Schwarz, wie die Hoffnung von MarySae (- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]) ================================================================================ Kapitel 5: Trachten nach dem Leben ---------------------------------- Kapitel 5 – Trachten nach dem Leben Trotz der Strandnähe schwankte das Schiff gefährlich unter jeder Welle, die den Rumpf traf. Immer wieder ertönte lautes Knallen, wie es nur Kanonen erzeugen konnten. „Die Marine ist schon hier?“, kreischte Lysopp ängstlich und versteckte sich hinter Franky. „Die waren wahrscheinlich schon wegen den Dieben auf dem Weg hierher!“, schlussfolgerte Robin. Leider hatte sie so was schon vermutet. Aus diesem Grund hatte sie ihren Kapitän auch so früh geweckt. Doch sie hatte gehofft, es bliebe ihnen mehr Zeit. „Wie sollen wir Nami- Maus bei diesem Krach finden?“ Sanji war wieder am verzweifeln. Es gefiel ihm gar nicht, dass die Marine gerade in diesem Moment nervte. Sie hatten wirklich wichtigeres zu tun. „Was machen wir jetzt?“ Chopper krallte sich an dem Sofa fest, welches Franky gleich beim Bau an dem Holz des Schiffes befestigt hatte. In Fällen wie diesen war das wirklich praktisch. Ruffy schloss kurz die Augen. Es gab nicht viel, was sie in diesem Moment machen konnten. Einerseits musste er schnell Nami finden, ehe sie die Insel verließ, aber andererseits musste er seine Freunde und das Schiff beschützen. Er wollte sie alle in Sicherheit bringen. Er würde es nicht noch einmal ertragen, sie zu verlieren… Sofort riss er seine Augen wieder auf. Er hatte seine Entscheidung getroffen… „Robin, Franky! Bringt das Schiff von hier weg! Ihr müsst sie irgendwie von der Sunny ablenken! Nehmt Namis Karten! Ich bin mir sicher, dass sie die Insel bereits nach Fluchtwegen abgesucht hat. Ihr müsst die Marine verwirren und uns etwas Zeit verschaffen! Brook, Lysopp ihr versucht die Kanonenkugeln abzulenken. Sie dürfen keinen Schaden anrichten! Zorro, Sanji, Chopper, ihr kommt mit mir! Wir haben nicht viel Zeit, um Nami zu finden! Wir treffen uns so schnell wie möglich wieder, damit wir von hier verschwinden können!“ Die Strohhutbande sah einen Moment gebannt auf ihren Kapitän; einen überraschten Ausdruck auf ihren Gesichtern. Er wollte nicht einfach drauf los kämpfen? Und er hatte sich in den wenigen Minuten einen Plan überlegt? Und dazu einen nicht mal schlechten… Was war bloß mit ihm los? Ruffy bemerkte ihr zögern. Und er ahnte auch weshalb sie so reagierten. Doch das war nicht die Zeit für so was! „Na los doch!“, schrie er und schreckte die anderen damit aus ihrer Starre hoch. Sofort breitete sich ein wissendes Grinsen auf ihren Gesichtern aus, als sie fast gleichzeitig „Aye, Käpt’n!“ riefen und ihre Befehle ausführten. Ruffy stürmte aus dem Zimmer. Dicht gefolgt von einem grummelnden Zorro, eines flennenden Sanji und eines vor Angst wimmernden Chopper. Doch er war sich sicher, die richtigen Leute für seinen Plan ausgewählt zu haben. Franky hatte bereits das Steuer übernommen und steuerte das Schiff aus der Bucht. Ruffy erhaschte noch einen kurzen Blick auf Robin, die einen Stapel Papiere durchforstete und hörte, wie es Brook gelang, eine Kanonenkugel vor ihrem eigentlichen Aufschlag zum Detonieren zu bringen, um so das Schiff zu schützen, bevor er und die anderen über die Reling sprangen und im seichten Wasser aufschlugen. Das Rauschen des Meeres