Behind Closed Doors von Fairytale_x3 (can you find the truth?) ================================================================================ Kapitel 1: death ---------------- Kapitel 1: death Montag Schwülwarme Luft schlug Trish entgegen als sie an diesem Abend die Sporthalle verließ und auf den mittlerweile leeren Parkplatz trat. Es dämmerte bereits, trotzdem verlor die Luft nicht an Feuchtigkeit, weshalb es ihr den Schweiß auf die Stirn trieb. Montags verließ sie meist als Letzte die Halle, anstatt mit Lena und Natasha nach Trainingsende nach Hause zu gehen. Es war eine Angewohnheit noch länger zu bleiben, um alleine zu trainieren. Sie liebte die Ruhe die dann einkehrte, wenn sie allein in der großen Halle war. Mittwoch und Freitag war dies nicht möglich, da die Halle anschließend noch belegt war. Erschöpft ließ sie sich auf die niedere Mauer sinken und suchte in ihrer Tasche nach der Sprudelflasche. Mit einem Zischen öffnete sie diese und trank sie in einigen großen Schlucken leer. Anschließend kramte sie nach ihrem Handy, um Keith anzurufen. Es war kein weiter Weg bis zu ihr nach Hause und im Normalfall fuhr sie selbst, aber da ihr Wagen gut eine Woche zuvor den Geist aufgegeben hatte und sich seitdem in der Werkstatt befand, beharrte ihr Freund darauf, sie zu fahren. Zuerst hatte sie versucht abzulehnen, nachdem er jedoch weiter an seinem Vorhaben festgehalten hatte, hatte sie nachgegeben. Es hatte keinen Sinn sich mit ihm anzulegen, denn er besaß den größten Dickkopf überhaupt und jeglicher Widerstand war zwecklos. Sie seufzte ergeben auf, als sie Keiths Nummer wählte, abhob und wartete. Einige Male erklang das nervige Tuten des Freizeichens, bevor ein Knacken und kurz darauf die vertraute Stimme ihres Freundes zu hören waren: „Hallo?“ „Hallo Schatz, ich bin's. Ich bin jetzt fertig, aber du brauchst mich nicht abholen, ich kann auch zu Fuß gehen.“ Sie wusste, dass er diesen Vorschlag nicht einmal im Ansatz überdenken würde, aber sie gab nicht auf. Es war ihr unangenehm, sich von ihm fahren zu lassen. Sie liebte ihre Selbstständigkeit und wollte sich deswegen nicht zu sehr von ihm abhängig machen. „Nein, ich hab doch gesagt, ich hole dich. Es ist schon dunkel und ich will nicht, dass du im Dunkeln allein nach Hause gehst.“ Innerlich seufzte Trish auf. Sie liebte Keith und sie wusste um seine Sorge um sie. Ihr Wohlergehen stand bei ihm an oberster Stelle und sie freute das, von Zeit zu Zeit wünschte sie sich dennoch, er würde sich nicht so sehr sorgen. „Na schön, du hast Recht es ist wirklich fast dunkel. Dann warte ich vor der Halle auf dich, in Ordnung?“ „Ist gut. Ich bin noch bei Ivan, dauert noch kurz, aber ich beeil' mich. Bis gleich.“ „Ja, bis gleich.“ Sie drückte den roten Knopf und ließ ihr Handy in ihre Hosentasche gleiten. Anschließend schloss sie die Augen und sog genießend die warme Abendluft ein. Sie liebte den Sommer, seine langen Abende, seine warmen Nächte und vor allem den Schein der Sonne. In ihren Tagträumen versunken lauschte sie dem leisen Zirpen der Grillen und genoss den angenehmen Windhauch, der ihre braun gebrannte Haut streichelte. Ein Geräusch ließ sie plötzlich aufschrecken und zwang sie, die Augen zu öffnen. Es klang wie schlurfende Schritte auf dem Asphalt. Suchend blickte sie über den vermeintlich leeren Parkplatz auf dem nur noch vereinzelt Autos standen. Da war niemand, doch wo kam dann das Geräusch her? Ihre Neugierde war geweckt. Sie erhob sich von der Mauer und lief dem Geräusch entgegen. Das Schlurfen klang schwerfällig, wurde aber immer lauter, je näher sie kam. Gerade als sie um die Ecke bog, blieb sie wie angewurzelt stehen. „Oh mein Gott.