Schneesturm von Eissee ================================================================================ Kapitel 1: Die Ruhe vor dem Sturm --------------------------------- Grau war der Himmel und trüb, als sich sachte die ersten Schneeflocken des hereinbrechenden Winters ihren Weg hinab zur Erde suchten. Langsam, bedächtig, als wollten sie eigentlich nie dort ankommen, als wüssten sie, dass ihr kurzes, aber schönes Dasein in dieser Form dann ein Ende fand. Schmelzen würden sie, zu Wasser werden, als hätte es sie nie gegeben, um wieder eins mit der Erde zu sein. Doch nicht allen Schneeflocken war so ein Ende vergönnt. So verirrte sich die ein oder andere auf die warmen Wangen eines blonden Jungen, dessen Augen die Trübheit des Himmels zu erwidern schienen. Unter seinen Augen schmolz der kalte Schnee, bahnte sich einen Weg an seinem Gesicht hinab zu seinem Kinn, ehe seine Existenz in einem weißen Handschuh ein jähes Ende fand. Edward wischte sich mit einer Hand den geschmolzenen Schnee aus dem Gesicht und richtete langsam seinen mittlerweile verschwommenen Blick, der an dem sich immer dunkler werdendem Himmel geklammert hatte, wieder zu dem Grabstein zu seinen Füßen. Fünf Jahre war es nun her, dass ihre Mutter nicht mehr war. Eine unerträglich lange Zeit, wie es ihm vorkam und doch so kurz, bemessen an der Lebensspanne eines einzelnen Menschen… Behutsam legte er die Blumen, die er für sie mitgebracht hatte, auf ihr Grab, welches bereits mit einem leichten Schneehauch bedeckt war und dachte dabei einmal mehr an sie zurück. „Liebe Mutter..“, kam leise geflüstert über seine Lippen. All die Jahre, die er und Alphonse damit verbracht hatten, ihre normalen Körper zurück zu erlangen, für ihre Sünden, etwas so wertvolles wie ein Leben wieder zurückbringen zu wollen, zu büßen, hatte Edward nie richtig Zeit gefunden, wirklich angemessen um sie zu trauern. Doch nun, da fast alles war wie früher, nahm er sich fest vor, sie öfters zu besuchen. Er wollte ihr von ihren Reisen erzählen, von seinem Alltag, davon, dass er als großer Bruder immer noch kleiner war als Alphonse, wie er sein Leben nun ohne Alchemie meistern musste und er wollte sie eventuell auch um Rat fragen… Edward musste schmunzeln. Ja, es war wirklich viel passiert, seit ihre Mutter gestorben war. Noch immer fiel Schnee vom Himmel und die Sonne, die nur schwer hinter all dem Grau auszumachen war, gab zu verstehen, dass es spät wurde. Seufzend erhob sich der blonde Junge, warf einen letzten Blick auf den Grabstein und wandte sich dann zum Gehen. Es war besser, er würde jetzt nach Hause zurückkehren, denn er hatte seinem Bruder versprochen, rechtzeitig zum Abendessen wieder daheim zu sein und ein gutes Essen würde er sich sicher nicht entgehen lassen. Daheim. In der Tat konnte man es so nennen, denn nach allem was passiert war, hatten sich die Brüder dazu entschieden, ihr altes Haus wieder aufzubauen. „Aufbauen“ betraf in diesem Falle nur Edward, der mit Nägeln und Hammer herumhantierte und sich einen oder zwei blaue Daumen einfing, während Alphonse größtenteils alles Gröbere kurzerhand transmutierte. Und Ed kam nicht umhin, seinen kleinen Bruder ob dieser Tatsache ein wenig zu beneiden. Dennoch war es damals die richtige und auch einzige Möglichkeit gewesen, Al nicht noch einmal beinahe zu verlieren. Und für ihn wäre er bereit gewesen, noch sehr viel mehr als nur seine Alchemie aufzugeben. So viel mehr. Daher war der Verlust dieser, ein durchaus erträgliches Übel für Edward gewesen. Alles was zählte war, dass er sein Versprechen hatte halten können und Alphonse endlich wieder lächeln zu sehen. Bei dem Gedanken an genau dieses Lächeln beschleunigte der Blonde seine Schritte. Er