Amor von abgemeldet (Mikaru x Kei) ================================================================================ Kapitel 3: DRITTER AKT - IVY ---------------------------- „Ich bin fast GESTORBEN vor Sorge!“, schimpfte Ivy, sobald ich ihm die Tür geöffnet hatte und er stürmte in meine Wohnung. „Du rufst nicht an, du gehst nicht ans Telefon, dann ist das Telefon aus und zu Hause warst du auch nicht!“ Irgendwie erschien mir Ivy in diesem Augenblick wie eine Mischung aus Ehefrau und Mutter. Und das, obwohl mein bester Freund nun wirklich alles andere als homo war! Aber manchmal bekam er irgendwie weibische Anwandlungen... Aber ich wollte mich nicht beschweren, denn er war einfach ein toller Freund! „Ja, Mann, sorry... Mein Handy ist kaputt gegangen...“ Ich ließ meine Wohnungstür hinter ihm ins Schloss fallen und folgte ihm in meine Wohnstube, setzte mich zu ihm auf die Couch. Das Handy war wirklich nicht mehr zu retten gewesen. So gut Kei es auch gemeint hatte, aber dummerweise war die Heizung SO warm eingestellt, dass es das Akku entschärft hatte. Und auch so zeigten einige elektronische Kleinteile Rostspuren. Er war ja so gut drauf, wenn es darum ging, Situationen zu durchschauen, aber mit der Elektronik hatte er es scheinbar nicht so. „Ach so? Wieso das denn? Hast es fallen lassen?“ „Es ist mir in den Teich gefallen...“ Irritiert zog Ivy einen Nasenflügel und die dazugehörige Hälfte der Oberlippe aufwärts, bedachte mich mit diesem dämlichen Blick. „Wieso, die sind doch alle gefroren, oder was?“ Entspannt hob er ein Bein auf die Couch, starrte noch immer. „Nee, Mann... nicht alle. Der im Park jetzt nicht mehr.“ „Jetzt nicht mehr? Bist so heiß, dass selbst der Teich schmilzt?“, fragte er grinsend, boxte mir dabei spielerisch gegen den Oberarm. „Na ja... um ehrlich zu sein...“ Ich räusperte mich, sah ihn ein wenig verlegen an. Hatte ich aber auch allen Grund zu! „Mein Handy ist mit mir zusammen reingefallen... Ich bin volle Kanne aufs Eis geknallt! Und dann... gab’s da plötzlich ein Loch, ähääh...“ Ich hörte es gewaltig Klatschen, als sich Ivy die eigene Handfläche gegen die Stirn schlug. „Typisch Mika. So was kann auch nur dir passieren, Mann, dabei weiß doch jeder Idiot, dass man nicht aufs Eis geht!“ Na, vielen Dank auch! „Was hättest du denn gemacht, wenn da so eine kleine Miezekatze auf dem Teich steht und so jämmerlich weint, weil sie sich nicht runter traut?“, fragte ich energisch nach. Schließlich wollte ich ja nicht schon wieder als Idiot da stehen. „Ich wäre weitergegangen. Das sind Überlebenskünstler, Mann!“ Hm, ja, das wusste ich jetzt auch! Und trotzdem... ich würde es wohl wieder tun. Allein schon, um eine Katze zu bekommen. Gleich heute würde ich noch mal an diese Stelle gehen und schauen, ob sie noch da war. Wenn ja, konnte ich ja davon ausgehen, dass sie wirklich niemandem gehörte und sie mitnehmen. Platz hatte ich zur Genüge. Einen Balkon auch, die Wohnung war also perfekt für das kleine schwarze Fellbündel mit den weißen Tatzen. „Jaaa doch... Aber sie tat mir so Leid...“ „Und dein Date hat dich nicht von diesem Unfug abgehalten!?“ Ach ja, richtig, das Date! „Schuss in den Ofen. Ein Typ um die Vierzig und potthässlich! Aber ich hab mich einfach nicht zu erkennen gegeben und meinen Account jetzt auch lieber gelöscht...