Engel fliegen einsam ... Doch du und ich gemeinsam. von Pandasocke (Eine kleine OneShot Taito ♥) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich lag in meinem Bett, bäuchlings, den Kopf unter meinem Kissen. Dezent gesagt: Mir ging es sowas von dreckig. Ich hatte mich, wie in letzter Zeit so oft, mit meinem Freund Taichi gestritten. Meinem festen Freund. Meinem Tai. Mein Magen fühlte sich an, als hätte ich kein Toastbrot, sondern Steine gegessen, welche auch auf schnellstem Wege wieder heraus wollten. Ich begann zu überlegen, ob ich meine Selbshassattacke nicht doch vom Bett ins Badezimmer verlegen sollte. Nur so für alle Fälle. Doch so weit kam es garnicht mehr, denn mein Handy klingelte. Am Klingelton erkannte ich sofort, wer mich anrief. Schließlich hatte ich für ihn einen Anderen eingestellt, als für den Rest. Es war Tai. So dudelte mir eine Weile lang der Refrain von "Engel fliegen einsam" um die Ohren, ehe ich mir das Kissen vom Kopf schob und mein Handy aufklappte. »...Ja?« Oh mein Gott! Meine Stimme war so dünn, dass man meinen könnte, sie würde zerbrechen, wenn man sie zu sehr beanspruchen würde. Aber Tai schien mich verstanden zu haben. »Matt... Hör zu, ich.. Ich kann dass so nicht mehr..« Aus den Steinen in meinem Magen wurden Messer. Ich spürte, wie es in meinem Kopf hämmerte, während dieser den Satz Taichis verarbeitete. »Tai, du... Du machst Schluss?« Meine Stimme zitterte, während mir Tränen in die Augen stiegen. Krampfhaft hielt ich das Telefon fest, den anderen Arm schlang ich um mich selbst. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich am anderen Ende der Leitung wieder etwas regte. Dann hauchte Taichi leise seine Antwort. >Ja.« ------- FLASHBACK ------- Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte mal so abgehetzt habe. 8 Stockwerke zu Fuß, weil wieder mal der Fahrstuhl im Eimer ist, in weniger als 10 Minuten. Sport war allerdings nicht so mein Ding. Dementsprechend sah ich auch aus, als ich mich im Erdgeschoss in die Arme meiner dort wartenden, großen Liebe warf. Nach Atem ringend stand ich da, und wurde von zwei starken Armen gehalten. »Sport ist immer noch nicht so deins, hm?«, kam es hämisch von Tai. Ich sah zu ihm auf und schenkte ihm einen bösen, wirklich bösen Blick. Wenn ich nicht gerade halbtot gewesen wäre, hätte er sich aber was anhören können. Ich mochte es nicht, wenn man mich mit meinen Schwächen aufzog. Denn da gab es einige. Tai jedoch quittierte meinen Blick jedoch nur mit einem Lächeln. Ein Lächeln, welches jedes bischen Wut in mir verschwinden ließ. Es war nicht das typische Taichi-Sonnenschein-Lächeln, dass er vielen zeigte. Es war ein liebevolles, warmes Lächeln. Sein Lächeln. Allmälig beruhigte sich meine Atmung wieder, und es kam anscheinend wieder genug Sauerstoff in meinem Gehirn an, denn mir fiel ein, warum ich mich eigentlich so beeilt hatte. Tai hatte angerufen, meinte es seie wichtig und ich solle sofort zu ihm kommen. Das war der Grund warum ich meine Menge an Sport für die nächsten paar Wochen getätigt hatte, indem ich die 8 Stockwerke von meiner Wohnung bis ins Erdgeschoss gesprintet bin. »Was war jetzt eigentlich so wichtig, dass ich mich so beeilen sollte.« Ehe mein braunhaariger Freund antworten konnte, fügte ich noch leicht angesäuert etwas hinzu. »Und wenn du sowieso hier bist, warum bist du nicht einfach hochgekommen und hast mir diese Tortur nicht erspart?« Bei meinen Worten schlich sich ein breites Grinsen auf Tais Gesicht. »Ich wollte dir etwas wichtiges sagen, Yama.« »Ja, dass weiß ich bereits.« Ich hob leicht fragend eine Augenbraue, als Tai die Haupttür des Hochhauses aufdrückte. »Lass uns doch kurz in den Park gehen.« »Eh..