würde es sich nicht verzeihen, wenn er sich verspäten und damit Als Lächeln in eine grimmige oder gar traurige Mine verwandeln würde, weil das Abendessen bereits wieder kalt war. Kaum hatte Edward einige Hügel überwunden, sah er bereits die hellen Lichter ihres Hauses. Mit einem vergnügten Grinsen und einem leeren Magen legte er die letzte Distanz zurück, öffnete die Haustür und als er eintrat, umfing ihn ein angenehm warmes Zimmer. Tief atmete er ein und schon konnte er den appetitlichen Duft eines leckeren Abendessens ausmachen. Edward schloss die Tür hinter sich, zog seinen Mantel aus und schlug sogleich den Weg Richtung Küche ein. „Al! Da bin ich wieder.“, rief er in freudiger Erwartung vergnügt aus, als er in die Küche trat. Und tatsächlich hatte er sich nicht einmal verspätet, denn sein kleiner Bruder stellte ihm gerade eine dampfende Schüssel mit Stew an seinen Platz. „Als hättest du es gerochen. Sonst bist du nie so pünktlich, Bruder.“, entgegnete Alphonse ihm lächelnd, als er sich zu ihm umwand. Da war es, genau dieses Lächeln, welches Edward all die Jahre vermisst und nun endlich wieder hatte. Zum Glück nahmen seine Wangen aufgrund des Temperaturunterschiedes zu Draußen eine gesunde Röte an und nicht etwa, weil ihn sein jüngerer Bruder mit diesem gefangennehmenden Lächeln bedachte. Zumindest redete er sich das ein. Etwas verlegen kratze sich Ed am Kopf, ging dann zu seinem Platz am Tisch und setzte sich. „Naja weißt du, es wird langsam kalt draußen und außerdem wollte ich dich nicht warten lassen. Zudem halte ich meine Versprechen.“, antwortete er ihm auf seine vorherige Aussage hin. Alphonse, dessen Lächeln sich nicht im Geringsten gemindert hatte, folgte Ed mit seinen bernsteinfarbenen Augen, ehe er seinen Kopf leicht zur Seite neigte. „Ja, das hast du mir bereits bewiesen.“, flüsterte er mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Reue, was sich auch in seinen Augen wiederspiegelte, als er daran dachte, was Edward seinetwegen bereit gewesen war zu geben. Diese Emotionen blieben von Ed nicht unbemerkt. Er wusste genau was in Alphonse vorging und er wusste auch, dass er diesen Ausdruck von Schuld nicht in seinem jungen Gesicht sehen wollte. „Al, hör bitte auf darüber nachzudenken. Du hättest für mich das gleiche getan und im Grunde hattest du es ja bereits getan, ich habe mich lediglich revanchiert. Und nun setz dich, sonst bin ich ja umsonst so früh zurückgekommen, wenn das Essen trotzdem kalt wird.“, riss er seinen Bruder aus seinen Gedankengängen. Dieser nickte und versuchte all die Gedanken zu verdrängen, die ihm immer wieder durch den Kopf gingen. Langsam ließ auch Al sich auf seinem Stuhl nieder, offensichtlich, dass er es noch nicht ganz geschafft hatte, unliebsame Gedanken auszublenden. Dennoch versuchte er der Bitte seines Bruders nachzukommen. Leise seufzend nahm er seinen Löffel zur Hand, schloss kurz die Augen, um sie daraufhin mit einem sanften Ausdruck darin wieder zu öffnen. „Guten Appetit.“, wünschte er bereits wieder etwas besser gelaunt. Beide aßen schweigend ihren Eintopf, jedoch herrschte keine unangenehme Stille, denn jeder der beiden genoss die Ruhe, die nach langer Zeit wieder Einzug in ihr Leben hielt. Mit einem zufriedenen Laut und einem mehr als vollem Magen, stellte Edward seine Schüssel, die er zum Essen in die Hand genommen hatte, wieder auf dem Tisch ab. „Wäre es zu viel verlangt, wenn wir jeden Tag Stew essen könnten?“, wollte Ed mit einem breiten Grinsen im Gesicht wissen. Alphonse konnte daraufhin nur leise kichern. „Dir ist aber schon klar, dass da Milch drin ist, nicht das du am Ende doch noch wächst.