküsst, aber noch nie auf den Mund". Erneut trat eine Pause ein, während Yugi mit Yami auf den Gehweg trat und unsicher zu einer Laterne aufblickte. "Ich frage mich, ob es vielleicht einen Unterschied gibt. Ich meine, küsst ein Junge genauso wie ein Mädchen? Wie soll ich...". Der Jüngere verstummte und sah zu Yami auf, welcher hinter ihm getreten war und die Arme um seinen Oberkörper gelegt hatte. "Du hast eben gesagt, dass du mir vertraust" wisperte Yami nahe an dem linken Ohr seines besten Freundes und stützte sein Kinn auf dessen Schulter. Die Antwort erfolgte mit einem leichten Kopfnicken, weswegen der Ältere einmal tief durchatmete, ehe er flüsternd fortfuhr. "Schließe deine Augen, Yugi". Der Kleinere tat, wie ihm geheißen, war sich aber dennoch unsicher, ob er das Kommende wirklich wollte. Yami würde ihm doch nicht seinen ersten Kuss stehlen, oder? Wollte er seinen ersten Kuss von einen Jungen bekommen, dazu auch noch von Yami, der eigentlich ein Pharao war? Im nächsten Moment verflüchtigten sich jedoch seine Bedenken, als er zarte und weiche Lippen auf seiner linken Wange spürte, während eine der goldenen Haarsträhnen des Älteren an seinem Hals kitzelte. Yami hätte sich niemals die Dreistigkeit erlaubt und Yugi den ersten Kuss geraubt. Nein, der erste Kuss war etwas Besonderes, auch wenn seine Neugier somit ungestillt blieb. Stattdessen ruhten seine Lippen auf die zarte Haut, während er spürte, wie die zierlichen Hände über seine Handrücken wanderten, ehe Yugi einen leisen Seufzer ausstieß. "Meine Knie, Yami... Ich..." hauchte Yugi, ehe sich die Arme noch fester um seinen Bauch schlangen, um ihm den nötigen Halt zu geben. Dieses Gefühl, dachte sich Yugi insgeheim. War es Zufriedenheit oder fühlte er sich im Moment einfach nur geborgen, weil er von Yami umarmt und geküsst wurde? Sicher, er wurde nicht richtig geküsst, aber dennoch kribbelte seine Wange, während sich eine angenehme Gänsehaut auf seinen Armen ausbreitete. "Yugi..." hörte er die leise Stimme des Älteren, ehe die weichen Lippen über seine Wange glitten und hauchzarte Küsse auf seiner Haut verteilten. Natürlich bemerkte der Jüngere die Unsicherheit des Pharao, wusste um dessen Unerfahrenheit und dessen Neugierde und ließ auch den nächsten Schritt mit sich geschehen, während ihm erneut ein Seufzer über die Lippen huschte. "Würdest du mich auch küssen, Yugi?" wollte Yami in Erfahrung bringen und seufzte nun ebenfalls leise aus. Er wollte so etwas auch erleben, wollte das Gefühl dabei empfinden und wollte seine Neugier endlich befriedigen, auch wenn er nicht wusste, ob er nicht vielleicht schon einen Schritt zu weit gegangen war. Seine Zweifel und Bedenken wurden im nächsten Augenblick beseitigt, als sich Yugi in seinen Armen drehte und dessen Hände in seinen Nacken legten. "Hoffentlich werden wir nicht gesehen" murmelte Yugi verlegen, denn er wollte nicht, dass irgendein Gerücht in die Welt gesetzt wurde. Schließlich war er dem Pharao ähnlich genug, um als dessen kleiner Bruder bezeichnet zu werden, oder? Als er sich jedoch nach allen Seiten umgesehen hatte, stellte er sich auf seine Zehenspitzen und legte seine Lippen auf die rechte Wange des Älteren. Warum er Yami seinen Wunsch erfüllte? Er wusste es ehrlich gesagt nicht so genau, aber vielleicht wollte er ihm das gleiche Gefühl schenken, welches Yugi eben selbst noch empfunden hatte. "Yugi... Ich..." hauchte der Pharao, ließ seine Augenlider sinken und drückte den Jüngeren noch ein wenig enger an seinen Oberkörper. Seine rechte Wange kribbelte, während seine Hände vor Aufregung und Anspannung zitterten. Dieses Gefühl vermochte er nicht in Worte fassen, war es doch unbeschreiblich und nun konnte er Yugi verstehen. Solche Gefühle musste jeder Mensch selbst erleben und er war froh, dass sein bester Freund ihm dieses Gefühl zukommen ließ. "Mh? Deine Hände zittern, Yami" nuschelte der Kleinere gegen die Wange des Älteren und glitt mit seinen Lippen zu dessen Ohr. "Bist du zufrieden mit mir?" hauchte Yugi fragend, doch auch dieses Mal glitten Yami keine Worte über die Lippen. Stattdessen wanderten dessen zittrige Hände über den Rücken des Jüngeren, während Yami seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes bettete. "Mach dir keine Sorgen, Yugi. Ich... Dieses intensive Gefühl berauscht noch immer meine Sinne und ich bin ehrlich gesagt ein bisschen enttäuscht, weil du aufgehört hast" gestand er und hob sein Gesicht und nun konnte Yugi den rötlichen Schleier auf den Wangen des Älteren sehen. Yugi lächelte verlegen, senkte jedoch seinen Kopf, um seine eigene Röte verbergen zu können, obwohl Yami sein Gesicht sowieso schon gesehen hatte. Yami war enttäuscht, weil er aufgehört hatte? Wie lange hätte der Kuss auf dessen Wange denn andauern sollen? "Also... Ich wollte dich nicht enttäuschen, aber...". "Du hast mich auch nicht enttäuscht. Ich hätte nur gern ein wenig länger dieses Gefühl empfunden" unterbrach der Ältere seinen besten Freund und löste die Umarmung, um nun erstmal wieder ein wenig Distanz zwischen ihnen zu bringen. Dieses Gefühl war wirklich berauschend gewesen und er hatte das Gefühl, als würden diese weichen Lippen noch immer seine Wange küssen. In seinen Gedanken versunken, erhob er seine Hand und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Stelle, auf welche er die Lippen hatte spüren können. "Yami?" fragte Yugi und riss somit den Pharao aus seine Gedankengänge. Die violetten Augen warfen ihre volle Aufmerksamkeit zu Yugi hinab, welcher sich verlegen am Hinterkopf kratzte, aber dennoch die minimale Distanz mit einem Schritt zunichte machte. "Ich möchte mich bei dir bedanken. Es gibt einen entscheidenen Unterschied zwischen deinen Kuss und die Küsse der Mädchen" fuhr Yugi fort und legte erneut seine Lippen auf die Wange des Älteren, welcher einen wohligen Laut von sich gab. "Der Unterschied besteht darin, dass ich von einer vertrauten Person geküsst wurde, die mein Vertrauen besitzt und die ich besonders mag" beendete der Jüngere seinen Satz lächelnd und blickte dem Pharao in die Augen. "Ich... Ich mag dich auch sehr und...". Yami unterbrach sich, fuhr mit seiner Hand durch das weiche Haar des Kleineren und seufzte erneut wohlig aus. "Komm, wir gehen nach Hause. Wir wollten uns doch einen Film im Fernsehen ansehen, also... Wenn du das noch möchtest". Yugi nickte aufrichtig, löste sich nun von Yami und trat mit ihm das letzte Stück des Heimweges an. Ja, er würde noch immer einen Film mit Yami sehen wollen, war er doch noch gar nicht müde und der Ältere offensichtlich auch nicht. Lächelnd betrachtete Yugi den Boden unter seinen Füßen und dachte an den eben erlebten Kuss zurück. Ob sich Yami auch so wohl und geborgen bei ihm gefühlt hatte? Hatte er deswegen gemeint, er wolle dieses Gefühl noch länger empfinden? Yugi wusste es nicht und stellte sich nun eine weitaus wichtigere Frage. Er hatte sich nicht geekelt, obwohl Yami ein Junge war. Hieß das etwa, dass er Interesse an Jungs hatte? Wie hätte es sich wohl angefühlt, wenn der Pharao statt seiner Wange seine Lippen berührt hätte? Gott, so weit wollte er gar nicht denken und dennoch stellte er es sich in seinen Gedanken vor. Kapitel 8: Vampire und andere Fabelwesen ---------------------------------------- "Großvater schläft schon, also sollten wir leise sein" murmelte Yugi flüsternd und schaltete das Licht im Flur ein, war der Fernseher doch im Wohnzimmer aus und sein Großvater, wie er bereits sagte, im Schlafzimmer verschwunden. "Gib mir deine Schuhe und setz dich schon mal ins Wohnzimmer. Ich bin gleich wieder da" fügte der Kleinere noch hinzu und stieg die Stufen zu seinem Zimmer hinauf, nachdem er die Schuhe von Yami entgegen genommen hatte. Er würde erstmal die Schuhe neben seinen Bett abstellen und anschließend in die Küche gehen, um für Yami und auch für sich ein Glas Orangensaft zu holen. Chips durften auch nicht fehlen, hatte er zum Glück noch eine Tüte, damit sie beim Film etwas zu knabbern hatten. Der Pharao folgte der leisen Aufforderung und setzte sich auf die braune Couch im Wohnzimmer, während er auf die dunkle Mattscheibe des Fernsehers starrte. Natürlich war ihm erklärt worden, wie man einen Fernseher einschaltete, aber er blieb dennoch lieber in der Dunkelheit sitzen und ließ den heutigen Abend in seinen Gedanken revue geschehen. Abgesehen, dass sein bester Freund aus Neid und Eifersucht auf die Männertoilette in der Diskothek verschwunden und von diesen Keito in eine unangenehme Lage gezwungen worden war, war der Abend eigentlich sehr schön gewesen. Vor allem der Heimweg ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, hatte er doch seinen ersten Kuss bekommen, auch wenn nur auf die Wange. Dennoch war Yami nun um einige Erfahrungen reicher und er bereute nur den Vorfall auf der Toilette, denn er hätte Yugi beschützen müssen. Aus seinen Gedanken gerissen, da das Licht eingeschaltet worden war, blickte Yami über seine Schulter und entdeckte Yugi, welcher zwei schwach leuchtende Lampen an der Wand eingeschaltet hatte. "Um Mitternacht kommt ein Horrorfilm auf dem dritten Programm. Ich hoffe, du hast nicht soviel Angst wie ich" grinste Yugi und gab offen zu, dass er bei Horrorfilmen schon ein wenig Angst verspürte. Bevor er Yami hatte kennenlernen dürfen, hatte er keine Angst vor solchen Filmen gehabt, aber die Tatsache, dass er schon einige Male die Bekanntschaft mit dem Reich der Schatten hatte machen müssen, hatte seine Denkweise ziemlich verändert. Zudem war Yami der Geist eines Pharao, der vor 5000 Jahren gelebt haben soll, also wer sagte ihm, dass es nicht auch Vampire und andere bösartige Kreaturen geben könnte? Seufzend und diese Gedanken zur Seite schiebend, stellte er zwei Gläser mit Orangensaft auf dem braunen, massiv aussehenden, Holztisch ab und schaltete den Fernseher ein. Errötend und die Lautstärke sofort reduzierend, weil gerade Werbung war, ging er nochmals in die Küche, um die Schüssel für die Chips zu holen, die er zuvor aus einen der Schränke gekramt hatte. Bisher hatte er nie so spät mit Yami Fern gesehen und er hoffte inständig, dass der Ältere wegen der ungewöhnlichen Werbung keine neugierigen Fragen stellte, aber war er nicht bereits eines Besseren belehrt worden, wenn er an die neugierigen Fragen auf dem Heimweg dachte? Yami starrte inzwischen interessiert auf die Mattscheibe, hörte den unzähligen Frauen, die nur leicht bekleidet waren, aufmerksam zu und besah sich die Telefonnummern. Männer sollten dort anrufen, hatte er zumindest so verstanden und was würde dann passieren? Würden diese Frauen zu dem Anrufer nach Hause kommen, um ihm jeden Wunsch zu erfüllen? Weitere Gedanken konnte er sich allerdings nicht machen, weil der Kleinere eine Schüssel mit Chips in die Mitte des Tisches stellte und sich zu ihm auf die Couch setzte. "Yugi...". "Ich hätte es wissen müssen" wurde der Pharao unterbrochen, während Yugi seine Beine an seinen Oberkörper zog und seinen Kopf auf die Knie bettete. Ja, er hatte es schon gewusst und Yami war eindeutig zu neugierig, also musste er ihm wohl oder übel auch solche Fragen beantworten. Bevor Yami jedoch erneut das Wort hätte ergreifen können, erschienen zwei Männer auf dem Bildschirm und boten ihre schmutzigen Dienste an. Die Röte auf dem Gesicht des Kleineren wollte gar nicht mehr weichen und er hoffte, dass endlich der Film anfangen würde, weil die jetzige Situation nicht mehr peinlicher hätte werden konnte, oder? Doch, die Situation wurde noch peinlicher, denn Yami stellte seine erste Frage. "Kommen diese Frauen zu dem Anrufer nach Hause? Ich meine, anders kann ich mir deren Angebot nicht vorstellen und diese zwei Männer eben... Die Kerle waren doch schwul, oder?" wollte der Ältere in Erfahrung bringen und nahm einen kräftigen Schluck Orangensaft zu sich. Im nächsten Moment wurde ein Film gestartet, aber Yami konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Film unter die Kategorie Horror fiel, da er eindeutige Laute und auch Szenen hören und sehen konnte. Nein, dieser Film war definitiv kein Horrorfilm. Auch das noch, dachte sich Yugi insgeheim, reduzierte noch einmal die Lautstärke und starrte verlegen auf die Schüssel mit den Chips. Jetzt musste er sich auch noch das Ende eines Porno ansehen, weil der Horrorfilm erst in fünf Minuten beginnen würde. "Ähm... Diese Frauen und auch die zwei Männer kommen nicht zu dem Anrufer nach Hause. Wenn du diese Hotline anrufst, machen sie mit dir Telefonsex" erklärte Yugi verlegen und vermied es, zum Fernseher zu sehen. Yami neigte seinen Kopf fragend, war er nun doch ein wenig überfragt. Man machte Sex mit dem Telefon? Wie durfte er sich denn dieses Bild vorstellen? "Mit dem Telefon?" fragte er mehr für sich und wurde nun von Yugi ungläubig gemustert, ehe ein leiser Seufzer ertönte. "Entschuldige, du nimmst meine Erklärung zu wörtlich. Also... Nehmen wir an, du rufst bei so einer Hotline an. Eine Frau oder wenn du die Gay-Hotline anrufen magst, ein Mann würde deinen Anruf entgegen nehmen und würde dich fragen, was du dir wünschst und wie deine Vorstellungen aussehen. Ähm... Er oder sie stöhnt dir dementsprechend ins Ohr und es wird dir präzise gesagt, was er oder sie mit den eigenen Körper macht. Gleichzeitig wird dir aber auch gesagt, wo du berührt wirst, aber da es sich um ein Telefonat handelt, musst du dich schon selbst berühren. Hat sehr viel mit Phantasie zutun" nuschelte der Kleinere vor sich her und wollte lieber nicht wissen, was Yami nun von ihm denken mochte. "Ach so... Es gibt wirklich interessante Dinge, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich, durch ein derartiges Telefonat, der Lust verfallen würde. Ich kenne diese Person schließlich nicht und irgendwie würde mir der Körperkontakt fehlen" entgegnete Yami und verschränkte seine Arme vor der Brust, während er über die Worte seines besten Freundes nachdachte. Nein, er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass ein derartiges Telefonat zufrieden stellen sein konnte, denn schließlich war Sex, so etwas wusste sogar er, eine Angelegenheit, die er persönlich mit dem Menschen ausleben wollte, welche ihm sehr viel bedeutete. "Für mich wäre so etwas auch nichts. Ich weiß auch nur soviel darüber, weil Joey und Tristan einmal bei einer Hotline angerufen haben. Joey hat mir am nächsten Tag erzählt, dass er sich kaum das Lachen verkneifen konnte, weil die Frau ihm so laut ins Ohr gestöhnt hat". Nun musste Yugi doch ein wenig schmunzeln, hatte er sich bisher immer so ungern über das Thema 'Sex' unterhalten, weil er eben nicht mitreden konnte und noch seine Jungfräulichkeit besaß. Ob er der Einzige aus ihrem Freundeskreis war? Nein, Yami sah nicht so aus, als hätte er je solche Erfahrungen gemacht und außerdem hatte er doch auf dem Heimweg zugegeben, dass er nicht wisse, wie sich derartige Gefühle anfühlten. "Dann sind wir wohl einer Meinung, Yugi. Sex sollte nicht über Telefon gemacht werden, sondern mit dem Menschen, für dem man auch Gefühle empfindet" lächelte der Pharao und nahm die Schüssel mit den Chips zur Hand, während er ein Stück zu Yugi rutschte, damit auch er in die Schüssel greifen konnte. "Bleibt trotzdem eine Frage offen. Wie macht man Sex mit einen Jungen?" fügte er dennoch nachdenklich hinzu und blickte zum Fernseher. Die Frau kniete vor dem Kerl und befriedigte ihn mit den Mund. Sicher, so etwas konnten auch Männer unter sich machen, aber reichte diese Tätigkeit wirklich aus? "Ich... Woher soll ich das wissen und außerdem... Oh mein Gott". Zum Ende hin hielt sich Yugi die Hände vors Gesicht, da er sich schämte und seinen Augen auch nicht trauen wollte. Nun waren zwei Männer auf dem Bildschirm erschienen, der eine Typ saß mit gespreizten Beinen auf dem anderen Kerl, dessen Erregung immer wieder hart in dessen Anus stieß. Yugi konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas erregend sein könnte, aber die Laute, die der sitzende Typ von sich gab, sprachen natürlich eine andere Sprache. "Diese Szene beantwortet meine Frage" murmelte Yami, nicht ohne nun selbst zu erröten. So wurde also Sex mit einem Jungen gemacht? Der sitzende Kerl musste gerade wahre Höhenflüge erleben, so laut wie der immer wieder stöhnte. Ohnehin stellte er sich nun die Frage, wieso Sex im Fernsehen gezeigt wurde, aber er wollte nicht schon wieder mit seinen neugierigen Fragen nerven. Zudem endete der Film nun auch und der eigentliche Horrorfilm, den Yugi sehen wollte, fing endlich an. Nach zehn Minuten hatte sich das erhitzte Gemüt des Jüngeren beruhigt, doch nun kroch die Angst in ihm empor, weil es sich nicht um einen gewöhnlichen Horrorfilm handelte, sondern um einen Vampirfilm. Vor einigen Jahren hätte er nicht an solche Wesen geglaubt, hätte die Menschen, welche an Fabelwesen glaubten sogar müde belächelt, doch zur heutigen Zeit dachte er anders. Neben ihm saß ein Pharao, der Geist des Milleniumspuzzles in Fleisch und Blut, weil er einen Wunsch erfüllt bekommen hatte. Wenn also Geister existieren konnten, warum nicht auch blutrünstige Vampire, welche bei Nacht ins Haus eindrangen, nur um in den Hals eines Menschen zu beißen? Gott, bei dieser Vorstellung lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken, während er seine Beine fest mit seinen Armen umklammerte. "Fürchtest du dich so sehr vor einem Film, Yugi? Ich glaube nicht an Vampire und all solche Wesen" murmelte Yami, hatte er doch nach nur wenigen Minuten bemerkt, wie sehr sich sein bester Freund eigentlich fürchtete. Wieso schaute er sich denn solche Filme überhaupt an, wenn er doch furchtbare Angst verspürte? Doch nicht etwa ihm zuliebe? "Das sagst du jetzt, Yami. Du wurdest auch noch nie von untoten Mumien verfolgt, oder? Ich erinnere dich gern an die Pyramide des Lichts und wie Kaiba das Unheil ausgelöst hat" entgegnete Yugi leise, zuckte im nächsten Moment zusammen und vergrub sein Gesicht auf seinen Knien. Wieso war dieser blutrünstige Vampir auch einfach aus dem Nichts aufgetaucht und jagte ihm einen derartigen Schrecken ein? "Beruhige dich. Der Vampir wird schon nicht aus dem Fernseher springen und abgesehen davon müsste er zuerst an mir vorbei. Das mit der Pyramide des Lichts habe ich nicht vergessen, aber dieses Erlebnis beruht auf Magie, falls du dich erinnerst" erwiderte der Pharao und legte seinen linken Arm um die Schulter des Kleineren. Ja, er konnte sich noch erinnern und natürlich musste er Yugi insgeheim zustimmen, aber ein Film blieb ein Film und entsprach nicht der Realität. Er würde erst an Vampire glauben, wenn solch ein Wesen vor ihm stehen würde. Yugi beruhigte sich tatsächlich wieder, schmiegte sich an die Seite des Älteren und fühlte sich zunehmend wohler in seiner Haut. Im Moment war es ihm völlig egal, ob er sich gerade wie ein verängstigtes Mädchen benahm, denn er wusste, Yami würde niemals über ihn lachen. Warum sollte er auch? Der Pharao wusste, wie viel und was sie schon zusammen hatten durchstehen müssen, also waren solche Ängste vollkommen berechtigt. Jedoch wurde seine Angst erneut erweckt, jedoch nicht durch die Szenen im Film, sondern durch Yami, welcher ihm leise Worte ins Ohr flüsterte. "Vielleicht sitzt du gerade neben einen Vampir, Yugi. Vielleicht bekomme ich gerade Durst auf Blut und warte nur noch auf den passenden Augenblick, um dich zu beißen". Das Halsband von Yugi wurde geöffnet und landete nur eine Sekunde später auf den Boden hinter der Couch, ehe der Ältere den verängstigten Yugi ins Polster hinab drückte und sich über ihn beugte. "Nein... Du bist kein Vampir. Ein Vampir ist ein untotes Wesen und besitzt keine Körperwärme. Außerdem besitzt du ein Spiegelbild und kannst dich bei Tageslicht in der Öffentlichkeit bewegen" entgegnete der Kleinere verunsichert und versuchte Yami mit aller Kraft von sich hinunter zu schieben. "Was wäre, wenn diese Vermutungen nicht der Wahrheit entsprechen?" grinste der Pharao amüsiert und leckte sich über seine Lippen, um Yugi noch ein wenig mehr zu necken. Dieses Spiel war ganz nach seinem Geschmack, auch wenn der Kleinere deutlich Angst zeigte. Nein, noch würde er ihn nicht aus seinen Händen entkommen lassen. "Du hast bestimmt süßes Blut, mein Kleiner. Keine Sorge, ich werde dich ganz zärtlich beißen und dich nicht töten, sondern nur meinen Durst stillen" versicherte Yami und mit diesen Worten beugte er sich zu Yugi hinab und fuhr mit seiner Nasenspitze den Hals entlang. "Ja, dein Blut wird mir schmecken. Du riechst auch unglaublich köstlich" fuhr er fort und hielt die Hände, die ihn von Yugi hinunter schieben wollten, neben dem Kopf des Jüngeren fest, welcher allmählich an seinen eigenen Worten zweifelte. "Hör auf, mir Angst zu machen, Yami. Ich vertraue dir und...". Yugi stoppte in seinen Satz, während sich seine Augen erschrocken weiteten. Wieso spürte er nun die warme Zunge des Älteren auf seiner Haut? Wieso ging Yami so weit und spielte ihm noch immer einen Vampir vor, obwohl Yugi solche Angst hatte? Seine Gegenwehr gab er auf, ließ seine Augenlider sinken und versuchte sich innerlich zur Ruhe zu zwingen. Yami schmunzelte gegen die weiche Haut des Halses, leckte noch einmal über die ausgesuchte Stelle, die er gleich beißen würde und ließ die Hände des Kleineren los, welcher seine Gegenwehr offensichtlich aufgegeben hatte. "Yugi..." hauchte er leise, ließ seine Hände an den Seiten des Jüngeren hinauf gleiten und umfasste schließlich dessen Gesicht, um in die violetten Augen sehen zu können. "Ich würde dir doch niemals weh tun, Yugi. Du kannst mir immer vertrauen" wisperte Yami und beendete somit das Spiel, um den Kleineren zu erlösen. Erleichtert seufzte Yugi, beruhigten ihn diese Worte und auch wenn das Spiel sein Ende gefunden hatte, wendete sich der Ältere erneut seinem Hals zu, nur um ein weiteres Mal über seine Haut zu lecken. "Was... Yami..." nuschelte Yugi verlegen, errötete und blickte in eine andere Richtung. Was machte der Pharao? Wieso glitt dessen Zunge noch immer verspielt und neugierig über seinen Hals? "Magst du das nicht?" entgegnete der Pharao fragend und stoppte in seiner Tätigkeit. Er wollte Yugi doch nur wieder beruhigen, auf welche Art und Weise blieb doch ihm überlassen, oder etwa nicht? Schließlich hatte er seinen besten Freund verschreckt, ihm sogar Angst gemacht, also musste er nun für ihn da sein. "Doch, aber... Ich... Ich meine..." haspelte Yugi und versuchte sein derzeitiges Befinden in Worte zu fassen. Natürlich mochte er es, wie die Zunge des Älteren über seine Haut glitt, wie der warme Atem seinen Hals streifte und auf seinen Armen eine Gänsehaut verursachte, aber konnte er das wirklich so sagen? Wie würde Yami auf seine Worte reagieren? Erneut wendete sich Yami dem Hals des Kleineren zu, jedoch leckte er dieses Mal nicht über die weiche Haut, sondern biss zärtlich in die zuvor befeuchtete Stelle. Ein leiser Seufzer drang an sein Ohr, während er die zierlichen Hände spürte, die sich in seinem Haar verkrallten. Nun glaubte er zu wissen, was Yugi zu sagen versuchte und mit dieser Vermutung bestärkt, wanderte er mit seinen Lippen höher, Stück für Stück, bis er das Ohr des Jüngeren erreichte. "Ich glaube, dass ich schwul bin. Ich mag es, dich zu berühren, Yugi und ich... Ich fühle mich wohl in deiner Nähe. Du gibst mir das Gefühl, etwas Besonderes in deinen Augen zu sein und ich weiß, dass du mich auch sehr magst" hauchte Yami und schmunzelte im nächsten Moment über Yugi, welcher ihn unsicher und verlegen musterte. "Du warst schon immer etwas Besonderes für mich, aber... Ich... Klar, ich mag dich wirklich, aber...". Sanft fuhren die Finger des Kleineren durchs Haar des Älteren, glitten in dessen Nacken und kraulten dort den Haaransatz, ehe Yugi leise fortfuhr. "Ich weiß, du möchtest eigentlich nicht aufhören, aber ich weiß nicht, ob ich für solche Dinge bereit bin. Ich möchte dich auch nicht enttäuschen, aber... Kannst du mich verstehen, Yami?". "Ja, ich verstehe dich und enttäuschen tust du mich auch nicht. Ich hätte das einfach nicht sagen sollen, aber irgendwie hat mich dieses wohlige Gefühl übermannt. Ich bin genauso wie Keito und...". Der linke Zeigefinger legte sich auf die Lippen des Pharao, brachte ihn zum Schweigen, während Yugi entschieden seinen Kopf schüttelte. "Keito hat mit dieser Angelegenheit überhaupt nichts zutun. Es stimmt, ich habe furchtbare Angst gehabt und wenn du und Kaiba nicht gekommen wäret, um mir zu helfen, würde ich jetzt nicht so gelassen unter dir liegen können" murmelte Yugi, denn es hätte weitaus schlimmer kommen können, wenn Yami seinen gedanklichen Hilferuf nicht gehört hätte. "Weißt du, gerade weil du mein bester Freund bist, kann ich nicht einfach so leichtsinnig handeln und sagen 'Okay, küss mich und mach mit mir, was auch immer du willst'. Ich habe einfach Angst, dass ich unsere Freundschaft durch einen dummen Fehler gefährde". In diese Richtung hatte Yami noch gar nicht gedacht und er musste Yugi zustimmen, denn er würde es nicht ertragen, wenn ihre Freundschaft durch seine Neugierde kaputt gehen würde. "Entschuldige, Yugi. Ich bin wohl zu egoistisch gewesen" murmelte der Ältere, nachdem er den Zeigefinger des Jüngeren von seinen Lippen entfernt hatte. Erneut schüttelte Yugi seinen Kopf, ehe er seine Lippen für einen kurzen Moment auf die rechte Wange des Pharao legte. "Egoismus ist keine Straftat und außerdem bin ich auch sehr oft egoistisch gewesen. Ich meine, du hast ständig meinen Platz eingenommen, wenn ich der Verzweifelung nahe gewesen bin" erwiderte Yugi leie und spreizte seine Beine, damit sich Yami nicht länger über ihn beugen musste und sich hinlegen konnte. Yami nahm die stumme Einladung an, stützte sich aber dennoch mit beiden Armen ab, um Yugi nicht gänzlich unter sich zu begraben. Doch nach weiteren Minuten und den wohltuenden Streicheleinheiten in seinem Nacken, sank sein Kopf auf die Brust des Jüngeren, während er genießerisch seine Augenlider sinken ließ. "Du warst sehr einsam in den letzten Jahrtausenden, nicht wahr? Die ganze Zeit einsam im Milleniumspuzzle" murmelte Yugi und fuhr mit seiner Kraulbewegung fort. Oh ja, der Pharao musste sich schrecklich allein gefühlt haben. Kein Wunder, dass er seine Nähe suchte und sich so sehr an seinen Körper schmiegte. "Erinnere mich nicht an diese lange Zeit, Yugi. Es war schrecklich, weil ich nicht einmal wusste, wer ich eigentlich bin" nuschelte Yami vor sich her und verkrallte seine Finger in dem weißen Hemd, welches sein bester Freund trug und lauschte dessen unregelmäßigen Herzschlag. Er war erneut von Yugi auf die Wange geküsst worden, jedoch war der Moment zu kurz gewesen, um dieses Gefühl genießen zu können. "Ich wünschte, ich könnte für immer bei dir bleiben, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass jeder Tag mein Letzter sein könnte" fügte der Pharao ebenso leise hinzu und teilte somit seine größte Angst mit. Seine größte Angst, wollte er doch nicht noch einmal ins Puzzle gesperrt werden, sondern stattdessen ein normales Leben führen. Ja, mit Yugi und ihren Freunden wollte er sein jetziges Leben genießen. Yugi wusste keine Erwiderung, verdrängte er doch diesen Gedanken täglich, weil er ebenso wenig wollte, dass Yami ihn wieder alleine ließ. Klar, er war nie wirklich allein gewesen, aber wenn der Pharao wieder in das Milleniumspuzzle gesperrt werden würde, würde eine schreckliche Leere bleiben. "Ich habe auch schreckliche Angst vor diesem Tag, also sollten wir im Hier und Jetzt leben, oder?" entgegnete Yugi und schlang seine Arme um Yami, wollte er ihn doch festhalten, dessen Körperwärme spüren und ihn bei sich wissen. Der Pharao erwiderte die feste Umarmung, behielt seine Augen geschlossen und genoss die Wärme, die Yugi ihm spendete. Nach weiteren Minuten war er jedoch auf dem Körper des Kleineren eingeschlafen, während Yugi die Zimmerdecke traurig musterte und sich die Tränen aus den Augen versuchte zu blinzeln. Oh ja, diese Angst war ihr ständiger Begleiter, aber Yugi würde den Pharao unter keinen Umständen ohne Gegenwehr gehen lassen. Nein, er schwor sich, er würde alles in seiner Macht stehende tun, damit Yami bei ihm bleiben konnte. Kapitel 9: 'Küss mich, Yami' ---------------------------- "Jungs, der Jahrmarkt wartet oder wollt ihr nicht hingehen?" rief Herr Muto und blieb vor den Stufen, die zum Zimmer seiner beiden Enkel führten, stehen und seufzte lautlos, als es polterte. "Moment, Großvater. Ich kann mein Halsband nicht finden und... Yami, gib es mir, sonst schläfst du heute Abend auf der Couch". Herr Muto schüttelte lächelnd seinen Kopf, ehe er sich an das Bild, welches sich ihm vor drei Tagen geboten hatte, erinnerte. Yami und Yugi waren offensichtlich zusammen auf der Couch eingeschlafen und hatten miteinander gekuschelt. Er hatte direkt ein Foto machen müssen und es in einem Bilderrahmen ins Wohnzimmer zu den Familienbildern gestellt. Erst gestern Abend schien Yugi das Foto entdeckt zu haben, war anschließend mit einer beachtlichen Röte in seinem Zimmer verschwunden und hatte sich vorerst nicht mehr blicken lassen. Im Gegensatz zu Yami, welcher sich das Bild einige Minuten angeschaut und sich dabei am Hinterkopf gekratzt hatte. Erneut polterte es, doch im nächsten Moment ging die Tür auf und Yami hastete, dass Halsband des Kleineren noch immer in der rechten Hand haltend, die Stufen hinab. Nur eine Sekunde später hechtete auch Yugi aus seinem Zimmer, hastete ebenfalls die Stufen hinab und sprang den Älteren an, welcher einige Schritte nach vorn taumelte und lachte. Mittlerweile ärgerte er Yugi wirklich gern und meist endete es damit, dass sie sich im Bett herum wälzten, nur um sich gegenseitig ihre Stärke zu beweisen. "Gib mir mein Halsband, Yami" rief Yugi und klammerte sich an den Pharao fest, um nicht von dessen Rücken zu fallen. "Nur wenn du mich ganz lieb bittest" entgegnete Yami grinsend und spürte sofort, wie sich Zähne in seinem Hals bohrten. Okay, Yugi griff also wieder einmal zu dieser Art, aber von eventuellen Bissspuren ließ er sich nicht beeindrucken. Seitdem er diese Grenze zwischen ihnen überwunden hatte, zeigte Yugi keinerlei Hemmungen mehr und biss ihn auch gern einmal in den Hals, wenn Yami ihn zu sehr ärgerte. "Ihr benehmt euch wie ein frisch verliebtes Pärchen" warf der Ladenbesitzer ein. Das Gewicht auf dem Rücken des Pharao verschwand, ebenso wurde ihm das Halsband aus der Hand gerissen, welches Yugi um seinem Hals befestigte und nun scheinbar den Fußboden ziemlich interessant zu finden schien. "Passt auf euch auf, hört ihr? Bei Jahrmärkten sind immer einige Verrückte unterwegs" fuhr Herr Muto fort und gab seinen beiden Enkeln jeweils etwas Geld, damit sie sich amüsieren konnten. "Klar, bis später, Großvater" grinste Yugi und lief den Flur hinunter, um zur Treppe zu gelangen, welche in den Laden führte. Den heutigen Tag würde er mit Yami allein unterwegs sein, war Téa mit ihrer Familie zu Verwandten nach Osaka gefahren und Joey schlief schon seit einigen Tagen bei Tristan, weil er wohl mächtigen Ärger von seinen Vater bekommen hatte. Einerseits wegen des schlechten Zeugnisses und andererseits muss er in seinem besoffenen Zustand wohl noch sehr laut gewesen sein, aber Genaueres wusste vermutlich nur Tristan. Yami grinste noch immer amüsiert, verabschiedete sich ebenso und folgte dem Kleineren, welcher schon vor der offen stehenden Ladentür auf ihn wartete. Ihn störten die Bemerkungen von Herr Muto nicht, Yugi aber schon, weswegen er ihn auch gleich weiter ärgerte. "Na? Bist du verliebt, Yugi?" grinste der Pharao fies und fing sich einen verärgerten Seitenblick ein. "Natürlich bin ich verliebt, Yami. Du weißt doch, wie sehr ich dich vergöttere" erwiderte der Jüngere, denn dieses Spiel konnte er ohne Probleme mitspielen und weil Yami offensichtlich Spaß daran gefunden hatte, ihn immer wieder zu ärgern, würde er den Spieß nun umdrehen. Erst völlig perplex blinzelte Yami einige Male, ehe er erneut grinste und einen Schritt auf Yugi zulief. "So? Du vergötterst mich? Das zeigst du mir aber ziemlich...". Eine kurze Pause trat ein, in der der Pharao seine Finger über die neuen Bissspuren gleiten ließ, die Yugi unterhalb des Halsbandes verursacht hatte und zuckte zusammen, da er offensichtlich ein wenig blutete. "Bist du wirklich so sauer auf mich?" wollte Yami wissen, doch eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen senkte der Jüngere seinen Kopf und schien seine grobe Art bereits zu bereuen. Ein leiser Seufzer entwich den Lippen des Pharao, ehe er mit seiner rechten Hand durch das Haar seines besten Freundes fuhr. "Halb so wild, Yugi. Du hast mir erklärt, dass ein Jahrmarkt ein besonderes Erlebnis ist. Was macht man dort? Es riecht auch irgendwie süß, findest du nicht auch?" durchbrach Yami die Stille und versuchte Yugi auf andere Gedanken zu bringen. Dennoch waren seine Fragen berechtigt, wusste er nun mal nicht, was er sich unter dem Begriff 'Jahrmarkt' vorstellen durfte und es lag wirklich ein süßlicher Geruch in der Luft. "Zuckerwatte... Musst du unbedingt probieren und...". Yugi drehte sich in die linke Richtung und streckte seinen Zeigefinger aus. "Siehst du das Riesenrad? Dort befindet sich der Jahrmarkt. Du erinnerst dich doch bestimmt noch an Kaiba Land, oder? Der Jahrmarkt gleicht einem Vergnügungspark, nur das du dort sehr viele Stände aus verschiedenen Ländern sehen wirst" fuhr der Jüngere fort und wollte sich schon in Bewegung setzen, wäre da nicht die Hand gewesen, welche seine linke Schulter ergriffen hatte. "Dieses Mal bleibst du aber bei mir, oder? Ich möchte nicht noch einmal erleben, wie dir Leid zugefügt wird" murmelte Yami, denn noch immer erinnerte er sich an den Vorfall mit Keito. Seto hatte sich einen Tag später per SMS gemeldet, woher er die Handynummer hatte wusste Yugi selbst nicht und hatte geschrieben, dass Keito in Zukunft keine Probleme mehr machen würde. Was Kaiba aber genau mit dem Schwarzhaarigen gemacht hatte, würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben. "Keine Sorge, ich bleibe bei dir, sonst verläufst du dich. Es werden sowieso viele Menschen dort sein, also bleib immer dicht hinter mir. Sollten wir uns trotzdem aus den Augen verlieren, schick mir einfach eine SMS und bleib, wo du momentan bist" erwiderte Yugi lächelnd und endlich konnten sie den Weg zum Jahrmarkt antreten. Zwei Mädchen aus seiner Stufe kamen Yami und ihm entgegen, schienen nicht glauben zu wollen, was sie eben gesehen hatten, ehe leises Gekicher zu hören war. Yugi blickte verlegen zu Yami auf, musterte ihn von Kopf bis Fuß, ehe er sich selbst betrachtete. Kein Wunder, warum die Mädchen kicherten, denn er trug das gleiche Outfit wie der Pharao. Partnerlook, dachte er sich insgeheim und schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Warum hatte er denn auch ein schwarzes Shirt, es schimmerte im Sonnenlicht leicht bläulich, angezogen und dazu eine ebenso schwarze, bis zu den Knien reichende, Jeans? "Was ist?" fragte Yami und besah sich nun selbst. Klar, er trug die gleiche Kleidung wie Yugi, aber deswegen wurde er doch nicht so gemustert, oder? Nein, diesen Gedanken schob er zur Seite, ehe er wieder zum Jüngeren hinab blickte, dessen Augen den Boden unter dessen Füßen betrachteten. "Tut es noch sehr weh? Ich wollte wirklich nicht so fest zubeißen" nuschelte Yugi und spürte im nächsten Moment, wie sich die Hand des Älteren um die seine legte. "Ich habe doch gesagt, halb so wild. Jetzt habe ich ebenfalls ein kleines Andenken an dich" erwiderte der Pharao lächelnd und blieb stehen, da nun Yugi die Führung übernehmen musste. So viele Menschen auf einem Haufen hatte er selten gesehen und vielleicht sollte er die Hand des Kleineren noch länger festhalten, damit sie zusammen bleiben konnten. "Wie ich es erwartet habe. Bei schönem Wetter ist eben sehr viel los. Am besten hältst du dich an meiner Hand fest und wenn du dir etwas ansehen möchtest, sag es mir einfach" erklärte Yugi und wagte den ersten Schritt, um durch die Menschenmasse zu laufen. Auf die Anspielung ging er mit Absicht nicht ein, denn er trug wirklich ein Andenken an Yami, welches er jedoch unter seinem Halsband verstecken konnte. Heute Morgen, er hatte noch tief und fest geschlafen, hatte sich der Pharao einen kleinen Scherz erlaubt und sich an seinem Hals zu schaffen gemacht. Erst hatte Yugi geglaubt, er würde noch träumen, war sein Traum doch sehr verwirrend und dennoch erotisch gewesen, doch leider war ihm viel zu spät bewusst geworden, was Yami mit ihm anstellen hatte wollen. Dementsprechend trug er nun einen rötlichen Fleck auf der linken Seite seines Halses, weswegen er vorhin so versessen darauf gewesen war, sein Halsband zu bekommen. "Yugi, dort steht eine Pyramide. Wir befinden uns doch noch immer in Japan, oder etwa nicht?" rief Yami, um die Laute der Menschen zu übertönen. Yugi blieb für einen kurzen Moment stehen, um sich umsehen zu können, ehe auch er die Pyramide sehen konnte. Er hasste seine Körpergröße, wurde er oftmals leicht übersehen und einfach wie ein Kleinkind behandelt. Deswegen hatten ihn mindestens schon drei Erwachsene angerempelt, welche sich zwar bei ihm entschuldigt hatten, aber dennoch fühlte er sich unwohl. Seufzend lief er weiter, bis er vor der Pyramide stand und den Eingang musterte. Ein Geisterhaus, dachte er sich insgeheim, nur in der Form einer antiken Pyramide. "Yugi?" sprach er den Kleineren nochmals an, denn er hatte noch immer keine Antwort erhalten. Yugi schreckte aus seine Gedanken, erinnerte sich an die zuvor gestellte Frage und blickte zum Pharao auf. "Natürlich befinden wir uns noch in Japan. Also... Die Besucher des Jahrmarktes können diese Pyramide betreten, um sich erschrecken zu lassen. So ähnlich wie ein Geisterhaus, denke ich zumindest" erklärte der Jüngere und besah sich erneut die Pyramide. Im vorherigen Jahr war es ein Spukhaus gewesen und er erinnerte sich noch, wie er mit seinen Freunden hinein gegangen war. Große Angst hatte er nicht verspürt, vielleicht auch nur deswegen, weil Téa beinahe seine Hand vor Angst zerquetscht hätte. "Mh... Klingt sehr interessant. Gehen wir rein, Yugi?" wollte der Ältere in Erfahrung bringen, denn Angst verspürte er nicht. Im Gegenteil, vielleicht würde er etwas über sich in Erfahrung bringen können, aber dazu musste Yugi mit ihm kommen. Alleine würde er ihn nicht stehen lassen, denn er wusste sehr wohl, dass der Kleinere noch andere verhasste Mitschüler hatte. "Wenn du möchtest? Warte vor dem Eingang, ich bezahle nur schnell den Eintritt" lächelte Yugi und lief zur Kasse. Warum sollte er auch etwas gegen diese Pyramide sagen? Sicher, er war vielleicht schon ein wenig alt für solche Dinge, aber Yami wollte eben wertvolle Erfahrungen sammeln und sich jede Kleinigkeit ansehen. Ein Glück, dieses Mal würde seine Hand sicherlich nicht zerquetscht werden, war der Pharao doch nicht so ängstlich, wie er vor drei Tagen hatte feststellen müssen. "Tretet ein, Fremde" sprach ein verkleideter Mann und zog einen goldenen Vorhang zur Seite. Yami besah sich den dunklen Gang, welcher ihm eröffnet worden war und ergriff die Hand seines besten Freundes, ehe er den ersten Schritt wagte. Kaum wurde der Vorhang geschlossen, befanden sich Yami und Yugi in der Finsternis, wobei Letzterer nun doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte. Klar, es handelte sich eigentlich nur um ein Spukhaus, aber meist, wenn er etwas mit Ägypten zutun hatte und mit Yami zusammen war, passierte immer etwas Unheimliches. Vielleicht machte er sich auch nur grundlose Sorgen? Yugi wusste es nicht und übte leichten Druck auf die Hand des Älteren aus, um ihm zu signalisieren, dass er sich doch ein wenig unwohl fühlte. "Keine Sorge, ich bin bei dir" murmelte Yami und tastete sich Schritt für Schritt vor, konnte er doch bei dieser Finsternis nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen. Ein Oberkörper schmiegte sich an seinen Rücken, weswegen er nun ebenfalls leichten Druck auf die schmale Hand des Kleineren ausübte, um Yugi zu beruhigen, ehe ein lauter Schrei am Ende des Ganges ertönte. "Was... Hat da eben ein Mädchen geschrien?" wollte Yami wissen und wollte schon einen Schritt schneller gehen, doch im gleichen Moment entzündeten sich etliche Fackeln an den Wänden, ehe er erschrocken stehen blieb und eine Mumie betrachtete, welche an der Decke hing. "Ich hätte auf dich warten sollen, Yami. Ich... Ich werde einfach umkehren und...". "Kommt nicht in Frage. Ich lasse nicht zu, dass du ganz allein auf mich warten musst" unterbrach der Pharao seinen besten Freund und setzte sich wieder in Bewegung. Verwundert, weil der Boden unter ihm nachgab, schreckte Yami erneut zurück, ehe die Fackeln erloschen und erneut die Finsternis einkehrte. Ein seltsames Geräusch ertönte, hörte sich für den Älteren so an, als würden sich Gegenstände bewegen, doch noch bevor er überhaupt hätte reagieren können, spürte er die Wand an seinem linken Arm, ehe es wieder still um sie herum wurde. "Alles in Ordnung, Yugi?" fragte er leise und tastete die Wände um sich herum ab. Hatte er etwa eine Falle ausgelöst oder warum war er nun mit Yugi eingesperrt worden? "Ich hätte umkehren sollen. Ich... Ich kann nichts sehen und... Ich glaube, dass unser Gefängnis nicht zur Show gehört" erwiderte Yugi und ließ sich an der Wand hinab zu Boden gleiten. Von Wänden umgeben und in Dunkelheit gehüllt, dachte er sich insgeheim und umschlang seine Beine mit seinen Armen. Ehrlich, er hatte sich diesen Tag entspannter vorgestellt, aber nun saß er hier in einer Pyramide mit Yami fest. "Yugi... Beruhige dich. Ich bin doch bei dir und... Was ist los? Wovor hast du solche Angst?" gab Yami erschrocken von sich, kniete nun vor dem Jüngeren und tastete nach dessen Gesicht, denn er spürte deutlich, wie sehr sein Freund zitterte. Als er die weichen Wangen erfühlen konnte, spürte er jedoch auch die Nässe, weswegen sich seine Sorge um Yugi verstärkte. Der Kleinere würde nie ohne Grund in Tränen ausbrechen, also schien er mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen zu können. "Es ist meine Schuld, ich... Ich hätte dich nicht um diesen Gefallen bitten sollen, aber...". "Nein... Ich erinnere mich nur an meinen ersten Schultag auf der Domino High. Seit diesem Erlebnis habe ich panische Angst, wenn ich eingesperrt werde" wurde Yami unterbrochen und spürte, wie nun Yugi nach ihm tastete. Der Pharao beugte sich vor, lehnte seinen Kopf auf die Schulter des Kleineren und legte seine Arme um den noch immer bebenden Körper. "Magst du mir erzählen, was bei deinem ersten Schultag geschehen ist?" wisperte der Pharao und bemerkte, wie seine Umarmung allmählich erwidert wurde. "Ich war schon immer der Schwächste und na ja... Nach Schulschluss haben mich drei meiner Mitschüler abgefangen und mich in eine Abstellkammer gesperrt. Es war dunkel und ich hatte panische Angst und... Ich habe geschrien, ich weiß auch nicht wie viele Stunden, bis ich kraftlos sitzen geblieben bin. Eine Frau von der Reinigung hat mich irgendwann gefunden und hat Großvater für mich angerufen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich eine ganze Woche nicht zur Schule gegangen bin, aus Angst, ich müsste diese Hölle noch einmal durchstehen, aber Großvater meinte, dass diese Typen mir nichts mehr antun würden" erzählte Yugi leise, hatte er bisher noch nie mit seinen Freunden über dieses Erlebnis gesprochen. Warum? Nun, bisher hatten sich seine Freunde nie nach seinen Ängsten erkundigt, also warum hätte er es ihnen erzählen sollen? "Ich hatte keine Ahnung. Bisher glaubte ich dich zu kennen, aber dieses Geheimnis scheinst du sogar vor mir verborgen zu haben" erwiderte der Pharao und fuhr mit seiner rechten Hand über die Wange des Kleineren, dessen Körper nicht mehr so stark zitterte, wie noch vor einigen Sekunden. Yugi atmete einige Male tief durch, versuchte sein aufgewühltes Gemüt zu beruhigen und auf andere Gedanken zu kommen. Er versuchte es wirklich, aber im Moment hing er in seinen Erinnerungen fest, erinnerte sich deutlich an das panische Gefühl, welches er damals empfunden hatte und wie lange er in der Abstellkammer hatte sitzen müssen. "Yami..." hauchte er schließlich und verkrallte seine Finger in dessen Shirt, während er seine Augenlider sinken ließ und sich auf dieses wohlige Gefühl konzentrierte. "Entschuldige, ich dachte nur, ich könnte dich mit einem Kuss etwas beruhigen" entgegnete der Ältere und legte seine Lippen ein weiteres Mal auf die Wange des Jüngeren, welcher sich seufzend an seinen Oberkörper schmiegte. Yugi verdrängte die Situation, in welcher er sich mit Yami befand und plötzlich fiel ihm wieder eine Frage ein, die er seit Tagen ebenso zu verdrängen versuchte. So oft war er dem Pharao nun schon so nahe gewesen, aber es war nie zu einem richtigen Kuss gekommen. Ob sich Yami insgeheim auch einen richtigen Kuss wünschte? Yugi wusste es nicht, keuchte jedoch im nächsten Moment lustvoll, weswegen er sich schämte und der Dunkelheit dankte, die dafür sorgte, dass der Ältere sein Gesicht nicht sehen konnte. "Ich mag es, wenn du solche Töne von dir gibst, Yugi" wisperte der Pharao in dessen Ohr, knabberte zärtlich am Ohrläppchen und entlockte dem Kleineren erneut einen Lustlaut. "Bist du wirklich nicht schwul? In den letzten Tagen habe ich mir immer diese Frage gestellt, aber mich nie getraut, dich noch einmal zu fragen" fügte Yami flüsternd hinzu und löste sich ein wenig von Yugi, ehe er dessen Gesicht mit seinen Händen umrahmte. Wie sehr er sich eine aufrichtige Antwort auch wünschen mochte, Yami wusste, sein bester Freund brauchte noch viel mehr Zeit. Jedoch hatte er Angst, dass er nicht soviel Zeit besaß und irgendwann ins Milleniumspuzzle zurückkehren musste. "Ich weiß es nicht, aber ich stelle mir seit Tagen auch eine Frage und je länger ich zögere, dir diese Frage zu stellen, desto mehr erweckst du meine Neugier" murmelte Yugi, ließ sich auf den Boden sinken und zog Yami mit sich. Sein Unterleib kribbelte verdächtig und es war dem Jüngeren unangenehm, aber ebenso spürte er eine Reaktion in der Hose des Pharao, welcher nun ebenso einen Laut der Lust ausstieß. "Yugi, ich... Ich... Ha... Was machst du bloß mit mir?" wollte Yami in Erfahrung bringen und unterdrückte ein weiteres Keuchen. Spürte er etwa Lust? Oh ja, dieses intensive Gefühl musste Lust sein und nun konnte er wirklich verstehen, warum Yugi solche Töne von sich gegeben hatte. "Ich... Ich mache doch gar nichts, aber...". Yugi errötete nur noch mehr, als der Ältere ihm erregt ins Ohr keuchte und verzweifelt versuchte, eine passende Liegeposition zu finden. "Yami, ich... Darf ich dich um einen Gefallen bitten?" fuhr der Jüngere unsicher fort und auch wenn er Yami nicht sehen konnte, erahnte er dessen Gesicht über sich. Sollte er nun wirklich sein Anliegen äußern oder war dieser Moment völlig unpassend? Vielleicht verlangte er auch zuviel? Yugi wusste es nicht, nahm den unruhigen Atem des Pharao auf seinen Lippen wahr und schluckte den sich bildenden Kloß in seinem Hals hinunter. "Bevor ich dir irgendeinen Gefallen tue, wüsste ich gern, welche Frage du dir seit Tagen stellst" erwiderte Yami und fuhr mit seiner Hand über die weiche Wange des Kleineren unter sich. Ein Keuchen unterdrückend, senkte er seinen Kopf, bis er die Nasenspitze seines Freundes berührte. Wieso schlug sein Herz so wild gegen seine Brust und wieso hegte er plötzlich diesen tiefen Wunsch, von Yugi in den unteren Regionen berührt zu werden? Schluckend und abwartend zwang er sich selbst zur Ruhe, denn hier war definitiv der falsche Ort für solche Wünsche, auch wenn sich seine Erregung so sehr nach Aufmerksamkeit sehnte. "Ich habe mich gefragt, also... Versteh mich bitte nicht falsch, Yami. Ich weiß selbst nicht, wieso ich mir diese Frage stelle, aber...". "Nur keine falsche Scheu, Yugi. Ich werde dich schon nicht falsch verstehen und ich werde dir jeden Gefallen tun, sofern es in meiner Macht steht" unterbrach der Ältere den Kleineren, hörte er doch die Verlegenheit aus dessen Stimme heraus und wollte ihm versichern, dass er ihn um jeden Gefallen bitten durfte. Liebevoll fuhr er mit seiner Nasenspitze über die weiche Haut, erreichte schließlich den Hals seines besten Freundes und küsste sich seinen Weg bis zum Ohr hinauf. "Frag mich" wisperte Yami erregt, war selbst über seine Stimmlage erschrocken, aber er wollte nun unbedingt erfahren, mit welcher Frage sich Yugi seit Tagen quälte. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und nur ihrer beider Atem war zu hören, ehe Yugi all seinen Mut aufbrachte und dem Pharao offenbarte, was er sich schon seit Tagen wünschte. "Küss mich, Yami" flüsterte Yugi und wartete die Reaktion des Älteren ab, welcher seinen Kopf hob und nun ebenso abwartete. "Ich... Weißt du, du hast mich einfach auf die Wange geküsst und... Ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist, aber seit Tagen stelle ich mir immer wieder vor, wie es wohl ist, wenn du mich richtig küssen würdest" murmelte der Kleinere verlegen, um seine Aufforderung zu erklären und wartete weiterhin ab. Wieso sagte Yami denn nichts? War er zu erschrocken über seine Dreistigkeit? "Willst du das wirklich, Yugi? Willst du wirklich deinen ersten Kuss mit mir teilen, obwohl ich ein Junge bin? Ich möchte nicht, dass du es hinterher bereust und... Ich hätte dich schon längst geküsst, aber ich war mir nicht sicher, ob du das auch willst" erwiderte Yami und er konnte nicht verleugnen, dass er sich im Moment unbeschreiblich glücklich fühlte. Ja, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Yugi schon vor drei Tagen geküsst, aber er hatte sich geschworen, dem Kleineren nicht den ersten Kuss zu stehlen. Seiner Meinung nach wäre es nicht richtig gewesen, doch nun wurden die Karten neu gemischt. "Vielleicht reizt es mich gerade deswegen, weil du ein Junge bist, aber... Kannst du mich nicht einfach küssen? Einfach so, ohne irgendwelche Fragen zu stellen?" entgegnete Yugi, denn er hatte lange genug gewartet. Natürlich hatte er sich seinen ersten Kuss aufsparen wollen, aber warum hegte er genau im diesen Moment das Gefühl, der richtige Zeitpunkt sei schon längst gekommen? Hatte er etwa nur auf Yami gewartet? Yugi wusste es nicht so genau, behielt seine Augen auch weiterhin geschlossen und fuhr mit seinen Händen über den Rücken des Pharao, bis er dessen Nacken erreichte. "Yugi..." hauchte Yami und senkte seinen Kopf, bis er den warmen Atem seines Freundes auf seinen Lippen spüren konnte. Yugi hatte all seinen Mut aufbringen müssen, um ihn um diesen Gefallen zu bitten, also würde er nun seiner Aufforderung nachkommen, ohne länger mit seinen Zweifeln zu kämpfen. "Du bist unglaublich süß, Yugi" wisperte der Pharao, bevor er die letzten Millimeter zwischen ihnen zunichte machte und vorsichtig seine Lippen auf den leicht geöffneten Mund legte. Wie sehr hatte er sich nach diesen Lippen gesehnt? Er wusste es nicht und es spielte auch keine Rolle, ob er vielleicht einen Fehler beging, denn für Yami fühlte sich dieser noch sehr vorsichtige Kuss vollkommen richtig an. "Yami..." nuschelte Yugi gegen die Lippen des Älteren und schlang seine Beine um dessen Becken, um ihre Nähe zueinander noch ein wenig mehr zu vertiefen. Auch sein Herz schlug ihm bis zum Hals, drohte ihm beinahe aus der Brust zu springen, während er die pochende Erregung des Pharao deutlich in seinem Schritt spürte. Kaum merklich hob er sein Becken an, um eine minimale Reibung zu erzeugen und tatsächlich, Yami keuchte in ihren Kuss hinein. Nun wusste der Ältere, wie sich die Lust anfühlte, aber er schien sich überhaupt nicht zu schämen. Warum? "Yugi... Nicht aufhören... Ha..." keuchte Yami und legte seinen Kopf in den Nacken, als der Kleinere erneut diese Reibung erzeugte. Dieses intensive Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, benebelte seinen gesunden Menschenverstand und auch wenn es eigentlich bei einem unschuldigen Kuss hatte bleiben sollen, bildeten sich schmutzige Bilder in seinem Kopf, die er nur zu gerne mit Yugi sofort ausleben wollte. Lange konnte er sich von seinen erotischen Vorstellungen jedoch nicht leiten lassen, wurde erneut in einen Kuss verwickelt und überließ nun Yugi das Kommando, welcher ihm eine weitere, weitaus schönere, Gefühlswelt offenbarte. Keuchend öffnete er seinen Mund, um der ungeduldigen Zunge Einlass zu gewähren, empfing sie freudig und spielte mit ihr. Noch nie hatte er sich so hingerissen gefühlt, irgendwie verführt, aber er wollte auch gar nicht, dass Yugi aufhörte, sondern wollte dieses sinnliche Spiel ihrer Zungen auskosten. Während Yami in diesem feurigen, fast schon leidenschaftlichen, Zungenkuss sein neues Gefängnis gefunden hatte, glitt seine rechte Hand zwischen ihre Körper und suchte die Hose des Jüngeren auf. Nur leicht übte er Druck in dessen Schritt aus, aber es reichte, um Yugi keuchen zu hören. Er wollte mehr dieser sinnlichen Laute hören, wollte so unbedingt, dass sein bester Freund vor Erregung zitterte und seinen Namen rief, mit all der Lust, die er empfinden konnte. "Yami... Ich wollte... Ich..." wollte Yugi seinen Einwand schildern, aber die nötige Zeit wurde ihm nicht gegeben, weil der Pharao ohne Unterlass fortfuhr und erneut von seinen Lippen kostete. "Falscher Ort... Ich... Ich kann das nicht... Nicht sofort... Yami... Bitte..." schaffte es der Jüngere zu sagen und endlich ließ Yami von ihm ab und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Kleineren. "Entschuldige... Ich war so gefesselt und... Weißt du, im Moment fühle ich mich wie im siebten Himmel" brachte der Pharao seine Entschuldigung hervor und versuchte seinen rasenden Puls und Herzschlag zu beruhigen. Gott, so etwas hatte er noch nie erlebt und er wollte mehr. Er wollte mehr von diesem süßen Gift, welches seine Sinne benebelte. "Schon okay. Würdest du mich noch einmal küssen?" entgegnete Yugi und umfasste das Gesicht des Älteren mit seinen Händen. "Wie könnte ich dir diese Bitte abschlagen? Ich wäre doch bescheuert, denkst du nicht auch? Wann immer du mich küssen willst, tu es. Tu es, bis deine weichen Lippen nicht mehr dazu in der Lage sind, mich dermaßen zu fesseln" erwiderte Yami lüstern und nahm erneut die Lippen seines Freundes in Besitz, doch nun war er es, welcher in die noch fremde Mundhöhle eintauchte. Solche Küsse waren ihm wirklich fremd und dem Jüngeren offensichtlich auch, weil er beim ersten Zungenkuss so unsicher gewesen war, aber diese Küsse entfachten seine Leidenschaft, die er Yugi nun zukommen ließ. Vermutlich hätte er den Kleineren noch eine halbe Ewigkeit geküsst, wenn nicht plötzlich ein Geräusch ertönt und Licht ins Dunkel gefallen wäre. Kapitel 10: Die Frage, die all die anderen Fragen übertrifft ------------------------------------------------------------ "Geht es dir besser, Yugi?" wollte der Pharao in Erfahrung bringen, hatte der Kleinere seit ihrer Befreiung noch kein einziges Wort gesagt und sich vor wenigen Minuten ein Erfrischungsgetränk gekauft. Nun saßen sie auf einer Bank und betrachteten die Menschen, welche sich bei den zahlreichen Ständen umsahen und den Tag genossen. Yami war jedoch mit seinen Gedanken nicht wirklich auf dem Jahrmarkt, dachte noch immer an die Zweisamkeit mit Yugi in ihrem Gefängnis und an ihren erlebten Kuss. Wieso konnte er an nichts anderes mehr denken? Wieso schlug sein Herz so wild, während sich seine gerade erst abgeklungene Erregung meldete, wenn er nur an ihre Intimität dachte? Was wäre nur geschehen, wenn nicht dieser Mitarbeiter aufgetaucht wäre, um Yugi und auch ihn aus ihrer Lage zu befreien? "Ja, es geht wieder" nuschelte Yugi verlegen vor sich her, nuckelte an dem Strohhalm seines Getränkes und vermied es, dem Älteren in die Augen zu sehen. Er konnte Yami einfach nicht mehr in die Augen sehen, einerseits aus Scham und andererseits wusste er nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Sicher, der Kuss war seine Idee gewesen, aber das Yami schon etliche Schritte weiter dachte, hatte ein unwohles Gefühl in ihm ausgelöst. Er konnte dieses Gefühl nicht genau benennen, aber Yugi war sich sicher, ebenso Panik empfunden zu haben. Schließlich hatte der Pharao mehr als deutlich gemacht, wonach er sich sehnte, hatte sogar gemeint, er sei süß und ihn anschließend so sinnlich geküsst. "Muss ich mich bei dir entschuldigen?" durchbrach Yami erneut die ungewöhnliche Stille zwischen ihnen und musterte Yugi, welcher es nicht einmal fertig brachte, ihm in die Augen zu sehen und stattdessen nur seinen Kopf schüttelte. "Yugi, was ist denn mit dir los? Bist du enttäuscht von mir, weil ich ein schlechter Küsser bin? Das war mein erster Kuss, denke ich zumindest". Erneut schüttelte Yugi seinen Kopf, denn er konnte nicht behaupten, dass Yami schlecht küsste. Im Gegenteil, der Ältere war sogar auf den Zungenkuss eingegangen und hatte seine Sinne benebelt. Demnach war er auch nicht enttäuscht von ihm, auch wenn er in den letzten Minuten kaum ein Wort über die Lippen hatte bringen können. "Es liegt nicht an unseren Kuss" murmelte der Jüngere leise, wusste er doch wirklich nicht so genau, wie er Yami begreiflich machen sollte, was gerade in ihm vorging. "Okay, es liegt also daran, dass ich Lust empfunden habe, nicht wahr? Ich habe mich doch bei dir entschuldigt, dass ich dich berührt habe" entgegnete Yami und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ob er ihre Freundschaft mit seinem vorschnellen Handeln kaputt gemacht hatte? Hoffentlich nicht, denn damit könne er einfach nicht leben. "Es ging alles so furchtbar schnell, Yami. Ich... Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich fühlen oder was ich denken soll, also... Ich bereue unseren Kuss nicht, denn ich habe noch nie so etwas... Sinnliches erlebt, aber...". Yugi verstummte, musste nun zu Yami aufblicken, weil sein Kinn mit der Hand des Älteren angehoben worden war und errötete sofort. Wie sollte er sich denn nur verhalten? Was erwartete Yami überhaupt von ihm? "Ich wollte dich nicht erschrecken. Für einen kurzen Moment hat sich mein Verstand verabschiedet und... Na ja... Ich dachte, wenn du mich küsst, dass du auch solche Berührungen zulassen würdest. Ich... Es tut mir wirklich leid, Yugi" erwiderte der Pharao und fuhr mit seinen Fingerkuppen über die geröteten Wangen des Jüngeren. Im Moment sah Yugi wieder so unglaublich aus, vor allem mit diesem leichten Rotschimmer auf den Wangen. "Schon okay. Ich... Weißt du, all solche Berührungen erlebe ich zum ersten Mal und... Als du deine Hand bei mir... Ich war überrascht und habe auch irgendwie Panik bekommen. Es ist nicht so, dass du mich kalt lässt, aber... Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll und ich schäme mich auch ein bisschen. Also, ich schäme mich, weil ich solche Laute von mir gegeben habe" nuschelte Yugi verlegen und ergriff die Hand des Pharao und schmiegte seine Wange an ihr. Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, als Yami zu ihm rutschte und er dessen Arm um seinen Schultern bemerkte. Ja, Yugi wusste sehr wohl, dass sich Yami große Mühe mit ihm gab und das er keineswegs böse auf ihn war. "Entschuldige, ich wollte dich nicht überrumpeln. Ich hätte es bei diesem Kuss belassen sollen, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in der der Pharao all seinen Mut aufbrachte, um Yugi zu sagen, was er sich wirklich gewünscht hätte. "Meine Worte klingen vielleicht dreist, aber ich möchte nur mit dir solche Erfahrungen machen" fuhr Yami fort und legte seine Lippen auf die Wange des Kleineren, ehe er sich seinen Weg zu dessen Ohr küsste. Er konnte einfach nicht aufhören, war es doch schon irgendwie wie eine Sucht, die er stillen musste, auch wenn sein Verstand ihm deutlich sagte, dass er in der Öffentlichkeit solche Berührungen unterlassen sollte. "Darf ich dir eine Frage stellen, Yugi?" hauchte er in das Ohr des Kleineren, ließ seine Zunge über die Ohrmuschel gleiten und gab einen erotischen Laut von sich. Wieso verspürte er nur dieses starke Verlangen? Wenn es nach ihm gehen würde, würde er nun mit Yugi nach Hause gehen, nur damit er erneut von dessen Lippen kosten durfte. "Yami, ich... Hör auf... Für Außenstehende sieht es so aus, als würde sich mein großer Bruder an mir vergreifen und... Ha...". Yugi ließ seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes sinken, biss die Zähne aufeinander und keuchte weitere Male. Gott, wieso brachte Yami ihn in diese Lage? Warum wehrte er sich nicht? "Ich will nicht dein großer Bruder sein, Yugi. Ich will...". Yami ließ seine Hand über den Rücken des Kleineren gleiten, bis er dessen Po erreichte, während er erneut an dessen Ohrläppchen knabberte. "Ich will dein Freund sein" fuhr er fort und ließ seine Zunge über den Hals des Jüngeren gleiten, dessen Finger sich im seinen Shirt verkrallten. Zum Glück hatte Yugi sein Getränk zuvor abgestellt, sonst hätte er spätestens jetzt den Becher fallen gelassen. "Würdest du es wollen, wenn ich dich mit den Mund befriedige? Also... Irgendwann, wenn du dich dazu bereit fühlst" wisperte Yami, wusste insgeheim, dass er mit seiner Frage den Rahmen sprengte, aber er konnte wirklich nicht aufhören. Diese erotischen Vorstellungen verfolgten ihn, erregten ihn so sehr und er musste einfach wissen, ob es Yugi vielleicht auch so erging. "Ich möchte auch mit dir Sex machen, Yugi. Ich... Ich weiß nicht, wieso ich dieses Verlangen empfinde, aber mein Körper sehnt sich nach dir. Fühlst du dich auch so? Willst du mich nicht auch noch einmal so küssen und...". Yami verstummte auf der Stelle, sah dem Kleineren hinterher, welcher die Flucht ergriffen hatte und schließlich aus seinem Blickfeld verschwand. "Yugi, warte... Was mache ich nur? Ich mache immer nur Fehler" murmelte der Pharao und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Erst entschuldigte er sich für die Berührungen und dann machte er erneut diesen Fehler, indem er solche Fragen stellte. Warum hatte er nicht einfach seinen Mund gehalten? Weil er offen zu Yugi hatte sein wollen? Verzweifelt nahm er sein Handy zur Hand, wählte die Nummer seines Freundes und hielt das Handy ans Ohr. Das Handy des Kleineren war zwar an und es klingelte auch einige Male, aber nach nur wenige Sekunden wurde er weggedrückt, weswegen er sich nur noch mehr Vorwürfe machte. Wie sollte er Yugi nur erreichen, von finden konnte er nicht reden, weil der Jahrmarkt überfüllt war. Sollte er vielleicht warten? Ja, etwas anderes blieb ihm wohl kaum übrig. "Ich bin so ein Idiot" murmelte Yugi vor sich her, betrachtete sein Handy und überlegte, ob er dem Pharao wenigstens eine SMS schreiben sollte. Er war einfach geflüchtet, weil diese Worte, diese Frage etwas in ihm bewirkt hatte, aber er konnte dieses Gefühl nicht zuordnen. Natürlich hatte er auch etwas Erotisches geträumt und dieser Traum war auch nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, aber ein Traum und die Realität waren nicht miteinander zu vergleichen. Schließlich verfasste er doch eine SMS, schrieb, dass Yami nach Hause gehen könne und sich keine Sorgen um ihm zu machen brauchte. Heute Abend würde er wieder zu Hause sein, sofern er es überhaupt schaffte, dem Pharao unter die Augen zu treten. "Hey... Yugi, hier sind wir" rief eine ihm bekannte Stimme, weswegen sich der Jüngere umsah und schließlich ein zaghaftes Lächeln aufsetzte. "Hallo... Ich wusste nicht, dass Kaiba die Zeit dazu findet, um mit dir auf den Jahrmarkt zu gehen, Mokuba" entgegnete Yugi und blieb vor dem Jüngsten stehen, während er Kaiba begrüßte, welcher nicht so begeistert zu sein schien. Vermutlich hätte er wirklich Besseres zutun, als mit seinem kleinen Bruder über den Jahrmarkt zu gehen, aber für Mokuba machte Seto wirklich vieles. "Wo ist denn dein großer Bruder?" wollte der Jüngste wissen und sah sich um, aber von Yami fehlte jede Spur. Yugi wusste keine Erwiderung, senkte seinen Kopf und betrachtete den Boden unter seinen Füßen. Der Tag hätte schön werden können, aber nun war er ganz allein und wusste nicht einmal, ob er heute Abend überhaupt nach Hause gehen sollte. "Habt ihr euch etwa gestritten?" fragte Mokuba, war es doch offensichtlich, dass etwas nicht stimmte, denn Yugi sah wirklich traurig aus. "So in etwa... Yami hat einige Dinge gesagt, mit denen ich nicht umgehen konnte und na ja... Dann habe ich ihn einfach stehen gelassen. Ich weiß nicht, ob ich heute Abend nach Hause gehen soll, weil... Ich kann ihm nicht unter die Augen treten" erzählte Yugi schließlich und blickte auf sein Handy, welches er immer noch in seiner rechten Hand hielt. Er hatte eine SMS von Yami bekommen, eine lange Entschuldigung und obwohl der Kleinere wusste, wie ehrlich Yami seine Entschuldigung meinte, im Moment konnte er diese Entschuldigung einfach nicht annehmen. "Seto, kann Yugi nicht für eine Nacht bei uns bleiben? Wir haben doch genügend Gästezimmer und bei dieser Gelegenheit kannst du ihm den Prototyp der neuen Duel-Disk zeigen" fragte Mokuba, wusste er zwar nicht, worüber sich Yugi mit seinen großen Bruder gestritten hatte, aber ohne triftigen Grund würde der Junge mit der Igelfrisur wohl kaum behaupten, dass er sich nicht nach Hause traute. Kaiba überlegte einen Moment, betrachtete Yugi, welcher noch immer auf sein Handy starrte und zuckte schließlich mit seinen Schultern. "Meinetwegen. Gehen wir endlich weiter oder muss ich mir diese Trauermiene noch länger ansehen?" erwiderte Seto schließlich und ging, ohne eine Antwort zu erwarten, weiter. "Eine neue Duel-Disk? War Kaiba deswegen in den letzten Monaten so selten in der Schule?" wollte Yugi in Erfahrung bringen, steckte sein Handy in die Hosentasche und lief neben Mokuba her. Zumindest hatte er Yami geschrieben, dass er heute Nacht bei Kaiba übernachten würde, auch damit sich sein Großvater keine Sorgen machte. "Genau... Vielleicht kann ich Seto überreden, dir eine neue Version der Duel-Disk zu schicken. Der Erscheinungstermin ist aber erst nächsten Monat" lächelte Mokuba und folgte seinem großen Bruder durch die Menge. Yugi lächelte ebenfalls, denn nun war er doch nicht so allein, auch wenn Kaiba kaum ein Wort mit ihm wechselte. Stattdessen unterhielt er sich lieber mit Mokuba, um auch auf andere Gedanken zu kommen. "Was? Bei Kaiba? Aber... Er kann doch nicht einfach...". Und ob Yugi für eine Nacht einfach woanders übernachten konnte, dachte sich Yami insgeheim und steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche. Er hatte einen bedeutenden Fehler gemacht und nun musste er mit den Konsequenzen leben, auch wenn er gar nicht an die bevor stehende Nacht denken wollte. Bisher hatte er immer neben Yugi gelegen, dessen Wärme gespürt und hatte ihn sogar in seinen Armen gehalten. Yami seufzte bedrückt und erhob sich von der Bank. Vielleicht sollte er sich noch den Jahrmarkt ansehen und vielleicht, aber auch nur vielleicht, sah er Yugi und konnte ihn umstimmen, bevor er nach Hause ging. Kapitel 11: Eine Schulter zum Anlehnen -------------------------------------- Seufzend musterte Yugi die hohe Zimmerdecke seines Gästezimmers und dachte über den heutigen Tag nach. Warum hatte er nur die Flucht ergriffen? Weil er mit den Worten des Pharao überfordert gewesen war? Yami hatte doch nur geäußert, was er sich wünschte und nun lag Yugi in dem großen Himmelbett, wälzte sich hin und her, weil er nicht einschlafen konnte, obwohl es schon sehr spät war und wurde von Schuldgefühlen geplagt. Er hätte mit Yami reden müssen, doch stattdessen war er wie ein Feigling geflohen und übernachtete nun bei Kaiba. Was Yami nun wohl über ihn denken mochte? Das Vibrieren von seinem Handy, welches er auf dem Nachttisch gelegt hatte, holte ihn aus seine Gedanken und er wusste sofort, wer ihm um diese Zeit noch eine SMS schrieb. Schmunzelnd öffnete er die SMS und behielt recht, der Absender war Yami, welcher wohl auch nicht einschlafen konnte. Insgesamt hatte er im Laufe des Tages bestimmt über zehn SMS von ihm bekommen und in jeder Nachricht hatte sich der Pharao mehrmals entschuldigt. Yami meinte es ernst und er würde nicht aufgeben, bis Yugi die Entschuldigung annehmen würde. Nochmals entwich ihm ein leiser Seufzer, ehe er die Zeilen las und sich wünschte, den Pharao nun in die Arme schließen zu können. 'Ich weiß, es ist schon spät, aber ich kann beim besten Willen nicht einschlafen. Es tut mir wirklich leid, Yugi. Ich bin ein Idiot und ich kann verstehen, dass du das Weite gesucht hast, aber können wir nicht noch einmal darüber reden? Du bist mir unglaublich wichtig und ich ertrage den Gedanken nicht, dass du mich vielleicht nicht mehr magst. Ich nehme es dir nicht einmal übel, wenn du mich nun hasst, aber trotzdem... Ich vermisse dich, Yugi. Ich will dich in meine Arme schließen und noch einmal einen Neuanfang mit dir machen. Glaube mir, ich bereue meine Worte zutiefst' "Du irrst dich, Yami. Ich mag dich immer noch und ich vermisse dich auch" murmelte Yugi und tippte seine Antwort ein. Er war sich sicher, dass der Ältere mit den Nerven am Ende war und sich düstere Gedanken vorstellte, obwohl Yugi ihn nach wie vor mochte. Er konnte dem Pharao im Moment nur nicht in die Augen sehen, wusste nicht so genau, wie er sich fühlen sollte und dachte erneut an den Satz, welcher der Grund für seine Flucht gewesen war. Eigentlich hätte er sich geschmeichelt fühlen müssen, denn kein anderer Junge hatte bisher gesagt, er wolle ihn mit den Mund befriedigen. Sicher, Keito hatte diese Frage auch gestellt, aber Yugi mochte ihn nicht und war von ihm auch noch gedemütigt worden. Yami sollte seine Worte keineswegs bereuen, denn dessen Verlangen und Wünsche blieben doch dennoch bestehen. 'Ich mag dich immer noch, sogar sehr und ich vermisse dich auch. Weißt du, ich war überfordert und deswegen habe ich dich einfach stehen gelassen. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dir ein Junge solche Sachen ins Ohr flüstert? Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen? Du solltest deine Worte nicht bereuen, tust du es trotzdem, belügst du dich nur selbst, Yami. Tut mir leid, dass du meinetwegen nicht einschlafen kannst, aber es ergeht mir ähnlich, falls dich das tröstet' Mehr konnte Yugi im Moment auch nicht schreiben und kuschelte sich in die Kissen zurück. Er wusste um die Ehrlichkeit des Pharao, wusste um dessen Empfinden und erinnerte sich an seinen Traum von letzter Nacht. In seinem Traum hatte er sich von Yami verwöhnen lassen, war zu Wachs in dessen Hände geworden und hatte immer wieder den Namen des Älteren gestöhnt. Vielleicht wünschte er sich insgeheim auch solche intimen Berührungen? Yugi wusste es nicht, blickte auf sein Handy, welches erneut vibrierte und öffnete die SMS. Yami war nicht mehr so langsam, wie noch vor einigen Tagen, musste er nun feststellen. 'Natürlich verstehe ich dich, aber ich weiß nicht, wie ich auf solche Worte reagiert hätte. Vielleicht wäre ich glücklich gewesen, aber es geht doch gar nicht um mich. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen, aber ich war so... Ich kann dir meine Gefühle für dich nicht erklären, aber ich möchte bei dir sein. Ich möchte der einzige Mensch sein, der dich berührt und küssen darf, aber wahrscheinlich klingt das egoistisch von mir. Sag, darf ich dich anrufen, Yugi? Ich möchte wenigstens deine Stimme hören, wenn du schon nicht bei mir bist' Yugi errötete bei dieser SMS und ein Verdacht keimte in ihm auf. War der Pharao etwa in ihm verliebt? Verhielt er sich in letzter Zeit deswegen so seltsam und suchte immer wieder seine Nähe? Er tippte nur ein einziges Wort ein, um die letzte Frage zu beantworten, ehe er wieder zur Zimmerdecke aufblickte. Wenn es stimmte, dass Yami in ihm verliebt war, war es verständlich, warum er solche Worte ausgesprochen hatte und weswegen er sich nun hartnäckig bei ihm entschuldigte. Sein Handy vibrierte, doch dieses Mal war es keine SMS, sondern ein Anruf, welchen Yugi entgegen nahm. "Hi..." murmelte er und traute seinem Ohr kaum, als er das leise Atmen des Älteren hörte. "Yami, weinst du etwa?" wollte er wissen, setzte sich auf und horchte in die Stille hinein, ehe ein Schniefen an sein Ohr drang. "Dumm von mir, oder? In den letzten Stunden tue ich nichts anderes" hörte Yugi die weinerliche Stimme des Pharao sagen, weswegen er seinen Kopf senkte. Litt Yami so sehr unter der momentanen Situation? Fühlte er sich so schrecklich, dass er seit Stunden weinte? Ob er wohl mit Großvater über ihre Angelegenheit gesprochen hatte? Wohl kaum, aber sicher war sich Yugi nicht. "Nein, du bist nicht dumm, Yami. Ich war... Ich hätte vielleicht... Bitte, hör auf zu weinen" entgegnete Yugi, ertrug er es doch gar nicht, dass der Ältere seinetwegen weinte. Abwartend und natürlich horchend wartete er auf eine Antwort, doch alles, was er hören konnte, war ein Schluchzer. "Ich... Ich nehme deine Entschuldigung an. Ich wollte dich nicht verletzen, wirklich nicht" murmelte der Jüngere und nun hätte er den Pharao tatsächlich am liebsten in die Arme geschlossen, nur um ihn zu trösten. Noch nie hatte Yami geweint, außer damals in der Diskothek. "Könntest du nach Hause kommen, Yugi? Ich möchte dich sehen, mit dir reden und... Ich bitte dich, ich kann ohne dich einfach nicht schlafen" wisperte die Stimme des Älteren und auch wenn es schon ziemlich spät war, erhob sich Yugi und seufzte ergeben. "Okay, aber... Kaiba schläft bestimmt schon, also musst du dich noch zwei Stunden gedulden. Schaffst du das?" erwiderte der Kleinere und kramte seine Klamotten zusammen. "Ich denke schon. Soll ich dir nicht lieber entgegen kommen? Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert". Yugi schmunzelte, verneinte diese Frage und beendete schließlich das Gespräch. Sein Verdacht bestätigte sich, je länger er über das eben verlaufene Gespräch und dem Zustand des Pharao nachdachte. Ja, offensichtlich war Yami tatsächlich in ihm verliebt. Endlich angezogen und einen Blick auf die Uhr werfend, war es doch kurz vor 23.00 Uhr, öffnete er die Tür und betrat den noch immer beleuchteten Flur. War Kaiba etwa doch noch wach? Er erinnerte sich, was ihm nach dem Abendessen im Wohnzimmer von Seto und Mokuba gezeigt worden war. Die neue Duel-Disk, dachte er sich schmunzelnd und hörte einen undefinierbaren Laut am Ende des Flures. Hatte sich angehört, als hätte irgendeine Person ihr Gleichgewicht verloren und läge nun auf dem Boden. Neugierig lief er die wenigen Schritte, bis er vor der offenen Tür zum Wohnzimmer stand und Kaiba auf dem Teppichboden entdeckte. "Kaiba? Ist alles in Ordnung bei dir?" fragte er zaghaft, betrat das Wohnzimmer und ging neben ihm in die Hocke. Die blauen Augen wirkten verklärt, als sie zu ihm aufblickten und nun konnte Yugi auch einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Braunhaarigen erkennen. "Kannst du nicht schlafen, Yugi?" wich Seto der Frage mit einer Gegenfrage aus, hievte sich auf seine Knie und sackte zur Seite. Yugi hatte gerade noch seine Arme öffnen können, um Seto auffangen zu können und war zunehmend erstaunt, dass er nicht angebrüllt worden war. Ein leiser Seufzer entwich den Lippen des Älteren und auch wenn er sich darüber ärgerte, dass Yugi ihn in seinem Zustand gesehen hatte, machte er keinerlei Anstalten, sich aus dessen Armen zu befreien. Er würde sein Gleichgewicht sowieso nicht mehr halten können, hatte er definitiv zuviel Wein getrunken, um wenigstens einmal auf andere Gedanken zu kommen, denn immer musste er an seine Firma und seinen Ruf denken. Diese Verantwortung lastete jeden Tag auf seinen Schultern und obwohl er sehr erfolgreich war und zu den besten Duellanten der Welt gehörte, sehnte er sich auch hin und wieder danach, ein ganz normales Leben führen zu können. Leider hatte er sich dieses Leben selbst ausgesucht, aber die Einsicht kam zu spät und er konnte nicht zurück und wollte auch seine düstere Vergangenheit nicht noch einmal durchleben. "Kaiba, was...". "Kein Wort zu Mokuba, sonst macht er sich nur unnötige Sorgen" wurde Yugi unterbrochen und sah sich im Wohnzimmer um, entdeckte zwei geleerte Weinflaschen auf dem Wohnzimmertisch und blickte wieder zu Seto hinab. Welchen Grund hätte der Braunhaarige, um sich dermaßen zu betrinken? Hatte er etwa Probleme? Konnte er nun wirklich gehen und Seto einfach alleine lassen? Auf der einen Seite war Yami, welcher auf seine Rückkehr wartete, sogar etliche Stunden geweint hatte und auf der anderen Seite war Kaiba, welcher sich an seinem Oberkörper klammerte und offensichtlich eine Person zum Reden brauchte. "Keine Sorge, ich verrate nichts, aber warum hast du soviel Wein getrunken? Hast du Probleme? Deine neue Duel-Disk ist doch genial. Also ich freue mich schon, eine Duel-Disk zu bekommen, die die Form des schwarzen Magiers annehmen kann" lächelte Yugi, denn bei der neuen Duel-Disk konnte man die Lieblingskarte vor einem Duell in ein extra Fach legen, damit die Duel-Disk ihre Form veränderte. Eine nette Spielerei für jeden Duellant, welcher eine Karte besaß, die ihm viel bedeutete. "Freut mich, dass du Gefallen an der neuen Duel-Disk findest. Ich war mir nicht sicher, ob die neue Funktion bei allen Duellanten ankommen würde, aber da du den Meistertitel trägst...". Yugi seufzte und schüttelte seinen Kopf. Hoffentlich hatte sich Seto nicht wegen der Niederlage beim Battle City Turnier betrunken, denn dieses Ereignis lag doch schon eine Weile zurück und außerdem war Kaiba doch auch ein hervorragender Duellant. Abgesehen davon war es doch nicht um den Sieg gegangen, sondern um die Menschheit, welche Yami hatte retten müssen. "Du hast mich belogen, Yugi. Yami ist nicht dein großer Bruder, also wer ist dieser Kerl? Was ist zwischen euch vorgefallen?" murmelte Seto, hatte er einige Nachforschungen angestellt und wusste nun, dass Yugi ein Einzelkind war. Dennoch hatte Yugi behauptet, Yami sei sein Bruder, obwohl sich Kaiba so sicher war, diesen Yami schon eine ganze Weile zu kennen. "Eigentlich wollte ich nach Hause gehen, aber... Ich kann dich auch nicht einfach alleine lassen. Ich käme mir schäbig vor, wenn ich gehen würde" murmelte Yugi und verfasste eine kurze SMS, damit Yami nicht unnötig auf ihn wartete. Im Moment fühlte er sich wirklich mies, weil er Yami im wahrsten Sinne des Wortes hängen ließ, aber Kaiba gehörte auch zu seinen Freunden und für seine Freunde würde Yugi immer da sein. "Ja, er ist nicht mein Bruder. Er ist der Geist des Milleniumspuzzles und... Es wäre zu kompliziert, dir alles zu erklären, aber... Ich habe dich belogen, weil du die Wahrheit sowieso nicht geglaubt hättest. Du bist immer so stur und verschließt deine Augen vor Tatsachen" fuhr Yugi fort und steckte sein Handy wieder ein. Kaiba war ungewohnt nett zu ihm, aber er schob dieses Verhalten auf den Wein, den Seto getrunken hatte. Er würde diese eine Nacht bleiben, um sich um den Älteren zu kümmern, dessen blaue Augen nun zu ihm aufblickten. "Immer noch dieses Märchen... Wie auch immer... Warum wolltest du erst nicht nach Hause?" entgegnete Seto fragend und versuchte sich sich zu erheben, was ihm aber kläglich misslang. "Warte, ich helfe dir. Du solltest dich vielleicht auf die Couch legen" murmelte Yugi und erhob sich, wobei er all seine Kraft aufbringen musste, um Seto ebenfalls auf die Beine zu ziehen. Unsicher führte er den schwankenden Kaiba zur Couch, wo sich der Braunhaarige hinlegen konnte und setzte sich zu ihm, allerdings auf den Boden vor der Couch und betrachtete den Älteren. "Er... Yami hat einige Sachen gesagt, mit denen ich nicht umgehen konnte, wie schon erwähnt und... Es ist nicht länger wichtig. Er hat sich bei mir entschuldigt und ich habe ihm verziehen" erklärte der Jüngere, denn er wollte Kaiba nicht sagen, um was es sich wirklich handelte. Nicht einmal seine engsten Freunde wussten von den Geschehnissen, also warum sollte er Kaiba davon erzählen? "Magst du mir nicht erzählen, warum du soviel Wein getrunken hast? Du bist doch sonst nicht so, oder?". Seto blinzelte einige Male, um seine Sicht zu schärfen, ehe er seinen Kopf in die Richtung des Kleineren drehte. "Ich wollte meine ganze Verantwortung ersäufen. Manchmal will ich eben auch ein gewöhnlicher Schüler sein, aber... Ich war nicht immer so kalt, wie ich wahrscheinlich auf dich wirke. Es ist einfach... Es ist...". Seto verstummte, blickte wieder zur Zimmerdecke auf und legte seinen Arm auf seine Augen. Er wollte nicht auch noch in Tränen ausbrechen, vor allem nicht vor Yugi, dessen warme Hand er auf seinem Arm spüren konnte. "Kaiba, ich...". "Nenn mich einfach Seto" murmelte der Braunhaarige und spürte im nächsten Moment, wie das Polster neben unter ihm nachgab, ehe sein Arm vorsichtig angehoben wurde. "Ich weiß, du trägst eine große Verantwortung, aber... Vielleicht wäre es erträglicher für dich, wenn du eine vertraute Person an dich ran lassen würdest. Ich habe dir schon oft meine Freundschaft angeboten und Yami auch, aber du wolltest nie etwas von Freundschaft wissen, obwohl ich der Meinung bin, dass du einen Freund brauchst, mit dem du über all deine Sorgen reden kannst" erwiderte Yugi und wischte dem Älteren vereinzelte Tränen von den geröteten Wangen. Zum ersten Mal zeigte Kaiba seine wahren Gefühle, auch wenn er nun beschämt in eine andere Richtung schaute. "Freundschaft ist etwas für Schwächlinge, jedenfalls dachte ich vor einigen Monaten noch so, aber... Glaubst du wirklich, dass es mir besser ergehen würde, wenn ich einen Ansprechpartner hätte? Bist du fest davon überzeugt, dass ein Freund mir helfen könnte?" nuschete Seto verlegen, denn Yugi lachte ihn nicht aus, wie er zu Anfang vermutet hatte. Warum? Mokuba hätte zwar auch nicht gelacht, dessen war er sich sicher, aber Yugi gehörte doch nicht zu seiner Familie. "Natürlich... Ich würde dir immer helfen, wenn dir deine Verantwortung über den Kopf wächst, Seto. Dafür sind Freunde doch da. Freunde bauen dich auf, geben dir Kraft und Halt und würden dich niemals im Stich lassen" lächelte Yugi, meinte er seine Worte wirklich so, wie er sie eben gesagt hatte und betrachtete den Älteren, welcher sich langsam aufsetzte und ihn immer noch kritisch musterte. "Ein Freund nimmt dich auch in die Arme, wenn du... Wenn du das Bedürfnis danach verspürst?" stammelte Seto unsicher und ehe er reagieren hätte können, spürte er die Arme des Kleineren um seinen Oberkörper. "Ja, so ist es. Jeder braucht mal eine Umarmung und dafür musst du dich nicht schämen" erwiderte Yugi und drückte Seto noch ein wenig enger an sich. Er wollte ihm zeigen, dass eine Freundschaft nicht von Schwäche zeugte. Freundschaft zeugte von Stärke und Gefühle zu zeigen ebenso, aber der Braunhaarige hatte in den letzten Jahren immer so umständlich gedacht und schien nun, durch den vielen Wein, seine schwache Seite zu zeigen. Eine Seite, die dem Kleineren sehr lieb war, denn nun konnte er wenigstens mit Seto reden, ohne gleich dessen Hass erfüllten Blick auf sich zu spüren. Ohnehin glaubte Yugi, dass dessen eiskalter Blick nur eine Fassade war, um sich selbst zu schützen, aber darüber wollte er nun nicht nachdenken. Im Moment wollte er Seto nur ein guter Freund sein und ihm seine Wärme geben. "Du riechst sehr gut, Yugi. Nach Kokosnuss, wenn ich mich nicht irre" nuschelte Seto und sog noch einmal den Geruch des Jüngeren in seine Nase. Yugi errötete leicht, ließ dem Braunhaarigen jedoch seine Freiheiten und wartete einfach ab. Er hatte keine Angst vor ihm, nur diese Aussage hatte Yugi ein wenig verunsichert, denn er hörte nicht jeden Tag solche Komplimente aus dem Mund des sonst so kalten Seto Kaiba. "Ich war vorhin duschen und da habe ich dieses Duschgel benutzt" erklärte er leise, um seinen Körpergeruch zu erklären, weswegen der Ältere leicht nickte und sich anschließend von ihm löste. Die blauen Augen waren nicht kalt, wie es sonst immer der Fall war, sondern strahlten eine ungewohnte Zufriedenheit aus, ehe auf den Lippen des Braunhaarigen ein zaghaftes Lächeln erschien. "Eigentlich wollte ich ins Bett gehen, aber... Leistest du mir vielleicht noch ein wenig Gesellschaft und trinkst ein Glas Rotwein mit mir?" wollte Seto in Erfahrung bringen und deutete auf die Minibar, die neben der Tür zu sehen war. Yugi neigte seinen Kopf, war er doch nun wirklich verwundert, wie nett Seto sein konnte, aber erneut schob er diese ungewohnte Nettigkeit auf den Wein, den der Ältere bereits getrunken hatte. "Ich leiste dir gern Gesellschaft, aber...". "Komm schon, Yugi. Ein Glas wird dich schon nicht umbringen und von mir erfährt dein Großvater sowieso nichts" unterbrach Seto den Jüngeren, ehe Yugi ergeben seufzte und sich erhob, um ein Glas und eine neue Flasche Rotwein zu holen. Eigentlich hatte Kaiba schon zuviel getrunken, aber sich ihm nun zu widersetzen, würde nur zum Streit führen und darauf konnte er im Moment wirklich verzichten. "Aber ich werde nur ein Glas trinken, Seto. Ich weiß nämlich nicht, wie ich auf Alkohol reagiere" machte Yugi seinen Standpunkt klar und überreichte Seto die noch verschlossene Flasche und setzte sich wieder zu ihm auf die Couch. "Sicher, ich bin schließlich für dein Wohlbefinden verantwortlich und wenn die Presse erfährt, dass ich einen Minderjährigen abgefüllt habe, kann ich mich von meinem guten Ruf verabschieden" entgegnete der Ältere und öffnete den Verschluss, um Yugi und sich selbst einzuschenken. Yugi das gefüllte Glas reichend, nahm er selbst sein Glas zur Hand und stieß mit ihm an. Nach einer knappen halben Stunde grinste Yugi nur noch ununterbrochen, ließ sich bereitwillig nachschenken und lachte über alltägliche Worte. Er saß auch schon lange nicht mehr, schon beim ersten Glas hatte er gespürt, wie ihm der Alkohol zu Kopf gestiegen war und deswegen lag er nun neben Kaiba auf der Couch, seinen Kopf auf dessen Schulter gebettet und sein bereits viertes Glas in der rechten Hand haltend. "Oh... Deine Hose vibriert, Kleiner. Willst du denn nicht nachsehen, wer dich um diese Uhrzeit belästigt?" kicherte Seto und warf einen verklärten Blick zu Yugi hinab, welchen er schon seit zehn Minuten mit dem Arm umschlungen festhielt, damit er nicht von der Couch fiel. "Meine Hose vibriert? Klingt sehr pervers, Seto. Schäm dich" kicherte Yugi ebenfalls, denn diese Zweideutigkeit konnte er einfach nicht überhören. Irgendwie machte dieser angeheiterte, er wusste einfach nicht, ob er bereits besoffen oder nur angeheitert war, Spaß und er genoss diese lockeren Gespräche, die er mit Seto führen konnte. Vielleicht, er war sich nicht sicher, wäre er in seinem Zustand sogar auf die Schmeicheleien von Yami eingegangen, aber er wusste es eben nicht so genau. "So?" entgegnete der Ältere grinsend und zwickte dem Kleineren in die Seite, welcher vor Schreck beinahe sein Glas hätte fallen lassen. "Schäm dich selbst, du Schmutzfink" fuhr Seto fort und versuchte das andauernde Vibrieren in der Hosentasche des Jüngeren zu ignorieren, wobei Yugi nun doch einen Blick riskierte und auf das Display seines Handys schaute. "Mist, er hat schon aufgelegt, aber... Hey, ich habe ja eine SMS. Habe ich gar nicht mitbekommen" nuschelte Yugi vor sich her, stellte das Glas auf dem Tisch ab und öffnete die Nachricht. Ungläubig rieb er sich seine Augen, denn er glaubte den Worten nicht, die er soeben hatte lesen können oder war er vielleicht schon zu betrunken? Nein, er blinzelte noch einige Male, ehe er nochmals die Zeilen las, um sicher zu gehen und blickte schließlich zu Seto auf, welcher scheinbar neugierig zu sein schien und dreist seine bekommene SMS las. "Seto, sag mir, ob ich was an meinen Augen habe" murmelte der Kleinere, reichte dem Braunhaarigen sein Handy, welcher sich die bekommene SMS nochmals durchlas, denn er selbst glaubte den Worten auch nicht. Da machte dieser Yami dem Jungen neben ihm eine Eifersuchtsszene und das auch noch via Handy. Wie dämlich konnte ein Mensch sein? Yugi hatte doch vor etwa einer halben Stunde gemeint, er hätte Yami geschrieben, dass er bei ihm bleiben würde, also wieso regte sich dieser Kerl so künstlich auf? "Soll ich einmal laut vorlesen? Ich glaube das nämlich auch nicht" erwiderte Seto und blinzelte einige Male, ehe er sich räusperte. 'Für Kaiba würdest du auch von der nächsten Brücke springen, oder? Immer behandelt er dich wie den letzten Dreck, ist eiskalt zu Joey und unseren Freunden und trotzdem ziehst du es vor, bei ihm zu bleiben, obwohl er doch nur einen Dummen sucht, über den er sich hinterher wieder lustig machen kann. Du bist mir wichtig, dass weißt du und ich respektiere es, dass du für unsere Freunde da bist, aber im Moment fühle ich mich einfach nur im Stich gelassen. Weißt du, unser Kuss hat mir sehr viel bedeutet und wenn ich all meine Vorstellungen nicht ausgesprochen hätte, wärst du jetzt bei mir, in meinen Armen und vielleicht würden wir uns wieder küssen, aber ich habe eben einen großen Fehler gemacht, der dich in seine Arme getrieben hat. