How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 15: She believed (never in herself) ------------------------------------------- Ich wünsche viel Spaaaaaaaaaß, muhahahahaha! http://www.youtube.com/watch?v=ylqSvpeZYbk “Honey, honey, take my heart like money and run.“ Kapitel 15 Die Situation kam ihm surreal vor. Da stand er nun vor ihr und wollte ihr genau das mitteilen, was er noch vor wenigen Tagen zu verhindern versucht hatte. Bizarre, non? Rhia streckte die Hand aus und strich ihm durchs Haar. „Kannst du mir mal bitte sagen, was los ist, Schatz? Du kommst hier rein, bist total verschwitzt und am Rumheulen und willst mir irgendetwas sagen? Dann leg doch mal los, ja? Und, Rouven, was machst du eigentlich hier?“ Sie war außerordentlich gut gelaunt. Bene tat es in der Seele weh, ihr so wehtun zu müssen, aber es ging einfach nicht mehr anders. Rouven drückte sich im Hintergrund herum, stand jedoch so nahe bei Bene, dass er ihn berühren konnte, wenn er nur wollte. „Rhia, das ist alles… so kompliziert. Setz dich bitte hin, dann ist das ein wenig einfacher, ja?“ Rhia warf den Kopf nach hinten und lachte fröhlich auf. „Gut, wenn du das so willst.“ Sie lächelte und setzte sich aufs Sofa. Bene folgte ihrem Beispiel, setzte sich neben sie, sodass er sie ansehen konnte, und Rouven fläzte sich auf dem Sessel, jedoch nicht so lässig wie sonst. Er war nervös. Bene verstand ihn nur zu gut. Sein Herz flatterte und tat weh vor lauter Aufregung und Angst. „Also, was ist los?“ Erwartungsvoll zog sie die Brauen hoch und musterte abwechselnd ihren Freund und ihren Bruder. Rouven verknotete seine Hände ineinander und starrte Rhia direkt ins Gesicht. Sie merkte, dass es komplizierter war als angenommen und langsam verschwand ihr Lächeln, das ihr Gesicht dermaßen erhellt hatte. Wie war er nur darauf gekommen, es ihr sagen zu wollen? Irgendetwas in ihm war vorhin an seinen rechtmäßigen Platz zurückgekehrt. Irgendetwas hatte KLICK gemacht, als Eric verschwunden war. Irgendetwas… und Benedikt nannte es Courage. Als Rouven ihn in den Armen gehalten hatte und einfach nur bei ihm gewesen war, da hatte Bene sich auf einmal so dermaßen wohl gefühlt, dass es ihm schlicht und einfach nur noch egal gewesen war, was nun geschah. Wichtig war nur Rouven. Wichtig waren nur Rouven und er. Und Rhia? „Ich bin jetzt gerade etwas beunruhigt, muss ich gestehen. Hattet ihr einen kleinen Bitchfight darüber, dass wir zusammen sind, oder wie?“ Zusammen. Bene schrak auf und sah sie an. „Rhia, wir… Also, du und ich… sind wir… Rouven hat doch… und ich…“ Er brach ab und warf einen hilfesuchenden Blick zu Rouven hinüber. Der zuckte hilflos die Achseln. „Rhia, bist du dir sicher, dass du mit Bene… zusammen bist?“ Falscher Ansatz. Ihre Augen wurden schmaler und wütend und betont langsam stand sie vom Sofa auf, lief ein paar Schritte nach vorne und baute sich bedrohlich vor ihrem großen Bruder auf, der nicht im Mindesten davon beeindruckt zu sein schien. Er parierte ihre Blicke mit einer eiskalten Distanz und blinzelte nicht einmal. „Was… zur Hölle… meinst du denn… bitte damit?“ Ihre Hände zitterten vor Wut und Bene beneidete Rouven um diese Coolness. Er selbst spürte sein Herz rasen bis zum Gehtnichtmehr und fühlte sich einfach nur noch richtig, richtig schlecht. Aber er musste das jetzt tun. Er und nicht Rouven. „Rhia, es ist anders als du denkst. Ganz anders.“ Unbewusst war er aufgestanden; befand sich nun neben ihr. Auch Rouven war nun auf seiner Höhe und seine Augen streiften Benes Gesicht, entlockten ihm ein Lächeln. Ihm wurde warm und auf einmal spürte er, dass er es tun konnte. Oh ja, er konnte es tun. „Du wirst mich jetzt für verrückt halten, du wirst sagen, es stimmt nicht oder dass wir dich verarschen.