“, warnte er seinen Bruder scherzhaft, welcher daraufhin etwas beleidigt und verlegen innehielt, als er sich gerade genüsslich strecken wollte. „Daran wärst aber nur du schuld, warum kannst du halt auch so gut kochen, he? Außerdem..“, schmollte Ed und verschränkte seine Arme vor der Brust,“…wäre es nur gerecht, wenn ich größer bin als du.“, meinte er etwas kleinlaut. Gewöhnlich flippte er auch bei der noch so kleinsten Anspielung auf seine Größe total aus, doch wenn Al darüber scherzte, konnte er ihn aus einem unerfindlichen Grund nicht einmal böse anfunkeln. Aber wenn er so darüber nachdachte, hatte sich sein Bruder auch noch nie wirklich in dieser Hinsicht über ihn lustig gemacht. Alphonse erwiderte darauf nichts. Er stand lediglich auf und räumte die Schüsseln vom Tisch in die Spüle. Edward beobachtete ihn dabei in Gedanken versunken. Er kam nicht umhin zu bemerken, wie ähnlich sie sich doch sahen. Schon damals, als er ihn zum ersten Mal nach langer Zeit auf der anderen Seite dieses Tores hat sitzen sehen. Kränklich sah sein Körper aus, abgemagert. Und ihm dennoch so ähnlich. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, wie Al vergeblich versuchte seine langen Haare so zu bändigen, dass sie ihm nicht ständig vor das Gesicht und ins Spülwasser fielen. Ja, wahrscheinlich waren genau diese Haare der ausschlaggebende Punkt, warum er fand, dass sie sich so ähnelten. Damals als sie noch Kinder waren, war es ihm nicht aufgefallen, wohlmöglich weil Alphonse auch schon immer eher kurze Haare bevorzugte, vielleicht war es ihm aber auch egal gewesen. Doch diese langen Haare, musste er feststellen, standen seinem kleinen Bruder vorzüglich, auch wenn er offensichtlich noch nicht damit umzugehen wusste. Kurzerhand griff er in seine eigenen Haare und nestelte an seinem Haarband herum und löste dieses. Dann stand Edward auf und trat hinter Al, der noch immer mit dem Aufwasch beschäftigt war, gab es eben nicht nur zwei Schüsseln zum abwaschen, sondern das gesamte Geschirr einer Woche. Alphonse war so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er sich ehrlich erschreckte und ihm fast ein Teller aus den Händen gerutscht wäre, als Ed plötzlich hinter ihm stand und mit beiden Händen langsam durch seine Haare fuhr. „Was…machst du denn da?“, fragte Al mit leichtem Schrecken und einem seltsam angenehmen Gefühl ob der beiden warmen Hände an seinem Kopf. „Wirst du gleich sehen!“, antwortete Ed ihm mit einem deutlich hörbaren Grinsen im Gesicht. Vorsichtig sammelte er alle Strähnen der, wie er feststellte, wirklich weichen Haare zusammen, ehe er sein Haarband in den ebenso blonden Strähnen wie den seinen, befestigte. „So. Jetzt solltest du keine Probleme mehr haben.“, meinte Ed und betrachtete seine Arbeit mit in die Hüften gestemmten Händen, ob er auch wirklich alle Strähnen erwischt hatte und der Zopf ordentlich saß. Vorsichtig hob Al eine vom Spülwasser nasse Hand zu dem Zopf an seinem Kopf und blickte seinen Bruder über seine Schulter hinweg an. „Ähm, danke.“, meinte er verlegen und dankbar, als er in Eds, nun von goldblonden Haaren umrahmtes Gesicht blickte. Dieser war durchaus zufrieden mit seinem „Werk“, nicht nur, dass er Alphonse mit langen Haaren mochte – nein, Alphonse mit Zopf mochte er noch mehr. Wieder schrieb er den kaum sichtbaren Rotschimmer der Wärme des Hauses zu, der sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, in seinem Gesicht abzeichnete. Doch konnte er damit auch erklären, warum sich in seinem Inneren plötzlich eine noch viel angenehmere Wärme auszubreiten begann? „Ich bin duschen, Al.