Return...new beginning von Midnight (...because of you) ================================================================================ Kapitel 5: mind --------------- "Sag mal Pat, willst du eigendlich den Rest des Tages, hier so vor dich rumgammeln? Ich meine, wo du so oder so nicht zur Schule gehst?", plapperte Jessi nach etwas mehr als einer 15 minütigen Ruhepause, in der sie keinen Ton von sich gaben, drauflos. Pat, der noch immer auf dem Sofa saß und seinen Tee austrank, schaute kurz zu Jessi rüber. Schließlich entschied er sich zu einem simplen Schulterzucken. "Och mensch Pat, du musst doch mal raus gehen und Spaß haben. Du wirst sehen, das es dir dann bald noch besser gehen wird." Pat brachte nur ein Brummen von sich und wante sich wieder von seinem gesprächigen Gegenüber ab, der mitlerweile aufgestanden war, um sich im Wohnzimmer umzusehen. "Was machst du eigendlich noch hier? Weißt du nicht noch was anderes mit deinem freien Tag anzufangen, als mich zu nerven?", fragte Pat. Jessi sah sich zu ihm um und legte den Kopf schief. Pat dachte, dass er jetzt eher schockiert schauen musste. Aber das tat er nicht. Im Gegenteil. Jessi war immer noch wunderbar gelaunt und dachte ganz offentsichtlich nicht im Traum daran, das Gesicht auch nur annähernt zu verziehen. "Das ist eine gute Frage. Ich glaube ich habe die Antwort. Du ziehst dir jetzt was Richtiges an und wir gehen raus." "Äh...Jessi..!", Pat schaute ihn empört an, zog eine Augenbraue nach oben. "Keine Wiederworte, ab ins Schlafzimmer und umziehen. In der Schlabberhoase kannst du ja nicht rausgehen." Konnte er nicht? Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, zog Jessi ihn vom Sofa hoch und schob ihn ins Schlafzimmer. "Du hast zehn Minuten zeit, wenn du bis dahin nicht wieder da bist komm ich rein und helfe dir beim Anziehen, oder ausziehen. Wie nach dem, was dir lieber ist.", grinste er breit und sehr überzeugend. Unverschämtheit! Mit einem murren gab Pat sich geschlagen und machte die Schlafzimmertüre zu. Er machte die Türen seines Kleiderschrankes auf und zog, eine schwarze Röhre, ein schwarzes Shirt mit einem Monstermotiv, eine schwarze Swet-Shirtjake mit weißen Sternen und einen silbernen Nietengürtel hervor. Aus einer Schublade holte er noch ein Paar Socken, passend zu seinem Outfit hervor und zog sich dann schnell an.Noch etwas die Haare richten und etwas Schminke. Dann war er fertig. Als er zur Tür herrauskam stand Jessi schon mit Schuhen und Tasche fertig an der Tür. "Da bist du ja. Los, los. Noch Schuhe anziehen, damit es losgehen kann." "Ja, schon gut, jetzt hetz doch nicht so. Es ist gerade mal acht Uhr morgens. Was hast du eigendlich vor so früh? Die ersten Geschäfte machen doch erst gegen neun auf.", meinte Pat, wärend er sich langsam die Schuhe anzog. Er gab sich nicht die Mühe sich zu beeilen. Wozu auch? Um etwa eine Stunde draußen vor irgendeinem Geschäft zu stehen? Sicher nicht. "Falsch, der Bäcker hat schon auf und ich kenne einen echt tollen in der Stadt. Da kann kann man ab acht schon günstig frühstücken und so. Und genau das werden wir jetzt machen.", entschloss Jessi. "Hast du alles?", fragte er und Pat kontrollierte seine Taschen. Schlüssel, Geldbörse, Handy. Das war das Wichtigste. "Ja.", murmelte er und wurde sogleich von Jessi zur Tür rausgeschoben und der kam gleich hinterher. Pat schloss noch eben die Wohnungstür ab. Jessi hielt ihm die Hand hin. Pat betrachtete diese kurz und zeigte fragend auf sie. "Was soll das werden?", wollte er wissen. "Na ich dachte, jetzt wo wir ein Paar sind, können wir doch Händchen halten und das wird sowas wie unser erstes Date.", redete der Blonde einfach drauflos, ohne darüber nachzudenken. "Jessi, wir sind kein Paar. Das hast du nur dem Mädchen erzählt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass, das totaler Humbuk ist und das ich nur zugestimmt habe, weil du mich so überrumpelt hast.", demonstrativ verschränkte Pat die Arme vor der Brust und schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Seine Mundwinkel verzogen sich dabei zu einem Strich. Jessi zog eine leicht enttäuschte Schnute. "Recht so!", dachte Pat, aber sein Triumpf dauerte nicht lange. "Na und? Ich hab das nicht nur so daher gesagt, sondern weil ich es wirklich ernst meine. Ich hab dir doch schon gesagt, das ich dich liebe und geküsst haben wir uns auch schon, als sei nicht so stur!", kam es gerade heraus aus Jessis Mund. Wortkark war der definitiv nicht. Recht hatte er leider auch. Dazu kam noch, das sie sich ja nicht nur einmal geküsst hatten. Sie hatten es schon öffter getan und Pat hatte die Küsse erwiedert. Sie taten ihm sogar gut. Trotzdem konnte er das jetzt nicht so offen zugeben. Also beschloss er sich rauszureden, auch wenn das wenig Sinn machte. "Das mit dem Kuss zählt nicht, du hast mich überrumpelt." Das war die Typische Ausrede. Pat wusste das und er wusste auch, das Jessi das nicht so stiehen ließ. "Du hast ihn erwiedert, Pat!" "Das war doch nur...weil es echt wirken musste, sonst hätte sie mir das