Just To Save Him For You von Ryu_no_Sekai ================================================================================ Kapitel 16: Silberstreifen am Horizont -------------------------------------- „Und was meinst du?“ Orochimaru kam auf ihn zu, einen forschenden Blick auf ihn gerichtet. „Nichts davon wird mir helfen, Itachi zu besiegen. Du verschwendest meine Zeit“, antwortete Sasuke und erwiderte seinen Blick kalt. Orochimaru beugte sich leicht zu ihm vor. „In letzter Zeit bist du wirklich schlecht gelaunt, Sasuke.“ „Natürlich. Weil wir immer noch auf der Stelle treten und Itachi kein Stück näher kommen“, erklärte Sasuke. „Ich brauche ein Jutsu, dem er nicht entkommen kann. Er darf es weder kontern, noch ihm ausweichen können.« Er besah sich die Auswirkungen von Orochimarus neuen Ideen. Darunter ein Katon-Jutsu, das die gesamte Umgebung in Brand gestzt hatte. „Diese Künste sind bloß Kinderkram. Ich hatte mehr von dir erwartet, Orochimaru.“ Ein leichtes Lächeln zierte das fahle Schlangengesicht des Senseis. „Sie werden um einiges effektiver sein, sobald wir uns zusammen tun“, säuselte er. Sasuke blickte ihn weiterhin kühl an. „Diese Jutsu können noch so effektiv sein, sie werden Itachi nicht treffen“, erklärte Sasuke. „Willst du meine Zeit noch weiter verschwenden? Oder entwickelst du endlich was Nützliches?« Kurz blitzten Orichimarus Augen auf, er straffe die Schultern, und ein belehrendes Lächeln trat auf seine Züge. „Nun, wieso entwickelst du nicht selbst ein Jutsu?“ „Da du es offensichtlich nicht schaffst, muss ich das wohl“, entgegnete Sasuke, und bereute es im selben Moment. Er hatte zwar bereits einfache Jutsu kombiniert. Aber noch nie eine vollkommen neue Kunst erfunden. Besonders in dieser Größenordnung fehlte es ihm an Erfahrung.Wie sollte ihm etwas einfallen, wenn nicht mal Orochimaru etwas fand? Dabei hatte dieser schon eine ganze Reihe an Jutsu erfunden. Weswegen er überhaupt zu ihm gekommen war. „Dann sind wir hier fertig, ich hoffe trotzdem, dass du die Justsus lernen wirst.“ Mit diesen Worten wand Orochimaru sich von Sasuke ab und ließ den Jungen alleine zurück. Eine Weile sah er seinem Lehrer nach. Dann wandte er sich zu den noch immer schwelenden Bäumen um, während die ersten Regentropfen die Reste des Feuers erstickten. Es war ein mächtiges Jutsu. »Katon: Gouryuuka no Jutsu«, hatte Orochimaru es genannt. Eine Kunst, bei der man den Gegner mit drachenkopfartigem Feuer abschoss. Welches so heiß brannte, dass es mit Amaterasu konkurrierte. Der große Nachteil war, dass es im Gegensatz zu Amaterasu, sein Ziel verfehlen konnte. Außerdem verbrauchte es fast Sasukes gesamtes Chakra. Wenn er es in einem richtigen Kampf einsetzen wollte, müsste er in eine höhere Juin Stufe wechseln. Ein Seufzen entrann seiner Kehle. Wahrscheinlich hatte er sowieso keine andere Wahl. Jeden Tag probierte er mit Orochimaru weitere Jutsus aus, die dieser für ihn kreierte. Es war ermüdend und frustrierend. Zudem merkte lagsam Sasuke, dass ihm ein Ausgleich fehlte. Er stand unter ständiger Anspannung, hatte das Gefühl nicht eine Sekunde Ruhe zu bekommen. Eigentlich konnte er sich keine Ablenkungen leisten, aber manchmal dachte er schon daran, dass es schön wäre, welche zu haben. Zumindest ab und zu. Für kurze Zeit. Vielleicht würde ihm dann endlich etwas einfallen, was ihn weiter brachte. Erschöpft schloss er die Augen und genoss das Gefühl des warmen Regens auf seiner Haut. Drei Monate waren es mittlerweile, und er hatte nichts weiter als eine