Call of the shadows von Okiro (Wenn die Finsternis naht) ================================================================================ Kapitel 9: Aus fünf mach sechs ------------------------------ ~~Aus fünf mach sechs~~ Happy Birthday „Call of the shadows“! Ja, meine lieben Leser! „Cots“ ist nun endlich ein Jahr alt geworden! Und als Geburtstagsgeschenk gibt es dieses Kapitel, auf das ihr so lange warten durftet, und ein Geburtstagsbild! Entweder hier auf „Animexx“ oder ihr findet es auf meiner „DeviantArt“ Seite. Ich möchte mich auch gleich noch für die Unterstützung bedanken, die ihr mir alle gebt! Natürlich auch für die Kommentare und die Favos, mit denen ihr mich beschert habt. Ihr seit echt spitze und DANKE! Auch möchte ich wissen, ob jemand von euch weiß, wieso der 20.10 ein besonderer Tag für mich ist? Nein, nicht nur weil „Cots“ Geburtstag hat, sondern weil unsere ehemalige Hündin Penny an diesem Tag Geburtstag hätte. Ja, so hat dieser Tag gleich zwei Bedeutungen für mich und ich bin froh, dass „Cots“ an diesem Tag frei geschalten wurde! Ach ja. Ich habe übrigens die Abkürzung „Cots“ behalten! Finde sie witzig und eigenartig zugleich. Er passt zu einer verrückten Story wie dieser. ;) Nun hier das Kapitel (Will euch nicht zu lange auf die Folter spannen): Das letzte Wolfsrudel, das Inark und seine dunklen Wölfe aufgegriffen und somit zerstört hatten, lag schon sieben Tagesmärsche hinter ihnen. Anfangs wurde Inark nervös und machte sich Vorwürfe, da er glaubte, zu spät in diesen Teil des Landes gekommen zu sein. Seine Wölfe fanden nämlich Markierungen, die aber schon etwas älter waren. Zu Beginn schenkte Inark diesen keine Bedeutung und hoffte, bald auf neue zu stoßen. Seit er diese Wölfe anführte, sprich, seit dem Tag, als Jurikin die Klippe heruntergestürzt war und so seinen sicheren Tod fand, gab es keine allzu großen Auseinandersetzungen. Jedes neue Rudel fanden sie innerhalb von vier Tagen Marsch, da im Norden vom Land Daromi die Rudel sehr nah beieinander lagen. Immer kam es zu einem kleinen Gefecht. Ein paar gegnerische Wölfe wurden getötet. Inarks Seite dagegen erlitt kaum Verluste, da die dunklen Wölfe eine gute Strategie entwickelt hatten. Sie schlichen sich bei Nacht in das Revier ihrer Feinde, suchten deren Schlafplatz und schlugen dann noch in derselben Nacht mit der ganzen Wolfsschar zu. Die Feinde hatten keine Chance. Schon sehr bald sahen die Rudelführer ein, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten und unterwarfen sich Inark und seinen Wölfen. Inark, einem kleinen Finsterniswolf, der, nur wegen seines schlauen Köpfchens und seiner guten Beziehung zu Xin, dieses Rudel anführen durfte. So schlossen sich immer mehr Wölfe, wenn auch widerwillig, den dunklen Angreifern an. Aus den paar Wölfen, mit denen Jurikin und Inark aufgebrochen waren, wurden schließlich fast zweihundert Wölfe. Natürlich konnte Inark nicht alle zweihundert Wölfe mit auf seine Reise nehmen, da es schier unmöglich war, ein so großes Rudel durchzufüttern. So schickte Inark jedes Mal den Rudelführer und die Wölfe fort, die noch immer offenen Widerstand leisteten und eher eine Last als eine Stütze waren. Die Wölfe, die bleiben durften, waren meistens sehr Starke, die mit gelegentlichen Raufereien zur