Unvergessliche Sommerferien von xXSasukeUchihaXx (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 14: Ins falsche Licht gerückt ------------------------------------- "Roland, wo ist mein großer Bruder und können Sie mir erklären, was es mit dieser Schlagzeile und diesem Foto auf sich hat? Ganz Domino spricht schon über Seto und Yugi" wollte Mokuba wissen und las sich noch einmal den Artikel durch, ehe er das abgebildete Foto neben dem Text eingehend betrachtete, welches seinen großen Bruder und Yugi in einer Kabine küssend zeigte. Wenn Seto doch nur sein Handy an hätte, aber vielleicht konnte er zumindest Yugi erreichen, um in Erfahrung zu bringen, wo sie sich im Moment aufhielten. "Es tut mir leid, Sir, aber Ihr Bruder und der junge Herr Muto haben sich nicht mehr gemeldet. Ich habe außerdem die Information erhalten, dass auf dem Domino Nachrichtensender ein Video ausgestrahlt wird, welches Ihren Bruder und Yugi Muto in dieser Kabine zeigt" erklärte Roland und lockerte seine Krawatte ein wenig, da er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Mokuba war nun sichtlich schockiert und ließ sein Frühstück stehen, um ins Wohnzimmer zu laufen und schaltete den großen Fernseher ein. Gerade noch rechtzeitig, denn das aufgenommene Video wurde ausgestrahlt und zeigte das Geschehen zwischen seinem großen Bruder und Yugi, welche sich offensichtlich unterhielten. Komisch, war der Ton etwa heraus geschnitten worden oder versuchte die Person, welche für diese Aufnahme verantwortlich war, es bewusst so aussehen zu lassen? "Wir stellen uns natürlich nun die Frage, ob Seto Kaiba, Leiter der Kaiba Corporation und Yugi Muto, den Meistertitelträger in Duel Monsters, eine Affäre miteinander führen oder ob es sich um eine leidenschaftliche Liebe handelt? Dazu mehr nach einer kurzen Werbeunterbrechung. Bleiben Sie dran" hörte Mokuba der Nachrichtensprecherin zu und wusste nun nicht, ob er lachen oder eher in Tränen ausbrechen sollte. Sicher, sein großer Bruder hatte schon einige Affären, Liebschaften nannte es Seto, mit einigen Männern geführt, aber mit Yugi hätte es sich Mokuba im Traum nicht vorstellen können, zudem Seto den Jungen mit der Igelfrisur doch überhaupt nicht leiden konnte. Trotzdem musste er an die Worte von Roland denken, denn Seto war mit Yugi in der vergangenen Nacht zur Diskothek 'Moonlight' gefahren und wenn sein Bruder und auch Yugi ein wenig Alkohol getrunken hatten, wer wusste dann schon, auf welche Ideen sie noch gekommen waren? Nein, er wollte lieber nicht daran denken, was Seto im alkoholisierten Zustand noch mit Yugi gemacht haben könnte. "Ich berichte Ihnen äußerst ungern diese schlechte Nachricht, Sir, aber dieses Video befindet sich auch schon im Internet. Über zwei Millionen Klicks konnten bereits gezählt werden" berichtete Roland und bedachte den jungen Kaiba mit einen sorgenvollen Blick. Ob er ihm erzählen sollte, dass der Leiter der Kaiba Corporation gestern Nacht betrunken gewesen war? Nein, sein Chef würde ihm den Kopf abreißen, wenn Mokuba je von dessen Trinkgelagen erfuhr. "Bringen Sie mir meinen Laptop und das Telefon, Roland. Ich muss unbedingt Yugi erreichen, weil Seto mit Sicherheit bei ihm ist" entgegnete Mokuba und setzte sich auf die Couch. Während Roland seinen Laptop und das Telefon holte, sah er weiterhin zum Bildschirm und verfolgte die Spekulationen um seinen großen Bruder und Yugi. Wenn er dieses Video nicht mit seinen eigenen Augen sehen würde, würde er glauben, es würde sich um einen schlechten Scherz handeln, doch dem war nicht so. Seufzend versuchte er einen kühlen Kopf zu bewahren, denn er musste etwas tun, wenn er Seto irgendwie entlasten