How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 3: Call it Karma ------------------------ Viel Spaß mit diesem Kapitel, vor allem mit dem Ende :))) Muhahaha xD http://www.youtube.com/watch?v=ZdblwEI0ZcE “Blame it on the weather, but I’m a mess.” Kapitel 3 Rouven war kaum verschwunden, als Rhia wieder vollkommen normal tat. „Tut mir leid, Schatz“, säuselte sie. „Ich weiß auch nicht, was der jetzt gerade hatte.“ Sie lächelte gequält, legte die Arme um Bene und zog ihn zu sich hin. Benedikt lächelte nicht. Er hatte Rouvens Worte gehört und Rhias ebenfalls. Soweit ich weiß, kannst du in deinem Liebesleben schon seit Monaten nichts mehr vorzeigen. Bene machte sich von Rhia los und lächelte bitter. „Was ist los?“, fragte Rhia verwirrt nach und lehnte sich ein Stückchen zurück. Kein Laut war mehr zu hören. Rhia fixierte Benedikt verwirrt und der griff nach ihren Händen. Im Hintergrund brummte der Kühlschrank und ein Glockenspiel, das Rouven beim Hinausgehen versehentlich berührt hatte, klirrte noch ganz leise vor sich hin. Soweit ich weiß, kannst du in deinem Liebesleben schon seit Monaten nichts mehr vorzeigen. Nicht so ganz. „Sorry, Rhia. Ich bin nur etwas durcheinander.“ Rhias Lächeln wurde sanfter. „Ist doch in Ordnung, mein Schatz.“ Benedikt spürte, wie ihre Finger über seine Hand strichen und er fragte sich, ob und wie er reagieren sollte. Er mochte es nicht wirklich, berührt zu werden. Zumindest nicht von Rhia. Er sah ihr Gesicht und ihre Lippen, die denen ihres Bruders so ähnlich waren, wenn sie wütend war. Sie beugte sich nach vorne und er löste seine Hände von ihren, um sie um Rhias Hals zu legen. Rhias Gesicht wurde sanfter und ihre Lippen berührten sich leicht. Rhias Zeigefinger streifte Benes Wange und ihre Hand legte sich auf seine Schulter. Rhia öffnete ihren Mund und Benes Zunge drang in sie ein. Schlagartig brach Rhia ab, grinste und zog Benedikt hoch. Verwirrt folgte er ihr und wusste doch sofort, was sie wollte. Rhia schob ihn in ihr Zimmer und schloss die Tür. Dann drehte sie sich zu Benedikt um, lächelte verschwörerisch und öffnete ihre Bluse. Zwei Minuten und siebenunddreißig Sekunden später lagen sie beide nackt übereinander auf Rhias Bett. Benedikt schloss die Augen und dachte an Rouven. Benedikt hatte Angst, sich zu bewegen. Er wusste nicht, ob Rhia schlief oder einfach nur keine Lust hatte, mit ihm zu reden. Das Bettlaken raschelte, als er seinen Arm hilflos bewegte. Er hörte Rhia schnauben. Also war sie wach. Benedikts Augen brannten und als er sie schloss, zuckten Blitze hindurch. Das war ihm schon einmal passiert. So hatte es damals angefangen. Die Sache mit Rouven... Soweit ich weiß, kannst du in deinem Liebesleben schon seit Monaten nichts mehr vorzeigen. Pff. Damals war es auch so gewesen. Nur hatte er Rouven dann so verdrängt, dass es wieder ging. Das Laken raschelte lauter und Benedikt spürte Rhias warmen Körper an seinem. Er presste die Augen weiter zusammen. Er konnte ihren Atem unangenehm an seinem Hals spüren. Dann fing sie an. „Bene, was ist los? Das hatten wir doch schon, oder?“ Bene seufzte nur und riss die Augen auf. Das helle Licht blendete ihn und er kniff die Augen wieder zusammen. Benedikt schwieg. Rhia klang genervt, als sie weitersprach. „Mann, woran liegt’s? Nicht an mir, oder? Oder doch? Bin ich dir nicht attraktiv genug?“ Benedikt verzog das Gesicht und beschloss, dass es keinen Sinn hatte, sie zu ignorieren. Sie würde doch nur noch weiter nerven. Langsam richtete er sich auf und stand auf, um sich seine Boxershorts anzuziehen. „Hallo? Ich rede mit dir.“ Jetzt war sie wirklich gereizt. Bene zog sich seine Klamotten über und drehte sich zu Rhia um, die sich eben dazu bequemt hatte, aufzustehen und die Decke um sich wickelte. „Ja, und ich will nicht mit dir reden“, wagte Bene sich vor, „zumindest nicht darüber, okay? Ich weiß auch nicht, was da los ist, aber ich will. Nicht. Darüber. Reden.