nie abgekauft. Außerdem wollte ich sie nur loswerden.", meckerte Pat. Jessi schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Du bist wirklich ein sturer Esel Pat, aber das ist für mich kein Grund aufzugeben! Hihi." "Du spinnst doch echt.", murrte Pat. "Vielleicht, aber ich bin ja auch einzigartig!", meinte Jessi lächelnd. Da hatte er wohl recht. So verrückt war echt niemand, den er kannte. Niemand war je so verrückt gewesen Lenas Anhänglichkeit dermaßen zu toppen. Nicht mal sie brachte es fertig und verfolgte ihn bis zu seiner Wohnung. Es reichte ja auch, das sie ihm schon in der Schule andauernt hinterherlief und das nervte schon unglaublich. Pat wusste, das Jessi keine Ruhe geben würde, ehe er nicht auf ihn einging. Zudem war es immer noch besser, als noch ewig in diesem Treppenhaus zustehen und noch länger weiter zu diskutieren. Das hatte eh keinen großen Sinn und es nervte so langsam. Da half kein Nörgeln und kein Brummen. "Also gut, aber nur ausnahmsweise.", ohne ihn weiter an zusehen hielt er ihm seine Hand hin. Pat wusste auch so, dass der Mensch neben ihm, ihn breit grinsend anstrahlte. Jessi fakelte nicht lange und nahm Pats Hand und zog ihn hinter sich her. "Supi. Na dann mal los. Wir müssen den Bus noch erreichen." Wenige Minuten später standen sie an der Bushaltestelle. Jessi schaute dem roten Busgefährt sehnsüchtig nach und fluchte laut. "Aaah, mist, mist, mist. Wir haben ihn verpasst." Pat zuckte mit den Schultern. "Du musstest ja noch ewig im Treppenhaus diekutieren." "Waaas? Wenn du nicht so viel gemeckert hättest, hätten wir den Bus noch geschaft.", jammerte Jessi. Pat verdrehte die Augen. "Jetzt krieg dich wieder ein. In zehn Minuten fährt doch der Nächste. Wir haben es mitten in der Woche, nicht Wochenende. Jessi seufzte. "Okay, dann warten wir eben. Hoffenlich sind meine Lieblingshörnchen bis dahin nicht weg." Mit vorgezogener Schmollschnute tippte Jessi seine beinen Zeigefinger gegeneinander. "Lieblingshörnchen?", eine seiner Augenbrauen zog sich hoch. "Ja, die mit der hellen Schockolade und den dunkeln Schockostreuseln. Der Bäcker da macht die so lecker, aber er macht immer nur eine bestimmte Anzahl und macht keine neuen mehr, wenn die alle sind. Tragisch." Pat schüttelte nur den Kopf. Er aß sowas selten bis nie. Meistens aß er einfach nur Brot und zum Bäcker ging er wenn nur am Wochenende. Über Schockohörnchen hatte er sich noch nie große Gedanken gemacht. Wozu auch? Das war doch eh alles nur überteuert. Da konnte er sich auch das günstige Brot im Laden kaufen. Pat war zwar nicht arm, aber er musste auch nicht alles verschleudern. Er war eh kein großer Esser, bei Jessi war das wohl anders. "Oh schau, da ist der Bus. Los komm, die Hörnchen warten auf uns." "Ne, die Hörnchen warten auf dich.", murrte Pat und Jessi lächelte. Da hatte Pat doch glatt fünf Minuten damit verbracht über Hörnchen und Brot und über Bäcker nackzudenken. Sowas sinnloses. "Rutschst du durch?", fragte Jessi und Pat nickte. Er rutschte auf einem der freien Zweier durch und Jessi setzte sich neben ihn. "Ich hoffe nur, das noch eines für mich übrig ist." "Und wenn nicht, ist das wohl Schicksal.", meinte Pat. Jessi schaute ihn entsetzt an. "Waaas? Sei nicht so gemein!" "Sicher. Vielleicht bekommen sie sogar Füße und laufen einfach davon, weil sie nicht von dir gegessen werden wollen.", gab Pat mit zuckenden Schultern von sich. "Pat, du bist echt fies!" "Was für eine Erkenntnis.", dachte Pat. Das wusste er auch so. Es war ja auch die Wahrheit. Pat war eben kein besonders liebenswerter Mensch, aber wirklich stören tat es ihm noch nie. Der einzige Mensch für den er immer etwas übrig hatte, war Jona. "Kann schon sein.", antwortete Pat dann. "Hihi, aber das macht nichts. Ich weiß ja wie süß du sein kannst. Als du dich gestern so an mich geschmiegt hast. Hach, das war einfach zu niedlich.", grinste Jessi. Scheiße! Wieso wurde er in seinen Armen nur immer zu Butter? Und wieso starrten ihn nur plötzlich die wenigen Leute hier im Bus so komisch an? Und warum zum Teufel konnte er sich jetzt nicht einfach in Luft auflösen? "Genau, sags noch lauter, damit es auch der Rest Welt erfährt.", murrte Pat. "Echt? Soll ich?", fragte Jessi und setzte an. Da trat Pat ihm einmal kräftig gegen sein Bein. Jessi brachte ein lieses. "Au.", von sich. "Untersteh dich!", meinte Pat und schaute demonstrativ aus dem Fenster. "Paaat." "Nerv nicht!" "Okay." "Ist das ein Versprechen?" "Hihi, du bist echt süß." "Du redest Blödsinn.", murrte Pat, der die Arme vor der Burst verschränkte. "Nein, ich sage nur die reine Wahrheit.", meinte Jessi immer noch munter. Und sowas sagte der Kerl noch, nachdem er ihn trat? Wie hartnäckig konnte ein Mensch eigendlich sein? Die mechanische Stimme der Busansage, sagte die Bushaltestelle an. "Ringstraße." "Pat, wir müssten hier raus.", erinnerte Jessi und zog ihn einfach mit sich. Dabei stolperte Pat fast. "Wua...Jessi! Sei doch vorsichtiger." "Oh, tut mir leid.", entschuldigte er sich und sie verließen den Bus. Gleich nahm