How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 8: Inside of you ------------------------ Und damit kommen wir nun zu meiner Lieblingsband, habt bloß viel Vergnügen, wenn ihr’s euch anhört, sonst weine ich xD Danke für die Kommentare, über mehr freue ich mich immer 333 Ach ja. Ich hab keine Ahnung, ob ich es schon mal erwähnt habe, aber: Die Geschichte ist bereits fertiggestellt. Ich verändere nichts mehr (:P) und stelle nur pünktlich jeden Montag und Donnerstag ein Kapitel hoch. Warum? Keine Ahnung. Jedenfalls wünsch ich viel Spaß :* Mael singt Call it Karma, das im dritten Kapitel verlinkt wurde. http://www.youtube.com/watch?v=8GgdwMVR87k “I know I'm gonna fall. And you'll be waiting for it all.” Kapitel 8 Da stand er nun vor seiner Schwester und dem Typen, den er irgendwie mochte. Da stand er und hatte vor, ihnen zu sagen, was genau lief. In Rhias Gesicht konnte er genau lesen, was los war. Sie war sauer, neugierig und vor allem richtig, richtig, richtig angepisst, weil Rouven einfach so hier reingeplatzt war, um ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Bei Bene war die ganze Sache allerdings viel komplizierter. Rouven wusste nicht, was genau er nun dachte, wollte, hoffte. Er sah ihn einfach mit diesem unergründlichen Gesicht an und zeigte keine Regung mehr. Allerdings hatte er vorhin doch tatsächlich mal etwas gesagt, was ihm in Gegenwart von Rouven und Rhia noch nie passiert war. Und jetzt? Sollte er es tun oder nicht? Vorhin, auf dem Heimweg, war er sich seiner Sache noch komplett sicher gewesen. Er hatte gewusst, dass es richtig war, was er vorhatte. Aber jetzt war da auf einmal diese Beklemmung… Seine Schwester musterte ihn mit riesigen Augen und in Benedikts Gesichtsausdruck konnte Rouven auf einmal Angst sehen. „Rhia…“ Er brach ab; wusste nicht mehr weiter. „Rouven, bitte. Das ist doch lächerlich, lass es einfach.“ Der Wahnsinn, Bene hatte schon wieder was gesagt. Rou wusste nicht mal, wann Benedikt das letzte Mal mehr als drei Sätze mit ihm gewechselt hatte, wenn seine Freundin neben ihm lag und ihn… befummelte? Rouvens Kinnlade fiel ungefähr auf Höhe seiner Knie. „Hey, wenn ihr mir nicht zuhören wollt, dann ist mir das auch egal.“ Gespielt stinkwütend drehte sich Rouven auf dem Absatz um und stürmte hinaus. Glück gehabt. „Rouven, hast du ’ne Sekunde?“ Überrascht sah Rouven hoch und sah seine Schwester vor ihm stehen. Oh, scheiße. „Äh, ich weiß nicht so recht, ich bin aufm Sprung“, murmelte er nur mit lahmer Stimme und verfluchte sich innerlich dafür, dass er überhaupt damit angefangen hatte. „Komm schon, du hast doch bestimmt noch ein paar Minuten.“ Ihre Stimme klang flehentlich, aber nicht böse, was Rouven nicht unbedingt beruhigte. Er wusste genau, wie schnell sie auf Hundertachtzig sein konnte – genauso schnell wie er selbst auch, vielleicht sogar noch schneller. „Hm, wenn’s sein muss, schon.“ „Cool.“ Sie zog ihn mit sich in ihr Zimmer hinein. Als ihm klar wurde, wo es hinging, zuckte er zusammen. Fast erwartete er, Bene jetzt erneut unter die Augen treten zu müssen, aber der war nirgends mehr zu sehen. Hatte sich wohl aus dem Staub gemacht. Rouven ließ sich auf Rhias dunkelgrüne Couch fallen und strich sich durch die Haare. Seufzend setzte sich seine Schwester neben ihn und ließ ihn nicht aus den Augen. Argwöhnisch. So. „Und jetzt?