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Magenta III

Im Bann der Aspekte
von

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Im Schlund der Bestie

„Das ist Wahnsinn.“, murmelte Magenta zu sich selbst und den Schatten an der Wand. „Der absolute und reine Wahnsinn.“

Die Hexenmeisterin äugte noch einmal um die Ecke den Gang hinab, an dessen Ende zwei breitschultrige Orks standen und Wache hielten. Beide waren mit einer dieser grausamen, mehrzähnigen Kriegsäxte bewaffnet, die sich zuerst in das Fleisch des Gegners fraßen und beim Zurückziehen gleich ganze Körperteile entfernten. Hinter den Wachen lag ein weiteres, von Fackeln nur spärlich beleuchtetes Stück Gang, das zu Magentas eigentlichem Ziel führte. Es war ein massives, steinernes Tor, in dessen Mitte es eine kleine Vertiefung gab. In diese musste man ein Sigel des Aufstiegs pressen, um die tonnenschweren Torflügel dazu zu bewegen sich zu öffnen. Nur so wurde einem der Zugang zur oberen Blackrock-Spitze gewährt.

Magenta schluckte und fühlte nach dem Ring, der sich warm an ihren Finger schmiegte. Sie warf einen Blick darauf und stöhnte innerlich auf. Allerdings nicht, weil ihr der Ring nicht gefiel, sondern weil der Finger, an dem er steckte, grün war.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte eine samtene Stimme neben ihr und Abbefaria sah sie aus besorgten Augen an. „Soll ich nicht vielleicht doch lieber…“

Die Hexenmeisterin schüttelte ärgerlich den Kopf und knurrte unwillig, was sich ungefähr so anhörte, als hätte Abbefaria gerade versucht einem Tiger seine Beute wegzunehmen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Zugegebenermaßen hätte sie ihren Platz liebend gerne mit einem ihrer Begleiter getauscht, doch sie wusste, dass das nicht ging.
 

„Es gibt keine Trolle in der oberen Blackrock-Spitze“, hatte Schakal kundgetan, als sie ihren Schlachtplan entworfen hatten. „Bijou hat es mir erzählt. Vielleicht traut man ihnen dafür nicht genug über den Weg. Es scheint, was das angeht, ziemliche Spannungen innerhalb der Dunklen Horde zu geben.“

„Dann werde ich die Täuschungskugel nehmen und uns Zutritt verschaffen.“, hatte Abbefaria sofort erklärt. Doch wie sich herausgestellt hatte, war das leichter gesagt, als getan. Die Kugel hatte den Nachtelfen nämlich in einen verrottenden Untoten verwandelt, von denen es, wie Vaelan ihnen versicherte, ebenfalls keine jenseits des magischen Tores gab.

„Es tut mir leid.“, hatte der rote Drachen sich entschuldigt. „Die Magie der Kugel lässt sich von mir zwar manipulieren, aber nicht grundlegend verändern. Doch so, wie die Dinge stehen, sollte es einen leichteren Weg geben, wie Ihr Euch Zugang zu Nefarians Reich verschaffen könnt.“
 

Und hier stand Magenta nun, auf dem leichteren Weg, und war durch den Zauber der Kugel in eine Orkfrau verwandelt mit grüner Haut, langen Hauern und einem Brustkorb, dessen Breite so manchen Mann hätte vor Neid erblassen lassen. Sie seufzte noch einmal und zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer in ihr Gesicht.

„Wir sind direkt hinter dir.“, hörte sie Schakals Stimme neben sich und fuhr erschrocken zusammen. Sie stierte einen Augenblick lang - wie sie hoffte drohend – in die undurchdringlichen Schatten, die jede Ecke der steinernen Katakomben besetzten wie fette, haarige Spinnen, und konzentrierte sich dann wieder auf die zwei Orks, die sie inzwischen ebenfalls bemerkt hatten. Mit einem metallischen Geräusch klangen ihre Äxte aneinander und versperrten Magenta den Weg.

„Wer da?“, rief eine der Wachen und Magenta überlegte, ob es eigentlich so etwas wie ein Blöde Frage für offensichtliche Situationen -Handbuch gab. Wenn ja, hatten die Orks es anscheinend gelesen.

„Wo willst du hin?“, knurrte die andere Wache und hob ihre Nase schnüffelnd wie ein dickköpfiger Wachhund in Magentas Richtung.

„Ich…äh.“, stotterte Magenta. „Ich würde gern…“

Halt! Stopp! , kreischte es in ihrem Kopf. Pizkol hatte offensichtlich beschlossen, sein beleidigtes Schmollen aufzugeben und Magenta wieder mit seiner „Anwesenheit“ zu beglücken.

Du bist ein Ork-Hexenmeister verdammt, meckerte der Wichtel.Die sind ums Verrecken noch mal nicht nett und freundlich. Eigentlich sind es das Hexenmeister im Allgemeinen nicht, von anwesenden Ausnahmen mal abgesehen.

Du findest mich nett? , wunderte sich Magenta, leicht abgelenkt von der riesigen Kriegsaxt, die sich gerade bedrohlich auf sie richtete.

Egal jetzt, sprich mir einfach nach, meckerte der Wichtel und soufflierte, was das Zeug hielt.
 

„Nimm deine dreckige Axt aus meinem Gesicht, Sohn eines triefäugigen Ogers.“, spuckte Magenta dem Ork ins Gesicht, darum bemüht möglichst furchteinflößend und wild zu klingen. „Noch einen Schritt näher und ich hetze einen meiner schrecklichen, dämonischen Diener auf dich.“

„Ein Hexenmeister.“, bemerkte der erste Ork und in seiner Stimme lag jetzt Respekt. Der andere jedoch schien nicht überzeugt und schwenkte drohend seine Waffe.

„Ein Hexenmeister in einer solchen Robe?“, blaffte er und machte einen Schritt nach vorn. „Wo sind die Totenschädel und Knochen, der Schmuck, die Amulette und all das? Und warum zeigst du uns nicht dein Gesicht?“

Magenta fauchte wie eine gereizte Katze. „Ungläubiger! Du wirst schneller als Futter für Dämonen enden, als dir lieb ist. Wie wäre es mit einer hübschen Pestilenz, die deine Haut verfaulen, deine Augäpfel wie Wasser über dein Gesicht rinnen und dich deine Lunge in blutigen Klumpen aushusten lässt?“

Sie hob eine Hand und deutete auf den zweifelnden Ork, wobei sie darauf achtete, ihre Finger nicht aus dem Robenärmel hervorlugen zu lassen. „Noch einen Schritt näher, und ich lasse deinen Waffenarm verdorren wie eine Blume im Winter.“

Der Ork, der gerade noch drauf und dran gewesen war, Magenta den Kopf von den Schultern zu schlagen, zögerte sichtlich. Er drehte sich halb zu seinem Kumpan um.

„Können Hexer sowas?“, fragte er.

Der andere zuckte die massigen Schultern. „Keine Ahnung?“
 

Magenta beschloss zu handeln. Sie wob einen schnellen Zauber, der die Kraft ihres Gegenübers erlahmen ließ, und warf ihn über den Ork. Der grauhäutige Krieger keuchte erschrocken auf, als die Waffe in seiner Hand mit einem Mal schwerer zu werden schien. Mit weit aufgerissenen Augen wich er vor Magenta zurück und bleckte die gelben Zähne.

„Was soll das, Weib? Was ist das für ein Zauber?“

„Stellt nicht so viele Fragen und geht mir aus dem Weg!“, bellte Magenta und hob erneut drohend die Hand, als die zweite Wache nicht schnell genug Platz machte. „Lord Nefarius erwartet mich und ich würde ihm ungerne sagen müssen, dass Ihr zwei Schwachköpfe für mein Zuspätkommen verantwortlich seid.“

Was ihr Gebaren und ihre Zauber nicht erreicht hatten, bewirkte jetzt die Nennung des Namens des sogenannten Herren des Blackrocks. Die beiden Orks wichen zurück wie geprügelte Hunde.

„Na bitte, es geht doch.“, schnaubte Magenta, raffte ihren Rocksaum und stiefelte, ohne die beiden Wachen noch eines Blicks zu würdigen, an ihnen vorbei. Sie fühlte förmlich die brennenden Blicke in ihrem Rücken, doch sie achtete nicht weiter darauf und eilte stattdessen die Stufen hinauf, die sie zu einem kleinen Podest und somit außer Sichtweite der Wachen brachte. Erst dort wagte sie es wieder zu atmen.
 

„Ich weiß zwar nicht, was du ihnen erzählt hast, aber es scheint eine gute Vorstellung gewesen zu sein.“, grinste Schakal kurz darauf und schälte sich aus den Schatten. „Die beiden haben dir nachgesehen, als hättest du ihnen die Seele aus dem Leib gesaugt.“

„Darüber macht man keine Witze.“, knurrte Abbefaria, der sich gerade wieder von seiner Katzen- in seine Nachtelfengestalt verwandelt hatte. „Beeilen wir uns lieber von hier zu verschwinden. Womöglich werden sie doch noch misstrauisch. Ich werde jetzt die Tür öffnen.“

Er wandte sich an Magenta und streckte verlangend die Hand aus, doch Magenta zog die ihre mit dem Ring daran zurück und fauchte unwillig.

„Das könnte dir so passen.“, grollte sie, wohl wissend, dass er sie nicht verstand. „Erst lässt du mich die ganze Arbeit machen und heimst dann die Lorbeeren ein? Vonwegen, mein Lieber.“

Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck drückte sie vor den fragenden Augen des Nachtelfen den Ring in die Vertiefung in der Tür. Es gab einen Ruck im Inneren und die metallene Oberfläche begann unter Magentas Fingerspitzen zu vibrieren. In der Mitte der gerade noch nahtlosen Steinplatte erschien eine helle Linie, die beständig breiter und heller wurde, bis die Torflügel schließlich wie von selbst in Magentas Richtung aufschwangen.

Die Hexenmeisterin wich einen Schritt zurück und schnüffelte. Es roch nach Rauch, nach vielen, ungewaschenen Körpern und nach etwas Scharfen, Animalischem, das sie nicht recht zu deuten wusste.

„Drachen.“, flüsterte Abbefaria und deutete nach vorn.
 

Magenta folgte seiner Geste mit den Augen und erstarrte innerlich. Tatsächlich patrouillierten in der düsteren, von vielen Säulen gestützten Halle vor ihnen einige Vertreter der schwarzgeschuppten Drachenbrut, die sie bereits im Thronsaal von Stormwind bekämpft hatten. Interessiert betrachtete die Hexenmeisterin sie jetzt genauer.

Die Wesen hatten den Körper einer großen Echse, mit vier gewaltigen, krallenbewehrten Pfoten und einem kräftigen Schwanz, der beim Laufen von rechts nach links pendelte. Am vorderen Ende jedoch ging der Leib in einen menschenähnlichen, teilweise von einer Rüstung bedeckten Oberkörper über, mit dicken, muselbepackten Armen, die in brutalen Klauenhänden endeten, und einem schuppigen Kopf mit tiefliegenden, roten Augen, der Magenta an einen Krokilisken erinnerte. Gleich drei dieser seltsamen Mischwesen durchstreiften in einem scheinbar zufälligen Muster die Halle, die die drei Abenteurer im Begriff waren zu betreten.

„Besser, wir lassen uns von denen nicht erwischen.“, murmelte Schakal und verschwand jenseits der Tür wieder in der halbseidenen Dunkelheit.

„Sei vorsichtig, hörst du.“, sagte Abbefaria zu Magenta und schien für einen Augenblick in Versuchung sie zu küssen, überlegte es sich dann jedoch anders und verschwand ebenfalls aus Magentas Sichtfeld.

„Wenn das mal gut geht.“, murmelte die Hexenmeisterin und tauchte in das rauchgeschwängerte Zwielicht der Halle ein.
 


 

Das Erste, was Magenta bemerkte, war ein fast schon unangenehmes Prickeln, das über ihren gesamten Körper lief, als sie die Türöffnung passierte. Voller Vorahnung streifte sie ihren Robenärmel zurück und erblickte ihre Hand wieder in ihrer alten Gestalt und Größe. Der Zauber der Täuschungskugel war, wie von Vaelan vorausgesagt, entfernt worden. Der Drache hatte ihr auch gesagt, dass sie die Kugel nicht noch einmal würde benutzen können, da deren Magie jenseits der magischen Grenzlinie unwirksam war. Trotzdem tastete Magenta nach dem magischen Artefakt, das sie an einer Kette um ihren Hals trug. Sie drückte die Kugel, aber nichts passierte.

„Kommst du?“, drängte Schakal irgendwo in ihrer Nähe unsichtbar und ungeduldig. Magenta seufzte lautlos, streifte den Robenärmel wieder über ihren Arm und beeilte sich, dem Klang seiner Stimme zu folgen und sich so aus der Nähe der sich nähernden Drachenbrut zurückzuziehen.
 

Möglichst unauffällig huschte Magenta an Nischen vorbei, in denen Gruppen von Orks dunkle Rituale abhielten. Sie hörte gemurmelte Beschwörungsformeln und einige der Vokabeln kamen ihr durchaus bekannt vor. Ein Blick auf die im Boden eingelassenen, glühenden Bannrunen, bestärkte ihre Vermutung.

„Was ist das hier?“, wisperte Abbefaria, als sie hinter einer Säule darauf warteten, dass die gemächlich heranwatschelnde Drachenbrut ihren Standort passierte.

„Das hier dient der Aufrechterhaltung der magischen Barriere, die dieses Gebiet umschließt.“, antwortete Magenta ebenfalls im Flüsterton. „Siehst du die leuchtenden Bodenplatten? Das sind Bannrunen. Mit ihnen errichten die Beschwörer eine Art magische Mauer um den gesamten Bereich.“

„So wie die Kuppel, die die Magier um Dalaran gelegt haben.“, vermutete Schakal.