Jessi wieder Pats Hand und lächelte so munter vor sich hin. Pat konnte nur leise seufzen. Jessi war im warten Sinne des Wortes ein "Spring ins Feld". Jemand wie Jessi hatte wenig Hemmugen die eigenen Gefühle zu zeigen und handelte einfach so aus dem Bauch herraus. Jessi war wesentlich robuster als Pat. Pat gab zu schnell nach, zumindest was Jessi anging. "Mensch, das sieht ja ganz danach aus, das heute mal wieder die Sonne scheint. Zumindest sieht der Himmel ganz danach aus." "Ist mir egal. Von mir aus kann es auch regnen.",meinte Pat genervt. "Finde ich nicht. Ich finde es hat in letzter Zeit echt genug geregnet. Ich hab keine Lust darauf ständig drin zu hocken." "Du kannst ja auch kaum ne Sekunde mal still sein, oder einfach mal auf der Stelle sitzen bleiben.", meckerte Pat. Jessi kicherte, wärend sie ihren Weg fortsetzten. "Was lachst du denn? So witzig ist das nicht." "Ach Pat. Das Leben ist doch viel zu kurz, um immer nur drin zu hocken und nichts zu tun. Wir sollten die Zeit die wir haben nutzen, um so viel wie möglich zu erleben.", meinte Jessi mit einem strahenden Gesicht. "Na, dann solltest du dir jemanden suchen, der das genauso sieht. Ich hab daran kein Interesse.", kam es kalt aus seinem Mund. Pat wusste selbst wie kurz das Leben war und das es schon gar nicht gerecht war. Seit Jonas Tod schien ihm das Alles nicht mehr so richtig zu sein. Alles hatte damit seinen Sinn verloren. Manchmal fragte er sich, warum er selbst überhaupt noch lebte. Jona war in manchen Dingen ein bisschen wie Jessi. Pat viel wieder ein, das Jona mal sowas Ähnliches sagte. Es war kurz vor seinem Tod. Pat saß mal wieder in seinem Zimmer und plötzlich stürmte Jona herein. "Hey Pat. Da bist du ja. Ich dachte du wartest unten auf mich." Pat schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht mitkommen.", sagte Pat leise. "Hm? Haben Mama und Papa das etwa gesagt?" Pat nickte. Jona zog eine Schnute. "Also wenn es nach denen geht sollst du wohl hier drin versauern. Damit du ja nicht in Kontakt mit normaldenkenden Menschen kommst.", sagte Jona. Pat nickte und zog die Beine an seinen Körper. "Was soll ich denn machen? Du bist 18, du kannst machen was du willst. Ich bin noch minderjährig." Jona grinste. "Ach Pat, du weißt doch wie ich in deinem Alter war." "Stimmt, du hast mit dreizehn schon längst nicht mehr auf sie gehört. Aber...ich bin eben nicht du.", murmelte Pat. Jona kam auf Pat zu und nahm ihn in den Arm. "Pat, das Leben ist viel zu kurz, um immer nur hier zu bleiben und sich zu langweilen. Genieße das Leben! Ich helfe dir dabei!", sagte Jona und zog ihn mit sich. So wie er es immer tat. Jona setzte sich einfach gegen den Wind und tat was er für richtig hielt. Er hörte nicht auf seine Eltern, miemte noch nie den braven Sohn einer reichen Familie. Pat war nicht so stark wie er, aber er war froh seinen großen Bruder zu haben. Mit ihm konnte er lachen und glücklich sein...bis nur wenig später dieser Unfall passierte. Jessi war Jona wirklich sehr ähnlich in seinen Ansichten und trotzdem gab es einen Unterschied. Jona war gestorben und Jessi lebte. Er war leibhaftig da. Er stand neben ihm und lächtelte, hielt seine Hand sagte fast das Gleiche, was Jona einst sagte. Pat wusste nicht, was er davon halten sollte. "Pat, alles klar?", fragte Jessi. Pat nickte. "Warum fragst du?" "Du warst so in Gedanken versunken." "Achso, ja, ich hab nur über was nachgedacht.", murmelte Pat. Jessi sah ihn kurz an, fragte aber nicht weiter nach. Fast so, als wüsste ihn, das er nicht weiter daran rühren durfte. "Okay, sieh dort. Da ist der Bäcker." Jessie zeigte mit dem Finger auf einen großen Bäckerladen, der sich direkt an eine Reihe von anderen Läden anschloss. Es war der äußerste Eckladen und riesengroß. "Warst du hier schon mal drin?" Pat schüttelte den Kopf. "Na dann wird es mal Zeit. Hier ist es superlecker und güstig." "Das sagtes du bereits." "Jab, jab. Komm Pat.", er schlif ihn mit sich in den Laden und begrüßte fröhlich munter die Verkäuferin. "Hey Guten morgen, haben sie noch eins von diesen Schockohörnchen da?" Die schon etwas ältere Verkäuferin drehte sich zu ihm um und lächelte ihn fröhlich an. "Oh Guten morgen. Ja habe ich, du hast Glück, das sind die letzten Beiden.", sagte sie freundlich. Pat zog die Augenbraue hoch und zog seine Hand zurück, die noch immer von Jessi gehalten wurde. "Supiii, ich nehme sie Beide." "Willst du sie mitnehmen?" "Nein, heute esse ich hier mit meinem Freund .", er zeigte auf Pat und die Verkäuferin lächelte ihn kurz freundlich an. Pat erwiederte das Lächeln nicht, sondern seufzte nur. Der perfekte Kunde war er nicht, das wusste er. "Achso, na dann hier bitte. Das macht dann einen Euro und 50 cent." "Bitte. Wir ziehen uns dann mal zurück.", teilte Jessi mit. "Ist gut, lasst es euch schmecken.", sagte die Verkäuferin. Jessi schob Pat einmal um die Ecke, wo sich der Rest des Ladens befand und sich eine Art Restauration erstreckte, die den Charm eines kleinen Cafe's hatte. Da war ein kleiner Saal, gemütlich eingerichtet, der