Unterordnung gezwungen wurden, was sich als ziemlich schwierig erwies, aber für die Gewinnung von mehr Mitgliedern einfach notwendig war. Oder es waren Wölfe, die seit ihre Rudelführer sich unterworfen hatten, versprochen hatten, ihr Leben für Taroxon zu geben. Es waren Überläufer die hofften, dass für sie auch ein Profit herausspringen würde. Deshalb zählte Inarks Rudel fast fünfzig Wölfe, was an sich schon ein großes Rudel bildete. Doch Inark brauchte sie, um erfolgreich noch mehr Wölfe aufzugreifen. Mit den Wölfen, die er zum Hauptrudel im Norden schickte, gingen immer ein paar von Inarks Wölfen, damit die anderen auch sicher und direkt dort ankamen. Sie wurden quasi zur Bewachung mitgeschickt. Doch ist ihr Auftrag erledigt und die Aufständischen mit ihren Rudelführern sicher ans Ziel gebracht, so ging es wieder zurück zu Inarks Rudel. Doch nicht im direkten Weg. Inark ließ sie einen weiten Bogen laufen, der mehrere Reviere umfasste, wo sie Tage zuvor die dort lebenden Wölfe angegriffen hatten. Während diesem Gang suchten die dunklen Wölfe die Gegenden nach Flüchtlingen ab. Ab und zu fanden sie Überlebende, die aber nur noch kurz auf dieser Welt verweilten. Sie wurden auf Befehl hin getötet, weil sie als Belastung für das große Rudel gesehen wurden. Nun war es ein paar Monde her, seit Jurikin den Abgrund heruntergefallen war, als Inark endlich die östliche Küste erreichte. Freude machte sich unter dem Rudel breit, da sie endlich ihr vorläufiges Ziel erreicht hatten: Das Erreichen der Küste. Am selben Tag, als Jurikin damals seine Befehle von Taroxon bekommen hatte, die anderen Rudel im ganzen Land zu bekehren, bekam Inark im Geheimen die Befehle, Jurikin auszuschalten, das Rudel zu übernehmen und dieses bis zur östlichen Küste zu führen, um unterwegs die Rudel einzusammeln. Es war fast der gleiche Befehl und Jurikin hätte schon von Anfang an klar sein sollen, dass er nicht auf einmal alle Rudel unterwerfen konnte. „Jurikin sollte in seinem Hochmut, den er nach diesem Befehl sicher haben würde, den Fehler nicht bemerken. Hätten wir ihm die gleichen wie dir gegeben, also nur bis zur östlichen Küste zu laufen, so würde er mit weniger Hochmut an die Sache herangehen. In seinem Rausch wird er sicherlich einen Fehler begehen und diesen Fehltritt musst du dir zu Nutze machen, Inark! Lösche meinen Sohn aus!“ Dies waren die Worte von Taroxon gewesen, die er Inark befehlend gesagt hatte. Inark hörte die Worte in seinen Träumen und in seinen ruhigen Gedanken. Sie sind in sein Gedächtnis eingebrannt worden, denn diese Worte hatten selbst bei ihm den Hochmut, aber auch die List geweckt. So spukten sie nun auch jetzt in seinem Kopf herum, als er auf den östlichen Ozean blickte. Ein listiges Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als er sich zu seinen wartenden Wölfen herumdrehte. „Wölfe! Wie ihr sehen könnt, hat es einen Grund, weshalb die Markierungen so plötzlich aufhörten. Wir sind an unserem Ziel angekommen!“ Freudiges Aufjaulen ging durch die Wolfsreihen, als Inark ihren ersten Erfolg preisgab. Als es wieder still wurde, fuhr Inark mit seiner Rede fort: „Ihr wisst, was zu tun ist! Wir werden zum Hauptrudel zurückkehren und sofort aufbrechen. Es muss schleunigst Bericht erstattet werden. Lumus, komm her!