“ Was genau genommen das Erste war, was ich direkt nach der Ankunft in meiner Wohnung getan hatte. Ivy nickte, schenkte mir einen mitleidigen Blick. Schon oft hatte er mir gesagt, dass es ihm Leid tat, dass ich ungewollter Dauersingle war. Aber wenn man keine Freundin, sondern einen Freund suchte, war es schon etwas schwieriger. Zumindest, wenn der Freund in derselben Altersklasse sein sollte, lustig, nett und wenigstens ein bisschen hübsch. Hübsch genug, dass ich auch einen hochbekam, wenn ich ihn mir nackt vorstellte. Aber der Richtige war bisher nicht dabei gewesen. Entweder waren sie zu alt, oder mega aufgedreht, absolute Draufgänger, die nur vögeln wollten oder so ätzend oberschlau... oder sie hörten schlechte Musik. Irgendetwas war ja immer. Außer bei Kei. Der hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, das musste ich schon zugeben. Zwar wusste ich nichts über ihn, bis auf, dass er sich darin verstand, seine Wohnung prächtig in Schuss zu halten, zu kochen, Leute aus Teichen zu ziehen, mich zu verwirren und nieder zu machen... Aber das, was ich wusste, reichte mir im Grunde schon. “Haaaallo, Miiiikaaaa!“ Ivys Hand fuchtelte vor meinem Gesicht rum, während er mich mit großen Augen musterte. „Uh? Doch nicht sooo potthässlich?“ „NEIN! Kei ist doch nicht hässlich!!“, rief ich empört auf, blickte in eine noch verwirrtere Fratze. „Kei...?“ „JA, Kei! Der mich aus dem Teich gezogen hat!“ Erst dann fiel mir ein, dass ich lediglich meinen Gedanken nachgehangen hatte, statt sie mit dem Brünetten auf meiner Couch zu teilen. Ich räusperte mich, erzählte ihm dann alles, was ich ihm über Kei zu erzählen hatte und dass ich es fürchterlich bereute, seine Telefonnummer nicht zu haben und dass ich mir sicher war, dass da irgendetwas zwischen uns war. Ja, ganz sicher war es das. Denn wir hatten beide indirekt zugegeben, Männer zu mögen und Kei hatte sogar meinen Schwanz gesehen und wir hatten auch keine Berührungsängste voreinander, obwohl ich es eigentlich überhaupt nicht mochte, betatscht zu werden. Aber bei Kei war das in Ordnung. Und außerdem schien der Blonde auch Single zu sein. Oh ja. Zumindest hatte er nichts Gegenteiliges behauptet und auch keine Bilder von irgendwelchen Typen stehen gehabt. Und auch keine Frauen. Und das, obwohl er so cool aussah mit seiner wilden blonden Frisur! „Wie auch immer. Du weißt doch, wo er wohnt und musst ihm noch seine Sachen zurückbringen. Aber wasch die vorher!“ „Natürlich!“ Und so folgte ich wieder einmal Ivys Rat, wartete wie wahnsinnig darauf, dass die Waschmaschine fertig wurde und dann darauf, dass die Wäsche endlich trocknete. Und als es mir zu lange dauerte, schnappte ich mir meinen Haarfön und sorgte mit akribischer Genauigkeit dafür, dass jedes einzelne Kleidungsstück gleichmäßig und schnell trocken wurde! Fein säuberlich legte ich sie zusammen, stapelte die Wäsche, verpackte sie in eine Tüte und... bekam es dann mit der Angst zu tun. Allein schon die Vorstellung, plötzlich wieder vor Kei zu stehen, ihm die Tüte zu geben, wobei sich unsere Hände berührten, machte mich fast wahnsinnig vor Aufregung! Und so.. ließ ich Feigling fünf Tage verstreichen. Aber wenn ich nachts eines festgestellt hatte, dann Folgendes: Wenn ich mir Kei nackt vorstellte, bekam ich auf jeden Fall einen hoch! Immer wieder musste ich mir die Bilder vorstellen, die meine Fantasie hervorgerufen hatte, als ich mir den Blonden so vorgestellt hatte. Denn da berührte nicht nur seine Nase mein Ding. Wieder grinste ich, schauderte wohlig. Schließlich schüttelte ich meine unanständigen Gedanken ab, ging in meine Küche, in der der Beutel mit Keis Kleidung stand, nahm diesen an mich und zog mich dann wetterfest an. Jetzt hatte ich meinen Entschluss getroffen und sogar einen Plan, wie ich ihm nicht nur gegenüber stehen, sondern ihn auch noch aus der Wohnung heraus holen