“, mit dieser Aussage wandte er sich, vielleicht etwas zu schnell, von dem Jüngeren ab und nahm die Treppe nach oben in den zweiten Stock und ging ins Bad. Ja, eine warme Dusche würde ihm jetzt wahrlich gut tun. Oder doch eher eine eiskalte? Etwas verwundert ob des schnellen Abgangs seines Bruders, blieb Al allein in der Küche mit seinem Aufwasch zurück. Seufzend stellte er nach einer Weile, in der er auch die Dusche im oberen Geschoss anspringen hörte, den vorerst letzten Teller beiseite. Sein Blick wanderte über das saubere Geschirr zu seiner Rechten und nach oben zum Fenster. Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass man nur noch schwer die kleinen Lichter der umgrenzenden Häuser ausmachen konnte. Doch was Al trotz allem sehr deutlich sah, waren die vielen - unzählig vielen - dicken Schneeflocken, die regelrecht am Fenster vorbei zu rasen schienen, als wären es Kometen. Augenblicklich rückte er näher ans Fenster heran, um wegen der Helligkeit im Raum besser nach draußen sehen zu können. Sein zuerst neugieriger Blick wechselte über erstaunt bis nach ungemein fröhlich. Ja Alphonse strahlte regelrecht. Dies war der erste Schnee nach über vier Jahren, den er wieder richtig anfassen und fühlen würde können. Er hatte über die Zeit wirklich vergessen, wie sich kalter Schnee auf seiner eigenen warmen Hand anfühlte, wenn er ihn zu einem Schneeball formte, wenn er auf seiner Haut schmolz… Er mochte die Kälte zwar eigentlich nicht, doch seitdem er überhaupt wieder etwas fühlen konnte, war ihm nahezu jede Empfindung, jede Berührung und sei sie auch noch so lächerlich klein, wirklich mehr als willkommen, denn dann fühlte er sich lebendig. Und lieber als Kälte, die sich nun draußen über das Land legte, hatte er eindeutig die Wärme – nicht nur jene, die dieses Haus erfüllte, sondern auch oder gerade vor allem menschliche Wärme. Die Hand ihres Vaters hatte sich so wunderbar warm angefühlt und genau dieses Gefühl beschwor er sich jetzt in Gedanken wieder herauf. Al hatte es eigentlich ganz anders in Erinnerung gehabt, hatte es vergessen. Fühlte sich wirklich jeder so wunderbar warm an? Fühlte er sich selbst so an? Oder von noch viel größerem Interesse: fühlte sich sein großer Bruder so warm an? Jäh wurde er in seinen Gedankengängen unterbrochen, als quietschend die Tür zum Badezimmer aufging und mit einem Klicken wieder ins Schloss fiel. Edward kam, sich die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelnd, die Stufen herunter, als Alphonse seinen Blick zur Treppe schweifen ließ. Sein großer Bruder trat wieder zu ihm in die Küche und staunte nicht schlecht, als auch er das rege Schneetreiben vor ihrem Fenster erblickte. „Gibt’s doch gar nicht! Vorhin waren es doch gerade mal so minikleine Flocken! Und Winter haben wir auch noch gar nicht!“, platzte es aus Ed heraus, als er zeitgleich mit Daumen und Zeigefinger die Größe der Schneeflocken verdeutlichte. Alphonse allerdings konnte über die Impulsivität seines Bruders nur lächeln, war er doch nichts anderes von ihm gewohnt. „Hey Al, lass uns raus in den Schnee gehen!“, meinte Ed völlig überzeugt von dieser Idee und schon fast auf dem Sprung, als er von dem Jüngeren aufgehalten wurde. „Spinnst du? Du hast doch noch feuchte Haare und draußen ist es furchtbar kalt!“ Allein bei dem Gedanken fröstelte es Al, der momentan die Wärme hier drinnen bevorzugte. Resignierend musste Edward feststellen, dass Al leider Recht hatte, wie fast immer, wenn es um Vernunft ging. „Ist ja gut, dann lass uns irgendwas anderes machen, ja? Zum Schlafen gehen ist es mir nämlich noch zu früh.