Let me bring my life to an end von Erdnuss91 (before you do it) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ [Ruki] Schon wieder ist eine Nacht vorüber, schon wieder habe ich mich in den Schlaf geweint. Wie oft willst du mich noch diese Schmerzen durchleiden lassen, wie lange willst du noch mit mir spielen? Solange, bis ich endgültig an all dem zerbreche? Oder lässt du vorher von mir ab? Willst du mich noch länger quälen, du Sadist? Kannst du mich nicht einfach gehen lassen? Ich möchte zurück, zurück in die Vergangenheit. In die Zeit zurück, wo noch alles in Ordnung war, in die Zeit zurück, wo wir noch kein Paar waren. Normalerweise versteht man unter einem Liebespaar, eine Beziehung aus hingebungsvoller Liebe zueinander. Aber unsere ist anders, unsere besteht aus purer Abhängigkeit. Ohne meinen Körper würdest du dich an anderen vergreifen. Denn du brauchst es, jede Nacht fast. Alle wundern sich schon, warum ich immer schwächer werde, aber ich sage ihnen nichts. Zu sehr habe ich Angst vor ihrer Reaktion, zu sehr habe ich Angst vor den Konsequenzen. Wie kann ich nur entfliehen? Diesen täglichen Qualen? Würde ein inszenierter Zusammenbruch, der Schlüssel zum Erfolg sein? Oder ich frage lieb nach, ob ich vielleicht für ein paar Tage zu Kai dürfte. Aber das würde er sicherlich nicht zu lassen. Oder ich frage Kai, ob er mit mir zusammen das Spiel spielt. Es ist sinnlos, alle Versuche sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Möglichst lautlos ziehe ich mir meine Sachen über und verschwinde. Hinterlasse kaum Spuren, die an mein Dasein erinnern würden. Ich schlinge meinen Mantel näher um mich, als ich nach draußen gehe. Ein Schneesturm tobt, aber im Grunde ist es mir egal. Zielstrebig gehe ich die Straße hinunter, verirre mich beinahe im Labyrinth der Stadt. Ich habe mein Ziel klar vor Augen, ich kann es nicht verfehlen. An Aois Wohnung angekommen, klingele ich erst einmal Sturm. Warum macht mir keiner auf? Warum bloß? Murrend lasse ich mich an der Hauswand hin abgleiten. Wenigstens in den Hausflur, würde ich gerne gehen. Da ist es warm, im Gegensatz zu hier draußen. Er kommt bestimmt gleich, bestimmt. Die Müdigkeit kraucht an meinen Sohlen hoch, nimmt mich langsam an die Hand. Ich darf nicht einschlafen, wer weiß ob ich dann je wieder aufwache? Bei diesen Minusgraden wäre es für mich kein Wunder, wenn ich die Nacht hier draußen erfriere. Meine Augenlider fühlen sich wie Blei an, ich kämpfe, doch ich weiß, ich habe verloren. Sie nimmt Besitz von mir, die kalte Dunkelheit. Leicht wird mir mit warmen Händen gegen die Wangen getätschelt. „Ah du bist ja doch noch am leben. Komm steh auf Ruki“, fordert mich Aoi auf. Leicht klopft er an mir herum und als ich die Augen öffne, erkenne ich das Übel. Ich bin ein geschneit. Ich versuche mich zu bewegen, aber meine Kraft reicht nicht aus. Seufzend hebt er mich mit seinen starken Armen hoch und trägt mich in seine Wohnung. „Jetzt nur nicht wieder einschlafen, ja?“, bittet er mich flehend. Ich nicke und schließe die Augen, kuschle mich näher an ihn. Ich öffne die Augen erst wieder, als er mich langsam auszieht. „Was hast du vor?“, ich zittere am ganzen Leib. „Ich will dich baden… Du musst dich aufwärmen“, erklärt er mir leise. Ich nicke und lasse ihn fortfahren. Es ist noch nicht zu spät, es kann sich noch alles ändern. Ich muss niesen und kurz darauf folgt ein langjähriger Hustenanfall. Aoi klopft mir immer wieder auf den Rücken, es hilft kaum. Irgendwann habe ich mich beruhigt. Jetzt schmerzt mir nur mein Hals und mein gesamter Brustkorb. Etwas schmiege ich mich an Aoi, als er mich nur in Boxershorts in die Badewanne legt. „Ich hoffe es ist so in Ordnung“, murmelt er leise vor sich her. „Ja, danke“, das Wasser ist angenehm warm. „Ich koche uns jetzt Tee und dir mach ich dann noch etwas Warmes zu Essen. Wenn irgendetwas ist, weißt ja meinen Namen und dann einfach rufen“, lächelnd guckt er mich an. Ich nicke und er verlässt den Raum. Ich spiel ein wenig mit dem Totenkopf auf dem Badewannenrand und baue ein kleines Schlösschen aus dem ganzen Schaum. Ich verlange krächzend nach Aoi, denn meine Hände sind mittlerweile mehr als aufgeweicht. Außerdem ist mir jetzt auch wieder mehr als warm. Er öffnet die angelehnte Tür und schreitet auf mich zu. Mehr schlecht als recht steige ich aus der Badewanne und kann mich im letzten Moment gerade noch so vor einem Sturz bewahren, indem ich mich am Waschbecken festhalte. Aoi kommt schnell mit einem großen Handtuch auf mich zu und wickelt mich darin ein. Meinem Kreislauf scheint der Temperaturschock gar nicht zu gefallen. „Warte ich geh die frische Kleidung holen, auch wenn dir meine garantiert nicht passen wird“, und mit diesen Worten lässt er mich alleine. Ich seufze leise. Er ist ja nur um die 10cm größer wie ich, mehr ja nicht. Ich setze mich auf den Boden und trockne mich ab. Vielleicht hätte ich doch zu Uruha gehen sollen, aber das hätte ich einfach nicht übers Herz gebracht. Außerdem hätte er wie Kai nicht eher von mir abgelassen, bis er den Grund für meinem Besuch erfahren hätte. „Ich hoffe du kannst dich noch selber umziehen“, meint Aoi verlegen. Ich nicke und er verlässt wieder kurz das Bad, damit ich mich ungestört umziehen kann. Ich ziehe mir meine alte Boxershorts aus und ziehe mir eine neue von Aoi an. Als ich die weite Schlafanzugshose an habe, muss ich diese erst ein paar Mal umschlagen. Außerdem rutscht sie, was denkt der eigentlich? So fett bin ich auch nun wieder nicht! Murrend ziehe ich an beiden Schnüren und knote diese fest. Er muss ja nicht gerade die Spuren Reitas sehen. Auch der Pullover ist ein wenig zu groß, aber wenigstens hält er warm. Wenigstens hat Reita meinen restlichen Körper verschont. Ich hasse es, dass er alles andere als sanft zu mir ist. Mir leicht über die Augen am reiben, trete ich raus in den Flur und renne fast in Aoi hinein. „Ach du bist ja schon fertig. Dein Essen steht in der Küche“, klärt er mich lächelnd. Ich nicke und gehe in die kleine Küche, wo ich mich auf einem Barhocker niederlasse. Wenig später gesellt sich auch Aoi zu mir und guckt mich besorgt an. „Hat dein Erscheinen einen speziellen Grund, Ruki?“, fragt er besorgt nach. „Nein, ich wollte die Nacht nur nicht alleine sein“, druckse ich herum. Ich kann ihm ja schlecht den wahren Grund verraten, wie auch? Dein netter Bandkollege, der Blonde um genau zu sein, vergeht sich fast jede Nacht an mir? Und ich lasse all das ohne Gegenwehr zu? „Du hast wohl immer noch Angst im Dunkeln, ne?