Zum Inhalt der Seite

How to save a life

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Halt dich an mir fest

Ich wünsche viel Spaß mit dem zwölften Kapitel :) Liest das eigentlich noch irgendwer außer Shilou? Danke für deine tollen Kommentare <3
 

http://www.youtube.com/watch?v=wCcJuN47UcY

„Halt dich an mir fest, wenn du nicht mehr weiter weißt.”
 

Kapitel 12
 

Eine ganze Woche.

Eine ganze Woche ohne Benedikt.

Eine ganze Woche lang hatte er weder etwas von ihm gehört noch ihn gesehen. Er wusste nicht, wieso Bene nicht mehr bei Rhia aufgetaucht war und warum er sich nicht mehr gemeldet hatte. Natürlich konnte er es verstehen, wenn er sauer war. Immerhin war sein Auftritt bei Sarah wirklich heftig gewesen, aber andererseits war das doch auch Schwachsinn. Man konnte es auch übertreiben mit dem kindischen Verhalten.
 

Seine Woche war einfach so vor sich hingedümpelt.

Krankenhaus, alte Leute, dieser Vollidiot, mit dem er arbeitete, Freunde, Mael, ein wenig Boxtraining. Nichts, was wichtig gewesen wäre. Na ja, wichtig war vielleicht das falsche Wort. Mael war immerhin sein allerbester Freund und derjenige, dem er wirklich vertrauen konnte. Es war einfach nur so nebensächlich geworden, was er tat. Er erledigte seine alltäglichen Pflichten und Sachen mit einer Lustlosigkeit und Routine, dass es sogar den Menschen im Krankenhaus aufgefallen war, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Natürlich waren diese auch mehr darauf eingestellt, dass er sich zu einhundert Prozent um sie kümmerte, aber alles konnte man doch schließlich auch nicht koordinieren.
 

Und jetzt war also Wochenende.

Keine Arbeit, nichts zu tun. Er hätte natürlich zu irgendeiner Party gehen können, aber was hatte es für einen Zweck? Irgendwelche strunzdummen Mädchen konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen und genau das war es, was er immer ertragen musste. Mädchen.

Es war ja nicht so, dass Rouven eitel war. Na ja, vielleicht ein bisschen. Ein ganz klein wenig. Aber es war eine Tatsache, dass er ständig von irgendwelchen Mädchen belagert wurde, die alle ihren ganz persönlichen Teil von Rouven haben wollten. Das war einfach zu viel. Irgendwann war alles zu viel. Nicht mehr fungibel. Er wollte das nicht.
 

Früher einmal.

Früher hatte er es genossen. Hatte mit mehr Mädchen geschlafen als er zählen konnte. Reihenweise Herzen gebrochen. Sich absolut nicht wirklich darum gekümmert, was mit den Mädchen geschehen war. Das alles hatte sich geändert, als Benedikt aufgetaucht war. Auf einmal war es ihm nicht mehr wichtig gewesen, mit wem er geschlafen hatte oder wie oft er einen Orgasmus gehabt hatte. Wichtig war nur noch… Benedikt gewesen. Benedikt mit den sanften Augen. Den wundervollen, sanften, glasklaren Augen, von denen er einfach nicht genug bekommen konnte.
 

„Mael, kannst du das Gedudel mal lassen?“

Beleidigt legte Mael seine Ukulele auf sein Bett und seufzte. „Kannst du dann das Gejammer mal lassen? Seit zwei Stunden sitzt du hier und gibst keinen Ton von dir außer hin und wieder ein genervtes Seufzen. Ich weiß immer noch nicht, was mit dir los ist, aber es ist unglaublich ätzend.“

Rouven zuckte die Schultern und sagte nichts mehr.

Sein bester Freund fuhr sich durch die Haare und griff dann erneut nach seiner Ukulele. „Wenn du’s mir nicht sagen willst… ich bin hier. Du weißt ja, dass ich immer hier bin.“ Er verkniff den Mund zu einem schmalen Strich und sagte nichts mehr.

Beschämt schaute Rouven auf. Er hatte nicht bedacht, wie sehr er Mael damit nerven würde. Oder dass Mael das Leben, von dem Rouven so genervt war, auf diese Art und Weise von seinem eigenen Leben gar nicht kannte.
 

„Das tut mir leid, Ma. Ich will hier nicht rumjammern, du bist nur der einzige Mensch, mit dem ich reden kann. Kein anderer interessiert sich wirklich dafür, das weißt du doch. Ich will hier nichts runterspielen und du sollst nicht glauben, dass ich nur komme, weil ich Mitleid will. Du bist mein bester Freund und das heißt doch wohl ’ne Menge.“ So eine Aussage von Rouven war normalerweise eine Art Adelsschlag, weil er Sätze dieser Art nicht mochte.

