Unvergessliche Sommerferien von xXSasukeUchihaXx (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 12: 'Verschaffe dir Gewissheit' --------------------------------------- "Sir, seid vorsichtig und ruft mich an, wenn Ihr und Euer Gast abgeholt werden wollt" ertönte die Stimme von Roland, weswegen Kaiba seine Augen verdrehte und sich mit einem Handzeichen verabschiedete. Mittlerweile war es kurz vor ein Uhr, die Zeit, in der er längst in seinem Bett liegen und schlafen würde, aber der heutige Abend war sowieso nicht so verlaufen, wie es sonst immer der Fall war. Vor dem Türsteher blieb er stehen, zeigte seinen Ausweis vor und wartete, bis die Absperrung geöffnet wurde. Der Kleinere neben ihm tat es ihm gleich, zeigte auch seinen Ausweis und wurde vom Türsteher darauf aufmerksam gemacht, dass er die Diskothek ohne eine erwachsene Person aus seiner Familie nicht betreten dürfe. "Siehst du? Ich darf nicht rein" murrte Yugi und steckte seinen Ausweis zurück in die Hosentasche. Er war eben noch minderjährig und bräuchte die Erlaubnis seines Großvaters oder eine erwachsene Person aus seiner Familie müsse mit ihm die Diskothek betreten. "Nur die Ruhe, Kleiner. Du scheinst zu vergessen, wer neben dir steht" erwiderte Seto wenig beeindruckt und nahm sich den Türsteher zur Seite. Der Jüngere legte seinen Kopf schief, konnte er leider kein Wort verstehen, obwohl er natürlich gern gewusst hätte, wie der Ältere diese Angelegenheit regeln wollte. Nur einen Augenblick später kehrten Kaiba und der stämmige Türsteher zurück, wobei Letzterer die Absperrung öffnete und dem Kleineren nun doch Einlass gewährte. "Ähm... Wie hast du seine Entscheidung geändert? Du hast ihm doch nicht etwa gedroht, oder?" wollte Yugi wissen und ergriff die Hand des Braunhaarigen, denn die Diskothek war ziemlich überfüllt. Kaiba gab nicht sofort eine Antwort, sondern lief zielstrebig zur Bar rüber und blieb vor einem Barkeeper stehen, welcher seine Bestellung aufnehmen wollte. Vorerst würde er keinen Alkohol mehr trinken, denn in der Öffentlichkeit musste er sich in Acht nehmen, vor allem weil er auch noch auf den Kleinen aufpassen musste. "Fast jeder Türsteher ist bestechlich. Ich brauchte ihm nur einige Scheine in die Hand zu drücken und seine Meinung war geändert" erwiderte Seto und beugte sich zu Yugi hinab, wusste er doch gar nicht, was der Jüngere trinken mochte. "Geld ist Macht, wie? Ich möchte diesen Früchte-Cocktail probieren, den Joey und Tristan getrunken haben" erläuterte Yugi seinen Getränkewunsch und kramte in seiner Hosentasche, um Seto das passende Geld zu geben. "Lass mal stecken. Die heutige Nacht geht auf mich" entgegnete der Ältere und gab seine Bestellung auf. Yugi zuckte mit seinen Schultern, steckte sein Geld wieder ein und sah sich ein wenig um. Wie damals auf der Geburtstagsparty erkannte er einige vertraute Gesichter auf der Tanzfläche, Schüler aus seiner Parallelklasse und wich schließlich erschrocken zurück, als er einen schwarzhaarigen Jungen in der Menschenmenge entdeckte. Instinktiv erhob er seine Hand und ergriff das schwarze Jackett, welches Seto trug, denn auch wenn der Wein sein Gemüt benebelt hatte, die Sache auf der Männertoilette war ihm in Erinnerung geblieben. "Mh? Was ziehst du für ein Gesicht?" wollte Kaiba in Erfahrung bringen, nahm die Gläser entgegen und sah sich ebenfalls um. Die blauen Augen verengten sich, als er die Person entdeckte, vor welcher sich Yugi fürchtete und ging ein wenig in die Hocke. "Keito wird dir nicht zu nahe treten, sonst ziehe ich andere Seiten auf. Er weiß genau, wenn er