Accept your past von Seira-sempai (and beginn to live) ================================================================================ Kapitel 32: Die ungesagte Wahrheit ---------------------------------- „Könntest du für dich behalten, dass ich noch am Leben bin? Ich möchte nicht, dass jemand davon erfährt, auch nicht Athrun.“ „Nein“, antwortete Freedoms Pilot ruhig und ohne zu zögern, „Wenn du mich bitten würdest, dein Überleben nicht öffentlich zu machen, ließe sich darüber reden. Aber Athrun hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“ Eine Weile war es still. Sowohl Shinn als auch Patrick sahen ihn verwundert an, wobei der Gesichtsausdruck des Letzteren sich in einen zornigen wandelte. „Du wirst ihm nichts sagen!“, verlangte der Mann streng. Kira schüttelte seinen Kopf. „Was hast du zu verbergen? Wovor hast du Angst?“ Patrick schlug mit der Faust gegen die Wand. „Was weißt du schon?!“, schrie er. Shinn zuckte erschrocken zusammen, doch Freedoms Pilot blieb ruhig. Er hatte es kommen sehen. Athruns Vater war schon immer leicht zu provozieren gewesen. Von seinem besten Freund wusste Kira auch, wie er damit umgehen musste. Athrun hatte es ihm nach dem Kriegsende verraten: Solange Patrick nicht richtig wütend war, sollte man einfach ruhig bleiben und weitersprechen als sei nichts passiert. Das tat Freedoms Pilot. „Genug, um es ihm nicht zu verschweigen.“ „Kira“, flüsterte Shinn, als versuche er, ihn zu ermahnen. Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. „Du würdest auch nicht wollen, dass man so etwas vor dir verschweigt.“ Daraufhin war der junge Zaft-Pilot still. „Er hat sich gegen mich gestellt“, sagte Patrick betont sachlich, „Und das wird er wahrscheinlich auch wieder tun.“ „Das hat er nicht!“, widersprach ihm Kira, „Athrun hat bis zum Ende versucht, dich von deinen idiotischen Plänen abzubringen. Selbst als du auf ihn geschossen hast, hat er dich nicht aufgegeben. Er hat die ganze Zeit gehofft, dass er noch einmal die Gelegenheit bekommen würde, mit dir zu sprechen. Du weißt nicht, wie verzweifelt er war. Hast du auch nur ein Mal darüber nachgedacht, wie es Athrun bei der ganzen Sache ergangen ist? Was er sich für Vorwürfe gemacht hat? Er wollte sich umbringen!“ Shinn schnappte nach Luft. „Er wollte was?!“ „Ist das wahr?“, fragte Patrick nach kurzem Schweigen. Sein Gesicht hatte einen ungesunden, blassen Farbton angenommen. Er setzte sich auf einen der umherstehenden Stühle, stützte seine Ellenbogen auf die Oberschenkel und den Kopf darauf. Es war nicht schwer, ihm anzusehen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm. Kira nickte. Ein kleinwenig bereute er sogar, das gesagt zu haben. Er hatte den Mann nicht so erschrecken wollen. Außerdem wäre es vielleicht auch besser gewesen, wenn Patrick es von seinem Sohn selbst erfahren hätte. Aber so wie Kira seinen besten Freund kannte, würde dieser nicht darüber sprechen, auch nicht mit seinem Vater. „Was ist genau passiert?“, wollte der Mann jetzt wissen. „Das weiß ich auch nicht“, antwortete Kira, „Athrun spricht nicht darüber. Ich weiß nur, was ich von Cagalli erfahren habe.“ Auf Shinns fragenden Blick hin ergänzte er: „Sie war dabei. Sie ist auch diejenige gewesen, die ihn davon abgehalten hat. Wie sie es geschafft hat, weiß ich bis heute nicht. Sie muss ihm irgendetwas an dem Kopf geworfen haben, was ihn dazu gebracht hat, seine Meinung zu ändern. Mich würde es nicht wundern, wenn sie ihn einen Feigling genannt hat.“ „Wer ist Cagalli?“, fragte Patrick weiter. „Sag bloß, du kennst sie nicht“, setzte Shinns an, wurde aber von Kiras strengem Blick unterbrochen. „Sie ist Athruns Verlobte oder Freundin, das weiß ich nicht so genau. Ich hab vor eine Weile den Überblick verloren. Ihre Beziehung ist etwas kompliziert“, meinte Kira. „Wie meinst du das? Du musst doch wissen, ob er nur mit ihr zusammen ist oder ob er ihr einen Antrag gemacht hat.“, entgegnete Athruns Vater. „Das ist nicht so einfach, wie du denkst. Sagen wir es mal so: Es gibt zwei Männer, die Cagalli recht gern heiraten möchten. Athruns Gefühle erwidert sie, den anderen kann sie nicht ausstehen. Aber die ganzen Menschen in ihrer Umgebung halten nicht besonders viel von Athrun und wollen, dass Cagalli den anderen heiratet und hatten sie auch schon vor den Traualtar gezwungen. Die Hochzeit wurde abgebrochen, wo wir jetzt bei dem Problem sind. Ich habe keine Ahnung, in welcher Beziehung Cagalli und er jetzt zueinanderstehen.“ Auf Shinns Gesicht bildete sich ein wissendes Grinsen, aber er sagte nichts dazu. Er war inzwischen damit fertig, Kiras Verletzungen notdürftig zu behandeln. „Was ist mit Lacus?