erklang, als ihre Körper die blaue Flüssigkeit in kleinen Wellen vertrieben und bei jedem ihrer Schritte spritze es einige Meter weit. Schnell zog es in ihre Kleidung ein und fraß sich regelrecht immer höher hinauf. Schnell wetzen sie lautlos den Strand entlang und suchten einen Weg in die Stadt hinein. Der Himmel war noch immer von grauen Wolken verdeckt, die unaufhörlich kleine Tropfen vom Himmel fallen ließen. Es dauerte nicht lange, bis auch der Rest ihrer Kleidung völlig durchnässt war. Die herrschende Dunkelheit gab ihnen Deckung. Immer wieder klatschte das Wasser hart gegen ihre Haut, sodass diese bald zu brennen begann. Und auch der Wind hatte aufgefrischt. Die Zeit lief ihnen davon. Von weit her ertönten Kanonenschüsse und Lichtblitze warfen ihre Schatten auf den feinen Sand wie Geister. Die anderen konnten sich nicht lange vor der Marine verstecken. Sie mussten sich beeilen! „Chopper! Versuch Nami zu finden! Sie kann nicht spurlos verschwunden sein!“ Ruffy war klar das der gleiche Versuch bereits in der Nacht gescheitert war. Wenn die Navigatorin nicht gefunden werden wollte, dann kannte sie viele Tricks um genau das zu erreichen. Sie war nicht umsonst jahrelang eine von Piraten gefürchtete Meisterdiebin gewesen. „Klar!“, gab der Schiffsarzt nur von sich und richtete seinen Blick stur gerade aus. Er konzentrierte sich so gut er konnte. Auch ihm war klar, dass alles von ihm abhing. Endlich erreichten sie die Stadt und stürmten weiter die Straßen entlang. Menschen warfen einen fragenden Blick auf die an ihnen vorbei rennenden Personen, grummelten wütend und räumten die Straßen, um nicht von ihnen umgerannt zu werden. Erst als Schreie nicht weit von ihnen ertönten, hielten sie kurz inne. Ihr Blick war auf das Stadtzentrum gerichtet. Eine riesige Kuppel umschloss ein Gebäude, welches die anderen bei weiten überragte. Und aus eben diesem Gebäude quoll Rauch empor, welcher sich wie eine dunkle Wolke unter dem Kuppeldach sammelte. Explosionen ertönten und eines der angrenzenden Gebäude fiel krachend in sich zusammen. „Ruffy!“ Der Schrei des Rentiers holte den Schwarzhaarigen in die Realität zurück. Angespannt blickte er zu seinem Freund hinunter. „Ich rieche sie! Sie muss da sein! Nami ist da auf dem Marktplatz!“ Sofort begann sein Herz schneller zu schlagen. Dort hinten musste sie sein. „Nami- swaaaan!“, schrie der blonde Koch plötzlich und wollte gerade losrennen, als ein lauter Knall die Häuserschluchten durchzog. Ruffy konnte gerade noch sehen, wie Sanji der Kugel geschickt nur um Haaresbreite auswich. „Wer stört?“, fragte der Blonde in einem Ton, der selbst dem Kapitän einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Und sein stechender Blick ließ ihn nicht weniger gefährlich aussehen. Ihr Blick wanderte zur anderen Seite der wie leer gefegten Straße, wo sich eine Truppe von Marinesoldaten versammelt hatte. Die Gewehre im Anschlag. „Da sind sie, Männer! Schnappt euch die Strohhutpiraten!“, brüllte einer der weiß gekleideten Männer, worauf ein Kugelhagel auf die Piraten niederprasselte. Schnell verschwand die Gruppe in einer kleinen Seitengasse, um so den Geschossen zu entgehen. „Das musste ja jetzt sein.“, grummelte der Schwertkämpfer. „Es- Es werden immer mehr!