Professor Layton und der Fluch des Phönixs von Jenni-Chan ================================================================================ Kapitel 2: St. Marie -------------------- Das Schiff kündigte sein Ankommen mit dem lauten Geräusch des Martinhornes an. Es war eine lange Fahrt gewesen. Teilweise war sie ziemlich unangenehm gewesen, da inmitten der Fahrt noch ein Sturm aufgezogen war. Viele Passagiere schürten die Panik noch unnötigerweise mit lauten Schreien auf, doch der Kapitän hatte sein Gefährt im Griff. Deshalb hatte der ruhigste Passagier, Professor Hershel Layton, keine Probleme, auch während der stürmischen See, seinen Schlaf zu finden. Genau dieser, stand auch am Geländer des Bugs und erblickte das zierliche Hafenstädtchen St. Marie. Die Häuser waren weiss-blau gestrichen und unterstrichen so das Flair. Der Ort wirkte friedlich und still. Auf der Reling war ein Fischmarkt zu sehen. Viele ältere Damen mit Binsenkörben liefen umher und suchten nach dem besten Fisch des Marktes. Ein schöner Anblick. Bald würde er sie also wieder treffen, die Frau mit der er einen Monat lang intensiv zusammen war. So schmerzhaft die Erinnerung auch ist, wie es dazu gekommen war, doch die Zeit mit ihr, zauberte ihm immer wieder ein Lächeln auf den Lippen. ~**~ Alles war dunkel. Als er die Augen öffneten, war die Umgebung verschwommen und ein leichter Nebel hatte sich über seine Spiegeln der Seele gelegt. Eine zarte Silhouette, die sich über ihn gebeugt hatte, wurde erkennbar. „Professor Layton?“, hörte er dumpf und musste sich dagegen wehren, einzuschlafen. Sein ganzer Körper war schwach und jegliche Muskeln schmerzten. „Kommen Sie Professor, das schaffen Sie!“ Die Stimme war angenehm, melodisch und war ein Hochgenuss für die Ohren. Er musste ihr folgen. Er öffnete die Augen ganz und langsam erkannte er die Person, die sich übern ihn gebeugt hatte. Es war eine junge Frau. Sie trug ihr kastanienbraunes Haar kurz und hatte eine Brille in halbmondform auf der Nase. Ihre grossen, klaren Augen blickten ihm direkt ins Gesicht. Sie trug einen weissen Kittel – eine Ärztin? Ihre Hand war auf einer seiner Schultern. „Gott sei Dank“, atmete sie erleichtert aus. Er hob einen seiner Hände, um der er einen leichten Druck verspürte. Ein Verband? Er war also verletzt. Dann musste der Ort sein wo er sich befand… „Sie befinden sich im London Memorial“, begann die Frau und er wollte sich aufrichten, doch ein furchtbarer Schmerz ging durch seinen Rücken, sie drückte ihn wieder sanft ins Kissen zurück, „wissen Sie, was passiert ist?“ Layton schüttelte mit dem Kopf. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Ein Zustand, der für ihn sehr fremd war. „Man hatte sie gefunden, bewusstlos und komplett vom Regen durchnässt. An dem Ort, wo die Explosion vor kurzem stattgefunden hatte.“ Layton atmete tief durch. Ja – nun erinnerte er sich. Sogleich musste er Tränen unterdrücken. Er legte die Hand ohne Verband vor seine Augen und atmete tief durch. Seine Schultern bebten. „Sie scheinen wohl jemanden bei der Explosion verloren zu haben…“, schlussfolgerte die junge Ärztin und Layton antwortete nicht. Er schämte sich. Ein wahrer Gentleman weinte nicht vor einer Dame. Er spürte ihre zarten Hände, wie sie sanft die Hand vor seinen Augen wegzog und dann in ihre Hand nahm. „Das ist in Ordnung Professor…“, sagte sie und lächelte warm, „wissen Sie, wir hatten ziemliche Angst um Sie. Lange sah es so aus, als ob Sie uns verlassen würden.“ Layton griff sich an den Kopf und spürte auch dort, einen Verband. „Sie sind seit einer Woche bei uns. Wahrscheinlich wird es ein längerer Aufenthalt werden. Kann ich jemanden benachrichtigen?“ Layton schüttelte mit dem Kopf. „Es gibt niemanden, der auf mich wartet.“ „Da irren Sie sich. Ihr Lehrmeister. Dr. Andrew Schrader, hatte Sie schon des Öfteren besucht.“ Er lächelte und wusch sich die Tränen aus den Augen. „Sie scheinen auch nicht das erste Mal hier zu sitzen.“ Sie kratzte sich verlegen am Haarschopf. „Oje, da haben Sie mich erwischt. Nun ja, ich bin zurzeit noch im Studium…und da…habe ich manchmal nichts zu tun. Und Sie sind mein erster Patient, bei dem ich von Anfang an dabei war. Ausserdem sind Sie der berühmte Professor Hershel Layton und ich muss zugeben, ich bin eine begeisterter Leserin Ihrer Abenteuer.