« Jetzt wurde mein Blick langsam skeptisch. Wollte er mich eigentlich verarschen? Ich dachte es wäre sonstwas passiert und habe mich beeilt als stünden meine Haare in Flammen. »Bitte Yama~« Taichis Tonfall wurde bittend, als er mich mit großen Kulleraugen ansah. Wirklich, wer sollte diesem Blick schon wiederstehen können? Ich seufzte hörbar. »Nagut...« Meine Hände verschwanden in den Hosentaschen und ich trottete zu meinem Freund. Die alte Schaukel quitschte, während ich leicht vor und zurück schwang. Mein Blick war immer auf Tai gerichtet, welcher gerade Luft geholt hatte, um mir die "super mega wichtige Sache" zu berichten. Langsam wurde ich etwas ungeduldig und wollte gerade einen spitzen Kommentar ablassen, als Taichi endlich zu reden begann. »Also.« Ein breites Grinsen überzog in Blitzgeschwindigkeit sein Gesicht. »Ich bin der neue Kapitän unserer Mannschaft!« Ich zuckte leicht. Dass war es, was er mir unbedinngt erzählen wollte? Deswegen habe ich meinen Vater oben in der Wohnung sitzen lassen, wo ich ihn sowieso nur so selten sehe? Dass war der Grund, weswegen ich mir solche Sorgen gemacht habe? Ich dachte es seie sonstwas passiert. Natürlich wusste ich aber, wie wichtig meinem Freund sein Fußball war, weswegen ich mich zu einem falschen Lächeln durchrang. »Dass freut mich für dich.« Jetzt war es Tais Blick, welcher skeptisch wurde. »Tut es dass?« Ich überlegte kurz, ehe ich aufstand und mich vor ihn stellte. »Ja Tai. Ich freue mich wirklich sehr für dich.«, hauchte ich leise, ehe ich den letzten Abstand zwischen uns überbrückte und meine Lippen auf seine drückte. Ich versuchte überzeugend all meine Liebe und Kraft in diesen Kuss zu stecken. Doch wirklich überzeugend schien ich trotz aller Mühe nicht zu sein, denn als ich mich von Tai löste, war dessen Blick noch skeptischer als vorher. »Was denn?« Ich war hörbar angepisst. »Kann es sein, dass ich dir nur zum Ficken gut bin?« Und ich dachte, ich hör nicht richtig. Hatte Tai dass jetzt wirklich gesagt? Ernsthaft? »Wie kommst du darauf?« »Wir halten unsere Beziehung geheim, schließen dass Zimmer sogar ab wenn wir nur kuscheln. Und meistens endet ein Abend so, dass wir miteinander schlafen. Ist dass wirklich alles? Ich meine, brauchst du mich nur, um jemanden zu haben, der mit dir schläft?« Ich dachte, ich falle aus allen Wolken. Dass klang ja fast so, als wäre ich sexsüchtig. »D-Du warst es doch, der so derbe auf unser erstes Mal gedrängt hat! Und du bist auch der, der jedes Mal wieder damit anfängt!« Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Tai seine Hände zu Fäusten ballte und trat deswegen ein Stück zurück. »Ja, natürlich wollte ich mit dir schlafen, Matt! Ich meine, wir sind seit über einem halben Jahr zusammen, da ist dass doch normal oder?!« »Ich habe ja auch garnicht gesagt, dass--« »Und außerdem kotzt mich diese Heimlichtuerei nurnoch an! Du wirst schon sauer, wenn ich dir nur einen kleinen Blick im Unterricht zuwerfe!« Ich sah ihn verletzt an. »Du...Weißt ganz genau, dass ich einfach nicht will, dass das mit uns die Runde macht..« »Ach nein, hat der 'ach-so-tolle' Herr Ishida etwa Angst vor der Reaktion der Anderen?!« Genau ins Schwarze. »Ach, lass mich doch einfach in Ruhe Tai! Du scheinst es wirklich nicht zu verstehen!