“, quiekte das Rentier und beugte sich vorsichtig um die Häuserecke, um einen Blick auf ihre Feinde zu erhaschen. Ruffy wurde unruhig. Hatten sie genug Zeit die Soldaten zu besiegen und dann noch nach Nami zu suchen? Wenn die Marine bereits so weit vorgedrungen war, ging es ihren Freunden auf dem Schiff wahrscheinlich nicht besonders gut. Da war sie wieder. Die Entscheidung, die nur er als Kapitän treffen konnte. Die Entscheidung die er so sehr hasste: Aufgeben, zum Wohle der Mehrheit seiner Freunde oder mit allen Mitteln versuchen, alle zu retten? „Ruffy! Geh du vor und hol endlich Nami zurück. Wir kümmern uns um die Idioten hier.“ Zorro sah ihn durchdringend an. Er schien den inneren Kampf des Schwarzhaarigen erahnt zu haben. Und als Vizekapitän war es seine Pflicht, ihm auch bei so was zu helfen. „Es sind mittlerweile über 100!“, meinte der Schiffsarzt panisch, bei dem Blick auf die immer größer werdende Gruppe von Soldaten. Es blieb keine Zeit mehr, um lange nachzudenken. Er vertraute seinen Freunden. Er wusste, dass sie es auch mit dieser Menge an Gegnern aufnehmen konnten. Entschlossen nickte er und die anderen taten es ihm gleich. „Dann wollen wir mal.“, grinste Zorro vergnügt. Sanji zündete sich seelenruhig eine Zigarette an und Chopper warf einen seiner Rumble Balls ein. „Auf geht’s.“, zischte Ruffy und im selben Moment sprangen die Piraten aus ihrem Versteck. Sofort zückte Zorro seine Waffen und lenke die Aufmerksamkeit so auf sich. Die beiden Schwerter in seinen Händen begannen sich wie ein Rotor zu drehen. „Sanzen Sekai!“, rief der Grünhaarige aus und sprang in die Menge der Soldaten. Schreie ertönten, als viele der Männer von Zorros Attacke getroffen wurden. „Ruffy, jetzt!“, schrie der Schiffsarzt. Der Angesprochene ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nutze den Moment, machte auf der Stelle kehrt und lief weiter in Richtung des scheinbar brennenden Gebäudes im Stadtzentrum. Gewetzt rannte er immer weiter. Er bog alle paar Meter in eine neue Straße ein. Irgendwann musste er doch etwas finden! Irgendwann musste er doch SIE finden! Überall schrien Menschen. Vor Angst. Hinter sich hörte er das Geschrei der Marinesoldaten. Diejenigen, die seine Freunde nicht davon abhalten konnten, ihm zu folgen. Doch sie schafften es bei seinem Tempo nicht lange an ihm dran zu bleiben. Mit einem Mal brach er zwischen den Häuserreihen hervor und blieb abrupt stehen. Er stand am Rand eines großen, kreisförmigen Platzes. Ihm gegenüber ragte ein imposantes Gebäude über die in der Umgebung stehenden Häuser. Eine riesige Kuppel schirmte die Stadtmitte gegen den Regen ab. Unaufhörlich erklang das laute Prasseln der Flüssigkeit auf dem gläsernen Konstrukt. Doch alles das war Ruffy in diesem Moment völlig egal. Er hatte nur Augen für das, was sich am anderen Ende des Marktplatzes abspielte: Eine Gruppe von Männern war in einem Kampf mit der Marine verwickelt. Schwerter klirrten, Schüsse ertönten und hallten besonders laut unter der Glaskuppel wieder. Jeder einzelne Schuss klang fast wie der Abschuss einer Kanonenkugel. Die Männer schienen keine Probleme damit zu haben, die Marine auszuschalten. Es sah so aus, als kämen sie dabei nicht mal ins Schwitzen. Ein breites Lächeln zierte ihre Gesichter. Plötzlich ging ein Ruck durch Ruffys Körper. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und wollte zwischen den Häusern verschwinden! Das konnte er nicht zulassen… Nicht, wo er SIE gerade wiedergefunden hatte! Er atmete tief ein und sprintete über den gepflasterten Boden. Die Männer schienen ihn nicht bemerkt zu haben, denn keiner machte Anstalten, stehen zubleiben. Viele wurden schon vom Schatten des Rathauses verschluckt. Er war wieder dabei sie zu verlieren! „NAMI!“ Sein Schrei hallte unbeschreiblich laut zwischen den Wänden wider. Selbst in seinen Ohren dröhnte es unerträglich. Doch er schien seinen Zweck erfüllt zu haben. Die Gruppe stockte plötzlich und drehte sich in seine Richtung. Eine Mischung aus Erstaunen und leichter Panik machte sich auf ihren Gesichtern breit. Nur eine Person sah ihm völlig ruhig entgegen. Nur wenige Meter vor ihr, bremste der Schwarzhaarige ab. Sein Blick auf die Person vor ihm gerichtet. Sie trug ein dunkelblaues, einfaches T-Shirt und dazu eine hautenge, schwarze Hose sowie einen schwarzen Kapuzenmantel, dessen nasser Saum über den Boden schleifte. Sie war es! Und doch war sie es nicht. „Was willst du?“ Ihre Stimme war kalt und abweisend. Ihr Lächeln war komplett verschwunden. In diesem Moment machte sie eher den Eindruck, als ob sie niemals zu einem imstande wäre. Ihre sonst so warmen, braunen Auge blickten ihn eiskalt an. Das Funkeln war komplett aus ihnen verschwunden. Nur Leere war geblieben. „Was soll das?“, fragte Ruffy aufgebracht. Er wusste nicht, ob er sich freuen sollte sie zu sehen oder nicht. Was war bloß passiert? „Was das soll? Hör auf den Idioten zu spielen!“, zickte sie ihm entgegen. „Wobei: Du spielst ihn ja nicht nur.“ Einige der Männer kicherten. Von weit her erklang das Knallen eines einstützenden Gebäudes. Ein kaltes, freudloses Lächeln zierte ihr Gesicht. „Hör auf dem mit Blödsinn! Lass uns zurück zu den anderen gehen! Wir müssen schleunigst hier weg! Die Marine-!“, begann er ihr die Situation zu erklären, doch sie unterbrach ihn zornig. „Ich komme nicht mehr mit zurück, ist dir das nicht klar? Ich gehöre nicht mehr zu euch dreckigem Piratenpack! Ich habe nie dazu gehört!“ Ihre Stimme bebte, als sie ihm diese Worte entgegen schrie. Ruffy riss erschrocken die Augen auf. Er kam sich vor, als wäre er in einem Albtraum gefangen. Wieso begann sie wieder damit? „Natürlich gehörst du zu uns! Ich dachte, wir hätten das damals geklärt!“ Wützend blaffte er die Orangehaarige an und fasste nach ihrem Arm. Doch noch bevor er zupacken konnte, hatte sie bereits seine Hand weggeschlagen. Ein leichter Schmerz durchzuckte seine Finger, doch er ignorierte dies komplett. Er wagte es nicht seine Augen von ihr zu nehmen. „Fass mich nicht an!“, zischte sie gefährlich und zuckte zurück. Wie eine Katze, die sich in die Enge gedrängt fühlte. „Fass mich bloß nie wieder an!“ Ein sengender Schmerz durchzuckte seinen Unterleib und wie von einem Faustschlag getroffen taumelte er einige Schritte zurück. Sein Körper begann zu glühen und mit einem Mal wurde ihm schlecht. Mit viel Mühe schaffte er es, seinen Blick von der Orangehaarigen abzuwenden und richtete ihn auf seinen Bauch. Ein langes, spitzes Messer steckte in seinem Fleisch. Dunkles Blut strömte aus der Wunde und durchnässte einen Teil seines offenen Hemdes. Langsam vermischte es sich mit dem Regenwasser, welches noch immer seinen Körper zierte. So dauerte es nicht lange, ehe sich die Pfütze unter dem Schwarzhaarigen blutrot färbte. Erst jetzt wurde ihm seine Verletzung richtig bewusst. Er konnte es gerade noch verhindern, dass das Gefühl der Ohnmacht ihn übermannte. Seine Freundin, Nami, seine Navigatorin… hatte ihm gerade ein Messer in den Magen gerammt? Aus den Augenwinkeln erkannte er einen anerkennenden Blick auf den Gesichtern der Männer. „Nicht schlecht, Nami-chan.