wollte. Ja, zuerst musste er sich darum kümmern, dass dieses Video aus dem Netz genommen wurde und danach würde er sämtliche Sender kontaktieren, um in Erfahrung zu bringen, wer dieses Video eingereicht hatte. Zur gleichen Zeit, im Haus der Familie Muto, betrat Yami gerade die Küche und setzte sich erschöpft an den Küchentisch. Die letzte SMS bereute er ebenso sehr, wie die vorherige Nachricht, aber nach dieser Aktion konnte er Yugi unmöglich um Verzeihung bitten. Er hatte dem Kleineren indirekt unterstellt, er würde sich mit Kaiba amüsieren und viel lieber mit ihm derartige Intimitäten austauschen. Warum hatte er in seiner Wut nur solch einen Unsinn geschrieben? Yami seufzte tief, gähnte herzhaft und rieb sich über seine müden Augen. Nur drei Stunden hatte er geschlafen und war sogar des Öfteren aufgewacht, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass er allein im Bett lag. "Guten Morgen, mein Junge. Du siehst noch sehr müde aus. Hast du denn nicht geschlafen?". Herr Muto betrat die Küche, legte seine Post und die Zeitung auf dem Tisch ab und nahm seinen Enkel in Augenschein. Nicht nur die Müdigkeit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Nein, er wirkte sehr erschöpft und auch irgendwie traurig. Der alte Mann war sich nicht sicher, aber als er gestern Abend die Stufen zum zweiten Stock hinauf gestiegen war, hatte er geglaubt, Yami weinen gehört zu haben. Ob sich der Pharao mit Yugi gestritten hatte? War sein jüngster Enkel deswegen bei Kaiba geblieben? "Morgen... Ich habe kaum geschlafen, weil... Was ist das denn?". Ohne die Frage des Ladenbesitzers vollständig beantwortet zu haben, war er nun doch hellwach, zog er die Zeitung heran und betrachtete das Bild, welches all seine Aufmerksamkeit erforderte. "Das... Sag mir, dass ich träume, Großvater" wisperte er, während sich Tränen in seinen Augen bildeten. Hatte er den Kleineren wirklich so sehr verletzt, dass er sich bereitwillig von Kaiba küssen ließ? Seine Hände begannen zu zittern, ebenso seine Schultern und noch bevor er es hätte verhindern können, tropften etliche Tränen auf das Zeitungspapier, während ein leiser Schluchzer seiner Kehle entwich. "Beruhige dich, Yami. Dieses Foto muss nicht der Wahrheit entsprechen. Zur heutigen Zeit gibt es genügend Computerprogramme, um Bilder zu manipulieren. Du darfst nicht allen Artikeln glauben, die du in der Zeitung liest und selbst wenn sich Yugi und Kaiba geküsst haben, gibt es bestimmt eine logische Erklärung" versuchte Herr Muto den Pharao zu beruhigen, aber er schien ihm nicht glauben zu wollen. Dennoch glaubte der ältere Herr, dass es eine logische Erklärung geben musste, denn sein Enkel war von Natur aus sehr schüchtern und würde sich nicht ohne triftigen Grund von einen Mann küssen lassen. Außerdem glaubte er, dass sein Enkel ebenso wie Yugi selbst wusste, dass sich Yami in den Kleineren verliebt hatte. "Kopf hoch, Junge. Ich hole das Telefon und dann rufen wir Yugi an" startete Herr Muto einen erneuten Versuch, um Yami irgendwie aufmuntern zu können und lief zum Telefon, welches neben der Tür an der Wand angebracht war. "Sein Handy... Es ist aus und ich... Ich trage die alleinige Schuld. Nur weil ich so dumme SMS geschrieben habe und... Großvater, ich... Ich...". "Keine Sorge. Was auch immer du geschrieben hast, Yugi ist nie lange nachtragend. Rede mit ihm und sprecht euch aus" lächelte der alte Mann und setzte sich zum aufgelösten Pharao an den Tisch, während er die Handynummer seines Enkels wählte. Unruhig wälzte sich Seto im selben Moment auf die andere Seite und versuchte das penetrante Vibrieren auf der Tischplatte zu ignorieren. Welcher Schwachkopf wagte