With fairytale through the year von sunny3291 ================================================================================ Prolog: Frühlingsträume: New Years Day -------------------------------------- Die ersten 10 000 Aufnahmen sind die schlechtesten. Helmut Newton, 1920 Als Roxanne Weasley nach Hogwarts kam, war sie bereits über zwanzig Mal verheiratet gewesen. Sie hatte ihre drei besten Freundinnen jeweils zweimal geheiratet – einmal als Braut und einmal als Bräutigam. Außerdem hatte sie unter größtem Protest auch Louis, den kleinen Bruder von Dominique, der gleichzeitig ihr Cousin war, geheiratet. Neben ihm waren jedoch Krummbein – Hermines Kater -, Pigwidgeon – Rons Eule -, Hermes – Freds Ratte -, Elvis – Bills Wolfshund – und Trevor – Nevilles Kröte – noch harmlos gewesen. Doch nicht nur als Braut war sie auf Hochzeiten anwesend gewesen. So war sie ebenfalls erste Brautjungfer, Trauzeugin oder auch Beamtin gewesen. Jedoch musste Roxanne zugeben, dass keine ihrer Ehen jemals länger als einen Nachmittag Bestand hatten und sie sich abends, wenn sie von ihrem Papa abgeholte wurde, im beiderseitigen Einvernehmen wieder scheiden ließ. Die Vergänglichkeit der Ehe war für Roxanne nichts Neues, da sich ihre Eltern bereits scheiden ließen als sie gerade einmal vier Jahre alt war. Ihre Mutter hatte bis Roxanne elf war bereits zweimal wieder geheiratet und die nächste Scheidung war gerade im Gange. George hingegen weigerte sich jemals wieder den Bund der Ehe einzugehen. Roxanne war eigentlich kein Fan von Hochzeiten oder gar von Hochzeit spielen. Doch sie tat es für ihre drei besten Freundinnen und weil sie meistens den Friedensrichter spielen durfte. Seit sie im Fernsehen verschiedene Arten von Hochzeiten gesehen hatte, liebte es Roxanne als Rabbi, Priester oder Pastor zu fungieren. Und da Rose immer mit von der Partie war, wurden die Hochzeiten auch strick nach den Brauchtümern, der jeweiligen Religion durchgeführt. Dabei fanden die Hochzeiten sowohl im Haus als auch im Garten statt. Meistens fanden die Feiern jedoch bei Roxanne statt, da ihr Vater oft nicht zu Hause war und sie somit nicht gestört werden konnten. Nur Fred, Roxannes zwei Jahre älterer Bruder, stürmte immer wieder mal die Hochzeiten – besonders, wenn die vier Mädchen wieder darauf bestanden, dass er den Bräutigam mimte. Neben den vielen Leckereiern aus Plätzchen und Törtchen, die ihnen Mrs Clarks immer bereit stellte, liebte Roxanne vor allem die Dekorationen, die sie sich zusammen einfallen ließen. So feierten sie ganz schlichte Hochzeiten oder auch pompöse. Als sie einen Nachmittag gemeinsam die Hochzeit von dem englischen Thronfolger im Fernsehen mit verfolgten, als dieser seine langjährige Freundin heiratete, kamen sie sehr zum Missfallen von Frank auf die glorreiche Idee eine königliche Hochzeit zu veranstalten. Jede Hochzeit wurde bis ins kleinste Detail ausdiskutiert und obwohl sie immer Spaß bei ihren Vermählungen hatte, konnte sich Roxanne in den Sommerferien nach ihrem ersten Schuljahr in Hogwarts nicht mehr dafür begeistern die Braut zu spielen. Vielleicht war es auch Schicksal, doch genau an diesem Spring Bank Holiday hatte Roxanne ihre Erleuchtung. Ihre Mutter hatte ihr zu ihrem elften Geburtstag eine Nikon-Kamera geschenkt. Eigentlich konnte Roxanne der Fotographie nichts abgewinnen, da sie mehr Interesse daran hatte mit ihrem