“, meinte einer und nickte beeindruckt mit dem Kopf. Seine Kollegen taten es ihm gleich. Nami hingegen sah auf den Schwarzhaarigen herunter. Keine Regung war in ihrer Miene zu erkennen. Eiskalt sah sie in seine schwarzen Augen. Erst, als sie sich an die Männer wandte, drehte sie sich von ihrem ehemaligen Käpt’n weg. „Lasst uns endlich verschwinden. Wir müssen hier weg, ehe die Marine uns noch mehr ärger macht.“ Wieder klang ihre Stimme emotionslos und ruhig. So, als würde sie das alles überhaupt nichts angehen. „Jawoll, Chefin.“, gaben einige der Männer zurück und verschwanden in der Dunkelheit der Gassen. Ruffy wurde eins schmerzlich bewusst: Er war dabei seine beste Freundin für immer zu verlieren! Er wusste: Wenn er sie jetzt aus den Augen verlor, würde er sie nie wiederfinden! Es war ihm egal, was sie gerade getan hatte. Dafür musste es einen plausiblen Grund geben, der ihm nur nicht bekannt war. Er wusste nur, dass er es sein Leben lang bereuen würde, wenn er jetzt nichts unternahm. „Nami, warte!“ Seine Stimme war leise. Der hohe Blutverlust hatte ihn bereits geschwächt. Er schaffte es gerade noch einen Schritt auf sie zu zugehen, bevor er abrupt innehielt. Das war einfach unmöglich! Wie konnte sie nur? Warum tat sie ihm das an? Fassungslos blickte er direkt in den Lauf einer Pistole. Sie hatte das schwarze Metall genau auf sein Herz gerichtet; den Finger am Abzug. „Ich habe gesagt, du sollst verschwinden! Oder willst du lieber gleich an Ort und Stelle sterben?“ Ihr Blick verengte sich. „Denke nicht, dass ich es nicht tun würde. Ihr habt es doch bestimmt gelesen, nicht? Gestern habe ich mit meinen eigenen Händen eine wehrlose, alte Frau umgebracht. Eine Kugel hatte genau ihr Herz durchbohrt. Einfach so. Wie leicht es doch ist, einen Menschen zu töten.“ Ein bitterer Unterton schlich sich in ihre sonst so ruhigen Worte. Er verstand sie nicht. Was war bloß los mit ihr? Wo war das Mädchen, welches er vor Jahren von einer Insel gerettet hatte? Wo war seine Navigation hin, die unbeschreibliches auf ihrem Gebiet erreichen konnte? Wo war das Mädchen hin, dessen warmes Lächeln und dessen wütendes Geschrei ihn gleichermaßen beeindruckten? Wo war Nami? „Nami, hör auf damit! Was ist bloß los mit dir? Alle machen sich große Sorgen um dich! Wir sind doch Freunde!“ Verzweifelt suchte er nach seiner alten Freundin. Irgendeine bekannte Regung in ihrem zierlichen Gesicht, irgendeine bekannte Bewegung, die sie so oft in seiner Gegenwart gemacht hatte. Doch er suchte vergeblich. Sie war nicht mehr da. Diese Frau, die vor ihm stand, hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. „Freunde? Wir waren nie Freunde. Bist du immer noch so naiv daran zu glauben, dass jeder auf der Welt genauso viel auf das leere Gefühl der Freundschaft setzt, wie du? Ich hasse Piraten! Ich habe sie schon immer gehasst! Das ich mit euch gereist bin hatte nichts mit Freundschaft zu tun! Das war bloß Mittel zum Zweck. Verschwinde endlich!“, zischte sie ihn an und starrte ihm in die Augen. Sie wusste nicht, was sie darin sah, doch es war nicht mehr der Blick des Jungen, den sie einmal so verehrt hatte. Und sie war nicht mehr das naive Mädchen von damals… Ruffy sackte auf den Boden. Sein Blick verschwamm. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Er schaffte es gerade noch sich auf seinen Knien zu halten. Sein Kopf drohte zu zerspringen. Was sollte er tun? Seine Freundin war nicht mehr sie selbst! Irgendetwas Schreckliches musste sie so verändert haben. Doch was? Und wie konnte er ihr dabei helfen? Vorsichtig hob er seine Hand. Millimeter für Millimeter streckte er sie weiter nach ihr aus. Fast hatte er ihr Bein erreicht, als ein ohrenbetäubender Knall erklang und ein enormer Druck ihn nach hinten drückte. Mehrere Meter wurde er über den Platz geschleudert. Seine Knie schabten über den schafkantigen Boden, ehe er endlich Halt fand. Die Kugel, welche an seinem Körper abgeprallt war, schlug in der Wand hinter der Orangehaarigen ein. Ruffy keuchte vor Schmerzen. Der Schuss hatte ihm sämtliche Luft aus den Lungen gequetscht. Hustend versuchte er diese wieder mit dem benötigten Sauerstoff zu füllen, während durch die Anstrengung immer mehr Blut aus seiner Stichwunde quoll. „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen, du widerlicher Pirat! Nur weil du mir damals mit Arlong geholfen hast, heißt das noch lange nicht, dass du das Recht hast, mich zu berühren!“ Ihre Stimme überschlug sich. „Sei froh, dass du aus Gummi bist. Der Schuss hätte sonst dein Herz in Stücke gerissen!“ Ruffy keuchte noch immer und rang nach Luft. Sein Verstand war leer. Kein Gedanke ging mehr durch seinen Kopf. Fassungslos starrte er in seine innere Leere. Seine Nami hätte ihn beinahe… „Ruffy? Bist du hier irgendwo?“ Die beiden Personen horchten auf. Doch der Schwarzhaarige war nicht in der Lage seinen Kopf zu drehen. „Sieht so aus, als kämen noch ein Paar meiner alten Freunde.“ Ihre Aufregung war plötzlich wieder verschwunden und hatte der Emotionslosigkeit Platz gemacht. „Grüß sie schön von mir.“ Achtlos ließ die Orangehaarige ihre Waffe fallen, drehte sich auf der Stelle um, und verschwand mit wenigen Schritten zwischen den engen Gassen der Altstadt. Was dann passierte, nahm der Piratenkapitän nur noch am Rande war. Aufgeregte Stimmen, die ihn zu umkreisen schienen. Hände, die ihn auf dem Boden drückten. Ein heftiger Schmerz in seinem Bauch und das Gefühl vom Fliegen. Ruffy wusste nicht, ob er schwer verletzt war. Eigentlich hatte er schon schlimmeres durchgestanden. Diese Verletzungen erschienen ihm beinahe lächerlich. Lächerlich im Vergleich zu den Schmerzen, die in ihm drin waren. Ihre kalten Augen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, doch er weigerte sich, diese Frau, die eben noch versucht hatte, ihn zu erschießen, als ‚Nami’ zu bezeichnen. Das war sie nicht. Niemals. Das war sie nicht… „Hey Ruffy! Kannst du mich hören? Sag doch endlich mal was!“ Eine leise Stimme versuchte schon eine geraume Zeit mit ihm zu reden. Doch irgendwie hatte der Schwarzhaarige keine Lust zu antworten. Immer wieder ging er die Ereignisse des Tages durch und suchte nach etwas. Etwas, was ihm die ganze Sache verstehen ließ. Wurde Nami gefangen genommen? Musste sie so kalt sein? Was war der Grund dafür? Wieso hatte sie ihm nichts gesagt, als sie alleine waren? „So ein verfluchter Mist!