“ Rhia zuckte die Schultern. „Ich will einfach nur wissen, was das vorhin sollte. Bene wollte mir nicht so recht antworten, er meinte, es wäre nur ein kleiner Streit zwischen euch. Aber ihr redet doch gar nie miteinander, wie könnt ihr denn dann streiten?“ Großartig. Was sollte er denn darauf bitte erwidern… Ganz genau, Rhia, so ist es. Bene und ich haben nur einen winzig kleinen Streit und alles ist eigentlich bestens. Wir haben nur noch zusätzlich eine kleine Affäre, aber das kann dir ja egal sein. „Er hat recht, das ist alles. Wir haben schon manchmal was miteinander zu tun und ich war… etwas sauer auf ihn, weil ihr jetzt wieder zusammen seid und so. Das ist nichts Wildes, echt nicht, ich fand es nur etwas ätzend von ihm, erst mit dir Schluss zu machen und dann sofort wieder zurückkommen zu wollen.“ Rhias Lächeln fiel deutlich fröhlicher aus als sonst. „Rou, das ist wirklich lieb von dir, dass du dir solche Sorgen um dich machst. Aber das ist nicht nötig, du kennst doch Bene. Er ist wirklich toll und er würde mir niemals wehtun. Niemals.“ Als er seiner Schwester durch die Haare strich, kam er sich vor wie das größte Arschloch der ganzen Welt, weshalb er auch so schnell wie möglich weg wollte. Seufzend stand er auf und Rhias überraschter Blick tat ihm beinahe mehr weh als Benes Anschuldigungen vorhin, dass er keine Ahnung davon hatte, was Rouven da sagte. „Mael wartet schon, ich muss los.“ „Mael, ja?“ Rhia grinste. „Hast du im Moment kein Mädchen am Start?“ Rouven erstarrte und er spürte, wie sein Herz anfing, laut zu pochen, so laut, dass er schon Angst hatte, dass Rhia es hören konnte. „Äh… wie kommst du denn drauf?“ Sie lachte nur. „Du hast schon lange nicht mehr von irgendwelchen Eroberungen geprahlt. Normalerweise bist du nur still und erzählst nichts von Mädels, wenn du verknallt bist. Schon mal aufgefallen?“ Erstaunlich, was Geschwister alles merkten. „Laber nicht, Trottel.“ Rouven grinste, winkte und verschwand aus dem Zimmer. Draußen auf dem Gang verging ihm das Grinsen. Zur Hölle, sie wusste etwas. Sie wusste, dass Rouven irgendjemanden nicht aus dem Kopf bekommen konnte. Wenigstens hatte sie keine Ahnung, wer es denn nun war. Immerhin hatte Benedikt das noch hinbekommen. Dass er so intelligent darauf reagiert hatte, womit Rouven ihn beschimpft hatte, hätte er nie gedacht. Anscheinend wusste er eine Menge Dinge nicht über Benedikt. Hm. Wovon hatte er denn eine Ahnung? Benedikt hatte eine Schwester und zwei kleine Nichten. Seine Schwester wohnte schon seit mehreren Jahren nicht mehr zu Hause, was ihn praktisch zu einem Einzelkind machte. Er war ziemlich still und fiel eigentlich niemals negativ auf, außer wenn er betrunken war. Da kam der Pole in ihm heraus, denn er liebte Wodka. Und das Heimatland seiner Eltern. Er selbst war in Deutschland geboren, aber seine Eltern kamen aus Polen und zogen ihn auch so gut es ging polnisch auf. Die Sprache konnte er relativ gut und er hatte vor, vor oder nach dem Studium ein Jahr lang in Polen bei Verwandten zu verbringen, wenn ihm nichts dazwischenkam. Als kleiner Junge hatte er ein Faible für Einhörner gehabt, das anhielt bis in die dritte