“, grinsend tätschelt er meinen Kopf. „Ja, ich werde wohl nie erwachsen“, erwidere ich grinsend. Ich seufze leise und widme mich der Nudelsuppe vor mir. „Ich hab dir eben Medizin rausgesucht. Sie steht auf meinem Nachttisch, ich überlasse dir heute mein Bett“, bietet er mir an. „Wieso…?“, hake ich überrascht nach. Warum schläft er bitte freiwillig auf dem Sofa? Ich habe mich doch ohne zu Fragen einfach selbst eingeladen, deshalb sollte ich auf dem Sofa schlafen! „Du bist krank, deshalb will ich dich nicht so gerne auf der Couch schlafen lassen. Außerdem habe ich heute noch eine Menge zu tun“, erklärt er mir geduldig. „Danke, steht die nächsten Tage irgendetwas an?“, frage ich beiläufig nach. Die letzte Zeit kann ich mir gar nichts mehr merken. Selbst mein Terminkalender hilft mir kaum, immer wieder vergesse ich wichtige Dinge. „Morgen Probe, übermorgen Aufnahmen, danach den Tag dasselbe“, rattert er monoton runter. „Danke, hat Kai heute noch etwas Wichtiges bei der Probe gesagt?“, erkundige ich mich. „Nein, er war nur besorgt um dich. Hat sich Reita wenigstens ordentlich um dich kümmert?“, will er von mir wissen. „Ja“, von wegen. Er hat mich einfach hart dran genommen, immer und immer wieder. Obwohl ich heute bei der Probe zusammengebrochen bin, wegen dem ganzen Schlafmangel. Ihn hat es nicht gekümmert, dass ich auch während dem Akt immer wieder ohnmächtig geworden bin. Hauptsache ich konnte ihn befriedigen, ihm waren meine Gefühle dabei egal. „Aber warum bist du dann nicht mehr bei ihm?“, fragt er verwundert nach. „Er hat sich betrunken und ist dann eingeschlafen. Und da ich keine Ruhe bei ihm finden konnte, bin ich zu dir“, erzähle ich emotionslos. Es ist eine Lüge, nicht mehr und auch nicht weniger. Je mehr ich davon erzähle, desto leichter fällt es mir. Mittlerweile weiß ich selbst kaum noch, was wahr ist und was nicht. Oder welche Lüge ich zuletzt benutzt habe und alles. „Klingt logisch“, erwidert er geistesabwesend. Nachdem ich fertig gegessen habe, wünsche ich ihm eine gute Nacht und mache mich auf dem Weg in sein Schlafzimmer. Erst nehme ich die Tabletten und dann lege ich mich ins Bett. -------------------------- Disclaimer: keiner der Charakter gehört mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld. Ich hoffe es ist so in Ordnung...? Die FF ist von 2008 und bisher hat sie ungefähr 3 Kapitel :/ Vielleicht gefällt sie ja jemandem. Kapitel 2: Schwarze Raben ------------------------- Jeder Mensch ist ein Schauspieler. Wie bei allem gibt es gute und schlechte. Doch ich bin nicht wie die anderen, ich bin Meister meiner Künste. Niemand weiß wie es mir wirklich geht, keiner kennt meine Karten, denn offene Karten machen schwach. Ich baue mein Leben auf verdeckten Karten auf, das ist meine Stärke. Jedoch befürchte ich zu perfekt zu sein. Wer lässt sich schon auf jemanden mit Pokerface ein? Ich bin der Richter in diesem abgekarteten Spiel und ich fürchte, ich habe verloren. Vor meinem imaginären Auge bist du. Auch wenn ich mich hier vor dir verstecke, lässt du mir einfach keine Ruhe. Ich habe dir so viel zu sagen, aber kein Wort will meine Lippen verlassen. Ich liebe dich, aus ganzem Herzen. Auch wenn du meine Seele mit Genuss in Stücke reist, so werde ich dich ewig lieben. Egal wie viel Schmerzen du mir zufügen magst, meine Liebe für dich bleibt bestehen. Ich weiß wem ich gehöre. Du bist mein Besitzer und ich bin dein Spielzeug, eine willenlose, verblendete Puppe. Ich hasse Schmerzen, aber ich ertrage sie deinetwegen. Deshalb lass mich bitte nie allein, dass könnte ich nicht ertragen. Aber egal was passiert, bitte lass mich nicht an dir zerbrechen. Bevor ich zerbreche, lässt du bitte diese Ketten fallen. Lass mich nicht durch deine Hand sterben, das halte ich nicht aus. Ich liebe dich, aber bedeutet Liebe füreinander zu sterben? ~ Als ich am nächsten Tag aufwache, bemerke ich als erstes nervige Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase. Was hatte ich auch anderes erwartet? Seufzend richte ich meinen Blick auf den Wecker und erschrecke ich mich fast zu Tode. Es sind 14 Uhr, ich habe doch glatt die Probe verschlafen! Kai wird mich dafür garantiert kreuzigen und dann den Managern zum Fraß vorwerfen! In Panik springe ich auf und renne ins Wohnzimmer, da aber die Hose zu lang ist, stolpere ich, taumele und falle voll gegen die Badezimmertür. Ein stechender Schmerz zieht sich durch mein komplettes Gesicht, weshalb ich leise Flüche ausstoße. Dabei habe ich gedacht, ich habe die Hose gestern umgeschlagen, verflucht! Eine warme Flüssigkeit rennt mein Gesicht runter. Ich presse meine Hand unter meine Nase und stürme ins Badezimmer, wo ich mir erst einmal Klopapier hole und es auf die Nasenlöcher presse. Ich schnappe mir das Telefon im Wohnzimmer und lasse mich auf der Couch nieder. Ohne groß zu überlegen wähle ich Kais Handynummer und warte darauf, dass er endlich abhebt. Hoffentlich fällt mir auch eine gute Ausrede ein, ich möchte noch nicht sterben. „Hallo, hier ist Kai“, ertönt es nach einem Knacken aus dem Telefonhörer. Daraufhin erwidere ich leise und mit zitternder Stimme: „Ruki -“ „Ah Ruki! Aoi hat erzählt, dass du heute nicht kommst“, unterbricht er mich plötzlich. Das ist natürlich jetzt nicht so praktisch. Schließlich weiß ich nicht, was Aoi den anderen über mich erzählt halt. Was mache ich jetzt bloß? „Hat er das?“, frage ich verunsichert nach. „Klar, hat er das. Weshalb rufst du überhaupt an?“, fragt er mich verwundert. „Ich wollte mich eigentlich nur abmelden, aber wenn das schon erledigt wurde“, druckse ich herum. „Ruki jetzt sag schon was du wirklich willst. Du hörst dich mehr als fertig an“, macht er mich darauf aufmerksam. Stimmt, man könnte fast meinen, dass ich gerade am Heulen wäre. „Sonst ist wirklich nichts. Außer, dass ich gegen die Badezimmertür geflogen bin, weil ich eine viel zu große Hose an habe. Deshalb blute ich jetzt wie verrückt aus der Nase“, schlussfolgere ich genervt. „Ach stimmt ja, Aoi hat irgendetwas davon gemeint, dass er den Ersatzschlüssel von dir braucht. Aber du kommst zu Recht, oder?