platz zum frühstücken bat und eine große Selbstbedienungstheke, wo es so ziemlich alles gab, was das Herz begerte. Von Brötchen bis Aufschnitt, bis über zu heißer Schockolade und kunstvoll hergerichteter Torte. Es sah alles ganz wunderbar aus. Sogar für Pat. Einige der Tische waren schon mit frühstückenden Menschen besetzt. "Dieser Laden ist sehr beliebt und ist nie Leer. Es ist immer was los. Zu jeder Öffnungszeit. Such dir einen Platz aus Pat." "Okay.", Pat sah sich um und erhaschte einen Platz an einem der Fenster. Er war mit einem kleinen Zweisitzersofa, einem runden Tisch und einem Einsitzer ausgestattet. In der Mitte des Tisches stand eine Kerze und gegenüber von dem Tisch stand ein Klavier. Pat zeigte mit dem Finger die Ecke. "Oh, wirklich ein schöner Platz. Los schnel, ehe er weg ist, der ist sonst immer besetzt.", meinte Jessi und ging sofort los und stellte seine Tasche auf den Tisch, bevor es ein anderer junger Mann tuen konnte, der die gleiche Idee verfolgte. "Sorry, aber hier ist schon besetzt.", grinste Jessi den Man an. "Setz dich." Pat schaute kurz hin und her und entschied sich dann für den Einsitzer. "Bequem?", fragte Jessi, der seine Tasche vom Tisch nahm um sie neben sich auf das Sofa zu legen. Dann packte er die Hörnchen auf den Tisch. Pat nickte. "Willst du zuerst, oder du?" "Geh du zuerst.", murmelte Pat und Jessi sprang auf um sich an die Selbstbedienungstheke zu stürzen. Er kam mit einem Tablett wieder, auf dem ein mittelgroßer Teller war. Dieser war prallgefüllt und dazu hatte er noch eine große Portion Schockoladencreme gekauft. Pat starrte fast ein wenig entsetzt den Teller an, dann Jessi. "Ist das nicht etwas viel und...teuer?" Jessi schüttelte den Kopf. "No! Für fünf Euro kann man sich hier vollstopfen mit dem was man auf den Teller schöffelt und ein Getränk is auch noch drin. Mein riesen Schockobecher natürlich nicht, dafür habe ich extra bezahlt. Jetzt bist du aber an der Reihe. Los hophop. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages." Jessi zog Pat von seinem Platz und schob ihn ihn Richtung der Theke. Pat hatte keinen großen Hunger, aber ganz ohne etwas auf dem Tablett konnte er auch nicht wiederkommen und so entschied er sich für ein einfaches Frühstück für zwei Euro. Dafür bekam er zwei Brötchen und den Aufschnitt seiner Wahl. Dazu nahm er noch einen Erdbeertee. Der war sogar im Preis mit inbegriffen. Anschließende zahlte er und ging wieder zu Jessi an den Tisch. "Ah, du hast ein einfaches Frühstück genommen." "Ja, ich hab nicht so großen Hunger und ein Brötchen kann ich ja noch mitnehmen.", er zeigte auf die kleine Tüte, die auf seinem Tablett lag. "Okay, hauptsache du wirst satt. Lass es dir schmecken. probier auch eins von den Hörnchen.", meinte Jessi. Pat nickte wieder und begann erstmal sich seinem eigenen Essen zu stellen. Der Tee musste noch etwas ziehen. Hin und wieder schaute er auf Jessis Teller, der fast schon übermenschlich voll war. Das sah ganz so danach aus, als bekäme er nicht genug zu essen und müsste hungern. Ganz eindeutig konnte er das natürlich nicht sagen. Dazu wusste er zu wenig über ihn. Pat wusste über Jessi weniger, als umgekehrt. Der wusste ja immerhin schon wie er wohnte und das er allein wohnte. Aber das Jessi allein wohnte, konnte er sich nicht vorstellen. Da war immerhin dieses Mädchen am Telefon gewesen, dass er nicht kannte. Jessi sagte, das sie immer ungefragt an sein Handy ging, also wohnte er wohl mit ihr unter einem Dach. Aber wieso interessierte ihn das denn so plötzlich? "Du Jessi...", begann Pat. Jessi schaute auf, wärend er sich gerade ein Brötchen mit Ei in den Mund stopfte. "Hm?", er kaute einige Male kräftig, ehe er runterschluckte. "Was ist denn?" Er wusste nicht warum, aber er wollte gern mehr von Jessi erfahren. "Dieses Mädchen neulich am Telefon...", fing er an. Jessi schaute ihn interessiert an. "Hmm, du meinst Jana." "Äh...ja, wer ist ist?" "Hihi, plötzlich so neugierig?" "Ich bin nicht neugierig...ich hab mich nur gefragt, wer dieses Mädchen war und das sie ja ein Familienmitglied sein muss, wenn sie immer ungefragt an den Handy geht." Jessi nickte und fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar. "Hm...Naja irgendwie stimmt das wohl..." "Irgendwie?" Was war das denn für eine Antwort? "Jana ist meine Ziehschwerster.", Jessi sagte das so, als würde Pat irgendetwas anrühren, wovon er hätte die Finger lassen sollen. In seinem Hals setzte sich plötzlich ein dicker Klos fest. "Ziehschwerster?" Jessi lies von seinem Essen ab und lehnte sich auf seinem Sofa zurück. "Jab. Ich lebe bei Adoptiveltern. Meine Eltern und meine kleine Schwester sind bei einem Brand ums leben gekommen. Haben zu viel Rauch eingeatmet, als sie versuchten aus dem brennenden Hause zu fliehen. Das war vor etwa ...ja genau. Das ist jetzt ungefähr 12 Jahre her." Pats Herz setzte einen Moment aus. Jessi...war Vollweise? Aber so wirkte er doch gar nicht. Jessi wirkte immer so, das ihn einfach nichts erschütterte, so unbeschwert. "Das ich überlebt