kurze Nachricht bekommen. Eine Mitteilung, in der stand, dass ihr Plan fast reibungslos funktionierte. Sie war als Doppelspionin angenommen worden, nur der Hyugaclan akzeptierte sie nicht. Aber das war nicht schlimm. Sasuke hatte schon damit gerechnet. Das Byakugan war ein Dauerhaftes Jutsu, man konnte es nicht verbergen, wie das Sharingan. Und doch funktionierte es bei Mikoto eben genauso. Wer wusste schon, was sie ihnen erzählt hatte. Sasuke zweifelte nicht daran, dass sie log um ihr Ziel zu erreichen. Bisher schien es zumindest keine andere Erklärung zugeben. Ihre Herkunft war noch immer ein Rätsel, und so würde es wohl auch bleiben. Aber das war Ok. Er würde es nicht anders machen. Seine Finger wanderten über den kleinen Zettel in seiner Tasche. Eine Weile schon befand er sich dort. Mittlerweile war er ganz zerknittert. Sasuke wusste nicht, ob er ihn abschicken sollte. Geschweige denn, ob er das überhaupt wollte. Hätte sie ihm etwas Wichtiges mitzuteilen, hätte sie ihm geschrieben. Trotzdem verdrießte es ihn, dass er nichts von ihr hörte. Vielleicht war doch noch etwas schief gegangen? Drei Monate ... Grummelnd zog er den Brief aus seiner Tasche. „Dieses dämliche Mistvieh“, brummelte Mikoto, während sie über die zahlreichen Kratzer auf ihren Armen rieb. Sie hatte Geschichten über diese Katzen gehört: Madame Shijimis, mit Schleifen verzierte, Teufel. Das Grauen aller Genin, denn jeder bekam einmal diesen Auftrag. Und heute hatte sie das große Los gezogen. Man sollte meinen, ein entlaufenes Haustier zu fangen sei ein Kinderspiel für einen Ninja. Aber die Tiere waren flink, hatten scharfe Krallen, und mehr als einen Grund ihrer Herrin zu entfliehen. Mikoto konnte es ihnen nicht übel nehmen. Wenn sie könnte, würde sie die Katze entkommen lassen. Aber das durfte sie sich erlauben. Tsunade hatte sie zwar aufgenommen, war aber noch immer skeptisch. Deswegen ließ ihr Wachhund sie keine Sekunde aus den Augen. Auch jetzt war er sicher irgendwo in ihrer Nähe, die Nase tief in ein Buch vergraben und ein wachsames Auge auf sie gerichtet. Langsam ließ sie sich gegen die Felswand gleiten. Ihre Finger strichen verstohlen über den kleinen Zettel in ihrer Tasche. Alles Okay? Sie saß auf dem Denkmal ihres Großvaters und schaute auf das Dorf hinab. Es war so friedlich, so schön fröhlich und bunt. Die Bewohner brauchten sich vor nichts zu fürchten, die Kinder nicht zu kämpfen. Es gab alles im Überfluss, und die Sorgen der Leute erschienen beinahe lächerlich. Sie führten keinen Krieg und kämpften auch nicht um ihr tägliches Überleben. Trotzdem gab es mehr als genug für Mikoto zu tun. Vom Babysitten, über Einkäufe und Gartenarbeit bis hin zu verschwundenen Schmusekatern. Es gab auch andere Aufträge, aber die vertraute Tsunade ihr nicht an. Die Hokage hatte das von Anfang an klar gemacht. »Dann hoffe ich, hast du uns auch etwas zu bieten«, entgegnete Tsunade. Die Hände auf dem Schreibtisch vor sich ineinander verschränkt. Ihr Blick durchbohrte Mikoto geradezu. »Ich biete euch alles, was ihr wollt«, erklärte Mikoto, und verdrängte jegliche Unsicherheit aus ihrer Stimme. Tsunade hob eine Augenbraue. »Und das wäre?« »Ich kann Euch Orochimaru sowie seinen kleinen Meisterschüler liefern.« Mikoto lehnte sich zurück, und schenkte Tsunade ein leichtes Lächeln. »Dafür verlange ich nur Konohas Schutz, als vollwertiger Ninja des Dorfes.« Tsunade schnaubte. »Du willst also, dass wir dich aufnehmen?