“ Rhia stemmte die Hände in die Hüften und verlor dadurch die Decke beinahe komplett. Sie hing jetzt irgendwo in ihrer Bauchgegend und Bene schaute überallhin, nur nicht auf Rhias freiliegende Brüste. „Ach so? Und worüber willst du dann bitteschön reden? Ich dachte, die Potenz sei so ziemlich das Wichtigste im Leben eines Mannes? Oder hab ich mich da getäuscht und es geht doch nur um seine Meerschweinchenzucht?“ Benedikt zuckte zusammen. „Ich hab nur zwei verfickte Haustiere. Und im Übrigen kann es dir doch scheißegal sein, ob mein Schwanz will oder nicht.“ „Tja, normalerweise kann es mir wirklich egal sein, aber nicht, wenn ich gerne gefickt werden würde!“ „Ach so, dir geht es also nur ums Ficken?“, fragte Bene mit hohler Stimme und beobachtete, wie sie blass wurde. „Du spinnst doch. Das hab ich nie behauptet. Ich find es nur unverschämt von dir, dass du so tust, als wäre es meine Schuld, wenn du keinen mehr hochkriegst und dass du nicht mal darüber reden willst. Das ist schlichtweg dumm.“ Benedikt schüttelte den Kopf. „Das hat doch keinen Sinn, oder?“ „Was?“, fragte Rhia entrüstet und rückte ihre Decke wieder zurecht. „Das hier.“ Er deutete im Zimmer herum und Rhia folgte seinen Händen verwirrt. Bis sie es begriff. Ihre Augen verdunkelten sich. „Benedikt Timm Wagner, willst du etwa schon wieder mit mir Schluss machen??!“ Soweit ich weiß, kannst du in deinem Liebesleben schon seit Monaten nichts mehr vorzeigen. Er sollte ja sagen. Er sollte Rhia sagen, was es für eine Scheiße war, was sie abzogen. Er sollte ihr sagen, dass er ihren Bruder mehr mochte, als es normal war. Er sollte sagen, dass sie einfach nicht zusammenpassten. Er sollte ihr klarmachen, dass es bessere Typen für sie gab als ihn. Er sollte ihr flüstern, dass er seit Monaten nur noch mit ihr schlafen konnte, wenn er dabei an Rouven dachte. Er sollte ihr sagen, dass er nur aus Mitleid und wegen etwas, was er nicht bestimmten konnte, wieder mit ihr zusammen war. Aber... „Nein, Rhia. So meinte ich das nicht. Ich mein damit, dass es keinen Sinn macht, darüber zu reden, denn davon krieg ich auch keinen hoch. So war das noch nie. Ich glaub, ich hab einfach zu wenig geschlafen und gestern hatten wir wohl auch zu viel davon oder so. Da geht es eben nicht mehr.“ Er lächelte gequält. „Ich... muss nur nach Hause und es tut mir leid, dass ich’s versaut habe, okay?“ Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn scharf an. Benedikt hielt die Luft an und hoffte, dass sie die Lüge verstehen würde. Sie tat es. Und nickte. Dann gab sie ihm einen Kuss. „Bis morgen.“ Er musste es gestehen: Er hielt Ausschau nach Rouven. Er wusste, er müsste in der Nähe sein. Irgendwo. Ein paar Minuten lang hielt er sich in der Nähe des Boxstudios auf, in dem Rouven manchmal war, bis er sich selbst peinlich fand und ging. Dann setzte er sich im nächsten Park auf eine Bank und beobachtete ein paar Enten dabei, wie sie sich um Futterbrocken stritten, die ihnen ein kleines Mädchen hinwarf. Sie kreischte jedes Mal auf vor Vergnügen, wenn ihr eine Ente zu nahe kam. Versunken beobachtete Benedikt sie einige Minuten lang, bis irgendwann eine besorgte Stimme eine harsche Worte schrie und das Mädchen wie von der Tarantel gestochen aufsprang und weglief. „Na, endlich, Jule, ich hab dich schon blöd gesucht“, hörte Bene noch, dann hatte die Mutter ihr Kind hinters Tor geschleift. Was war nur mit ihm los? Sonst benahm er sich doch nicht so dumm, oder? Bene starrte auf das Gras zu seinen Füßen, das von der Sonne ausgetrocknet war und seine Farbe verloren hatte. Ihn wunderte es, dass Rhia nicht gepeilt hatte, was los war. Normalerweise roch sie eine Lüge auf tausend Kilometer Entfernung. Ob sie einfach nur froh war, dass Bene wieder mit ihr zusammen war, dass sie beschlossen hatte, ihm alles so zu glauben, wie er es sagte? So musste es sein. Bene spürte einen Tropfen auf seiner Haut. Dann noch einen. Und noch einen. Benedikt schaute auf und bekam gleich noch ein paar Tropfen ins Gesicht. Er verzog den Mund und wischte sich mit der rechten Hand über die Augen. Der Regen prasselte nun gleichmäßig auf den See und er lauschte einige Sekunden lang, ehe er langsam aufstand und übers rutschige Gras zum Ausgang lief. Der Regen