How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 9: Only you ------------------- Wuh. Über Kommentare würd ich mich immer noch freuen und... viel Spaß Mit dem Anfang bin ich nicht zufrieden, aber mit dem Ende definitiv! http://www.youtube.com/watch?v=JET6ylXLn80 http://www.youtube.com/watch?v=jWuay7P0wZk “Here and now my world turns inside out. And I swear I… I hear you calling” Kapitel 9 „Skarbie, ich hab dir ja gesagt, dass du nicht mehr zu Rhia gehen sollst.“ Wütend schnalzte seine Mutter mit der Zunge und Benedikt zuckte die Schultern. War doch eh alles egal. Alles war vollkommen unwichtig. „Benedykt, ich will…“ „Ja, ist gut“, fuhr Bene seiner Mutter ins Wort, „ich hab’s kapiert, du brauchst mich nicht immer zu bemuttern. Ich bin weg heute, ich bin nicht krank oder sonst was. Ich geh heute Nacht zu Sarah, da werd ich wenigstens in Ruhe gelassen.“ Wütend auf sich selbst stapfte er die Treppe hoch und ließ seine vollkommen verdatterte Mutter allein zurück. Sie konnte ja nichts dafür, aber es hatte so gut getan. Rouven hatte ihn benutzt. Benutzt, gedemütigt, alleingelassen. Er hatte irgendeine Scheiße aus dem Ärmel zaubern müssen und war, obwohl es endlich mal gut gelaufen war, sofort abgehauen. Ah, Moment, war es ja gar nicht mehr, da dank Rouven alles schiefgelaufen war. Seufzend packte er ein paar Sachen in seine Tasche und trampelte die Treppe runter, an seiner Mutter vorbei, raus, raus, raus. Zu Sarah. Seiner großen Schwester, die in der Nähe wohnte und ihn normalerweise immer spontan nachts aufnahm, wenn irgendwas war. Sie stelle keine Fragen; wusste, wie seine Mutter war. Oder sein Leben. Was sie nicht wusste war die Sache mit Rouven. Bene hatte nicht vor, sie irgendjemandem jemals zu erzählen. Sarah würde es verstehen, dass er mal Abstand brauchte. Sie verstand ihn immer. Bene vermisste es, sie zu Hause zu haben. Es wäre einfacher gewesen, sie auch in der Pubertät bei sich gehabt zu haben, aber sie war ausgezogen als Bene elf gewesen war. Genervt strich er sich im Gehen tausend Haare aus der Stirn. Er hasste es, wenn sie so lang waren, dass sie ihm in die Augen fielen und es war ihm lieber, wenn sie etwas kürzer waren. Aber Rhia mochte das nicht und was Rhia mochte, war nun mal Gesetz… Beinahe hoffte er, dass auf der Straße noch eine dunkle Gestalt auftauchen würde. Dunkle, lange Haare, ein schönes Lächeln, sarkastische Sprüche auf den Lippen. Aber nichts war und alles, was blieb, waren vereinzelte Regentropfen, die Bene auf den Kopf trafen. Kein Rouven, der ihn von hinten umschlang und an sich drückte. Kein Rouven, der ihm ins Ohr flüsterte, wie geil er heute doch wieder aussähe. Kein Rouven, wegen dem er sich auf dem Klo einen runterholen musste. Kein Rouven. Woher sollte der auch wissen, wo er war? War das gut, war das schlecht? Er schüttelte den Regen ab und klingelte bei Sarah. Bene seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Er liebte das Gästebett bei seiner Schwester, in dem er normalerweise unendlich toll schlafen konnte. Aber heute war alles anders und er lag mal wieder stundenlang da, ohne dass seine Augen auch nur ein winziges Stückchen zufielen. Er dachte nach. Er dachte über den Tag nach und darüber, dass Rouven es wirklich hatte riskieren wollen, Rhia alles zu sagen. Bene wusste nicht genau, was der Sinn des Ganzen gewesen war. Er konnte so oft er wollte darüber nachdenken, aber es kam einfach zu keinem Ergebnis. Zumindest zu keinem passenden. Es war doch nicht abzusehen gewesen, was Rouven