«, fasste sie zusammen. Mikoto nickte. »Und das, obwohl du an einem Attentat auf uns beteiligt warst, bei dem einer unserer Männer nur knapp mit dem Leben davon kam. Ich weiß nicht, ob ich das vertreten kann«, erklärte Tsunade. »Da ich ein Mitglied des Hyugaclans bin, können Sie das mit Sicherheit vertreten«, bemerkte Mikoto. »Wenn du wirklich ein Mitglied wärst; sicherlich.« Mikotos Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was soll das bedeuten? Ich habe das Byakugan, das -« »Ich habe die Berichte von Naruto und Hinata über dein Dojutsu gehört und mich mit dem Clanoberhaupt der Hyugas besprochen. Er hat deutlich gemacht, dass deine Fähigkeit – so ähnlich sie dem Byakugan auch sein mag – keines ist«, erläuterte Tsunade. Mikoto schaute sie mit großen Augen an. »Aber ... Was sollte es sonst sein?«, sie kaschierte ihre Unsicherheit mit einem Lachen. »Sag du es mir. Wer bist du? Wer sind deine Eltern?«, hakte Tsunade nach. Mikoto wich ihrem stechenden Blick aus. »Ich weiß es nicht ... Sie starben vor langer Zeit, und alles, was ich von ihnen habe, sind mein Name und mein Bluterbe.« Eine Weile sah Tsunade sie nur an. »Du bleibst also bei deiner Geschichte?« »Natürlich bleibe ich bei meiner Geschichte! Immerhin ist es die Wahrheit«, antwortete Mikoto erregt. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und atmete tief durch, um ruhiger zu werden. Es brachte ihr nichts, sich aufzuregen. Ernst wandte sie sich wieder Tsunade zu. »Ich biete ihnen Orichimaru und Sasuke. Können Sie mir das geben, was ich verlange, oder nicht?« Entschlossenes Blau traf auf unnachgiebiges Braun. Für eine Weile lieferten sich die beiden Frauen ein Blickduell, bei dem es keinen Verlierer gab. Tsunade lehnte sich zurück, ein siegreiches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Also schön. Ich nehme dich auf. Leider sind unsere Teams zurzeit ausgelastet – also wirst du alleine arbeiten müssen.« Mikoto atmete erleichtert aus. Sie hatte die Anspannung gar nicht gemerkt, unter der sie gestanden hatte. Nun war es vorbei, sie hatte ihr Ziel erreicht. Sie war zu Hause. Das glückliche Lächeln ließ sich nicht mehr unterdrücken. »Dann steht mit immerhin niemand im weg. Was wird mein erster Auftrag?« Tsunade kramte ein paar Unterlagen hervor. »Nun, nachdem du dich in deiner Wohnung eingerichtet hast, denke ich, dass du die Einkäufe für das Altenheim erledigen kannst.« »Wie bitte?«, Mikoto musste sich verhört haben. »Das ist die Aufgabe eines -« »Genins. Ganz recht«, bestätigte Tsunade. »Stellt das etwa ein Problem dar?« In ihren Augen blitze es gefährlich auf. Mikoto kannte diesen Blick: Er bedeutete nie etwas Gutes. »Nein«, antwortete sie gequält lächelnd. »Also die Einkäufe für das Altenheim? Klingt wirklich ... aufregend.« Drei Monate lang verrichtete sie nun schon die Drecksarbeit. Seit drei Monaten trat sie auf der Stelle und seit drei Monaten zerrte es an ihren Nerven. Und nun? Alles Okay? »Wie lange werde ich noch Katzen einfangen müssen? Meine Fähigkeiten übersteigen die eines Genins bei weitem. Ich sollte richtige Missionen erledigen. Nicht so einen Kinderkram«, gab sie mit einem schnauben von sich. Kakashi seufzte. »Solange wir dir nicht vertrauen können, wirst du keine höheren Missionen bekommen.« Mikoto verdrehte die Augen. »Ich gehöre zu Konoha - also könnt ihr mir vertrauen!«, gab sie trotzig von sich. Kakashi warf von oben einen Blick auf sie herab. »Oder habe ich euch einen Anlass gegeben, das Gegenteil zu denken?« »Du bist eine Doppelspionin«, gab er trocken zurück. »Das bedeutet, dir ist grundsätzlich nicht zu trauen.