“ Ihre Backen erröteten und sie kratzte sich auch mit dem Finger an einer. Eine Geste, die Layton zum Schmunzeln brachte, da er dies ja selbst immer tat. In diesem Moment öffnete sich die Türe seines Zimmers und ein dicklicher Mann im Kittel kam herein. „Jasmin, Ihr Dienst ist zu Ende. Sie können gehen.“, sagte er mit forscher Stimme und Layton sah, wie sie kurz zusammenzuckte. Sie nickte mit traurigem Gesichtsausdruck. „Also, ich wünsche Ihnen gute Besserung…“ Sie wollte gehen, doch Layton packte sie sanft an dem Kittel, so wie er mit seinen schwachen Fingern nur konnte. „Dürfte ich die Dame bitten, mir Ihren Namen zu verraten und mir erneut einen Besuch zu erstatten?“ Sie nickte begeistert. Ihre Augen leuchteten. „Sehr gerne, ich bin auf einer Ihrer vielen Rätsel gespannt...und mein Name ist Jasmin…Jasmin McFadden.“ Mit diesen Worten ging sie aus dem Zimmer. ~**~ „St. Marie, Ankunft, bitte begeben Sie sich in Ihre Kabinen, kontrollieren Sie, ob Sie alles eingepackt haben und wir bitten Sie danach, das Schiff zu verlassen. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt!“ Aus seinen Erinnerungen gerissen, begab sich Layton zu seiner Kabine und nahm seinen braunen Lederkoffer mit den schwarzen Gürteln. Aus dem Schlitz hing ein Foto. Er zog es heraus und sah sich mit seinem Lehrling Luke Triton. Wie es dem Kleinen wohl ging? Den letzten Brief hatte er vor einiger Zeit erhalten gehabt. Er bat ihn, auch zu ihm zukommen, jedoch hatte der Junge vor lauter Aufregung den Aufenthaltsort von sich und seinen Eltern vergessen anzugeben. Ausserdem hatte er keine Adresse hinterlegt gehabt. „Hoffentlich holt er das nach“, murmelte er leise zu sich selbst und begab sich zum Ausgang des Schiffes, wo ein Matrose ihm ein Matrose zum Abschied zunickte, bevor er das Schiff verliess. Im Gegensatz zu Luke, hatte Jasmin eine Adresse hinterlegt gehabt. Und diese war die Adresse des Krankenhauses. Eine Wegbeschreibung war aufgezeichnet gewesen. Natürlich konnte es sich auch die ehemalige Medizinstudentin nicht verkneifen, den Weg als Rätsel zu hinterlassen. Doch der Rätselmeister Layton hatte dies schnell herausgefunden gehabt und begab sich so zum „St. Marie Hospital“. In der ganzen Luft hing der Duft von gesundem, frisch gefangenem Fisch, was sich Layton von London nicht ganz gewohnt war. Dort musste er sich manchmal die Hand vor den Mund halten, um dem Gestank faulen Fisches ein wenig zu entkommen. So ging er die Gassen entlang, wo kleine Geschäfte die Stadt dominierten. Sie wirkten herzlich und gütig. Viele junge Mitarbeiter halfen den älteren Leuten, sich zurechtzufinden. Wie Jasmin wohl aussah? Hatte sie immer noch dieses jungenhafte an sich, oder war sie inzwischen zu einer Dame herangereift? Layton hatte sich viele Szenarien vorgestellt gehabt, doch auf eine wirkliche Antwort, kam er nicht. Also musste er sich überraschen lassen. Eine andere Wahl hatte er nicht. Das St. Maries war eine alte, umgebaute Burg, dessen strahlendes Weiss beinahe in den Augen blendete. Layton suchte den Eingang und begab sich dort zum Empfang, wo eine ältere, hagere Dame sass. „Womit kann ich Ihnen dienen?“, fragte sie mit liebevoller, aber krächzender Stimme. Layton hob kurz den Hut an. „Ich bin hier um jemanden zu besuchen. Professor Hershel Layton mein Name…“ Die Empfangsdame lächelte. „Oh, Professor. Ihr Ruf reicht bis hier nach Irland. Und das will was heissen. Haben Sie einen Verwandten, der sich bei uns auskuriert?“ Layton lächelte vergnügt. „Aber nein, ich möchte gerne zu Doktor Jasmin McFadden. Ist sie hier?“ Die Empfangsdame nickte und blickte kurz auf den Koffer. „Sie scheinen wohl geradewegs vom Schiff hier her gekommen zu sein! Ich kann das Martinshorn drum bis hier her hören!“ Sie grinste, hob den Hörer des dicken, schwarzen Telefons und drehte an der Wählscheibe. Danach wartete sie einen kurzen Moment. „Doktor McFadden? Sie haben Besuch. Der berühmte Professor Layton will Sie sehen!“ Nach diesem Satz hielt die Empfangsdame kurz den Hörer vom Ohr und musste lachen. „Ja, ich flunkere nicht, wertes Fräulein. Er wartet hier unten!