“ Der letzte Satz glich mehr einem Befehl, als einer höflichen Bitte. Doch der angesprochene Wolf kam sofort mit gesenktem Haupt angelaufen. „Was ist, mein Rudelführer?“, fragte er gleich, ohne aufzublicken. Inark musterte den größeren Wolf vor sich eingehend. Es war ein Wolf, den man in einer Menge aus dunkleren Wölfen sofort sehen konnte, da sein Fell zum größten Teil knallrot war. Doch Inark schenkte dem Wolf keinen weiteren Blick und drehte sich nach Norden. „Ich will, dass du fünf Wölfe aus dem Rudel nimmst. Zwei Elementare und drei Normale. Mit ihnen begibst du dich in die Reviere der Wölfe, die wir unterworfen haben, bis du am Ausgangspunkt wieder ankommst, um von dort zurück zum Hauptrudel zu laufen. Kontrolliere jedes Revier und suche nach Überlebenden. Du weißt, was zu tun ist, wenn ihr welche findet.“ Der rote Wolf verzog verwirrt das Gesicht. „Aber die Reviere wurden doch bereits kontrolliert. Einige sogar mehrmals“, antwortete er schließlich. Inark drehte sich knurrend herum. „Gibst du die Befehle oder ich, Lumus? Kontrolliere die Reviere, wie ich es gesagt habe oder soll ich Taroxon etwa berichten, dass du seine Befehle missachtest hast?“ Inark brüllte fast den Wolf vor sich an, der daraufhin gehorsam den Kopf senkte. „Nein, ich werde fünf Wölfe nehmen und die Gegend auskundschaften. Tut mir leid wegen der Antwort. Ich werde alles tun, was Ihr befehlt, Herr!“ Inark schnaubte zufrieden und sagte: „Das will ich auch hoffen. Nun geh!“ Daraufhin drehten sich beide Wölfe herum und gingen. Der eine, um die Reviere zu kontrollieren, und der andere, um zurück zum Hauptrudel zu gehen. Was dem einen Wolf nicht klar war, wieso er diesen eigenartigen Befehl entgegennehmen musste, erschien für den anderen beruhigend und sicher, denn Lumus weiß nicht, dass Inark ihn nur ausschickte, um Sicherheit zu haben und, um auch seine Angst zu binden. Angst vor der Strafe, die Taroxon für ihn bereit hielt, wenn er nicht alle Wölfe ins Hauptrudel brachte oder auslöschte. So zogen an diesem Abend zwei Rudel anstatt eines von der Küste aus, um ihren Befehlen nachzukommen. An einem anderen Ort, aber zur gleichen Zeit, trafen fünf Wölfe auf einen sechsten. „Mein Name ist Ruki“, erklärte gerade der sechste, ein grau-weißer Wolf. Die anderen Wölfe blickten ihn etwas verwirrt an. Alle hatten damit gerechnet, dass der Wolf überhaupt nichts sagen würde, was bei seinem momentanen Zustand auch verständlich gewesen wäre. Doch da stand Ruki, aufrecht und stolz, vor und neben ihnen und begann, ohne groß zu Stottern, das Reden. Doch alle sahen, dass ihm das Sprechen schwerfiel. Nach einiger Zeit trat Yen an den jungen Wolf heran, der kaum älter als er selbst zu sein schien, und schnupperte in geringem Abstand an ihm. „Also, ich denke, du bleibst wirklich einige Tage bei uns. Deine Wunden sind sehr schlimm und einige beginnen schon zu eitern, so weit ich das gerochen habe. Also hast du dir die meisten schon vor dem Sturz geholt“, sagte Yen und trat zurück. „Ich wüsste aber gern, wer oder was dir diese Wunden zugefügt hat, vor allem das an deiner linken Schulter.