„Ja und nein.“, antwortete Magenta vage, die von diesem himmelhohen, violetten Gebilde an den Ufern des Lordamersees im Altaracgebirge gehört. „Wie ich die Magier kenne, werden sie ihre Kuppel durch Verstärkung von natürlichen Leylinien errichtet haben. Diese Bannrunen sind jedoch…dämonische Runen. Wenn Nefarius‘ Hexenmeister die Ley-Energie dort hindurch zwingen, verändern sie sie, korrumpieren sie und verbiegen sie in die Richtung, in die sie sie wünschen. Eine wahnsinnig anstrengende und vor allem auch gefährliche Arbeit. Wenn man dabei einen Fehler macht oder sich bei der Beschwörung verspricht, kann einem der gesamte Zauber um die Ohren fliegen und sogar einen unkontrollierten Riss in der Realität zur Folge haben. “

„Du meinst, es entsteht eine Öffnung zu dieser Region, mit deren Bewohnern ihr Hexenmeister euch so gerne umgebt.“, vermutete Schakal.

„Ja, so in etwa.“, murmelte Magenta, der dieses Thema in Abbefarias Anwesenheit unangenehm war. „Auf jeden Fall sind sie alle hochkonzentriert und werden kaum mitbekommen, was sich außerhalb ihrer Beschwörungskammern ereignet.“

„Gut, dann müssen wir nur auf das Echsengezücht aufpassen.“, antwortete Schakal. „Folgt mir.“

Geduckt, an Wände gepresst und immer kurz davor, von einer der Drachenbrut entdeckt zu werden, schlichen die drei weiter und erreichten schließlich eine Tür am gegenüberliegenden Ende der Halle. Nacheinander huschten sie hindurch, wann immer eine der schwarzen Halbechsen ihnen den Rücken zudrehte.
 

Fackeln erleuchteten einen den Gang vor ihnen, der sich über Rampen und um mehrere Ecken nach oben wand. Magenta hatte das Gefühl, dass es mit jedem Schritt, den sie nach oben machte, heißer wurde, obwohl dieser Gedanke natürlich absurd war.

„Hört ihr das?“, flüsterte Schakal und legte den Zeigefinger an die Lippen. Mit angehaltenem Atem lauschten sie den murmelnden Stimmen, die aus dem Raum vor ihnen drangen. Wieder konnte Magenta Bocken von Beschwörungsformeln, die sie kannte, darin entdecken.

„Uralte Worte der Bindung.“, wisperte die Hexenmeisterin. „Irgendwas mit Feuer, Zorn, Macht…keine Ahnung, worum es geht, aber das ist in jedem Fall eine mächtige Beschwörung.“

Abbefaria runzelte besorgt die Stirn. „Wieder eine Sicherheitsmaßnahme?“

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Magenta. „Aber wir sollten das Ritual besser nicht stören. Ich bin mir nicht sicher, ob das, was wir damit befreien, nicht ebenso tödlich ist, wie die Orks, die es einsperren.“

„Dann bleiben wir bei unserer Taktik und schleichen uns durch.“, entschied Schakal. „Und beten wir, dass sie sonst keine Wachen aufgestellt haben.“
 

Magenta, die unter ihrer Kapuze inzwischen mächtig ins Schwitzen geraten war, zog den dicken Stoff noch ein wenig tiefer und betrat diesmal als erste den Raum.

Er war kleiner als der vorangegangene und beinahe quadratisch. An seinem Rand waren in regelmäßigen Abstände Bodenplatten mit Bannrunen eingelassen worden und auf jeder dieser Runen stand ein Ork-Hexenmeister mit grauem Gesicht, die Züge in Anstrengung verzerrt, und murmelte unablässig Formel um Formel. In der Mitte des Raumes und somit im Zentrum der Bannzauber befand sich ein riesiger Feuerelementar. Die Luft um den gebannten Elementar herum waberte vor Hitze und Magenta war klar, dass das Wesen im Inneren ein sehr mächtiger Diener von Ragnaros sein musste. Auf irgendeine Weise war es den Orks anscheinend gelungen, ihn zu überwältigen und hier festzuhalten.

Warum sie ihn nicht töteten, konnte die Hexenmeisterin zwar nur spekulieren, doch Teile der Beschwörungsformel ließen darauf schließen, dass sie versuchten, ihn nicht nur zu vernichten, sondern seine Macht für sich zu nutzen. Ein, wie es schien, aussichtloses Unterfangen, denn selbst jetzt, da sich nicht weniger als sieben Beschwörer gegen das Elementarwesen wandten, wogte die Macht zwischen den beiden Parteien hin und her. Magenta konnte die magischen Schwingungen des Kampfes fühlen.
 

„Los, gehen wir weiter.“, murmelte sie in eine unbestimmte Richtung und schlich dann so leise wie möglich hinter dem Rücken der Hexenmeister vorbei. Sie rechnete jederzeit damit, dass irgendjemand sie ansprechen oder gar zu der Beschwörung hinzu zitieren würde, doch die Hexenmeister waren viel zu sehr auf ihr Ritual konzentriert, um irgendetwas zu bemerken. Mit klopfendem Herzen erreichte Magenta die gegenüberliegende Seite des Raums und schob sich durch die halbgeöffnete Tür in den nächsten Raum. Sie wollte gerade erleichtert Ausatmen, als sie dieses Vorhaben schlichtweg vergaß und mit schreckgeweiteten Augen auf das starrte, was vor ihr lag.
 

In einer halb zerstörten Halle, deren Trümmer unzählige Nischen, Bänke und Schlupfwinkel bildeten, lagen ebenso viele, von einer schwarzen, stacheligen Haut umgebenen Dracheneier. Magenta hatte zwar noch nie eines gesehen, aber sie wusste, dass es sich um nichts anderes handeln konnte. Das hier war ein riesiges Gelege von schwarzen Dracheneiern.

Schakal, der sich neben Magenta durch die Tür quetschte, zog die buschigen Augenbrauen nach oben und pfiff durch die Zähne. „Da brat mir doch einer ‘nen Storch. Wir haben Neffis Kinderstube gefunden.“

„Aber das ist unmöglich.“, flüsterte Abbefaria, der sich jetzt ebenfalls zu ihnen gesellt hatte. „Vaelan hat doch gesagt, der schwarze Schwarm hätte beinahe alle seine Weibchen verloren. Wie können sie über eine derart große Zahl von Eiern verfügen?“

„Vielleicht sind das Onyxias und sie hat sie ihrem Bruder zur Aufbewahrung gegeben.“, spekulierte Schakal. „Obwohl ich mir so einen schwarzen Drachen irgendwie nicht recht als liebenden Onkel vorstellen kann.“

Abbefaria verzog das Gesicht, ob des schlechten Witzes, und wurde dann sofort wieder ernst. „Nach dem, was Vaelan uns erzählt hat, würde keiner der schwarzen Drachen dem anderen soweit vertrauen, dass er ihm seine Brut anvertrauen würde. Das hier müssen Nefarians eigene Eier sein. Aber woher? Hat er etwa eine neue Gefährtin gefunden?“

„Könnten wir uns vielleicht mal auf das Wesentliche konzentrieren?“, fauchte Magenta ärgerlich. „Tatsache ist, dass diese stacheligen Hindernisse hier den ganzen Boden bedecken und wir, wenn mich nicht alles täuscht, da oben rauf müssen.“ Sie zeigte mit dem Finger nach oben, wo auf einer Balustrade mehrere Drachenbruten Wache hielten. Zusätzlich dazu entdeckten die drei Abenteurer jetzt einige kleine Vertreter dieser Spezies, die sich vorsichtig zwischen den Eiern umherbewegten.

„Wahrscheinlich so etwas wie Gelegewächter.“, vermutete Schakal. „Ich hab keine Ahnung, wie wir da ungesehen durchkommen sollen.“

„Wir brauchen eine Ablenkung.“, sagte Abbefaria. „Wartet hier, ich bin gleich zurück.“
 

Bevor Magenta und Schakal etwas erwidern konnte, hatte sich der Nachtelf in seine Katzenform verwandelt und war mit den Schatten verschmolzen. Magenta war drauf und dran, ihm zu folgen, doch Schakal hielt sich zurück.

„Es bringt nichts, wenn du dem Hitzkopf jetzt noch hinterher läufst.“, erklärte der Zwerg ruhig. „Außerdem hat er Recht. Ohne eine Ablenkung werden wir hier nicht durchkommen.“
 


 


 

Abbefaria setzte langsam eine Pfote vor die andere, während er sich zwischen Trümmern hindurch und an gebrochenen Bodenplatten vorbei an das andere Ende des Raumes schob. Immer wieder hob er vorsichtig den Kopf um sicherzugehen, dass ihm keine der Brutwachen zu nahe kam. Vor einigen Eiern, die in einer dunklen Ecke des Raumes gelagert wurden, blieb er schließlich stehen und schnupperte daran.

Die Eier rochen faulig und das Leben, das er im Inneren spürte, war bereits jetzt, noch bevor es überhaupt auf der Welt war, bösartig und feindselig. Trotzdem widerstrebte dem Druiden, was er jetzt zu tun beabsichtigte. Allein die Tatsache, dass er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab, befähigte ihn dazu, die schwarze Pfote zu heben, die langen Krallen auszufahren und damit einen tiefen Kratzer auf der ledrigen Oberfläche des Eis zu hinterlassen. Dann gab er dem Ei einen kräftigen Stoß, so dass es ein Stück weit in die Mitte des Raumes kullerte und so fast vor den Füßen eines Aufsehers zu liegen kam.

Die Drachenbrut zischte erstaunt und beugte sich zu dem Ei herab, in dessen Inneren das Drachenjunge angefangen hatte, sich zu bewegen. Immer heftiger wankte und schwankte das stachelige Ei, und je mehr es schwankte, desto hektischer wurden die Bewegungen und das Gezische der Drachenbrut, die mit diesem Verhalten ganz offensichtlich nicht einverstanden war. Sie stieß einen fauchenden Schrei und mehrere unterschiedliche Zischlaute aus und alarmierte so eine zweite Wache, die sich jetzt ebenso vorsichtig wie behände einen Weg durch das Eierlabyrinth bahnte.

Auch die Wachen oberhalb der Eier wurden jetzt aufmerksam. Während einige von ihnen die Rampe in die zerstörte Halle hinuntereilten, verschwanden anderen in den Gängen, die von der Balustrade irgendwo hin führten. Ob um Verstärkung zu holen oder um sich aus dem Staub zu machen, falls es Ärger gab, war Abbefaria herzlich egal. Obwohl ihn seine Neugier schier umbrachte, zwang er sich, dem schlüpfenden Welpen den Rücken zu kehren und, so schnell er konnte, wieder zu den andere zurückzukehren. Sie hatten nur ein schmales Zeitfenster, das es auszunutzen galt.
 

Die drei Abenteurer hetzen die steile Rampe hinauf, während unter ihnen der Tumult um den schlüpfenden Drachenwelpen lauter wurde. Anscheinend hatten die Brutwachen bei ihrem panischen Verhalten noch mehr der Eier angestoßen, so dass jetzt hier und dort ein Schlürfen und Reißen der aufplatzenden Eierschalen zu hören war, das sich kurz darauf mit den wimmernden, quakenden Schreien der Jungdrachen mischte.

„Na in deren Haut möchte ich jetzt nicht steckten.“, grinste Schakal, als sie sich in einen der Seitengänge gerettet hatten und von dort das unten stattfindende Spektakel begutachteten. „Die Idee hätte von mir sein können. Gut gemacht, Elf.“

Abbefaria warf dem Zwerg einen langen Blick zu und trabte dann los in die Dunkelheit. Er erwartete nicht, dass der Zwerg verstand, dass ihm das Ganze alles andere als leicht gefallen war. Er hatte gespürt, dass die Eier noch nicht reif waren. Die geschlüpften Jungen würden nicht überleben und früher oder später elendig zugrunde gehen. Es war keine Tat, auf die er besonders stolz war, auch wenn es sich bei den Jungtieren um schwarze Drachen gehandelt hatte.
 

Sie passierten eine Halle, in der ein Ork militärische Befehle brüllte, gefolgt von dem vielfachen Gebell der Rekruten. In kleinen Gruppen absolvierten schwer bewaffnete und mit Panzerrüstungen ausgestattete Orks Waffen- und Zielübungen. Abbefaria klingelten die Ohren von den Kampfschreien der Orks, deren Kampftaktik so ganz anders war als die der Nachtelfen. Was ihre Krieger an Schnelligkeit und Geschick aufboten, erreichten die Orks durch Kraft und rohe Gewalt. Jeder der wuchtigen Hiebe, der sein Ziel traf, würde es unweigerlich in zwei Hälften spalten. Der Druide schauderte bei dem Gedanken, sich einmal gegen eine solche Kampfmaschine zur Wehr setzen zu müssen.
 

„Hier entlang.“, wisperte Schakal und deutete auf einen nur schwach beleuchteten, von Steinen und Unrat übersäten Gang. „Mir scheint, dieser Weg wird nicht besonders häufig benutzt.“

Den Grund dafür fanden sie kurz darauf, als sie vor einer Sackgasse standen. Der ohnehin schon enge Gang war hier vollkommen verschüttet worden und ein Durchkommen schlichtweg unmöglich.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Magenta. Die Hexenmeisterin schien erschöpft zu sein. Mit Sorge betrachtete Abbefaria die tiefen Schatten, die unter ihren Augen lagen. Kurz entschlossen verwandelte er sich zurück und drückte seine Geliebte sanft auf einen Steinhaufen.

„Du wartest hier, während Schakal und ich die Lage erkunden.“

„Das kommt überhaupt nicht in Frage.“, begehrte Magenta auf. „Hör endlich auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Ich bin nicht aus Zucker. Außerdem: Was soll ich denn machen, wenn mich eine Patrouille hier findet? Lächeln und Winken?“

Abbefaria machte ein Gesicht, als hätte sie ihn geschlagen. „Also schön, du kannst mitkommen.“

„Oh, wie überaus freundlich.“, antwortete sie verschnupft. „Manchmal habe ich das Gefühl, es wäre dir am liebsten, wenn ich zu Hause geblieben wäre.“

Abbefaria wusste, dass sie damit der Wahrheit sehr nah kam. Zu nah, als dass er ihr noch hätte eine glaubhafte Ausrede anbieten können. Er lächelte entschuldigend und legte den Kopf schief. „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.“, erklärte er.