Klasse, in der er auch seinen Glauben an Gott verloren hatte. Er war ziemlich gut in Deutsch, dafür aber sonst eher nicht besonders. Vor Biologie hatte er eine regelrechte Phobie und in Mathe bekam er schon Punkte, wenn er nur seinen Namen richtig schrieb. Er mochte Sport und hatte bis vor einigen Jahren Fußball gespielt, bis er sich den Fuß so unglücklich gebrochen hatte, dass er damit aufhören musste. Seitdem war er vor allem in einer AG tätig, die kreatives Schreiben unterstützte. Er lebte für den Freitagabend, weil er dort traditionell mit seinen Freunden Pokerturniere veranstaltete, bei denen er ziemlich oft gewann. Bene war ein Familienmensch. Weihnachten feierte er grundsätzlich in Polen mit der kompletten Familie, was für ihn das Größte überhaupt war, obwohl er eigentlich schon zu alt für diese Glückseligkeit war. Mit seinem besten Freund traf er sich seit dem Kindergarten und Rhia hatte er in der achten Klasse kennengelernt und ging seit der Elften mit ihr. Tja. Und jetzt? Er wusste wohl schon einiges über Benedikt. Aber war das genug? Im Grunde genommen… nicht. Er wusste, was Benedikt tat, er wusste, was er mochte, aber mehr ja auch nicht. Nichts Wirkliches, nichts Reelles. Er wusste das, was er von Rhia gehört hatte und das, was Benedikt ihm erzählt hatte während der seltenen Momente, in denen sie miteinander redeten und nicht rumstritten oder… Rouven schluckte… rummachten. Ach, verdammt, warum musste das Leben so dämlich sein? Wieso war es so schlimm, schwul zu sein und wieso war Benedikt mit Rhia zusammen und nicht mit Rouven? Das war doch alles schlicht und einfach nur unfair. Mael. Jetzt. Der konnte helfen. Und diesmal würde er auch da sein. „Ach ja? Sie hat’s nicht geschnallt?“ Irritiert musterte Mael seinen besten Freund und zupfte geistesabwesend an seiner Acousticgitarre herum. Rouven nickte. „Ja. Ich kam mir unheimlich widerlich vor, weil ich ihr das dann auch noch verzapft hab. Aber ich denke eben, dass das besser ist als es ihr ins Gesicht zu sagen.“ Mael zog die Augenbrauen hoch. „Nicht?“, fragte Rouven beunruhigt nach. Mael sagte nichts, sondern schlug die Acoustictakte eines Songs an, den Rou nicht kannte. „Mael, hör mir mal bitte zu und weich nicht aus. Sag’s mir bitte. War es gut oder war es nicht gut?“ Mit seiner rauen, klaren Stimme begann Mael zu singen und Rouven hörte ihm schweigend zu. Was hatte es für einen Sinn, ihn zu unterbrechen? Er würde ihm sowieso nicht antworten. „Finally, something out there that's making sense and it's just another trend carefully hidden in your dress…” Rouven stützte die Arme auf Maels Schreibtisch ab und hörte einfach nur zu. Wenn Mael sang, war man meist eh wehrlos. Leider, weil er beinahe nie sein Haus verließ, wusste kaum einer davon, wie begabt Mael wirklich war. Auch in der Schule hatte er es beinahe niemals gezeigt, auch nicht im Musikunterricht, und als er sich während der Abschlussfeier auf einmal ans Klavier gesetzt hatte, hatte zunächst jeder gelacht. Mael war nie beliebt gewesen, im Gegenteil, er sprach zu wenig, weswegen man ihn immer als Rouvens Anhängsel bezeichnet hatte. Furchtbar schade, fand Rouven, denn er mochte Mael unendlich und er regte sich immer darüber auf, wie wenig soziale Kontakte er doch