Chronicles von Herzkirsche (Rose & Scorpius) ================================================================================ Prolog: prologue ---------------- Ihre Schritte hallten von den vertäfelten Wänden und Decken der Räume wider, welche sie wie ein tobender Sturm durchbrach und deren Seelen sie keines Blickes würdigte, obgleich sie alle eilig in die Knie sanken oder den Oberkörper untergeben neigten. Lily störte sich schon lange nicht mehr daran, dass aus ihren Augen stets dieselbe Angst funkelte, die Ungewissheit darüber, was mit ihnen geschehen würde, sollten sie nur eine falsche Bewegung, einen falschen Atemzug tun. Sie sah schon lange keinen mehr von den Unwürdigen an. Der zarte Geruch von Bienenwachs intensivierte sich, je näher sie dem Saal kam und ihr in Lapislazuli getränktes Kleid fegte über die dicken Perserteppiche, in so gleichmäßigen Wellen, als verbürge die Schleppe mehr als einen Körper einstiger Unschuld, als käme schon im nächsten Moment der Unaufmerksamkeit eine Schlange daraus hervor geprescht, die ihre Zähne in zartes Fleisch grub. Lily verzog unwillkürlich die blassen Lippen zu einem Lächeln, als sie die Schauergeschichten bedachte, die man sich zu Hofe erzählte. Hinter ihrem Rücken tuschelten die Bediensteten auf dem Markt hie und da mit allerlei Gesindel, plauderten aus dem Nähkästchen, erzählten all das, was sie zu wissen glaubten. Nun war eine Zeit angebrochen, in der die Unwürdigen über andere Dinge zu diskutieren wussten, als ihre Ehe und die offen zur Schau getragene Schlacht der Exekutiven am Hofe. Viel interessanter und gruseliger erschien doch die Vorstellung dessen, was sie gebären würde. Ein Kind mit Schlangenhaut tuschelten die Waschweiber, eine Ausgeburt der Hölle nannten es die Kutscher. Die massive Doppeltür zum Saal wurde fast aus den Angeln gehoben, als ihr Zauber durch die unbewegte Luft stürmte und das Schloss sich beim ersten Peitschenhieb löste. Eine leise Melodie drang an ihre Seele, doch Lily empfand nichts bei der klangvollen Berührung. »Kuprin«, zischte die Rothaarige wütend und die in schwarz gekleidete Hexe drehte sich gelangweilt zu ihr um. Galinas Augen dominierte das vertraute, matte Schwarz ihrer nicht vorhandenen Seele und Lily reckte das Kinn, als sie wie eine Raubkatze die Meter überwand, welche sie voneinander trennten. Sie warf einen kurzen Blick zu der Schar Frischfleisch hinüber und hörte, wie sie unisono den Atem anhielten. Allesamt hatten sie blondes Stroh auf dem Kopf, sodass Lily in Versuchung geriet, dem dummen Pack den Befehl zum Weiteratmen zu erteilen, da Stroh bekanntlich nicht dachte. Doch ihre Wut gewann an Überhand: »Kuprin, erfüllt dies neuerdings dein Verständnis für harte Arbeit?« Lily nickte angewidert zu dem Pack hinüber. »Ach bitte, als ob du nicht gewusst hättest, dass es irgendwann zu deinem Verfall kommt«, erwiderte die Hexe kalt und tauchte ihren Finger in die ohnehin schon blutende Wunde. »Es gehört nicht zu deinen Aufgaben, Greg ein Geschenk auszusuchen«, höhnte Lily indessen und schritt auf die leichtbekleideten Mädchen zu, welche sich prompt enger zusammenpferchten. »Nun, ich dachte, ich nehme dir ein wenig von der Last, die auf deinen Schultern ruht. Du musst an das Kindeswohl denken«, Galinas Stimme nahm einen unschuldigen Hauch an und Lily warf einen Blick zurück, um ihrem Gerede Einhalt zu gebieten, doch wurde ihr stummer Befehl wie so oft von Galina missachtet, »Gregory wird sich hüten, seine schwangere Frau zu vögeln.« Lily drehte sich mit einem Ruck wieder zu ihr um, bedeutete den Mädchen mit einer losen Handbewegung zu gehen und sie folgten der Geste flink. Bis auch die letzte von ihnen den Saal hinter sich ließ, herrschte ein stumm ausgefochtener Krieg zwischen den beiden Frauen, der sich kaum legte, als der Diener die schwere Tür hinter sich zu zog. »Du hast dir ganz umsonst Mühe gemacht, liebste Galina«, sagte Lily gefährlich leise und die Hexe verschränkte die Arme vor der Brust, während sie ihren Zauberstab locker in der Hand drehte. »Natürlich habe ich für diesen Tag vorgesorgt.