es, um diese frühe Uhrzeit zu stören, zudem er auch noch höllische Kopfschmerzen hatte und seine Ruhe benötigte. Murrend zwickte er dem Jüngeren in die Seite, denn wenn Yugi nicht bald das Handy ausschaltete, würde entweder er den Anruf entgegen nehmen oder das Handy zu Schrott verarbeiten. "Yugi... Geh endlich ran oder schalte dein Handy aus" murrte er leise und kuschelte sich an den Kleineren, welcher einen wohligen Seufzer ausstieß. "Du bist schön warm, Seto" nuschelte Yugi leise vor sich her, denn auch er fühlte sich durch sein Handy gestört und fragte sich, warum er es nicht wieder ausgeschaltet hatte. Er mochte nun nicht telefonieren, sondern viel lieber liegen bleiben und mit Kaiba kuscheln. Schließlich konnten nicht viele Menschen behaupten, je neben Seto Kaiba gelegen zu haben und mit ihm eine ganze Nacht in einer Diskothek gewesen zu sein. Wohlig seufzend drehte er sich auf die andere Seite und blinzelte einige Male, um in die blauen Augen des Braunhaarigen zu sehen. "Ich könnte dafür sorgen, dass dir noch viel wärmer wird, Kleiner. Ich bin zwar müde und habe höllische Kopfschmerzen, aber du solltest meine angeborenen Fähigkeiten nicht unterschätzen" grinste der Ältere und fuhr mit seiner rechten Hand über die Wange des Kleinen, ehe er sich dessen Gesicht näherte. "Du Angeber" kicherte Yugi, wobei sein Kichern sofort aufhörte, während er sich seinen Kopf rieb. Er hatte auch Kopfschmerzen und brauchte unbedingt noch ein bisschen Ruhe, sonst könnte er diesen Tag wirklich vergessen. "Du kannst mich ruhig Angeber nennen, aber du musst doch zugeben, dass du gestern Nacht nicht mehr aufhören konntest, mich zu küssen oder war das nur eine Laune der Natur?" entgegnete Seto fragend, denn natürlich erinnerte er sich noch an ihre heißen Küsse. Yugi hätte ihn vermutlich noch einige Male geküsst, wenn er nichts gesagt hätte und wenn er sich nun die geröteten Wangen des Kleinen besah, schien Yugi sehr wohl wissen, dass er seine Gefühle nicht leugnen konnte. "Hör auf, Seto. Ich war nur betrunken und wusste nicht, was ich da eigentlich mache" murrte Yugi, wusste er doch gar nicht, wie er sich gegen solche Worte wehren sollte, denn insgeheim musste er Seto zustimmen. Er hatte schließlich die Initiative ergriffen und er hätte Seto vermutlich noch viel länger in seinem Rausch aus Alkohol geküsst, aber nach dieser Stunde, in der er zumindest etwas Schlaf gefunden hatte, war er wieder weitgehend nüchtern. "So, du wusstest nicht, was du tust? Ich sage lediglich die Wahrheit und deswegen werde ich dir jetzt einen Gefallen tun und dich daran erinnern, wessen Lippen du verfallen warst, Yugi" hauchte Seto und nahm die Lippen des Kleineren in Besitz. Vorsichtig und testend bewegte er seine Lippen und konnte sein überhebliches Grinsen nicht länger unterdrücken, denn Yugi konnte ihm einfach nicht widerstehen. Die Person, welche ihm widerstehen konnte, musste noch geboren werden, dessen war sich der Leiter der Kaiba Corporation sicher. "Seto... Du..." keuchte Yugi in den Mund des Älteren und legte seinen Kopf in den Nacken. Er konnte sich einfach nicht wehren, auch wenn sein Verstand ihm deutlich sagte, dass er sich Seto nicht hingeben durfte. Nein, er machte einen gewaltigen Fehler, denn er war nicht in der Villa oder in der Diskothek, sondern bei sich zu Hause und wenn der Pharao bemerkte, was in seinem Umfeld mit ihm angestellt wurde, würde es ein Donnerwetter geben. "Seto... Ich... Oh mein Gott..." keuchte der Jüngere und biss sich hart auf die Unterlippe, um weitere solcher Laute unterdrücken zu können. Verdammt, wie konnte er sich nur so gehen und vor allem Kaiba machen lassen? Seto grinste noch immer