Journey to Evolution von Yurippe (Mit jedem Schritt wirst du stärker) ================================================================================ Kapitel 11: Pokéathlon ---------------------- An diesem Morgen stand Lily außergewöhnlich früh auf, und in der Morgensonne schien die Lilie auf ihrem Fensterbrett rosa getönt. Noch im Schlafanzug verstaute Lily ihre Trainingshose, ein einfaches Shirt und eine Sweatjacke in ihrem Rucksack und ging dann leise nach unten, um ihre Turnschuhe aus dem Schuhschrank im Eingangsbereich zu holen. Danach machte sie in der Küche einige Sandwiches fertig und packte sie zusammen mit Obststücken, Pokémonfutter und einer großen Flasche Wasser ebenfalls ein. Rose kam ihr auf dem Flur entgegen, als Lily mit ihrer Kleidung unter dem Arm ins Bad gehen wollte. „Guten Morgen, Lily, du bist aber früh auf! Ach ja, ihr wollt ja heute zum Pokéathlon gehen, richtig?“ „Morgen! Ja, das war der Plan...“ Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Rose zog eine Augenbraue hoch. „Aber?“ „Na ja, ich weiß einfach nicht, ob es richtig ist, sich zu amüsieren, wenn...“ Auf jeden Fall hatte es sich den ganzen Morgen über nicht richtig für sie angefühlt, wenn sie daran dachte, dass ihre Mutter vielleicht irgendwo in Gefahr oder sogar tot war. Rose kam einen Schritt auf sie zu und legte ihre Hände auf Lilys Schultern. „Zu Hause zu sitzen und Trübsal zu blasen bringt Mum nicht zurück. Dass ich dich bei der Suche nicht dabei haben will, haben wir schon besprochen, richtig? Du hast jetzt vor allem deiner Verantwortung gegenüber deinen Pokémon nachzukommen, die von dir trainiert, gepflegt und unterhalten werden wollen. Außerdem hast du es deinem Freund Alex versprochen, und ich finde es wichtig, dass du auch mal etwas mit Freunden unternimmst. Also, du gehst heute zum Pokéathlon und amüsierst dich, alles klar?“ Lily seufzte. „Du hast ja Recht.“ Sie bemühte sich, ein heiteres Gesicht aufzusetzen, und Rose nickte zufrieden. Im Bad wusch Lily sich, band ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und zog sich an, bevor sie wieder nach unten ging, wo Rose schon die Pokémon fütterte. „Vergiss nicht, dich ordentlich einzucremen“, kommentierte Rose mit Blick auf Lilys Shorts und T-Shirt, und reichte ihr eine Tube mit Sonnencreme. Während Lily sich damit einschmierte - „Ohren nicht vergessen!“ -, schnippelte Rose ihr einen Teller voll mit nahrhaften Beeren und holte schon mal die Kuhmuh-Milch aus dem Kühlschrank. „Danke!“ Mit noch leicht klebrigen Händen goss Lily die Milch über ihr Müsli und machte sich dann darüber her, wobei sie zwischendurch ab und zu ein Stück Obst mit der Gabel aufspießte. „Hast du schon deine Sportsachen eingepackt?“, fragte Rose nach, während sie sich eine Scheibe Toast mit Marmelade bestrich. Lily kaute und schluckte ihren vorletzten Bissen Müsli. „Sportsachen, Essen für mich und die Pokémon, Wasser... alles andere ist ja eh noch in meinem Rucksack.“ Sie nahm den letzten Bissen zu sich und stand auf. „Ich muss mich beeilen, um sieben treffe ich Alex vor dem Pokémon Center, damit wir rechtzeitig an den Hallen sind.“ „Dann solltest du dich tatsächlich langsam auf den Weg machen“, kommentierte Rose mit Blick auf die Uhr, welche viertel nach sechs anzeigte. Mit dem Bus brauchte man etwa eine halbe Stunde von ihrem Haus bis ins Stadtzentrum, und der nächste würde in zehn Minuten abfahren. Hastig sammelte Lily ihr Evoli ein, das schon wieder durchs Haus tobte, und Endivie, welches sich hinter dem Haus die Morgensonne auf den Bauch scheinen ließ, schulterte dann ihren Rucksack und spurtete die hundert Meter zur Bushaltestelle, wo wenig später auch schon der Bus um die Ecke bog. Vor dem Pokémon Center sah sie Alex schon an der Haltestelle stehen. Sie sprang aus dem haltenden Bus und lief auf ihn zu. „Entschuldige, hast du gewartet?