„Ich kann aber gut auf mich selber aufpassen.“, schnappte die Hexenmeisterin und wollte noch etwas hinzufügen, als ihre Augen plötzlich schmal wurden. „Wo ist Schakal?“

Alarmiert drehte sich jetzt auch Abbefaria um, doch dort, wo der Zwerg hätte sein sollen, befand sich nicht mehr als leere, abgestandene Luft.
 

Oh dieser verflixte Zwerg, fluchte Abbefaria innerlich. Er winkte Magenta, ihm zu folgen und schlich dann vorsichtig zum Ende des Ganges, wo er sich gegen die Wand presste und dann Stückchen für Stückchen auf die Ecke zuschob. Er wollte gerade den Kopf nach vorn beugen, um zu sehen, ob der Gang frei war, als eine gedrungene Gestalt um die Ecke bog und mit voller Wucht gegen ihn prallte.

Der Nachtelf keuchte, als sich ein schwerer Kopf in seine Magengrube bohrte und gab einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich. Instinktiv riss er das Knie nach oben und hatte das Gefühl, mit seinem Schienbein gegen einen Stein zu treffen. Magenta hinter ihm schrie spitz auf…und brach dann in prustendes Gelächter aus.

„Aye, seid Ihr noch ganz bei Trost?“, wetterte Abbefarias Gegenüber, das sich erstaunlicherweise als Schakal herausstellte. „Erst schreit ihr beiden fast den ganzen Blackrock zusammen, dann lässt man euch mal eine Minute allein und kriegt zur Begrüßung gleich einen Tritt, der ein Pferd entmannt hätte. Zum Glück sind Zwerge ja robuster gebaut als Pferde. Und vor allem niedriger.“

„T-tut mir wirklich leid.“, stotterte Abbefaria und rieb sich unauffällig sein schmerzendes Schienbein. „Ich dachte, Ihr wärt ein Ork.“

„Wohl kaum.“, knurrte der Zwerg. „Aber da ihr ja offensichtlich fertig gestritten habt, beeilt euch mal ein bisschen. Ich will euch nämlich was zeigen.“
 

Abbefaria und Magenta folgten dem Zwerg, der sie einen Gang entlang führte, welcher auf einer kleinen Plattform endete. Unter ihnen gähnte ein schier endloser Abgrund, in dessen Tiefen sehr, sehr weit entfernt die dunkelrote Lava glühte. Doch der Nachtelf hatte keinen Blick für die schwindelerregende Tiefe oder gar die zwei Orkleichen, die am Rand des Abgrunds lagen und offensichtlich einen schnellen Tod durch zwei Kurzschwerter gestorben waren. Sein Blick ruhte auf einer kleinen, reglosen Kreatur, die vor den beiden auf dem Boden lag.

„Das…das ist.“, begann er, doch die Unglaublichkeit von Schakals Entdeckung ließ sich nicht in Worte fassen.

Der Zwerg trat neben ihn und nickte traurig. „Ich habe ihn hier gefunden, als sie ihn gerade in die Tiefe werfen wollten. Sein Name ist Awbee.“
 

Vor ihnen auf den kahlen Felsen lag der malträtierte Körper eines blauen Drachenwelpen. Es sah aus, als hätte jemand ein Stück des Himmels herausgerissen und in einen dunklen Abgrund geschleudert. Die weißen Bauchschuppen waren mit Blut verkrustet und hoben sich nur noch schwach. Aus der kurzen Schnauze entfloh jetzt, da sie näherkamen, ein schwaches Wimmern. Einer der kurzen Flügel schien gebrochen und hing nutzlos an seiner Seite. Abbefaria ließ sich auf die Knie sinken und streckte vorsichtig die Hand nach dem verletzten Wesen aus.

Awbees Körper war eine einzige große Wunde, doch Abbefaria zögerte, seine heilenden Energien auszusenden. Er war sich nicht sicher, wie der Drache darauf reagieren würde. Vorsichtig sandte er seinen Geist aus und erschrak, als der Geist des Welpen oder vielmehr das, was noch davon übrig war, darauf reagierte. Etwas Furchtbares hatte das Innerste Wesen der kleinen Kreatur zerfetzt und dabei ein noch viel größeres Loch hinterlassen, als die Waffen seiner Peiniger es hatten tun können. Das Herz des Druiden zog sich zusammen, weil er plötzlich mit unumstößlicher Sicherheit wusste, dass sie nichts mehr für den kleinen Kerl würden tun können. Mit zitternden Fingern berührte er den blauen Drachenleib und sandte trotzdem einen Heilzauber aus, um wenigstens die Schmerzen des Wesens zu lindern.
 

Das Rasseln im Atem des Drachenwelpen wurde leiser, die Atemzüge tiefer und gleichmäßiger und seine kleineren Wunden schlossen sich. Bange Augenblicke wartete der Druide ab, bis der Welpe schließlich die Augen aufschlug.

„Ich danke Euch, Nachtelf.“, flüsterte Awbee schwach.

„Du solltest nicht sprechen.“, sagte Abbefaria sanft und versuchte den Kopf des Drachenwelpen etwas bequemer hinzulegen. Er erntete einen Schmerzenslaut und ließ die Hände wieder sinken.

„Ich muss aber.“, keuchte der Drachenwelpe. Schmerz lag in seinen Augen und die kurze, runde Schnauze erbebte. „Mein Schwarm muss erfahren, was geschehen ist.“

„Wer hat dir das nur angetan?“, fragte Magenta, die sich jetzt ebenso wie Schakal neben Abbefaria gekniet hatte. In den Augen der Hexenmeisterin sah Abbefaria ein verräterisches Glitzern.
 

Der kleine Drache schloss die Augen, während seine Stimme leise und stockend zu erzählen begann.

„Die Drachenreiter kamen in der Nacht auf den Rücken des schwarzen Schwarms. Sie schlugen schnell und unbarmherzig zu, entrissen junge Welpen wie mich dem sicheren Gelege unserer Mutter und entflohen im Schutz der Dunkelheit. Keiner von uns wusste, wohin sie uns bringen würden, und niemand hätte das Grauen erahnen können, das uns erwartete.“

Awbee zitterte und seine Augenlider flatterten, als würden sie das damals Erlebte noch einmal vor sich sehen. „Man brachte uns in ein Labor und er, der sich selbst der Herr des Blackrocks nennt, er benutze uns für seine Experimente.“

„Nefarian.“, entfuhr es Abbefaria. „Wir kamen hierher um einen Weg zu finden, seine Schwester Onyxia zu stürzen.“

Ein schmales, bitteres Lächeln erschien auf der Schnauze des kleinen, blauen Drachen. „Onyxia ist machthungrig und grausam, doch Nefarian ist wahnsinnig. Er brachte viele Welpen hierher. Welpen aller Schwärme inklusive seiner eigenen Kinder. Er versucht…“, ein Hustenanfall erschütterte den kleinen Körper und Abbefaria ließ erneut einige heilende Energien in den geschundenen Körper fließen.

„Nefarian versucht eine neue Drachenart zu erschaffen, die chromatischen Drachen. In ihnen will er die Fähigkeiten aller Schwärme vereinen und benutzt dazu die Essenz von uns Drachenwelpen. Unsere gebrochenen Körper überlässt er danach seinen Lakaien, um sie zu beseitigen. Das geschieht jedoch nicht, ohne dass diese Monster vorher noch das letzte bisschen Leid und Qual aus uns herausfoltern. Was immer dann noch von uns übrig ist, lässt man von den Hunden zerreißen oder wirft es in die glühende Lava, wo wir, abhängig von unserer Art, langsam oder schnell zugrunde gehen.“
 

Magenta hatten die Hand vor den Mund geschlagen und auf Schakals Gesicht mischten sich Wut mit Abscheu und Ekel. Ein perfektes Abbild dessen, was Abbefaria fühlte.

„Das ist schrecklich.“, brachte er schließlich hervor. „Wie können wir…ist da irgendetwas dass wir für dich tun können?“

„Für mich ist es längst zu spät, Nachtelf.“, flüsterte Awbee, dessen Augen jetzt wieder geöffnet waren. „Ich werde hier sterben. Doch seid gewiss, dass Ihr mich vor einem weitaus schlimmeren Schicksal bewahrt habt. Aber ich bitte Euch um einen Gefallen. Reist nach Kalimdor in die eisigen Weiten von Winterspring. Mein Schwarm lebt dort zurückgezogen in den blauen Eishöhlen von Mazthoril. Ihr werdet auf dem Boden der Höhle blauleuchtende Runenkreise finden. Nehmt diese Schuppe von mir und betretet einen der Kreise. Er wird Euch zu unserer Matriarchin Haleh bringen. Gebt ihr die Schuppe, und sie wird Euren Worten Glauben schenken.“

Die Stimme des kleinen Drachen war inzwischen zu einem fast unhörbaren Flüstern herabgesunken. „Reist nach Kalimdor und findet den blauen Schwarm. Haleh wird wissen, was zu tun ist.“
 

Das leise Geräusch erstarb und Abbefaria wusste, dass dies das Letzte sein würde, was sie von dem Drachenwelpen erfahren würden. In der Hand des Nachtelfen lag eine glitzernde, kobaltfarbende Schuppe. Er presste die Kiefer aufeinander und schloss die Hand darum, während er dem kleinen Drachen ein stilles Versprechen gab. Seine Familie würde erfahren, was aus Awbee und seinen Geschwistern geworden war und gemeinsam würden sie versuchen einen Weg zu finden, diesen Wahnsinn aufzuhalten.
 


 


 

Magenta legte Abbefaria die Hand auf die Schulter. Ihn in dieser Verfassung zu sehen war ihr unerträglich. Stumm beobachteten sie, wie Schakal den toten Körper nahm und in den verschütteten Seitengang brachte.

„Komm, wir müssen weiter.“, sagte sie sanft, der vorangegangenen Streit vergessen.

„Und das ein bisschen plötzlich, wenn ihr mir die Bemerkung gestattet.“, mischte sich Schakal ein. „Da kommt jemand und zwar schneller, als uns lieb sein kann.“
 

Erschrocken sprangen Magenta und Abbefaria auf. Die scheppernden Geräusche von Waffen und schweren Stiefeln, die auf massiven Fels trafen, drangen an ihre Ohren. Laute Rufe und Befehle in der rauen Sprache der Orks hallten durch die Gänge, dicht gefolgt von geisterhaften Schatten, die im Fackelschein ihren Besitzern an den Wänden vorauseilten.

„Schnell, mir nach!“, rief Schakal und winkte den beiden, ihm zu folgen.
 

Die drei Abenteurer rannten einen der grauen Gänge entlang. Immer wieder mussten sie dabei geborstenen Bodenplatten und kleineren Trümmerhaufen ausweichen. Ratten flüchteten vor ihnen in die Schatten, während die Bedrohung durch die herannahenden Truppen immer dichter herankam. Sie hetzten Treppen hinauf und Rampen hinunter, schossen in einen Gang, nur um kurz darauf umzudrehen und vor den herannahenden Schatten in die andere Richtung zu flüchten.

Ich komme mir schon selbst vor wie eine Ratte, schoss es Magenta durch den Kopf, als sie an einer Kreuzung Halt machten um zu lauschen, woher die Geräusche kamen. Das steinerne Labyrinth war zur Todesfalle geworden.

„Sie sind überall.“, keuchte Abbefaria, während seine langen Ohren panisch zuckten. „Was jetzt?“

„Lasst mich nachdenken.“, knurrte Schakal und begann, die Wände mit den Augen abzutasten.

„Schnell.“, verlangte Magenta und sie bemerkte selbst, dass ihre Stimme dabei einen hysterischen Unterton hatte. „Sie kriegen uns.“

Schakal brummte etwas Unverständliches in der Sprache der Zwerge, dass ebenso ein Gebet wie ein Fluch sein mochte. Magenta war versucht, ihn an den Schultern herumzureißen und zu schütteln.

„Schneller!“

„Ja doch, ja.“, fauchte der Zwerg. „Hier muss es irgendwo…ah da.“

Magenta sah nicht, was er tat, doch mit irgendeinem versteckten Handgriff löste er einen Mechanismus aus, der ein Stück der Wand vor ihnen zur Seite rücken ließ. Dahinter gähnte ein schwarzes Loch.

„Rein da, wenn euch euer Leben lieb ist.“, befahl der Zwerg und stürzte selbst kopfüber voran ins Dunkle.

Magenta zögerte einen Augenblick lang, bevor sie von kräftigen Händen gepackt und kurzerhand in das Loch geschoben wurde. Abbefaria schubst sie weiter vorwärts, bevor er ihr folgte. Hinter ihm schloss sich die Geheimtür wieder mit einem Scharren.

„Leise jetzt!“, wisperte Schakal irgendwo vor Magenta. „Wenn Sie uns hören, ist alles aus.“
 

Schwere Schritte ließen den Gang erzittern und Erdbrocken rieselten von oben auf Magentas Gesicht. Sie unterdrückte einen Aufschrei und presste sich selbst die Hand vor den Mund. Dabei biss sie sich kräftig in den Finger und der scharfe Schmerz kämpfte die aufsteigende Panik nieder. Trotzdem hatte sie das Gefühl, ihr Herz sei ein Amboss, auf dem ein wildgewordener Zwerg seinen Hammer schwang. Es war unmöglich, dass die Orks, die jetzt direkt vor der Geheimtür standen, sie nicht hörten.

Unendliche Augenblicke verharrten sie in der undurchdringlichen Finsternis, während draußen die Orks wie Bluthunde herumliefen, denen auf einmal das Wild abhanden gekommen war. Das Geräusch von Metall auf Stein mischte sich mit den Wutschreien eines Orks. Magenta vermutete, dass es sich dabei um einen der Kommandanten handeln musste. Wahrscheinlich stauchte er gerade seine Untergebenen zusammen. Die Hexenmeisterin konnte sein vor Wut verzerrtes, graues Gesicht förmlich vor sich sehen, wie er mit gebleckten Hauern und glühenden Augen Amok lief. Ein letzter, gebellter Befehl ließ die Truppe vor der Tür schließlich abrücken, um in einem anderen Gang nach der verlorenen Beute zu suchen. Die leiser werdenden Schritte mischten sich mit einem dreifachen Aufatmen.
 