« Spöttisch zog Galina eine Augenbraue in die Höhe. »Ach bitte, wie kann jemand wie du, eine Gefangene, die seit fünf Jahren diese Mauern nicht verlassen hat, schon vorsorgen?« »Du vergisst den wichtigsten Aspekt - meine Macht«, erwiderte Lily knapp und ignorierte das beklemmende Gefühl, das ihr ins Herz stach. »Sobald der vierte Monat anbricht, hast du die Ersatzmatratze hier, sonst machen wir es so, wie ich es will«, lächelte die Kuprin und richtete ihren Zauberstab auf Lily, welche ihren eigenen dagegen legte. Ein Band aus gleißendem Licht verband die Zauberstäbe kurz miteinander, bevor es verglühte und ihren Deal besiegelte. Lily spürte, wie der stechende Blick aus zusammengekniffenen, schwarzen Löchern ihren Rücken durchbohrte, doch rauschte sie zufrieden und wortlos davon. Viel Zeit war ins Land gezogen, bis sie es gewagt hatte, der lauernden Gefahr den Rücken zu kehren, doch mittlerweile wusste sie, dass es nicht Galina war, welche es zu fürchten galt. Ein angeekelter Laut entwich ihrer Kehle, als Lily wenig später auf den Hof trat und die Küchen hinter sich zurückließ, in welcher sogleich die Arbeit niedergelegt worden war, als sie auch nur einen Fuß hineingesetzt hatte. Ihre teuren Schuhe versanken im Schlamm und die junge Grindelwald raufte verärgert ihr Kleid zusammen, um es nicht gleichsam zu beschmutzen. Es gab eindeutig Gründe, weshalb sie so selten nach draußen ging. Wütend suchte sie die Stallungen auf, doch fand sie die Objekte ihrer Begierde nicht dort, sondern nahe dem Tor zur Festung. Sie lehnten an einer prunkvollen Kutsche und imponierten den Prinzessinnen aus einem fernen Land, das sich ihrer Ideologie verschrieben hatte. Könige und Zaubereiminister aus der ganzen Welt waren mittlerweile ihre Verbündeten und sie scheuten nicht davor zurück, ihre eigenen Töchter nach Grindelwald Manor zu schicken, um sie dort einen Ehemann aussuchen zu lassen. Meist fiel die Wahl auf den besten Todesser, der zu dieser Zeit zur Verfügung stand, und auf diese Weise hatte Lily schon viele ihrer untergebensten Diener einem fremden Land überlassen. Die letzte Wahl hatten Corey und Avery für sich entschieden und würden alsbald aufbrechen, doch Lily war sich sicher, dass keiner von beiden Fred Weasley beauftragt hatte, ihr Fleisch warmzuhalten. Lily sah, wie die jüngere Prinzessin dem Unnahbaren Lorcan Scamander stürmisch um den Hals fiel. Er war so ein guter Freund. Lily spielte mit dem Gedanken, Avery einen Hinweis zu geben, doch würde es Gregory gewiss nicht erfreuen, wenn ihm der beste Unnahbare abhanden kam. Als das ungewöhnliche Vierergespann sie erkannte, lösten sich die Verbändelungen schnell und noch ehe Lily ein Wort des Abschieds über die Lippen kam, setzte sich die Kutsche in Bewegung und flog den Wolken entgegen. Lorcan fiel auf die Knie und Lily entging nicht, wie Fred noch die Augen verdrehte, es ihm jedoch gleichtat. So hingebungsvoll. »Ihr Schelme«, grüßte sie leise und nickte ihnen zu, sodass sie sich erhoben. Ihre kleinen Marionetten. »Zu Ihren Diensten«, murmelte Lorcan und sie erkannte Hingebung dort, wo in Freds Augen der Spott tanzte. »Ich habe einen Auftrag, der mit keinem Wort an Kuprin getragen wird. Ich will nicht, dass sie auf dumme Gedanken kommt.« »Lass hören«, murmelte Fred gelangweilt und Lily genoss seine Abneigung darüber, dass sie ihm Befehle erteilen konnte. »Jetzt, wo ich mich in anderen Umständen befinde, will Kuprin ein Mädchen für Mephisto an den Hof schaffen, das ihn auch weiterhin beglückt. Ich habe mich dieser Sache angenommen.