Bittersüßer Schmerz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sehnsucht, die das Herz zerfrisst. Schärfe, die die Haut aufbricht. Quälend und doch so anziehend. Schmerz. Vorab: Ich gehe davon aus, dass Sebastian ab und an fortgeht um sich Nahrung zu beschaffen. Und in diesem Oneshot ist eben nicht Ciel seine Mahlzeit, sondern andere Seelen – wenn sie nun auch lange nicht so vollkommen und schmackhaft sind. Ansonsten ist Ciel bei mir wie immer 18. Inspirationssongs: This = Love by The Script, On your Side by Thriving Ivory Golden liegt das Reich des Herbstes ausgebreitet vor dem Fenster. Juwelen in satten, warmen Farben bedecken den Boden, der, so geschmückt, wie das nobelste Tanzparkett wirkt, auf dem die Blätter in sanftem Reigen tanzen. Wie einladend alles scheint. Und wie dünn die Scheibe aus Glas, die mich von der Außenwelt trennt – dennoch ist es schier unmöglich, dieses Hindernis zu durchbrechen … Auch wenn ich meine Hände noch so fest gegen die glatte Oberfläche drücke – sie weicht kein Stück. Hinaus werde ich nicht gehen. Ich habe dir versprochen zu warten. Genau hier. An dieser Stelle. Bis das letzte Licht der Sonne mein Wangen küsst. Eine Windböe kommt auf. Streicht durch die Kronen der Bäume. Ich höre ihr Flüstern. Das leise Wispern, ihr Säuseln – beinahe so betörend wie die Worte des Dämons. Worte: klebrig süß und so unendlich wunderbar. Wenn ich könnte, ich würde dir den ganzen Tag bloß zuhören. Mich in diesem köstlichen Singsang verlieren und alles Unwichtige vergessen. Ein Satz von dir und schon rinnen Schauer über meinen Rücken, als wären es unendlich zärtliche Hände, die mich reich verwöhnen. Ein Seufzen bricht aus meiner Brust. Ich vermag nicht zu sagen, ob aus Kummer oder aus Furcht. Wie sehr es mich nach dir sehnt. Der Schmerz … fast greifbar und doch nicht festzuhalten. Sprunghaft wie der Wind vor dem Fenster. Denn so ist die Natur der Dämonen. Sie kommen und gehen. Und gestern Nacht gingst du fort. Um zu fressen. Der Versuch, nicht daran zu denken, ist genauso unmöglich, wie dich nicht mehr zu begehren. Denn auch, wenn dich unser Kontrakt an mich bindet, kann ich die unsichtbare Kette nur so fest halten, wie du es mir gestattest. Und auch ein Dämon braucht von Zeit zu Zeit Nahrung. Bin wirklich ich der Herr – oder bist du es? Welch schwierige, unergründliche Frage … Aber ein Preis, den wir beide bezahlen müssen. Denn seit du entschieden hast, meine Seele nicht zu verschlingen, sind wir beide darauf angewiesen, dass du dir anderweitig holst, was du brauchst. Als Gegenleistung biete ich dir mein Herz. Auf ewig. Mit geschlossenen Augen lehne ich meine Stirn gegen das kalte Glas. Beruhigend wirkt die Kälte auf mein erhitztes Gemüt. Wenn doch dieses Chaos vergehen würde …! Wärst du doch endlich wieder da. Es ist noch immer verwirrend für mich, zu merken, wie all mein Denken sich um dich dreht. Wie alle Fasern meines Körpers sich nach deinen Berührungen verzehren. Deinem Kuss. Teufel! Diese Lippen … Als müsste ich Wasser aus meinen Ohren loswerden, schüttele ich den Kopf. Versuche zu vertreiben, was mich ohnehin nur noch mehr erregt. Ach, süße Lust, die meine Adern durchspült. Warum quälst du mich so? Ich verspüre den seltsamen Drang zu Schreien und zu Toben. Ich will dem Luft machen, was in meinem Inneren eingepfercht kauert. Darauf lauert, bis ich dem Wahnsinn nachgebe und mir selbst Erlösung verschaffe. Doch nicht meine eigenen Hände sollen es sein, die mich halten und mir Lust schenken – das sollst nur du tun. Niemand anderes! Meine Finger krallen sich so fest in die feine Spitze der Vorhänge, dass die Knöchel weiß hervortreten. Und ich fühle den Schmerz meiner aufeinander gepressten Kiefer. Meiner zusammengebissenen Zähne. Schmecke ich Blut? Salziges Blut. Warmes Blut. Rot. Wie deine Augen. Diese alles durchleuchtenden Augen, die mir schon Gänsehaut um Gänsehaut beschert haben. Schon seltsam … Normalerweise empfinde ich bloß Abscheu und Ekel, wenn mich jemand berührt, aber mit dir … Wenn es um sich Wesen aus anderen Dimensionen handelt, scheint alles anders zu