abziehen würde und es war irgendwie lächerlich. Aber irgendwie… Bene drehte sich auf den Rücken… doch auch süß. Für seine Schwester hatte Rouven alles aufgeben wollen. Er wollte Benedikt wehtun und sich selbst ebenso, um Rhia nicht länger zu belügen. Und irgendwie auch noch… Benedikt. Er wollte seiner Schwester unbedingt beichten, dass er etwas mit Bene hatte, weil… ja, weil ihm vielleicht etwas an Benedikt lag? Wollte er ihn schützen, indem er es ihr sagte, sodass sie es nicht selbst herausfinden musste? Das war doch verwirrend. Bene schwitzte und seufzend strampelte er die Decke von sich. Irgendwo im unteren Stockwerk begann eine seiner Nichten zu schreien und im Haus gingen die Lichter an. Durch seinen Türschlitz fiel Licht und er hörte jemanden die Treppe runterrennen. Dann war wieder alles still. Er kratzte sich an der Nase und spürte, wie ihn die Hitze trotz allem erneut erfasste. Ächzend zog er sich sein Shirt über den Kopf und warf es zu Boden. In diesem Moment hörte er leise Geräusche am Fenster. Erschrocken saß er auf einmal kerzengerade im Bett. Was war das? Da war es wieder. Eine Art leises Prasseln, das sofort wieder verstummte. Verwirrt fragte Bene sich, ob er einfach weiterhin versuchen sollte zu schlafen oder ob er nachsehen sollte. Er entschied sich für Ersteres und bettete seinen Kopf wieder auf sein Kissen. Da. Schon wieder. Leicht verstimmt stand Benedikt auf, trat ans Fenster heran… … und traute seinen Augen nicht. Riss das Fenster auf. Streckte seinen Kopf raus. Schrie beinahe. „Rouven!“ Er winkte und hielt irgendetwas in der Hand. Bene strich sich über die Augen und sperrte den Mund auf. „Herrgott, was willst du denn bitteschön hier?“, flüsterte er, aber noch so laut, dass Rouven ihn noch hören konnte. Der zuckte, soweit Bene das erkennen konnte, mit den Schultern. „Kann ich hochkommen?“ Dumpf lachte Benedikt auf. „Wie denn bitteschön? Willst du dich an meinen langen Haaren hier heraufschwingen und mich fortan Rapunzel nennen?“ Er glaubte, Rouven grinsen zu sehen. „Kann ich tun.“ Er räusperte sich. „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“ Wider Willen musste Benedikt lachen. „Vergiss es. Aber du kannst die Haustür benutzen.“ Warum er das getan hatte, wusste Benedikt auch wieder mal nicht genau. Es war ihm aber relativ schnuppe, weil er Rouven gerade ins Gästezimmer seiner Schwester schleusen und aufpassen musste, dass keiner bemerkte, dass er da war. Am liebsten hätte er Rouven getötet, als dieser gegen eine Kommode stieß und laut aufstöhnte. „Shhh, halt die Fresse“, zischte Bene so leise wie möglich und stieß ihn weiter. Ganz sacht fluchend hüpfte Rouven hinterher; beklagte sich jedoch wundersamerweise nicht einmal, als Bene ihn hart am Handgelenkt packte und in sein Zimmer hineinzog. Grinsend ließ sich Rouven auf das Bett fallen und begutachtete erst einmal ausgiebig Benedikts nackten Oberkörper, den er vorher offensichtlich nicht einmal bemerkt hatte. Unbehaglich wandte sich Bene ab und zog sich in einer unendlich schnellen und hektischen Bewegung sein Shirt über. Rouven war enttäuscht, was Bene ihm ein wenig ansehen konnte. Dann bemerkte er die Tasche, die Rou in den Händen hielt. „Du, was hast du damit vor?“ Rouven schleuderte die Tasche auf den Boden. „Kanonenfutter. Unnützer Ballast. Wieso bist du hier?“ Bene blinzelte. „Viel wichtiger ist ja wohl eher, wieso bist du hier? Woher wusstest du überhaupt, dass ich bei meiner Schwester bin?