“, erkundigt er sich hörbar besorgt. „Denke schon. Sag ihm nur, dass er mir was zu Essen bringen soll. Am Besten viel, damit ich nicht verhungere“, quengele ich. Momentan habe ich zwar keinen Appetit, aber ich will ja den Schein wahren. Es soll keiner merken, dass ich mich momentan auf einer Talfahrt befinde. „Ich wollte ihn gleich eh nach Hause schicken. Er kommt dann in zwei Stunden ungefähr, ja?“, klärt Kai mich auf. „Geht das wirklich in Ordnung?“, frage ich unsicher nach. Immerhin stecken wir momentan mitten in den Aufnahmen, weshalb die Proben äußerst wichtig sind. Ich möchte die anderen nicht von ihrer äußerst wichtigen Arbeit abhalten. Immerhin bin ich ein erwachsener Mann, ich brauche eigentlich keinen Babysitter. Ich hasse es zwar allein zu sein, aber ich möchte keinem zur Last fallen. „Wir brauchen ihn erst einmal nicht. Er kann seine Parts und das muss mir erst einmal reichen“, antwortet Kai. „Ich mach dann mal Schluss. Außerdem brauch ich Taschentücher! Das ist total wichtig!“, mache ich ihn ausdrücklich darauf aufmerksam. „Okay, dann gute Besserung und bis bald“, verabschiedet sich Kai fröhlich. „Bye“, erwidere ich neutral. Laut seufzend lege ich auf. Ich mache mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich mir erst einmal neues Klopapier hole. Das alte schmeiße ich in den Mülleimer und das neue presse ich wieder unter die Nase. Wenigstens wird sie so wieder frei. Über mich selbst lachend schüttele ich den Kopf und gehe zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich erst einmal vor dem Fernseher niederlasse. Ich schalte ihn per Fernbedienung ein und lege den Kopf in den Nacken. Momentan ist noch Werbung, danach soll irgendein Anime kommen, soweit ich es in Erinnerung habe. Das Nasenbluten wird nach und nach immer weniger, wenigstens etwas Gutes heute. Ich rutsche etwas zurück, damit ich mich an die Couch lehnen kann. Ständig wird mir heiß oder kalt und mein Hals hatte definitiv mal bessere Tage gehabt. Ich hasse es krank zu sein, denn dann bin ich auf die Hilfe anderer angewiesen und das ist definitiv nicht gut! Besonders wenn ich dann Reita nicht befriedigen kann, dann ist es noch schlimmer! Gelangweilt starre ich auf den Bildschirm und versuche der Flut von Farben zu folgen. Mein Kopf dröhnt, ich kann mich kaum auf den Fernseher konzentrieren. Immer wieder kommt mir die Frage auf, warum ich? Warum hat Reita ausgerechnet mich ausgewählt, warum nicht jemand anderes? Okay, ich habe mich ja quasi mit meiner Liebeserklärung im Vollrausch angeboten,aber trotzdem, es ist und bleibt nicht fair! Stumm fließt die kühle Flüssigkeit über meine erhitzten Wangen. Es wird noch lange dauern, bis ich mich lösen kann. Vielleicht dauert es so lange, bis ich nicht mehr bin? Die Wohnungstür schnappt ins Schloss und ich rappele mich langsam hoch, schreite auf Aoi zu. „Hey, Ruki. Du hast ja geweint, bedrückt dich irgendetwas?“, erkundigt sich Aoi sichtlich besorgt. „Ja, aber ich möchte nicht darüber reden“, antworte ich niedergeschlagen. Unsicher nestele ich an dem Saum des Oberteils herum. Er macht mir Angst, obwohl er mich gerade nur mustert. Es scheint mir ganz so, als könne er in mir wie in einem offenen Buch lesen. „Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht. Geht es dir besser?“, erkundigt er sich. „Schlechter“, antworte ich und fixiere einen Punkt direkt hinter ihm. „Komm zeig mal deine Nase“, fordert er mich auf.. Ich hätte das Kai nicht sagen dürfen, jetzt weiß es bestimmt jeder. Warum muss ich auch so tollpatschig sein? Mein Körper liebt Unfälle und besonders wenn er das Opfer sein darf scheinbar! „Jetzt sag nur, Kai hat es herum posaunt?“, frage ich schmollend und plustere meine Wangen auf. „Ja, du hättest es mir ja nie gesagt“, macht mich Aoi leise kichernd darauf aufmerksam. Kritisch mustert er meine Nase und dreht meinen Kopf mal in die eine, mal in die andere Richtung. „Gebrochen ist schon einmal nichts, aber dafür ist sie leicht angeschwollen. Was machst du auch für Sachen, kleiner“, tadelt er mich. „Nichts“, antworte ich frech. „Das sagst du immer. Kai kommt später“, klärt er mich auf. Was zum Teufel will Kai hier? Will er mir etwa eine Standpauke halten? Ich weiß, dass es ein ungünstiger Zeitpunkt ist, um krank daheim zu bleiben. Ich möchte niemanden sehen außer Aoi die nächsten Tage! Zu viel Stress ist einfach nicht gut für meinen ohnehin schon geschwächten Körper. „Warum?“, frage ich. „Weil er einmal mit dir unter vier Augen reden möchte“, antwortet Aoi und rollt mit seinen Augen. Ich kann ja schlecht hellsehen, oder? Warum muss Aoi eigentlich immer so schnell genervt von allem sein? „Warum?“, hake ich verärgert nach. „Frag ihn bitte selbst, Ruki“, bittet Aoi mich sichtlich angespannt. „Aber ich will ihn nicht sehen“, erwidere ich trotzig. „Ach komm schon kleiner. Gleich legst du dich noch etwas hin, nimmst die Medizin und dann willst du ihn bestimmt sehen“, versucht Aoi mich frustriert umzustimmen. „Nein!“, schreie ich mit aller Kraft. „Was ist denn los? Die letzte Zeit ziehst du dich immer mehr zurück. Und jetzt kommt Kai extra her“, will Aoi besorgt und verunsichert zu gleich wissen. „Ich will ihn nicht sehen!“, schreie ich abermals, bevor ich ins Badezimmer stürze. Schluchzend drehe ich den Schlüssel im Schloss um. Ich möchte ihn nicht sehen, möchte keine Fragen beantworten müssen, möchte mich nicht der gegenwärtigen Zeit stellen müssen. Zaghaft klopft er an die Tür, ruft mich mit meinem Taufnamen, es ist mir egal. Am ganzen Körper bebend schleppe mich ein Stück von der Tür weg. Das Erzittern der Tür tut mir im Rücken weh. Die Hitze in mir ist unerträglich und von Zeit zu Zeit läuft ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter. Gänsehaut mit kaltem Schweiß überzieht meinen Körper. Schwarze Schleier nehmen mir immer wieder die Sicht, leise höre ich Aois Stimme, wie er mit jemanden redet. Mit den Kräften am Ende schließe ich die Tür wieder auf. Mein Kopf pocht wie verrückt und die Übelkeit wird immer unerträglicher. Ich htte mich nicht so aufregen dürfen, das war eindeutig zu viel für meinen Körper. Aoi scheint es nicht bemerkt zu haben, denn niemand kommt nach mir schauen. Immer noch wabern schwarze Raben in meinem Sichtfeld rum, immer wieder wird die Sicht getrübt von neuen Fluten. Waghalsig hangele ich mich an der Badezimmereinrichtung entlang, nur um in die Dusche zu kommen. Dort drinnen setze ich mich auf den Boden und stelle eiskaltes Wasser an, welches meinem Körper wenigstens etwas Gutes tut. Ich sehe noch etwas Silbernes