„Das war verdammt knapp.“, murmelte Schakal. „Aber noch wurde das hier von Zwergen erbaut, auch wenn es diese erbärmlichen Dunkeleisenfeiglinge waren. Echte Wertarbeit zahlt sich eben aus.“

„Wo sind wir?“, fragte Abbefaria hinter Magenta und sie konnte das Leder seiner Rüstung knirschen hören, als er sich in eine bequemere Position schob.

„Geheimgang.“, erwiderte Schakal knapp. „Wir sollten herausfinden, wohin er führt. Das ist alles in allem sicherer, als wieder den Fuß nach draußen zu setzen. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie Späher zurückgelassen hätten. Also los, ich gehe voran.“
 

Gehen hielt Magenta allerdings für eine etwas übertriebene Darstellung dessen, was sie anschließend taten. Wobei sie zugeben musste, dass Schakal in dem Gang durchaus aufrecht gehen konnte. Sie und Abbefaria hingegen musste sich damit begnügen, auf Händen und Füßen hinter dem Zwerg her zu kriechen, wie die Hexenmeisterin nach einer schmerzhaften Begegnung mit der Decke hatte feststellen müssen. Aber immerhin wusste sie, wohin sie kriechen musste. Schakal hatte aus den Tiefen seiner Taschen einen leuchtenden Bergkristall hervor gezaubert und bildete somit einen wankenden und schwankenden Fixstern, dem Magenta wohl oder übel hinterher krabbelte.

„Wie lang ist dieser scheußliche Gang?“, murrte Abbefaria hinter ihr.

„Keine Ahnung.“, lautete die ernüchternde Antwort ihres Führers. „Wenn wir Pech haben, kommen wir irgendwann in Ironforge heraus.“

Ein darnassischer Fluch drang durch die stickige Luft, deren Aroma zunehmend erdiger wurde. Konnte es tatsächlich sein, dass sie sich aus dem Blackrock heraus bewegten? Mit Schaudern stellte Magenta sich vor, wie lange sie wohl unterwegs waren, sollte das der Fall sein. Sie würden vermutlich verhungert und verdurstet sein, bevor sie ihr Ziel erreichten.

„Irgendwie habe ich mir mein Ende etwas anders vorgestellt.“, murmelte sie halblaut vor sich hin. Die Steinplatten unter ihren Händen hatten sich schon vor einiger Zeit zu festgetretener Erde gewandelt.

„So leicht wird hier nicht gestorben.“, versuchte Schakal sie zu beruhigen. „Obwohl ich zugeben muss, dass sich mir der Sinn dieses Gangs nicht recht erschließen will. Solche Gänge führen eigentlich meist nur ein paar Tunnel lang, um sich entweder zurückzuziehen oder einem flüchtenden Gegner den Weg abzuschneiden. Sie werden ja wohl kaum versucht haben, hier Bergbau zu betreiben.“

„Psst.“, machte Abbefaria auf einmal. Magenta und Schakal blieben stehen und drehten sich so gut sie konnten, zu ihm herum. Im fahlen Licht des Bergkristalls wirkten die Züge des Nachtelfen seltsam fremdartig und seine Augen leuchteten wie die einer Katze in der Nacht.

„Hört ihr das?“, fragte er und hob lauschend den Kopf.

„Was?“, fragte Magenta, die außer ihrem eigenen, leicht keuchenden Atem nichts hören konnte.

„Irgendetwas ist dort vorne.“, murmelte der Nachtelf. „Ich weiß nicht, aber es klingt wie…Atmen.“

„Atmen?“, kiekste Magenta. Bilder von Riesenratten und gigantischen Maulwürfen schossen ihr durch Kopf.

„Ich kann mich auch irren, aber…“, begann Abbefaria und verstummte bedeutungsvoll.
 

Die entstandene Stille gefiel Magenta nicht. Vor allem, weil sie das Geräusch, das Abbefaria gemeint hatte, plötzlich auch hörte. Es klang wie ein riesiger Blasebalg.

„Das gefällt mir nicht.“, sagte jetzt auch Schakal. Das Gesicht hinter seinem Bart wirkte grimmig entschlossen. „Aber uns bleibt sowieso nicht viel anderes übrig, als diesen Gang weiter zu gehen. Wenn wir Glück haben, führt er uns ja vielleicht direkt in Drakkisaths Schlafgemach.“

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend kroch Magenta weiter, während das Geräusch um sie herum lauter und lauter wurde. Dieser Blasebalg schien gigantische Ausmaße zu haben.

„Dort vorne endet der Gang.“, sagte Schakal und sogleich erlosch das Licht des Bergkristalls, als der Zwerg ihn wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. „Seid vorsichtig und leise.“

Die Hexenmeisterin sah die buchstäbliche Hand vor Augen nicht mehr. Tapfer kroch sie trotzdem weiter, bis das Gefühl der Enge um sie herum der plötzlichen Leere und Kühle einer riesigen Halle wich. Magenta war sich zumindest relativ sicher, dass sie in etwas von hallenartigen Ausmaßen stehen musste. Allerdings hätte sich auch ein bodenloser Abgrund oder die gesamte orkische Armee des Blackrocks neben ihr befinden können, sie hätte sie nicht gesehen. Panik begann in ihrer Brust aufzusteigen.

„Finster wie ein Bärenarsch.“, brummelte Schakal irgendwo neben ihr. Etwas klapperte und schabte über den Stein. Magentas Kopf ruckte herum und bevor sie es sich recht überlegt hatte, kam ihr schon Pizkols Beschwörungsformel über die Lippen.

„Pizkol, Licht!“

„Ach, darf ich also mal wieder Laterne spielen.“, nölte der Wichtel zu Begrüßung und ließ seine Flammen heller brennen.

Abbefaria, der gerade hinter ihr aus einem Loch in der Wand gekrochen war, schirmte die Augen mit der Hand gegen die plötzliche Helligkeit des Wichtelfeuers ab.

„Bist du verrückt geworden?“, fragte er und wollte offensichtlich noch etwas hinzufügen, als sein Blick auf etwas hinter Magenta fiel. Ein Ausdruck völliger Fassungslosigkeit erschien auf seinem Gesicht.

„Was…“, begann die Hexenmeisterin, bevor sie sich ebenfalls herumdrehte und ihr der Rest der Frage im Halse stecken blieb.
 

Vor ihnen lag ein riesiges, zweiköpfiges Biest, das Magenta an eine sehr dicke Bulldogge erinnerte. Seine Haut war wulstig und voller Geschwüre und auf seinem Rücken lief eine züngelnde Flammenspur entlang, die seinen Körper in düsteres Rot tauchten. Seine Pfoten hatte die Ausmaße von Pferdefuhrwerken, aus dem zweifachen Maul blies er heißen, stinkenden Atmen über sie hinweg und die vier erstaunlich kleinen Ohren ruckten entnervt hin und her, weil irgendjemand in seiner Höhle ohrenbetäubend schrie. Als Magenta endlich bemerkte, dass sie die Verursacherin des Schreis war, klappte sie den Mund schnell wieder zu und hielt automatisch die Luft an.

Das Untier grunzte und schmatzte, gähnte doppelt herzhaft, wobei es den Abenteurern einen fabelhaften Blick auf jeden seiner mehlsackgroßen Zähne gönnte, und legte dann die Köpfe wieder auf die Pfoten, um friedlich weiter zu schnarchen.

„Was…was ist das?“, flüstere Abbefaria. Er trat neben Magenta und legte seinen Arm um sie.

„Wenn mich nicht alles täuscht, ein Kernhund.“, antwortete Schakal. „Aber ich kann mir bei besten Willen nicht vorstellen, was dieses Vieh hier macht. Die leben normalerweise mitten in Strömen aus feuriger Magma irgendwo weit unten im Blackrock.“

„Jemand scheint versucht zu haben, ihn anzuketten.“, sagte Magenta. Abbefarias Gegenwart hatte ihr rasendes Herz inzwischen ein wenig beruhigt. „Seht doch, da hängt eine zerrissene Kette an seinem Hals und die Stacheln dort gehören zu einem Halsband.“

„Was auch immer sie mit ihm vorhatten“, entgegnete Schakal, „Ich glaube, es ist besser, wenn wir von hier verschwinden. Dort hinten scheint es einen Ausgang zu geben.“
 

Vorsichtig und darauf bedacht, keine lauten Geräusche zu machen, wandten die drei sich zum Gehen. In der Ferne schimmerte ein heller Fleck, der Sicherheit versprach. Ein unförmiges Loch in der steinernen Mauer des Gefängnisses der Bestie, hinter dem ein graues Zwielicht die vollkommene Finsternis ersetzte. Wenn sie es dorthin schafften, ohne dass der Kernhund erwachte, waren sie gerettet.

„Hallo!“, rief eine Stimme.

„Psst.“, machte Schakal und sah Magenta böse an.

„Ich war das nicht.“, wehrte die Hexenmeisterin entschieden flüsternd ab. Die beiden drehten sich zu Abbefaria herum.

„Hallo! Ist da jemand?“

Die Lippen des Nachtelfen hatten sich nicht bewegt und er sah ebenso überrascht aus wie sie.

„HALLOOOO!“
 

Die drei Abenteurer fuhren zu dem schnarchenden Kernhund herum. Die Stimme war von dort gekommen.

„Können diese Tiere sprechen?“, fragte Abbefaria und Schakal verneinte.

„Ich sehe aber niemanden.“, wisperte Magenta. „Wer hat da gerufen?“

„Hallo? Mein Name ist Finkle Einhorn Kann mich jemand hören? Ich stecke hier drinnen fest.“

Die Bestie hatte inzwischen aufgehört zu schnarchen und ihre Ohren zuckten wieder. Es fehlte nicht viel und sie würde erwachen. Vermutlich ziemlich schlecht gelaunt. Und hungrig.

„Was machen wir jetzt?“, quiekte Magenta erschrocken.

„Rennen, was sonst?“, erwiderte Schakal und wollte schon Fersengeld geben, als Abbefaria ihn am Ärmel zurückhielt. Ärgerlich machte Schakal sich los.

„Was wollt ihr machen, Elf? Ihm etwa ein Schlaflied singen und einen Kauknochen besorgen??“

„So etwas in der Art, ja.“, antwortete der Nachtelf und begann, direkt auf die Bestie zuzugehen. Magenta hört, dass er etwas auf Darnassisch vor sich hinmurmelte, während er die Hände in Richtung des Kernhundes austreckte. Es klang tatsächlich ein wenig wie ein Wiegelied.

„Das klappt doch niemals.“, murrte Schakal, während Abbefaria fast bei dem Untier angekommen war. „Er wird nur umso schneller als Hundefutter enden.“

„Er schafft das schon.“, sagte Magenta und hoffte inständig, dass sie damit auch Recht hatte.
 


 


 

Abbefaria war sich nicht sicher, ob der Zauber, mit dem er normalerweise Wildtiere besänftigte, auch einen Kernhund einlullen würde. Er musste sich einfach zwingen, dem Zauber zu vertrauen, dass dieser das Richtige tun würde.

Als er vor dem Kernhund stand und dieser wie ein riesiger Fleischberg vor ihm aufragte, klopfte Abbefarias Herz bis zum Hals. Trotzdem streckte er vorsichtig die Hand aus und legte sie auf eine der Vorderpfoten des Tiers. Die Haut fühlte sich heiß und trocken an. Außerdem schien sie hart wie Stein zu sein. Er fuhr mit den Finger an den stumpfen Krallen entlang und machte dann einige Schritte um die Pranke herum. Dabei murmelte er unablässig weiter die Weise, die den Hund in Schlaf versetzte. Schließlich wagte er es und beendete das Lied.
 

Die Bestie grunzte im Schlaf und eine seiner Pfoten zuckte. Dann kam Bewegung in das gesamte Tier und Abbefaria musste zurückspringen, um nicht unter einem der Köpfe begraben zu werden, als es sich auf die Seite legte, wo es sofort begann, noch lauter zu schnarchen als zuvor. Mit einem leisen Aufatmen entspannte sich der Druide wieder und schlich lautlos um den Kernhund herum auf die auf die Seite, an der sich sein jetzt ungeschützter Bauch befand.

Dort angekommen legte er die Hand auf die warme Haut und flüsterte: „Hallo? Seid Ihr noch da?“

„Der eisernen Hand im Himmel sei Dank!“, kam es ein wenig dumpf von drinnen. „Endlich kommt hier mal jemand vorbei.“

„Wie im alles in der Welt seid ihr dort hineingekommen, Herr Einhorn?“, fragte Abbefaria.

„Wisst Ihr, das ist eine ulkige Geschichte.“, antwortete der im Bauch der Bestie Gefangene.

„Ich war im geschmolzenen Übergang unterwegs, um meinen neuen Lava-Schutzanzug zu testen. Es lief fantastisch und ich schwamm in der Lava wie ein Fisch im Wasser. Ich probierte mich gerade im Rückenschwimmen, als auf einmal dieses Vieh auftauchte und mich im Ganzen verschluckte. Wenn ich nicht in meinem Lava-Schutzanzug mit dem eingebauten Instant-Nahrungs-Spender gesteckt hätte, wäre es das für mich gewesen. Allerdings sollte ich beim neuen Modell dringend auch noch eine Notfall-Toiletten-Vorrichtung einbauen, wenn Ihr versteht, was ich meine.“

Abbefaria glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. „Ihr wart Rückenschwimmen in geschmolzener Lava mit diesem…diesem Anzug und dann kam auf einmal ein Kernhund und hat euch verschluckt?“ Über den Rest der Erzählung machte er sich lieber keine Gedanken.

„Oh, ein Kernhund also.“, erklang die Stimme von drinnen. „Das erklärt einiges. Ich habe mich schon gefragt, was es wohl war. Habe es bis jetzt ja nur von innen bewundern können. Aber sagt mir, was treibt Euch hier in den Geschmolzenen Übergang?“

„Wir sind nicht mehr im Geschmolzenen Übergang.“, erklärte Abbefaria. „Die dunkle Horde hat den Kernhund gefangen, nachdem er Euch verschluckte, und in die Blackrock-Spitze gebracht. Ich und meine Freunde sind hier, um das Blut von General Drakkisath zu erlangen. Damit wollen wir den Schlüssel zu Onyxias Hort reparieren und sie zur Rechenschaft dafür ziehen, dass sie in der Gestalt von Katrana Prestor beinahe die menschlichen Königreiche der Vernichtung preisgegeben hätte.“

Von drinnen kam ein langes Schweigen.

