Accept your past von Seira-sempai (and beginn to live) ================================================================================ Kapitel 31: Patrick Zala ------------------------ „Unterbrich mich, wenn ich falsch liege, Kira, aber war der da nicht tot?“ „Das dachte ich auch.“, murmelte Freedoms Pilot, unfähig die Augen von dem Mann zu nehmen. Fieberhaft überlegte, was Cagalli ihm erzählt hatte, suchte nach einer Möglichkeit, wie es dem Mann möglich gewesen sein könnte, zu überleben. Doch er fand keine. Drei Mal hatte man auf den Mann geschossen, woraufhin dieser an den Verletzungen gestorben war. Aber wieso stand er dann hier? Oder handelte es sich bei der Person vor ihnen gar nicht um den Echten, sondern um ein Double? Seine Verletzungen ignorierend griff Kira nach seine Schusswaffe und richtete sie auf sein Gegenüber. „Warum bist du noch am Leben, Patrick Zala?“ „Das könnte ich dich auch fragen, Kira Yamato. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Athrun dich vor drei Jahren im Krieg umgebracht.“ „W- was?“ Shinn starrte Freedoms Piloten geschockt an. „Das ist gelogen, oder? Ich meine, Athrun würde doch niemals- Du bist sein bester Freund!“ Kira ignorierte die Frage des jungen Piloten. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein der Person, die ihm gegenüberstand und das gleiche Erscheinungsbild hatte, wie Athruns Vater. „Warum lebst du noch? Und warum bist du noch sein Freund?“, schrie Patrick, „Du müsstest tot sein. Er hat dich zusammen mit dem Strike in die Luft gejagt. Das kannst du unmöglich überlebt haben.“ „Ich weiß“, antwortete Kira ruhig, „Viel hat auch nicht mehr gefehlt. Um ein Haar wäre ich damals wirklich gestorben. Um ehrlich zu sein, dachte ich, ich hätte unsere Freundschaft überstrapaziert, aber Athrun war anderer Meinung. Er wollte sie nicht aufgeben, wir wollten sie beide nicht aufgeben.“ „Strike?“, fragte Shinn leise als Kira geendet hatte, „Was hast du mit dem Strike zu tun?“ Auch darauf antwortete Kira nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Freedoms Pilot ging einige Schritte auf Patrick zu, die Waffe noch immer auf den Mann gerichtet. „Und jetzt die Erklärung für dein Überleben. Ich weiß, dass einer deiner Leute auf dich geschossen hat, drei Mal. Auch wenn vielleicht keine lebenswichtigen Organe getroffen worden sind und du mit der notwendigen Technik hättest behandelt werden können, war keiner dort, der das getan hat. Du bist gemeinsam mit der Genesis in die Luft geflogen.“ Patrick blieb ruhig. „Nun, ich habe auch überlebt. Einige meiner Leute brachten mich vor der Explosion auf ein Raumschiff und behandelten meine Verletzungen.“ „Beweise es“, verlangte Kira, „Beweise, dass du der echte Patrick Zala bist.“ Zuerst schaute der Mann ihn verwundert an, dann bildete sich ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht. „Nimm die Waffe herunter, Kira.“ Freedoms Pilot widersprach. „Erst nachdem du mich überzeugt hast, dass du der echte bist.“ „Früher warst du nicht so misstrauisch. Ich hatte dich als einen naiven, gutgläubigen Jungen in Erinnerung“, sagte Patrick. „Krieg verändert Menschen“, entgegnete Kira kalt. Patrick seufzte. „Da hast du vermutlich recht.“ Shinn sah verwundert zwischen den beiden hin und her. „Moment mal, Kira! Sag jetzt nicht, dass ihr euch kennt.“ „Kennen würde ich es nicht nennen, aber wir sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen“, erklärte Kira, „Damals, als Athrun und ich dieselbe Grundschule auf dem Mond besuchten.“ „Wenn ich mich richtig erinnere, bist du mir ständig aus dem Weg gegangen. Du warst so gut wie nie bei Athrun, wenn ich ihn besucht habe!“, entgegnete Patrick. Kira schnitt eine Grimasse. „War das so auffällig?“ Patrick musterte ihn. „Außerdem glaube ich, dass Athrun sich einmal bei mir ausgeheult hat, weil er ständig deine Hausaufgaben machen musste.“ „Er hat sie nicht gemacht, er hat mir lediglich dabei geholfen“, stellte Freedoms Pilot richtig. „Damit du sie termingerecht abgeben konntest, weil du mit dem Erledigen immer so lange gewartet hast, bis du es nicht mehr geschafft hättest.“ „Das glaube ich jetzt nicht!“, rief Shinn, wurde jedoch von den anderen beiden mehr oder minder ignoriert. Kira deutete ihm an, still zu sein, während Athruns Vater weitersprach, als sei nichts gewesen. „Bist du in den letzten Jahren wenigstens etwas verantwortungsbewusster geworden?“ „Ja und nein“, meinte Kira und dachte an seine Schulzeit auf Heliopoles zurück. Eigentlich hätte er nach dem Krieg in Orb seinen Schulabschluss nachholen müssen, der ihm aufgrund der vielen unentschuldigten Fehlstunden nicht anerkannt worden war, hatte es aber nicht getan. Eine Ausbildung hatte er auch nicht gemacht. Er senkte seine Waffe und lehnte sich gegen die Wand, um seine verletzte Seite zu entlasten. Patrick beobachtete ihn dabei besorgt. „Geht es dir gut?“ „Ihm kann es gar nicht gut gehen!