Taking Over von Umi (Thief King/Seth | Bakura/Seto | Bakura/Ryou | Seto/Jounouchi) ================================================================================ Kapitel 7: Seto Kaiba vs. puberty --------------------------------- Müde fuhr Kaiba sich durch die Haare und schaute in den Spiegel. Wer auch immer behauptet hatte, dass dieses Verliebtzeug wunderbar und angenehm war, war ein vermaledeiter Lügner. Diese Sehnsucht war alles andere als wunderbar, sie fraß sich regelrecht in den jungen Firmenchef hinein und ließ ihn unkonzentriert und verwirrt werden, sobald er auch nur flüchtig an Bakura dachte. So lange der Weißhaarige nicht bei ihm war, war es eiskalt und unglaublich schwer, den Tag herumzukriegen. Die Firma funktionierte zwar weiterhin gut, aber ein reines Gewissen hatte Kaiba trotzdem nicht, wenn seine Gedanken sich auf Arbeit einfach verabschiedeten und zu dem Dieb wanderten. In der Schule war es sogar noch schwieriger, seinen normalen Leistungsstandart aufrecht zu erhalten, wie die lausige 2- des letzten Geschichtstests bewies. Seitdem Bakura wieder regelmäßig zu ihm kam, erschien auch Ryou wieder in der Schule und schenkte seinen besorgten Freunden sein unschuldigstes Lächeln. Kaiba hingegen würdigte er keines Blickes. Den interessierte das allerdings reichlich wenig, solange der Geist des Rings sich trotzdem um ihn kümmerte. Und das tat er auch. Zwar wehrte der Weißhaarige sich nach wie vor dagegen, auch mal der Passivere zu sein - ja, sogar eine einfache Umarmung lehnte er strikt ab - was aber nicht bedeutete, dass er dem anderen die von ihm dringend benötigte Nähe vorenthielt. Seine auffällig zunehmende Blässe erklärte er damit, dass sein Hikari sich noch nicht komplett von der Grippe erholt hatte, was Kaiba ihm auch glaubte. Der junge Firmenchef hielt die Hände unter den Wasserhahn und spritzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser nass, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eigentlich war er doch schön blöd. Er regte sich über Beziehungen im Allgemeinen auf, aber stürzte sich selbst ohne groß nachzudenken und alles abzuwägen in eine hinein, nahm alles mit, was sich ihm darin bot und genoss das Ganze sogar irgendwie. Das war so untypisch für ihn. So... emotional. Einfach überhaupt nicht seine Art. Und trotzdem tat er es. Es gab nur einen Gedanken, der ihn ein wenig beruhigte: nämlich dass es nur eine Phase war. Er hatte sich eben in den Dieb verguckt, na und? Es war nur eine Schwärmerei. Einseitig sogar. Keine richtige Liebe. Es war eine schöne Nebenbeschäftigung, nicht mehr. Dass er sich allerdings in Wirklichkeit gefühlsmäßig auf weit mehr als eine kleine Affäre eingelassen hatte, sollte der junge Firmenchef schon sehr bald erfahren... Seit einer Woche lief das Ganze nun schon. Seit einer Woche tauchte der Grabräuber Abend für Abend bei Kaiba auf, drückte ihn unsanft auf das Bett und trieb seine kleinen Spielchen mit ihm. Der Größere hatte dabei jedes Mal die Augen geschlossen, aus Angst, sich vielleicht benutzt vorzukommen, wenn er in das überhebliche und schadenfrohe Gesicht des anderen sah. Es war schon schlimm genug, dass er Bakura dabei manchmal lachen hörte... da musste er ihn nicht auch noch dabei sehen. Sonst würde er zweifelsohne alles auf der Stelle beenden. Aber dann wäre ihm wieder kalt. Er müsste wieder alleine in seinem Bett liegen. Und davon hatte er genug. Endgültig. ... Ob ihn dieser vermaledeite Dieb mit irgendeinem Bann belegt hatte? Oder warum gab er sich ihm sonst so widerstandslos hin? War es wirklich nur der Wunsch, nicht alleine zu sein? Er konnte es theoretisch jederzeit beenden, das war nicht das Problem, immerhin hatte er das Rumpelstilzchenspiel gewonnen. Aber er tat es nicht, sondern ließ es einfach weiterlaufen. Eine kühle Hand fuhr über Kaibas Gesicht, strich mit dem Daumen über seine Lippen. Sanft. Fuhr an seinem Körper hinab und verschwand zwischen seinen Beinen. Leidenschaftlich. Fordernd. Der junge Firmenchef öffnete die Augen. Die Neugier hatte nach der ganzen Zeit doch noch gesiegt. Von einem Lachen war in Bakuras Gesicht nichts zu sehen. Statt dessen musterte er den entblößten Körper vor sich konzentriert, schien regelrecht überlegen zu müssen, wo er den nächsten Kuss platzieren sollte. Schließlich entschied er sich für den Hals und beugte sich langsam nach vorn, hielt aber abrupt inne, als er den leicht überraschten Blick seines Opfers registrierte. "Was ist?" Keine Antwort. Ein leises Schmunzeln breitete sich auf den Lippen des Diebs aus. "Du siehst herzallerliebst aus, wenn du rot wirst, Präsident. Bring ich dich etwa so sehr aus der Fassung?" Murrend drehte Kaiba sich auf die Seite. Also war es doch nur ein dummes Spiel für Bakura! Nicht, dass er sich ab und an etwas anderes ausgemalt hatte, es war nur... erniedrigend. Sehr