Vater neue Scherzartikel herzustellen. Doch Molly Weasley hatte Wind davon bekommen, was ihre ehemalige Schwiegertochter ihrer Enkelin geschenkt hatte, und zog nun über diese wieder einmal her. Aus Trotz nahm Roxanne nun schon den ganzen Sommer über die Kamera überall mit hin. Ab und zu holte sie sie sogar mal hervor und versuchte das Farbenspiel oder den Moment festzuhalten, doch meistens waren die Bilder unscharf oder verwackelt, sodass Roxanne frustriert die Kamera wieder weglegte. Roxanne wusste auch nicht, warum sie ausgerechnet am Spring Bank Holiday ihre Kamera mit zu Alice zum Hochzeitsspielen brachte. Es war schon alles genau geplant und fertig aufgebaut. Es würde wieder eine Gartenhochzeit sein, sehr privat und klein gehalten. Die wenigen Stühle waren mit Kuscheltieren in allen Formen und Arten als Gäste besetzt worden. Dome würde die Braut spielen und Alice ihren Bräutigam, der ihr unter dem Rosengitter den Schwur der Ehe geben würde. Da Rose den Pastor spielen würde und Roxanne der Trauzeuge war, musste Elvis den Brautvater spielen und Dome zum Altar, der aus einem alten Gartentisch bestand, führen. „Es wird alles sehr privat sein!“, erklärte Rose noch einmal und Roxanne wollte am liebsten laut aufstöhnen. Wie oft wollte sich Rose noch wiederholen? Roxanne war damit beschäftigt, Domes Schleier – eine alte Spitzentischdecke – in ihr Haar zu stecken, während Alice draußen vor dem Schuppen meckerte, da ihre Fliege kratzte. „Wo ist eigentlich unser Brautvater?“, fragte Rose auf einmal und alle vier Mädchen sahen sich nach dem Wolfshund um. Roxanne erblickte ihn zuerst. „Er ist wohl gerade mit einer der Brautjungfern durchgebrannt!“, meinte sie und schmunzelte leicht, als sie zusah, wie sich Elvis abmühte auf einen Baum zu klettern, auf dem Lily saß, die kleine Katze von Alice Mutter. „Ich hole ihn. Roxy, du befestigst Domes Schleier und du, Alice, wagst es nicht, die Braut vor der Hochzeit zu sehen. Du weißt, das bringt Unglück!“, befahl Rose sofort und wollte sich schon auf den Weg machen, als Roxanne anfing zu nörgeln. „Ich will nicht Hochzeit spielen. Lass uns doch im Teich schwimmen gehen!“ „Das können wir machen, wenn wir fertig sind mit der Zeremonie!“, meinte Rose. „Seid ihr das Heiraten denn noch nicht leid?“, fragte Roxanne nach. „Nein, ich mag es sehr. Besonders heute wieder. Überall die Blumen und der Duft, den sie verströmen…“, schwärmte Dome und auch Alice schien das Heiraten noch nicht leid zu sein. „Sieh doch mal, was wir alles für Törtchen heuten haben!“, versuchte sie ihre Freundin aufzubauen. Auch Dominique versuchte nun ihre Cousine von den weiteren Schönheiten ihrer Hochzeit zu beeindrucken. Rose lief währenddessen hinter dem Wolfshund her und zerrten ihn zurück zu der Hochzeitsgesellschaft. „Alle auf ihre Plätze!“, meinte sie leicht nach Atem ringend. „Roxy, zieh dich schnell um. Dome, beweg den Kopf nicht zu viel sonst verlierst du wieder den Schleier. Alice, ab auf deinen Platz!“ Sofort huschte die Longbottom auf ihren Platz neben dem Gartentischchen. „Ich will aber nicht die Jacke anziehen!“, maulte Roxanne. „Sie kratzt so und riecht viel zu sehr nach Frank! Kann ich nicht die Brautjungfer spielen und das grüne Kleid anziehen?“ „Nein. Wir haben das alles geplant. Vor einer Hochzeit sind immer alle angespannt.