“ Er seufzte nur und streckte seine Füße aus. „Von deiner Mutter. Ich dachte, wir sollten über das reden, was heute Mittag passiert ist.“ Na, großartig. Also doch. Würde Rouven jetzt ihm die Schuld an allem zuschieben? Rouvens Augen musterten Benedikt warm. Und dann geschah etwas, was Bene niemals, niemals, nicht in tausend Jahren erwartet hätte. „Benedikt, es tut mir leid. Ich wollte das nicht und ich hab’s ja Gott sei Dank noch gemerkt. Wirklich, ich hoff, dass alles bestens ist und dass ich mit meiner Aktion keinem von euch geschadet habe.“ Benes Herz setzte aus. Ein, zwei Sekunden lang war in seinem Hirn eine vollkommene Leere. Alles weggefegt. Doch dann machte Rouven weiter. „Ich werd dich aber nicht aufgeben, Benedikt Wagner, und ich bin gekommen, um dir genau das zu sagen. Ich werde einen Weg finden, dich zu bekommen.“ Benedikt schluckte, als Rouven auf einmal aufstand. Unbehaglich trat er einen Schritt zurück und musste einsehen, dass er Rou nicht entkommen konnte, weil dieser ihm schon wieder hinterherkam. „Ähm… Rouven, das ist ja schön und gut, aber ich dachte eigentlich, du wolltest Rhia nicht mehr wehtun?“ Oder mir, fügte er in Gedanken noch hinzu. Rouven schaute auf den Boden und lachte leise. „Damit tu ich doch eigentlich nur mir weh, oder?“ Verwirrt schüttelte Benedikt noch einmal den Kopf und versuchte noch einmal, Rouven auszuweichen, der ihm jedoch immer weiter auf die Pelle rückte. „Dir tut doch gar nichts weh“, murmelte Bene verzweifelt und machte noch einen letzten Schritt nach hinten. Jetzt hatte er die Wand im Rücken und Rouven vor sich, der ihn mit einem Ausdruck in den Augen musterte, der Bene wehtat und ihn gleichzeitig zu Rouven hinzog. Er wollte ihn berühren. Er wollte ihn so sehr berühren, dass es ihm im Herz wehtat. „Mir tut vieles weh, Benedikt. Mir tut es weh, dass du gerade vor mir abhaust. Mir tut es weh, dass du vorhattest, alles zu beenden. Mir tut es weh, meine Schwester zu belügen und ihr nicht sagen zu können, dass wir dieses Ding laufen haben. Mir tut es weh, keinem davon erzählen zu können außer Mael, der mir nicht helfen kann. Mir tut es weh, diesen Ausdruck in deinen Augen zu sehen, der mir genau sagt, dass du keine Lust auf das Ganze hier hast. Und trotzdem kann ich nicht aufhören. Willst du wissen, warum?“ Er war ihm inzwischen so nahe, dass kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte. Benedikt schluckte und nickte ganz leicht. „Ja“, hauchte er, „ich will’s wissen.“ Rou lächelte. „Weißt du, obwohl mir so viel wehtut, kann ich einfach nicht anders. Weißt du, dass deine Augen drei Farben haben? Sie sind braun, grün und grau gleichzeitig. Jedes Mal ein wenig anders. In diesem Licht hier sind sie eher braun, aber man sieht auch noch das Grün und Grau ziemlich gut. Es ist immer unterschiedlich. Wenn es regnet, kommt das Grau ein wenig mehr raus. Ich könnte sie stundenlang ansehen.“ Er sprach wie in Trance und seine Mundwinkel bogen sich immer mehr nach oben. Bene wollte weg. Rouven sagte Dinge, die er noch nie aus seinem Mund gehört hatte und die ihm irgendwie Angst machten. Alles wurde greifbarer dadurch… „Und deshalb kann ich nicht aufhören, Bene. Ich kann’s nicht ertragen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, nicht mehr in diese Augen sehen zu können, Benedikt. Verstehst du mich?