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch im sanften Abendwind, bei dem Bild, welches sich ihr nun bot. Sie spürte, wie die Angst ihren Körper hinauf kroch und ihre Gliedmaßen lähmte. Sie raubte ihr regelrecht den Atem. Erst ihre brennenden Lungen erinnerten sie daran, Luft zu holen. In ihrem Kopf herrschte gähnende Leere, sie starrte gedankenverloren geradeaus und war unfähig zu handeln. Der Geruch von Blut stieg ihr in die Nase und ließ sie schwindeln. Ein immer stärker werdendes Dröhnen schlich sich in ihren Kopf, Taubheit nahm ihre Gliedmaßen ein und ihr wurde übel. Sie begann zu schwanken und streckte instinktiv ihre Hand nach der Wand aus, um Halt zu finden. Dabei schloss sie benommen die Augen, um sich wieder zu fangen. Als das Dröhnen in ihrem Kopf allmählich schwächer wurde und das Taubheitsgefühl aus ihrem Körper gewichen war, kam Bewegung in sie. Schnellen Schrittes lief sie auf das Mädchen zu, das ihr entgegen wankte und sie mit ihrem panischen Blick nahezu fixierte. Ihre Kleidung war stellenweise zerrissen und überall von Blut getränkt. Auf der bleichen Haut stachen die dunklen Hämatome an Armen, Beinen sowie im Gesicht hervor und das Blut quoll aus tiefen Schnittwunden, die sich über ihren ganzen Körper erstreckten. Gerade als Trish sie erreichte, brach sie zusammen, fiel ihr in die Arme und rührte sich nicht mehr. Trish stand völlig neben sich. Sie spürte das Blut, das langsam auch ihr Oberteil durchnässte, als sie das Mädchen auf den Boden legte und sie wusste, sie musste etwas tun. Irgendetwas. Jetzt! Kopflos drückte sie ihre Hände auf die größte Verletzung am Bauch des Mädchens, doch das Blut sprudelte nahezu unter ihren Fingern heraus. Es dauerte nicht lange bis ihre Hände blutrot getränkt waren und allmählich drang ihr Verstand zu ihr durch, der ihr sagte, sie musste Hilfe holen. Mit zittrigen Fingern zog sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wischte damit das Blut an ihre Hose, doch das war im Moment nebensächlich. Wie gebannt starrte sie auf das kleine Telefon in ihren Händen, in ihrem Kopf herrschte absolute Leere. Ihr wollte die Nummer nicht einfallen und ein Blick auf das bewusstlose Mädchen ließ sie noch nervöser werden. „Nummer…die Nummer“, murmelte sie immer wieder vor sich hin, ehe sich ihr Verstand langsam einschaltete und sie es letztendlich schaffte, den Notruf zu wählen und abzuheben. Sie versank erneut in Gedanken, starrte das Mädchen unentwegt an und merkte nicht, wie sich jemand am Telefon meldete. „Hallo, ist da jemand?“ Sie schreckte auf, als sie die Stimme wahrnahm. „Ja… Sie… Sie müssen mir helfen. Bitte. Hier liegt ein Mädchen. Ihr Körper ist übersät mit Schnittwunden und überall ist Blut. Bitte. Sie müssen sich beeilen.“ Wirr redete sie einfach drauf los, bevor ihr die Worte erneut im Halse stecken blieben. „Wo befinden Sie sich, Miss?“ „Vor der Turnhalle.“ „Sie müssen mir sagen vor welcher Turnhalle“, erklang erneut die ruhige Stimme der Frau am Telefon. „Berkley Street. Bitte beeilen Sie sich. Sie stirbt!“ Panik beschlich Trish bei dem Gedanken daran, was passieren würde, wenn nicht bald Hilfe kommen würde. „In Ordnung. Bitte bleiben Sie ruhig. Ich schicke Ihnen sofort Hilfe.“ Die beruhigenden Worte der Dame am Telefon verfehlten ihre Wirkung bei Trish gänzlich. Alles was in ihrem Kopf schwirrte, war der Gedanke daran, dass dieses Mädchen sterben könnte. Ohne ein weiteres Wort legte sie auf, ließ ihr Handy achtlos am Boden liegen und zog das blonde Mädchen in ihre Arme, wo sie dieses sanft hin und her wog. „Nicht sterben, hörst du?“, flüsterte sie leise, auch wenn sie sich sicher war, dass die Blonde sie nicht hörte. Langsam wich der erste Schock und machte Platz für die Eindrücke der Situation, die erbarmungslos auf sie nieder prasselten. Vor Verzweiflung trieb es Trish die Tränen in die Augen, die bald darauf ihren Weg über ihre Wangen fanden. „Bitte. Du schaffst das. Nicht sterben.