hab, ist ein Zufall. Ich hab von allen am wenigsten Rauch eingeatmet und als Einziger überlebt. Da ich keine weiteren Verwante hatte, wurde ich zur Adoption freigegeben.", kurz schwieg Jessi und schloss die Augen, dann hatte er wieder ein Lächeln auf den Lippen. Wie schaffte er das nur? Er hatte keine Familie mehr, niemanden. Pat hatte zumindest noch seine Tante, die sich um ihn kümmerte und er musste auch nie in ein Weisenhaus, oder in eine Pflegefamilie. Eigendlich hätte Jessi viel mehr Grund zu leiden, als er selbst. Trotzdem war er stärker und brachte noch so viel Kraft auf, Pat in den Arm zu nehmen und ihn aufzuheitern? Pat starrte ihn an. "Was ist? Das ist schon so lange her..." "Macht es dir denn gar nichts aus?", fragte Pat. "Hm? Doch schon. Immerhin ist meine ganze Familie bei dem Brand umgekommen und ich war darmals fünf Jahre alt. Ich habs mir sicher nicht gewünscht, das das passiert. Aber leider...kann das niemand mehr ändern. Nachdem das passiert ist, habe ich kaum noch ein Wort geredet und war total verstört. Zumindest hat man mir das erzählt. Es hat so ungefähr ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder halbwegs normal redete und essen konnte. Davor habe ich mich immer in eine Traumwelt zurückgezogen. Etwa ein Jahr war ich dann im Kinderheim, bis ich dann adoptiert wurde. Naja...und irgendwie hatte ich halt Glück an eine gute Familie geraten zu sein.", Jessi seufzte, atmete einmal tief durch. Wieso kam Pat es nur so vor, das er selbst viel mehr daran zu schlucken hatte, als Jessi? Vielleicht, weil er wieder an den Unfall denken musste, der Pat seid nun drei Jahren beschäftigte. Ihm wurde immer noch schlecht bei dem Gedanken. Deswegen musste er ihn ziemlich erschüttert angesehen haben. "Hihi, was hast du? Du siehst so erschüttert aus, dabei ist das doch nicht deine Gesichte." "Wie schaffst du das?", fragte Pat fast wie hypnotisiert. "Hm? Was denn?", Jessi stopfte sich wieder etwas von seinem Essen in den Mund. "Na, wie schaffst du es trotzem so unbekümmert zu sein?", entfuhr es Pat fast in einem verzweifelten Ton. Ihm war wieder so schlecht. Irgendetwas schmerzte ihn. "Naja...weißt du. Irgendwann hab mich einfach dafür entschieden, dass, das Leben irgendwie weitergehen muss. Es klingt grausam, aber...Ich entschied mich, das Alles hinter mir zu lassen. Ich habe meine Eltern abgöttisch geliebt, aber irgendwann musste ich begreifen, das sie nicht mehr leben und meine Schwester ebenfals, auch wenn es wehtat." In diesem Augenblick hatte selbst Jessi so einen leidenen Ausdruck in den Augen. Einen Ausdruck, den Pat noch nie bei ihm sah. Es tat ihm im Herzen weh, ihn so zu sehen. Pat senke den Kopf. Er traute sich nicht mehr ihm in die Augen zu sehn. Schließlich entschied er sich aufzustehen. "Pat?" "Tut mir leid, mir geht es nicht gut, ich geh nach Hause." Beinahe fluchtartig, lief Pat aus dem Laden. Er rannte einfach drauflos, ohne darauf zu achten wo er hinlief. Warum war er nur so Feige? Warum konnte er er nicht einfach so standhaft bleiben wie Jessi? Er erzählte das Alles einfach so..., er schaffte es sogar sich ein Lächeln abzugewinnen. Aber dieser traurige Blick, der sich in seinen Augen wiederspiegelte...es tat so weh, es schnürte ihm die Kehle und die Brust zu. Es tat weh! Es tat so weh! Wieso vereinahmte ihn das so? Es war doch nicht seine eigene Gesichte. Es war Jessis Gesichte. Vielleicht war gerade das ja der Grund. Ohne auf seinen Weg zu achten, blieb er einfach irgendwo stehen. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn von hinten rief. "Paaat!!!", Pat drehte sich um und da war Jessi. Er war ihm doch tatsächlich hinterhergerannt. "Pat, komm von der Straße weg!", rief Jessi laut. Pat drehte sich um, da fuhr ein Auto auf ihn zu. Nein! Er konnte sich nicht bewegen. Wie erstarrt stand er dort, kam nicht von der Stelle. Ein Schrei. Jessis Stimme "Paaat!" Es war damals. Jessi! Er durfte ihn nicht retten! Pat hörte nur noch das Quitschen eines Autos und spürte wie er auf den Boden viel, doch er landete nicht hart, sondern weich. Erst war es noch schwarz, doch als er die Augen öffnete, war da ein Körper auf dem er lag. Er erhob sich und schaute sich um. Jessi lag unter ihm. Pat erstarrte. "Jessi? JESSI! Wach auf! Wach auf!", er zerrte ihn hoch, nahm ihn in den Arm. Er hatte Angst! Schreckliche Angst. Jessi durfte nicht sterben! Das wollte er nicht! Wieso war er nur weggelaufen? Es war alles seine Schuld! Wäre er nicht weggelaufen, hätte er den Ball nicht fallen lassen? "Pat?", hörte er eine Stimme. Pat löste sich von Jessi. "Oh mann du erdrückst mich gleich.", jammerte Jessi. "Jessi...du...du lebst?" "Ja,...irgendwie schon..." Um sie herum standen plötzlich einige Passanten. Der Fahrer des Wagens, hatte gerade noch eine Notbremsung geschafft und stieg nun aus. "Hey...ihr Beiden, ist alles okay mit euch?", er kam zu ihnen rüber und hockte sich zu ihnen runter. "Ja, schon." "Sieht nicht so als hättet ihr euch was getan, aber ich ruf lieber einen Krankenwagen, nur zur Sicherheit." Jessi