“ Alle sahen die Schulter von Ruki an. Auch er selbst. Vor einigen Tagen dachte er noch, sie würde heilen, doch das Gegenteil war eingetreten. Die Wunde war schlimmer als zuvor und dicker Eiter quoll heraus. Ruhig blickte Ruki auf den Boden und schwieg. Als Yen keine Antwort bekam schüttelte er den Kopf und sagte: „Ruki, ich würde sagen, dass du mal baden gehst. Dein ganzes Fell ist voller Blut, Eiter und Dreck, sodass man nicht mal die Musterung darunter sehen kann. Nyrona und Sikona werden dir helfen. Anschließend gehst du mit Sikona zu Esaila und beide werden sich um deine Wunden kümmern.“ Nun blickte Ruki wieder auf und nickte. Ohne ein weiters Wort zu sagen ging er mit Sikona und Nyrona zum Fluss. Natürlich mussten ihn beide stützen, damit er nicht stolperte und hinfiel. Die anderen drei Wölfe blickten ihnen schweigend nach. Doch nach kurzer Zeit setzte sich auch Esaila in Bewegung. „Ich werde schon einmal die Heilkräuter suchen gehen“, waren ihre einzigen Worte, bevor auch sie verschwand. Zurück blieben Yen und Nurik. Yen schüttelte den Kopf und Nurik trat an ihn heran. „Was ist los?“, fragte der rötliche Wolf und blickte seinen Freund besorgt an. „Ach, nichts schlimmes. Ich frage mich nur, woher er die ganzen Wunden hat.“ „Ja, das ist schon eigenartig. Mich wundert es, wie er überhaupt mit diesen Wunden so lange überleben konnte, denn die Wunden waren schon um einiges älter. Fast eine Woche. Er scheint zäher zu sein, als es der erste Anschein vermuten lässt.“ Yen nickte und sagte: „Ich glaube, ich habe eine Vermutung, woher er kommt und was geschah.“ Nurik blickte nun tief in Yens Augen und dieser in die seinen. Der Feuerwolf nickte und wie aus einem Mund sagten sie: „Finsterniswölfe.“ Ein Knurren entfloh beiden Wolfskehlen, bevor sie wieder Richtung Fluss blickten. Währenddessen führten die beiden Wölfe den Verletzten langsam in den Fluss. Zischend holte Ruki Luft, als das kühle Nass seine pochenden Wunden umspülte. Doch er hielt tapfer durch und ging mit Sikona und Nyrona weiter hinein. Der Strom riss immer mehr an ihren Füßen, bis er drohte, Ruki mitzuziehen. Doch er wurde von Sikona aufgehalten, die an seiner rechten Seite stand und ihre Krallen in den Kies grub, um sie beide auf den Pfoten zu halten. Doch da hörte die Strömung plötzlich auf. „Danke Nyrona!“, sagte Sikona und stellte sich und Ruki wieder richtig hin. Nyrona nickte. „Schaffst du es, Ruki alleine zu halten? Dann könnte ich seine linke Schulter besser auswaschen und auch die anderen Wunden säubern. Und könntest du bitte das Wasser etwas abkühlen?“ „Ja, kann ich machen!“ Daraufhin sprang Nyrona ins Wasser und kam schwimmend wieder zurück. Ruki blickte daraufhin verwirrt Sikona an, die ihn aufmunternd anlächelte. Man sah ihm an, dass er über Nyronas Worte verwirrt war. Er konnte es nicht glauben, dass ein Wolf das Wasser abkühlen konnte. Doch nach wenigen Augenblicken spürte er eine angenehme Kälte, die eindeutig von Sikona zu kommen schien. Da konnte Ruki nicht anders und fragte: „Wie kann es sein, dass du das Wasser abkühlen kannst? Eine Wasserwölfin bist du ja nicht. Die haben einen flossenartigen Schwanz, so wie Nyrona. Aber du?“ Daraufhin musste Sikona lachen. „Nein, ich bin keine Wasserwölfin wie meine Schwester. Doch so was Ähnliches. Ich bin eine Eiswölfin. Das ist eine Abzweigung von Wasser.“ Nun machte sich Verständnis in seinem Blick breit. „Eine Abzweigung? Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Eine Eiswölfin! Das ist ja mal eigenartig. Und Nyrona ist wirklich deine Schwester? Ich meine ihr seit zwei verschiedene Elemente und ...“ Da brach er ab und zuckte winselnd zusammen. Daraufhin erschien Nyronas Kopf aus dem Wasser. „Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor!“ Kaum hatte sie dies gesagt, verschwand sie auch schon wieder unter Wasser, um weiter die Wunden zu säubern. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie schon angefangen hat.“ „Nyrona ist halt eine gute Wasserwölfin. Und ja, sie ist meine Schwester. Man merkt, dass du nicht aus einem Gemischtrudel kommst, sondern aus einem Reinen. In einem Gemischtrudel kann es häufig in einem Wurf unterschiedliche Elementwölfe geben. Aber es sind selten drei oder vier. Bei mir und meinen Geschwistern existiert schon eine Ausnahme.“ „Eine Ausnahme? Dann ist Nyrona nicht deine einzige Schwester?“, fragte Ruki nun noch verwirrter. „Nein, Nyrona ist nicht meine einzige Schwester. Esaila, die übrigens eine Waldwölfin ist, das ist eine seltene Abzweigung von Erde, und Nurik, ein Feuerwolf, sind auch meine und Nyronas Geschwister. Ich bin nur die Jüngste. Danach kommen Nurik und Esaila. Die Älteste ist Nyrona. Ich weiß. Es ist verwirrend, aber du wirst dich daran schon gewöhnen.“ Nun brachte Ruki gar nichts mehr heraus und starrte Sikona verdutzt an. Daraufhin musste Sikona lachen, da Ruki ein Gesicht zog, als hätte er gerade etwas sehr unappetitliches verschluckt. Doch da hörte sie etwas, was sie am allerwenigsten in dieser Situation erwartet hätte: Ruki fing nun seinerseits zum Lachen an und murmelte dabei immer wieder: „Das ist verrückt.“ Doch lange hielt dieser Augenblick nicht an, da Nyrona wieder auftauchte. „So, fertig! Darf man vielleicht wissen, weshalb ihr so herzhaft lacht?“ Daraufhin schüttelten sowohl Ruki als auch Sikona ihre Köpfe und machten Anstalten, sich umzudrehen. Nyrona zuckte nur mit ihren Schultern und half Ruki aus dem Wasser. Wieder am Ufer angekommen, löste sich Nyrona vorsichtig von seiner Seite. Noch immer strahlte Sikona ihre Kälte aus, die seine Schmerzen, die wieder zurückgekommen waren, linderten. „Ich werde nun zu den anderen zurückgehen, um mich auszuruhen. Esaila kommt gleich, um dir mit den Schmerzen zu helfen und, um die Wunden zu versorgen.“ Kaum hatte sie dies gesagt, verschwand sie schnaufend hinter dem nächsten Hügel. „Die Kraft geht zurück, deshalb muss sie sich erholen. Ihr hat dies alles zu schaffen gemacht“, erklärte Sikona ohne auf die Frage zu warten. Doch Ruki konnte nicht darauf antworten, da schon Esaila über den Hügel zu ihnen trabte. In ihrem Maul trug sie verschiedene Kräuter. Bei den beiden Wölfen angekommen, legte sie die Kräuter auf den Boden und betrachtete Ruki eingehend. „Wie geht es dir, Ruki? Konnte das kalte Wasser deine Schmerzen lindern?“ Ruki nickte und fügte hinzu: „Es geht mir schon besser. Der Nebel in meinem Kopf ist dank der Kälte verschwunden und der Schmerz ist auch gelindert worden.“ „Das ist schön. Lass mich mal deine Wunden betrachten.