“ Ihr Blick war ins Leere gerichtet und wurde durch die vielen Tränen verschwommen. Sie spürte wie der geschwächte Körper sich in ihren Armen zu winden begann, wie die Muskeln sich verkrampften, bis zum zerreißen spannten, wie sich der Körper aufbäumte. Fassungslos starrte sie auf das Mädchen nieder, welchem nun Blut aus dem Mund quoll, versuchte ihre Arme fester um es zu schließen, in der Hoffnung sie könnte ihm helfen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit das Blut aus ihrem Mund fließen konnte, doch es half nichts. Ehe sie darüber nachdenken konnte, sank das Mädchen in ihren Armen zusammen und blieb regungslos liegen. Trishs Augen weiteten sich vor Entsetzen. Langsam drang das Geschehene zu ihr vor und ihr schon bleiches Gesicht wurde auf der Stelle noch bleicher. Sie war tot! Ihr Mund öffnete und schloss sich. Sie konnte nicht in Worte fassen, was sie in diesem Moment empfand. Im Hintergrund hörte sie Sirenen, die immer näher kamen. Doch sie kamen zu spät. Es war vorbei. Wie in Trance saß sie da, als die Rettungskräfte eintrafen, sie von dem Mädchen weggezogen wurde und Fragen auf sie niederprasselten, die sie nicht beantworten konnte. Sie kannte das Mädchen nicht. Und außerdem war sie tot. Nur durch einen weißen Schleier beobachtete sie das Geschehen, wie die Ärzte verzweifelt versuchten, das Mädchen zurück ins Leben zu holen. Dann hörte sie eine vertraute Stimme und blickte im nächsten Moment in Keiths Gesicht. „Schatz! Was ist passiert?“ Vorsichtig wurde sie in seine Arme gezogen, weg von dem unerträglichen Anblick. Weg vom Geschehen. Sie starrte in sein Gesicht, dessen braune Augen ihr fassungslos entgegenblickten und versuchte ihm eine Antwort zu geben, doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Seine Hand, die über ihre von Tränen überströmte Wange strich, ließ sie zusammenzucken. Sie spürte, wie er ihr unter die Beine griff und sie hochgehoben wurde. Schutzsuchend schlang sie die Arme um seinen Nacken und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge, um die schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben, die sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten. Das leichte auf und ab seiner Schritte beruhigte sie, sodass ihre Tränen versiegten, der Schock aber blieb. Sie spürte, wie er sich setzte und sie auf seinem Schoß platzierte, seine Hand wanderte dabei immer wieder sanft ihren Rücken auf und ab. Sie hörte seine beruhigenden Worte, die eindeutig von Sorge durchzogen waren, doch verstand sie deren Sinn nicht. Es waren nur leere Worthüllen, ohne Bedeutung für sie. In ihren Gedanken war sie noch immer bei dem, was sich vor wenigen Minuten ereignet und ihr Leben von jetzt auf gleich komplett veränderte hatte. Das Mädchen war gestorben. Gestorben, weil sie nicht schnell genug gehandelt hatte. Nicht richtig gehandelt hatte. Sie hätte die Blutung stoppen müssen. Hätte sie irgendwie bei Bewusstsein halten müssen, hätte schneller den Notruf alarmieren müssen. Hätte, hätte, hätte, aber sie hatte nicht und das hatte das Mädchen womöglich das Leben gekostet. Bei dem Gedanken daran gefror ihr das Blut in den Adern und sie schnappte nach Luft. Sie hatte versagt. Auf ganzer Linie versagt. Keith beobachtete sie stumm, strich ihr durch die Haare und versuchte sie irgendwie zu beruhigen, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde und irritiert zu der jungen Polizistin aufblickte, neben der ein Sanitäter mit einer Rettungstasche stand und seine Freundin eingehend musterte. „Wie geht es ihr?