konnte. Auf dem Weg zu ihm, machte ich Halt an einem kleinen Supermarkt, kaufte dort eine Packung Leckerlis für Katzen und stand dann schließlich nach weiteren zehn Minuten Fußweg vor seiner Tür. Er war doch tierlieb. Also würde ihn das ganz bestimmt locken, da war ich mir sicher. Doch, als ich hier nun stand, wollte mich mein Mut schon wieder verlassen. Meine Beine zitterten wie verrückt, sodass ich glaubte, sie würden unter meinem Gewicht jeden Moment nachgeben. Und mein Finger war kaum in der Lage, die Klingel zu treffen. Tat er auch nicht, stattdessen wurde auch der Nachbar durch das Gebimmel gestört. Ups. Ich versteckte mich in Keis Türrahmen und presste meinen gesamten Körper so fest ich konnte an die Tür, als dieser seinen Kopf durch den Türspalt steckte. „Haben SIE gerade geklingelt?“, fragte mich der Nachbar, ein älterer Herr mit griesgrämiger Ausstrahlung und einem fürchterlichen Kleidungsstil. Ich blickte hinab zu meinen Stiefeln, musste feststellen, dass diese über der Türschwelle hervorstanden. Huch! Wieder ein Adrenalinstoß und ein kleiner Schweißausbruch, als mir bewusst wurde, wie blöd ich gerade aussehen musste. „Hm?? Nö. Ich.. steh hier nur so rum!“, versicherte ich ihm dennoch. Der Nachbar zog eine Augenbraue in die Höhe, musterte mich skeptisch, zuckte dann aber mit den Schultern und verschwand wieder im Inneren seiner Wohnung. Puh. Das hatte er gefressen. Perfekt. Ich wandte mich also wieder der Klingel zu, traf dieses Mal auch die Richtige. Und als Kei mir dann nach endlosen Sekunden öffnete, setzte mein Herz erst einen Schlag aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. „Hey!“, grüßte ich euphorisch, drückte ihm die Tüte in die Hand. „Nochmal danke für alles!“ „Ähm.. ja... gern geschehen“, antwortete er ein wenig unsicher, stellte den Beutel neben sich ab und als er wieder zu mir aufblickte, hielt ich ihm die Schachtel mit den Leckerlis vor die Nase, klapperte damit. „Oh... für... mich?“, fragte er, grinste ein wenig perplex, griff dann aber trotzdem nach der Schachtel, allerdings war ich schnell genug, um sie vorher wieder zurück zu ziehen. „Nix da!“ Ich räusperte mich, blickte ihn dann entschuldigend an, weil mein Ton wohl ein bisschen zu hart ausgefallen war. Aber Mann, ja, ich hätte ihm wirklich eine Kleinigkeit mitbringen können! Irgendein Dankeschön. Na ja... holten wir das dann halt unterwegs nach. „Wir haben eine Mission zu erfüllen, Kei! Wir müssen die Katze locken! Ich war jeden Tag an dem Tümpel und nie war die Mieze da. Aber heute kommt sie bestimmt! Weil du da bist. Ich spür so was!“ Kei entspannte sich mit einem Mal sichtlich, lachte leise auf und hielt mir dann die Tür offen, damit ich eintreten konnte, was ich auch sofort wahrnahm. „Warte, ich zieh mich schnell an...“ Und dann verschwand er durch die Tür, die in sein Wohnzimmer führte, redete dort leise mit irgendwem, bekam nur etwas lauter Protest zu hören, den ich allerdings akustisch nicht verstehen konnte, und erschien dann wieder lächelnd im Flur, zog sich seine Jacke über. DIE Jacke, die er vor fünf Tagen um meine Schultern gelegt hatte. Die zweite Person erschien in meinem Blickfeld, steckte den Kopf durch den Türrahmen und musterte mich skeptisch. „Hallo!“, grüßte ich höflich, hob meine Hand zum Gruß und grinste breit. Und was machte er? Nickte einfach nur. Egal. Inzwischen hatte Kei auch seine Schuhe angezogen, griff nach seinem Schlüssel und wir marschierten nach draußen, nicht ohne, dass ich den anderen noch mit einem euphorischen „Tschüü-üüüß!“ verabschiedete. „Wer war’n dieser griesgrämige Mann?