Unvergessliche Sommerferien von xXSasukeUchihaXx (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 11: Eine Schulter zum Anlehnen -------------------------------------- Seufzend musterte Yugi die hohe Zimmerdecke seines Gästezimmers und dachte über den heutigen Tag nach. Warum hatte er nur die Flucht ergriffen? Weil er mit den Worten des Pharao überfordert gewesen war? Yami hatte doch nur geäußert, was er sich wünschte und nun lag Yugi in dem großen Himmelbett, wälzte sich hin und her, weil er nicht einschlafen konnte, obwohl es schon sehr spät war und wurde von Schuldgefühlen geplagt. Er hätte mit Yami reden müssen, doch stattdessen war er wie ein Feigling geflohen und übernachtete nun bei Kaiba. Was Yami nun wohl über ihn denken mochte? Das Vibrieren von seinem Handy, welches er auf dem Nachttisch gelegt hatte, holte ihn aus seine Gedanken und er wusste sofort, wer ihm um diese Zeit noch eine SMS schrieb. Schmunzelnd öffnete er die SMS und behielt recht, der Absender war Yami, welcher wohl auch nicht einschlafen konnte. Insgesamt hatte er im Laufe des Tages bestimmt über zehn SMS von ihm bekommen und in jeder Nachricht hatte sich der Pharao mehrmals entschuldigt. Yami meinte es ernst und er würde nicht aufgeben, bis Yugi die Entschuldigung annehmen würde. Nochmals entwich ihm ein leiser Seufzer, ehe er die Zeilen las und sich wünschte, den Pharao nun in die Arme schließen zu können. 'Ich weiß, es ist schon spät, aber ich kann beim besten Willen nicht einschlafen. Es tut mir wirklich leid, Yugi. Ich bin ein Idiot und ich kann verstehen, dass du das Weite gesucht hast, aber können wir nicht noch einmal darüber reden? Du bist mir unglaublich wichtig und ich ertrage den Gedanken nicht, dass du mich vielleicht nicht mehr magst. Ich nehme es dir nicht einmal übel, wenn du mich nun hasst, aber trotzdem... Ich vermisse dich, Yugi. Ich will dich in meine Arme schließen und noch einmal einen Neuanfang mit dir machen. Glaube mir, ich bereue meine Worte zutiefst' "Du irrst dich, Yami. Ich mag dich immer noch und ich vermisse dich auch" murmelte Yugi und tippte seine Antwort ein. Er war sich sicher, dass der Ältere mit den Nerven am Ende war und sich düstere Gedanken vorstellte, obwohl Yugi ihn nach wie vor mochte. Er konnte dem Pharao im Moment nur nicht in die Augen sehen, wusste nicht so genau, wie er sich fühlen sollte und dachte erneut an den Satz, welcher der Grund für seine Flucht gewesen war. Eigentlich hätte er sich geschmeichelt fühlen müssen, denn kein anderer Junge hatte bisher gesagt, er wolle ihn mit den Mund befriedigen. Sicher, Keito hatte diese Frage auch gestellt, aber Yugi mochte ihn nicht und war von ihm auch noch gedemütigt worden. Yami sollte seine Worte keineswegs bereuen, denn dessen Verlangen und Wünsche blieben doch dennoch bestehen. 'Ich mag dich immer noch, sogar sehr und ich vermisse dich auch. Weißt du, ich war überfordert und deswegen habe ich dich einfach stehen gelassen. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dir ein Junge solche Sachen ins Ohr flüstert? Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen? Du solltest deine Worte nicht bereuen, tust du es trotzdem, belügst du dich nur selbst, Yami. Tut mir leid, dass du meinetwegen nicht einschlafen kannst, aber es ergeht mir ähnlich, falls dich das tröstet' Mehr konnte Yugi im Moment auch nicht schreiben und kuschelte sich in die Kissen zurück. Er wusste um die Ehrlichkeit des Pharao, wusste um dessen Empfinden und erinnerte sich an seinen Traum von letzter Nacht. In seinem Traum hatte er sich von Yami verwöhnen lassen, war zu Wachs in dessen Hände geworden und hatte immer wieder den Namen des Älteren gestöhnt. Vielleicht wünschte er sich insgeheim auch solche intimen Berührungen? Yugi wusste es nicht, blickte auf sein Handy, welches erneut vibrierte und öffnete die SMS. Yami war nicht mehr so langsam, wie noch vor einigen Tagen, musste er nun feststellen. 'Natürlich verstehe ich dich, aber ich weiß nicht, wie ich auf solche Worte reagiert hätte. Vielleicht wäre ich glücklich gewesen, aber es geht doch gar nicht um mich. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen, aber ich war so... Ich kann dir meine Gefühle für dich nicht erklären, aber ich möchte bei dir sein. Ich möchte der einzige Mensch sein, der dich berührt und küssen darf, aber wahrscheinlich klingt das egoistisch von mir. Sag, darf ich dich anrufen, Yugi? Ich möchte wenigstens deine Stimme hören, wenn du schon nicht bei mir bist' Yugi errötete bei dieser SMS und ein Verdacht keimte in ihm auf. War der Pharao etwa in ihm verliebt? Verhielt er sich in letzter Zeit deswegen so seltsam und suchte immer wieder seine Nähe? Er tippte nur ein einziges Wort ein, um die letzte Frage zu beantworten, ehe er wieder zur Zimmerdecke aufblickte. Wenn es stimmte, dass Yami in ihm verliebt war, war es verständlich, warum er solche Worte ausgesprochen hatte und weswegen er sich nun hartnäckig bei ihm entschuldigte. Sein Handy vibrierte, doch dieses Mal war es keine SMS, sondern ein Anruf, welchen Yugi entgegen nahm. "Hi..." murmelte er und traute seinem Ohr kaum, als er das leise Atmen des Älteren hörte. "Yami, weinst du etwa?" wollte er wissen, setzte sich auf und horchte in die Stille hinein, ehe ein Schniefen an sein Ohr drang. "Dumm von mir, oder? In den letzten Stunden tue ich nichts anderes" hörte Yugi die weinerliche Stimme des Pharao sagen, weswegen er seinen Kopf senkte. Litt Yami so sehr unter der momentanen Situation? Fühlte er sich so schrecklich, dass er seit Stunden weinte? Ob er wohl mit Großvater über ihre Angelegenheit gesprochen hatte? Wohl kaum, aber sicher war sich Yugi nicht. "Nein, du bist nicht dumm, Yami. Ich war... Ich hätte vielleicht... Bitte, hör auf zu weinen" entgegnete Yugi, ertrug er es doch gar nicht, dass der Ältere seinetwegen weinte. Abwartend und natürlich horchend wartete er auf eine Antwort, doch alles, was er hören konnte, war ein Schluchzer. "Ich... Ich nehme deine Entschuldigung an. Ich wollte dich nicht verletzen, wirklich nicht" murmelte der Jüngere und nun hätte er den Pharao tatsächlich am liebsten in die Arme geschlossen, nur um ihn zu trösten. Noch nie hatte Yami geweint, außer damals in der Diskothek. "Könntest du nach Hause kommen, Yugi? Ich möchte dich sehen, mit dir reden und... Ich bitte dich, ich kann ohne dich einfach nicht schlafen" wisperte die Stimme des Älteren und auch wenn es schon ziemlich spät war, erhob sich Yugi und seufzte ergeben. "Okay, aber... Kaiba schläft bestimmt schon, also musst du dich noch zwei Stunden gedulden. Schaffst du das?" erwiderte der Kleinere und kramte seine Klamotten zusammen. "Ich denke schon. Soll ich dir nicht lieber entgegen kommen? Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert". Yugi schmunzelte, verneinte diese Frage und beendete schließlich das Gespräch. Sein Verdacht bestätigte sich, je länger er über das eben verlaufene Gespräch und dem Zustand des Pharao nachdachte. Ja, offensichtlich war Yami tatsächlich in ihm verliebt. Endlich angezogen und einen Blick auf die Uhr werfend, war es doch kurz vor 23.00 Uhr, öffnete er die Tür und betrat den noch immer beleuchteten Flur. War Kaiba etwa doch noch wach? Er erinnerte sich, was ihm nach dem Abendessen im Wohnzimmer von Seto und Mokuba gezeigt worden war. Die neue Duel-Disk, dachte er sich schmunzelnd und hörte einen undefinierbaren Laut am Ende des Flures. Hatte sich angehört, als hätte irgendeine Person ihr Gleichgewicht verloren und läge nun auf dem Boden. Neugierig lief er die wenigen Schritte, bis er vor der offenen Tür zum Wohnzimmer stand und Kaiba auf dem Teppichboden entdeckte. "Kaiba? Ist alles in Ordnung bei dir?" fragte er zaghaft, betrat das Wohnzimmer und ging neben ihm in die Hocke. Die blauen Augen wirkten verklärt, als sie zu ihm aufblickten und nun konnte Yugi auch einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Braunhaarigen erkennen. "Kannst du nicht schlafen, Yugi?" wich Seto der Frage mit einer Gegenfrage aus, hievte sich auf seine Knie und sackte zur Seite. Yugi hatte gerade noch seine Arme öffnen können, um Seto auffangen zu können und war zunehmend erstaunt, dass er nicht angebrüllt worden war. Ein leiser Seufzer entwich den Lippen des Älteren und auch wenn er sich darüber ärgerte, dass Yugi ihn in seinem Zustand gesehen hatte, machte er keinerlei Anstalten, sich aus dessen Armen zu befreien. Er würde sein Gleichgewicht sowieso nicht mehr halten können, hatte er definitiv zuviel Wein getrunken, um wenigstens einmal auf andere Gedanken zu kommen, denn immer musste er an seine Firma und seinen Ruf denken. Diese Verantwortung lastete jeden Tag auf seinen Schultern und obwohl er sehr erfolgreich war und zu den besten Duellanten der Welt gehörte, sehnte er sich auch hin und wieder danach, ein ganz normales Leben führen zu können. Leider hatte er sich dieses Leben selbst ausgesucht, aber die Einsicht kam zu spät und er konnte nicht zurück und wollte auch seine düstere Vergangenheit nicht noch einmal durchleben. "Kaiba, was...". "Kein Wort zu Mokuba, sonst macht er sich nur unnötige Sorgen" wurde Yugi unterbrochen und sah sich im Wohnzimmer um, entdeckte zwei geleerte Weinflaschen auf dem Wohnzimmertisch und blickte wieder zu Seto hinab. Welchen Grund hätte der Braunhaarige, um sich dermaßen zu betrinken? Hatte er etwa Probleme? Konnte er nun wirklich gehen und Seto einfach alleine lassen? Auf der einen Seite war Yami, welcher auf seine Rückkehr wartete, sogar etliche Stunden geweint