« »Natürlich, was auch sonst«, brummte Fred genervt vor sich hin und sie strafte ihn mit einem scharfen Blick. »Eine meiner Cousinen hat sich dem eher fragwürdigen Milieu zugewandt. Ich denke, es macht keinen Unterschied, ob sie ihren Körper an mehrere Männer verkauft oder für gewisse Zeit nur meinem Gatten«, erklärte Lily Lorcan und ihr Blick flackerte zu Fred hinüber, dessen Kiefermuskulatur sich anspannte. Sie schmeckte genau, wie die Erkenntnis ihn traf. »Bringt sie mir an den Hof, egal mit welchen Mitteln. Nur tot kann ich sie nicht gebrauchen.« »Nein«, sagte Fred knapp und Lilys Miene verhärtete sich. »Wie bitte?« »Nein«, wiederholte er gedehnt und Lily spürte, wie ihre Geduld abnahm. »Lorcan, du wirst Fred den Vortritt lassen. Ich möchte zuerst, dass er versagt; vielleicht trägt es dazu bei, dass er nicht so vorlaut bleibt.« Und versagen - das würde er definitiv, bedachte Lily gnadenlos, als sie den beiden Todessern den Rücken zuwandte und zum Schloss zurückschritt. »Um wen geht’s?«, raunte Lorcan verständnislos und kniff die Augen zusammen, als in diesem Moment die Sonne durch die trübe Wolkendecke brach. »Dominique«, erwiderte Fred und es war ihm, als hinterließe der Name Blut auf seinen Lippen. ~ Alice im Wunderland. So hieß die Muggelgeschichte, an die Rose Weasley sich automatisch erinnert fühlte, als sie an einem trüben Londoner Nachmittag unfreiwilliger Weise eine Miniaturwelt betrat. Die junge Frau drehte ihren Schlüsselbund in den Händen, bevor sie unentschlossen in die Knie sank und die Blicke über die reich bemalten Wände gleiten ließ. Nichts von dem, was sie zeigten und erzählten, versprühte auch nur ansatzweise ein Gefühl von dem, was hinter der Villa Kunterbunt – okay, sie hatte als Mädchen eindeutig zu viele Muggelbücher gelesen – lag, fern der efeuberankten Mauern und des Dufts von Jahrmarkt und Zuckerwatte. »Ich bin so froh, dass wir endlich Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen, Mrs Weasley«, frohlockte eine sich rasch nähernde Stimme und Rose verdrehte die Augen, ein - das glatte Gegenteil bezeugendes - Auflachen in der Kehle, das sie jedoch damenhaft in ein Hüsteln umfunktionierte. Ihre Mum wäre ja so stolz. »Es geht um Charlina.« Natürlich. Man könnte meinen, es ginge um ihre Tochter, läge angesichts der Tatsache, dass Rose ansonsten wohl kaum jeden Tag – bei noch so beschissenem Wetter - einen Kindergarten aufsuchen würde, auf der Hand. Wohl eher nicht. Unwillkürlich hob Rose den Kopf und blickte einen Hauch besorgt zu der stämmigen Frau empor, die sich nun mehr oder weniger elegant auf einen rosafarbenen Kinderstuhl niederließ, der unter der Last ein ächzendes Geräusch von sich gab. Muggel, dachte Rose nur und ignorierte die einladende Handbewegung, es sich ebenfalls auf einem Miniaturstuhl gemütlich zu machen. Vor ein paar Jahren hatte Rose eine Entscheidung getroffen, die ihre Familie empört und gleichsam dem Grab näher gebracht hatte – nämlich, dass Charly einen Kindergarten besuchen sollte. Die Kleine hatte trotz ihrer erst fein ausgebildeten Artikulation die Wahl gehabt zwischen einem Muggel Kindergarten und einem für Zaubererkinder. Nie würde Rose vergessen, wie Draco Malfoy in dem Moment, in dem die Kleine Muggel zur Antwort brabbelte, seinem Sohn etwas wie das hat sie nicht von dir zugeraunt hatte. In gewisser Weise, räumte Rose im Stillen selbst ein, hätte sie sich lange Wege und Geld sparen können und einfach jemanden aus ihrer Familie anweisen können, auf Charly zu achten, während sie sich um ihre ins Stocken geratene Karriere kümmerte, allerdings hatte sie dabei die Wahl zwischen Madam Puddifoot‘s und dem Honigtopf gehabt. Metaphorisch gesprochen, denn natürlich hatten Astoria Malfoy und Hermione Weasley beide nach der Betreuung der Kleinen gelechzt. Rose wiederum hatte ihre Tochter