„Seid Ihr noch da?“, fragte Abbefaria vorsichtig.

„Es mag ja sein, dass Euch meine Geschichte ein wenig fantastisch erscheint, werter Herr.“, war die beißende Antwort. „Aber das ist noch lange kein Grund, mich derart auf den Arm zu nehmen.“

„Aber er sagt die Wahrheit.“, hörte Abbefaria Schakals Stimme hinter sich. Der Zwerg und Magenta waren zu ihm getreten und hatten das Gespräch verfolgt.

„Wir waren auf der Flucht vor Nefarians Truppen, als wir Euch fanden.“, bestätigte Magenta.
 

Eine Weile hörten sie nichts aus dem Bauch des schnarchenden Kernhundes.

„Seid ihr die Einzigen, die hierher kamen?“, kam es nach einer Weile.

„Ja, nur wir drei.“, bestätigte Abbefaria.

„Und da sagt man, ich wäre verrückt.“, murmelte Finkle Einhorn vor sich hin. „Ich gehe wohl Recht in der Annahme, dass Ihr nicht vorhabt, mich hier rauszuholen, oder?“

„Wir würden gern.“, antwortete Abbefaria, bevor Schakal es tun konnte. „Nur wüsste ich nicht, wie wir diesem riesigen Biest, das Euch verschluckt hat, beikommen könnten. Wir haben es jetzt zwar eingeschläfert, aber wir haben keine Waffen, die stark genug wären, um die Haut dieses Ungetüms zu durchdringen. Das heißt, selbst wenn wir einen Weg fänden, es zu töten, wärt Ihr immer noch dort drinnen gefangen.“

„Oh, das ist kein Problem.“, erwiderte der Gnom von drinnen fröhlich. „Ich habe hier drinnen mein Original Finkle Einhorn Kürschnermesser. Das durchdringt sogar Drachenhaut.“

„Drachenhaut sagt Ihr?“ Schakal strich sich den Bart. „So eins könnten wir brauchen. Drakkisath wird sein Blut vermutlich nicht freiwillig herausrücken.“

„Aber wir sollen wir dieses riesige Vieh besiegen.“, zweifelte Magenta. „Wir würden eine Armee brauchen, um es zu töten.“

„Eine Armee sagst du?“ Der Ausdruck auf Schakals Gesicht gefiel Abbefaria immer weniger. Vor allem, weil er ahnte, was der Zwerg vorhatte.

„Vergesst es.“, sagte er und sah dem kleinen Mann fest in die Augen. „Das ist reiner Selbstmord.“

„Das ganze Kommando hier ist Selbstmord.“, entgegnete Schakal. „Sagt mir, ob Ihr einen besseren Plan habt, Freund Nachtelf.“

Abbefaria wollte aufbegehren. Es war ein unheimliches Risiko, bei dem derart viel schief gehen konnte, dass ihm allein beim Überlegen schon schwindelig wurde. Andererseits mangelte es ihm auch an alternativen Vorschlägen.

„Und wer spielt den Lockvogel?“, wollte er wissen, obwohl er die Antwort auf diese Frage längst kannte.

„Na der, der am schnellsten laufen kann.“, erwiderte Schakal und grinste.
 


 


 

Abbefarias Ohr zuckte. Ein Lufthauch wehte den Geruch von Feuern und Orks zu ihm herüber, der seine Sinne zum Kreischen brachte. Alles in ihm schrie danach, sich aus dem Staub zu machen. Allein in dem Raum vor ihm lagerten nicht weniger als fünfzig Krieger und jeder von ihnen brachte mindestens die Kampfkraft von fünf Männern auf. Noch schienen die frühen Morgenstunden die meisten von ihnen träge und dösig zu machen, doch dieser Zustand konnte - und würde - sich binnen Sekunden in eine Welle wilder Wut und Kampfkraft verwandeln. Ein schlafendes Raubtier, das er beabsichtigte am Schwanz zu ziehen.
 

Abbefarias Ohr zuckte wieder. Tief in die Schatten geduckt hockte er als schwarze Katze getarnt am Rand der großen Halle, in der die Orks offensichtlich versucht hatten, die Bestie gefangen zu halten. Die glattgemauerten Wände erweckten in Abbefaria die Vorstellung von Blut und Gedärmen, die mit Hilfe von Wassereimern von ihnen abgewaschen und in das Loch in der Mitte des Raumes gespült wurden. An einer der Wände prangte ein großer Eisenring mit einer Kette, deren Glieder zerschmettert und dann in alle Richtungen versprengt worden waren. Unrat häufte sich in den Ecken, Knochen und Rüstungsteile, allesamt verbeult, verkratzt und verbogen.
 

Der Blick des Druiden irrte über seine Schulter zurück zu der Öffnung in der Wand, hinter der der gigantische Kernhund immer noch friedlich schlummerte. Vielleicht hatte das Tier dort versucht, sich vor seinen Häschern zu verstecken. Vielleicht hatte es die massiven Steinwände aber auch aus schlichter Zerstörungswut heraus zum Einsturz gebracht oder war einer Beute gefolgt, die versucht hatte, durch den Geheimgang zu entkommen. Was immer es auch gewesen war, das Ergebnis war ein riesiger, schwarzer Schlund, der beim Hinsehen größer zu werden schien, bereit jeden zu verschlucken, der sich in seine Nähe wagte.
 

Zwischen den beiden Lagern brannte eine Linie aus Feuerstellen.
 

„Sei vorsichtig.“, hatte Magenta gesagt. „Sie haben den Eingang zur Halle der Bestie mit Teufelsrunen versiegelt. Ein Schritt über die Feuerlinie wird eine magische Entladung auslösen, die dich auf der Stelle töten wird.“

Abbefaria zweifelte nicht an ihren Worten, denn je näher er der Grenzlinie kam, desto stärker wurde das Prickeln auf seiner Haut, das nicht allein von der Hitze der Feuer stammte. Sie hatten gut daran getan, Magenta die Feuer auf Magie zu untersuchen lassen, nachdem Schakal bemerkt hatte, dass ein Tier, das in Magma schwamm, sich wohl kaum von einfachen Feuern abschrecken lassen würde. Deswegen musste Abbefaria die Orks hier herein locken. Erst, wenn ihre Hexenmeister die Barriere senkten, würden er und seine Freunde ins Freie gelangen.
 

Abbefaria seufzte lautlos und verwandelte sich in seine Nachtelfengestalt zurück. Die Aufgabe wurde nicht einfacher und je länger er wartete, desto größer wurden die Chancen, dass irgendetwas schief ging. Es war an der Zeit, den Kampf zu eröffnen.
 

„HEY IHR DA!“, rief er so laut er konnte und bediente sich dabei seiner Muttersprache Darnassisch. „Feiges Gezücht! Maden! Kommt her, wenn ihr Euch traut!“
 

In das Lager jenseits der Feuer kam unversehens Bewegung. Raue Stimmen riefen durcheinander, ein Horn blies Alarm, Waffen wurden scharrend gezogen. Doch die Aufmerksamkeit der Orks richtete sich ausnahmslos auf den anderen Eingang der Vorhalle, den Abbefaria durch die Flammen hindurch mühsam erkennen konnte. Mit einem Eindringling auf dieser Seite der Bannlinie rechnete niemand.
 

Kurzentschlossen griff er nach einem der am Boden liegenden Kettenteile und warf es im hohen Bogen gegen die Bannfeuer. Es zischte und fauchte, ein riesiger Funkenschauer regnete herab und ließ das Gesicht des Nachtelfen rot und gelb aufleuchten.

Ein mehrkehliger Aufschrei antwortete dem Spektakel, als die Orks, die der Barriere am nächsten standen, ebenfalls von den Funken getroffen worden. Voll Hass und Empörung stierten sie auf den Nachtelfen auf der anderen Seite der Feuer, der sie so infam beschimpfte und sie mit unflätigen Gesten verspottete. Sie tobten und schrien durcheinander, reckten die Fäuste und Waffen und brüllten immer wieder ein Wort, das Abbefaria nicht verstand.
 

Eine Gestalt in einer violetten Robe pflügte durch die Reihen der tobenden Krieger, die respektvoll zur Seite wichen. Die roten Augen des Hexenmeisters richteten sich auf Abbefaria und blitzen vor Wut auf. Schwer atmend stand der Ork auf der anderen Seite der magischen Barriere und stieß zähnefletschende Verwünschungen aus.

Abbefaria lachte überheblich und rief: „Was willst du machen? Mich zu Tode starren? Komm her, wenn du dich traust.“

Der Ork legte den Kopf in den Nacken und brüllte. Er reckte die gestreckte Hand gegen die Bannfeuer und begann eine Beschwörung zu rezitieren. Abbefaria konnte fühlen, wie die Magie aus den Feuern wich. Die Wand zwischen ihm und dem Feind bekam Risse und begann zu bröckeln. In wenigen Augenblicken würde sie ganz zusammenbrechen und die Orks über ihn hinweg branden wie ein gestauter Fluss über einen zerborstenen Damm.
 

Abbefaria sah dem Gift und Galle spuckenden Hexenmeister fest in die Augen und grinste. „Na schön, dann fangt mich doch, wenn ihr könnt.“
 

In dem Moment, in dem die Barriere zusammenbrach, wirbelte er herum machte einen Satz nach vorn und verwandelte sich noch im Sprung in seine Raubkatzengestalt. Eine Wurfaxt zerschnitt die Luft, wo sich eben noch sein Hals befunden hatte, und ein Streitkolben krachte an die Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte. Abbefaria zögerte nicht und sprintete, so schnell ihn seine Pfoten trugen, in Richtung des schwarzen Loches in der Wand. Brüllend und waffenschwingend rollte die Angriffswelle der Orks hinter ihm her, immer kurz davor ihn zu erfassen und in die ewige Finsternis zu ziehen. Irgendetwas traf ihn am Rücken und brachte ihn fast zu Fall, doch er balancierte den Fehltritt in letzter Sekunde aus und lief danach nur umso schneller. Langsam verbreiterte sich sein Vorsprung zu der Masse der kriegstrunkenen Orks, die ihm blind vor Wut und Blutgier nachjagten.
 

Kurz bevor er das Loch in der Wand erreicht, verwandelte Abbefaria sich wieder zurück und rief: „Jetzt! Weckt ihn auf!“

Nur ein Blizeln später warf er sich in die Finsternis auf der anderen Seite, zog den Kopf ein und schickte ein Stoßgebet an Elune. Ihr Schicksal lag jetzt in den Händen von höheren Mächten.
 


 


 

„Jetzt! Weckt ihn auf!“
 

Abbefarias Ruf war das Signal für Magenta, die sich mit Schakal in der Nähe des geheimen Gangs versteckt hielt. Als sie ihn hörte, sandte sie einen Schattenblitz direkt gegen die Schnauze des Kernhundes, bevor sie wieder in Deckung ging. Das monotone Schnarchen des Tiers verstummte abrupt und mit einem Grollen, das den Ausbruch eines kleinen Vulkans hätte ankündigen können, erwachte die Bestie zum Leben. Ihr Blick fiel auf die hereinstürmende Horde grauhäutiger Orks und das Grollen wurde noch eine Spur tiefer. Die Flammen auf seinem Rücken loderten hell auf, glühender Geifer tropfte ihm aus dem Maul und die feurigen Augen unter den wulstigen Augenbrauen glühten voller Mordlust auf, als er in den Heranstürmenden diejenigen erkannte, die ihn hier eingesperrt hatten.

Wäre Magenta an Stelle der Orks gewesen, wäre sie spätestens in diesem Moment schreiend umgedreht und hätte mir gerafftem Rocksaum das Weite gesucht. Die rasende Horde jedoch wich selbst dann nicht zurück, als der Kernhund sich auf die ersten Krieger stürzte und sie unter seinen riesigen Pranken zermalmte. Drei weitere wurden von einem der Köpfe mit nur einem einzigen Biss in zwei Hälften geteilt, während der andere Luft holte und einen Teil der Truppe mit einem Schwall heißer Lava eindeckte. Kampfrufe und Waffengeklirr mischten sich mit Schmerzens- und Todesschreien.

Binnen kürzester Zeit hatte die Bestie die heranstürmenden Truppen um mindestens ein Drittel dezimiert, doch die Orks wichen nicht zurück und drangen im Gegenteil mit jedem fallenden Krieger härter auf den Kernhund ein. Einer von ihnen landete einen Treffer gegen die empfindlichen Nasenlöcher, als sein Kamerad neben ihm gerade zerbissen wurde. Die Bestie jaulte auf und fegte den Ork mit einem Prankenhieb beiseite. Sofort setzte der nächste Ork nach und hieb mit seiner Axt auf die Standpfote der Bestie ein. Mit einem Ächzen brach der Kernhund in die Knie.

„Nein, sie besiegen das Vieh.“, ächzte Schakal.

„Dann müssen wir eingreifen.“, bestimmte Magenta, der die Bestie plötzlich leid tat. Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte die Hexenmeisterin vor und stürzte sich ebenfalls in die Schlacht.
 

Den ersten Ork, der vor ihr auftauchte, ließ sie in Flammen aufgehen. Als brüllende Fackel stürzte er ins undurchdringliche Dunkel. Alarmiert fuhr der nächste, grauhäutige Krieger herum und hieb mit seinem Breitschwert nach der Hexenmeisterin. Magenta sprang zurück und platzierte einen Schattenblitz mitten zwischen seinen Augen. Der Ork wankte und brüllte seinem Schmerz und seine Wut heraus. Ein Schwertstreich gegen seine Kehle beendete seinen Kriegsschrei und sein Leben.

„Hinten bleiben, Liebchen.“, fuhr Schakal die Hexenmeisterin an. „Der Nachtelf verzeiht mir das sonst nie.“

Magenta wollte noch etwas erwidern, doch da hatte sich Schakal schon auf den nächsten Orks gestürzt. Ein Schnitt durch die Fesseln brachte den Koloss zum Wanken, ein Tritt und ein Schwertstoß seinen Tod. Zwei weitere Krieger fielen auf ähnliche Weise, bis einer der Orks das Treiben bemerkte und sich mit einem bestialischen Brüllen auf den Zwerg stürzte. Plötzlich flog ein schmaler Schatten durch die Luft und brachte den Ork zu Fall. Weißes Mondlicht blitzte auf und blendete den Ork, bevor es seinem Schädel zum Platzen brachte.