hatte und auf der anderen Seite war Kaiba, welcher sich an seinem Oberkörper klammerte und offensichtlich eine Person zum Reden brauchte. "Keine Sorge, ich verrate nichts, aber warum hast du soviel Wein getrunken? Hast du Probleme? Deine neue Duel-Disk ist doch genial. Also ich freue mich schon, eine Duel-Disk zu bekommen, die die Form des schwarzen Magiers annehmen kann" lächelte Yugi, denn bei der neuen Duel-Disk konnte man die Lieblingskarte vor einem Duell in ein extra Fach legen, damit die Duel-Disk ihre Form veränderte. Eine nette Spielerei für jeden Duellant, welcher eine Karte besaß, die ihm viel bedeutete. "Freut mich, dass du Gefallen an der neuen Duel-Disk findest. Ich war mir nicht sicher, ob die neue Funktion bei allen Duellanten ankommen würde, aber da du den Meistertitel trägst...". Yugi seufzte und schüttelte seinen Kopf. Hoffentlich hatte sich Seto nicht wegen der Niederlage beim Battle City Turnier betrunken, denn dieses Ereignis lag doch schon eine Weile zurück und außerdem war Kaiba doch auch ein hervorragender Duellant. Abgesehen davon war es doch nicht um den Sieg gegangen, sondern um die Menschheit, welche Yami hatte retten müssen. "Du hast mich belogen, Yugi. Yami ist nicht dein großer Bruder, also wer ist dieser Kerl? Was ist zwischen euch vorgefallen?" murmelte Seto, hatte er einige Nachforschungen angestellt und wusste nun, dass Yugi ein Einzelkind war. Dennoch hatte Yugi behauptet, Yami sei sein Bruder, obwohl sich Kaiba so sicher war, diesen Yami schon eine ganze Weile zu kennen. "Eigentlich wollte ich nach Hause gehen, aber... Ich kann dich auch nicht einfach alleine lassen. Ich käme mir schäbig vor, wenn ich gehen würde" murmelte Yugi und verfasste eine kurze SMS, damit Yami nicht unnötig auf ihn wartete. Im Moment fühlte er sich wirklich mies, weil er Yami im wahrsten Sinne des Wortes hängen ließ, aber Kaiba gehörte auch zu seinen Freunden und für seine Freunde würde Yugi immer da sein. "Ja, er ist nicht mein Bruder. Er ist der Geist des Milleniumspuzzles und... Es wäre zu kompliziert, dir alles zu erklären, aber... Ich habe dich belogen, weil du die Wahrheit sowieso nicht geglaubt hättest. Du bist immer so stur und verschließt deine Augen vor Tatsachen" fuhr Yugi fort und steckte sein Handy wieder ein. Kaiba war ungewohnt nett zu ihm, aber er schob dieses Verhalten auf den Wein, den Seto getrunken hatte. Er würde diese eine Nacht bleiben, um sich um den Älteren zu kümmern, dessen blaue Augen nun zu ihm aufblickten. "Immer noch dieses Märchen... Wie auch immer... Warum wolltest du erst nicht nach Hause?" entgegnete Seto fragend und versuchte sich sich zu erheben, was ihm aber kläglich misslang. "Warte, ich helfe dir. Du solltest dich vielleicht auf die Couch legen" murmelte Yugi und erhob sich, wobei er all seine Kraft aufbringen musste, um Seto ebenfalls auf die Beine zu ziehen. Unsicher führte er den schwankenden Kaiba zur Couch, wo sich der Braunhaarige hinlegen konnte und setzte sich zu ihm, allerdings auf den Boden vor der Couch und betrachtete den Älteren. "Er... Yami hat einige Sachen gesagt, mit denen ich nicht umgehen konnte, wie schon erwähnt und... Es ist nicht länger wichtig. Er hat sich bei mir entschuldigt und ich habe ihm verziehen" erklärte der Jüngere, denn er wollte Kaiba nicht sagen, um was es sich wirklich handelte. Nicht einmal seine engsten Freunde wussten von den Geschehnissen, also warum sollte er Kaiba davon erzählen? "Magst du mir nicht erzählen, warum du soviel Wein getrunken hast? Du bist doch sonst nicht so, oder?". Seto blinzelte einige Male, um seine Sicht zu schärfen, ehe er seinen Kopf in die Richtung des Kleineren drehte. "Ich wollte meine ganze Verantwortung ersäufen. Manchmal will ich eben auch ein gewöhnlicher Schüler sein, aber... Ich war nicht immer so kalt, wie ich wahrscheinlich auf dich wirke. Es ist einfach... Es ist...". Seto verstummte, blickte wieder zur Zimmerdecke auf und legte seinen Arm auf seine Augen. Er wollte nicht auch noch in Tränen ausbrechen, vor allem nicht vor Yugi, dessen warme Hand er auf seinem Arm spüren konnte. "Kaiba, ich...". "Nenn mich einfach Seto" murmelte der Braunhaarige und spürte im nächsten Moment, wie das Polster neben unter ihm nachgab, ehe sein Arm vorsichtig angehoben wurde. "Ich weiß, du trägst eine große Verantwortung, aber... Vielleicht wäre es erträglicher für dich, wenn du eine vertraute Person an dich ran lassen würdest. Ich habe dir schon oft meine Freundschaft angeboten und Yami auch, aber du wolltest nie etwas von Freundschaft wissen, obwohl ich der Meinung bin, dass du einen Freund brauchst, mit dem du über all deine Sorgen reden kannst" erwiderte Yugi und wischte dem Älteren vereinzelte Tränen von den geröteten Wangen. Zum ersten Mal