“ Die kleine Waldwölfin sah sich die Wunden aufmerksam an und schnupperte auch an einigen. „Der Eiter ist zum größten Teil weg und die Blutung ist wegen der Kälte zum Stillstand gekommen. Das sieht sehr gut aus! Für die Schmerzen habe ich dir ein paar Kräuter geholt, die du nur zu essen brauchst. Ich denke, ab morgen kannst du wieder alleine aufstehen, aber du brauchst Ruhe! Das heißt, nachdem du die Kräuter gegessen hast, heißt es für dich erst einmal schlafen!“ Ruki nickte nur und aß die Kräuter vor sich. Sie schmeckten zwar bitter, doch er brachte sie herunter. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihm breit. „Nun, lasst uns zurückgehen. Sikona, du kannst dich dann auch hinlegen! Am besten in Rukis Nähe, damit deine Körperkälte seine Wunden kühlt. Sie werden in der Nacht etwas pochen, aber die Kräuter und Sikonas Kälte werden das schon lindern!“ Ruki staunte nicht schlecht über diese provisorische Hilfe und war dankbar, dass sie sich alle so sehr um ihn kümmerten. Dies sprach er auch aus, bevor sie alle drei zurück zu den anderen gingen. Dort angekommen legten sich Ruki und Sikona sogleich zu der schlafenden Nyrona. Es dauerte nicht lange und beide waren eingeschlafen. „Ich übernehme die erste Wache. Geht schlafen. Wir hatten einen anstrengenden und aufregenden Tag“, sagte Nurik nach einer Weile und blickte seine Schwester und Yen an. Beide nickten nur und legten sich ebenfalls hin. Auch bei ihnen dauerte es nicht lange und sie wurden vom Schlaf umarmt. Der Einzige, der wach blieb, war Nurik. Ruhig ließ er seinen Blick über die kleine Lichtung schweifen. Links neben ihnen erhoben sich die Felsen, von denen Ruki gestürzt war. Neugierig blickte Nurik nach oben. Ihm plagte die Frage, was genau Ruki so sehr erschreckt hatte, dass er gleich den Felsen herunter gestürzt war. Um endlich Klarheit in das Gewirr aus Fragen in seinem Kopf zu schaffen, stand Nurik auf und begann einen Weg nach oben zu finden. Doch er würde sich nicht zu weit entfernen, da er ja Wache halten musste. Bevor er im Dickicht verschwand, blickte er noch einmal zurück, um sich zu vergewissern, dass auch alle schliefen. Finsternis. Finsternis und Düsternis senkten sich um ihn herum. Es schien, als sei kein Entkommen. Überall, wohin er blickte, war es schwarz. Kein Licht brannte und auch kein Horizont war zu sehen. Das Leben war hier tot. Nur er schien hier zu existieren. Es war, als würde man in dieser Gegend den Tot mit den Pfoten greifen können, so nah schien er zu sein. Mit dem Gefühl des Todes kam auch die Angst. Angst, als nächster dran zu sein, als nächster die kühlen Schwingen des Todes zu spüren. So begann er zu rennen. Vor der Angst und dem Tod zu fliehen. Doch er wusste nicht, wohin er floh. In dieser schwarzen Welt war alles gleich. Ihm war es auch egal und rannte weiter, denn er wusste, wenn er stehen blieb, holte ihn die Angst ein. Hoffnung, die er am Anfang hatte, Hoffnung auf ein Ende, schwand mit der Zeit. Das Gefühl wollte nicht verschwinden. Er verlor jegliches Zeitgefühl. War es Tag oder Nacht? Diese Frage konnte er nicht beantworten. Doch ihm war es gleich. Er wollte nur hier weg. So plötzlich wie die Angst kam, verschwand sie auch wieder. Die Hoffnung kam an ihrer Stelle zurück und er blieb stehen. Noch immer war es dunkel, doch dieses Mal konnte er ein Licht vor sich erkennen. Es war nur klein, doch er sah es deutlich vor sich. Neugierig begann er erneut zu rennen und die Angst kam zurück. Stärker als zuvor, versuchte