« Zur Antwort zog Mikoto nur grummelnd die Knie an ihren Körper. Da war sie in ihrem Heimatdorf und niemand vertraute ihr. Die meisten redeten nicht einmal mit ihr. Sie war überall nur das Mädchen, das Naruto angegriffen hatte. Woher es jeder wusste, konnte sie nicht sagen. Aber Klatsch und Tratsch verbreiteten sich immerhin in jedem Dorf wie ein Lauffeuer. Da war Konoha keine Ausnahme. »Tsunade hat heute übrigens noch einen Auftrag für uns.« »Wieder Babysitten oder hat Tora erneut die Flucht ergriffen?«, fragte Mikoto und war sichtlich genervt. »Weder noch. Du sollst einer alten Dame beim Unkrautjäten helfen« »Im Dreck wühlen - viel besser.« Langsam rappelte sich Mikoto auf. »Dann mal los.« Den Rest des Tages verbrachte sie damit zu raten welches Grünzeug Blumen, und welches Unkraut war. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie einfach alles ausgerissen. Aber dann hätte sie die alte Dame sicherlich gelyncht. Ihre armen preisgekrönten Rosen - eine Blüte! Nur eine einzige Blüte hatte Mikoto abgebrochen und die Frau ging in die Luft. So etwas hatte Mikoto noch nicht erlebt. Nicht einmal bei Oma Tsunade. Das Mädchen war wirklich froh, dass ihr Sensei dabei gewesen war. Alleine wäre sie ziemlich aufgeschmissen gewesen. Alte Frauen konnten schon verdammt gruselig werden. Nun streifte sie alleine durch die Straßen. Mit einem riesigen Loch im Magen und einem leeren Kühlschrank, in der kleinen Wohnung, die ihr zugewiesen worden war. Die Luft war erfüllt von verführerischen Düften. Und von überallher leuteten ihr die Neonschilder der Imbisse entgegen. Voller Vorfreude auf ihr wohlverdientes Abendbrot ließ sie die Läden links liegen und ging zielstrebig auf einen kleinen Imbiss zu: Ichiraku. Denn es gab nichts Besseres, als eine große Portion Ramen, um das Ende eines so schlechten Tages zu feiern. Katzen und alte Damen wurden vergessen. Die Einsamkeit erschien weniger einsam und ihre gesamte Situation weniger trostlos. Das schwere Ticket ihrer Uhr rückte in weite Ferne. Und sie konnte für ein paar Momente vergessen, wie immer mehr ihrer Zeit dahin rann. Die Hälfte war schon um. Und es schien nicht mehr lange zu dauern, bis das Ende zuschnappte und ihr Schicksal besiegelte. Sie hatte noch viel bis dahin zu tun. Zum einen musste sie Sasukes Gewissen aufbauen, zum anderen jeden ausschalten, der es wieder zerstören könnte. Sie hatte es sich skizziert. Die Leute, die sie töten musste oder deren Hilfe sie brauchte. Sie hatte auch einen Sündenbock in Visier. Aber das alles brachte ihr nichts. Denn ihre waren die Hände gebunden, solange Kakashi mit Argusaugen über sie wachte. Verstohlen glitt ihre Hand in ihre Tasche und fuhr zum wiederholten Male mit dem Finger über den kurzen Brief, der sie am Morgen erreicht hatte. Es waren nicht mehr, als zwei Worte, nicht einmal ein vollständiger Satz, die sich in feinen Linien über das zerknitterte Papier zogen: Alles Okay? eigentlich doch eine einfache Frage, aber die Antwort war umso komplizierter. Sie war nicht verletzt, sie war nicht am Verhungern oder Verdursten, sie hatte alles, was sie brauchte. Körperlich ging es ihr also blendend - abgesehen vielleicht von ein paar Kratzern. Und sonst? Sie fühlte sich erschöpft, ausgelaugt von den Arbeiten, die ihr aufgebrummt wurden, und hatte keine Ahnung, wie sie ihre Pläne umsetzten sollte. Sie brauchte Informationen, musste aber bis auf weiteres die Füße stillhalten. Also nein, es war nicht alles Okay. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf einem der hohen Hocker nieder und bestellte eine Nudelsuppe. Sie konnte wohl nichts weiter tun, als abwarten. Lustlos rührte sie in der Suppe, ohne sie zu essen. »Du scheinst wirklich niedergeschlagen zu sein. Sind die Aufträge so schlimm?« Mikoto schaute nur aus dem Augenwinkel zu Kakashi. »Ich könnte einfach mehr tun«, antwortete sie ihm seufzend. Ihr Sensei gluckste kurz, und sie war sich sicher, dass er unter seiner Maske schmunzelte. »Genau das, was du nicht tun sollst.« »Ich rede davon, dass ich mehr für das Dorf tun könnte!«, stellte Mikoto klar. »Nicht ...« »Uns auszuspionieren«, beendete Kakashi ihren Satz. »Genau«, bestätigte Mikoto. »Ich meine, ich habe Orochimaru verraten, aber ich würde niemals Konoha verraten. Das sind einfach zwei ganz verschiedene Dinge.« Kakashi hob fragend eine Augenbraue. »Wo liegt der Unterschied?« »Ich bin mir seiner Bedeutung sehr wohl bewusst.« Mikoto tippte sich ans Stirnband und fuhr fort. »Ich ... bin zwar erst ein paar Monate hier, aber ... es fühlt sich wie ein ganzes Leben an. Konoha ist mein Zuhause ... und das will ich beschützen. Damit die Menschen hier weiterhin in Frieden leben können und Kinder einen sicheren Platz zum Aufwachsen haben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihnen etwas passiert und ich nichts weiter tat, als Unkrautjäten!« Ihre Finger hatten sich um die Schüssel verkrampft, und ihre Knöchel traten weiß hervor. Sie spürte Kakashis forschenden Blick auf sich. »Ich weiß, das hört sich albern an, und ich weiß, dass mich keiner hier haben will. Aber ich werde es euch beweisen: Ich bin ein Konoha Ninja. Das war ich von Anfang an.« Eine Weile betrachtete Kakashi sie schweigend, dann wandte er sich seinem eigenen Essen zu. »Wenn du das willst, dann solltest du damit anfangen, etwas dafür zu tun. Und nicht nur davon sprechen.« »Und wie, wenn ihr mich nicht lasst?«, erwiderte Mikoto. »Keine Ahnung«, meinte Kakashi, ehe er seine Nudelsuppe in einem Zug verputzte. Mikoto schaute ihn einfach nur ungläubig an. »Soll das alles sein?« »Ja«, gab Kakashi nach kurzem Überlegen zur Antwort. Mikoto schloss und öffnete den Mund, wie ein Fisch auf dem Trocknen. »W- aber ... Was soll das denn für eine Antwort sein!«, rief sie schließlich empört. Kakashi drehte sich zu ihr, fuhr sich verlegen durchs Haar und grinste sie - scheinbar - entschuldigend an. »Tja, ... ich kann dir eben auch nicht mehr sagen. Aber was hälst du davon, wenn ich dich zur Entschädigung einlade?« Skeptisch sah Mikoto zu ihrem Sensei auf. Erwartete, dass er sie nur aufzog. Aber es gab kein Anzeichen dafür. »Also gut!«, meinte sie schließlich mit einem breiten Grinsen. »Aber dann nehme ich noch eine.« Schnell machte sie sich über ihr Essen her. »Ich habe nicht gesagt, dass ich zwei Portionen bezahle«, versuchte Kakashi sie zu bremsen. Mikoto zog einen Schmollmund. »Aber du hast gesagt, dass du mich einlädst. Und heute war ein total schrecklicher Tag! Erst die Katze und dann das Unkrautjäten bei dieser Furie - da hab ich mir zwei Portionen verdient! Wirklich!