« Dass waren die letzten Worte, die ich meinem festen Freund mit dünner Stimme entgegenschmetterte, ehe ich mich umdrehte und davonlief. »Yamato? Was ist denn---« Mit einem lauten Knall flog meine Zimmertür ins Schloss und schnitt meinem Vater das Wort ab. Er konnte zwar wirklich nichts dafür, aber ich wollte jetzt alleine sein. Ich drehte meine Anlage voll auf, warf mich aufs Bett und ließ einfach die Musik auf mich wirken. Der wummernde Bass schien meinen Herzschlag zu kontrollieren. Er ließ mein Bett leicht beben und das Glas auf meinem Nachttisch leicht vibrieren. Erst nachdem der Song "How could this happen to me" von Simple Plan zum 6ten Mal durchgelaufen war, schaltete ich per Fernbedienung die Anlage aus. Sofort als die Stille in mein Zimmer einkehrte, war ich mit den Gedanken wieder beim Streit von vorhin. Tai hatte ja Recht, ich hatte große Angst vor den Reaktionen der Anderen. Nicht, weil ich sonderlich viel auf deren Meinung gab. Sondern eher weil ich, auch wenn ich kühl, reif und erwachsen wirken mag, einfach große Angst habe, dass sie mich ihren Hass spüren lassen. Ihren Hass auf Homosexualität. Ihren Hass auf einfach Alles und Jeden. Sie würden ihn an mir auslassen, ich weiß es. Ich weiß es einfach. Hinzu kommt, dass ich weiß, was mein Vater von Schwulen hält. Ich meine, ich bin ja nicht schwul. Ich stehe nicht im allgemeinen auf Jungs, sondern einfach auf meinen ehemals besten Freund Taichi. Was ja an der Tatsache nichts ändert, dass diese Beziehung homosexuell ist. Ich will einfach nicht, das mein Vater mich hasst. Und ich habe mit Tai auch schon oft über dieses Thema gesprochen, aber er scheint es nicht zu verstehen. Er scheint meine Gefühle, meine Ängste nicht im geringsten nachempfinden zu können. Traurig schaue ich auf eines unserer alten Kinderfotos. ------- FLASHBACK ENDE ------- In mir knotet sich bei Tais Antwort alles zusammen. Ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen, aber gleichzeitig rauschte eine unfassbare Kälte durch meine Adern, und ich schlinge den Arm nurnoch fester um mich. Während mir leise schluchzend die Tränen über die Wangen laufen, herrscht Stille am anderen Ende der Leitung. Ich gebe mir nicht oft die Blöße, in Gegenwart von Anderen zu weinen. Eigentlich gebe ich sie mir garnicht. Aber jetzt im Moment kann ich nicht anders. »Ich mache Schluss mit diesem Versteckspiel, Yama. Ich werde allen von uns erzählen, ausnahmslos jedem. Und die ersten werden meine Eltern sein. Danach werde ich mit dir zusammen mit deinem Vater reden, Matt. Wir schaffen dass. Aber ich will mich nicht mehr verstecken müssen..« Ich höre Tais Worte nur wie durch Watte. Gedämpft und unwirklich. »W-Was..?« Meine Stimme klingt noch brüchiger als vorher, und wird von einem Zittern untermauert. »Yama.. Ich will endlich mit diesem Versteckspiel aufhören. Ich will nicht nur heimlich dein Geliebter sein, ich will öffentlich dein fester Freund sein!« Ich starrte schweigend auf meine Füße, verarbeitete das gerade Gehörte, während auf der anderen Seite der Leitung eine kurze Pause entstand. »Yamato?... Ich liebe dich..« Es waren diese Worte, dir aus den Messern in meinem Magen wieder Schmetterlinge machten. Die selben Worte wie vor über sechs Monaten. Sie ließen die Watte aus meinen Ohren verschwinden. Ersetzten die Übelkeit durch ein angenehmes Kribbeln, welches sich langsam den Weg durch meinen Körper bahnte. Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, unsere Beziehung öffentlich zu machen? Vielleicht reagiert sogar mein Vater anders, als ich bisher immer annahm? Vielleicht werden sie alle uns doch nicht hassen, sondern uns behandeln wie vorher auch? Ganz in Gedanken versunken, vergaß ich zu antworten. »Ich liebe dich auch, Taichi«, sagte ich mich reichlich verspätung und konnte förmlich spüren, wie bei Angesprochenem die Anspannung entfiel. Die letzte Zeit hatten wir so oft gestritten. Wir haben uns viele unschöne Dinge an den Kopf geworfen. Doch jetzt schien alles wieder beim Alten zu sein. Ich lächelte leicht. »Kommst du gleich zu mir?... Damit wir mit meinem Vater sprechen können?« Ich konnte das Grinsen auf Tais Lippen beinahe hören. »Natürlich. Geb mir eine viertel Stunde.<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)