zeigte Kaiba seine wahren Gefühle, auch wenn er nun beschämt in eine andere Richtung schaute. "Freundschaft ist etwas für Schwächlinge, jedenfalls dachte ich vor einigen Monaten noch so, aber... Glaubst du wirklich, dass es mir besser ergehen würde, wenn ich einen Ansprechpartner hätte? Bist du fest davon überzeugt, dass ein Freund mir helfen könnte?" nuschete Seto verlegen, denn Yugi lachte ihn nicht aus, wie er zu Anfang vermutet hatte. Warum? Mokuba hätte zwar auch nicht gelacht, dessen war er sich sicher, aber Yugi gehörte doch nicht zu seiner Familie. "Natürlich... Ich würde dir immer helfen, wenn dir deine Verantwortung über den Kopf wächst, Seto. Dafür sind Freunde doch da. Freunde bauen dich auf, geben dir Kraft und Halt und würden dich niemals im Stich lassen" lächelte Yugi, meinte er seine Worte wirklich so, wie er sie eben gesagt hatte und betrachtete den Älteren, welcher sich langsam aufsetzte und ihn immer noch kritisch musterte. "Ein Freund nimmt dich auch in die Arme, wenn du... Wenn du das Bedürfnis danach verspürst?" stammelte Seto unsicher und ehe er reagieren hätte können, spürte er die Arme des Kleineren um seinen Oberkörper. "Ja, so ist es. Jeder braucht mal eine Umarmung und dafür musst du dich nicht schämen" erwiderte Yugi und drückte Seto noch ein wenig enger an sich. Er wollte ihm zeigen, dass eine Freundschaft nicht von Schwäche zeugte. Freundschaft zeugte von Stärke und Gefühle zu zeigen ebenso, aber der Braunhaarige hatte in den letzten Jahren immer so umständlich gedacht und schien nun, durch den vielen Wein, seine schwache Seite zu zeigen. Eine Seite, die dem Kleineren sehr lieb war, denn nun konnte er wenigstens mit Seto reden, ohne gleich dessen Hass erfüllten Blick auf sich zu spüren. Ohnehin glaubte Yugi, dass dessen eiskalter Blick nur eine Fassade war, um sich selbst zu schützen, aber darüber wollte er nun nicht nachdenken. Im Moment wollte er Seto nur ein guter Freund sein und ihm seine Wärme geben. "Du riechst sehr gut, Yugi. Nach Kokosnuss, wenn ich mich nicht irre" nuschelte Seto und sog noch einmal den Geruch des Jüngeren in seine Nase. Yugi errötete leicht, ließ dem Braunhaarigen jedoch seine Freiheiten und wartete einfach ab. Er hatte keine Angst vor ihm, nur diese Aussage hatte Yugi ein wenig verunsichert, denn er hörte nicht jeden Tag solche Komplimente aus dem Mund des sonst so kalten Seto Kaiba. "Ich war vorhin duschen und da habe ich dieses Duschgel benutzt" erklärte er leise, um seinen Körpergeruch zu erklären, weswegen der Ältere leicht nickte und sich anschließend von ihm löste. Die blauen Augen waren nicht kalt, wie es sonst immer der Fall war, sondern strahlten eine ungewohnte Zufriedenheit aus, ehe auf den Lippen des Braunhaarigen ein zaghaftes Lächeln erschien. "Eigentlich wollte ich ins Bett gehen, aber... Leistest du mir vielleicht noch ein wenig Gesellschaft und trinkst ein Glas Rotwein mit mir?" wollte Seto in Erfahrung bringen und deutete auf die Minibar, die neben der Tür zu sehen war. Yugi neigte seinen Kopf, war er doch nun wirklich verwundert, wie nett Seto sein konnte, aber erneut schob er diese ungewohnte Nettigkeit auf den Wein, den der Ältere bereits getrunken hatte. "Ich leiste dir gern Gesellschaft, aber...". "Komm schon, Yugi. Ein Glas wird dich schon nicht umbringen und von mir erfährt dein Großvater sowieso nichts" unterbrach Seto den Jüngeren, ehe Yugi ergeben seufzte und sich erhob, um ein Glas und eine neue Flasche Rotwein zu holen. Eigentlich hatte Kaiba schon zuviel getrunken, aber sich ihm nun zu widersetzen, würde nur zum Streit führen und darauf konnte er im Moment wirklich verzichten. "Aber ich werde nur ein Glas trinken, Seto. Ich weiß nämlich nicht, wie ich auf Alkohol reagiere" machte Yugi seinen Standpunkt klar und überreichte Seto die noch verschlossene Flasche und setzte sich wieder zu ihm auf die Couch. "Sicher, ich bin schließlich für dein Wohlbefinden verantwortlich und wenn die Presse erfährt, dass ich einen Minderjährigen abgefüllt habe, kann ich mich von meinem guten Ruf verabschieden" entgegnete der Ältere und öffnete den Verschluss, um Yugi und sich selbst einzuschenken. Yugi das gefüllte Glas reichend, nahm er selbst sein Glas zur Hand und stieß mit ihm an. Nach einer knappen halben Stunde grinste Yugi nur noch ununterbrochen, ließ sich bereitwillig nachschenken und lachte über alltägliche Worte. Er saß auch schon lange nicht mehr, schon beim ersten Glas hatte er gespürt, wie ihm der Alkohol zu Kopf gestiegen war und deswegen lag er nun neben Kaiba auf der Couch, seinen Kopf auf dessen Schulter gebettet und sein bereits viertes Glas in der rechten Hand haltend. "Oh... Deine Hose vibriert, Kleiner. Willst du denn nicht nachsehen, wer dich um diese Uhrzeit