L'Amour Immortel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Frischfleisch. ------------------------- Der Raum platzte beinahe schon vor sexueller Spannung und Rauch – viel Rauch! André sah sich belustigt um. Hierher kamen wohlwollende Männer, die es satt hatten, der Gentleman zu sein. Es gab Betten, auf denen wahrscheinlich schon mehr Kinder gezeugt worden waren, als in dem Bett Andrés Vaters. Bei dem Gedanken musste André hämisch grinsen. Sein Vater hatte schon viele Nachkommen gehabt, jedoch hatten nur André und sein Halbbruder Raoul überlebt. Vampirkinder waren ja so verletzlich! Die Mutter musste eine starke Menschenfrau sein, die jedoch trotz all ihren guten Vorraussetzungen als Mutter sterben würde, und nicht gerade schmerzempfindlich. Denn die Geburt eines Vampirs war das Schlimmste, was man einer Frau antun konnte – und dann waren Vampirkinder auch immer so verdammt hässlich! Das Phantom der Oper wäre nichts gegen ein lebendiges Vampirkind. Keine Nase, wässrige Augen, blasse Haut, die hin und wieder abfiel, und – das Schlimmste – Gestank! Wie verfaulte Eier oder eine ein Jahr alte Leiche. Aber zum Glück starben die meisten schon nach einigen Stunden – entweder sie würden platzen oder ihre Haut würde so sehr abfallen, dass sie nur noch aus Knochen beständen! Doch nach dem ersten Tag wären die Neugeborenen dann wirkliche Unsterbliche. André schüttelte es leicht als er sich vorstellen musste, wie wohl er ausgesehen haben musste. Er fuhr sich durch die schwarzen Haare und sah sich weiter um. Einige betrunkene Männer sangen irgendein Volkslied: »So komm, meine Schönheit! Zeig mir deine Bierkrüge und ich werde so gehorsam sein wie ein Hündchen!« Die Szene wirkte wie ein Wettbewerb – wer am lautesten Grölen konnte und gleichzeitig sein Bier am weitesten verschütten konnte! Lächerlich! Er war nicht hergekommen um sich voll zu dröhnen – sein Hunger brachte ihn um den Verstand! Seine Fangzähne waren ausgefahren und seine Augen so dunkel wie die Nacht – was zum Glück bei dem dunklem Licht nicht auffiel! Der Hunger nahm ihm die Sicht, vernebelte seine Sinne, und ließ die Menschen wie rote Strichmännchen aussehen. Aber am Schlimmsten war immer noch das Kribbeln auf seiner Haut, so als würde er jeden Moment in Stücke zerrissen werden. Es war einfach unerträglich, dieser Hunger! Mit einem Mal drückte etwas Schweres auf seine Schulter und er blickte in traurige, smaragdgrüne Augen. »So ein edler Gentleman …«, girrte die Frau und zeigte ihre Zähne. Sofort wurde der Schmerz schlimmer. »Soll ich Ihnen Gesellschaft leisten?« »Ich bin kein besonderer Menschenfan«, murmelte André und drehte sich zu der Frau um. Sie schwankte leicht und musste sich an ihm stützen. Etwas belustigt musterte er sie. »Aber du riechst einfach zu gut, meine Liebe!« Die Frau lächelte zufrieden und ließ ihre braunen Haare nach hinten fallen. Ihr Kleid war schon etwas schmutzig, jedoch trotzdem fast genauso grün wie ihre Augen, und hatte einen tiefen Ausschnitt. Sie war zierlich und wirkte wie ein Mensch, der seine Trauer und Probleme in Sex und Alkohol ertrank. Normalerweise trank er nicht von Dirnen, doch dieses Mädchen hatte eine Unschuld an sich, die ihn faszinierte. Prüfend strich er ihr über die heiße Wange. Er konnte mit den Fingerspitzen das Pochen des Blutes unter ihrer Haut erfühlen und ließ die Hand etwas schmerzerfüllt wieder sinken. »Was treibt dich in eine Gasse wie diese?«, fragte er und machte sich gar nicht die Mühe, das Nuscheln in seiner Stimme zu vertuschen. Das Siezen ließ er auch sein – er war kein Gentleman; er war ein Monster! Und ein Monster konnte tun und lassen, was es wollte! Zuerst schrak die Frau zurück, schüttelte dann jedoch verführerisch lächelnd den Kopf. »Das Gleiche, was dich hierher führt«, flüsterte sie und strich über seinen Arm. »Lust, Liebe und Leidenschaft.« André lachte kurz auf und hielt ihre Hand, mit der sie ihn mit ihren pulsierenden Adern angefasst hatte, fest umklammert. »Falsche Antwort!« Das Mädchen wehrte sich gegen seinen Griff, doch er zeigte keine Regung und lief langsam mit ihr weiter in die Dunkelheit, in ein Hinterzimmer. »Soll ich dich retten, Mädchen?« »Was zum -?!« Er hielt ihr den Mund zu und schloss mit der einen Hand langsam die Holztür, ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen. »Ich kann dir helfen«, flüsterte er und sah wie ihre smaragdgrünen Augen in der Dunkelheit aufblitzten. »Ich kann dich von dieser grausamen Welt befreien! Mit mir an deiner Seite wird dir niemand Böses antun können.