blitzen, bevor ich mich den Rufen des Höllenhundes hingeben muss. --- Disclaimer: keiner der Charakter gehört mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld. es ist anstrengend einen 120 Roman zu lesen und sich ständig Notizen zu machen. Ich hoffe ich habe das Kapitel hier jetzt richtig korrigiert ;x; Es ist ermüdend, wenn man immer hin- und herspringen muss... *haha* Es sind jetzt noch 70 Seiten... Und.. Wir haben 1Uhr... *Cry* Zudem Kapitel gibt es nichts zu schreiben. Zwischen 2008 und jetzt liegen Welten... Und ich hoffe, dass es meinem rechten Arm bald besser geht. Das schreiben an der Tastatur macht einfach keinen Spaß so *seufz* Kapitel 3: Unsicherheit ----------------------- Als ich wieder aufwache weiß ich gar nicht, ob mir gerade zu heiß oder zu kalt ist. Mein Schädel fühlt sich so an als würde ihn jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten. Wie lange war ich bewusstlos? Ich liege auf einem großen Handtuch im Badezimmer und habe nur eine Boxershort an. Aoi tupft ganz zaghaft den Schweiß von meinem Gesicht und man merkt ihm an wie unangenehm die Situation für ihn ist. Er ist ziemlich rot im Gesicht und er traut sich kaum mir ins Gesicht zu gucken. „Ich habe dir ein Fieberzäpfchen gegeben und am Besten nimmst du noch eine Tablette, da dein Fieber immer noch viel zu hoch ist“, schlägt Aoi vor. Seufzend schnappe ich mir die Kleidung vom Toilettendeckel und ziehe diese im sitzen etwas unbeholfen an. Wahrscheinlich hat Aoi jetzt auch die Verletzungen im Genitalbereich bemerkt und da ist es kein Wunder, dass er nicht bei mir sein will. Selbst für jemanden der auf so etwas steht ist dieses Ausmaß an Verletzungen eine Nummer zu heftig und das weiß ich ja selbst. Und an manchen Tagen ekele ich vor mir selbst, da ich immer wieder zu Reita zurück gehe anstatt ihn in die Schranken zu weisen. Es fällt mir ganz schön schwer aufzustehen und ins Wohnzimmer zu gehen. Die Kopfschmerzen nehmen bei Bewegung zu und ich merke einfach, dass ich eben nicht ohne Grund ohnmächtig geworden bin. Irgendwie bin ich ganz schön nervös, da ich gar nicht weiß was Kai von mir wissen will? Vielleicht hat Aoi ihn wegen den Verletzungen informiert? Ich bin ja bisher nicht ohne Grund zu ihm gegangen! Aoi ist halt jemand, der kaum mit anderen über so etwas spricht und sich zu sehr geniert um überhaupt Fragen diesbezüglich zu stellen. Ich bin einfach der Meinung, dass es niemand in der Band angeht was Reita und ich in unserer Freizeit machen. Solange es unsere Zusammenarbeit nicht beeinflusst, sollten diese sich aus unseren privaten Angelegenheiten heraushalten. Missmutig setze ich mich auf das Sofa und starre die Wand an. Eigentlich wollte ich ja ohnehin mit Kai reden, aber gerade habe ich absolut keine Lust darauf. Wenigstens lässt mich Aoi in Ruhe und gibt mir den Raum, den ich gerade brauche. Auch ohne es auszusprechen weiß er immer, wenn ich einfach nur alleine sein will. Es dauert auch nicht lange ehe es an der Tür klingelt und Aoi mit Kai im Schlepptau ins Wohnzimmer kommt. Kai gibt mir zu verstehen, dass ich ruhig sitzen bleiben kann und setzt sich mit etwas Abstand neben mich. Mein Herz schlägt wie verrückt und diese Nähe ist mir gerade äußerst unangenehm. Er hat eine riesige Sorgenfalte auf der Stirn und guckt mich ganz nachdenklich an. „Magst du mir erzählen, warum du gestern vor Aois Tür geschlafen hast? Du hättest du auch einfach zu einem von uns kommen können“, macht Kai mich darauf aufmerksam. Ich schüttele nur den Kopf und schaue auf meine Hände. Natürlich hätte ich zu jemand anderen gehen können, aber derjenige hätte dann gefragt warum ich nicht einfach bei Reita bleibe. Und genau diese Frage wollte ich einfach nicht hören. „So ein Verhalten sieht dir gar nicht ähnlich, Ruki. Du weißt doch ganz genau wie straff unser Zeitplan momentan ist und normalerweise setzt du alles daran in der Zeit nicht krank zu werden. Was ist nur los mit dir momentan?“, bohrt Kai nach. Haben die anderes es doch bemerkt? Oder ist das nur ein Wunschdenken? Wann hat meine Maske angefangen zu bröckeln? Und vor allem was kann ich jetzt sagen? Er hat ja recht mit dem was er sagt. Es ist einfach ein sehr schlechter Zeitpunkt momentan und einfach so die Aufnahmen verschieben ist eigentlich nicht drinnen. Wieder schüttele ich nur den Kopf und mache mich etwas kleiner. Als Kai die Hand hebt zucke ich zusammen. Will er mich jetzt schlagen? Resigniert seufzt Kai und lässt seine Hand wieder sinken. „Ist die letzten Wochen irgendetwas passiert? Sonst reagierst du doch auch nicht wie ein verängstigtes Tier, welches nur auf die nächsten Schläge wartet. Hat es was mit Reita zu tun?“, hakt Kai nach. Um die Tränen zurückzuhalten kneife ich die Augen zusammen und kneife mir ziemlich fest in die Hand. Ich darf jetzt nicht weinen! Ich habe so Angst davor den anderen von unserem Problem zu erzählen. Wenn ich den Elefant im Raum anspreche, dann wird er auf einmal real. Dann müssen wir uns mit diesem auseinandersetzen und will ich das überhaupt? Möchte ich wirklich über die Gewalt in unserer Beziehung reden? Die Abhängigkeit, welche mich immer wieder zurück rennen lässt wie einen Junkie, der seinen Stoff braucht? Mittlerweile sind wir an eine Punkt angekommen, an dem ich echt nicht mehr weiß wie lange es noch gut gehen kann. Wann wird Reita endgültig die Beherrschung verlieren? Und vor allem wie lange kann ich dem tosenden Meer noch standhalten? Vorsichtig nimmt Kai meine Hände in seine und streichelt ganz vorsichtig mit dem Daumen darüber. „Wenn du weinen möchtest, dann ist das kein Problem. Du musst auch nicht über all das reden, wenn es dir zu unangenehm ist. Ich mach mir halt unheimliche Sorgen um dich und es sieht dir einfach nicht ähnlich dich so einzuigeln. Kann ich dir sonst irgendwie helfen? Magst du vielleicht etwas essen?