“ Er holte tief Luft und wappnete sich für das Kommende. „Die Szene damals in deinem Zimmer hatte mehr zu bedeuten als du glaubst. Rhia, ich liebe dich nicht, ich weiß nicht, ob ich dich je geliebt habe. Es klingt ultrabescheuert, wenn ich das so sage, ich weiß es, und du brauchst nicht nach Luft zu schnappen. Ich bin schwul, okay, und wahnsinnig verliebt in deinen eigenen Bruder, mit dem ich vor einer Woche geschlafen habe.“ Er wusste nicht genau, was zu tun war. Rouven hämmerte gegen Rhias Zimmertür und er selbst stand nutzlos direkt neben ihm. Er kannte Rhia zwar, wusste aber nicht, wie man eine solche Situation entschärfen konnte. Etwas flog von innen gegen die Tür und fiel laut auf den Boden. „Hau bloß ab!“, kreischte sie laut auf und Bene konnte ihr Schluchzen bis nach draußen hören. „Rhia, mach bitte die Tür auf, Herrgott. Lass uns reden.“ Rouven seufzte und ließ die Hand verzweifelt auf der Maserung liegen. Warf einen raschen Blick zu Bene hinüber, scheu und traurig zugleich. Schüttelte den Kopf und ließ ihn kraftlos sinken. „REDEN? Bist du behindert, was sollen wir denn bitte reden? Lass mich einfach in Ruhe, lasst mich beide in Ruhe, ihr verdammten Arschlöcher!“ Erneut warf sie etwas gegen die Tür, das jedoch nicht einfach abprallte. Diesmal zerbrach es klirrend und war bestimmt in eintausend Einzelteile zersprungen, weil sie dermaßen wütend war. „Wir könnten über alles in Ruhe reden, du müsstest dich nur beruhigen.“ Rouven wusste wahrscheinlich selbst, was er da für einen Müll zusammenbrabbelte, denn wer beruhigte sich schon in einer solchen Situation? Vor allem Rhia… „ICH BERUHIG MICH ABER NICHT!“ Ihre Stimme klang nur gedämpft, aber man hörte sie trotzdem klar und deutlich. Bene zitterte. „Bitte, Rhia, mach die Tür auf.“ Benedikt hatte Rouven sanft beiseite geschoben und spürte nun Rouvens Arm auf seinem Rücken, während er das Ruder übernahm. „Ich weiß doch, dass du jetzt am liebsten alle in deinem Umfeld grausam töten willst, aber du könntest stattdessen auch die Tür öffnen und deine Wut nicht an deinem Inventar auslassen. Bitte, komm doch raus, ja?“ Vielleicht brachten sanfte Worte ja mehr. Er wusste es nicht. Bei Rhia wusste man nie. Sie konnte sanft und lieb sein wie eine Raubkatze und einem im nächsten Augenblick anspringen vor lauter Wut, weil man eine falsche Frage gestellt und somit ihre Laune zerstört hatte. Er wusste also nicht, was jetzt gerade effektiv war und was nicht. Tatsächlich registrierte er überrascht, wie sich der Türschlüssel im Schloss drehte. Er warf einen schnellen Blick zu Rouven hinüber, der ihm ein kurzes Lächeln schenke und schnell seine Hand zurückzog, als die Tür aufging. Ihr komplettes Gesicht war tränenüberstömt, das Make-up vollkommen zerlaufen und die Haare zerrauft. Ihr Blick funkelte vor lauter Wut und Traurigkeit so heftig, dass Benedikt am liebsten die Augen schließen und sie nie wieder öffnen wollte. „So, was wollt ihr denn jetzt bitte mit mir bereden?“, fauchte sie und spuckte Benedikt beinahe ins Gesicht. „Vielleicht darüber, dass es abartig widerlich ist, was ihr da abzieht? Oder darüber, dass sich mein Inneres gerade anfühlt, als wäre es gekocht, gebraten und anschließend gegessen worden? Oder, hey, wie wäre es mit einem Yo, Rhia, fettes Sorry, das würde doch jetzt bestimmt wunderbar passen, nicht?“ Rouven seufzte laut auf. „Wir haben’s dir doch gesagt, oder nicht?“ Das war bestimmt nicht das Richtige gewesen. Rhias Augen verengten sich zu winzigen Schlitzen und in ihnen funkelte wütender, bloßer, aufrichtiger Hass. „Du verstehst es nicht, Rouven, oder? Was ihr… was du… getan habt, das kann man nicht mit einem Komm da raus und lass uns reden bereinigen. Ihr seid abartig widerlich und ich will. Nicht. Darüber. Reden. Das mit uns ist ja jetzt anscheinend Gott sei Dank vorbei, Benedikt, und du, Rouven, du bist ja wohl der allerekelhafteste Abschaum der Welt und garantiert nicht mein Bruder!