in vielfacher Hinsicht langfristig gerettet - Charly würde weder allzu verwöhnt Hogwarts besuchen, somit – Merlin sei Dank – definitiv nicht nach Slytherin kommen, aber sie würde sich auch nicht dicklich und mit dem goldenen Löffel im Mund durch die Gänge quälen müssen, wie es unweigerlich der Fall gewesen wäre, hätte sie ihrer Mutter freie Hand und die Kleine mästen lassen. »Ihre Tochter ist ein außerordentlich begabtes Kind, sehr kreativ«, lobte die Kindergartenleiterin verzückt und schlug die Beine übereinander, nur um kurz darauf mit dem Gleichgewicht zu hadern, sodass Rose sich schnell auf die Unterlippe biss, um ihr aufkommendes Grinsen zu unterdrücken. »Danke«, sagte Rose möglichst bescheiden. »Charlinas Auffassungsgabe ist enorm, das ist sehr beachtlich für ein Kind in ihrem Alter. Können Sie sich das erklären?« »Ihr Vater hat ein photographisches Gedächtnis «, erwiderte Rose zögerlich und die Frau klatschte freudig in die Hände. Aha. Darauf war es also hinausgelaufen – den Vater. Am liebsten hätte Rose laut aufgestöhnt. »Ja, Charlina erzählt sehr oft von ihm«, die Frau zwinkerte Rose verschwörerisch zu, »man könnte meinen, er arbeite beim Secret Service.« Es lag Rose auf der Zunge, zu verraten, dass die Aurorenzentrale neuerdings mit diesen zusammenarbeitete, allerdings hätte sie das nur in Erklärungsnot getrieben. Stattdessen lächelte sie und winkte ab. Doch wenn sie auch nur eine Sekunde geglaubt hatte, diese lässige Geste funktioniere ohne Weiteres, dann – ja – nein. »Er reist sehr viel, nicht wahr? Darf ich fragen, als was er tätig ist?« Rose seufzte. Merlin, sie kannte kaum Muggelberufe! Es war eines der ersten Themen in Muggelkunde gewesen, das wusste sie noch, aber dieses Fach hatte sie eher auf Drängen ihrer Mutter hin belegt. »Er ist -«, setzte Rose an und durchforstete ihr Gehirn nach einer plausiblen Erklärung, »Pilot.« Halleluja, jahrelanges Flunkern förderte also doch das Denkvermögen! Die Frau nickte andächtig. »Sehr interessant. Charlina scheint die wenige Zeit, die sie mit ihm hat, sehr zu genießen. Es läge in unserem Interesse, wenn sie ihn uns vorstellen würden, sobald er wieder in der Stadt ist.« »Uns?«, fragte Rose argwöhnisch, doch die andere lachte nur und winkte ab. Seltsamerweise funktionierte diese Geste bei ihr wie geschmiert. »Wir bauen gerne ein Verhältnis zu den Eltern auf, da Anonymität dem Beruf schadet. Wir können uns weit besser um Charlina kümmern, wenn wir mit beiden Elternteilen im Gespräch sind.« Rose nickte langsam, doch unwillkürlich verzog sie den Mund. Zuallererst lag es wohl in ihrem eigenen Interesse, mit dem Vater ins Gespräch zu kommen. Denn in den vergangenen Jahren hatte Rose sich eine neue charakterisierende Eigenschaft angeeignet – sie war verkorkst. Schrecklich, sobald man im Begriff war, eine Beziehung zu führen. Irgendwie hatte sie es geschafft, alle Versuche mit Scorpius vor die Peitschende Weide zu fahren und im Unglück zerschellen zu lassen. Es war ihre Schuld, ganz allein ihre. Na gut, seine manchmal auch. »Wir haben viele Kinder, die Phantasiefreunde haben und deren Kreativität kaum Grenzen kennt, allerdings habe ich ein Mädchen wie Charlina selten gesehen; manchmal scheint es, als habe sie eine eigene Welt mit allem drum und dran entwickelt. Wenn die anderen Kinder ihr Fragen stellen, dann weiß sie auf alles eine Antwort, was diese Welt betrifft«, sagte die Kindergartenleiterin nachdenklich und zog die Stirn kraus. Rose‘ Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wie hätte sie auch einer Vierjährigen erklären sollen, dass man nicht über Zauberer sprach, wenn es doch nun mal zu ihr gehörte? O Merlin, sie war eine furchtbare Mutter. Mit hellem Unbehagen bedachte sie alle magischen Augenblicke, die Charlina erzählt haben könnte – James spielte bei fast allen Ereignissen eine tragende Hauptrolle. Sie sollte ihn verfluchen, aber richtig. »Babbitty Rabbitty ist eine Geschichte, welche die Kinder mittlerweile vergöttern. Können Sie mir sagen, woher das Märchen stammt?