“, erkundigt sich Kai in Sorge. Und schon wieder schüttele ich nur den Kopf. Langsam öffne ich die Augen und lasse meinen Kopf nach vorne sinken. Es hat doch alles keinen Sinn. Wovor habe ich eigentlich so eine große Angst? Wenn ich das Thema jetzt nicht anspreche, dann werde ich es wahrscheinlich nie tun. So eine Gelegenheit wie jetzt gibt es wahrscheinlich nie wieder. Und da sowohl Kai als auch Reita die nächsten Tage mit den Aufnahmen beschäftigt sind, macht es auch Sinn wenn ich noch etwas bei Aoi bleibe. Oder versuche ich mir das ganze nur schön zu reden? Zögerlich hockt sich Aoi vor mich und streicht mir ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren. „Reita übertreibt es etwas, hm? Oder wolltest du die Verletzungen? Eigentlich wollte ich mich nicht einmischen, aber das gestern hätte gewaltig schief gehen können. Du brauchst nur zu nicken“, bietet mir Aoi an. Werden Sie ihn hassen, wenn sie die Wahrheit erfahren? Was ist überhaupt die Wahrheit? Anfangs fand ich das noch alles sehr erregend. Doch irgendwann wurde es immer mehr und ich habe nie den richtigen Zeitpunkt gefunden das ganze zu beenden. Und ich habe mich auch nicht getraut gehabt ihm zu sagen, dass es mir zu viel wird und er einen Gang zurück schalten soll. Also ist es auch meine Schuld, dass es jetzt so schlimm geworden ist. Ich nicke angedeutet und vergrabe mein Gesicht hinter den Händen. Mir ist das alles so unangenehm und ich will das Gespräch jetzt nicht führen. Zaghaft streicht mir Aoi ein paar Mal über den Kopf und schlägt dann vor: „Sollen wir einmal zusammen mit ihm darüber reden? Er meint es garantiert nicht böse. Und er fragt sich wahrscheinlich auch wo du immer ab bleibst, wenn du nachts heimlich das Haus verlässt. Dir muss das doch nicht peinlich sein.“ Ich schüttele nur den Kopf und versuche meinen Atem zu beruhigen. Ich möchte Reita nicht sehen und mit ihm darüber reden! Obwohl er mir das alles angetan hat liebe ich ihn trotz allem. Und ich möchte diese Beziehung nicht verlieren. Was würde mir dann noch bleiben? Könnte unsere Band dem standhalten? Wir hätten diese Beziehung nie anfangen dürfen. Wir sind nun einmal Kollegen und so etwas wie eine Band setzt man nicht so leichtfertig aufs Spiel. Immer wieder wird mir ganz zaghaft über den Rücken gestrichen, aber die beruhigenden Worte und Gesten wollen mich einfach nicht erreichen. Sie verfehlen ihr Ziel um Meilen und sie lassen mich noch unruhiger werden. Wäre es wirklich so schlimm, wenn es so wie jetzt bliebe? Vielleicht wenn Reita nur etwas mehr Acht geben würde, dann würde wahrscheinlich alles gut gehen. Aber schafft er es oder wird es wirklich immer schlimmer werden? Die beiden reden miteinander, aber ich kann ihre Worte nicht verstehen. Warum habe ich es nur zugelassen? Warum nur kam ich gestern auf die Schnapsidee bei Aoi Unterschlupf zu suchen? Ich weiß doch eigentlich, dass man bei solchen Temperaturen nicht draußen schlafen sollte. Und trotzdem habe ich mein Leben riskiert. Ist die Angst vor Reita wirklich schon so groß, dass ich den Tod vor dem Leben vorziehe? Mit brüchiger Stimme gebe ich zu: „Ich glaub Reita denkt, dass es mir gefällt. Aber es ist mir zu viel und ich hab Angst davor es ihm zu sagen. Ich kann einfach nicht mehr.“ Und ich kann es nicht verhindern, dass die heißen Tränen über meine Wangen laufen und ich ein paar Mal schluchze. Ich bin mir gerade selbst unsagbar peinlich. Es dauert gefühlt sehr lange bis Kai das Wort ergreift und meint: „Wir weihen Uruha ein und der redet einmal mit ihm, ja? Ihr zwei solltet wirklich einmal in Ruhe über das Thema reden, bevor es dir noch schlechter geht.“ Warum habe ich nicht von Anfang an Uruha um Rat gefragt? Er kennt Reita am Besten und wenn es einer schafft mit ihm über so etwas zu reden, dann kann es nur Uruha sein. Durch die ganze Aufregung ist mir ziemlich schlecht und das Schwindelgefühl nimmt auch zu. „Kai? Kann ich mich bitte etwas hinlegen?“, frage ich zögerlich nach. Alarmiert steht unser Schlagzeuger auf und guckt mir ganz besorgt dabei zu wie ich mich auf die Couch lege. Mein ganzer Körper wird immer wieder vom Schüttelfrost heimgesucht und ich merke wie das Fieber wieder steigt. Leise seufzend streicht mir Kai kurz über die Wangenknochen. Aoi kommt gerade mit einem Fieberthermometer wieder und hockt sich wieder neben das Sofa. Wann hatte er den Raum verlassen? Erledigt schließe ich die Augen. Mein Kopf pocht wieder wie verrückt. Ein penetranter Pfeifton macht sich breit. Und plötzlich ist alles ganz weit weg. ----------- Eigentlich war das 3. Kapitel schon längst fertig geschrieben, jedoch fand ich es nicht so toll und deshalb habe ich es noch einmal neu geschrieben. Hoffentlich gefällt es wem :) Danke fürs lesen Kapitel 4: Aufgeben? -------------------- Erleichtert seufze ich und lasse mich zurück in die Kissen sinken. Bis eben war ein Notarzt hier und hat mir mehrere Infusionen gegeben. Er war richtig beharrlich und hatte nicht ganz verstanden, warum ich unter keinen Ständen ins Krankenhaus gebracht werden möchte. Ich musste ihm dieses nicht nur schriftlich geben, sondern Kai hat auch darauf bestanden den Notarzt mit Schweigegeld ruhig zu stellen. Er darf unter keinen Umständen verraten oder notieren, dass ich schlimme Verletzungen im Genitalbereich habe. Und das ist auch der Grund warum ich nicht ins Krankenhaus kann. Dort so eine große Sache zu verheimlichen ist einfach nicht möglich und wenn zu viele davon Bescheid wissen, dann verrät es garantiert wer den Presseleuten. Und diese Negativschlagzeilen können wir einfach nicht gebrauchen. Zudem könnte es auch sein, dass Reita dann vor Gericht dafür belangt werden könnte und das will ich einfach nicht. Es ist eine Sache zwischen uns beiden und das geht einfach niemanden etwas an. Die Kopfschmerzen sind dank der Medikamente komplett weg und ich fühle mich einfach nur wie vom LKW überrollt. Kai hatte eben den Notarzt kommen lassen, da das Fieber bedenklich hoch war und ich kaum noch ansprechbar war. Er meinte auch, dass ich unglaubliches Herzrasen hatte und total wirr gesprochen hatte. So wirklich mitbekommen hatte ich davon nichts und auch von gerade eben weiß ich nur ein paar Fetzen. Ich soll mich auch unglaublich gegen die Sauerstoffmaske gewehrt haben, weshalb der Arzt mir letztendlich nur eine Sauerstoffbrille aufsetzen konnte. Ich weiß noch nicht einmal warum ich darauf so reagiert habe? Hatte ich etwa das Gefühl zu ersticken? Selbst wenn mir Reita eine Hand auf den Mund hält werde ich panisch, aber das stachelt ihn meist noch mehr. Frustriert fahre ich mir mit der Hand durchs Gesicht. Besorgt fragt Kai: „Ist alles in Ordnung, Ruki? Musst du auf die Toilette?