Maels Kopf senkte sich dennoch. „Ich hab aber trotzdem das Gefühl, dass es dir im Grunde genommen egal ist. Du hast es nicht mal richtig registriert, dass ich in einer Band bin oder warum ich seit Jahren kaum noch das Haus verlasse. Mann, Rouven, das ist alles scheiße im Moment. Heul doch nicht immer rum wegen Benedikt, sondern mach dir klar, dass du unendliches Glück hast, ihn zu haben. Geh zu ihm, sag ihm, dass du ihn liebst und tu es so, dass deine Schwester dich nicht umbringt, es aber einsieht. Es ist alles gut, okay? Wir hatten diese Unterhaltung schon mal, aber du hast sie falsch verstanden, so was von falsch, wie es nur geht. Diesmal sag ich’s dir klipp und klar: Wenn du dich jetzt nicht anstrengst, sitzt du noch in fünfzehn Jahren in meinem Zimmer und flennst rum wegen einer verpassten Chance. Darauf hab ich keinen Bock und du garantiert auch nicht, also beweg jetzt deinen Arsch und verschwinde von hier.“
 

Rouvens Mund fiel auf und sprachlos starrte er Mael an.

„Na los, beweg deinen Hintern.“ Mael lächelte, doch es war ein gezwungenes Lächeln. Widerstrebend nickte Rouven und stand auf.

„Bis dann, ja?“

Mael nickte und drehte seinen Kopf weg. Rouven seufzte und lief zur Tür, öffnete sie und ging hinaus.

Als er ein seltsames Geräusch hinter sich hörte, drehte er sich noch einmal um – und erstarrte.
 

Mael weinte.

Dicke, heiße Tränen liefen ihm übers Gesicht, während er verzweifelt versuchte, keine lauten Geräusche zu machen, um Rouven aus seinem Zimmer zu vertreiben. Der stand wie versteinert auf der Türschwelle und starrte seinen besten Freund einfach an, der immer mehr versuchte, seinen Tränen keinen freien Lauf zu lassen.

Dann gab sich Rouven einen Ruck und lief zu Mael zurück. Setzte sich vorsichtig neben ihn und legte den Arm um ihn.

„Nicht weinen“, flüsterte er, „nicht weinen, Mael. Alles wird gut. Sssch, alles wird wieder gut.“ Langsam legte er beide Arme um seinen besten Freund und der ließ seinen Kopf auf Rouvens Brust sinken. „Mael, alles wird wieder gut werden. Beruhig dich. Alles ist gut.“

„Nichts wird gut“, murmelte Mael in Rouvens T-Shirt hinein, „gar nichts wird gut.“

„Hey.“ Fürsorglich drückte Rouven seinen besten Freund weg. „Mael, sag mir doch, was los ist.“
 

Seine Sommersprossen waren wie immer deutlich zu sehen, aber sein Gesicht war tränenverschmiert und die braunen Augen waren kaum zu sehen, weil sie so geschwollen waren. Er schüttelte den Kopf und versuchte vergeblich, sich die Tränen wegzuwischen, von denen jedoch immer neuere dazukamen. „Mael, Mael, Mael, Maelmaelmaelmael, Maestro, alles okay. Es bin doch nur ich. Du kannst mir doch immer sagen, was los ist, das weißt du doch, oder?“ Betont aufmunternd lächelte Rouven ihn an, doch er reagierte schon gar nicht mehr darauf.

Rouven nickte leicht. „Okay. Ich weiß, dass es schwer ist. Ich kann das auch nicht. Das mit Bene, das ist das erste Mal, dass ich meine Gefühle… jemandem mitteile und dieser Jemand bist nur du. Du bist der einzige Mensch außer Bene, der von diesen Gefühlen weiß und ich würde sie auch sonst niemals jemandem anvertrauen. Ich vertraue dir und das sollte dir eigentlich eine Menge bedeuten.“ Er lachte nervös auf, wusste, wie das jetzt klang. „Ja, normalerweise würdest du jetzt mit den Augen rollen und auf dein Klavier einhacken oder auf sonst irgendeines von den tausend Instrumenten, das du beherrschst. Aber du sollst einfach wissen, dass ich mir keinen besseren besten Freund als dich wünschen könnte. Ohne dich wäre das doch alles… scheiße ohne Ende. Ich weiß, das klingt jetzt lächerlich und aus der Luft gegriffen, aber es ist die Wahrheit. Ich bin so froh, dass wir damals im Kindergarten diese Auseinandersetzung wegen der Legosteine gehabt haben, sonst wären wir uns bestimmt niemals wirklich begegnet. Seitdem haben wir doch alles durchgemacht, was nur ging, oder nicht? Ich weiß, dass ich oft ein Arschloch bin, das nur im Mittelpunkt stehen will. Ich weiß, dass du ständig wegen mir zurückstecken musst. Ich weiß, dass dir das wehtut.“
 