“, rief Shinn, „Nicht mit dieser Verletzung!“ „Lass es gut sein“, murmelte Kira. Auch wenn er es eben nicht gezeigt hatte, war es ihm schwer gefallen, trotz der Verletzung aufrecht zu stehen. Die an seiner Schulter war leichter auszuhalten. Er schloss seine Augen. „Kira!“, rief Shinn besorgt und fing ihn auf, als er zur Seite kippte. „Mir geht es gut“, log Kira und wollte sich aus dem Griff des jungen Piloten befreien. „Du lügst! Und das weißt du auch!“, schimpfte Shinn, „Athrun hatte recht. Du bist ein sturer, egoistischer Volltrottel! Warum hast du dich nicht gewehrt? Und sag jetzt nicht, du hättest das nicht kommen sehen! Du hast es gewusst! Du hast gewusst, dass er auf dich schießen würde!“ Kira seufzte. „Ich weiß…“ „Zu deiner Verteidigung hast du wohl nichts zu sagen.“ Shinn schnaubte. „Würde das etwas ändern?“, fragte Kira. Shinn schüttelte seinen Kopf. „Wahrscheinlich nicht.“ Eine Weile war es still. Patrick Zala, der die beiden bis eben beobachtet hatte, ergriff das Wort. „Du solltest besser mit reinkommen, Kira, damit ich mir deine Verletzungen ansehen kann. Ihr könnt auch eine Nachricht versenden, damit man euch abholt.“ Zuerst schaute Freedoms Pilot den Mann verwundert an, dann nickte er. Das war vermutlich das Beste. Auch wenn er die Beweggründe des Mannes nicht verstand, er hatte recht. Shinn stützte ihn, während Patrick sie in das Forschungslabor von Ulen Hibiki führte. Kira sah sich aufmerksam um und nach ein paar Schritten stockte er. Als er letztes Mal hier gewesen war, hatte es anders ausgesehen. Überall hatten kaputte Gegenstände, umgefallene Bänke und Tische und zerstörte Türen herumgelegen. Doch jetzt war nichts mehr von ihnen zu sehen. Shinn, der seinen Blick bemerkt hatte, musterte ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck. „Stimmt etwas nicht?“ „Nein“, antwortete Kira leise, „Mir ist nur grad aufgefallen, dass es hier vor drei Jahren etwas anders ausgesehen hat.“ Patrick Zala blieb stehen. „Du warst vor drei Jahren hier?“ Kira nickte. „Ja, gemeinsam mit der Archangel, der Eternal und der Kusanagi.“ Sie liefen weiter, allerdings ließ Athruns Vater die beiden Mobile-Suit-Piloten nicht aus den Augen. Er führte sie in eine Art Krankenzimmer, bevor er einen Verbandskasten holte und diesen öffnete. Kira befreite in der Zwischenzeit mit Shinns Hilfe seinen Oberkörper aus dem Druckanzug, doch als der Mann sich die Schussverletzungen ansehen wollte, lehnte er ab. „Danke, aber den Rest schaffen wir allein.“ Shinn begann, Kiras Wunden zu reinigen und zu verbinden. Auch wenn das eine professionelle Behandlung wahrscheinlich nicht ersetzte, konnte so zumindest die Blutung gestoppt werden. Und wenn der junge Pilot sich Mühe gab, würde es sich auch später nicht entzünden. Mehr wollte Kira gar nicht, zumindest nicht für den Moment. Er würde es noch von einem Arzt anschauen lassen, aber erst später, wenn er sicher wieder von hier weg war. Athruns Vater seufzte. „Was ist passiert, dass du so misstrauisch geworden bist? Hat es etwas mit den Ereignissen von vor drei Jahren zu tun, wo du auf der Archangel warst? Oder hat es einen anderen Grund?“ Kira seufzte. „Wenn sich das ganze Leben, alles, was man bis jetzt geglaubt hat, als Lüge herausstellt und ständig irgendwer versucht, einen für seine Zwecke auszunutzen oder umzubringen, falls das nicht gelingt, wird man mit der Zeit misstrauisch.“ Shinn stutzte. „Redest du von Dullindal?“ „Hätte er nicht versucht, Lacus umzubringen, hätte ich seinen Lügen wahrscheinlich geglaubt“, murmelte Kira. „Woher hast du gewusst, dass er dahintersteckte?“, fragte Shinn. „Ich habe es nicht gewusst. Es hat mich stutzig gemacht, dass es sich bei den Attentätern um Profis handelte, die mit der neusten Technik ausgestattet waren. So etwas kann sich nicht jede Untergrundorganisation leisten. Außerdem fand ich es merkwürdig, dass Dullindal Double nur wenige Tage nach dem Angriff aufgetaucht ist. Die Art, wie er seine Lacus reden lassen hat, ließ uns darauf schließen, dass er ihre Autorität benutzt, um die Bevölkerung zu beeinflussen.“ Er grinste. „Lacus war ziemlich sauer deswegen.“ „Wie jetzt?“, hakte Shinn nach, „So richtig wütend? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen.“ Freedoms Pilot grinste. „Komm einfach mit, wenn sie mich das nächste Mal überredet, mit ihr shoppen zu gehen.“ „Ich passe“, entgegnete Shinn resigniert, „Auf den Horror kann ich gern verzichten.“ „Kira“, unterbrach Patrick das Gespräch der beiden Freunde, „Könntest du für dich behalten, dass ich noch am Leben bin? Ich möchte nicht, dass jemand davon erfährt, auch nicht Athrun.“ „Nein“, antwortete Freedoms Pilot ruhig und ohne zu zögern, „Wenn du mich bitten würdest, dein Überleben nicht in die Öffentlichkeit zu tragen, ließe sich darüber reden. Aber Athrun hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Ich werde es ihm nicht verschweigen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)