“ Und aufs Neue knallte sie die Tür zu. Er folgte jeder seiner Bewegungen. Nervös tigerte er im Zimmer herum und sah Benedikt dabei kein einziges Mal an, nicht einmal, als der sprach. „Scheißescheißescheißescheißescheiße…“, flüsterte Rouven im Sekundentakt vor sich hin. „Scheiße, was haben wir nur getan? Bene, verdammt…“ Schweigend stand Benedikt auf und legte ihm die Hand auf die Schulter; zwang ihn so zum Anhalten. Rouven starrte ihm in die Augen und Bene sah ihm die deutliche Panik im Gesicht an. Immer noch ruhig strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir schaffen das, Rouven. Wir können immer noch versuchen, mit ihr zu reden, es hindert uns keiner daran. Es ist doch klar, dass sie jetzt geschockt ist, oder nicht? Was sollte sie denn auch sagen, es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Rouven, beruhig dich, alles ist gut, ja?“ Ganz leicht und wie in Trance nickte Rouven. Dann begann er zu murmeln und sah Bene dabei wieder direkt in die Augen. „Bene, was haben wir getan?“ Er sprach so leise, dass der ihn kaum verstehen konnte. „Hast du’s gehört, ich bin nicht mehr ihr Bruder, sagt sie. Nicht mehr ihr Bruder. Ich war immer der, der sie vor allem beschützt hat und auf einmal soll ich nicht mehr ihr Bruder sein. Und wie eiskalt sie war. Wie unendlich kalt…. So kalt.“ Oh ja, das war sie gewesen. Ihr Blick tat Bene noch jetzt weh. Ansonsten… er war äußerst ruhig. Er wusste nicht, ob es ihm leid tat, was geschehen war, oder nicht. Natürlich tat ihm Rhia leid, aber die Situation… es war… gut gewesen, fand er. Gut, dass sie es endlich wusste. Gut, dass es vorbei war. Er hatte Rouven. Es war vorbei. Er hatte Rhia verloren und Rouven gewonnen. Vorsichtig strich er Rouven übers Haar. Nur nichts überstürzen. Rouven war am Ende seiner Kräfte. „Komm her.“ Vorsichtig bugsierte Benedikt ihn zu seinem Bett und setzte sich neben ihn hin. „Du musst dich jetzt beruhigen.“ Vehement schüttelte Rouven den Kopf. „Wie soll ich mich denn bitte beruhigen? Meine Schwester hat mir eben an den Kopf geknallt, was für ein unendlich schlimmer Mensch ich doch bin und dann soll ich ruhig bleiben? Wie denn bitte?“ Bene seufzte und fuhr sich müde über die Augen. Woher sollte er denn wissen, was zu tun war? Ihm war die ganze Angelegenheit schon vor Monaten über den Kopf gewachsen und erst jetzt schien er richtig zu erwachen. Was für eine Ironie des Schicksals. „Rouven, schau mich an. Los, schau mich an. Rouven, du musst – komm schon, schau mich an.“ Widerwillig hob Rouven seinen Kopf. „Was?“ Unhörbar. Beinahe. Vorsichtig zog Benedikt Rouven, seinen Rouven, näher zu sich. „Rouven, es ist nicht deine Schuld. Ich hab mir das Ganze doch ausgedacht, ich war doch derjenige, der es Rhia sagen wollte, ich war derjenige, der es ihr auch gesagt hat. Du machst dir hier jetzt keine Vorwürfe. Ich bieg das wieder grade, ich verspreche es dir. Ich schwöre es sogar.“ Rouven nickte leicht. „Bitte“, hauchte er, brachte nicht keine Worte mehr über seine Lippen. Bene strich ihm über die Wange. „Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“ Überrascht hielt er inne. Nein, das wusste er nicht. Aber wenn er schon dabei war… „Rouven?“ „Deine Augen scheinen sogar jetzt noch Ruhe und Sanftmut verbreiten zu wollen, obwohl du dich doch gerade ganz anders verhältst. Ich wüsste nicht, was ich gerade ohne dich getan hätte und wie ich drauf kam, es Rhia damals ohne dich sagen zu wollen.“ „Ähm…“ „Du bist so ein unendlich toller Mensch und ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ „Sag doch einfach gar nichts. Rouven, ich…“ „Küss mich.“ Überrascht hielt Bene inne. „Bitte?“ „Bene, küss mich.“ Rouvens Augen, eben noch traurig, strahlten nun Verträumtheit aus, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Rouven, hör mir zu….“ „Küss mich. Jetzt.“ Er kam einfach nicht zu Wort. „Lass mich doch bitte ausreden.“ „Ich hab alles für dich aufgegeben, dann könntest du das doch wenigstens auch tun, oder?“ Bene musste lächeln. „Du hast die Sms nicht bekommen, oder? Ich liebe dich, Rouven. So sehr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)