sein. Aber ich empfange das Neue und Unbekannte mit weit geöffneten Armen. Ich verweigere mich nicht, sondern gebe mich schlicht hin. Nur wenn du mich so hältst, wie du es in so vielen Nächten tust, finde ich wahren Frieden. Wache ich nicht schweißgebadet und schreiend auf. Fast unbewusst schlinge ich meine Arme um mich. Es ist lediglich ein armseliger Versuch, dich zu imitieren, aber immer noch besser als diese schreckliche Leere. Diese Leere, die sich wie ein lästiger Parasit immer weiter nach innen frisst. Unnachgiebig. Wie ekelhaft abhängig ich doch von dir bin. Und doch könnte ich jauchzen vor Freude, wenn ich mich selbst bei solchen Gedanken ertappe. Vor einiger Zeit kannte ich die Bedeutung des Wortes Sehnsucht noch nicht. Ich wusste nicht mal, was es heißt, jemanden körperlich so zu begehren, dass es schier unmöglich scheint, sich länger als nötig voneinander fernzuhalten. Doch wie so vieles anderes auch, hast du mir gezeigt, was Begehren und Sehnsucht sind. Und es gefällt mir. Teufel, ja! Das Knirschen meiner Zähne unter der gewaltigen Anspannung ist selbst für mich gering beängstigend. Verdammt, Sebastian! Was für ein Fluch ist das, der über mir lastet? „Sebastian!“, fauche ich und würde am liebsten fest mit dem Kopf gegen die Wand schlagen. Nur ein einziges Mal will ich dem elendigen Gefängnis meiner eigenen wollüstigen, hormongesteuerten Gedanken entkommen …! Doch ungeduldig pocht meine Männlichkeit gegen die gar zu enge Seidenhose, während Schauer, leicht wie ein anregender Sommerregen, über meinen Rücken rinnen. Nicht lange und es würden Sturzbäche daraus werden, die mich fortspülen an das Ufer jenseits der Vernunft. Für Vernunft ist auch gar kein Platz mehr. Den dämlichen Dämon abermals verfluchend gebe ich jeglichen Widerstand restlos auf und lasse meine Hand langsam unter den Bund meiner Hose gleiten. Ungeduldig schiebe ich die störende Unterwäsche beiseite und umschließe meine Erregung mit der ganzen Hand. Zischend lasse ich den angehaltenen Atem zwischen schmalen Lippen entkommen. Alle Muskeln meines Körpers sind angespannt. Langsam fängt meine Hand an sich zu bewegen … Visionen von dir schwirren vor meinem inneren Auge: Du, gehüllt in geheimnisvolle Dunkelheit. Deine roten Augen. Dein teuflisches Lächeln, das viel zu spitze Zähne erahnen lässt, die mich schmerzlich-zärtlich liebkosen. Die leise Ahnung deiner Hände, wie sie federleicht über meine Haut streichen, lässt mich zittern. Wie viel kann ich noch ertragen? Blicklos starre ich an die Decke; lediglich das Geräusch meines lauten Atems fesselt mich noch an die hiesige Welt. Aber bald schon werde ich jegliche Fesseln abstreifen und mich in Höhen begeben – Das missbilligende Schnalzen einer scharfen Zunge zertrümmert gnadenlos das filigrane Gebilde aus fein gewebter Lust. „Tse, Tse … Junger Herr … Habt Ihr das wirklich nötig? Habt Ihr es so nötig?“ Bloß ein Wimpernschlag und schon bist du bei mir. Überdeutlich spüre ich deinen Körper an meinem. Deine Arme umfangen mich und geben mir den Halt, den ich so bitter benötige. Noch nicht einmal der Spott hinter deinen Worten bringt mich dazu, mich dir zu entziehen. „Nun, mein Liebster“, deine Stimme klingt so unendlich wundervoll an meinem Ohr, „ bist du bereit, gemeinsam mit mir abzutauchen in ein Reich aus Schatten? Lässt du mich dich brechen wie einen jungen Ast. Bist du bereit, Gespiele eines Teufels zu sein?“ „Hör auf Süßholz zu raspeln und lasse deine Versprechungen lieber Wahrheit werden!“, presse ich mühsam hervor. Das leise Lachen in deiner Brust vibriert bis in mich hinein. „Wie Ihr wünscht, junger Herr.“ Scharfe Zähne greifen besitzergreifend nach meinem Ohrläppchen und kundige Hände beginnen mich mit fliegenden Fingern zu entkleiden. Mit jedem Stück Stoff, das zu Boden fällt, zittere ich mehr vor Verlangen. Seltsam, wie selbst ein sonst so gewöhnlicher Handgriff wie mein Hemd aufzuknöpfen plötzlich übermächtig sinnlich erscheint. Das Rascheln der Kleidungsstücke, die zu Boden gleiten, wirkt verführerischer als jeder noch so kokette Blick. Atemlos lausche ich dem Echo der fallenden Seide nach und presse dabei so fest die Lippen aufeinander, dass ein scharfer Schmerz mich durchzuckt. Abermals vernehme ich dein leises Lachen, bevor du mich ruckartig herumdrehst. „Schmerz – genießt du ihn?