sein Verhalten nicht ändert, ich am längeren Hebel sitze" erklärte er dem Jüngeren. Keito wäre dumm, wenn er sich in seinem Beisein an Yugi vergreifen würde, also musste sich der Kleine nicht fürchten. "Sicher? Ich... Vielleicht sollten wir gehen und...". "Noch einmal für die Kleinen. Du stehst neben Seto Kaiba und aus diesem Grund wird er dir kein Haar krümmen. Komm, wir suchen uns einen Tisch" unterbrach er Yugi und setzte sich in Bewegung. Natürlich konnte er verstehen, wie sehr sich Yugi vor Keito fürchtete, aber was sollte er denn noch sagen? Yugi sollte diesen Spinner einfach vergessen und diese Nacht genießen. Schließlich entdeckte der Braunhaarige eine ruhige Ecke und setzte sich seufzend auf das schwarze Polster in der Sitzecke, während er die Gläser auf dem Tisch abstellte. Yugi setzte sich nur einen Augenblick später zu ihm, nuckelte an dem Strohhalm und gab einen genießerischen Laut von sich. Nun konnte er verstehen, warum Joey und Tristan so viele Gläser getrunken hatten, denn dieser Cocktail schmeckte wirklich lecker. Den Alkohol schmeckte man zudem auch kaum heraus, aber dennoch wollte er nicht zu schnell trinken, denn noch immer waren seine Sinne teilweise vom Rotwein berauscht. "Magst du einmal probieren, Seto? Der Cocktail schmeckt echt lecker" grinste Yugi und schob sein Glas zum Älteren, welcher vorsichtig an dem Strohhalm nuckelte. Insgeheim stimmte er Yugi zu, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Nein, in der Öffentlichkeit wollte er sich diese Blöße keinesfalls geben, sonst wäre er das Gesprächsthema Nummer 1, wenn das neue Schuljahr beginnen würde. Ein ganzes Jahr noch und dann konnte er sich endlich voll und ganz auf seine Firma konzentrieren, aber irgendwie glaubte er, wenn er sein letztes Schuljahr hinter sich gebracht hatte, diese angenehme Zeit zu vermissen. "Hey... Schenke mir dein Lächeln. Ist doch nicht so schwer, oder?" schmollte Yugi und wartete geduldig ab, aber Seto lächelte nicht, wie es sich der Jüngere erhofft hatte, sondern dessen Gesichtszüge blieben kalt und abweisend. "Was ist denn los, Seto? Vorhin...". "Yugi, wir sind nicht allein" wurde der Kleinere unterbrochen und auch wenn es stimmte, was Kaiba sagte, dieser Grund reichte Yugi nicht aus. Nein, der Ältere musste nicht länger so tun, als wäre er immer schlecht gelaunt, aber wie könnte er ihm ein zaghaftes Lächeln entlocken? Grinsend rutschte er schließlich näher, kniff dem Braunhaarigen spielerisch in die Seite und wartete dessen Reaktion ab. "Deine Bemühungen kannst du dir schenken und außerdem bin ich nicht kitzelig" erklärte Seto sachlich, aber der Jüngere schien nicht aufgeben zu wollen und suchte dennoch einen möglichen Schwachpunkt. Sollte er doch suchen, bis ihm die Lust verging, jedoch würde er ihm kein einziges Lächeln schenken. "Mal sehen. Jeder Mensch hat einen schwachen Punkt" erwiderte Yugi und fuhr mit seiner rechten Hand den Oberschenkel entlang, auf dem Weg zum Knie und zwickte Seto dort. Der Ältere zuckte kaum merklich zusammen und allein diese Reaktion reichte Yugi aus, um es erneut zu versuchen. An den Knien, wenn man dort die Muskeln mit Daumen und Zeigefinger reizte, entlockte man fast jedem Menschen zumindest ein Grinsen. Seto presste seine Lippen aufeinander, um nicht zu lachen, denn bei den Knien war selbst er empfindlich und ergriff die störende Hand, um Yugi aufhalten zu können. "Oh... Ich habe noch eine freie Hand, Seto" grinste der Jüngere amüsiert und bevor der Braunhaarige seine freie Hand hätte ergreifen können, setzte er sich dreist auf dessen Schoß und klemmte