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass du dich mit ihm amüsierst und noch weniger ertrage ich den Gedanken, dass Kaiba dir wichtiger ist. Ich habe doch nur dich und ich brauche dich' "Aus deinem Mund klingt das richtig bescheuert" kommentierte Yugi und dachte dabei vor allem an den letzten Satz. "Habe ich wirklich so sehr seine Gefühle verletzt? Ich wollte doch nur einem Freund helfen und so wird es mir gedankt. Ich dachte, er hätte zumindest soviel Verständnis, aber ich habe mich wohl in Yami geirrt" fuhr der Jüngere traurig fort, nahm Seto das Handy aus der Hand und schaltete es aus, ehe er es zurück in seine Hosentasche verschwinden ließ. Auch er hatte seinen Stolz, zwar nicht sehr viel, aber vorerst hatte er wirklich keine Lust, sich noch einmal mit Yami zu unterhalten. Immer zeigte der Pharao für ihn Verständnis und nun war er eben bei Seto geblieben, um ihm ein Freund zu sein und dann kam so eine SMS. Nein, dass musste er sich wirklich nicht bieten lassen. "Ihr habt euch geküsst?" fragte der Ältere, denn er glaubte vor allem diesen Teil der SMS nicht. War Yugi etwa mit diesem Kerl zusammen oder handelte es sich um ein Missverständnis? "Ja, auf dem Jahrmarkt kam es zu unseren ersten Kuss und... Hey, wieso willst du das wissen?". Fragend sahen die violetten Augen auf, in blaue, leicht verklärte, Seen, welche neugierig zu ihm hinab blickten. "Warum? Weil ich nicht wusste, dass du auf Kerle stehst" entgegnete Seto unbekümmert, schien es ihn auch nicht sonderlich zu stören, wenn es denn so wäre, aber Yugi war sich nach wie vor unschlüssig, ob er wirklich schwul war. Sicher, er genoss jede Berührung, hatte den schönsten Kuss erlebt, den man sich nur hätte wünschen können, aber nach wie vor herrschte diese Ungewissheit in ihm. "Klingt es komisch, wenn ich dir beichte, dass ich es nicht weiß? Also... Ob ich auf Kerle stehe?" erwiderte Yugi leise und senkte seinen Kopf. Wie dämlich er sich nun fühlte. Vermutlich würde Seto ihn für seine Unschlüssigkeit auslachen, doch zu seiner Verwunderung hörte er nur einen angestrengten Seufzer, ehe er durch den Arm, welchen Seto vor etwa zehn Minuten um seine Schulter gelegt hatte, an den Oberkörper des Braunhaarigen gedrückt wurde. "Nein... Solche Sachen muss jeder Mensch irgendwann selbst herausfinden. Ich mag zum Beispiel beide Geschlechter und habe auch schon einige Erfahrungen gesammelt. Du weißt schon, im Bett und all dieser Kram und weil ich so begehrt bin, stehen mir sämtliche Türen offen, wenn ich Bedürfnisse habe" nuschelte Kaiba und ließ seine Augenlider sinken. Allmählich wurde er müde, obwohl es doch gerade erst interessant wurde. Ja, allein der Abend und der Beginn der Nacht war äußerst interessant, denn er lag neben seinen schlimmsten Rivalen bei Duel-Monsters, redete mit ihm über Gott und die Welt und drückte den Kleineren sogar an seine Brust, obwohl er ihn doch eigentlich hassen müsste. Dem war aber nicht so, zumindest konnte er Yugi nicht länger hassen, weil sich der Kleine bemühte und ihm ein guter Freund sein wollte. "Ähm..." gab Yugi verwundert von sich, blickte zu Seto auf und betrachtete dessen friedliches Gesicht. "Beide Geschlechter? Heißt das, dass du schon einmal mit einem Jungen Sex hattest? Wie fühlt sich das an?" wollte der Jüngere in Erfahrung bringen, denn neugierig war er schon und da er soviel Wein getrunken hatte, waren auch seine Hemmungen verschwunden. Die blauen Augen öffneten sich wieder, während Seto ein anzügliches Lächeln auflegte, eines dieser Lächeln, wovor sich Yugi lieber hüten sollte und rutschte ein Stück tiefer, um mit dem Kleineren auf gleicher Augenhöhe zu kommen. "Ich kann dir nicht beschreiben, wie sich Sex anfühlt und ich war auch noch nie der Typ, der große Reden schwingt. Ich kann es dir nur zeigen, Yugi" hauchte Seto verführerisch, denn sein letztes Mal lag schon eine Weile zurück. Sicher, er hatte schon sehr viel Wein getrunken, aber für solche Aktivitäten war er immer fit. Im nächsten Moment bereute er allerdings sein dreistes Angebot, ergriff noch gerade so die Hand des Jüngeren und zog ihn zu sich zurück auf die Couch. "Lass mich raten, Yami hat ähnliche Worte benutzt und du bist dann geflüchtet? Jetzt verstehe ich eure Differenzen, aber lass dir eines von mir gesagt sein. Ich würde dir niemals zu nahe treten, wenn du das nicht willst. Ein Wort und ich stoppe in meinem Tun" versicherte Kaiba und fuhr mit seiner Hand durch das Haar des Kleineren, dessen violette Augen noch immer erschrocken zu ihm sahen. "Ich... Ich...". "Hey, ich tu dir nichts. Ich habe dir lediglich ein Angebot gemacht und ohne deine Zustimmung werde ich dich nicht anrühren. Du hast das Wort von Seto Kaiba" unterbrach der Braunhaarige den noch immer verunsicherten Yugi, dessen Muskeln sich jedoch allmählich entspannten, während er sich an die Brust des Älteren schmiegte. Ja, im ersten Moment hatte er geglaubt, er müsse noch einmal flüchten und unter einer Brücke schlafen, weil er sonst keine Bleibe finden würde, aber ihn beruhigten die Worte von Seto, welcher nun sein Glas auf dem Tisch abstellte. "Ich bin so verwirrt, Seto. Seit Tagen denke ich soviel nach, stelle mir Sachen vor, die ich mir vor den Sommerferien nie vorgestellt hätte und... Ich weiß einfach nicht, wie ich mich fühlen soll. Warum sind Gefühle nur so verwirrend?" brach es aus Yugi heraus, während er seine Finger in dem schwarzen Shirt des Älteren verkrallte und seine Stirn an dessen Brust lehnte. Er war eindeutig überfordert und vielleicht half es ihm, wenn er mit Kaiba über seine derzeitigen Probleme, wenn er seine Gefühle als ein Problem beschreiben konnte, redete. Sicher, Seto hatte zwar eben gesagt, er könne über Gefühle nicht wirklich reden, aber vielleicht kannte er sein Problem. Schließlich war der Braunhaarige fast zwei Jahre älter und besaß natürlich weitaus mehr Erfahrungen. "Aus diesen Gründen vermeide ich Gefühle, weil ich mir in meiner Branche keine Gefühle leisten kann. Gefühle verwirren dich, verändern dein Wesen und du magst plötzlich Dinge, die du zuvor vielleicht noch gehasst hast. Ich war auch schon einmal verliebt, falls es dich interessiert und ich kann dir sagen, wie tief ich für diese Frau gesunken bin. Ich habe mich sogar zum Affen gemacht und dann... Dann erfuhr ich durch einen Zufall, dass diese Frau nur an meinem Geld interessiert war. Mag sein, ich wurde von meinem Stiefvater wirklich streng und kalt erzogen, aber gewisse Ereignisse tragen zu meinem sonstigen Verhalten bei" erzählte Seto langsam, wobei er sich selbst insgeheim fragte, warum er sich bei Yugi soweit öffnete. Es entsprach einfach nicht seiner Art, aber vielleicht half reden wirklich. Manchmal wünschte er sich wirklich einen Freund, mit dem er all seine Geheimnisse teilen konnte, aber er misstraute immer den Menschen um sich herum, aber bei dem Kleineren, welcher nun zu ihm aufblickte, war er sich sicher, keinen Fehler gemacht zu haben. "Wie schrecklich. Es muss sehr schmerzhaft sein, von der Person derart hintergangen zu werden, in die man so sehr verliebt ist. Ich stelle mir das jedenfalls sehr schrecklich vor. Vielleicht empfindet Yami auch so und hat nur deswegen diesen Unsinn geschrieben. Ich muss noch einmal mit ihm reden, wenn ich wieder zu Hause bin" erläuterte Yugi leise und ging in seinen Gedanken noch einmal die SMS durch, die er vorhin gelesen hatte. Hätte er das Handy eingeschaltet lassen sollen? Nein, der Pharao brauchte einen Denkzettel, denn noch immer fühlte er sich wegen dieser fiesen Anschuldigungen mies. "Kann sein. Eifersucht treibt Menschen dazu, Sachen zu sagen, die man eigentlich nie sagen würde. Morgen Mittag bringe ich dich nach Hause und dann kannst du mit ihm reden. Sollte er dir nicht glauben, soll er mich gefälligst anrufen, damit ich ihm meine Meinung geigen kann". Yugi grinste beim letzten Satz, kuschelte sich an die Brust des Braunhaarigen und stieß einen leisen Seufzer aus. Ja, dieses Gespräch tat ungemein gut und auch wenn er immer noch im Unklaren war, was seine Gefühle betraf, fühlte er sich nun weitaus besser. Es war die richtige Entscheidung gewesen, ein Gespräch mit Seto zu führen, auch wenn es immer noch sehr ungewohnt war, den Älteren so friedlich zu erleben. "Die lustige Stimmung ist dahin. Schade eigentlich, weil ich mich wirklich amüsiert habe" nuschelte Yugi müde und bemerkte, wie sich der Ältere neben ihm bewegte, ehe er sein Glas in seiner Hand erfühlen konnte. "Trink und du wirst dich amüsieren. Wie schon gesagt, von mir erfährt dein Großvater nichts" entgegnete Seto und nahm selbst einen kräftigen Schluck Wein zu sich. Warum aufhören, wenn die Nacht noch so jung war? Er würde den Kleinen an seine Grenzen treiben, sich selbst amüsieren, wie seit Jahren nicht mehr und würde vielleicht noch mehr Geheimnisse erfahren. "Ich nehme dich beim Wort, Seto. Wenn ich Ärger bekomme, dann stehst du in meiner Schuld" erwiderte Yugi und setzte sich etwas auf, wankte gefährlich und wäre vermutlich auch von der Couch gefallen, wenn der Braunhaarige nicht den Arm um seine Schulter gelegt hätte. "Hey, ich übernehme nicht die Verantwortung für eventuelle Verletzungen" grinste der Ältere und forderte Yugi auf, dass gesamte Glas zu leeren. Der Kleinere blickte erst auf das halb geleerte Glas, nochmals zu Seto auf und schließlich wieder zum Glas, ehe er mit seinen Schultern zuckte und es in einem Zug leerte. Hoffentlich beging er keine Dummheit, denn wenn er ins Krankenhaus geliefert werden würde, weil er eine Alkoholvergiftung hatte, würde sein Großvater doch von seinem Saufgelage erfahren. "Okay, lass uns Party machen" grinste Yugi plötzlich und erhob sich, wankte erneut gefährlich und stolperte schließlich um dem Tisch herum, war er doch auf dem Weg zur offen gelassenen Tür, um auf den Flur zu gelangen. "Wie? Party? Du willst mit mir, in deinem Zustand, ausgehen?" wollte Seto in Erfahrung bringen, erhob sich selbst und leerte ebenfalls sein Glas, stellte es auf dem Tisch ab und wankte Yugi hinterher. Allein die Vorstellung, er solle in seinem Zustand noch in eine Diskothek gehen, war absurd. Er würde sich zum Affen machen, würde mit irgendwelchen Frauen hemmungslos flirten und sogar tanzen. Nein, diese Blöße wollte er sich nicht geben, aber Yugi schien seinen Plan eisern zu verfolgen und lief langsam den Flur hinab, um in die Eingangshalle zu maschieren. "Warte, Kleiner. Ich will mich wenigstens umziehen" rief er Yugi zu und schlug die entgegen gesetzte Richtung ein, um zu seinem Zimmer zu gelangen. "Oh... Okay, warte... Ich will dein Zimmer sehen, Seto" grinste Yugi und lief eiligen Schrittes hinter dem Älteren her und blieb schließlich vor der offenen Tür stehen. Staunend betrachtete er das große Zimmer und entdeckte Seto beim Kleiderschrank wühlend nach frischen Klamotten. Hoffentlich brauchte der Braunhaarige nicht so lange, so eitel wie er sich immer gab. "Komm schon rein oder gefällt es dir auf dem Flur so sehr?" wollte Kaiba wissen und warf ein schwarzes Jackett auf sein Bett, ebenso eine schwarze Stoffhose, ehe er zu einem roten Hemd griff. Ebenso suchte er sich eine schwarze Krawatte, denn zumindest wollte er anständig aussehen und zog das unterste Fach auf, um sich schwarze Lackschuhe zu nehmen. Ohne Hemmungen entkleidete er sich vor dem Kleineren, warum sollte er sich denn auch schämen und zu verbergen hatte er auch nichts. Yugi beachtete ihn im Moment sowieso nicht, sondern sah sich in seinem Zimmer um. "Du solltest öfter lächeln, ehrlich. Viel besser als deine kalte Miene. Ich habe mich manchmal gefragt, ob du mit deinen kalten Gesichtszügen geboren wurdest" gestand der Jüngere und besah sich Familienbilder, die er auf einer Kommode entdeckt hatte. Auf den meisten Bildern wirkte Seto wirklich arrogant und überheblich, aber ihm war nun eine neue Seite gezeigt worden, ob nun freiwillig oder nicht. "Roland, fahren Sie die Limousine vor. Yugi und ich wollen zur Diskothek 'Moonlight'. Nein... Würden Sie einfach meinen Befehl ausführen, anstatt mir sinnlose Fragen zu stellen?" murrte Seto und knallte den Hörer auf die Schale, seufzte tief und rieb sich seine Schläfen. Prüfend betrachtete er sich noch einmal im Spiegel, drehte sich einmal und nickte sich zufrieden zu. Worauf hatte er sich nur eingelassen? War er wirklich so besoffen, dass er nun mit Yugi ausging? Er wusste es einfach nicht, lief zu Yugi, ergriff dessen Hand und zerrte ihn hinter sich her. Wenigstens konnte er einigermaßen gehen, auch wenn er natürlich hin und wieder schwankte, aber bei Yugi sah es nicht so rosig aus. Nein, der Kleine konnte kaum noch auf seinen Beinen stehen und dennoch wollte er Party machen. "Ähm... Es gibt ein Problem, fällt mir gerade ein" nuschelte der Kleinere verlegen und lief einen Schritt schnell, um zu Seto aufholen zu können. "Ich bin minderjährig, Seto. Minderjährige dürfen doch nur bis Mitternacht" erklärte er das Problem, doch Kaiba schenkte diesem Problem wenig Beachtung. Stattdessen stieg er mit Yugi die Stufen zur Eingangshalle hinunter und sah auch schon Roland bei der Haustür wartend. "Ich bin Seto Kaiba und wenn ich sage, dass du mit mir in die Diskothek gehst, darfst du das auch. Wer sich mir nicht beugt, wird von meinen Anwälten hören". Oho, dachte sich Yugi grinsend und nun konnte er sich vielleicht doch vorstellen, was Seto wohl mit Keito angestellt hatte. Der Braunhaarige setzte seine Feinde meist unter Druck und es gab nur wenige Menschen, die diesen Druck standhalten konnten. "Sir, wollt Ihr wirklich in Eurem Zustand ins Moonlight? Ich mache mir nur Sorgen und Euer Gast erscheint mir auch nicht mehr so ganz nüchtern zu sein" versuchte es Roland erneut, denn das sein Chef hin und wieder Wein trank und das im übertriebenen Maße, war nichts Neues für ihn. Er und einige Dienstmädchen waren es doch, die diese Schweinerei beseitigen mussten, bevor Mokuba erwachte und bemerkte, was dessen Bruder in manchen Nächten trieb. "Ich sagte, wir wollen ins Moonlight. Fahren Sie uns, sonst können Sie sich einen neuen Job suchen" murrte Kaiba und öffnete die Wagentür selbst und half dem Kleineren beim Einsteigen. Immer dieselbe Diskussion, dachte sich Seto missmutig. Er war doch kein Kleinkind mehr und konnte auf sich aufpassen, zudem er doch nun auch noch Yugi bei sich hatte. Natürlich war er nicht nüchtern, aber er würde den Kleinen nicht eine einzige Sekunde aus den Augen lassen, denn auch er wollte nicht noch einmal erleben, wie Yugi in Bedrängnis gebracht wurde. Er gab sich mittlerweile sogar die Schuld und er hätte Yugi nie mehr in die Augen sehen können, wenn er wirklich ein Opfer eines Gewaltverbrechens geworden wäre. Schließlich setzte er sich zu Yugi, schlug die Wagentür hinter sich zu und schaltete den installierten Fernseher in der Limousine ein. "Oh Gott... Das ruft eine Erinnerung wach" haspelte Yugi und blickte stur aus dem Fenster. Wieso hatte Seto auch den Fernseher einschalten müssen? Gerade um diese Uhrzeit liefen nur schmutzige Filme und wenn er daran dachte, was für Fragen der Pharao gestellt hatte, verfärbten sich seine geröteten Wangen nur noch mehr. Seto erwiderte nichts, schaltete durch die Kanäle und blieb schließlich bei dem angesagtesten Musiksender hängen, um die Partystimmung ein wenig zu heben. Die Lautstärke erhöhend, lehnte er sich zurück, blickte ebenfalls aus dem Fenster und fragte sich noch einmal, wieso er sich dazu hatte überreden lassen. Er konnte nur hoffen, dass er keinen Blödsinn redete oder Unsinn anstellte. In seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Yugi zu ihm rutschte und gehässig grinste. Erst als er in die Seite gekniffen wurde, schreckte er aus seine Gedanken und blickte zu Yugi hinab, welcher seinen Zeigefinger hin und her wedelte. "Lächeln... Immer schön lächeln, Seto" versuchte Yugi sein Glück und tatsächlich ließ sich der sonst so eiskalte Kaiba dazu herab, dem Jüngeren ein zaghaftes Lächeln zu schenken. Nun, vielleicht würde die Partynacht doch nicht so übel werden, denn irgendwie fühlte er sich nun selbst in einer angenehmen und aufgeregten Partystimmung. Kapitel 12: 'Verschaffe dir Gewissheit' --------------------------------------- "Sir, seid vorsichtig und ruft mich an, wenn Ihr und Euer Gast abgeholt werden wollt" ertönte die Stimme von Roland, weswegen Kaiba seine Augen verdrehte und sich mit einem Handzeichen verabschiedete. Mittlerweile war es kurz vor ein Uhr, die Zeit, in der er längst in seinem Bett liegen und schlafen würde, aber der heutige Abend war sowieso nicht so verlaufen, wie es sonst immer der Fall war. Vor dem Türsteher blieb er stehen, zeigte seinen Ausweis vor und wartete, bis die Absperrung geöffnet wurde. Der Kleinere neben ihm tat es ihm gleich, zeigte auch seinen Ausweis und wurde vom Türsteher darauf aufmerksam gemacht, dass er die Diskothek ohne eine erwachsene Person aus seiner Familie nicht betreten dürfe. "Siehst du? Ich darf nicht rein" murrte Yugi und steckte seinen Ausweis zurück in die Hosentasche. Er war eben noch minderjährig und bräuchte die Erlaubnis seines Großvaters oder eine erwachsene Person aus seiner Familie müsse mit ihm die Diskothek betreten. "Nur die Ruhe, Kleiner. Du scheinst zu vergessen, wer neben dir steht" erwiderte Seto wenig beeindruckt und nahm sich den Türsteher zur Seite. Der Jüngere legte seinen Kopf schief, konnte er leider kein Wort verstehen, obwohl er natürlich gern gewusst hätte, wie der Ältere diese Angelegenheit regeln wollte. Nur einen Augenblick später kehrten Kaiba und der stämmige Türsteher zurück, wobei Letzterer die Absperrung öffnete und dem Kleineren nun doch Einlass gewährte. "Ähm... Wie hast du seine Entscheidung geändert? Du hast ihm doch nicht etwa gedroht, oder?" wollte Yugi wissen und ergriff die Hand des Braunhaarigen, denn die Diskothek war ziemlich überfüllt. Kaiba gab nicht sofort eine Antwort, sondern lief zielstrebig zur Bar rüber und blieb vor einem Barkeeper stehen, welcher seine Bestellung aufnehmen wollte. Vorerst würde er keinen Alkohol mehr trinken, denn in der Öffentlichkeit musste er sich in Acht nehmen, vor allem weil er auch noch auf den Kleinen aufpassen musste. "Fast jeder Türsteher ist bestechlich. Ich brauchte ihm nur einige Scheine in die Hand zu drücken und seine Meinung war geändert" erwiderte Seto und beugte sich zu Yugi hinab, wusste er doch gar nicht, was der Jüngere trinken mochte. "Geld ist Macht, wie? Ich möchte diesen Früchte-Cocktail probieren, den Joey und Tristan getrunken haben" erläuterte Yugi seinen Getränkewunsch und kramte in seiner Hosentasche, um Seto das passende Geld zu geben. "Lass mal stecken. Die heutige Nacht geht auf mich" entgegnete der Ältere und gab seine Bestellung auf. Yugi zuckte mit seinen Schultern, steckte sein Geld wieder ein und sah sich ein wenig um. Wie damals auf der Geburtstagsparty erkannte er einige vertraute Gesichter auf der Tanzfläche, Schüler aus seiner Parallelklasse und wich schließlich erschrocken zurück, als er einen schwarzhaarigen Jungen in der Menschenmenge entdeckte. Instinktiv erhob er seine Hand und ergriff das schwarze Jackett, welches Seto trug, denn auch wenn der Wein sein Gemüt benebelt hatte, die Sache auf der Männertoilette war ihm in Erinnerung geblieben. "Mh? Was ziehst du für ein Gesicht?" wollte Kaiba in Erfahrung bringen, nahm die Gläser entgegen und sah sich ebenfalls um. Die blauen Augen verengten sich, als er die Person entdeckte, vor welcher sich Yugi fürchtete und ging ein wenig in die Hocke. "Keito wird dir nicht zu nahe treten, sonst ziehe ich andere Seiten auf. Er weiß genau, wenn er sein Verhalten nicht ändert, ich am längeren Hebel sitze" erklärte er dem Jüngeren. Keito wäre dumm, wenn er sich in seinem Beisein an Yugi vergreifen würde, also musste sich der Kleine nicht fürchten. "Sicher? Ich... Vielleicht sollten wir gehen und...". "Noch einmal für die Kleinen. Du stehst neben Seto Kaiba und aus diesem Grund wird er dir kein Haar krümmen. Komm, wir suchen uns einen Tisch" unterbrach er Yugi und setzte sich in Bewegung. Natürlich konnte er verstehen, wie sehr sich Yugi vor Keito fürchtete, aber was sollte er denn noch sagen? Yugi sollte diesen Spinner einfach vergessen und diese Nacht genießen. Schließlich entdeckte der Braunhaarige eine ruhige Ecke und setzte sich seufzend auf das schwarze Polster in der Sitzecke, während er die Gläser auf dem Tisch abstellte. Yugi setzte sich nur einen Augenblick später zu ihm, nuckelte an dem Strohhalm und gab einen genießerischen Laut von sich. Nun konnte er verstehen, warum Joey und Tristan so viele Gläser getrunken hatten, denn dieser Cocktail schmeckte wirklich lecker. Den Alkohol schmeckte man zudem auch kaum heraus, aber dennoch wollte er nicht zu schnell trinken, denn noch immer waren seine Sinne teilweise vom Rotwein berauscht. "Magst du einmal probieren, Seto? Der Cocktail schmeckt echt lecker" grinste Yugi und schob sein Glas zum Älteren, welcher vorsichtig an dem Strohhalm nuckelte. Insgeheim stimmte er Yugi zu, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Nein, in der Öffentlichkeit wollte er sich diese Blöße keinesfalls geben, sonst wäre er das Gesprächsthema Nummer 1, wenn das neue Schuljahr beginnen würde. Ein ganzes Jahr noch und dann konnte er sich endlich voll und ganz auf seine Firma konzentrieren, aber irgendwie glaubte er, wenn er sein letztes Schuljahr hinter sich gebracht hatte, diese angenehme Zeit zu vermissen. "Hey... Schenke mir dein Lächeln. Ist doch nicht so schwer, oder?" schmollte Yugi und wartete geduldig ab, aber Seto lächelte nicht, wie es sich der Jüngere erhofft hatte, sondern dessen Gesichtszüge blieben kalt und abweisend. "Was ist denn los, Seto? Vorhin...". "Yugi, wir sind nicht allein" wurde der Kleinere unterbrochen und auch wenn es stimmte, was Kaiba sagte, dieser Grund reichte Yugi nicht aus. Nein, der Ältere musste nicht länger so tun, als wäre er immer schlecht gelaunt, aber wie könnte er ihm ein zaghaftes Lächeln entlocken? Grinsend rutschte er schließlich näher, kniff dem Braunhaarigen spielerisch in die Seite und wartete dessen Reaktion ab. "Deine Bemühungen kannst du dir schenken und außerdem bin ich nicht kitzelig" erklärte Seto sachlich, aber der Jüngere schien nicht aufgeben zu wollen und suchte dennoch einen möglichen Schwachpunkt. Sollte er doch suchen, bis ihm die Lust verging, jedoch würde er ihm kein einziges Lächeln schenken. "Mal sehen. Jeder Mensch hat einen schwachen Punkt" erwiderte Yugi und fuhr mit seiner rechten Hand den Oberschenkel entlang, auf dem Weg zum Knie und zwickte Seto dort. Der Ältere zuckte kaum merklich zusammen und allein diese Reaktion reichte Yugi aus, um es erneut zu versuchen. An den Knien, wenn man dort die Muskeln mit Daumen und Zeigefinger reizte, entlockte man fast jedem Menschen zumindest ein Grinsen. Seto presste seine Lippen aufeinander, um nicht zu lachen, denn bei den Knien war selbst er empfindlich und ergriff die störende Hand, um Yugi aufhalten zu können. "Oh... Ich habe noch eine freie Hand, Seto" grinste der Jüngere amüsiert und bevor der Braunhaarige seine freie Hand hätte ergreifen können, setzte er sich dreist auf dessen Schoß und klemmte beide Hände des Älteren unter seinen Beinen ein. "Yugi, was..." wollte Seto einwenden, kicherte jedoch leise und versuchte seine Hände zu befreien. Er hatte Yugi nicht so mutig eingeschätzt, aber vielleicht erschien ihm der Jüngere auch nur so hemmungslos, weil er schon etliche Gläser Wein getrunken hatte. "Hehe... Seto Kaiba ist mir ausgeliefert und kann sich nicht wehren" kicherte Yugi und setzte sein Spiel fort, nur um dem Älteren erneut ein leises Kichern zu entlocken. "Ich... Warte, Kleiner... Hör auf, du hast gewonnen" grinste der Braunhaarige und endlich durfte er seine Hände befreien, während Yugi in seinem Tun stoppte. Mit einem Ruck lag der Jüngere schließlich auf dem weichen Polster, Seto über ihn gebeugt und noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen. "Deine Dreistigkeit muss bestraft werden. Erwarte bloß keine Gnade von mir" murmelte Seto, ergriff die Hände des Kleineren und hielt sie über dessen Kopf fest. Mit der rechten Hand hielt er die Handgelenke fest, konnte somit seine freie Hand benutzen und fuhr mit seinen Fingerkuppen die rechte Seite des Kleineren hinauf, dessen Mundwinkel gefährlich zuckten. "Seto... Schäm dich gefälligst, einfach so über mich herfallen zu wollen" grinste der Jüngere und nutzte die Verblüffung des Braunhaarigen, um seine Hände aus dessen Griff zu befreien. Lange hielt die Verblüffung jedoch nicht an und weil sich Kaiba über diesen kurzen Moment ärgerte, beugte er sich noch etwas tiefer zu Yugi hinab, bis er dessen Ohr erreichte. "Bist du nicht eben noch auf meinem Schoß gesessen? Dieses entzückende Spiel würdest du verlieren, wenn wir alleine wären. Niemand kann meinem Charme widerstehen, also nimm dich vor mir in Acht" wisperte Seto verführerisch in das Ohr des Jüngeren, dessen Atmung sich abrupt beschleunigte. "Da fällt mir ein, vielleicht kann ich dir doch helfen, Yugi. Du möchtest doch immer noch wissen, ob du schwul bist, oder?" fuhr der Ältere lächelnd fort und erhob sich wieder, um Yugi in die Augen sehen zu können. "Wie denn? Du hast doch gesagt, dass ich das selbst herausfinden muss. Wie willst du mir also helfen?" entgegnete Yugi, denn er wusste beim besten Willen nicht, wie Kaiba ihm helfen wollte. Schmunzelnd beugte sich Seto noch einmal zu Yugi hinab, ehe er erneut leise Worte in dessen Ohr flüsterte. "Folge mir auf die Toilette, Kleiner" hörte Yugi den Braunhaarigen wispern, ehe sich Seto wieder aufrichtete und sein Glas Wasser leerte. Auch Yugi setzte sich auf, nuckelte an dem Strohhalm und dachte über die Worte des Älteren nach. Was auch immer Seto mit ihm tun wollte, er vertraute ihm und würde zumindest mit ihm zur Männertoilette gehen, um von dessen Idee zu erfahren. Seinen Cocktail endlich geleert, nickte er Kaiba zu und erhob sich mit ihm, um mit ihm zur Toilette zu gehen. Ein mulmiges Gefühl verspürte Yugi schon, aber er musste darauf vertrauen, dass Seto ihm nichts antun würde. Genau, im Wohnzimmer hätte der Braunhaarige schon zahlreiche Gelegenheiten gehabt, aber außer einigen Gesprächen und der lustigen Stimmung war nichts Drastisches geschehen, wenn er die SMS von Yami mal außer Acht ließ. Schließlich erreichten sie die Männertoilette, betraten den Vorraum, welcher leer war, ehe die Hand des Kleineren ergriffen und von Seto in eine der freien Kabinen gezogen wurde. Der Ältere verriegelte die Tür, denn er wollte nicht erwischt werden und setzte sich schließlich auf den Klodeckel. "Setz dich, damit ich dir meinen Einfall erklären kann". Seto klopfte auf seine Beine und noch immer mit diesem mulmigen Gefühl, kam Yugi der Einladung nach und setzte sich breitbeinig auf dem Schoß des Braunhaarigen. Für wenige Sekunden herrschte Stille und nur die gedämpfte Musik drang an ihre Ohren. "Ich nehme einfach mal an, dass du deinen ersten Kuss von Yami bekommen hast?" wollte Seto in Erfahrung bringen und beobachtete die minimale Röte, welche sich auf den Wangen des Kleineren bildete. "Wenn du wirklich herausfinden willst, ob du nur auf Kerle stehst, solltest du noch einen anderen Jungen küssen. Wenn du also wirklich Klarheit willst, solltest du deine Reaktion auf einen anderen Jungen testen. Eine andere Möglichkeit fällt mir in deiner Situation auch nicht ein und ich denke nicht, dass du ein Mädchen küssen willst" erklärte der Braunhaarige schließlich seine Idee und wartete einfach ab, wie Yugi auf seinen Vorschlag reagieren würde. Er glaubte kaum, dass der Kleine irgendwelchen Typen hinterher starrte und auch so wirkte er unbeholfen, wenn es um dessen Gefühle ging. Vielleicht verleugnete Yugi auch nur seine Neigung, weil er eben nicht mit dieser Tatsache umgehen konnte. "Meinst du? Ich soll einfach einen anderen Jungen küssen? Was wird dann aus Yami? Ich will seine Gefühle nicht verletzen und... Ich käme mir schäbig vor, also... Als würde ich ihn hintergehen, verstehst du, was ich meine?" erwiderte Yugi und natürlich fühlte er sich unwohl bei dem Gedanken, einfach einen anderen Jungen zu küssen und mit einem Mädchen konnte er sich derartige Intimitäten nicht einmal vorstellen, weil er eben nicht deren Typ war. Bisher hatte er nur mit Yami derartige Küsse und minimale Intimitäten ausgetauscht und nun sagte Seto, diese Möglichkeit würde ihm Klarheit verschaffen? "Du bist doch nicht sein Lover, Yugi. Mag sein, dass er aufrichtige Gefühle für dich empfindet, aber so lange du mit dieser Unsicherheit lebst, brauchst du keine Gedanken daran zu verschwenden, eine ernsthafte Beziehung mit ihm einzugehen. Denke doch nur einmal vernünftig nach, wie ich das meine. Du bist doch vor ihm geflüchtet, weil du mit seinen Worten nicht umgehen konntest und ich glaube, du wirst immer wieder die Flucht ergreifen, wenn dir solche Sachen gesagt werden. Bei mir wolltest du auch flüchten, erinnerst du dich? Es handelt sich nur um einen Kuss, also musst du dich nicht schäbig fühlen" versuchte der Braunhaarige die Situation des Kleineren zu verdeutlichen und seine Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn Yugi schien zu verstehen, dass er an sich selbst denken musste. Ja, nur für einen kurzen Augenblick musste er an sich selbst denken, damit er Klarheit schaffen konnte. "Gut... Wenn wir das endlich geklärt haben, schließe deine Augen und lass mich machen" fuhr Seto unbekümmert fort und legte seine Hände um das Gesicht des Jüngeren. "Was? Du? Ich dachte...". "Was denn? Willst du unbedingt irgendeinen Vollpfosten küssen, der deinen Kuss vielleicht noch als eine Einladung versteht? Du bist echt naiv" murrte der Ältere, hatte er doch geglaubt, Yugi wüsste, warum er mit ihm in die Kabine verschwunden war. Von seiner Idee hätte er auch an ihrem Tisch erzählen können, aber vermutlich dachte der Kleine einfach nicht so weit. Ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, während er die Röte auf den Wangen des Jüngeren betrachtete. Yugi wurde unruhig und schien noch überlegen zu müssen, ob er wirklich auf seinen Vorschlag eingehen sollte, aber Seto hatte Zeit und Geduld, denn er wollte den Kleinen keineswegs bedrängen. "Es bleibt auch wirklich nur bei einem Kuss?" wollte sich Yugi vergewissern und blickte weiterhin unsicher zu Seto auf. "Du hast mein Wort" entgegnete der Braunhaarige zuversichtlich und endlich ließ Yugi seine Augenlider sinken, während er nun seinerseits die Hände in seinem Hemd verkrallte. Noch immer zitterten die Finger, sei es aus Angst oder vor Nervosität und während Seto seinen Kopf zur Seite neigte, dem Gesicht des Jüngeren nun näher kam, wisperte er noch einige beruhigende Worte, bevor er seine Lippen auf den leicht geöffneten Mund legte. "Vertrau mir, Yugi. Wenn dir der Kuss unangenehm werden sollte, brich ihn einfach ab". Yugi grinste in den Kuss hinein, entspannte sich zunehmend und versuchte sich auf den Kuss zu konzentrieren. Nur leichten Druck übte Seto aus, bewegte aber dennoch testend seine Lippen leicht gegen seinen noch immer geöffneten Mund und schien auf seine Reaktion zu warten. Nach wie vor hegte der Kleinere einige Zweifel, denn er wollte Yami wirklich nicht hintergehen, aber wie sollte er denn sonst herausfinden, ob er schwul war oder nicht? Schließlich versuchte er wenigstens für einen kurzen Moment den Pharao aus seine Gedankenwelt zu verbannen, weil Seto allmählich ungeduldig wurde und erwiderte dessen Kuss, auch wenn noch sehr vorsichtig. Die Hände des Braunhaarigen sanken an dem Gesicht des Kleineren hinab, glitten zum Nacken und zogen Yugi noch ein wenig näher. "Seto..." nuschelte Yugi in den Kuss hinein und spürte das minimale Grinsen gegen seinen Mund, ehe sich eine freche Zunge Zutritt in seine Mundhöhle verschaffte. Ein wohliger Laut entwich dem Jüngeren, als seine Zunge von dem feuchten Fremdkörper umgarnt wurde, stieg zögerlich auf das sinnliche Spiel ein und wanderte mit seinen zittrigen Fingern höher, ehe er ebenso, wie Seto es tat, seine rechte Hand in dessen Nacken legte und mit der noch freien Hand die schwarze Krawatte umfasste. Kurz löste sich Seto von dem Jungen mit der Igelfrisur, holte tief Luft und war überrascht, dass ihm nicht einmal die Zeit gegeben wurde, um seine Gedanken zu ordnen, denn seine Lippen wurden erneut in Beschlag genommen. Yugi ergriff also nun die Initiative? Soviel Mut hatte er dem Kleinen nicht zugetraut, schon gar nicht bei ihm, aber vielleicht konnte er diesen Mut auf den bereits verzehrten Alkohol schieben, denn nüchtern war Yugi schon lange nicht mehr. Er musste zugeben, dass ihm dieser Machtkampf zwischen ihren Zungen allmählich gefiel und er spürte deutlich, dass es Yugi wohl ähnlich ergehen musste, sonst hätte er wohl kaum auf einen weiteren Kuss bestanden. Ein Duell, dachte sich Seto insgeheim grinsend. Eine andere Art der Duelle, bei welches er sich jedoch den Sieg holen würde. Seto hatte immerhin mehr Erfahrungen, aber insgeheim musste er schon zugeben, dass Yugi keineswegs wie ein Anfänger küsste. Im Gegenteil, diese Art der Küsse machten selbst ihn süchtig, auch wenn er es meist vermied, sich mit seinen Liebschaften zu küssen. Erneut löste der Braunhaarige ihren Kuss, dieses Mal jedoch aus Sicherheitsgründen, um nicht doch noch einen Fehler zu begehen. Wenn er erst einmal Blut geleckt hatte, konnte er nicht mehr aufhören, weswegen er seinen Zeigefinger auf den Mund des Kleinen legte, um einen weiteren Kuss zu verhindern. "Ich denke, nun kennst du die Antwort, also gibt es keinen weiteren Grund, mich noch einmal zu küssen" erklärte Seto, denn er hatte nun die Gewissheit, dass Yugi auf Kerle abfuhr. Yugi hingegen machte jedoch ein enttäuschtes Gesicht, entfernte den störenden Finger von seinen Lippen und zog einmal kräftig an der schwarzen Krawatte, um die Distanz zwischen ihnen wieder verringern zu können. "Ich... Der Kuss eben... Du...". "Ja, ich weiß, was du sagen willst. Du bist nicht der erste Typ, der an meinen Lippen hängt, aber..." unterbrach er Yugi, verstummte jedoch nur einen Augenblick später und betrachtete den Jüngeren, welcher seine linke Hand ergriff und ihre Finger ineinander verhakte. "Du küsst wild und... So anders. Yami ist immer vorsichtig mit mir, aber... Ich verstehe mich nicht. Vielleicht liegt es auch an deine Dominanz". Yugi wusste einfach nicht, wie er sein derzeitiges Befinden in Worte fassen sollte, aber er hätte nichts dagegen, wenn Kaiba ihn noch einmal küssen würde. Das er sich bei diesem Gedanken sehr schäbig fühlte, versuchte er weitgehend zu verdrängen. "Deine Worte schmeicheln mir wirklich, aber es war nicht der Sinn dieser Aktion, dich süchtig nach mir zu machen. Ich sagte doch, meinem Charme zu widerstehen ist unmöglich" erwiderte Seto und versuchte kalt zu klingen, aber allein der traurige Gesichtsausdruck des Jüngeren konnte er kaum ertragen. Er wollte sich nicht zwischen eine Liebe drängen, die sich wahrscheinlich noch entwickelte und noch weniger wollte er Yugi noch mehr verunsichern. Seine Idee war wohl ein Schuss in den Ofen gewesen, dabei hatte er doch nur helfen wollen. Super, dachte er sich und hätte sich für seine Dummheit wirklich ohrfeigen können. "Ich bin so verwirrt und... Wie soll ich denn jetzt noch Yami unter die Augen treten? Ich kann doch nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen, aber wenn ich ihm beichte, dass wir uns geküsst haben, dann... Nein, ich kann auf keinen Fall nach Hause gehen. Kann ich nicht einfach bei dir bleiben? Ich weiß... Ich weiß doch sonst nicht, wohin ich gehen könnte und...". Yugi verstummte augenblicklich und ließ sich bereitwillig von Kaiba umarmen, dessen Hände über seinen Rücken wanderten und versuchten, ihn zu beruhigen. "Wenn du bei mir bleibst, wird Yami erst recht denken, dass ich dir wichtiger bin. Ich lasse mir eine Lösung für dein Problem einfallen, aber dafür hörst du jetzt auf in Schuldgefühlen zu baden. Du hast nichts Schlimmes getan, also rede dir bloß keinen Unsinn ein" murmelte Seto leise und allmählich wurde seine Umarmung erwidert. In was für eine Sache hatte er sich nur geritten? Wenn er vorher an die Konsequenzen gedacht hätte, hätte er seine Finger von Yugi gelassen, aber was geschehen war, war geschehen und ließ sich nun auch nicht mehr rückgängig machen. Da er auf diese schwachsinnige Idee gekommen war, musste er Yugi helfen, auch wenn er sich viel lieber aus der Affäre ziehen würde, aber der Kleine hatte gesagt, Freunde seien immer da. Ja, weil er ein Freund war, musste er wohl auch wie ein Freund handeln, auch wenn es ihm widerstrebte. "Danke, Seto. Ich dachte, du würdest mich hängen lassen. Zugetraut hätte ich es dir zumindest" entgegnete Yugi ebenso leise und sah dem Älteren in die Augen. "Wenn ich könnte, würde ich dich liebend gern hängen lassen, aber leider kam ich auf diese bekloppte Idee, Kleiner. Hast du vorhin nicht gesagt, ich soll dich anlächeln? Lächel mich gefälligst auch mal an oder willst du jetzt die ganze Zeit eine Trauermiene ziehen?" nuschelte Seto verlegen, doch seine Aufforderung wurde erfüllt und Yugi lächelte tatsächlich ein wenig. Seufzend fuhr Kaiba mit seiner Hand durch das Haar des Kleinen, schenkte ihm nun auch eines seiner charmanten Lächeln und legte seine Lippen für einen kurzen Moment auf die samtweiche Wange des Jüngeren. "Wenn dieser Yami nicht existieren würde, könnte ich mir schon etwas Ernstes mit dir vorstellen, aber... Steig jetzt von meinem Schoß runter, sonst fresse ich dich doch noch mit Haut und Haar". Zum Ende hin wurde Seto ein wenig lauter, erhob sich schließlich, nachdem Yugi von seinem Schoß gestiegen war und seufzte tief. Oh ja, er war hungrig geworden, aber er durfte Yugi auf keinen Fall anrühren, sonst machte er die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer. Eigentlich sehr schade, weil ein noch unberührter Junge vor ihm stand, so unschuldig und naiv, welcher sicherlich seinen Namen nicht nur rufen, sondern gar schreien würde. "Tröstet es dich, wenn ich dir offen sage, dass mir deine Schmeicheleien gefallen? Ich meine, du bist sehr attraktiv und ich mag dich auch und... Ich würde dich nie des Geldes wegen hintergehen. Dir so weh zu tun, damit käme ich...". Yugi keuchte erschrocken und sah ebenso erschrocken zu Seto auf, welcher ihn nun an die geflieste Wand drückte und sich seinem Gesicht erneut näherte. Vor seinen Lippen stoppte der Braunhaarige jedoch, befeuchtete seine eigenen Lippen mit der unge und sah ihm noch eine ganze Weile stumm in die Augen. "Nie wäre mir im Traum eingefallen, dass du, Yugi, solche Worte an mich richtest. Wie kannst du mich nur so hungrig machen? Du solltest mir keine Komplimente machen, sonst bilde ich mir noch etwas darauf ein" wisperte Seto und nahm, obwohl sein Verstand ihm deutlich machte, dass er das nicht tun durfte, erneut die Lippen des Kleinen in Besitz. Der Jüngere grinste amüsiert in den Kuss hinein, biss dem Braunhaarigen neckisch in die Unterlippe und kicherte leise, als Seto einen wohligen Seufzer verlauten ließ. "Du... Du bist doch schon..." schaffte es Yugi zwischen ihren Küssen zu sagen, wurde auf die Arme des Älteren gehoben und schlang seine Beine um dessen Becken. Klar, er war zwei Köpfe kleiner und Seto mochte wohl nicht die ganze Zeit zu ihm hinab gebeugt stehen, aber gehörten diese leidenschaftlichen Küsse immer noch zum Test? Er gestand es sich doch nun ein, schwul zu sein, denn auch bei Seto hatte er keinen Ekel empfunden, wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen. Nein, im Gegenteil, diese Küsse wirkten sehr erfahren, aber wie hätte der Pharao auch derartige Erfahrungen sammeln können? Keuchend und nach Luft schnappend löste er den Kuss und wurde sich bewusst, was er eben eigentlich gedacht hatte. Wie schäbig von ihm, einen derartigen Vergleich zwischen zwei Menschen zu ziehen. "Was ist? Du hättest mich nur aufhalten müssen, wenn du nicht willst" murmelte Seto und erhob seine rechte Hand, mit der er eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht des Kleinen entfernte. "Das ist es nicht. Ich habe nur einen Fehler gemacht und Yami mit dir verglichen. Nicht vom Aussehen her und auch nicht wegen euren verschiedenen Charakterzügen, also... Rein körperlich und...". "Du kannst Menschen nicht miteinander vergleichen und es versteht sich von selbst, dass ich mich in allen Bereichen von Yami unterscheide. Ich bin Seto Kaiba, derzeit Single, attraktiv, wie du selbst vorhin gesagt hast, gebildet, wohlhabend, charmant und...". Kurz schien Seto überlegen zu müssen, während Yugi sein Grinsen kaum unterdrücken konnte und nicht so genau wusste, was er dieser Aufzählung persönlich hinzufügen sollte, aber dann fiel ihm doch noch ein Wort ein. "Du hast eingebildet vergessen" warf er schließlich grinsend ein, wurde schließlich auf dem Boden abgesetzt und betrachtete die nachdenkliche Miene des Älteren. "Und wenn schon. Ich kann mir wenigstens Einbildung leisten, im Gegensatz zu gewissen Personen, deren Namen ich nun nicht nennen möchte. Ich wollte sagen, dass ich unheimlich begehrt bin und das nicht nur von unseren Mitschülerinnen. Es nervt mich, wie sich die Mädchen aus unserer Klasse aufführen. Mein Verhalten müsste die meisten Menschen doch abschrecken, aber es wagen sich trotzdem viele Weiber, mir Liebesbriefe in den Spint zu werfen" entgegnete Seto und dachte zum ersten Mal darüber nach, sein Verhalten gegenüber seinen Mütschülerinnen zu ändern. "Hast du schon einmal daran gedacht, dass gerade deine kühle Art vielleicht der Grund ist, warum du so begehrt bist? Es gibt viele Mädchen, die gerade solche Jungs sehr interessant finden, habe ich zumindest vor einigen Tagen im Fernsehen gehört" murmelte Yugi nun ebenfalls überlegend. Vielleicht wurde er deswegen so wenig beachtet, zumindest war es vor einem Jahr noch so gewesen, bevor er beim Battle City Turnier gewonnen hatte. Allerdings beschränkte sich die nun kommende Aufmerksamkeit nur auf Duellanten, die ihm die Götterkarten abknöpfen wollten. In der Schule hatte sich kaum etwas verändert, wenn er so darüber nachdachte. "Mh... Interessante These, Yugi. Warum sollte ein verliebtes Mädchen hinter einem kühlen Jungen her sein? Das ist mir schleierhaft, aber wenn sich die Weiber ihre Chancen bei mir ausrechnen, muss ich sie leider enttäuschen. Seto Kaiba wählt sich seine Liebschaften selbst aus und... Wie auch immer... Kann mir also vollkommen egal sein". Damit war für Seto das Thema erledigt, denn er würde sein Verhalten nicht ändern und so einfach war das auch gar nicht. Er musste nur mit einigen Personen, Mokuba und Yugi auskommen und da er den Kleinen in den letzten Stunden näher kennenlernen hatte dürfen, würde in der Zukunft netter zu ihm sein. Seufzend schloss er schließlich die Tür auf, fuhr sich mit der linken Hand durch sein Haar und trat aus der Kabine. "Du wolltest doch unbedingt Party machen, oder? Bereit für die nächste Runde?" wollte er in Erfahrung bringen und blickte über seine Schulter zu Yugi hinab. "Ähm... Ja, sehr gern. Darf ich dich trotzdem um einen kleinen Gefallen bitten?" erwiderte der Jüngere und trat ebenfalls aus der Kabine. "Kannst du tanzen, Seto? Würdest du mir einige Schritte zeigen, damit ich mich nicht so sehr blamiere?" trug Yugi seine Bitte vor und wurde von Seto belächelt. War das etwa eine Zusage? Konnte er sich ernsthafte Hoffnungen machen? "Nur unter einer Bedingung" kam die Antwort des Älteren nach einigen Minuten, während sich Yugi hätte ohrfeigen können. Er hätte mit einem Haken rechnen müssen, aber so weit hatte er doch nicht denken wollen. "Du verzichtest bei unserem nächsten Duell auf deine Götterkarten und ich nehme im Gegenzug zwei meiner weißen Drachen aus meinem Deck" erläuterte Seto seine Bedingung und hörte den erleichterten Seufzer des Kleinen. Woran hatte Yugi denn bloß gedacht? Er wollte nun mal wieder ein faires Duell bestreiten, ohne diese übermächtigen Götterkarten, gegen welche er sowieso nichts ausrichten konnte. "Okay, warum nicht? Das wird sicher ein interessantes Duell" lächelte Yugi und folgte Seto zur Tür. Da er diese Bedingung erfüllen würde, würde er nun hoffentlich endlich tanzen lernen, obwohl er sich einen tanzenden Kaiba nur sehr schwer vorstellen konnte. Yugi musste sich wohl überraschen lassen, doch zuerst brauchte er ein Erfrischungsgetränk, um seinen trockenen Hals zu befeuchten. Diese heißen Küsse waren eben nicht spurlos an ihm vorbei gegangen und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, Seto hatte sein Interesse geweckt. Hoffentlich legte sich dieses Interesse wieder, sonst hatte er vermutlich noch ein viel größeres Problem. Kapitel 13: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- "Seto, ich... Mir ist furchtbar schwindelig und ich kann keinen einzigen Schritt mehr gehen" nuschelte Yugi müde, blieb mitten auf dem Gehweg stehen und ergriff das schwarze Jackett des Älteren, welcher kurz wankte und sich nun selbst über seine müden Augen rieb. Die Morgensonne blendete ungemein und auch wenn er nicht mehr soviel Alkohol in den letzten drei Stunden getrunken hatte, hatte er sich gehen lassen. Zum Glück waren seine Mitschüler um drei Uhr nicht mehr anwesend gewesen, weswegen er Yugi einige Tanzschritte gezeigt hatte, aber deswegen schmerzten nun seine Füße und auch er konnte sich kaum noch auf seinen Beinen halten. Vielleicht hätte er nicht bis kurz vor fünf Uhr in der Diskothek bleiben sollen, aber der Kleine schien sich wirklich köstlich amüsiert zu haben und dessen Freude hatte er keineswegs zerstören wollen. "Bis zum Spieleladen ist es nicht mehr weit. Reiß dich gefälligst zusammen oder willst du wie ein Penner auf einer Parkbank schlafen?" erwiderte Seto seufzend und wollte schon seinen Weg fortsetzen, denn weit war es wirklich nicht mehr, aber Yugi blockierte seinen Weg und blickte aus verklärten Augen zu ihm auf. Vielleicht hätte er doch Roland anrufen sollen? Nein, er hatte nicht eine halbe Stunde auf die Limousine warten wollen und abgesehen von der Wartezeit wollte er die Sache mit Yami endlich hinter sich bringen. Allein aus diesem Grund ging er mit Yugi zu dessen Zuhause, einerseits weil er total müde war und endlich eine Mütze voll Schlaf brauchte und andererseits eben wegen Yami, um diese Angelegenheit zu regeln, denn allein traute sich Yugi wirklich nicht. "Kannst du mich nicht tragen? Nur ein kleines Stück" wollte Yugi wissen und lehnte seine Stirn an die Brust des Braunhaarigen, während er seine Augenlider sinken ließ. Er war am Ende seiner Kräfte, seine Füße schmerzten und wenn er noch einen Schritt gehen musste, würde er sicherlich umkippen. Ein tiefer Seufzer drang im nächsten Moment an seine Ohren, ehe er die warmen Hände des Älteren auf seinen Oberarmen spürte und seinen Kopf hob, um Seto ansehen zu können, obwohl seine Sicht wirklich verschwommen war. Kaiba ging schließlich in die Hocke, entledigte sich seines schwarzen Jackettes und legte den warmen Stoff um die Schultern des Kleinen, ehe er ihn wie eine Dame auf seine Arme hob. Yugi hätte ruhig sagen können, dass ihm kalt war, doch stattdessen hatte er geschwiegen und nicht nach seinem Jackett gefragt. Seto war doch kein Unmensch, aber beschweren durfte er sich auch nicht, denn er hätte sich selbst wahrscheinlich auch nicht gefragt. Sich wieder aufrichtend setzte Seto seinen Weg schweigend fort, wobei er hin und wieder gefährlich schwankte und all seine Konzentration aufbringen musste, um nicht eine unliebsame Bekanntschaft mit dem steinernen Boden zu machen. Yugi legte derweil ein zaghaftes Lächeln auf und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Braunhaarigen, während er seine rechte Hand um die Krawatte legte und mit dem schwarzen Stoff spielte. "Du bist ja ein richtiger Gentleman. Jetzt musst du mich nur noch über die Schwelle tragen, ja? Hehe, die Vorstellung ist lustig" kicherte Yugi und stellte sich Seto in einem schwarzen Anzug vor, er selbst in einem weißen Hochzeitskleid, weil er definitiv die weibliche Rolle übernehmen müsse. Oh je, diese Bilder in seinem Kopf waren einfach nur absurd, aber dennoch sehr komisch. "Ansonsten geht es dir gut, ja? Es braucht schon weitaus mehr, um mich zu einer Heirat zu bewegen. Was glaubst du, wie viele Anträge ich schon bekommen und abgelehnt habe?" entgegnete Kaiba schmunzelnd und warf einen kurzen Blick zu Yugi hinab, dessen warmer Atem seinen Hals streifte. Gerade am Hals war er so äußerst empfindlich, aber so lange er sich nichts anmerken ließ, würde diese Schwäche sein Geheimnis bleiben. "Hä? Ich habe dir doch gar keinen Antrag gemacht, Seto. Die Vorstellung ist nur irre komisch, oder nicht?" beschwerte sich der Jüngere und erwiderte den Blick des Braunhaarigen. Er und Seto einen Antrag machen. Die Frage lautete doch wohl eher, ob es Kaiba gut ging und nicht umgekehrt. "Was du nicht sagst. Ich habe deine Worte auch nicht als einen Antrag aufgefasst, also krieg dich gefälligst wieder ein. Ich wollte dir lediglich meine Meinung zu diesem Thema mitteilen und... Ich gebe dir einen guten Rat, bevor du irgendwann vor dem Altar stehst. Heirate bloß nicht ohne einen sicheren Ehevertrag, sonst bekommst du nur unnötige Probleme. Du wirst doch irgendwann den Spieleladen deines Großvaters erben und deswegen musst du dich absichern". Yugi kuschelte sich an die Brust des Älteren, nickte ihm zaghaft zu und musste ihm insgeheim zustimmen. Sein Großvater lebte nicht ewig und er würde den Spieleladen erben, stand es doch außer Frage und er würde den Laden weiterführen. Zwar glaubte er immer noch an das Gute in einem Menschen, aber bei einer Heirat war dennoch äußerste Vorsicht geboten, denn der Spieleladen bedeutete ihm viel und viele Erinnerungen kamen zum Vorschein, wenn er an vereinzelte Spiele dachte. "Ich weiß... Wirst du denn irgendwann eine Frau heiraten, damit dein Familienname nicht ausstirbt?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und dachte darüber nach, wie Seto wohl mit einem Kind umgehen würde. Auch dieser Gedanke war kaum vorstellbar, aber er musste nun unweigerlich an Mokuba denken. Für seinen kleinen Bruder machte Seto alles, also warum nicht auch, wenn es um das eigene Kind ging? Stellte sich Yugi aber nun die Frage, wie er seinen eigenen Familiennamen vererben sollte, denn mit einem Mann konnte er wohl kaum ein Kind bekommen. Sicher, er war noch jung, aber er musste doch trotzdem an seine Zukunft denken. "Keine Ahnung und im Moment mache ich mir auch keine Sorgen um meine Zukunft. Sollte ich aber einen Kerl heiraten, setze ich all meine Hoffnungen auf Mokuba" entgegnete der Ältere, denn er würde doch nie eine Frau heiraten, nur um einen Erben zu bekommen. Nein, wenn die Chemie nicht stimmte, würde er auf einen Erben verzichten und auf die richtige Person warten. "Mh... Klingt sehr vernünftig. Jetzt mache ich mir aber Sorgen um meine Zukunft" murmelte Yugi und bemerkte nun erst, dass sie bereits vor der verschlossenen Tür des Spieleladens standen. "Musst du nicht. Wenn alle Stricke reißen, heiratest du einfach mich und wir adoptieren ein Kind, damit unsere Familiennamen vererbt werden" grinste Seto und wurde von großen Augen gemusterte, ehe Yugi in seine Hosentasche griff und den Schlüssel hervor holte. Darauf wollte er nun nicht antworten, denn er dachte nicht an eine Heirat mit Kaiba und auch nicht an ein Kind mit ihm. Überhaupt war dessen Phantasie wohl mit ihm durchgegangen oder hatte der Ältere einfach nur zuviel Alkohol getrunken? Yugi wusste es nicht und wollte auch nicht länger darüber nachdenken. "Wir müssen leise sein. Wenn Yami mitbekommt, dass du bei mir bist, können wir unsere Ruhe vergessen" erklärte er leise, denn er wollte zumindest ein bisschen geschlafen haben, bevor er mit Yami reden musste. Nickend trat Seto ein und stieß die Tür leise hinter sich zu, ehe Yugi das Schloss wieder verriegelte und anschließend auf die geöffnete Tür neben der Theke deutete. "Die zweite Tür auf der rechten Seite führt zum Wohnzimmer. Ich klappe die Couch aus, wenn das in Ordnung für dich ist" fuhr Yugi fort und endlich setzte sich der Ältere in Bewegung, um die Stufen hinauf zu steigen. Die erste Tür auf der rechten Seite führte zum Bad und direkt gegenüber war die Küche. Großvaters Schlafzimmer lag am Ende des Flures, direkt neben der Treppe, die zu seinem Zimmer und das Bad im zweiten Stück führte. Seto sah sich in Ruhe in der bescheidenen Behausung um, war er doch noch nie bei Yugi zu Hause gewesen und war wirklich überrascht. Das Wohnzimmer leise betretend, setzte er Yugi neben der Couch ab, welcher sich sofort an die Arbeit machte und die Couch entklappte. Anschließend suchte er in einen der Schränke nach einer großen Wolldecke und Kissen, damit sie es sich gemütlich machen konnten. "Ich habe mir dein Zuhause anders vorgestellt" murmelte Kaiba und betrachtete die Familienbilder auf der Kommode. Natürlich war der Kleine in einer liebevollen Familie aufgewachsen und Seto konnte kaum leugnen, dass er neidisch auf ihn war, aber diesen Gedanken schüttelte er abrupt ab, ehe er ein Bild genauer betrachtete, welches Yugi und Yami schlafend auf der Couch zeigte. Kaum zu glauben, wie ähnlich sie sich tatsächlich waren und dennoch konnte man den Braunhaarigen nicht hinters Licht führen, denn vom Charakter her war der Jüngere die pure Nettigkeit in Person, trug selbst dann ein Lächeln auf den Lippen, wenn es ihm eigentlich schlecht ging und würde alles in seiner Macht stehende tun, um seinen Freunden zu helfen. Was diesen Yami betraf, sicher war er auch nett und für seine Freunde da, aber Seto konnte und wollte auch nicht verstehen, warum dieser Kerl dem kleinen Yugi derartige Vorwürde gemacht hatte. "Seto? Ist alles in Ordnung? Möchtest du ein Glas Wasser oder...". "Nein, mach dir keine Umstände. Wo befindet sich das Bad?" unterbrach er den Jüngeren und lockerte seine Krawatte, ehe er die Schnürsenkel seiner Lackschuhe öffnete und aus ihnen schlüpfte. Welch eine Befreiung, musste er zugeben und verließ das Wohnzimmer, nachdem Yugi erklärt hatte, wo er das Badezimmer finden würde. Seufzend entledigte sich der Kleinere seiner Kleidung und legte ebenso das schwarze Jackett auf dem Sessel ab. Eigentlich schlief er immer in seinem blauen Schlafanzug, aber nun in sein Zimmer gehen und Yami durch eventuelle Geräusche zu wecken? Nein, aber er könnte sein Handy einschalten, denn bestimmt hatte der Pharao noch einige Male angerufen. Sein Handy aus der Hosentasche kramend und sich nur in einer schwarzen Shorts auf die Couch setzend, schaltete er das Mobiltelefon ein. Es dauerte gerade einmal eine Minute, bis er fünf SMS erhielt, wobei in den ersten vier Nachrichten nur vermerkt wurde, dass er angerufen worden war. Die fünfte SMS war von Yami und wenn er so auf die Uhrzeit schaute, war er zum diesen Zeitpunkt schon in der Diskothek gewesen. Sollte er diese Nachricht wirklich lesen? Yugi wusste es nicht, schreckte im nächsten Moment aus seine Gedanken und blickte zu Seto auf, welcher sich nun ebenfalls entkleidete. Seltsam, er hatte gar nicht dessen Schritte gehört oder war er wirklich so tief in seinen Gedanken versunken gewesen? "Na, gefällt dir mein Körper? Da möchtest du doch gleich anfassen, nicht wahr?" erläuterte Seto grinsend und deutete auf seinen nackten Oberkörper. Erneut schreckte Yugi aus seine Gedankenwelt, wurde sich nun bewusst, dass er den Braunhaarigen die ganze Zeit über angestarrt hatte und errötete aus Scham. "Ich... Nein, ich meine... Entschuldige... Ich habe eine SMS von Yami bekommen und war in meinen Gedanken gewesen und...". "Und? Was hat er geschrieben, dass du so abwesend bist?" wurde Yugi unterbrochen, ehe sich Seto zu ihm auf die Couch setzte und einen Blick auf dessen Handy warf. Wieso hatte Yugi die Nachricht noch nicht geöffnet? Etwa aus Angst? "Ich werde die Tür abschließen, damit wir nicht in zwei Stunden geweckt werden. Großvater steht immer so früh auf" erwiderte Yugi leise, erhob sich schnell und lief zur Tür, um abschließen zu können. Er konnte eigentlich nur hoffen, dass weder Yami, noch sein Großvater heute Morgen ins Wohnzimmer wollten, aber eigentlich machte Großvater jeden Morgen Frühstück und las in aller Ruhe seine Zeitung in der Küche, bis er den Spieleladen öffnete. Eigentlich versteckte er Seto doch auch nur vor Yami, denn er wollte dessen Worte nicht auch noch die Bestätigung zumessen, obwohl er nach wie vor an den ausgetauschten Kuss denken musste. Es war doch nur ein Test gewesen und trotzdem hegte er nun das Gefühl, als hätte sich sein Verhältnis zu Kaiba verändert. Wieder in seinen Gedanken versunken, setzte er sich zu Kaiba zurück auf die Couch und starrte auf sein Handy. Er musste einfach einen kühlen Kopf bewahren, durfte sich nicht verunsichern lassen und sollte an sich selbst denken. Ja, er dachte doch überwiegend nur an seine Freunde, also durfte er auch einmal egoistisch sein und so handeln, wie er es für richtig hielt. Diesen Entschluss gefasst und einmal tief durchatmend, öffnete er die SMS und spürte, wie sich Seto neugierig zu ihm beugte. Klar, er wollte natürlich auch wissen, um was es in der Nachricht ging, denn die letzte SMS war auch nicht sonderlich fair gewesen. 