hatte, weil Mael toll war. Eigentlich. Während er also spielte und Rouven lauschte, wanderten seine Gedanken ziellos herum und blieben – wie sollte es auch anders sein – bei Benedikt stehen. Aber eigentlich wollte er das nicht mehr. Er wollte nicht mehr über Benedikt nachdenken, weil das schlechtweg zu ätzend war. Alles, was er tun konnte, war nicht mehr daran zu denken. Aber vielleicht was das nicht das Richtige. Eventuell sollte er einfach… etwas anderes tun. „I'll look back with honor and no regrets. I won't be mad, won't feel bad. These memories will never leave me. Don't be sad, 'cause life goes on, life goes on. It's getting too late. Tomorrow is here.” Mael hörte auf zu spielen und ruckartig hob Rouven den Kopf. „Hat’s dir gefallen?“ Sein bester Freund lächelte leicht und er nickte. „Tut mir leid, dass ich dir hier so einen Stress mache, Mael. Ich glaub, ich werd… was anderes tun.“ Er bestätigte es erleichtert nickend. „Und was?“ Schulterzucken. „Keine Ahnung. Kämpfen. Aufgeben. Was auch immer, aber das, was ich heute getan habe, war einfach nur falsch. Ich hab’s angegangen ohne darüber nachzudenken und ich kann froh sein, dass Benedikt das noch irgendwie rumgerissen hat.“ „Ich versteh eh nicht so genau, was du an ihm findest“, gab Mael zu und legte seine Gitarre behutsam auf den Boden. Er ging mit seinen Musikinstrumenten wahrscheinlich besser und pfleglicher um als mit seiner Schwester und kleinen Kindern. Rouven zuckte zusammen. „Ich… ach, Mael, ich hab’s dir doch schon oft erklärt, ich weiß doch auch nicht, warum ich ihn mag. Ich mein, bevor ich ihn kannte, waren mir Typen doch vollkommen egal! Ich hatte Mädchen, ich hab gevögelt, gefeiert und was weiß ich alles, aber als Bene aufgetaucht ist, war es auf einmal alles ganz anders. Und… das kam auch erst schrittweise. Am Anfang dachte ich ja nur, dass er irgendwie gut aussieht, aber auf einmal war da eben immer noch mehr. Das konnte ich mir doch nicht aussuchen, Mael, ich hätt ihn doch auch niemals genommen. Ich mein, er ist ein Typ. Und so gut oder so sieht er ja auch gar nicht aus.“ Mael grinste. „Doch, das tut er. Und wie sogar. Das weißt du auch ganz genau, Rouven, red dir hier gefälligst nichts ein.“ „Mann, was willst du eigentlich?“ Ungläubig starrte Rouven ihm ins Gesicht. „Erst machst du ihn schlecht und dann willst du mir wieder erzählen, dass er geil ist? Du kannst dich echt auch nie entscheiden, Herrgott.“ Wütend raufte er sich die Haare, während Mael ihn einfach nur auslachte. „Rouven, sieh’s ein: Egal, was du tust und sagst, es ist falsch. Du musst dir die ganze Sache endlich mal gründlicher überlegen, anstatt immer nur in den Tag hineinzuleben und hin und wieder irgendwas tun, was Benedikt und dir schadet. Du bist bei so was einfach viel zu unvorsichtig.“ Rouven seufzte. Keine schlechte Idee, nein, nein. Aber das durfte er Mael nicht zeigen. „Hm.“ Sein bester Freund grinste. „Du liebst die Idee.“ Verdammt. „Spinnst du? Ich find sie scheiße.“ Mael schüttelte nur den Kopf und setzte sich an sein Keyboard. Mist. Wieso kannte er ihn nur so gut? „Also gut. Dann werde ich jetzt zu Benedikt gehen und mich für die Scheiße entschuldigen, die ich abgezogen habe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)