« Eine Weile diskutierten die beiden. Aber am Ende schaffte Mikoto es, Kakashi dazu zu bringen, ihr noch eine weitere Portion auszugeben. Es war der erste Abend, den sie nicht alleine verbrachte. Und zum ersten Mal seit Monaten gab es einen Silberstreifen am Horizont. Unruhig streifte Sasuke durch die dunklen Gänge. Er konnte einfach nicht schlafen. Seine Gedanken rasten um die Nacht vor sieben Jahren. Das Training. Die Zeit, die er mit Naruto und Sakura als Team Sieben verbracht hatte. Um das letzte Jahr. Und um sein Problem ein Jutsu erfinden zu müssen. Katon, Raiton, Genjutsu - Orochimaru und er hatten schon alles durchgespielt aber nichts funktionierte. Je mehr er versuchte eine Lösung zu finden, umso weniger fiel ihm ein. Vielleicht sollte er seinen Bruder einfach darum bitten still zu halten, während er ihm ein Schwert durch die Brust jagte. Die Chancen, dass das funktionierte, waren genauso groß wie bei allem anderen. »Sasuke!« Quietschte es hinter ihm und riss ihn aus seinen verzweifelten Gedanken. Langsam drehte er sich um und sah Karin auf sich zukommen. Sie strich sich die roten Haare hinter die Ohren, nur um sie im nächsten Moment doch wieder zu lockern. Ganz so, als wisse sie nicht, was sie mit ihrem Haar machen sollte. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen und eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen, als sie Sasukes Blick begegnete. »Was machst du so spät noch hier? ... Sonst schläfst du doch immer schon lange.« Er zuckte zur Antwort mit den Schultern. »Nichts Wichtiges ... ich konnte einfach nicht schlafen« »Ich auch nicht«, verkündete Karin aufgeregt. Als sei es eine unfassbare Gemeinsamkeit, die sie beide tief verband. Und nicht nur ein dummer Zufall. »Ich denke, wenn wir sowieso beide nicht schlafen können. Können wir uns doch wenigstens die Zeit gemeinsam vertreiben«, fuhr sie fort. Vielleicht bildete es sich Sasuke nur ein, aber er hatte das Gefühl, als hielte sie die Luft an. Kurz zögerte er. Wollte er wirklich den Rest des Abends mit Karin verbringen? Eigenlich nicht. Sein Blick wanderte kurz über ihren Körper. »Okay«, hörte er sich dann schließlich sagen. Er hatte im Moment eh nichts Besseres zu tun. Und er wollte doch Ablenkung. Seinen Kopf freikriegen und einmal über nichts nachdenken. In der Gesellschaft von Karin würde ihm das sicher gelingen. Die Tür schwang auf und sie betrat festen Schrittes den Raum. Kakashi hatte recht: Wenn sie akzeptiert werden wollte, musste sie etwas tun. Der Blick ihrer blauen Augen fixierte Tsunade. »Ich will andere Aufträge«, verlangte sie bestimmt. Und wusste, wie unverschämt ihre Forderung an die Hokage war. Deswegen fuhr sie schnell fort: »Ich weiß, du denkst, du kannst mir nicht vertrauen. Aber wenn du mir eine Chance gibst, dann werde ich dir beweisen, dass du dich irrst. Ich will helfen, Konoha zu beschützen. Aber das kann ich nicht, wenn du mich nur Kinderarbeiten verrichten lässt - ja ich weiß, diese Jobs sind wichtig. Aber es gibt genug Genin dafür, deren Talent dabei nicht verschwendet wird. So wie meines.« Sie legte eine kurze Pause ein, in der sie Tsunades Miene genau musterte. Mikoto war sich nicht sicher, ob sie interessiert war oder ob sie schon Mordgedanken hegte. Trotzdem fuhr die junge Uzumaki unbeirrt fort: »Aber das ist dir egal. Deswegen ... werde ich dir Orochimarus Aufenthaltsort nennen. Ich habe nur eine Bedingung.« »Du willst bessere Aufträge, aber die werde ich dir dafür nicht geben«, erklärte Tsunade. Mikoto lachte kurz. »Das habe ich mir gedacht - aber das ist es nicht, was ich meinte.« »Also gut, was ist deine Bedingung?«, fragte Tsunade nach. »Ich will nicht, dass ihr Naruto Uzumaki davon erzählt. Er würde sofort aufbrechen und sich selbst in Gefahr bringen. Was auch immer er glaubt - Sasuke Uchiha ist nicht mehr sein Freund«, erklärte Mikoto. »Genauso wenig, wie du. Bei eurem letzten Zusammentreffen hast du versucht in zu töten.