beide Hände des Älteren unter seinen Beinen ein. "Yugi, was..." wollte Seto einwenden, kicherte jedoch leise und versuchte seine Hände zu befreien. Er hatte Yugi nicht so mutig eingeschätzt, aber vielleicht erschien ihm der Jüngere auch nur so hemmungslos, weil er schon etliche Gläser Wein getrunken hatte. "Hehe... Seto Kaiba ist mir ausgeliefert und kann sich nicht wehren" kicherte Yugi und setzte sein Spiel fort, nur um dem Älteren erneut ein leises Kichern zu entlocken. "Ich... Warte, Kleiner... Hör auf, du hast gewonnen" grinste der Braunhaarige und endlich durfte er seine Hände befreien, während Yugi in seinem Tun stoppte. Mit einem Ruck lag der Jüngere schließlich auf dem weichen Polster, Seto über ihn gebeugt und noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen. "Deine Dreistigkeit muss bestraft werden. Erwarte bloß keine Gnade von mir" murmelte Seto, ergriff die Hände des Kleineren und hielt sie über dessen Kopf fest. Mit der rechten Hand hielt er die Handgelenke fest, konnte somit seine freie Hand benutzen und fuhr mit seinen Fingerkuppen die rechte Seite des Kleineren hinauf, dessen Mundwinkel gefährlich zuckten. "Seto... Schäm dich gefälligst, einfach so über mich herfallen zu wollen" grinste der Jüngere und nutzte die Verblüffung des Braunhaarigen, um seine Hände aus dessen Griff zu befreien. Lange hielt die Verblüffung jedoch nicht an und weil sich Kaiba über diesen kurzen Moment ärgerte, beugte er sich noch etwas tiefer zu Yugi hinab, bis er dessen Ohr erreichte. "Bist du nicht eben noch auf meinem Schoß gesessen? Dieses entzückende Spiel würdest du verlieren, wenn wir alleine wären. Niemand kann meinem Charme widerstehen, also nimm dich vor mir in Acht" wisperte Seto verführerisch in das Ohr des Jüngeren, dessen Atmung sich abrupt beschleunigte. "Da fällt mir ein, vielleicht kann ich dir doch helfen, Yugi. Du möchtest doch immer noch wissen, ob du schwul bist, oder?" fuhr der Ältere lächelnd fort und erhob sich wieder, um Yugi in die Augen sehen zu können. "Wie denn? Du hast doch gesagt, dass ich das selbst herausfinden muss. Wie willst du mir also helfen?" entgegnete Yugi, denn er wusste beim besten Willen nicht, wie Kaiba ihm helfen wollte. Schmunzelnd beugte sich Seto noch einmal zu Yugi hinab, ehe er erneut leise Worte in dessen Ohr flüsterte. "Folge mir auf die Toilette, Kleiner" hörte Yugi den Braunhaarigen wispern, ehe sich Seto wieder aufrichtete und sein Glas Wasser leerte. Auch Yugi setzte sich auf, nuckelte an dem Strohhalm und dachte über die Worte des Älteren nach. Was auch immer Seto mit ihm tun wollte, er vertraute ihm und würde zumindest mit ihm zur Männertoilette gehen, um von dessen Idee zu erfahren. Seinen Cocktail endlich geleert, nickte er Kaiba zu und erhob sich mit ihm, um mit ihm zur Toilette zu gehen. Ein mulmiges Gefühl verspürte Yugi schon, aber er musste darauf vertrauen, dass Seto ihm nichts antun würde. Genau, im Wohnzimmer hätte der Braunhaarige schon zahlreiche Gelegenheiten gehabt, aber außer einigen Gesprächen und der lustigen Stimmung war nichts Drastisches geschehen, wenn er die SMS von Yami mal außer Acht ließ. Schließlich erreichten sie die Männertoilette, betraten den Vorraum, welcher leer war, ehe die Hand des Kleineren ergriffen und von Seto in eine der freien Kabinen gezogen wurde. Der Ältere verriegelte die Tür, denn er wollte nicht erwischt werden und setzte sich schließlich auf den Klodeckel. "Setz dich, damit ich dir meinen Einfall erklären kann". Seto klopfte auf seine Beine und noch immer mit diesem mulmigen Gefühl, kam Yugi der Einladung