„Wir müssen raus hier.“, erklärte Abbefaria ohne Umschweife. Er duckte sich unter dem Axtstreich eines Kriegers hindurch. Dornenranken schossen aus dem aufgewühlten Boden hervor und wickelten sich um die Kehle des Unglücklichen und strangulierten ihn. Röchelnd brach er zu Füßen des Nachtelfen zusammen, die Augen noch immer voller Wut auf die Eindringlinge gerichtet.

„Los jetzt!“
 

Der Druide sprang mit traumwandlerischer Sicherheit über die Felsbrocken und Bodenwellen, während er Magenta kurzerhand mit sich riss. Stolpernd versuchte die Hexenmeisterin Schritt zu halten, als ihr Blick auf eine Gestalt in einer violetten Robe fiel, die am Rand des Geschehens stand und beschwörend die Hände erhoben hatte.

„Lass mich los!“, protestierte Magenta und stemmte die Hacken in den unebenen Untergrund. „Der Hexenmeister. Wenn er fällt, werden sie sich zurückziehen.“

Abbefaria rief etwas, doch Magenta ignorierte ihn. Stattdessen riss sie ihren Rucksack vom Rücken und wühlte darin herum, bis ihre Hand sich um einen langen, glatten Gegenstand legte. Erleichtert zog sie die Beschwörungsrute hervor und murmelte die Formel zur Beschwörung ihres Teufelsjägers.

Sloojhom erschien mit einem kehligen Knurren und seine magiesaugenden Tentakel richteten sich gierig auf. Er war schon lange nicht mehr gefüttert worden.

„Schnapp ihn dir!“, rief Magenta. Der Teufelsjäger ließ sich das nicht zweimal sagen und griff an.
 


 

Der orkische Hexenmeister sah die Bedrohung in seinem Rücken nicht kommen. Er war darauf konzentriert, den außer Kontrolle geratenen Kernhund mit Flüchen und Zaubern einzudecken, die den Truppen eine Chance geben sollten, ihn zu besiegen. Plötzlich schoss ein braunroter Umriss aus dem Dunkel hervor und schnappte mit scharfen Zähnen nach seinem Arm. Schlangengleiche Tentakel saugten sich an seiner Brust fest und er spürte, wie gleich darauf seine magische Macht schwand. Der Ork knurrte, packte eines der Tentakel und riss es von seiner Brust. Den scharfen Schmerz ignorierend drosch er mit der geballten Faust auf den Kopf des Dämons ein, der ihn angefallen hatte. Etliche der schwarzweißen Rückenstacheln bohrten sich in seine Hand und brachen ab. Grüne Flüssigkeit topfte daraus hervor und besudelte seine Robe.

Wie aus dem Nichts erschienen auf einmal unzählige Fliegen. Sie umschwärmten den Ork, krochen ihm in Augen, Mund und Nase. Sie erstickten seinen Schrei und ließen ihn blind umhertaumeln. Der Teufelshund schnappte zu und verbiss sich in der Kehle des Hexenmeisters. Gurgelnd brach der Ork zusammen. In diesem Moment heulte der Kernhund triumphierend auf und brach mit neuer Kraft über die sich verzweifelt wehrenden Orkkrieger herein. Ein Ruf des Rückzugs schallte über das Schlachtfeld, dass inzwischen von verstümmelten und verbrannten Leichen bedeckt war.
 

Buchstäblich von wilden Hunden gehetzt flüchteten die Orks in Richtung der vermeintlich sicheren Barriere. Doch dort angekommen, wurde der erste Hexenmeister, der die magische Mauer erneut errichten wollte, von einem fremden Dämon angefallen. Ein Zweiter starb durch einen geschickt platzierten Wurfdolch, während ein dritter schlichtweg unter den Füßen seiner flüchtenden Kameraden zertrampelt wurde. Ihnen folgte ein knurrender, Lava speiender Alptraum, der wild um sich biss und alles tötete und verschlang, was das Pech hatte, sich in seiner Reichweite zu befinden.
 

Kriegsgebrüll und Schreie der Gefallenen hallten durch die Gänge, Wachen stürmten herbei und flohen kurz darauf wieder in die entgegengesetzte Richtung. Drachenbruten in aufwendigen Rüstungen mischten sich unter diejenigen, die versuchten, die Bestie aufzuhalten. Sie waren immun gegen die feurigen Angriffe des Kernhundes und für einen Augenblick sah es aus, als könnten die schwarzgeschuppten Gestalten den Ausgang der Schlacht wenden. Die Bestie schwankte merklich unter ihren Angriffen und blutete bereits aus mehreren Wunden. Da fuhr auf einmal ein Windstoß unter die Drachenbruten und Blitze zuckten aus einer schwarzen Wolke, die sich unter der Decke der Halle gesammelt hatte. Verstört verstreuten sich die Drachenbruten, um aus der Reichweite des Zaubers zu kommen, was die meisten von ihnen das Leben kostete, als sie von dem stürzenden Kernhund gegen die Wandgedrückt und unter ihm zerquetscht wurden.

Die Bestie heulte auf, als eine gekrümmte Klinge in sein Bein geschlagen wurde. Die Waffe wurde mit solcher Wucht geführt, dass sie dem Kernhund die Kniescheibe zertrümmerte und Teile der dicken Haut einfach wegriss. Heißes Blut schoss aus der Wunde hervor und badete den Angreifer in einem Schwall kochenden Rots.

„Zzzurück Bestie!“, zischte der neu erschienene Kämpfer. „Wachen, bindet ihn! Und findet mir diese Eindringlinge!“
 


 

Magenta starrt mit weit aufgerissenen Augen auf die gigantische Drachenbrut, die soeben fauchend und Befehle zischend am anderen Ende der Halle aufgetaucht war. Sie überragte die anderen Drachenbruten um mehr als Haupteslänge und war einem Drachen ähnlicher als der Rest ihrer Artgenossen. Dicke Muskelstränge spielten unter der von orangefarbenden und dunkelbraunen Schuppen bedeckten Haut, während sie einen riesigen Krummsäbel herumwirbelte, auf dessen Schneide drachische Runen aufflammten. Auf dem Rücken der Kreatur entfaltete sich ein Paar ausladender, lederner Schwingen und auf ihrem breiten Drachenschädel prangten zwei spitze, gekrümmte Hörner. Zwischen den Flügeln trug sie an einem von einem Drachenbrutschädel gekrönten Stab ein Banner: ein roter Berg mit einem Flammenkranz auf orangem Grund, das Klanzeichen der Blackroc-Orks.
 

„General Drakkisath.“, entfuhr es Schakal. „Er muss es sein.“
 

Trotz seiner gewaltigen Körpergröße, wirkte der General klein im Vergleich zu dem wild um sich beißenden Kernhund. Die Bestie schien durch den Lärm und die Schmerzen inzwischen vollkommen wahnsinnig geworden zu sein. Er tobte und raste, schleuderte orkische Wachen und auf ihn eindringende Drachenbruten zur Seite und stürzte sich mit einem hysterischen Heulen auf General Drakkisath.

Wie gebannt verfolgte Magenta den Kampf der beiden Giganten und wäre beinahe von einem Breitschwert in zwei Hälften geteilt worden. Im letzten Moment riss Abbefaria sie zur Seite und der grün schimmernde Stahl schlug eine handbreite Kerbe in die massive Steinwand.

Die angreifende Drachenbrut fauchte wütend und setzte zu einem erneuten Angriff an. Der Druide neben Magenta zögerte nicht. Zwischen seinen Händen formte sich ein grünes Licht, es raste direkt auf das Drachenwesen zu…und verging. Höhnisch zog die Drachenbrut die Mundwinkel in die Höhe.

„Netter Verssssuch, Sssterblicher.“

Magenta sandte einen Schattenblitz nach der grinsenden Kreatur, doch auch ihr Zauber verpuffte an der violetten Schuppenhaut der Drachenbrut.

„Ein Geschenk unseresss Meissstersss.“, zischelte die Drachenbrut. „Eure Zauber sssind wirkungssslosss. Und nun sssterbt.“

„Ein chromatischer Drache!“, rief Abbefaria. „Seht doch, sein Schuppenkleid! Es absorbiert unsere Magie.“

„Mag sein, dass ihm das gegen diesen magischen Schnickschnack hilft.“, knurrte Schakal. „Aber wir wollen doch mal sehen, ob er es auch schafft, massiven Stahl zu absorbieren.“
 

Der Schurke duckte sich unter einer Attacke eines Orks hinweg, der jetzt ebenfalls mit neu gefasstem Mut auf die Abenteurer eindrang, sprang über den Schwertstreich der Drachenbrut hinweg, federte von deren breiter Klinge ab und rammte dem überraschten Halbdrachen sein Kurzschwert direkt unterhalb des Schädels in den ungeschützten Hals. Schwarzviolettes Blut spritzte aus der Wunde hervor und blendete den Zwerg. Der wild umher peitschende Arm der Drachenbrut erwischte ihn mit den spitzen Klauen und schleuderte ihn zu Boden. In Windeseile rollte Schakal sich unter den stampfenden Krallenpfoten weg und ging hinter einer Felssäule in Deckung. Die im Todeskampf wild um sich schlagende Drachenbrut durchbohrte mit ihrem Schwert den Ork und begrub ihn ihm Fallen unter sich. Der violette Leib bäumte sich noch einmal auf, dann lag die chromatische Wache still und das gurgelnde Zischen aus ihrer zerstörten Kehle erstarb.
 

In diesem Moment erschütterte ein zweifaches Gebrüll die steinerne Halle in ihren Grundfesten. General Drakkisath hatte seinen Krummsäbel direkt in die Schnauze des einen Bestienkopfes gestoßen und ein Schwall heißes Kernhundblut übergoss die triumphierend lachenden Drachenbrut. In Todesangst schnappte der zweite Kopf der Bestie nach dem Drachenbrutanführer und spie einen Schwall grellrote Lava gegen ihn. Unbeeindruckt zog General Drakkisath seine Waffe aus dem Schädel der Bestie, als er plötzlich wie vom Blitz getroffen zusammenfuhr und vor Schmerz aufbrüllte. Fauchend und den Kernhund völlig ignorierend begann er, die Krallen nach seinem Rücken auszufahren und sich wild um sich selbst zu drehen. Dabei fegte sein langer Schwanz sowohl Orks wie auch Drachenbruten, die ihm zur Hilfe eilen wollten, zur Seite.

Ein schrilles „Für Gnomeregan!“ schallte durch den Raum. Ein kleiner, orangefarbender Umriss löste sich vom Rücken des rasenden Generals und schoss direkt auf Magenta und ihre Freunde zu. Im letzten Moment öffnete sich ein weißes Tuch am Rücken des unfreiwilligen Fliegers, der daraufhin sanft zur Erde segelte. Es war eine kleine Gestalt, die Magenta kaum bis über das Knie ging. Sie war mit einem eigenartigen Anzug bekleidet und ihr Kopf steckte in einem großen, kugelförmigen Helm mit einem verglasten Sichtfenster. Dahinter grinste die Abenteurer ein fröhliches Gnomengesicht mit einem roten Schnauzbart an.

„Ein Gnom, ich hätte es wissen müssen.“, stöhnte Abbefaria auf.

„Finkle Einhorn, zu Ihren Diensten“, grüßte der Gnom. „Ich glaube, das hier ist das, weswegen ihr hergekommen seid.“

Der Gnom schwenkte eine Phiole mit einer schwarzroten Flüssigkeit. In der anderen Hand hielt er ein blutiges Messer.

„Das But von General Drakkisath.“, jubelte Magenta. „Wir haben es!“

„Wenn wir nicht zusehen, dass wir schleunigst von hier verschwinden, war ohnehin alles umsonst.“, brachte Schakal die Hexenmeisterin wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Schnell, mir nach!“
 


 


 

Abbefaria überlegte nicht lange und griff sich kurzerhand den immer noch vor sich hin feixenden Gnom. Mit dem zappelnden Finkle Einhorn unter dem Arm jagte er seinen Freunden nach, die bereits eine schmale Brücke über einen schwindelerregenden Abgrund zur Hälfte überquert hatten. Hinter ihnen hörte man General Drakkisath Befehle brüllen und gleich darauf stürmte eine Horde wütender Orks hinter ihm durch die Türöffnung. Ihre Schritte brachten die Brücke unter Abbefarias Füßen zum Beben und bei einem Blick in die Tiefe wäre der Druide fast gestolpert. Steine rutschten unter seinen Füßen weg und über den geländerlosen Rand in die Tiefe.

„Aufpassen!“, kreischte der Gnom in seinen Armen. „Ich hab doch nicht die ganze Zeit in diesem Biest überlebt, um jetzt auf ein paar schnöden Felsen zerschmettert zu werden.“

„Ruhig halten.“, fuhr Abbefaria seine lebendige Fracht an und hechtete unter einem Pfeilhagel hinweg durch einen Torbogen am gegenüberliegenden Ende der Brücke.

„Wir müssen die Brücke zerstören.“, schrie er gegen das Kriegsgebrüll der Orks an. „Habt ihr Sprengstoff dabei?

„Was? Sehe ich etwa aus wie ein Goblin.“ Finkle Einhorn schien ernsthaft beleidigt. „Jaaa, wenn ich meinen Lavagreifer noch hätte. Damit hätte ich Euch diese Brücke in Nullkommanichts demontiert. Aber den habe ich fallen lassen, als mich dieses Vieh erwischt hat.“

Abbefaria unterdrückte einen Fluch. „Dann weiter!“
 

Der Druide hastete durch die Gänge. Er hatte Magenta und Schakal aus den Augen verloren. Graue Felswände sprangen auf ihn zu, eine von ihnen sah aus wie die andere. Hinter ihm brüllte die Suchmannschaft der Orks und hatte er nicht eben auch Waffengeklirr von vorn gehört? War das ein Echo gewesen? Wohin musste er gehen?