schüttelte den Kopf. "Waaas, nein, nein, nein! Ich will nichts ins Krankenhaus! Ich hasse Krankenhäuser!", jammerte Jessi. "Kommt nicht in Frage. Ihr solltet euch zumindest untersuchen lassen.", meinte der Fahrer streng. Der Mann der nun vor ihnen hockte war so freundlich, machte ihnen keine Vorwürfe, sondern schritt gleich ein. Diesmal war es anders. "Aber!" "Jessi...bitte...", murmelte Pat. Jessi seufzte. "Okay, wenn sein muss...", sagte Jessi mit einer langgezogenen Schnute. * Es wurde festgestellt, das sich keiner der Beiden sich was getan hatte. Nur Jessi hatte eine Schürfwunde am Arm. Seine Adoptiveltern und Pats Tante, kamen sofort nach der Benachrichtigung. Alle waren sehr besorgt gewesen, aber keiner machte irgendwem Vorwürfe. Wie Pat feststellen musste, waren Jessis Eltern sehr freundlich. Besonders die Mutter kam gleich ins Behandlungszimmer gestürmt und und nahm ihn erstmal in den Arm. "Jessi! Mein Gott,ich hab mir solche Sorgen gemacht!" "Mom, du erdrückst mich." "Na recht so, was machst du auch immer für Sachen, dein Vater und ich sind gleich hergekommen, weil wir so besorgt waren." Der Vater lächelte sanft und stimmte seiner Frau zu. Pat sah ihnen aus einer anderen Ecke des Zimmers zu. Seine Tante war gekommen. "Alles in Ordnung Patrik?", fragte sie und legte liebevoll einen Arm um ihn. Pat nickte und lehnte sich an sie. "Sie scheinen eine wirklich glückliche Familie zu sein.", murmelte Pat. Die Tante sah ihn besorgt an und nickte dann. "Es tut mir leid Patrik." Er schüttelte den Kopf. "Es muss dir nicht leidtun. Es ist nicht deine Schuld." "Heyy, Pat! Jetzt schau doch nicht so! Es ist ja zum Glück nichts passiert.", brachte Jessi fröhlich von sich. Pat starrte zu ihm rüber. Unfassbar. "Nichts passiert? Du hättest tod sein können meinenwegen!", rief Pat, sagte sich von seiner Tante los und verließ den Raum. Jessi lief ihm hinterher. "Patrik!", hörte er noch seine Tante. "Pat! Jetzt lauf nicht schon wieder weg!", dann Jessis Stimme. Pat lief so schnell er konnte, lief an einer Krankenschwerster vorbei. "Hier wird nicht gerannt, das ist ein Krankenhaus!", aber Jessi holte ihn ein, hielt ihn fest. "Verdammt noch mal! Jetzt lass mich doch einfach gehen. Lass mich in Ruhe!", rief Pat, drückte ihn dabei weg. "Nein!", sagte Jessi stur. "Ich lasse dich ganz bestimmt nicht gehen.Du bist total durcheinander und...und du rennst schon wieder vor mir weg!", sagte Jessi ernst und legte fest seine Arme um ihn, bis er sich nicht mehr wehren konnte. "Jessi...", murmelte er. "Ist schon gut, wein ruhig, es ist okay.", sagte Jessi und schon flossen sie wieder diese Tränen. Dieser Mensch gab doch einfach nicht auf. Das sie von einigen Passanten ein wenig seltsam angesehen wurden, störte sie nicht. Irgendwann kamen sie dann zurück ins Behandlungszimmer. Jessi hielt Pats Hand. "Da seid ihr ja wieder. Was ist denn los?", wollte Jessis Mutter wissen. Auch Pats Tante ging gleich auf ihn zu. "Patrik? Was ist los?" Nun kam auch der Arzt hinzu. "Das muss wohl der Schock sein. Ich denke, auf Grund seiner Verfassung werde ich ihn für den Rest der Woche krankschreiben.", seine Tante nickte. "Und Jasper wohl besser auch." Jessi schaute zum Doktor auf. "Mich?" Der Dockter nickte. "Ich glaube die beste Medizin wird sein, wenn sie erstmal bei ihm bleiben.Außerdem will ich, das sie beide nie nächsten Tage zur Nachkontrolle kommen, nur für den Fall der Fälle, es ist bis jetzt nichts Auffälliges, aber sicher ist sicher.", sagte der Mann im weißen Kittel, der so ein Lächeln drauf hatte, das auf irgendwas hinwies. So als wüsste er einfach alles. Das war schon fast ein wenig unheimlich. "Der Alte weiß mehr, als er wissen sollte.", flüsterte Jessi in Pats Ohr.", Pat wurde rot. "Das habe ich gehört!", rief der Mann im Kittel * Zwei Wochen später, Samstagfrüh. "Paaat, jetzt sei doch nicht so. Willst du mich hier draußen am langen Arm verhungern lassen?", jammerte Jessi, vor der Wohnungstür. Pat hatte ihn mal wieder ausgesperrt. "Ganz genau.", sagte Pat. "Paaat, sei doch nicht so grausam!" "Du hast schon wieder versucht mich im Schlaf zu überfallen. Dabei hab ich dir ganz genau gesagt, das du auf dem Sofa schläfst!", nörgelte der Schwarzhaarige. Pat stand mit einer Tasse Tee am Türrahmen der Küche und verzog sein Gesicht zu einer grimmigen Grimmasse. Jessi klopfte immer wieder gegen die Tür. "Aber es war doch so schrecklich ungemütlich. Und außerdem habe ich dich nicht überfallen, sondern habe mich nur an dich gekuschelt, weil die Decke sonst nicht für zwei reicht." "Du hast ne Wolldecke gehabt und wenn dir das zu unbequem ist auf dem Sofa zu schlafen, musst du halt zu Hause schlafen. Ich hab dich nicht darum gebeten.", konterte Pat. "Wo ist bloß der süße Pat von vor einer Woche hin? Du warst so anhänlich und anschmiegsam." "Das war was ganz Anderes!", meckerte Pat. "Quatsch, das war gar nichts Anderes. Und jetzt lass mich wieder rein!" "Vergiss es!", damit war das Thema für Pat gegessen. Er machte sich auf dem Weg ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Mitlerweile