nach und setzte sich breitbeinig auf dem Schoß des Braunhaarigen. Für wenige Sekunden herrschte Stille und nur die gedämpfte Musik drang an ihre Ohren. "Ich nehme einfach mal an, dass du deinen ersten Kuss von Yami bekommen hast?" wollte Seto in Erfahrung bringen und beobachtete die minimale Röte, welche sich auf den Wangen des Kleineren bildete. "Wenn du wirklich herausfinden willst, ob du nur auf Kerle stehst, solltest du noch einen anderen Jungen küssen. Wenn du also wirklich Klarheit willst, solltest du deine Reaktion auf einen anderen Jungen testen. Eine andere Möglichkeit fällt mir in deiner Situation auch nicht ein und ich denke nicht, dass du ein Mädchen küssen willst" erklärte der Braunhaarige schließlich seine Idee und wartete einfach ab, wie Yugi auf seinen Vorschlag reagieren würde. Er glaubte kaum, dass der Kleine irgendwelchen Typen hinterher starrte und auch so wirkte er unbeholfen, wenn es um dessen Gefühle ging. Vielleicht verleugnete Yugi auch nur seine Neigung, weil er eben nicht mit dieser Tatsache umgehen konnte. "Meinst du? Ich soll einfach einen anderen Jungen küssen? Was wird dann aus Yami? Ich will seine Gefühle nicht verletzen und... Ich käme mir schäbig vor, also... Als würde ich ihn hintergehen, verstehst du, was ich meine?" erwiderte Yugi und natürlich fühlte er sich unwohl bei dem Gedanken, einfach einen anderen Jungen zu küssen und mit einem Mädchen konnte er sich derartige Intimitäten nicht einmal vorstellen, weil er eben nicht deren Typ war. Bisher hatte er nur mit Yami derartige Küsse und minimale Intimitäten ausgetauscht und nun sagte Seto, diese Möglichkeit würde ihm Klarheit verschaffen? "Du bist doch nicht sein Lover, Yugi. Mag sein, dass er aufrichtige Gefühle für dich empfindet, aber so lange du mit dieser Unsicherheit lebst, brauchst du keine Gedanken daran zu verschwenden, eine ernsthafte Beziehung mit ihm einzugehen. Denke doch nur einmal vernünftig nach, wie ich das meine. Du bist doch vor ihm geflüchtet, weil du mit seinen Worten nicht umgehen konntest und ich glaube, du wirst immer wieder die Flucht ergreifen, wenn dir solche Sachen gesagt werden. Bei mir wolltest du auch flüchten, erinnerst du dich? Es handelt sich nur um einen Kuss, also musst du dich nicht schäbig fühlen" versuchte der Braunhaarige die Situation des Kleineren zu verdeutlichen und seine Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn Yugi schien zu verstehen, dass er an sich selbst denken musste. Ja, nur für einen kurzen Augenblick musste er an sich selbst denken, damit er Klarheit schaffen konnte. "Gut... Wenn wir das endlich geklärt haben, schließe deine Augen und lass mich machen" fuhr Seto unbekümmert fort und legte seine Hände um das Gesicht des Jüngeren. "Was? Du? Ich dachte...". "Was denn? Willst du unbedingt irgendeinen Vollpfosten küssen, der deinen Kuss vielleicht noch als eine Einladung versteht? Du bist echt naiv" murrte der Ältere, hatte er doch geglaubt, Yugi wüsste, warum er mit ihm in die Kabine verschwunden war. Von seiner Idee hätte er auch an ihrem Tisch erzählen können, aber vermutlich dachte der Kleine einfach nicht so weit. Ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, während er die Röte auf den Wangen des Jüngeren betrachtete. Yugi wurde unruhig und schien noch überlegen zu müssen, ob er wirklich auf seinen Vorschlag eingehen sollte, aber Seto hatte Zeit und Geduld, denn er wollte den Kleinen keineswegs bedrängen. "Es bleibt auch wirklich nur bei einem Kuss?" wollte sich Yugi vergewissern und blickte weiterhin unsicher zu Seto auf. "Du hast mein Wort" entgegnete der Braunhaarige zuversichtlich und endlich ließ Yugi seine Augenlider sinken, während er nun seinerseits die Hände in seinem Hemd verkrallte. Noch immer zitterten die Finger, sei es aus Angst oder vor Nervosität und während Seto seinen Kopf zur Seite neigte, dem Gesicht des Jüngeren nun näher kam, wisperte er noch einige beruhigende Worte, bevor er seine Lippen auf den leicht geöffneten Mund legte. "Vertrau mir, Yugi. Wenn dir der Kuss unangenehm werden sollte, brich ihn einfach ab". Yugi grinste in den Kuss hinein, entspannte sich zunehmend und versuchte sich auf den Kuss zu konzentrieren. Nur leichten Druck übte Seto aus, bewegte aber dennoch testend seine Lippen leicht gegen seinen noch immer geöffneten Mund und schien auf seine Reaktion zu warten. Nach wie vor hegte der Kleinere einige Zweifel, denn er wollte Yami wirklich nicht hintergehen, aber wie sollte er denn sonst herausfinden, ob er schwul war oder nicht? Schließlich versuchte er wenigstens für einen kurzen Moment den Pharao aus seine Gedankenwelt zu verbannen, weil Seto allmählich ungeduldig wurde und erwiderte dessen Kuss, auch wenn noch sehr vorsichtig. Die Hände des Braunhaarigen sanken an dem Gesicht des Kleineren hinab, glitten zum Nacken und zogen Yugi noch ein wenig näher. "Seto..." nuschelte Yugi in den Kuss hinein und spürte das minimale Grinsen gegen seinen Mund, ehe sich eine freche Zunge Zutritt in seine Mundhöhle verschaffte. Ein wohliger Laut entwich dem Jüngeren, als seine Zunge von dem feuchten Fremdkörper umgarnt wurde, stieg zögerlich auf das sinnliche Spiel ein und wanderte mit seinen zittrigen Fingern höher, ehe er ebenso, wie Seto es tat, seine rechte Hand in dessen Nacken legte und mit der noch freien Hand die schwarze Krawatte umfasste. Kurz löste sich Seto von dem Jungen mit der Igelfrisur, holte tief Luft und war überrascht, dass ihm nicht einmal die Zeit gegeben wurde, um seine Gedanken zu ordnen, denn seine Lippen wurden erneut in Beschlag genommen. Yugi ergriff also nun die Initiative? Soviel Mut hatte er dem Kleinen nicht zugetraut, schon gar nicht bei ihm, aber vielleicht konnte er diesen Mut auf den bereits verzehrten Alkohol schieben, denn nüchtern war Yugi schon lange nicht mehr. Er musste zugeben, dass ihm dieser Machtkampf zwischen ihren Zungen allmählich gefiel und er spürte deutlich, dass es Yugi wohl ähnlich ergehen musste, sonst hätte er wohl kaum auf einen weiteren Kuss bestanden. Ein Duell, dachte sich Seto insgeheim grinsend. Eine andere Art der Duelle, bei welches er sich jedoch den Sieg holen würde. Seto hatte immerhin mehr Erfahrungen, aber insgeheim musste er schon zugeben, dass Yugi keineswegs wie ein Anfänger küsste. Im Gegenteil, diese Art der Küsse machten selbst ihn süchtig, auch wenn er es meist vermied, sich mit seinen Liebschaften zu küssen. Erneut löste der Braunhaarige ihren Kuss, dieses Mal jedoch aus Sicherheitsgründen, um nicht doch noch einen Fehler zu begehen. Wenn er erst einmal Blut geleckt hatte, konnte er nicht mehr aufhören, weswegen er seinen Zeigefinger auf den Mund des Kleinen legte, um einen weiteren Kuss zu verhindern. "Ich denke, nun kennst du die Antwort, also gibt es keinen weiteren Grund, mich noch einmal zu küssen" erklärte Seto, denn er hatte nun die Gewissheit, dass Yugi auf Kerle abfuhr. Yugi hingegen machte jedoch ein enttäuschtes Gesicht, entfernte den störenden Finger von seinen Lippen und zog einmal kräftig an der schwarzen Krawatte, um die Distanz zwischen ihnen wieder verringern zu können. "Ich... Der Kuss eben... Du...". "Ja, ich weiß, was