Keuchend blieb er auf einer Kreuzung stehen. Vor ihm zweigten zwei Gänge ab, doch er hatte keine Ahnung, welchen von ihnen er nehmen musste. Schweiß brannte in seinen Augen. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Eine lähmende Beklemmung stieg seinen Brustkorb hinauf und legte sich auf sein Denken. Er musste sich beeilen.

„Bei allen hüpfenden Lepragnomen.“, stöhnte Finkle Einhorn. „Wenn ich hier raus bin, brauche ich dringend etwas zu rauchen und die liebevolle Behandlung einer kundigen Gnomenfrau. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“
 

Ein schriller Schrei zerriss die Luft. Er war aus dem linken Gang gekommen.

„Magenta!“

Finkle Einhorn sah ihn zweifelnd an. „Nein, ich glaube, so hieß sie nicht. Es war irgendwas mit O…“

Der Druide achtete nicht weiter auf den vor sich hin brabbelnden Gnom, klemmte ihn sich wieder unter den Arm und jagte den Gang entlang, aus dem der Schrei gekommen war. Augenblicke später traf er auf seine Freunde. Magenta hielt sich den Arm und zu ihren Füßen schwelten die Leichen von zwei schwarzgerüsteten Orks.

„Abbe!“

Er merkte kaum, wie Finkle Einhorn seinen Händen entglitt und er voranstürmte, um die Hexenmeisterin in seine Arme zu schließen. Eine hässliche Schnittwunde zog sich von ihrem Handgelenkt bis zum Ellenbogen. Leise flüsterte er Worte der Heilung in ihr Ohr und strich ihr beruhigend über den Rücken, während sie sich in seine Arme schmiegte.

„Du Idiot, wo warst du nur?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich glaubte dich verloren.“

„Ich dich auch.“

Schakal zog die Augenbrauen nach oben. „Herzergreifend. Aber wir haben keine Zeit. Die Häscher von Drakkisath sind uns dicht auf den Fersen.“
 

Abbefaria erkannte die Stelle wieder, an der sie standen. Es war der Abgrund, an dem sie den kleinen Drachen Awbee gefunden hatten. Finkle Einhorn stand auf der Stelle, an der der blaue Welpe gelegen hatte, und lugte neugierig in die Tiefe.

„Ganz schön hoch.“, stellte er fest. „Ohne einen Fallschirm wird das nichts. Ich hoffe, ihr habt alle einen dabei.“

Die drei Abenteurer starrten ihn an und Schakal schüttelte nur stumm den Kopf.

„Was denn, keine Fallschirme?“ Finkle Einhorn schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge. „Das ist wirklich die am schlechtesten geplante Rettungsaktion aller Zeiten, das muss ich schon sagen. Wahrscheinlich habt ihr auch kein Seil, keine Büroklammer und kein Kaugummi dabei, was? Nach Klebeband und Streusalz frage ich lieber gar nicht erst.“
 

Der Gnom warf noch einen Blick über den Rand hinweg, dann trat er zu Abbefaria, nahm die Hand des Druiden und schüttelte sie.

„Es war mir trotzdem eine große Ehre. Und vielen Dank dass Ihr mich aus dem Bauch dieser Bestie befreit habt. Hier, nehmt mein Kürschnermesser als Lohn dafür. Es ist wirklich ein ganz außerordentlich schönes Messer, also gebt gut darauf Acht.“

Abbefaria starrte auf das blutbeschmierte Messer in seinen Händen und war sprachlos.

„Jetzt wo Ihr es sagt.“, meinte Schakal, während Finkle Einhorn sich auch von ihm verabschiedete. „Wie seid Ihr eigentlich da heraus gekommen?“

„Oh, das war ganz einfach.“, lachte der Gnom. „Nachdem der Kernhund derart viele der Orks verspeist hatte, bin ich über ihre Leichen hinweg nach oben geklettert, habe mich dort gut festgehalten und als General Drakkisath in Reichweite kam, bin ich gesprungen.“

„Unglaublich.“, murmelte Magenta, als der Gnom auch ihre Hand schüttelte. „Aber wo wollt Ihr denn jetzt hin?“

„Oh, ich habe da unten einen Lavastrom entdeckt. Mit ein wenig Glück, lande ich mit meinem Fallschirm genau dort drin und kann nach draußen schwimmen. Ihr versteht sicher, dass ich Euch anhand der auf Euch zukommenden Schwierigkeiten gerne mitgenommen hätte, aber Ihr habt ja keinen Lavaschutzanzug. Und keine Fallschirme. Daher jetzt, Adieu, meine Freunde, und lasst euch nicht von den Drachen beißen.“

Mit diesen Worten trat er an den Rand des Abgrunds, winkte ihnen noch einmal zu und war verschwunden. Magenta wollte schon nach vorn eilen, doch Abbefaria hielt sie zurück. Die Geräusche der herannahenden Wachen waren merklich lauter geworden und es konnte nicht mehr lange dauern, bis die sie hetzende Meute sie hier fand.

Sie wählten einen der Gänge, der sie von der ungeschützten Plattform wegbrachte. Abbefaria meinte ihn als denjenigen wiederzuerkennen, durch den sie hergekommen waren. Als sie jedoch auf eine breite Brüstung traten, war er sich nicht mehr so sicher.
 

„Wohin jetzt?“, fragte der Nachtelf an den Zwerg gewandt.

„Ich habe keine Ahnung.“, gab der zu und zuckte die Schultern. „Dieser Gang dort ist verschüttet, dort geht es zu einer Halle, in der Dutzende von Orkkriegern…“

Die Worte des Schurken gingen im gellenden Ruf eines Kriegshorns unter. Schlachtgebrüll antwortete ihm ganz in ihrer Nähe. Die Orks schlugen Alarm. Erschrocken sahen die drei Abenteurer sich an.

„Sie kommen!“ Magentas Stimme überschlug sich. „Lauft!“

Die Hexenmeisterin riss sich von Abbefarias Hand los und lief geradeswegs in den Gang zurück, aus dem sie gekommen waren. In letzter Sekunde erwischte er sie und riss sie zurück.

„Halt, du läufst in die falsche Richtung.“

„Nein. Dort gibt es noch einen weiteren Gang. Kommt!“
 

Der Boden unter Abbefarias Füßen flog regelrecht vorbei, graue Steine, Geröll, tote Wachen, während das Gebrüll und das Geräusch von Schritten um sie herum immer lauter wurde. Dann schwenkte die Hexenmeisterin nach links

„Hier entlang!“
 

Vor ihnen lang ein großes, schmiedeeisernes Tor, durch das Magenta ohne anzuhalten hindurch stürmte. Abbefaria wollte sie aufhalten, doch da tauchten am anderen Ende des Ganges die ersten Verfolger auf. Unter ihnen befand sich die zweite der chromatischen Drachenbruten, die General Drakkisaths Leibwache gebildet hatten. Die Drachenbrut zischte wütend und die Orks an ihrer Seite stürmten mit donnerndem Kriegsgebrüll voran.
 

Der Anblick der heranrasenden Kohorte brachte den Ausschlag. Ohne weiter darüber nachzudenken, warum dieser Gang sich ihnen gerade jetzt auftat und warum dahinter kein einziger Krieger befand, stürzte Abbefaria hindurch und hetzte in langen Sätzen hinter Magenta her, die bereits einen guten Teil der hinter dem Tor liegenden Halle durchquert hatte und auf einen Rettung versprechenden, schmalen Gang zu hielt. Er überholte Schakal und wollte dem Freund gerade zurufen, dass er sich beeilen sollte, als plötzlich das Tor auf der anderen Seite der Halle mit einem Donnerschlag nach unten raste. Fast im selben Moment rasselte auch hinter ihnen das eiserne Tor nach unten.

„Was zum…“, begann Schakal. „Eine Falle!“

„Magenta!“ Abbefaria sah das fassungslose Entsetzen auf dem Gesicht seiner Geliebten, als sie sich zu ihm herum drehte.

„Es…es tut mir leid.“, stammelte sie. „Das hab ich nicht gewusst.“
 

„Ah, es sieht so aus, als wären unsere Gäste eingetroffen. Willkommen Sterbliche.“

Die Stimme mit dem angenehmen Timbre kam von irgendwo oberhalb. Abbefaria sah hinauf und erblickte auf den Rängen über ihnen grinsende Orks, hämisch zischende Drachenbruten und schließlich einen Mann, der inmitten all der brutalen Gestalten wie ein Fremdkörper wirkte. Seine wohlgeformten Züge mit dem sorgsam gestutzten, schwarzen Bart, die hochgewachsene, schlanke Gestalt und die galante Geste, mit der er sich zu den drei Abenteurern hinab verbeugte, ließen in ihm einen Gastgeber zu einer eleganten Soiree vermuten. Der Flammenkranz, der wie eine Krone über seinem Kopf schwebte und die kostbar aussehenden, blauschwarzen Rüstung gab ihm gar ein hochherrschaftliches Erscheinungsbild. Der Eindruck war jedoch getrübt, nicht zuletzt durch den riesigen, einäugigen Ork der neben ihm stand und die Besucher voller Hass musterte.
 

„Ich muss zugeben, ich zolle Euch Respekt.“, sagte der Mann und applaudierte höflich ein oder zwei Mal, bevor er die Hände wieder sinken ließ. „Ihr wart ein unterhaltsames Spektakel. Doch jetzt habe ich genug davon, dass ihr hier herumlauft und meine Truppen in Aufruhr versetzt. Noch dazu habt ihr einige meiner kostbaren Welpen auf dem Gewissssen.“

Die Stimme des Mannes war zum Schluss wie ein Peitschenschlag gewesen. Abbefaria glaubte zu sehen, wie die Züge des Menschen sich veränderten, reptiliengleich wurden, nur um kurz darauf wieder zu ihrem Ursprung zurückzukehren. Damit bestand für ihn kein Zweifel mehr. Sie standen vor Lord Nefarius höchstpersönlich.
 

Der Mann lächelte jetzt. Ein Anblick, der kleine Kinder dazu gebracht hätte, schreiend unter den Rock ihrer Mutter zu kriechen. „Doch jetzt ist Schluss damit, denn Euer Leben endet hier in dieser Arena. Aber tröstet Euch, kein Tropfen Eures Blutes wird vergeudet werden. Kommt, meine Kinder, es ist Zeit zu fressen.“

Lord Nefarius machte eine Geste in Richtung des zweiten Tors, das sich mit einem schweren, metallenen Geräusch nach oben hob. Dahinter kamen Dutzende von chromatischen Drachen zum Vorschein. Viele von ihnen noch Welpen, die Schuppenhaut mit der ungesunden, violetten Farbe noch dünn und nachgiebig. Drachenbruten waren darunter, allerdings schwächer und weniger groß als jene, die General Drakkisath zur Seite gestanden hatten. Hinter ihnen kamen Orks. Sie trieben die Drachen mit Stangen und Fackeln vorwärts, bis diese ihre Beute erspähten und von allein fauchend und zischend näher kamen.

Unbewusst drängten sich die Abenteurer zusammen und wichen langsam in den abseits gelegeneren Teil der Arena aus. Abbefaria hatte den Arm um Magenta gelegt. Von oben hörte man Schreie und Pfiffe. Einige der Zuschauer machten sich offensichtlich über sie lustig, während andere mit grölenden Gesängen das bevorstehende Blutbad lobpreisten.
 

„Wir sitzen ganz schön in der Klemme.“, murmelte Schakal. „Gegen ein paar von denen könnten wir ja vielleicht noch bestehen, aber gegen diese Massen? Sie werden uns in der Luft zerreißen.“

„Sie sind nicht gesund.“, stellte Abbefaria fest. Viele der Welpen waren unsicher in ihrem Flug, einige schwankten und taumelten, andere krochen fiepend auf dem Boden herum.

„Und das hilft uns jetzt wie?“, grollte Schakal. „Um hier heraus zukommen, brauchen wir ein Wunder.“

„Oder Hilfe.“, entgegnete Magenta und hob ihre Hand.

Abbefaria sah, was sie vorhatten, und schüttelte den Kopf. „Das dürfen wir nicht. Es ist zu riskant.“

„Welche Wahl haben wir denn noch?“, fragte die Hexenmeisterin. „Es ist der einzige Ausweg.“

Abbefaria schüttelte wieder den Kopf. Irgendetwas an diesem Plan war ganz und gar falsch. Er verstand, dass es sein musste, doch er hatte das Gefühl, dass sie mit diesem Schritt alles nur noch schlimmer machen würden.
 

„Ja, meine Kinder! Kommt und labt Euch an Ihren Seelen.“ Lord Nefarius war offensichtlich entzückt über das, was er sah. Er hatte die Arme ausgebreitet und ein Lächeln, das breiter war, als ein menschliches Gesicht es eigentlich zuließ, lag auf seinen Zügen. „Und wo ihr gerade dabei seid: Tötet die in dem Kleid zuerst. Ich will sehen, wie das Licht in ihren Augen bricht.“
 

„NEIN!“

Ohne zu überlegen warf sich Abbefaria nach vorn, sein Körper veränderte sich und eine schwarze Raubkatze stürzte sich mit tödlich ausgestreckten Krallen auf die erste Reihe der chromatischen Drachen. Wie von Sinnen biss und kratzte er, schlug seine Fänge in Schuppen und Lederhaut, fauchte und brüllte. Sie durften Magenta nicht bekommen.

Ein Schlag traf ihn am Kopf und durch die verschwimmende Sicht sah er das graue Gesicht eines Orks vor sich. Der Krieger holte erneut aus und wollte gerade den Griff seines Schwertes in Abbefarias Schnauze rammen, als ein gewaltiger Windstoß den Ork erfasste und mit sich fort trug. Kreischend taumelten chromatische Welpen an ihm vorbei und chromatische Drachenbruten flohen in heller Panik vor etwas, das jetzt einen großen Teil der Arena einnahm. Abbefaria sah etwas Rotes in seinem Augenwinkel und wusste, was passiert war. Magenta hatte den Ring benutzt.
 