“ „Nein, ist schon okay. Danke, dass ihr den Notarzt gerufen habt“, erwidere ich. „Das ist doch selbstverständlich. Und jetzt schläfst du dich erst einmal gesund. Wenn irgendetwas sein sollte, dann sagst du bitte Aoi Bescheid. Ich muss jetzt zurück ins Studio und werde auf dem Weg dorthin Uruha anrufen und ihm die Sachlage schildern. Wir bekommen das schon wieder hin“, versichert er mir. Wie kann er da nur so zuversichtlich sein? Vielleicht ist es Reita ja bewusst, dass er zu weit geht und er macht es mit voller Absicht? Ihm muss doch auch klar sein, dass die Misshandlungen zu weit gehen. Manchmal wünsche ich mir einfach, dass mein Körper nicht so extrem auf ihn reagiere würde. Aber er weiß nun einmal wie er mich berühren muss und ich kann es ja auch nicht leugnen, dass ich absolut gar keine Lust mehr empfinde. Meine körperlichen Reaktionen sprechen einfach Bände und ich komme ja durchaus zum Orgasmus. Aber ich komme halt psychisch nicht mehr mit der ganzen Gewalt zurecht und auch mein Körper zeigt mir immer wieder, dass wir zu weit gehen. Im Genitalbereich habe ich gefühlt seit Wochen Verletzungen und mittlerweile verursacht jeder Toilettengang unsagbare Schmerzen. Aus dem Grund hoffe ich auch, dass die Salbe vom Arzt da Linderung verschafft. Ich möchte deshalb nicht ins Krankenhaus, schließlich kann ich ihnen ja keine logische Erklärung für die Art von Verletzungen geben. Und die Erklärung dafür wäre einfach ein gefundenes Fressen für Klatschpresse. Manchmal frage ich mich, ob unsere Beziehung überhaupt funktionieren würde ohne diese Gewalteskapaden. Leise verabschiedet sich Kai von uns und streicht mir noch einmal kurz durch die Haare. Selbst als Aoi die Deck anhebt und mir eine Wärmflasche auf den Bauch legt zeige ich keine Regung. Erst als die Tür ins Schloss fällt und seine Schritte verstummt sind traue ich mich wirklich die Gefühle zuzulassen. Die ersten Tränen rollen über meine Wangen und ruckartig vergrabe ich mein Gesicht in der Armbeuge. Was habe ich nur getan und warum bin ich nicht einfach bei Reita geblieben? Jetzt steht die Veröffentlichung vom Album in Gefahr und das nur, weil ich mich nicht getraut habe den Mund aufzumachen. Ich hätte doch einfach zu Uruha gehen können? Wahrscheinlich hätte auch er geschwiegen, auch wenn er sich noch lange nicht so ziert wie Aoi. Bitterlich schluchzend beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich muss unbedingt mit Reita reden, aber ich weiß einfach nicht wie. Und gerade ist er im Aufnahmestudio, also hat er sein Handy wahrscheinlich gar nicht an. Als Aoi auf einmal die Tür öffnet ziehe ich scharf die Luft ein. Warum ist er wieder gekommen? Schweigend setzt er sich auf die Bettkante und streicht ein paar Mal über meinen Arm ehe er meint: „Es ist schon okay, Ru-chan. Wir sind dir nicht böse“, verspricht er mir. Dabei haben sie doch allen Grund darauf böse zu sein, oder? Dieses Versteckspiel treibe ich ja schon etliche Monate und bisher habe ich noch nie verlauten lassen, dass etwas in der Beziehung von Reita und mir wortwörtlich etwas gewaltig schief läuft. Schluchzend ziehe ich die Nase hoch und rolle mich zusammen. Ich will nicht mit Reita reden und mich mit dem Problem auseinander setzen. Mein Atem geht nur stoßweise und ich keuche mehr als mir lieb ist. Obwohl ich unheimlich für die Tränen schäme tut es unheimlich gut diese einmal zuzulassen. Zu lange versuche ich alleine mit diesen Emotionen fertig zu werden und sie erdrücken mich von Tag zu Tag mehr. Warum bringe ich das alles auch erst jetzt zur Sprache? Ich weiß doch ganz genau, dass ich mich auf meine Bandkollegen jeder Zeit verlassen kann. Ich habe immer mehr das Gefühl zu ersticken und der ganze Schleim macht das natürlich nicht angenehmer. Und selbst durchs Husten bekomme ich gefühlt nicht mehr Luft. Kann nicht irgendwer kommen und den Elefanten erlegen? Dann wäre auch das Problem gelöst und wir könnten wie bisher einfach weiterleben. Ich liebe Reita und ich glaube eine Beziehungspause oder gar das Ende der Beziehung würde mich um den Verstand bringen. Und wenn es nicht das ist, dann würde es mein Herz in 1.000 Stücke zerreißen. Leise seufzend drückt mir Aoi ein Taschentuch in die Hand und hilft mir dabei mich aufzurichten. Während ich mir gefühlt die Seele aus dem Leib huste streicht er mir ziemlich feste über den Rücken. Als der Hustenanfall endlich vorbei ist lasse ich mich erschöpft gegen seinen Brustkorb fallen. Mit heiserer Stimme frage ich: „Denkst du wirklich, dass da noch etwas zu retten ist?“ „Warum sollte nichts mehr zu retten sein? Reita ist hoffnungslos in dich verknallt und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er deine Wünsche mitunter falsch interpretiert hat. Warte jetzt einfach einmal mal ab und versuch dir keine Gedanken darüber zu machen. Uruha wird Reita garantiert davon überzeugen können, dass es so nicht weiter gehen kann. Trink jetzt etwas und dann schläfst du was, hm?“, fordert er mich auf. Widerwillig nehme ich ein paar Schlucke Tee zu mir und lege mich wieder hin. Doch als ich die Augen schließe sehe ich direkt Reita vor mir, wie er mich hämisch angrinst. Kann das wirklich ein gutes Ende nehmen oder haben wir schon längst verloren? Es dauert gefühlt Stunden ehe ich in einen traumlosen Schlaf gleite. Es ist schon später Morgen als ich es nächste Mal wieder richtig aufnahmefähig bin. Mein Kopf wird gefühlt von einem Presslufthammer bearbeitet und es fühlt sich so an als hätte ich ein Reibeisen verschluckt. Leise stöhnend reibe ich mir die Schläfen, ehe ich die Tabletten nehme. In der Wohnung ist es gespenstisch still, obwohl Aoi eigentlich hier sein müsste. Bisher hat er sich wirklich rührend um mich gekümmert und selbst Wadenwickel hatte er mir ein paar Mal gemacht. Er hat sich bisher auch kein einziges Mal beschwert und das rechne ich ihm hoch an. Schwerfällig stehe ich auf und schlüpfe in die Pantoffeln. Damit Aoi in Ruhe arbeiten kann, hat er mich kurzerhand in sein Schlafzimmer verfrachtet. Es ist so ungewohnt hier bei ihm im Bett zu schlafen. Bisher habe ich wenn überhaupt einmal auf dem Sofa genächtigt. Als ich das Wohnzimmer betrete schleicht sich direkt ein Lächeln auf Aois Lippen. Neckend fragt er: „Na wie geht es unserer Schlafmütze heute?