“ „Nein, ich wollte nur nicht, dass du wieder reinkommst und mich erschreckst.“ Er grinste. Während sie auf den Bus warteten, der sie zu den Pokéathlon-Hallen bringen sollten, verteilte Alex noch eine Portion Beerensaft an Evoli und Endivie, die sich über die Leckerei zu freuen schienen. „Ich habe mir überlegt, dass wir uns wohl am besten für den Technik-Parcours anmelden“, meinte Alex, als sie im Bus saßen. Lily hatte ihm den Fensterplatz überlassen und saß selbst mit Evoli auf dem Schoß am Gang, während Endivie mit Bisasam den Sitz gegenüber beanspruchte. „Die Schneeschlacht wird unseren beiden Pflanzenpokémon zwar vielleicht etwas zu kalt sein, aber mit ihren Ranken haben sie gute Chancen, denke ich. Deinem Evoli macht es sicher auch Spaß, und beim Torschießen und Flaggenschnappen kann es sich mal so richtig austoben.“ „Das klingt super.“ Zwar fühlte es sich immer noch nicht ganz richtig an, sich zu amüsieren, aber sie musste zugeben, dass sie sich auf den Tag freute und hoffte, eine schöne Zeit mit Alex und den Pokémon zu verbringen. Sie waren kurz nach halb acht an den Hallen und registrierten sich mit einem einfachen Formular, woraufhin sie auch schon in den Teilnehmerbereich gelassen wurden. Dort ließ Lily ihre beiden Pokémon kurz bei Alex, um in der Damenumkleide ihre Sportsachen anzuziehen, und löste ihn dann ab, damit er ebenfalls seine Kleidung wechseln konnte. Wenig später kam auch schon der Aufruf, sich in der Halle für die Schneeschlacht einzufinden, die mitten im Sommer natürlich nicht draußen abgehalten werden konnte und deshalb auf Kunstschnee angewiesen war. Als sie in die Halle traten, schlug ihnen auch sofort eine Welle kalter Luft entgegen, und Lily war froh, ihre Shorts gegen lange Trainingshosen eingetauscht zu haben. Sowohl Endivie als auch Bisasam rümpften etwas die Nasen, als sie mit dem kalten Untergrund in Berührung kamen, während Evoli sofort begann, im „Schnee“ herumzutollen. Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer und der Erklärung der Spielregeln wurde um Punkt acht Uhr der Beginn des ersten Spiels eingeläutet. Die beiden Pflanzenpokémon warfen nun mit ihren Ranken Schneebälle auf die gegnerischen Teams, während Evoli vor ihnen auf und ab lief und ankommende Bälle mit seinem Schwanz entweder zurückschleuderte oder zerschmetterte. Auf diese Weise landeten sie viele Treffer, steckten selbst aber wenige ein, und landeten am Ende auf dem zweiten Platz knapp hinter einem Team von Eispokémon, welches sich offensichtlich in seinem Element befand. „Gut gemacht!“, lobte Lily ihr Team, als sie vom Spielfeld kamen. Während Evoli weiterhin fröhlich herumtobte, drängten Endivie und Bisasam darauf, den kalten Ort rasch zu verlassen und atmeten auf, als sie wieder draußen im Sonnenlicht waren. „Das war doch ziemlich gut für den Anfang“, meinte auch Alex, als sie zur Halle für den nächsten Teil, dem Torschießen, gingen. Bei diesem Spiel hatte jedes der vier Teams sein eigenes Tor, das es zu beschützen galt, während man gleichzeitig Bälle in die Tore der Gegner befördern musste. Sie hatten vorab schon besprochen, dass Bisasam die Rolle als Torwart zukommen sollte, was Endivie und Evoli die Aufgabe überließ, Punkte zu machen. Während des Spiels mussten sie jedoch relativ schnell feststellen, dass das Keifel aus dem vorher schon siegreichen Eisteam sein Tor so gut ausfüllte, dass kaum ein Ball hinein zu bekommen war, sodass sie trotz Bisasams guter Leistungen letztendlich nur auf einem dritten Platz landeten. „Macht euch nichts draus, manchmal haben andere eben die besseren Voraussetzungen“, tröstete Lily die drei Pokémon, die etwas enttäuscht vom Spielfeld trotteten. „Genau, beim nächsten Spiel werden wir vorne liegen!