sie ihn einzuholen. Doch er beschleunigte seinen Schritt und versuchte, das Licht zu erreichen. Eher er es erreichen konnte, verschwand das Licht wieder und er blieb stehen. Alles um ihn herum war vergessen. Die Angst und die Hoffnung blieben aus, genauso wie der Tod. Doch eines kam: Die Erinnerung. Die Erinnerung, dass er dies alles schon einmal erlebt hatte. Keuchend wachte Yen aus dem Alptraum auf. Er blieb einige Zeit liegen und blickte sich verwirrt um. Erleichtert stellte er fest, dass er genau da lag, wo er eingeschlafen war. Kaum hatte sich seine Atmung wieder beruhigt, stand er auf und entfernte sich von den anderen schlafenden Wölfen. Keiner schien etwas bemerkt zu haben. Beruhigt musste er feststellen, dass nun auch Nurik schlief. An seiner Stelle hielt nun Nyrona Wache, da ihr Platz an dem sie eingeschlafen war, leer war. Doch sie war nirgends zu sehen. >Wird sich wohl im Wasser etwas abkühlen gehen<, kam es Yen in den Sinn und er lief etwas weiter. Ihr Nachtlager hatten sie etwas abseits vom Fluss und von der Stelle errichtet, an der Ruki quasi vom Himmel gefallen war. Doch jetzt ging Yen an die Stelle zurück, wo Ruki zu ihnen gestoßen war. Dort setzte er sich hin und versuchte, seine Gedanken zu beruhigen. Die Kühle der Nacht half ihm dabei. Yen blieb nicht lange alleine, da vernahm er hinter sich ein Schlurfen und Schnaufen. Der dunkle Wolf brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer da zu ihm kam Ruki setzte sich mit einem deutlich anstrengendem Schnaufen neben Yen. „Du dürftest gar nicht hier sein, Ruki. Du brauchst deinen Schlaf.“ „Genau deshalb bin ich hier. Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Genauso wie du nehme ich an? Ich habe dich nämlich gehört und bin dir gefolgt“, sagte Ruki und wich so dem Tadel aus. Yen schüttelte lachend den Kopf. „Nein, ich konnte auch nicht mehr einschlafen.“ Es wurde still. Nur noch das Atmen beider Wölfe war zu hören und die wenigen Geräusche der Nacht. Doch dann brach Ruki die Stille. „Du hattest einen Albtraum, stimmt’s?“ Besorgt blickte Ruki Yen an. Yen spürte, dass es wirkliche Besorgnis war. Überrascht, dass sich Ruki Sorgen machte, obwohl sie sich gerade Mal einen Tag kannten, und überrascht, dass dieser auch noch wusste, dass er einen Albtraum hatte, blickte er nun seinerseits Ruki an. „Ja, ich hatte einen Albtraum. Aber woher weißt du das?“ „Ich habe dich etwas im Schlaf beobachtet und mir fiel auf, dass du sehr unruhig warst. War er sehr schlimm?“, fragte Ruki noch immer besorgt. Daraufhin blickte Yen nach oben in den Sternenhimmel. Es begann schon zu dämmern. Doch genau jetzt traf Yen eine Entscheidung und hoffte, das Richtige getan zu haben. „Ja, er war schlimm. Doch ich hatte ihn nicht das erste Mal. Zuvor hatte ich ihn, als ich mein Gedächtnis verloren habe. Der Traum ist das erste, an das ich mich erinnern kann. Ruki, du musst wissen, dass mein wahrer Name nicht Yen ist. Ich weiß ihn nicht und kann mich auch an mein Leben davor nicht erinnern. Ich wurde von einer freien Wölfin namens Kora gefunden und lebte einige Zeit mit ihr und zwei weiteren freien Wölfen zusammen. Doch dann traf ich eine Entscheidung. Ich sah viel Leid und Tod. So beschloss ich, der Wolfheit zu helfen. Kurz darauf traf ich auf die vier