“ „Wieder besser, schätze ich“, antworte ich mit heiserer Stimme. Es wird wohl noch einige Zeit dauern bis meine Stimme wieder normal klingt. Wenigstens helfen die Medikamente und ich merke schon, dass es mir schon weitaus besser geht als vor ein paar Tagen. Es ist ein komisches Gefühl, wenn das Leben plötzlich nur noch aus schlafen, essen und auf Klo gehen besteht und man für alles andere einfach nicht mehr die Kraft hat. „Übrigens hat Uruha gestern mit Reita sprechen können. Der war natürlich nicht so erfreut, weil laut ihm jetzt gefühlt alle von euren Problemen wissen. Aber er weiß jetzt was Sache ist. Ich kann jetzt natürlich nicht versprechen, dass sich was in eurer Beziehung dadurch ändern wird. Wahrscheinlich solltet ihr zwei noch einmal in Ruhe darüber reden. Auf jeden Fall hat Reita versprochen, dass er auf dich zukommen wird. Möchtest du jemanden von uns dabei haben bei dem Gespräch? Du schaust nämlich nicht gerade so aus als würdest du dich über die Nachricht freuen“, berichtet mir Aoi. Ich fühle mich als wäre auf einmal jegliches Blut aus meinem Körper geflossen. Geschockt starre ich Aoi an. Wenn Reita nicht erfreut ist, dann ist er eigentlich stocksauer. Und ich will nicht das Opfer seiner Wut sein. Mit zittrigen Beinen gehe ich zur Couch und setze mich hin. Das alles wird kein gutes Ende nehmen und wenn jemand von den anderen dabei ist, dann wird es ihn noch rasender machen. Schließlich ist es ein Problem zwischen uns beiden und es geht niemand anderen etwas an. Beunruhigt hockt sich Aoi vor mich hin und streicht mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ist das keine so gute Idee?“, erkundigt er sich stirnrunzelnd. Ich nicke nur und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Wie sollen wir nur je wieder aus dieser Sackgasse kommen und zwar so, dass wir beide unser Gesicht wahren können? Und allem voran frage ich mich, ob es auch eine vollkommen gewaltfreie Lösung geben kann. Ich habe einfach keine Kraft mehr mich zu wehren und ich schon zu oft mitkommen, dass eben solche Beziehungskrise in einer Katastrophe enden. Wo haben wir uns nur hinein manövriert? Und warum haben wir nicht frühzeitig gestoppt? Aoi streicht mir beruhigend ein paar Mal über die Schulter ehe er meint: „Jetzt sind erst einmal die Aufnahmen und solange bleibst du bei mir. Danach hat er sich wahrscheinlich soweit beruhigt, dass ein ordentliches Gespräch möglich sein wird. Lass den Kopf nicht so hängen.“ Hoffentlich hat er Recht damit. Ich will einfach noch nicht aufgeben. Kapitel 5: Lichtschimmer ------------------------ Während den Aufnahmen lasse ich Reita keine Chance auch nur eine Minute mit mir alleine zu verbringen. Immer wieder schirmen mich Kai und Aoi von ihm ab und erfinden irgendwelche Termine, damit ich Gesprächen mit ihm entgehen kann. Nach außen hin hat er sich seine Wut natürlich nicht anmerken lassen und immer wieder hat er im Beisein der anderen sein bestes Verhalten an den Tag gelegt. So liebevoll wie die letzten Tage hat er mich eigentlich noch nie behandelt und ich weiß genau warum er es macht. Er will einfach nicht, dass alles auffliegt und der wahre Grund für meine Verletzung herauskommt. Oder die anderen ihn um ein Gespräch dafür bitten. So sieht es halt einfach so aus, als hätte ich das alles gewollt und es würde sich nicht um Missbrauch handeln. Dabei weiß ich genau was mich daheim in seiner Wohnung erwarten wird. Ich kann halt keine Gnade erhalten, schließlich bin ich seine willenlose Puppe und er ist mein Master. Entweder füge ich mich seinem Willen oder ich lasse es. Und zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich nicht, was für Konsequenzen mich erwarten werden. Gibt es noch wirklich einen Ausweg aus dem ganzen für mich? Ganz langsam heilen auch die Verletzungen im Intimbereich und laut Aoi sieht mein Rücken auch um einiges besser aus. Er hat mir extra speziellen Salben aus der Apotheke besorgt, damit die Blutergüsse schneller abheilen und auch nicht mehr solche Schmerzen verursachen. Mittlerweile kann ich auch wieder ohne große Schmerzen zur Toilette gehen und erst jetzt merke ich, wie sehr ich das vermisst habe. Selbst der Schlaf ist um einiges erholsamer, da mich die Verletzungen nicht mehr alle paar Minuten aufschrecken lassen. Und mittlerweile habe ich auch nur noch ein wenig Husten und alles. Aoi vermeidet es komplett das Thema anzusprechen, wenn wir alleine in seiner Wohnung sind. Selbst wenn er die Wunden versorgt spricht er es nicht an. So wirklich zur Polizei kann ich ohnehin nicht, weil ich um ehrlich zu sein nicht wissen will wie die bei einem homosexuellen Paar reagieren würden. Selbst bei heterosexuellen Paaren gibt es bei häuslicher Gewalt nicht immer Unterstützung und das mag schon was heißen. Vor allem ist dann die Frage was mit der Band passiert? Sobald ich mir Hilfe hole wird das alles sehr wahrscheinlich öffentlich gemacht. Und dann wissen alle, dass ich homosexuell bin und eben auf Männer stehe. Und dann kann ich rein theoretisch erst recht das Land verlassen, da viele ein sehr großes Problem mit diesem Thema haben. Zudem lasse ich mich ja von meinem Partner zusammen schlagen und das wirft dann ein noch schlechteres Licht auf mich. Vor allem als Mann sollte ich ja den Mut besitzen und mich wehren Die Band ist dann Geschichte und genau das will ich nicht. Ich möchte nicht das Leben der anderen zerstören, nur weil ich mich nicht gegen Reita zur Wehr setzen kann. Die größte Frage ist auch was dann mit dem Vertrag mit dem Label ist und was das Management dazu sagt. Natürlich kann man eine Menge Geld zahlen, schließlich gibt es viele korrupte Polizeibeamte und Richter. Aber wer sagt, dass die die Geschichte nicht für noch mehr Geld an andere verkaufen werden? Wir sind nun einmal verpflichtet diesen Vertrag zu erfüllen und da gehören auch keine größerem Skandale dazu. Und ich frage mich, ob die anderen dann je wieder einen Fuß im Musikbusiness fassen können? Ich fühle mich einfach total schlecht, weil ich mit einer so kleinen Entscheidung einen Stein ins Rollen bringen kann, der eine ganze Lawine auslösen kann. Und damit nicht nur mein eigenes, sondern auch das Leben meiner Bandkollegen zerstören könnte. Seufzend schaue ich Aoi an, der mal wieder ganz gespannt irgendeinen Film guckt. Heute haben wir einen freien Tag, da Kai und Reita ihre Parts am einspielen sind. Und ich für meinen Teil soll mich noch etwas schonen, weshalb mich Aoi auf die Couch verbannt hat. Ich bin immer noch nicht wirklich auf der Höhe und gestern lag ich nach dem langen Studiotag mit Fieber flach. Wahrscheinlich wird es auch noch einige Wochen dauern bis ich diesen Infekt vollkommen auskuriert habe, aber diese Zeit habe ich nun einmal nicht. Deshalb trinke ich auch schon