“, fragte ich beiläufig, als wir das Haus verließen und prompt wurde meine Frage mit „mein Mitbewohner“, beantwortet. Na also. Dann war Kei also doch Single! Kurzzeitig hatte ich schon einen anderen, bösen Gedanken gehabt. Aber den hatte ich kurzerhand vertrieben. „Aber ihr schlaft nicht im gleichen Bett, oder? Ich meine, deine Wohnung ist so klein...“ „Ach Quatsch. Ich im Bett, er auf dem Futon, wie sich das gehört!“, versicherte Kei mir daraufhin und wir betraten den Park, während mein Herz drauf und dran war, Purzelbäume zu schlagen. „Heute nehm ich die Mieze mit nach Hause!“, erklärte ich dem Blonden dann, ging neben ihm in die Hocke, öffnete die Schachtel mit den Katzennaschereien und begann dann wieder, mit der Zunge zu schnalzen und sie zu rufen. „Na, dann lass mal sehen....“, ließ er sich grinsend darauf ein, hockte sich nun ebenfalls hin und der Geruch seines Parfums stieg mir in die Nase. Hmmm... Ich versuchte meinerseits, so nah an ihn heranzukommen, dass es nicht so auffiel, aber er trotzdem auch meine geballte Ladung Parfum gar nicht NICHT bemerken konnte. „Mieze!! Nun komm doch, du willst doch ein warmes Zuhause mit Kuschelbett, oder nicht!?“ Ich hörte Kei neben mir prusten, blickte ihn strafend an. „Mieze! Ich bin’s! Mikaaa!“ Ich klapperte noch lauter mit der Schachtel, so lange, bis auch ich einsehen musste, dass sie wohl einfach keine Lust hatte, zu mir zu kommen. „Och Mann!“ Dabei war ich mir SO sicher gewesen! Wie auch immer, im nächsten Moment hatte ich eine Ladung Schnee im Gesicht. „Kei!“ „Was denn?“ Schnell wischte ich den Schnee weg, bunkerte die Naschereien für die Katze in meiner Jackentasche und griff dann selbst nach einer handvoll Schnee und stopfte diesen in Keis Ausschnitt. Und ganz nebenbei erwähnt, freute ich mich auch über den Gedanken, dass dadurch sicherlich seine Brustwarzen steif wurden. Wenn auch nicht durch Erregung. „Na warte!“ Kei war halt niemand, der sich die Butter vom Brot nehmen ließ und schon hatte er die nächste Ladung Schnee in der Hand, versuchte, sich zu rächen, kam aber eben doch nicht an meinem Schal vorbei, dafür aber konnte ich nach seinem Handgelenk greifen, es rasch über seinen eigenen Kopf drehen, sodass der Schnee auf seinem eigenen Kopf landete. Und gleich darauf noch eine Menge Schnee von mir. „Okay, okay, ich kapituliere!“, gestand Kei lachend ein, schüttelte seinen Kopf, um nicht mehr ganz so sehr wie ein Schneemann auszusehen und während ich ihn dabei beobachtete, wurde mir erst richtig bewusst, wie hübsch er war. Nicht, dass ich nicht schon vorher gewusst hätte, dass er toll und cool aussah... Aber jetzt war es irgendwie etwas anderes. Wie Kristalle hingen die Flocken in seiner Frisur, brachen das Licht, sodass er fast wie ein Engel mit funkelndem Haar aussah. Wieder begann mein Puls sich zu beschleunigen, während ich ihm einfach nur ins Gesicht blickte, das sein Lächeln langsam verlor und immer näher zu kommen schien. Nein, nicht schien! Keis Hände in den Gesäßtaschen meiner Jeans waren auf jeden Fall real! „Hab ganz kalte Pfoten bekommen....“, erklärte er daraufhin, zog mich ein wenig näher an sich heran. Ach, SO wärmte man heutzutage also seine Hände!, dachte ich zufrieden grinsend, ehe ich meine eigenen Hände in Keis Jackentaschen stopfte. „Ja, ich auch...