sogar. "Hast du plötzlich keine Lust mehr?" Keine Lust? Keine Lust war das letzte, was er hatte. Aber irgendwie ging es auf einmal nicht mehr. Er konnte nicht abschalten. "He, Präsident, hat's dir die Sprache verschlagen?" "Wir sollten aufhören." Der Weißhaarige zuckte mit den Schultern und stand auf. "Von mir aus..." "Warte." "Was ist denn noch?" "Du gehst einfach so?" Ein verdutzter Blick war die Antwort. "Wenn du keine Lust hast, dann hab ich hier nichts zu tun." "Du könntest mich ja zwingen, wenn ich nicht will." "Stehst du etwa auf SadoMaso?" Wie auf Stichwort schnippste Kaiba nach oben und fuhr den anderen wütend an. "Hau endlich ab!" "Sag mal, pubertierst du gerade, oder so?" Eigentlich eine gute Frage... "Ich pubertier überhaupt nicht, ich hab nur die Nase voll von dir." "Auf einmal?" "Ja, auf einmal, und nun verschwinde." Aber statt zu verschwinden setzte Bakura sich auf den ledernen Drehstuhl am anderen Zimmerende, legte die Füße auf den Schreibtisch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Der junge Firmenchef hinter ihm war kurz davor zu explodieren. Gut, sein Ausraster eben war ziemlich kindisch gewesen, aber sein "Liebhaber" stellte sich auch wirklich zu bescheuert an. Wenn er auf den Sex aus war, dann konnte er ihn sich doch nehmen und gehen. Wieso interessierte es ihn so plötzlich, ob sein "Opfer" wollte oder nicht? Und außerdem... "Warum bist du immer noch hier?" "Weil du anscheinend gerade nicht weißt, was du eigentlich willst. Am Ende bereust du es noch, wenn ich jetzt wirklich gehe." Dieses eklige Grinsen... und dann hatte dieser Arsch auch noch Recht. Kaiba hatte tatsächlich beim besten Willen keine Ahnung, was er überhaupt wollte und schickte den anderen weg, obwohl er sich nicht sicher war, ob er das später bereuen würde oder nicht. Aber die ganze Sache zwischen ihnen stimmte doch vorne und hinten nicht. Es war keine Beziehung, da sie nur miteinander schliefen. Es war keine richtige Affäre, da seitens Bakura nicht wirklich so etwas wie Verlangen zu existieren schien. Es war nicht bloß Sex, weil Kaiba ein kurioses Gefühlschaos durchmachte. Es war irgendein wirres und abartiges Spiel. Und der Braunhaarige kam sich wie eine unwichtige Figur darin vor, die in den Spielpausen achtlos in die Verpackung geworfen und erst zur nächsten Runde wieder herausgeholt wurde. Er wollte ja nicht gleich Ernst machen mit großer Liebe und all diesem Blödsinn, er wollte nur, dass Bakura wenigstens auch verwirrt war und ein wenig mehr in ihm sah als bloß die allabendliche Nummer. Er war mehr wert. Nachdenklich stand er auf und lief im Zimmer auf und ab. "Hast du dich inzwischen entschieden, ob ich gehen soll? Hikari würde gern langsam ins Bett, weil morgen Schule ist." "Geh ruhig. Und wenn ich nur dein Zeitvertreib bin, dann brauchst du auch nicht wiederzukommen." Hoffentlich kam das nicht falsch rüber... "Wow, bist du in mich verknallt oder so?" Und wie falsch es rübergekommen war... "Ich halte mich einfach nur für etwas besseres als dein Spielzeug." "Ich verstehe. Und wenn ich mehr will als spielen, dann darf ich wiederkommen? Also willst du mehr. Hab ich dich richtig verstanden?" "Erwartest du darauf ernsthaft eine Antwort, Taschendieb?" "Hast du etwa keine, Präsident?" "Nein." Stille. Also konnte man den Weißhaarigen am besten mit der Wahrheit ruhigstellen... gut zu wissen. "Du siehst gut aus, weißt du das eigentlich?" Kaiba wandte den Blick ab und murrte leise. "Das hattest du irgendwann schon mal erwähnt..." "Ich werde es höchstwahrscheinlich auch noch öfter erwähnen, es sei denn, du wirfst dich in ein Fass mit Salzsäure oder so." "Würdest du mich dann in Ruhe lassen?" "Ich weiß nicht, soll ich dich denn in Ruhe lassen?" "Ich weiß nicht, willst du denn?" Bakura lachte. "Ich verstehe langsam, was der Köter an dir findet, die Wortgefechte machen wirklich Spaß." "Du wirst nie verstehen, was Jounouchi an mir fand." "So? Und warum nicht?" "Weil du nicht weißt, was Liebe ist." "Weißt du es denn?" Der Größere zuckte mit den Schultern. "Vielleicht. Und du?" Für einen kurzen Moment war alles still. Dann knirschte der Sitz des Drehsessels leise und Schritte waren zu hören. Kühle Hände legten sich fest auf Kaibas Wangen und der Grabräuber sah ihm ernst in die Augen. "Ja." "Sicher?" "Todsicher." Die Stimme des Braunhaarigen wurde leiser. "Wie fühlt sie sich an?" Ein abwesendes Schmunzeln war die Antwort. "Wie Feuer und Eis." "Und wenn man nur Feuer spürt?" "Die Eiseskälte kommt früh genug." "Immer?" "Finde es doch einfach raus." Bevor Kaiba etwas erwidern konnte, hatten sich auch schon Bakuras Lippen auf seine eigenen gelegt. Eher vorsichtig erwiderte er den Kuss. War das eine Liebeserklärung? Oder wollte der Weißhaarige ihm nur noch mehr den Kopf verdrehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)