“ „Sehen Sie doch“, murmelte er wortkarg zurück und schenkte den beiden keine weitere Beachtung. Er hatte im Moment keine Lust auf ein Gespräch und diese sinnlosen Fragen waren seiner Meinung nach überflüssig. Die blondhaarige junge Frau nickte verstehend und zog aus ihrer Jackentasche ein kleines weißes Kärtchen, welches sie ihm reichte. „Bring sie nach Hause. Das Mädchen ist leider verstorben, trotzdem brauchen wir ihre Aussage. Sie sollte sich bitte melden, sobald es ihr besser geht.“ Keith nahm das Kärtchen an sich und wollte sich bereits erheben, als der Sanitäter sich zu Wort meldete: „Ich gebe ihr noch etwas zur Beruhigung.“ Er öffnete die Tasche, tunkte ein kleines Wattepad in Desinfektionsmittel und kniete sich dann zu Trish nieder. Keith nahm vorsichtig ihre Hand und löste sie aus seinem Shirt. „Schatz, gib mir deinen Arm“, bat er sie leise. „Der Sanitäter gibt dir ein Mittel zur Beruhigung, dann gehen wir.“ Sie ließ ihre Hand locker und so war es ihm möglich, ihren Arm so drehen, dass der Sanitäter freien Zugang zu ihrer Armbeuge hatte. Er wischte mit dem Wattepad die Stelle ab und spritzte ihr dann das Mittel, ehe er noch ein Pflaster darüber klebte und sich erhob. „So, das war's schon. Ihr könnt jetzt gehen.“ Er packte seine Tasche und verabschiedete sich zusammen mit der Polizistin. Sarahs Blick wurde unendlich traurig und sie seufzte betroffen auf, als sie am Tatort ankam und auf das tote Mädchen nieder sah: „Sie war noch so jung.“ Die Gerichtsmedizinerin hob daraufhin den Blick. „Ja, armes Ding, wurde ganz schön übel zugerichtet. Zahlreiche Prellungen und Stichverletzungen. Die Schnittverletzungen an Armen und Beinen waren oberflächlich. Tödlich war die Stichwunde am Bauch. Mehr kann ich erst nach der Obduktion sagen.“ „Weiß man schon, wer sie ist?“ Ihr Chef schüttelte den Kopf. „Nein, sie hatte keinerlei Personalien bei sich. Hast du was aus dem Mädchen und ihrem Freund bekommen?“ „Nein, die ist vollkommen verstört. Und er kam erst dazu, als der Notarzt schon hier war. Ich habe ihm meine Visitenkarte gegeben. Sie soll sich melden, sobald es ihr besser geht.“ „Gut, dann fährst du jetzt zurück zum Department und gibst Daniel Bescheid.“ „Bitte? Soll das ein Scherz sein?“, sie starrte ihm fassungslos entgegen. Es passte ihr gar nicht, dass sie jetzt gehen sollte, anstatt bei den Ermittlungen dabei zu sein. „Sehe ich vielleicht aus, als würde ich Scherze machen? Und jetzt fahr gefälligst“, schnauzte er übelgelaunt zurück und wandte sich von ihr ab, um sich den Tatort genauer anzusehen. Sarah dagegen verabschiedete sich wortkarg von den Anwesenden und ging zum Wagen, um zurück zum Department zu fahren und auf ihren Partner zu warten. Keith seufzte erleichtert auf, als er ins Auto stieg. Er war froh endlich von dort weg zu können. Der Geruch von Leid und Tod hing regelrecht in der Luft und allein die Tatsache, dass hier vor wenigen Minuten ein junger Mensch sein Leben hatte lassen müssen, machte ihm schwer zu schaffen. Er wandte den Kopf zu Trish, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und musterte besorgt ihr bleiches Gesicht, ihre verweinten Augen, die gedankenlos ins Leere starrten, ihre Hände, die immer noch zitterten, egal wie fest sie diese umklammerte. „Schatz, alles okay mit dir?“ Sie sah stur geradeaus und schüttelte langsam den Kopf. Die Lippen presste sie fest zusammen, als wolle sie verhindern, dass die Tränen erneut ihren Weg über ihr hübsches Gesicht fanden, doch es half nichts. Eine nach der anderen rollte ihr über die Wangen, zog ihre Bahn und hinterließ salzige Spuren auf der Haut. Behutsam strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht und fuhr ihr durch die Haare. „Sie ist gestorben. In meinen Armen gestorben und ich konnte nichts tun.