du sagen willst. Du bist nicht der erste Typ, der an meinen Lippen hängt, aber..." unterbrach er Yugi, verstummte jedoch nur einen Augenblick später und betrachtete den Jüngeren, welcher seine linke Hand ergriff und ihre Finger ineinander verhakte. "Du küsst wild und... So anders. Yami ist immer vorsichtig mit mir, aber... Ich verstehe mich nicht. Vielleicht liegt es auch an deine Dominanz". Yugi wusste einfach nicht, wie er sein derzeitiges Befinden in Worte fassen sollte, aber er hätte nichts dagegen, wenn Kaiba ihn noch einmal küssen würde. Das er sich bei diesem Gedanken sehr schäbig fühlte, versuchte er weitgehend zu verdrängen. "Deine Worte schmeicheln mir wirklich, aber es war nicht der Sinn dieser Aktion, dich süchtig nach mir zu machen. Ich sagte doch, meinem Charme zu widerstehen ist unmöglich" erwiderte Seto und versuchte kalt zu klingen, aber allein der traurige Gesichtsausdruck des Jüngeren konnte er kaum ertragen. Er wollte sich nicht zwischen eine Liebe drängen, die sich wahrscheinlich noch entwickelte und noch weniger wollte er Yugi noch mehr verunsichern. Seine Idee war wohl ein Schuss in den Ofen gewesen, dabei hatte er doch nur helfen wollen. Super, dachte er sich und hätte sich für seine Dummheit wirklich ohrfeigen können. "Ich bin so verwirrt und... Wie soll ich denn jetzt noch Yami unter die Augen treten? Ich kann doch nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen, aber wenn ich ihm beichte, dass wir uns geküsst haben, dann... Nein, ich kann auf keinen Fall nach Hause gehen. Kann ich nicht einfach bei dir bleiben? Ich weiß... Ich weiß doch sonst nicht, wohin ich gehen könnte und...". Yugi verstummte augenblicklich und ließ sich bereitwillig von Kaiba umarmen, dessen Hände über seinen Rücken wanderten und versuchten, ihn zu beruhigen. "Wenn du bei mir bleibst, wird Yami erst recht denken, dass ich dir wichtiger bin. Ich lasse mir eine Lösung für dein Problem einfallen, aber dafür hörst du jetzt auf in Schuldgefühlen zu baden. Du hast nichts Schlimmes getan, also rede dir bloß keinen Unsinn ein" murmelte Seto leise und allmählich wurde seine Umarmung erwidert. In was für eine Sache hatte er sich nur geritten? Wenn er vorher an die Konsequenzen gedacht hätte, hätte er seine Finger von Yugi gelassen, aber was geschehen war, war geschehen und ließ sich nun auch nicht mehr rückgängig machen. Da er auf diese schwachsinnige Idee gekommen war, musste er Yugi helfen, auch wenn er sich viel lieber aus der Affäre ziehen würde, aber der Kleine hatte gesagt, Freunde seien immer da. Ja, weil er ein Freund war, musste er wohl auch wie ein Freund handeln, auch wenn es ihm widerstrebte. "Danke, Seto. Ich dachte, du würdest mich hängen lassen. Zugetraut hätte ich es dir zumindest" entgegnete Yugi ebenso leise und sah dem Älteren in die Augen. "Wenn ich könnte, würde ich dich liebend gern hängen lassen, aber leider kam ich auf diese bekloppte Idee, Kleiner. Hast du vorhin nicht gesagt, ich soll dich anlächeln? Lächel mich gefälligst auch mal an oder willst du jetzt die ganze Zeit eine Trauermiene ziehen?" nuschelte Seto verlegen, doch seine Aufforderung wurde erfüllt und Yugi lächelte tatsächlich ein wenig. Seufzend fuhr Kaiba mit seiner Hand durch das Haar des Kleinen, schenkte ihm nun auch eines seiner charmanten Lächeln und legte seine Lippen für einen kurzen Moment auf die samtweiche Wange des Jüngeren. "Wenn dieser Yami nicht existieren würde, könnte ich mir schon etwas Ernstes mit dir vorstellen, aber... Steig jetzt von meinem Schoß runter, sonst fresse ich dich doch noch mit Haut und