belästigt?" kicherte Seto und warf einen verklärten Blick zu Yugi hinab, welchen er schon seit zehn Minuten mit dem Arm umschlungen festhielt, damit er nicht von der Couch fiel. "Meine Hose vibriert? Klingt sehr pervers, Seto. Schäm dich" kicherte Yugi ebenfalls, denn diese Zweideutigkeit konnte er einfach nicht überhören. Irgendwie machte dieser angeheiterte, er wusste einfach nicht, ob er bereits besoffen oder nur angeheitert war, Spaß und er genoss diese lockeren Gespräche, die er mit Seto führen konnte. Vielleicht, er war sich nicht sicher, wäre er in seinem Zustand sogar auf die Schmeicheleien von Yami eingegangen, aber er wusste es eben nicht so genau. "So?" entgegnete der Ältere grinsend und zwickte dem Kleineren in die Seite, welcher vor Schreck beinahe sein Glas hätte fallen lassen. "Schäm dich selbst, du Schmutzfink" fuhr Seto fort und versuchte das andauernde Vibrieren in der Hosentasche des Jüngeren zu ignorieren, wobei Yugi nun doch einen Blick riskierte und auf das Display seines Handys schaute. "Mist, er hat schon aufgelegt, aber... Hey, ich habe ja eine SMS. Habe ich gar nicht mitbekommen" nuschelte Yugi vor sich her, stellte das Glas auf dem Tisch ab und öffnete die Nachricht. Ungläubig rieb er sich seine Augen, denn er glaubte den Worten nicht, die er soeben hatte lesen können oder war er vielleicht schon zu betrunken? Nein, er blinzelte noch einige Male, ehe er nochmals die Zeilen las, um sicher zu gehen und blickte schließlich zu Seto auf, welcher scheinbar neugierig zu sein schien und dreist seine bekommene SMS las. "Seto, sag mir, ob ich was an meinen Augen habe" murmelte der Kleinere, reichte dem Braunhaarigen sein Handy, welcher sich die bekommene SMS nochmals durchlas, denn er selbst glaubte den Worten auch nicht. Da machte dieser Yami dem Jungen neben ihm eine Eifersuchtsszene und das auch noch via Handy. Wie dämlich konnte ein Mensch sein? Yugi hatte doch vor etwa einer halben Stunde gemeint, er hätte Yami geschrieben, dass er bei ihm bleiben würde, also wieso regte sich dieser Kerl so künstlich auf? "Soll ich einmal laut vorlesen? Ich glaube das nämlich auch nicht" erwiderte Seto und blinzelte einige Male, ehe er sich räusperte. 'Für Kaiba würdest du auch von der nächsten Brücke springen, oder? Immer behandelt er dich wie den letzten Dreck, ist eiskalt zu Joey und unseren Freunden und trotzdem ziehst du es vor, bei ihm zu bleiben, obwohl er doch nur einen Dummen sucht, über den er sich hinterher wieder lustig machen kann. Du bist mir wichtig, dass weißt du und ich respektiere es, dass du für unsere Freunde da bist, aber im Moment fühle ich mich einfach nur im Stich gelassen. Weißt du, unser Kuss hat mir sehr viel bedeutet und wenn ich all meine Vorstellungen nicht ausgesprochen hätte, wärst du jetzt bei mir, in meinen Armen und vielleicht würden wir uns wieder küssen, aber ich habe eben einen großen Fehler gemacht, der dich in seine Arme getrieben hat. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass du dich mit ihm amüsierst und noch weniger ertrage ich den Gedanken, dass Kaiba dir wichtiger ist. Ich habe doch nur dich und ich brauche dich' "Aus deinem Mund klingt das richtig bescheuert" kommentierte Yugi und dachte dabei vor allem an den letzten Satz. "Habe ich wirklich so sehr seine Gefühle verletzt? Ich wollte doch nur einem Freund helfen und so wird es mir gedankt. Ich dachte, er hätte zumindest soviel Verständnis, aber ich habe mich wohl in Yami geirrt" fuhr der Jüngere traurig fort, nahm Seto das Handy aus der Hand und schaltete es aus, ehe er es zurück in seine Hosentasche verschwinden ließ. Auch er hatte seinen Stolz, zwar nicht sehr viel, aber vorerst hatte er wirklich keine Lust, sich noch einmal mit Yami zu unterhalten. Immer zeigte der Pharao für ihn Verständnis und nun war er eben bei Seto geblieben, um ihm ein Freund zu sein und dann kam so eine SMS. Nein, dass musste er sich wirklich nicht bieten lassen. "Ihr habt euch geküsst?" fragte der Ältere, denn er glaubte vor allem diesen Teil der SMS nicht. War Yugi etwa mit diesem Kerl zusammen oder handelte es sich um ein Missverständnis? "Ja, auf dem Jahrmarkt kam es zu unseren ersten Kuss und... Hey, wieso willst du das wissen?". Fragend sahen die violetten Augen auf, in blaue, leicht verklärte, Seen, welche neugierig zu ihm hinab blickten. "Warum? Weil ich nicht wusste, dass du auf Kerle stehst" entgegnete Seto unbekümmert, schien es ihn auch nicht sonderlich zu stören, wenn es denn so wäre, aber Yugi war sich nach wie vor unschlüssig, ob er wirklich schwul war. Sicher, er genoss jede Berührung, hatte den schönsten Kuss erlebt, den man sich nur hätte wünschen können, aber nach wie vor herrschte diese Ungewissheit in ihm. "Klingt es komisch, wenn ich dir beichte, dass