war es hinter seiner Wohnungstür ruhig geworden. Endlich. Aber was sollte Jessi auch für einen Grund haben vor seiner Tür zu versauern? Pat hatte genug für das Wochenende eingekauft und brauchte nicht mehr vor dir Tür gehen. Jetzt nur nicht wieder schwach werden. Zumindest seine Sachen hatte er ihm hinterher nach draußen befördert. Er musste also auch nicht in seinen Schlafklamotten frieren. Pat zuckte mit den Schultern und zog seine Beine an. Er lehnte sich seitlich an die Rückenlehne des Sofas und schaute aus dem Fenster. Es war ein Mischmasch aus Wolken und Sonne, aber keineswegs verregnet. Jessi hätte jetzt sicher Lust einen Spaziergang zu machen, oder etwas Skateboard zu fahren, oder vielleicht Basketball zu spielen oder so. Stattdessen hing er hier bei Pat und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Ob er noch mit der Schule vorran kam? Er hatte ihn noch nich bei den Hausaufgaben gesehen. Pat schüttelte den Kopf. Er war schon wieder dabei schwach zu werden. Wie Pat so dasaß fragte er sich immer mehr, warum Jessi ausgerechnet ihn auswählte. Warum hatte er sich ausgerechnet in Pat verliebt? Er kam sich selbst manchmal richtig langweilig vor.Kein Wunder. Er machte ja auch nicht wirklich viel. Er vergrub sich in seiner Wohnung und versteckte sich vor dem Rest der Welt. Mit niemandem wollte er ernsthaft etwas zu tun haben. Das Alles nur...weil er sich schuldig fühlte und beinahe, da hätte er auch Jessis Leben ausgelöscht. Trotzdem spürte er, wie Jessi ihn immer mehr in seine Welt zog. Er nahm langsam wieder seine eigenen Gefühle wahr, die nicht mehr nur aus Trauer bestanden. Da waren auch ganze andere, warme Gefühle, die alles andere als kalt waren. Er bewegte sich von seinem Sofa runter und ging zur Haustür. Mit einem kurzen zögern öffnete er die Tür. Er trat heraus und seufzte. Jessi war nicht mehr da. Warum sollte er auch? Pat hatte ihn rausgeschmissen. Kurz kratzte er sich im Nacken und machte wieder kehrt, um die Tür zu schließen. * "Okay, wir schreiben heute eine Englischklausur. Bitte stellt eure Tische alle in meine Richtung auf und es wird nicht geschummelt. Denjenigen, den ich erwische, bekommt eine Sechs.", ertönte die strenge Stimme des Lehrers. Pat seufzte. Er hatte keine Lust auf Schule, aber er musste gehen. Seine Tante hatte sich erweichen lassen ihm für seinen Fehltag eine Entschuldigung zu schreiben. Da Pat noch nicht volljährig war, musste das ja der Erziehungsberechtigte machen. Seine Eltern hatten ihr dieses Recht vor zwei Jahren übertragen, als sie Pat das erste Mal zu sich nahm und schließlich bekam Pat mit 16 seine erste eigene Wohnung, da sie sehr viel arbeitete und nur selten zu Hause war. Die Wohnung lag aber im gleichen Haus, wie die seiner Tante und ihrem Mann. "Patrik, bitte hör auf zu träumen und konzentriere dich auf deine Arbeit.", mahnte der Lehrer. "Äh, ja." Und schon ging es los. Für die Arbeit hatten sie etwa 45 Minuten zeit. Für Pat bot auch das keine Schwierigkeit und war schnell fertig. Gemächlich gab er ab und verließ darauf den Raum. Er verzog sich in einer der hintersten Ecken des Schulgebeudes, abwartend, das die Zeit umging. Sie schlich nahezu. Wie langweilig. Lieber hätte er die Zeit zu Haue totgeschlagen, aber Fehlstunden waren auch nicht so gut. Schule war halt eine Notwendigkeit. So wie jeden Tag schaute er auf sein Handy. Er hatte es irgendwann angewöhnt jede Pause mindestens zwei Mal darauf zu schauen. Vielleicht in der Hoffnung, das Jessi ihm eine Nachricht schickte. Seid Samstag hatte er sich nicht mehr gemeldet. Jetzt war schon wieder Mittwoch. Das war untypisch für ihn. Aber nachdem er ihn mal wieder rausgeschmissen hatte, war das wohl auch kein Wunder. Vielleicht war es auch einfach mal wieder Zeit für Pat sich zu meldent. Dabei viel es ihm doch so schwer. Was wenn wieder dieses Mädchen ans Telefon ging? Seine Ziehschwerster. "Patrik, da bist du ja, wir haben dich schon gesucht.", da waren ein paar Jungs. "Der Test ist gelaufen, alle sollen wieder in die Klasse kommen." Pat nickte und machte sich gemächlich auf wieder in die Klasse zu gehen. "So, das wars also für heute. Ich werde die Arbeit bis nächste Woche bewertem. Der wird in eure Halbjahresnote mit einbezogen werden." Ein Stönen ging durch die Klasse. Kein Wunder, es ging ja auch um Alles oder Nichts. Daher war es auch so wichtig immer zu lernen. Das hielten natürlich nicht alle für nötig. Einige Tische weiter saß Lena. Sie lehnte sich erleichtet zurück. Kurz erhaschte sie einen Blick zu Pat. Dann schaute sie wieder in Richtung der Tafel. Ob sie sich seid der Sache mit Jessi schon verdaute hatte? Sie hatte ihn seid diesem Tag nicht mehr angesprochen. Pat selbst kümmerte das erst nicht wirklich, er war so kalt zu ihr gewesen wie immer. Sein Innerstes aber hatte sich jedoch irgendwie bewegt. Es war nicht mehr so starr noch wie ganz am Anfang. Noch wie zu dieser Zeit. Sogar eine Entschuldigung zog er in Erwägung, aber brachte er sie auch über die Lippen? Pat war noch