“ Kei lächelte zur Antwort und eine ganze Weile blieben wir stehen, so wie wir waren. Irgendwo neben den üblichen Spazierwegen, zwischen all den weißgestrichenen Bäumen und blickten uns im einvernehmlichem Schweigen an. Diese Art von Schweigen, das immer dann eintrat, wenn etwas Großes bevorstand. Sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Und ich sehnte mich nach dem Sturm, so sehr, dass ich glaubte, vergehen zu müssen, wenn er nicht bald über uns hinwegfegte, sodass ich kurz davor stand, ihm selbst den entscheidenden Anstoß zu geben. Auch, wenn ich mich eigentlich nicht traute. Aber Kei sich ja scheinbar auch nicht. Also fasste ich all meinen Mut und verringerte den Abstand zwischen unseren Gesichtern, während ich meine Augen schloss und voller Neugier war, endlich seine Lippen zu fühlen, zu schmecken. Und als sie sich dann endlich berührten, spürte ich, wie sich ein kleines Feuer in meinem Inneren ausbreitete – und sich kleine Dornen in mein rechtes Bein bohrten. Erschrocken ließ ich von dem Blonden ab, blickte zu meinem Bein, an dem vier weiße Tatzen hochkletterten, die zu einem schwarzen Katzengesicht mit blau-grauen Kulleraugen gehörten, die mich anstarrten, während der kleine schwarze Schwanz ausgelassen hin und her zuckte. Süß!! „Mieze!“, rief ich aus, in einer Mischung aus Erstaunen, Begeisterung, aber auch Empörung! Natürlich freute ich mich, den kleinen Panter wieder zu sehen, aber sie hätte auch einen passenderen Moment abwarten können, fand ich. Die Katze wiederum störte das recht wenig, sie kletterte weiter hinauf, bis sie an meiner Hüfte angelangt war, sodass Kei seine Hände aus meinen Hosentaschen herauszog, um nicht auch Opfer ihrer Krallen zu werden. Ach, richtig... die Leckerlis in meiner Jackentasche. „Hut ab, Mika, eine messerscharfe Intuition!“, lobte Kei scherzhaft, wenngleich ich ihm deutlich ansah, dass er ein wenig peinlich berührt war. „Ja, ne?“, gab ich selbstzufrieden zurück, ehe ich nach der Katze griff, sie von meinem Bein hob und auf den Arm nahm, was diese mit ihrem glockenhellen Maunzen quittierte. „Keeii?“, fragte ich gedehnt, deutete mit einer Kopfbewegung auf meine Tasche, aus die er dann sofort die Schachtel hervorholte, sich ein Stück auf die Handfläche legte und der Katze anbot. Doch statt zu fressen, schimpfte sie weiter und mir wurde bewusst, dass ich selbst es auch nicht so lustig fände, wenn mich ein Riese auf dem Arm trug, während der Zweite mir einen Keks hinhielt. „Komm schnell, Kei, wir rufen uns jetzt ein Taxi zu mir nach Hause und nehmen die Mieze mit!“ „Bist du dir sicher, dass sie das will?“ „Natürlich will sie!“ Was für eine Frage! Doch Kei sah skeptisch aus. „Hmm... wie ich dich einschätze, hast du bestimmt noch kein Katzenklo, keine Näpfe, kein Futter, kein Körbchen und keinen Kratzbaum. Richtig?“ Bingo! Mann, Kei war so clever! „Woher weißt du das!?“ Der Blonde zuckte mit den Schultern, packte das Stückchen zurück in die Packung. „Weiß nicht, alles andere hätte mich eher überrascht. Aber pass auf, ich mach dir nen Vorschlag: Du trägst die Katze solange, wie sie will und wenn sie wegläuft, lässt du sie laufen und wir gehen erst mal einkaufen und machen deine Wohnung katzengerecht! Und dann kaufen wir auch eine Katzenbox, damit du sie das nächste Mal von hier aus mitnehmen kannst. Okay?“ Uh, das klang gut. Und vernünftig. Aber allein schon die Vorstellung, dass dieses kleine niedliche Tier davon lief und ich es vielleicht nie wieder sah, beängstigte mich schon. Schließlich wollte ich nicht irgendeine Katze, sondern diese. Denn ohne diese hätte ich Kei ganz bestimmt niemals kennen gelernt! Und allein schon deswegen taufte ich sie in diesem Augenblick insgeheim „Amor“. „Ist gut!“, stimmte ich schließlich grinsend zu und wir machten uns zu dritt auf den Weg aus diesem Park heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)