ich es nicht weiß? Also... Ob ich auf Kerle stehe?" erwiderte Yugi leise und senkte seinen Kopf. Wie dämlich er sich nun fühlte. Vermutlich würde Seto ihn für seine Unschlüssigkeit auslachen, doch zu seiner Verwunderung hörte er nur einen angestrengten Seufzer, ehe er durch den Arm, welchen Seto vor etwa zehn Minuten um seine Schulter gelegt hatte, an den Oberkörper des Braunhaarigen gedrückt wurde. "Nein... Solche Sachen muss jeder Mensch irgendwann selbst herausfinden. Ich mag zum Beispiel beide Geschlechter und habe auch schon einige Erfahrungen gesammelt. Du weißt schon, im Bett und all dieser Kram und weil ich so begehrt bin, stehen mir sämtliche Türen offen, wenn ich Bedürfnisse habe" nuschelte Kaiba und ließ seine Augenlider sinken. Allmählich wurde er müde, obwohl es doch gerade erst interessant wurde. Ja, allein der Abend und der Beginn der Nacht war äußerst interessant, denn er lag neben seinen schlimmsten Rivalen bei Duel-Monsters, redete mit ihm über Gott und die Welt und drückte den Kleineren sogar an seine Brust, obwohl er ihn doch eigentlich hassen müsste. Dem war aber nicht so, zumindest konnte er Yugi nicht länger hassen, weil sich der Kleine bemühte und ihm ein guter Freund sein wollte. "Ähm..." gab Yugi verwundert von sich, blickte zu Seto auf und betrachtete dessen friedliches Gesicht. "Beide Geschlechter? Heißt das, dass du schon einmal mit einem Jungen Sex hattest? Wie fühlt sich das an?" wollte der Jüngere in Erfahrung bringen, denn neugierig war er schon und da er soviel Wein getrunken hatte, waren auch seine Hemmungen verschwunden. Die blauen Augen öffneten sich wieder, während Seto ein anzügliches Lächeln auflegte, eines dieser Lächeln, wovor sich Yugi lieber hüten sollte und rutschte ein Stück tiefer, um mit dem Kleineren auf gleicher Augenhöhe zu kommen. "Ich kann dir nicht beschreiben, wie sich Sex anfühlt und ich war auch noch nie der Typ, der große Reden schwingt. Ich kann es dir nur zeigen, Yugi" hauchte Seto verführerisch, denn sein letztes Mal lag schon eine Weile zurück. Sicher, er hatte schon sehr viel Wein getrunken, aber für solche Aktivitäten war er immer fit. Im nächsten Moment bereute er allerdings sein dreistes Angebot, ergriff noch gerade so die Hand des Jüngeren und zog ihn zu sich zurück auf die Couch. "Lass mich raten, Yami hat ähnliche Worte benutzt und du bist dann geflüchtet? Jetzt verstehe ich eure Differenzen, aber lass dir eines von mir gesagt sein. Ich würde dir niemals zu nahe treten, wenn du das nicht willst. Ein Wort und ich stoppe in meinem Tun" versicherte Kaiba und fuhr mit seiner Hand durch das Haar des Kleineren, dessen violette Augen noch immer erschrocken zu ihm sahen. "Ich... Ich...". "Hey, ich tu dir nichts. Ich habe dir lediglich ein Angebot gemacht und ohne deine Zustimmung werde ich dich nicht anrühren. Du hast das Wort von Seto Kaiba" unterbrach der Braunhaarige den noch immer verunsicherten Yugi, dessen Muskeln sich jedoch allmählich entspannten, während er sich an die Brust des Älteren schmiegte. Ja, im ersten Moment hatte er geglaubt, er müsse noch einmal flüchten und unter einer Brücke schlafen, weil er sonst keine Bleibe finden würde, aber ihn beruhigten die Worte von Seto, welcher nun sein Glas auf dem Tisch abstellte. "Ich bin so verwirrt, Seto. Seit Tagen denke ich soviel nach, stelle mir Sachen vor, die ich mir vor den Sommerferien nie vorgestellt hätte und... Ich weiß einfach nicht, wie ich mich fühlen soll. Warum sind Gefühle nur so verwirrend?" brach es aus Yugi heraus, während er seine Finger in dem schwarzen Shirt des Älteren verkrallte und seine Stirn an dessen Brust lehnte. Er war eindeutig überfordert und vielleicht half es ihm, wenn er mit Kaiba über seine derzeitigen Probleme, wenn er seine Gefühle als ein Problem beschreiben konnte, redete. Sicher, Seto hatte zwar eben gesagt, er könne über Gefühle nicht wirklich reden, aber vielleicht kannte er sein Problem. Schließlich war der Braunhaarige fast zwei Jahre älter und besaß natürlich weitaus mehr Erfahrungen. "Aus diesen Gründen vermeide ich Gefühle, weil ich mir in meiner Branche keine Gefühle leisten kann. Gefühle verwirren dich, verändern dein Wesen und du magst plötzlich Dinge, die du zuvor vielleicht noch gehasst hast. Ich war auch schon einmal verliebt, falls es dich interessiert und ich kann dir sagen, wie tief ich für diese Frau gesunken bin. Ich habe mich sogar zum Affen gemacht und dann... Dann erfuhr ich durch einen Zufall, dass diese Frau nur an meinem Geld interessiert war. Mag sein, ich wurde von meinem Stiefvater wirklich streng und kalt erzogen, aber gewisse Ereignisse tragen zu meinem sonstigen Verhalten bei" erzählte Seto langsam, wobei er sich selbst insgeheim fragte, warum er sich bei Yugi soweit