Accept your past von Seira-sempai (and beginn to live) ================================================================================ Kapitel 19: Unerwartete Wendung ------------------------------- „Ich habe Athrun seinen Namen schreien hören, als Blitz explodierte.“ Kira verließ den Raum, ging zielstrebig durch den Flur der Familie Amalfi, bis er die Tür erreicht hatte. Am liebsten wäre er gerannt, doch er zwang sich, das nicht zu tun. Die Familie könnte sonst denken, er würde vor etwas fliehen. Wenn er ehrlich war, tat er das auch. Er lief vor seinen Problemen weg, anstatt nach einer Lösung zu suchen. Aber in seinem Fall war das auch nicht einfach. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er konnte Yuri und dessen Frau ja schlecht sagen, dass er derjenige war, der ihren Sohn umgebracht hat. Keiner wusste, wie sie darauf reagieren würden. Aber eines war sicher: Er würde keine freudige Reaktion sein. Wahrscheinlich würden sie ihn für den Rest seines Lebens hassen, wenn sie nicht sogar versuchten, sich irgendwie an ihm zu rächen. Die Tür fiel hinter dem Achtzehnjährigen ins Schloss. Doch das bekam er nicht wirklich mit. Zwar hörte er es, doch interessierte es ihn nicht. Er lief zügig auf den Ausgang des Grundstückes zu, in der Hoffnung, dass ihn keiner aufhalten würde und er einfach verschwinden konnte. Doch es kam, wie es kommen musste: Yuri war ihm hinterhergelaufen und stellte sich ihm in den Weg. „Kira, warte. Was ist los? Du verhältst dich auf einmal seltsam? Ist irgendetwas vorgefallen? Habe ich etwas falsches gesagt?“ Freedoms Pilot schüttelte seinen Kopf. „Es ist nicht Ihre Schuld.“ Der Mann stockte. Es schien als bemerkte er erst jetzt, dass Cagallis Bruder ihn wieder siezte. „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass wir ‚du’ sagen, wenn wir nicht in der Öffentlichkeit sind?“, fragte er. „Ich muss jetzt wirklich gehen!“ Kira versuchte, an ihm vorbeizugehen, wurde aber erneut daran gehindert. „Warum haben Dearka und Yzak so reagiert, als sie erfahren haben, dass du Nicol kanntest?“, hakte der Mann nach und langsam konnte man seiner Stimme anhören, dass er sich alles andere als wohl in seiner momentanen Situation fühlte. Kira hob seine Schultern. „Sie sind davon ausgegangen, dass ich nichts über ihn weiß.“ Als der Achtzehnjährige über seine Schulter schaute, bemerkte er, dass die beiden ZAFT Soldaten ihm ebenfalls gefolgt waren und jetzt wenige Meter hinter ihm standen. „Du hattest Funkkontakt zu Athrun, habe ich recht? Deshalb hast du es gehört.“, fragte Dearka. Allerdings war es mehr eine Feststellung. „Was ist damals wirklich passiert? Ihr hattet nicht grundlos Funkkontakt. Wer hat wen kontaktiert und warum?“ „Ich…“ Freedoms Pilot schüttelte seinen Kopf. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Das war zu viel von ihm. Er wollte hier weg. Aber das konnte er nicht. Yuri versperrte ihm den Weg und er machte nicht den Eindruck, als hätte er die Absicht, ihn in absehbarer Zeit passieren zu lassen. Der Achtzehnjährige fühlte sich eingeengt, von allen Seiten her bedroht. „Kira!“, schrie der blondhaarige ZAFT Soldat. Der Angesprochene senkte seinen Blick, starrte auf den Boden. „Wenn Athrun es euch nicht gesagt hat, habe ich keinen Grund, es zu tun.“ „Lass endlich diese Scheiße!“, schrie Yzak zornig, „Nicol war unser Freund! Wir haben ein recht darauf, es zu erfahren!“ Freedoms Pilot ballte seine Hände zu Fäusten. Auch wenn er es nicht offen zeigte, verletzte ihn diese Aussage. Zwar hatte er die ganze Zeit gewusst, dass ihm die beiden nicht vollständig verziehen hatten, aber es aus ihren Mündern zu hören, war trotzdem etwas anderes. „Wir haben uns gestritten, okay?!“, brachte er unter Anstrengungen hervor, „Ich hab ihm gesagt, er solle mit euch abhauen, so lange es noch möglich war. Athrun war wütend. Er hat geschrien, ich solle ihn endlich abschießen, immerhin hatte ich gesagt, ich würde das tun, wenn wir uns das nächste mal sahen.“ Kira brach ab, unfähig noch ein weiteres Wort zu sprechen. Die Erinnerungen an diesen Tag kamen in ihm hoch. So sehr er auch versuchte, sie zu verdrängen, es gelang ihm nicht. Athruns Stimme hallte in seinem Kopf wieder, als sei das Ganze erst wenige Minuten her. „Was sagst du da?“, rief Dearka, der ebenfalls um seine Fassung rang, „Das glaube ich nicht. Welchen Grund hätte Athrun gehabt, das zu tun?!