überheblich, wendete sich nun dem Hals zu und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten. "Ich wurde schon mehrfach Gott genannt, aber Seto reicht völlig aus" grinste er gegen die Haut und biss zärtlich in das noch sehr junge Fleisch. Wie willig und unbeherrscht Yugi sein konnte. Solche Jungs gefielen ihm, die in seinen Händen zu Wachs wurden und sich trotz vereinzelter Zweifel nicht gegen ihn wehren konnten. Yugi musste nur sagen, dass er aufhören sollte, doch bis jetzt schien er unschlüssig zu sein, ob er das auch wirklich wollte. Warum also aufhören, wenn der Kleine diese Berührungen genoss und sich ihm bereitwillig hingab? Bevor Seto mit seinen Lippen zur Brust des Kleineren hätte wandern können, vibrierte dieses dämliche Handy erneut und allmählich riss ihm der Geduldsfaden. "Was dagegen, wenn ich den Anruf entgegen nehme?" wollte er wissen, richtete sich auf und ergriff das störende Handy. Yugi verneinte diese Frage und blieb einfach unter Seto liegen, war er doch gespannt, was der Ältere nun sagen würde, auch wenn er natürlich nicht wusste, wer am frühen Morgen etwas von ihm wollte. "Ja? Wer belästigt Yugi Muto um... Kurz nach acht Uhr?" fragte der Braunhaarige grinsend und stützte sich mit dem linken Arm neben dem Kopf des Kleinen ab, während er sich mit der rechten Hand das Handy ans Ohr hielt. "Verzeihung... Guten Morgen, Herr Muto. Ihr Enkel ist bei mir in guten Händen, also keinen Grund zur Sorge" berichtete der Ältere noch immer grinsend, spielte mit einer blonden Haarsträhne des Kleinen und hörte den Worten des alten Mannes auch weiterhin zu. Sein Grinsen verblasste, je länger er den Worten zuhörte, während sein Gesicht ernstere Züge annahmen. "Moment... Das will ich selbst überprüfen" entgegnete Seto und beendete somit das Gespräch. Das Handy legte er zurück auf dem Tisch, stieg von Yugi und von der Couch runter und streckte seine Glieder. Diesen Zeitungsartikel musste er sich einfach selbst ansehen, denn er hatte gestern Nacht keine verdächtige Person in seinem Umfeld bemerkt. Vielleicht war er auch wegen dem Alkohol so unaufmerksam gewesen, aber wer würde schon damit rechnen, auf der Herrentoilette fotografiert zu werden? "Was ist los? Ist etwas mit Großvater?" wollte Yugi in Erfahrung bringen und sah dem Älteren dabei zu, wie er sich die schwarze Hose und das rote Hemd anzog. Wollte er etwa schon gehen, ohne zumindest gefrühstückt zu haben? Außerdem brauchte er doch seine Hilfe oder wollte sich Seto einfach aus dem Staub machen? "Deinem Großvater geht es gut, also musst du dir keine Sorgen machen. Allerdings scheint ganz Domino über uns zu reden. Unser Kuss auf der Toilette wurde nicht nur gesehen, sondern auch fotografiert, wenn ich das richtig verstanden habe. Dein Großvater hat mir erzählt, dass wir in der Zeitung abgebildet sind" erklärte Seto sachlich, lief zur Wohnzimmertür und entriegelte das Schloss. "Komm, wir sollten uns den Artikel ansehen und die Situation klären" fuhr der Braunhaarige fort und öffnete die Tür, ehe er auf den Flur trat. Kein Wunder, dass das Handy ohne Unterbrechung vibriert hatte, denn sicherlich hatte auch sein kleiner Bruder einige Male angerufen, weil er gestern Nacht sein eigenes Handy ausgeschaltet hatte. Yugi war im ersten Moment erstarrt, sammelte sich jedoch sofort wieder und hastete Seto hinterher, welcher bereits in der Küche stand, vor dem Küchentisch gebeugt und den Artikel lesend. "Hör dir das an, Yugi. 