“ Deine Stimme ist bloß ein Flüstern. Dein Mund ist meinem so nahe, dass ich dich beinahe schmecken kann. „Schmerz ist Strafe und Trost zugleich – das müsstest du doch am besten wissen, Dämon.“ Höhnisch grinse ich in dein regungsloses, fast arrogantes Gesicht hoch. „Wie fühlt es sich an, jeden Morgen neben dem köstlichsten Leckerbissen zu erwachen, der einem in allen Jahrhunderten begegnet ist? Wie fühlt es sich an, wenn man innerlich schier verhungert, weil man sich nach dem verzehrt, was man doch nie haben kann? Tut es weh, Sebastian? Sag es mir!“ Meine Zunge schnellt hervor und fährt schlangengleich über deine glatte Unterlippe. Deutlich spüre ich, wie du bei dieser Berührung erzitterst. Süße Genusssucht. Dein wütendes Knurren amüsiert mich. Besitzergreifend bohren deine Finger sich in meine Seite und ziehen mich näher heran, als es überhaupt noch möglich wäre. „Du willst also wissen, ob es wehtut, Ciel?“, hauchst du mit der dir so typischen Schmeichelhaftigkeit gegen meinen Hals, wobei ich leicht die Schärfe deiner spitzen Zähne verspüre. Ein Beben durchläuft meinen Körper. „Jaah“, seufze ich mit geschlossenen Augen und wühle meine Finger in dein weiches Haar. „Nun denn …“ Mit einem genießerischen Grollen in der Kehle drehst du mich kräftig zur Wand zurück. Deine Finger gleiten leicht wie Seide über meine bloße Haut bis runter zu dem letzten Stück Stoff, welches meine augenscheinliche „Unschuld“ noch verhüllt. Unschuldig bin ich schon seit langer Zeit nicht mehr. Seufzend lehne ich mich gegen deine harte Brust, während du das feine Leinen an meinen schmalen Beinen herunterstreifst. Und kaum ist die letzte Hürde genommen, fühle ich, wie du mit festem Griff meine Beine leicht auseinanderdrückst. „Seid Ihr bereit für den Schmerz, junger Herr?“ Deine Stimme, dieses verführerische Wispern, ist anregender als alles, was meine Ohren je vernommen haben. „Ja.“ Zu mehr als einem Keuchen bin ich nicht mehr fähig. Und schon fühle ich, wie sich dein gottloses Fleisch einen Weg in mich bahnt. Schreiend sacke ich in mir zusammen und werde nur von deinen starken Armen davor bewahrt zu Boden zu sinken. „Scht. Ganz ruhig, Ciel. Es geht vorbei. Bald lässt der Schmerz nach.“ Unbarmherzig stößt du wieder in mich hinein. Deine Zähne greifen nach dem zarten Fleisch meines Nackens und verkeilen sich mit leichtem Saugen darin. Mit geballten Fäusten lehne ich mich gegen die Wand, während die rhythmischen Bewegungen an Intensität zunehmen. Die Hitze, das Reißen in meinem Inneren und die langsam wieder aus dem Schmerz aufkeimende Lust umhüllen meine Gedanken mit blutrotem, violett durchstochenem Licht. Ich höre deinen beschleunigten Atem und fühle, wie sehr du es genießt in mir zu sein. Es liegt nicht viel Zärtlichkeit in dieser Vereinigung, aber was kann man erwarten – bei Herr und Diener. Keiner von uns wird nachgeben. Deine linke Hand umschließt meine Männlichkeit und beginnt mich kunstvoll zu verwöhnen. Laut stöhnend sackt mein Kopf in den Nacken. Deine freie Hand drückt mich näher an dich heran. Wie soll ich das hier noch länger ertragen? Lust, die sich mit Schmerz zu einem undurchdringlichen Strudel vermischt. Ich stürze. Ich falle durch die Tiefen des Universums und drohe mich zu verlieren. Rette mich! Irgendwer! Alles brennt. Feuer. Explosionsartig verbrenne ich zu schwarzer Asche um anschließend lichtgekränzt wieder aufzutauchen. Das Licht der Geburt eines Sterns könnte nicht prachtvoller sein. „Siehst du: Das ist Schmerz, Ciel. Das ist was ich jeden Tag aufs Neue ertrage. Und nur, um bei dir zu sein. Ich verbrenne, Ciel. Aber das ist es mir wert.“ Und du küsst mich. Küsst mich, bis wir beide wieder auf den höchsten Wogen treiben; gefangen in der Umarmung des Anderen. Mehr brauchen wir nicht. Der bittersüße Schmerz entschädigt alles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)