Er machte eine Pause und sah, dass Maels Tränen langsam verebbten. Warum er weinte, wusste Rouven immer noch nicht, doch es machte ihn unendlich hilflos. Er mochte es nicht, wenn Menschen weinten, weil er meist das unbestimmte Gefühl hatte, dass es seine Schuld war. Seine, seine, seine, nur seine Schuld.
 

„Ich will aber, dass du weißt, dass du mit mir reden kannst. Du hast recht, ich weiß nicht, warum du nie rausgehst. Ich war kein guter Freund für dich, aber ich hab es niemals böse gemeint und das weißt du auch. Ich bin kein Mensch, der da besonders tief dringt, wenn andere Probleme haben, weil ich nicht gut in so was bin. Du warst wahrscheinlich der beste Freund für uns beide. Aber du sollst jetzt verstehen, dass du mit mir reden kannst. Selbst wenn ich mich wie das allerletzte Arschloch verhalte, ich bin für dich da. Und ich will, dass du mir sagst, was los ist, sobald du dich beruhigt hast. Bis dahin bleib ich hier sitzen und pfeife vor mich hin und warte.“
 

Statt einer Antwort fingen bei Mael wieder die Tränen an.

Hilflos legte Rouven einen Arm um ihn und zog seinen Kopf nah zu sich heran. „Hey, nicht schon wieder. Reiß dich zusammen, ja? Bleib ganz ruhig. Denk an was Schönes. Denk daran, dass du gerade diesen tollen Musikpreis gewonnen hast mit… hm, mit deiner Klarinette. Ist das nicht eine gute Vorstellung? Stell dir vor, wie du die Stufen hinaufschreitest, um deinen Preis in Empfang zu nehmen und…“

„Bei meinem Glück würde ich die Stufen hochfliegen.“

Rouven horchte auf und lächelte. „War das eben etwa ein Beitrag? Du kannst ja reden. Komm, sag noch was, sag noch was.“

Mael drehte seinen Kopf weg, doch Rouven sah sein Lächeln trotzdem. „Oh, Gott, du kannst ja auch lachen! Kannst du auch auf einem Bein hüpfen und mich gleichzeitig beleidigen?“
 

Diesmal konnte Mael sein Lachen nicht mal mehr verstecken. Laut platzte er heraus und Rouven war zufrieden mit sich. Wie sehr er es doch hasste, wenn Menschen wegen ihm traurig waren. Und genau das war Mael nämlich auch.

„Na, also. Du kannst’s mir ja mal vormachen, nicht?“

Maels Lächeln verschwand. „Mann, Rouven, so was Blödes hast du dir seit der achten Klasse nicht mehr geleistet.“

Der Angesprochene zuckte die Schultern. „Kann schon sein, aber es hilft ja, oder nicht?“

Der Ire nickte leicht und bedächtig. Eine einsame Träne fand ihren Weg nach unten und Rouven strich sie weg. „Erzählst du’s mir?“
 

Stille. Schweigen.

Lange.

Dann: „Es gibt nicht so viel zu erzählen. Mein Leben ist nur nicht so, wie es sein sollte. Sollte man in unserem Alter nicht eher so sein wie du statt wie ich?“

Rouven zog die Augenbrauen zusammen. Fest. „Wie? Du meinst, indem man mit dem Freund seiner Schwester vögelt und der ganzen Welt verschweigt, dass man schwul ist?“