 


 

„Du Mörder!“ Magentas Gesicht war verzerrt und sie reckte die geballte Faust in Richtung des arroganten Irren, der über ihr auf der Brüstung balancierte. „Dafür wirst du bezahlen! Vaelan hilf uns!“

Sie drehte sich hilfesuchend um, doch anstatt des rothaarigen Mannes stand der rote Drache in seiner wahren Gestalt vor ihnen. Allerdings stimmte irgendetwas nicht, denn sein Körper war merkwürdig durchscheinend und sein Reptiliengesicht schmerzverzerrt.

„Was habt Ihr getan, Sterbliche?“, keuchte er. Seine Bewegungen waren mühsam und schienen ihn unendlich viel Kraft kosten.

„Oh, sie können nichts dafür, lieber Vaelan.“, säuselte Lord Nefarius. „Oder sollte ich dich lieber bei deinem wahren Namen nennen: Vaelastrasz!“

„Nefarian!“ Die Stimme des roten Drachen war jetzt kräftig wie eh und je und Magenta hörte die gerechte Wut darin aufflammen. „Lass sie gehen, sie haben dir nichts getan.“

„Haben sie nicht?“ Lord Nefarius/Nefarian schien das Spiel, das er spielte, immer noch amüsant zu finden. „Lass mal sehen: Sie dringen in mein Reich ein, töten Dutzende meiner getreuen Wächter, vernichten Teile meiner Brut, bringen mich um eines meiner kostbarsten Forschungsobjekte und verletzten schlussendlich einen meiner Generäle. Sag mir selbst, ob dies nicht eine einigermaßen erquickliche Anklageliste ist.“

Der dunkelhaarige Adlige war jetzt direkt vor Vaelastrasz‘ Schnauze stehengeblieben, so dass er sich mit dem Drachen auf einer Augenhöhe befand. „Aber ich muss sagen, sie haben auch ein sehr artiges Gastgeschenk mitgebracht. Der Spion, der seit Monaten meine Versuche ihn zu fassen vereitelt, hier gefangen in meinem magischen Netz. Du wirst sicherlich bemerkt haben, dass du sich nicht bewegen kannst, ja? Gut. Dasss macht die Sache leichter.“
 

Die Züge des Lords veränderten sich, wurden schlangenhaft und an die Stelle seiner Pupillen traten schmale Schlitze. Er zischte zwischen spitzen Zähnen hindurch: „Noch dazu ein Kind der Lebenssssbinderin. Die gute, alte Alexssstrasza hätte sich bestimmt nicht träumen lasssen, dass ich einmal Hand an einen ihrer Sssöhne legen würde. Doch nun lasst unssss sehen, wasss ein Prinz des Roten Schwarmsss für Geheimnisse für unsss bereit hält.”
 

Nefarian hob die Hand und ein Strahl schwarzvioletter Magie bohrte sich in den Leib des roten Drachen. Der schrie gepeinigt auf und warf den gehörnten Kopf hin und her. Seine Krallen schabten den Arenaboden auf und zerstörten die massiven Steinplatten, sein Schweif peitschte gegen die steinernen Wände, so dass die Zuschauer von den Rängen flohen, als Felsbrocken von der Decke regneten.

„Du wirst nicht gewinnen.“, brüllte Vaelastrasz. Er öffnete das Maul und spie Nefarian eine Feuerlohe entgegen.

Der schwarzhaarige Mann brachte sich mit einem schier unmöglichen Sprung in Sicherheit und lachte. „Du versuchssst mich mit Feuer zu bekämpfen? Törichter Narr! Wir baden in Magma und schwimmen in flüssssigem Feuer, ohne auch nur die leiseste Verletzung davon zu tragen. Und jetzzzzt…wirsssst du leiden.“
 

Vaelastrasz brüllte vor Schmerz, als ihn die dunkle Flamme erneut traf. Magenta schrie auf, als seine Pranke direkt neben ihr zu Boden krachte und Teile der Wand zum Einsturz brachte. Ihr Blick irrte zu Abbefaria, der immer noch bewegungslos am Boden lag. Sie musste an Awbee und all die anderen Drachenwelpen denken, die durch die Hand dieses Mannes gestorben waren und fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Wie viel Leid wollte er noch über diese Welt bringen? Ohne zu überlegen sandte sie einen Zauber direkt auf den Herren des Blackrocks und traf zu ihrer Verwunderung sogar. Zu ihrer und der von Lord Nefarius.

„Wasssss…?“

Der Herr des Blackrocks verlor für einen Moment die Beherrschung über seine Gestalt und einen Herzschlag lang flackerte das Bild eines monströsen, schwarzen Drachen vor Magentas Augen auf. Doch schon gewann er wieder die Oberhand und fuhr fauchend zu Magenta herum.

„Du wagssst es, mich anzugreifen? DAS KANN NICHT SSSSEIN! Rend, kümmere dich um diesesss Insekt!“

Der Ork neben Nefarian griff nach seinem Schwert. „Wir Ihr wünscht, mein Lord. Ich werde ihnen das Rückgrat mit bloßen Händen herausreißen.“

„MEINE KINDER!“, gellte der Schrei des Lords weiter durch die Arena. „Kommt zurück und kämpft oder ich werde mir mit eurer Haut die Schuhe neu besohlen. Zwingt mich nicht dazu! Vernichtet die Eindringlinge!“
 

Die chromatischen Drachen zögerten nicht, dem Befehl ihres Meisters nachzukommen. Zischend und fauchend stürzten sie sich wieder in die Schlacht. Magenta warf sich schützend vor Abbefaria und schlug mit der bloßen Faust nach einem der Drachenwelpen. Das Jungtier kreischte und öffnete sein Maul. Blaugefärbter Atem umwölkte Magenta und die Temperatur um sie herum sank schlagartig auf eisige Temperaturen.

„So ist es richtig.“, johlte Lord Nefarius von seinem Ehrenplatz aus. „Benutzt den Eisatem!“

„Schakal!“

Magenta blickte sich um, konnte den Zwerg jedoch nirgends entdecken. Dafür konnte sie die Gestalt des einäugigen Kriegsherren der Blackrock-Orks ausmachen. Rend Blackhand hatte ebenfalls die Arena betreten… auf dem Rücken einen chromatischen Wyrms. Die Bestie brüllte und schüttelte ihren hässlichen, schlangenartigen Kopf. Dann breitete sie die Flügel aus und erhob sich samt dem Ork auf ihrem Rücken in die Höhe. Sie durchschnitt die Luft und hielt direkt auf Magenta und den am Boden liegenden Nachtelfen zu.

„Vorwärts, Gyth!“, schmetterte Rend Blackhand auf seinem Rücken. „Reiß sie in Stücke!“

„Nicht so schnell, Bursche!“

Schakal, der von allen unbemerkt an einer der zerstörten Wände empor geklettert war, hatte seine zwei Kurzschwerter gepackt und warf sich todesmutig auf den Ork und sein Reittier. Er hatte jedoch nicht mit der Wendigkeit des Drachen gerechnet. Der ihm mit einem schnellen Flügelschlag auswich. Der Sprung des Zwergs ging fehl und er schlug mit einem erstickten Laut auf dem Arenaboden auf. Die Waffen entglitten seinen Händen und fielen klappernd zu Boden. Mit einem schrillen Aufschrei wendete der chromatische Wyrm und stürzte sich mit ausgebreiteten Krallen und aufgerissenem Maul auf sein Opfer.
 

Ein gigantischer Schatten schob sich zwischen Gyth und die drei Abenteurer. Vaelastrasz schirmte sie mit seinem Körper ab.

„Schnell, Helden!“, schnaubte er und sein Atem ging rasselnd. „Ihr müsst fliehen! Ich werde Euch ein Portal öffnen, das Euch von hier fortbringt.“

„Nein!“ Magenta konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Es sind zu viele, wir müssen…“

Überleben!“, fiel der rote Drachen ihr ins Wort. „Fangen sie Euch, war alles umsonst.“

Er hob eine Pfote und direkt neben Magenta und ihren Freunden erschien ein wabernder Lichtkreis in der Luft. „Geht jetzt! Ich weiß nicht, wie lange ich sie aufhalten kann.“
 

Der große, rote Drache erzitterte, als Nefarian erneut einen Zauber in seinen Rücken jagte. Die mächtigen Flügel entfalteten sich reflexartig und sein Schwanz fegte Orks und chromatische Drachenbruten beiseite.

„Schnell, jetzt! GEHTT! GEHORCHT MIR!“

Die zuschnappende Schnauze des roten Giganten verfehlte Magenta um mehrere Meter. Trotzdem war die Warnung der Geste unmissverständlich. Mit vereinten Kräften packten Magenta und Schakal den bewusstlosen Abbefaria und schleiften ihn zu dem magischen Portal.
 

Ein Wirbel aus Farben und Formen erfasste sie und zog sie hinfort von den Schrecken der chromatischen Drachen und ihrem wahnsinnigen Schöpfer. Magenta klammerte sich an Schakal, während die Welt um sie herum auf den Kopf gestellt wurde. Ein Brüllen voller Agonie und Pein hallte hinter ihnen her durch die Dimensionen und Magentas Herz zog sich bei dem Klang zusammen.
 


 

Die Landung auf dem felsigen Boden der Sengenden Schlucht war hart. Haltlos kullerten die drei Reisenden über den Boden, wirbelten Asche auf und blieben schließlich erschöpft auf dem glühend heißen Boden liegen.

In Magentas Ohren erklang immer noch das schreckliche Brüllen des roten Drachen und sie ahnte, dass er den Kampf gegen Nefarian und seine Truppen nicht überleben würde. Ein sinnloses Opfer, an dem sie allein die Schuld trug. Ihre Augen brannten und sie spürte ein beklemmendes Würgen in ihrem Hals. Etwas Nasses lief über ihre Wange und hinterließ eine graue Spur auf ihrer verstaubten Haut. Am liebsten hätte sie sich in einer Ecke zusammengerollt und gewartet, dass alles vorbei war.

„Magenta?“ Schakal stand etwas wackelig neben der Hexenmeisterin und sah auf sie herab. „Alles in Ordnung?“

Nichts aber auch gar nichts war in Ordnung. Trotzdem nickte Magenta und rappelte sich vorsichtig auf. Wie durch ein Wunder war sie bis auf ein paar Prellungen und Schürfwunden unverletzt geblieben.

„Abbe!“ Die Hexenmeisterin stürzte zu dem immer noch bewusstlosen Druiden und sog scharf die Luft ein. An seiner Schläfe prangte eine breite Platzwunde und geronnenes Blut bedeckte die Hälfte seines Gesichts.

Schakal legte zwei Finger an den Hals des Nachtelfen und nickte. „Keine Angst, der wird schon wieder. Seinem Puls geht es zumindest prima.“

„Oh Schakal.“ Magenta sah den Zwerg an. Er hielt seinen Arm angewinkelt und sein Bart war angesengt und löcherig. Eine Tatsache, die den Zwerg mit größtem Entsetzen erfüllte, als er es bemerkte.

„Verdammte Drachenviecher.“, schimpfte er. „Das dauert doch Jahre, bis das wieder nachgewachsen ist.“

Magenta fühlte, dass ihre Mundwinkel zuckten. Am liebsten hätte die den Zwerg umarmt, nahm jedoch anhand seiner Verletzung von dem Gedanken Abstand. Stattdessen ergriff sie Abbefarias Hand und drückte sie fest.

Der Zwerg warf ihr einen augenbrauenvollen Blick zu. „Siehst du, so gefällt mir das schon besser. Ich kann Frauen einfach nicht weinen sehen.“

„Was machen wir jetzt?“, fragte Magenta und sah zum dem gewaltigen, drohenden Schatten des Blackrocks empor. Irgendwo dort drinnen lag jetzt…Magenta verbot sich jeden weiteren Gedanken daran. Sie ignorierte auch das Zischen der fernen Schmiedefeuer der Dunkeleisenzwerge, die ständig nur einen Namen zu flüstern schienen: Vaelastrasz.
 

„Wir müssen nach Kalimdor.“

Magenta schrak zusammen, als Abbefaria sich neben ihr zu regen begann. Der Druide schlug die leuchtenden Augen auf und sah sie an.

„Das Drachenfeueramulett.“, flüsterte er. „Wir müssen jemanden finden, der es repariert. Einen Drachen, der bereit ist, uns zuzuhören.“

Anstatt weiter zu sprechen, griff Abbefaria zu dem kleinen Beutel an seinem Gürtel und zog etwas daraus hervor. Wie ein Stück leuchtendes, blaues Eis lag es in seiner Hand. Awbees Schuppe.

„Haleh, die Matriarchin des blauen Drachenschwarms.“, rief Schakal aus. „Natürlich! Wir werden sie um Hilfe bitten. Anhand dessen, was Nefarian ihren Kindern angetan hat, wird sie bereit sein, uns zu helfen.“

„Kannst du denn reisen?“ Magenta sah Abbefaria voller Zuneigung an, als der Druide die Hand hob und ihr damit sanft über die Wange strich.

„Ich weiß nicht, ob ich es kann, aber ich muss.“, antwortete er leise. „Du hast Vaelastrassz doch gehört: Die Zeit ist gekommen, sich zu entscheiden zwischen dem, was einfach, und dem, was richtig ist. Sorgen wir dafür, dass die Welt von unserer Wahl nicht enttäuscht ist. Auf nach Winterspring.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maginisha
2011-10-05T03:51:39+00:00 05.10.2011 05:51
Für die Düsterheit könnt ihr euch bei Markus Heitz bedanken. Ich lese gerade seine "Legenden der Albae" und fürchte, das färbt irgendwie ab. Aber vielleicht finde ich ja für´s nächste Kapitel etwas leichteren Lesestoff. ^_~
Von: abgemeldet
2011-10-01T14:36:30+00:00 01.10.2011 16:36
Sowas in der Richtung wollte ich auch schreiben. :)
Fands wie immer super und freu mich schon aufs nächste Kapitel. :)
Und ja, ich hab mich mal hier angemeldet, damit ichs mal direkt bewerten kann. ;)

Von:  darkfiredragon
2011-09-27T08:28:39+00:00 27.09.2011 10:28
Ach, dafür dass du solche Szenen nicht leiden kannst sind sie doch super geworden - genau wie das ganze Kapi^^ Es is zwar alles in allem düsterer geworden aber es gibt immer noch viele Augenblicke die einen zumindest schmunzeln lassen müssen ;)
Mein Kompliment!
Bis zum nächsten Mal


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