« »Russland«, erlog die Weasley schnell, aber wenn sie gedacht hatte, sie entkäme bald aus den Fängen der Miniaturwelt, so hatte sie sich schlichtweg geirrt. Irgendwann saß sie sogar auf einem Kinderstuhl. »Du siehst schlecht aus, Mami.« Rose seufzte und blinzelte zu der kleinen Gestalt mit dem roten Haar hinunter, die neben ihr lief und ihre Hand hielt. »Es war ein anstrengender Tag für Mami«, erwiderte sie leise und bedachte mit Grauen die vergangene Stunde. Nie wieder wollte sie von dieser fürchterlichen Marguerite de Navarre zum Gespräch eingeladen werden. Nie wieder. Rose hatte dem Seit-an-Seit-Apparieren abgeschworen, nachdem Hermione Weasley vor Monaten aufgeregt hereingeschneit war und erklärt habe, wie gefährlich diese Art des Reisens neuen Studien zufolge für Kinder war. Seither nutzten sie die Londoner U-Bahn und gingen ein paar Straßen zu Fuß. Als sie schweigend in ihre Straße einbogen, erkannte Rose augenblicklich die große Gestalt, welche aus dem Nichts heraus erschien und ein neuerlicher Klagelaut entfuhr ihrer Kehle. Da wären ihr Todesser beinahe lieber gewesen – irgendwie lüftete das Kämpfen stets ihre von Migräne belastete Stirn. »Oma!«, schrie die Kleine auch schon los und hüpfte zu der großen, schlanken Frau, die lächelnd ihre Arme ausbreitete. »Lina! Du wirst von Tag zu Tag hübscher«, sagte Astoria Malfoy und hob ihre Enkeltochter in die Höhe. Unwillkürlich fühlte Rose sich an Scorpius erinnert. Warum war sie hier? »Hi Astoria«, grüßte die Weasley und fischte ihren Haustürschlüssel aus der Tasche, der Frau stumm bedeutend, ihr zu folgen. Etliche Male hatte sie schon versucht, Familienmitglieder vor der Tür zu verscheuchen, aber dafür besaß sie kein Talent. »Ich muss dringend mit dir sprechen«, flüsterte die Malfoy, als sie die duzend Treppen zu ihrer Dachgeschosswohnung bestritten und Rose verdrehte die Augen. »Ach, ich habe gedacht, du warst nur so in der Gegend«, murrte Rose sarkastisch und während Charly ein Lied vom Muffin Man trällerte, wechselten sie kaum ein Wort mehr. Rose konnte nicht umhin, das als untypisch zu identifizieren. Astoria fand für jede bissige Antwort ihrerseits hunderte bissige Kommentare. Sie war eine Malfoy. »Hat Scorpius dir auch eine Eule geschickt?«, fragte Astoria endlich, nachdem sie von ihrem Kaffee genippt und aufgehört hatte, die in ihrer Spielküche backende Charlina zu beobachten. Rose spürte, wie bei dem Namen kleine Fünkchen Elektrizität ihren Körper durchströmten. »Ja, er hat geschrieben, dass er morgen zurückkehrt«, antwortete Rose wahrheitsgemäß und Astoria verschluckte sich und hüstelte, sodass Rose skeptisch eine Augenbraue in die Höhe zog. »Ich werde es anders machen, besser, Astoria. Es ist an der Zeit. Ich habe lange darüber nachgedacht, viel zu lange. Diese dämliche Prophezeiung hätte es fast geschafft, uns zu zerstören, mich verrückt werden zu lassen. Aber Hugos Visionen nach hätten wir vor eineinhalb Jahren sterben müssen, was wir nicht getan haben. Ich denke, ich bin jetzt endlich bereit, das alles hinter mir zu lassen«, erklärte Rose mit fester Stimme und Astoria ließ sich seufzend zurück in die Kissen ihres geblümten Sofas sinken, das so wenig zur altbewährten, kühlen malfoyonischen Eleganz passte, wie es ihr immer in den Sinn schlich, insbesondere, wenn Draco Malfoy selbst darauf saß. »Was ist los, Astoria?«, fragte Rose argwöhnisch und betrachtete das traurige Gesicht der Malfoy, welches wiederum auf der spielenden Charlina haftete. »Er hat jemanden kennengelernt, Rose. Und er bringt sie mit.« tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)