nie ein Mensch der großen Worte. Zwar gab es Menschen bei denen er mal mehr und mal weniger sprach, aber im Allgemeinen tat er sich damit eher schwer. Das er bei Jessi so viel redete, grenzte schon an ein Wunder. Sicher lag das daran, das er ihn einfach darauf provozierte. Er wusste ganz genau, was er sagen oder tun musste,um seine Emotionen zum Vorschein zu bringen. Jessi war der Erste Mensch gewesen, der ihn einfach so in den Arm nahm, ohne irgenwelche Fragen zu stellen. Ganz einfach, obwohl er doch ein völlig Fremder war. Und jetzt hatten sie sich sogar schon mehrfach geküsst und er hatte sein Herz zum Rasen gebracht. Innerlich schüttelte Pat den Kopf. Er starrte wieder stur auf die Tafel. Mitlerweile schrieb der Lehrer wieder was an. Es war nicht sehr spannend. Der nächte Termin für die nächste Arbeit. In der Pause machte Pat sich auf dem Weg zur Sporthalle. Da die schuleigene Sporthalle zur Zeit wegen Umbauarbeiten gesperr war, wurden die Schüler in die Halle der Nachbarschule verwiesen. Für den Marsch dort hin benötigte er mindestens zehn, der 15 Minuten, seiner Pause. Dort angekommen standen auch schon einige seiner Mitschüler. Auch Lena. Er vermied es sie anzusehen und sie tat dies ebenfalls. Klasse. Nun standen sie in der Sporthalle. Der Lehrer rief alle zur Ordnung, sich in einem Kreis zu versammeln. Noch eben machte er einige Angaben zum Verhalten in der fremden Halle und warum und wieso sie dort sind und dann ging es los. "So. Wir spielen heute Basketball, sucht eure Teams zusammen." Wie in der Grundschule, dachte Pat. Da mussten sie sich auch immer in einen Kreis setzten. Einige seiner Mitschüler kamen auf ihn zu. "Hey Pat, wir spielen heute wieder Basketball hat der Lehrer gesagt. Spielst du in unserer Manschaft? Bitteee.", Pat zuckte mit den Schultern. "Von mir aus.", sagte er emotionslos. "Au klasse. Hey, Mike, wir haben unser letztes Teammitglied.", sagte sein Mitschüler. "Was? Du hast Patrik überredet?" "Ja, ist das nicht klasse? So werden wir gewinnen." Die Leute der anderen Manschaften seufzten schon wieder. "Hey, jetzt hab euch nicht so. Ihr habt auch gute Spieler.", grinste der Schüler. "Okay, wenn ihr euch jetzt aufgeteilt habt, fangen wir an. Mike, ihr hab die Eins, Susi ihr seid die Zwei." Die Schüler verteilten sich auf dem Spielfeld. Und dann begann das Spiel. Zwei Spieler stellten sich in die Mitte . Der Lehrer gab den Anpfif. "Und los!" Beide Sprangen nach oben. Der Spieler aus Pats Manschaft schaffte den Anschlag. Und einige rannten los. Pat fing den Ball ab und prellte ihn auf dem Boden der Halle. Er schaffte es sich ohne Probleme durch seine Mitschüler durchzuschlängeln. Niemand schaffte es ihm den Ball abspenztig zu machen. Er schaute sich um. "Mike!", rief er erstaunlich laut und der hob die Hand. Pat warf und Mike fing den Ball. Pat lief weiter. Er wurde gedeckt,aber er schafte es sich frei zu laufen. "Patrik.", rief einer seine Mitspieler, der mitlerweile den Ball gefangen hatte und warf ihn auf ihn zu. Pat sprang und fing ihn. Die gegnerischen Spieler liefen um ihn herum. Pat machte einen Sternschritt, viel Zeit hatte er nicht mehr. Dann entdeckte er eine Lücke, die ihm freie Bahn zum Korb gab. Er warf den Ball. Der Ball flog direkt in den Korb. Seine Manschaft jubelte. "Super gemacht Pat. Nächste Runde.", sie klatschen ab. "Okay, und in Position." Wieder ein Anschlag, diesmal war Pat dran. Wieder war das Spiel im vollem Gange. Sein Mitspieler dribbelte den Ball ins gegnerische Feld und warf, der angeziehlte, viel der Ball aus der Hand. Die gegnerische Manschaft hatte den Ball. Einer von Lenas Freunden fing den Ball. Er musste weiterwerfen. Lena hob die Hand. "Hier!", rief sie entusiastisch. Ihr Kumpel warf ihr den Ball zu. "Okay, fang!", rief er und warf. Lena stellte sich in Position den Ball zu fangen. Der Ball flog hoch. Lena musste springen, um ihn zu fangen. Pat war gerade in ihrer Nähe und rannte los. Noch in der Luft fing er den Ball ab. Kurz wand er seinen Blick an Lena, die ihn überrascht ansah,dann dribbelte er den Ball wieder zum Korb ins gegnerische Feld, gab den Ball ab und sein Mitspieler plazierte den Ball im Korb. Ein Pfiff. Wieder zwei Punkte. Am Ende des Unterrischts gewann Pats Manschaft. "Okay, die Gewinner dürfen schon mal gehen. "Jey, wieder früher gehen!", freute sich Mike. Pat nickte und ging mit den anderen, an Lena vorbei in die Umkleide. Dort machten sich alle darum sich umzuziehen. "Du sag mal Patrik, hast du nicht Lust ins Basketballteam einzusteigen? Du bist irre gut.", sagte Mike. Pat sah ihn nicht mal an. "Kein Interesse.", meinte er kalt. Rasch zog er sich um. "Was? Aber warum denn nicht? Du bist so gut, du wärst eine echte Ergänzung für unser Team." "Kein Interesse.", er packte alles zusammen und ging zur Tür hinaus. Wärend die Tür hinter ihm langsam zufiel, hörte er noch. "Wie kalt er wieder ist." Pat zuckte mit den Schultern. Jetzt wo er wieder Zeit hatte, galten seine Gedanken sowiso wieder Jessi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)