den ganzen Tag Kräutertee und sitze dick eingepackt auf der Couch und mache immer wieder einmal ein Nickerchen. Reita würde so etwas nie erlauben, da ich laut ihm einfach zu funktionieren habe. Und er würde mir auch nie ständig die Tasse nachfüllen. Aoi hingegen hat mich heute schon mehrfach dazu aufgefordert zu inhalieren und ich musste schon einige komische Gemüsedrinks zu mir nehmen. Allgemein kümmert er sich wirklich sehr gut um mich und versucht mich auch so gut es geht abzulenken. Es liegt immer noch ein sehr steiniger Weg vor mir und ich weiß nicht, ob ich wirklich die Kraft dazu habe diesen zu bewältigen. Habe ich wirklich den Mut dazu Reita die Stirn zu bieten? Ich kann ja niemanden darum beten für mich Schluss zu machen oder das alles für mich zu regeln. Und mir wird jetzt schon schlecht, wenn ich allein daran denke was alles auf mich zukommt. Und ich habe halt einfach die Angst davor, dass ich nachher derjenige bin der die Band zerstört. Es fühlt sich einfach so an als hätte ich eine geladene Pistole an meiner Stirn und den Finger am Abzug. Und ich weiß nicht, ob ich diesem Druck standhalten kann. Seufzend ziehe ich die Decke ein Stück höher und schließe die Augen. Ist es wirklich richtig das Wohlergehen der anderen über mein eigenes zu stellen? Sollte ich nicht endlich einmal eine Entscheidung treffen, egal welche Konsequenzen diese nach sich zieht? Das ewige grübeln bringt mich nicht ans Ziel und ich sollte wirklich einmal ernsthaft mit Reita darüber reden. So kann es nicht weiter gehen und wenn unsere Beziehung nur mit der Gewalt funktionieren kann, dann sollten wir uns endgültig trennen. Auch der Arzt meinte, dass mein Körper nicht ewig mitspielen wird. Und irgendwann der Punkt kommen wird, an dem die Verletzungen eben nicht mehr abheilen und die Schmerzen sich auch nicht mehr verstecken lassen. Was soll ich dann machen? Vor allem was passiert, wenn er mir einmal die Knochen bricht und ich einmal einen Arzt sehen muss? Nicht jeder Arzt ist korrupt und lässt sich mit Geld zum Schweigen verdonnern. Und ewig kann ich unsere Freunde auch nicht dazu überreden einfach wegzusehen. Reita, was machen wir wenn das Kartenhaus nicht mehr dem Sturm trotzt und in sich zusammenfällt? Werden wir dann mit den gleichen Lügen wieder alles aufbauen? Wie kann ein Mensch einem anderen nur so etwas antun? Und dabei denken, dass derjenige es auch noch mag? Ich habe so eine Angst davor, dass wir den Riss in unserer Beziehung nicht mehr flicken können. Und unsere letzte Stunde geschlagen hat, nur weil ich zu feige war um den Mund aufzumachen. Und ich gedacht habe, dass Aoi mir schon irgendwie helfen wird. Dabei wusste ich schon in dem Moment, als ich Reitas Wohnung verließ, dass ich die Wunden in meine Intimbereich niemanden freiwillig zeigen werde. Jedoch waren es genau die Wunden, die mich aus der Wohnung trieben. Das Blut in der Kloschüssel, dass mich wach rüttelte und einen Stein ins Rollen brachte, der alles mit sich riss. Meine Hals schnürt sich zu und ich habe Schwierigkeiten zu atmen. Mein Atem rasselt und meine Augen brennen. Ich kann jetzt nicht weinen. Ich kann nicht wegen etwas weinen, was ich zu verantworten habe. Das ganze Selbstmitleid bringt doch niemanden etwas. Zitternd beiße ich mir auf die Faust und versuche die Tränen vergeblich hinunter zu schlucken. Schließlich habe ich keinen Grund dafür zu weinen. Ich schluchze erstickt auf und vergrabe mein Gesicht in der Bettdecke. Ich will und kann Reita morgen nicht begegnen, aber wir arbeiten nun einmal zusammen und das weiß er nun einmal. Es gibt kein entrinnen und vielleicht sollte ich wirklich die Ketten zwischen uns trennen und mich so ins eigene Verderben stürzen. Denn wenn ich es nicht mache, wird es nie besser werden. Ich ziehe scharf die Luft ein, als Aoi mich in seine Arme zieht und sanft hin und her wiegt. Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich ihn in das alles hineingezogen habe? Die anderen denken immer noch, dass da irgendetwas zu retten ist. Aber in Wirklichkeit ist schon alles verloren und man kann nur noch die Kollateralschäden so gering wie möglich halten. Ich frage mich, ob der Freitod die ultimative Antwort auf all meine Probleme ist? Jedoch möchte ich leben und vor allem noch etwas erleben. Ich bin einfach noch zu jung und möchte mein Leben nicht für jemanden wegwerfen, der sein eigenes nicht im Griff hat. Vielleicht würde auch eine Auflösung der Band oder ähnliches erst einmal für Entspannung sorgen. Oder eine Therapie für Reita? Dabei kann man so etwas nicht weg therapieren, oder? Solche Menschen bleiben einfach wie sie sind. Um ehrlich zu sein habe ich unglaubliche Angst davor die Wahrheit zu erfahren. Ist Reita wirklich so gewalttätig? Oder lebt er in unserer Beziehung einfach seine Phantasie aus, weil ich ihm die Möglichkeit dazu gebe? Würde er bei jemand anderen nicht so extrem reagieren und bis aufs Blut zuschlagen? Die eigentliche Frage ist: Möchte ich das wirklich wissen, bevor ich meine Entscheidung fälle? Vielleicht denke ich auch nur an all das was schief gehen könnte, weil diese Extremfälle immer in den Medien diskutiert werden? Und da endet das ja meistens mit Mord oder erweiterten Selbstmord. Und beides möchte ich sowohl unserer Band als auch unseren Familien nicht antun. Ich möchte mein Gesicht nicht verlieren, nur um aus dieser Nummer wieder rauskommen zu können. Vielleicht habe ich ja morgen endlich den Mut und werde Reita um ein klärendes Gespräch bitten? Immerhin wissen die anderen ja was Sache ist und werden ihn zur Rechenschaft ziehen, wenn ich schon nicht in der Lage dazu bin. Oder das alles gewaltig aus dem Ruder läuft. Leise schluchzend kralle ich mich in das Oberteil von Aoi und lasse den Tränen freien Lauf. Ab morgen bin ich stark und werde all das nachholen, was ich in den letzten Monaten verpasst habe. Ich bin kein Schwächling, aber wenn man immer die eigene Abhängigkeit vor Augen behalten bekommt, dann glaubt man irgendwann selbst daran. Man glaub einfach, dass ein Leben ohne diese andere nicht mehr möglich sein, obwohl ja genau das Gegenteil der Fall ist. Ich hatte bevor ich mit Reita eine Beziehung angefangen hatte ein Leben, also werde ich auch ohne ihn noch eins haben. Ich muss endlich lernen loszulassen. Diese Ketten zu durchtrennen und mich frei zuschwimmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)