“, wollte Patrick wissen. „Sie verstehen sich prächtig und sind nach wie vor sehr gute Freunde. Vielleicht sogar noch bessere …“, antwortete Freedoms Pilot dem Mann. Patrick seufzte. „Es scheint als hätte ich eine Menge verpasst. Wie geht es Athrun so? Wohnt er noch in Plant? Was macht er beruflich? Ist er noch Soldat?“ „Ihm geht es ganz gut.“ Kira warf einen kritischen Blick auf seine provisorisch behandelten Wunden, für den Moment würde es ausreichen. „Nein, er hat Plant vor drei Jahren verlassen. Momentan wohnt er in Orb. Dort arbeitet er auch, als Orbs neuer Admiral.“ Athruns Vater verschluckte sich und hustete laut los. „Sagtest du gerade: Admiral’?“ „Das habe ich gesagt.“ Freedoms Pilot nickte. „Kira hat ihm die Stelle verschafft“, ergänzte Shinn, „Athrun hatte ihn darum gebeten.“ Zuerst schaute Patrick die beiden verwundert an, dann seufzte er. „Es ist viel passiert, in den letzten Jahren.“ Kira zog den Zettel, den er vor ein paar Tagen zufällig gefunden hatte, aus seinem Druckanzug. Zum Glück war er nicht voll Blut. Dann wäre es schwer gewesen, herauszufinden, wo Ulen Hibiki seine Forschungsergebnisse versteckt hatte. „Was ist das?“, fragte Shinn und beäugte das Stück Papier. „Der Grund, weswegen ich hergekommen bin.“, antwortete Freedoms Pilot. Auch Athruns Vater warf einen Blick auf den Zettel, ehe er danach griff. Kira konnte nicht schnell genug reagieren, weswegen der Mann Zeit hatte, einen kurzen Blick auf die Karte und den von Ulen hinterlassenen Text zu werfen, bevor Freedoms Pilot ihm den Zettel wieder entriss. „Entschuldige, aber das ist privat.“ „Wo hast du den her?“, rief Patrick und griff erneut nach dem Zettel, „Weißt du überhaupt, was du da in deinen Händen hältst?“ „Eine Karte, auf der eingezeichnet ist, wo sich eventuell noch Forschungsdaten von Ulen Hibikis letztem Projekt befinden. Ich habe sie gefunden“, sagte Kira monoton. Mehr wollte er nicht verraten. „W- was?“ Shinn starrte ihn erschrocken an. „Ist das wahr?“ Seufzend reichte Kira ihm den Zettel. „Lies selbst.“ Shinn tat, was Freedoms Pilot von ihm verlangte. „Ich hätte nicht gedacht, dass dazu noch Aufzeichnungen existieren“, murmelte er. „Ich auch nicht.“ Kira faltete den Zettel zusammen, damit keiner die Karte sehen konnte. Auch wenn das wahrscheinlich nicht nötig war, ging er lieber sicher. Er könnte es sonst später bereuen. Eine Weile war es still. Shinn betrachtete abwechselnd Kira und den Zettel und erweckte damit dein Anschein, er würde über etwas nachdenken. Es sah sogar fast so aus, als überlege er, ob er noch etwas bezüglich Ulen Hibikis Forschungen loswerden wolle. Auch Patrick schwieg. Allerdings wich er Kiras Blick aus, woraus Freedoms Pilot schloss, dass der Mann etwas vor ihm verbarg. Da es Kira unangenehm war, noch weiter darüber zu sprechen und vielleicht zu viel zu verraten, wechselte er das Thema. „Ist es möglich, von hier aus zu jemandem Kontakt aufzunehmen?“ Patrick nickte. „Kommt mit.“ „Okay“, sagte Shinn, während er Kira half, wieder auf die Beine zu kommen. Die beiden wurden durch einige Gänge geführt, bis sie in einem kleinen Raum ankamen, der vollgestopft war mit den verschiedensten elektronischen Geräten. Zwei Männer, die Freedoms Pilot auf Mitte dreißig schätzte, befanden sich darin und bedienten die Geräte. Als sie die beiden Piloten erblickten, unterbrachen sie ihre Arbeit und begannen, miteinander zu tuscheln. „Wen willst du kontaktieren?“, erkundigte sich Athruns Vater. „Ist das nicht eindeutig?“, stellte Kira die Gegenfrage. Wenn er ehrlich war, blieb ihm gar nichts anderes übrig. Er kannte Athrun und wusste, wie er reagierte, wenn er erfuhr, dass Kira ihm nicht sofort mitteilte, dass Patrick noch am Leben war. Auch wenn Athrun das ganze wahrscheinlich schlucken und keinem zeigen würde, wie sehr es ihn verletzte, würde Kira das bemerken. Sie kannten sich zu gut, um solche Dinge voreinander verheimlichen zu können. Darauf erwiderte Patrick nichts mehr. Er schien eingesehen zu haben, dass er Freedoms Piloten nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. „Wo befindet er sich gerade? In Orb“ „Vermutlich“, meinte Kira, „Am einfachsten ist es wahrscheinlich, das Regierungsgebäude direkt zu kontaktieren und ein Gespräch mit ihm zu verlangen.“ Die beiden Männer, die das Ganze bis jetzt beobachtet hatten, ohne sich einzumischen, starrten ihn erschrocken an und auch Athruns Vater war etwas überrascht. „Bist du sicher?“, fragte er nach kurzem Zögern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)