“, warf Alex ein. Das nächste und letzte Spiel war das Flaggenschnappen, welches an einem künstlichen Strand abgehalten wurde. In dieser Halle fühlten Bisasam und Endivie sich auf Anhieb wohl – Evoli mochte sowieso jeden Ort, an dem es etwas zum Spielen finden konnte – und hatten einen klaren Vorteil gegenüber den Eispokémon, die hier sichtlich ins Schwitzen gerieten. Als der Beginn des Spiels eingeläutet wurde, wurden die Vorzüge kleiner, flinker Pokémon rasch deutlich. Nicht nur konnten Endivie und Bisasam hier wieder ihre Ranken einsetzen, sie fädelten sich genau wie Evoli auch leicht um die Hindernisse und waren mit den Flaggen der Gegner verschwunden, bevor diese überhaupt etwas merkten. Alex nahm gerade Bisasam am Ausgang die Flaggen ab, die es nicht mehr tragen konnte, als Evoli in einem geschickten Manöver um einen Felsen kreiste, sich unter einem Sonnenschirm hindurch duckte und einem Rattikarl im Sprung seine Flaggen abnahm, als die Zeit ablief. Bei der anschließenden Zählung der Flaggen hatte das Team um Lily deutlich am meisten gesammelt und sich somit den ersten Platz gesichert. Gemeinsam verließen sie die Halle und warteten im Foyer auf die Verkündung des Gesamtsiegers. Nach wenigen Minuten erschien ein Angestellter des Pokéathlons und gab die Ergebnisse bekannt – sie hatten den zweiten Platz gemacht. Evoli sprang glücklich in die Arme seiner Trainerin, welche ihre freie Hand nutzte, um mit Alex einzuschlagen. Endivie und Bisasam taten es ihnen mit ihren Ranken gleich. „Das war wirklich ziemlich gut für unsere erste Teilnahme.“ Lily hüpfte aufgekratzt mit Evoli um die Wette. Alex grinste. „Finde ich auch. Und jetzt wäre ich ganz dringend dafür, uns irgendwo in den Schatten zu setzen und etwas zu essen.“ Sie zogen sich an einem Automaten jeweils eine Flasche mit kaltem Tee – Lilys Wasser hatten sie zwischen den Wettbewerben schon ausgetrunken – und beschlossen dann, sich in den nahen Nationalpark zu setzen, um ihre Lunchpakete zu vertilgen. Es war inzwischen fast Mittag und schon fast unerträglich heiß geworden. Sie ließen sich auf einer Bank im Schatten nieder und Lily verteilte die Sandwiches, Beeren und Pokémon-Snacks. Nach einem gemeinsam geäußerten „Guten Appetit!“ ließen sie es schmecken, wobei die beiden Kinder zwischen den Bissen das Turnier besprachen. „Vielleicht kann ich etwas davon in meinen nächsten Wettbewerb einbauen“, überlegte Lily, bevor sie wieder von ihrem Sandwich abbiss. Alex schluckte ein Stück Beere hinunter, bevor er antwortete. „Wieso nicht? Alles, was wir mit unseren Pokémon machen, ist eine Art von Training, die sich irgendwo bezahlt macht. Zumindest ist dein Evoli heute mal ausgelastet.“ Er nickte in Richtung des braunen Pokémons, welches sich zusammengerollt hatte und döste. Lily lachte. „Das passiert nicht oft!“ Sie blickte das kleine Fellknäuel liebevoll an. „Ja, es war gut, heute hierher zu kommen“, murmelte sie leise. „Hast du was gesagt?“, erkundigte Alex sich. „Nein, nichts“, sagte Lily und lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)