“ Sie nickte noch einmal und hängte auf. Danach, wies sie auf eine Stuhlreihe. „Bitte setzten Sie sich doch. Die Reise muss sicher anstrengend gewesen sein!“ Layton nickte. „Vielen Dank Misses…“ „…Butler. Seraphine Butler!“, vollendete sie den Satz. „Misses Butler!“ Layton setzte sich auf einen der Stühle und klemmte seinen Koffer zwischen die Beine. Danach bettete er die Ellbogen auf die Knie und faltete die Hände. Bald kam also der Moment, seit über zehn Jahren, hatte er das Mädchen nicht mehr gesehen gehabt, wobei aus dem Mädchen nun sicher eine junge Frau geworden war. Er war gespannt. „Professor!“ Er sah auf und erblickte eine junge Frau mit braunem, gewelltem langem Haar, das auf die Schulter fiel. Sie trug eine rundliche Brille. Unter dem weissen Kittel konnte er einen blauen Rockanzug sehen, auf dem das Londoner Wappen gestickt war. Es war eine wunderschöne Frau, das konnte der Professor nicht bestreiten, doch die Stimme, war noch immer die lausbübische wie vor zehn Jahren. „Jasmin!“ Er stand auf und sie kam auf ihn zu. Ein grosses Lächeln, zierte ihre Lippen und ihre strahlend weissen Zähne kamen zum Vorschein. Sie nahm Laytons Hände und drückte sanft zu. „Schön, dass Sie gekommen sind! Sie haben also meinen Brief erhalten!“ Er nickte und zog ihn symbolisch aus der Tasche. „Wollen wir in mein Büro?“ Sie nahm den Koffer. „Meinen Sie nicht…“, wollte der Professor ansetzten doch sie winkte ab. „Das ist nicht das erste Mal, dass ich etwas für Sie trage“, erwiderte sie lächelnd und er schritt ihr, schulterzuckend, hinter her. Er wusste, dass Widerworte nichts bringen würden. Sie schritten die langen Gänge des St. Maries entlang, die mit zahlreichen Kinderbildern geschmückt waren. „Die Kinder der Stadt haben Sie für die Patienten hier gemacht, damit Sie nicht so traurig sind“, erzählte Jasmin und wies auf eine Tür am Ende des Flures. „So, da wären wir schon!“ Sie stellte den Koffer des Professors kurz ab und drehte den Türknopf um. Es klackte und schon konnte sie die Türe öffnen. Sofort wurde der grüne Samt erkennbar, mit dem jegliche Möbel überzogen worden waren – ja, nun befand er sich definitiv in Irland. Das Büro Jasmins, war im warmen Sonnenlicht getaucht. Ein gewaltiges Bücherregal befand sich hinter dem Schreibtisch. Dieser bestand aus wunderschönem dunklem Holz, aus welchem auch die Stühle gemacht wurden. Sie stellte den Koffer neben den Schreibtisch und setzte sich vor das Bücherregal. Sie wies auf den Stuhl, der sich ihr gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches befand. „Bitte, setzten Sie sich!“ Layton nickte und folgte ihrer Bitte. Der Sitz des Stuhles war sehr bequem und angenehm. „Nach so langer Zeit…“, sagte sie leise und zeichnete mit dem Zeigefinger, kleine Kreise in den Staub. „Ich sehe, Sie haben sich doch zur Ärztin gemausert“, durchbrach Layton die kurze Stille und sie nickte lächelnd, gleichzeitig, entwich ihr aber auch ein Seufzer. „Leider, hilft mir das im Moment nicht sehr viel…werter Professor…und somit, will ich nun auf das Thema zu sprechen kommen, weswegen ich Sie eigentlich hier nach Irland eingeladen habe…hier, nach St. Marie.“ Der Professor lehnte sich gegen die Stuhllehne und betete die gefalteten Hände auf die überschlagenen Beine. Sein Gesicht wurde, genauso wie ihres ernst. Denn er wusste. Jasmin war eine Frohnatur. Sie sah immer das Gute in jeder Sache. Sie sah sogar im Tod eine positive Seite. Aber wenn dann eine tiefe Falte ihre Stirn zierte, war es nie ein gutes Zeichen. Und dies, erfuhr er schon am eigenen Leib. Sie atmete tief durch und er sah, wie ihre Hände zitterten. Sie fuhr sich durchs Haar und benetzte kurz die Lippen. „Professor…“, setzte sie an und er merkte, wie sie mit der Fassung rang. Er legte eine Hand auf die ihre – die auf dem Schreibtisch gelegen hatte. Sie lächelte kurz. „Professor…wie würden Sie reagieren, wenn Sie ein Kind sehen…mit Tränen in den Augen, entführt von dem berühmtesten Vogel aller Sagen. Einem Phönix?“ Der Professor zog eine Augenbraue hoch. Hatte sie das wirklich gesagt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)