'Eigentlich wollte ich mich für die vorherige SMS bei dir entschuldigen, aber ich störe wohl nur eure Zweisamkeit. Weißt du, wenn es dir bei Kaiba so sehr gefällt, warum ziehst du nicht gleich zu ihm in die Villa? Bestimmt kann er dir die Sterne vom Himmel holen, zumindest besitzt er genug Geld, um dir ein schönes Leben zu ermöglichen, nicht wahr? Gute Nacht und viel Spaß mit ihm. Ich bin mir sogar sicher, dass er genug Erfahrungen hat, um dich in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen' "Selbst wenn er in mich verliebt ist, wer gibt ihm dieses verdammte Recht, mir so zu misstrauen? Ich...". Yugi hätte sein Handy vermutlich auch aus Wut gegen die Wand geworfen, doch Seto ergriff gerade noch sein Handgelenk und schüttelte seinen Kopf. Das Handy war sicherlich teuer gewesen und konnte nichts dafür, dass dem Kleinen solche Worte geschrieben worden waren, aber der Braunhaarige arbeitete bereits an einem Plan, wie es Yugi dem eifersüchtigen Kerl schon zeigen könne. "Warum? Wieso habe ich mir die ganze Zeit so viele Schuldgefühle eingeredet? Wieso vertraut er mir denn nicht? Ich verstehe das einfach nicht. Ich... Ich habe..." wisperte Yugi und konnte die aufkommenden Tränen nicht länger aufhalten. "Ich kann mich nur wiederholen, Yugi. Du hast nichts Falsches getan und wenn Yami anderer Ansicht ist, ist das seine Sache. Wenn er wirklich so über dich denkt, dann... Was findest du eigentlich an ihm? Wieso vergisst du ihn nicht einfach und suchst dir einen anderen Kerl?" entgegnete der Ältere und wischte mit seinen Fingerkuppen die Tränen aus dem Gesicht des Kleinen. Er würde sich so etwas nicht gefallen lassen, Eifersucht hin oder her, aber Yami hätte bei ihm das Maß an Geduld eindeutig überschritten. "Weil er trotzdem mein bester Freund ist. Durch Yami habe ich erst Freunde gefunden und...". "Tut mir leid, aber... Nein, es muss Grenzen geben und wenn er wirklich dein bester Freund ist, steht ihm nicht das Recht zu, derartige Unterstellungen zu äußern. Hätte Wheeler auch solche Dinge zu dir gesagt? Sei ehrlich zu dir selbst und eines sage ich dir, ich will keinen Keil zwischen dir und diesem Idioten treiben, also komme bloß nicht auf diesen Gedanken. Hast du nicht selbst gesagt, dass Freunde immer für dich da sind, dir Kraft und Halt geben? Gehören verletzende Worte auch dazu? Wie schon gesagt, es tut mir leid, aber so etwas kann ich nicht Freundschaft nennen" wurde Yugi lautstark unterbrochen und auch wenn er Yami nun gern in Schutz genommen hätte, er konnte es nicht. Yugi musste Seto zustimmen, denn verletzende Worte gehörten nicht zu einer Freundschaft dazu. Diese Erkenntnis traf ihn und am liebsten hätte er sich nun verkrochen, still und heimlich geweint, aber er konnte Kaiba wohl kaum vor die Tür setzen. Nein, Seto versuchte ihm gerade zu helfen, auf seine Art und Weise, obwohl sich Yugi gerade viel lieber eine Umarmung wünschte. "Seto, ich..." sprach Yugi noch immer mit weinerlicher Stimme und legte sein Handy auf dem Tisch ab. Wieso setzten ihn diese geschriebenen Worte nur so sehr zu? Yami war immer sehr liebevoll und vor allem nett zu ihm gewesen, also warum diese Worte, welche ihn dermaßen verletzten? Wenn er die Nachricht schon viel früher gelesen hätte, hätte er sich keine Schuldgefühle eingeredet und vor allem wäre er weitaus lockerer an diesen Test heran gegangen. Die Hände des Braunhaarigen brachten ihn schließlich in eine liegende Position, ehe Yugi in die blauen Augen blickte, welche einen ernsten Ausdruck angenommen hatten und ihn unverwandt musterten. "Denke über meine Worte nach, Yugi. Wenn du schon auf eine Freundschaft vertraust, sei dir wenigstens sicher, dass deine Freunde nicht so über dich denken. Mehr kann und werde ich nicht sagen" murmelte Seto und legte sich nun ebenfalls hin, zog die Wolldecke über ihre Körper und sah den Kleinen auch weiterhin in die Augen, welcher ihm zaghaft zunickte. Sicher, Yugi kämpfte im Moment mit dieser Erkenntnis, aber wenn er schon von Freundschaft redete, sollte er sich doch sicher sein, dass diese Freunde zu ihm standen, anstatt solche Worte zu gebrauchen. "Na komm schon her, Kleiner" hauchte Seto und deutete dem Kleinen an, zu ihm zu rutschen. Nur einen Augenblick später kuschelte sich Yugi an seine Brust und vergrub sein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ja, Yugi brauchte nun Schutz, suchte bei ihm Geborgenheit und Halt und auch wenn er wirklich nicht der Typ Mann war, welcher große Stücke auf derartige Gefühlsduseleien baute, so war der Kleine in seinen Armen doch das komplette Gegenteil von ihm. Der Jüngere brauchte eine Umarmung, wenn er mit den Nerven am Ende war, Seto hingegen eher weniger, weil er nur seinem kleinen Bruder vertraute und sich selbst vertraute. Sicher, er vertraute Yugi auch, aber innerhalb einer einzigen Nacht konnte er ihn nicht einfach so seinen besten Freund nennen, auch wenn sie einige heiße Küsse miteinander ausgetauscht hatten. "Seto... Ich... Wenn ich Kummer habe, dann kann ich mich doch auf dich verlassen, oder? Ich meine, wir sind doch jetzt Freunde, nicht wahr?" nuschelte Yugi und glaubte zu spüren, wie der Ältere leicht zitterte. War ihm etwa kalt? Trotz der warmen Wolldecke? Weitere Gedanken konnte er sich nicht machen, konnte auch sein zaghaftes Lächeln nicht unterdrücken und konzentrierte sich auf das Gefühl auf seiner rechten Wange. "So lange du mich nicht mit jeder Kleinigkeit nervst... Ich werde dein Freund sein, wenn du unbedingt meine Hilfe brauchst" erwiderte Seto gegen die samtweiche Wange, welche er erneut küsste. Dieser warme Atem an seinem Hals reizte ihn und wenn Yugi klug genug war, würde er sofort Abstand von ihm nehmen, bevor er vergaß, dass der Kleine noch unberührt und völlig unschuldig war. Yugi zuckte zusammen und keuchte erschrocken, ehe er sich von Seto löste und ihn aus großen Augen musterte. "Oh... Meine Hände haben sich verirrt" grinste der Braunhaarige und drehte sich auf den Rücken. Gut, Yugi hatte eindeutig die Grenze offenbart, obwohl sich dessen Hintern gar nicht so schlecht angefühlt hatte. Zu schade, er durfte dem Kleinen die Unschuld nicht rauben, obwohl er wirklich hungrig war. Wieso war ihm vorher noch nie aufgefallen, wie sehr Yugi ihn eigentlich anmachen konnte? Dieser kleine Körper, makellos und auf eine faszinierende Art und Weise anziehend. "Seto, also... Ich wollte nicht...". "Tschuldige, ich bin einen Schritt zu weit gegangen. Es ist eben schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal mit einem Kerl geschlafen habe" unterbrach der Ältere den Jungen mit der Igelfrisur und verschränkte seine Arme hinter den Kopf. Yugi wusste keine Erwiderung, denn bei diesem Thema konnte er einfach nicht mitreden. Jedoch hatte er sehr wohl verstanden, worauf Kaiba eigentlich hinaus wollte und ein kleiner Teil in ihm freute sich, dass der Braunhaarige offensichtlich mit ihm Sex haben mochte. "Ich habe furchtbare Angst. Ich... Ich weiß eben nicht, wie sich Sex anfühlt und... Auch wenn ich jetzt Gewissheit habe, ich werde mich wohl nie dazu überwinden können" beichtete Yugi und setzte sich auf, um sich zu Seto zu beugen. "Es liegt nicht an dir oder Yami. Es liegt allein an mir" fuhr er fort und blickte in die blauen Augen, welche zwar sehr müde wirkten, aber auch ein unbeschreibliches Verlangen ausstrahlten. "Mir waren deine Berührungen nicht unangenehm, falls du das denkst. Du hast nur so vorschnell gehandelt und ich fühlte mich irgendwie überrumpelt". "Die meisten Menschen haben Angst vor ihrem ersten Mal und in deinem Fall ist diese Angst sogar berechtigt. Wenn du das erste Mal mit einem Jungen schläfst und du unten liegst, kann es unter Umständen sehr schmerzhaft sein. Ich spreche aus Erfahrung" erläuterte Kaiba und erhob seine linke Hand, um Yugi beruhigend über die Wange zu streicheln. "Ich könnte dir ein bisschen helfen, aber dafür brauche ich dein uneingeschränktes Vertrauen, Yugi" murmelte der Braunhaarige, setzte sich nun ebenfalls auf und deutete mit seiner Hand an, dass sich der Kleine auf seine Beine setzen sollte. Es gab eine einfache Möglichkeit, um derartige Ängste zu bekämpfen, auch wenn er vermutlich wieder einen Fehler beging. Seufzend erinnerte er sich daran, dass er eigentlich hatte schlafen wollen, aber zuerst würde er nun diese Ängste auf seine Art und Weise bekämpfen, sonst dachte er sowieso die ganze Zeit darüber nach. Yugi hatte sich inzwischen auf die Beine des Braunhaarigen gesetzt, spürte deutlich dessen Erregung durch die Wolldecke hindurch und errötete. "Was hast du vor, Seto? Ich vertraue dir schon, aber...". Seto hörte deutlich die Angst in der Stimme des Jüngeren, fuhr erneut mit seiner Hand über dessen Wange und sah ihm noch immer in die Augen. "Ich werde nichts Schlimmes mit dir tun. Der Begriff 'Petting' sagt dir doch sicherlich etwas, oder? Wenn du mir freie Hand lässt, dann werde ich versuchen, dir deine Ängste zu nehmen" entgegnete Seto und verringerte den Abstand zwischen ihren Gesichtern. "Schließe einfach deine Augen und konzentriere dich auf deine Empfindungen. Wenn du etwas nicht möchtest, reicht ein Wort und ich höre auf" fuhr Kaiba fort und wartete auf die Reaktion des Kleinen. Petting war schließlich kein Sex, sondern eher ein süßes Vorspiel. Er musste herausfinden, was Yugi gefiel und missfiel, sonst würde der Jüngere nie sein erstes Mal erleben können. Diese Ängste gehörten einfach beseitigt und deswegen erschien ihm seine Idee auch sehr effektiv, auch wenn er durch derartige Berührungen riskierte, Yugi nur noch mehr in seinen Bann zu ziehen. "Dein Angebot klingt verlockend und ich weiß deine Hilfe auch zu schätzen, aber.... Ich kann nicht. Ich würde, wenn ich mich auf dich einlasse, genau das tun, was Yami denkt, verstehst du? Außerdem brauche ich für solche Entscheidung ein bisschen Zeit. Gib mir diese Zeit, damit ich über dein Angebot in Ruhe nachdenken kann" erwiderte Yugi leise und senkte seinen Kopf. Auf der einen Seite wollte er dem Pharao nicht diese Bestätigung geben und auf der anderen Seite fühlte er sich noch immer unentschlossen. Sicher, Petting bedeutete Körpererkundung und hatte nichts mit Sex zutun, aber dennoch wollte er diesen Schritt nicht einfach so leichtfertig machen. Hoffentlich konnte Kaiba ihn verstehen, zumindest ein bisschen nachvollziehen, dass er noch ein wenig Zeit brauchte. "Einverstanden... Ich bin zwar kein geduldiger Mensch und ich nehme mir auch sonst immer das, was ich haben will, aber ich kann dich wohl kaum zu deinem Glück zwingen. Du hast doch garantiert meine Handynummer gespeichert, oder? Wenn du dich entschieden hast, ruf mich einfach an" entgegnete Seto und beugte sich noch etwas vor, während er das Gesicht des Kleinen mit seinen Händen umrahmte. "Yugi, jetzt zieh mir nicht diesen traurigen Gesichtsausdruck. Du weißt ganz genau, dass ich das hasse und außerdem musst du dir keine Vorwürfe machen. Du bestimmst allein, wie weit du gehen willst" fuhr der Braunhaarige leise fort und allmählich beruhigte sich sein Gemüt. Gott sei Dank, war es doch nicht sehr prickelnd, erregt auf der Couch zu sitzen und zudem Yugi auf seinem Schoß sitzen zu haben, welcher auch noch von seinem derzeitigen Befinden wusste. "Wir sollten jetzt schlafen, sonst sitzen wir noch um sieben Uhr hier rum. Außerdem möchte ich persönlich weitgehend fit sein, wenn das Gespräch mit Yami stattfindet". Mit diesen Worten legte sich Seto wieder hin und zog den Jüngeren zu sich hinunter in seine Arme. Er konnte nun sagen, was auch immer er wollte, Yugi konnte im Moment kein Lächeln auflegen. Zudem fürchtete er sich vor dem kommenden Gespräch und Seto vermutete, dass Yami ihnen kein einziges Wort glauben würde. Ja, im Moment spielte der Kerl den Eifersüchtigen und würde sich ihre Worte so zurecht drehen, dass es in sein eigenes Bild passte. Verwundert sah er zu Yugi hinab, dessen Finger seine linke Hand aufsuchten und leichten Druck ausübten. "Wenn es nötig ist, werde ich ihm die Wahrheit in den Schädel prügeln. Versuche jetzt zu schlafen, Kleiner" murmelte der Braunhaarige und fuhr mit seiner rechten Hand, hatte er doch seinen Arm um Yugi gelegt, über den Rücken des Kleinen, dessen Kopf auf seiner Brust ruhte. Diese Angst konnte er ihm nicht nehmen. Er konnte Yugi nur beruhigen und ihm erneut versichern, dass er Yami nicht allein gegenüber treten musste. "Danke, Seto" nuschelte Yugi müde und ließ seine Augenlider sinken, während er sich an den warmen Körper des Älteren schmiegte. Die Ruhe vor dem Sturm war fast vorbei und auch wenn er sich im Moment beschützt und behütet fühlte, spürte er etwas Drastisches auf Seto und sich selbst zukommen. Hätte er sich doch nicht auf Seto einlassen sollen? Hatten diese Küsse vielleicht etwas Schlimmes ausgelöst? Yugi wusste es nicht und versuchte diese quälenden Gedanken zu verdrängen, um nun endlich seinen Schlaf zu finden. "Kein Ding" murmelte der Braunhaarige und seufzte tief. Irgendwie verspürte er ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend, aber dieses Gefühl rührte nicht daher, dass er sich vor dem Gespräch mit Yami fürchtete. Seto Kaiba fürchtete sich nie vor solchen Angelegenheiten. Nein, dieses Gefühl war mehr so wie eine Vorahnung. Eine Vorahnung, welche sein bisheriges Leben durcheinander bringen würde. Seto konnte nur hoffen, dass er sich irrte, drehte sich auf die Seite und legte nun auch seinen linken Arm um Yugi. Genau, was könnte ihm denn schon passieren? Er hatte nichts Verwerfliches gemacht und selbst wenn, es ging keiner Menschenseele etwas an, mit wem er heiße Küsse austauschte. Kapitel 14: Ins falsche Licht gerückt ------------------------------------- "Roland, wo ist mein großer Bruder und können Sie mir erklären, was es mit dieser Schlagzeile und diesem Foto auf sich hat? Ganz Domino spricht schon über Seto und Yugi" wollte Mokuba wissen und las sich noch einmal den Artikel durch, ehe er das abgebildete Foto neben dem Text eingehend betrachtete, welches seinen großen Bruder und Yugi in einer Kabine küssend zeigte. Wenn Seto doch nur sein Handy an hätte, aber vielleicht konnte er zumindest Yugi erreichen, um in Erfahrung zu bringen, wo sie sich im Moment aufhielten. "Es tut mir leid, Sir, aber Ihr Bruder und der junge Herr Muto haben sich nicht mehr gemeldet. Ich habe außerdem die Information erhalten, dass auf dem Domino Nachrichtensender ein Video ausgestrahlt wird, welches Ihren Bruder und Yugi Muto in dieser Kabine zeigt" erklärte Roland und lockerte seine Krawatte ein wenig, da er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Mokuba war nun sichtlich schockiert und ließ sein Frühstück stehen, um ins Wohnzimmer zu laufen und schaltete den großen Fernseher ein. Gerade noch rechtzeitig, denn das aufgenommene Video wurde ausgestrahlt und zeigte das Geschehen zwischen seinem großen Bruder und Yugi, welche sich offensichtlich unterhielten. Komisch, war der Ton etwa heraus geschnitten worden oder versuchte die Person, welche für diese Aufnahme verantwortlich war, es bewusst so aussehen zu lassen? "Wir stellen uns natürlich nun die Frage, ob Seto Kaiba, Leiter der Kaiba Corporation und Yugi Muto, den Meistertitelträger in Duel Monsters, eine Affäre miteinander führen oder ob es sich um eine leidenschaftliche Liebe handelt? Dazu mehr nach einer kurzen Werbeunterbrechung. Bleiben Sie dran" hörte Mokuba der Nachrichtensprecherin zu und wusste nun nicht, ob er lachen oder eher in Tränen ausbrechen sollte. Sicher, sein großer Bruder hatte schon einige Affären, Liebschaften nannte es Seto, mit einigen Männern geführt, aber mit Yugi hätte es sich Mokuba im Traum nicht vorstellen können, zudem Seto den Jungen mit der Igelfrisur doch überhaupt nicht leiden konnte. Trotzdem musste er an die Worte von Roland denken, denn Seto war mit Yugi in der vergangenen Nacht zur Diskothek 'Moonlight' gefahren und wenn sein Bruder und auch Yugi ein wenig Alkohol getrunken hatten, wer wusste dann schon, auf welche Ideen sie noch gekommen waren? Nein, er wollte lieber nicht daran denken, was Seto im alkoholisierten Zustand noch mit Yugi gemacht haben könnte. "Ich berichte Ihnen äußerst ungern diese schlechte Nachricht, Sir, aber dieses Video befindet sich auch schon im Internet. Über zwei Millionen Klicks konnten bereits gezählt werden" berichtete Roland und bedachte den jungen Kaiba mit einen sorgenvollen Blick. Ob er ihm erzählen sollte, dass der Leiter der Kaiba Corporation gestern Nacht betrunken gewesen war? Nein, sein Chef würde ihm den Kopf abreißen, wenn Mokuba je von dessen Trinkgelagen erfuhr. "Bringen Sie mir meinen Laptop und das Telefon, Roland. Ich muss unbedingt Yugi erreichen, weil Seto mit Sicherheit bei ihm ist" entgegnete Mokuba und setzte sich auf die Couch. Während Roland seinen Laptop und das Telefon holte, sah er weiterhin zum Bildschirm und verfolgte die Spekulationen um seinen großen Bruder und Yugi. Wenn er dieses Video nicht mit seinen eigenen Augen sehen würde, würde er glauben, es würde sich um einen schlechten Scherz handeln, doch dem war nicht so. Seufzend versuchte er einen kühlen Kopf zu bewahren, denn er musste etwas tun, wenn er Seto irgendwie entlasten wollte. Ja, zuerst musste er sich darum kümmern, dass dieses Video aus dem Netz genommen wurde und danach würde er sämtliche Sender kontaktieren, um in Erfahrung zu bringen, wer dieses Video eingereicht hatte. Zur gleichen Zeit, im Haus der Familie Muto, betrat Yami gerade die Küche und setzte sich erschöpft an den Küchentisch. Die letzte SMS bereute er ebenso sehr, wie die vorherige Nachricht, aber nach dieser Aktion konnte er Yugi unmöglich um Verzeihung bitten. Er hatte dem Kleineren indirekt unterstellt, er würde sich mit Kaiba amüsieren und viel lieber mit ihm derartige Intimitäten austauschen. Warum hatte er in seiner Wut nur solch einen Unsinn geschrieben? Yami seufzte tief, gähnte herzhaft und rieb sich über seine müden Augen. Nur drei Stunden hatte er geschlafen und war sogar des Öfteren aufgewacht, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass er allein im Bett lag. "Guten Morgen, mein Junge. Du siehst noch sehr müde aus. Hast du denn nicht geschlafen?". Herr Muto betrat die Küche, legte seine Post und die Zeitung auf dem Tisch ab und nahm seinen Enkel in Augenschein. Nicht nur die Müdigkeit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Nein, er wirkte sehr erschöpft und auch irgendwie traurig. Der alte Mann war sich nicht sicher, aber als er gestern Abend die Stufen zum zweiten Stock hinauf gestiegen war, hatte er geglaubt, Yami weinen gehört zu haben. Ob sich der Pharao mit Yugi gestritten hatte? War sein jüngster Enkel deswegen bei Kaiba geblieben? "Morgen... Ich habe kaum geschlafen, weil... Was ist das denn?". Ohne die Frage des Ladenbesitzers vollständig beantwortet zu haben, war er nun doch hellwach, zog er die Zeitung heran und betrachtete das Bild, welches all seine Aufmerksamkeit erforderte. "Das... Sag mir, dass ich träume, Großvater" wisperte er, während sich Tränen in seinen Augen bildeten. Hatte er den Kleineren wirklich so sehr verletzt, dass er sich bereitwillig von Kaiba küssen ließ? Seine Hände begannen zu zittern, ebenso seine Schultern und noch bevor er es hätte verhindern können, tropften etliche Tränen auf das Zeitungspapier, während ein leiser Schluchzer seiner Kehle entwich. "Beruhige dich, Yami. Dieses Foto muss nicht der Wahrheit entsprechen. Zur heutigen Zeit gibt es genügend Computerprogramme, um Bilder zu manipulieren. Du darfst nicht allen Artikeln glauben, die du in der Zeitung liest und selbst wenn sich Yugi und Kaiba geküsst haben, gibt es bestimmt eine logische Erklärung" versuchte Herr Muto den Pharao zu beruhigen, aber er schien ihm nicht glauben zu wollen. Dennoch glaubte der ältere Herr, dass es eine logische Erklärung geben musste, denn sein Enkel war von Natur aus sehr schüchtern und würde sich nicht ohne triftigen Grund von einen Mann küssen lassen. Außerdem glaubte er, dass sein Enkel ebenso wie Yugi selbst wusste, dass sich Yami in den Kleineren verliebt hatte. "Kopf hoch, Junge. Ich hole das Telefon und dann rufen wir Yugi an" startete Herr Muto einen erneuten Versuch, um Yami irgendwie aufmuntern zu können und lief zum Telefon, welches neben der Tür an der Wand angebracht war. "Sein Handy... Es ist aus und ich... Ich trage die alleinige Schuld. Nur weil ich so dumme SMS geschrieben habe und... Großvater, ich... Ich...". "Keine Sorge. Was auch immer du geschrieben hast, Yugi ist nie lange nachtragend. Rede mit ihm und sprecht euch aus" lächelte der alte Mann und setzte sich zum aufgelösten Pharao an den Tisch, während er die Handynummer seines Enkels wählte. Unruhig wälzte sich Seto im selben Moment auf die andere Seite und versuchte das penetrante Vibrieren auf der Tischplatte zu ignorieren. Welcher Schwachkopf wagte es, um diese frühe Uhrzeit zu stören, zudem er auch noch höllische Kopfschmerzen hatte und seine Ruhe benötigte. Murrend zwickte er dem Jüngeren in die Seite, denn wenn Yugi nicht bald das Handy ausschaltete, würde entweder er den Anruf entgegen nehmen oder das Handy zu Schrott verarbeiten. "Yugi... Geh endlich ran oder schalte dein Handy aus" murrte er leise und kuschelte sich an den Kleineren, welcher einen wohligen Seufzer ausstieß. "Du bist schön warm, Seto" nuschelte Yugi leise vor sich her, denn auch er fühlte sich durch sein Handy gestört und fragte sich, warum er es nicht wieder ausgeschaltet hatte. Er mochte nun nicht telefonieren, sondern viel lieber liegen bleiben und mit Kaiba kuscheln. Schließlich konnten nicht viele Menschen behaupten, je neben Seto Kaiba gelegen zu haben und mit ihm eine ganze Nacht in einer Diskothek gewesen zu sein. Wohlig seufzend drehte er sich auf die andere Seite und blinzelte einige Male, um in die blauen Augen des Braunhaarigen zu sehen. "Ich könnte dafür sorgen, dass dir noch viel wärmer wird, Kleiner. Ich bin zwar müde und habe höllische Kopfschmerzen, aber du solltest meine angeborenen Fähigkeiten nicht unterschätzen" grinste der Ältere und fuhr mit seiner rechten Hand über die Wange des Kleinen, ehe er sich dessen Gesicht näherte. "Du Angeber" kicherte Yugi, wobei sein Kichern sofort aufhörte, während er sich seinen Kopf rieb. Er hatte auch Kopfschmerzen und brauchte unbedingt noch ein bisschen Ruhe, sonst könnte er diesen Tag wirklich vergessen. "Du kannst mich ruhig Angeber nennen, aber du musst doch zugeben, dass du gestern Nacht nicht mehr aufhören konntest, mich zu küssen oder war das nur eine Laune der Natur?" entgegnete Seto fragend, denn natürlich erinnerte er sich noch an ihre heißen Küsse. Yugi hätte ihn vermutlich noch einige Male geküsst, wenn er nichts gesagt hätte und wenn er sich nun die geröteten Wangen des Kleinen besah, schien Yugi sehr wohl wissen, dass er seine Gefühle nicht leugnen konnte. "Hör auf, Seto. Ich war nur betrunken und wusste nicht, was ich da eigentlich mache" murrte Yugi, wusste er doch gar nicht, wie er sich gegen solche Worte wehren sollte, denn insgeheim musste er Seto zustimmen. Er hatte schließlich die Initiative ergriffen und er hätte Seto vermutlich noch viel länger in seinem Rausch aus Alkohol geküsst, aber nach dieser Stunde, in der er zumindest etwas Schlaf gefunden hatte, war er wieder weitgehend nüchtern. "So, du wusstest nicht, was du tust? Ich sage lediglich die Wahrheit und deswegen werde ich dir jetzt einen Gefallen tun und dich daran erinnern, wessen Lippen du verfallen warst, Yugi" hauchte Seto und nahm die Lippen des Kleineren in Besitz. Vorsichtig und testend bewegte er seine Lippen und konnte sein überhebliches Grinsen nicht länger unterdrücken, denn Yugi konnte ihm einfach nicht widerstehen. Die Person, welche ihm widerstehen konnte, musste noch geboren werden, dessen war sich der Leiter der Kaiba Corporation sicher. "Seto... Du..." keuchte Yugi in den Mund des Älteren und legte seinen Kopf in den Nacken. Er konnte sich einfach nicht wehren, auch wenn sein Verstand ihm deutlich sagte, dass er sich Seto nicht hingeben durfte. Nein, er machte einen gewaltigen Fehler, denn er war nicht in der Villa oder in der Diskothek, sondern bei sich zu Hause und wenn der Pharao bemerkte, was in seinem Umfeld mit ihm angestellt wurde, würde es ein Donnerwetter geben. "Seto... Ich... Oh mein Gott..." keuchte der Jüngere und biss sich hart auf die Unterlippe, um weitere solcher Laute unterdrücken zu können. Verdammt, wie konnte er sich nur so gehen und vor allem Kaiba machen lassen? Seto grinste noch immer überheblich, wendete sich nun dem Hals zu und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten. "Ich wurde schon mehrfach Gott genannt, aber Seto reicht völlig aus" grinste er gegen die Haut und biss zärtlich in das noch sehr junge Fleisch. Wie willig und unbeherrscht Yugi sein konnte. Solche Jungs gefielen ihm, die in seinen Händen zu Wachs wurden und sich trotz vereinzelter Zweifel nicht gegen ihn wehren konnten. Yugi musste nur sagen, dass er aufhören sollte, doch bis jetzt schien er unschlüssig zu sein, ob er das auch wirklich wollte. Warum also aufhören, wenn der Kleine diese Berührungen genoss und sich ihm bereitwillig hingab? Bevor Seto mit seinen Lippen zur Brust des Kleineren hätte wandern können, vibrierte dieses dämliche Handy erneut und allmählich riss ihm der Geduldsfaden. "Was dagegen, wenn ich den Anruf entgegen nehme?" wollte er wissen, richtete sich auf und ergriff das störende Handy. Yugi verneinte diese Frage und blieb einfach unter Seto liegen, war er doch gespannt, was der Ältere nun sagen würde, auch wenn er natürlich nicht wusste, wer am frühen Morgen etwas von ihm wollte. "Ja? Wer belästigt Yugi Muto um... Kurz nach acht Uhr?" fragte der Braunhaarige grinsend und stützte sich mit dem linken Arm neben dem Kopf des Kleinen ab, während er sich mit der rechten Hand das Handy ans Ohr hielt. "Verzeihung... Guten Morgen, Herr Muto. Ihr Enkel ist bei mir in guten Händen, also keinen Grund zur Sorge" berichtete der Ältere noch immer grinsend, spielte mit einer blonden Haarsträhne des Kleinen und hörte den Worten des alten Mannes auch weiterhin zu. Sein Grinsen verblasste, je länger er den Worten zuhörte, während sein Gesicht ernstere Züge annahmen. "Moment... Das will ich selbst überprüfen" entgegnete Seto und beendete somit das Gespräch. Das Handy legte er zurück auf dem Tisch, stieg von Yugi und von der Couch runter und streckte seine Glieder. Diesen Zeitungsartikel musste er sich einfach selbst ansehen, denn er hatte gestern Nacht keine verdächtige Person in seinem Umfeld bemerkt. Vielleicht war er auch wegen dem Alkohol so unaufmerksam gewesen, aber wer würde schon damit rechnen, auf der Herrentoilette fotografiert zu werden? "Was ist los? Ist etwas mit Großvater?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und sah dem Älteren dabei zu, wie er sich die schwarze Hose und das rote Hemd anzog. Wollte er etwa schon gehen, ohne zumindest gefrühstückt zu haben? Außerdem brauchte er doch seine Hilfe oder wollte sich Seto einfach aus dem Staub machen? "Deinem Großvater geht es gut, also musst du dir keine Sorgen machen. Allerdings scheint ganz Domino über uns zu reden. Unser Kuss auf der Toilette wurde nicht nur gesehen, sondern auch fotografiert, wenn ich das richtig verstanden habe. Dein Großvater hat mir erzählt, dass wir in der Zeitung abgebildet sind" erklärte Seto sachlich, lief zur Wohnzimmertür und entriegelte das Schloss. "Komm, wir sollten uns den Artikel ansehen und die Situation klären" fuhr der Braunhaarige fort und öffnete die Tür, ehe er auf den Flur trat. Kein Wunder, dass das Handy ohne Unterbrechung vibriert hatte, denn sicherlich hatte auch sein kleiner Bruder einige Male angerufen, weil er gestern Nacht sein eigenes Handy ausgeschaltet hatte. Yugi war im ersten Moment erstarrt, sammelte sich jedoch sofort wieder und hastete Seto hinterher, welcher bereits in der Küche stand, vor dem Küchentisch gebeugt und den Artikel lesend. "Hör dir das an, Yugi. 'Seto Kaiba und Yugi Muto küssen sich heimlich auf der Herrentoilette der Diskothek 'Moonlight'. Ist dass das Ende ihrer Rivalität und der Beginn einer heißen und innigen Liebe?' Der Artikel ist so lächerlich, dass ich nicht einmal lachen kann. Welcher Penner hat uns beobachtet, verdammt noch mal? Du hast doch auch nichts gehört, oder?" erläuterte Seto und bedachte diesen dämlichen Artikel mit einem verächtlichen Blick. Im Moment störte es ihn nicht, was der Kerl neben ihm dachte, ebenso wenig, was wohl der Ladenbesitzer von ihm halten mochte, weil Yugi nur in einer Shorts im Türrahmen stand und er selbst sein Hemd noch offen trug. Yugi trat ebenso näher und betrachtete den Artikel neugierig, ehe seine Augen das Foto erblickten. "Nein, ich habe nichts gehört und... Ich..." haspelte Yugi und trat einen vorsichtigen Schritt zurück, ehe er sich halbwegs hinter Seto versteckte, um den strafenden Augen des Pharao zu entkommen. Yami wusste von ihren Kuss. Er wusste es, hatte es auf diese Art und Weise herausfinden müssen und nun wusste sich Yugi einfach nicht zu helfen. Was sollte er sagen? Sollte er sich etwa entschuldigen? Er wusste einfach gar nichts mehr und würde am liebsten verschwinden. Ja, für eine Weile verschwinden, um seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. "Herr Muto, dürfte ich Ihr Telefon benutzen?" wandte sich Seto an den Ladenbesitzer, denn bei ihm zu Hause war mit Sicherheit die Hölle los und Mokuba wusste sicherlich schon weitaus mehr. Vielleicht hatte er sich bereits mit der Zeitung in Verbindung gesetzt, um etwas gegen diesen Artikel zu unternehmen, aber allein konnte sein kleiner Bruder unmöglich all seine Probleme lösen. Nein, er musste etwas tun, nicht sein kleiner Bruder und deswegen würde er auch veranlassen, dass die Limousine ihn abholte, damit er zu seiner Firma fahren konnte. Von seinem Büro aus würde er sich mit seinen Anwälten in Verbindung setzen und diese Angelegenheit klären. "Ähm... Selbstverständlich" entgegnete der alte Mann und reichte dem jungen Mann das Telefon. Seto drehte sich um, blickte zu Yugi hinab und fuhr mit seiner freien Hand durch das Haar des Kleineren, welcher noch immer sehr unbeholfen und ängstlich wirkte. Dachte er etwa, er würde einfach so verschwinden? "Ich muss nur kurz mit Mokuba telefonieren. Ich sagte doch, dass ich dich nicht hängen lasse, als sieh mich nicht so verzweifelt an" erklärte der Braunhaarige und verließ schließlich die Küche. Yami erhob sich vom Stuhl, denn dieses Getue wollte er sich nicht länger antun und wollte ebenfalls die Küche verlassen. "Yami..." hauchte Yugi und tatsächlich, der Pharao blieb neben ihm stehen, aber eine Antwort erhielt er nicht. "Es ist nicht so, wie es in diesem Zeitungsartikel steht. Ich wollte nur...". "Sicher, du wolltest nur eine kleine Abwechslung und da kam dir Kaiba gelegen, nicht wahr?" entgegnete Yami ebenso leise, war er doch enttäuscht und zugleich auch wütend. Schließlich setzte er seinen Weg fort, denn er brauchte frische Luft und wollte Yugi nicht länger sehen. Nein, er war verletzt und zutiefst gekränkt, denn er hatte zumindest gehofft, Yugi würde nur von ihm berührt werden wollen, doch dem war scheinbar nicht so. "Du irrst dich, Yami. Du irrst dich" murmelte Yugi verzweifelt und konnte seine Tränen nicht länger aufhalten. Sich auf einen der Stühle setzend legte er seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und weinte sich seinen Frust von der Seele. "Yugi... Er beruhigt sich bestimmt wieder" versuchte sein Großvater ihn irgendwie zu beruhigen, aber so einfach war ihr Verhältnis zueinander schon lange nicht mehr. Nein, der Pharao war sein bester Freund und wahrscheinlich sogar in ihm verliebt. Wie sollte er diesen Kuss denn nur erklären? Wie sollte er dem Älteren begreiflich machen, dass es sich um einen Test gehandelt hatte? "Großvater... Ich... Ich bin schwul und... Ich...". "Das weiß ich doch schon längst, mein Junge. Ich weiß auch, dass Yami in dich verliebt ist und deswegen den Eifersüchtigen spielt. Gib ihm ein bisschen Zeit und lasse Gras über diese Sache wachsen. Ich bin mir sicher, dass er dir verzeihen wird" lächelte der alte Mann und strich seinem Enkel liebevoll über den Rücken. Yugi war nun sichtlich verwundert, denn er hatte geglaubt, sein Großvater wäre vielleicht enttäuscht von ihm, weil er nun mal Jungs mochte, aber dem war scheinbar nicht so. Warum? Wieso konnte sein Großvater so locker mit seiner Neigung umgehen? Homosexuelle wurden doch von den meisten Menschen verachtet, oder etwa nicht? "Bist du nicht enttäuscht von mir?" wollte er leise wissen, ehe Schritte ertönten und Seto in der Küche erschien. Nur kurz blickte er zu ihm auf, bot ihm stumm einen Platz am Frühstückstisch an und sah wieder zu seinem Großvater auf. "Warum soll ich denn enttäuscht von dir sein? Wenn du Jungs magst, dann magst du eben Jungs. Du bleibst doch trotzdem mein Enkel, auf den ich stolz bin" versicherte Herr Muto ihm und erhob sich, um dem jungen Leiter der Kaiba Corporation einen Kaffee einzuschenken, da er ziemlich müde wirkte. "Mokuba hat mir die ganze Sachlage geschildert und ich habe mir das Video, dass im Fernsehen ausgestrahlt wird, ebenfalls angesehen. Der Ton wurde entfernt und somit wird unser Kuss in ein falsches Licht gerückt, Yugi. Du solltest in den nächsten Tagen lieber zu Hause bleiben, wenn du keine Unannehmlichkeiten möchtest, aber keine Sorge, ich werde mich um dieses Problem kümmern" erklärte Seto und nahm dankend den schwarzen Kaffee entgegen, denn er musste endlich wach werden. Vorhin hatte er gesehen, wie Yami die Stufen zum Laden hinunter gestiegen und hatte auch gehört, wie die Tür ins Schloss gefallen war. War der Kerl etwa abgehauen? Warum? Er wollte ihm doch die Sache mit dem Kuss erklären, um zumindest Yugi zu entlasten. "Sogar ein Video? Entschuldige... Nur wegen mir...". "Das war meine Idee, also denke dir nicht irgendwelche Flausen aus" wurde Yugi bei seiner Entschuldigung unterbrochen und starrte auf die Tischplatte. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut und zudem wusste er nun nicht, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Wenn Yami wieder zu Hause war, sollte er dann nochmals einen Versuch unternehmen? Würde der Pharao ihm überhaupt zuhören oder verrannte er sich so sehr in seinen Hirngespinsten, dass er die Wahrheit nicht sehen wollte? Eine ganze Weile herrschte Stille in der Küche und auch wenn die Stimmung eigentlich sehr entspannt wirkte, so waren die Gefühle des Jüngsten ein einziges Chaos. Hatte er tatsächlich einen Fehler gemacht? Musste er sich wirklich dermaßen schuldig fühlen, dass ihm erneute Tränen in die Augen stiegen? Warum wollte er gerade von Seto in die Arme geschlossen werden? Wieso nicht von Yami? Weil der Pharao ihm nicht glauben mochte? Ja, Yami wollte im Moment weder etwas von ihm hören, noch ihn sehen. Dabei hatte er geglaubt, bei Yami auf Verständnis zu treffen, aber wieder einmal hatte er sich geirrt. Plötzlich zuckte er zusammen und blickte zu Seto hinab, welcher neben ihm in die Hocke gegangen war und ihn eindringlich musterte. "Herr Muto, im Moment ist das Verhältnis zwischen Yami und Yugi angespannt und auch wenn ich es für keine gute Idee halte, bitte ich Sie um die Erlaubnis, Yugi für die nächsten Tage bei mir wohnen zu lassen". Vorsichtig strich er dem Kleinen die Tränen von den Wangen, versuchte sich an ein zaghaftes Lächeln, welches jedoch in die Hose ging, denn er fühlte sich irgendwie für diese ganze Sache verantwortlich. Sicher, Yugi und Yami hatten zuvor schon ihre Differenzen gehabt, aber wenn er nun der Auslöser war, dass sich Yugi in seinem eigenen vier Wänden unwohl fühlte, konnte er unmöglich ohne ihn gehen. "Natürlich, sofern Yugi das auch möchte" entgegnete der Ladenbesitzer und bedachte seinen Enkel mit sorgenvoller Miene. "Was möchtest du, Kleiner?" fragte Seto und wartete ab, denn er wollte Yugi unter keinen Umständen zwingen. Nein, der Kleine musste seine Entscheidung allein treffen und wenn er lieber zu Hause bleiben wollte, um nochmals mit Yami zu reden, welcher ihm seine Version sowieso nicht abkaufen würde, würde er es akzeptieren. Im Moment wollte er ihm nur die Möglichkeit geben, sich bei ihm zu erholen und um den nötigen Mut zu sammeln. "Kann ich dich anrufen, wenn ich mich entschieden habe? Ich möchte zumindest noch einmal versuchen mit Yami zu reden, Seto" murmelte Yugi leise und ergriff die linke Hand des Braunhaarigen. "Ich muss dir noch etwas sagen. Ich... Ich habe mich nie mit dir duelliert, also... Doch, irgendwie schon, aber... Yami war dein eigentlicher Gegner, weil wir uns immer einen Körper geteilt haben. Ich wollte nur, dass du die Wahrheit kennst, weil ich den Meistertitel nicht verdiene. Eigentlich verdiene ich überhaupt keinen Ruhm und... Ich... Ich kann...". Erneut brach der Jüngere in Tränen aus, allein bei dem Gedanken, wie viel er dem Pharao eigentlich verdankte. Sicher, Yami hatte gesagt, er würde ihn brauchen, aber jetzt besaß er einen eigenen Körper und war nicht länger auf ihm angewiesen. "Kannst du aufhören, solchen Schwachsinn zu reden? Selbst wenn diese Geschichte stimmen sollte, du warst noch nie ein schlechter Duellant, Yugi. Hör zu, ich muss mich jetzt fertig machen, weil ich gleich abgeholt werde, aber ich lasse mein Handy an und werde auf deinen Anruf warten" murrte Seto, denn er konnte es nicht leiden, wenn sich Menschen selbst bemitleideten. Natürlich war der Jüngere gerade mit den Nerven am Ende, aber er musste sich doch nicht für all die Ereignisse, die geschehen waren, die alleinige Schuld geben. "Ich...". "Komm schon her" nuschelte Seto verlegen und zog den Kleinen an seine Brust, ehe er seine Hände über dessen Rücken gleiten ließ. Auch wenn er sich gerade schämte, Gefühle dieser Art vor Herr Muto zu zeigen, er musste Yugi einfach in die Arme schließen, um ihn irgendwie zu beruhigen und um ihm Sicherheit zu geben. "Meine Tür steht offen, vergiss das nicht, Kleiner. Ich... Ich mag dich, hörst du? Du bist mir nicht egal. Nicht nach dieser Nacht" hauchte der Braunhaarige und konnte nicht verhindern, leicht zu erröten. Wie sehr er solche Momente hasste, vermochte er kaum in Worte fassen, aber irgendwie musste er doch Yugi beruhigen und wenn er es nur mit solchen Worten schaffte, musste er wohl in den sauren Apfel beißen. Ein unschuldiges Lächeln breitete sich auf den Lippen des Jüngeren aus, ehe er zu Seto aufblickte und ebenfalls errötete. Es kostete sehr viel Überwindung und Yugi wusste, wie sehr sich Seto eben gezwungen haben musste, um derartige Worte aussprechen zu können, aber es waren gerade diese Kleinigkeiten, die ihn berührten und ihn glücklich machten. "Danke... Deine Worte bedeuten mir sehr viel. Ich melde mich, wenn mein Versuch in die Hose gehen sollte und jetzt mach dich fertig oder willst du mit deiner Strubbelfrisur ins Büro?" lächelte Yugi und für diesen Moment schien seine Welt wieder in Ordnung zu sein. Ja, für einen kurzen Moment, denn der Sturm war noch lange nicht vorbei. Im Augenblick hatte sich der Sturm nur von ihm abgewendet, doch der Wind würde sich erneut drehen und der Sturm stärker denn je zurückkehren. Kapitel 15: 'Ich bin nicht sein Eigentum' ----------------------------------------- Yugi saß schon seit etlichen Stunden im Wohnzimmer auf der noch immer aufgeklappten Couch, hielt das Kissen in seinen Armen und sah sich die Nachrichten im Fernsehen an. Kurzweilig war er auch hin und wieder eingeschlafen, war er doch noch immer so müde, die letzte Nacht war zu kurz gewesen und abgesehen davon verspürte er noch immer leichte Kopfschmerzen. Wo Yami wohl im Augenblick war? Hatte er dieses tonlose Video vielleicht in der Stadt auf einer großen Leinwand gesehen? Er wusste es nicht und blickte erneut auf sein Handy, welches er schon seit einer geschlagenen Stunde in der Hand hielt. Nachdem Seto mit der Limousine abgeholt worden war, hatte Yugi erst einmal seinen engsten Freunden einige Fragen beantworten müssen, wobei er sich natürlich gewundert hatte, dass weder Téa, Tristan, noch Joey etwas dagegen gesagt hatten, dass er offensichtlich Jungs mochte. Tristan hatte lediglich gemeint, er würde mit seiner Neigung umgehen können, ebenso Téa, welche sich nur gewundert hatte, dass er ausgerechnet Kaiba hatte küssen müssen. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinen Lippen, denn Joey hatte dieser ganzen Angelegenheit wirklich die Krone aufgesetzt und natürlich erinnerte sich Yugi noch an dessen lautstarke Worte am Handy. "Musstest du unbedingt diesem Lackaffen deine Zunge in den Hals schieben, Yugi? Mit jeden Kerl wäre ich einverstanden und es macht mir auch nichts aus, dass du Jungs magst, aber doch nicht Seto Kaiba, der mit seinen Liebschaften spielt und nur sich selbst liebt. Sei bloß vorsichtig, okay? Er bricht jeden Tag zahlreiche Herzen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken" hatte Joey gesagt, denn die Wahrheit hatte der Jüngere verschwiegen. Yugi wollte und konnte seinen Freunden nicht erklären, wie es zu einem Kuss mit Seto hatte kommen können, denn er hätte mit Sicherheit Téa verletzt, welche doch Yami so sehr mochte. Nein, er konnte es einfach nicht und deswegen ließ er diese Sache erstmal so im Raum stehen. Sollten die Bewohner von Domino doch denken, was auch immer sie von diesen Kuss halten mochten. Es reichte einzig und allein, dass Seto und er die Wahrheit kannten. Leise Schritten waren auf dem Flur zu hören, weswegen Yugi das Kissen zur Seite legte, sein Handy in der Hosentasche verschwinden ließ, sich langsam erhob und schließlich im Türrahmen stehen blieb. Yami war tatsächlich wieder da, aber wenn er sich dessen Miene so genau betrachtete, schien er noch unzählige Male geweint zu haben. Verdammt, er musste ihm unbedingt die Wahrheit erzählen, um ihr derzeit angespanntes Verhältnis zumindest wieder halbwegs in Ordnung zu bringen. "Yami, ich möchte mit dir reden" versuchte er sein Glück, doch der Pharao schien ihn ignorieren zu wollen und lief, ohne ein Wort zu verlieren, an ihm vorbei. Warum? Wieso wollte Yami ihn nicht wenigstens anhören, bevor er ein voreiliges Urteil fällte? Die Hand des Älteren ergreifend, denn Yami sollte ihm nur ein einziges Mal zuhören, zwang er ihn dazu, stehen zu bleiben. "Zuerst sollte ich dir sagen, dass Seto und ich Alkohol getrunken haben. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung, aber wäre ich bei klarem Verstand gewesen, wäre es wohl nie zu einem Kuss gekommen" erklärte Yugi, wobei er sich schon ein wenig unwohl fühlte. Heute Morgen war er schließlich bei klarem Verstand gewesen und hatte sich dennoch von Kaiba küssen lassen. Jedoch konnte und wollte Yugi diese Geschichte nicht sofort erläutern, denn es ging nun erstmal um den Kuss auf der Herrentoilette. Einen kurzen Moment dachte er noch nach, suchte nach den richtigen Worten, doch bevor er den eigentlichen Grund des Kusses hätte nennen können, riss sich Yami los und blieb vor dem Treppenabsatz, welche zum zweiten Stock führte, stehen. "Yami... Bitte, hör mir zu. Ich...". "Ich habe dieses Video in der Stadt gesehen. Dein Seto muss dich wirklich um den Finger gewickelt haben, oder? Wie sehr du an seinen Lippen hingst... Widerlich" wurde Yugi unterbrochen und wusste auf diese Worte keine schnelle Erwiderung. Ja, er war es doch gewesen, welcher die Initiative ergriffen hatte, aber dennoch wollte er den wahren Hintergrund dieses Kusses erklären, denn er hatte Seto doch nicht geküsst, weil er ihn viel lieber mochte. Nein, er war nur so überrascht gewesen, wie zärtlich und leidenschaftlich der Braunhaarige hatte sein können. "Lass mich doch erklären, Yami. Ich wollte nur...". "Ich will deine Ausreden nicht hören, weil ich weiß, was ich gesehen habe. Lass mich einfach in Ruhe und geh dich mit Kaiba amüsieren. Er wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf dich". Nach diesen Worten stieg der Pharao die Stufen zum Zimmer hinauf und ließ Yugi zurück, welcher auf seine Knie sank und sich die Tränen aus den Augen wischte. "Yami... Warum willst du mir nicht zuhören?" hauchte er und blieb noch eine Weile auf dem Boden sitzen, während er sich erneut die Frage stellte, ob er einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Wieso fühlte er sich nur so allein gelassen? Wieso wurde ihm nicht getraut? Yugi wusste es nicht und erhob sich allmählich vom Boden. Auch wenn Seto gesagt hatte, er solle zu Hause bleiben, nun war er es, welcher frische Luft und ein bisschen Abstand brauchte. Sich noch einmal die Tränen aus den Augen wischend, sollte sich sein Großvater nicht schon wieder solche Sorgen um ihm machen, stieg er schließlich die Stufen zum Spieleladen hinunter und lief direkt zur Eingangstür. "Großvater, könntest du Yami von mir ausrichten, dass ich nur herausfinden wollte, ob ich wirklich schwul bin? Ach und da wäre noch eine Sache, die er unbedingt wissen sollte. Ich bin weder sein Eigentum, noch sein Lover und noch weniger fühle ich mich ihm gegenüber verpflichtet. Seto hatte recht, ich hätte mir all meine Schuldgefühle schenken können, denn mir glaubt sowieso kein Mensch" murmelte er leise, ehe er die Ladentür öffnete und hinaus trat, ohne auf eine Antwort zu warten. Leise Schritte ertönten, weswegen Herr Muto einen prüfenden Blick zur Treppe warf und Yami auf der untersten Stufe erblickte. "Du hättest ihm zuhören sollen, mein Junge. Jetzt kennst du seinen Grund und ich glaube meinem Enkel" erläuterte der Ladenbesitzer, hatte er es doch gewusst, dass sein Enkel nicht ohne Grund einfach einen anderen Jungen küsste. "Sprich noch einmal mit ihm und gib ihm die Chance, sich zu erklären, wenn er wieder zu Hause ist, Yami. Er hat zwar angedeutet, dass er sich nun keine Schuldgefühle mehr einreden wird, aber du und ich kennen Yugi gut genug, nicht wahr? Er wird sich trotz der schwierigen Situation auch weiterhin Vorwürfe machen" fuhr Herr Muto fort und schenkte dem Pharao ein aufmunterndes Lächeln. Yami nickte dem alten Mann leicht zu und stieg wieder die Stufen zum ersten Stock hinauf. Immer wieder hallten die Worte des Kleineren in seinem Kopf wieder und zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich, ob er Yugi wirklich wie sein Eigentum behandelte. Fühlte sich der Jüngere wirklich so unfair von ihm behandelt? Ja, er hatte Sachen geschrieben, die er nie hätte schreiben dürfen und seine Worte eben taten ihm auch schon wieder furchtbar leid. Warum hatte er ihm misstraut, obwohl er Yugi so gut kannte? Ihm zu zutrauen, mit Kaiba ins Bett zu steigen, obwohl er doch so schüchtern war und gerade vor solchen Berührungen Angst hatte, war keineswegs fair von ihm gewesen. Der Pharao musste Herr Muto zustimmen und wenn Yugi wieder zu Hause war, sofern er an diesem Abend noch zurückkehren würde, würde er ihm zuhören und sich bei ihm für all die miesen Worte, die er gesagt und geschrieben hatte, entschuldigen. Yugi lief derweil in einer verlassenen Gasse ziellos umher, um seine trübseligen Gedanken zu ordnen. In die Stadt konnte er unmöglich gehen, auch wenn er sich keineswegs zu verstecken brauchte. Sollten die Menschen doch denken, er wäre der neue Lover von Seto Kaiba, die Wahrheit glaubte ihm sowieso keine einzige Person auf dieser Welt. "Du hast gesagt, ich soll dich anrufen, aber du hast bestimmt noch im Büro zutun, oder, Seto?" fragte er sich gedanklich und bog in die nächste Gasse ein. Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, während er an die Worte des Braunhaarigen dachte. Kaiba würde ihn bei sich in der Villa wohnen lassen, zumindest für die nächsten Tage, bis sich die jetzige Lage ein wenig beruhigt hatte. Ob er dieses Angebot annehmen sollte? Yugi wusste es nicht und wieder einmal dachte er an den Pharao, welcher all seine Schritte völlig falsch auffasste. Eigentlich konnte er machen, was er wollte, er machte sowieso nur Fehler in den Augen des Älteren, also warum sollte er nicht einfach zu Kaiba gehen und bei ihm bleiben? "Hallo, mein süßer Yugi" wurde Yugi aus seine Gedanken gerissen und blieb auf der Stelle stehen, ehe er sich zu der ihm bekannten Stimme drehte und den Atem anhielt. Seine violetten Augen weiteten sich, während er unruhig schluckte und einige Schritte zurück trat. Im gleichen Moment spürte er sein Handy in seiner Hosentasche vibrieren und da er seine Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, drückte er blind auf den Hörer, um den Anruf entgegen zu nehmen. Wer auch immer nun etwas von ihm wollte, der Anrufer würde das Geschehen mitbekommen und er konnte eigentlich nur hoffen, dass der Anrufer nicht wieder auflegte, nur weil er sich nicht meldete. "Na? Mit mir hast du nicht gerechnet, was? Dabei habe ich dich doch in der gestrigen Nacht mit deinem Lover gesehen und beobachtet, wie du mit ihm getanzt hast. Sag, ist Seto Kaiba eine Granate im Bett? Mir war so, als habe ich solche Gerüchte gehört, aber du musst es doch besser wissen, nicht wahr, mein Kleiner?" kicherte die vor ihm stehende Person und nun erst bemerkte Yugi, dass sein Gegenüber nicht allein, sondern in Begleitung zweier Jungs war. "Selbst wenn ich es wüsste, Keito. Dich geht mein Verhältnis zu Seto überhaupt nichts an. Sag, bist du für dieses Video verantwortlich? Was bezweckst du und wage es dich nicht, mich zu bedrängen, sonst bekommst du Probleme. Ich denke, Seto war deutlich genug, oder?" entgegnete Yugi und trat weitere Schritte zurück. Er konnte nur hoffen, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten, aber der Schwarzhaarige und dessen Freunde wirkten nicht so, als würden sie diese Drohung ernst nehmen. "Mh... Ein Video? Ach, du meinst das Video, dass schon den ganzen Tag im Fernsehen zu sehen ist? Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich habe dieses Video nicht aufgenommen, obwohl ich zugeben muss, dass die Idee wirklich von mir hätte sein können. Das wäre auch eine süße Rache gewesen, weil ich wegen deinem Geliebten in Schwierigkeiten gekommen bin, aber... Keine Sorge, ich komme auf meine Kosten, mein Süßer". Wie bitte? Welche Kosten? Rache? Schluckend trat Yugi noch einige Schritte zurück, übersah bei seiner Furcht einen Stein und fiel rücklings zu Boden. "Jungs? Wollt ihr Spaß mit ihm haben? Ich glaube kaum, dass Kaiba ihm schon die Unschuld geraubt hat" grinste Keito und streckte seine Hand aus. Die zwei Typen gaben ihm Geld, nickten dem Schwarzhaarigen ebenso grinsend zu und kamen schließlich auf Yugi zu. Der Jüngere erstarrte vor Angst, konnte sich keinen einzigen Zentimeter rühren und versuchte sich auf sein Puzzle zu konzentrieren. Er musste irgendwie Yami kontaktieren, jedoch wurde seine Idee zunichte gemacht, da einer dieser Kerle ihm das Milleniumspuzzle abnahm. Nein, nicht sein Puzzle, dachte er sich und endlich gehorchten ihm seine Glieder wieder. "Halte gefälligst still, Kleiner. Dieses Ding sieht ja richtig wertvoll aus. Ob es aus purem Gold ist?" hörte er eine tiefe Stimme neben seinem Ohr, wurde auf die Beine gezogen und an die Hauswand gedrückt. "Nein... Lasst mich in Ruhe. Gebt mir mein Puzzle zurück und verschwindet" brüllte Yugi, keuchte jedoch im nächsten Moment und sank auf seine Knie, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Der Faustschlag in die Magengrube war zu hart gewesen, als das er sich von allein hätte wieder aufrichten können. "Netsuke, sollen wir ihm erst einmal zeigen, mit wem er es eigentlich zutun hat?" fragte der Kerl, dessen Gesicht er nicht erkennen konnte, weil er eine Kapuze trug. "Gute Idee, Akira. Wenn wir mit ihm fertig sind, wird er sowieso kein einziges Wort mehr sagen können" erwiderte eine etwas hellere Jungenstimme. Yugi wurde erneut auf die Beine gezogen, wurde von dem Kerl mit der Kapuze an die Wand gespresst, während der andere Typ immer wieder seine Fäuste sprechen ließ. Warum? Womit hatte er nur dieses Schicksal verdient? "Yami... Seto... Helft mir... Ich brauche eure Hilfe" dachte er sich insgeheim, brach in Tränen aus und keuchte immer wieder vor Schmerz. Sein weißes Shirt wurde ihm gewaltsam vom Leib gerissen, seine Hose geöffnet und wurde mit dem Gesicht an die Wand gepresst. Während Keito das Geschehen amüsiert beobachtete und darauf achtete, nicht von irgendwelchen Passanten gestört zu werden, zerbrach Yugi innerlich. Er wusste, was noch kommen würde und es war ein schreckliches Gefühl, sich nicht wehren zu können. Schreiend krallte er seine Finger in die Hauswand, kniff seine Augen zusammen und hörte nur das Gelächter der beiden Jungen hinter sich, welche offensichtlich auch noch Spaß zu haben schienen. "Gute Arbeit, Jungs. Gebt mir die andere Hälfte unserer Abmachung. Ihr durftet schließlich euren Spaß haben" grinste Keito und nahm das Geld entgegen. Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen, die Schreie des kleinen Yugi verstummt und dessen Körper in den Augen der Peiniger unbrauchbar geworden. "War uns ein Vergnügen, Keito. Warum wolltest du ihn nicht für dich allein? In seiner Verfassung hätte er sich doch sowieso nicht gewehrt" entgegnete Akira und blickte zu Yugi hinab, welcher sich kaum noch rührte und eigentlich nur noch verbittert weinte, während er seine Beine mit den Armen umschlungen hielt. "Ich wollte Yugi demütigen und ich will Kaiba leiden sehen, aber wenn er checkt, dass ich euch dazu ermutigt habe, wird er mich in der Luft zerreißen und...". Keito blickte die Gasse hinunter, hörte quietschende Reifen und blickte seine Kollegen an. "Verdammt, hauen wir ab" murrte Keito und lief überhastet in eine Seitengasse, dicht von den beiden Jungen gefolgt, welche bei der Hast das Milleniumspuzzle zurück gelassen hatten. Kraftlos streckte Yugi seine Hand aus, ergriff die schwere Eisenkette und zog das Puzzle an seine Brust. Noch immer verbittert weinend, horchte er in die Stille hinein und nun hörte auch er die schnellen Schritte, die überhastet erfolgen mussten. Die Schritte wurden immer lauter, ehe eine große Gestalt vor Yugi in die Hocke ging und prüfend seinen Körper musterte. Warmer Stoff, fühlte sich wie ein Mantel an, wurde über seinen geschundenen Körper gelegt, wurde auf die Arme gehoben und nun erst öffnete Yugi wieder seine Augen, um in das Gesicht der Person zu sehen, welche ihm offensichtlich zur Hilfe gekommen war. "Seto..." formte er mit seinen Lippen, lehnte seinen Kopf an dessen Brust und ließ seine Augen erneut sinken. Er war selbst zu schwach, um einen Namen aussprechen zu können und zudem fühlte er, wie die Dunkelheit ihn in die Bewusstlosigkeit zog. Schließlich sackte sein Kopf zur Seite und gab sich der Dunkelheit hin, welche ihre Arme um ihm legte. "Hey... Yugi, mach deine Augen auf... Ich bitte dich, sieh mich an" rief Seto und rüttelte den Kleinen in seinen Armen einige Male, ehe er seine Hand erhob und den Puls überprüfte. "Seto, was ist denn...". "Komm nicht näher, Mokuba. Bleib stehen und sieh nicht her" brüllte Seto und drückte den kleinen Körper fest an sich. Er war zu spät gekommen. Obwohl er das Geschehen hatte verfolgen können und gleich das Handy des Jüngeren geortet hatte, war er zu spät gekommen. "Bastard..." knurrte Kaiba und presste sein Gesicht in die Halsbeuge des Kleinen. "Ich schwöre es dir, er wird dafür bluten, Yugi. Dieser Bastard wird bluten" nuschelte er Yugi ins Ohr, ehe er sich erhob und ohne seinen kleinen Bruder zu beachten zur Limousine lief. Er würde Rache nehmen, auf seine Art und Weise. Ja, er würde sich an Keito und dessen Freunde rächen, doch bevor er diesbezüglich irgendwelche Schritte einleiten konnte, musste er den Kleinen ins Krankenhaus bringen. Mehr konnte selbst er, war er doch Seto Kaiba und konnte mit Geld alle Probleme lösen, nicht tun. Kapitel 16: Panische Handlung ----------------------------- "Seto? Seto, hörst du mich?". Der Braunhaarige schreckte aus seine Gedanken, welche sich einzig und allein um Yugi drehten und hob seinen Kopf, um Mokuba ansehen zu können. "Ich habe dir einen starken Kaffee geholt" wiederholte Mokuba und reichte seinem großen Bruder einen Becher. Den ganzen Tag über war Seto im Büro gewesen, hatte mit ihren Anwälten telefoniert und hatte herausfinden wollen, wer für dieses Video verantwortlich war. Schließlich hatte er mit sämtlichen Sendern gesprochen und ihnen gedroht, sollten sie noch einmal dieses Video ausstrahlen, würde Seto es zur Anklage kommen lassen. Aus diesem Grund hatte Seto den Jungen mit der Igelfrisur angerufen, um ihm von den Neuigkeiten zu erzählen, doch zu einem Gespräch war es nicht gekommen. Nein, stattdessen war sein großer Bruder in Panik geraten, hatte nur kurz das GPRS-System auf dem Computer aufgerufen und war schließlich samt Autoschlüssel überhastet aus dem Büro gestürmt, immer noch das Handy an sein Ohr haltend. "Vielen Dank, Mokuba" erwiderte der Ältere und trank einen ordentlichen Schluck des heißen Kaffee. Wie lange musste er wohl noch auf dem zuständigen Arzt warten? Er wollte endlich wissen, wie schwer Yugi verletzt worden war und vor allem wollte er zu ihm. Zugegeben, er hatte sich schon einige Male in seinem Leben zu Tode erschrocken, meistens, wenn sein kleiner Bruder in Gefahr gewesen war, aber vor einer halben Stunde, als er Yugi vollkommen entblößt und zitternd in dieser Gasse gefunden hatte, wäre ihm beinahe das Herz stehen geblieben. Noch nie hatte er sich je so hilflos gefühlt und zudem machte er sich Vorwürfe, denn wenn er Yugi direkt mit zur Firma genommen hätte, wäre ihm garantiert nichts passiert. "Brauchst du ein Taschentuch, großer Bruder?" murmelte Mokuba und strich dem Braunhaarigen einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Seto hatte noch nie vor seinen Augen geweint, spielte er doch immer den Starken und zeigte kaum Gefühle, aber die derzeitige Situation ging ihm wohl sehr an die Nieren. Er konnte seinen großen Bruder sogar verstehen, schließlich hatte Seto die ganze Zeit via Handy das Geschehen verfolgen können. "Nein, ich... Ich..." stotterte Seto vor sich her, stellte den Kaffeebecher neben sich auf der Bank ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mokuba konnte im Augenblick nichts tun, außer schweigsam neben seinen Bruder zu sitzen und ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln. Hastige Schritte hallten im Gang wieder, weswegen Mokuba seinen Kopf drehte und Yami und dessen Großvater erblickte, welche er gleich nach der Ankunft im Krankenhaus telefonisch informiert hatte. Den Grund, warum Yugi ins Krankenhaus gebracht worden war, hatte er jedoch verschwiegen, denn Seto hatte gemeint, er wolle diese Aufgabe selbst übernehmen. Außer Atem blieben Herr Muto und Yami vor ihnen stehen, ehe der Ladenbesitzer besorgt das Wort ergriff. "Was ist mit meinem Enkel? Geht es ihm gut?". Seto wischte sich über die Augen, erhob sich von der Bank und wollte gerade die schreckliche Nachricht überbringen, doch als er Yami neben Herr Muto erblickte, keimte unbändige Wut in ihm auf. Mit schnellen Schritten war er bei Yami, ergriff dessen Kragen und beförderte den Jungen mit der Igelfrisur mit Gewalt gegen die weiße Wand neben der Tür. "Seto, was..." warf Mokuba erschrocken ein, wollte sich schon von der Bank erheben, um seinen großen Bruder zu beruhigen, doch der Ladenbesitzer hielt ihn zurück, denn Seto schien vor lauter Wut zu kochen. Die blauen Augen hatten sich nur kurz von Yami abgewendet, fixierten den Pharao nun aber wieder und wirkten mit jeder weiteren Sekunde bedrohlicher, ehe Yami erschrocken keuchte und nur noch auf den Beinen stehen konnte, weil Seto noch immer seinen Kragen mit dessen Hand umfasst hielt. Wieso war ihm das Knie in die Magengrube gerammt worden? Was hatte er denn schon wieder verbrochen? "Wie fühlt sich dieser Schmerz an? Das war nichts im Vergleich zu dem, was Yugi durchmachen musste" knurrte Seto und trat dem Jungen erneut in die Magengrube, welcher abermals vor Schmerz keuchte. "Nicht Yugi hat dieses Leid verdient, sondern du. Dir würde ich sogar die Pest an den Hals wünschen, du elender Bastard" brüllte Kaiba und dieses Mal benutzte er seine geballte Faust und traf das Gesicht des Pharao. Deutlich konnte Yami die Verzweifelung aus der Stimme des Braunhaarigen hören, aber noch immer fragte er sich insgeheim, wieso er eigentlich verprügelt wurde. "Ich höre immer noch seine Schreie, diese hilflosen Laute und das Gelächter dieser Typen in meinem Kopf. Ich... Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle. Du hast gar keine Ahnung, wie es gerade in mir aussieht" fuhr Seto lautstark fort, doch bevor er Yami erneut hätte schlagen können, wurde sein Handgelenk von Herr Muto umfasst, welcher diese Gewalt nicht länger dulden konnte. Schließlich war Yami auch irgendwie sein Enkel und für ihn musste er sich als Großvater einsetzen. "Beruhige dich, Seto. Wir befinden uns immer noch in einem Krankenhaus" versuchte der Ladenbesitzer die derzeitige Situation zu schlichten und auch wenn die gebrüllten Worte den alten Mann beunruhigten, so musste er doch einen kühlen Kopf bewahren. Seto atmete einige Male tief durch, denn er musste Herr Muto zustimmen und sich wieder beruhigen, auch wenn er Yami liebend gern in eines der Krankenhausbetten geprügelt hätte. Seiner Meinung nach trug Yami die meiste Schuld, denn sicherlich war Yugi wegen ihm nicht zu Hause geblieben. "Ich muss Ihnen... Setzen Sie sich auf die Bank, dann erkläre ich Ihnen, was mit Ihrem Enkel ist" murmelte Seto und ließ Yami einfach auf dem Boden sitzen, auf welchen er gesunken war. Bevor sich der Ladenbesitzer jedoch auf die Bank setzte, half er dem Pharao auf die Beine und überprüfte dessen Nase, die ein wenig angeschwollen wirkte, wurde jedoch auch von Yami stumm gebeten, sich zu setzen, weil er selbst wissen wollte, weswegen Kaiba ihn derart vermöbelt hatte. Überlegend, wie Seto nun Herr Muto die schlechte Nachricht schonend mitteilen sollte, setzte sich der Leiter der Kaiba Corporation zu dem älteren Mann auf die Bank und faltete seine Hände ineinander. Leise begann er zu erzählen, dass er Yugi vor etwa einer Stunde angerufen habe und schließlich dessen Lage Live via Handy hatte mit anhören müssen. Das ihm dabei erneut vereinzelte Tränen in die Augen stiegen, konnte er nicht verhindern, denn nach wie vor machte er sich große Sorgen um Yugi. Zudem sah er noch immer dieses Bild vor seinem inneren Auge. Yugi in den zerrissenen Klamotten, zitternd und weinend vor Angst und mit den Nerven völlig am Ende. "Ist das wirklich wahr?" fragte der Ladenbesitzer schockiert, konnte und wollte er einfach nicht glauben, was seinem Enkel angetan worden war und obwohl der Leiter der Kaiba Corporation neben ihm saß und sich immer wieder vereinzelte Tränen aus dem Gesicht wischte, hoffte Herr Muto inständig, dass es sich nur um einen schlechten Traum handelte. Der Braunhaarige nickte ihm jedoch bestätigend zu, versuchte sein aufgewühltes Gemüt endlich wieder zu beruhigen und blickte auf die rote Lampe über der Tür. Diese Warterei machte ihn noch verrückt und wenn er nicht in den nächsten Minuten erfuhr, wie es Yugi ging, würde er einfach das Behandlungszimmer betreten, nur um endlich den Jüngeren zu sehen. Yami, welcher ebenso schweigend zugehört hatte, konnte und wollte ebenfalls nicht glauben, was Kaiba eben erzählt hatte. Nein, Yugi war bestimmt nicht vergewaltigt worden, oder? Verdammt, er konnte und wollte es nicht glauben, aber wenn er daran dachte, wie sehr der Leiter der Kaiba Corporation eben noch vor lauter Wut und Verzweifelung auf ihn eingeprügelt hatte, schwanden seine Zweifel. Kaiba gab ihm die alleinige Schuld und Yami musste ihm sogar insgeheim zustimmen. Wenn er Yugi doch nur zugehört hätte, wäre der Kleinere niemals aus dem Haus gegangen und ihm wäre dieses grausame Schicksal erspart geblieben. "Ich..." begann er leise und nun konnte auch er nicht länger seine Tränen unterdrücken, denn er machte sich unendlich viele Vorwürfe, weil er Yugi hätte aufhalten müssen. Ja, er hätte ihm hinterher laufen sollen, doch stattdessen war er hoch ins Zimmer gegangen und hatte sich auf das kommende Gespräch, hatte er doch die Wahrheit erfahren, vorbereiten sollen. Lautes Gepolter und der Aufschrei einer Frau ließ Seto aufhorchen, ehe er erschrocken von der Bank sprang und zur Schwester eilte, welche soeben aus dem Behandlungszimmer gekommen war und sich ihre linke Hand mit einem Tuch umwickelte. "Der junge Herr Muto hat das Bewusstsein erlangt und ist in Panik ausgebrochen. Ich wollte ihm ein Beruhignungsmittel verabreichen, aber er hat es irgendwie geschafft, ein Skalpell in die Finger zu bekommen und hat mich an der Hand verletzt. Bitte, helfen Sie dem Arzt. Der junge Herr Muto bedroht ihn noch immer mit dem Skalpell" erklärte die aufgelöste Frau und deutete auf die zugefallene Tür. Seto nickte ihr zaghaft zu, warf nur einen kurzen Blick zu seinem kleinen Bruder, welcher neben ihm getreten war und wies ihn an, sich weiterhin um Herr Muto zu kümmern, denn natürlich saß dessen Schock noch immer tief. Um Yami machte er sich weniger Sorgen, denn für ihn zählte im Moment nur die Sicherheit des Kleinen, welcher sich offensichtlich bedroht fühlte. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend öffnete er die Tür und trat leise ein. Seine blauen Augen schweiften über den Boden, denn nun konnte er erst die Panik des Jüngeren erkennen und betrachtete vereinzelte Spritzen, die auf dem Boden lagen und hörte deutlich die Scherben unter seinen Schuhen. Neben dem Arzt blieb er stehen, legte vorsichtig seine Hand auf dessen Schulter und deutete ihm an, zur Seite zu treten. Yugi hatte er bereits neben einen weißen Schrank in der hintersten Ecke entdeckt, weinend und zitternd das Skalpell noch immer in der Hand haltend. Hoffentlich konnte er zu ihm durchdringen und ihm irgendwie versichern, dass der Kleine in Sicherheit war und er keine Angst vor dieser Untersuchung zu haben brauchte. Vorsichtig ging er in die Hocke, betrachtete Yugi auch weiterhin stumm und besah sich die noch immer zitternde Gestalt. Yugi trug ein weißes Engelsgewandt, weil dessen Shirt nur noch aus Fetzen bestanden hatte und zudem konnte er nun seinen weißen Mantel erkennen, welchen der Kleine wohl in seiner Hast um den Körper geschlungen zu haben schien. Oh ja, er hatte furchtbare Angst und musste unbedingt begreifen, dass der Arzt, denn Yugi hatte Seto noch immer nicht in dessen Panik bemerkt, ihm nichts antun würde. "Yugi..." murmelte er leise und endlich richteten sich die violetten Augen auf ihn. Erst wirkten die Augen des Kleinen noch verängstigt, verwirrt und unsicher, doch im nächsten Moment fiel das Arztwerkzeug zu Boden und Seto fiel rücklings zu Boden. Diese stürmische Umarmung hatte er nun nicht erwartet, aber es beruhigte ihn ungemein, dass Yugi keine Angst vor ihm verspürte, sondern bei ihm Schutz und Sicherheit suchte. Vorsichtig strich er mit seinen Händen über den Rücken des Jüngeren, drückte den noch immer leicht bebenden Körper an seine Brust und murmelte beruhigende Worte in das Ohr des Kleinen. "Ich bin bei dir, Yugi. Der Arzt will dich nur untersuchen, verstehst du das? Du musst dich nicht fürchten und sollte er dir doch weh tun, werde ich dafür sorgen, dass er seine Arztlizenz verliert" hauchte er ihm ins Ohr, während sich Yugi nur noch mehr an seinen Oberkörper klammerte. "Beruhige dich, Kleiner. Ich passe auf dich auf" fuhr er fort und blickte dem Jüngeren lange in die Augen, während er dessen Wangen mit seinen Fingerkuppen liebkoste. "Vertrau mir... Ich weiß, dir wurde etwas Schreckliches angetan und ich... Ich gebe mir die Schuld, weil ich... Ich war nicht da, als du meine... Als du meine Hilfe brauchtest und...". Je mehr Seto sagte, desto mehr Tränen stiegen ihm in die Augen, denn erneut hörte er die Schreie und die gequälten Laute in seinen Gedanken. Yugi löste sich ein wenig von Seto und schüttelte seinen Kopf kaum merklich. Behutsam wischte er dem Braunhaarigen die Tränen von den Wangen, sah ihm weiterhin in die blauen Augen und schüttelte erneut seinen Kopf. "Du trägst doch keine Schuld, Seto" hätte Yugi am liebsten gesagt, aber er brachte einfach kein einziges Wort über seine Lippen, weswegen er nur immer wieder erneut seinen Kopf schütteln konnte und inständig hoffte, dass Kaiba ihn auch ohne Worte verstehen würde. "Yugi..." murmelte Seto und allmählich schien er sich wieder zu beruhigen. Der Jüngere legte ein zaghaftes Lächeln auf, trotz der Unterleibschmerzen, die er noch immer verspürte und wischte Seto die letzten Tränen von den Wangen. "Ich... Komm, du musst noch behandelt werden" fuhr Seto mit brüchiger Stimme fort und zog den Kleinen auf die Beine, hob ihn vorsichtig hoch und legte ihn auf die Liege. "Ich warte im Gang und..." wollte Seto erklären, doch die Arme des Kleinen schlangen sich um seinen Nacken und hinderten ihn daran, sich wieder aufrichten zu können. Wollte Yugi etwa, dass er dieser Behandlung beiwohnte? Hatte er wirklich solche Angst? Vor dem Arzt, welcher doch nur helfen wollte? "Ganz ruhig, Kleiner. Ich bleibe, wenn es dich beruhigt" murmelte er beschwichtigend und setzte sich auf den Rand der Liege, während er die Hand des Jüngeren ergriff und ihm auch weiterhin in die Augen blickte. Yugi machte ein erleichtertes Gesicht und spreizte nur widerwillig seine Beine, aber er wusste, der Arzt musste die Behandlung fortsetzen, auch wenn er sich unsagbar vor den unangenehmen Berührungen fürchtete. Zischend und die Zähne aufeinander beißend, verspürte er doch diese unsagbaren Schmerzen bei der Reinung in seinem Intimbereich, drückte er die Hand des Älteren, welcher ihm immer wieder beruhigend über den Kopf streichelte und den Arzt bei der Untersuchung im Auge behielt. "Warum spricht er nicht?" wollte Seto in Erfahrung bringen und streichelte dem Jüngeren erneut über den Kopf. Yugi hatte es zwar versucht, hatte auch immer wieder den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, aber er schien einfach kein Wort über die Lippen bringen zu können. War der Kleine wirklich so traumatisiert? Konnte er wegen dieser schrecklichen Sache nicht mehr mit seiner Familie und seinen Freunden sprechen? "Die meisten Personen, die Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sind, sprechen in den ersten Tagen kein einziges Wort. Der junge Herr Muto muss dieses Erlebnis erst verarbeiten, also geben Sie ihm die nötige Zeit, damit er sich erholen kann. Zeigen Sie ihm, dass Sie für ihn da sind und bringen Sie ein bisschen Geduld auf" entgegnete der Arzt sachlich und legte die Reinigungsutensilien zur Seite, lief zu den zahlreichen Schränken und holte eine kleine Tube hervor. "Nicht erschrecken, junger Mann. Ich werde diese Salbe auftragen, damit die Schmerzen nachlassen und die Wunden heilen können" erklärte der bärtige Mann und verteilte die Salbe auf seinen Einweghandschuhen, welche er bei jeder Behandlung seiner Patienten trug. Yugi schluckte kaum merklich, schüttelte seinen Kopf und setzte sich trotz der starken Schmerzen im Unterleib auf, nur um sich erneut an Seto zu klammern. Er wollte nicht länger befummelt werden, zumindest nicht von einem alten Mann, den er überhaupt nicht kannte. Um Hilfe flehend sah er zu Kaiba auf, schüttelte erneut seinen Kopf und versuchte dem Braunhaarigen mit seinen Gesten verständlich zu machen, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. Konnte Seto nicht diese Aufgabe übernehmen? Sicher, vor ihm schämte er sich ebenso sehr, aber er vertraute dem Leiter der Kaiba Corporation. Ja, Seto würde sicherlich vorsichtig sein und ihm keineswegs noch stärkere Schmerzen zufügen. "Ich verstehe deine Bitte, aber bist du dir wirklich sicher, Yugi? Ich bin kein Arzt und... Ich will dich nicht verletzen, nur weil ich keine Ahnung habe" seufzte Seto leise, denn natürlich hatte er die stumme Bitte des Kleinen verstanden. Zwar konnte er nur erahnen, warum Yugi von ihm behandelt werden wollte, aber nach wie vor war sich Kaiba unsicher, ob er dieser Bitte nachkommen sollte. Was würde denn geschehen, wenn er den Jüngeren nur noch mehr verletzte? Die violetten Augen sahen jedoch auch weiterhin flehend zu ihm auf, weswegen Seto leicht nickte und einen prüfenden Blick zum Arzt warf, welcher offensichtlich auch einverstanden zu sein schien. Erneut seufzte der Braunhaarige, fuhr noch einmal mit seiner Hand durch das weiche Haar des Jüngeren und nickte ihm schließlich zu. Sich die Hände waschend und sich Einweghandschuhe anziehend lauschte er den Worten des Arztes, welcher ihm die Salbe auf den Handflächen auftrug und ihm genaue Anweisungen gab. "Bist du dir immer noch sicher? Du hast seine Worte gehört, denn ich muss mit meinem Zeigefinger in dich eindringen, um auch dort die Salbe zu verteilen" erwähnte Seto leise und blickte dem Jungen mit der Igelfrisur noch einmal prüfend in die Augen. Hegte der Kleine wirklich so großes Vertrauen zu ihm oder wollte er einfach nur nicht von einen ihm fremden Mann berührt werden? Seto wusste es nicht und weil Yugi ihm leicht zunickte, ihm somit die Bestätigung gab, dass er von ihm behandelt werden wollte, spreizte er ein wenig die Beine des Kleinen und begann vorsichtig und behutsam die Salbe zu verteilen. Yugi errötete leicht, drehte seinen Kopf auf die Seite und kniff seine Augen fest zusammen. Die Salbe brannte wie Feuer in seinen Wunden, aber dennoch war er irgendwie erleichtert, dass Seto ihn berührte, statt dieser Arzt. Natürlich war es ihm unangenehm, denn nicht einmal Yami hatte ihn im Intimbereich berühren dürfen, ohne das er in Panik geraten war, aber er musste diese Prozedur über sich ergehen lassen. Ein stummer Schrei verließ seine Lippen und am liebsten hätte er den Älteren aufgefordert, diesen störenden Finger aus ihm zu ziehen, aber der anfängliche Schmerz legte sich mit jeder weiteren Sekunde, weil Seto ihm die nötige Zeit gab, damit er sich an dieses ungewohnte Gefühl gewöhnen konnte. "Entspann dich und atme durch, Kleiner. Das ist sehr wichtig" erklärte Seto leise und beugte sich zu Yugi hinab, um ihm mit der freien Hand beruhigend über die Wange zu streicheln. "Sieh mir einfach in die Augen und stell dir ein Duell mit mir vor" fuhr der Braunhaarige fort und bewegte vorsichtig seinen Finger in Yugi, um die Salbe gründlich verteilen zu können. "Ich bin beeindruckt, dass du so tapfer bist" hauchte Seto und endlich sahen die violetten Augen wieder zu ihm auf, während Yugi seine rechte Hand erhob und seine Finger durch das braune Haar gleiten ließ. Ja, die Worte des Älteren beruhigten ihn auf eine gewisse Art und Weise und obwohl er sich natürlich immer noch schämte, weil Seto seine unteren Regionen hatte sehen dürfen, fühlte er sich in seine Nähe behütet und beschützt. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf den Lippen des Älteren, drang noch ein Stück tiefer in Yugi ein und erforschte die Enge nach weiteren Verletzungen. Dabei achtete er auf die Miene des Kleinen, welche sich hin und wieder schmerzlich verzog, aber Seto war wirklich sehr stolz auf den Jüngeren und hatte großen Respekt vor dessen Tapferkeit. Er selbst würde wohl nicht so ruhig liegen bleiben können, zumindest nicht nach einem Gewaltverbrechen, aber erneut wurde ihm bewiesen, wie sehr Yugi ihm vertraute. Dieses Vertrauen wollte er keineswegs missbrauchen. Im nächsten Moment entfernte er seinen Zeigefinger, verweilte noch einen kurzen Moment in seiner jetzigen Position und streichelte Yugi liebevoll über den Kopf. "War es sehr schlimm?" fragte er nahe an dem Ohr des Kleinen und erntete ein leichtes Kopfschütteln. Gut, er hatte Yugi nicht verletzt, hatte ihm ein bisschen helfen können und nun sollte er sich noch einmal mit dem Arzt unterhalten. Sich aufrichtend und die Einweghandschuhe ausziehend seufzte Seto angespannt und dennoch ein wenig erleichtert. "Muss Yugi im Krankenhaus bleiben?" fragte er schließlich den Arzt und setzte sich wieder zu Yugi auf die Liege, welcher den Kopf auf seinen Schoß bettete. Wie niedlich, musste er sich insgeheim eingestehen, doch im Augenblick brauchte Yugi seine Wärme und Halt, weswegen er seine rechte Hand beruhigend auf dessen Kopf legte und immer wieder durch das weiche Haar streichelte. Er würde bei ihm bleiben, zumindest so lange, bis Yugi seine Hilfe nicht mehr brauchte, diesen Entschluss hatte er schon bei der Warterei gefasst. "Nun ja... Ich würde ihn gern für eine Nacht im Krankenhaus behalten. Nur zur Beobachtung" entgegnete der Arzt, wobei der Jüngere nun auf den Schoß des Braunhaarigen kletterte und verneinend den Kopf schüttelte, weil er offensichtlich nicht im Krankenhaus bleiben wollte. "Beruhigen Sie sich, Herr Muto. Ihr Freund darf bei Ihnen bleiben, wenn es Sie beruhigt" beschwichtigte der Bärtige und schrieb einige Zeilen in die Krankenakte, ehe er auch ein Rezept ausstellte. Eine heilende Salbe, die der junge Herr Muto täglich auf die Wunden auftragen sollte. Yugi blickte derweil zu Seto auf, wollte er keineswegs allein im Krankenhaus bleiben und machte mit seinem Gesichtsausdruck sehr wohl verständlich, dass der Braunhaarige nicht gehen durfte. "Keine Sorge, ich werde dich nicht alleine lassen. Du hast mein Wort" murmelte Seto, denn er wäre sowieso geblieben, ob nun mit oder ohne Erlaubnis. Nach dieser Geschichte konnte er nicht einfach nach Hause fahren und so tun, als wäre nichts passiert. Nein, er wollte für Yugi da sein, um zumindest einen Teil seiner Schuld zu begleichen, auch wenn der Kleine zuvor gemeint hatte, er müsse sich keine Vorwürfe machen. Jedoch war das nicht so einfach, wie es sich der Jüngere vorstellte. Der Leiter der Kaiba Corporation fürchtete sich ebenfalls davor, allein in seinem Zimmer zu sein, würde er doch sicherlich kein Auge zu bekommen und sicherlich würde er auch wieder die hilflosen Schreie des Kleinen hören. "Es freut mich, dass Sie Ihrem Liebsten zur Seite stehen werden. Sie sind ihm sicherlich eine große Hilfe und Stütze. Hier, diese Salbe sollten Sie aus der Apotheke holen, wenn der junge Herr Muto wieder Daheim ist" lächelte der Arzt und reichte dem Braunhaarigen das Rezept, welcher den rosafarbigen Beleg schmunzelnd entgegen nahm. Eigentlich hätte ihm die Behauptung des Arztes ungemein stören müssen, denn Yugi war nicht sein Liebster, aber er wollte jetzt auch keinen Aufstand machen. Nein, Yugi brauchte Ruhe und wenn ganz Domino sowieso glaubte, er sei mit dem Kleinen liiert, sollten die Bewohner doch in diesem Glauben bleiben. Seto wusste es schließlich besser, ebenso Yugi, welcher trotz der schwierigen Situation errötete und das Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Noch immer auf dem Gang saßen Mokuba, Yami und dessen Großvater und warteten auf die Ergebnisse des zuständigen Arztes. Die junge Schwester hatte ihnen nicht sehr viel erzählen können, nur das Yugi im Moment kein einziges Wort über die Lippen brachte und aus Panik zum Skalpell gegriffen hatte. "Ob Seto Yugi beruhigen konnte? Es ist so still geworden und ich mache mir allmählich Sorgen" murmelte Mokuba und spielte nervös mit seinen Fingern, während seine Füße unruhig hin und her baumelten. Sein großer Bruder war zwar eine starke Persönlichkeit, aber wenn er an dessen verzweifelten Wutausbruch dachte und wie Seto zuvor geweint hatte, war er sich nicht sicher, ob in dem Behandlungszimmer so weit alles in Ordnung war. "Yugi wurde meinetwegen vergewaltigt, nicht wahr? Deswegen ist Kaiba auch so ausgerastet und hat mich verprügelt. Ich... Ich habe das nicht gewollt" wisperte Yami und faltete seine Hände ineinander, ehe er die Hand des Ladenbesitzers auf seiner Schulter ruhen spürte. "Nein, weder du, noch Seto müssen sich irgendwelche Vorwürfe machen. Du hast doch seine Worte gehört, Yami. Seto musste übers Handy mit anhören, wie Yugi gequält wurde und ich denke, dass er aus diesem Grund einen Schuldigen gesucht hat. Du musst begreifen, dass er sich in einer verzweifelten Situation befindet und das er selbst einen Schock erlitten hat" erklärte Herr Muto und auch Mokuba nickte dieser Behauptung zu. Ja, diese Handlung würde seinem großen Bruder wirklich ähnlich sehen. "Aber... Yugi hätte... Er hätte mich rufen können und... Er wollte mich bestimmt nicht mehr sehen, weil ich... Ich habe unsere Freundschaft kaputt gemacht. Wenn ich ihm zugehört hätte und nicht so eifersüchtig gewesen wäre, dann...". "Yami, wenn wir jedes Mal vorhersehen könnten, ob unsere Freunde oder Verwandten in Gefahr schweben, würden wir in einer Welt ohne Gewalt leben. Yugi ist nicht der Typ Mensch, der bei jeder Kleinigkeit eine wertvolle Freundschaft kündigt und er wollte bestimmt, dass du ihm hilfst, aber vielleicht war es ihm nicht möglich, dich mit dem Handy zu erreichen. Wir können vom Glück reden, dass Seto ihn erreichen konnte, sonst würde Yugi wohl noch immer in dieser Gasse liegen" unterbrach Herr Muto den aufgelösten Jungen neben sich und zog Yami in seine Arme. Wenigstens der alte Mann musste einen kühlen Kopf bewahren, wenn sich schon Seto und Yami solche Vorwürfe machten, auch wenn er sich natürlich ebenso große Sorgen um seinen Enkel machte. Die Tür zum Behandlungszimmer wurde geöffnet, ehe Seto mit Yugi auf den Armen auf dem Gang trat. "Seto, alles in Ordnung mit dir?" rief Mokuba und sprang von der Bank, um zu seinen großen Bruder zu laufen. "Es geht schon, Mokuba. Würdest du an meiner Stelle zur Apotheke gehen und dieses Rezept dort abgeben? Ich bleibe über Nacht bei Yugi und werde erst morgen gegen Mittag nach Hause kommen" erklärte der Braunhaarige und reichte seinem kleinen Bruder das Rezept, welcher ihm zunickte. Im nächsten Moment ließ Seto den Kleinen von seinen Armen, hielt ihn aber dennoch stützend an der Schulter fest und beobachtete das Geschehen aus dem Hintergrund. Was Yugi nun machen wollte, war nicht seine Angelegenheit, auch wenn er natürlich noch immer eine gewisse Wut auf Yami verspürte. Yugi hatte sofort seinen Großvater bemerkt, welcher im Moment Yami tröstete und er konnte sich vorstellen, was in dem Kopf des Pharao vorgehen musste. Ja, bestimmt machte er sich Vorwürfe, genauso wie Seto zuvor auch, obwohl derartige Vorwürfe völlig unbegründet in seinen Augen waren. Schritt für Schritt trat er auf seinen Großvater zu, kniff immer wieder die Augen vor Schmerz zusammen und atmete tief durch. Schließlich blieb er vor Yami stehen, zog sich doch sein Herz bei den gequälten Lauten des Pharao zusammen und obwohl er immer noch ein wenig sauer auf Yami war, wollte er ihm zeigen, dass er sich keine Vorwürfe machen musste. "Yami..." dachte sich Yugi und berührte leicht die Schulter des Pharao mit seiner Hand, wurde nun aus verweinten Augen angesehen, ehe sein bester Freund seine Hand ergriff. "Wie du siehst, Yami, Yugi macht dich für nichts verantwortlich" murmelte der Ladenbesitzer und um diese Aussage zu bestätigen nickte Yugi bejahend. Vorsichtig legte er seine Hände um das Gesicht des noch immer aufgelösten Pharao und zog ihn an seine Brust, fuhr mit seinen Händen über dessen Rücken und versuchte ihn zu beruhigen. Yami schluchzte auch weiterhin, klammerte sich an den kleinen Körper fest und entschuldigte sich immer wieder leise. Auch wenn Yugi der Meinung war, dass er sich keine Vorwürfe machen musste, Yami musste sich einfach für sein Verhalten entschuldigen. Er hatte dem Jüngeren soviel Unrecht getan, hatte ihm nicht zugehört und war nicht bei ihm gewesen, als Yugi seine Hilfe benötigt hatte. All das sagte er immer wieder leise in das Ohr des Kleineren, welcher immer wieder nur seinen Kopf schüttelte und dem Pharao auch weiterhin liebevoll über den Rücken streichelte. Mehr konnte Yugi im Moment nicht tun, auch wenn er gern einige Worte ausgesprochen hätte, aber er konnte es im Augenblick einfach nicht. Kapitel 17: Die etwas andere Art einer Aussprache ------------------------------------------------- Seit fünf Minuten saß Yami nun schon auf dem Stuhl neben dem Bett und sah mit gemischten Gefühlen zu Yugi, welcher schweigend zur weißen Zimmerdecke aufblickte und in seinen Gedanken versunken zu sein schien. "Ihr habt euch also nur geküsst, weil du wissen wolltest, ob du schwul bist? Wenn ich das doch bloß früher gewusst hätte, dann... Yugi, verzeih mir" murmelte Yami, denn er hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und wollte zumindest dieses Missverständnis aus der Welt schaffen. Wie sehr er sich im Moment wünschte, Yugi würde mit ihm reden, aber Kaiba hatte gemeint, der Jüngere bräuchte seine Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Daraufhin hatten Großvater, Kaiba und dessen kleiner Bruder das Krankenzimmer verlassen, damit er in Ruhe mit Yugi reden konnte. Yugi drehte seinen Kopf, streckte seine Hand aus und begann mit seinem Zeigefinger vereinzelte Buchstaben auf die Handfläche des Pharao zu zeichnen. Irgendwie musste er sich schließlich verständigen, wenn er schon kein einziges Wort über die Lippen brachte. "Schon in Ordnung. Seto und ich wollten es dir sagen, aber die Sache mit dem Foto in der Zeitung kam uns zuvor. In ganz Domino bin ich jetzt der neue Lover von Seto Kaiba, obwohl die Wahrheit anders aussieht" schrieb er langsam, ehe der Ältere samt Stuhl etwas näher rutschte, damit sich Yugi nicht so strecken musste. "Ich hätte dir trotzdem zuhören müssen, Yugi. Ich war so selbstsüchtig und... Ja, ich gebe es zu, ich dachte, du gehörst nur mir allein, aber... Ich finde einfach nicht die richtigen Worte, um meine Gefühle zu beschreiben" entgegnete Yami und fuhr mit seiner Hand leicht durch das Haar seines besten Freundes. War Yugi überhaupt noch sein bester Freund? Er hatte sich in den vergangenen Stunden wie ein bekloppter Idiot aufgeführt, obwohl er doch nur hätte zuhören müssen. "Ich habe unsere Freundschaft mit meinem dämlichen Verhalten kaputt gemacht. Yugi, ich... Ich... Bitte, ich werde alles tun, damit du mir vergibst" fuhr Yami fort und erneute Tränen suchten ihren Weg über seine Wangen. Der Jüngere setzte sich langsam auf, biss seine Zähne aufeinander und versuchte sich an die sitzende Position zu gewöhnen. Noch immer plagten ihn höllische Schmerzen, vor allem im Unterleib verspürte er ein drückendes Gefühl, aber der Arzt hatte ihm versichert, dass sich diese Schmerzen in den kommenden Tagen legen würden. Wichtiger war im Moment der Pharao in seinen Augen und nun musste er endlich diese Frage stellen, die ihm seit gestern Nacht af der Seele lag. "Nein, hast du nicht, Yami. Du bist immer noch mein bester Freund" beruhigte er Yami erst einmal, seufzte tief und nahm all seinen Mut zusammen, um endlich diese dreiste Frage auf die Handfläche des Älteren zu schreiben. Er brauchte endlich diese Antwort, auch wenn er beim besten Willen keine Erwiderung wusste. "Bist du in mich verliebt?" schrieb er die Frage schließlich auf die Handfläche des Pharao und bemerkte sehr wohl die Röte, die sich auf den Wangen des Älteren bildete. Unsicherheit konnte er in den violetten Augen lesen, ebenso die Angst vor Verachtung. "Und wenn es so wäre? Hasst du mich dann?" entgegnete Yami ebenso fragend und blickte auf die Bettdecke. Er traute sich gar nicht, Yugi noch einmal in die Augen zu sehen, denn das er verliebt war, war ihm erst vor einer knappen Stunde bewusst geworden. "Nein, warum sollte ich dich denn hassen? Ich weiß nur nicht, ob ich die gleichen Gefühle für dich empfinde. Ich mag dich sehr und ich habe unseren Kuss genossen und... Ja, ich fühle mich bei dir auch sehr wohl, aber ich weiß nicht, ob das Liebe ist" schrieb Yugi auf die Handfläche und senkte nun ebenfalls seinen Kopf. Er wusste es wirklich nicht und deswegen wollte er wenigstens ehrlich sein und zu Yami aufrichtig sein, denn irgendwelche Hoffnungen wollte er ihm auch nicht machen. Yami nickte den Worten leicht zu, denn er hatte auch keine klare Antwort erwartet. Yugi hatte im Moment völlig andere Sorgen und hatte daher keine Zeit, um über seine Gefühle nachdenken zu können, auch wenn er sich eine positive Antwort ersehnte. Im Augenblick musste er eben seine Erwartungen nach unten schrauben, denn Liebe zu erzwingen war definitiv der falsche Weg und zudem wollte er Yugi in dessen Verfassung auch nicht länger mit seinen Gefühlen belasten. "Du musst mir auch nicht sofort antworten. Im Moment ist dein Wohlbefinden weitaus wichtiger, also mach dir keine Sorgen um mich". Yami versuchte sich an einem zaghaften Lächeln, scheiterte jedoch kläglich und ließ seinen Kopf auf die Schulter des Kleinen sinken. "Ich werde mich in Geduld üben und auf dich warten, Yugi. Ich liebe dich trotzdem, auch wenn du meine Gefühle vielleicht nie erwidern wirst" hauchte der Pharao und irgendwie fühlte er sich nun seltsam befreit, denn er hatte all seine Gefühle mit nur drei Worten ausdrücken können. Gestern Nachmittag hätte er schon diese drei magischen Worte aussprechen müssen, aber er war nicht eine einzige Sekunde auf die Idee gekommen, sich in Yugi verliebt zu haben. "Bleiben wir trotzdem Freunde? Ich brauche erst einmal ein bisschen Zeit für mich und ich muss dir noch etwas sagen, Yami. Du musst mir aber versprechen, nicht böse auf mich zu werden" schrieb Yugi auf die Handfläche des Pharao und blickte ihm nun in die Augen. So sehr ihn diese drei Worte auch rührten, er konnte und wollte Yami keine falschen Hoffnungen machen, nur weil er sich seiner Gefühle nicht so wirklich sicher war. Er hatte den Älteren zu genüge verletzt und deswegen brauchte er einfach Zeit, um über sich selbst und auch über Yami nachdenken zu können. Für einige Minuten herrschte absolute Stille, wobei sowieso nur Yami einige Worte über die Lippen gebracht hätte, aber er schien auf seine nächsten Worte zu warten, zumindest schrieb er erneut Buchstaben auf die Handfläche. "Seither waren wir immer zusammen und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass uns ein wenig Abstand gut tun würde. Das heißt nicht, dass ich mich bei dir nicht wohl fühle. Es ist nur so, in den letzten Stunden ist soviel passiert und deswegen habe ich mich dazu entschieden, in den nächsten Tagen bei Seto zu bleiben". Yami senkte seinen Kopf, denn diese Entscheidung traf ihn, aber er durfte nicht schon wieder den Eifersüchtigen spielen, auch wenn sich sein Herz vor Schmerz krümmte. Yugi hatte ausreichende Gründe genannt und vielleicht musste er ihm sogar zustimmen. Er war immer mit Yugi zusammen gewesen und sie hatten sich einen Körper geteilt. Zudem hatte der Kleinere um Zeit gebeten, um über dessen Gefühle nachdenken zu können und auch dessen grausames Erlebnis musste er erstmal verarbeiten. Kaiba würde für Yugi da sein, keine Frage, aber gerade weil es sich um den Braunhaarigen handelte, machte sich Yami unglaubliche Sorgen. Yugi würde Zeit mit Kaiba verbringen und genau dieser Punkt störte ihn so sehr, aber durfte er tatsächlich noch einmal seiner Eifersucht freien Lauf lassen und damit riskieren, ihr derzeit angespanntes Verhältnis nur noch mehr zu zerstören? "Ich bin nicht böse auf dich. Es stört mich nur, dass du ausgerechnet bei Kaiba bleiben willst, obwohl er dich immer mies behandelt hat" erwiderte Yami, denn er musste einfach seinen Standpunkt vertreten. Yugi legte ein trauriges Lächeln auf, nickte der Behauptung sogar zu, denn besonders freundlich war der Leiter der Kaiba Corporation in der Vergangenheit nicht zu ihm gewesen, aber er wollte noch aus einem anderen Grund für die erste Zeit bei Seto bleiben. Überlegend, wusste er nicht, ob er das wirklich schreiben durfte, blickte er auf die Handfläche des Pharao, ehe er doch zögerlich Worte schrieb, denn die Wahrheit würde Yami sicherlich verstehen. "Mag sein, er war nie sonderlich freundlich, aber er kann auch nett sein, wenn er nur will. Weißt du, Seto musste mit anhören, wie ich gequält wurde. Ich glaube, dass er meine Hilfe braucht, um diese Sache zu verarbeiten und ich brauche ihn auch irgendwie, weil er die Person war, die mich gefunden hat. Glaube mir, ich würde dasselbe auch für dich tun, aber ich konnte dich nicht rufen, weil die Typen mir das Milleniumspuzzle abgenommen haben" erklärte Yugi und das Gesicht des Älteren zeigte tatsächlich Verständnis, weswegen der Kleinere noch einige Worte schrieb. "Vertrau mir, Yami. Seto ist mir ein guter Freund und deswegen möchte ich bei ihm bleiben. Er soll sich keineswegs Vorwürfe machen und du auch nicht. Niemand soll sich irgendwelche Vorwürfe machen". "Ja, ich denke, dass ich dich verstehe und... Du wirst immer mein bester Freund bleiben, Yugi. Du bist eben ein netter Mensch und ich glaube, ich würde wohl auch deine Hilfe brauchen, wenn ich deine Schreie gehört hätte. Kaiba muss wirklich verzweifelt gewesen sein" erwiderte der Pharao und lehnte sich wieder in den Stuhl zurück. Noch vor einigen Stunden war er so stur gewesen und nun saß er bei Yugi am Bett, welcher beim Betreten in das Krankenzimmer sofort hatte ins Bad verschwinden wollen, um zu duschen. Zum Glück hatte Kaiba dem Jüngeren diese Idee wieder ausreden können, denn obwohl sich Yugi beschmutzt und geschändet fühlte, brauchte er vorerst ein wenig Ruhe und sollte im Bett bleiben. "Du wirst auch immer mein bester Freund bleiben, Yami. Wir haben schon so viele Abenteuer zusammen erlebt und...". Yugi blickte zur Tür, an der es eben geklopft hatte und legte ein mildes Lächeln auf, als Mokuba, sein Großvater und letzten Endes auch Seto das Krankenzimmer betraten. "Wie geht es dir, Yugi? Hast du sehr starke Schmerzen?" wollte sein Großvater in Erfahrung bringen und blieb neben Yami stehen, dessen Hand der Jüngere noch immer hielt. Yugi wusste keine aufrichtige Antwort, denn natürlich hatte er nach wie vor starke Schmerzen, aber er wollte seinen Großvater nicht beunruhigen, weswegen er leicht seinen Kopf schüttelte. Stattdessen winkte er Seto zu sich ans Bett heran, um ihm seine Entscheidung auf die Handfläche zu schreiben. "Deswegen wollten dein Großvater und ich auch noch mit dir sprechen, Yugi. Ich habe mir die nächsten zwei Wochen Urlaub genommen und wollte dich fragen, ob du so lange bei mir wohnen willst, aber du hast dich anscheinend schon entschieden" entgegnete Seto und setzte sich auf den Rand des Bettes, ehe er seine Hand durch das weiche Haar des Kleinen gleiten ließ. "Hör mir gut zu, Yami. Du willst doch auch nur das Beste für Yugi und bei mir kann er sich von diesem Schock erholen. Liegt das auch in deinem Interesse oder denkst du immer noch, dass ich dein Rivale bin?" fuhr Seto unbeirrt fort, versuchte vor Yugi jedoch die Ruhe selbst zu bleiben, denn er wollte den Jüngeren keineswegs aufregen. Er wollte Yugi nur helfen und vielleicht auch ein klein wenig sich selbst. Ja, er musste sich wohl oder übel eingestehen, dass er auf die Hilfe des Kleinen angewiesen war, denn er selbst konnte unmöglich dieses Erlebnis allein verarbeiten. "Ich..." begann Yami und sah zu Großvater auf, dessen Hand auf seiner Schulter ruhte und nickte dem Ladenbesitzer leicht zu. "Yugi hat sich entschieden und deswegen überlasse ich ihn deiner Obhut, aber...". Eine kurze Pause trat ein und so sehr er sich auch Yugi zuliebe benehmen und seine Eifersucht unterdrücken wollte, er musste dem Leiter der Kaiba Corporation einfach seinen Standpunkt nahe legen. "Lass deine Finger von ihm, Kaiba. Der Kuss war nur ein Test, also bilde dir bloß nicht ein, dass Yugi mehr für dich empfindet". Unter anderen Umständen hätte Seto sehr wahrscheinlich gelacht und vermutlich hätte er nur zu gern dem eifersüchtigen Jungen die weiteren Küsse unter die Nase gerieben, aber er war nicht hier, um unnötigen Stress zu machen und er gewährte Yugi auch nicht bei ihm zu wohnen, weil er sich natürlich mehr erhoffte. Nein, er stellte seine eigenen Interessen zurück und würde Yugi in jeder Hinsicht zur Seite stehen. Was sich Yugi von ihm wünschte, würde er in den kommenden zwei Wochen sehen und wenn er erneut von ihm geküsst werden wollte, ging es Yami einen feuchten Dreck an. "Wie auch immer... Mokuba hat die Salbe besorgt und dein Großvater wird dir deine Reisetasche packen, Yugi. In den nächsten zwei Wochen werde ich dafür sorgen, dass du wieder sprichst, also stell dich darauf ein, dass ich Situationen schaffen werde, in denen du sprechen musst" erklärte Seto sachlich, denn Yugi konnte unmöglich für den Rest seines Lebens stumm bleiben, zudem auch noch in knapp drei Wochen das letzte Schuljahr beginnen würde. Yugi nickte Seto leicht zu, legte sich wieder hin und versuchte sich die nächsten zwei Wochen bei Kaiba vorstellen zu können. Was der Ältere wohl machen wollte? Er brachte ihn doch nicht absichtlich in peinliche Situationen, oder? Der Jüngere wusste es nicht und um ehrlich zu sein konnte er sich auch nicht wirklich konzentrieren, weil seine Gedanken immer wieder abschweiften. Noch immer hatte er das Gefühl, gewaltsam gegen die Hauswand gedrückt zu werden, während in seinem Unterleib ein stechender Schmerz verursacht wurde. Mit vereinzelten Tränen in den Augen drehte sich Yugi auf die Seite, zog die Bettdecke über seinen Kopf und weinte sich stumm seinen Frust von der Seele. Die ganze Zeit über hatte er diese Bilder erfolgreich verdrängen können, doch nun besaß er nicht länger die Kraft und durchlebte diesen Pein immer wieder vor seinem geistigen Auge. "Seto, kümmer dich um meinen Enkel und sei ihm ein guter Freund" murmelte der alte Mann traurig und fuhr mit seiner Hand leicht über den Rücken des Pharao, welcher ebenso den Tränen nahe war. Yami konnte mit der jetzigen Situation einfach nicht umgehen, dessen war sich Herr Muto bewusst und deswegen würde er mit ihm nun auch nach Hause gehen. "Komm, wir gehen nach Hause, Yami. Im Moment braucht Yugi seine Ruhe und außerdem ist Seto bei ihm. Er wird sich bei uns melden, wenn etwas sein sollte" fuhr er fort und nur schweren Herzens kam Yami der Aufforderung nach und folgte Herr Muto zur Tür. "Mokuba, du weißt, was zutun ist?" wollte Seto in Erfahrung bringen und sah seinen kleinen Bruder in die Augen. "Ja, ich werde das Gästezimmer vorbereiten lassen und Herr Muto und Yami nach Hause bringen". Der Braunhaarige nickte diesen Worten zu, ehe die Tür geöffnet wurde und nur einen Augenblick später ins Schloss fiel. Ruhe kehrte ein und nur die leisen Schnieflaute unter der Bettdecke drangen hervor, weswegen Seto die Decke mit der Hand anhob und schließlich das verheulte Gesicht des Kleineren betrachtete. Dieses Bild, welches ihm nun geboten wurde, tat selbst ihm weh und noch bevor er darüber hätte nachdenken können, wie er Yugi bloß trösten konnte, schlangen sich Arme um seinen Oberkörper, während Yugi das Gesicht an seine Brust schmiegte. "Yugi..." hauchte er und erwiderte die Umarmung, denn Yugi brauchte im Moment vor allem Halt und Sicherheit. "Keito und seine Freunde werden es noch bereuen. Für dieses Vergehen wird er büßen, dass verspreche ich dir" murmelte Seto und fuhr mit seinen Händen sanft über den Rücken des Jüngeren, welcher sich nur noch mehr an seine Brust schmiegte und nach wie vor verbittert weinte. Als die Tränen des Kleineren jedoch nach fünf Minuten versiegt waren, dachte Seto, Yugi habe sich beruhigt, aber er war vor Erschöpfung und mit den Nerven am Ende in seinen Armen eingeschlafen. Vorsichtig legte er Yugi zurück ins Bett, deckte ihn wieder zu und setzte sich selbst zurück auf den Stuhl, um über den Kleinen zu wachen. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken, auch wenn er selbst müde war, aber zu groß war die Angst, er würde von diesem Erlebnis träumen. Deswegen blieb er auf dem Stuhl sitzen und betrachtete nun das entspannte Gesicht des Jüngeren, welcher endlich zur Ruhe gekommen war. Kapitel 18: 'Ich fühle mich beschmutzt' --------------------------------------- Müde öffnete Yugi seine Augen, sah sich in dem sterilen und dunklen Raum um und setzte sich vorsichtig auf. Wie spät es wohl war? Er wusste es nicht, aber sicherlich weit nach Mitternacht. Blinzelnd und sich über die Augen reibend, fühlte er sich immer noch müde, erblickte er schließlich Seto neben sich, welcher wohl auf dem unbequemen Stuhl eingeschlafen sein musste. Die Arme hatte er unter seinem Kopf verschränkt und das Gesicht zu ihm geneigt, eine ungewöhnliche Schlafpose, jedenfalls sah es für Yugi so aus, aber er konnte es ihm nicht verdenken, denn Seto hatte den ganzen Tag über keine Zeit gefunden, um ausreichend zu schlafen. Ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und Dank des Lichtes, welches zum Glück noch über seinem Bett leuchtete, konnte Yugi die entspannten Gesichtszüge des Braunhaarigen erkennen. Seto war eben auch nur ein Mensch und in den vergangenen Stunden war ihm persönlich des Öfteren bewiesen worden, dass der Ältere auch eine nette Seite in sich trug. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern durch das braune Haar und beobachtete lächelnd, wie Seto leise schmatzte und einen wohligen Laut ausstieß. Ob Seto eigentlich sehr gern kuschelte? War er vielleicht der Typ Mann, dem man es nie ansehen würde? Vielleicht, aber in den nächsten zwei Wochen würde er es sicherlich herausfinden können. Ebenso vorsichtig zog er seine Hand zurück, schlug die Bettdecke sachte zur Seite und schwang seine Beine aus dem Bett. Seit er in dem Behandlungszimmer aufgewacht war, hatte er das dringende Bedürfnis, sich zu duschen, aber der bärtige Arzt hatte gemeint, er solle sich ausruhen und seinen geschundenen Körper schonen. Konnte denn keine einzige Person verstehen, wie dreckig er sich fühlte? Sein Körper war beschmutzt worden und er brauchte einfach eine warme Dusche, um das Gefühl der fremden Hände auf seiner Haut abwaschen zu können. Ja, sein Körper musste seiner Meinung nach gereinigt werden. Testend, ob er überhaupt stehen konnte, setzte er seine nackten Füße auf dem kalten Boden auf. Yugi kniff die Augen zusammen, denn sein Unterleib schmerzte nach wie vor, aber er musste unbedingt ins Bad, koste es, was es wolle. Nach nur wenigen Schritten, bei denen er immer wieder tief durchatmen musste, erreichte er schließlich das angrenzende Bad und schaltete das Licht ein. Vorsichtshalber ließ er dennoch die Tür einen Spalt offen stehen, denn wenn ihn seine Kräfte verlassen sollten, wollte er nicht unbedingt die Krankenschwester alarmieren und sich somit Ärger einhandeln. Nein, Yugi würde irgendwie Seto auf sich aufmerksam machen und sei es nur durch irgendwelchem Lärm, den er verursachen musste. Sich langsam entkleidend und diese dämliche Netzunterhose betrachtend, die er vom Arzt bekommen hatte, drehte Yugi schließlich das Wasser auf und stellte eine angenehme Temperatur ein. Lediglich seine Jeans und seine Schuhe waren unversehrt geblieben, aber er konnte wohl kaum mit seiner Jeans im Bett schlafen, auch wenn er sich mit mehr Kleidung am Leib weitaus sicherer fühlen würde. Zumindest hatten Keito und dessen Freunde das Milleniumspuzzle durch die Aufregung liegen gelassen, denn Yugi hätte nicht gewusst, wie er das Puzzle je hätte zurück bekommen können, wenn es verkauft worden wäre. Langsam stieg er in die Duschkabine und seufzte lautlos, ehe er damit begann, seinen Körper ausreichend mit Duschgel zu waschen. Nach einer Minute wurde ihm allerdings bewusst, dass sich dieses unwohle Gefühl nicht einfach so abwaschen ließ, weswegen er sich immer wieder mit Duschgel einrieb. Tränen stiegen ihm in die Augen und aus Wut, weil sich dieses Gefühl nicht abwaschen ließ, schlug er mit seiner Faust gegen die weißen Fliesen und sackte schließlich auf seine Knie. Stumm und weinend ließ er sich auch weiterhin von dem warmen Wasser berieseln, auch wenn er sich nach wie vor beschmutzt und geschändet fühlte. Nur einige Meter von Yugi entfernt zuckte Seto zusammen und hob seinen Kopf. Komisch, ihm war so, als hätte er eben einen dumpfen Schlag gehört, aber vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet. Gerade wollte er seinen Kopf wieder auf seine Arme betten, wäre ihm nicht das leere Bett und das leise Wasserrauschen im Nebenzimmer aufgefallen. Yugi war doch nicht etwa aufgestanden und stand nun unter der Dusche? Besorgt erhob sich der Braunhaarige, wobei er sich erst einmal ausgiebig strecken musste, um seine müden Glieder zu wecken. Warum hatte Yugi kein Wort gesagt? Er hätte ihm doch geholfen oder glaubte der Kleine etwa, er wäre wirklich so herzlos? Auf leisen Sohlen lief er zum angrenzenden Bad und schaute durch den minimalen Türspalt hinein. Seine Sorge bestätigte sich, als er Yugi weinend in der durchsichtigen Duschkabine erblickte und trat überhastet ein. "Yugi, was machst du denn für Sachen? Der Arzt hat doch gesagt, dass du dich ausruhen sollst" sprach Kaiba und schob die Schiebetür der Duschkabine zur Seite, ging im selben Moment in die Hocke und musterte Yugi, welcher die Beine an den Körper zog und den Kopf senkte. "Wie lange sitzt du hier schon?" fragte Seto etwas leiser und streckte seine Hand aus, mit der er die Schulter des Jüngeren berührte. Yugi zuckte lediglich mit seinen Schultern, konnte er doch nicht antworten und sah nun doch zu Seto, während er leise schniefte. "Ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir sprichst oder schreibe mir wenigstens auf, was du gerade denkst" fuhr Seto fort, denn er konnte Yugi ansonsten kaum verstehen. Seine Hand wurde schließlich nach nur wenigen Sekunden ergriffen, ehe Yugi langsam schreibend mitteilte, was er im Moment fühlte und warum er hier so einsam und allein in der Duschkabine saß. "Ich fühle mich beschmutzt. Ich dachte, wenn ich nur lange genug dusche, würde dieses Gefühl aufhören, aber ich spüre immer noch diese fremden Hände, die meinen Körper streicheln. Bitte, hilf mir, Seto. Ich will mich nicht so fühlen. Es soll aufhören". Seto nickte leicht, ging nun selbst auf die Knie und hielt weiterhin die Hand des Kleinen, aus dessen Augen noch immer etliche Tränen liefen. "Ich würde dir helfen, wenn ich es könnte, Yugi. In dieser Situation muss jeder Mensch selbst entscheiden, wie er mit einem derartigen Erlebnis umgeht. Es gibt Personen, die es mit der Verdrängung versuchen. Andere reden mit einem Seelenklempner darüber und widerum andere Personen ziehen sich für die erste Zeit gänzlich zurück. Ich kann im Augenblick nur für dich da sein und dir Halt und Sicherheit geben" erwiderte Seto und strich mit seiner linken Hand über die Wange des Jüngeren, welcher ihn zu verstehen schien. "Ich habe solche Angst. Ich glaube, ich werde nie mit einem Mann Sex haben können und... Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, weil ich solche Schmerzen empfunden habe. Es fühlte sich an, als würde mein Körper innerlich zerreißen" schrieb Yugi langsam auf die Handfläche und blickte verzweifelt in die blauen Augen des Braunhaarigen, dessen Miene auch weiterhin Sorge ausstrahlte. Machte sich Seto wirklich solche Sorgen um ihm? Er war es nicht gewohnt, von Seto Kaiba umsorgt zu werden, aber Yugi war auch irgendwie glücklich darüber, sich auf Seto verlassen zu können. "Verständlich, aber irgendwann wirst du es dir wieder vorstellen können. Du musst zuerst dieses grausame Erlebnis verarbeiten und lernen, wie man damit umgeht. Lass dir soviel Zeit, wie du brauchst und ich helfe dir, wenn du verzweifelt bist. Noch einmal lasse ich es jedenfalls nicht zu, dass dir so etwas angetan wird" entgegnete der Ältere und erhob sich, um ein großes Handtuch zu holen. Das weiße Handtuch, welches im Bad hing, ausbreitend, forderte er Yugi stumm auf, sich zu erheben. Der Kleine sollte sich nicht auch noch erkälten, sondern sich im Bett ausruhen und zu neuen Kräften kommen. Mit Mühe kämpfte sich Yugi auf die Beine, stellte das Wasser ab und stieg schließlich aus die Duschkabine, um sich in das Handtuch wickeln zu lassen. Mit einem etwas kleineren Handtuch trocknete Seto sein nasses Haar und sah ihm dabei in die Augen. Obwohl er noch immer dieses unwohle Gefühl in der Magengegend verspürte, fühlte er sich dennoch bei Seto behütet und auch beschützt. Warum? Weil der Leiter der Kaiba Corporation ein hohes Tier war? Würde er sich bei Yami auch so beschützt fühlen können? Yugi senkte seinen Kopf kaum merklich, denn er tat es schon wieder. Er versuchte Seto mit Yami zu vergleichen. "Du musst es mir sagen, wenn dir meine Gegenwart unangenehm ist" murmelte Seto leise, denn Yugi schämte sich bestimmt immer noch vor ihm. Bei der Behandlung war es dem Kleinen auch unangenehm gewesen, fast nackt unter ihm zu liegen, also warum sollte sich dessen Befinden nach nur wenigen Stunden verändert haben? "Nein... Ich schäme mich nur ein bisschen, aber... Weißt du, ich habe schon wieder versucht, Yami mit dir zu vergleichen. Ich habe mich gefragt, ob ich mich bei ihm auch so sicher fühlen könnte" erklärte Yugi sein Verhalten schreibend und spürte, wie Seto das kleine Handtuch von seinem Kopf zog und es zur Seite legte. "Diese Frage kann ich dir nicht beantworten, Kleiner. Ich kann dir nur immer wieder versichern, dass du dich bei mir sicher fühlen kannst. Keine einzige Person wird dich belästigen, so lange ich in deiner Nähe bin und ich habe es dir schon mehrmals gesagt, dass Keito noch sein blaues Wunder erleben wird. Am liebsten würde ich ihm jeden einzelnen Knochen brechen und sein bestes Stück zerhacken" erwiderte Kaiba, wobei er beim letzten Satz gefährlich knurrte und seine Finger knacken ließ. Jedoch zwang er sich ebenso schnell wieder zur Ruhe und legte seine Arme um Yugi, dessen Körper sich an seine Brust schmiegte. Ja, im Moment musste er Yugi beschützen, ihm Halt und Sicherheit geben, aber er würde noch zu seiner Rache kommen. "Seto, du bist unglaublich lieb. Deswegen liebt dich dein kleiner Bruder auch so sehr und nimmt dich in Schutz, wenn irgendwer etwas Böses über dich sagt". Seto schmunzelte leicht, als er die geschriebenen Worte auf seiner Handfläche zu Sätzen bildete und errötete ein wenig, während er seinen Kopf verlegen zur Seite neigte. Er war doch überhaupt nicht lieb. Er wollte Yugi lediglich helfen, mehr aber auch nicht und das Mokuba ihn immer in Schutz nahm, lag einzig und allein daran, weil sie nun mal Brüder waren. "Unsinn, ich will dir nur helfen, Yugi" redete er sich raus, doch die geschriebene Antwort folgte promt, weswegen er nur noch mehr errötete. "Das ist kein Unsinn. Du hast mir in den letzten Stunden mehrmals geholfen und ich wollte mich auch noch einmal bei dir für den Testkuss bedanken. Ohne dich wüsste ich immer noch nicht, ob ich schwul bin, oder etwa nicht?". Die violetten Augen sahen fragend zu Seto auf, welcher nun doch etwas überrumpelt wirkte und sich von ihm löste. Schließlich räusperte sich der Braunhaarige, um seine Verlegenheit zu überspielen und kehrte Yugi den Rücken zu. "Das... Ich war nur betrunken und war scharf auf dich, Kleiner. Jetzt... Zieh dich an, sonst fängst du dir noch eine Grippe ein". Mit diesen Worten verließ Seto das Bad und raufte sich anschließend das Haar. Verdammt, er hasste es, wenn er sprachlos gemacht wurde und nun hatte er auch noch gesagt, dass er scharf auf Yugi gewesen wäre, was sogar der Wahrheit entsprach. Kaiba wollte lieber nicht wissen, was der Jüngere nun über ihn dachte, aber vermutlich würde Yugi sowieso diese Sache auf sich beruhen lassen. Genau, der Kleine hatte im Moment andere Probleme und da gehörten seine Interessen definitiv nicht dazu. Zaghaft lächelnd zog sich Yugi allmählich an, schlüpfte in das weiße Engelsgewandt und hielt plötzlich inne. Seto hatte eben gesagt, er war auf ihm scharf gewesen. Durfte er dessen Aussage so auffassen, dass er es nun nicht mehr war? Vielleicht weil ihm die Unschuld geraubt worden war? War er in den Augen des Braunhaarigen nun uninteressant und wertlos geworden? Yugi wusste es nicht, trat schluckend aus dem Bad und blieb mit einem unwohlen Gefühl im Bauch vor dem Bett stehen. Irgendwie fühlte er sich durch die Worte des Älteren verletzt und erneut bildeten sich vereinzelte Tränen in seinen Augen. Ja, er war wertlos, weil er nicht mehr seine Unschuld besaß. "Ich hätte das eben nicht sagen dürfen. Vergiss einfach meine Worte, Yugi" murmelte Seto leise, hatte er sich doch aufs Bett gesetzt, um seine Worte zu erklären. Im Moment war Yugi zu sensibel, deswegen durfte er derartige Andeutungen einfach nicht aussprechen, denn der Kleine wollte mit dem Thema 'Sex' vorerst nichts zutun haben. Ja, er bereute seine Worte, auch wenn er natürlich nur die Wahrheit gesagt hatte, doch im nächsten Moment legte Seto eine verwunderte Miene auf, als Yugi mit dem Zeigefinger einige Worte schrieb und einfach nicht aufhören konnte, Tränen zu vergießen. "Du warst scharf auf mich. Das heißt, dass du es nicht länger bist, oder? Du bist nicht mehr an mir interessiert, weil ich meine Unschuld nicht mehr besitze und weil ich in deinen Augen wertlos geworden bin, nicht wahr?". Wie? Was faselte Yugi denn für einen Schwachsinn? So waren seine Worte garantiert nicht gemeint gewesen, weswegen Seto neben sich auf die Matratze klopfte und tief durchatmete. Was für ein Missverständnis, musste er sich eingestehen und im selben Moment wurde ihm bewusst, dass er nun auch noch vorsichtig mit seinen Worten sein musste. Als sich Yugi neben ihm auf die Matratze gesetzt hatte, überlegte Seto, wie er dieses Missverständnis aus der Welt schaffen könnte, denn Yugi sollte nicht denken, dass er wertlos geworden war. "So waren meine Worte doch gar nicht gemeint. Was soll dieses Gerede, dass ich nicht mehr an dir interessiert sein soll und du bist doch nicht wertlos, nur weil diese Penner... Yugi, warum bist du immer so? Du hast so wenig Selbstvertrauen, obwohl du viele Freunde hast, ein halbwegs normales Leben führen kannst und den Meistertitel in Duel Monsters trägst. Weißt du eigentlich, wie viele Duellanten zu dir aufsehen?" erklärte Seto erst sehr ruhig, wurde jedoch im Laufe seiner Sätze etwas lauter, weil er den Jüngeren einfach nicht verstehen konnte. Sicher, in der Schule hatte es Yugi nicht immer leicht gehabt, aber dessen Freunde waren doch immer für ihn da, oder etwa nicht? Seto bereute nach nur wenigen Atemzügen seine Lautstärke, legte seinen rechten Arm um die Schulter des Kleinen und zog ihn an seine Brust. "Du bist nicht wertlos, Kleiner. Wäre ich bei dir geblieben, wenn ich das wirklich denken würde?" fragte er nun wieder ruhiger und Yugi schien zu begreifen, dass er sich grundlose Sorgen gemacht hatte. Nur eine Frage lag ihm noch immer auf der Seele, weswegen er die linke Hand des Braunhaarigen aufsuchte und eben diese Frage auf dessen Handfläche schrieb. "Also steht dein Angebot noch?". Im ersten Moment wusste Seto nicht, welches Angebot Yugi meinen könnte, denn er hatte am heutigen Tag bereits sehr viele Angebote gemacht, bis ihm ein sehr spezielles Angebot in den Sinn kam. "Du meinst, dir deine Ängste zu nehmen? Ja, dieses Angebot steht immer noch, aber lass dir Zeit. Zuerst werde ich dafür sorgen, dass es dir körperlich und auch seelisch besser geht und dann nehmen wir dieses Problem in Angriff" erwiderte der Ältere, denn in den nächsten Tagen konnte er unmöglich mit Yugi so etwas wie Petting oder gar mehr machen. Nein, zuerst musste Yugi wieder der Alte werden oder zumindest halbwegs. Diese Angelegenheit erforderte Fingerspitzengefühl, denn jeder noch so schnelle Schritt würde Yugi nur unnötig verängstigen. Der Kleine nickte kaum merklich, rutschte mit seinen Kopf auf die Beine des Älteren und legte seine Füße hoch. "Lass mich bitte noch eine Weile so bei dir liegen, Seto" schrieb er und wurde anschließend mit der Bettdecke zugedeckt, während Seto in dieser sitzenden Position verharrte. Verständlich, Yugi brauchte zumindest ein wenig Nähe, aber zusammen in einem Bett zu schlafen war wohl noch etwas zu früh. "Ja... Keine Sorge, ich passe auf dich auf" versicherte er dem Kleineren nochmals und fuhr mit seiner Hand durch das noch etwas feuchte Haar. Nach nur wenigen Minuten war Yugi auf seinen Beinen eingeschlafen, ohne dabei seine rechte Hand los gelassen zu haben. "Wie kannst du in deiner Lage nur an dieses Angebot denken?" dachte sich Seto insgeheim, doch dabei war ihm die Antwort so klar, auch wenn er selbst nicht so hätte reagieren können. Yugi wollte sich anscheinend nicht nur bei ihm in den nächsten zwei Wochen erholen, sondern auch seine Ängste bekämpfen, welche durch die Vergewaltigung ernorm gestiegen waren. Er konnte sich auch denken, warum der Jüngere mit ihm solche Erfahrungen machen wollte. "Du hast Angst vor einem unerfahrenen Kerl" nuschelte er leise und dachte für einen kurzen Augenblick an Yami, welcher wahrscheinlich gar nicht wüsste, wie er mit Yugi umgehen sollte. Ja, dieser Unterschied hatte dazu geführt, dass der Kleinere, aus Angst vor weiteren Schmerzen, mit ihm derartige Erfahrungen machen wollte. Doch bevor er den ersten Schritt gehen durfte, musste Yugi ihm zeigen, dass er das auch wirklich wollte. Demnach musste sich Seto in Geduld üben und würde sich zuerst um Keito und um dessen Freunde kümmern. Kapitel 19: Hinterhältige Erpressung ------------------------------------ "Hier ist dein Zimmer, Yugi. Solltest du etwas brauchen, kannst du über das Telefon... Entschuldige, ich habe vergessen, dass du im Moment nicht sprichst. Melde dich einfach bei meinem großen Bruder, wenn dir etwas fehlt" erklärte Mokuba und blieb mitten im Gästezimmer stehen, während er Yugi dabei beobachtete, welcher die Reisetasche neben dem Bett abstellte und sich in seinem vorläufigen Zimmer umsah. Es war eine ungewohnte Situation, mit einen guten Freund zu reden, welcher die Sprache verloren hatte und immer nur den Kopf schüttelte oder mit einem leichten Kopfnicken eine Frage bejahte, aber Seto hatte heute Morgen gemeint, Yugi würde in absehbarer Zeit wieder sprechen. Hoffentlich, denn Yugi war eigentlich immer ein fröhlicher Mensch gewesen. Mokuba erinnerte sich an das Bild, welches sich ihm heute Morgen beim Betreten des Krankenzimmers geboten hatte. Seto war quer und sicherlich auch unbequem auf dem Bett gelegen, während es sich Yugi auf dessen Brust bequem gemacht hatte. Herr Muto war nur wenige Sekunden später zu ihm gestoßen, um die Reisetasche zu bringen und Mokuba erinnerte sich, wie der Ladenbesitzer hatte schmunzeln müssen. Es hatte ihm scheinbar nichts ausgemacht, seinen jüngsten Enkel dicht an Seto gekuschelt zu sehen, sondern schien eher erleichtert zu sein, dass Yugi überhaupt die Nähe eines Freundes duldete. Vielleicht war sein Bruder auch die einzige Person, die Yugi im Augenblick brauchte, zumindest war sich Mokuba sicher, dass Seto alles tun würde, nur um den Jungen mit der Igelfrisur zu helfen. Der junge Kaiba schreckte aus seine Gedanken und blickte auf seine Handfläche, auf der Yugi einige Worte schrieb, ehe ihm ein zaghaftes Lächeln geschenkt wurde. "Ich bin Seto und dir sehr dankbar, dass ich in den nächsten zwei Wochen bei euch wohnen darf. Ich hätte meine Freunde nicht ohne eine Erklärung fragen können und bei mir zu Hause... Ich brauche einfach ein bisschen Abstand". Nun war es Mokuba, welcher ein Lächeln auflegte, denn Yugi musste sich doch nicht bedanken. Nein, nach einem derart grausamen Erlebnis war sicherlich ein Tapetenwechsel nötig, um sich erholen zu können und sein großer Bruder konnte auch einmal zwei Wochen Urlaub vertragen, auch wenn er sicherlich trotzdem einige Telefonate führen würde, denn gänzlich ohne Arbeit fühlte sich Seto unwohl. "Keine Ursache, wir helfen dir doch gern, also musst du dich nicht bedanken. Du kannst so lange bleiben, bis du dich erholt hast" erwiderte Mokuba und lief zu einer geschlossenen Tür, die neben einem großen Bücherregal zu sehen war. "Hier findest du das Badezimmer. Wenn du dich sonnen möchtest, kannst du dich auf dem Balkon auf eine Liege legen. Seto macht das hin und wieder auch, um sich zu entspannen und außerdem musst du dir den Balkon mit ihm teilen" fuhr der junge Kaiba fort und deutete nun zu den großen Fenstern, die mit einem roten Samtvorhang versehen waren. "In zwei Stunden wird das Mittagessen im Speisesaal serviert. Bis dahin kannst du dich ausruhen oder dich noch einmal umsehen. Halte dich aber von der Tür am Ende des Ganges fern. Seto mag es nicht, wenn man sein Büro ohne Aufforderung betritt" erklärte Mokuba und lief zur Zimmertür, um das Zimmer zu verlassen. "Wenn dir aber langweilig werden sollte, komm einfach zu mir ins Zimmer. Ich habe viele Videospiele und würde mich über deine Gesellschaft freuen" grinste der junge Kaiba, zog die Tür ins Schloss und machte sich auf dem Weg zu seinem Zimmer, welches nur zwei Türen entfernt war. Er hatte seine Aufgaben erfüllt, Yugi im gesamten Anwesen herum geführt und ihm dessen Gästezimmer gezeigt. Mehr konnte er nun auch nicht tun, weswegen er sich seine Freizeit mit einem Videospiel vertreiben würde. Yugi setzte sich auf das große Himmelbett und ließ noch einmal seine neugierigen Augen durch das wirklich große Zimmer schweifen, welches extra für ihn vorbereiten worden war. Seto hatte bei der Ankunft nur kurz erwähnt, sein Zimmer läge nur eine Tür von ihm entfernt, doch dann war der Braunhaarige zielstrebig in sein Büro verschwunden, mit der Begründung, er habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Yugi erinnerte sich zudem an ein Gespräch, welches Seto heute Morgen in der Limousine mit Roland geführt hatte. Roland hatte angedeutet, ein wichtiger Brief wäre heute Morgen eingetroffen, aber über dessen Inhalt war kein einziges Wort gefallen. Ob der Ältere in Schwierigkeiten steckte? Er wusste es nicht, erhob sich wieder und ergriff seine Reisetasche, um seine Klamotten in den großen Kleiderschrank zu legen. Im gleichen Moment saß Seto tatsächlich in seinem Büro, welches er sich bei sich zu Hause vor einigen Jahren eingerichtet hatte, blickte auf den geöffneten Brief, auf die beigefügte CD und überlegte sich seinen nächsten Schritt. Er hatte sich die Sache mit Keito einfacher vorgestellt, aber wie er nun feststelle musste, besaß der Bastard einen wirklich gut überlegten Plan, um ihm die Hände zu binden. Knurrend ließ der Braunhaarige noch einmal seine blauen Augen über die Zeilen schweifen, auf die Suche nach einem Schwachpunkt, doch im Moment schien er wirklich nichts tun zu können, außer den Anweisungen des Schwarzhaarigen zu folgen. 'Du musst doch unheimlich sauer auf mich sein, weil deinem Schatz die Unschuld geraubt worden ist, nicht wahr? Ich habe zwar keine Ahnung, wie du den süßen Yugi so schnell finden konntest, aber bevor du mir wieder einmal Probleme bereitest, solltest du besser meiner Forderung nachkommen. Auf der CD habe ich dir einen kleinen Ausschnitt von Yugi und meinen Freunden gebrannt, eine heiße Einsicht, wie dein Liebster gequält wurde. Sieh es dir einfach an und entscheide selbst, ob dieses süße Video unser kleines Geheimnis bleiben soll oder ob du dennoch den Mut aufbringen würdest und die Polizei verständigst. Solltest du allerdings die zweite Möglichkeit in Betracht ziehen, werde ich dieses Video an sämliche Schüler unserer Schule schicken und das Leben deines Geliebten in eine reine Hölle verwandeln. Ich schlage dir deswegen einen Deal vor, Kaiba und ich bin mir sicher, du wirst mir zustimmen. Du wirst mir eine Million Yen auf mein Konto überweisen und dafür werde ich dir versprechen, dass deinem Liebsten eine derartige Schmach erspart bleiben wird. Ich gebe dir bis morgen Abend Zeit, also triff eine weise Entscheidung. Das Schicksal deines Geliebten liegt in deinen Händen'. "Sein Plan ist perfekt. Wenn ich nichts unternehme, wird er dieses Video verbreiten und wenn ich mich mit der Polizei in Verbindung setze, wird er dieselbe Nummer abziehen. Er lässt mir gar keine Wahl und schlägt sogar Profit raus. Elender Bastard, wenn ich dich in die Finger kriege, befördere ich dich ins Grab" fluchte Seto gedanklich, denn er hatte sich das zwei minütige Video bereits angesehen, welches Keito offensichtlich mit seinem Handy aufgenommen hatte. Selbst wenn er sich dazu entscheiden würde, sich in dessen Handy und Computer zu hacken, um dieses Video zu löschen, Seto konnte sich nicht sicher sein, dass Keito eine Sicherheitskopie besaß. Was sollte er tun? Er konnte doch nicht nur untätig bleiben und darauf warten, dass dieser Bastard das Leben des Kleinen noch mehr zerstörte. "Denk nach, Seto. Eine Million tut nicht weh, aber es muss noch eine andere Lösung geben" sprach er zu sich selbst, raufte sich die Haare und dachte weiterhin nach. Yugi dufte auf keinen Fall von diesem Brief und dem Video erfahren, ebenso wenig sein kleiner Bruder, welcher sich sowieso nur wieder unnötige Sorgen machen würde. Moment, wenn er mit Yugi und Mokuba nicht über dieses Problem reden konnte, musste er eine andere Person einweihen, welche er genügend Vertrauen entgegen bringen konnte. Seto lachte schließlich über seine Gedanken, weil er nur seinem kleinen Bruder und Yugi vertraute, also musste er wohl oder übel mit diesem Problem allein fertig werden. "Er hat sich doch extra für mich zwei Wochen Urlaub genommen und jetzt lässt er mich doch hängen" dachte sich Yugi zur gleichen Zeit und lehnte sich gegen das Geländer auf dem Balkon. Noch immer hatte er leichte Unterleibschmerzen, aber Dank der Salbe, die Seto ihm heute Morgen erneut aufgetragen hatte, waren diese Schmerzen zumindest erträglicher geworden. Trotzdem fühlte er sich irgendwie allein und mochte nun gern umarmt werden, damit er all seinen Frust vergessen konnte. Ob er vielleicht doch zu Mokuba gehen sollte? Nein, unter anderen Umständen hätte er gern mit dem jungen Kaiba ein Videospiel gespielt, aber im Moment konnte er sich nicht auf spaßige Aktivitäten konzentrieren. Ein leiser Seufzer entwich seiner Kehle und erneut öffnete er seinen Mund, um zumindest ein einziges Wort zu sagen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, als habe er seine Sprache verloren. Wie eine Art Blockade in seinem Kopf, welche verhinderte, dass er sich mit seinen Mitmenschen unterhalten konnte. Warum? Sein Wille war doch vorhanden, also warum brachte er einfach kein Wort über die Lippen? "Hilf mir, Seto" dachte sich Yugi insgeheim verzweifelt und senkte seinen Kopf. Stumme Tränen liefen ihm an den Wangen hinunter, während sich sein Herz schmerzlich krümmte. "Tröste mich irgendwie" waren seine nächsten Gedanken, ehe er auf seine Knie sank und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Seto hatte derweil sein Büro verlassen und war auf dem Weg zu seinem Zimmer. Er würde noch eine Lösung finden und wenn es wirklich keinen Ausweg gab, um Yugi vor weiteren Schäden zu bewahren, würde er auf die Geldforderung eingehen, auch wenn sich Keito sicherlich nicht nur mit einer Million zufrieden geben würde. Wirklich, dieser Penner nutzte die derzeitige Situation ohne Reue aus, aber Seto schwor sich, der Tag würde kommen, an dem er den Schwarzhaarigen in die Finger bekäme. Gerade wollte er die Klinke betätigen, um in sein Zimmer zu gehen, aber ihm fiel noch rechtzeitig ein, dass er Yugi vor etwa zwei Stunden einfach mit seinen kleinen Bruder allein gelassen hatte. Sollte er vielleicht zuerst nach Yugi sehen? Ja, er hatte den Kleinen zu sich ins Haus geholt und ihm versprochen, Tag und Nacht für ihn da zu sein. Entschlossen ging er eine Tür weiter, klopfte an die Tür und trat schließlich ein, denn auf eine Antwort konnte er wohl noch sehr lange warten. Die blauen Augen des Braunhaarigen sahen sich in dem Zimmer um, bis er schließlich die offen stehende Balkontür erblickte. Auch leise Schnieflaute drangen nun an seine Ohren, weswegen sich Seto beeilte und auf den Balkon trat. "Was ist los?" fragte Seto beunruhigt und ging hinter Yugi in die Hocke. Der zierliche Körper bebte immer wieder und der Ältere fragte sich, wie lange Yugi wohl schon hier auf dem Boden saß und den Tränen freien Lauf ließ. Hätte er den Kleinen nicht so lange alleine lassen dürfen? Yugi senkte seine Hände schließlich, sah aus geröteten Augen über seine Schulter zu Seto auf und blickte wieder auf den Boden, auf welchen er nach wie vor kniete. "Bitte... Nimm mich in deine Arme und tröste mich" dachte sich Yugi und erneut öffnete er seinen Mund, um eben diese Gedanken zu sagen, aber wieder einmal brachte er einfach kein einziges Wort heraus. Vorsichtig, wollte Seto den Jüngeren keineswegs erschrecken, legte er seine Arme um Yugi und suchte dessen Hände auf. "Ganz ruhig, Kleiner. Ich bin bei dir" murmelte der Braunhaarige und bettete seinen Kopf auf die Schulter des Kleineren. Yugi drehte seinen Kopf, sah erneut in die blauen Augen und vergrub schließlich sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Ja, Seto war bei ihm und allein diese Umarmung gab ihm genügend Trost, um mit der derzeitigen Situation irgendwie umgehen zu können. Eine ganze Weile verharrte Seto in dieser Position und fuhr mit seiner linken Hand immer wieder durch das Haar des Jüngeren, dessen Atmung sich allmählich beruhigte. Ein leiser Seufzer entwich dem Älteren, ehe die leicht geröteten Augen wieder zu ihm aufsahen und eine seltsame Situation erschaffen wurde. Verdammt, er war Yugi so unglaublich nahe und spürte dessen Atem auf seinen Lippen. Gerade in solchen Momenten schaltete sich sein gesunder Menschenverstand ab, um unüberlegte Dinge zu tun, aber er durfte diesen Schritt nicht gehen, auch wenn er sich noch so sehr nach einem unschuldigen Kuss sehnte. Es war einfach noch zu früh. Die blauen Augen schlossen sich, während er das Gefühl der Fingerkuppen auf seiner Wange genoss und den Kleineren noch ein klein wenig enger an seine Brust zog. "Kuschelst du gern?" schrieb Yugi auf die Handfläche des Älteren und betrachtete weiterhin den entspannten Gesichtsausdruck von Seto, ehe sich ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen des Braunhaarigen bildete. "Ich weiß, ich sehe nicht so aus, aber selbst ich genieße engen Körperkontakt, wenn mir eine Person gefällt" entgegnete Seto wispernd und öffnete seine Augen wieder, nur um zu erkennen, dass Yugi ihm noch ein Stück näher gekommen war. Warum? Yugi sollte sich Zeit lassen und ihn nicht auch noch in Versuchung führen. "Ich gefalle dir?" wollte Yugi schreibend in Erfahrung bringen und konnte die aufkommende Röte auf seinen Wangen nicht verbergen, weswegen er seinen Kopf zur Seite drehte und nun wieder den Boden fixierte, auf welchen er nach wie vor saß. Natürlich konnte er sich noch an die Nacht in der Diskothek erinnern, aber er hatte geglaubt, Seto hätte derartige Worte nur gesagt, weil er eben zuviel getrunken hatte. Sein Kinn wurde sanft ergriffen, ehe sein Kopf zurück in die Richtung des Älteren gedreht wurde, dessen blaue Augen eine unglaubliche Wärme ausstrahlten. "Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dir zeigen, wie sehr du mir gefällst, Kleiner. Ich war nicht nur scharf auf dich, weil ich betrunken war. Ich bin es immer noch und es wäre mir ein Vergnügen, wenn ich dir zeigen dürfte, wie schön Sex eigentlich sein kann" murmelte Seto verführerisch und legte seine Lippen für einen kurzen Moment auf die Wange des Kleineren, ehe er sich von Yugi löste, sich erhob und auch den Jüngeren auf die Beine half. Yugi wusste weder eine Erwiderung, noch wusste er, wie er sich nun verhalten sollte und fuhr mit seinem Zeigefinger über seine Wange. Seto hätte die Chance ergreifen können, um ihn richtig zu küssen, aber er hielt sich ihm zuliebe zurück und gab ihm auch weiterhin Zeit. Ob Yami auch Rücksicht auf ihn nehmen würde? Yugi wusste es nicht und allmählich hasste er sich selbst dafür, immer wieder Yami mit Seto zu vergleichen. "Yami liebt mich und was mache ich? Ich lasse zu, dass Seto mich umgarnt. Ich bin ein schlechter Mensch und vielleicht habe ich sogar die Vergewaltigung verdient" dachte sich Yugi insgeheim, kehrte Seto den Rücken zu, welcher wahrscheinlich nicht verstehen konnte, warum er erneut in Tränen ausgebrochen war und legte seine Hände an das Geländer, während er mit seiner verschwommenen Sicht in den großen Garten hinab blickte. "Yami, du wirst mich hassen und ich... Warum musstest du dich ausgerechnet in mich verlieben?" dachte er sich und ergriff das Milleniumspuzzle mit seiner rechten Hand. Yugi konnte dem Pharao nicht länger der beste Freund sein, denn er schlug einen völlig anderen Weg ein. Im Augenwinkel bemerkte Yugi, dass Seto neben ihm an das Geländer getreten war und obwohl er sich in dessen Gegenwart sicher und behütet fühlte, fühlte er sich nun auch irgendwie unbehaglich. "Ich werde dir weh tun, Seto. Wenn ich es zulasse, dir noch näher zu kommen, werde ich dich verletzen und meinem besten Freund auch" waren seine Gedanken, ehe er zu Seto aufblickte, welcher immer noch nicht wusste, was im Moment mit ihm los war. Vielleicht sollte er gehen und die ganzen Berührungen vergessen, um die anfängliche Freundschaft zu Seto nicht wieder zu zerstören. Ja, er sollte gehen, um nicht noch mehr kaputt zu machen. Diesen Entschluss sofort in die Tat umsetzend ging er zurück in sein zugewiesenes Zimmer und öffnete den Kleiderschrank, um seine Klamotten zurück in die Reisetasche zu packen. Im Augenwinkel sah er zwar schon, wie nun auch Seto sein Zimmer betrat, aber er durfte nicht bei ihm bleiben, auch wenn dies bedeutete, für immer mit diesen Ängsten vor intimeren Berührungen leben zu müssen. Vielleicht würde er einfach eine Therapie machen und so lange in ein Hotel ziehen, denn er konnte auch noch nicht nach Hause gehen. Nein, er würde für eine Weile aus dem Leben seiner Freunde und auch seiner Familie verschwinden. Seine Handgelenke wurden ergriffen, ehe er auf das Bett gedrückt wurde und sich Seto über ihn beugte. "Es tut mir leid, Yugi. Ich hätte dich nicht küssen dürfen, aber... Du kannst doch nicht einfach gehen" murmelte Seto und war nicht gewillt, den Kleineren gehen zu lassen. Wegen Yugi wurde er doch erst erpresst und ohne dem Jüngeren würde er keine einzige Nacht ruhig schlafen können, ohne sich unheimliche Sorgen zu machen. Verdammt, er hatte sich doch nur wegen Yugi zwei Wochen Urlaub genommen und deswegen musste er bei ihm bleiben. Er durfte ihn einfach nicht allein lassen. Yugi war zu erschrocken, um irgendwie zu reagieren und blickte weiterhin zu Seto auf, welcher die Zähne aufeinander presste und immer wieder blinzelte, um den aufkommenden Tränen irgendwie Einhalt zu bieten. "Wenn du gehst, dann...". Seto unterbrach sich selbst, während einige Tränen es trotzdem schafften, sich ihren Weg über seine Wangen zu suchen und schließlich zu Yugi hinab tropften. "Verdammt... Ich brauche dich und du brauchst mich doch auch. Ohne dich... Ohne dich werde ich zerbrechen, weil ich diese Angelegenheit nicht vergessen kann" hauchte Seto und hasste sich dafür, es sich eingestehen zu müssen. Dennoch war er mit seinen Nerven ebenso am Ende, wie der Kleinere unter ihm, welcher nun die Hände aus seinem Griff befreite und sein Gesicht umrahmte. "So sehr brauchst du mich?" dachte sich Yugi und versuchte Seto irgendwie zu beruhigen, aber die Tränen hörten einfach nicht auf, weswegen er den Kopf des Älteren zu sich hinab zog. "Ich will nicht, dass du zerbrichst. Entschuldige, dass ich nur an mich selbst gedacht habe, obwohl du doch nur meinetwegen so leidest" waren seine nächsten Gedanken und legte seine Arme um Seto, dessen Gesicht auf seiner Brust ruhte. Ja, Seto brauchte im Moment seine Hilfe, weil er nun mal die Person gewesen war, welche die Vergewaltigung übers Handy hatte mit anhören müssen. Wären Seto und er keine Freunde geworden, wäre es dem Braunhaarigen wahrscheinlich herzlich egal gewesen, aber ihr Verhältnis hatte sich binnen weniger Stunden zueinander verändert und deswegen durfte er den Leiter der Kaiba Corporation auch nicht alleine lassen. Zumindest nicht in dieser Verfassung. "Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich mich an dich klammere? Yami hat mir seine Liebe gestanden, aber ich... Ich weiß einfach nicht, wie meine Gefühle aussehen. Stattdessen liege ich unter dir und lasse mich von dir umgarnen, Seto. Sag mir doch, was ich tun soll? Ich will Yami nicht verletzen und dich... Ich verletze in letzter Zeit immer nur die Menschen, die mir soviel bedeuten, nicht wahr?" schrieb Yugi nach einer Weile auf die Handfläche des Braunhaarigen, welcher sich nun ein wenig abstützte, um in die traurig wirkenden Augen des Kleineren zu sehen. Eine Antwort konnte Seto jedoch nicht sofort geben, weil Yugi erneut Worte schrieb und scheinbar der festen Überzeugung war, er würde den richtigen Weg gehen. "Ich wollte doch nur gehen, weil ich glaube, dass ich dich auch verletze. Ich mag dich, Seto und ich will nicht, dass du meinetwegen traurig wirst". "Unsinn... Du machst mich traurig, wenn du gehst, Yugi. Ist es denn schlimm, wenn ich dich anmache? Darf ich es denn nicht versuchen? Ich weiß nicht, was du genau für Yami fühlst, aber... Er spielt für mich keine große Rolle. Er ist... Wenn er dir sofort zugehört hätte, dann... Diesem Penner hast du es zu verdanken, dass du vergewaltigt wurdest" entgegnete Seto leise und fuhr mit seiner Hand durch das weiche Haar des Jüngeren, welcher einen leisen Seufzer ausstieß und die Arme noch enger um seinen Oberkörper schlang. Was tat er nur? Er machte Yami schlecht, obwohl das mit Sicherheit der falsche Weg war, aber in seiner Situation musste er einfach sagen, was er dachte und was er fühlte. "Du bist kein schlechter Mensch, nur weil du dich an mich klammerst. Denke doch nicht immer solchen Schwachsinn. Lass dir einfach Zeit und höre auf dein Herz. Irgendwann wirst du wissen, wie es um deine Gefühle steht" wisperte der Ältere, wobei er sich nun doch auf die Unterlippe biss. Wieso hatte er solche schnulzigen Worte ausgesprochen? Verlegen drehte er seinen Kopf zur Seite, nachdem er Yugi nochmals in die Augen gesehen hatte und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Wieso kamen ihm Worte in den Sinn, die er doch sonst nie denken würde? Seufzend setzte er sich schließlich auf, denn er wollte nicht darüber nachdenken, warum er in der Gegenwart des Kleinen den liebevollen Mann spielte, denn er glaubte, die Antwort würde ihm sowieso nicht gefallen. "Leistest du mir beim Mittagessen ein bisschen Gesellschaft oder möchtest du lieber allein sein?" fragte Seto schließlich in die Stille hinein und legte ein kaum merkliches Lächeln auf, als sich Yugi an seinen Rücken schmiegte. "Ich deute deine Anschmiegsamkeit einfach mal als ein 'Ja'" wurde die Geste des Jüngeren durch einfache Worte übersetzt, weswegen sich der Leiter der Kaiba Corporation erhob und seine rechte Hand ausstreckte. Ebenso lächelnd ergriff Yugi die Hand des Älteren und stieg vom Bett, um Seto zum Speisesaal zu folgen. Ja, er wollte Seto ein wenig Gesellschaft leisten, wollte ihm irgendwie nahe sein und wollte dessen Hilfe auch weiterhin in Anspruch nehmen, auch wenn dies bedeutete, einem wichtigen Menschen wahrscheinlich zu verletzen. Kapitel 20: Eine hilfreiche Einladung ------------------------------------- "Großvater, es ist ein Brief für Yugi gekommen. Laut dem Logo scheint der Brief von Pegasus zu sein" erklärte Yami, welcher eben die Post geholt hatte und nun den Brief in seinen Händen betrachtete. Mittlerweile waren ganze drei Tage vergangen und auch wenn er Yugi sehr vermisste, inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, allein im Bett zu schlafen und auf seinen eigenen Füßen zu stehen. Er musste Yugi wirklich zustimmen, denn er lernte nun ein wenig unabhängiger zu werden, weswegen er sich auch gestern Nachmittag mit Téa verabredet hatte, um mit ihr den Tag zu verbringen. Hauptsächlich war Yugi und dessen angeblicher neuer Lover ihr Gesprächsthema gewesen, bis er schließlich die Wahrheit erzählt und seine wahren Gefühle ausgesprochen hatte. "Pegasus? Mh... Vielleicht veranstaltet er ein neues Turnier und möchte Yugi dazu einladen" erwiderte Herr Muto und legte das abgezählte Wechselgeld in die Kasse, weil er in einigen Minuten den Spieleladen öffnen wollte. Er nahm den Brief schließlich entgegen, öffnete den Umschlag allerdings nicht, weil er erst die Erlaubnis seines Enkels brauchte. Er würde Yugi wohl gegen Mittag anrufen und sollte es sich tatsächlich um ein neues Turnier handeln, wusste Seto sicherlich auch schon davon. Seine Augen ruhten nun wieder auf Yami, welcher damit begonnen hatte, in eines der vielen Regale Ordnung zu schaffen. Er bewunderte den Pharao sehr, denn bisher bewies er eine unglaubliche Stärke, beschwerte sich nicht über seine Situation und half ihm im Laden. Mittlerweile führten sie auch lange Gespräche miteinander und vor drei Tagen hatte Yami ihm auch gebeichtet, dass er sich in Yugi verliebt hätte. Eine große Überraschung war dieses Geständnis nicht gewesen, denn Herr Muto hatte es schon lange vermutet und deswegen hatte er dem Jungen auch keine Vorwürfe gemacht. Nein, er versuchte ihm stattdessen ein liebevoller Großvater zu sein und würde ihm auch immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. "Du triffst dich heute Mittag wieder mit Téa, nicht wahr? Wie hat sie es aufgenommen, dass du in Yugi verliebt bist?" wollte der alte Mann schließlich wissen, denn ohne Grund hatte der Pharao nicht um einen freien Mittag gebeten. Yami legte ein zaghaftes Lächeln auf, drehte sich zu Herr Muto und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ja, aber Joey wird uns auch Gesellschaft leisten. Ich weiß nicht, wie Téa über meine Gefühle denkt, aber geweint hat sie nicht. Sie hat nur gesagt, dass sie es schon schade findet, weil sie mich sehr mag" entgegnete Yami und konnte nicht verhindern, dass sich seine Wangen noch mehr verfärbten, wenn er an die bevor stehende Verabredung dachte. Ein amüsiertes Lächeln erschien auf den Lippen des alten Mannes, denn Yami schien etwas vor ihm zu verbergen, aber vielleicht erfuhr er heute Abend ein bisschen mehr. Schließlich hatte er Yami versichert, dass er mit jedem Problem zu ihm kommen könne, aber natürlich gab es auch Geheimnisse, die der Junge haben durfte. Herr Muto war allerdings noch immer überrascht, dass sich Yami zu Ohrlöcher stechen überreden hatte lassen. Er war sich sogar sicher, dass Téa mit ausreichenden Argumenten seinem ältesten Enkel dazu ermutigt hatte, aber gemeckert hatte Herr Muto keineswegs. Warum auch? Yami sah mit den Anfangsohrringen nicht schlecht aus und vermutlich würde sich sein jüngster Enkel auch sehr über diese Veränderung freuen. "Yugi wird bestimmt begeistert sein, wenn er deine Ohrringe sieht. Wann willst du es ihm sagen?" wechselte Herr Muto das Thema und grinste nun wegen dem verlegenen Gesichtsausdruck, welches Yami aufgelegt hatte. "Ich will noch warten, bis ich Yugi sehe. Téa war der Meinung, ein Pharao sollte Ohrringe tragen, aber... In den Nächten kann ich kaum schlafen, weil meine Ohrläppchen weh tun" nuschelte der Pharao und fuhr mit seiner angefangenen Arbeit fort. Das er Yugi irgendwie mit seinen Ohrringen beeindrucken wollte, behielt er lieber für sich, aber natürlich war er schon sehr gespannt darauf, wie der Kleinere reagieren würde. "Das legt sich mit der Zeit. Es ist nur wichtig, dass du die Ohrlöcher jeden Tag reinigst" erwiderte der ältere Herr und blickte nun auf seine Bestellliste, die er noch einmal durchgehen musste. Zumindest war er froh, dass es Yami unter den neuen Umständen dennoch gut ging, aber wie fühlte sich sein junger Enkel im Moment? Konnte Yugi mittlerweile wieder sprechen oder schwieg er nach wie vor? Er wusste es nicht, aber vielleicht würde er gegen Mittag ein wenig mehr von Seto erfahren. Im gleichen Moment saß Yugi auf dem Balkon auf einer Liege und genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Inzwischen ging es ihm mit jedem Tag etwas besser, auch wenn er es immer noch nicht schaffte, irgendwelche Worte an Seto zu richten. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen erinnerte er sich an die erste Nacht, die er hier im Anwesen verbracht hatte. Vermutlich wäre er irgendwann mitten in der Nacht eingeschlafen, wenn nicht immer wieder diese Bilder vor seinem geistigen Auge erschienen wären, aber mit jeder weiteren Minute, die er allein hatte im Bett liegen müssen, war eine unglaubliche Panik in ihm aufgestiegen, weswegen er Seto in seiner Angst eine SMS geschrieben hatte. "Hey... Alles ist in bester Ordnung, Yugi. Hier bist du in Sicherheit" erinnerte sich Yugi an die Worte des Braunhaarigen, welcher offensichtlich auch nicht hatte schlafen können. Schließlich war Seto zu ihm ins Zimmer und zu ihm ins Bett gekommen, hatte ihm immer wieder beruhigende Worte ins Ohr geflüstert, bis er nach nur wenigen Minuten doch eingeschlafen war. Ob Seto auch so leicht hatte einschlafen können? Für den Leiter der Kaiba Corporation waren die letzten Tage auch nicht leicht gewesen und zudem hatte Yugi das Gefühl, als würde Seto etwas vor ihm verheimlichen. Sicher, er hatte den Älteren schon auf dessen angespanntes Verhalten angesprochen, wenn er das Zeichnen von Buchstaben auf die Handfläche so nennen durfte, aber Seto ignorierte diese Fragen und wechselte meist auch sofort das eigentliche Thema. "Ich wünschte, du würdest mit mir reden, Seto. Ich weiß zwar nicht, was du vor mir verheimlichst, aber vielleicht kann ich dir irgendwie helfen, wenn du mir dein Verhalten erklärst" dachte sich Yugi und seufzte tief. Eigentlich hätte er einen Plan, um seine gewünschten Antworten zu bekommen, aber er war nicht der Typ Mensch, welcher einfach unaufgefordert ein Zimmer betrat, nur um zu erfahren, was genau vor ihm verheimlicht wurde. Nein, er durfte weder das Büro des Älteren durchsuchen, noch durfte er so tief in dessen Privatsphäre eindringen. "Yugi?" wurde der Kleinere aus seine Gedankengänge gerissen, drehte seinen Kopf in die Richtung der offen stehenden Balkontür und erblickte Seto, welcher einen Laptop und einen Brief in seinen Händen hielt. "Ich muss mit dir sprechen" fuhr der Ältere fort und setzte sich schließlich zu Yugi auf die Liege, ehe er den Brief entfaltete und jenen Brief dem Jüngeren reichte. "Morgen Abend findet ein Bankett statt?" dachte sich Yugi und betrachtete noch einige Sekunden die Einladung, welche offensichtlich von Pegasus zu stammen schien. Er lud die besten Duellanten zu einem Bankett auf seine private Insel ein, in dessen Anwesen, aber Yugi konnte den genauen Grund nicht in der Einladung finden. Langweilte sich Pegasus etwa oder plante er ein privates Turnier? Yugi wusste es wirklich nicht und blickte wieder zu Seto auf, welcher den Laptop eingeschaltet hatte und nun einige Programme öffnete. "Ich weiß zwar nicht, was dieser Spinner von uns will, aber ich bin mir sicher, dass er dich auch eingeladen hat. Bleibt die Frage, ob du zum Bankett gehen möchtest? Wenn nicht, ich würde es verstehen und sonderlich Lust auf derartige Events habe ich sowieso nicht" murmelte Seto und legte ein kaum merkliches Lächeln auf, während er dem Kleineren mit der Hand liebevoll über den Rücken streichelte. Vor zwei Tagen war er doch tatsächlich auf die hohe Geldforderung eingegangen und bis zum jetzigen Zeitpukt bereute er es nicht, Yugi auf diese Art und Weise geholfen zu haben. Nun, wenn nicht heute Morgen ein neuer Brief von Keito eingetroffen wäre, würde er sich vielleicht sogar sehr wohl fühlen, aber seit drei Tagen fühlte er sich seltsam angespannt und das nicht nur, weil Yugi immer eindeutige Fragen zu seinem sonderbaren Verhalten stellte. Nein, Seto bemerkte mehr und mehr, dass er mit diesem Problem nicht alleine fertig werden konnte und endlich Hilfe in Anspruch nehmen musste. Zwei Millionen Yen wollte Keito bis morgen Abend auf seinem Konto überwiesen haben und der Ältere war sich sicher, die Geldforderung würde sich mit jedem weiteren Brief noch um eine Million erhöhen. "Ich würde gern zum Bankett gehen, aber wenn du nicht magst, also..." schrieb Yugi, ehe seine Hand ergriffen wurde und Seto den Kopf schüttelte. "Ich richte mich ganz und gar nach dir, Kleiner. Wenn du hingehen möchtest, werde ich dich begleiten". Ein zaghaftes Lächeln erschien auf den Lippen des Jüngeren, ehe er sich an die Brust des Braunhaarigen schmiegte und auf den Bildschirm schaute. Moment, wollte Seto etwa Pegasus anrufen oder warum hatte er ein derartiges Programm geöffnet? Verwirrt und auch fragend sahen die violetten Augen erneut zu Seto auf, welcher jedoch nun ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen trug und mit der Hand eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht des Kleinen strich. "Keine Sorge... Ich will Pegasus auch nicht anrufen, aber in der Einladung wurde vermerkt, dass er auf einen Anruf wartet" erklärte Seto und schaute nun wieder auf den Bildschirm. Bei einem Bankett entsprach es der Höflichkeit, dem Gastgeber die Zusage entweder schriftlich oder telefonisch mitteilen zu müssen. Seto selbst war so erzogen worden und wenn er ein Bankett veranstaltet hatte, was selten der Fall gewesen war, hatte er auch immer auf die Zusagen gewartet, denn demnach hatte er das Buffet und die Tische vorbereiten lassen. "Aber... Wird er sich nicht wundern, dass ich kein Wort sage, Seto? Ich möchte ihm nicht die Wahrheit erzählen" schrieb Yugi verunsichert auf die Handfläche des Älteren und löste sich von ihm. Ob Pegasus auch vor vier Tagen in den Nachrichten von ihrem Kuss erfahren hatte? Bestimmt, schließlich war der Kuss und sein Verhältnis zu Seto noch bis zum späten Nachmittag thematisiert worden, also wäre es wohl ein Wunder, wenn Pegasus nichts mitbekommen hätte. "Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Sollte er dir irgendeine Frage stellen, werde ich ihm sagen, dass du heiser bist und deine Stimme noch ein bisschen schonen musst" erwiderte Seto und klickte nun auf das grüne Telefon, um eine Verbindung aufbauen zu können. Aus freien Stücken würde er Pegasus sicherlich nicht einweihen, aber wenn er sich dessen Hilfe wirklich erhoffte, würde er wohl erklären müssen, was vor vier Tgen mit Yugi gemacht worden war. Seufzend bemerkte er, dass der Anruf entgegen genommen wurde, ehe Pegasus auf dem Bildschirm erschien und ein amüsiertes Lächeln auflegte. "Oh... Mein kleiner Kaiba, auf deinen Anruf habe ich schon sehnsüchtig gewartet. Wie geht es dir und deinem kleinen Liebling denn so?" ertönte die belustigte Stimme des Langhaarigen, welcher natürlich auch Yugi neben Seto hatte erblicken können. Sicher, die Medien und auch der Artikel in der Zeitung hatten seine Aufmerksamkeit erweckt, aber deswegen lud er die weltbesten Duellanten nicht zu sich ein. Nein, dass Bankett hatte er schon vor Wochen geplant und würde morgen Abend stattfinden, ob nun mit dem angeblichen Liebespaar oder ohne sie. Yugi errötete und erhob seine Hände, um sein Gesicht zu bedecken. Wie erwartet, Pegasus hatte von ihrem Kuss erfahren und schien auch zu glauben, dass er und Seto ein Liebespaar waren. "Wie auch immer... Wir wollten dir lediglich mitteilen, dass wir zu deinem Bankett erscheinen werden" entgegnete Seto und wich der Frage gekonnt aus, denn auf eine Diskussion verspürte er nun wirklich keine Lust. "Schön, es freut mich, dass ihr kommen werdet. Sag mal, Kaiba, du wirkst irgendwie angespannt und nervös oder täuscht mich mein rechtes Auge?" wollte Pegasus wissen, denn es war schon sonderbar, dass der Braunhaarige nicht auf seine Neckerei eingegangen war. "Du solltest dir einen Termin beim nächsten Augenarzt machen und dir eine Brille zulegen. Das Gespräch ist für mich beendet" murrte Seto und klickte auf den roten Hörer, um die Verbindung zu beenden. Verdammt, selbst Pegasus hatte bemerkt, dass er sich für seine Verhätnisse sonderbar verhielt, aber er würde ihn später noch einmal kontaktieren müssen, um ihm seine derzeitige Lage zumindest halbwegs zu erklären. Sicher, es war nicht fair von ihm, Yugi so zu hintergehen, aber Seto wusste sich einfach nicht länger zu helfen. "Was hast du denn, Seto? Du kannst doch mit mir reden, wenn du ein Problem hast oder liegt es an mir? Bitte, sprich doch mit mir. Du benimmst dich seit drei Tagen so seltsam und weichst mir aus" schrieb Yugi auf die Handfläche des Braunhaarigen, welcher sich jedoch erhob und erneut kein Wort sagte. Warum? Was machte Seto so sehr zu schaffen und warum wollte er nicht wenigstens mit ihm reden? Bevor Seto jedoch den Balkon verließ, wollte er nun in sein Büro, drehte er sich noch einmal zu Yugi um. "Ich werde dir einen Anzug kaufen, Kleiner. Sei bitte nach dem Mittagessen in der Empfangshalle, damit wir in die Stadt fahren können". Mehr sagte Seto nicht und verließ den Balkon, denn so sehr er Yugi auch mochte, über sein derzeitiges Problem konnte er unmöglich mit ihm reden. Yugi würde sich nur unnötige Schuldgefühle einreden und aus diesem Grund musste Seto auch weiterhin schweigen. Ein leiser Seufzer entwich dem Kleineren, ehe er wieder auf die Einladung schaute, welche Seto neben ihm auf der Liege hatte liegen lassen. Vielleicht hatte Joey auch eine Einladung zum Bankett erhalten. Ja, schließlich war der Blonde nicht nur im Königreich der Duellanten, sondern auch beim Battle City Turnier einer der Besten gewesen. Zudem durfte jeder Duellant, welcher diese Einladung erhalten hatte, eine Begleitperson mitbringen, wenn er die wenigen Zeilen richtig gelesen hatte. Wenn Joey bemerkte, dass er kein Wort sprach, würde er wissen wollen, was in den letzten Tagen geschehen war, oder nicht? Ja und vor diesem Augenblick fürchtete sich Yugi, denn er würde wohl oder übel die Wahrheit beichten müssen. Einige Stunden später, in der Innenstadt, saßen Téa, Joey und Yami in einem Café, wobei Letzterer noch einmal wiederholte, wie er zu Yugi stand und wie seine Gefühle eigentlich aussahen. "Mh... Und Yugi weiß nicht, wie seine Gefühle für dich aussehen und hat um Abstand gebeten? Ich gehöre zu seinen engsten Freunden, also warum hat er mir nicht einfach die Wahrheit erzählt?" wollte Joey in Erfahrung bringen, hatte er doch vor vier Tagen mit Yugi am Handy gesprochen, um die Sache mit dem Kuss zu klären. Der Kuss zwischen Kaiba und Yugi war also nur ein Testkuss gewesen? Joey hätte die Wahrheit doch verstanden, aber der Kleinere hatte einfach geschwiegen und nicht einmal versucht, den Medien zu widersprechen. "Ich... Ich glaube, dass er meinetwegen die eigentliche Wahrheit verschwiegen hat. Wisst ihr, ich wollte und konnte ihm nicht glauben und... Ich schäme mich immer noch für mein Verhalten, auch wenn Yugi mir verzeihen konnte" erwiderte Yami leise, denn die Vergewaltigung hatte er bislang nicht erwähnt. Nein, diese Angelegenheit würde er so lange verheimlichen, bis er es nicht mehr konnte. Ob Großvater bereits mit Yugi über den angekommenen Brief gesprochen hatte? Sollte er den Jüngeren vielleicht auch anrufen? Nein, der Kleinere hatte um Abstand gebeten, also durfte er ihn nicht anrufen, auch wenn er dessen fröhliche Stimme schrecklich vermisste. "Quatsch... Ich hätte wahrscheinlich an deiner Stelle auch so reagiert, Yami und ich hätte Kaiba sogar sämtliche Knochen gebrochen, aber... Lassen wir dieses Thema. Ich wollte dir diesen Brief zeigen, weil ich mir sicher bin, dass Yugi auch eingeladen wurde" erklärte Joey und zog einen Brief aus seine Hosentasche. Überrascht musterte Yami das ihm vertraute Logo, entfaltete sofort den Brief und begann die wenigen Zeilen zu lesen. "Pegasus veranstaltet morgen Abend ein Bankett?" fragte er leise murmelnd, wobei er nun bei der Zeile verweilte, in welcher geschrieben stand, dass jeder Duellant eine Begleitung mitbringen durfte. "Ja, eigentlich habe ich keinen Bock auf so was, aber ich dachte, du möchtest vielleicht Yugi sehen. Abstand hin oder her, du vermisst ihn bestimmt, oder?" entgegnete der Blonde und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Stimmt... Vielleicht hat Yugi schon über seine Gefühle nachgedacht" ertönte die Stimme von Téa, welche Yami ein wenig Mut zusprechen wollte. Natürlich war sich der Pharao dennoch unsicher, hatte Yugi sicherlich im Moment andere Dinge im Kopf, aber vielleicht sollte er trotzdem mit Joey zum Bankett gehen. Die Sehnsucht war einfach zu groß und obwohl er sich in den letzten Tagen bemüht hatte, um nicht in Tränen ausbrechen zu müssen, fühlte er sich in den Nächten oftmals allein und vor allem vereinsamt. "Okay, dann treffen wir uns morgen Früh am Hafen und fahren mit dem Schiff" grinste Joey, griff erneut in seine Hosentasche und legte Geld auf dem Tisch, um sein verzehrtes Eis zu bezahlen. "Und nun kommen wir zu deinem eigentlichen Problem, Alter. Du hast gestern Abend am Handy gesagt, dass du noch sehr unerfahren in Sachen Liebe und Sex bist, oder? Wir gehen jetzt in den nächsten Laden und besorgen dir schmutzige Hefte, mit denen du gar keine Fehler machen kannst. Du wirst schon sehen, Yami, ich mache einen erstklassigen Lover aus dir". Das Grinsen des Blonden wurde noch eine Spur breiter, während sich auf den Wangen des Pharao ein deutlicher Rotschimmer bildete. Téa gab lediglich einen empörten Laut von sich, entschied sich aber dennoch dazu, sich ins Schweigen zu hüllen. Joey wollte Yami auf diese Art und Weise helfen und vielleicht halfen wirklich solche Hefte. Ja, der Pharao hatte erwähnt, dass er nicht mehr zu vorschnell handeln wollte, um Yugi noch einmal zu erschrecken, also musste er die Schritte wohl oder übel durch derart versaute Hefte lernen. Kapitel 21: Erste Annäherungsversuche nach fünf Tagen ----------------------------------------------------- "Wenn du nicht unter den Duellanten bekannt wärst, würde keine einzige Person auf den Gedanken kommen, dass du aus einfachen Verhältnissen stammst" lächelte Seto und betrachtete Yugi noch einmal von Kopf bis Fuß, während er damit fortfuhr, eine schwarze Fliege um dessen Kragen zu befestigen. Gestern Mittag war er schon sehr beeindruckt gewesen, wie Yugi in einem eleganten Anzug zur Geltung kam und nach etlichen Anproben hatte er sich für einen dunkelblauen Anzug mit weißen Nadelstreifen entschieden. Der Jüngere lächelte ebenfalls, jedoch verlegen und begann nun selbst den Braunhaarigen zu mustern, welcher sich schon lange für das bevor stehende Bankett umgezogen hatte. Seto trug einen weißen Anzug mit schwarzen Nadelstreifen, während er eine schwarze Krawatte um dem Kragen gebunden hatte. Unter dem Jackett konnte Yugi ein hellblaues Hemd erkennen, welches hervorragend zu den blauen Augen passte, wie er persönlich fand. Yugi selbst trug ein violettes Hemd, demnach auch auf seine Augenfarbe abgestimmt und errötete noch mehr, als Seto ihn erneut prüfend musterte. Gefiel er dem Leiter der Kaiba Corporation wirklich so sehr? Yugi wusste es nicht und massierte sich seine Schläfen, weil er schon den ganzen Tag von leichten Kopfschmerzen geplagt wurde. "Was ist los? Wenn du dich nicht gut fühlst, müssen wir nicht zum Bankett gehen" erwähnte Seto sachlich und legte seine rechte Hand auf die Stirn des Kleinen. Fieber hatte Yugi zwar nicht, aber er musste sich nicht zwingen, zudem der Ältere nun doch einige Zweifel hegte. Gestern Nachmittag hatte er noch einmal mit Pegasus gesprochen und nachdem er lange um den heißen Brei herum geredet hatte, was nicht seiner Art entsprach, hatte er dem heutigen Gastgeber die Sache mit dem Testkuss erklärt und auch, was Yugi an jenem Nachmittag zugestoßen war. Seto konnte es immer noch nicht glauben, denn mit allen Reaktionen hatte er gerechnet, doch letzten Endes war Pegasus erschüttert gewesen, weswegen er mehr oder weniger freiwillig sein Problem geschildert hatte. "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe nur leichte Kopfschmerzen, also nicht der Rede wert" schrieb Yugi auf die linke Handfläche des Älteren, welcher aus seine Erinnerungen erwachte und dem Kleineren leicht zunickte. "Der plötzliche Wetterumschwung scheint dir zu schaffen zu machen. Sollten deine Kopfschmerzen auf dem Bankett schlimmer werden, wirst du es mir umgehend sagen, hörst du? Du musst dich nämlich nicht quälen" entgegnete Seto und fuhr mit seiner Hand durch das Haar des Kleineren. Zumindest hätte er nun einen triftigen Grund, um sofort zu verschwinden, denn er verspürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Wusste Pegasus wirklich, was er tat? Er machte sich nicht nur um Yugi sorgen, sondern auch um sich selbst, denn er hatte die zweite Geldforderung nicht überwiesen. "Überlass Keito mir, Kaiba und tu mir den Gefallen und bezahle ihn nicht für seine schmutzigen Taten. Du musst mir vertrauen" hatte Pegasus am Ende ihres Telefonates gesagt, aber ob er ihm wirklich vertrauen konnte, war natürlich eine andere Frage. Der Langhaarige hatte in der Vergangenheit nicht nur seine Firma gestohlen, sondern auch seinen kleinen Bruder entführt. Was wäre, wenn Pegasus den Kleinen aus reiner Absicht schaden wollte? Nein, er durfte nicht so denken, denn der Langhaarige hatte sich verändert, zumindest hatte Yugi gemeint, Pegasus wäre nicht mehr der Schurke, der er früher einst gewesen war. Überrumpelt weiteten sich seine Augen, ehe er seine Augenlider beruhigt sinken ließ und einen wohligen Seufzer ausstieß. Seine Arme um Yugi legend wollte er ihn noch ein wenig näher zu sich ziehen, um den vorsichtigen Kuss, welchen der Jüngere begonnen hatte, zu erwidern. Der erste Kuss seit fünf Tagen, dachte sich der Braunhaarige und wagte einen vorsichtigen Versuch, ließ seine Zunge über die Unterlippe des Kleineren gleiten und bat um Einlass. Sollte sich seine Zurückhaltung gelohnt haben? Immerhin hatte er die ganze Zeit auf den ersten Schritt von Yugi gewartet und nun wurde er geküsst, ihm wurde sogar Einlass gewährt, weswegen er die schüchterne Zunge aufsuchte und ein sinnliches Spiel mit ihr spielte. Der bereits leidenschaftlich werdende Kuss währte jedoch viel zu kurz, weil seine Lungen nach Sauerstoff verlangten und er sich gezwungen sah, sich von den weichen Lippen zu lösen. "Du hast mich überrumpelt" gestand er leise, behielt seine Augen geschlossen und legte ein kaum merkliches Lächeln auf. Ihn zu überrumpeln hatte bisher keine Person geschafft, zumindest nicht bei solchen Sachen, aber er freute sich dennoch sehr, dass Yugi den ersten Schritt gemacht hatte. Nur einen Augenblick später spürte er erneut die weichen Lippen auf seinen Mund, während es nun Yugi war, welcher um Einlass mit der Zunge bat. Was war denn nur los? So anhänglich und die Initiative ergreifend kannte er Yugi überhaupt nicht. Nicht im diesem Maß. "Nicht aufhören... Ich habe furchtbare Angst, Seto" schrieb Yugi während des Kusses und obwohl der Ältere offensichtlich etwas sagen wollte, ließ er ihn nicht zu Wort kommen und genoss diesen weiteren Kuss. So lange hatte er sich vor solchen Berührungen gefürchtet und obwohl ein kleiner Teil in ihm stets an den Pharao dachte, wollte er im Moment keine Rücksicht auf dessen Gefühle nehmen. Nein, er konnte es nicht, weil er schon längst seine eigene Entscheidung getroffen hatte. Schließlich gelang es Seto doch, sich erneut von Yugi zu lösen und hinderte ihn daran, einen weiteren Kuss von ihm zu fordern. "Wovor hast du denn Angst, Kleiner? Ich habe dir doch gesagt, dass du dir Zeit lassen kannst, erinnerst du dich?" entgegnete der Ältere leise und legte seine Hände um das Gesicht des Kleinen. Die violetten Augen sahen traurig zu ihm auf, baten stumm um Hilfe, doch so lange Yugi ihm nicht sagte, wovor er solche Angst hatte, konnte er dem Jüngeren nicht helfen. "Ich habe Angst, weil... Vielleicht begegne ich Yami auf dem Bankett und... Ich kann ihm nicht länger der Freund sein, den er sich wünscht, verstehst du? Er wird mich hassen, wenn er von meiner Entscheidung erfahren sollte. Ich glaube, er würde mich nicht verstehen. Welcher Mann würde es denn schon verstehen, wenn der Junge, indem man verliebt ist, sich dazu entschieden hat, solche Berührungen von einen anderen Mann zu wollen?" schrieb Yugi langsam und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augen bildeten. Joey war mit Sicherheit eingeladen worden und hatte bestimmt Yami gefragt, ob er mit zum Bankett kommen wollte. Seit gestern Abend quälte er sich schon mit diesem Gedanken herum und obwohl es sicherlich nicht fair von ihm war, während eines Kusses mit Seto an Yami und dessen Reaktion zu denken, ließen sich diese Gedanken nicht vermeiden und machten seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. "Selbst wenn er auf dem Bankett sein sollte, Yugi, er besitzt im Moment nicht das Recht, dir irgendwelche Vorwürfe zu machen" erwiderte Seto und klopfte auf seinen Schoß, saß er doch auf seinem Bett und wartete, bis sich Yugi auf seine Beine gesetzt hatte. "Du allein entscheidest, wer dir helfen darf und wenn Yami mit deiner Entscheidung nicht einverstanden ist, war er dir nie ein guter Freund. Ich, für meinen Teil, könnte genügend Verständnis aufbringen, jedenfalls nach solch einem Ereignis" fuhr Seto fort und strich mit seiner linken Hand über den Rücken des Kleineren. "Liebst du ihn?" wollte der Ältere schließlich wissen, denn nur so könne er sich die Gedankengänge des Jüngeren erklären. Eine ganze Weile sahen die violetten Augen auf die Handfläche des Braunhaarigen, welcher auf eine ehrliche Antwort von ihm wartete, aber Yugi wusste immer noch nicht, wie er für den Pharao fühlte. Sicher, er machte sich Vorwürfe, weil er Yami hängen ließ und stattdessen lieber bei Seto geblieben war, aber er verspürte eben nicht dieses bekannte Kribbeln im Bauch, wenn er an den Pharao dachte. Klar, er vermisste Yami schon sehr, er vermisste dessen Unbeholfenheit und dieses verlegene Lächeln auf dessen Lippen, wenn der Pharao etwas nicht so genau wusste, aber war dieses minimale Vermissen wirklich Liebe? "Ich..." schrieb Yugi, brach jedoch seinen angefangenen Satz ab und vergrub stattdessen sein Gesicht in der Halsbeuge des Älteren, welcher bereits erahnen konnte, dass Yugi seine Frage nicht beantworten konnte. Sei es aus dem Grund, um ihm nicht zu verletzen, was natürlich unbegründet war oder weil der Kleinere einfach nicht wusste, ob er Yami liebte. "Yugi, es ist keine Schande, wenn du dir im Unklaren bist. Niemand erwartet von dir, dass du sofort eine Antwort geben kannst. Gefühle lassen sich sowieso nicht erzwingen, also lasse dir genügend Zeit" versuchte er den Jüngeren zu beruhigen und sollte Yami, falls er auf dem Bankett sein sollte, doch eine Antwort fordern, würde er ihn entfernen lassen. Yugi hatte im Moment immer noch andere Probleme und wenn der Kerl das nicht verstehen konnte, war seine Liebe überhaupt nichts wert. Nach nur wenigen Minuten hatte sich Yugi wieder beruhigt und ließ nun seine Fingerkuppen durch das braune Haar des Älteren gleiten. Er hatte schon längst bemerkt, dass Seto jede noch so kleinste Berührung von ihm genoss und ebenso hatte er vor zwei Tagen herausfinden können, wie empfindlich der Leiter der Kaiba Corporation war, wenn man dessen Haaransatz im Nacken kraulte. Lächelnd, denn Seto baute ihn immer wieder auf, ließ er seine rechte Hand in dessen Nacken gleiten und begann ihn zu kraulen, weswegen er einen wohligen Seufzer erntete. "Du weißt ganz genau, dass ich empfindlich reagiere und trotzdem ärgerst du mich auf diese grausame Weise" kommentierte Seto und senkte seinen Kopf auf die Schulter des Kleinen, ehe ihm ein weiterer Laut des Wohlgefallens entwich. "Macht es dir Spaß, mich scharf auf dich zu machen? Stellst du mit Absicht meine Selbstbeherrschung auf die Probe?" wisperte der Ältere fragend und legte seine Lippen hauchzart auf die Wange des Kleineren, ehe er sich seinen Weg zu dessen Ohr küsste. Mittlerweile hatte Yugi zumindest verstanden, dass er ihn nicht anrühren würde, völlig gleich, wie erregt er auch sein mochte. "Quäle ich dich wirklich so sehr?" entgegnete Yugi schreibend und biss seine Zähne aufeinander, als er die Zunge des Braunhaarigen an seinem Ohr spürte. Oh Gott, an den Ohren war er doch so empfindlich, aber natürlich wusste es Seto schon längst und wollte sich vermutlich auf diese Weise an ihm rächen. "Ja, du quälst mich jeden Tag, Kleiner. Glaubst du etwa, es macht mir Spaß, erregt neben dir zu sitzen und nichts tun zu dürfen?" nuschelte Seto und biss zärtlich in das Ohrläppchen. Eine minimale Regung spürte er schon, denn die Hände von Yugi verkrallten sich in seinem Jackett, während der Körper auf seinen Schoß unter diesen Berührungen erzitterte. "Rache ist süß, nicht wahr, Yugi?" hauchte Seto, biss erneut zärtlich in dessen Ohrläppchen und schmunzelte, als der Körper des Jüngeren abermals erzitterte. Erneut überrumpelt, weil Yugi den Kopf in seine Richtung gedreht hatte und seine Lippen einfing, erwiderte er den stürmischen Kuss. Beinahe hätte er den süßen Jungen mit der Igelfrisur ins Laken gedrückt, wenn ihm nicht noch rechtzeitig eingefallen wäre, dass er langsam sein Fluggefährt vorbereiten lassen musste. "Nicht so stürmisch, Kleiner. So sehr du mich auch erregst, wir haben für derartige Aktivitäten keine Zeit" nuschelte Seto gegen die Lippen des Kleineren, denn auch seine Selbstbeherrschung hatte Grenzen, weswegen er Yugi vorsichtig auf dem Bett absetzte. "Ich muss kurz mit Mokuba sprechen und unser Flugzeug vorbereiten lassen. Würdest du so lange hier auf mich warten?" fragte Seto noch immer erregt und konnte einfach nicht den verführerischen Unterton in seiner Stimme verbergen. Yugi errötete sichtlich und brachte nur ein zaghaftes Nicken zustande, während er seine Beine übereinander schlug, um seine eigene Erregung zu verstecken. Warum besaß Seto nur diese Macht, derartige Gefühle in ihm zu erwecken? Wenn der Braunhaarige nicht aufgehört hätte, Yugi wusste nicht, wie weit er selbst im Rausch der Lust gegangen wäre. Er wusste es wirklich nicht und beobachtete Seto, welcher das Zimmer verließ, um das eben Gesagte in die Tat umsetzen zu können. Seufzend bemerkte Yugi nun wieder seine Kopfschmerzen, weswegen er sich erhob und das Bad aufsuchte. Seto hatte doch sicherlich Kopfschmerztabletten im Badezimmer, oder? Nach nur kurzem Suchen entdeckte er ein kleines Fläschen mit der Aufschrift 'Kopfschmerztabletten' und öffnete den Verschluss. "Seto lebt wirklich luxuriös. Selbst seine Kopfschmerztabletten besitzen eine andere Farbe" grinste Yugi in sich hinein, betrachtete die blaue Tablette noch einige Sekunden staunend, ehe er sie in seine Hosentasche verschwinden ließ. Er würde die Schmerztablette erst einnehmen, wenn die Kopfschmerzen unerträglich wurden, denn er war noch nie ein Fan von Medikamenten gewesen. Erneut seufzend verließ er das Badezimmer wieder und setzte sich zurück aufs Bett, um auf Seto zu warten. Irgendwie war er nun doch gespannt, wer wohl auf dem Bankett erscheinen würde, aber er müsse sich wohl noch eine Weile in Geduld üben. Nur eine knappe Stunde später setzte Seto, dessen Jet in der Form eines weißen Drachen entwickelt worden war, im Vorgarten des protzigen Anwesens zur Landung an. Ein amüsiertes Lächeln lag noch immer auf den Lippen des Jüngeren, denn Seto liebte wohl wirklich seine weißen Drachen mit eiskalten Blick, wenn er selbst seinen Privatjet in dieser speziellen Form erbauen hatte lassen. Ob er wohl besessen war oder war die Verbindung zu dessen Vergangenheit so mächtig, obwohl es der Braunhaarige nicht bemerkte? Yugi wusste es nicht und wurde erst aus seine Gedanken gerissen, als sich die Glaskuppel öffnete und Seto ihm die Hand reichte, um aus dem Fluggefährt zu steigen. "Sieh dir diese Menschenmasse an, Yugi. Tu mir bitte den Gefallen und bleib in meiner Nähe" murmelte Seto, blickte zum Eingang und beobachtete die Duellanten, die von einigen Bediensteten in Empfang genommen wurden. Vorsichtig schloss er die Hand des Kleinen in seine, riskierte einen ebenso vorsichtigen Blick zu Yugi hinab, auf dessen Wangen ein leichter Rotschimmer erschienen war und setzte sich schließlich leicht schmunzelnd in Bewegung. Sicher, ihr Auftreten würde vermutlich nur bestätigen, dass sie ein Liebespaar waren, aber Seto wollte kein Risiko eingehen und wusste zudem auch nicht, was Pegasus genau geplant hatte. "Willkommen, treten Sie doch ein" sprach ein älterer Herr, ein Butler, welcher sich vor Yugi und Seto verneigte und mit der linken Hand zur geöffneten Eingangstür deutete. Yugi trat ein Stück näher zum Älteren, drückte dessen Hand leicht und schluckte unwillkürlich, als er mit Seto den gefüllten Saal betrat. Oh Gott, es hatten sich wirklich viele Duellanten versammelt und einmal mehr dankte er dem Braunhaarigen, welcher ihm nahe gelegt hatte, sein Deck in seinem Zimmer zu lassen. In seinem Zustand würde er wahrscheinlich noch seine Götterkarten bei einem Duell verlieren und außerdem würde ihm die Hilfe des Pharao fehlen. Seto sah sich ebenfalls um, erkannte vertraute Gesichter und erblickte schließlich den Gastgeber bei einem blondhaarigen Jungen. "Wheeler... Der hat mir wirklich noch gefehlt" nuschelte er mehr zu sich selbst und betrachtete dessen Begleitung, welche offensichtlich von Pegasus in ein Gespräch verwickelt worden war. Ach ja, Pegasus schien zu glauben, Yami sei Yugi, sahen sie sich vom Aussehen her so verdammt ähnlich, weswegen er wohl auch noch dieses Missverständnis erklären musste. Ja, er musste außerdem noch mit Pegasus unter vier Augen sprechen, denn er machte sich nach wie vor Sorgen, weil er die zwei Millionen nicht überwiesen hatte. Hoffentlich hatte er keinen Fehler gemacht und somit das Schicksal seines kleinen Freundes besiegelt. Yugi hatte die leise Information zwar zur Kenntnis genommen, aber seine Augen ruhten im Moment auf zwei andere Personen, weswegen er leicht lächelte. "Marik und Ishizu wurden auch eingeladen" schrieb er Seto auf die Handfläche und deutete mit seiner freien Hand auf die Geschwister, welche beim Buffet standen. Insgesamt war die Empfangshalle sehr schön geschmückt worden. Tische waren auf der rechten Seite aufgestellt worden, während auf der linken Seite das breite Buffet zu sehen war. In der Mitte der Halle war nicht nur die Tanzfläche organisiert worden, sondern bot für einige Duellanten genügend Platz, um Duelle zu veranstalten. Wie erwartet, Duelle waren offensichtlich nicht ausgeschlossen worden. "Kaiba, ich habe schon die ganze Halle nach dir abgesucht" rief Pegasus und blieb vor dem Leiter der Kaiba Corporation stehen, während er Yugi mit einem zaghaften Lächeln begrüßte. "Ich warne dich, Pegasus. Wenn du mich zu hintergehen versuchst, wirst du meinen Zorn zu spüren bekommen" zischte der Braunhaarige, denn er konnte dem Langhaarigen einfach nicht vertrauen. "Sei unbesorgt, mein kleiner Kaiba. Bisher verläuft alles nach Plan und die Zielperson befindet sich seit einer halben Stunde unter den Gästen" erklärte Pegasus lächelnd und deutete mit seiner Hand an, dass Seto ihm für die nächsten Minuten folgen sollte. "Yugi, stell bitte keine Fragen und geh zu Wheeler. Bleib bei ihm, bis ich wieder bei dir bin" wandte sich Seto an den Kleineren, dessen Miene deutlich Sorge zeigte. "Vertrau mir" fügte der Braunhaarige noch leise hinzu und folgte Pegasus schließlich durch die Menschenmenge. Dieser Köter würde Yugi schon für die nächsten Minuten beschützen können und selbst wenn nicht, Yami war auch noch da und könnte zur Not helfen. Noch einmal blickte er über seine Schulter, wollte er sich versichern, dass Yugi seiner Anweisung folgte und atmete erleichtert aus, als der Kleine nur noch wenige Schritte von Wheeler entfernt war. "Zielperson? Was meinte Pegasus? Was für ein Spiel spielst du, Seto und warum sagst mir kein einziges Wort?" fragte sich Yugi insgeheim und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, ehe er vor Joey und zu seinem Erstaunen auch Yami stehen blieb. "Na? Du siehst wie ein reicher Pinkel aus, Yugi. Behandelt dich Kaiba wenigstens anständig?" wollte der Blonde feixend wissen und musterte erneut den Anzug, welchen Yugi trug. Er selbst hatte nur seine Schuluniform angezogen, um wenigstens halbwegs vernünftig zu erscheinen. Yami hingegen trug eine schwarze Hose und ein ebenso schwarzes Muskelshirt, denn er schien nicht an eine festliche Kleidung gedacht zu haben. "Was ist? Hast du etwa deine Sprache verloren?" grinste Joey und boxte Yugi freundschaftlich in die Seite. "Sag uns aber nicht, dass wir nicht mehr gut genug für dich sind, klar?" fuhr der Blonde fort und verschränkte seine Arme vor der Brust. Yami trat nun auch einen Schritt näher, hielt seine rechte Hand hin und setzte schließlich zu einer Frage an, um Yugi aus der Klemme zu helfen. "Bist du immer noch heiser, Yugi?". Der Jüngere nickte leicht, während er seine Augen auf den Marmorboden richtete und über die Küsse grübelte, die er vor etwa einer Stunde dem Braunhaarigen gegeben hatte. Hatte er wirklich erneut einen Fehler gemacht, obwohl er sich doch nur selbst hatte helfen wollen? "Ich könnte schon wieder heulen, aber..." dachte sich Yugi, spürte jedoch im nächsten Moment eine Hand auf seiner Schulter und blickte seitlich auf. Seto war zurück, wirkte jedoch noch immer angespannt und auch sichtlich nervös. Warum? Verdammt, was zur Hölle ging hier hinter seinem Rücken vor? "Du wirst mir auf der Stelle sagen, warum du dich so merkwürdig benimmst. Was hat Pegasus mit Zielperson gemeint und warum soll ich in eurer Nähe bleiben? Antworte mir, sonst ziehe ich noch heute Nacht aus" schrieb Yugi wütend auf die Handfläche und starrte ebenso wütend zu Seto auf, welcher jedoch erneut seinen Blicken auswich. Wenn er könnte, würde er ihn anbrüllen, aber er hatte heute Morgen auch wieder einen Versuch unternommen, war aber kläglich gescheitert und hatte wieder einmal kein einziges Wort über die Lippen gebracht. Joey schien verwundert zu sein, warf einen prüfenden Blick zu Kaiba, dessen Augen sich auf den Marmorboden geheftet hatten, ehe er wieder Yugi musterte. Oha, gab es etwa Streit? Grinsend blickte er zu Yami, dessen Miene jedoch pure Sorge ausstrahlte. Komisch, warum freute sich der Pharao denn nicht wenigstens ein bisschen? "Ich... Ich kann nicht, Yugi. Es ist alles in bester Ordnung, also...". Seto keuchte erschrocken, wich auch einen Schritt zurück und senkte seinen Kopf. Auch wenn Yugi ihn von sich gestoßen hatte, er konnte dem Kleinen nicht die Wahrheit erzählen. Nein, Seto nahm die ganze Last auf sich selbst, um Yugi zu schützen und deswegen musste er seinen Mund halten. Der Jüngere, welcher vor Wut kochte, massierte sich die Schläfen und ergriff schließlich die Hand des Pharao. "Gehst du mit mir zum Buffet? Ich brauche dringend ein Glas Wasser" schrieb er schnell, ehe er sich in Bewegung setzte. Ehrlich, er hasste es, wenn derartige Geheimnisse existierten und er persönlich glaubte, etwas mit diesem Geheimnis zu tun zu haben. "Ärger im Paradies, Kaiba?" grinste Joey und erntete einen wütenden Blick vom Braunhaarigen. "Halt die Schnauze, Köter. Dich geht mein Verhältnis zu Yugi nichts an" zischte Seto und massierte sich nun ebenfalls die Schläfen. Vielleicht hätte er doch mit Yugi zu Hause bleiben und das Schweigegeld überweisen sollen. Noch wäre es machbar, aber insgeheim musste er Pegasus wohl oder übel zustimmen. Es konnte nicht so weiter von statten gehen, also musste er Keito, sofern er ihn in der Menschenmenge ausfindig machen konnte, in Bedrängnis bringen und ihm Handy und all sein Zeug abnehmen. "Siehst du denn nicht, dass ich mir Sorgen um dich mache, Seto?" fragte sich Yugi insgeheim und nahm das Glas Wasser entgegen, welches Yami ihm reichte. Nickend bedankte sich der Jüngere, griff in seine Hosentasche und holte die Kopfschmerztablette hervor, die er sich ohne Bedenken in den Mund steckte. "Was ist das für ein Medikament?" wollte Yami in Erfahrung bringen, machte er sich doch immer noch Sorgen um den Kleineren, welcher offensichtlich richtig wütend auf Kaiba zu sein schien. Warum? Was hatte Kaiba bloß angestellt, dass er den Jüngeren dazu brachte, derart wütend zu werden? "Eine Kopfschmerztablette. Weißt du, ich habe schon den ganzen Tag leichte Kopfschmerzen" erklärte Yugi schreibend und stellte das geleerte Glas ab. Hoffentlich ließ die Wirkung nicht zu lange auf sich warten, denn er hatte das Gefühl, als würde ihm jeden Moment der Kopf platzen. Hatte er vielleicht überreagiert? Tat er Seto möglicherweise Unrecht und mischte sich in dessen Geschäfte ein? Nein, Seto benahm sich seit seinem Einzug in dessen Anwesen äußerst merkwürdig, aber den Grund wollte der Braunhaarige einfach nicht verraten. Nach fünf Minuten verspürte Yugi ein seltsam vertrautes Gefühl in den unteren Regionen und errötete, während er peinlich berührt den Boden unter seinen Füßen musterte. Warum war er auf einmal so erregt? Er hatte doch nicht an versaute Situationen gedacht, sondern sich insgeheim gefragt, warum Seto nicht mit ihm über dessen Problem reden wollte. "Ist alles okay, Yugi? Geht es dir nicht gut?" wollte Yami wissen, denn ihm war die Röte auf den Wangen des Kleineren keineswegs entgangen. Ebenso wenig war ihm entgangen, wie sich die Atmung von Yugi beschleunigt hatte, weswegen sich seine Sorge um seinen besten Freund erhöhte. "Ich... Du musst sofort Seto holen, Yami. Ich... Bitte..." schrieb Yugi überhastet, denn die Wahrheit konnte er unmöglich sagen. Was war denn nur mit seinen Körper los? Bevor Yami jedoch seine Bitte hätte erfüllen können, knickten seine Beine ein, weswegen er hastig atmend auf dem Boden sitzen blieb und sich den Schweiß von der Stirn wischte. "Mir ist so heiß. Was... Was geschieht nur mit mir?" fragte sich Yugi und betrachtete das besorgte Gesicht des Pharao, welcher neben ihm in die Hocke gegangen war. Nun erst vielen ihm silbrige Ohrringe auf, die Yami trug und die er scheinbar in seiner Abwesenheit hatte machen lassen. "Warum fällt mir das erst jetzt auf?" fragte er sich in Gedanken und presste seine Beine zusammen, um seine Beule besser verstecken zu können. Egal, dachte er sich. Später konnte er immer noch mit Yami reden, wenn es überhaupt ein Später gab. "Yugi... Hey, was ist mit dir?" hörte er plötzlich die Stimme von Seto, welcher offensichtlich aus der Ferne beobachtet hatte, wie er zu Boden gegangen war. "Wenn ich das wüsste..." beantwortete Yugi die gestellte Frage gedanklich und ließ sich von Seto auf die Beine ziehen. Er zuckte zusammen, biss die Zähne aufeinander und ergriff die Hand des Älteren, die er zu seinen Schritt führte, um ihm sein Problem auch ohne Worte erklären zu können. Gott, bei der nur zaghaften Berührung der Fingerspitzen hatte er das Gefühl, jeden Augenblick seinen Höhepunkt zu erleben. Die blauen Augen des Braunhaarigen weiteten sich für einen kurzen Moment, ehe er Yugi fest an sich drückte und sich in dem überfüllten Saal umblickte. Natürlich hatte er keinerlei Ahnung, warum Yugi dermaßen erregt war, aber dem Kleinen war die momentane Situation nicht nur peinlich, sondern auch äußerst unangenehm. "Komm... Pegasus wird uns bestimmt ein Gästezimmer zur Verfügung stellen" wisperte er in das Ohr des Jüngeren, welcher eifrig nickte und sich von Seto auf die Arme heben ließ. Als Seto an Yami vorbei ging, blieb er kurz stehen und flüsterte ihm eine Information zu, mit der er den Jungen mit der Igelfrisur schließlich stehen ließ und sich auf die Suche nach Pegasus machte. "Hör zu, ich werde dich nur einmal um einen Gefallen bitten. Solltest du Keito unter den Gästen sehen, behalte ihn im Auge, haben wir uns verstanden? Er gehört mir und ich werde meine Rache bekommen" hatte Kaiba zu ihm gesagt und natürlich fragte sich Yami, warum Keito auf dem Bankett war. Sollte er wirklich die Füße still halten, wenn er diesen Kerl sehen sollte? Er schüttelte diese Gedanken ab, denn im Moment machte er sich Sorgen um Yugi, dessen Befinden ihm immer noch unklar war. Joey trat neben ihm, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt und schien sich zu fragen, wie er das eben gesehene Szenario verstehen durfte. "Du weißt doch etwas, oder? Kaiba ist mit Yugi verschwunden und du tust so, als würde es dich nicht stören" murrte der Blonde, denn er hätte einen Aufstand veranstaltet, wäre er Yami. Warum blieb der Pharao denn nur so ruhig? Er liebte doch Yugi und dennoch hatte er diesem reichen Pinkel den Vortritt gelassen. Nun, vielleicht würde er im Laufe des abends noch mitbekommen, was hier eigentlich vor sich ging, denn er war der festen Überzeugung, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Kapitel 22: 'Seto...' --------------------- Seit fünf Minuten lag Yugi immer wieder tief Luft holend auf dem Gästebett und starrte peinlich berührt zur Zimmerdecke. Pegasus hatte so dämlich gegrinst, als wisse er ganz genau, was im Moment in ihm vor sich ging und hatte Seto den Weg beschrieben, wo er die Gästezimmer finden würde. "Meine Stoffhose... Ich muss die Hose öffnen, aber..." dachte sich der Kleinere und warf einen unsicheren Blick zu Seto, welcher es sich neben ihm auf dem Bett bequem gemacht hatte und die Augen auf ihn gerichtet hielt. Noch kein einziges Wort hatte der Ältere gesagt, obwohl er wusste, dass er ein gewaltiges Problem in seiner Hose hatte. Warum? Plötzlich beugte sich Seto über ihm, sah ihm auch weiterhin in die Augen und fuhr mit der linken Hand über seine gerötete Wange. "Kannst du mir erklären, warum du dermaßen erregt bist?" fragte der Braunhaarige und dachte noch einmal darüber nach, was er aus der Ferne hatte beobachten können. Yugi hatte doch nur ein Glas Wasser ausgetrunken oder war es vielleicht im Bereich des Möglichen, dass der Kleine unbewusst ein Potenzmittel zu sich genommen hatte? Dieser verdammte Pegasus, nun konnte er auch verstehen, weswegen der Kerl vorhin so dämlich gegrinst hatte oder hatte er sich nur über die peinliche Situation amüsiert? Yugi schüttelte seinen Kopf, denn er konnte sich seine Erregung wirklich nicht erklären und ließ seine zittrige Hand in seinen Schritt wandern, um zumindest den Hosenknopf und den Reißverschluss zu öffnen. Mit der freien Hand begann er Buchstaben auf die Handfläche des Älteren zu schreiben, während er einen halbwegs erleichterten Seufzer ausstieß. Endlich fühlte er sich nicht mehr so beengt, aber dieses starke Verlangen nach Erlösung blieb dennoch bestehen. "Ich habe keine Ahnung, Seto. Ich habe vorhin nur eine Kopfschmerztablette genommen, weil die Kopfschmerzen stärker geworden sind". "Eine Kopfschmerztablette?" fragte Seto beunruhigt und natürlich schlich sich eine Vermutung bei ihm ein. Yugi war doch hoffentlich nicht im seinen Badezimmer gewesen, oder? Schluckend wartete er die Antwort des Jüngeren ab, welcher erneut Buchstaben auf seine Handfläche zeichnete. "Als du zu Mokuba gegangen bist, bin ich in deinem Badezimmer gewesen und habe nach Kopfschmerztabletten gesucht. Ich weiß, ich hätte dich um Erlaubnis fragen sollen, aber... Ich habe mir wirklich nur eine Tablette genommen" erklärte Yugi schreibend, denn sicherlich mochte es Seto nicht, wenn man ungefragt an seine Klamotten ging. Ja, Mokuba hatte es ihm doch bei seinem Einzug nahe gelegt und dennoch hatte er im ganzen Badezimer nach Kopfschmerztabletten gesucht. "Ich wünschte, du hättest mich gefragt. Hast du dich denn nicht gewundert, warum die angeblichen Kopfschmerztabletten eine blaue Farbe besitzen?" entgegnete Seto und fuhr erneut mit seiner Hand über die Wange des Kleinen. Verdammt, sein Verdacht hatte sich bestätigt. "Doch, aber du bist doch so reich, also dachte ich... Entschuldige... Kommt nie wieder vor" schrieb Yugi verlegen und versuchte das Gefühl der Lust zu ignorieren. Hart biss er sich auf die Unterlippe, als sich der Ältere minimal bewegte und sein hartes Glied mit dem Bein streifte. Oh Gott, wie peinlich, dachte sich Yugi und legte seine Hände um das Gesicht des Braunhaarigen. "Starr mich nicht so an, Seto. Ich schäme mich, merkst du das denn nicht?" dachte er sich insgeheim und zog den Kopf des Älteren zu sich hinab. "Du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Ich hätte die Pillen einfach besser verstecken müssen" gestand Seto und hauchte dem Kleinen einen Kuss auf die Lippen. Yugi schämte sich vor ihm, dessen war er sich bewusst und dennoch hatte er ihm zuvor offenbart, was im Moment in ihm vor sich ging. Ob er Yugi bei dessen Problem helfen sollte? Seto wusste es nicht und schaute nun wieder auf seine Handfläche, auf welche Yugi erneut Buchstaben schrieb. "Verstecken? Was habe ich denn genommen? Auf dem Behältnis stand doch klar und deutlich 'Kopfschmerztabletten' drauf". "Es ist mir peinlich, Kleiner... Du... Du hast Viagra genommen und... Du hast wirklich nur eine einzige Pille genommen? Bei einer Überdosierung musst du nämlich ins Krankenhaus gebracht werden, sonst... Die Konsequenzen könnten dich den Stolz eines jeden Mannes kosten" entgegnete der Ältere und setzte sich auf, um Yugi die Hose von den Beinen zu ziehen, welche nur einen Augenblick später auf dem Boden landete. Deutlich konnten die blauen Augen die Beule in der weißen Shorts erkennen, aber durfte er dem Jüngeren wirklich helfen? Nein, er brauchte die Erlaubnis oder zumindest musste Yugi andeuten, dass er mit diesem Problem nicht alleine fertig werden konnte. Die violetten Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, ehe Yugi die letzte Frage verlegen verneinte und seinen Kopf zur Seite drehte. Viagra? Wieso besaß Seto ein derartiges Mittel? Hatte der Braunhaarige etwa Potenzprobleme? Sollte er ihn einfach fragen? Nein, er wollte Seto in seiner hilflosen Lage nicht auch noch verärgern. Ein leiser Keucher entfloh seinen Lippen, weswegen er seine linke Hand auf seinen Mund presste und seine Augenlider sinken ließ. Oh Gott, dachte er sich. Das seine Stimme unter diesen Umständen zum Vorschein kommen würde, war ihm nicht nur peinlich, sondern auch noch äußerst unangenehm. Seto legte ein zaghaftes Lächeln auf, denn offensichtlich hatte er nun eine Methode gefunden, um dem Kleinen einige Töne zu entlocken. Sanft glitten seine Fingerkuppen erneut über das pochende Glied, welches immer noch verhüllt war und entlockte Yugi abermals einen lustvollen Laut. "Yugi, darf ich dir helfen?" fragte er leise und beugte sich wieder zu ihm hinab. Sanft umschloss er dessen Hand, die sich der Jüngere auf den Mund gespresst hielt und legte seine Lippen auf dessen Wange. Seto brauchte die Erlaubnis, sonst musste sich Yugi wohl oder übel selbst helfen. "Seto..." wisperte Yugi und sah dem Braunhaarigen nun verlegen in die Augen. Er schaffte es wirklich, er konnte nach langen fünf Tagen endlich wieder sprechen, auch wenn seine Lage noch so peinlich erschien. "Warum? Warum besitzt du Viagra?". Zwar war seine Stimme nicht mehr als ein leises Flüstern, aber er hatte einen kurzen Satz über die Lippen bringen können. Ein weitaus lauterer Seufzer folgte, als Yugi sein Becken minimal hob und eine ungewollte Reibung an dem linken Bein des Älteren erzeugte. Sollte er sich von Seto helfen lassen? Nein, er konnte es nicht, denn zu groß war noch immer die Angst, welche Keito und dessen Freunde in ihm ausgelöst hatten. "Vor etwa einem halben Jahr hatte ich eine Geliebte, die es sehr oft mit mir treiben wollte. Ich bin auch nur ein Mann und besitze Grenzen, deswegen habe ich mir dieses Hilfsmittel besorgt, um nicht wie ein Loser in ihren Augen zu erscheinen" erklärte Seto ebenso leise und sah dem Kleineren nun abwartend in die Augen. Yugi war ihm noch eine Antwort schuldig. Auch wenn der Kleine unheimliche Angst verspürte, er musste doch mittlerweile qualvolle Schmerzen verspüren, oder nicht? In diesem Zustand durfte er nicht bleiben, denn die Konsequenzen wären fatal und zudem hielt die Wirkung von Viagra mindestens zwei bis drei Stunden an. Wollte Yugi etwa riskieren, seine Männlichkeit durch Zurückhaltung zu verlieren? Eine ganze Weile herrschte Stille und nur die Atmung des Jüngeren drang an die Ohren des Braunhaarigen, welcher immer noch geduldig auf eine Antwort wartete. "Yugi, ich weiß, dass du Angst hast, aber wenn du nichts tust, wirst du unglaubliche Schmerzen erleiden. Dir bleiben nur zwei Optionen. Du besorgst es dir selbst oder du lässt mich dir helfen" durchbrach Seto die Stille und wischte Yugi einige Tränen von den Wangen, welche sich in dessen Verzweifelung gebildet haben mussten. "Ich... Ich kann nicht... Ich kann nicht mit dir Sex machen und... Ich habe schon längst furchtbare Schmerzen und...". Yugi verstummte im nächsten Moment, weil Seto ihm den Zeigefinger auf die Lippen gelegt hatte und leicht den Kopf schüttelte. Warum? Konnte sich der Ältere etwa nicht mehr beherrschen? Wollte Seto seine hilflose Lage wirklich ausnutzen, um endlich mit ihm schlafen zu können? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. "Beruhige dich, mein Kleiner. Ich habe nicht von Sex gesprochen oder glaubst du wirklich, dass ich deine Lage dermaßen ausnutzen würde? Ich werde dir zeigen, wie ich dir im Moment helfen kann" entgegnete Seto entrüstet, denn er hatte doch nicht an Sex gedacht. Nein, er wollte dem Kleinen auf die einfachste Art und Weise helfen, weswegen er seine rechte Hand in dessen Schritt gleiten ließ und dessen hartes Glied vorsichtig streichelte. Yugi keuchte erschrocken, schlang seine Arme um Seto und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. "Entschuldige..." nuschelte Yugi leise, keuchte jedoch erneut und warf seinen Kopf in den Nacken. Warum wusste Seto nur so genau, wie er ihn berühren musste? Fragen konnte er allerdings nicht, weil seine Lippen zu einem Kuss eingefangen wurden, um weitere Laute zu dämmen, während ihm langsam die Shorts ausgezogen wurde. "Entspann dich" murmelte Seto gegen die Lippen des Jüngeren und umfasste nun vorsichtig den Schaft, ehe er ebenso vorsichtig mit einer langsamen Reibung fortfuhr. Es entsprach nicht seiner Art, derart vorsichtig zu sein, ebenso wenig war er feinfühlig, aber jede noch zu vorschnelle Handlung würde Yugi wahrscheinlich erschrecken und genau diese Situation wollte er vermeiden. Zaghaft wurde ihm in die Unterlippe gebissen und noch bevor er einen etwas schnelleren Rhythmus mit seiner Hand hätte ausüben können, spürte er eine warme Flüssigkeit, die seine Handfläche benetzte. "Es tut mir leid" nuschelte Yugi verlegen und besah sich die Handfläche des Braunhaarigen. Obwohl die Reibung nur minimal und sehr langsam erfolgt war, war er dennoch viel zu schnell gekommen. "Ich...". "Es freut mich übrigens, dass du unter diesen Umständen deine Sprache wieder gefunden hast. Es scheint dir besser zu gehen" unterbrach Seto den Jungen mit der Igelfrisur und leckte sich mit der Zunge über die Lippen, ehe er damit fortfuhr, seine Handfläche zu säubern. Das Yugi ihn angewidert dabei beobachtete, störte ihn nicht sonderlich und leckte genüsslich auch die restlichen Lusttropfen auf. "Seto, du..." begann Yugi erneut, wurde jedoch abermals von Seto unterbrochen, welcher sich zu ihm hinab beugte und sich nun mit beiden Händen neben dessen Kopf abstützte, während er sich erneut genüsslich über die Lippen leckte. "Die Wirkung wird noch einige Stunden anhalten, Yugi. Bleib einfach liegen und genieße es, von mir beglückt zu werden" grinste Seto und stahl sich einen kurzen Kuss, ehe er weit tiefer rutschte. Yugi war noch immer erregt und schien auch keinen Einwand einwerfen zu wollen, weswegen er seine Zunge über die Eichel gleiten ließ und dem Jüngeren einen erschrockenen, dennoch auch erregten Laut entlockte. Zufrieden mit dieser Reaktion, nahm Seto die volle Größe in den Mund und saugte kräftig, während er mit seiner Zunge immer wieder die Eichel liebkoste. "Seto... Nein... Tu das nicht... Ich... Oh Gott... Ich schäme mich und... Bitte, ich will nicht, dass du mein..." folgte nun doch der Einwand, als sein nächster Höhepunkt näher kam. Warum? So sehr ihm diese heiße Mundhöhle auch wunderbare Höhenflüge bescherte, er wollte Seto keineswegs beschmutzen. Nein, er musste den Braunhaarigen irgendwie davon abhalten, bevor er in dessen Mund kam. Diesen Entschluss gefasst suchten seine Hände das braune Haar auf, zerrten und zogen daran, aber so sehr sich Yugi auch bemühte, Seto stoppte nicht in dessen Tun, bis er schließlich seinen Höhepunkt ein weiteres Mal erlebte. Seto setzte sich auf, leckte sich erneut über seine Lippen und krabbelte schließlich zu Yugi hinauf, dessen Miene Verständnislosigkeit zeigte. Er schien es nicht verstehen zu können, zumindest hatte er zuvor, als er sich die Handfläche mit der Zunge gesäubert hatte, auch den Eindruck erweckt, als sei es ihm zuwider. "Gefiel es dir wirklich nicht? Ist es dir so sehr zuwider?" wollte Seto in Erfahrung bringen, denn die Gegenwehr war zwar nur halbherzig gewesen, weswegen er nicht aufgehört hatte, aber hatte es Yugi wirklich nicht gewollt, obwohl sein ganzer Körper und dessen Laute eine andere Sprache sprachen? "Ich... Doch... Es hat mir schon gefallen, aber... Ich wollte nicht, dass du mein... Ich... Muss ich das etwa auch bei dir machen?" entgegnete Yugi stammelnd und traute sich nicht, dem Braunhaarigen in die Augen zu sehen. "Mh? Du wolltest mir also nur meine Belohnung für meine Bemühungen verwehren?" erwiderte der Ältere und drehte den Kopf des Kleineren in seine Richtung, um ihm in die Augen zu sehen. "Yugi, du musst dich zu nichts zwingen und ich erwarte auch nichts von dir, auch wenn mich deine erotischen Laute sehr erregen. Vor mir musst du dich auch nicht schämen, nur weil es dir gefällt. Lass dich einfach fallen und genieße dein Glück. Denk nicht soviel nach, einverstanden?" Lange herrschte Stille, in welcher Yugi über die Worte des Braunhaarigen nachdachte und immer wieder seine Finger durch dessen Haar gleiten ließ. "Warum? Warum bist du nur so unglaublich lieb?" fragte Yugi und fuhr mit seinen Fingerkuppen über die weiche Wange des Älteren, auf dessen Lippen nun ein zaghaftes Lächeln erschien. Schon wieder nannte der Kleine ihn lieb, aber in den letzten Tagen hatte er sich wohl zu sehr verändert, um eben ein liebevoller Mann in den Augen des Jüngeren zu sein und deswegen konnte er dieses Mal nicht widersprechen. "Ich gebe mir Mühe. Es ist auch für mich das erste Mal, auf eine Person soviel Rücksicht zu nehmen, aber dir zuliebe..." wollte Seto erklären, wobei er ein wenig errötete und nun den stürmischen Zungenkuss erlegen war, aber dennoch mit all seiner Leidenschaft erwiderte. Ein kleines Stück der hohen Mauer, die Yugi um sich errichtet hatte, hatte er einreißen können und er war sich sicher, er würde auch noch die restliche Angst des Kleinen besiegen, wenn er auch weiterhin genügend Geduld aufbrachte. "Seto..." keuchte Yugi während des Kusses und ließ nun seine eigene Hand zwischen ihre Körper gleiten. Den Hosenknopf und den Reißverschluss von der Hose des Braunhaarigen öffnend, wollte er sich zumindest ein bisschen revanchieren, fuhr er mit seiner Hand hauchzart über die deutlich spürbare Beule in der Shorts. "Yugi..." nuschelte Seto und löste sich von den weichen Lippen. "Du... Du musst mir nicht helfen, Süßer. Ich... Ha... Obwohl... Du machst das gar nicht so schlecht" gestand er und nun war er es, welcher sein Gesicht in der Halsbeuge des Kleinen vergrub. Wie hatte er Yugi eben genannt? Süßer? Verdammt, war er denn wirklich so sehr erregt, dass er nicht einmal mehr auf die Worte achtete, die ihm ungewollt über die Lippen gekommen waren? Diese massierende Hand in seinem Schritt raubte ihm tatsächlich den Verstand und wagte sich nun auch noch vorsichtig in seine Shorts. "Süßer?" dachte sich Yugi und errötete ein wenig. Seto hatte ihn noch nie Süßer genannt, aber es freute ihn doch sehr, dem Älteren etwas zu bedeuten. Nach nur wenigen Minuten hielt Seto die Anspannung nicht mehr aus und kam zu seinem Höhepunkt, während er den Namen des Jüngeren in dessen Ohr stöhnte. Yugi zog in der Zeit, in der Seto versuchte, die Atmung zu beruhigen, seine Hand zurück und betrachtete das Ergebnis seiner Mühe auf seiner Handfläche. Wie wohl Sperma schmeckte? Seto hatte vorhin nicht so ausgesehen, als hätte es irgendwie ekelhaft geschmeckt. Im Gegenteil, der Ältere hatte sich sogar genüsslich über die Lippen geleckt und hatte gemeint, sein Sperma wäre die Belohnung für dessen Bemühungen gewesen. Die Lippen des Braunhaarigen auf seiner Wange, die sich nun zu seinem Ohr küssten, rissen ihn aus seine Gedanken, weswegen Yugi seine Augenlider sinken ließ und nun doch seine Zunge über seine Handfläche gleiten ließ. Seltsam, er hatte mit einem ekelhaften Geschmack gerechnet, aber das weiße und auch klebrige Zeug besaß überhaupt keinen Geschmack. Sich nichts weiter dabei denkend säuberte er seine Hand mit seiner Zunge, während die blauen Augen ihn eingehend musterten. Was Seto wohl im Moment dachte? Was hatte dessen anzügliches Lächeln zu bedeuten? "Hör gefälligst auf, so heiße Sachen vor meiner Nase zu machen" beschwerte sich Seto und ergriff die gesäuberte Hand, während er den Abstand zwischen ihrer beider Körper zunichte machte. "Du machst mich verrückt, Yugi. Ich wünschte, deine Zunge würde eine ganz andere Stelle säubern" gestand der Ältere und konnte nicht verhindern, bei diesem Gedanken wieder der Erregung zu erliegen. Wie gern würde er Yugi nun gänzlich um den Finger wickeln? Wie sehr würde er die heiße Enge des Kleineren nicht nur mit seinen Fingerspitzen erkunden? Doch noch waren die Verletzungen des Kleinen nicht verheilt und deswegen musste er sich auch dieses Mal beherrschen, obwohl es ihm wirklich schwer fiel. Yugi errötete bei den Worten, die Seto ihm ins Ohr flüsterte und so sehr er dessen Wünsche auch erfüllen wollte, im Moment konnte er es noch nicht. "Ich würde dir gern deine Wünsche erfüllen, aber... Ich trau mich nicht, also...". "Keine Sorge... Ich kann warten, Süßer. Ich warte, bis du den ersten Schritt in meine Richtung machst" wurde Yugi unterbrochen, während er den sanften Küssen des Braunhaarigen erlegen war. Seto würde warten, wie er es in den letzten Tagen auch getan hatte. Ja, im Moment konnte er sich nur von Seto beglücken lassen, aber Yugi war sich sicher, er würde irgendwann aus eigener Kraft seine Ängste besiegen können. "Seto?" fragte er leise und nun war er es, welcher die Wange des Älteren küsste. "Mh?". "Kümmerst du dich noch ein bisschen um mich?" wollte der Kleinere wissen und konnte nicht verhindern, dass sich eine beachtliche Röte auf seinen Wangen bildete. Nur kurz wurden seine Lippen geküsst, ehe der Braunhaarige mit einem zaghaften Nicken ein kleines Stück tiefer rutschte und ihm verführerisch anlächelte. "Gern, mein kleiner Wildfang. Wann auch immer du Lust hast, meine Tür steht zu jeder Uhrzeit offen" entgegnete Seto lächelnd und erneut senkte er seinen Kopf, um dem Kleineren die schönsten Höhenflüge zu bescheren, indem er neckisch seine Zunge um die Eichel kreisen ließ. Kapitel 23: Das Reich der Schatten ---------------------------------- Müde gähnte Joey und sah sich auf der Tanzfläche um, welche schon seit einer geschlagenen Stunde als ein großes Duellfeld genutzt wurde. Natürlich hatte er bereits mit dem Gedanken gespielt, auch ein Duell zu bestreiten, aber seit zwei Stunden fehlte von Kaiba und Yugi jegliche Spur. Sein bester Freund war neben Yami zu Boden gegangen, zumindest hatte er es aus der Ferne beobachten können und dann hatte Kaiba den Kleineren auf die Arme gehoben, war mit ihm verschwunden und nun stand er hier neben Yami, dessen Aufmerksamkeit schon die ganze Zeit einen schwarzhaarigen Jungen gebührte. "Kommt es dir nicht merkwürdig vor? Kaiba und Yugi sind schon seit zwei Stunden weg und du... Du stehst doch nicht etwa auf den Kerl da, oder?" durchbrach der Blonde die Stille zwischen ihnen und erntete einen angewiderten Blick. "Mir ist es im Moment ganz lieb, dass Yugi mit Kaiba verschwunden ist. Du kennst doch Keito Satuka von eurer Schule, oder?" entgegnete Yami und deutete mit seinen Kopf sachte auf den Schwarzhaarigen, welcher seinen Blick schon seit geraumer Zeit erwiderte. "Keito gehört mir und ich werde meine Rache bekommen" fielen ihm die Worte von Kaiba wieder ein und obwohl er den Schwarzhaarigen seit etwa einer Stunde im Auge behielt, fiel es ihm sichtlich schwer, seine Füße still zu halten. Am liebsten würde er zu ihm gehen, ihn so lange verprügeln, bis er nicht einmal mehr wusste, wer er war und seine unbändige Wut endlich stillen. "Ach... Ich habe ihn gar nicht erkannt, aber jetzt, wo du es sagst... Was macht der Typ denn hier? Er ist doch gar kein Duellant" fiel bei Joey der Groschen, hatte er Keito aus dieser Entfernung gar nicht erkannt und verschränkte seine Arme vor der Brust. Pegasus musste offensichtlich ein Fehler bei den Einladungen unterlaufen sein, anders konnte er sich die Anwesenheit dieses Etwas nicht erklären. Keito Satuka, der schlimmste Schüler ihrer Schule, welcher gern die Schwächeren verprügelte. Auch Yugi hatte einst zu den schwächeren Schülern gehört, aber seit der Kleine solche Freunde wie Tristan und ihm hatte, hielt sich Keito von Yugi fern. "Keine Ahnung, Joey. Pegasus scheint von seiner Anwesenheit zu wissen und vielleicht ist Kaiba deswegen mit Yugi verschwunden" murmelte der Pharao, denn es konnte sein, dass Yugi in der Menschenmenge Keito entdeckt hatte und deswegen zu Boden gegangen war. Ja, diese Erklärung erschien ihm logisch, weil sich Kaiba auch so intensiv umgeschaut hatte, ehe er mit Yugi verschwunden war. Sicherlich wollte er dem Kleineren diese Begegnung ersparen und ihn beschützen. "Wieso? Alter, du weißt doch etwas und ich will jetzt wissen, was passiert ist. Yugi läuft zwar oft weg, aber bei uns hat er sich bisher immer sicher gefühlt" murrte Joey und ergriff den Kragen des Pharao. "Raus mit der Sprache, sonst lernt Keito meine Fäuste kennen, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass er mit in dieser Sache hängt" brüllte er den Jungen mit der Igelfrisur an, denn anscheinend wusste nicht nur Yami etwas, sondern auch der reiche Pinkel. Er war der engste Freund von Yugi und hatte ein Recht darauf zu wissen, was geschehen war, denn ohne Grund hielt Yami den Schwarzhaarigen sicherlich nicht im Auge. "Keito hat Yugi vergewaltigen lassen. Kaiba hat die gesamte Vergewaltigung übers Handy mit angehört und das ist eigentlich der wahre Grund, warum Yugi im Moment bei ihm wohnt" erklärte Yami die derzeitige Situation und befreite sich aus dem Griff des Blonden. Ob es richtig gewesen war, die Wahrheit zu sagen, wusste er nicht, aber er würde auch die Wahrheit wissen wollen, wäre er an der Stelle von Joey. "Was... Der Kerl hat... Den kauf ich mir" zischte Joey und wollte sich schon durch die Menge drängen, um zu Keito zu gelangen, aber Yami hielt ihn bei der Schulter zurück. "Nein, wir...". "Ich, an deiner Stelle, hätte ihn schon längst verprügelt, also was ist dein Problem? Hast du etwa keine Eier in der Hose?" brüllte der Blonde aufgebracht und ignorierte die Blicke der Duellanten, welche ihnen nun ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenkten. Die ganze Zeit beobachtete Yami diesen Kerl, obwohl er ihn doch sicherlich hasste, oder nicht? Wieso besaß der Pharao nicht genügend Mumm, um Keito für dieses Vergehen zu bestrafen? Yami senkte seinen Kopf und zog seine Hand zurück, denn er musste Joey insgeheim zustimmen. Warum nahm er die ganze Zeit soviel Rücksicht auf Kaiba, obwohl er doch auch mit diesem Erlebnis zu kämpfen hatte? Noch immer redete er sich Schuldgefühle ein, denn er hatte Yugi an jenen Nachmittag gehen lassen. Ja, wenn er Yugi doch nur zugehört hätte, wäre dem Kleinen dieses Schicksal erspart geblieben. Entschlossen sahen die violetten Augen auf, weswegen Joey hämisch grinste und dem Pharao schließlich zunickte. "So gefällst du mir wesentlich besser, Alter. Jetzt komm, der Kerl verdient Prügel". Noch bevor sie Keito erreichten, kamen Zweifel in Yami auf und er fragte sich, warum Kaiba nicht schon längst etwas unternommen hatte. Bei dem Video im Fernsehen, welches Yugi und Kaiba küssend gezeigt hatte, hatte er doch auch sofort etwas unternommen, zumindest waren am späten Abend keine Berichte mehr ausgestrahlt worden. Ob sich der Braunhaarige mit Absicht im Hintergrund aufhielt? Sicherlich wollte Kaiba den Schwarzhaarigen sämtliche Knochen brechen, doch stattdessen war er mit Yugi verschwunden. Warum? "Oh... Joey Wheeler... Was schaust du denn so böse?" fragte Keito grinsend und zückte sein Handy aus der Hosentasche. "Du... Verdammter Penner, dir verpasse ich ein neues Passbild" zischte der Blonde und ergriff den Kragen des Schwarzhaarigen, während er seine geballte Faust schon einmal zum Schlag hob, um Keito die Trachtprügel des Jahrhunderts zu verpassen. "Wirklich? Du riskierst den Ruf deines besten Freundes? Willst du wirklich, dass er in unserer Schule als männliche Hure bezeichnet wird?" entgegnete Keito noch immer grinsend und hielt dem Blonden sein Handy vor die Nase, auf welches ein Video ohne Ton abgespielt wurde. Auf der Stelle ließ Joey den Kragen los und sah gebannt auf das Handy, welches Yugi mit zwei unbekannten Typen in einer schrecklichen Situation zeigte. "Du Arsch... Gib mir sofort dein Handy" brüllte Joey, doch noch bevor er hätte das Handy ergreifen können, wurde er durch eine starke Druckwelle zur Seite gefegt und blieb mit entsetztem Gesichtsausdruck auf dem Boden sitzen. Gebannt sahen seine Augen zum Pharao auf, welcher vor Keito getreten war, dessen Handy ergriff und das Mobiltelefon mit der bloßen Hand zerdrückte. Beängstigend, dachte sich Joey und betrachtete die goldene Aura, die sich um den Pharao bildete. Zudem war auf dessen Stirn ein goldenes Auge erschienen, während das Milleniumspuzzle um dessen Hals immer wieder golden aufleuchtete. "Was bist du?" keuchte Keito erschrocken, wich einige Schritte zurück und bemerkte sehr wohl im Augenwinkel, wie die ersten Duellanten den Saal überhastet verließen. "Komm... Komm bloß nicht näher... Ich... Ich werde Akira sagen, dass du...". Zwei Hände legten sich um seinen Hals, drückten erbarmungslos seine Kehle zu, während violette Augen vor Wut und Zorn glänzten und auf ihn hinab blickten. "Deine Seele wird in der nächsten Zeit im Reich der Schatten verweilen. Du wirst dieselben Qualen immer wieder erleiden, wie es Yugi musste. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde. Tor zum Reich der Schatten, öffne dich" zischte Yami bedrohlich, wobei er den letzten Satz laut und deutlich verlauten ließ und sich der gesamte Saal in die absolute Finsternis verwandelte. "Pharao, Ihr dürft diese Macht unter keinen Umständen benutzen. Kämpft gegen Eure dunkle Seite an" rief Marik, welcher mit Ishizu die Gefahr erkannt hatte und zu Joey geeilt war. Noch zu gut konnte er sich daran erinnern, welchen Schaden er angerichtet hatte und wie gefährlich diese Macht war. Während seine Schwester neben den schockierten Joey in die Hocke ging, um nach dessen Befinden zu sehen, trat Marik vorsichtig an den von Macht besessenen Pharao heran und redete erneut auf ihn ein. Yami drehte seinen Kopf und sah das besorgte Gesicht des Grabwächters, doch so sehr er sich auch beruhigen wollte, er konnte es nicht. Dieses Video hatte einen Schalter in seinem Kopf betätigt und all seine Sinne sehnten sich danach, Keito zu schaden. "Verschwinde..." rief er und eine erneute Druckwelle drängte Marik zurück, während sich der Saal immer mehr in Dunkelheit hüllte. "Wo ist sein Licht? Ohne sein Licht wird er nicht in der Lage sein, diese Macht zu bändigen" rief Marik zu Joey rüber, welcher erst nicht so genau wusste, was der Ägypter mit dem Licht meinte, ehe ihm Yugi in den Sinn kam. Ja, Yugi war für Yami das Licht und sicherlich konnte der Kleine den Pharao beruhigen. "Yugi ist mit Kaiba verschwunden, aber wohin... Was geschieht mit ihm?" wollte Joey wissen und kämpfte sich auf die Beine. Wenn er gewusst hätte, was Yami bereit war zu tun, wäre er ohne ihn zu Keito gegangen, um ihn ins nächste Krankenhaus zu prügeln. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Immer wenn er mit Yugi unterwegs war, geschahen äußerst merkwürdige Dinge. "Er wird die Kontrolle verlieren. Wir schweben in Gefahr und wenn es uns nicht gelingen sollte, den Pharao zu beruhigen, landen wir allesamt ins Reich der Schatten" erklärte Marik und wagte einen erneuten Versuch. Zu viele Menschenleben standen auf dem Spiel und dessen musste sich der Pharao wieder bewusst werden, bevor er einen noch viel größeren Fehler beging. Zur gleichen Zeit zog sich Yugi seine Stoffhose an und betrachtete sein zerzaustes Haar im Spiegel. "Alles in Ordnung?" wollte Seto in Erfahrung bringen, weil der Kleine schon seit geraumer Zeit schwieg und ein Gesicht zog, als hätte er eine schlimme Straftat begannen. "Ja, ich denke schon" murmelte Yugi leise und betrachtete weiterhin sein Spiegelbild. Gemeinsam standen sie im Gästebad, um die letzten Spuren der letzten Stunden gänzlich zu beseitigen und obwohl Yugi während des sinnlichen Spiels seine Sprache wieder gefunden hatte, fühlte er sich schwach und schuldig, weswegen er sich ins Schweigen hüllte. Hatte er schon wieder einen Fehler gemacht? Konnte er dem Pharao nach diesem Erlebnis wirklich noch unter die Augen treten, ohne sich total mies zu fühlen? Yugi wusste es nicht und senkte seinen Kopf gen Boden. "Yugi, du... Was zum Teufel...". Seto wich zurück, ergriff die Schulter des Jüngeren und sah sich im gesamten Badezimmer um. Die Wände hüllten sich in Dunkelheit, obwohl er beim Betreten des Badezimmers das Licht eingeschaltet hatte. "Was ist das? Bestimmt ein krankes Spiel von Pegasus und... Wenn der Bastard uns gefilmt haben sollte, wird er von meinen Anwälten hören" zischte Seto und sah sich erneut um, ohne jedoch eine Kamera zu entdecken. "Das ist... Nein... Yami..." murmelte Yugi erschrocken und hastete aus dem Badezimmer. Marik besaß seinen Milleniumsstab nicht mehr und auch Pegasus hatte nichts mit dieser Sache zutun. Nein, die einzige Person, die das Tor zum Reich der Schatten öffnen konnte, war der Pharao, obwohl sich Yugi nicht die Gründe erklären konnte. Yami hatte bisher noch nie das Reich der Schatten geöffnet, zumindest konnte sich Yugi nicht daran erinnern. "Yugi, was...". "Keine Zeit, Seto. Komm einfach mit" rief Yugi und unterbrach somit den Älteren, während er in seine Schuhe schlüpfte. Seto tat es ihm gleich, auch wenn er immer noch nicht wusste, was er zu diesem Phänomen sagen sollte und hastete dem Kleinen hinterher, welcher bereits aus der Tür gesprintet war und den Flur hinab lief. Verdammt, er hatte wirklich keine Ahnung, wie er sich diese Dunkelheit an den Wänden erklären sollte, aber offensichtlich wusste der Jüngere weitaus mehr. Yugi stieß die Tür zur Empfangshalle auf, sah sich nur kurz um und wurde von Pegasus am Handgelenk ergriffen, dessen Sorge ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stand. " Könntest du deinen Freund beruhigen, bevor er meine Insel, samt Duellanten ins Reis der Schatten sperrt? Die Vorstellung allein ist beängstigend" erklärte er und trotz der angespannten Situation, hörte Yugi deutlich die Belustigung in der Stimme des Langhaarigen. Hinter ihm erschien Seto, dessen blaue Augen den dunklen Saal musterten und sich vermutlich fragte, wie er diese Dunkelheit verstehen durfte. Später, dachte sich Yugi und sah sich erneut um. "Marik" rief er schließlich und hastete auf den Grabwächter zu, welcher offensichtlich auf Yami einredete, jedoch keinen Erfolg zu haben schien. "Yugi... Wo hast du bloß gesteckt? Ohne einen Wirt darf der Pharao diese Macht nicht einsetzen. Er repräsentiert die Dunkelheit und du das Licht. Sind das Licht und die Dunkelheit nicht im Einklang, endet unsere derzeitige Situation in einer Katastrophe" erklärte Marik und bemerkte nun auch Seto, welcher näher getreten war. Ach ja, er hatte von Pegasus gehört, dass Yugi im Moment bei Seto wohnte, aber offensichtlich wussten weder der Pharao, noch Yugi, wie gefährlich es war, voneinander getrennt zu sein. "Wie meinst du das? Muss er zurück ins Milleniumspuzzle?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und blickte zu Yami. Seine violetten Augen weiteten sich, als er Keito erkannte, der von Yami mit den Händen gewürgt wurde. Was machte Keito auf dem Bankett von Pegasus? Fragend blickte er über seine Schulter zu Seto auf, welcher jedoch den Blick senkte und scheinbar von der Anwesenheit des Schwarzhaarigen gewusst zu haben schien. "Darüber sprechen wir noch, Seto. Du wirst mir nachher die Wahrheit sagen, hast du mich verstanden?" murrte er, erstmal den Gedanken an das schreckliche Erlebnis mit Keito und dessen Freunde verdrängend und drehte sich wieder Marik zu. "Nicht unbedingt... Bakura war auch für eine lange Zeit von seinem Wirt getrennt, aber es muss immer eine minimale Verbindung bestehen bleiben. Du siehst das Ausmaß, du siehst seine Macht, die er nicht kontrollieren kann. Er wird uns allesamt ins Reich der Schatten verbannen, wenn wir nichts unternehmen" erklärte Marik sachlich, wobei er selbst nicht so genau wusste, ob seine These überhaupt stimmte. Der Geist und der Wirt waren immer vereint gewesen. Noch nie hatte er diese Situation erlebt, aber Yugi könnte ihm sicher zu einem späteren Zeitpunkt erklären, wie es zu der Trennung von Körper und Geist kommen konnte. "Ähm... Ich verstehe es nicht wirklich, aber ich verstehe, dass ich Yami beruhigen muss" erwiderte Yugi und trat vorsichtig auf den Pharao zu, welcher wirklich beängstigend auf ihn wirkte. Dieser von Mord getriebene Gesichtsausdruck jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken, aber er wusste, wie liebevoll und nett Yami sein konnte und deswegen musste er ihn auch irgendwie beruhigen. Ebenso vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter des Pharao, erhaschte dessen Aufmerksamkeit und schüttelte leicht seinen Kopf. "Beruhige dich, Yami. Es ist alles in bester Ordnung" murmelte er, versuchte sich an einem Lächeln und wich erschrocken zurück, als eine weitere Druckwelle durch den Saal fegte. "Yami... Ich bin es doch. Dein Yugi, den du so sehr liebst" versuchte Yugi erneut sein Glück, umklammerte dessen Hände und befreite Keito, welcher kraftlos, beinahe schon leblos, zu Boden sank. Schluckend sahen die violetten Augen zu Yami auf, versuchten einen kleinen Funken Güte und Liebenswürdigkeit in den ebenso violetten Augen des Älteren zu erkennen, aber er konnte nur diese unbändige Wut sehen, weswegen er kurz seine Augenlider sinken ließ. "Ich habe Fehler gemacht. Viele Fehler und ich schäme mich. Ich... Du... Du bist doch trotzdem noch mein bester Freund und ich brauche dich" hauchte der Jüngere, hob seinen Kopf und legte seine Lippen auf den leicht geöffneten Mund des Pharao. Marik sah sich im Saal um, denn die Methode, die Yugi verwendete, schien zu wirken. Die Dunkelheit kehrte nach und nach ins Puzzle zurück, bis sie gänzlich verschwunden war und dem Licht den Vortritt ließ. "Yugi... Ich... Ich liebe dich..." hauchte Yami und sank auf seine Knie. Der Jüngere konnte den Pharao gerade noch festhalten, ging mit ihm in die Hocke und fuhr mit seiner Hand durch dessen Haar. Offenbar hatte Yami zuviel Kraft eingesetzt und war nun zu erschöpft, um überhaupt noch auf den Beinen zu stehen. Seufzend, denn die Gefahr war gebannt worden, blickte er zu Marik auf, jedoch nicht ohne noch weitere Male über den Kopf des Älteren zu streicheln. "Der Pharao muss sich vorerst ausruhen. Wir sind zum Glück mit einem Schrecken davon gekommen, aber jetzt musst du mir erklären, wie ihr euch voneinander trennen konntet?" durchbrach Marik die Stille und blickte zu Pegasus rüber. Ein ruhiges Zimmer wäre angenehm, denn die Duellanten würden sicherlich zurückkehren, auch wenn sie soeben Zeuge geworden waren, wie das Reich der Schatten geöffnet werden konnte. "Meinetwegen. Tretet durch die dritte Tür auf der linken Seite" gab Pegasus müde von sich und deutete auf die offen gelassene Tür, die Yugi zuvor aufgestoßen hatte. Gut, ein aufklärendes Gespräch wäre für alle Beteiligten das Beste und vielleicht besaß Marik sogar die Antworten, nach denen Yami nach wie vor suchte. Kapitel 24: Der Rückzug ----------------------- "Die Macht der Wünsche, sagst du? Ich war mir bewusst, über welche Macht der Pharao verfügt, aber das er es aus eigener Kraft schaffen würde, einen eigenen Körper zu bekommen, ist erstaunlich" murmelte Marik nachdenklich und blickte zu seiner Schwester Ishizu, die ihm gegenüber an dem großen Tisch saß. Joey saß neben ihm und schien sich auch seine Gedanken zu machen, während Seto es vorgezogen hatte, neben dem Bett, auf welches Yugi saß und den Pharao im Auge behielt, stehen zu bleiben. Pegasus wäre vermutlich auch bei ihnen geblieben, doch weil er der Gastgeber war und auf dessen eigenem Bankett den Überblick behalten musste, war er zurück in den Saal gekehrt und hatte lediglich darum gebeten, zu einem späteren Zeitpunkt aufgeklärt zu werden. "Ihr glaubt diesen Quatsch doch nicht wirklich, oder? Bei allem Verständnis, Yugi, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich diesen Schwachsinn glaube" erhob Seto das Wort und verschränkte seine Arme vor der Brust, während er einen prüfenden Blick zur Couch warf, auf welche Keito nach wie vor lag und offensichtlich schlief. Vermutlich hatte er das Bewusstsein verloren und demnach würde er warten, bis er erwachte, um anschließend seine eigene Rache zu nehmen. Wieso hatte Yami so vorschnell gehandelt? Was wäre geschehen, wenn Keito nur einen einzigen Schüler informiert hätte, wobei er bereits anzweifelte, dass der Schwarzhaarige dieses Video wirklich geheim hielt. Sicherlich steckten dessen Freunde auch in dieser Sache mit drin. "Du hast das Reich der Schatten mit deinen eigenen Augen gesehen und weigerst dich immer noch, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen?" entgegnete Yugi und fuhr mit seiner Hand über die Wange des Pharao, dessen entspanntes Gesicht ihn weitgehend beruhigte. Vor etwa zwanzig Minuten hatte er sich noch unheimliche Sorgen um Yami gemacht, aber er schien wirklich nur ein wenig Ruhe zu brauchen, um neue Kräfte zu tanken. "Welche Wahrheit? Pegasus hat diese Dunkelheit...". "Du vertraust mir nicht, Seto. Warum sollte ich dich belügen, obwohl die Seele deines kleinen Bruders schon einmal im Reich der Schatten gewesen ist? Du selbst hast diese bittere Erfahrung doch auch schon gemacht" wurde Seto vom Jüngeren unterbrochen und obwohl der Braunhaarige widersprechen hatte wollen, für ihn waren derartige Ereignisse eben nur dümmliche Tricks, hielt er seinen Mund und ließ die Behauptung des Kleinen vorerst im Raum stehen. Er wollte sich im Moment auch nicht mit Yugi streiten, weil er sich Gedanken um den nächsten Schritt machen musste, denn Keito würde er auf keinen Fall nach Hause gehen lassen. Nein, der Typ würde in der heutigen Nacht endlich büßen. "Es spielt im Moment keine Rolle, ob Kaiba uns glaubt. Ich möchte von euch wissen, warum der Pharao das Tor zum Reich der Schatten geöffnet hat. Ohne Zweifel befindet sich die Seele dieses Jungen dort und muss Qualen erleiden" versuchte Marik die Anspannung im Raum zu schlichten und wies auf ihr eigentliches Problem hin. Zwar wusste er nun, warum der Pharao einen eigenen Körper besaß, aber wieso er diese Macht benutzt hatte, war ihm nach wie vor ein Rätsel. Eine unangenehme Stille machte sich im Gästezimmer breit und Marik konnte beobachten, wie Seto, Joey und auch Yugi ihre Körpfe gen Boden senkten. "Darf ich es ihm verraten, Yugi?" durchbrach Joey schließlich die Stille und erntete ein leichtes Kopfnicken, weswegen er überlegte, wie er dieses schreckliche Ereignis in Worte fassen konnte. "Yami hat mir erzählt, dass Yugi von zwei Typen vergewaltigt worden ist und na ja... Keito scheint wohl diese Kerle dazu angestiftet zu haben. Wir sind dann rüber zu ihm, weil... Niemand verletzt einen meiner Freunde, ohne es mit mir zu tun zu bekommen. Jedenfalls... Keito zeigte uns ein Video und... Es ging so unheimlich schnell und Yami, er... Den Rest hast du doch selbst gesehen" erläuterte Joey und obwohl er sonst immer direkt die Dinge aussprechen konnte, war es ihm sehr schwer gefallen, Marik die Wahrheit zu erzählen. "Ist das wahr? Wenn das stimmt, warum wurde Keito von Pegasus eingeladen?" kam es erschrocken vom Grabwächter, während sich seine Schwester die Hände auf ihren Mund presste. "Gute Frage, aber das müsstest du Kaiba fragen. Er macht nämlich schon die ganze Zeit den Eindruck, als wüsste er sehr wohl, warum Keito eingeladen wurde" entgegnete der Blonde und bemerkte sehr wohl, wie unruhig der Braunhaarige wurde. Oh ja, er wusste den Grund, also sollte er die Wahrheit sagen, denn Yugi schien auch wissen zu wollen, was Kaiba vor ihnen verheimlichte. "Ich... Ich komme wohl nicht länger drum herum, obwohl ich Yugi auf meine Art und Weise entlasten wollte" begann Seto und setzte sich nun ebenfalls aufs Bett, jedoch mit dem Rücken zum Jüngeren. "Vor fünf Tagen, als du bei mir eingezogen bist, habe ich einen Brief von Keito erhalten. Natürlich mit besagtem Video, um mir Druck zu machen. Ich habe lange überlegt, welchen Schritt ich einleiten soll, aber ich habe keine einzige Lücke in seinem perfekten Plan gefunden und deswegen... Deswegen bin ich auf seine Geldforderung eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt war mir bereits klar, dass er mich ausnehmen will, aber... Ich wollte dich wirklich nur vor weiteren Schikanen beschützen, Yugi" erklärte Seto leise und faltete seine Hände ineinander. "Deswegen warst du immer so nervös und angespannt. Warum hast du denn kein einziges Wort gesagt? Für mich hättest du nicht...". "Du verstehst das nicht, Yugi. Du hattest mit deinen eigenen Problemen zu kämpfen und eine Million Yen schadet mir auch nicht. Gestern Morgen kam eine neue Geldforderung, die ich allerdings noch nicht überwiesen habe. Ich war auf Hilfe angewiesen und obwohl ich Pegasus nicht sonderlich schätze, habe ich ihn um Hilfe gebeten. Aus diesem Grund ist Keito auch hier. Ich musste irgendwie herausfinden, wo er die Sicherheitskopie aufbewahrt und ob seine Freunde von dem Video wissen, aber... Yami hat mein Vorhaben vereitelt, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt habe, dass ich mir Keito vornehmen werde" fuhr der Braunhaarige fort und spürte plötzlich eine Hand, welche sein Jackett ergriffen hatte. Müde violette Augen sahen zu ihm auf, während Yugi ein erleichtertes Lächeln auflegte, weil der Pharao endlich aufgewacht war. "Ich... Ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen, als ich dieses Video gesehen habe. Keito wollte dieses Video an all eure Mitschüler schicken, nicht wahr? Er erwähnte auch einen Namen, bevor ich seine Seele ins Reich der Schatten verbannt habe. Akira, ein Jungenname" sprach Yami müde und hielt sich seinen Kopf. Warum hatte er nur solche Kopfschmerzen? Er wusste auch nur noch sehr vage, wie er das Tor zum Reich der Schatten geöffnet hatte, hatte sich von seiner Wut leiten lassen und nicht mehr auf sein Umfeld geachtet. "Es tut mir leid. Ich habe... Ich hätte beinahe einen unverzeihlichen Fehler gemacht" wisperte Yami, denn die Erkenntnis traf ihn hart, weil er die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. So viele Menschenleben waren seinetwegen in Gefahr geraten, nur weil er die Beherrschung verloren hatte. "Beruhige dich, Yami. Es kam zum Glück kein Duellant zu schaden, abgesehen von Keito" erwiderte Yugi und beseitigte die Tränen, die dem Pharao unaufhaltsam über die Wangen liefen. Er konnte doch sehen, wie schuldig sich Yami fühlte, also warum ihm Vorwürfe machen, wenn er doch dessen Situation verstehen konnte? "Akira... Also wissen diese Kerle, was Keito mit mir abzieht. Vielleicht kassieren sie sogar eine kleine Summe, aber damit schließe ich jetzt ab" knurrte Seto und erhob sich. Glücklicherweise hatte er im Vorfeld herausfinden können, wo diese Penner wohnten und würde dessen Leben nun in eine reine Hölle verwandeln. "Kaiba, brauchst du vielleicht Unterstützung? Weißt du, meine Finger jucken schon die ganze Zeit" grinste Joey und ballte seine Hände zu Fäusten. Nur einige Schläge, mehr wollte er doch gar nicht austeilen und den Rest durfte gern die Polizei erledigen. "Meinetwegen. Steh mir aber nicht im Weg herum" entgegnete Seto und lief zur Tür, welche er öffnete und warf einen Blick zu Yugi, dessen Miene ihm deutlich machte, dass sich der Kleine sehr wohl Sorgen machte. "Es sollte wohl nicht sein, nicht wahr, Yugi? Du und ich... Du wärst wirklich der Typ Mensch, den ich mir wünsche, aber... Ich habe schon relativ früh begriffen, dass dein Herz nur für Yami schlägt" murmelte Seto und errötete leicht um die Nase, weil alle Augen auf ihn gerichtet waren. "Seto..." hauchte Yugi bekümmert, wollte eigentlich noch etliche Dinge zum Braunhaarigen sagen, aber ihm wurde nicht die nötige Zeit gegeben, weswegen er den abschließenden Worten aufmerksam lauschte. "Deine Gedanken waren immer bei ihm, obgleich du dir Sorgen gemacht oder dir Schuldgefühle eingeredet hast. Noch mag es dir nicht bewusst sein, Yugi, aber ich sehe die Liebe, die du für Yami empfindest". Seto wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ das Zimmer und wartete auf den Blonden, dessen Miene deutlich Überraschung zeigte. Noch bevor Joey etwas hätte sagen können, setzte sich Kaiba in Bewegung. Mitleid war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte, denn er wusste, ab welchem Zeitpunkt er keine Chance hatte und als Yugi vorhin Yami geküsst hatte, war es ihm vor Augen geführt worden. Ja, Yugi hatte schon längst seinen Liebsten gewählt, auch wenn unbewusst und aus diesem Grund trat er nun seinen Rückzug an. "Ich... Ich mache nur Fehler und..." schluchzte Yugi, senkte seinen Kopf und verkrallte seine Finger im Bettbezug. Natürlich wusste er immer noch nicht, wie seine Gefühle für Yami aussahen, aber vielleicht musste er Seto zustimmen und er hatte schon längst sein Herz vergeben. "Es ist mir egal, wie viele Fehler du machst. Das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Erinnerst du dich noch an den einen Morgen, wo du noch die Sommergrippe hattest? Ich sagte, ich würde dich niemals im Stich lassen. Es stimmt, ich wollte dir nicht zuhören, aber... Mittlerweile habe ich begriffen, was Liebe bedeutet. Du kannst dich also immer auf mich verlassen und mit deinen Problemen zu mir kommen" murmelte Yami und strich dem aufgelösten Yugi sanft über den Rücken. Ohne Grund war Yugi sicherlich nicht in Tränen ausgebrochen und würde auch nicht behaupten, er würde nur Fehler machen. Es musste etwas vorgefallen sein, aber egal was zwischen Kaiba und Yugi gelaufen sein mochte, dieses Mal würde er zuhören und dem Kleinen keineswegs irgendwelche Vorwürfe machen. "Ähm... Wir wollen euch nicht stören, aber ihr solltet euch aussprechen. Mein Pharao, wir werden Pegasus weitgehend erklären, worum es ging, natürlich nur mit Eurer Erlaubnis" erhob Marik das Wort, denn er und seine Schwester waren wohl überflüssig geworden. Offensichtlich gab es zwischen dem Pharao und Yugi noch einige Dinge, die geklärt werden mussten und deswegen würde er es vorziehen, mit seiner Schwester zu gehen. "Sicher..." entgegnete Yami, setzte sich auf und schwankte leicht, weil ihm plötzlich schwindelig wurde. "Ihr solltet Euch trotzdem noch eine Weile ausruhen" erwähnte Marik und lief zur Tür, welche er öffnete und blickte fragend über seine Schulter, als er seinen Namen hörte. "Es war mein Wunsch, Yugi zu beschützen, aber wie lange darf ich einen eigenen Körper besitzen? Bislang habe ich keine Antwort auf diese Frage gefunden" wollte der Pharao wissen und blickte den Grabwächter abwartend an, dessen Augen jedoch nun auf dessen Schwester gerichtet wurden. "Ihr seid der Pharao und so lange ihr diesen tiefen Wunsch hegt, ist es Euch möglich, bei Yugi zu bleiben. Ihr bestimmt selbst, wann Ihr ins Milleniumspuzzle zurückkehren wollt". "Gibt es keinen Haken?" fragte Yami ungläubig, denn sein Wunsch konnte unmöglich eine derart starke Macht besitzen. Yugi wischte sich derweil die Tränen von den Wangen, blickte nun auch zu Ishizu rüber, welche eben die Frage vom Pharao beantwortet hatte und traute ihren Worten nicht wirklich. In der Tat hörte es sich zu einfach an. Es musste demnach einen Haken geben, wie Yami bereits vermutete. "Ja, es gibt einen Haken, aber Ihr selbst müsst Euch entscheiden, was Euch wichtiger erscheint. Ist es die Liebe zu Yugi oder Eure Vergangenheit? Das Milleniumspuzzle erfüllt die Wünsche eines Menschen, aber Ihr zahlt einen hohen Preis, wenn Ihr bei Yugi bleiben wollt. Ihr würdet ihn überleben und weitere Jahrhunderte warten müssen, um Eure Vergangenheit zu ergründen" erklärte Ishizu und bemerkte den verwunderten Blick von Marik, welcher diese Informationen auch zum ersten Mal hörte. Nun, eine derartige Entscheidung war in all den Jahrtausenden noch nie gefallen, weswegen diese Legende nicht erwähnenswert gewesen wäre. Yugi wollte gerade seine Meinung einwerfen, denn natürlich wollte er nicht, dass der Pharao noch länger auf seine Vergangenheit verzichten musste, aber Yami kam ihm zuvor. "Ich habe schon längst meine Entscheidung getroffen und... Ich denke, ich muss dringend mit Yugi sprechen" entgegnete er ihr, wusste er sehr wohl, was Yugi hatte sagen wollen und bat die beiden Geschwister zur Tür hinaus. "Wie Ihr wünscht, mein Pharao" erwiderte Ishizu und verließ mit ihrem Bruder das Gästezimmer, wobei Yami und Yugi hören konnte, wie eifrig Marik diese Geschichte hinterfragte. Stille kehrte ein und nur die leise, noch immer angestrengte, Atmung des Älteren war deutlich zu hören, während sich dessen Auge schlossen und ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen des Pharao erschien. "Warum?" hauchte Yugi, denn er konnte einfach nicht verstehen, dass Yami auf seine Vergangenheit verzichten wollte, nur um bei ihm zu bleiben. "Weil ich dich liebe, Yugi. Vielleicht klingt das doof, aber... Ich kann mir mein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ob du nun ernsthafte Gefühle für mich empfindest oder nicht, mir würde es schon reichen, dein bester Freund zu bleiben" erwiderte Yami und ließ seinen Kopf auf die Schulter des Jüngeren sinken. Warum dröhnte sein Kopf nur so und warum war ihm so furchtbar schwindelig? Hatte er es wirklich mit seiner Macht übertrieben? "Ich... Ich werde mit dir nach Hause gehen. Wenn ich... Ich habe Seto... Was bin ich nur für ein furchtbarer Mensch?". Erneut kamen Yugi die Tränen, wenn er sich daran erinnerte, wie er mit den Gefühlen des Braunhaarigen umgegangen war. Er hatte Seto vermutlich Hoffnungen auf weitaus mehr gemacht und er wäre wahrscheinlich auch irgendwann zu Sex mit ihm bereit gewesen, doch nun, wo er wieder einmal über die Konsequenzen nachdachte, fühlte er sich nicht nur schäbig, sondern auch wie der letzte Abschaum. Sicher, Seto hatte die ganze Zeit gemeint, er würde ihm helfen und er müsse sich keine Gedanken um Yami machen, doch selbst vorhin im Bad, als die Wirkung des Viagra schon längst verschwunden war, hatte er sich Schuldgefühle gegenüber den Pharao eingeredet. "Hey... Du bist kein furchtbarer Mensch. Ich weiß zwar nicht, was zwischen dir und ihm gewesen ist, aber Kaiba hat nicht den Eindruck auf mich gemacht, dass er dir böse ist. Du nimmst immer Rücksicht auf die Gefühle deiner Mitmenschen und das schätze ich doch so sehr an dir" entgegnete Yami und legte vorsichtig seinen Arm um Yugi, um ihn zu trösten. Wie kam der Kleinere nur auf solche Gedanken? Er war ihm doch nicht böse und Kaiba offensichtlich auch nicht, sonst wäre der Braunhaarige vorhin nicht die Ruhe selbst geblieben. "Doch... Ich wollte mit Seto Sex haben, weil... Ich...". Yugi verstummte sofort, überlegte sich seine nächsten Worte genau und konnte einfach nicht aufhören, etliche Tränen zu vergießen. "Ich wollte nicht mit ihm aus Spaß schlafen, Yami. Ich... Er sollte mir nur meine Ängste nehmen, aber... Es tut mir leid. Ich...". "Beruhige dich doch. Ich kann und werde dir keine Vorwürfe machen, weil ich nur vage vermuten kann, wie du dich in den letzten Tagen gefühlt hast. Ich bin nicht böse auf dich, Yugi. Bitte, hör auf zu weinen" unterbrach der Pharao den Jüngeren und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Natürlich verspürte er Eifersucht, aber er durfte Yugi weder Vorwürfe für dessen Gedanken machen, noch durfte er gerade jetzt einen Aufstand veranstalten. Nein, er musste Yugi irgendwie beruhigen und ihm versichern, dass er sich nicht schlecht fühlen musste. Yugi beruhigte sich tatsächlich nach nur wenigen Minuten, sah dem Pharao prüfend in die Augen und versuchte Wut und Eifersucht in ihnen zu lesen. "Ähm..." nuschelte Yami verlegen und rutschte ein Stück näher zu Yugi, um ihn besser in die Arme schließen zu können. "Darf ich dir deine Ängste nehmen? Ich... Ich habe zwar nicht viele Erfahrungen, aber... In den Heften, die Joey mir besorgt hat, steht genau beschrieben, worauf ich achten muss. Also... Wir müssen das auch nicht sofort machen, wenn du nicht willst, aber... Ich möchte dich wissen lassen, dass ich für dich da bin" erklärte Yami und konnte nicht verhindern, dass sich ein deutlicher Rotschimmer auf seinen Wangen bildete. Eine Antwort erhielt Yami zwar nicht, stattdessen schlangen sich zierliche Arme um seinen Oberkörper, während Yugi mit hochrotem Kopf zu ihm aufblickte und offensichtlich nicht so genau wusste, wie er auf seine Worte reagieren sollte. "Darf ich dich küssen? Ich frage dich, weil ich denselben Fehler nicht noch einmal machen will" erklärte Yami und fuhr mit seinen Fingerkuppen über die zarte Wange des Kleineren. Wie sehr hatte er allein diese Nähe vermisst und die Tatsache, dass Yugi mit ihm nach Hause kommen wollte, machte ihn so unsagbar glücklich. Zaghaft nickte Yugi schließlich, weswegen er seinen Kopf senkte und die weichen Lippen mit seinen Mund einfing. "Darf ich doch noch hoffen?" fragte sich der Pharao und vertiefte ihren Kuss genießend. Ja, er konnte noch hoffen, denn die Zukunft würde zeigen, ob er noch eine Chance bei Yugi hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)