“ Noch eher er es selbst mitbekommen hatte, platzte dieser Schrei schon aus ihm heraus. Er öffnete die Augen und sah in die geschockten Gesichter seiner Freunde. Sie hatten sich alle in der Küche der Thousand Sunny versammelt. Er selbst lag auf dem im Raum befindlichen Sofa; neben ihm Chopper, welcher noch immer Verbandsmaterial in seinen Händen hielt. „Ah, der Herr Kapitän spricht wieder mit uns.“, gab der Schwertkämpfer beleidigt zurück. Er saß mit geschlossenen Augen nahe der Tür an eine Wand gelehnt und schien gleich wieder ein Nickerchen machen zu wollen. Ruffy stieß einen grummelnden Laut aus, setzte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ahhh, Ruffy! Überanstrenge dich nicht! Die Wunde ist zwar nicht lebensgefährlich, aber wenn sie wieder aufgeht wird es nur noch schlimmer!“ Schnell sprang der Doktor von seinem Stuhl, durchquerte den Raum und verschwand für einige Minuten in seinem Zimmer, ehe er wieder mit einigen Kräutern in der Hand zurückkehrte. „Sanji, kannst du davon bitte einen Tee kochen?“, fragte er und überreichte dem blonden Koch, welcher hinter seiner Theke stand, seine Zutaten. „Natürlich.“, gab dieser als Antwort und fing sofort an, das Getränk zuzubereiten. Die Insel hatten sie bereits hinter sich gelassen. Nun trieben sie ohne Kurs auf dem offenen Meer, um sich erst einmal vor der Marine zu verstecken und das weitere Vorgehen zu besprechen. Wo sollten sie jetzt bloß hin? „Herr Kapitän, was passiert? Wo ist Nami?“ Die Archäologin war die erste, die das Wort an den Schwarzhaarigen richtete. Dieser lenkte den Blick auf sie. Ihm war klar, dass er erzählen musste, was passiert war. So sehr es ihm auch stinkte. Er seufzte und starrte an die Wand gegenüber. „Die Zeitung hat nicht gelogen. Sie hat sich wirklich dieser Diebesbande angeschlossen. Sie will nicht mehr zu uns zurück…“ Die Erkenntnis traf ihn wieder wie ein Schlag in den Magen. „Nami- swaaaan!“, heulte Sanji und ließ sich hinter dem Tresen auf den Boden gleiten. Die anderen starrten Ruffy ratlos an. „Was meinst du damit?“ Lysopp war aufgesprungen und hatte die Hände auf den Tisch geschlagen. „Schwester Nami wollte nicht zurückkommen?“, war es Franky, der noch einmal nachfragte. Der Schwarzhaarige nickte. „War sie es, die dich angegriffen hat?“ Eisige Stille breitete sich nach Robins Frage in dem Raum aus. Die Erkenntnis schien alle wie ein Blitz getroffen zu haben. „Aber das kann doch gar nicht sein! Nami würde doch nie…!?“, beschwerte sich der Schiffsarzt und schüttelte wild den Kopf, als könne er so die Bilder aus seinem Kopf vertreiben. In Ruffys Kopf arbeitet es. Immer wieder sah er die Szene vor sich. Immer wieder blickte er in ihre versteinerte, emotionslose und vor allem kalte Miene. Das war nicht mehr die Frau, die ihm in den letzten Jahren so wichtig geworden war. Nein. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie noch ein Mensch war. „Wir müssen unbedingt herausfinden, wo sie hin ist! Wir müssen ihr klar machen, dass…!“ „Nein.“ Die Piraten zuckten bei diesem einen Wort zusammen. Diese Eiseskälte, die in Ruffys Stimme mitschwang, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. „Was- Was meinst du?“, fragte das kleine Rentier leise. Tränen traten in seine Augen und nur mit Mühe konnte er einen Schluchzer unterdrücken. „Wir werden sie nicht suchen. Nami gehört ab heute nicht mehr zu den Strohhutpiraten.“ *************** PS: Ich hoffe nur ihr hasst mich jetzt nicht all zu sehr XDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)