“, meinte Rose mit fester Stimme, die sich gerade eine schwarze Kutte anzog. „Kommt schon, das wird eine schöne Hochzeit mit viel Liebe und ewigem Glück.“ „Meine Mum sagt, dass es kein ewiges Glück gibt!“, zerstörte Roxanne Rose Aufmunterungsrede. Eine Stille legte sich über die vier Freundinnen. Das Wort Scheidung hing unausgesprochen in der Luft und jede wusste, dass es Roxanne schmerzte, dass ihre Mutter nicht mehr mit ihrem Papa zusammen war. „Manchmal brauchen die Menschen mehrere Anläufe bis sie ihr ewiges Glück finden!“, murmelte Rose, doch die dunkelhäutige Weasley schüttelte den Kopf. „Ich will trotzdem nicht Trauzeuge sein. Ich will…“ „Ja ja!“, unterbrach Rose sofort ihre Cousine. „Wir tun einfach so, als hätten wir einen Trauzeugen. Du kannst ja Fotos machen!“, schlug sie vor und hielt ihr die Nikon-Kamera hin. Mit Verachtung sah Roxanne die Kamera an. „Die Bilder werden bestimmt wieder nichts!“, murrte sie, doch Alice sprang ihr sofort bei. „Vielleicht dieses Mal. Du bist jetzt unsere Hochzeitsfotografin. Mach mal ein Foto von Rose und mir!“ Mit wenig Lust hielt sich Roxanne die Kamera vor die Augen und drückte den Auslöser. Rose hingegen plante schon alles um. „Das wird super werden. Roxanne, du musst mit Elvis und Dome den Gang hinunter gehen und Fotos machen. Auch die Zeremonie und Einzelaufnahmen von Braut und Bräutigam sollten wir haben!“, quasselte die Rothaarige auch sofort los. Als Belohnung gibt es Törtchen, versuchte sich Roxanne Mut zuzusprechen und folgte Rose Anweisungen und knipste ein Foto nach dem Anderen. Es würde nichts ausmachen, wenn die Bilder nichts würde. Nach der Feier würden sie Törtchen essen und dann schwimmen gehen und heute Abend, wenn sie nach Hause gingen, während ihre missglückten Bilder bereits Vergangenheit. Durch das Objekt sah die Welt jedoch ganz anders aus. Sie schien etwas Magisches zu haben. Roxanne war zwar eine Hexe und war mit Zaubersprüchen groß geworden, doch diese Ansicht der Dinge hatte etwas Besonderes. Der Schleier, der eine harmonische Art mit Domes Haaren einnahm, leuchtete richtig im Sonnenlicht. Elvis gähnte auf und Roxanne konnte genau verfolgen, wie sich die Schnurrhaare bewegten. Mit einem Klick hielt sie diesen Moment fest. Nicht nur in einem Bild, sondern auch in sich selbst. Roxy nahm eine neue Position ein. Nun konnte sie ihre drei Freundinnen zusammen auf ein Bild bekommen. Dome in der weißen Tischdecke eingehüllt, Alice im schwarzen Anzug von Frank und Rose in der schwarzen Robe von Karneval. Allein die drei zeigten einen Kontrast, den Roxanne einfach nur phänomenal fand. Sie zoomte näher heran und war selbst erstaunt, als sie den kleinen blauen Schmetterling auf Domes Brautstrauß erblickte. Sie drückte genau in dem Moment auf den Auslöser, als Rose ihre beiden Freundinnen zu Mann und Frau erklärte und der blaue Schmetterling von den Blumen aufstieg. Sie hatte den perfekten Moment eingefangen. Und in dem Moment, wo Roxanne das Klicken der Kamera hörte, war sie sich sicher, dass dieses Bild gelungen war. Das nirgends ihr Finger zu sehen war, dass nicht alles unscharf oder verwackelt war. Dieser Augenblick war für die Ewigkeit gefangen und er zeigte eindeutig Glück. Von diesem Moment an wusste Roxanne, dass sie solche Momente des ewigen Glücks einfach festhalten musste. Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele. Henri Cartier-Bresson Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)