wurde immer stärker und Bene zog die Schultern ein, während er hastig in Richtung seines Zuhauses lief. Seine Füße platschten durch die Pfützen und seine Schuhe waren schon komplett durchweicht. Er rannte immer schneller, während der Regen so laut wurde, dass er nicht einmal mehr seinen eigenen Atem hören konnte. So entging es ihm auch, dass sich jemand hinter ihm befand und er erschrak beinahe zu Tode, als jemand nach seinen Armen griff. Bene schnappte nach Luft und verlor den Halt. Der Jemand hinter ihm spürte, dass er taumelte und hielt ihn so fest, dass Benedikt nicht hinfallen konnte. Er rappelte sich wieder auf und seufzte leicht. „Danke, Mann.“ Benedikt drehte sich um... ... und starrte direkt in diese unheimlich dunklen Augen, von denen er in der letzten Zeit so oft geträumt hatte. Rouven lächelte verträumt. „Hallo, Bene. Wieso rennst du vor mir weg? Ich laufe dir schon seit drei Straßenblocks hinterher.“ Benedikt starrte ihn nur an. Seine Gedanken rasten unstet herum und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Augen fixierten Rouvens Gestalt und ihm fiel auf, dass Rouven seine Hände seltsam anwinkelte, so als ob seine Finger schmerzten. „Was tust du hier, Rou?“, fragte Bene leise nach, so leise, wie er es sich leisten konnte, da der Regen immer noch ziemlich laut war. Rouven legte den Kopf schief. Sein dichtes Haar klebte auf seinem Schädel und seine nassen Wimpern umrahmten seine dunklen Augen. Bene schluckte, als er daran dachte, wie Rouvens Wimpern über sein Gesicht strichen, wenn er ihn küsste. Sanft und flatternd, wie die Berührung eines Schmetterlings. Rhias Bruder schien zu ahnen, was Benedikt gerade dachte, denn er lächelte und hob langsam eine Hand. Bene ahnte, was er vorhatte und versuchte, zurückzuweichen, doch Rouvens andere Hand hatte sich wie ein Schraubstock um sein Handgelenk geschlossen und hielt ihn fest, sodass Rouven mit einem Finger über Benes nasse Wange strich. Bene schloss leicht die Augen und hörte Rouvens leises Lachen. „Ach, Bene. Du hast ja keine Ahnung.“ Er sprach so leise, dass Benedikt ihn nicht mehr richtig verstand. Der Regen fiel inzwischen so heftig, dass es wehtat. „Rouven, lass uns von hier verschwinden“, bat Bene flehentlich und machte den Fehler, erneut in Rouvens schwarze Augen zu blicken. Sie schienen ihn förmlich auszulachen. Bene kniff den Mund zu einem schmalen Strich zusammen. „Ich haue jetzt ab, Mann. Das hier ist doch ein Witz.“ Er machte sich los von Rouvens festem Griff und drehte sich weg. Eine Sekunde später hatte er schon wieder Rouvens Lachen im Ohr und feste Hände griffen erneut nach ihm. Diesmal jedoch umschlang er Benedikt von hinten; drehte ihn zu sich um. Er war so dicht vor Bene, dass dieser schon seine flatternden Wimpern und die Tropfen auf seinem Gesicht spüren konnte. „Rouven, ich finde nicht, dass das so eine gute Idee wäre...“ Bene brach ab; wusste nicht, was er sagen sollte. Rouven lächelte einfach nur. „Bene, du lebst immer noch eine Lüge. Das ist ja an sich nichts Neues, das hatten wir sogar schon mal. Erinnerst du dich? Diesmal ist es allerdings schlimmer als zuvor. Denn jetzt betrügst du meine Schwester mit mir.“ Benedikt schüttelte heftig den Kopf, so heftig, dass er Rouvens Nase traf und dieser zurücksprang. „Ich betrüge Rhia nicht und schon gar nicht mit dir. Das bildest du dir doch nur ein. Wir sind nicht zusammen und ich finde dich abstoßend. Verpiss dich endlich!“ Rouven lachte einfach nur. „Weißt du, Bene“, sagte er dann in verschwörerischem Tonfall, „ich versuch es ja. Ich versuch es wirklich, aber... es geht einfach nicht.“ Seine letzten Worte kamen stockend, undeutlich. Er klang verwirrt, so, als erkenne er sich selbst nicht wieder. „Dann lass es einfach. Lass mich los und in Ruhe, ja?“ Erneut lachte Rouven auf. „Warte noch, Benedikt.“ Er kam wieder näher und seine Nasenspitze berührte Benedikts. Der wusste nicht genau, was mit ihm los war. Er wusste aber, dass er instinktiv die Augen schloss und Rouvens Lippen sich fest mit seinen verschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)