« André nahm seine Hand weg und umklammerte ihr Gesicht als er sie küsste. Ihre Lippen waren warm und schmeckten nach teurem Wein und Bier. Frischfleisch, dachte er erfreut. »Bitte, bitte, hilf mir«, flüsterte die Frau und schloss die Augen. André lächelte friedlich und fragte sich, ob er sie nicht doch vielleicht verwandeln sollte? Sie könnte ein kleiner Zeitvertreib für ihn werden und ihm dienen. »Ich hoffe, du magst Schmerzen«, murmelte er noch ehe er ihren Mund wieder verschloss, ihren Hals entblößte und die Augen schloss. Er liebte die Melodie eines schlagenden Herzens einfach! Dann biss er zu. Die Frau fing an zu zappeln, wurde aber nach jedem Schluck schwacher. Süß kitzelte das Blut seinen Gaumen und floss durch seine ausgetrocknete Kehle. André hatte schon viele Frauen gebissen, also wusste er genau, wie er seine Lippen legen musste, damit nichts auf den Boden lief. Nach einiger Zeit löste er sich von ihr und versiegelte die Wunde mit seiner Zunge. Die Frau hatte inzwischen die Augen geschlossen und bewegte nur ihre Lippen leicht. »Das wird jetzt wahrscheinlich am Anfang komisch schmecken …!«, murmelte er zur Vorsicht und entblößte sein Handgelenk. Er hatte kein Messer dabei, also musste er sich selbst in die Hand beißen und die Wunde dann an die Lippen der Frau führen. Langsam fing sie an zu schlucken während ihr Blut, gemischt mit seinem, aus Andrés Mund lief … Schmerzen. Unerträgliche Schmerzen. Das war der erste Gedanke, der sich zu ihr durchdrang. Danach kam die Kälte und die große Frage, wo sie war. Mit einem Mal ran eine Feuerflut durch ihre Adern und sie schrie auf. Das Schreien tat gut; dann wusste sie wenigstens, dass sie noch lebte. Es war komisch, aber sie konnte ihr Herz im eigenen Körper pulsieren hören. Dieses starke schnelle Pochen wurde jedoch mit der Zeit immer langsamer und langsamer bis es ganz aufhörte. []Herr, verschone mich!, dachte sie zitternd, jedoch geschah nichts. Außer, dass die Feuerfluten mit jedem Mal weniger und schneller wurden – und somit etwas erträglicher. In ihrem Kopf hörte sie Stimmen. »Maman, maman! Wann kommt Papa wieder?« … »Mein lieber Mann hat mir heute diese Kette geschenkt! Ist sie nicht wunderschön?« Die Stimmen wurden wieder mit diesem leisen Pochen vermischt. Doch dieses Mal war es nicht ihr Herz, welches schlug. Es waren viele; alle in weiter Ferne und doch so nah. »Wo … bin ich …?« Die Worte flossen wie Blut durch ihren Mund und sie spürte einen leichten Brechreiz. Ihre Augen wollten sich einfach nicht an dieses grelle Licht gewöhnen. »Guten Morgen, meine Schönheit!« Sie zuckte zusammen und krümmte sich wie ein Fisch. Ihr Körper vibrierte vor Schmerz. »Willkommen in meiner Welt!«, rief die Stimme weiter und hinterließ ein leises Echo in ihrem Kopf. »Keine Sorge, wenn du das hier trinkst, wird der Schmerz und das komische Gefühl in deinem Kopf vergehen!« Die Stimme – ein Mann – gab ihr etwas Rundes mit einer Flüssigkeit darin, die verdächtig nach Metall roch. Doch mit einem Mal mochte sie diesen Geruch und sie versuchte sich vorzustellen, wie es wohl schmecken würde … Kurzerhand ließ sie alles durch ihre Kehle laufen und schnurrte zufrieden wie eine Katze als der Schmerz aufhörte und sie endlich sah, wo sie war. Es war ein Keller, nur mit einer einzigen Glühbirne, die schwach flimmerte. Vor ihr stand der selbe Mann, den sie in der Kneipe getroffen hatte … »Was … hast du mit mir gemacht?«, fragte sie wimmernd und leckte sich über die Lippen. Sie wusste es eigentlich schon – das Getränk war Blut gewesen! Es gab nicht anderes, was so metallisch hätte schmecken können. Sie wollte es ausspucken, jedoch hatte sie schon alles ausgetrunken. Verwirrt musterte sie den Mann. »Ich dachte, du wolltest mir helfen …?«, fragte sie mit einer zitternden Stimme. Der Mann grinste und kniete sich zu ihr. »Mein Name ist André und wie du sicherlich schon bemerkt hast, bin ich ein Vampir!«, sagte er und strich mit der Fingerspitze über ihre Wange. Er war eiskalt. »Und ich habe dir geholfen!« Er küsste sie kurz, fast genauso wie bei der Kneipe. Nur dieses Mal spürte sie das Pieksen seiner Fangzähne nicht mehr. Nach einiger Zeit löste er sich wieder. »Du gehörst jetzt mir!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)