'Seto Kaiba und Yugi Muto küssen sich heimlich auf der Herrentoilette der Diskothek 'Moonlight'. Ist dass das Ende ihrer Rivalität und der Beginn einer heißen und innigen Liebe?' Der Artikel ist so lächerlich, dass ich nicht einmal lachen kann. Welcher Penner hat uns beobachtet, verdammt noch mal? Du hast doch auch nichts gehört, oder?" erläuterte Seto und bedachte diesen dämlichen Artikel mit einem verächtlichen Blick. Im Moment störte es ihn nicht, was der Kerl neben ihm dachte, ebenso wenig, was wohl der Ladenbesitzer von ihm halten mochte, weil Yugi nur in einer Shorts im Türrahmen stand und er selbst sein Hemd noch offen trug. Yugi trat ebenso näher und betrachtete den Artikel neugierig, ehe seine Augen das Foto erblickten. "Nein, ich habe nichts gehört und... Ich..." haspelte Yugi und trat einen vorsichtigen Schritt zurück, ehe er sich halbwegs hinter Seto versteckte, um den strafenden Augen des Pharao zu entkommen. Yami wusste von ihren Kuss. Er wusste es, hatte es auf diese Art und Weise herausfinden müssen und nun wusste sich Yugi einfach nicht zu helfen. Was sollte er sagen? Sollte er sich etwa entschuldigen? Er wusste einfach gar nichts mehr und würde am liebsten verschwinden. Ja, für eine Weile verschwinden, um seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. "Herr Muto, dürfte ich Ihr Telefon benutzen?" wandte sich Seto an den Ladenbesitzer, denn bei ihm zu Hause war mit Sicherheit die Hölle los und Mokuba wusste sicherlich schon weitaus mehr. Vielleicht hatte er sich bereits mit der Zeitung in Verbindung gesetzt, um etwas gegen diesen Artikel zu unternehmen, aber allein konnte sein kleiner Bruder unmöglich all seine Probleme lösen. Nein, er musste etwas tun, nicht sein kleiner Bruder und deswegen würde er auch veranlassen, dass die Limousine ihn abholte, damit er zu seiner Firma fahren konnte. Von seinem Büro aus würde er sich mit seinen Anwälten in Verbindung setzen und diese Angelegenheit klären. "Ähm... Selbstverständlich" entgegnete der alte Mann und reichte dem jungen Mann das Telefon. Seto drehte sich um, blickte zu Yugi hinab und fuhr mit seiner freien Hand durch das Haar des Kleineren, welcher noch immer sehr unbeholfen und ängstlich wirkte. Dachte er etwa, er würde einfach so verschwinden? "Ich muss nur kurz mit Mokuba telefonieren. Ich sagte doch, dass ich dich nicht hängen lasse, als sieh mich nicht so verzweifelt an" erklärte der Braunhaarige und verließ schließlich die Küche. Yami erhob sich vom Stuhl, denn dieses Getue wollte er sich nicht länger antun und wollte ebenfalls die Küche verlassen. "Yami..." hauchte Yugi und tatsächlich, der Pharao blieb neben ihm stehen, aber eine Antwort erhielt er nicht. "Es ist nicht so, wie es in diesem Zeitungsartikel steht. Ich wollte nur...". "Sicher, du wolltest nur eine kleine Abwechslung und da kam dir Kaiba gelegen, nicht wahr?" entgegnete Yami ebenso leise, war er doch enttäuscht und zugleich auch wütend. Schließlich setzte er seinen Weg fort, denn er brauchte frische Luft und wollte Yugi nicht länger sehen. Nein, er war verletzt und zutiefst gekränkt, denn er hatte zumindest gehofft, Yugi würde nur von ihm berührt werden wollen, doch dem war scheinbar nicht so. "Du irrst dich, Yami. Du irrst dich" murmelte Yugi verzweifelt und konnte seine Tränen nicht länger aufhalten. Sich auf einen der Stühle setzend legte er seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und weinte sich seinen Frust von der Seele. "Yugi... Er beruhigt sich bestimmt wieder" versuchte sein Großvater ihn irgendwie zu beruhigen, aber so einfach war ihr Verhältnis zueinander schon lange nicht mehr. Nein, der Pharao war sein bester Freund und wahrscheinlich sogar in ihm verliebt. Wie sollte er diesen Kuss denn nur erklären? Wie sollte er dem Älteren begreiflich machen, dass es sich um einen Test gehandelt hatte? "Großvater... Ich... Ich bin schwul