Haar". Zum Ende hin wurde Seto ein wenig lauter, erhob sich schließlich, nachdem Yugi von seinem Schoß gestiegen war und seufzte tief. Oh ja, er war hungrig geworden, aber er durfte Yugi auf keinen Fall anrühren, sonst machte er die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer. Eigentlich sehr schade, weil ein noch unberührter Junge vor ihm stand, so unschuldig und naiv, welcher sicherlich seinen Namen nicht nur rufen, sondern gar schreien würde. "Tröstet es dich, wenn ich dir offen sage, dass mir deine Schmeicheleien gefallen? Ich meine, du bist sehr attraktiv und ich mag dich auch und... Ich würde dich nie des Geldes wegen hintergehen. Dir so weh zu tun, damit käme ich...". Yugi keuchte erschrocken und sah ebenso erschrocken zu Seto auf, welcher ihn nun an die geflieste Wand drückte und sich seinem Gesicht erneut näherte. Vor seinen Lippen stoppte der Braunhaarige jedoch, befeuchtete seine eigenen Lippen mit der unge und sah ihm noch eine ganze Weile stumm in die Augen. "Nie wäre mir im Traum eingefallen, dass du, Yugi, solche Worte an mich richtest. Wie kannst du mich nur so hungrig machen? Du solltest mir keine Komplimente machen, sonst bilde ich mir noch etwas darauf ein" wisperte Seto und nahm, obwohl sein Verstand ihm deutlich machte, dass er das nicht tun durfte, erneut die Lippen des Kleinen in Besitz. Der Jüngere grinste amüsiert in den Kuss hinein, biss dem Braunhaarigen neckisch in die Unterlippe und kicherte leise, als Seto einen wohligen Seufzer verlauten ließ. "Du... Du bist doch schon..." schaffte es Yugi zwischen ihren Küssen zu sagen, wurde auf die Arme des Älteren gehoben und schlang seine Beine um dessen Becken. Klar, er war zwei Köpfe kleiner und Seto mochte wohl nicht die ganze Zeit zu ihm hinab gebeugt stehen, aber gehörten diese leidenschaftlichen Küsse immer noch zum Test? Er gestand es sich doch nun ein, schwul zu sein, denn auch bei Seto hatte er keinen Ekel empfunden, wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen. Nein, im Gegenteil, diese Küsse wirkten sehr erfahren, aber wie hätte der Pharao auch derartige Erfahrungen sammeln können? Keuchend und nach Luft schnappend löste er den Kuss und wurde sich bewusst, was er eben eigentlich gedacht hatte. Wie schäbig von ihm, einen derartigen Vergleich zwischen zwei Menschen zu ziehen. "Was ist? Du hättest mich nur aufhalten müssen, wenn du nicht willst" murmelte Seto und erhob seine rechte Hand, mit der er eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht des Kleinen entfernte. "Das ist es nicht. Ich habe nur einen Fehler gemacht und Yami mit dir verglichen. Nicht vom Aussehen her und auch nicht wegen euren verschiedenen Charakterzügen, also... Rein körperlich und...". "Du kannst Menschen nicht miteinander vergleichen und es versteht sich von selbst, dass ich mich in allen Bereichen von Yami unterscheide. Ich bin Seto Kaiba, derzeit Single, attraktiv, wie du selbst vorhin gesagt hast, gebildet, wohlhabend, charmant und...". Kurz schien Seto überlegen zu müssen, während Yugi sein Grinsen kaum unterdrücken konnte und nicht so genau wusste, was er dieser Aufzählung persönlich hinzufügen sollte, aber dann fiel ihm doch noch ein Wort ein. "Du hast eingebildet vergessen" warf er schließlich grinsend ein, wurde schließlich auf dem Boden abgesetzt und betrachtete die nachdenkliche Miene des Älteren. "Und wenn schon. Ich kann mir wenigstens Einbildung leisten, im Gegensatz zu gewissen Personen, deren Namen ich nun nicht nennen möchte. Ich wollte sagen, dass ich unheimlich begehrt bin und das nicht nur von unseren