« »Bestimmt nicht, weil ich es wollte«, stellte Mikoto klar. »Woher dieses Interesse an Naruto?«, erkundigte sich Tsunade und durchbohrte Mikoto mit ihrem Blick. Mikoto zuckte mit den Schultern. »Ich habe einfach etwas gut zu machen.« Tsunade schnaubte kurz. »Also gut, ich werde Naruto nichts sagen.« Mikoto merkte, wie sie lächelte. »Danke«, meinte sie erleichtert und zog schnell eine Landkarte heraus. »Hierauf habe ich alle von Orochimarus Verstecken gekennzeichnet, die ich kenne«, erklärte sie. »Die Verlassenen, von denen ich schon berichtet habe. Und auch einige, die noch in gebrauch sind.« Tsunade studierte die Karte aufmerksam. »Sehr gut ...«, murmelte sie. Und schien schon an einem Plan zu arbeiten, wie sie Orochimaru zur Strecke bringen konnte. Sie behielt Mikoto noch eine Weile bei sich, stellte ihr Fragen zu den einzelnen Verstecken. Ihrer Beschaffenheit und ihrer Funktion. Dieses Mal erzählte Mikoto ihr wirklich alles, was sie wusste. Sie verriet Orochimaru und Sasuke, aber dafür legte sie den Grundstein, für Tsunades vertrauen. Sie war nun ein Konoha Ninja, und als solcher hielt sie keine Informationen zurück, die dem Dorf halfen. Vorsichtig schob Sasuke den Arm von sich herunter. »Bloß nicht aufwecken«, dachte er sich, während er sich ebenso vorsichtig aufrichtete. Kurz fuhr er sich durchs Haar und warf einen Blick zurück auf den Rotschopf, welcher sich unter der Decke verbarg. Er konnte nicht mehr recht sagen, wie die ganze Geschichte angefangen hatte. Es war nicht so, als würde ihm Karin irgendetwas bedeuten. Er wusste nicht einmal, ob er sie überhaupt mochte. Sie war seine Ablenkung. Der nichtige Ausgleich, den er brauchte, um sich konzentrieren zu können. Und es funktionierte: Er hatte in den letzten Wochen eine Strategie entwickelt, mit der er Itachi schlagen könnte. Es brauchte noch immer eine Menge Feinabstimmungen, aber er hatte ein Grundgerüst. Und das ist weitaus mehr, als er noch vor einem Monat hatte. Langsam schwan er die Beine über die Bettkante, suchte sich seine Sachen zusammen, zog sich an und schlich sich zum Training davon. Der Geruch des verbrannten Waldes stieg ihm in die Nase. Katon: Gouryuuka no Jutsu. Es brannte so heiß, dass Gewitterwolken entstanden, deren Energie sich Sasuke zu nutzen machen wollte. Er hatte es bisher noch nicht ganz geschafft, aber er war sich sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit war. Den ganzen Tag über trainierte er wie ein wahnsinniger und machte nur schleichende Fortschritte. Aber immerhin machte er welche. Als er am Abend erschöpft in sein Zimmer kam wartete eine freudige Überraschung auf ihn: Fein säuberlich zusammengerollt lag ein Brief auf seinem Kopfkissen. Neugierig öffnete er ihn und überflog die Zeilen. Seit seiner ersten kurzen Nachricht schrieben Mikoto und er sich regelmäßig. Mittlerweile auch längere Briefe, welche sie sich mit Hilfe ihrer vertrauten Geister zuschickten. Dabei schaffte sie es immer eine Zeit zu erwischen, in welcher er nicht da war. Umso mehr freute es ihn, wenn er die Briefe fand - auch wenn er das wohl nie zugeben würde. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, als sie den bleichen Jungen mit den schwarzen Haaren erblickte. Seit einer Woche versuchte Mikoto nun schon, ihn zu finden. Seit sie sich sicher war, dass Kakashi sie nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgte. Nun war sie die Verfolgerin, und sie war sich sicher, dass ihr Zielobjekt sie direkt zur Wurzel allen Übels führen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)