und... Ich...". "Das weiß ich doch schon längst, mein Junge. Ich weiß auch, dass Yami in dich verliebt ist und deswegen den Eifersüchtigen spielt. Gib ihm ein bisschen Zeit und lasse Gras über diese Sache wachsen. Ich bin mir sicher, dass er dir verzeihen wird" lächelte der alte Mann und strich seinem Enkel liebevoll über den Rücken. Yugi war nun sichtlich verwundert, denn er hatte geglaubt, sein Großvater wäre vielleicht enttäuscht von ihm, weil er nun mal Jungs mochte, aber dem war scheinbar nicht so. Warum? Wieso konnte sein Großvater so locker mit seiner Neigung umgehen? Homosexuelle wurden doch von den meisten Menschen verachtet, oder etwa nicht? "Bist du nicht enttäuscht von mir?" wollte er leise wissen, ehe Schritte ertönten und Seto in der Küche erschien. Nur kurz blickte er zu ihm auf, bot ihm stumm einen Platz am Frühstückstisch an und sah wieder zu seinem Großvater auf. "Warum soll ich denn enttäuscht von dir sein? Wenn du Jungs magst, dann magst du eben Jungs. Du bleibst doch trotzdem mein Enkel, auf den ich stolz bin" versicherte Herr Muto ihm und erhob sich, um dem jungen Leiter der Kaiba Corporation einen Kaffee einzuschenken, da er ziemlich müde wirkte. "Mokuba hat mir die ganze Sachlage geschildert und ich habe mir das Video, dass im Fernsehen ausgestrahlt wird, ebenfalls angesehen. Der Ton wurde entfernt und somit wird unser Kuss in ein falsches Licht gerückt, Yugi. Du solltest in den nächsten Tagen lieber zu Hause bleiben, wenn du keine Unannehmlichkeiten möchtest, aber keine Sorge, ich werde mich um dieses Problem kümmern" erklärte Seto und nahm dankend den schwarzen Kaffee entgegen, denn er musste endlich wach werden. Vorhin hatte er gesehen, wie Yami die Stufen zum Laden hinunter gestiegen und hatte auch gehört, wie die Tür ins Schloss gefallen war. War der Kerl etwa abgehauen? Warum? Er wollte ihm doch die Sache mit dem Kuss erklären, um zumindest Yugi zu entlasten. "Sogar ein Video? Entschuldige... Nur wegen mir...". "Das war meine Idee, also denke dir nicht irgendwelche Flausen aus" wurde Yugi bei seiner Entschuldigung unterbrochen und starrte auf die Tischplatte. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut und zudem wusste er nun nicht, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Wenn Yami wieder zu Hause war, sollte er dann nochmals einen Versuch unternehmen? Würde der Pharao ihm überhaupt zuhören oder verrannte er sich so sehr in seinen Hirngespinsten, dass er die Wahrheit nicht sehen wollte? Eine ganze Weile herrschte Stille in der Küche und auch wenn die Stimmung eigentlich sehr entspannt wirkte, so waren die Gefühle des Jüngsten ein einziges Chaos. Hatte er tatsächlich einen Fehler gemacht? Musste er sich wirklich dermaßen schuldig fühlen, dass ihm erneute Tränen in die Augen stiegen? Warum wollte er gerade von Seto in die Arme geschlossen werden? Wieso nicht von Yami? Weil der Pharao ihm nicht glauben mochte? Ja, Yami wollte im Moment weder etwas von ihm hören, noch ihn sehen. Dabei hatte er geglaubt, bei Yami auf Verständnis zu treffen, aber wieder einmal hatte er sich geirrt. Plötzlich zuckte er zusammen und blickte zu Seto hinab, welcher neben ihm in die Hocke gegangen war und ihn eindringlich musterte. "Herr Muto, im Moment ist das Verhältnis zwischen Yami und Yugi angespannt und auch wenn ich es für keine gute Idee halte, bitte ich Sie um die Erlaubnis, Yugi für die nächsten Tage bei mir wohnen zu lassen". Vorsichtig strich er dem Kleinen die Tränen von den Wangen, versuchte sich an ein zaghaftes Lächeln, welches jedoch in die Hose ging, denn er fühlte sich irgendwie für diese ganze Sache verantwortlich. Sicher, Yugi und Yami hatten