Mael seufzte. „Nein, indem man ein Leben hat. Dieses Banddings, bei dem ich mitmache, ist ein Versuch, mein Leben mal irgendwie zu gestalten. Ich sitz seit Jahren nur in meinem Zimmer und komponier irgendeinen sinnlosen Schrott vor mich hin, anstatt mal rauszugehen und zu leben. In der Schule kannte keiner mehr meinen Namen, nicht mal mehr die Lehrer und als wir die Abschlusszeugnisse bekommen haben, haben mich alle angesehen als sähen sie mich zum ersten Mal, was wahrscheinlich auch der Fall war. Nach dem Abi wird alles besser, hab ich mir immer gesagt. Aber nichts ist besser. Ich weiß nicht mal, wie man mit unseren Altersgenossen redet, wenn du nicht dabei bist und ich glaub, ich bin in zwei Jahren ein Fall für die geschlossene Anstalt, weil ich nur noch mit meinen imaginären Freunden reden werde und den Unterschied zwischen Realität und Traumwelt nicht mehr erfassen kann. Mann, Rou, das klingt alles so langweilig und sinnlos und dumm, aber du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn man Tag für Tag für Tag nur zu Hause sitzt und genau weiß, dass man sich das selbst ausgesucht hat und man nichts dran ändern kann. Nichts. Ich weiß nicht mal, weshalb wir immer noch Freunde sind. Du erzählst mir ständig von deinen aufregenden Partys und deinem tollen Leben und ich kann dir im Gegenzug immer nur davon berichten, dass meine Geige total verstimmt war und ich erst mal alles neu aufziehen musste deshalb. Ich hasse es, Rouven. Ich hasse, hasse, hasse es! Ich trage seit Monaten nur noch verdammte Pullover, weil niemand meine verritzten Arme sehen darf. Zur Hölle, das ist das einzige, was mir noch irgendwie gut tut. Ich hab das Gefühl, dass ich lebe, wenn ich’s tue. Rouven, ich fühl mich einfach total beschissen, einfach nur scheiße. Abgefuckt und dumm. Und du, gerade du, solltest das doch verstehen. Du hast auch deine Probleme. Du weißt, was beschissen ist. Aber trotzdem könntest du dich ja auch mal ein bisschen mehr für mich interessieren, oder nicht?“

Dicke Tränen kullerten über Maels Gesicht nach unten und er brach ab. Wollte nicht mehr reden.
 

„Komm her“, sagte Rouven nach einigen Minuten einfach. „Komm einfach her.“

Mael rutschte näher und Rouven breitete die Arme aus. Umarmte ihn, bis seine Arme wehtaten vor lauter Drücken. Egal, er machte weiter.

„Mael, du Dussel. Du verdammter, vollidiotischer Trottel. Dein Leben ist doch nicht scheiße und du bist es auch nicht. Du bist der Tollste und ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte. Absolut nicht. Wenn du was tun willst, dann musst du mir das einfach mal sagen, anstatt dich hier zu verkriechen. Ich kann doch nicht riechen, wenn du mal Lust aufs Rausgehen hast, wenn du nichts sagst. Mann, Mael, du machst mir Angst. Und das mit deinen Armen… scheiße, Maestro, ich weiß nicht mal, was ich sagen soll, wirklich nicht… Ich… Scheiße!“

Er wusste nicht mehr weiter, war doch nicht der Typ für solch ausgelassene Stimmungen. Konnte so was nicht.

Und doch schien er die richtigen Worte auch… ohne Worte zu finden.
 


 

„Und du kommst jetzt mit. Dumme Weiber hin oder her, wir gehen jetzt feiern. Und uns kann keiner dazwischenkommen, kein doofes Mädchen, kein Benedikt, keine schlechte Laune. Wirf sie aus dem Fenster und zieh dir was anderes an. Es ist Wochenende und wir gehen. Los.“

Und endlich lächelte er wieder.

Zum Glück. Rouven wusste nicht, was er ohne Mael tun sollte. Seitdem er denken konnte, waren sie beste Freunde und ein Leben ohne ihn wollte er sich nicht vorstellen.
 

Sms von Benedikt.

Nach einer Woche eine Sms von Bene…

Lächelnd löschte Rouven sie direkt vor Maels Augen, die daraufhin noch mehr strahlten, weil Rouven ihn, den besten Freund, vor Benedikt vorzog. Es gab also doch noch Wunder.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shilou
2011-02-07T17:45:23+00:00 07.02.2011 18:45
OK ... *ganz verwirrt sei* Ö.Ö
Also ... sehr trauriges Kapitel und der kleine Mael tut mir soooo Leid!!
*feste knuddl und nie ... NIE mehr los lass* :3

Finde es auch voll schön wie sich Rou bemüht, ein guter Freund zu sein und das er die SMS von Bene gelöscht hat, ist Beweis genug.
*Darum liebe ich Rou* :D

Aber ... mich würde es ja so was von interessieren was in der SMS stand, vor allem weil Bene die ganze Woche sich bei keinem gemeldet hat. O_o
Ob er endlich geschnallt hat was für ihn, Rou, Rhia ... ach einfach für alle gut wäre?? >.<

Ach ... jetzt muss ich wieder bis Donnerstag warten um zu erfahren wie es weiter geht!! Q.Q

LG Shilou

Ach ja und ... NEIN ... Bene bekommt von mir nur ein putzig kleines bissl Mitleid ... XD


Zurück