Mitschülerinnen. Es nervt mich, wie sich die Mädchen aus unserer Klasse aufführen. Mein Verhalten müsste die meisten Menschen doch abschrecken, aber es wagen sich trotzdem viele Weiber, mir Liebesbriefe in den Spint zu werfen" entgegnete Seto und dachte zum ersten Mal darüber nach, sein Verhalten gegenüber seinen Mütschülerinnen zu ändern. "Hast du schon einmal daran gedacht, dass gerade deine kühle Art vielleicht der Grund ist, warum du so begehrt bist? Es gibt viele Mädchen, die gerade solche Jungs sehr interessant finden, habe ich zumindest vor einigen Tagen im Fernsehen gehört" murmelte Yugi nun ebenfalls überlegend. Vielleicht wurde er deswegen so wenig beachtet, zumindest war es vor einem Jahr noch so gewesen, bevor er beim Battle City Turnier gewonnen hatte. Allerdings beschränkte sich die nun kommende Aufmerksamkeit nur auf Duellanten, die ihm die Götterkarten abknöpfen wollten. In der Schule hatte sich kaum etwas verändert, wenn er so darüber nachdachte. "Mh... Interessante These, Yugi. Warum sollte ein verliebtes Mädchen hinter einem kühlen Jungen her sein? Das ist mir schleierhaft, aber wenn sich die Weiber ihre Chancen bei mir ausrechnen, muss ich sie leider enttäuschen. Seto Kaiba wählt sich seine Liebschaften selbst aus und... Wie auch immer... Kann mir also vollkommen egal sein". Damit war für Seto das Thema erledigt, denn er würde sein Verhalten nicht ändern und so einfach war das auch gar nicht. Er musste nur mit einigen Personen, Mokuba und Yugi auskommen und da er den Kleinen in den letzten Stunden näher kennenlernen hatte dürfen, würde in der Zukunft netter zu ihm sein. Seufzend schloss er schließlich die Tür auf, fuhr sich mit der linken Hand durch sein Haar und trat aus der Kabine. "Du wolltest doch unbedingt Party machen, oder? Bereit für die nächste Runde?" wollte er in Erfahrung bringen und blickte über seine Schulter zu Yugi hinab. "Ähm... Ja, sehr gern. Darf ich dich trotzdem um einen kleinen Gefallen bitten?" erwiderte der Jüngere und trat ebenfalls aus der Kabine. "Kannst du tanzen, Seto? Würdest du mir einige Schritte zeigen, damit ich mich nicht so sehr blamiere?" trug Yugi seine Bitte vor und wurde von Seto belächelt. War das etwa eine Zusage? Konnte er sich ernsthafte Hoffnungen machen? "Nur unter einer Bedingung" kam die Antwort des Älteren nach einigen Minuten, während sich Yugi hätte ohrfeigen können. Er hätte mit einem Haken rechnen müssen, aber so weit hatte er doch nicht denken wollen. "Du verzichtest bei unserem nächsten Duell auf deine Götterkarten und ich nehme im Gegenzug zwei meiner weißen Drachen aus meinem Deck" erläuterte Seto seine Bedingung und hörte den erleichterten Seufzer des Kleinen. Woran hatte Yugi denn bloß gedacht? Er wollte nun mal wieder ein faires Duell bestreiten, ohne diese übermächtigen Götterkarten, gegen welche er sowieso nichts ausrichten konnte. "Okay, warum nicht? Das wird sicher ein interessantes Duell" lächelte Yugi und folgte Seto zur Tür. Da er diese Bedingung erfüllen würde, würde er nun hoffentlich endlich tanzen lernen, obwohl er sich einen tanzenden Kaiba nur sehr schwer vorstellen konnte. Yugi musste sich wohl überraschen lassen, doch zuerst brauchte er ein Erfrischungsgetränk, um seinen trockenen Hals zu befeuchten. Diese heißen Küsse waren eben nicht spurlos an ihm vorbei gegangen und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, Seto hatte sein Interesse geweckt. Hoffentlich legte sich dieses Interesse wieder, sonst hatte er vermutlich noch ein viel größeres Problem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)