“ Kira antwortete nicht. Er starrte stumm auf den Boden. Unfähig auch nur noch ein Wort zu seiner Entlastung zu sagen, ließ er das ganze einfach über sich ergehen. Innerlich war er den Tränen nahe, doch er zwang sich, das nicht zu zeigen. Eine Vielzahl an Emotionen spiegelten sich in seinem Gesicht wieder, von denen er nicht alle verdrängen konnte. Er war sicher, dass die Dearka und Yzak das sahen, jedoch schien es ihnen egal zu sein. Von ihrer Seite folgte keine Reaktion. Sie starrten ihn nur weiterhin wütend an, warteten auf eine Antwort. Doch irgendwie war Kira auch ein wenig froh darüber. Sie zeigten wenigstens, wie sie wirklich fühlten und schonten ihn nicht, weil sie Mitleid mit ihm hatten. Er hasste es, wenn jemand zu ihm freundlich war, nur weil er diesem leid tat. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er schließlich, „Ich habe es nicht fertig gebracht, ihn zu fragen.“ Von seiner plötzlichen Ehrlichkeit entwaffnet, starrten die beiden ihn erschrocken an. „Ihr habt noch nicht darüber gesprochen?“ Dearka klang verwundert als er diese Frage äußerte. Zum ersten Mal seit dem Beginn des Gespräches sag Freedoms Pilot ihm in die Augen, dann nickte er. „Sieht aus als könnte keiner von uns den ersten Schritt machen.“, flüsterte er leise, doch den Gesichtern seiner Gesprächspartner konnte er ansehen, dass sie ihn dennoch verstanden. „A- Aber.“, warf Dearka ein, „Ihr könnt das doch nicht einfach-“ Er stockte. Sein anfangs verwunderter und irritierter Gesichtsausdruck wandelte sich in einen verstehenden. „Du weißt, was in ihm vorgeht, immerhin hast du es am eigenen Leib erfahren. Er hat einen deiner besten Freunde direkt vor deinen Augen getötet.“ „Tolle.“, murmelte Kira, „Er war Miriallias Freund und ein Idiot. Ich habe ihm gesagt, er solle sich nicht einmischen, aber er hat nicht auf mich reagiert.“ „Ich weiß. Miriallia hat mir ein wenig von ihm erzählt.“, entgegnete Dearka in der gleichen Lautstärke. „Sie könnten beide noch am Leben sein.“ Kira sprach aus, was ihm seit Jahren durch den Kopf ging. „Wenn ich damals anders reagiert hätte… Wenn ich meine Reflexe unter Kontrolle gehabt hätte… Wenn ich mich von meiner Wut nicht so mitreißen lassen hätte… Ich hätte damals sterben sollen, nicht sie.“ „Das hätte Athrun nur noch mehr verletzt.“ Yzak sah ihn mit einem Blick an, der nicht zu ihm passte. „Du weißt nicht, in welchen Zustand er war, als er nach seinem Sieg, wenn man es überhaupt so nennen darf, zurückkam.“ Kira unterbrach den ZAFT Soldat.„Cagalli meinte, sie hätte noch nie jemand gesehen, der so elend aussah und er habe geweint.“ „Da hast du es.“, warf Dearka ein, „Was willst du noch?“ Yzak fuhr fort, als sei nichts passiert. „Ich weiß nicht, was noch zwischen euch vorgefallen ist, aber Athrun war wirklich fertig. Er dachte er hätte seinen besten Freund aus blinder Wut heraus umgebracht und das hat ihn von innen heraus zerfressen. Wenn du damals wirklich gestorben wärst, ich weiß nicht, was aus ihm geworden wäre. Ich glaube nicht, dass er jemals darüber hinweggekommen wäre und er macht sich wahrscheinlich selbst jetzt noch Vorwürfe.“ „Yzak hat recht“, unterstützte Dearka seinen besten Freund, „Rede endlich mit ihm. Im Moment ist er eh ans Bett gefesselt, da kann ihm ein wenig Gesellschaft nicht schaden. Du solltest das nutzen, so lange du noch kannst. Jetzt kann er dir nicht aus dem Weg gehen.“ Ein schwaches Lächeln breitete sich auf Kiras Gesicht aus und er sah die beiden dankbar an. „Ich unterbreche euch drei ja nur ungern, aber könnte mich vielleicht mal jemand von euch aufklären?“, mischte sich Yuri in das Gespräch ein. Augenblicklich verfinsterte sich Dearkas Miene und auch Yzak schaute nicht mehr so freundlich drein. Kira erging es nicht anders. Während seines Gespräches mit den ZAFT Soldaten hatte er die Anwesenheit des Mannes komplett vergessen. „Wenn ich euer Verhalten und eure Worte richtig interpretiere, hat Kira eine entscheidende Rolle bei Nicols Tod gespielt. Welche war das?“, bohrte das Ratsmitglied nach. Yuris Aussage traf Kira hart, denn mit einem Mal begriff er, dass der Mann es noch nicht wusste. Die ihm gegebenen Informationen hatten nicht genügt, damit er es herausfand, oder er hielt es einfach für unmöglich. Freedoms Pilot löste den Blick von ihm und lief langsam an ihm vorbei. Zu seiner Verwunderung hinderte ihm diesmal niemand daran. Nach wenigen Schritten blieb er stehen, bevor er leise antwortete: „Ich bin derjenige gewesen, der vor drei Jahren den Strike der Erdallianz steuerte. Ich habe Ihnen Ihren Sohn genommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)