“ Bene nickte, obwohl er nichts verstand. Wieso auch? Wieso sagte Rouven auf einmal all diese Dinge? Er war doch eigentlich ein gefühlloses Arschloch, das nur aufs Ficken aus war. Zumindest hatte Benes bester Freund das mal so bezeichnet, als das Gespräch irgendwie auf Rouvens Bettgewohnheiten gekommen war. Schade nur, dass Bene damals nicht gewusst hatte, dass Rouven noch eine dermaßen extreme Rolle in seinem Leben spielen würde, sonst hätte er aufmerksamer zugehört. „Rouven, ich find’s nicht gut, was du da tust“, presste Bene heraus, während Rouven ihn immer weiter an die Wand quetschte und dabei seinen Fuß zwischen seine Beine schob. Der lachte nur und hob mit einer Hand Benes Kinn an. „Schau mich an“, befahl er und Benedikt konnte nicht anders. Rouvens dunkle Augen bohrten sich tief in Benedikts hinein, in dessen Inneren sich etwas regte. Bene spürte Rouvens Berührung kaum. Trotzdem war sie warm und er wünschte sich mehr davon. Viel mehr. Wie von selbst bewegten sich ihre Köpfe aufeinander zu und ihre Münder trafen sich zu einem leichten Kuss. Es war mehr wie die Berührung von Schmetterlingsflügeln, die die Haut stürmisch treffen als ein richtiger Kuss, dennoch war es für Benedikt unglaublich schön und beruhigend. Rouven öffnete die Augen und lächelte Benedikt an; strich ihm durchs Haar. Fuhr ihm mit dem Finger über die Wange. „Du hast wirklich weiche Haut“, bemerkte Rou abwesend lächelnd und packte eine Haarsträhne von Benedikt, um ihn wieder zu sich zu ziehen. „Wieso ist eigentlich alles an dir so perfekt?“ Seine Stimme kippte. Bene lachte leise auf. „An mir ist gar nichts perfekt, Rouven, das müsstest du doch am besten wissen, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Bene, sei doch still, du weißt ja gar nicht, wie ich dich sehe. Oder wie ich mich sehe. Sei einfach still und küss mich.“ Und das tat Bene. Auf einmal fühlte er Rouvens Hände an seinem T-Shirt, die sich langsam darunterschoben. Sie waren warm und legten sich auf Benedikts kalten Körper. Schoben das Shirt nach oben. Benedikt löste sich aus Rouvens Kuss, hob die Arme hoch und Rouven zog ihm das lästige Oberteil einfach über den Kopf. Ließ es irgendwohin fallen, wo es keinen mehr störte. Sie setzten den Kuss fort und Benedikt spürte, wie sein Blut sich langsam an einer ganz bestimmten Stelle bündelte. Eine Stelle, an der sich immer noch Rouvens Fuß befand, der sich nun langsam wegschob, um einem anderen Körperteil Platz zu machen. Seine Hand, die sich fest um Benedikts Erektion schloss und Bene zum Zittern und Beben brachte. „Stopp.“ Mit beiden Händen schob er Rouven von sich weg. Dessen Gesichtsausdruck schwankte zwischen Ärger und Verwirrung. „Wa…“ „Nein. Du redest jetzt nicht. Wir reden gar nicht mehr.“ Rouven legte den Kopf schief und sah Benedikt diesmal wirklich verwirrt an. „Äh, Ben..“ „Nein. Ich sagte doch, du sollst die Klappe halten.“ Bene erschrak vor sich selbst. Wann war er das letzte Mal so oft hintereinander so energisch aufgetreten? Wahrscheinlich noch nie… Aber das war doch im Moment auch egal. Er lächelte Rouven an, während er sich die Hose vom Leib streifte. Er zögerte nicht eine Sekunde, seine Boxershorts noch hinterherzuschicken und stand komplett nackt vor Rouven da. Der rührte sich nicht mehr. „Du kannst es haben.“ Benedikt lächelte. „Du kannst es haben, was du wolltest. Holst du es dir?“ Bitte. Unfassbarerweise schien Rouven noch ernsthaft darüber nachzudenken. Nackt stand Bene vor ihm. Unfähig, noch weitere Gedanken zu fassen. Unfähig, überhaupt irgendetwas zu tun. Einfach nur… da. Und dann konnte Rouven sich nicht länger halten, war mit einem Schritt bei Bene, packte ihn und schmiss ihn aufs Bett. Na, also. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)