öffnete. Es entsprach einfach nicht seiner Art, aber vielleicht half reden wirklich. Manchmal wünschte er sich wirklich einen Freund, mit dem er all seine Geheimnisse teilen konnte, aber er misstraute immer den Menschen um sich herum, aber bei dem Kleineren, welcher nun zu ihm aufblickte, war er sich sicher, keinen Fehler gemacht zu haben. "Wie schrecklich. Es muss sehr schmerzhaft sein, von der Person derart hintergangen zu werden, in die man so sehr verliebt ist. Ich stelle mir das jedenfalls sehr schrecklich vor. Vielleicht empfindet Yami auch so und hat nur deswegen diesen Unsinn geschrieben. Ich muss noch einmal mit ihm reden, wenn ich wieder zu Hause bin" erläuterte Yugi leise und ging in seinen Gedanken noch einmal die SMS durch, die er vorhin gelesen hatte. Hätte er das Handy eingeschaltet lassen sollen? Nein, der Pharao brauchte einen Denkzettel, denn noch immer fühlte er sich wegen dieser fiesen Anschuldigungen mies. "Kann sein. Eifersucht treibt Menschen dazu, Sachen zu sagen, die man eigentlich nie sagen würde. Morgen Mittag bringe ich dich nach Hause und dann kannst du mit ihm reden. Sollte er dir nicht glauben, soll er mich gefälligst anrufen, damit ich ihm meine Meinung geigen kann". Yugi grinste beim letzten Satz, kuschelte sich an die Brust des Braunhaarigen und stieß einen leisen Seufzer aus. Ja, dieses Gespräch tat ungemein gut und auch wenn er immer noch im Unklaren war, was seine Gefühle betraf, fühlte er sich nun weitaus besser. Es war die richtige Entscheidung gewesen, ein Gespräch mit Seto zu führen, auch wenn es immer noch sehr ungewohnt war, den Älteren so friedlich zu erleben. "Die lustige Stimmung ist dahin. Schade eigentlich, weil ich mich wirklich amüsiert habe" nuschelte Yugi müde und bemerkte, wie sich der Ältere neben ihm bewegte, ehe er sein Glas in seiner Hand erfühlen konnte. "Trink und du wirst dich amüsieren. Wie schon gesagt, von mir erfährt dein Großvater nichts" entgegnete Seto und nahm selbst einen kräftigen Schluck Wein zu sich. Warum aufhören, wenn die Nacht noch so jung war? Er würde den Kleinen an seine Grenzen treiben, sich selbst amüsieren, wie seit Jahren nicht mehr und würde vielleicht noch mehr Geheimnisse erfahren. "Ich nehme dich beim Wort, Seto. Wenn ich Ärger bekomme, dann stehst du in meiner Schuld" erwiderte Yugi und setzte sich etwas auf, wankte gefährlich und wäre vermutlich auch von der Couch gefallen, wenn der Braunhaarige nicht den Arm um seine Schulter gelegt hätte. "Hey, ich übernehme nicht die Verantwortung für eventuelle Verletzungen" grinste der Ältere und forderte Yugi auf, dass gesamte Glas zu leeren. Der Kleinere blickte erst auf das halb geleerte Glas, nochmals zu Seto auf und schließlich wieder zum Glas, ehe er mit seinen Schultern zuckte und es in einem Zug leerte. Hoffentlich beging er keine Dummheit, denn wenn er ins Krankenhaus geliefert werden würde, weil er eine Alkoholvergiftung hatte, würde sein Großvater doch von seinem Saufgelage erfahren. "Okay, lass uns Party machen" grinste Yugi plötzlich und erhob sich, wankte erneut gefährlich und stolperte schließlich um dem Tisch herum, war er doch auf dem Weg zur offen gelassenen Tür, um auf den Flur zu gelangen. "Wie? Party? Du willst mit mir, in deinem Zustand, ausgehen?" wollte Seto in Erfahrung bringen, erhob sich selbst und leerte ebenfalls sein Glas, stellte es auf dem Tisch ab und wankte Yugi hinterher. Allein die Vorstellung, er solle in seinem Zustand noch in eine Diskothek gehen, war absurd. Er würde sich zum Affen machen, würde mit irgendwelchen Frauen hemmungslos flirten und sogar tanzen. Nein, diese Blöße wollte er sich nicht geben, aber Yugi schien seinen Plan eisern zu verfolgen und lief langsam den Flur hinab, um in die Eingangshalle zu maschieren. "Warte, Kleiner. Ich will mich wenigstens umziehen" rief er Yugi zu und schlug die entgegen gesetzte Richtung ein, um zu seinem Zimmer zu gelangen. "Oh... Okay, warte... Ich will dein Zimmer sehen, Seto" grinste Yugi und lief eiligen Schrittes hinter dem Älteren her und blieb schließlich vor der offenen Tür stehen. Staunend betrachtete er das große Zimmer und entdeckte Seto beim Kleiderschrank wühlend nach frischen Klamotten. Hoffentlich brauchte der Braunhaarige nicht so lange, so eitel wie er sich immer gab. "Komm schon rein oder gefällt es dir auf dem Flur so sehr?" wollte Kaiba wissen und warf ein schwarzes Jackett auf sein Bett, ebenso eine schwarze Stoffhose, ehe er zu einem roten Hemd griff. Ebenso suchte er sich eine schwarze Krawatte, denn zumindest wollte er anständig aussehen und zog das unterste Fach auf, um sich schwarze Lackschuhe zu nehmen. Ohne Hemmungen entkleidete er sich vor dem Kleineren, warum sollte er sich denn auch schämen und zu verbergen hatte er