Geschwister und ihr Rudel. Dort blieb ich einige Zeit, doch ich konnte nicht länger verweilen. Das Rudel war momentan sicher und ich wollte anderen helfen und herausfinden, wer ich wirklich bin. Nun, mir gab jemand einen Tipp, dass ein gewissen Wölfin namens „Die Seherin“ mir Antworten auf das Verschwinden der Rudel liefen könnte. So brach ich auf und die Geschwister folgten mir. Kaum waren wir aus ihrem Revier draußen, trafen wir auf dich. Das war alles, woran ich mich erinnere. Wir zogen aus, um eine alte Prophezeiung zu unterstützen.“ Wieder wurde es still um sie herum und auch dieses Mal brach Ruki die Stille. „Das ist sehr traurig, wenn man nicht mehr weiß, wer man ist. Doch eins sei dir gesagt: Bevor wir uns trafen, hatte auch ich eine schlimme Zeit, von der ich dir jetzt nicht erzählen möchte. Ich finde es schön, dass du dich mir anvertraut hast, was deinen Albtraum angeht, und werde niemanden davon berichten.“ „Danke, Ruki. Und erzähl mir deine Geschichte, wann du willst!“ Beide lächelten sich an. „Doch eines erzähl ich dir“, fuhr Ruki fort. „Ich bin ebenfalls auf der Suche nach einer Wölfin names „Die Seherin“ und auch ich will die alte Prophezeiung unterstützen. Deshalb denke ich, werde ich euch begleiten. Ob nur zu der Seherin oder weiter, weiß ich noch nicht, aber ich bin dankbar, euch getroffen zu haben.“ Yen war andererseits auch Ruki dankbar und fragte nicht nach, woher er von der alten Prophezeiung und der Seherin weiß. Er hatte auch keine Zeit, da auch schon die Geschwister zu ihnen kamen. Allen vornweg lief Sikona, die sich freudig zu ihnen gesellte. Auch die anderen trafen ein und umarmten alle zwei herzlich. „Kann es sein, dass ihr gelauscht habt?“, fragte Yen, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten. Unschuldig legten alle vier Geschwister ihre Ohren zurück. „Wir haben nur gehört, wie Ruki gesagt hat, dass er uns begleiten will.“ Da fingen plötzlich alle wieder zum Lachen an. Yen war ihnen nicht böse. Eher im Gegenteil. Er war froh, dass sie da waren. „Ach ja! Wenn ihr schon alle hier seit. Ich danke euch, dass ihr mir helft. Das ist sehr nett von euch und ich hoffe, ich kann mich irgendwann revanchieren“, sagte Ruki nach einiger Zeit und das Lachen verebbte. „Ach, das ist doch kein Problem. Wir sind alle sehr hilfsbereit!“, sagte Nurik und lächelte Ruki an. Dieser lächelte zurück. „Da wäre noch etwas, was ich euch sagen wollte! Das habe ich bei meiner Vorstellung ganz vergessen.“ Nun blickten alle neugierig Ruki an. „Ich bin ein Windwolf, obwohl ich eher normal aussehe. Also wenn ihr mal frischen Wind braucht, bin ich zur Stelle!“ Kaum hatte er dies gesagt, zog auch schon eine kühle Briese in ihre Felle. Nuriks Feuermähne wallte sogar kurz auf. „Wow, dass ist toll! Nun sind wir fünf Elementwölfe in der Gruppe. Alle, außer Yen!“, sagte Esaila. Aufgrund dieser Frechheit wollte Yen protestieren. Doch er kam nicht dazu, da alle anderen wieder zu lachen begonnen hatten. Da hatte er keine Wahl und musste einfach mitlachen. ~~Aus fünf mach sechs Ende~~ Wird Ruki weiterhin bei den fünf Wölfen bleiben? Was genau hat es mit den dunklen Wölfen auf sich? Werden die sechs Wölfe ihr Ziel erreichen? Oder werden sie am Ende doch versagen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)