“, schmollte er ein wenig und schlug den Weg in ihr Wohnzimmer ein. Schweigend, aber froh, dass der Ältere nicht darauf bestand seinen Willen durchzusetzen, folgte er ihm. Edward hatte es sich bereits auf der großen Couch gemütlich gemacht, ließ seinen Kopf auf einer der Armlehne ruhen und seine Haare locker über ebendieser fallen. Richtig, ging es Al durch den Kopf, er hatte ja noch immer das Haarband seines Bruders in den eigenen Haaren. Es gefiel ihm zwar irgendwie, jedoch hatte es lediglich einen praktischen Nutzen erfüllt. Aus diesem Grund wollte er sich für den Gefallen von vorhin erkenntlich zeigen. Leise kniete Alphonse sich an das Kopfende der Couch und ließ einige der blonden Strähnen seines Bruders durch seine Finger gleiten. Er mochte das Gefühl. Es kitzelte an seinen sensiblen Fingerspitzen und nie hätte er gedacht, dass Eds Haare so weich sind! Leise murmelnd gab dieser seine Verwunderung kund. „Al? Was sitzt du denn da auf dem Boden?“, nun, dass war eigentlich nicht, was er hatte sagen wollen. Aber hätte er denn offen sagen können, dass es ihm gefiel, wenn man ihm durch die Haare strich? Edward dachte darüber nach und diese Aussage erschien ihm im Grunde gar nicht so schlimm. Doch als sich erneut eine bekannte Wärme in seinem Magen anfing auszubreiten, schlich sich ein ganz anderer Gedanke ein: Es gefiel ihm, wenn Alphonse ihm durch die Haare strich. Im Nachhinein war er ganz froh, dass Al hinter ihm auf dem Boden saß und so nicht seine nun wirklich sehr roten Wangen sehen konnte, was er mittlerweile nicht mehr auf die Zimmertemperatur schieben konnte. Und Al schien es wirklich nicht zu bemerken. „Ach lass nur. Da du ja ohnehin die gesamte Couch in Anspruch genommen hast, nehme ich auch mit dem Boden vorlieb, Bruder.“, war Als mehr oder weniger naive Antwort. Alphonse saß auch nicht ganz uneigennützig auf dem Boden, vielleicht bot sich ihm ja eine Gelegenheit ihn flüchtig zu berühren, zu fühlen, wie warm sein Bruder war? Seine Gedanken von vorhin aufgreifend, hob Al langsam seine Hände und fuhr nun seinerseits durch seines Bruders Haare, wie dieser schon zuvor bei ihm. Seufzend entspannte sich Edward augenblicklich und versuchte auszublenden, was für äußerst merkwürdige Gedanken sich in seinem Kopf abspielten. Irgendetwas, dachte er, war doch seltsam daran, wie er sich fühlte, wenn sein Bruder nichts weiter tat, als ihm einzig und allein durch die Haare zu streichen. Irgendetwas, dachte er, war doch falsch daran, wie sich wohlige Wärme in ihm ausbreitete, dass ihm fast schwindelig wurde, dass sein Herz fast zerbarst. Irgendetwas war hier ganz und gar falsch. Doch von all diesen erdrückenden Gedanken, die seinen Bruder beschäftigten, bekam Al nichts mit. Er war viel zu versunken in seinem „Spiel“ mit den seidenen Haarsträhnen und dem Gefühl zwischen seinen Fingern. Hätte er den bloßen Gedanken daran nicht so irritierend gefunden, würde er meinen, dass er nach diesem Gefühl süchtig werden könnte. Langsam richtete er sich etwas aus seiner sitzenden Position auf, um wortwörtlich noch mehr von dieser Versuchung in die Finger zu bekommen, dabei bemerkte er, dass Edward seine Augen geschlossen hatte und ein ruhiger Ausdruck auf seinem Gesicht lag. Allen Anschein nach empfand er es als entspannend, wenn ihm durch die Haare gewuselt wurde, schlussfolgerte Alphonse. Andernfalls war Ed einfach nur vor Langeweile eingeschlafen. Interessiert beobachtete Al das Gesicht des Älteren. Diesem schien warm zu sein oder warum waren seine Wangen so sehr gerötet? >Warm<, schoss es Alphonse durch den Kopf. Genau das war es doch, was er herausfinden wollte? Ein wenig unsicher und unbeholfen hob er seine rechte Hand nah an das Gesicht seines Bruders. Konnte er es wagen? __________________________________ So da wären wir nach dem ersten Kapitel! Würd mich freuen, wenn ich erfahren dürfte, was ihr davon haltet, vorallem weil ich ja noch recht unerfahren bin ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)