“ Fast anklagend starrte sie ihrem Freund in die Augen, nachdem sie den Kopf zu ihm gedreht hatte. Er schluckte. So wirklich wusste er im Moment nicht mit der Situation umzugehen, deswegen beschloss er einzulenken. „Ich fahre dich jetzt nach Hause und dann legst du dich hin. Wir können morgen über alles reden.“ Die Fahrt über herrschte Schweigen zwischen den beiden, auch als Keiths Wagen auf den Hof rollte und er schließlich anhielt, sagte keiner von Beiden etwas. Er stieg aus und half dann seiner Freundin aus dem Wagen. Gemeinsam liefen sie die Auffahrt hinauf bis zur Haustür, wo Trish aufschloss. Im Haus herrschte vollkommene Stille, nur das Ticken der Uhr, die im Flur hing, war zu vernehmen. „Sind deine Eltern gar nicht daheim?“ „Auf einem Geburtstag, Daniel ist arbeiten“, murmelte sie leise, als sie bereits nach oben ging und sich im Bad einschloss. Auf dem Weg zum Waschbecken zog sie sich ihr blutgetränktes T-Shirt aus und ließ es achtlos auf den Boden sinken, ehe sie das Wasser anstellte und sich das Blut von den Händen wusch. Der Geruch stieg ihr in die Nase, löste Übelkeit in ihr aus und kurzzeitig wurde ihr schwindlig, doch sie riss sich zusammen. Nachdem ihre Hände von der roten Flüssigkeit befreit waren, entledigte sie sich auch ihrer restlichen Klamotten und stieg in die Dusche. Selbst auf ihrem Bauch befand sich getrocknetes Blut, welches durch ihr T-Shirt gedrungen war. Das Blut einer Fremden. Das Blut des Mädchens, das in ihren Armen gestorben war. Wieder kämpfte sie mit den Tränen, als das Wasser bereits seinen Weg über ihren Körper fand. Trotz der angenehmen Wärme, verspürte sie Kälte. Allein der Gedanke an die Verstorbene jagte ihr einen eiskalten Schauder über den Rücken. Schnell schüttelte sie den Kopf, um die makaberen Gedanken zu vertreiben. Sie musste aufhören, die ganze Zeit darüber nachzudenken, das würde es nur schlimmer machen. Kurz darauf stellte sie das Wasser ab und stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und wickelte das Handtuch um ihren Körper. Die dreckigen Klamotten schmiss sie in den Wäschekorb, auch wenn sie diese eigentlich am liebsten wegwerfen würde, sie würden sie sowieso nur an das Geschehene erinnern. Leise verließ sie das Bad und schlich zu ihrem Zimmer. Es war rot gestrichen. Ihre Lieblingsfarbe. Keith hatte bereits die kleinen roten Lampen, die in ihrem Zimmer verteilt standen, angeschaltet, was den Raum nun in ein gedämmtes, warmes Licht tauchte und sie etwas beruhigte. Sie mochte ihr Zimmer. Es war genau so eingerichtet, wie sie es sich vorgestellt hatte. An ihrer Tür hingen etliche Bilder ihrer Freunde und ihrer Familie und ihr Bett stand unter einer Dachschräge an der ein großes Poster von Keith und ihr klebte. Sie ging direkt auf ihren großen weißen Kleiderschrank zu, der gegenüber des Bettes stand und suchte sich frische Klamotten heraus, die sie anzog. Keith beobachtete sie dabei stumm vom Bett aus. Draußen pfiff der Wind um das Haus, die Bäume bogen sich stark und die dunklen Wolken, die aufzogen, kündigten ein baldiges Gewitter an. Sie schloss die Schranktüren und legte sich zu ihrem Freund in ihr großes Bett. Direkt legte er seine Arme um sie und deckte sie richtig zu. „Versuch zu schlafen, Schatz, ich bleibe hier. Okay?“ Sachte nickte sie, bereits müde die Augen schließend, kurz darauf fiel sie in einen leichten Schlaf und so bekam sie nichts von dem Gewitter mit, das sie mittlerweile mit seiner vollen Wucht erreicht hatte. Stumm beobachtete Keith seine schlafende Freundin in seinen Armen und machte sich dabei seine Gedanken über den Tag. Nachdenklich sah er aus dem Fenster, an das nun die Regentropfen prallten. Wer war das Mädchen? Wer hatte ihr das nur angetan? Und vor allem: Warum? to be continued... By Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)