zuvor schon ihre Differenzen gehabt, aber wenn er nun der Auslöser war, dass sich Yugi in seinem eigenen vier Wänden unwohl fühlte, konnte er unmöglich ohne ihn gehen. "Natürlich, sofern Yugi das auch möchte" entgegnete der Ladenbesitzer und bedachte seinen Enkel mit sorgenvoller Miene. "Was möchtest du, Kleiner?" fragte Seto und wartete ab, denn er wollte Yugi unter keinen Umständen zwingen. Nein, der Kleine musste seine Entscheidung allein treffen und wenn er lieber zu Hause bleiben wollte, um nochmals mit Yami zu reden, welcher ihm seine Version sowieso nicht abkaufen würde, würde er es akzeptieren. Im Moment wollte er ihm nur die Möglichkeit geben, sich bei ihm zu erholen und um den nötigen Mut zu sammeln. "Kann ich dich anrufen, wenn ich mich entschieden habe? Ich möchte zumindest noch einmal versuchen mit Yami zu reden, Seto" murmelte Yugi leise und ergriff die linke Hand des Braunhaarigen. "Ich muss dir noch etwas sagen. Ich... Ich habe mich nie mit dir duelliert, also... Doch, irgendwie schon, aber... Yami war dein eigentlicher Gegner, weil wir uns immer einen Körper geteilt haben. Ich wollte nur, dass du die Wahrheit kennst, weil ich den Meistertitel nicht verdiene. Eigentlich verdiene ich überhaupt keinen Ruhm und... Ich... Ich kann...". Erneut brach der Jüngere in Tränen aus, allein bei dem Gedanken, wie viel er dem Pharao eigentlich verdankte. Sicher, Yami hatte gesagt, er würde ihn brauchen, aber jetzt besaß er einen eigenen Körper und war nicht länger auf ihm angewiesen. "Kannst du aufhören, solchen Schwachsinn zu reden? Selbst wenn diese Geschichte stimmen sollte, du warst noch nie ein schlechter Duellant, Yugi. Hör zu, ich muss mich jetzt fertig machen, weil ich gleich abgeholt werde, aber ich lasse mein Handy an und werde auf deinen Anruf warten" murrte Seto, denn er konnte es nicht leiden, wenn sich Menschen selbst bemitleideten. Natürlich war der Jüngere gerade mit den Nerven am Ende, aber er musste sich doch nicht für all die Ereignisse, die geschehen waren, die alleinige Schuld geben. "Ich...". "Komm schon her" nuschelte Seto verlegen und zog den Kleinen an seine Brust, ehe er seine Hände über dessen Rücken gleiten ließ. Auch wenn er sich gerade schämte, Gefühle dieser Art vor Herr Muto zu zeigen, er musste Yugi einfach in die Arme schließen, um ihn irgendwie zu beruhigen und um ihm Sicherheit zu geben. "Meine Tür steht offen, vergiss das nicht, Kleiner. Ich... Ich mag dich, hörst du? Du bist mir nicht egal. Nicht nach dieser Nacht" hauchte der Braunhaarige und konnte nicht verhindern, leicht zu erröten. Wie sehr er solche Momente hasste, vermochte er kaum in Worte fassen, aber irgendwie musste er doch Yugi beruhigen und wenn er es nur mit solchen Worten schaffte, musste er wohl in den sauren Apfel beißen. Ein unschuldiges Lächeln breitete sich auf den Lippen des Jüngeren aus, ehe er zu Seto aufblickte und ebenfalls errötete. Es kostete sehr viel Überwindung und Yugi wusste, wie sehr sich Seto eben gezwungen haben musste, um derartige Worte aussprechen zu können, aber es waren gerade diese Kleinigkeiten, die ihn berührten und ihn glücklich machten. "Danke... Deine Worte bedeuten mir sehr viel. Ich melde mich, wenn mein Versuch in die Hose gehen sollte und jetzt mach dich fertig oder willst du mit deiner Strubbelfrisur ins Büro?" lächelte Yugi und für diesen Moment schien seine Welt wieder in Ordnung zu sein. Ja, für einen kurzen Moment, denn der Sturm war noch lange nicht vorbei. Im Augenblick hatte sich der Sturm nur von ihm abgewendet, doch der Wind würde sich erneut drehen und der Sturm stärker denn je zurückkehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)