auch nichts. Yugi beachtete ihn im Moment sowieso nicht, sondern sah sich in seinem Zimmer um. "Du solltest öfter lächeln, ehrlich. Viel besser als deine kalte Miene. Ich habe mich manchmal gefragt, ob du mit deinen kalten Gesichtszügen geboren wurdest" gestand der Jüngere und besah sich Familienbilder, die er auf einer Kommode entdeckt hatte. Auf den meisten Bildern wirkte Seto wirklich arrogant und überheblich, aber ihm war nun eine neue Seite gezeigt worden, ob nun freiwillig oder nicht. "Roland, fahren Sie die Limousine vor. Yugi und ich wollen zur Diskothek 'Moonlight'. Nein... Würden Sie einfach meinen Befehl ausführen, anstatt mir sinnlose Fragen zu stellen?" murrte Seto und knallte den Hörer auf die Schale, seufzte tief und rieb sich seine Schläfen. Prüfend betrachtete er sich noch einmal im Spiegel, drehte sich einmal und nickte sich zufrieden zu. Worauf hatte er sich nur eingelassen? War er wirklich so besoffen, dass er nun mit Yugi ausging? Er wusste es einfach nicht, lief zu Yugi, ergriff dessen Hand und zerrte ihn hinter sich her. Wenigstens konnte er einigermaßen gehen, auch wenn er natürlich hin und wieder schwankte, aber bei Yugi sah es nicht so rosig aus. Nein, der Kleine konnte kaum noch auf seinen Beinen stehen und dennoch wollte er Party machen. "Ähm... Es gibt ein Problem, fällt mir gerade ein" nuschelte der Kleinere verlegen und lief einen Schritt schnell, um zu Seto aufholen zu können. "Ich bin minderjährig, Seto. Minderjährige dürfen doch nur bis Mitternacht" erklärte er das Problem, doch Kaiba schenkte diesem Problem wenig Beachtung. Stattdessen stieg er mit Yugi die Stufen zur Eingangshalle hinunter und sah auch schon Roland bei der Haustür wartend. "Ich bin Seto Kaiba und wenn ich sage, dass du mit mir in die Diskothek gehst, darfst du das auch. Wer sich mir nicht beugt, wird von meinen Anwälten hören". Oho, dachte sich Yugi grinsend und nun konnte er sich vielleicht doch vorstellen, was Seto wohl mit Keito angestellt hatte. Der Braunhaarige setzte seine Feinde meist unter Druck und es gab nur wenige Menschen, die diesen Druck standhalten konnten. "Sir, wollt Ihr wirklich in Eurem Zustand ins Moonlight? Ich mache mir nur Sorgen und Euer Gast erscheint mir auch nicht mehr so ganz nüchtern zu sein" versuchte es Roland erneut, denn das sein Chef hin und wieder Wein trank und das im übertriebenen Maße, war nichts Neues für ihn. Er und einige Dienstmädchen waren es doch, die diese Schweinerei beseitigen mussten, bevor Mokuba erwachte und bemerkte, was dessen Bruder in manchen Nächten trieb. "Ich sagte, wir wollen ins Moonlight. Fahren Sie uns, sonst können Sie sich einen neuen Job suchen" murrte Kaiba und öffnete die Wagentür selbst und half dem Kleineren beim Einsteigen. Immer dieselbe Diskussion, dachte sich Seto missmutig. Er war doch kein Kleinkind mehr und konnte auf sich aufpassen, zudem er doch nun auch noch Yugi bei sich hatte. Natürlich war er nicht nüchtern, aber er würde den Kleinen nicht eine einzige Sekunde aus den Augen lassen, denn auch er wollte nicht noch einmal erleben, wie Yugi in Bedrängnis gebracht wurde. Er gab sich mittlerweile sogar die Schuld und er hätte Yugi nie mehr in die Augen sehen können, wenn er wirklich ein Opfer eines Gewaltverbrechens geworden wäre. Schließlich setzte er sich zu Yugi, schlug die Wagentür hinter sich zu und schaltete den installierten Fernseher in der Limousine ein. "Oh Gott... Das ruft eine Erinnerung wach" haspelte Yugi und blickte stur aus dem Fenster. Wieso hatte Seto auch den Fernseher einschalten müssen? Gerade um diese Uhrzeit liefen nur schmutzige Filme und wenn er daran dachte, was für Fragen der Pharao gestellt hatte, verfärbten sich seine geröteten Wangen nur noch mehr. Seto erwiderte nichts, schaltete durch die Kanäle und blieb schließlich bei dem angesagtesten Musiksender hängen, um die Partystimmung ein wenig zu heben. Die Lautstärke erhöhend, lehnte er sich zurück, blickte ebenfalls aus dem Fenster und fragte sich noch einmal, wieso er sich dazu hatte überreden lassen. Er konnte nur hoffen, dass er keinen Blödsinn redete oder Unsinn anstellte. In seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Yugi zu ihm rutschte und gehässig grinste. Erst als er in die Seite gekniffen wurde, schreckte er aus seine Gedanken und blickte zu Yugi hinab, welcher seinen Zeigefinger hin und her wedelte. "Lächeln... Immer schön lächeln, Seto" versuchte Yugi sein Glück und tatsächlich ließ sich der sonst so eiskalte Kaiba dazu herab, dem Jüngeren ein zaghaftes Lächeln zu schenken. Nun, vielleicht würde die Partynacht doch nicht so übel werden, denn irgendwie fühlte er sich nun selbst in einer angenehmen und aufgeregten Partystimmung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)